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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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08.10.2005
 

Entschuldigung

Ich liebe die Rechtschreibreform und entschuldige mich für die Kritik, die ich daran geübt habe. Zufrieden?
In Hermann Zabels Pamphlet „Widerworte“, das 1997 an alle Bundestagsabgeordneten verteilt wurde, heißt es: „Im Oktober 1933 verschiebt das Reichsministerium des Inneren die Einberufung einer Rechtschreibtagung“, und dann geht es gleich weiter mit dem Jahr 1946. An einer anderen Stelle schreibt Zabel: „Das neue Regelwerk steht in der Tradition der Amtlichen Regelwerke von 1876, 1880 und 1901. Insofern war ein völliger Neuansatz weder möglich noch erforderlich.“ Der Leser muß den Eindruck gewinnen, daß während des Dritten Reiches in Sachen Rechtschreibreform rein gar nichts unternommen wurde. Als jedoch die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung auf ihrer Herbsttagung 2000 das Buch von Hanno Birken-Bertsch und Reinhard Markner vorstellte, in dem die Rustsche Reform zum erstenmal genauer untersucht wurde, verkündete der eigens angereiste Zabel sehr lautstark, dies sei „eine Geschichtsklitterung in bisher unbekanntem Ausmaß“.
In einem unveröffentlichten Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung nannte Zabel mich einen „nichthabilitierten C2-Professor“, woran weniger der doppelte Irrtum als die eigentümliche Gesinnung bemerkenswert ist – als komme es für den Wert eines Arguments auf die Besoldungsgruppe des Argumentierenden an. Als ich ihn telefonisch fragte, was er sich dabei gedacht habe, verstand er gar nicht, was ich meinte, sondern sagte nur, das hätten ihm seine Freunde Lutz Götze und Gabriele Pommerin-Götze so berichtet. (Soweit ich sehe, sind Zabel und die Götzes tatsächlich nicht habilitiert, aber das macht ihre Äußerungen zur Rechtschreibreform weder besser noch schlechter.)
Für Zabels feinen Umgangston ist noch folgende Stelle aus seinem Buch bemerkenswert: „Auch Prof. Dr. H. Glück macht aus seiner karrierebedingten Abneigung gegen die Beteiligung von Fachdidaktikern an der Erarbeitung des neuen Regelwerks kein Geheimnis. Schon im Jahre 1995 war der C 3-Professor Glück als Wadenbeißer für seine C-4-Kollegen Eisenberg, Maas und Munske vorgeprescht.“ Kollege Glück ist bestimmt klug genug, von Zabel keine Entschuldigung zu verlangen.





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Kommentare zu »Entschuldigung«
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Kommentar von Kai Lindner, verfaßt am 08.10.2005 um 14.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=245#1085

Es wirft kein gutes Licht auf Zabel und Co, daß sie sich mehr von professoralem Standesdünkel, als von wissenschaftlicher Qualität leiten lassen.

So, als könnte man durch bloßes Aufrechnen der erreichten Verwaltungshierarchie (was ja in Deutschland absolut nichts mit Leistung oder Qualifikation zu tun haben muß) bestimmen, was richtig und was falsch ist... C4 sticht C3, Habilitation sticht Assistenzprofessur, und Doktores haben ohnehin niemals recht ;-)

Auch wollte hier eindeutig jemand seinen Eintrag ins große grammatische Geschichtsbuch schreiben, ohne allerdings von der braunen Vergangenheit eben dieser Geschichte beschmutzt zu werden.

Letztlich hat sich Herr Zabel alleine dadurch endgültig für eine offene und wissenschaftliche Diskussion diskreditiert...

 
 

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