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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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09.10.2005
 

Erste Hilfe

Die Revision läßt Großschreibung von festen Begriffen wieder zu.
Allerdings nur in Fachtexten und für eine nicht näher definierte Reihe von Ausnahmen. So hat man im neuen Wahrig schon wieder die "Erste Hilfe" und die "Hohe Schule", aber noch nicht im Duden von 2004. Die Abweichungen betreffen also, wie man an der "Ersten Hilfe" sieht, keineswegs nur Marginales, sondern Renommierstücke der Reform, nach denen man auch oft nachschlägt.



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Kommentare zu »Erste Hilfe«
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Kommentar von R. M., verfaßt am 23.11.2016 um 14.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#33917

Möglicherweise ist dieser Laut gemeint:
https://en.wikipedia.org/wiki/Voiceless_retroflex_stop
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2016 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#33916

Interessant – aber auf welchen phonetischen Sachverhalt bezieht er sich eigentlich?
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 23.11.2016 um 10.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#33915

Vgl. jedoch Adelung: »Th, der Figur nach ein zusammen gesetzter Buchstab, welcher indessen doch nur einen einfachen Laut bezeichnet, einen Laut, welcher dem t gleicht, nur daß er der Regel nach gelinder seyn, und das Mittel zwischen dem weichern d und härtern t halten sollte; Theil, Theer, Thau, Muth, Bethen, Werth.

In den neuern Zeiten hat dieser Buchstab von solchen, welche sich zu Sprachverbesserern aufwarfen, und die Verbesserung der Sprache immer mit der Rechtschreibung anfingen, weil da das Bessern am leichtesten und bequemsten ist, viele Gegner bekommen. Die schwächsten darunter verkannten seinen wahren Werth und seine Bestimmung, und glaubten, daß das h bloß zur Bezeichnung eines gedehnten Selbstlautes da sey, und aus Unkunde in den vorigen Zeiten von seiner rechten Stelle versetzt und dem t angehängt worden. Unter der Zahl dieser befand sich auch Mosheim, dessen anderweitige Gelehrsamkeit und Verdienste viele auf seine Seite zogen, welche glaubten, ein gelehrter Mann müsse gerade in allen Wissenschaften und Theilen derselben gleich gelehrt seyn. Beyder irrigen Voraussetzungen zu Folge schrieben Mosheim und seine Nachfolger Noht, rahten, Wehrt, Teihl, tuhn, Tiehr, Tuhrm, teuher u. s. f. und glaubten, sich ein großes Verdienst erworben zu haben, daß sie das h ihren Gedanken nach wieder an seine rechte Stelle gebracht hatten. Allein, es war sehr leicht ihnen zu zeigen, daß das h, wenn es dem t zugesellet wird, kein Zeichen eines gedehnten Selbstlautes, sondern vielmehr eines gelindern Lautes des t sey, und dieses geschahe besonders von Gottsched in den krit. Beytr. Th. 5 S. 571 und in seiner Sprachkunst, ob er gleich keinen andern Grund anzugeben wußte, als weil die Niederdeutschen in den Fällen, wo wir ein th schreiben, ein d gebrauchen; welches aber viel zuviel beweiset, indem auch das härteste t der Hoch- und Oberdeutschen in eben so vielen Fällen im Niederdeutschen ein d ist. Mit Mosheim sind die Feinde dieses Buchstabens nicht abgestorben, sondern es haben sich auch noch in den neuesten Zeiten verschiedene sogenannte Sprachverbesserer gefunden, welche das h verbannet wissen wollten, weil sie keinen begreiflichen Nutzen von demselben einsahen.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2016 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#33913

„Hier wirkt möglicherweise ein anderes Dehnungszeichen nach, das mit der Orthographiereform von 1901 abgeschafft wurde (aber in Thron überlebte), und zwar das <th> im Anfangsrand, vgl. Thon (so wurde ‚Lehm‘ bis dato geschrieben), Thür, Thor.“ (wolfgang-schindler.userweb.mwn.de/skripte/vl-ortho-16.pdf)
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 14.10.2005 um 17.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#1154

Hmmmm...
Im großen Duden steht das Wort "traut"...für anheimelnd, vertraut, geliebet, etc... ob man statt trautes wohl auch trautiges Heim sagen kann?
Nundenn... trautig wollte ich in meiner letzten Nachricht natürlich nicht sagen: ich meinte natürlich traurig ;-)
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 14.10.2005 um 17.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#1153

Beim schmökern in den vielen Kalligraphiebüchern, die ich mir im Laufe der Jahre angeschafft habe, kommen mir immer die Tränen (sozusagen ;-). Grundsätzlich sieht jede Schreibschrift schön aus... so, wie sie in den Büchern steht.
Aber bei mir hat die Grundschule auf ganzer Linie versagt, und was mir als Tribut an das schöne Schreiben in meiner Druck-Handschrift noch bleibt, ist ein ß, das ich aus langem-S und geschwungenem Schreibschrift-Zett zusammensetze (und kein dämliches Beta). Daher bin ich auch so trautig über die neue SS Schreibung -- von der bodenlosen Idiotie der Regelbegründung einmal abgesehen.
 
 

Kommentar von Jost, verfaßt am 14.10.2005 um 14.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#1151

Oh, wie ich sehe, kann das "lange-s" hier nicht angezeigt werden. Auf jeden Fall meinte ich dieses in Punkt 3.
 
 

Kommentar von Herr Jost, verfaßt am 14.10.2005 um 14.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#1150

1. Ja, die Sütterlinschrift war nur kurze Zeit im Umlauf, aber die "deutsche Schreibschrift", auf der Sütterlin basiert, im allgemeinen wurde schon von Goethe benutzt. Lesen könnte ich Goethes Handschrift aber wahrscheinlich nicht.
Ich finde diese "deutsche Schreibschrift" sehr schön.
2. Mein Geschriebenes kann man auf Lateinisch gar nicht lesen :-). Mir wurde bestätigt, daß meine Sütterlinschreibung leserlicher sei als die lateinische - glauben wir's mal...
3. Und am be&#383;ten gefällt mir das "&#383;" – es geht doch nichts darüber.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 12.10.2005 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#1145

Naja... Sütterlin grenzt schon fast an Masochischmus und war ja auch nur eine kurze und irgendwie merkwürdige Erscheinung in der deutschen Geschichte (Aber bitte nichts für ungut -- meine Handschrift verträgt nur Druckbuchstaben um lesbar zu bleiben ;-)
 
 

Kommentar von Herr Jost, verfaßt am 12.10.2005 um 16.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#1144

Ja, die Sache mit der Fraktur ist auch Gewöhnungssache - ich finde die Fraktur nämlich besser.
Auch habe ich mir kürzlich die Sütterlinschrift beigebracht, und seitdem benutze ich nur noch diese.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 11.10.2005 um 20.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#1120

Gleich der erste Punkt in meinem Duden der 7. Auflage (der dank der rostigen Klammern einer schlechten Bindung gerade zerfallen ist):

Über das th

Das th wird nur noch in Fremdwörtern und in Lehnwörtern geschreiben; in allen ursprünglich deutschen Wörtern schreibt man nur noch t, also auch in den bekannten sieben Wörtern, die bisher noch das th bewahrt hatten: Tal, Ton, Tor (der und das), Tran, Träne, tun und Tür; ebenso in den von diesen Wörtern gebildeten Ableitungen, z.B. Taler, Tönern, Töricht, Tranig, tränen, tätig, Untertan.
Auch in Personennamen deutschen Ursprungs ist bloßes t statt des bisherigen th zulässig, in einigen selbst vorzuziehen, z.B. in Berta, Bertold. Gleichberechtigt ist t mit th in Günter und Walter.
Das Wort "Thee", in dem das th seine ethymologische Berechtigung hat, und in dem überdies die Länge des Vokals schon durch Verdoppelung bezeichnet ist, ist die Schreiben ohne h als gleichberechtigt aufgenommen.

Also keine Ausnahme für den Thron...

Die Broschüre "125 Jahre Duden" (kann man auf der Duden-WebSite als PDF herunterladen) erzählt uns allerdings, daß Wilhelm-II darauf bestand, daß der Thron erhalten bleibt...
Doch das ist (meiner Meinung nach) auch nur ein Stück der großen Verdummung, die der Duden im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform betreibt. Zwischen den Zeilen gelesen: Wilhelm-II war ein antiquierter (dumm-debil-gestörter) Monarch (oder welches Bild hat der durchschnittliche Deutsche von Wilhelm-II vor Augen), der die "Reform" nicht mochte... und wer heute die "Reform" nicht mag, ist ebenso antiquiert (dumm-debil-gestört).

Die Gänsefüßchen waren nicht ironisch gemeint, sondern nur zur Hervorhebung/Abgrenzung gedacht -- ich hätte es besser kursiv drucken sollen.
Persönlich bin ich kein Freund von Rechtschreibreformen... die Rechtschreibung verändert sich fließend und sollte -- wie Prof. Ickler es ja auch vertritt -- von den Wörterbuchautoren beobachtet und beschrieben und nicht vergewaltigt werden.
Wer weiß, ob wir ohne Reform von 1901 heute noch die ths hätten, oder ob die Rechtschreibevolution sie nicht doch ausgemerzt hätte.
Mithin ist alles eine Frage der Gewöhnung...

Lediglich den Sprung von der Fraktur zur Antiqua finde ich aus ästhetischen Gründen gut... aber auch das ist Ansichtssache.
 
 

Kommentar von Herr Jost, verfaßt am 11.10.2005 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#1115

@ Herr Lindner:

Ob die beibehaltene Schreibung nun tatsächlich auf Wilhelms Wunsch basiert - so wie es mir bekannt ist -, oder ob die griechische Abstammung des "Throns" zur Beibehaltung des "Th" geführt hat, weiß ich nicht.

Aufgrund Ihrer "..." bin ich mir nicht sicher, ob Sie das ironisch gemeint haben. Ich jedenfalls finde es wirklich schade, daß diese Unterscheidungen nicht mehr vorhanden sind. Außerdem finde ich es auch schade, daß überhaupt die ästhetische "th"-Schreibung weg ist. Hätte unsere Flagge als zweite Farbe ein "roth" sähe das doch besser aus, oder etwa nicht?

Da aber diese Dinge schon vor 100 abgeschafft wurden, wäre eine Rückkehr meinerseits zwar wünschenswert(h), leider aber nicht erfüllbar.
 
 

Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 11.10.2005 um 13.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#1114

@ Herr Jost

Ist die Geschichte mit Wilhelm-II und dem "Thron" nicht nur ein moderner Mythos, den die Dudenredaktion immer wieder neu verbreitet? Immerhin ist Thron ein griechisches "Fremdwort"...

aber vielen Dank für die Erhellung bei den Unterschieden von "Thau" und "Tau", "seyn" und "sein" oder "Thon" und "Ton"... das wurde mir erst jetzt richtig bewußt...
 
 

Kommentar von Herr Jost, verfaßt am 09.10.2005 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=247#1086

Ausgezeichnet! Jetzt muß nur noch das leidige "dass", das unsägliche "Recht haben", das greuliche (<- das muß auch wiederkommen) "Schifffahrt"/"Schiff-Fahrt" und das sinnlos getrennt geschriebene "kennen lernen" abgeschafft werden, dann haben wir es geschafft - teilweise.

Allerdings glaube ich, daß wir zumindest die ästhetischen Aspekte nicht nutzen können, denn die Reform 1901 hat sich um Wortästhetik auch nicht gekümmert, ansonsten schriebe man heute auch noch "Thräne", dem "Thoren" und der "Thür".

Und auf manche Unterscheidung werden wir wohl auch verzichten müssen, genauso wie früher schon viele Unterscheidungen aufgegeben wurden. So kann man heute nicht mehr zwischen dem Verb "seyn" und dem Possessivpronomen "sein" unterscheiden, genausowenig wie zwischen dem "Thau" und dem "Tau" (eines von beiden war der Tau, das andere das Tau, aber meine vorputtkamerschen Rechtschreibkenntnisse sind auch schon lange nicht mehr aufgebessert wroden) und dem "Thon" (Erdart) und dem "Ton" (Klang) etc.

Die Reform 1901 hat viel Ästhetik und so manche Wortunterscheidung genommen, warum sollen wir also jetzt schaffen, was den Reformgegnern 1901 nicht gelang? Damals war im übrigen selbst der Kaiser gegen die Reform. Ihm ist es auch zu verdanken, daß wir weiterhin "Thron" schreiben.
 
 

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