zurück zur Startseite Schrift & Rede, Forschungsgruppe dt. Sprache    FDS - In eigener Sache
Diskussionsforum Archiv Bücher & Aufsätze Verschiedenes Impressum      

Theodor Icklers Sprachtagebuch

Die neuesten Kommentare


Zum vorherigen / nächsten Tagebucheintrag

Zu den Kommentaren zu diesem Tagebucheintrag | einen Kommentar dazu schreiben


23.06.2006
 

Bohren und bähren
Viel Spaß bzw. Spass mit dem WAHRIG

Im blauen Kasten zu spät erfährt man, daß neben die Spätgebährende auch die spät Gebährende zulässig ist. Beim zweiten Partizip fällt das h aber wieder weg: der spät Geborene usw.

Unter Silhouette wird in einem Kasten gelehrt, daß "die Silbe [lu]" hier überraschenderweise mit lhou geschrieben wird. Im Wörterverzeichnis selbst zeigt aber die einzige Trennung, daß es sich gar nicht um die Silbe lu handelt, denn der Trennungsstrich steht hinter Sil.

So findet man fast auf jeder Seite etwas Schönes.



Diesen Beitrag drucken.

Kommentare zu »Bohren und bähren«
Kommentar schreiben | älteste Kommentare zuoberst anzeigen | nach oben

Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 26.07.2006 um 01.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4996

Auch bei den aus dem Englischen stammenden Fügungen vom Typ Adjektiv+Substantiv hat sich Duden nun in vielen Fällen für eine Variante entschieden. Die Systematik ist allerdings unvorhersehbar. Weggefallen sind die zusammengeschriebenen Varianten

Bigbusiness
Blackband
Blackpower
Blinddate
Compactdisc
Cooljazz
Electronicbusiness
Electroniccommerce
Functionalfood
Grandslam
Happyhour
Heavymetal
Highfidelity
Highsociety
Hotjazz
Irishcoffee
Irishstew
Jointventure
Minimalart
Missinglink
Multiplechoice...
Newage
Newlook
Openair
Openair...
Openend...
Payingguest
Publicrelations
Roundtable
Runninggag
Safersex
Softskill
Standingovations
Suddendeath
Topten
Yellowpress

Weggefallen sind anderseits aber die getrennt geschriebenen Varianten

Blue Jeans
Comic Strip
Free Style
Hard Cover
High School
High Tech

Die weitaus meisten weggefallenen Varianten sind natürlich nach wie vor im Band 5, 8. Auflage 2005 enthalten.

Bei den weiterhin in zwei Varianten aufgeführten Fügungen wechselt die Empfehlung munter zwischen getrennt und zusammengeschrieben hin und her:

Blackbox, Blackjack --- Big Band
Bluechip --- Common Sense
Coldcream --- Corned Beef
Darkroom --- Fair Play
Freeclimbing --- Fast Food
Harddisk, Hardrock --- Happy End
Highlife --- High-End-...
Hotdog, Hotpants, Hotspot --- High Heels
Primetime --- Short Story
Softcopy, Softdrink --- Slow Food
Softrock --- Small Cap
Wildcard --- Small Talk

 
 

Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 25.07.2006 um 12.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4983

Braindrain und Showbusiness sind im Duden gelb markiert, obwohl es gar keine Varianten (mehr) gibt. Ein Hinweis darauf, daß die genannten Varianten mit Bindestrich erst in letzter Minute und in großer Eile weggefallen sind.
 
 

Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 21.07.2006 um 15.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4919

Ein Vergleich mit Duden zeigt nun, daß sich die beiden Wörterbücher bei den mehrgliedrigen englischen Fügungen nicht abgestimmt haben. Wahrig führt, wie unten aufgelistet, zahlreiche Schreibungen mit Bindestrich nicht mehr auf. Bei Duden sind es nur

Braindrain
Cashflow
Diningroom
Jobsharing
Showbusiness
Stockcar
Talkshow
Tearoom
Timesharing


aber dafür zusätzlich bei:

Personalityshow
Swimmingpool


Im Falle von Braindrain und Jobsharing ist der Wegfall der Bindestrichvariante eher verwirrend, da gleichzeitig Brain-Trust und Job-Hopper auch mit Bindestrich aufgeführt sind.

Bei Floppy Disk hat Duden, wie schon zuvor Wahrig, die Variante in einem Wort wegfallen lassen. Die bei beiden aufgeführte Schreibweise Floppy Disc ist abwegig; die Fügung wird auch im Englischen floppy disk geschrieben.

Ärgerlich ist Tearoom. Das ist ein nur in der Schweiz gebräuchliches Wort, und dort schreiben sich schätzungsweise 99 von 100 Tea-Rooms eben Tea-Room. Es erinnert ein wenig an das Wegfallen von Décolleté und Négligé (herkömmlich noch als schweiz. Variante aufgeführt). Die Schweizer Orthographische Konferenz wird selbstverständlich in diesen wie in zahlreichen andern nicht oder nicht mehr oder als veraltet aufgeführten Formen (Apéritif, Crème, Début, Décharge, deplaciert, Eclat, Enquête, Entrée, Communiqué, Couvert, Nécessaire, Négligé, placieren, Résumé, Variété u.a.) die schweizerische empfehlen.
 
 

Kommentar von Peter Müller, verfaßt am 09.07.2006 um 03.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4649

Bei den aus dem Englischen stammenden Fügungen des Typs Substantiv+Substantiv führt Wahrig zahlreiche Schreibungen mit Bindestrich nicht mehr auf, die im Duden 2004 (und im Wahrig 2003) noch enthalten sind:

Actionpainting, Action-Painting → nur noch: Actionpainting
Airconditioning, Air-Conditioning → Airconditioning
Assessmentcenter, Assessment-Center → Assessmentcenter
Beatgeneration, Beat-Generation → Beatgeneration
Beautycase, Beauty-Case → Beautycase
Beautyfarm, Beauty-Farm → Beautyfarm
Boatpeople, Boat-People → Boatpeople
Bottleparty, Bottle-Party → Bottleparty
Boyscout, Boy-Scout → Boyscout
Braindrain, Brain-Drain → Braindrain
Braintrust, Brain-Trust → Braintrust
Businessclass, Business-Class → Businessclass
Callcenter, Call-Center → Callcenter
Carjacking, Car-Jacking → Carjacking
Carsharing, Car-Sharing → Carsharing
Carvingski, Carving-Ski → Carvingski,
Cashflow, Cash-Flow → Cashflow
Chatroom, Chat-Room → Chatroom
Cherrybrandy, Cherry-Brandy → Cherrybrandy
Coffeeshop, Coffee-Shop → Coffeeshop
Conceptart, Concept-Art → Conceptart
Crosscountry, Cross-Country → Crosscountry
Cruisemissile, Cruise-Missile → Cruisemissile
Diningroom, Dining-Room → Diningroom
Factoryoutlet, Factory-Outlet → Factoryoutlet
Fitnessstudio, Fitness-Studio → Fitnessstudio
Flipchart, Flip-Chart → Flipchart
Fundraising, Fund-Raising → Fundraising
Gingerale, Ginger-Ale → Gingerale
Hillbillymusic, Hillbilly-Music → Hillbillymusic
Jamsession, Jam-Session → Jamsession
Jobhopper, Job-Hopper → Jobhopper
Jobsharing, Job-Sharing → Jobsharing
Jumbojet, Jumbo-Jet → Jumbojet
Pressuregroup, Pressure-Group → Pressuregroup
Productplacement, Product-Placement → Productplacement
Releasecenter, Release-Center → Releasecenter
Riverboatshuffle, Riverboat-Shuffle → Riverboatshuffle
Shareholdervalue, Shareholder-Value → Shareholdervalue
Showbusiness, Show-Business → Showbusiness
Sightseeingtour, Sightseeing-Tour → Sightseeingtour
Stockcar, Stock-Car → Stockcar
Stockoption, Stock-Option → Stockoption
Strippoker, Strip-Poker → Strippoker
Talkshow, Talk-Show → Talkshow
Tearoom, Tea-Room → Tearoom
Timesharing, Time-Sharing → Timesharing
Tradeunion, Trade-Union → Tradeunion

Man könnte nun annehmen, die Schreibung mit Bindestrich sei durch die Regel, zur „Leseerleichterung“ könne bei unübersichtlichen Zusammensetzungen oder beim Zusammentreffen von drei gleichen Buchstaben ein Bindestrich gesetzt werden, abgedeckt und müsse deshalb im Verzeichnis nicht aufgeführt werden (analog zum Beispiel Schiff-Fahrt, das bei den Regeln genannt, im Verzeichnis aber nicht aufgeführt wird). Vielleicht haben sich die Wörterbücher aber auch darauf verständigt, daß es sich hier inzwischen um Fügungen handelt, „die in den deutschen Wortschatz integriert sind“ und deshalb zusammengeschrieben werden. Bei andern, die nach wie vor in beiden Schreibweisen aufgeführt sind, scheint das nicht der Fall zu sein:

Centrecourt, Centre-Court
Champions League
Chewinggum, Chewing-Gum
Daviscup, Davis-Cup
Desktoppublishing, Desktop-Publishing
Dixielandjazz, Dixieland-Jazz
Floppydisk, Floppy-Disk
Fosburyflop, Fosbury-Flop
Ginfizz, Gin-Fizz
Midlifecrisis, Midlife-Crisis
Motocross, Moto-Cross
Personalityshow, Personality-Show
Poleposition, Pole-Position
Rallyecross, Rallye-Cross
Science-Fiction, Sciencefiction
Sexappeal, Sex-Appeal
Shoppingcenter, Shopping-Center
Swimmingpool, Swimming-Pool
Tiebreak, Tie-Break
Toeloop, Toe-Loop

Weiter fällt auf, daß der Blaudruck, mit dem gemäß Benutzerhinweis ein Unterschied zu der vor 1996 üblichen Schreibung angegeben wird, nicht zuverlässig ist. So müßten

Beautycase
Coffeeshop
Cornflakes
Cruisemissile
Dixielandjazz
Flipchart
Toe-Loop

blau gedruckt sein,

Sex-Appeal
Shopping-Center

sollten im Gegensatz dazu nicht blau gedruckt sein, und bei

Daviscup, Davis-Cup

wären die Farben gerade umgekehrt richtig (Daviscup blau, Davis-Cup schwarz).
 
 

Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 27.06.2006 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4459

Es ginge nicht darum, die Reform zu testen, sondern Produkte auf ihre Brauchbarkeit und Normqualität zu untersuchen, die die Reformschreibung darzustellen versuchen. Produkte für den Alltag, keine Konzepte. Aber OK, Warentest wäre komplett überfordert, sie können nicht "weiter helfen", schreiben sie ja selber, sich damit für die Sache disqualifizierend.
Deswegen hatte ich schon angeregt, es könnte eine schöne Aufgabe für ein germanistisches oder sprachwissenschaftliches Institut sein, eine Gegenüberstellung der Produkte im Stile von "Test" zu machen. Wo, wenn nicht dort, wäre Kompetenz für diese Aufgabe zu suchen?
Mangels solcher innovativer Vorstöße wird man auf Herrn Icklers Rezensionen bauen müssen, die immer auch was bewirken mögen. Mehr bewegen könnte womöglich ein Test der besagten Art.
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 27.06.2006 um 08.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4458

Die Anfrage einer Kollegin bei der Stiftung Warentest wurde so beantwortet:

Berlin, 6. September 2002
Qualitätsprüfung der Rechtschreibreform
Ihr Schreiben vom 10. August 2002

Sehr geehrter [!] Frau .......,
haben Sie zunächst vielen Dank für die Materialien über kritische Beiträge hinsichtlich der Rechtschreibreform und das uns durch Vortragen Ihres Anliegens in uns gesetzte Vertrauen. Zu Ihrem Schreiben nehme ich - wie auch heute schon telefonisch angekündigt - wie folgt Stellung:

Wie Sie wissen, baut die Stiftung Warentest unter finanzieller Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Europäischen Sozialfonds eine Abteilung Weiterbildungstests auf. Diese Abteilung besteht aus zwölf Vollzeitstellen. Es werden bis zu 20 Projekte im Jahr im Bereich der beruflichen Weiterbildung realisiert. Bei der Durchführung der Projekte werden wir in erheblichem Umfang externen Sachverstand hinzuziehen, sei es in Form von einzelnen Experten, von Prüfinstituten oder von Universitäten.
Es handelt sich wie schon ausgeführt um Untersuchungen der beruflichen Weiterbildung, also arbeitsamtgeförderte Weiterbildungsmaßnahrnen, klassische Weiterbildungskurse, E-Learning-angebote oder Informationssysteme / Weiterbildungsdatenbanken. Der von Ihnen vorgeschlagene Untersuchungsvorschlag gehört bedauerlicherweise nicht in den Fokus unserer Untersuchungen. Hinzu kommt, das [!] wir üblicherweise vergleichende Untersuchungen über die Umweltverträglichkeit und Qualität von Waren und Dienstleistungen durchführen. Dieses ist bei einer Qualitätsprüfung der Rechtschreibreform so nicht gegeben. Es ist jedoch nicht auszuschließen, das [!] im Rahmen einer weiteren Diskussion zum Thema "Stiftung Bildungstest" neue Aufgabenfelder entstehen und das Thema Schule und Qualitätstests in diesem Kontext eine Rolle spielen.
Wir haben Ihr Ansinnen registriert, können Ihnen jedoch leider nicht weiter helfen. Zu unserer Entlastung senden wir Ihnen Ihre Unterlagen zurück.
Mit freundlichen Grüßen
i.V. Alfred Töpper
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 27.06.2006 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4456

Die Materialprüfungen von Stiftung Warentest sind Hochämter der Normtreue. Solche Institutionen würden es nie wagen, eine amtlich verordnete Rechtschreibung angemessen zu kritisieren, weder grundsätzlich noch im Detail. (Übrigens wagte das auch Karl Heinz Däke nicht, der Präsident des Bundes der Steuerzahler, nachdem ich ihn seinerzeit gebeten hatte, sich mit der Reform zu befassen. Er lehnte es ab, weil er die Reform inhaltlich nicht in Frage stellen könne.) Man braucht zur Beurteilung der verschiedenen Wörterbücher eine makellose germanistische Bildung und eine jahrelange Einarbeitung in die Materie Rechtschreibreform. Um fair beurteilen zu können, müßte man sämtliche Einträge durcharbeiten und nach etlichen Kriterien prüfen. Das können nur ein paar wenige Personen. Stiftung Warentest ist damit restlos überfordert.
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 26.06.2006 um 22.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4454

Seit kurzem online: Manufactum hat das Mackensen-Wörterbuch in bewährter Rechtschreibung neu herausgebracht. Es handelt sich dabei um die Ausgabe von 1986.

Nähere Details siehe hier.

Interessantes Detail am Rande: Der Mackensen erschien früher im Südwest-Verlag, der zu Bertelsmann gehört.
 
 

Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 25.06.2006 um 16.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4423

Der Wahrig kann sich nicht ernsthaft auf einen Druckfehler herausreden, da die Druckmaschine nur druckt, was man gesetzt hat.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 25.06.2006 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4420

Mein Senf dazu:

"Charming Boy" ist mir noch *nie* untergekommen... "Prinz Charming" würde ich hingegen noch akzeptieren, obwohl das Wort wohl eher im Duden-Fremdwörterbuch seinen Platz finden sollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2006 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4419

Unsere Wörterbücher haben eine Tendenz, nach und nach ganze Englischwörterbücher einzuarbeiten. Ist Charming Boy ein Bestandteil des deutschen Wortschatzes? Übrigens sieht der Wahrig nur Getrenntschreibung vor, zugleich nur Anfangsbetonung, was ja eigentlich der neuen Regel widerspricht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2006 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4411

Die bekannte, vom Ratsvorsitzenden Zehetmair auf Pressekonferenzen gern verbreitete Albernheit, vor Anal-phabet zu warnen, führt zu einem eigenen Kasten. Tatsächlich ist für ganze vier Beispielwörter die angeblich irreführende Trennung im Wörterverzeichnis gar nicht angegeben, als handele es sich um ein Verbot. Im Rat war ausdrücklich das Gegenteil beschlossen worden. Aus dem Protokoll der Novembersitzung 2005:
»§ 107 E2 in der Formulierung der AG besagt, dass irreführende Trennungen bzw. Trennungen, die beim Lesen die Sinnerfassung stören, zu vermeiden sind. Dieser modale Infinitiv versteht sich als Anweisung an den Schreibenden, diese Trennungen (nach Möglichkeit) zu unterlassen, schließt sie jedoch nicht aus. Die Gründe, kein Verbot auszusprechen, werden von Steiner und Ickler benannt: Trennungen dieser Art kommen in hoher Zahl vor (vgl. Auto-rin, schmal-zig), sind nur bei Überschriften, nicht aber auf der Textebene relevant und werden aus Platzgründen auch in gehobenen Texten praktiziert. Um jegliches Missverständnis bei der Regelauslegung auszuschließen, kommt der Rat darin überein, in der Formulierung „sind zu vermeiden“ durch „sollten vermieden werden“ zu ersetzen. Damit bestätigt er gleichzeitig, dass diese Trennungen in den Wörterbüchern angezeigt werden.«
Die Formulierung ist wörtlich in die amtlichen Regeln übernommen worden, aber der Wahrig setzt sich darüber hinweg. Sprecher-ziehung, Urin-stinkt sind angeblich nicht zulässig. Es gibt zwar Drucker-laubnis, aber nicht Drucker-zeugnis. Man hätte dies dem Ratsvorsitzenden zuliebe natürlich noch ausweiten können. Die Frust-ration ist, wie in den Benutzungshinweisen dargelegt, nicht mehr angeführt, wohl aber der Kast-rat, an den Zehetmair nicht gedacht zu haben scheint.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 24.06.2006 um 08.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4405

Einstampfen... naja... der erste Druck einer Auflage kann immer mal Fehler enthalten (wie soll man als Sammler sonst einen ersten Druck identifizieren?).

Aber einen Errata-Zettel sollte Wahrig schon in den Vorsatz seiner bislang gedruckten Bücher einkleben -- ob das die Akzeptanz der NRS wohl erhöhen würde? ;-)

Hat man eigentlich Anrecht auf ein Wörterbuch-Errata? Wenn meine Textverarbeitung fehlerhaft ist, dann erwarte ich schließlich auch ein kostenloses "Hotfix" oder "Patch"?
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 23.06.2006 um 21.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4398

Th. Ickler: "Unter normalen Umständen würde ein solcher Fehler das Einstampfen eines Rechtschreib(!)-Wörterbuchs nach sich ziehen, weil einer orthographischen Redaktion dergleichen nicht unterlaufen darf."

Gerade vor zwei Stunden habe ich diesen Satz in etwas anderer Form zu meinem Mann gesagt. Ich fügte hinzu, daß man dies heute nicht für nötig halte, sei ein Zeichen des Kulturverfalls ...
 
 

Kommentar von Indogermanist, verfaßt am 23.06.2006 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4397

Man nimmt heute sogar an, daß es die Indogermanen waren, die das 'h' erfunden haben.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.06.2006 um 18.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4396

In der indogermanischen Wurzelform von "gebären" war tatsächlich ein "h", aber nach dem "b": "*bher-", altindisch "bhárati", altgriech. "phérein" (tragen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2006 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4394

Sehr geehrter Herr Ickler,

vielen Dank für Ihre Anfrage bei der WAHRIG-Sprachberatung.

"Im neuen Wahrig finde ich unter "spät" im Infokasten "die spät Gebährende" und "die Spätgebährende". Ist denn das h jetzt richtig?"

Das Verb "gebären" wird in allen Formen (also auch im substantivierten Partizip) mit einfachen "ä" und ohne "h" geschrieben. Bei den von Ihnen genannten Schreibungen handelt es sich um einen Druckfehler. Wir danken Ihnen für diesen Hinweis und werden ihn an die zuständige Redaktion weiterleiten.

die spät Gebärende
die Spätgebärende


Mit freundlichen Grüßen

Mareike Riegel
WAHRIG-Sprachberatung


Kommentar: Da die Fehlschreibung gleich zweimal nacheinander auftritt, handelt es sich natürlich nicht um einen Druckfehler, sondern um die bei Schülern und Wenigschreibern durchaus häufige Unkenntnis der Norm. Immerhin wird ja "Bahre" mit h geschrieben.
Unter normalen Umständen würde ein solcher Fehler das Einstampfen eines Rechtschreib(!)-Wörterbuchs nach sich ziehen, weil einer orthographischen Redaktion dergleichen nicht unterlaufen darf. Offenbar beschäftigt der Verlag junge und unerfahrene Leute, wie es ja auch bei Dudens zu beobachten ist.
Im übrigen sieht man dem Wörterbuch aber durchgehend an, wieviel Mühe sich die Redaktion gemacht hat, die kraß unfertigen und zum Teil ganz unbegreifbar willkürlichen Regeln auszulegen und anzuwenden. Man glaubt geradezu das Kopfschütteln zu sehen und das Fluchen zu hören ...
"Die Fräulein Krome" aus der früheren Auflage ist durch "die Gretchen" ersetzt, vielleicht weil die Chefredakteurin inzwischen geheiratet hat?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2006 um 17.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4393

Bei "Silhouette" ging es nicht um den Trennungsstrich, sondern um die widersprüchliche Darstellung im blauen Kasten einerseits, im Wörterverzeichnis andererseits. Dem Kasten würde ja "Si-lhou-et-te" entsprechen.
 
 

Kommentar von Ronald Leideck, verfaßt am 23.06.2006 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4390

Ich glaube, es ist sinnlos, von Stiftung Warentest zu verlangen bzw. anzuregen, daß die Wörterbücher getestet oder gar mit solchen von vor-'Reform'-Zeiten verglichen werden. Die Redakteure der Druckausgaben scheinen voll auf Neuschrieb eingestellt zu sein. So sehr, daß sie meine Kündigung von "test" und "Finanztest" (vor über einem Jahr) kommentarlos und ohne Antwort hinnahmen. Als Kündigungsbegründung schrieb ich, daß ich die "reformierte" Schreibung nicht mehr lesen will. Wie gesagt - darauf kam bis heute keine Antwort.
 
 

Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 23.06.2006 um 15.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4389

Wenn sich "Warentest" stur stellt, könnte ein Germanistisches Institut in die Bresche springen und einen ähnlich aufgemachten Test bringen. Wäre mal eine nützliche, öffentlichkeitswirksame Übung.
 
 

Kommentar von Schubert, verfaßt am 23.06.2006 um 14.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4388

Silhouette ist kein gutes Beispiel für Fehlentscheidungen von Wörterbuchverlagen. Silhouette ist der Eigenname eines französischen Ministers aus dem 18. Jahrhundert. Der Name schrieb und sprach sich abweichend vom Normalfranzösisch aus. Die Silbe lu kommt in der französischen Aussprache gar nicht vor. Der Trennungsstrich nach Sil ist durchaus vertretbar - wenn es nicht gelingt, bei Eigennamen auf Trennung ganz zu verzichten.
 
 

Kommentar von jms, verfaßt am 23.06.2006 um 14.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4387

Trotzdem sollte man die Stiftung Warentest nochmals an ihren Stiftungszweck erinnern, sobald der neue Duden erschienenen ist. Wenn schon Schülerschreibtische einem Test unterzogen werden (siehe unten), sollten Wörterbücher erst recht geprüft werden. Schließlich handelt es sich hier seit dem Wegfall des Dudenmonopols um im Wettbewerb stehende Produkte, bei denen Mängel nicht nur für Schüler, sondern für alle Bevölkerungsschichten nachteilig sind.

Im Sinne des Verbraucherschutzes gibt es also ein erhebliches öffentliches Interesse an einem qualifizierten Warentest für Rechtschreibwörterbücher. Zugleich müßte das neueste amtliche Regelwerk mit dem letztgültigen Regelwerk vor der Rechtschreibreform verglichen werden. Jedem Bürger außerhalb der Schule steht ja frei, sich nach wie vor an diesem zu orientieren, und die besten deutschen Schriftsteller tun es ja auch.

Aktuell auf der Webseite der Stiftung Warentest zu lesen:

Schülerschreibtische -
Der teuerste ist mangelhaft

Rechnen, schreiben, zeichnen, lesen: An einem guten Schreibtisch macht das Lernen mehr Spaß. Schüler, die angenehm sitzen, arbeiten konzentrierter und entspannt. Kindgerecht müssen die Möbel sein, verstellbar, praktisch und haltbar. Im Test: 14 Schülerschreibtische mit PC-Erweiterung. Nur vier sind gut.

http://www.stiftung-warentest.de/online/
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 23.06.2006 um 13.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4385

Die Stiftung Warentest ist schon vor Jahren mehrfach, nicht nur von mir, angemahnt worden – ohne Erfolg.
 
 

Kommentar von Bernhard Eversberg, verfaßt am 23.06.2006 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4384

Mal der Stiftung Warentest einen Tip geben. Die arbeiten immer so gründlich und denken sich viele Kriterien aus, die sie überprüfen. Verbraucher werden doch wissen wollen, wie es mit der Qualität der neuen Wörterbücher aussieht, incl. Mackensen und Ickler, wenn man schon dabei ist. Und die orthographische Qualität von Zeitungen und anderen Printprodukten wäre auch mal einen kritischen Verbraucherblick wert.
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 23.06.2006 um 12.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4383

Sehr oft ist auch vom "Standart" die Rede. Kommt sicher von "Standarte"...
 
 

Kommentar von Korrekthor, verfaßt am 23.06.2006 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=535#4382

Solche Mißgebu(h)rten sind möglicherweise darauf zurückzuführen, daß viele Wirtschaftsunternehmen heute Praktikanten bzw. minderqualifizierte Aushilfen an Aufgaben setzen, für die eigentlich größere Erfahrung notwendig ist. Dies könnte auch in Wörterbuchredaktionen der Fall sein, zumal sie unter großem Zeitdruck stehen. So addieren sich zu den Qualitätsmängeln der Rechtschreibreform noch die Qualitätsmängel infolge mangelnder Kompetenz und Sorgfalt bei der Wörterbucherstellung. Nebenbei: Gute Wörterbuchredakteure dürften sich ohnehin für den Unsinn kaum hergeben. Oder die Fehler sind eine Art von stillem, ganz bewußtem Boykott gegen den amtlichen Stuß.
 
 

nach oben


Ihr Kommentar: Sie können diesen Beitrag kommentieren. Füllen Sie dazu die mit * versehenen Felder aus und klicken Sie auf „Kommentar eintragen“.

Sie können in Ihrem Kommentar fett und/oder kursiv schreiben: [b]Kommentar[/b] ergibt Kommentar, [i]Kommentar[/i] ergibt Kommentar. Mit der Eingabetaste („Enter“) erzwingen Sie einen Zeilenumbruch. Ein doppelter Bindestrich (- -) wird in einen Gedankenstrich (–), ein doppeltes Komma (,,) bzw. ein doppelter Akut (´´) werden in typographische Anführungszeichen („ bzw. “) umgewandelt, ferner werden >> bzw. << durch die entsprechenden französischen Anführungszeichen » bzw. « ersetzt.

Bitte beziehen Sie sich nach Möglichkeit auf die Ausgangsmeldung.
Für sonstige Diskussionen steht Ihnen unser Diskussionsforum zur Verfügung.
* Ihr Name:
E-Mail:
(Wenn Sie eine E-Mail-Adresse angeben, wird diese angezeigt, damit andere mit Ihnen Kontakt aufnehmen können.)
* Kommentar:
* Spamschutz:   Hier bitte die Zahl einhundertvierundfünfzig (in Ziffern) eintragen.
 


Zurück zur vorherigen Seite | zur Tagebuchübersicht


© 2004–2018: Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.

Vorstand: Reinhard Markner, Walter Lachenmann, Jan-Martin Wagner
Mitglieder des Beirats: Herbert E. Brekle, Dieter Borchmeyer, Friedrich Forssman, Theodor Ickler, Michael Klett, Werner von Koppenfels, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Horst H. Munske, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Bernd Rüthers, Albert von Schirnding, Christian Stetter.

Webhosting: ALL-INKL.COM