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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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12.09.2008
 

Oberflächliche Kritik
offen bleiben vs. offenbleiben

Kaum einer macht sich die Mühe, die wirklichen Schwierigkeiten ins Auge zu fassen. Auch die Kritiker der Reform sind leider oft sehr oberflächlich.
Mit dem platten Einwurf, die KMK beschäftige sich angesichts drängender Aufgaben damit, ob "Schiffahrt" mit ff oder fff geschrieben werden soll, begnügte sich kürzlich auch Westerwelle. Dasselbe Argument dient andererseits zur Verharmlosung der Reform. Wer ein wenig tiefer blickt, stößt auf ganz andere Abstrusitäten. Gerade wird mir wieder eine davon bewußt: Eine Tür muß offen bleiben, eine Frage offenbleiben, aber beide können offengeblieben oder offen geblieben sein. Tja, liebe Schüler, das ist nun alles sehr leicht geworden, merkt euch das!



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Kommentare zu »Oberflächliche Kritik«
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Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 13.09.2008 um 23.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1047#13003

Angesichts dessen, daß eine Tür muß offen bleiben, eine Frage indessen offenbleiben kann, beide zugleich offengeblieben oder offen geblieben sein können, kommt man auf den irrigen Gedanken, daß die Deformation der deutschen Graphie einer unergründlichen Hermeneutik folgt.

"Tja, liebe Schüler, das ist nun alles sehr leicht geworden, merkt euch das " (Th. Ickler)! Die Hermeneuten regieren (wieder).
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 29.09.2023 um 14.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1047#51822

„Eine Tür muß offen bleiben, eine Frage offenbleiben, aber beide können offengeblieben oder offen geblieben sein.“ – Ich interpretiere das anders: In „geblieben, offengeblieben [Tür]“ bezieht sich Tür ja wohl nicht nur auf offengeblieben, sondern auch auf die Getrenntschreibung, also eine offen gebliebene / offengebliebene Tür (vergleichbar mit Metall verarbeitend/metallverarbeitend; im Perfekt dagegen: ist offen geblieben), aber nicht eine offen gebliebene Frage, sondern eine offengebliebene Frage.

Meines Erachtens sollte offen bleiben allerdings auch mit Frage zugelassen werden, da man eine offene Frage sagen kann, wo offen bereits ohne zusätzliches Verb eine entsprechende Bedeutung aufweist (die Bedeutung kann „auf der Basis der Bedeutungen der einzelnen Teile“ bestimmbar sein), wir brauchen uns hier also nicht einmal über die Abgrenzung zwischen neuer lexikalischer Bedeutung und übertragenem Gebrauch zu unterhalten. Auch blöd: ein Messer scharf machen, aber einen Hund scharfmachen, obwohl man auch ein scharfer Hund sagen kann.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 29.09.2023 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1047#51823

(Nachtrag: ein Messer scharfmachen ist auch zulässig.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2023 um 04.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1047#51824

Wie lange das alles her ist! Ich weiß gar nicht mehr, auf welche Version der Reform sich mein 15 Jahre alter Eintrag bezog. Die Reformer haben längst eingesehen, daß man die Getrennt- und Zusammenschreibung von Verbzusatzkonstruktionen nicht regeln kann. In meinem Wörterbuch ist das anerkannt durch konsequentes, am Sprachgebrauch orientiertes Offenlassen der Wahl.
Viel wäre gewonnen, wenn die Reformer und viele andere endlich einsähen, daß es sich nicht um Wortbildung handelt, statt die Grammatik zur Magd der Orthographie zu machen. Ich habe diesen kapitalen Fehler reichlich belegt. Heerscharen von Sprachwissenschaftlern haben seinerzeit behauptet: "Weil (oder gar: seit) es zusammengeschrieben wird, ist es eine Zusammensetzung."
Mit solchen Leuten kann ich nicht diskutieren, und man sollte ihnen auf keinen Fall die Normierung der Sprache anvertrauen.
 
 

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