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22.12.2010
Bild von Kirche
Über Numerus und Artikelgebrauch
Kath.net: "Ein Kommentar von Dr. Hubert Gindert
Augsburg
Das Jahresende bringt mit der Statistik der Kirchenaustritte auch wieder Munition gegen die Kirche, gegen die katholische Kirche, versteht sich. Die Augsburger Allgemeine (AZ) liefert mit ihrem Artikel 'Die Kirche erlebt eine Austrittswelle' (20.12.10) ein Beispiel davon. Warum heißt es nicht 'Die Kirchen erleben eine Austrittswelle'? Ist diese doch in den vergangenen Jahren bei den Protestanten erheblich höher als für die Katholiken ausgefallen. Es würde interessieren, wie das 2010 aussieht. Werden wir in nächster Zeit eine ähnliche Überschrift in der AZ finden, die sich auf die protestantische Situation bezieht?
(...) Wer nichts weiß, ist leicht zu manipulieren. Das Bild von Kirche, das diese Selbstausgesperrten dann mit sich herumtragen, ist kein persönlich erlebtes, sondern ein vermitteltes."
Nun, wenn ich Papst Benedikt recht verstanden habe, ist die evangelische Kirche gar keine richtige Kirche. Die Meldung über die Kirche im Singular war also durchaus korrekt. Ein Leser schreibt dazu noch folgendes:
"'Bild von Kirche'? 'Bild von der Kirche'!
Das Wort Kirche ohne Artikel zu verwenden, ist nicht nur gramatikalisch in den meisten Fällen nicht korrekt. Inhaltlich sagt die Verwendung eines Substantivs ohne Artikel aus, das es sich bei dem Bezeichneten um eine gestaltlose Masse handelt, wie zum Beispiel Sand, Wasser, Luft. Die Verwendung des Begriffs 'Kirche' ohne Artikel ist demnach dem katholischen Kirchenverständnis diametral entgegengesetzt. Leider wird diese in gewissen theologischen Zirkeln aufgekommene Sprechmode auch von lehramtstreuen Katholiken unbewusst übernommen."
Auch ganz interessant. Die Sprechmode wird aber nicht nur in theologischen Zirkeln gepflegt. Die Sache ist ziemlich unklar. Am ehesten verstehen wir noch den ungewohnten Gebrauch von Individuativa als Stoffnamen:
Der Holzschrank kann voll Wurm sein. (W. Schapp: In Geschichten verstrickt. Hamburg 1953:13)
Dagegen Institutionen als Stoffsubstantive bzw. Abstrakta: Umgang mit Schule usw. – das ist sicher ein gewisser Jargon der letzten Jahrzehnte, aber damit ist wenig erklärt.
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Kommentare zu »Bild von Kirche« |
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2012 um 12.54 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1385#22036
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Der Artikelgebrauch ist eigentlich sehr leicht zu erlernen. Als meine Frau kürzlich in Tennessee war, erzählte ihr eine ältere Dame stolz, sie habe vor zehn Jahren mit ihrem Mann eine Europareise gemacht und auch "das Schloß in Bayern" gesehen.
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Kommentar von R. M., verfaßt am 30.11.2012 um 13.13 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1385#22037
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Aus einem englischen Text:
". . . at the Hofbräuhaus, a beer hall in Munich . . ."
"a" ist nicht gut (weil das Hofbräuhaus nicht irgendein Bierkeller ist), "the" wäre sogar falsch (weil es nicht der einzige ist). Also muß die ganze Apposition umgebaut werden, z. B. in: "the famous Munich beer hall".
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Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 30.11.2012 um 19.37 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1385#22038
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Den Gebrauch des Artikels zu lernen scheint für diejenigen, deren Muttersprache keine Artikel kennt, doch recht schwierig zu sein.
Mir ist häufig aufgefallen, daß sonst tadellose Übersetzungen aus dem Russischen ins Deutsche durch Russisch-Muttersprachler Fehler beim Artikelgebrauch enthielten. Selbst der richtige Gebrauch von bestimmtem und unbestimmtem Artikel scheint nicht so einfach zu sein. Anscheinend noch viel schwieriger zu lernen ist, wann kein Artikel steht.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2013 um 14.25 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1385#23130
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Was kann Kirchentag, was Kirche nicht kann? (BR 4.5.13)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2014 um 06.35 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1385#26745
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Wahrnehmungen von Kirche (Kapitelüberschrift in: Rüdiger Kaldewey/Franz W. Niehl: Grundwissen Religion. Begleitbuch für Religionsunterricht und Studium. München 2009)
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2018 um 06.33 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1385#38638
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Vor FSME-Risikogebieten warnen mancherorts Schilder mit Bild und Aufschrift Zecken. Die Augsburger Allgemeine zeigt ein Schild Zecke. Es ist nicht anzunehmen, daß es dort nur eine einzige monströse Zecke gibt. Auch vor Rehen würde man die Autofahrer nicht mit Reh warnen. Vielmehr hat sich hier die Auffassung der Zecke als Ungeziefer ohne viel Individuation durchgesetzt, wie eben jener Schrank "voll Wurm" sein konnte.
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