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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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21.11.2009
 

geltich nährend
Launiges vom Rechtschreibrat

Ich weiß nicht, ob es schon mal jemand bemerkt hat: Der Rat für deutsche Rechtschreibung bietet eine Seite mit "Links", auf der es heißt:

Die Relevanz des Themas bringt es mit sich, dass eine große Anzahl an Links zur Rechtschreibung existiert. So halten z.B. die einschlägigen Verlage unentgeltich Materialien bereit.
Da eine auch nur annährend vollständige Auflistung nicht geleistet werden kann, beschränken wir uns an dieser Stelle auf zweierlei Hinweise:
1. Auf die Adresse www.radio-luma.net, unter der sämtliche Pressekonferenzen des Vorsitzenden des Rats archiviert sind.
2. Auf die Seiten der staatlichen Stellen der Mitgliedsländer. Die staatlichen Stellen sind zuständig für alle Belange, die die Umsetzung der neuen deutschen Rechtschreibung betreffen wie, z.B. zu den Übergangszeiten.


Außer den beiden Buchstabendrehern gibt es ein Komma zuviel (nach wie), und das zweimalige auf muß nach dem Doppelpunkt klein geschrieben werden.

Aber die Seiten werden ja schon lange nicht mehr gepflegt, daher ist eh alles wurscht.



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Kommentare zu »geltich nährend«
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Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 21.11.2009 um 16.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1248#15301

Naja, wenn "zweierlei" gemeint ist, dann ist "zweierlei" nicht zu beanstanden. Ich vermute aber, daß es hier nicht gemeint ist.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 21.11.2009 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1248#15302

Textprogramme sind manchmal so eingestellt, nach einem Punkt, der nicht hinter einer bekannten Abkürzung steht, automatisch mit großem Buchstaben fortzusetzen; in der Annahme, es sei ein neuer Satzanfang. Wer nicht aktiv korrekturliest, bemerkt Fehler dieser Automatik kaum.
 
 

Kommentar von Kurt Albert, verfaßt am 21.11.2009 um 18.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1248#15303

Auch auf einer anderen Unterseite des Rechtschreibrats fand ich Fehler (die famose Geschäftsführerin, darauf – wie auf anderes – hingewiesen, reagierte nicht).
Schlimm und schlimmer ist natürlich, daß seine Internetdarstellung insgesamt seit langem nicht mehr ernsthaft gepflegt wird und im Grunde statisch ist und daß somit auch der Hinweis auf radio-luma.net schon seit Jahren nur als Irreführung und Täuschung begriffen werden kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2009 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1248#15304

Die Mitgliederliste immerhin wird ab und zu nachgeführt. Daher weiß man nun, daß die Österreicher wieder vollzählig sind: Anstelle des verstorbenen Zilk sitzt sein ehemaliger Mitarbeiter Franz Mrkvicka, ein SPÖ-Kulturpolitiker, im Rechtschreibrat. Er hat auch einen Professorentitel, aber das ist in Österreich ja üblich. Zilk hatte seltsamerweise die "Pädagogik" vertreten, allerdings nur nominell, denn er hat an keiner Sitzung teilgenommen. Mrkvicka vertritt, noch seltsamer, die "Öffentlichkeit". Wahrscheinlich ist die österreichische Öffentlichkeit unbemerkt zusammengetreten und hat ihn gewählt. Eigentlich sind die Deutschen am ehrlichsten, denn sie verstecken ihre Ratsmitglieder nicht hinter dem Gemeinwohl, sondern benennen klar die Interessenvertretung.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 22.11.2009 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1248#15305

Dr. Zilk war in seinem erlernten Beruf Lehrer. Er wechselte aber bald in den Journalismus und zum ORF, wo er es bis zum Fernsehdirektor brachte. Später übersiedelte er in die Politik und wurde schließlich 1984 Wiener Bürgermeister. 1993 wurde Zilk eines der Opfer einer Serie von Briefbombenattentaten, dabei verlor er große Teile seiner linken Hand und kam nur knapp mit dem Leben davon.
Ab ca. 2005 bis zu seinem Tod im 81. Lebensjahr, 2008, berichtete die Presse mehrfach über seinen schlechten Gesundheitszustand (Dialyse, Herzschrittmacher).
Die Ratsposition unter Pädagogik dürfte auf seine Lehrertätigkeit zurückzuführen sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2009 um 13.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1248#15306

Zilks persönliches Schicksal ist wohl den meisten noch in Erinnerung. Den Ratsposten hätte er nicht annehmen oder bald wieder abgeben müssen, wenn er sich außerstande sah, ihn auszuüben. Die Kuriosität, auf die ich hinweisen wollte, sind die seltsamen Instanzen, die von den österreichischen Mitgliedern vertreten werden.

Die einzige Frage, die jetzt noch (mäßig) interessiert, ist die, ob der Rechtschreibrat über das Jahr 2010 hinaus überhaupt noch existieren wird. Die Kultusministerien haben ja zwischendurch immer mal wieder angedeutet, daß sie die erste Amtsperiode zugleich für die einzige halten, nicht nur für die Mitgliedschaft, sondern für die ganze Einrichtung. Eisenberg betreibt bekanntlich die Ersetzung durch eine kleine, auch finanziell auszustattende Arbeitsgruppe. Aber ob er den Politikern und Geldgebern den Sinn einer solchen neuen Institution plausibel machen kann, steht dahin. Immerhin ist in einer Zeit, die unzählige "Gleichstellungsbeauftragte" ernährt, vieles denkbar.
 
 

Kommentar von Julian von Heyl, verfaßt am 26.11.2009 um 14.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1248#15321

Diese Fehler waren mir in der Tat auch schon aufgefallen, und ich habe die für die Website Verantwortlichen sogar einmal darauf hingewiesen. Passiert ist nichts.

Die Duden-Webseiten amüsieren dafür mit AGB, in denen sich viele Schreibweisen finden, die im Widerspruch zum Duden stehen, etwa „Allgemeine Geschäftsbedingungen“ statt „allgemeine Geschäftsbedingungen“ oder „öffentlichrechtlich“ statt „öffentlich-rechtlich“. Hin und wieder rutscht man sogar in die alte Rechtschreibung („im übrigen“ statt „im Übrigen“).

Den Vertipper annährend liest man übrigens erstaunlich häufig; ich vermute, viele halten das für die richtige Schreibweise. Zur Sicherheit habe ich die Schreibweise in meine Liste der „beliebten Fehler“ aufgenommen ...
 
 

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