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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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08.07.2006
 

Das Nasobem
Jedes Lexikon enthält bekanntlich einen Scherzeintrag, meist gut versteckt

Im Wahrig von 1999 konnte man "die Fräulein Krome" finden (unter "Synesis"), im neuen Wahrig steht die "Sternutationstheorie".
Der einzige Beleg im Internet stammt aus dem Wahrig selbst, denn von dort ist offenbar die Definition bezogen: "Theorie, wonach ein wiederkehrender Niesreiz auch durch außersinnl. Wahrnehmung ausgelöst werden kann".



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Kommentare zu »Das Nasobem«
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Kommentar von GL, verfaßt am 08.07.2006 um 12.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#4636

Unter WWW "Sternutationstheorie" existiert ein Ergebnis unter Fachwortkette im Elektronikforum - Versand Ersatzteile. Klickt man dieses an, landet man im Elektronikforum. Unter Service wiederum können Ersatzeile im Onlineshop für Haultsgeräte und Unterhaltungselektronik bestellt werden. Diese Ersatzteile kommen, wenn verfügbar, innert 48 Stunden zum Versand.

Was hat man unter Ersatzeile zu verstehen, etwa die schnelle Verfügbarkeit der benötigten Artikel? Und was zum Teufel mögen wohl Haultsgeräte nur sein?
 
 

Kommentar von R. H., verfaßt am 09.07.2006 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#4650

Liebe Frau GL, in dem Forum, in dem Sie da gelandet sind, findet sich ja eben der genannte einzige Beleg im Netz!
Handelt es sich bei Ihren Zeilen womöglich auch um einen Scherzbeitrag - oder machen Sie sich nur einen Jux? Ist das nun Konfusion - oder sind Sie lediglich verwirrt?
Ach, bei Ihnen bin ich mir nie sicher.
 
 

Kommentar von GL, verfaßt am 09.07.2006 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#4654

Sehr geehrter Herr Herter

Könnte es sein, mir aus falschen Motiven heraus eine solche Haltung zu unterstellen?

Gerne beliebe auch ich zu scherzen, in erster Linie, wenn Dummheit schwer erträglich und kaum zu überbieten ist. Jedoch gestatte ich einem unfeinen und ignoranten Menschen nicht, mir seine abweichende Meinung beibringen zu lassen. Anstatt auf meine zwei Fragen eine Antwort zu bekommen, präsentieren Sie sich unbeholfen und langweilen mich. Machen Sie mich nicht weiter ärgerlich und böse.

PS. Wie kommen Sie in der Anrede auf Liebe? Sie kennen mich ja gar nicht!
 
 

Kommentar von W.L., verfaßt am 09.07.2006 um 15.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#4655

»Have you ever heard of the term sternutation? It is something that happens to every person, but more often with people who suffer from allergies. It is the body's way of ridding the nasal passages of annoying intruders or irritants. Sternutation is simply a sneeze, or the act of sneezing.«

Könnten die Herren/Damen GL vs. Herter sich auf diese Lösung einigen? Auch auf unserern friedfertigen Seiten ist vor Verschnupftsein niemand gefeit - that happens to every person - besonders anfällig sind solche, die zu allergischen Reaktionen neigen. Es gibt aber keinen Grund, sich gegenseitig als intruders or irritants zu betrachten und hinausniesen zu wollen.

Näheres siehe hier.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 09.07.2006 um 17.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#4657

Zurück zum Gebrauch der Sprache. "Wie kommen Sie in der Anrede auf Liebe? Sie kennen mich ja gar nicht!" (GL, #4654) — Wie kommen wir auf "Sehr geehrt-"? Das stimmt doch schon fast gar nicht mehr; im Gegenteil, das Gegenteil ist meist am Werken, wenn wir z. B. in Sachen Rechtschreibung an die Vertreter unseres Volkes in der Regierung schreiben. "Liebe" ist hier in unserer Diskussion schon o.k. "Liebe" ist nun mal nicht für alle dasselbe, und irritieren sollte einen dieses Adjektiv in einer Anrede wirklich nicht, sehr geehrter Herr oder sehr geehrte Frau, je nachdem.
 
 

Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 10.07.2006 um 01.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#4668

Der umgekehrte Weg der Uebernahme scheint wahrscheinlicher: vom Netz ins Wörterbuch. Der neue Wahrig ist Mitte Juni 2006 erschienen, der Internet-Beleg hingegen datiert vom September 2005. - Aber vielleicht ja ist der Beiträger dieser kauzigen Theorie einer jener jungen Helfer, die das Buch mit zusammengebosselt haben? (Immerhin ist das Wort fachkundig geprägt: 'Sternutatio' bedeutet lt. Pschyrembel tatsächlich 'Niesen'.)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 10.07.2006 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#4671

Auch ich war nicht sicher, ob GL vielleicht einen Scherzbeitrag geschrieben hat bzw. ob der Beitrag ernst gemeint war. Übrigens auch wegen der zwei abschließenden Fragen, die mir rhetorisch vorkamen. Und die Sache mit der Sternutationstheorie kann einen schon verwirren, wenn man den Beleg oder die Belege für "Sternutation" ansieht: Gibt es das nun oder nicht? Herr Herter war also vermutlich verwirrt, ähnlich wie GL über den aufgefundenen Beleg, und da kann es schon mal passieren, daß man eine Anrede wählt, die nicht zu dem Angesprochenen paßt. Die Anrede "Liebe ..." sollte man aber nun wirklich nicht mit Ärger beantworten. Ein Mißverständnis gibt das andere. Übrigens zieht die Wahl eines Pseudonyms früher oder später das Ärgernis nach sich, daß ein Leser sich ein falsches Bild von dem Betreffenden macht. Das ist aber keine böse Absicht.

Zur Sternutation: Dieser überflüssige Begriff mag für sich allein definiert worden sein und ist vielleicht schon länger in der Welt. Aber daraus leitet sich noch keine "Sternutationstheorie" ab, nach der das Niesen auch durch "außersinnliche Wahrnehmung" ausgelöst werden kann. So etwas mag zwar ebenfalls vorkommen, ist aber ganz sicher nicht die Grundlage einer Theorie des Niesens. Auch die Beleglage spricht dafür, daß es sich bei dieser "Theorie" tatsächlich um einen Nihilartikel handelt, wie es Professor Ickler dargestellt hat.
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 10.07.2006 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#4672

Der Pschyrembel ist hierfür nicht der lauterste Zeuge: Seit Olims Zeiten findet sich dort der Scherzeintrag "Steinlaus". Vielleicht kam es hier zu einer witzigen redaktionellen Änderung.
 
 

Kommentar von Wikipedia, verfaßt am 11.07.2006 um 13.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#4704

Das Nasobem (Nasobema lyricum), ein Tier, das auf seinen Nasen einherschreitet, ist der Titelheld eines Gedichtes seines Schöpfers Christian Morgenstern, erschienen in den Galgenliedern:

Das Nasobem

Auf seinen Nasen schreitet
einher das Nasobēm,
von seinem Kind begleitet.
Es steht noch nicht im Brehm.
Es steht noch nicht im Meyer.
Und auch im Brockhaus nicht.
Es trat aus meiner Leyer
zum ersten Mal ans Licht.
Auf seinen Nasen schreitet
(wie schon gesagt) seitdem,
von seinem Kind begleitet,
einher das Nasobem.

Das Nasobem ist ein klassisches Beispiel der Literaturwissenschaft dafür geworden, wie eine übermütige Idee eines Dichters zahlreiche Folgeschriften hervor gerufen hat, denn inzwischen steht es als Nihilartikel auch in Meyer und Brockhaus.

Das Gedicht inspirierte auch den namhaften deutschen Zoologen Gerolf Steiner (unter dem Pseudonym Prof. Dr. Harald Stümpke) zum Buch Bau und Leben der Rhinogradentia, das seit 1957 in mehreren Nachdrucken im Gustav Fischer Verlag (jetzt Spektrum Akademischer Verlag) erschien. Die Nasobeme oder Nasenschreitlinge werden in Anatomie, Physiologie, Ethologie, Ökologie und Systematik ausführlich dargestellt. Dieses Buch zählt inzwischen zur Pflichtlektüre für jeden Zoologiestudenten.

Das imaginäre Tier wird folgendermaßen beschrieben: Artname: Nasobema procedens Mor. (von Stümpke zu den Rhinogradentia gestellt). Kennzeichen: Die vierhöckrige Nase, auf der das braun bis goldbraune, sehr scheue Tier sich fortbewegt, macht es unverkennbar. Augen: dunkel- bis nachtbraun, Ohren und Schwanz nach außen unsichtbar. Höhe bis 80 cm (davon die Höcker rd. 20 %). Vorkommen: Mitteleuropa, auf dem Grunde des Luftmeers, vorwiegend auf Wiesen, Fluren, Triften. Sehr selten geworden (ausgestorben?). Das letzte Exemplar seines nächsten Verwandten, des Nasobema ferox L., wurde 1914 im Oberen Lötschtal gewildert. Paart sich ganzjährig, jedoch setzt die Hinde immer im März. Das Kalb steht nach einer Stunde und kann nach einer weiteren die Mutter begleiten, die es bis zur Geschlechtsreife führt. Dämmerungsaktiv. Nahrung sind zumeist Asphodelen, doch nimmt es auch junge Tatzelwürmer auf. Keine natürlichen Feinde.

Letzte Spuren vom Nasobem sind an der mitteldeutschen Schleife gefunden worden (Rippach-Tal, an der A 9).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2006 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#4705

Stümpkes Buch über die Rhinogradentia hat einen Ehrenplatz in meiner Bibliothek. Es hat nur den kleinen Fehler, daß es zu lang geraten ist, sonst aber eine überaus belehrende Lektüre über diese eigenartigen Wesen, auch wegen der schönen Bilder.
 
 

Kommentar von rrbth, verfaßt am 28.07.2006 um 15.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#5088

Ha, da ist der Scherzeintrag aus dem neuesten DUDEN:

«voi|pen [...] (über
das Internet telefonieren); ich voipe; gevoipt
»

Das wurde mir von der Duden-Sprachberatung unter der Überschrift „Für Sie nachgeschlagen“ gerade triumfierend genewslettert.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.07.2006 um 16.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#5089

Schwerlich ein Scherzeintrag, denn das Wort ist, wenn auch meist in distanzierenden Anführungszeichen, schon vielfältig belegbar.
 
 

Kommentar von rrbth, verfaßt am 28.07.2006 um 17.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#5090

Belegbar, aber wo? LEO hat dafür jedenfalls keine Belege, und google gibt zwar (wertvolle) Hinweise, aber als Belegquelle für ein (Rechtschreib-)Wörterbuch taugt das meiner Meinung nach nicht.

Immerhin weiß ich jetzt, daß es einen neuen Diphthong im Deutschen gibt. Wie wird der denn ausgesprochen?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.07.2006 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=547#5091

Zum Beispiel hier.

oi wird wie oi ausgesprochen.
 
 

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