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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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17.04.2013
 

Pioniere
Die Brüder Grimm werden vereinnahmt

Zur hessischen Landesausstellung "Expedition Grimm" gibt Brockhaus ein Buch heraus und schreibt dazu:

"In Sachen Rechtschreibung waren sie progressiver als die Reformer heute." (Aus der Verlagsankündigung zu "Brockhaus: Die Brüder Grimm. Pioniere der deutschen Sprachkultur des 21. Jahrhunderts")

Jacob Grimm vertrat die historisierende Schule der Orthographie. Die Kleinschreibung wollte er, weil sie im Mittelalter üblich war. Als progressiv verstanden sich die Gegner, also die phonetische Richtung, auch Konrad Duden. – Und welche Sprachkultur des 21. Jahrhunderts ist es denn, die sich auf die Pioniere Grimm berufen könnte? Das wird Frau Krome uns sicher erklären.



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Kommentare zu »Pioniere«
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Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 17.04.2013 um 21.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1549#23017

Wer braucht schon Erklärungen? Es gibt ja Behauptungen, denen man folgen kann; das reicht doch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2013 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1549#23022

Dank GEW und anderen ist den Deutschen in Fleisch und Blut übergegangen, die Kleinschreibung als "progressiv" anzusehen. Wir haben in all den Jahren niemals den kleinsten Erfolg damit gehabt, die deutsche Groß- und Kleinschreibung als den eigentlichen Fortschritt zu erklären. Stattdessen wurde uns immer wieder entgegengehalten, die Reform sei nicht weit genug gegangen, wenigstens die Kleinschreibung hätte man doch einführen sollen. (Daß dieselben Leute mit der Kleinschreibung so wenig glücklich geworden wären wie bei den früheren Versuchen, ist eine besondere Ironie.)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.04.2013 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1549#23023

Wenn die Praxis nicht zur Theorie paßt: Umso schlimmer für die Praxis.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 18.04.2013 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1549#23025

So ist es durch die Bank. Reihenweise werden Sachen aus der Mottenkiste des 19. Jahrhunderts geholt und als fortschrittlich verkauft. Ob Heyse, Getrenntschreibung ("kennen lernen"), übertriebene Großschreibung – wer darauf hinweist, daß das alles schon einmal praktiziert und aus gutem Grunde verworfen wurde, hat keine Chance, dem Vorwurf der Rückschrittlichkeit zu entkommen. Und dann können sich Leute wie Kultusministerin Doris Ahnungslos hinstellen und zur Rechtfertigung der restaurativen "Reform" (es ist und bleibt ein Rechtschreibputsch) sagen "Die Rechtschreibung soll der Sprachentwicklung folgen", ohne Lachsalven zu ernten.
 
 

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