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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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27.03.2012
 

Mann beißt Hund
Duden-Newsletter auf Abwegen

Im neuesten Rundbrief des Dudenverlags wird die Zweideutigkeit mancher Genitivattribute behandelt. Leider am ungeeigneten Beispiel:

"Ähnlich lässt sich 'der Biss des Hundes' behandeln – oder etwa doch nicht? Ist hier nun gemeint, dass der Hund jemanden gebissen hat (Subjektsgenitiv) oder wurde womöglich der Hund selbst von einem Artgenossen oder gar von einer Katze angegriffen? Dann wäre der Hund als Gebissener das Objekt der Handlung und es läge ein Objektsgenitiv vor. Wie lassen sich solche Zweideutigkeiten lösen?"

Ich glaube nicht, daß es viele Belege mit einem Objektsgenitiv bei Biß gibt. Die Abhilfe, die Duden vorschlägt, überzeugt auch nicht:

"Sind zwei Lebewesen beteiligt, ähnlich wie oben im Beispiel mit 'Biss' und 'Hund', ist es klüger, nicht den Genitiv zu verwenden, sondern eine andere Konstruktion zu wählen: 'der Hundebiss' lässt auf einen bissigen Hund schließen, 'der dem Hund zugefügte Biss' hingegen auf einen bissigen Gegner."

Gerade die Zusammensetzungen sind nämlich vieldeutig, und zwar so sehr, daß die Objektsdeutung hier viel leichter möglich ist.



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Kommentare zu »Mann beißt Hund«
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Kommentar von R. M., verfaßt am 08.11.2017 um 15.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#36912

Duden vertreibt jetzt ein Produkt namens »Duden Learnattack«. Kommentar überflüssig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2016 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#31896

Das stimmt. Man stutzt, und das ist immer schlecht, außer wenn damit eine Pointe verbunden ist. Bemerkenswerterweise geht es mit allen Pronomina, nur eben nicht mit der Höflichkeitsform der 3. Pers. pl. – Aber die macht ja auch bei der Groß- und Kleinschreibung Probleme.
 
 

Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 07.03.2016 um 20.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#31894

Ja gewiß, lieber Herr Riemer, eindeutig in umfassendem Sinn ist wohl kaum ein (isolierter) Satz der lebendigen Sprache, stets läßt sich ein Zusammenhang erdenken, durch den ein anderer als der beabsichtigte Sinn entsteht. Darauf beruhen ja Wortspiele und Dialogwitz. Aber eindeutig genug wäre "mein" Satz. Mit anderen Worten, man hätte ihn nicht spontan mißverstehen können – und Herr Ickler hätte ihn hier nicht zitiert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.03.2016 um 19.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#31893

Ihr Satz, lieber Herr Herter, ist aber auch nicht unbedingt eindeutig.

Z.B. wenn "er" der einzige Nichtschwule in einer Männergruppe ist, könnte man der Meinung sein:
Dann findet Frauen er besonders attraktiv.
(Man kann "ihn" natürlich entsprechend auch mit Sie ansprechen.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.03.2016 um 18.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#31892

Das Problematische ist ja gerade, daß solche kleinen Korrekturen manchmal zum richtigen Verständnis nötig sind, obwohl der Ausgangssatz grammatisch auch schon völlig in Ordnung ist.
 
 

Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 07.03.2016 um 18.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#31891

Ist der zitierte Satz wirklich so problematisch? Eine kleine Umstellung genügt doch schon: Dann finden Frauen Sie besonders attraktiv.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.03.2016 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#31890

In solchen Fällen wäre das Passiv eindeutiger.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.03.2016 um 16.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#31889

Das Problem ist, daß man sich im Deutschen weder auf Wortstellung noch auf Kasusmarkierung verlassen kann, weder bei Pronomen noch bei Substantiven. Ist es nicht erstaunlich, daß es damit im täglichen Leben doch relativ selten Probleme gibt? Der Kontext macht fast immer alles klar. Aber eben nur fast.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2016 um 09.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#31886

Treiben Sie eine dieser Sportarten? Dann finden Sie Frauen besonders attraktiv. (focus.de 7.3.16)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2013 um 07.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#22820

Holbach war der Sohn eines Winzers, dessen Eltern weder lesen noch schreiben konnten (SZ 14.4.07)
Waren es nun Holbachs Eltern oder seine Großeltern, die nicht lesen und schreiben konnten?
Als eigentlicher Begründer der vergleichenden Sprachwissenschaft hat jedoch der Sprachforscher Franz Bopp zu gelten, zu dessen Vorläufern im 18. Jahrhundert auch der Niederländer L. ten Kate gehört. Sein Buch über das Konjugationssystem der Sanskritsprache erschien 1816 (...) (Hugo Moser: Deutsche Sprachgeschichte. Stuttgart 1961:33)
Wessen Buch?
Beim russischen Präsidenten Wladimir Putin ist Clifford Gaddy schon deshalb nicht sonderlich beliebt, weil er dessen Doktorarbeit als Plagiat bezeichnet hat. (FAZ 29.12.06)
Wer hat wessen Doktorarbeit als Plagiat bezeichnet?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2013 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#22393

Ungarn hat als erstes Land das Unrecht der vertriebenen Deutschen anerkannt und einen staatlichen Gedenktag eingeführt. (FAZ 19.1.13)

Das erinnert mich an eine frühere Fehlkonstruktion:

der Völkermord der Juden (FAZ 5.3.02)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2012 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#22096

Abteilung für Computerkriminalität des Bayerischen Landeskriminalamtes

(Das hieß schon in den 80er Jahren so.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2012 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#21371

"So wurden wir 1990 Weltmeister", sagte Franz Beckenbauer, der als damaliger Teamchef eine "Singpflicht" der Nationalhymne eingeführt hatte. (Zeit 15.8.12)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2012 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#21354

„Wir werden auch künftig Steuer-CDs mit Daten Schweizer Steuerflüchtlinge ankaufen.“ (SZ 31.8.12)

Man hat das Gefühl, die Genitivforderung sei er erfüllt, aber in Wirklichkeit ist sie es nicht. (Außerdem ist zu fragen, ob Deutsche, die ihr Geld in die Schweiz schaffen, Schweizer Steuerflüchtlinge genannt werden können.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2012 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#20716

NRW in Gefahr!

Informationszentrale gegen Vergiftungen des Landes Nordrhein-Westfalen
 
 

Kommentar von Jason Honk, verfaßt am 01.04.2012 um 20.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1508#20332

Englisch-Grammatiken hatten als Beispiel: "The shooting of the hunters" – auch nicht sehr überzeugend.
Als Jugendlicher dachte ich manchmal über die Zeile "Die Liebe Gottes regt sich nun" (Faust) nach.
Etwas off-topic, aber auch sehr schön ist Nietzsches: "Der Deutsche denkt sich selbst Gott liedersingend." – Spielt an auf: "Soweit die deutsche Zunge klingt / und Gott im Himmel Lieder singt."
 
 

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