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31.07.2009
Die vergessene Revision
Eine Erinnerung an das aufgeregte Jahr 2000
Als ich auf die vielen Neuerungen in der 22. Auflage des Duden hingewiesen hatte – eine heimliche Revision der Rechtschreibreform –, gaben sich der Verlag und natürlich auch die Reformer selbst alle Mühe, die Tatsachen zu leugnen, und das IDS hatte noch jahrelang auf seiner Website die ehrabschneiderische Behauptung stehen, ich hätte durch eine Falschmeldung Unruhe geschürt.
Was damals ich selbst in der FAZ und Dankwart Guratzsch in der "Welt" veröffentlicht haben, ist bekannt, und es hat sich in jeder Hinsicht als zutreffend herausgestellt. Wie ich sehe, scheint ein Folgetext von mir aber noch nicht im Netz zu stehen, oder? Ich bin jetzt noch einmal darauf gestoßen, weil erstaunlich vieles von damals auch noch auf die gegenwärtige Lage und den neuesten Duden zutrifft, trotz der beiden amtlichen Revisionen. Hier also (noch einmal?) mein "zweiter Gang durch den Duden":
Leicht verderblich
Ein zweiter Gang durch Dudens deutsche Rechtschreibung (22. Auflage 2000)
von Theodor Ickler
Der erste Blick in den neuen Rechtschreibduden (vgl. Rezension in FAZ vom 11.8.2000: Ein Fiasko) ergab, daß die Änderungen sowohl gegenüber der ersten reformierten Ausgabe (1996) als auch gegenüber der amtlichen Regelung tiefgreifend genug sind, um von einer Reform der Reform sprechen zu können. Mag der Anteil der Änderungen prozentual gering sein, so erfassen sie doch gerade die besonders häufig gebrauchten, außerdem auch besonders umstrittenen Bereiche des Wortschatzes. Die erste Generation der umgestellten Schulbücher, Kinderbücher und Rechtschreibmaterialien kann davon nicht unberührt bleiben. Besonders die orthographischen Nachschlagwerke und die dazugehörige Software müssen umgehend ersetzt werden. Allerdings sind bereits die Stellen sichtbar, an denen die nächste Revision ansetzen muß und wird.
Zur äußeren Gestalt
Der neue Duden erscheint erstmals in etwas größerem Format; die breiteren Seiten wirken nicht mehr so prall gefüllt wie bisher. Allerdings ist der Preis nicht mehr deutlich genug von dem des ungleich reichhaltigeren Universalwörterbuchs entfernt.
Auf den ersten Blick hat jedes Wort eine neue Zeile, aber wie auf S. 10 erklärt und bei näherem Hinsehen festgestellt wird, findet in Tausenden von Fällen doch eine gewisse Nestbildung statt. Zum Beispiel steht „fassweise“ unter „Fasswein“, ohne daß man den Grund erkennen könnte, oder es sind Ableitungen und Zusammensetzungen bis zu einem halben Dutzend unter demselben Haupteintrag geführt. Zwar ist die von der theoretischen Lexikonforschung gelegentlich geforderte Ersparung von Wortteilen (früher Pünktchen, in anderen Werken auch Tilden o. ä.) aufgegeben zugunsten voll ausgeschriebener Wörter, aber der Nutzen ist gering. Ich kann nach intensiver Benutzung nicht bestätigen, daß die Stichwörter in der Neuausgabe schneller aufzufinden sind als in der vorigen. Der Flattersatz läßt viel freien Raum, aber Worttrennung ist trotzdem häufig (und wirft außerdem das Problem der reformierten Trennweisen auf, s. u.). Auch ist die Schrift blasser als früher.
Der erste Teil besteht hauptsächlich aus einer dudeneigenen Fassung der neuen Regeln sowie den üblichen Hinweisen zu Textverarbeitung und Maschinenschreiben; im Anhang findet man das amtliche Regelwerk.
Das Alte
Der neue Band beansprucht, stets auch die bisherige Schreibweise, die ja weiterhin auch in den staatlich geregelten Bereichen gültig bleibt, zu dokumentieren. In der ersten Reformausgabe war das versäumt worden, denn der bloße Rotdruck der Neuschreibung ließ oft nicht klar erkennen, wie die bisherige ausgesehen hatte. Aber auch jetzt sind manche Angaben dieser Art nicht ganz richtig. So wird als „alte“ Schreibung angeführt: „da-rüberfahren“, was zwar hinsichtlich der Zusammenschreibung stimmt, nicht aber was die hier zufällig verwendete neue Trennung betrifft. Übrigens kann man an diesem Beispiel noch einmal sehr schön die sonderbare Vorschrift studieren, daß Verbzusätze wie „darüber“ und „darunter“, nur weil sie (zufällig?) nicht in der berüchtigten geschlossenen Liste aus § 34 (1) stehen, vom Verb getrennt geschrieben werden müssen, ihre synkopierten Varianten „drüber“ und „drunter“ jedoch nicht: „darüber fahren“, aber „drüberfahren“.
Die diskriminierende Kennzeichnung der bewährten Rechtschreibung als „alt“ findet sich mindestens fünftausendmal. Dies stört die Chancengleichheit, so daß man nicht mehr objektiv feststellen kann, welche Schreibweise sich in der Bevölkerung durchgesetzt haben wird; denn welcher Schreibende möchte sich schon in jeder dritten Zeile beschimpfen lassen, weil er das Alte benutzt?
Besorgnis erregend
Ein Hauptfehler der Neuregelung ist es, die Adjektive vom Typ „besorgniserregend“ aufzulösen und stattdessen nur noch das syntaktische Gefüge aus einem Partizip und einer substantivischen Ergänzung gelten zu lassen: „Besorgnis erregend“. Verschiedene grammatische und stilistische Gründe sprechen dafür, daß es in vielen Fällen auch das zusammengesetzte Adjektiv weiterhin geben muß. Die Hauptgründe sind die gesamthafte Steigerbarkeit („noch besorgniserregender“, „sehr besorgniserregend“) sowie der prädikative Gebrauch („das ist besorgniserregend“). In beiden Fällen ist das Partizipialgefüge ausgeschlossen. Dieser schlagende Einwand, der sich übrigens bereits in einem Duden-Taschenbuch von 1996 aus der Feder der führenden Schweizer Reformer findet, führte im Dezember 1997 zu Vorschlägen der Rechtschreibkommission, den Paragraphen 36 einer „unumgänglich notwendigen“ Änderung zu unterziehen. Nach der Ablehnung dieser Vorschläge durch die Kultusminister und den deutschen Innenminister verlegten sich die Reformer darauf, die Änderung als bloße Interpretation auszugeben und sie stillschweigend, wenn auch nicht konsequent, in die neuesten Wörterbücher und sonstigen Rechtschreibmaterialien einzuschleusen. Den expliziten Widerspruch zur amtlichen Regelung nehmen sie in Kauf. So steht im amtlichen Wörterverzeichnis ganz eindeutig: „Furcht [einflößen/einflößend]“; so stand es dann auch im Duden von 1996, aber 2000 liest man „eine Furcht einflößende, auch furchteinflößende Vorstellung“. Ebenso „Furcht erregend/furchterregend“ - beides mit Hinweis auf die gesamthafte Steigerung.
Hier einige Revisionen:
Abscheu erregend/abscheuerregend
Achtung gebietend/achtunggebietend
Aufsehen erregend/aufsehenerregend
Besorgnis erregend/besorgniserregend
Ehrfurcht gebietend/ehrfurchtgebietend
Ekel erregend/ekelerregend
Epoche machend/epochemachend
Erfolg versprechend/erfolgversprechend
Erholung suchend/erholungsuchend
Furcht einflößend/furchteinflößend
Furcht erregend/furchterregend
Glück bringend/glückbringend
Glück verheißend/glückverheißend
Hitze abweisend/hitzeabweisend
Kosten sparend/kostensparend
Krebs erregend/krebserregend
Musik liebend/musikliebend
Platz sparend/platzsparend
Profit bringend/profitbringend
Respekt einflößend/respekteinflößend
Schauder erregend/schaudererregend
Schrecken erregend/schreckenerregend
Schwindel erregend/schwindelerregend
Staub abweisend/staubabweisend
Staunen erregend/staunenerregend
Unheil verkündend/unheilverkündend (aber nur „U. bringend, kündend“)
Verderben bringend/verderbenbringend
Vertrauen erweckend/vertrauenerweckend
viel sagend/vielsagend (aber nur „nichts sagend“)
viel versprechend/vielversprechend
Wasser abstoßend/wasserabstoßend
Wasser abweisend/wasserabweisend
(„weinbauend“ ist gestrichen)
(„Welten umspannend“ ist gestrichen)
Der ganze Umfang der Änderungen würde sich zeigen, wenn man auch die nicht eigens aufgeführten, aber gewiß analogen Fälle berücksichtigte: „Strom sparend“ usw. - Allerdings bleibt hier eine gewisse Unsicherheit, denn die Revision verfährt keineswegs konsequent. Einerseits sind nämlich Fälle wie „nichts sagend“ bisher nicht geändert, obwohl gesamthafte Steigerung vorkommt: „noch nichtssagender“, „besonders nichtssagend“. Andererseits sind aber nicht nur gesamthaft steigerbare Adjektive wenigstens fakultativ wiederhergestellt, sondern auch solche, bei denen Steigerung kaum oder gar nicht in Betracht kommt; dies jedoch sehr unsystematisch, also noch nicht etwa „eisenverarbeitend“, „funkensprühend“, „ölexportierend“, wohl aber: „epochemachend“, „erholungsuchend“. (Der Rotdruck ist wiederum unberechtigt, denn „Epoche machend“ gab es auch bisher schon als reguläre Verbform; versäumt ist wiederum der Hinweis auf obligatorische Benutzung des Adjektivs bei prädikativem Gebrauch: „das ist epochemachend“.)
Ganz neu eingetragen sind „Kraft raubend/kraftraubend“ und einige andere Fügungen dieser Art.
In umgekehrter Richtung sind auch getrennt geschriebene Gefüge nachgetragen:
fruchtbringend/Frucht bringend
fruchttragend/Frucht tragend
zeitraubend/Zeit raubend
zeitsparend/Zeit sparend
Manchmal schießen die Reformer über das Ziel hinaus: „blutreinigend, blutbildend, blutstillend, blutsaugend“ werden jetzt alle gleich behandelt, also „auch Blut reinigend“ usw. - Das ist aber falsch im Sinne der amtlichen Regelung, denn es heißt zwar „bildet Blut“, aber nicht „reinigt Blut“ (sondern „reinigt das Blut“). Bei „kostendeckend“, „Kosten sparend, auch kostensparend“ ist das wenigstens halbwegs berücksichtigt, auch wenn „kostensparend“ (das die Ausgabe von 1996 noch nicht wieder kannte) den Regeln widerspricht und die gesamte Rotschreibung sowieso fehl am Platze ist, denn es bleibt nun wieder alles beim alten.
„zartbesaitet“ ist wieder Haupteintrag (im Kasten umgekehrt), ebenso verhält es sich bei „zartfühlend“, aber die Steigerung, die hier auch Getrenntschreibung rechtfertigen soll, wirkt seltsam: „zarter fühlend“. Und ist „zartestfühlend“ neben „zartfühlendst“ überhaupt belegbar?
Rat Suchende und Leid Tragende
Neben „leidtragend“ findet man neuerdings auch „Leid tragend“, jedenfalls im Kasten; dagegen im Wvz. nur „leidtragend“. Dazu der Beispielsatz im Kasten: „Die Leid Tragenden sind die Kinder.“
1996: „fest angestellt, fest besoldet“, „der Festangestellte, Festbesoldete“. 2000: „festangestellt, der fest Angestellte, auch Festangestellte“ (ebenso zu „besoldet“). War 1996 der Übergang von „fest angestellt“ zu „Festangestellte“ grammatisch unmöglich (so auch die Reformer Gallmann und Sitta a.a.O.), so ist es 2000 in dieser Hinsicht zwar „besser“ geworden, doch wird weiterhin das grammatisch nicht ableitbare „Festangestellte“ als Möglichkeit angeführt. Es setzt aber ein Adjektiv „festangestellt“ voraus. Ebenso zu „Dienst habende, der Diensthabende“ (richtig wäre nur „Dienst Habende“, aber dies wird überhaupt nicht angeführt!). „Dienst leistend“ ist neu eingeführt; es scheint aber keinen „Dienstleistenden“ und keinen „Dienst Leistenden“ zu geben, wohl aber neben dem „Zivildienstleistenden“ neuerdings auch den „Zivildienst Leistenden“. Zu den „Daheimgebliebenen“ gesellen sich „daheim Gebliebene“, nur „daheimgebliebene“ Urlauber gibt es nicht.
Wie ist das alles zu erklären? Unter den mit „K 1“ usw. bezeichneten Regeln finden sich weitere Hinweise, die mit einem „D“-Symbol gekennzeichnet sind und Interpretationen des Duden enthalten. Darunter auch die Regel S. 46 (als Ergänzung zu K 58), wonach bei Substantivierung auch Zusammenschreibung eintritt, obwohl sie grammatisch nicht ableitbar ist. Dieser unmögliche Übergang wird auch von der Reformkommission neuerdings behauptet, allerdings haben deren Mitglieder Gallmann und Sitta schon 1996 darauf hingewiesen, daß er nicht korrekt ist. (Duden-Taschenbuch sowie „Handbuch Rechtschreiben“) Übrigens hebt er den Anspruch auf Neuregelung und Rotdruck auf, denn „Arbeit suchende Menschen“, „Arbeit Suchende“ und „Arbeitsuchende“ hat es ja bisher schon ganz genauso gegeben.
Neu nachgetragen sind: „spät Gebärende“ (neben „Spätgebärende“), „schwer Kranke“ (neben den irregulären „Schwerkranken“), „der nicht Geschäftsfähige“, „das nicht Gewünschte“, „der nicht Sesshafte“. Solche Gefüge waren natürlich auch bisher möglich; es wird leider nicht darauf hingewiesen, warum man sie meist vermeidet und durch echte Zusammensetzungen ersetzt.
Eine neue Variante ist auch „nicht zielend“ (ein schulgrammatischer Fachausdruck für „intransitiv“); das immer noch zugelassene „nichtzielend“ widerspricht allerdings der Regel, daß beim Partizip nur noch getrennt geschrieben wird.
Unsicherheiten: „hoch“, „wieder“ usw.
Bei den vielen Zusammensetzungen von Partizipien und Adjektiven mit „hoch-“ sind zahlreiche Änderungen vorgenommen worden, die aber selten einleuchten und insgesamt eine große Unsicherheit der Reformer verraten. Neuerdings wiederzugelassen sind: „hochbegabt“ (aber nur „schwach begabt“; immerhin gibt es jetzt wieder die „Hochbegabtenförderung“ und nicht nur die „Hoch-Begabten-Förderung“), „hoch gespannt“ (mit der schwer lernbaren Differenzierung „hochgespannte Ströme“/„hoch gespannte Erwartungen“), „hochgesteckt“ („hochgesteckte Haare“/„hoch gesteckte Ziele“), „hochgewachsen“. Daneben gibt es neue Getrenntschreibungen von Wörtern, die bisher angeblich zusammenzuschreiben waren, die aber der Duden von 1991 gar nicht enthielt: „hoch angesehen“, „hoch dosiert“, „hoch motiviert“, „hoch spezialisiert“.
Der Kasten zu „hoch“ ist von ungewöhnlicher Kompliziertheit. Dazu nur ein Beispiel: Es wird behauptet, Zusammenschreibung trete ein, wenn „hoch“ rein intensivierend gebraucht wird: „hochanständig (sehr anständig)“ usw. Ist dies aber nicht auch bei „hochempfindlich“ usw. der Fall? Doch gerade dies darf nur getrennt geschrieben werden!
Eines der größten Probleme sind für die Neuregelung die durchweg sehr häufig gebrauchten Verben mit dem Zusatz „wieder-“. Der äußerst mißverständlich formulierte Paragraph 34 (1) führte dazu, daß der erste Reformduden in gutem Glauben, wenn auch sicherlich mit schlechtem linguistischen Gewissen, zwei Dutzend Verben dieser Art aufspaltete: „wieder sehen“ usw. Vom längst wieder zum Leitwörterbuch gewordenen Duden drang diese Fehlschreibung in alle Kinder- und Schulbücher sowie in die überaus befremdliche Schreibung der Nachrichtenagenturen. Hier war also eine größere Reparatur fällig, doch wie sieht sie aus? Wieder zusammenzuschreiben sind: „wiederaufbereiten“, „wiederaufführen“, „wiederbeleben“, „wiedersehen“. Fakultativ „auch“ zusammengeschrieben kommen vor: „wiederaufbauen“, „wiederentdecken“, „wiedererkennen“, „wiedereröffnen“, „wiedererwecken“, „wiederfinden“, „wiedergeboren“, „wiedervereinigen“, „wiederverwenden“, „wiederverwerten“, „wiederwählen“. Weiterhin getrennt zu schreiben sind: „wieder aufnehmen“, „wieder aufsuchen“, „wieder auftauchen“, „wieder einfallen“, „wieder einsetzen“, „wieder gutmachen“ und „wieder herrichten“. Hier glaubt die Redaktion, wie der zugehörige Kasten zeigt, weiterhin, daß der Verbzusatz „wieder“ die Bedeutung „nochmals, erneut“ habe und daher laut § 34 getrennt zu schreiben sei. Das ist natürlich nicht richtig. Wer etwas wiederherrichtet, muß es nicht zuvor schon einmal hergerichtet haben, sondern versetzt es durch Herrichten in den früheren Zustand zurück; dieselbe Überlegung führt den Duden dazu, bei „wiederherstellen“, das unmittelbar auf „wieder herrichten“ folgt, die Zusammenschreibung beizubehalten. Man muß nach den Erfahrungen mit dem ersten Bericht und der Mannheimer Anhörung (Januar 1998) leider annehmen, daß auch die Rechtschreibkommission den Zusammenhang immer noch nicht verstanden hat. Hier ist also die nächste Revision fällig.
Der schlimmste Fehler (und ein Grund, den neuen Duden sofort wieder zurückzuziehen) ist jedoch folgender: Die Redaktion führt bei den fakultativen Getrenntschreibungen jeweils zwei Formen mit ganz unterschiedlichem Betonungsmuster an und erklärt dazu im Kasten:
„In vielen Fällen ist Getrennt- oder Zusammenschreibung möglich, vor allem dann, wenn die Betonung entweder nur auf 'wieder' oder sowohl auf 'wieder' als auch auf dem Verb oder Adjektiv liegen kann: die Firma wIEder AUfbauen, auch wIEderaufbauen (...)“ (S. 1074; aus technischen Gründen hier Großbuchstaben statt Unterstreichungen.)
Die vorige Ausgabe wußte noch wie alle früheren, daß der normale Wortakzent von „wiederaufbauen“ nicht auf „wieder“, sondern auf „auf“ liegt. Die neueste Aussprache kommt, wenn überhaupt, nur unter seltenen pragmatischen Sonderbedingungen in Betracht. Dieser Fehler scheint darauf zurückzugehen, daß der Bearbeiter die Betonungverhältnisse der Präfixverben („wIEder entdEcken“/„wIEderentdecken“, so S. 1075 s. v.) unbesehen auf die ganz anders gebauten Doppelpartikelverben übertragen hat.
Außerdem aber handelt es sich bei „wIEder AUfbauen“ („aufs neue aufbauen“, mit zwei Akzenten) und „wiederAUfbauen“ („durch Aufbauen in den früheren Zustand bringen“, mit einem Akzent) um völlig verschiedene Ausdrücke, so daß die beiden Schreibweisen keinesfalls als orthographische Varianten angeführt und durch ein irreführendes „auch“ verknüpft werden dürfen!
Bei den ebenfalls problematischen Partizipien mit „wohl-“ sind folgende Änderungen vorgenommen worden: Die Getrenntschreibung wird fakultativ ausgedehnt auf „wohl erzogen“, „wohl geformt“, „wohl gelitten“, „wohl genährt“, „wohl geraten“, „wohl proportioniert“, „wohl schmeckend“ (aber nur „wohlriechend“!). Umgekehrt wird fakultative Zusammenschreibung (wieder)eingeführt bei „wohltemperiert“.
„wohl vorbereitet“ ist neu eingefügt; es wurde angeblich zusammengeschrieben, war aber im Duden von 1991 gar nicht enthalten.
Dieser Teil der Neuregelung krankt daran, daß die Reformer mit dem Kriterium der Steigerbarkeit arbeiten und fälschlicherweise annehmen, „besser“ sei der Komparativ zu „wohl“, während es in Wirklichkeit der Komparativ zu „gut“ ist. „besser schmeckend“ gehört also zu „gut schmeckend“, während „wohlschmeckend“ natürlich den Komparativ „wohlschmeckender“ hat und daher ebenso zusammengeschrieben werden müßte wie „wohlriechend“, wo die Dudenredaktion sonderbarerweise anders verfährt. Daß all dies nicht so bleiben kann, liegt auf der Hand.
Andere Verbzusätze zeigen sporadische Änderungen gegenüber der vorigen Auflage, ohne daß die dahinter stehenden Überlegungen dem Benutzer deutlich würden. „hinterdrein laufen“ kann neuerdings auch getrennt geschrieben werden; aber man muß sich geradezu wundern, daß es überhaupt wie „hinterherlaufen“ zusammengeschrieben werden darf, denn nur „hinterher“ steht in der geschlossenen Liste aus § 34. (Übrigens muß es mit „sein“ wieder getrennt geschrieben werden, also „hinterher sein“!) Bei „dafürkönnen“ hatte der Duden 1996 Getrenntschreibung vorgeschrieben, der neue läßt auch die Zusammenschreibung wieder zu und fügt noch die Paare „dafürhalten/dafür halten“, „dafürsprechen/dafür sprechen“ und „dafürstehen/dafür stehen“ hinzu. Natürlich muß man nun zusätzlich lernen, daß es hier einen Spielraum gibt, anderswo aber wieder nicht. Nach dem alten Duden konnte man den Oberkörper „frei machen“ oder ein paar Tage (und natürlich auch einen Brief) „freimachen“. 1996 legte der Reformduden fest: auch der Oberkörper wird „freigemacht“. Die neue Ausgabe kehrt genau zur alten Regelung zurück und macht wenigstens an dieser Stelle jeglichen Rotdruck rückgängig. „wachhalten“ kann neuerdings wieder zusammengeschrieben werden, mit der schwer deutbaren Differenzierung „jemanden wach halten, auch wachhalten; Erinnerungen wachhalten, auch wach halten“. Bei „wachrufen“, „wachrütteln“ ist aber nur Zusammenschreibung zulässig. „warmhalten“ darf wieder zusammengeschrieben werden, aber nur wenn es um einen Freund geht; das Essen wird, wie im alten Duden, „warm gehalten“. Bei „warmlaufen“ ist es wieder ein wenig anders: den Motor „warm laufen“ oder „warmlaufen“ lassen, sich selbst „warm laufen“ oder „warmlaufen“. Auch „heißlaufen“ kann neuerdings getrennt geschrieben werden. - Ist das alles nun leichter zu lernen als die alte, ebenso sprachferne Dudenregelung? Was nützt die „Liberalisierung“, wenn sie an von Wort zu Wort wechselnde Bedingungen geknüpft ist, die sich nicht vorhersagen lassen - und von einer Auflage zur nächsten so unterschiedlich festgelegt werden? Dabei beschränke ich mich hier auf die neuen Unklarheiten, zu denen ja noch Tausende von längst bekannten hinzukommen („kleinkriegen“, aber „klein machen“ usw.).
Bindestriche
Obwohl, recht verstanden, auch nach der herkömmlichen Rechtschreibung Bindestriche fast nach Belieben gesetzt werden konnten, haben die Reformer viel Aufhebens davon gemacht, daß sie nun großzügiger verwendet werden dürfen. Der neue Duden zeigt überraschend viele obligatorische Bindestriche. Substantivierte Infinitive vom Typ „das Außerachtlassen“ sind nicht mehr zulässig, es muß jetzt „Außer-Acht-Lassen“ geschrieben werden. Daher auch „das Nicht-zustande-Kommen, auch Nicht-zu-Stande-Kommen“ (bisher „Nichtzustandekommen“, so auch noch 1996).
Zur Entzerrung der neuen Buchstabenhäufungen wird bekanntlich der Bindestrich vorgeschlagen, der in reformierten Texten zu so linkischen Gebilden wie „Schnell-Lebigkeit“ führt. Der neue Duden führt an: „Brenn-Nessel“, „Miss-Stand“, „Miss-Stimmung“, „Still-Legung“, „Stoff-Fetzen“ u. a.
Bekanntlich werden jetzt auch nach arabischen Ziffern Bindestriche notwendig, die man bisher mit Recht für überflüssig hielt: „3-mal“. (Dabei erweist sich die Lehre vom Bindestrich als lückenhaft, denn der gelegentlich hinzukommende Ersparungsstrich nach Wortresten müßte eigentlich Verdoppelung des Zeichens ergeben: „2-- bis 3-mal“; das ist natürlich nicht gemeint.)
Die Regel, wonach bei Ableitungen von mehrteiligen geographischen Namen der Bindestrich weggelassen werden kann („Bad Hersfelder“, „New Yorker“), führt nun auch zu gewöhnungsbedürftigem „Costa Ricaner“, „Puerto Ricaner“; die alten Schreibweisen (1996 noch als einzige angeführt) waren besser: „Costaricaner“, „Puertoricaner“. Jetzt sollen sie gar nicht mehr zulässig sein.
Vermischte Beobachtungen
Völlig neu ist die Großschreibung bei „heute Früh“. Die Kritik hatte darauf hingewiesen, daß es widersinnig ist, in „heute abend“ usw. die Tageszeit anders aufzufassen als in „heute früh“ und daher groß zu schreiben. Diesem Einwand will der Duden nun offenbar zuvorkommen, indem er auch „Früh“ als Substantiv deutet. Allerdings ist „die Früh“ gar nicht durch ein eigenes Stichwort vertreten, sondern kommt nur idiomatisch gebunden unter „die Frühe“ vor: „in der Früh“. Die „Frühe“ wiederum kommt hier nicht in Betracht: „heute Frühe“ gibt es nicht. Vielleicht erklärt sich daher, daß „heute Früh“ nur fakultativ („auch“) möglich sein soll, anders als all die obligatorischen Großschreibungen der anderen Tageszeiten. Im amtlichen Regelwerk gibt es dazu kein Beispiel.
Der Duden hat es auch versäumt, für „Dienstag früh“ usw. die notwendige Folgerung zu ziehen, daß hier zumindest auch „Dienstagfrüh (wie „Dienstagabend“) vorgesehen werden muß.
Aus der Neuregel, daß man nach Belieben auch „Ja sagen“ schreiben könne (obwohl der Grund dieser Großschreibung schwer einzusehen ist), hat die Redaktion wahrscheinlich zu Recht gefolgert, daß nun alle Partikeln in diesem Zusammenhang auch groß geschrieben werden dürfen: „Hallo rufen“, „du musst Danke sagen“, „ich möchte Danke schön sagen“, „Bitte sagen“ (aber nicht „Bitte schön“?), „Ja sagen“, „Ach und Weh schreien“, „Pieps sagen“ usw.
Die Schreibweise „Justizium“ (Gerichtsstillstand) mit z wegen „Justiz“ ist absurd, weil in dem Wort –stitium (zu lat. stare) steckt, ebenso wie in „Solstitium“.
Der vielbelachte „Spinnefeind“ ist wieder gestrichen, aber das grammatisch ebenso falsche „jemandem Todfeind sein“ ist hinzugekommen, weil die Reformer um Gerhard Augst partout nicht zugeben wollen, daß sie sich hier geirrt haben. Erstaunlich, daß die kompetenteren Dudenredakteure das mitmachen!
„leicht behindert“ fehlt immer noch, obwohl es im amtlichen Wvz. ausdrücklich angeführt ist. Neu hinzugekommen ist „rein weiß“. Beim „Paukenschlägel“ (bisher „Paukenschlegel“) ist jetzt nur die Umlautschreibung zulässig, ganz gleich, wie mancher es aussprechen mag. (Dabei ist die Unterscheidung von langem ä und e durchaus noch standardgemäß.)
„Maß, bes. bayr. auch Mass; 2 Mass Bier“. Hier bekommen die süddeutschen Kritiker, die wegen ihres angeblich falschen Beispiels als nichtstandardgemäße Bierdimpfl verspottet wurden, also doch noch recht! Allerdings fragt man sich sogleich, warum andere Regionen vernachlässigt werden. Wären nicht „Spass“, „Fussball“, ja auch „Glass“ ebenso zu berücksichtigen?
„lang gestreckt“: Hier muß auch Zusammenschreibung vorgesehen werden, denn das Adjektiv wird als ganzes gesteigert: „Er erscheint noch langgestreckter als die vorher besprochenen Arten.“ (Grzimek Bd. 5, S. 169); „die kleinste Art ist etwas langgestreckter“ (ebd. S. 263)
Die Neuschreibung „Kreme“ aus dem amtlichen Wörterverzeichnis hatte der Duden 1996 glatt vergessen, jetzt ist sie überall nachgetragen, auch in „Butterkreme“ usw.; nur das zugehörige Verb „kremen“ ist nicht angepaßt worden, hier bleibt es bei „cremen“, während „einkremen“ schon im alten Duden stand.
Das amtliche Regelwerk ist so unübersichtlich, daß sogar der Mitverfasser Klaus Heller überrascht war, als ich ihn darauf hinwies, daß nach § 55 (4) „nochmal“ nur noch zusammengeschrieben zulässig ist. Im ersten Reformduden war der Eintrag glatt übersehen, es gab nur „noch mal“, wie im alten Duden. Jetzt soll es „auch nochmal“ geben, aber die amtliche Regelung läßt diesen Ausweg nicht zu. Übrigens fehlt im Kasten zu „Mal“ ausgerechnet „jedes Mal“, obwohl doch die Beseitigung des Wortes „jedesmal“ ein besonders auffälliger Eingriff in den deutschen Wortschatz ist.
„Modernjazz“ ist nicht die alte und „Modern Jazz“ nicht die neue Sdchreibung, sondern es verhält sich gerade umgekehrt. 1996 noch richtig dargestellt.
Daß „hierlassen“ usw. bisher nur zusammengeschrieben wurde, stimmt so nicht; vgl. Duden 1991 s. v. „hier“ und „da“. Falsch ist auch die Angabe, bisher habe es nur „festgeschnürt“ gegeben. Es soll übrigens jetzt heißen „ein festgeknotetes Seil“, aber „eine fest geschnürte Schlinge“. Kein geringes Lernproblem!
„Saucenlöffel“, „Saucenschüssel“ standen zufällig nicht im alten Duden, wohl aber „Sauce“; die Zusammensetzungen waren also auch bisher möglich, der Rotdruck ist nicht gerechtfertigt.
Der „Armesünder“ ist weiterhin unzulänglich dargestellt. Der Duden bemüht sich, die absurde Neuregelung plausibel vorzuführen, doch die Angabe, bei Flexion des Erstgliedes werde getrennt geschrieben, ist nicht richtig exemplifiziert. Denn die Beispiele lassen die Flexion erst mit dem Genitiv beginnen, so daß man meinen könnte, „der arme Sünder“ sei unzulässig. Die vorgeführte Reihe lautet absurderweise: „der Armesünder, des armen Sünders“ usw. gegenüber „der Armesünder, des Armesünders“ usw.
Zu „Hämorroiden“ wird in der Ausgabe von 1996 richtig gesagt, daß es eine eingedeutschte Variante „Hämorriden“ gibt; es ist allerdings keine Schreibvariante, sondern die Schreibung folgt der anderen Aussprache. In der Neuausgabe werden beide Formen als bloße Schreibvarianten angeführt; das ist deutlich schlechter.
Mit Befriedigung nehmen wir zur Kenntnis, daß entgegen dem amtlichen Wörterverzeichnis nun klein geschrieben wird: „das ist mir wurst/wurscht“; denn man sagt ja auch „wie wurscht mir das ist“ usw. - ein deutlicher Hinweis auf Entsubstantivierung. Leider bleibt es bei falschem „so Leid es mir tut“, „wie Recht du doch hattest“ usw.; auch „Pleite gehen“ wäre endlich zu korrigieren. Im Dezember 1997 war die Kommission dazu bereit, aber die Kultusminister untersagten bekanntlich jede Korrektur; sogar offensichtliche Versehen blieben im Regelwerk stehen, und so trat es dann in Kraft.
Pars pro Toto
Die Fremdwortschreibung ist durch die Neuregelung deutlich erschwert. Bisher galt die einfache Regel, daß in mehrteiligen Fremdwörtern alle Bestandteile außer dem ersten klein geschrieben werden: „Dolce vita“, „Ultima ratio“ usw. (Nur für das Englische gab und gibt es Sonderregelungen.) Neuerdings muß man die Wortart aller Teile kennen, damit man die Substantive groß schreiben kann. Hier hatten alle reformierten Wörterbücher, besonders das von Bertelsmann, nur sehr lückenhaft umgestellt. Der neue Duden repariert nun die vergleichsweise wenigen Fehler der ersten Ausgabe: „Aide-Mémoire“, „Nomen Acti“ (ebenso „Actionis, Agentis, Instrumenti“), „Pars pro Toto“.
Das Französische scheint hier besondere Schwierigkeiten zu bereiten, die es bisher nicht gab: Dem „Agent provocateur“ wird der „Agent Provocateur“ zur Seite gestellt, dem „Chapeau claque“ der „Chapeau Claque“.
Fachsprache
Die Fachsprachen sollen von der Reform nicht betroffen sein - eine verständliche Vorsichtsmaßnahme der Reformer, weil sie keinen Widerstand von seiten der Wissenschaften heraufbeschwören wollten. Natürlich wußten sie, daß auf die Dauer kein Bereich der Sprache verschont bleiben würde. Immerhin sollte vorläufig Ruhe herrschen. Dieses Hintertürchen hat die Dudenredaktion schon im „Praxisduden“ genutzt.
Der neue Duden stellt nun „blindfliegen“, „blindschreiben“ und „blindspielen“ wieder her.
Allerdings wäre auf diesem Wege noch manche Härte zu vermeiden gewesen. Niemand hat je „Fonetik“, „Fonem“ usw. geschrieben, erst recht nicht wäre es nötig gewesen, die „Antiphon“ der Kirchensprache in „Antifon“ umzuwandeln. (Und das „Kolophonium“ in „Kolofonium“ zu ändern ist erst recht unangebracht, weil darin nicht der Stamm „phon“, sondern der Name der Stadt Kolophon zu erkennen ist. )
Auf vielfache Vorhaltungen hat sich die Dudenredaktion dazu durchgerungen, wenigstens die „Not leidenden Kredite“ wieder in „notleidende“ umzuwandeln; das wird als „fachsprachlich“ gerechtfertigt. Die Bevölkerung bleibt jedoch ganz unfachlich „Not leidend“.
Ohne ausdrücklichen Bezug auf die Fachsprache werden die sportspezifischen Ausdrücke „halblinks“ und „halbrechts (spielen)“ wiederhergestellt, die Getrenntschreibungen nur noch als Varianten geduldet. Der traditionelle Unterschied („halb links“ = 'ein wenig links', halblinks = 'auf der halblinken Position') ist aufgehoben, kaum zum Vorteil der Sprache, und für den Lerner ist die punktuelle Beliebigkeit auch kein Gewinn.
Zur Silbentrennung
Gleich nach ihrem Erscheinen war die erste Auflage des Reformdudens den Vorwürfen der Bertelsmannfraktion ausgesetzt, nicht alle zulässigen Trennungen seien angeführt (sie waren es übrigens seinerzeit auch im Bertelsmann-Wörterbuch nicht). In weiteren Bänden, vor allem im „Praxiswörterbuch“ und nun in der Neuauflage der Rechtschreibung tritt der Dudenverlag die Flucht nach vorn an und gibt auch die absurdesten Trennungen ohne jede Differenzierung an. Das ist nicht im Sinne des Benutzers, der ja nicht die banausenhaften Trennungen vorzufinden hofft, die er sich selbst ausdenken kann und mit denen er sich möglicherweise lächerlich macht, sondern die besseren, sprachgerechten; sonst würde er wohl nicht nachschlagen. Es hätte nahegelegen, nur die guten Trennungen anzuführen und auf die schlechteren nur pauschal zu verweisen. Die amtliche Regelung sieht eine solche Abstufung zwar nicht vor, schließt sie aber auch nicht aus. Dazu einige Beispiele:
Zu „Deng Xi-ao Ping“ usw: Man sollte hier doch wohl, wie es auch in der Aussprache angedeutet ist, die chinesische Einsilbigkeit solcher Wörter berücksichtigen und auf eine Trennung verzichten.
Es folgt eine kleine Auswahl von Trennungen:
A-bitur (aber Consilium Ab-eundi!), a-däquat, ap-ropos, Audi-ovision, Ausgehu-niform, Bassa-rie, Bibli-ograf, Bleia-sche, Cro-margan, De-oroller, Di-alog, Diag-nose (auch Prog-nose, aber nur Dia-gramm, Pro-gramm), Du-odenum, Esse-cke, E-xil, E-xorzist, Fide-ikommiss, ge-ozentrisch, Ge-ograph, Ge-odreieck, Harvardu-niversität (aber nur Lomonossow-universität), Indust-rie, I-nundation, Koloni-akübel, Kont-rast (aber nur Kon-trakt), Kont-rolle, Kore-akrieg, Malu-tensilien, Parak-let (aber nur Para-klase), Subs-kribent, Subs-tanz (aber nur Sub-stantiv)
Die Dudenredaktion gibt durch ihre eigene Praxis zu erkennen, daß sie die Trennung „ei-nander“ für die bessere hält, denn selbst dort, wo „ein-ander“ eine bessere Zeilenfüllung ergäbe, trennt sie „ei-nander“ und nimmt dafür mehr leeren Raum am Zeilenende in Kauf (zum Beispiel s. v. „Spagatprofessor“). Ebenso bevorzugt die Redaktion die Trennung „Res-pekt“.
In der Ausgabe von 1996 hatte die Dudenredaktion nur die Neutrennungen „hi-nab“ usw. ausdrücklich vorgeführt, auf die klassische Trennung wurde durch pauschale Angabe einer Paragraphennummer verwiesen. Diese Bevorzugung der „Trennung nach Sprechsilben“ ist jetzt aufgegeben, alle Trennstellen sind gleichberechtigt vorgeführt, also „hi-n-ab“ usw. Ebenso in zahllosen Fällen. Nur aus dem Regelverweis, d. h. durch zusätzliches Nachschlagen, konnte man 1996 allenfalls herausfinden, daß „Diok-letian“ vielleicht auch noch etwas sinnvoller getrennt werden könnte. Der neue Duden führt die Trennung „Dio-kletian“ immerhin gleichberechtigt vor; ihre Überlegenheit wird aber mit keiner Silbe angedeutet.
Im Anschluß an eine Vorlage zur „Mannheimer Anhörung“ werden nun tatsächlich die neuen Trennungen „Po-wer“ und „To-wer“ eingeführt, und bei den „Telto-wer (!) Rübchen“ soll die bisherige Trennung gar nicht mehr möglich sein, vielleicht weil der Schweizer Reformer, der dies ersonnen hat, mit dem norddeutschen Gemüse nicht so vertraut ist. - Bei „Chewinggum“ (einem ganz ungebräuchlichen Wort, das aber im amtlichen Wörterverzeichnis steht, weil es der Duden mitschleppte) und einigen anderen Einträgen sind bewährte Trennstellen fälschlicherweise als neu gekennzeichnet.
Zur Aussprache
Die Behandlung der Aussprache im Duden ist nicht erst heute ein Ärgernis. Wir finden nun:
Change (Geldwechsel) [tschehntsch], Update [apdeht], Mainstream [mehnstrihm] usw. (aber nicht konsequent! vgl. Edutainment [edjutein...], aber wiederum Entertainer [...tehner]); Handout [häntaut, 1996 noch händaut]
Die vulgärstmögliche Aussprache (ich transkribiere hier aus technischen Gründen in Normalschrift) bei vielen Fremdwörtern ist gerade beim Englischen widersinnig und unterläuft die Bildungswirklichkeit mit dem obligatorischen Englischunterricht in allen Schulen. Es ist auch nicht so, daß damit der allgemein übliche Aussprache-Standard korrekt wiedergegeben wäre. Gerade der verhältnismäßig gebildete Benutzerkreis des Dudens führt keineswegs überall die Auslautverhärtung durch und beachtet auch die Diphthongierung.
Sowohl mit der Silbentrennung als auch mit der Aussprache zeigt die Dudenredaktion, daß sie sich weder den Benutzern noch der Sprachkultur verpflichtet fühlt, sondern allein den Kultusministern, die es gegen jede Kritik abzuschirmen gilt. Wie radikal diese Willfährigkeit geht, zeigt nichts deutlicher als die Tatsache, daß aus allen Publikationen des Verlagskonzerns (Langenscheidt, Brockhaus, Meyer, Bibliographisches Institut, Duden) im Zuge der Reform das deutsche Wort „selbständig“ entfernt und dafür das wenig gebräuchliche, einigermaßen kakophone „selbstständig“ eingesetzt worden ist. Gerade weil dieser Wechsel im Grunde gar nichts mit Orthographie zu tun hat, ist er so bezeichnend für den neuen Ungeist.
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Kommentare zu »Die vergessene Revision« |
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Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 19.01.2021 um 23.09 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#45063
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Der Duden verzeichnet die Schreibweisen Costa Ricaner und Costa-Ricaner, dagegen San-Marinese nur mit Bindestrich. § 49 E erwähnt das Suffix -er, aber nicht -e, in meinen Augen ist die Situation jedoch analog. Ich bin sowieso kein Freund von Schreibweisen wie New Yorker (neuer Yorker??).
Eine weitere sonderbare Getrenntschreibung ist Williams Christ (statt Williams-Christ oder Williams’ Christ), tatsächlich heißt es DER Williams Christ, obwohl auf Christ die Hauptbetonung fällt, man könnte Williams also als adjektivartig betrachten, vergleichbar mit Schweizer in Schweizer Taschenmesser. Analog wird Williams Christbirne gebildet, hier haben wir die Zusammensetzung Christbirne und eben Williams als Attribut; man könnte auch Williams-Christ-Birne oder einfach Williamsbirne schreiben.
Interessant: Best Agerin, Industrial Designerin (so Duden). Das erste Wort steht jeweils in Großschreibung (als wären die Konstruktionen aus dem Englischen entlehnt), obwohl es Agerin und Designerin im Englischen nicht gibt.
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Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 19.10.2019 um 13.11 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#42275
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Die Schreibweise Danke schön sagen folgt eigentlich gar nicht dem Muster von „Ja sagen § 57(5)“, denn danke schön wird substantiviert zusammengeschrieben (ein herzliches Dankeschön). Stattdessen kann hier ein Zitat gesehen werden, welches nicht mit Anführungszeichen als solches gekennzeichnet ist: Im Fall von danke schön sagen wird der Ausdruck danke schön an sich zitiert, im Fall von Danke schön sagen dagegen „Danke schön“ als Ganzsatz / selbständige Äußerung*.
Ohne Kennzeichnung als Zitat ist beides mehrdeutig, schön könnte sich auf sagen beziehen (wobei „Ich sage schön danke“ nicht gebräuchlich ist, schön bietet sich eher im Imperativ an: „Sag schön danke!“). Oder betrachten wir bitte schön sagen – die andere Lesart führt zu etwas komplett anderem, bei bitte schön wird schließlich gar nicht gebeten, geschweige denn schön gebeten. Dankeschön sagen (ohne so etwas wie ein davor) wird vom Duden wiederum nicht angeboten (wobei § 57(5) Substantivierungen von Wortgruppen auch nicht abdeckt).
* Das ist so ähnlich wie mit Schulnoten in Österreich – aus der Leistungsbeurteilungsverordnung (man beachte die Großschreibung): „Mit ‚Nicht genügend‘ sind Leistungen zu beurteilen, mit denen der Schüler nicht einmal alle Erfordernisse für die Beurteilung mit ‚Genügend‘ (Abs. 5) erfüllt.“ Peter Gröbner: „Ich meine mich aus meiner Wiener Unterrichtszeit zu erinnern, dass das gut groß geschrieben werden solle, damit man nicht nachträglich ein sehr davor setzen könne. Ob diese Begründung stimmt, …“
Der Eintrag zu auf / Auf Wiedersehen sagen in der korrekturen.de-Wortliste ist etwas sonderbar, da steht nämlich „Auf Wiedersehen / auf Wiedersehen (Abschiedsgruß)“ (auf Wiedersehen ist orange, also als empfohlen markiert) und „erweitert nur Kleinschreibung: auf baldiges Wiedersehen; auf Wiedersehen nächste Woche“. Ob erweitert oder nicht, der Abschiedsgruß wird natürlich mit auf in Kleinschreibung geschrieben, wenn er nicht am Anfang eines Ganzsatzes oder dergleichen auftritt. Etwas anderes berührt die Frage, wie zitiert werden kann, und diesbezüglich könnte natürlich argumentiert werden, erweiterte Versionen des Grußes ohne entsprechende Kennzeichnung (etwa durch Anführungszeichen oder Kursivsatz) gar nicht erst zu zitieren (dann aber auch nicht mit auf in Kleinschreibung).
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2017 um 16.56 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#36535
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Noch immer kann man fakultativ groß schreiben: Ja sagen, mit Verweis auf § 57 (5), aus dem das aber nicht hervorgeht. Von Substantivierung kann doch keine Rede sein, man sagt nicht "ein Ja".
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Kommentar von Paul Westrich, verfaßt am 12.09.2009 um 14.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#14959
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Lieber Herr Dörner,
ich habe heute morgen die betreffenden 5 Seiten in der Unibibliothek von Film auf DIN A3 ausgedruckt, leider nur schwarz-weiß, da auch die Filme nicht in Farbe waren. Deshalb ist der Rotdruck nur aufgrund der Graustufe zu erraten. Das gedruckte Original ist leider in der UB nicht vorhanden, und auch im Archiv der Website der ZEIT ist der Beitrag ebenfalls nicht zu finden. Ich schicke Ihnen die Seiten gerne per Post zu, wenn Sie mir Ihre Adresse mitteilen. Verwenden Sie hierzu bitte das Kontakt-Formular meiner Internetpräsenz www.paul-westrich.de.
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Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 10.09.2009 um 16.55 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#14957
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Lieber Herr Westrich,
vielen Dank für Ihr Angebot. Eine PDF-Datei ist nicht unbedingt notwendig. Falls Sie die Ausdrucke daheim scannen könnten (diese werden dann als JPG-Dateien gespeichert), so wäre dies völlig ausreichend.
Allerdings ist beim Ausdruck darauf zu achten, daß der Rotdruck, der auf den betreffenden Seiten eine entscheidende Rolle spielt, nicht verlorengeht.
Möglicherweise hat aber noch irgend jemand der hier Diskutierenden die Originalfassung im Schrank, so daß man sich einen Ausdruck sparen und sich auf das Scannen beschränken könnte.
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Kommentar von Paul Westrich, verfaßt am 10.09.2009 um 16.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#14956
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zu #14955
Lieber Herr Dörner,
ich habe gerade nachgeschaut. Hier in der Uni-Bibliothek steht "Die Zeit" und ist auf Film einsehbar und kann seitenweise auch ausgedruckt werden. Wenn Ihnen dies ausreicht, kann ich dies gerne in den nächsten Tagen tun und Ihnen die Ausdrucke zuschicken. Ich glaube nicht, daß ich in der Präsenzbibliothek die Möglichkeit habe, ein PDF zu erstellen, werde mich aber erkundigen. Wenn natürlich jemand anderes ein PDF dieser Seiten hat...
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Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 10.09.2009 um 15.00 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#14955
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Noch eine vergessene Revision (und meines Wissens bislang nicht dokumentiert):
Nachdem die Dudenredaktion im Jahr 2000 in der 22. Auflage des Dudens etliche Reparaturmaßnahmen am Regelwerk durchführen mußte und dabei naturgemäß zahlreiche Fehler unterlaufen sind, ist mir vor kurzem auf einem Flohmarkt eine »Sonderausgabe für Schulen« dieser Auflage aufgefallen, die ich selbstverständlich haben mußte.
Zunächst scheint alles beim alten zu sein: Außer durch den Aufdruck »Sonderausgabe für die Schulen der Bundesrepublik Deutschland« läßt sich das Buch nicht von der normalen 22. Auflage des Dudens unterscheiden. Im hinteren Einbanddeckel werden die Wörter und Unwörter des Jahres bis 2002 angeführt, so daß man daraus schließen kann, daß es sich um einen Nachdruck der 22. Auflage aus dem Jahr 2003 handelt.
Böse Fehler wie »6 + 2 = 86« (S. 98) sind korrigiert, und auch fast alles, was von Herrn Prof. Ickler in der F.A.Z. und später im Internet moniert wurde, ist abgeändert: Bei Modern Jazz sind neue und alte Schreibung wieder richtig markiert, das groß geschriebene Hochgebildet ist verschwunden, klatschenass als angebliche Altschreibung ist korrigiert, der Saucenlöffel ist nicht mehr rot, unter K 112 (2.) wird nicht mehr fälschlicherweise auf § 87, sondern auf § 78 (2) der amtlichen Regelung verwiesen u. v. a. m.
Aber auch einige orthographische Neuerungen lassen sich bei genauem Hinsehen entdecken:
Bei hochempfindlich soll plötzlich wieder die Zusammenschreibung zulässig sein, und hochgelehrt wird die Variante hoch gelehrt zur Seite gestellt.
Am interessantesten ist jedoch die Änderung bei Zusammenschreibungen mit wohl-. Neben wohlriechend kennt die Schulausgabe auch die Getrenntschreibung, und im Kasten zu wohl werden erstmals Schreibempfehlungen abgegeben. Im genannten Kasten findet man in der Standardausgabe der 22. Auflage folgendes:
»Zusammenschreibung ist möglich, wenn die Fügung als Ganzes gesteigert werden kann:
– wohl erzogene, auch wohlerzogene, noch wohlerzogenere Kinder
– wohl geformte, auch wohlgeformte, noch wohlgeformtere Sätze
– wohl genährte, auch wohlgenährte Babys, die wohlgenährtes|ten Babys
– wohl schmeckende, auch wohlschmeckende, wohlschmeckendere, die wohlschmeckends|ten Gerichte« (Duden, 22. Aufl. (2000), S. 1080)
In der Schulausgabe der 22. Auflage sieht derselbe Kasten dann so aus:
»Wenn die Fügung als Ganzes gesteigert werden kann, wird vorzugsweise zusammengeschrieben:
– wohlerzogene, auch wohl erzogene, aber nur noch wohlerzogenere Kinder
– wohlgeformte, auch wohl geformte, aber nur noch wohlgeformtere Sätze
– wohlgenährte, auch wohl genährte Babys, aber nur die wohlgenährtes|ten Babys
– wohlschmeckende, auch wohl schmeckende, aber nur wohlschmeckendere, die wohlschmeckends|ten Gerichte« (Duden, 22. Aufl. (2000, Schulausgabe 2003), S. 1080)
Bereits ein Jahr später wollte die Dudenredaktion in der 23. Auflage des Rechtschreibdudens (2004) von diesen Empfehlungen nichts mehr wissen und stellte die Varianten wieder als gleichberechtigt dar.
Nicht korrigiert wurde in der Schulausgabe z. B. die Getrenntschreibung bei nichts sagend, obwohl just im selben Jahr (2003) das Duden-Praxiswörterbuch aus dem Jahr 1998 unter dem Namen Duden-Kompaktwörterbuch kaum verändert wieder aufgelegt wurde und dort wie schon fünf Jahre zuvor die Zusammenschreibung von nichtssagend bei prädikativem Gebrauch empfohlen wurde.
Die jetzt existierenden Duden-Empfehlungen sind schon der vierte Versuch der Dudenredaktion, eine Hausorthographie bei der Allgemeinheit durchzusetzen. Hier noch einmal eine Zusammenstellung:
1. Versuch: Duden-Praxiswörterbuch (1998), Basis: amtliches Regelwerk von 1996
2. Versuch: Duden-Kompaktwörterbuch (2003), Basis: amtliches Regelwerk von 1996
3. Versuch: »Was Duden empfiehlt« (2005), Basis: amtliches Regelwerk von 2004
4. Versuch: Duden-Empfehlungen der 24. Auflage des Rechtschreibdudens (2006), Basis: amtliches Regelwerk von 2006
In den Zeitungen, die den Duden-Empfehlungen folgen, findet man übrigens durchgängig geht’s, man’s, sich’s usw., obwohl die Dudenredaktion ausdrücklich die Schreibungen ohne Apostroph empfiehlt. Hier scheint die automatische Korrektursoftware fehlerhaft zu sein.
Da es für die Duden-Empfehlungen im Gegensatz zu den früheren Versuchen kein Kurzwörterbuch mehr zu erwerben gibt, fehlen jetzt Empfehlungen zur Zeichensetzung und zur Silbentrennung (das Praxiswörterbuch und dessen Nachfolger besaßen ein Kapitel zur Zeichensetzung, und die Empfehlungen zur Silbentrennung ließen sich in den Wörterverzeichnissen ablesen).
In dieser aktuellen Broschüre gibt die Dudenredaktion zumindest zur Silbentrennung Empfehlungen, indem sie z. B. wa-rum, ei-nander, inte-ressant usw. gelb markiert.
Übrigens zeigt eine Durchsicht der letzten Ausgaben der Zeit, daß sich auch dieses Blatt inzwischen ohne Ausnahme an die Duden-Empfehlungen (nicht an die dpa-Orthographie!) hält. Man findet – im Widerspruch zur ehemaligen ZEITSchreibung – nur noch sogenannt, kennenlernen, seit Längerem, offenbleiben, aufs Schönste usw. Die Zimmersche Hausorthographie wurde inzwischen sogar aus dem On-line-Archiv des Blattes entfernt. Dabei hätte es der Redaktion gutgetan, bei Zimmer nachzulesen, warum sich selbst ein so vehementer Reformbefürworter dagegen ausgesprochen hatte, ohmsches Gesetz oder Not leidend zu schreiben. Insofern schreibt die Zeit jetzt teils besser, teils schlechter als unter der Zimmerschen bzw. nun zimmerschen Norm.
Bevor ich es vergesse: Zwar hatte ich die sogenannte ZEITSchreibung aus dem Internet damals archiviert (die PDF-Fassung stelle ich gern zur Verfügung), aber diese wurde mehrfach geändert und manipuliert, und ich konnte bis heute die gedruckte Originalfassung vom 10. Juni 1999 (damals auf fünf großen Seiten erläutert) nicht ausfindig machen. Falls diese noch jemand besitzt und die Seiten scannen und mir zumailen könnte (ja, ich weiß, daß das Format dieser Zeitung leider ein wenig ungünstig zum Scannen ist), wäre ich dafür sehr dankbar!
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Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 31.07.2009 um 16.06 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#14870
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Den betreffenden Text von Herrn Ickler findet man z. B. auf folgender Seite (neben anderen) als PDF-Datei:
http://www.korrekturen.de/infos.html
Als HTML: http://www.phil.uni-passau.de/linguistik/rsreform/ickler.html
Eine abgewandelte Fassung, in reformierter s-Schreibung: http://www.gfl-journal.de/1-2001/ickler.html (desgl. als PDF-Datei: http://www.gfl-journal.de/1-2001/ickler.pdf).
Der zugehörige Artikel in der FAZ: http://www.fds-sprachforschung.de/index.php?show=aufsaetze&id=11
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Kommentar von Christian Dörner, verfaßt am 31.07.2009 um 14.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#14869
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Obiger Text von Prof. Ickler wurde im September 2000 schon einmal ins Netz gestellt, damals allerdings unter dem Titel Tief greifend, aber nicht zufrieden stellend, welcher zusätzlich eine Zusammenfassung als Einleitung und einen anderen Schluß enthielt. Aus diesem Grund folgen hier noch einmal Anfang und Ende des Textes:
»Tief greifend, aber nicht zufrieden stellend
Zur Neuauflage von Dudens deutscher Rechtschreibung (2000)
Von Prof. Dr. Theodor Ickler
Zusammenfassung
Entgegen anderslautenden Behauptungen zeigt der neue Duden eine Fülle tiefgreifender Änderungen gegenüber der ersten reformierten Auflage, aber auch gegenüber der amtlichen Neuregelung. Angesichts der übermäßig aufgeblähten Zahl der Einträge (120.000) ist der Anteil der geänderten Wörter zwar prozentual gering, es sind jedoch durchweg besonders häufig gebrauchte Wörter. Die Neubearbeitung ist in ständigem Kontakt mit der zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission ent-standen und hat deren Billigung gefunden; die Änderungen entsprechen weitgehend jenen Vorschlägen, die von der Kommission schon vor drei Jahren vorgeschlagen wurden, aufgrund eines Vetos der Kultusminister und des Bundesinnenministers jedoch nicht vorgenommen werden durften. Mit dem neuen Duden ist die gesamte bisher erschienene Reformliteratur überholt, alle Recht-schreibmaterialien müssen erneut überarbeitet und die Schul- und Kinderbücher bei nächster Gelegenheit noch einmal revidiert werden. Trotzdem sind noch fehlerhafte Regeln stehengeblieben, die, da sie grammatisch falsche Schreibweisen erzwingen, weitere Korrekturen unumgänglich machen.
***
Besorgnis erregend
Ein Hauptfehler der Neuregelung war es, die Adjektive vom Typ besorgniserregend aufzulösen [...]
[...]
[...] Gerade weil dieser Wechsel im Grunde gar nichts mit Orthographie zu tun hat, ist er so bezeichnend für den neuen Ungeist.
Wie viele Regeln?
Obwohl die Neuregelung, wie man auf den ersten Blick sieht, wesentlich umfangreicher ist als der Regelteil im alten Duden, arbeitete die Reformpropaganda von Anfang an mit dem Argument, die Zahl der Regeln würde reduziert. Auch der damalige Vorsitzende der KMK, Rolf Wernstedt, behauptete noch im Herbst 1997, die 212 Dudenregeln seien auf 112 reduziert worden. Die falschen Zahlen stehen schon in den „Informationen“ der KMK vom 1.12.1995, gehören also wohl zu den Voraussetzungen, von denen die Kultusminister bei ihrem Reformbeschluß ausgingen. Ebendort findet sich auch die Behauptung, 52 Kommaregeln würden auf 9 reduziert. (In Wirklichkeit umfassen die unerhört komplizierten neuen Kommaregeln zehn DIN-A4-Seiten, genau wie die alten.)
Der Leiter der Dudenredaktion hat mit Recht darauf hingewiesen, daß die mit R 1 bis R 212 gekennzeichneten „Richtlinien“ des Duden noch nicht die Regeln, sondern bloße Adressen waren, unter denen man die eigentlichen Regeln fand. Das ist mit den „Paragraphen“ der Neuregelung und den „Kennziffern“ des neuesten Duden nicht anders. Dennoch ist es aufschlußreich, auch das bloße Spiel mit den Zahlen etwas genauer zu betrachten.
Von den 212 alten Dudenrichtlinien behandelten nur 180 orthographische Fragen, und auch davon waren neun bloße Zusammenfassungen, so daß es in Wirklichkeit 171 orthographische Richtlinien gab. 37 davon bezogen sich auf das Komma. In einer internen Anweisung der Dudenleitung an die Mitarbeiter hieß es 1996:
„Neuregelung: Das amtliche Regelwerk ist in 112 Hauptregeln gegliedert.
Umsetzung: Die Dudenrichtlinien werden auch künftig Hinweise enthalten, die über den rein orthographischen Bereich hinausgehen. Durch Neustrukturierung und vor allem durch Zusammenfassung einzelner Regeln und Regelbereiche wird die Zahl der Richtlinien von 212 auf 136 gesenkt.
Begründung: Die inhaltlich falsche, aber politisch wirksame Formel ‚aus 212 mach 112‘ muß auch im Duden ihren angemessenen Ausdruck finden.“
Die Dudenredaktion bekannte sich also zur Mitwirkung an einem Täuschungsmanöver, das die Reformer, vor allem aber die Kultusminister in großem Stil inszeniert haben. Im ersten Reformduden von 1996 war folglich die gesamte Regelungsmaterie (einschließlich grammatischer Fragen, wie im Duden üblich) auf nur 136 Richtlinien verteilt, bei ungefähr gleichem Umfang. Auf das Komma bezogen sich 25 Richtlinien. Die Neuauflage gibt den billigen Zähltrick auf. Es werden nun ausschließlich orthographische Regeln angeführt, und die Zahl der Kennziffern beträgt 169, was fast genau wieder auf die 171 Richtlinien des alten Duden hinausläuft; die „9 Kommaregeln“ sind auf 32 Kennziffern mit zahlreichen Unterpunkten verteilt.
Welche weiteren Änderungen sind zu erwarten?
• Die Großschreibungen Leid tun, Recht haben, Pleite gehen, Bankrott gehen müssen zurückge-nommen werden, da sie grammatisch falsch sind.
• Zu den Steigerungsformen wie zufriedenstellender usw. muß auch der Positiv zufriedenstellend usw. wiedereingeführt werden, womit alles wieder beim alten wäre.
• Ebenso gehört zur Substantivierung zusammengesetzter Adjektive (Leidtragender, Diensthabender) selbstverständlich eine ebenso zusammengesetzte Grundform (leidtragend, diensthabend). Wenn es blutbildend, krebserregend usw. wieder gibt, ist nicht einzusehen, warum es eisenverarbeitend, fleischfressend und zahllose andere Ausdrücke dieser Art nicht geben sollte; sie werden gewiß bald wiederhergestellt.
• Die willkürlich verfügte Getrenntschreibung bei auseinander setzen, wieder herrichten usw. wird zurückgenommen.
• Die Getrenntschreibung von so genannt wird zurückgenommen werden; sie ist wahrscheinlich eine unbeabsichtigte Folge von § 36, denn die Schweizer Mitverfasser des Regelwerks, Gallmann und Sitta, wußten in ihrem Kommentar aus dem Jahre 1996 noch nichts davon.
• Die Weglaßbarkeit vieler Kommas ist außerhalb der Schule nirgendwo akzeptiert und beispielsweise von den Nachrichtenagenturen und Zeitungen ausdrücklich zurückgewiesen worden. Auch in nochmals überarbeitete Schulbücher werden die weggestrichenen Kommas schon wieder eingesetzt. Man sollte diesen Teil der Neuregelung streichen.
• Die Volksetymologien (Zierrat, einbläuen, Tollpatsch) wenigstens nicht mehr obligatorisch vorzuschreiben war schon 1997 vorgesehen; das dürfte bald kommen.
Einfacher und billiger als fortwährende Reparaturen wäre es, die „alte“, in Wirklichkeit modernere Orthographie wieder in ihre Rechte einzusetzen – natürlich ohne die alte Privilegierung des Duden mit seinen in der Tat kritikwürdigen Haarspaltereien.«
–-
Die Vorhersagen von Herrn Prof. Ickler vom September 2000 sind insofern bemerkenswert, als von sieben damals vorausgesagten Korrekturen sechs (oder, falls man beim Komma streng ist, fünfeinhalb) inzwischen durchgeführt worden sind.
Den kompletten Text stelle ich übrigens gern als PDF zur Verfügung.
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Kommentar von Beliebigschreiber, verfaßt am 31.07.2009 um 13.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#14868
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Es passt doch, dass ich etwass wohl überlegt statt wohlüberlegt schreibe. Kritik an der Reform isst - ebenso wie die herkömmliche Schreibung überhaupt - Kritik an meinem Nichtdenkenwollen. Dass lasse ich mir natürlich nicht gefallen, wass bilden Sie sich denn ein?
Sie Kritiker der Reform wollen, dass ich beim Schreiben denke -ja, wo kämen wir denn da hin? Haben wir nichts Besseres zu tun?
Die Neue Beliebigkeitsschreibung erlaubt mir zu schreiben wie ich will. Dass ist doch viel besser als diese verdammte alte Schreibung wo ich immer nachdenken musste beim Schreiben.
Also bitte sehr: Unterlassen Sie doch fortan mich eines Schreibtölpels zu überführen. Danke, Anke.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2009 um 09.29 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1202#14867
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Zur 22. Dudenauflage und der von mir ausgelösten Unruhe schrieb damals unser alter Freund Thomas Groß im "Mannheimer Morgen" (5.8.2000):
Ein Spiegel der Sprache
DUDEN: Das Wörterbuch erscheint in überarbeiteter Neuauflage
Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Groß
Normalerweise haben Verlage nichts dagegen, wenn ihre Publikationen schon vor dem Erscheinen im Gespräch sind. Das Aufsehen aber, das der neue Duden erregte, war weniger im Interesse seiner Macher: In Berichten wurde behauptet, das Wörterbuch belege in wesentlichen Veränderungen von Schreibweisen gegenüber seinem vier Jahre alten Vorgänger eine "Reform der Rechtschreibreform" – was die Redaktion des angesehensten deutschen Wörterbuchs umgehend zurückwies, um stattdessen von "minimalen Korrekturen in wenigen Details" zu sprechen.
Dennoch konnte der Eindruck entstehen, "das Standardwerk zu allen Fragen der Rechtschreibung" aus dem Mannheimer Verlagshaus Bibliografisches Institut & F.A. Brockhaus vergrößere die Verwirrung um alte und neue Schreibungen, statt sie zu verkleinern. Werner Scholze-Stubenrecht, stellvertretender Leiter der Duden-Redaktion, räumt dies im Gespräch mit unserer Zeitung auch ein, betont zugleich aber, dass dieser Eindruck unbegründet sei. Im Gegenteil: die beträchtlich erweiterte 22. Neuauflage des Wörterbuchs bemühe sich ja gerade, die neue Rechtschreibung noch verständlicher darzustellen. In der Tat: knappe Erläuterungen bei den einzelnen Stichwörtern und zusätzliche Infokästen sowie eine übersichtlichere Darstellung des Regelwerks unterscheiden den neuen Duden von seinem Vorgänger beträchtlich.
Scholze-Stubenrecht unterstreicht, dass es sich bei den Änderungen nur um wenige Einzelfälle handle. So werde etwa "wieder sehen" auch wieder in Zusammenschreibung aufgeführt, das alte "Besorgnis erregend" steht alternativ neben "Besorgnis erregend", gleiches gilt für "Gewinn bringend". Bei der Duden-Auflage 1996 sei man ausschließlich auf das Regelwerk zur neuen Rechtschreibung verwiesen gewesen, das ja damals keine vollständigen Wörterlisten enthalten habe; die Schreibungen in der Ausgabe 1996 seien eigene Interpretationen der Regeln gewesen. Die 1997 gegründete Rechtschreibkommission habe der Duden-Redaktion dann entsprechend konkrete Hinweise in Einzelfällen gegeben, die man nun befolgt habe. Und weil die alten Schreibungen ohnehin bis 2005 ebenfalls gültig sind, werden jetzt neben den rot geschriebenen neuen Orthografien immer auch die alten aufgeführt und als solche gekennzeichnet.
Der Sprachexperte ist nach wie vor von der Rechtschreibreform überzeugt und meint, es benötige eben noch einige Zeit, bis man sich an die neuen Regeln gewöhnt habe. Dass die Berichterstattung in den Medien den Eindruck erwecken konnte, der neue Duden drehe sich vor allem um neue und alte Schreibungen, bedauert er. Über richtige Orthografien zu unterrichten sei ja nur eine Aufgabe des Duden, die zweite, ebenso wichtige, den aktuellen Wortschatz zu dokumentieren. Und die neue Auflage sei vor allem deswegen fällig geworden, betont Scholze-Stubenrecht.
Der gegenüber seinem Vorgänger um 250 auf 1150 Seiten angewachsene neue Duden verzeichnet mit 120 000 Wörtern 5000 mehr als sein Vorgänger. Dagegen habe der Zuwachs bei früheren Auflagen durchschnittlich nur etwa 3000 betragen, so der Sprachwissenschaftler – ein Indiz, dass sich der Wortschatz rascher fortentwickele. "Die Sprache ist schnelllebiger geworden, wie das moderne Leben überhaupt", sagt der Duden-Experte.
Die ständige Auswertung von Zeitungen, Büchern und Zeitschriften, anhand derer entschieden wird, ob ein Begriff ins Wörterbuch aufgenommen wird, hat gezeigt, dass vor allem viele Termini aus den neuen Medientechnologien immer geläufiger werden. Scholze-Stubenrecht schätzt, dass etwa ein Drittel der zeittypischen Wörter hieraus stammen. Deshalb finden sich im neuen Duden beispielsweise auch "chatten", "downloaden" und die deutsche Entsprechung "herunterladen". Auch der Sport- und Freizeitbereich ist überaus sprachprägend, weswegen der Duden nun etwa auch das "Canyoning" verzeichnet. Pop-Kultur und Jugend-Szenen sind es nicht minder – als Reaktion auf Stefan Raabs Nonsensschlager steht fortab auch der "Maschendrahtzaun" im Wörterbuch, wenngleich der Gegenstand ja schon viele Jahrzehnte bekannt und in Gebrauch ist.
Aus der Jugendsprache sind Begriffe wie "zumüllen" in den Duden gelangt. Dass die Politik als sprachbildende Kraft noch nicht abgedankt hat, belegen neutrale Wörter wie "Berliner Republik", aber auch solche mit deutlich negativem Beigeschmack wie "Bimbes", "rechtspopulistisch" und "Schwarzkonto". Im Ganzen gesehen habe der politische Bereich deutlich an Einfluss auf die Sprachentwicklung verloren, sagt Scholze-Stubenrecht – wobei die Sprache wohl auch wieder der gleichen Entwicklung unterliegt "wie das moderne Leben überhaupt".
Der Duden versteht sich als "Spiegel der Gegenwartssprache", Vorwürfe von selbst ernannten Sprachschützern, Anglizismen sollte man doch besser außen vor lassen, weist Scholze-Stubenrecht zurück: "Der Duden dokumentiert, er zensiert nicht." Im Übrigen, meint der Experte, könne man Fremdsprachiges auch als Bereicherung begreifen und kommt zu dem Befund: "Es ist um die deutsche Sprache nicht besser oder schlechter bestellt als früher." Sein eigenes Urteil Duden kann man sich ab dem 25. August bilden; da kommt das grafisch aufgepeppte, aber noch immer charakteristisch gelbe Wörterbuch in den Handel.
INFO: Duden – Die deutsche Rechtschreibung. 22., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 2000. 1152 Seiten, 39,90 Mark. Die CD-ROM für Windows und Apple Macintosh kostet ebenfalls 39,90 Mark.
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Groß hat sich, wie man sieht, nicht geändert. Er interviewt einfach die Dudenleute, die sind am Ort, man kennt sich, das ist ganz einfach.
In Wirklichkeit sind weder Scholze-Stubenrecht noch Wermke von der Rechtschreibreform überzeugt, im Gegenteil, sie haben mir vor zwölf Jahren ausführlich geschildert, was für ein Unglück das Ganze in ihren Augen ist.
Interessant war damals der Hinweis auf die Spezialberatung, die man von Mitgliedern der zwischenstaatlichen Kommission bekommen habe. Der ganze Umfang der Mauschelei ist nie bekannt geworden.
Wenn wir den Anspruch ernst nähmen, der Rechtschreibduden solle nicht nur die Rechtschreibung darstellen, sondern auch den aktuellen deutschen Wortschatz dokumentieren, müßten wir ein vernichtendes Urteil sprechen: das kann der Duden nun wirklich nicht.
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