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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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28.12.2005
 

Wechsel im Rat
Sitta geht, Schmellentin kommt

Sitta scheidet zum 1. Januar 2006 aus.
Ich hatte es schon früher erwartet. Seine Stelle wird Claudia Schmellentin einnehmen.



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Kommentare zu »Wechsel im Rat«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2010 um 12.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#15728

Ich lerne gern etwas dazu, vor allem die vielen Nebenformen überzeugen mich. (Ich hatte an Stube – Stüb[n]er gedacht.)
Aber nun schreibt Herr Udolph zu den skurrilen Vornamen des jüngsten Sprößlings von Boris Becker:

"Amadeus ist zusammengesetzt aus lateinisch ama, Imperativ von amare (lieben) und deus (Gott). Benedict ist offenbar vom jetzigen Papst beeinflusst und stammt von lateinisch benedicere (gut sprechen, gut sagen, loben, lobpreisen, segnen). Edley bereitet mir Schwierigkeiten. Das ist eigentlich ein englischer Ortsname. Er enthält den Vornamen Ed- (entspricht dem deutschen -od, beispielsweise in Kleinod und steht für ,Reichtum, Besitz‘). Die Silbe -ley bedeutet ,Wald‘ und hat im Deutschen die Entsprechung -loh (z. B. in Gütersloh). Luis ist eine Schreibvariante von Louis. Das wiederum ist die französische Wiedergabe von Ludwig. Hinter Mehrfachnamen verbirgt sich meist die Absicht, Kindern einen einmaligen Namen zu geben. Die Tendenz dazu ist groß. Ich meine: Wenn man seinem Kind einen Namen gibt, sollte man stets folgenden Satz beherzigen: Die Kindesmisshandlung beginnt gelegentlich schon mit der Vergabe des Vornamens."

Sehr beherzigenswert – aber steckt in Kleinod nicht einfach dasselbe Suffix wie in Heimat, Armut und, ja, auch Zierat, das zwar früher auch schon volksetymologisch mit rr geschrieben wurde, nun aber sogar so geschrieben werden muß, jedenfalls in der Schule.
 
 

Kommentar von Jürgen Udolph, verfaßt am 14.03.2006 um 07.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#3343

Bei dem Namen Stoiber irrt Herr Ickler. Herrn Wrase ist zuzustimmen. Stoiber, die bayerische Schreibung von Steuber ist zu verbinden mit dt. stieben, stob, gestoben, Staub usw., es ist ein Beispiel für die Klasse II der deutschen starken Verben, vergleichbar etwa biegen, bog, gebogen, bieten, bot, geboten usw.
Stube enthält dagegen ein langes o und kann mit Stoiber nicht verbunden werden.
Die hier skizzierte Deutung von Stoiber, Steuber ist unstrittig, nachzulesen etwa im Duden – Familiennamen. Herkunft und Bedeutung, 2. Aufl., bearb. v. R. u. V. Kohlheim, Mannheim usw. 2005, S. 646.
 
 

Kommentar von Lukas Platte, verfaßt am 30.12.2005 um 19.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#2086

Wie wär's mit "Stäuper"? Parallelen zu "Geißler" gibt es ja auch sonst. Im übrigen schließe ich mich den guten Wünschen von Frau Pfeiffer-Stolz an.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 30.12.2005 um 18.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#2084

Der Vogel des Jahres 2006 ist der Kleiber (Sitta europaea)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 30.12.2005 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#2083

Stoiber = Steuber = Stäuber (zu mhd. stöuben): a) Staubaufwirbler = Hektiker; b) Staubaufwirbler = Müller - das sind laut Duden, "Familiennamen", die vorrangig in Betracht zu ziehenden Deutungen. Daneben kommt noch in Frage: Übername (hier etwa dasselbe wie Spitzname) zu stöuber = Beute aufstöbernder Jagdhund; und eine Ableitung vom Ortsnamen Staub. Dasselbe schreibt auch dieser Namenprofessor Udolph, siehe hier: http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,389919,00.html

Die Badestube käme nun noch als fünfte Möglichkeit hinzu; mir ist sie neu.
 
 

Kommentar von Martin Valeske, verfaßt am 30.12.2005 um 13.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#2082

"Ich geh zum Beck" sagt ein Oberpfälzer (und er schreibt das auch so!), wenn er sich anschickt, nicht etwa den rheinlandpfälzischen Ministerpräsidenten zu besuchen, sondern Backwaren einzukaufen. Viele Bäckerautos tingeln mit der Aufschrift "Beck" von Ortschaft zu Ortschaft. Hier besteht dringend Reformbedarf. Nicht nur Kurt Bäck und Boris Bäcker, viele Männschen in unserem Lande lechzen nach einer noch konsequenteren Stärkung des Stammprinzips.
Gelegentlich speise ich beim Hendlwirt. Dabei weiß doch schon jedes Kind, daß es dort Hähndel zu essen gibt. Auch hier tut eine zeitgemäße orthographische Korrektur "Not", genauso wie etwa bei der Schreibung vieler Ortsnamen, etwa meiner Geburtsstadt Soest, die im Munde vieler "Söst" heißt. Soost, Kölln, Berlien - das wären echte Erleichterungen.
Dieser Tage überreichte mir eine ältere Dame einen Abschnitt aus der Silvesterpredigt des Pfarrers zu St. Lamberti in Münster aus dem Jahre 1883. Sie merkte dazu an, dieses Gebet sei auch heute noch aktuell, vor allem dessen zweiter Teil:
Herr, setze dem Überfluß Grenzen und lasse die Grenzen überflüssig werden. Lasse die Leute kein falsches Geld machen, aber auch das Geld keine falschen Leute. Nimm den Ehefrauen das letzte Wort und erinnere die Ehemänner an ihr erstes. Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit und der Wahrheit mehr Freunde. Bessere solche Beamte, Geschäfts- und Arbeitsleute, die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind. Gib den Regierenden ein besseres Deutsch und den Deutschen eine bessere Regierung. Herr, sorge dafür, daß wir alle in den Himmel kommen, aber nicht sofort.
 
 

Kommentar von Thedor Ickler, verfaßt am 30.12.2005 um 12.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#2081

Herr Stoiber leitet sich nicht vom Staub ab, lieber Herr Wrase, sondern von der Stube, denn seine Vorfahren betrieben offenbar eine Badestube.
Aber mal im Ernst (und mit Namen soll man ja auch keine Scherze treiben): Die Einbeziehung der Eigennamen in die Untersuchung der "Graphematik" wird sehr umfassend von Martin Neef ("Graphematik des Deutschen", Tübingen 2005) unternommen. Ich werde mich über dieses Buch noch genauer äußern. Bei ersten Blättern fiel mir auf, daß die äußerst seltene Kombination jh wie im Familiennamen Jhering einbezogen wird. So schrieb sich (nicht immer, aber doch) Herbert Jhering, dessen "Begegnungen mit Zeit und Menschen" mir schon deshalb interessant waren, weil darin des alten Aurich gedacht wird, wo heute liebe Verwandte von mir wohnen. Dagegen schrieb sich Rudolf Ihering, soviel ich weiß, nur so, und das ist schon arg irritierend, wird übrigens bei Neef nicht erwähnt. Ich glaube nicht, daß dieses ganze Verfahren nützlich ist. Es kann immer noch irgendwo jemand mit einem Namen in sonderbarer Schreibweise auftauchen ... Historische Zufälle fügen sich nicht in ein System der Laut-Buchstaben-Entsprechungen.
 
 

Kommentar von Muck Lamberty, verfaßt am 30.12.2005 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#2080

Karl Blüml --> Karl Blümel

Eher: Koarl!
 
 

Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 30.12.2005 um 10.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#2079

Glaubensfragen richten sich nicht an einer sinnlich oder rational wahrnehmbaren Wirklichkeit aus. Es muß uns deshalb nicht wundern, wenn die Glaubenssätze der ersten Stunde noch immer durch aktive Orthodoxe und deren unkritischen Aposteln gebetsmühlenhaft wiederholt werden. Die Rechtschreibreform ist zum Dogma geworden. Die an dieser Lehrmeinung hängen, sind weder durch die Realität von ihrem Glauben abzubringen, noch sind sie für vernunftbetonte Sachargumente zugänglich.
Diese Situation haben wir zur Zeit – noch. Weil aber die Wirklichkeit mit den Glaubenssätzen ständig auf schmerzhafte Weise kollidiert, dürfen wir uns auf ein allgemeines Umdenken im Volk gefaßt machen. „Laßt die im Rat machen, uns interessiert es nicht mehr, wir kommen da ohnehin nicht mit.“ Es wird sich eine ketzerische und heilsame „Rechtschreibunmoral“ ausbreiten. Sobald sich das Neue und Vielversprechende dieser Pseudoreform abgenutzt hat, kann dieser Prozeß beginnen; eigentlich ist er bereits im Gange. Bei Durchsicht der Weihnachtspost stellte ich fest, daß sich in meiner privaten Umgebung einige „Konvertiten“ befinden. Sie haben sich von der Neuschreibung wieder abgewendet, weil sie darin weder Nutzen noch Vorteile erkannt haben.

Eine kleine Gruppe wird stoisch an der ihnen lebensnotwendig erscheinenden Utopie der besseren und leichteren Reformschreibung festhalten. Diesen blindgläubigen Rechtschreibsektierern ist nicht zu helfen. Doch die Zeit wird auch über sie hinweggehen.

Ich wünsche allen Foristen und Freunden der guten, lautlos im Hintergrund arbeitenden Orthographie, einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel Kraft und Durchblick in den nächsten Monaten. Jeder einzelne von uns wird gebraucht!

Karin Pfeiffer-Stolz

 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 30.12.2005 um 09.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#2078

Es ist - eine Claudia. Keine Klaudia.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, mit welcher Naivität die angeblichen Segnungen der Rechtschreibreform bei den Laut-Buchstaben-Beziehungen gepriesen werden, sogar gelegentlich immer noch in Zeitungen ("Die Schreibung wird einfacher, Stärkung des Stammprinzips" usw.). Dabei ist es nicht nur im normalen Wortschatz äußerst willkürlich und marginal, was da geändert wurde. Übersehen wird regelmäßig, daß die allgegenwärtigen, täglich geschriebenen Personennamen eine vielleicht hundertmal größere Variationsbreite haben als die ganzen sonstigen Laut-Buchstaben-Beziehungen. Dazu kommt, daß wir es immer mehr mit Namen aus fremden Sprachen zu tun bekommen, nachdem Nachrichten weltweit ausgetauscht werden und auch die Menschen von überallher ins Land kommen, als Gäste und als künftige Mitbürger. Schließlich werden auch immer mehr Kinder mit schwierigen Namen hier geboren, deren Eltern aus der Türkei stammen, aus Nigeria, aus Malaysia und Bolivien. Und die heißen nicht Stefan oder Stephan, was jeweils noch relativ einfach zu merken wäre.

Wenigstens die Reformbefürworter im Rat für deutsche Rechtschreibung sollten doch mal mit gutem Beispiel vorangehen: ab ins Standesamt und tatkräftig den Vornamen und/oder Nachnamen möglichst laut- oder stammgetreu reformieren lassen. Dazu könnte der Rat eine Liste aller vorzuziehenden Vor- und Nachnamenschreibungen erstellen. Das wäre ein wirklicher Beitrag zur Vereinfachung! Also:

Claudia Schmellentin --> Klaudia Schmellentien
Jacob Ossner --> Jakob Ossner
Rudolf Hoberg --> Rudolf Hohberg
Edmund Jacoby --> Edmund Jakobi
Anja Pasquay --> Anja Paskee (wie: Buklee)
Karl Blüml --> Karl Blümel
Richard Schrodt --> Richard Schrot
Hans Haider --> Hans Heider
Werner Hauck --> Werner Hauk
Stephan Dové --> Stefan Dovee
Hans Zehetmair --> Hans Zehetmeier

Wie man sieht, gibt es allein bei deutschen Namen in ungefähr jedem vierten Fall etwas zu tun. Für diesen Vorschlag könnten sich auch bestimmt Politiker finden, die den Kindern helfen wollen, zum Beispiel Klaudia Rot, Kurt Bäck (Stammschreibung), Edmund Stäuber (Stammschreibung), Ursula von der Leien (Laien?), Michael Gloß, Christian Wulf, Ulla Schmitt, Gido Westerwelle und Gregor Giesi.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.12.2005 um 19.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=339#2067

Frau Schmellentin, Mitarbeiterin an der PH Zürich, ist offenbar eine Vertraute Peter Gallmanns. Es bleibt also alles in der Familie.
 
 

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