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Theodor Icklers Sprachtagebuch

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31.07.2008
 

Jede und jeder
Die Politische Korrektheit spaltet die Sprachgemeinschaft

Noch stärker als die Rechtschreibreform trägt die Politische Korrektheit zur Sprachverhunzung bei.
Hier kommt ja noch hinzu, daß nur ein bestimmter Teil der Bevölkerung, nämlich die Behörden und einige Wissenschaftler (besonders Linguisten), sich dem Wahn unterwirft. Zeitungen und Schriftsteller widersetzen sich, sie wollen ja auch gelesen werden.

Vor mir liegt eine neue Broschüre des Bundesinstituts für Berufsbildung (Bundesministerium für Bildung und Forschung) vom Juli 2008. Die feministische Sprachregelung ist äußerst konsequent durchgeführt.
Bewerberinnen und Bewerber, Arbeitgeber/innen
Ausbilder/innen, Personalberater/innen und Personalchefs und -chefinnen.
Versuche, gemeinsam mit deiner Tischnachbarin oder deinem Tischnachbarn eine entsprechende Bewerbung zu verfassen.
Die Inhalte werden von jeder und jedem selbst erstellt.
eine Erläuterung, die jeder und jedem Interessierten zur Verfügung steht
.

Orthographisches:
dem einzelnen
zurecht finden
schwer fallen
allgemein bildende Schulen
(aber im selben Text auch allgemeinbildend)



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Kommentare zu »Jede und jeder«
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Kommentar von Tante Google, verfaßt am 19.11.2024 um 22.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54239

"Verbrauchinnen und Verbraucher"

Ungefähr 178 Ergebnisse (0,16 Sekunden)


"Kundeninnen und Kunden"

Ungefähr 15.200 Ergebnisse (0,24 Sekunden)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2024 um 18.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54237

Verbrauchinnen und Verbraucher (SZ 19.11.24)

Auch dafür gibt es viele Belege.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2024 um 08.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54203

Die Wiener Verkehrsbetriebe haben jetzt besser erkennbare einheitliche Piktogramme für Menschen mit Kind, mit Stock, mit Schwangerschaftsbauch und mit Blindenstock und -binde geklebt, und unsere aufrechten Deutschen machen daraus eine Super-Wokeness-Aktion: als sei nun auch an schwangere Männer gedacht (https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/oesterreich-wien-sitzplaetze-u-bahn/). Darauf kommt man nicht so leicht, und nicht einmal alle Leser des dauergehässigen Magazins gehen mit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2024 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54197

"In einer gut gelüfteten Wohnung, wo kein organischer Müller herumliegt ...“ (t-online.de 10.11.24)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.11.2024 um 19.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54194

»Ein Resümee nach zwei Jahren Leben der Forschungsstrategie zeigt: die TU Darmstadt befindet sich auf einem sehr guten Weg. Unsere Fortschritte werden durch erfolgreiche Exzellenzcluster-Skizzen und Drittmitteleinwerbungen belegt. Diese Erfolge zeigen, dass wir unsere ambitionierten Ziele leben und umsetzen. Der TU-Spirit ist spürbar und macht die TU Darmstadt zu einem einzigartigen Forschungsumfeld – dank ausgezeichneter Wissenschaffenden, Mitarbeitenden und Studierenden.«

Der Schreibende ist Matthias Oechsner, Vizepräsident für Forschung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2024 um 17.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54193

Die Brandenburger Universitäten fördern die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses für die Forschung und unterstützen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher bei der Erlangung der Promotion. (Ministerium f. Wissenschaft Brandenburg)

Die Themen reichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher aus Wirtschafts- und Sozialwissenschaften auf Basis ihrer aktuellen Forschung ein. (Schulministerium NTW)

Daher bietet die MArburg Research Academy (MARA) entsprechende Fortbildungsveranstaltungen zur Qualifizierung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher in den Qualifikationsphasen an. (Uni Marburg)

Alle interessierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher sind aufgerufen, sich für die Teilnahme am Vergabeverfahren zu bewerben. (Bundesinnenministerium)

(Viele weitere Belege, vor allem von Universitäten.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2024 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54192

Für das biblische Fischfangwunder haben Forschende nun eine naturwissenschaftliche Erklärung gefunden: ein natürliches Fischsterben im See Genezareth. Für die Studie, die sie in der Fachzeitschrift "Water Resources Research" veröffentlichten, maß das israelisch-australische Team von Umweltwissenschaftlern und Expertinnen für Binnengewässer die Temperaturen an unterschiedlichen Punkten in dem Gewässer sowie den Sauerstoffgehalt. Außerdem erfassten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher die Windgeschwindigkeit sowie die Windrichtung über dem See. (stern/GEO)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2024 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54191

Damit hängt eine andere Frage zusammen: Die kindliche Sprechstimme ist viel stärker moduliert als die der Erwachsenen, nur die Frauen stehen etwa in der Mitte und verfallen im Umgang mit Kindern unwillkürlich in deren Melodik. Lernen die Knaben die eher rationale, prosaische Intonation der Männer, oder kommt das von selbst – wie die tiefere Stimme? Es ist nachgewiesen, daß in manchen Gesellschaften die Männer diesen Tonfall noch verstärken, um ihre Männlichkeit zu "betonen" ("Macho!"). Jedenfallls kommt die weibliche Stimme und Sprechweise den Bedürfnissen der Kinder entgegen, weshalb man – alle mal weghören! – mit Recht sagt, daß es eine natürliche Eignung (und Neigung) der Frauen für die Kinderbetreuung gibt. Wir Männer wollten wohl auch gern, können aber nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2024 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54188

Als verhexter Großvater wird man den bekannten Versen "Why God made little girls" zustimmen, aber es ist schwer zu sagen, in welchem Alter die kleinen Mädchen (die zur Zeit gegen den November-Blues helfen müssen) wirklich anfangen, typisch weibliches Verhalten zu zeigen. Die meisten Eltern bemühen sich ja heute, ihre Kinder nicht nach dem Klischee zu erziehen (pink usw. – Sie wissen schon), aber ungewollt tun sie es vielleicht doch? Oder gibt es eine angeborene Kunst kleiner Mädchen, uns zu verhexen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2024 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54186

Im DLF wird eine Rentenexpertin befragt. Sie gendert nicht nur (mit Glottisschlag), sondern merkt auch nicht, wie viele "ehm" sie in jeden Satz einfügt, nämlich im Durchschnitt nach jedem zweiten Wort. Es ist nicht auszuhalten, ich kann mich nicht auf den Inhalt konzentrieren und schalte ab.

Ich erinnere mich, als Jugendlicher sehr oft ein "ne?" benutzt zu haben, von zu Hause mitgebracht. Ein Kommilitone machte mich mal darauf aufmerksam, und es war sofort damit vorbei. So ein heilsamer Hinweis auf Unarten wird oft aus falscher Rücksicht unterlassen, nicht zum Besten des Betroffenen.

Ich kenne Erwachsene, die immer noch sehr störend lispeln, obwohl es leicht zu heilen gewesen wäre, wenn es ihnen mal jemand gesagt hätte.

Gerade habe ich ein Büchlein vor mir (hier erwähnt: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#54183), dessen Verfasser ständig "besitzen" statt "haben" sagt, in meinen Augen lächerlich pompös.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.11.2024 um 00.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54180

»Ob Scholz aber auch als Kanzlerkandidat in den nächsten Wahlkampf zieht? Das ist offen. Schließlich hat seine Kanzlerschaft auch in der SPD zu Enttäuschungen geführt. Viele Parteifreunde und Freundinnen lasten ihm persönlich die mangelnde Führungsstärke und das chaotische Erscheinungsbild seiner Regierung an.« (zeit.de, 7.11.24)

Preisfrage: Wie viele Freundinnen hat Scholz?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.11.2024 um 09.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54178

Aus der Presseschau des DLF:

»Viele von Trumps Anhänger*innen, sagte kürzlich ein Experte in einer US-amerikanischen TV-Sendung, lieben ihn, nehmen ihn aber nicht ernst. Die Demokrat*innen hingegen verabscheuen ihn – und nehmen ihn vollkommen ernst. […] Was die Demokrat*innen nicht wahrnehmen wollten: In fast allen Nachwahlumfragen sagten rund 70 Prozent der Befragten, sie seien unzufrieden oder wütend über den Zustand des Landes.«

Die taz mal wieder. Die tapfere Sprecherin im Studio stolperte über den Einschub im ersten Satz, gleich nach dem zerhackten »Anhänger*innen«. Zwar hat sie das Wort selbst, mit (allzu) deutlich hörbarer Pause, über die Lippen gebracht, aber möglicherweise war sie dadurch kurz abgelenkt, gerade weil sie es »gut« machen wollte. Bei Leuten, die freiwillig knacklautgendern, ist der Glottisschlag oft kaum oder gar nicht zu vernehmen. Vielleicht bekommen sie es einfach nicht hin, oder sie lassen den Zwischenschritt zur Einführung des generischen Femininums mit Bedacht aus.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.11.2024 um 12.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54175

"Ein DFB-Star schlägt der anderen den Zahn aus – die klebt ihn wieder an" (NTV)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.10.2024 um 16.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54141

Wir waren gerade mit zwei Enkeln im Hallenbad. Am Beckenrand des Wellenbades steht ein großes Schild: "Nur für Schwimmer".
Die Akzeptanz unter den Schwimmerinnen war sehr gering.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.10.2024 um 19.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54120

Auch das „Netzwerk Sprachkritik“ argumentiert mit den amtlichen Rechtschreibregeln gegen das Gendern. In diesem Sinn ist es beim Hessischen Rundfunk vorstellig geworden, der aber mit Recht antwortete, er fühle sich nicht an die Schulorthographie gebunden. Ich habe die Argumentation, mit der es auch Peter Eisenberg einmal versuchte, immer für ungeschickt gehalten. Erstens verkennt es tatsächlich die Reichweite der Rechtschreibregeln. Zweitens könnte der Rechtschreibrat sehr bald vor den Genderern in die Knie gehen, und was dann? Dann ziehen beide Sprachzerstörer am selben Strang.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2024 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54103

„In den Jurys der Shortlist-Preise sitzen immer auch Buchhändlerinnen (...)“ (SZ 21.10.24)

Vielleicht sind wirklich nur Buchhändlerinnen gemeint, man weiß es nicht mehr.

Übrigens versucht Hilmar Klute das Ausrasten Clemens Meyers zu rechtfertigen. Ich will darauf nicht eingehen. Es ist ja nur ein Rädchen im wundersamen Perpetuum mobile des Literaturbetriebs. Von der Buchmesse bleibt jedenfalls vor allem Clemens Meyer in Erinnerung.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.10.2024 um 10.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54097

Die Max-Planck-Gesellschaft ist national wie international ein Aushängeschild für die deutsche Forschungslandschaft und zieht daher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt an: So arbeiten jährlich mehr als 6.000 ausländische Gast- und Nachwuchsforscherinnen und -forscher an den verschiedenen Max-Planck-Instituten. Ein Drittel der Max-Planck-Direktoren sowie die Hälfte der Doktorandinnen und Doktoranden haben einen ausländischen Pass; bei den Postdoktorandinnen und -doktoranden sind es sogar 80 Prozent.

In einem Text, der mit penetranter Konsequenz das generische Maskulinum umgeht, kann man »Direktoren« nur als Bezeichnung für Männer verstehen. Der Lapsus ist um so peinlicher, als er den Eindruck verstärkt, daß hier jemand einen zunächst in üblicher Sprache verfaßten Text nachträglich auf korrekt getrimmt und dabei eine Stelle übersehen hat, und das auch noch dort, wo es um Leitungspositionen geht und nicht etwa um einfache »Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter«. Gerade bei den Direktoren könnte man ja mit viel gutem Willen sagen, daß die Kennzeichnung der Geschlechter dazu dienen kann, den Aufstieg der Frauen in die Führungsebenen hervorzuheben. Daß den Autoren ausgerechnet an dieser Stelle die geächtete maskuline Form durchgegangen ist, zeigt, wie roboterhaft hier vorgegangen worden ist und wie sehr sich die Praxis des Genderns inzwischen von den ursprünglich genannten Motiven abgekoppelt hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2024 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54095

Das Selbstporträt der MPG ist penetrant durchsexualisiert (https://www.mpg.de/kurzportrait).
Es wirkt zugleich beflissen und vollautomatisch. Wenn ich meiner Frau solche Texte vorlese, sagt sie: Laß das weg!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2024 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54089

Im Erstglied von Zusammensetzungen steht nicht einmal das generische Maskulinum, sondern der reine Stamm, oft der eines Nomen agentis. Das verstehen die Eiferer nicht, weil sie im Deutschunterricht nicht gelernt haben, was ein Stamm ist und wie überhaupt die Sprache funktioniert:

„Die Idee war eigentlich einmal, dass mit den Monatsprämien die Arzt- und Ärztinnenrechnung und der Spitalaufenthalt bezahlt sind.“ (https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/amtliches-bulletin/amtliches-bulletin-die-verhandlungen?SubjectId=15837)

„ÄrztInnenkosten“ gibt es in Österreich: https://www.derstandard.at/story/362138/no-sports-kommt-teuer (grotesker Text!).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2024 um 18.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54087

„Trump war am Montag in Oaks, einem Vorort von Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania, um bei einer Art Bürgerdialog vor der US-Wahl um Wählerinnen- und Wählerstimmen in dem Swing State zu werben.“ (FR 18.10.24)
Wieso nur „Bürgerdialog“? Das scheint es dann wieder generisch zuzugehen.
Oft liest man auch so etwas:
„Bei der Bürgermeisterwahl hatte keiner der vier Kandidaten die notwendige Mehrheit von 50 Prozent der Wählendenstimmen auf sich vereinigen können.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2024 um 10.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54085

Der vermißte und vermutlich tot aufgefundene Student A. wird in den Medien nicht als Studierender bezeichnet, vermutlich weil es allzu offensichtlich ist, daß ein Toter nicht studieren kann.
Natürlich gelten solche Beobachtungen, auch zu Demokraten usw., immer nur so ungefähr. Bei der Nennung von Parteien ist ja auch die Grenze zwischen der Organisation und ihren einzelnen Mitgliedern nicht immer so klar.
Das Problem mit der besseren Einsicht quält mich seit langem. Ich habe ja auch hier schon oft beklagt, daß vor nun bald 30 Jahren die Kollegen damit anfingen, mir aufmunternd auf die Schulter zu klopfen, und auch "wacker" wurde ich genannt, weil ich gegen die offensichtlich doofe Rechtschreibreform kämpfte. Unterschriften waren auch leicht zu haben, aber sonst? Die gleiche Trägheit und Duckmäuserei, über die wir uns damals wunderten, herrscht nun wieder angesichts der noch viel schädlicheren Genderei.
Das alles hat mich vielen Kollegen entfremdet. Es ist wie mit Leuten, denen Plagiate nachgewiesen wurden: Sie können mir zwar noch, wie es ihre Art ist, in die Augen sehen, ich aber nicht ihnen.

Treten wir doch mal einen Schritt zurück und sehen und hören uns durchschnittliche deutsche Texte an. Wie steht die Germanistik da, die diese beiden Anschläge nicht nur hingenommen, sondern tatkräftig dazu beigetragen hat? Sie kann wegfallen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.10.2024 um 09.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54084

Manche mögen für eine solche Selbstreflexion offen sein. Und natürlich wäre die Schule der richtige Ort, über die Zusammenhänge aufzuklären. Aber diejenigen, die aufklären müßten, wissen es ja selbst nicht mehr. Und wenn jemand der festen Überzeugung ist, daß die geschlechtliche Deutung des grammatischen Genus nicht, je nach Kontext, mal erwünscht und mal unerwünscht, sondern immer erwünscht ist, weil er an die unheilvolle magische Wirkung maskuliner Personenbezeichnungen zum Nachteil aller Menschen, die keine Männer sind, glaubt, dann ist Hopfen und Malz verloren. Wenn es stimmt, daß »die Demokraten« in unseren Köpfen ein Bild von Männern erzeugt, dann ist es egal, ob gerade die Partei oder ihre Mitglieder oder bestimmte Mitglieder gemeint sind, nicht wahr? Dann geht es nur noch darum, solche Konstruktionen möglichst konsequent zu vermeiden. Die Reflexion über die eigene Praxis ergibt dann nur ein Bedauern darüber, daß man noch nicht konsequent genug ist. Übrigens habe ich im Radio und im Fernsehen in letzter Zeit tatsächlich schon »die Demokratinnen und Demokraten« gehört, wo die Partei gemeint war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2024 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54081

Auch die Genderer sprechen von Sozialdemokraten und Republikanern, wenn die Partei gemeint ist und nicht die Mitglieder. Das ist ebenso wie die Nomina agentis und instrumenti (Mähdrescher, Energieträger) eine ständige stillschweigende Bestätigung der Tatsache, daß die unmarkierten Formen als Defaultlösung dienen, wo eine geschlechtliche Deutung des grammatischen Genus unerwünscht ist. Eine solche einfache Reflexion über die eigene Praxis scheint vielen aber schon zu hoch zu sein. Wenigstens auf dem Gymnasium sollte man es aber mal versuchen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.10.2024 um 19.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54078

Wenn alle Frauen den Umgang mit der Fernbedienung lernen müßten, würden viele das „mansplaining“ vermissen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2024 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54077

Die Zeitung bringt eine ganze Seite über "Waldbesitzende" und "Privatwaldbesitzende". Nur die Überschrift und die Bildunterschrift, offenbar nicht von der Journalistin verfaßt, verwenden das generische Maskulinum "Waldbesitzer", wie es im Deutschen üblich ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2024 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54076

Zu „mansplaining“ (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46084)

"Well, Molly, I’m pretty sure this is a boggart," said Sirius, peering through the keyhole, "but perhaps we ought to let Mad-Eye have a shifty at it before we let it out – knowing my mother it could be something much worse." (H. P. and the order of the Phoenix S. 96)

Ganz Sensible sehen hier einen Fall von „mansplaining“, was von anderen Lesern aber zurückgewiesen wird. Übersehen wird außerdem, daß der Vorschlag, den erfahrenen Alastor Moody zu Rate zu ziehen, wenige Seiten zuvor gerade umgekehrt von Molly (Mrs. Weasley) gegenüber Sirius vorgebracht wird:

„Then Mrs Weasley turned to Sirius and said, ‘I’ve been meaning to tell you, there’s something trapped in that writing desk in the drawing room, it keeps rattling and shaking. Of course, it could just be a boggart, but I thought we ought to ask Alastor to have a look at it before we let it out.’
‘Whatever you like,’ said Sirius indifferently.“ (S. 81)
Die Verdoppelung ist offenbar eine Nachlässigkeit Rowlings und vielleicht in späteren Auflagen verbessert? Die erste enthält ja noch weitere Versehen.
Manche Menschen versäumen das Leben, weil sie auf Schritt und Tritt Verstöße gegen die Politische Korrektheit erwarten, auf die sie umgehend reagieren müssen: N-Wörter, maskuline Suffixe, nichtvegane Redensarten oder eben mansplaining.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2024 um 05.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54069

Der Eintrag „Teilnehmende Beobachtung“ bei Wikipedia ist überwiegend nicht gegendert, nur an einigen Stellen glaubt jemand durch Doppelnennung auch die Ethnologin berücksichtigen zu müssen, und „des Ethnologen beziehungsweise der Ethnologen“ ist wahrscheinlich auch so gemeint und nur verdruckt – aber wer weiß?
Gerade bei Texten, die auch inhaltlich zu denken geben, ist die zusätzliche und auch noch inkonsequente Sexualisierung eine lästige Ablenkung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2024 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54063

Die besonders von den Grünen vorangetriebene Ausweitung der Internet-Zensur öffnet der willkürlichen Aushebelung der Meinungsfreiheit Tür und Tor. Schon der Name der privaten Denunziationsstelle, „Respect“, läßt ahnen, daß z. B. auch nicht ordnungsgemäß gegenderte Texte unter Berufung auf das Gleichstellungsgesetz gelöscht werden könnten. (Was hat eigentlich ein Religionspädagoge unter den Zensoren zu suchen? Die Herrschaften müssen sich, da selbsternannt, nicht legitimieren.) Erinnerungen an andere nichtstaatliche Tugendwächter werden wach. Das ganze Unternehmen geht am Strafrecht vorbei, wie denn auch „Haß“ und „Fake news“, das ausdrücklich angegebene Objekt der Verfolgung, nicht an sich strafbar sind.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.10.2024 um 11.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54056

MDR AKTUELL berichtet:

Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow wandte sich kürzlich in einem Brief an die Hochschulen. Darin wurde der Gebrauch geschlechtergerechter Sprache eingeschränkt. [...] Die Uni Leipzig hat schon viel probiert, um Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. 2013 beschloss der Senat gar, in der so genannten Grundordnung das generische Femininum anzuwenden. Plötzlich waren in der Verfassung der Uni die Männer mit Lehrstuhl Professorin. Und mussten sich – wie Frauen seit Jahrzehnten – ein paar Jahre mitgemeint fühlen.

Das hat mit neutraler Berichterstattung nichts zu tun. Der Redakteur macht sich die Sicht der radikalen Genderbefürworter zu eigen und stempelt Kritiker indirekt als Leute ab, die keine »Gerechtigkeit herstellen« wollen. Ich würde ihm in allen Punkten widersprechen: Beim generischen Maskulinum ist kein Geschlecht »mitgemeint«, sondern überhaupt keins gemeint; im Deutschen gibt es nicht »das« generische Femininum; Sprache ist als Mittel zur Herstellung von Gerechtigkeit nicht geeignet. Ein öffentlich-rechtlicher Sender muß nicht in jedem Text zu diesem Thema das ganze Meinungsspektrum wiedergeben, aber er sollte sich, auch wenn’s schwerfällt, bemühen, tendenziöse Berichterstattung zu vermeiden, und zwar mehr, als es bisher geschieht. Es sind gerade solche unverhohlenen Parteinahmen, die die Leute, nicht nur im Osten, aufregen und gegen die öffentlichen Medien aufbringen. So wird es kaum gelingen, »Vertrauen zurückzugewinnen«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2024 um 03.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54045

„ein:e User:in“ ist nicht genderneutral, sondern sexualisierte Grammatik.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2024 um 04.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#54008

"Clifford Geertz (...) sah Kultur als ein Netz von Bedeutungen an, das die Akteure weben. Dieses Netz beziehungsweise diesen Text liest der Forscher beziehungsweise die Forscherin über die Schultern ihrer Informanten und legt dadurch Bedeutungsstrukturen offen, die den Akteuren zum Teil verborgen bleiben."
(https://de.wikipedia.org/wiki/Teilnehmende_Beobachtung)

Wie man auch hier wieder sieht, setzt der Genderreflex bei Stichwörtern wie Forscher ein, alles übrige bleibt. Der Leser geniert sich ein wenig, weil er die simple Mechanik hinter der Belästigung durchschaut.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2024 um 10.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53997

„Könnte man alle Schurken kastriren und alle dummen Gänse ins Kloster stecken, den Leuten von edlem Charakter ein ganzes Harem beigeben, und allen Mädchen von Geist und Verstand ganze Männer verschaffen, so würde bald eine Generation entstehen, die ein mehr als Perikleisches Zeitalter darstellte.“ (Schopenhauer WW II, Kap. 43 „Erblichkeit der Eigenschaften“, zur eugenischen Utopie Platons)

Eins muß man ihm lassen: Er läßt nie im Unklaren, was er meint. Das gilt auch vom Kapitel "Erblichkeit der Eigenschaften", das wie immer sehr gelehrt wirkt, aber ganz verkehrte Ansichten verbreitet, von denen Schopenhauer zeitlebens nicht lassen wollte. Es gibt ja sehr viele amüsant wirkende, wenn auch ernst gemeinte Äußerungen über die Weiber, so daß man ganze Florilegien daraus zusammenstellen konnte. Sicherlich aus seiner Familienkonstellation abgeleitet ist seine unverbrüchliche Meinung, daß der Charakter vom Vater, die Intelligenz von der Mutter vererbt wird. Darum dreht sich auch jenes Kapitel von Anfang bis Ende. Mit seiner Mutter kam er nicht zurecht, aber wahrscheinlich sehnte er sich (wie Nietzsche und jeder "ganze Mann") nach einer Frau.

Für die Bildungsgeschichte ist ganz interessant, daß Schopenhauer griechische Zitate ins Lateinische übersetzt, englische ins Deutsche, lateinische und französische aber gar nicht. Heute übersetzt man griechische und lateinische ins Deutsche und englische gar nicht (jedenfalls im großen und ganzen). Es ist aber zu vermuten, daß viele Leser schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts ganz dankbar gewesen wären, auch für das Griechische und Lateinische eine deutsche Übersetzung zu bekommen. Schopenhauer schreibt ja nicht eigentlich für Gelehrte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.09.2024 um 08.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53987

Das kommt drauf an, welchen Gendernebel wir betrachten. den der Tagesschau oder den der Geschäftsordbung des Thüringer Landtags. In letzterer stand eigentlich ganz eindeutig, daß der Landtagspräsident (der ja noch nicht der Ministerpräsident, sondern nur eine Art Versammlungsleiter ist), tatsächlich von der stärksten Fraktion vorgeschlagen wird! Außerdem sollten die andern je einen Vizepräsidenten vorschlagen, so daß jede Fraktion im Präsidium einmal vertreten ist. Den Nebel habe ich hier mal weggelassen.
Das ist zwar nicht die einzige Möglichkeit, aber so stand es bisher nun mal in der Geschäftsordnung, und so wurde es bisher immer und ausnahmslos gehandhabt – bis die AfD kam. Eine gültige und sogar gesetzlich festgeschriebene Geschäftsordnung wurde bisher auch noch nie von einem nicht konstituierten Landtag unter Leitung des Alterspräsidenten verändert.

Wenn es nicht automatisch nach der stärksten Fraktion ging, welchen Sinn hatte dann der entsprechende Paragraph in der alten Geschäftsordnung? Sollte er sie auch nur vernebeln?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2024 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53980

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53970

"Gewinner"? Gewinner oder Gewinnerin! Immerhin ist selbst durch den Gendernebel zu erkennen, wer Landtagspräsident wird, nämlich nicht automatisch der Kandidat der stärksten Fraktion.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.09.2024 um 13.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53973

Zur Abwechslung: https://www.youtube.com/watch?v=G75-yWteRaI
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.09.2024 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53970

tagesschau.de zur Wahl des Landtagspräsidenten in Thüringen (Hervorhebungen von mir):

Zurück zur Wahl: Stehen im dritten Wahlgang mehrere Bewerberinnen oder Bewerber zur Wahl, gewinnt die oder der Kandidat, die oder der mehr Stimmen als alle anderen Bewerberinnen oder Bewerber auf sich vereint. Wenn dieses Ergebnis nicht eintritt, wird eine Stichwahl zwischen den zwei Bewerberinnen oder Bewerbern mit den meisten Stimmen durchgeführt. Gewinner ist dann der oder die Kandidatin mit den meisten Stimmen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.09.2024 um 11.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53969

Aus gegebenem Anlaß hier noch einmal das Zitat aus Wolfgang Krischkes Rezension der Duden-Grammatik, das ich vor einem Jahr schon einmal in einem Beitrag (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51737) gebracht hatte:

Das Reizthema Gendern wird in der Duden-Grammatik knapp, aber tendenziös behandelt. Dem Autor Peter Gallmann zufolge haben psycholinguistische Tests nachgewiesen, dass generische Maskulina „in überdurchschnittlichem Maß die Vorstellung männlicher Personen“ hervorrufen. Deshalb suche man nach „alternativen Formulierungen“, die zu „ausgeglicheneren Vorstellungen führen“, worauf der Hinweis folgt, dass der Dudenverlag schon eine Reihe entsprechender Publikationen vorgelegt hat.

Tatsächlich ist der empirische und methodische Wert der besagten Tests in der Wissenschaft nach wie vor umstritten, und es wäre einer Grammatik mit dem Anspruch, ein Standardwerk zu sein, angemessen gewesen, diesen Stand der Diskussion nüchtern zu referieren. Ebenfalls angebracht gewesen wäre eine Beschreibung der grammatischen Systembrüche, die durch das Gendern verursacht werden. Schließlich orientiert sich die Duden-Grammatik ihrem Selbstverständnis nach „an der geschriebenen Standardsprache, die überregional, stilistisch neutral, nicht an einen spezifischen Verwendungskontext gebunden und auch in formelleren Kontexten unauffällig ist“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2024 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53968

„Kopräsenz von Sprecherin und Hörer“ usw.: Sprachwissenschaftler sollten wissen, daß Maskulinum und Femininum nicht beide zugleich generisch sein können. Die Verfasser der Dudengrammatik wissen es nicht. (Und wenn beide generisch wären, dann hätte die Doppelnennung keinen Sinn: „Sprecher und Sprecherinnen erzählen wichtige Begebenheiten“ usw.)

Eine solche Grammatik wird wohl schon bald als Dokument einer beklagenswerten Verirrung belächelt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2024 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53967

Was Herr Schardt dankenswerterweise aufdeckt, sollte unter vernünftigen Menschen eigentlich den Todesstoß für das Gendern bedeuten. Ob die gegenwärtigen Vorgänge in Erfurt auch mit der Unverständlichkeit der Geschäftsordnung zusammenhängen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.09.2024 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53964

Tja, so sieht eben echter Fortschritt aus. Aber hundertprozentig geklappt hat es mit dem Durchgendern dann doch nicht. So lautet § 28 Abs. 2 der Geschäftsordnung:

»Die Präsidentin beziehungsweise der Präsident hat die Rednerin beziehungsweise den Redner zu mahnen, wenn diese beziehungsweise dieser ohne ihre beziehungsweise seine Einwilligung eine im Wortlaut vorbereitete Rede verliest. Nach einer weiteren Mahnung soll sie beziehungsweise er ihm [!] das Wort entziehen.«

Wäre ich eine Abgeordnete im Thüringer Landtag, würde ich im Falle des Falles der Präsidentin beziehungsweise dem Präsidenten bei deren beziehungsweise dessen Versuch, mir das Wort zu entziehen, zurufen, daß sie beziehungsweise er mir als Frau nach der Geschäftsordnung das Wort gar nicht entziehen könne. Auf die Reaktion wäre ich sehr gespannt. Sie beziehungsweise er kann mir ja schwerlich entgegenhalten, es sei im Jahre 2024 doch wohl eine Selbstverständlichkeit, daß Frauen und Männer diesbezüglich nicht unterschiedlich behandelt würden, weshalb es auf die explizite Nennung eines der Geschlechter nicht ankomme.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 27.09.2024 um 15.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53963

Die Geschäftsordnung des Thüringer Landtags ist perfekt durchgegendert.
Dabei werden die alternativen Bezeichnungen mit dem Wort "beziehungsweise"
aneinandergereiht. Auf den 41 Seiten tritt "beziehungsweise" insgesamt 610 mal auf.

Das Einsparpotential wäre hoch. Als Beispiel Paragraph 17 Abs. 6.
Der mittels ChatGPT entgenderte Text lautet so:

Der Aufenthalt im Sitzungssaal ist anderen Personen als Mitgliedern des Landtags, dem Präsidenten des Thüringer Verfassungsgerichtshofs, Mitgliedern und Beauftragten der Landesregierung, Staatssekretären, grundsätzlich zwei Fraktionsreferenten je Fraktion sowie dem Präsidenten des Landesrechnungshofs, dem Datenschutzbeauftragten, dem Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, dem Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen und dem Bürgerbeauftragten nur mit Zustimmung des Präsidenten gestattet.

Das sind 540 Zeichen. Der durchgegenderte Absatz, wie er in der GO steht, kommt demgegenüber auf 826 Zeichen, das ist ein Zuwachs von über 50% !
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2024 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53955

Der Münchner Historiker Andreas Rentz erklärt im Interview (SZ 23.9.24), woher das Klischee vom reichen Juden kommt. Er gendert intensiv, wenn auch nicht konsequent. Die Christen hätten „Jüdinnen und Juden“ Wucher, Ritualmorde usw. nachgesagt. Ich kann mich allerdings nicht erinnern, daß die Jüdinnen eigens beschuldigt wurden. Waren im Mittelalter wirklich „Jüdinnen und Juden in allen Berufsfeldern tätig“ (nicht nur in Geldgeschäften)? Gibt es Abbildungen von berufstätigen Jüdinnen? Wenn man schon Klischees untersucht, dann gehört dazu auch die zeitgenössische Beschränkung der Berufstätigkeit auf Männer (wie bei den „Christinnen und Christen“). Es gab Frauen, die etwa nach dem Tod ihres Mannes einen Handwerksbetrieb übernahmen, aber gab es weibliche Azubis?

Ich habe den ganzseitigen Artikel nicht zu Ende lesen können, weil mich solche Fragen vom Kern, der christlichen Wurzel des Judenhasses, ablenkten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2024 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53937

Tagessschau: AfD-Wählende, AfD-Fans

Leider ist Fan maskulin. Wie kommt man da raus? Die Selbstfesselungskünstler raten:

"So einfach kannst du das Wort ,Fan‘ richtig gendern.

Du kannst ,Fan‘ z. B. mit einer Doppelnennung gendern. Wir empfehlen die Verwendung einer geschlechtsneutralen Alternative, um Barrierefreiheit zu gewährleisten.

Geschlechtsneutrale Alternativen:

Singular: besonders begeisterte Person; fanatische Person
Leider ist uns keine geschlechtsneutrale Alternative im Plural bekannt. Wähle einen anderen Genderstil."

Sagen wir also besonders begeisterte AfD-Wählende, dann reden wir barrierefrei.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.09.2024 um 15.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53935

Eine Wahlkreisbewerberin bzw. ein Wahlkreisbewerber darf nur in einem Wahlkreis und in diesem Wahlkreis nur in einem Kreiswahlvorschlag, eine Landeslistenbewerberin bzw. ein Landeslistenbewerber nur in einer Landesliste benannt werden. Eine Bewerberin bzw. ein Bewerber kann gleichzeitig in einem Kreiswahlvorschlag und in einer Landesliste derselben Partei oder politischen Vereinigung benannt werden. Die Bewerbenden auf dem Wahlvorschlag einer Partei dürfen nicht Mitglied einer anderen Partei sein, die mit einem eigenen Wahlvorschlag an der Wahl teilnimmt.
Für den Wahlvorschlag einer Einzelbewerberin bzw. eines Einzelbewerbers bedarf es keiner Kandidatenaufstellung gemäß § 25 BbgLWahlG, da die oder der Einzelbewerbende zugleich Träger (!) des Einzelwahlvorschlages ist.
(https://wahlen.brandenburg.de/wahlen/de/landtagswahl/informationen-fuer-bewerbende/)

So oder ähnlich kann man es jetzt überall auf den Websites der Landeswahlleiter (Landeswahlleitenden?) lesen. Das Wahlrecht ist eine komplizierte Materie, und es ist nicht leicht, sie einem interessierten Laienpublikum zu vermitteln. Wenn die Texte dann auch noch ohne Not mit sperrigen und teilweise völlig unüblichen und schon deshalb verwirrenden Genderkonstruktionen noch undurchdringlicher gemacht werden, liegt der Verdacht nahe, daß den verantwortlichen Behörden die Genderideologie wichtiger ist als das Bedürfnis und die Pflicht, die Bürger angemessen und verständlich zu informieren. Ich frage mich, ob das eigentlich Rechtens ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2024 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53915

Wenn ein Dutzend Professoren eine 1000seitige Grammatik schreiben, ist das unabhängig von der Qualität eine aufwendige Angelegenheit. Um so erstaunlicher, daß keiner der beteiligten Germanisten den elementaren Irrtum erkannt zu haben scheint, der dem Gendern zugrunde liegt. Diese Einsicht wird irgendwann dämmern, und man wird das Buch bestenfalls mit einem nachsichtigen Lächeln als ein Dokument der Verwirrung unserer Zeit aus dem Regal nehmen.

(Die Dudengrammatik will zugleich wissenschaftlich und volkstümlich sein. Ob überhaupt jemand sie durchliest? Außer mir natürlich, ich lese ja sogar Wörterbücher von vorn bis hinten durch.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2024 um 19.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53911

In der 10. Auflage der Dudengrammatik wird neben dem generischen Maskulinum auch ein generisches Femininum (Sprecherin, Hörerin) benutzt, das es im Deutschen so wenig gibt wie in anderen Sprachen. In einem solchen Werk erwartet man eigentlich keinen absichtlich falschen Sprachgebrauch.

(Man kann das Werk übrigens herunterladen und die Sache selbst besichtigen. Es ist außerdem besser lesbar als die Druckfassung mit ihrer sehr dünnen und blassen Schrift.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2024 um 03.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53899

Die taz wird ihre werktägliche Druckausgabe einstellen. Das bedeutet eine Menge Gendersternchen und Binnen-I, die uns fehlen werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2024 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53867

Die Taliban zwingen nicht nur alle Frauen zur Vollverschleierung, sondern verbieten ihnen auch lautes Sprechen und besonders Singen in der Öffentlichkeit. Als Begründung geben sie an, die weibliche Stimme habe etwas sexuelle Aufreizendes. Damit verraten die bärtigen Männer (der Bart ist ebenfalls Pflicht) mehr über ihren eigenen Zustand, als sie vielleicht wollen.
Übrigens verstopfte schon Odysseus seinen von langer Seefahrt frustrierten Mitstreitern die Ohren und ließ sich selbst am Mast festbinden, um nicht den Stimmen der Sirenen zum Opfer zu fallen. Da scheint also was dran zu sein, umgekehrt haben ja auch Orpheus und Elvis unter den Frauen Unheilvolles angerichtet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2024 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53865

Vielen Dank, lieber Herr Metz, für Ihre guten Wünsche. Die Rückreise verlief zwar im Gegensatz zur chaotischen Hinreise glatt, wir hatten aber kurz umdisponiert und ebenfalls zwei Reisetage angesetzt, so daß wir insgesamt vier Tage unterwegs waren – für einen Urlaub in Deutschland! Man muß eben philosophisch gereift sein und jene irgendwie fernöstlich klingende Weisheit verinnerlicht haben, daß der Weg das Ziel ist. Ist der Mensch nicht ständig auf Reisen und wünscht er nicht im Grunde, das Ziel NICHT so bald zu erreichen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.09.2024 um 11.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53863

Statt Geschlechtersymmetrie wollte ich eigentlich -kongruenz schreiben. Aber es ist wohl im Kontext klar, was jeweils gemeint ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2024 um 11.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53862

Dann wünschen wir Ihnen, ganz ohne Sarkasmus, eine reibungslose und entspannte Rückreise mit der Deutschen Bahn ohne nennenswerte »Verzögerungen im Betriebsablauf«.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2024 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53861

Ich habe die Anmerkung, daß zwei Satelliten doch eigentlich Brüder und nicht Schwestern sein müßten, zunächst als Hinweis auf eine formale, genusbezogene Asymmetrie verstanden, die sich aber eben semantisch erklären läßt. Mit Schwester-/Bruderpartei wollte ich nur ein weiteres Beispiel für semantische Differenzierung bringen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2024 um 10.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53860

Das stimmt. Neben die Genusmechanik treten semantische, auch gesellschaftliche Gesichtspunkte. Man denke nur an Muttersprache/Vaterland.

Beim "mechanischen" Teil ist immer auch an Synonyme zu denken. Herr Metz hat z. B. die Firma erwähnt.

Die Semantik von Mutter- und Vater- könnte man durch Listen von Zusammensetzungen eingrenzen. (Ich kann das im Augenblick nicht, weil ich mit Packen für die Reise beschäftigt bin. Darum kann ich auch nicht nachschlagen, was es darüber schon gibt.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.09.2024 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53859

Die Beispiele Schwestersatellit oder Bruderpartei, Brudervolk zeigen ja, daß manchmal andere Anmutungen eine Rolle spielen als das Geschlecht des Grundwortes, und daß hierbei eine Geschlechtersymmetrie keine Pflicht ist.
Mit der Asymmetrie beim Tochterunternehmen (das!) und der Erwähnung des Unterschieds von verbrüdert/verschwistert schien mir Herr Ickler sich dann auch etwas anderes zu beziehen, nämlich auf einen semantischen statt genusbezogenen Zusammenhang.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.09.2024 um 23.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53855

»Man spricht ja umgekehrt auch nicht vom Vater-, sondern vom Mutterunternehmen bzw. von der Muttergesellschaft.« Ja, aber Gesellschaft ist ein Femininum, ebenso wie etwa Firma (Tochterfirma). Deshalb liegt hier keine Asymmetrie im Genus vor (jedenfalls habe ich Herrn Ickler so verstanden). Übrigens ist die CDU die Schwesterpartei der CSU, während die KPdSU die Bruderpartei der SED war.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.09.2024 um 23.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53854

Man spricht ja umgekehrt auch nicht vom Vater-, sondern vom Mutterunternehmen bzw. von der Muttergesellschaft.

Wie bei der Muttersprache ist vielleicht neben dem engen Abstammungsverhältnis wesentlich, daß das Weibliche eher für das Fürsorgliche, Friedliche steht.
Das Vaterland hingegen gilt es zu verteidigen, was wohl eher heroisch und patriotisch als Männersache verstanden wurde.
Vom Brudervolk wird auch eher in Kriegszeiten (Männersache) gesprochen, während es geschwisterlich vor allem in Friedenszeiten zugeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.09.2024 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53853

Ein Satellit soll zum Absturz gebracht werden, und im Radio wird über die "Schwestersatelliten" nachgedacht, obwohl es doch eigentlich Brüder sind. Noch auffälliger ist die Asymmetrie bei "Tochterunternehmen" usw., wo "Sohn" gar nicht in Frage kommt.
Ob "Geschwister", "verschwistert" eine Rolle spielen? "Verbrüdert" bedeutet ja etwas anderes.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.09.2024 um 14.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53844

Die Menschen kennen heute die alten Geschichten nicht mehr, z. B. die von den Schildbürgern oder die Fabel vom Esel, dem Vater und dem Sohn.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.09.2024 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53843

https://www.welt.de/politik/deutschland/article253382594/Statt-Gendersternchen-CDU-Landrat-fuehrt-weibliche-Dienstbezeichnungen-als-alleinige-Anrede-ein.html

»Statt einem Genderstern oder anderen Zeichen wolle der Landkreis auch für eine bessere Lesbarkeit weiterhin nur ein Geschlecht in dem Dokument verwenden« – so höre und lese ich es in letzter Zeit häufiger. Aber kann man die Lesbarkeit eines Textes erhöhen, indem man durchgehend falsche Personenbezeichnungen verwendet, die jeden der deutschen Sprache mächtigen Leser verwirren müssen? Ist das nicht das Gegenteil von »barrierearmer«, »möglichst leichter« Sprache, die »vielen Menschen intuitiv zugänglich« ist? Den redaktionellen Hinweis zu Beginn der Vorschrift wird niemand lesen. Und selbst wenn – ein Text, den man nur versteht, wenn man sich bei der Lektüre ständig einen redaktionellen Hinweis in Erinnerung ruft, ist von vornherein nicht »intuitiv zugänglich«. Das ist beim klassischen generischen Maskulinum anders, denn das wird von allen, die sich nicht dumm stellen, richtigerweise neutral verstanden. Daß hier jemand versucht hat, in der stark polarisierten Debatte einen »unkonventionellen« Vorschlag zu machen, ist nicht zu beanstanden. Aber der Vorschlag ist mindestens undurchdacht. Ich würde eher von einer Eselei sprechen. Noch vor wenigen Jahren hätte man einen Aprilscherz vermutet. Daß das Ganze ausgerechnet von einem CDU-Landrat erdacht worden ist, spricht Bände. Es ist aus meiner Sicht ein Teil der Erklärung für das Erstarken von AfD und BSW.

Bemerkenswert ist auch das Argument, die meisten der betroffenen Personen seien derzeit Frauen. Und was, wenn sich die Mehrheitsverhältnisse nächstes Jahr umkehren? Wird der Text dann wieder umgeschrieben? Der Sinn einer generischen Form wird nicht verstanden oder aber ignoriert. Ein Nebeneinander von generischem Femininum und generischem Maskulinum kann es nicht geben, jedenfalls nicht, wenn man auf Verständlichkeit Wert legt, was der Landrat ja ausdrücklich für sich reklamiert hat.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.08.2024 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53776

Nachtrag: Die Zeit ist keine Tageszeitung, auch nicht der Spiegel, den ich diesmal weggelassen habe, weil ich seine Schreibpraxis hier schon in so vielen Beiträgen besprochen habe. Da es hier um Onlinemedien geht, ist die Unterscheidung zwischen Tages- und Wochenzeitungen eigentlich gegenstandslos.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.08.2024 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53775

Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, wurde etwa mit Beginn der Coronapandemie zum großen Sturm auf das generische Maskulinum geblasen. Die Medienagenturen reihten sich im Sommer 2021 unnötigerweise in die Phalanx gegen die vermeintlich diskriminierende Sprachnorm ein. Drei Jahre später darf man die Frage stellen, wie erfolgreich dieser Kampf, namentlich in der Presse, bisher eigentlich verlaufen ist.

Tatsache ist, daß sich Ärztinnen und Ärzte, Mitarbeitende und Kund:innen in bestimmten Textsorten seither stark vermehrt haben. Wenn man täglich im Internet unterwegs ist oder regelmäßig Post von Behörden, Unternehmen und allen möglichen Institutionen bekommt, kann man ihnen nicht mehr entgehen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber, daß sich Paarformel, Partizipien und Sonderzeichengebilde in der Sprachwirklichkeit der allermeisten Zeitgenossen am effizienten geschlechtsneutralen Maskulinum die Zähne ausbeißen. Wer sagt schon »Kundinnen und Kunden von Edeka«, wenn er die Kunden von Edeka meint? In welchem Reiseführer oder Tourismus-Onlineportal findet man »Wandernde«? Hat sich die schöngeistige Literatur, wie vor wenigen Jahren von interessierter Seite prognostiziert, auch nur ansatzweise in die Richtung des Genderns bewegt? In welchem Fernsehkrimi wird (außer um in ironischer Absicht die Marotte eines hyperkorrekten Akademikers lächerlich zu machen) gegendert? Auch die öffentlich-rechtlichen Sender sind inzwischen zurückgerudert; den Glottisschlag hört man dort kaum noch, und auch die Paarformel wird inzwischen wieder sparsamer eingesetzt. Der Tagesspiegel hat sich vor wenigen Monaten vom Genderdoppelpunkt verabschiedet, nachdem viele, allzu viele Leser ihr Zeitungsabo wegen dieser sprachideologischen Anmache gekündigt hatten. Selbst bei jungen Leuten stößt das Gendern laut Umfragen mehrheitlich auf Ablehnung, und wenn man im Zug oder irgendwo in der Stadt mal länger eine Gruppe von Schülern beim Gespräch belauscht, wird man kein einziges Mal auch nur eine Spur von Gendersprache wahrnehmen! Es trifft also nicht zu, daß junge Leute im Gespräch mit älteren Herrschaften nur aus Rücksicht auf deren sprachlichen Konservatismus aufs Gendern verzichten. Die Darstellung mit dem Altwerden hadernder Kulturlinker, das Knacklautgendern gehe den jungen Leuten locker von den Lippen, hat außerhalb sehr überschaubarer Kreise wenig mit der Realität zu tun.

Sicher gibt es Ausnahmen, zum Beispiel das Lehrerehepaar, das glaubt, seine »progressive« Haltung durch Sprechpausen auch in privaten Gesprächen hervorkehren zu müssen, oder den Gewerkschaftsfunktionär, der nach Feierabend etwas Zeit braucht, um sprachlich wieder auf den Teppich zu kommen. Auch die Hochschulen sind Eilande, auf denen das »betreute Sprechen« (Joachim Gauck) floriert. Aber das alles kann nichts an der Unentbehrlichkeit des neutralen Maskulinums für die alltägliche, also die wirklich wichtige, Kommunikation der allerallermeisten ändern.

Ich mache mir deshalb auch keine allzu großen Sorgen über eine eventuell bevorstehende »Anerkennung« der Genderbinnenzeichen durch den Rechtschreibrat. Jenen Genderkritikern, die ihre Argumentation unklugerweise vor allem auf die Position des Rates gestützt haben (obwohl das Gendern nur ganz am Rande eine Frage der Orthographie ist), würde dadurch eine Waffe aus der Hand geschlagen werden. Das wird auf der Gegenseite triumphierende Kommentare auslösen, ändert aber nichts an der Alltagsuntauglichkeit dieses Bekenntnisjargons. In den Zeitungsredaktionen haben sich nach meinem Eindruck Befürworter und Gegner des Genderns inzwischen leidlich zusammengerauft. Extreme sind selten. Selbst dort, wo sie zum Kern der weltanschaulichen Selbstdarstellung gehören, wie etwa bei der taz, trifft man gelegentlich das generische Maskulinum an. Viele haben inzwischen ihre Erfahrungen mit dem leidigen Thema gemacht, und die Lust auf ein dogmatisches Durchstarten, bloß weil der Rechtschreibrat, über dessen Empfehlungen man sich bisher demonstrativ hinweggesetzt hat, irgendwann grünes Licht gibt, scheint mir alles in allem gering zu sein.

Auch viele der Nichtbinären, um die es nach offizieller Lesart bei den Sonderzeichen hauptsächlich geht, sind von Sternchen und Doppelpunkten offenbar eher genervt als begeistert – vielleicht, weil sie spüren: das Gendern ist nicht sosehr etwas von Achtsamen für Übersehene, sondern von Bekennenden für Bekennende oder noch zu Bekehrende. Manchen Mitmachern geht es eher um das Zeigen einer Haltung, von der sie sich Anerkennung für sich selbst versprechen, als um wirkliche Sorge um das Wohl anderer.

Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Dann und wann sichte ich stichprobenweise Artikel in den Onlineausgaben verschiedener auflagenstarker überregionaler Tageszeitungen von links bis rechts, um meine eigene Wahrnehmung zu überprüfen. Ich kann versichern, daß ich die Auswahl willkürlich treffe und keine meinen Vorstellungen widersprechenden Artikel aussortiere. Was ich nachstehend als das Ergebnis meiner Stichprobe der letzten Tage vorlege, ist nicht repräsentativ, entspricht aber meinem allgemeinen Eindruck bei der täglichen Zeitungslektüre und erlaubt jedenfalls den Schluß, daß ein Abgesang auf das generische Maskulinum völlig verfehlt ist.

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-08/spd-arbeiter-milieu-afd-klassenkampf
Ausschließlich generisches Maskulinum (28 x)

https://www.zeit.de/geld/2024-08/finanz-influencer-finanztipps-experten-geldverbesserer
28 x generisches Maskulinum
1 x Kundinnen und Kunden (im allerletzten Satz!)

https://www.sueddeutsche.de/politik/friedrich-merz-cdu-wahlkampf-sachsen-afd-loebau-lux.BM9tMMiUbxuZHfiN8BLeNc
Ausschließlich generisches Maskulinum (6 x)

https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/neurologie-studie-bewusstsein-lux.QLY1ie9wTK5xqd2SU5EZvi
21 x generisches Maskulinum
1 x Forschende
1 x Ärztinnen und Ärzte

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/menschen-werden-einsamer-ein-lob-des-alleinseins-19923891.html
Ausschließlich generisches Maskulinum (2 x)

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/sigmund-freud-denkmal-geschaendet-psychoanalyse-gegen-antisemitismus-19933462.html
Ausschließlich generisches Maskulinum (3 x)

https://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/olympia-medaillen-und-bundesjugendspiele-wenn-es-so-einfach-waere-19929437.html
5 x generisches Maskulinum (darunter 1 x wohl in ironischer Absicht: »denn jetzt […] kann man ja sehen, was der Deutsche davon hat, dass […]«)
1 x Trainerinnen und Trainer
1 x Sportlehrer und -lehrerinnen

https://www.welt.de/wirtschaft/plus252163398/Stihl-setzt-auf-Amerika-Kettensaegen-Hersteller-enttaeuscht-von-Deutschland.html
Ausschließlich generisches Maskulinum (14 x)

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus253130462/Der-Fall-Pirmasens-Wenn-Regierungszahlen-kaum-etwas-mit-der-Migrationsrealitaet-vor-Ort-zu-tun-haben.html
7 x generisches Maskulinum (nicht mitgerechnet: 10 x Flüchtlinge)
1 x Einwohnerinnen und Einwohner (in einem Zitat aus einer Stellungnahme des von einer Grünen geführten Integrationsministeriums von Rheinland-Pfalz)

https://www.tagesspiegel.de/politik/koalitionen-von-cdu-und-bsw-wagenknecht-ist-eine-nationalbolschewistin-12233756.html
3 x generisches Maskulinum
1 x Christdemokratinnen und -demokraten (im Zitat eines CDU-Politikers)

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/queerer-influencer-aus-berlin-frank-peter-wilde-sammelt-spenden-fur-das-ukrainische-militar-12231908.html
Ausschließlich generisches Maskulinum (3 x)

https://www.fr.de/wissen/erste-messungen-zeigen-die-sonne-ist-so-aktiv-wie-seit-zwei-jahrzehnten-nicht-mehr-zr-93255494.html
Ausschließlich generisches Maskulinum (3 x: 2 x Wissenschaftler, 1 x Astronauten)

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/berliner-ueber-schicke-wohnungen-fuer-fluechtlinge-in-pankow-wir-fuehlen-uns-ungerecht-behandelt-li.2246699
12 x generisches Maskulinum (nicht mitgezählt: 8 x Flüchtlinge)
1 x Nachbarinnen und Nachbarn (in einem Zitat einer SPD-Politikerin)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.08.2024 um 13.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53766

https://www.nzz.ch/meinung/unsere-psyche-wird-immer-kraenker-doch-die-hirnforschung-hat-kaum-antworten-weil-sie-in-alten-mustern-erstarrt-ist-ld.1844621

Der Artikel ist fast komplett im generischen Maskulinum gehalten. Zum Glück, denn durchgegendert wäre er völlig unlesbar. Dennoch sichert sich die Autorin an zwei Stellen ab. Die erste findet sich gleich im ersten Absatz (Patientinnen und Patienten). Eine kluge Wahl, denn den damit gewonnenen Kredit nutzt sie dazu, in den folgenden 18 Absätzen nicht ein einziges Mal zu gendern, sondern statt dessen 28mal die maskuline Form generisch zu verwenden. So spricht sie ausschließlich von Patienten, von Wissenschaftern und von Forschern. Im 19., dem vorletzten, Absatz wird die kosmetische Genderklammer dann geschlossen: urplötzlich sind die Forscher die Forschenden. Damit ist das Thema abgehakt, und sie kehrt in den letzten Zeilen wieder zur Normalsprache zurück.

Man mag das für anbiedernd halten. In den heutigen Verhältnissen sehe ich darin aber eher einen stillen Protest und einen Beitrag zur Wahrung der bewährten Sprachform. Viele, die beruflich schreiben, sind mehr oder weniger verbindlichen Vorgaben oder starkem Gruppendruck ausgesetzt. Wer gegen das Gendern ist, muß einen Weg finden, mit diesem Druck umzugehen. Man kann einen Text wie diesen Artikel auch als schlagenden Beweis für das Funktionieren des generischen Maskulinums betrachten, denn mit den beiden gegenderten Stellen führt uns die Autorin ja nicht etwa die Überlegenheit des Genderns vor, sondern, im Gegenteil, dessen eitle Überflüssigkeit.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.08.2024 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53758

Ich sehe das biologische Geschlecht eines Menschen nicht mehr als unveränderlich und unzerstörbar.

Bis jetzt unterscheidet sich der Mensch glücklicherweise noch etwas vom Clownfisch. Bis zur beliebigen Veränderbar- und Zerstörbarkeit des biologischen Geschlechts haben wir also noch Bedenkzeit.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 20.08.2024 um 09.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53757

Gut, zwei Punkte:

1) Anreiz zur Selbstverstümmelung: Sollte sich jemand mindestens ein Jahr lang (das kann vorgegeben werden) einer Hormonbehandlung unterziehen, ohne transsexuell zu sein, hat das womöglich gravierende gesundheitliche Folgen, die seine Leistung noch einmal zusätzlich verschlechtern, hinzu kommt die Gefahr, früher oder später erwischt zu werden (wer möchte schon dauerhaft so leben?). Wie bereits gezeigt, scheint es insgesamt ohnehin keinen großartigen Vorteil im Vergleich zur Gruppe der Zisfrauen zu geben. Zur Frage, ob das Standing im Vergleich zu früher verbessert wird, hier zum Laufen: «The age grades were on average, unchanged following transition (68.7% vs. 68.5%), suggesting that athletes as trans women did not enjoy an advantage compared to their pre-transition abilities. In other words, as trans women, they were performing at a similar competitive level, compared to other cis women, as they had as cis men compared to other cis men (55).» Es gibt medizinische Ausnahmebewilligungen (Therapeutic Use Exemptions), bei denen ich eine weit größere Ausnutzungsgefahr sehe. Wollen Sie konsequenterweise eine Abschaffung von TUEs?

2) Ich sehe das biologische Geschlecht eines Menschen nicht mehr als unveränderlich und unzerstörbar. Im Normalfall (also ohne DSD) kommt es mit Y-Chromosom zur Ausbildung eines männlichen Phänotyps, das schließt aber eine künstliche Änderung nicht aus. Wenn sowohl männliche wie auch weibliche körperliche Merkmale vorhanden sind, ist die Frage, was genau gemeint ist: Wir können versuchen, die Merkmale abzuwägen und dabei dem endokrinen System ein besonderes Gewicht beimessen, doch selbst wenn es streng nach der Fortpflanzungsrolle geht, können die Gonaden ja entfernt werden und eine Transfrau mit einer gebürtigen Biofrau nach radikaler Hysterektomie vergleichbar sein. Was soll sie dann zu einem Mann machen, die Prostata? Dann gehen wir (rein hypothetisch!) davon aus, dass eine radikale Prostatektomie durchgeführt wird. Mir hat dieser Vergleich gefallen (von Invisible Entity):

«When researchers placed two male clownfish into the same tank one of them began to be more dominant (females are more dominant among clownfish) and initiate change of size of preoptic area. Without other male they would never initiate this process. It seems that observation of other male or some of produced signaling molecules triggers the process. Long term follow-up of many male-male pairs provided interesting observation, most of fishes remained in stage where brain reached female proportions (literally classified as female brain by researchers) and unchanged male gonads, state of organism which researches described as being female even though they still had male gonads. […]

We are able to alter our sex characteristics and analogically to clownfish we do it via intermediate external environment factors. At current stage we are able to alter most of phenotypical characteristics in some individuals (it’s not successful for everyone) with an exception of altering gonads in a way in which they could produce opposite type of gamete. But we can remove gonads and alter reproductive tract thus desex gonadal and gametic aspects. And in not so distant future (probably a few decades) we will be able to grow both types of reproductive tract from somatic cells. Taking all of this into consideration I would say that our gonochorism isn’t as clear as some portray it.»
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2024 um 16.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53756

Mal abgesehen von der Geschlechterfrage: Am Medaillenspiegel interessiert mich eigentlich nur, wie mein ehemaliges Gastland Indien abgeschnitten hat. Es liegt zwar hinter Litauen, aber deutlich vor Fidschi. Ist das nicht großartig? China ist noch besser, wer würde lieber dort als in Indien leben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2024 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53755

Gerade wird wieder mal diskutiert, warum die islamistischen Männer ausgerechnet auf harmlose Vergnügungen wie Taylor Swifts Konzerte Anschläge verüben wollen. Daß sie das Leben hassen und den Tod lieben, ist keine Antwort. Plausibler ist, daß sie am liebsten auch gern solche Musik hören und schöne halbnackte Frauen sehen würden. (Und was Gescheites trinken...) Der Frust äußert sich als Haß und Vernichtungswille. Es ist sogar nachfühlbar.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.08.2024 um 14.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53753

Ich habe meinen letzten Satz mit Absicht so provokativ formuliert und im nachhinein extra noch mit "überhaupt" verstärkt, um auf den Punkt zu kommen, daß das biologische Geschlecht auch im Genderzeitalter noch die grundlegende Rolle spielt, sozusagen immer noch die Basis der Begriffe Mann und Frau ist. Das betonen Sie, lieber Herr Ickler und Herr Panchenko, dann auch beide, zumindest verstehe ich Sie so. Ich denke, daß das ein wichtiger Punkt ist, der mir durchaus oft in der Argumentation von Genderaktivisten zu kurz kommt. Es wird selten zugegeben.

Herr Panchenko schränkt es allerdings auf den Sport ein. Brauchen wir wirklich im Sport eine andere Definition von Mann/Frau bzw. männlich/weiblich als im übrigen Leben?

Auch in Begriffen wie Transfrau kommt ja zum Ausdruck, daß es zwischen Frau und Transfrau einen Unterschied gibt. Welcher sollte das aber sein, wenn nicht der des biologischen Geschlechts?

Was bringt es, wenn im Sport der Begriff Frau um Transfrauen erweitert wird? Man schafft einen Vorteil für Transfrauen, weil die sich nicht mehr mit Männern messen müssen, und schafft gleichzeitig einen Nachteil für biologische Frauen, die eben dann gegen biologische Männer antreten müssen. Wozu also? Letztlich nur um einer Ideologie willen. Allen kann man es nun mal nicht recht machen.

Eine Gefahr liegt meiner Ansicht nach auch darin, daß mit solch neuen Kategorien im Sport ein Anreiz zur Selbstverstümmelung gegeben wird. Was anderes ist es denn, wenn Männer hormonsenkende Mittel nehmen oder wenn sie darauf einwirken, ihre Muskelmasse zu reduzieren, um Bedingungen für Frauen zu erfüllen?

Klar kann man, wenn man will, "Nuancen" einführen, wie Herr Panchenko vorschlägt, aber das wird sehr kompliziert und verschiebt nur die Begünstigung von Frauen zu Transfrauen. Wäre deshalb nicht ein Chromosomentest die einfachste und objektivste Lösung?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.08.2024 um 14.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53752

Die Vermutung, daß wir besonders hassen, was wir in uns selbst bekämpfen, teile ich, aber wie verbreitet ist die homosexuelle Versuchung? Daß sich all die tobenden Rechtsradikalen aus Selbsthaß zusammenrotten, erscheint mir unwahrscheinlich. Mit der „Tücke des Objekts“ hatte dagegen schon jeder zu kämpfen; daß sie zum geflügelten Wort werden konnte, werte ich dankbar als Beweis volkstümlicher Selbstironie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2024 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53751

Ich bin gewiß kein Freund von psychologisierender Entlarvung. Aber es gibt eine starke Vermutung, daß wir besonders hassen, was wir in uns selbst bekämpfen, z. B. die homosexuelle Versuchung oder die Fremdenfeindlichkeit. Ähnlich steht es mit unserem Ärger über die „Tücke des Objekts“. Ich habe noch nie etwas anderes feststellen können, als daß es ein Ärger über die eigene Ungeschicklichkeit ist. Und: „Sie hassen uns!“ (= Wir hassen sie.) Außerdem hassen wir diejenigen, denen wir unrecht getan haben – aber das steht überall zu lesen, weil es schon viele durchschaut haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2024 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53750

Sie hatten geschrieben "seit Erfindung dieser beiden Wörter", nur darum wollte ich daran erinnern, daß damals noch nichts über Gene usw. bekannt war. Ob es den "Erfindern" nur um die Fortpflanzungsfunktion ging, ist nicht leicht zu sagen, die Etymologie ist recht bunt. Fortpflanzung ist allerdings bei uns Tieren das A und O, das kann man nicht bestreiten.

Zu Ihrem letzten Satz: Es hat doch niemand gesagt, daß die Biologie gar keine Rolle spielen soll.

Und wer kann sachlicher und objektiver argumentieren als ich mit meiner zurückhaltenden Art?
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 19.08.2024 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53749

Herr Riemer, für Wettkampfzwecke würde ich biologische Aspekte sehr wohl berücksichtigen, aber eine nuanciertere Lösung als «Weiblich ist nur, wer über kein Y-Chromosom verfügt» ist doch wohl möglich. Ich habe keinen fertig ausgearbeiteten Kriterienkatalog anzubieten, das ist eine Angelegenheit, über die Verbände nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Transitionen und Intersex-Konditionen entscheiden können. Es gibt Untersuchungen zu dem Thema, hier zum Beispiel (2024):

«A new study financed by the International Olympic Committee found that transgender female athletes showed greater handgrip strength — an indicator of overall muscle strength — but lower jumping ability, lung function and relative cardiovascular fitness compared with women whose gender was assigned female at birth. […] And all of the trans female athletes had undergone at least a year of treatment suppressing their testosterone levels and taking estrogen supplementation, the researchers said. […] The study acknowledged some limitations, including its small sample size and the fact that the athletes were not followed over the long term as they transitioned. […]

But it is a combination of factors, not a single parameter, that determines athletic performance, said Dr. Pitsiladis, a professor of sport and exercise science.

Athletes who grow taller and heavier after going through puberty as males must “carry this big skeleton with a smaller engine” after transitioning, he said. He cited volleyball as an example, saying that, for transgender female athletes, “the jumping and blocking will not be to the same height as they were doing before. And they may find that, overall, their performance is less good.”»
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.08.2024 um 10.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53748

Jegliche Aggressivität und Verächtlichmachung Betroffener ist natürlich zu verurteilen. Aber das ist eigentlich auch ein anderes Thema. Es muß doch möglich sein, ruhig und sachlich zu erörtern, was ein Mann oder eine Frau ist. Darum geht es mir.

Ich habe nicht behauptet, daß die uralte Unterscheidung sich auf Chromosomen und Hormone stützt, sondern auf die Rolle bei der Fortpflanzung. Und die war genausolange bekannt. Chromosomen sind neuere Erkenntnisse.

Was also wäre dann eine Frau oder ein Mann genau, wenn man biologische Aspekte überhaupt nicht berücksichtigen wollte?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.08.2024 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53747

Fernsehnachrichten über Dopingkontrollen wurden früher regelmäßig mit Bildern von Uringläschen illustriert. Ich habe mich seinerzeit mal beim Morgenmagazin gegen die unerbetene Frühstückszutat verwahrt, seither sehe ich sie seltener. Kontrolliert wird natürlich noch immer, und wo dem Testosteronspiegel so strenge Grenzen gesetzt werden, rücken die Chromosomen ebenso wie Pillen und Spritzen in den Blick. Die besondere Aggressivität gegenüber den beiden maskulin wirkenden Boxerinnen könnte mit der betont woken Präsentation der Pariser Spiele zu tun haben, die sogar den Vatikan auf die Palme gebracht hat. Daß rechte Männer aufgrund eigener uneingestandener sexueller Unsicherheit gegen Queere wüten, wird oft vermutet, ich glaube aber eher, daß sie ihr schlichtes Weltbild in Gefahr sehen, ihre wohlige Einfalt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2024 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53745

Man könnte in der Tat sportliche Wettkämpfe einstellen – oder ignorieren und denen überlassen, die so etwas mögen. Das hatte ich gemeint mit „muß uns nicht interessieren“. Ich verstehe unter Sport nicht Wettkampf und Tabellenplatz, sondern lustvolle und gesunde Bewegung.
Man hat ja schon die krasseste natürliche Benachteiligung durch Einführung von Behinderten-Wettkämpfen aufzufangen versucht, aber es gab auch wieder Streit um Grade und Vergleichbarkeit der Behinderung. Das ist ein Faß ohne Boden. Aber wie gesagt, wenn man gern die Höchstleistung entsprechend begabter Organismen bewundert, was ja manchmal durchaus faszinieren kann, soll man es tun. Gerade damit machen andere ihr Geld. Sollen sie doch! Eines schickt sich nicht für alle...
Wettbewerb gibt es überall, folglich auch Ungerechtigkeit. Naturgegebene Ungleichheit müssen wir hinnehmen, menschengemachte nicht, sie hat etwas Empörendes, z. B. die sprichwörtliche Geburt mit dem goldenen Löffel im Mund. Das Erdenkind erblickt die Welt und stellt fest, daß sie komplett aufgeteilt ist, und zwar sehr ungleich. Das ist schlimm.
Mich interessiert weniger das Biologische als das Anstoßnehmen eines Teils der Menschheit, im Ausgangsfall hauptsächlich die Aggressivität überwiegend rechter Männer. Ist es die eigene uneingestandene sexuelle Unsicherheit, die sie so wüten läßt? Warum macht sich jemand auf die Socken, um eine Schwulenparade zu stören? Das gilt auch für die religiös unterfütterte Verurteilung und Verfolgung. Seit „Keuschheit“ den Nimbus der Heiligkeit verloren hat und eher ins psychiatrische Fach hinübergewandert ist, sieht man einiges klarer. Wenn z. B. die Verdammung der Homosexualität ausgerechnet aus Priesterseminaren nachwächst, wirkt sie nicht mehr so überzeugend.
Eins vielleicht noch zum Schluß: Gewiß ist die Unterscheidung von Mann und Frau uralt, aber erstens natürlich nicht auf Chromosomen und Hormone gestützt, von denen man nichts wußte, und zweitens hat es auch immer ein Wissen von „Zwischenformen“ gegeben und meistens auch einen gesellschaftlichen Platz dafür. Da muß man sich nur ein wenig in der Kulturgeschichte umsehen, wenn auch nicht in den Schulbüchern. Selbst in der äußersten Verdammung gewisser Tatsachen liegt ja die Anerkennung, daß es sie gibt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.08.2024 um 00.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53744

Sie sprechen von XX- und XY-Frauen. Was verstehen Sie dann eigentlich unter einer Frau? Wenn jeder Mensch sich beliebig als Mann oder Frau (oder ...) bezeichnen kann, dann wissen wir ja gar nicht mehr, was der Unterschied ist. An irgendeiner festen Eigenschaft muß man die Bezeichnung Mann oder Frau schließlich festmachen. Das ist seit Erfindung dieser beiden Wörter ihre Rolle bei der Fortpflanzung, gegeben durch ihr biologisches Geschlecht. XY-Frauen gibt es also nicht, XY-Personen sind Männer. Was Sie mit XY-Frauen meinen, sind sog. Transfrauen, also Männer, die vorgeben eine Frau zu sein, weil sie sich so fühlen oder gern eine sein möchten.

Sie setzen nun den körperlichen Vorteil von Transfrauen in Anführungsstriche, als wäre es keiner, und meinen, wenn er sich "im Rahmen bewegt", wäre es schon in Ordnung. Aber wie wollen Sie diesen Rahmen kontrollieren? Wollen Sie nach Gutdünken die eine Transfrau mehr, die andere weniger begünstigen und die dritte, die dann doch etwas zu männlich aussieht oder zuviel Testosteron hat, ausschließen? Eine solche Einteilung würde einfach nicht funktionieren, es würde darauf hinauslaufen, daß Frauen in solchen "Frauen"-Wettkämpfen kaum noch eine Chance hätten. "Frauen"-Wettkämpfe würden bald von Transfrauen dominiert werden.

Natürlich gewinnen immer die Sportler, die schon von Natur aus einen besonders athletischen Körper haben. Sie nennen das "biologisch unfair". Wenn das unfair ist, dann könnte man aber gleich alle sportlichen Wettkämpfe einstellen.
Eine fairere Kategorisierung im Sport als die herkömmliche in Männer (mit Y) und Frauen (ohne Y) kann es m. E. nicht geben, es sei denn, man bildet drei, vier oder noch mehr Wettkampfkategorien.
Ich finde es übrigens auch unfair, daß es keinen Olympischen Marathon für 70jährige Arthrosepatienten gibt, denn dadurch werden mir von vornherein alle Medaillenchancen bei Olympia genommen.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 18.08.2024 um 22.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53743

Damit korrellieren m. W. auch die wesentlichen, im Sport relevanten körperlichen Gegebenheiten. – Es gibt aber Ausreißer; nur weil da eine Korrelation ist, ist es nicht die geeignetste Aufteilung. Auf den Punkt gebracht (Siggy, A Trivial Knot):

Evidence shows that the competitive advantage of trans women over cis women is so small as to be dwarfed by other “acceptable” variance like body shape, and thus there is insufficient justification to exclude trans women. […] By only paying attention to trans athletes who have won, and only when they won, people are just blocking out all opposing evidence. […] What guiding principles justify the creation of athletic events just for women? I think what it is, is that people like to see athletes that share certain identity characteristics that seem salient to them. One of the salient identity characteristics is nationality, and thus people like to watch athletes from their own nations in both national and international athletics events. Another salient identity characteristic is gender, and if it takes women’s categories for people to see their gender reflected in athletic events then so be it. On the other hand, body shape is not considered a salient identity characteristic–people don’t mind when certain body types dominate each event.

Eben: Leistungssport ist so oder so biologisch «unfair». Letztlich ist die Frage, was für Charakteristiken die Leute inkludiert sehen möchten, das ist eine soziale Angelegenheit. Und wenn eine XY-Person von der Gesellschaft als Frau wahrgenommen wird und sich der «Vorteil» im Rahmen bewegt, ist ihre Teilnahme am Frauensport für mich keine Unannehmlichkeit, dann sind eben sowohl XX-Frauen wie auch XY-Frauen vertreten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2024 um 20.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53742

Na ja, wenn man das galileische "Und sie bewegt sich doch!" auch eine "Basta!"-Lösung nennt, dann mag man auch die Zweigeschlechtlichkeit so nennen. Ich fand nur "Basta!" eher gleichbedeutend mit "Das lege ich hiermit fest, ob es nun stimmt oder nicht". Und da halte ich dann das biologische Geschlecht doch für hinreichend wissenschaftlich abgesichert und anerkannt, keine bloße Festlegung von irgendjemand.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2024 um 19.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53741

Nachtrag: Nein, ich habe mich nicht auf frühere Beiträge bezogen, sondern war durch rabiate Texte in meinem Lieblingsmagazin (Tichy, Sie wissen schon) angeregt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2024 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53740

"Daß es nur Mann und Frau gibt, ist eine einfache biologische Tatsache. Entweder jemand hat ein Y-Chromosom oder nicht."

Ist es wirklich so polemisch, das eine "Basta"-Lösung zu nennen? Im übrigen sehe ich in Ihrem Beitrag durchgehend eine Bestätigung des meinigen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.08.2024 um 18.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53739

Sie beziehen sich damit offenbar auf die Diskussion ab http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#53639. Dort ging es aber genau um die Geschlechterfrage im Sport, das war das Hauptthema. Wenn Sie nun sagen, Sport müsse uns nicht interessieren, weichen Sie aus.

Benachteiligungen im Sport zwischen Männern und Frauen entstehen nicht aufgrund von Aussehen oder Sozialisation der Sportler, sondern aufgrund der unterschiedlichen körperlichen Konstitution, besonders Kraft und Ausdauer. Dabei gibt es signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Deshalb kämpfen im Sport Männer und Frauen unabhängig voneinander.

Es geht also darum, im Sport eine sinnvolle Definition zu finden, was Männer und was Frauen sind. Das kann m. E. nur eine Definition sein, die diese körperlichen Unterschiede berücksichtigt, also das biologische Geschlecht.

Daß es nur Mann und Frau gibt, ist eine einfache biologische Tatsache. Entweder jemand hat ein Y-Chromosom oder nicht. Damit korrellieren m. W. auch die wesentlichen, im Sport relevanten körperlichen Gegebenheiten. Diese einfache Tatsache zu negieren und eine "Basta!"-Lösung zu nennen, finde ich sehr polemisch. Natürlich gibt es bei jedem der beiden Geschlechter Abweichungen bzw. weitere Differenzierungen, aber so viele Kategorien will man im Sport nicht haben, da bleibt es eben bei den zwei Hauptkategorien.

Goethes Gedicht widerspricht der biologischen Zweiteilung der Geschlechter ja in gar keiner Weise.
Warum muß eigentlich ein Mann, der als Frau leben und gesehen werden möchte, auf Biegen und Brechen auch eine Frau sein? Oder umgekehrt für Frauen, die als Mann leben und gesehen werden möchten? Ist das nicht die eigentliche Intoleranz? Warum können wir nicht die offenbaren Tatsachen aktzeptieren und die Menschen leben lassen, wie sie wollen? Das ist m. E. der Inhalt des goetheschen Gedichts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2024 um 15.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53738

Ich habe die Diskussion so wenig verfolgt wie die Olympischen Spiele, sehe aber, daß viele die Gelegenheit vor allem in rechten Medien dazu nutzen, ihre Ansichten über die Geschlechter zu äußern und auch ihre Angst und Verunsicherung angesichts sexueller Unbestimmtheit. Ob man mit dem Zählen von Chromosomen oder dem Messen von Hormonspiegeln alle Zweifel beheben kann, weiß ich nicht. Man könnte eigentlich gut mit allen erdenklichen „Zwischenstufen“ leben (wie die Sexualforschung früher sagte), wenn nicht der Sport eine binäre Zuweisung forderte. Das ist ein Problem des Sports und muß uns nicht weiter interessieren. „Basta!“-Lösungen („Es gibt nur Mann und Frau!“) finde ich nicht richtig. Begründungen mit Chromosomen und Hormonen überzeugen mich auch nicht.

„Eines schickt sich nicht für alle!
Sehe jeder, wie ers treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
Und wer steht, daß er nicht falle!“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2024 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53729

Erstens müssen Stellenanzeigen von Gesetzes wegen sexusneutral formuliert sein, so daß es nur darum gehen kann, zwischen verschiedenen Formen „gendergerechter“ Sprache zu unterscheiden,. Zweitens geht aus dem Bericht nicht hervor, wie die „Aufmerksamkeit“ operationalisiert wurde. Anklicken ist zu vage. Vielleicht machen besonders skurrile Schreibweisen neugierig. Damit zum Hauptpunkt: Die Versuchspersonen wußten offenbar, was von ihnen erwartet wurde. Das entwertete schon frühere „empirische“ Nachweise zum Sprachidealismus der Feministen.
Seit Stellenanzeigen gegendert werden müssen, liegt ein unvergleichliches Massenexperiment vor, das man auswerten könnte – vergleichbar dem Massenexperiment Rechtschreibreform: Ist die Zahl der Rechtschreibfehler bei 50 Millionen Schülern gesunken? Hat das Gendern der Stellenangebote mehr Frauen zu guten Stellen verholfen? Wo ist der Knick nach oben in den statistischen Kurven?

-
"Folgestudien sind nötig" = Wir brauchen mehr Geld.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 16.08.2024 um 22.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53728

https://www.spektrum.de/news/geschlechtersensible-sprache-in-stellenanzeigen-beeinflusst-frauen/2228340?utm_source=pocket-newtab-de-de

"Geschlechtersensible Sprache: Maskulin formulierte Stellenanzeigen interessieren Frauen weniger

[..]

In ihrer ausführlichen statistischen Analyse kommen die beiden Sprachwissenschaftler zu dem Schluss, dass Varianten, die die weibliche Form explizit machen, mit dem höchsten Anteil weiblicher Klicks korrelieren, während die Ergänzung (m/w/d) oder die bloße Hinzufügung eines Sternchens Lehrer* ohne darauf folgendes weibliches Suffix zu dem geringsten Anteil weiblichen Interesses führt. Dabei wird den Studienleitern zufolge deutlich, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Disziplinen gibt. Stellenanzeigen in traditionell männlichen Berufsfeldern wie dem Baugewerbe oder dem IT- und Ingenieurwesen würden tendenziell ohnehin seltener von weiblichen Nutzern aufgerufen als Angebote in Bereichen wie Verwaltung und Buchhaltung oder dem Gesundheitssektor.

[..]

Die Forscher merken allerdings an, dass die zu Grunde liegende Erklärung für ihre Ergebnisse wahrscheinlich komplex und vielschichtig sei und dass weitere Untersuchungen erforderlich seien, um eine etwaige Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen geschlechtssensibler Sprache und dem Interesse von Bewerberinnen und Bewerbern zu klären."
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.08.2024 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53726

Leica wirbt im Facebook um Fotografierende. Die sollen dann vermutlich durch den Suchenden blicken und den Auslösenden drücken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2024 um 13.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53724

Manche sind stolz darauf, wie leicht ihnen das Gendern von den Lippen geht. Das mag sie selbst glücklich machen, aber der eigentliche Zweck war doch, den Frauen Respekt zu erweisen. Ob das erreicht wird, interessiert anscheinend gar nicht mehr. Bei einem gedankenlos erzeugten Zeichengestrüpp (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53719) liegen Zweifel nahe, und Frauen müssen sich eher veräppelt als respektiert vorkommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2024 um 19.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53719

Wattführer (Zeilenbruch) :innen sind dafür verantwortlich, dass zur Sicherheit aller Teilnehmerinnen die rechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Jede/r Wattführer:innen darf maximal 50 Personen pro Führung mitnehmen. (Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2024 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53698

Beim Gendern irgendwie mitzumachen, ohne Rücksicht auf Verluste, ist zur Zeit der Weg des geringsten Widerstands, auf dem man am wenigsten mit Scherereien rechnen muß. Also machen viele mit. Man kann richtig zusehen, wie die Zeitungsleute ihre Texte absichern: „Zugchefinnen und Lokführer“, „Zugbegleiter und Disponentinnen“, zwischendurch mal „Mitarbeiter“, mal „Mitarbeitende“. Für jeden etwas, und man hat sich bemüht. Nur die Sonderzeichen (meist Doppelpunkte) bleiben auf konventikelhafte Blätter beschränkt, wo sie Bekenntnischarakter haben.
Es ist denkbar, daß der Rechtschreibrat gerade dann, wenn niemand mehr einen Pfifferling auf das Gendern gibt, die Sonderzeichen anerkennt und daß das Gendern dann erst richtig losgeht, vielleicht sogar gesetzlich vorgeschrieben wird. Verstöße sind an die bereits entstehenden Denunziationsstellen zu melden. Die vielen tausend Gleichstellungsbeauftragten müssen schließlich beschäftigt werden. Das Ausschreiben von N-Wörtern ist jetzt schon existenzgefährdend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2024 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53677

Der Grundgedanke des Genderns ist falsch und einleuchtend. Daher die breite Zustimmung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2024 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53675

Ich unterzeichne im allgemeinen keine Petitionen und dgl., aber beim Aufruf gegen das Gendern im ör Rundfunk habe ich mitgemacht, weil das Ziel klar definiert und nicht mit Nebenabsichten vermischt ist (https://www.linguistik-vs-gendern.de/).

Es gibt eine Meldestelle für antifeministische Vorfälle, allen Beteuerungen zum Trotz eine private, aber staatlich geförderte Denunziationsagentur. Es sollte auch eine Meldestelle für die Sexualisierung der Sprache (Gendern) geben.

In der SZ lese ich, daß „Vulkanforschende“ Neues über den Ätna herausgefunden haben. Schämt der Verfasser sich wenigstens ein bißchen, so etwas zu schreiben? Er schreibt als Schweizer Geograph für den Tages-Anzeiger, wo auch der gleiche Artikel erschienen ist. Er heißt Martin Läubli, und ich melde ihn hiermit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2024 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53648

Im Inneren des Merkur könnte es eine kilometerdicke Schicht aus Diamant geben. Das haben, je nachdem, was man liest, Forscher, Forschende oder Forscher:innen bzw. Wissenschaftler:innen herausgefunden. Der FR wird es mit der eigenen Beschlußlage zu dumm, sie begnügt sich gleich mit einem Forschungsteam (womit immerhin das scheinbar maskuline Erstglied vermieden ist).
Ein „Schatz“ und „wertvoll“ wäre der Stoff allerdings nicht, wo er in so großer Menge vorkommt. Vielmehr würde man die Straßen damit pflastern.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.07.2024 um 19.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53635

Das wirklich unfaßbar dumme Wörterbuch auf geschicktgendern.de, das wir hier schon besprochen haben, weiß auch in diesem Falle Rat. Als Ersatz für Strohmann bietet es »Strohmensch« und »Strohfigur« an. Na bitte, geht doch! (Die »Strohleute« kommen unter dem Stichwort Strohmänner allerdings auch vor.) Daß der Leser so ein Wort im Kopf erst zurückübersetzen muß in Strohmann, um überhaupt eine Chance zu haben, es zu verstehen, ficht die Autoren offenbar nicht an. Vielleicht gelingt es ja, den Strohmann innerhalb einer Generation vergessen zu machen. Find ich gut! Wer macht noch mit?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2024 um 17.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53634

„Steuerdiebstahl mit Strohleuten“
(tagesschau.de 30.7.24)

Damit die Strohfrauen sich nicht nur mitgemeint fühlen... Duden erklärt übrigens „Strohfrau“ so: „weibliche Person, die als Strohmann vorgeschoben wird“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2024 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53627

Der Begriff „Gender“ im Sinne einer nichtbiologischen, sozialen Kategorie hat eigentlich nichts mit dem Gendern als sprachlicher Berücksichtigung des Geschlechts bei allen Personenbezeichnungen zu tun. Letzteres nenne ich Sexualisierungsprogramm. Aus der Verbindung beider Ansätze (die auch gegeneinander arbeiten) resultieren manchmal Schreibweisen, die auf recht künstliche Weise als Markierung verschiedener sexueller Orientierungen gedeutet werden, ohne eine solche keineswegs allgemein bekannte Erläuterung aber nicht verständlich sind. Der normale gegenderte Text erwähnt ganz konventionell die beiden biologischen (Haupt-)Geschlechter, wie seit je üblich, bisher aber auf bestimmte Gelegenheiten beschränkt: „Meine Damen und Herren...“
Bekannte Feministinnen wie Schwarzer oder Pusch interessieren sich für Frauen im Sinn der Frauenbewegung, und Pusch hat auf diesem Gebiet wertvolle historisch-enzyklopädische Arbeit geleistet. Das hat mit ihren frühen Texten zum Gendern nichts zu tun.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.07.2024 um 16.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53621

»Wer will, kann zwischen den Linsen-Sorten unterscheiden: Tellerlinsen sollten auf jeden Fall gewaschen werden. Auf ihrer ungeschälten Oberfläche können sich Schmutz, Staub und Schimmelpilzsporen ansammeln. Die geschälten gelben und roten Linsen sind teilweise schon vorbehandelt. Die Gefahr, dass diese auf ihrer Oberfläche Schadstoffe aufweisen, ist geringer. Somit ist es weniger wichtig, sie zu waschen. Ich würde es dennoch empfehlen, da man als Verbraucherin oder Verbraucher die Anbaubedingungen nicht kennt.«
(https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gruss-aus-der-kueche/reis-linsen-waschen-zubereitung-91591)

Ein gutes Beispiel für unsympathisch pedantisches, unangenehm aufdringliches und sachlich verfehltes Gendern in einem ansonsten unauffälligen Text.

Wer sich fragt, ob das natürliche Geschlecht für die Aussage hier eine Rolle spielt, dem kann geholfen werden. Ein einfacher Test schafft Rat. Bauen Sie den obigen Satz wie folgt um:

»Ich würde es dennoch empfehlen, da man als weiblicher oder männlicher Verbraucher die Anbaubedingungen nicht kennt.«

Oder gleich so:

»Ich würde es dennoch empfehlen, da man als Frau oder Mann die Anbaubedingungen nicht kennt.«

Sollten nach so einem Test immer noch Zweifel bestehen, kann man entweder generisch formulieren oder gendern. Man sollte sich aber klarmachen, daß man mit der gegenderten Form signalisiert, daß man das Geschlecht in dem betreffenden Fall für relevant hält – oder aber daß man, unabhängig vom konkreten Satz, Wert darauf legt zu gendern (bzw. beim Gendern mitzumachen).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.07.2024 um 09.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53599

»Wir sind eine Nation der Verheißungen und Möglichkeiten, der Träumer und Macher – der gewöhnlichen Amerikaner, die außergewöhnliche Dinge tun.« So wird Joe Biden heute in den Medien in deutscher Übersetzung zitiert. Jetzt stellen Sie sich diesen Satz bitte gegendert vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2024 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53590

„China bietet sich Kiew als Vermittler an“ (Überschrift) – das würde einem normalerweise nicht auffallen, aber durch die Genderer hypersensibilisiert reagieren wir auf das Maskulinum empfindlich. Diese alltägliche Verwendung scheinen die Genderer noch nie kommentiert zu haben, sie bemerken es gar nicht, dabei steht es im Zentrum der Sache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.07.2024 um 13.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53577

Das "wiehernde Gelächter" wird wohl fast nur von Männern gesagt. Es hat etwas Rohes, eben Tierisches. Übrigens kann man es auslösen, indem man in gewissen Kreisen Stichwörter wie "Lastenfahrrad" oder "Mülltrennung" ausspricht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2024 um 12.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53568

Krankheitserreger haben kein Geschlecht, folglich sind sie maskulin. Was zu beweisen war.
(Das sollte man in petto haben, wenn einem ein Genderer auf den Leib rückt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2024 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53565

Jugendfunktionärinnen schreiben frisch-fröhlich über gendergerechte Sprache, d. h. vor allem über die bisher so ungerechte Sprache. So haben sie es gelernt, und so geben sie es weiter, und bei geringer Übersicht leuchtet es ja auch ein. Ich brauche keine Belege anzuführen, alle tun es. Von grammatischer Aufklärung ist keine Besserung zu erhoffen, die Bewegung ist einfach zu breit. Selbst wenn wir eine der jungen Frauen in monatelangen Bemühungen davon überzeugt haben, daß sie einer Irrlehre gefolgt ist, bleiben Millionen andere, und unsere Schulen werfen ständig neue aus.
Wenn sich die – aus linguistischer Sicht eigentlich sehr einfachen – Tatsachen der inklusiven Opposition usw. noch einmal durchsetzen werden, wird es aus äußerlichen Gründen geschehen, etwa Überdruß und Unverständlichkeit, oder nach einer Machtergreifung durch Gegenkräfte, die man sich auch nicht wünschen mag.
Wenn ein seriöser Politiker die lobenswerte Idee hat, das Gendern in amtlichen Texten zu untersagen, wird er als reaktionärer Bösewicht niedergeschrien. Keine Chance.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2024 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53539

„Zur besseren Lesbarkeit haben wir in den Texten teilweise nur die männliche Sprachform verwendet. Mit den gewählten Formulierungen sind jedoch alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen.“
Das steht in jeder Nummer von „Max Planck Forschung“ ganz klein gedruckt am Ende. Es hat für mein Gefühl etwas Subalternes. Im Text wird ausschließlich von den „Forschenden“ gesprochen. Sonst herrschen Doppelnennungen vor, gelegentlich findet man ein generisches Maskulinum. Die Texte wirken gendermäßig überarbeitet, was sie sicherlich auch sind. Es muß Hilfskräfte geben, die eigens zu diesem Zweck eingesetzt werden.
Das ist Deutschland im 21. Jahrhundert. Manchmal kommt es mir wie ein Spuk vor.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.07.2024 um 09.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53521

Im Ausland repräsentieren die Mitarbeiter:innen des höheren auswärtigen Dienstes Österreich etwa als Attaché:es, Gesandte oder Botschafter:innen. (bmeia.gv.at)

Preisfrage: Wie spricht man »Attaché:es« aus?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2024 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53516

Eine trans Frau kann einer Gerichtsentscheidung zufolge verlangen, nicht als "Transe" bezeichnet zu werden. Das entschied das Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) nach Angaben vom Freitag. Dem Wort komme "ausschließlich eine abwertende Bedeutung" zu, begründeten die Richter die Entscheidung. Der diskriminierende Verletzungsgehalt stehe auf einer Stufe mit dem Schimpfwort "Schwuchtel". (Meldung 13.7.24)
Das ist schlüpfriges Gelände, vgl.:

„Manche der Betroffenen nutzen sie offensiv als Selbstbezeichnung, um dem Begriff die pejorative Note zu nehmen, wie es wie bei schwul, gay und queer bereits üblich ist.“ (Wikipedia „Transe“)
In meiner Schulzeit war eine „Transe“ eine unerlaubte Übersetzung, die man unter dem Tisch bei Klassenarbeiten benutzte, besonders in Latein. Synonym war „Klatsche“. Schülersprachlich gibt es noch viel mehr.
Wie lange sich das unflektierte Adjektiv „trans“ noch halten kann, ist auch fraglich.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.07.2024 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53515

Frauen sollen keine Studenten, Verbraucher, Radfahrer und Einwohner mehr sein. Um der Gerechtigkeit willen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.07.2024 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53514

Wo das natürliche Geschlecht keine Rolle spielt … Dieser Gedanke kommt eben in den Köpfen der Sprachkneter nicht vor. Wir hatten das hier schon mal herausgearbeitet: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48570 und http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48573.

Auf der Ebene des einzelnen Satzes mag das natürliche Geschlecht für die Aussage keine Rolle spielen. Frauen erwarten von einer Spülmaschine das gleiche wie Männer und könnten, wenn es nur darum ginge, getrost als »Verbraucher« bezeichnet werden. Das natürliche Geschlecht tut hier nichts zur Sache, das würden wahrscheinlich sogar die meisten Genderfreunde zugeben. Aber auf der Metaebene, also in den Sphären der gefühlten Gerechtigkeit, sieht es anders aus. Denen, die dort herumgeistern, ist das harmonische Einverständnis zwischen dem Verfasser, der etwas zu sagen hat, und seinen Lesern, die es so verstehen, wie er es meint, ein Dorn im Auge. Jede Gelegenheit muß genutzt werden, diese Harmonie zu stören, die Leser aus dem Lesefluß herauszureißen, um sie für die vermeintlich gute Sache einzuspannen oder auch – den Verdacht muß man in vielen Fällen haben – sie zu nötigen, dem Umformulierer beim Gutsein zuzuschauen.

Es stimmt, daß Frauen hinter dem Wort »Verbraucher« unsichtbar sind, aber Männer sind es eben auch, und das wird nicht verstanden. »Verbraucher« bezeichnet weder Männer noch Frauen, sondern eben Verbraucher. Sowohl die Frauen als auch die Männer werden erst sichtbar, wenn man daraus »Verbraucherinnen und Verbraucher« macht. Dazu sollte man aber einen konkreten Grund haben. Wer das kapiert hat, kann wieder runterkommen auf den Teppich der Normalsprache. Auf dem haben alle gestanden, die für die Frauen wirklich etwas erreicht haben. Und da ist auch noch viel Platz für diejenigen, die sich jetzt zusätzlich für weitere Gruppen stark machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2024 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53513

Warum werden z. B. die "Versicherer" nicht sexualisiert (gegendert)? Weil sie kein natürliches Geschlecht haben? Aber das ist doch genau das, was wir Kritiker immer sagen: Wo es kein natürliches Geschlecht gibt oder wo es keine Rolle spielt, da tritt das generische Maskulinum ein, meist als Nomen agentis und reine Funktionsbezeichnung. Jeder etwas umfangreichere Text ist von solchen Formen übersät. Das kann man doch nicht einfach ignorieren.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.07.2024 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53503

Für die laufenden Geschäfte ist der Geschäftsführende Fraktionsvorstand zuständig. Er setzt sich aus dem/der Fraktionsvorsitzenden, seinen/ihren Stellvertretern/innen und den Parlamentarischen Geschäftsführern:innen zusammen. (https://www.spdfraktion.de/fraktion)

Gewollt und nicht gekonnt. Aber die Geste zählt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2024 um 23.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53482

Man kann heutzutage so falsch und dumm schreiben, wie man will oder wie man es eben nicht besser kann, Hauptsache, man hat gleich am Anfang und in längeren Texten ab und zu irgendeine Genderform drin, dann ist der Bückling gemacht und jeder Fehler und jede Dummheit wird übersehen oder großzügig verziehen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.07.2024 um 23.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53481

Das starke Abschneiden des linken Wahlbündnisses wurde unter anderem möglich, weil Kandidaten aus Macrons Bündnis darauf verzichtet haben, in der Stichwahl anzutreten. Es handelt sich dabei um Kandidatinnen und Kandidatinnen [!], die im ersten Wahlgang nur den dritten Platz erreicht hatten.

Zwar hat der Präsident oder die Präsidentin in Frankreich eine andere Machtfülle als zum Beispiel sein [!] deutscher Amtskollege.

(spiegel.de)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.06.2024 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53446

Die SPD im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg setzt sich dafür ein, künftig die Formulierung „Bürger*innenamt“ statt „Bürgeramt“ zu benutzen. „Durch weitere sprachliche Sensibilisierung öffentlicher Einrichtungen und der [!] Umbenennung des Bürgeramts in „Bürger*innenamt“ bekräftigt der Bezirk seine Pflicht queeres Leben öffentlich auch sprachlich zu repräsentieren“, heißt es in dem Antrag, den die SPD-Fraktion in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht hat. (welt.de)

Die SPD forciert noch einmal das Tempo auf ihrem Weg zur Splitterpartei.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.06.2024 um 10.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53435

»Die dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellte Bundesnetzagentur kontrolliert, welche Eisenbahnunternehmen in Deutschland wann welche Abschnitte auf dem Schienennetz – die sogenannten Trassen – befahren dürfen. Nutzt etwa ein Intercity eine solche Trasse, muss der Betreiber (meist die DB Fernverkehr), ähnlich wie eine Autofahrerin auf einer italienischen Autobahn, einige Euro Maut pro Kilometer zahlen.« (SPON)

In jedem Artikel muß mindestens einmal das Fähnchen geschwenkt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2024 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53411

Die Verfassenden geben sich alle Mühe, gegen ihre eigene Gewohnheit anzukämpfen und schon den Kindern falsches Deutsch beizubringen. Wenn Eltern das täten, müßten sie belangt werden, weil sie das Kindeswohl untergraben. Verschärfend kommt hinzu, daß es sich nicht nur um Gewohnheiten handelt, die sich ändern könnten, sondern um ein Strukturgesetz der Sprache schlechthin, also nicht nur des Deutschen. Das Gendern ist widernatürlich.
Diese Verfasser lassen „Mannschaft“ und „Manndeckung“ noch bestehen, aber manche gehen bekanntlich auch schon an die Vorderglieder von Komposita heran.

Übrigens scheinen friedenspädagogische Sprachkritiker sich bisher nicht mit dem militärischen Vokabular des Sports befaßt zu haben: „Gegner“, „Angriff“ und „Verteidigung“ sollten doch hier keinen Platz haben. Wie wäre es mit einer kooperativen Umgestaltung des Fußballspiels? Es gibt keine gegnerischen Mannschaften mehr, sondern nur noch ein einziges Team, und alle 22 Spielenden bemühen sich, einen Ball (oder viele Bälle, damit jeder einen hat) in das Gemeinschaftstor zu kicken. Wem es gelingt, der bekommt eine rote Rose überreicht und wird vom begeisterten Publikum gefeiert. – Kinder würden schon früh lernen, daß wir Menschen im Grunde alle das gleiche wollen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2024 um 23.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53410

In einem Fußball-ABC für Kinder (https://www.kindersache.de/bereiche/wissen/sport/fussball-abc) wird doch sicher gegendert, oder? Klar. Wie lösen die Autoren wohl die schwierige Aufgabe, das Wort »Manndeckung« zu erklären? So:

Jede Person aus jeder Mannschaft hat eine direkte Gegenspielerin oder einen direkten Gegenspieler der anderen Mannschaft. Die Spielenden der verteidigenden Mannschaft bleiben bei ihren Gegenspielenden und versuchen die Ballannahme zu stören. Sie gehen jeden ihrer Wege mit, was anstrengend, aber effektiv ist. Die Verteidigung muss sich bei der Manndeckung absprechen, damit die Ordnung in der Abwehr nicht verloren geht. Die Manndeckung macht vor allem bei starken Einzelspielenden des gegnerischen Teams Sinn. Sie werden dann so gedeckt, dass sie keine Anspielstation bieten können und für das Angriffsspiel des gegnerischen Teams ausgeschalten werden.

Es ist und bleibt ein einziger Krampf.

Übrigens:

Ein „Sechser“ ist eine defensive Mittelfeldspielerin oder ein defensiver Mittelfeldspieler. Er oder sie wird auch als die Seele des Spiels bezeichnet, weil viele Aktionen über den Sechser laufen. Die Person ist sowohl an der Verteidigung als auch am Angriff beteiligt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2024 um 03.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53406

Auch die Genderer sprechen von der Partei der Republikaner, Sozialdemokraten usw. Ein weiterer Beweis für starke Position des generischen Maskulinums (wo es nicht um Personen, sondern Funktionen oder Rollen geht). Man sollte die Leute immer wieder auf ihre eigene Praxis hinweisen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.06.2024 um 12.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53388

Die Stadt Mannheim schreibt:

wir möchten Sie gern auf ein neues Angebot der Stadt Mannheim hinweisen und freuen uns, wenn Sie die Information zu den anstehenden Terminen an Ihnen bekannte Veranstaltende im öffentlichen Raum kommunizieren.

Wer sind "Veranstaltende im öffentlichen Raum"? Es geht dabei um den Gemeinderat, Vereine, Interessengemeinschaften, jedenfalls nicht um Einzelpersonen mit unbedingt zu beachtendem Sex, sondern ausschließlich um sexuell neutrale Institutionen mit einem grammatischen Geschlecht. Selbst dieses muß nun schon gegendert werden. Wie früher einfach "Veranstalter" zu sagen, geht gar nicht. Es ist wirklich nicht mehr weit bis zu den Staubsaugenden bzw. Staubsaugerinnen, Tischinnen und Stühlinnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2024 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53370

Ins Konzert kommen jetzt Zuhörende, ins Theater Zuschauende (in Basel verließen Zuschauende den Saal wegen Gewaltdarstellungen), und damit es so bleibt, werben Petitionen um Unterstützende. (Alles tausendfach belegt.)
So werden Frauenrechte tatkräftig verteidigt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.06.2024 um 13.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53366

Die systematische Feminisierung von Stichwörtern im Duden bleibt ein großes Ärgernis. Mit Feminisierung meine ich hier einerseits die Aufnahme weiblicher Formen von Personenbezeichnungen, die man in der sprachlichen Realität so gut wie nie antreffen wird, und andererseits die – ebenfalls in Verkehrung der Dinge betriebene – Verbannung der generischen Bedeutung maskuliner Personenbezeichnungen in eine Fußnote, die so tut, als wären Kunden, Mieter, Besucher grundsätzlich Männer und nur ausnahmsweise, »in bestimmten Situationen«, auch mal Männer und/oder Frauen, wobei aber sogleich die Abschaffung auch noch dieser Ausnahme in Aussicht gestellt wird.

Die mechanischen Eingriffe in das Wörterbuch treiben bisweilen wunderliche Blüten. So stehen die angegebenen Worterklärungen in vielen Fällen jetzt im Widerspruch zu den Beispielen, die man leichtfertigerweise hat stehenlassen. Ein »Jugendlicher« ist laut duden.de eine »männliche Person im Jugendalter«, der einzige Beispielsatz dazu lautet aber: »die Veranstaltung wurde vorwiegend von Jugendlichen besucht«. Nicht einmal die glühendsten Verfechter des Genderns würden behaupten, daß hier von männlichen Jugendlichen die Rede sei. Früher führte der Duden in seinem Großen Wörterbuch der deutschen Sprache die Jugendlichen nicht unter den beiden Stichwörtern »Jugendlicher« und »Jugendliche«, sondern so: »Jugendliche, der u. die […] a) junger Mensch; jmd., der sich im Lebensabschnitt zwischen Kindheit u. Erwachsensein befindet: die Veranstaltung wurde vorwiegend von -n (von jungen Leuten) besucht; b) (Rechtsspr.) […]«. Damals paßte der Beispielsatz noch.

Früher war ein »Nachkomme« laut Duden ein »Lebewesen (bes. Mensch), das in gerade Linie von einem anderen Lebewesen abstammt«. Im Zuge des künstlichen Pushens weiblicher Personenbezeichnungen (Aquarienfreundin, Bettwärmerin, Bibliotheksbenutzerin, Dulderin, Gehirnakrobatin, Glücksritterin, Hohlglasfeinschleiferin, Konsumverweigerin, Maronibraterin, Menschheitsbeglückerin, Postsparerin, Rohproduktenhändlerin, Salonbolschewistin, Sammelbestellerin, Tierstimmenimitatorin usw. usf.) fand irgendwann natürlich auch die »Nachkommin« Eingang in das Wörterbuch. Einige Jahre lang wurde sie uns als »weibliche Form zu Nachkomme« präsentiert, aber dieser Verweis auf die männliche Form konnte nur ein Zwischenschritt sein. Heute gibt es zwei gleichberechtigte Einträge mit jeweils vollständiger Bedeutungsangabe. Die säuberliche Aufteilung in Männlein und Weiblein hat aber einen ziemlich großen Haken. Denn damit mußte auch das Wort »Mensch« in der Bedeutungsangabe ersetzt werden. Daraus wurde »männliche Person« und »weibliche Person«. Das führt zu dem kuriosen Ergebnis, daß ein Nachkomme laut Duden nun folgendes ist: »Lebewesen (besonders männliche Person), das in gerader Linie von einem anderen Lebewesen abstammt«. Wer den beschriebenen Werdegang dieses Stichworts zufällig nicht über die Jahre verfolgt hat, wird »besonders männliche Person« vermutlich so verstehen, daß »Nachkomme« nach dem Verständnis der Dudenredaktion eher auf Männer als auf Frauen bezogen wird. Aber spätestens bei der analogen Lektüre der Bedeutungsangabe beim Stichwort »Nachkommin« geht diese Rechnung nicht mehr auf, denn sie lautet: »Lebewesen (besonders weibliche Person), das in gerader Linie von einem anderen Lebewesen abstammt«. Daß man auch Männer als Nachkomminnen bezeichnen könne, wird selbst die Dudenredaktion nicht behaupten wollen (oder doch?).

Es spricht einiges dafür, daß die Betonung hier auf »Person« liegt und nicht auf »männlich«, und zwar »Person« im Sinne von »Mensch«, wie es im alten Eintrag ja noch hieß. Dann müßte man sich Tiere als Gegensatz dazudenken. (Darauf kommt man aber nicht so schnell. Für mich jedenfalls ist »Mensch« der Gegensatz zu »Tier«, nicht »Person«, auch wenn man Tiere nicht als Personen bezeichnet. Man kann in einer Worterklärung nicht einfach »Mensch« durch »Person« ersetzen, nur weil es einem aus anderen Gründen, die mit der Sache nichts zu tun haben, in den Kram paßt.) Die Bedeutungsangabe zu »Nachkommin« könnte man dann etwa so aufdröseln: Lebewesen (besonders weibliche Person), das […] = Lebewesen (besonders Mensch, und zwar weiblichen Geschlechts), das […] Da sind die Männer zu Recht nicht dabei. Allerdings würde man wohl auch keine männlichen Tiere als »Nachkomminnen« bezeichnen, weshalb man es eigentlich so auflösen müßte: weibliches Lebewesen (besonders Mensch), das […]. Bei »Nachkomme« ergibt sich nach der oben beschriebenen Lesart folgendes: Lebewesen (besonders männliche Person), das […] = Lebewesen (besonders Mensch, und zwar männlichen Geschlechts), das […] Allerdings entspricht das wieder nicht der tatsächlichen Verwendung des Wortes »Nachkomme«.

Alles ziemlich verkorkst und unbefriedigend, und nur, weil man in Mannheim zugunsten einer bestimmten Haltung den Anspruch aufgegeben hat, die Sprachwirklichkeit möglichst zutreffend zu dokumentieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2024 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53363

Mehrere Unionspolitiker fordern eine Wehrpflicht nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen. "Ich glaube, dass wir zwischen den Geschlechtern keine Unterscheidung mehr machen können in der heutigen Zeit", sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johann Wadephul, im ZDF-Morgenmagazin. Das werde in anderen Bereichen auch nicht gemacht.
Das stimmt nicht ganz. In unserer Universitätsklinik z. B. kriegen nur Frauen Kinder, jedenfalls ab und zu. Aber das kann man auch noch aufgeben, schließlich wollen wir sie nicht zu Gebärmaschinen machen. (Wieso gibt es noch keine Feldwebelin? Sollen die Frauen – „mehr Frauen in Führungspositionen“ – gleich als Generalin oder Admiralin einsteigen (die gibt es schon lange, jedenfalls sprachlich)? Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44322
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2024 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53362

„Gendern“ ist eigentlich nicht die richtige Bezeichnung für den Eingriff, der ja nicht das grammatische Geschlecht betrifft. Man sollte es „Sexualisierung“ nennen, noch genauer „Hypersexualisierung“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2024 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53355

In einem Gedenkartikel der SZ für Frank Schirrmacher heißt es: "Schusterinnen und Schuster bleiben brav bei ihren Leisten." Man kann also beinahe hoffen, daß sogar Nils Minkmar sich über das Gendern lustig machen will. Aber dann geht es in der üblichen Weise weiter - auf dem Niveau, das Herr Metz gerade so treffend gekennzeichnet hat.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.06.2024 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53340

Nach längerer Zeit mal wieder Radio gehört. Nicht DLF, das schaffe ich noch nicht, sondern erst mal nur WDR 5. Es dauert keine zwei Minuten, da will mir eine Korrespondentin aus Berlin erklären, was »AfD-Wähler und BSW-Wählerinnen« dazu bewogen hat, so zu wählen, wie sie gewählt haben. Habe ich jetzt „sie gewählt haben“ geschrieben? Das wären dann aber nur Frauen, oder wie war das noch?

Die frivole Niveaulosigkeit der Argumente all der Irgendwie-dafür-Seienden erstaunt und ärgert mich am allermeisten. Daß selbst Leute, die studiert haben (irgendwas jedenfalls), so reden, ohne Angst davor zu haben, unverhohlen ausgelacht zu werden, ist nur möglich in einer Gesellschaft, in der man es mit einer Mischung aus kultivierter Unbildung (»keine Ahnung«) und intellektueller Distanzlosigkeit gegenüber den staatlichen und aktivistischen Vorsagern inzwischen weit bringen kann. Es wird auch völlig übersehen, wie rückständig das Gendern ist. Wo sind Leute gedanklich stehengeblieben, die penetrant von »Wählerinnen und Wählern« sprechen? Im Jahr 1918? Damals hätte es vielleicht noch einen Grund gegeben, daran zu erinnern, daß nun auch Frauen wählen dürfen. Aber seither sind über hundert Jahre vergangen, und bis vor kurzem dachte kein Mensch auch nur eine Sekunde an die Geschlechterfrage, wenn von »Wählern« die Rede war. Aber genau dahin sollen wir zurückgetrieben werden: in eine Vergangenheit, die längst hinter uns liegt, in der aber – und das vergessen die Treiber – der Kampf für Frauenrechte außerordentlich erfolgreich war, ohne sprachliche Kollateralschäden zu verursachen.

Manchmal frage ich mich, ob all die zu spät Geborenen, die für die Gleichberechtigung leider nichts mehr tun können, wenigstens virtuell ein bißchen dabeigewesen sein wollen. Man ahmt den Kampf für Emanzipation einfach in einem Spiel nach, einem Spiel mit der Sprache, so wie jetzt am D-Day das Landungsmanöver in der Normandie nachgestellt worden ist. Es kostet ja nichts. Jedenfalls nichts, woran den Wohlmeinenden besonders gelegen wäre.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2024 um 19.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53334

Übrigens zeigt schon die Wortwahl bei den Antwortoptionen (super, klasse, doof!), daß man die Schüler nicht für voll nimmt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2024 um 18.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53333

Vielleicht habe ich mich ungenau ausgedrückt. Mit »Gesamtbild« meinte ich die Tatsache, daß sich an der ablehnenden bis gleichgültigen Haltung der Schüler durch die Diskussion insgesamt nichts geändert hat. Das »nun« bezog sich nicht auf die Gesamtzahl derer, die das Gendern nach der Diskussion gut bzw. schlecht fanden, sondern auf die beiden Untergruppen, die sich durch die Diskussion in die eine oder aber die andere Richtung hatten überzeugen lassen, also »ab nun« anders darüber dachten. Hier die betreffenden Passagen des Artikels im Wortlaut:

»Gefragt, was sie vom Gendern halten, antworteten elf Schüler „egal“, neun „unnötig“ und acht mit „Gendern ist super“. […] In einer letzten Umfrage wollte der BR von den Schülern wissen, wie sie nach Ende der Diskussion über die anfangs gestellten Fragen dachten. Überwiegend antworten sie, Gendern „weiterhin unnötig zu finden“. Danach rangierten auf den Plätzen zwei und drei „keine Meinung“ sowie „Gendern finde ich ab jetzt doof“. Auf Listenplatz vier kamen diejenigen, die Gendern für „weiterhin super“ hielten – Schlusslicht waren die, die sich von der Podiumsmehrheit überzeugen ließen und Gendern „ab jetzt klasse“ fanden.«

Natürlich sind solche Umfragen unter Schülern aus den verschiedensten Gründen mit größter Vorsicht zu genießen, auch dann, wenn sie unsere Skepsis gegenüber dem Gendern bestätigen. Die Fragestellung spielt eine Rolle, die Definition des Gegenstandes, die Methodik, das Alter der Schüler, auch sachfremde Motive wie etwa die Gelegenheit, den Erwachsenen mit nicht genehmen Antworten ein Schnippchen zu schlagen. Bei Experimenten mit Beispielsätzen kommt außer Fehlern bei der Auswahl der Sätze (oft werden sie gar nicht generisch verwendet) noch die Tatsache hinzu, daß das generische Maskulinum ein Hintergrundphänomen ist, dessen Erforschung man sich von vornherein verbaut, wenn man es explizit thematisiert. Der Fall stützt aber immerhin die Vermutung, daß Schüler mit den scheinplausiblen und meist sehr oberflächlichen Argumenten der Befürworter gar nicht so glücklich sind, wie diese meinen, sondern durchaus offen sind für eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema – auf die »Gefahr« hin, daß sie dann zu ganz anderen Schlüssen kommen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.06.2024 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53332

Lieber Herr Metz, ich stimme Ihnen natürlich in der Gesamtaussage zu, aber etwas müssen Sie in Ihrem Bericht vor/nach der Diskussion wohl versehen haben. Es klingt zwar nach Veränderung, ist aber doch beides das gleiche, oder?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2024 um 14.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53331

Ich erinnere an die Podiumsdiskussion zum Thema Gendersprache, mit der sich der Bayerische Rundfunk vor knapp zwei Jahren blamiert hat. Auf der Bühne saßen sorgsam ausgewählte Diskutanten, die überwiegend für das Gendern warben, einer argumentierte dagegen. Im Publikum saßen Schüler, die vor und nach der Diskussion darüber abstimmten, was sie vom Gendern halten. Vor der Diskussion lehnte eine deutliche Mehrheit das Gendern ab oder fand es unnötig. Nach der Diskussion das gleiche Bild, wobei die Gruppe der Schüler, die das Gendern nun gut fanden, hinter der Gruppe derer lag, die es nun ablehnten. Ein zweiter Durchlauf mit einer anderen Schulklasse brachte dasselbe Ergebnis hervor.

»Ein Abstimmungsergebnis, das nach immerhin 40-minütiger Diskussion mit mindestens drei Advokaten des „geschlechtergerechten Sprechens“ samt deren Argumenten und Einspielern von Sprach-Revoluzzern wie Sparkassen-Klägerin Marlies Krämer ernüchternd wirken musste.
Dagegen schien zumindest Moderatorin Claudia Stamm (die ehemalige Grüne mit der Kleinstpartei „mut“) das Umfrage-Ergebnis als Arbeitsauftrag zu verstehen. „Das heißt aber auch, dass wir tatsächlich irgendwann vielleicht noch mal die Diskussion führen müssen, sozusagen, wie wir die Veränderung weiter kriegen – also wie wir sie schneller vorankriegen“, sagte Stamm in einem Video-Ausschnitt der Veranstaltung, der auf Twitter kursiert.« (https://www.welt.de/vermischtes/plus240166985/BR-Video-Was-Schueler-nach-40-Minuten-Podiumsdiskussion-zum-Gendern-denken.html)

Auf die Meinung der Schüler kommt es offenkundig gar nicht an. Schon deshalb kann man sich solche Umfragen sparen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2024 um 12.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53330

Wenn man Kinder darauf aufmerksam macht, daß auch Frauen gelegentlich mit maskulinen Wörtern benannt werden, finden sie es wahrscheinlich komisch und sind für einen „geschlechtergerechten“ Sprachgebrauch. Nicht einmal Erwachsene wissen ja, was Genus und Gendern wirklich sind. Was gegen Befragungen einzuwenden ist, erst recht mit Kindern, habe ich anderswo schon gesagt.

Zum Verfasser Bent Freiwald: „Ich schreibe als Journalist für das Onlinemagazin Krautreporter über Bildung, Kinder, Jugendliche und immer wieder auch über Neurowissenschaften. Das kann ich, weil ich in Osnabrück Kognitionswissenschaften studiert habe und ständig Bücher und Studien über das Gehirn lese.“ Seine Bachelorarbeit war „Sprache und Politik: Kognitionswissenschaftliche Erkenntnisse über den Einfluss politischer Sprachbilder auf die politische Willensbildung des Rezipienten am Beispiel der Alternative für Deutschland“. Mit Neurowissenschaften hatte das wohl nicht viel zu tun.
Hier sein ausführlicher Beitrag zum Gendern https://krautreporter.de/nachrichten-erklart/3654-warum-wir-bei-krautreporter-gendern

Herzensgut, aber naiv.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2024 um 18.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53328

Eine Befragung von Kindern mag wohl aus anderer Sicht ganz interessant sein, aber um den Inhalt von Lehrplänen festzulegen oder gar den Willen des Volkes zu ermitteln, ist sie wertlos. Kinder befinden sich noch in einer Phase der Entwicklung, wo sie ihre eigene Meinung erst herausbilden. Solange sagen sie, was ihnen von Erwachsenen eingegeben wird. Man kann gar nicht sicher sein, was bei ihnen schon eine gefestigte eigene Meinung ist und was sie nur nachsagen bzw. wo sie eben das sagen, von dem sie glauben, daß es Erwachsene hören wollen. Kinder soll man das lehren, was Erwachsene verantwortungsvoll für sie für gut und richtig befinden.

Dieses Prinzip wurde ja schon bei der Rechtschreibreform verletzt. Es hieß geradezu, die Schulen lehren den Quatsch schon, deshalb kann man den Kindern eine Umkehr zum Richtigen nicht zumuten.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 07.06.2024 um 16.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53327

https://krautreporter.de/kinder-und-bildung/5371-wollen-kinder-gendern?

Kinder und Bildung
Wollen Kinder gendern?

In Bayern und Sachsen ist die gendergerechte Ansprache in Schulen bereits verboten. Die Kinder hat dabei mal wieder niemand gefragt. Eine Kika-Befragung liefert jetzt Antworten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2024 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53321

"Mitglied der Sozialdemokraten"

In diesem Fall gendert niemand (außer ein paar verrückten Österreichern). Dieser Triumph des generischen Maskulinums wird durchweg übersehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2024 um 08.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53315

Eine Frau wurde ermordet. „Die Ermittler gehen derzeit von einer Beziehungstat, beziehungsweise einem Femizid aus.“
Seit Feministinnen das Wort „Femizid“ in die Welt gesetzt haben, bemüht man sich, ihm eine Bedeutung abzugewinnen. Bei Wikipedia kann man die Verrenkungen nachverfolgen. Einfach aufgeben kann man das Ganze auch nicht, das wäre frauenfeindlich, patriarchalisch... Andererseits laufen die meisten Definitionsversuche darauf hinaus, daß als Täter vor allem Muslime und einige Südländer in Frage kommen, was ja auch wieder bedenklich ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2024 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53310

Immer öfter hört man auch von Gebildeten: "Herr oder Frau im eigenen Hause sein". Natürlich ist jede Frau auch im eigenen Haus eine Frau. Die Redensart wird damit aber verfehlt, und einfach mal eine neue zu schaffen ist nicht so einfach. Wie soll man "Frau sein" plötzlich als "herrschen" verstehen, was es nie bedeutet hat? Man hört nur die feministische Mühle klappern, es kommt aber wieder mal kein Mehl heraus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2024 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53300

Die schwierige Frage, ob Wortschatz und Grammatik – unabhängig von dem, was einer sagt – das „Denken“ oder „Bewußtsein“ prägen, wird politisch entschieden, ganz gleich, was die Sprachwissenschaftler dazu sagen. In allen Entwürfen zur Political correctness wird eine solche Prägung vorausgesetzt oder ausdrücklich behauptet. Den naheliegenden Einwand, daß innerhalb derselben Sprachgemeinschaft die verschiedensten Ansichten zu allen möglichen Themen vertreten werden, nimmt man nicht zur Kenntnis. Auch nicht die Tatsache, daß die Ansichten der Menschen nicht nach ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Sprachgemeinschaften von einander abweichen.
Dieses Verfahren steht in der Tradition des Sprachidealismus, die sich auch unter dem Begriff des linguistischen Relativitätsprinzips zusammenfassen läßt (Humboldt-Sapir-Whorf-Hypothese). Sprecher des Deutschen mögen noch so sehr für die Gleichberechtigung der Frauen eintreten – ihre Sprache mit dem generischen Maskulinum ist frauenfeindlich. Nach der gleichen Logik könnte man behaupten, ein Astronom, der vom Sonnenaufgang spricht, sei immer noch der geozentrischen Kosmologie verpflichtet. Die neue Sprachregelung setzt voraus, daß eine geänderte Ausdrucksweise auch das Bewußtsein zurechtrückt. Dafür fehlt jeder Beweis, und es würde auch ein moralisches und rechtliches Problem aufwerfen.
Vgl.
Sprache beeinflusst unser Denken, Bewusstsein, und unsere Wahrnehmung, steuert unsere Bewertung von Sachverhalten, spiegelt und transportiert Werthaltungen und schafft damit Wirklichkeit. Durch einen geschlechtersensiblen, inklusiven Sprachgebrauch können wir als Universität dazu beitragen, alle Menschen gleichermaßen zu berücksichtigen und zu adressieren und dadurch erfolgreiche Kommunikation zu unterstützen. (https://www.gender-und-diversity.fau.de/gender/geschlechter-sensibilisierung/geschlechtersensible-sprache/)
Dazu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42065

Der Vorstoß der frechen Universitätsverwaltung geschah ohne Konsultation der Professorenschaft und war nicht nur wissenschaftsfeindlich, sondern auch rechtswidrig. Die Sache ist offenbar im Sande verlaufen, weil sie nicht weiter beachtet wurde. Die Verwaltung gendert, die anderen Universitätsangehörigen halten es wie die übrige Bevölkerung: manche machen teilweise mit, andere nicht.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 22.05.2024 um 23.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53271

ZDF heute-Nachrichten, 22.05.24, 19 Uhr:

"Dadurch müssen Patientinnen und Patienten nicht mehr in jedem Quartal ihre Patientenkarte in der Praxis vorlegen."

Selbst dem ZDF war wohl eine "Patientinnen- und Patientenkarte" zu holprig. Eine Passivkonstruktion wäre hier vielleicht besser gewesen ("Dadurch muß die Patientenkarte nicht mehr in jedem Quartal in der Praxis vorgelegt werden")

Im Einspieler ist dann übrigens von allen Beteiligten nur noch von "Patienten" die Rede.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2024 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53262

Forschende meinen, daß die Planeten vielleicht anders entstanden sind, als Astronominnen und Astronomen bisher angenommen haben. Usw. – Ich will das nicht lesen, obwohl es mich eigentlich interessiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2024 um 06.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53261

Sehr jungen Menschen leuchtet die Gendertheorie natürlich ein. So kann man leicht fröhliche Schülerdemonstrationen organisieren: mit Luftballons und Transparenten gegen das „Genderverbot“ und den „Rückschritt ins vorige Jahrhundert“, einige Lehrer vorneweg, wohlwollende Journalistinnen hinterher.

Das "vorige Jahrhundert" war die schreckliche Zeit, als wir die Existenz unserer Frauen einfach nicht zur Kenntnis nahmen und auch die Geburt unserer Töchter mit Stillschweigen übergingen. Ein Zurück darf es nicht geben!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2024 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53259

Der Auflagenschwund der Druckmedien wird durch die Zunahme bei den digitalen nirgendwo wettgemacht. Hinzu kommt das Wegbrechen des Anzeigengeschäfts. Immer höhere Verkaufspreise und Einsparungen beim Personal machen die Zeitungen noch unattraktiver.

Bisher hat noch keiner eine Lösung gefunden. Eine kostenlose Sofortmaßnahme wäre es, die ständige Verärgerung des Lesers durch das Gendern zu unterlassen. Auf eine Zurücknahme der ebenfalls ungewollten Reformschreibung wagt man kaum zu hoffen.

Ich bin ziemlich sicher, daß auch Leser, die auf Befragen die "Geschlechtergerechtigkeit" befürworten, einen Text in Normalsprache lieber lesen. Man müßte eine Zeitung eigens bewerben, indem man auf ihre Lesbarkeit hinweist, ohne gleich in die neue Torheit "Leichte Sprache" zu verfallen. Gutes Deutsch ist leicht lesbar.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.05.2024 um 01.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53257

Als Costello den Richter dann fortwährend finster anschaute, platzte es aus Merchan hörbar verärgert heraus: »Starren Sie mich nieder?« Er ließ daraufhin den Saal räumen – mithilfe lauter und schneidender Anweisungen des Personals im Gericht. Journalistinnen und Journalisten sowie Beobachterinnen und Beobachter durften Saal 1530 nach einigen Minuten wieder betreten, die Befragung wurde fortgesetzt. (spiegel.de, 20.5.24)

Gut, daß Männer und Frauen wieder rein durften. Leider mußten nichtbinäre Journalisten und Beobachter draußen bleiben. Ob den verantwortlichen Redakteuren irgendwann noch einmal dämmert, welchen Irrweg sie hier beschreiten? Kommt doch bitte wieder runter auf den Teppich und formuliert normal! Wir nehmen Euch trotzdem ab, daß Ihr nur das Allerbeste wollt!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.05.2024 um 20.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53250

Zu #53244: Und dennoch liefert jeder gemischt gegenderte Text, in dem wie selbstverständlich auch das generische Maskulinum verwendet wird, den Beweis, daß es lebt und funktioniert. Die Autoren meinen, nicht ohne auskommen zu können, wahrscheinlich, weil sie es allen recht machen wollen. Sie mögen sich nicht festlegen, haben es aber bezüglich der Funktionsfähigkeit des genderneutralen Maskulinums doch getan. Vor dem logischen nächsten Schritt, nämlich dem Abwerfen des Ballasts sperriger Genderformen, scheuen sie zurück. Es ist kaum vorstellbar, daß sie mit ihren eigenen Texten zufrieden sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2024 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53245

„In der rationellsten modernen Sprache, im Englischen, ist das Genus ganz ausgeschaltet.“ (Jacob Wackernagel: Vorlesungen über Syntax II:41)

Ebenso dann Otto Jespersen über "Progress in language".

Genus ist ein Archaismus, seit den unbekannten Ursprüngen allerdings umfunktioniert. Die "funktionale Last" ist gering, wie man an den vielen Kongruenzfehlern im heutigen Deutsch merkt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2024 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53244

In der Zeitung (SZ zu Pfingsten) finde ich zwei Beiträge (von Christina Berndt und Kurt Kister), die auf scheinbar liberale, in Wirklichkeit die absurdeste Weise gegendert sind: ohne Sonderzeichen, aber sonst alles durcheinander: Vegetarier und Veganerinnen, Fleischesser, Veganer, Vegetarierinnen und Veganer, Forschende, Journalistinnen und Autoren usw. Es ist nicht auszuhalten. - Wenn ich meiner Frau vorlese, sagt sie gleich: „Laß das weg!“ Ich dolmetsche also simultan in Normaldeutsch.
Das Erschreckende ist die Kluft zwischen der sonstigen Bildung der Verfasser und der sprachlichen Stumpfheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2024 um 06.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53232

Auch wer gegenderte Texte unschön und schwer lesbar findet, billigt doch meistens die allzu einleuchtenden theoretischen (ideologischen) Voraussetzungen des Genderns. Die sprachlichen Tatsachen sind eigentlich nicht schwer zu erklären, aber das überfordert selbst ein gebildetes Publikum – wohl eine Folge unzureichenden Deutschunterrichts. (Die Indoktrinierung der künftigen Deutschlehrer beginnt ja ebenfalls schon in der Schule.)

Die SZ „folgt der Devise, dass die Geschlechtergerechtigkeit auch sprachlich zu sehen sein soll. In diesem Bestreben operiert sie zwar mit Partizipien, nicht aber mit Sternchen und ähnlichen Sonderzeichen.“ (Unterstöger SZ 17.5.24)

Man schämt sich ein wenig für die Schlichtheit solcher Argumente, aber so ist es nun mal und wird sich so bald nicht ändern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2024 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53214

Im Küchenradio einen auch sonst törichten Kommentar des DLF über die Islamistenaufmärsche in Hamburg gehört. Der Autor sprach durchgehend generisch von "Islamistinnen" mit und ohne Rülpser.

Auch in manchen Zeitungen scheint es einen Überbietungswettbewerb im Gendern zu geben. Sie werden es an der Auflage spüren, aber beim Rundfunk funktioniert die Abstimmung mit den Füßen nicht, die Gebühren fließen unabhängig von der Nachfrage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.05.2024 um 18.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53207

Tagesschau, heute 17 Uhr:

Der Vorwurf der israelichen Regierung: Unter UNRWA-Mitarbeitenden in Gaza seien HAMAS-Unterstützer.

Sollen also unter den "Mitarbeitenden", also Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, nur Unterstützer, aber keine Unterstützerinnen sein?

Die Tagesschau-Sprechende hat wohl "HAMAS-Unterstützende" sagen wollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2024 um 16.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53190

Die Frankfurter Rundschau schreibt:
„Blaue Flut: Mallorcas Anwohnende denken an Plastikmüll, doch es sind Tiere
So manch ein Anwohnender hätte hinter der blauen Flut auf den ersten Blick Plastikmüll vermutet ...
Quallen verstopfen beispielsweise Fischernetze und beeinträchtigen so den Fang und damit den Lebensunterhalt der Fischenden. (...) Wenn die Besuchenden ausbleiben, ‚bedeutet das für die lokalen Gemeinden einen unmittelbaren wirtschaftlichen Schaden‘, so der WWF weiter.“
Zwischendurch sind „Klimaschützer“ erwähnt, und am Ende steht gar: „Noch hat Mallorca nicht mit ausbleibenden Urlaubern zu kämpfen.“ Das wäre allerdings auch nicht leicht, denn wie soll man mit ausbleibenden Urlaubern bzw. urlaubenden Ausbleibern kämpfen?
Sind die Redakteure eigentlich noch bei Trost?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.04.2024 um 19.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53156

Ich habe Herrmanns Hinweis tatsächlich so verstanden, daß man in Bayern für den absehbaren Fall schon vorbaut (siehe http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52976). Ob er ernst gemeint ist, bleibt abzuwarten. Die Auswirkungen auf die Praxis wären ohnehin überschaubar. Sollte es tatsächlich so weit kommen, könnte man auch gleich den Rechtschreibrat auflösen. Niemand wird ihm eine Träne nachweinen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2024 um 15.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53154

Für den Schulbereich untersagt das hessische Kultusministerium das Gendern mit Sonderzeichen. „Bevorzugt soll die Verbindung der weiblichen und der männlichen Form verwendet werden, wobei die feminine Form grundsätzlich voranzustellen ist.“
Warum soll die feminine, also längere Form vorangestellt werden? Das wird nicht begründet. Galanterie ist ja wohl nicht mit Gleichstellung zu vereinbaren, sondern stammt aus der Zeit, als das schwache Geschlecht noch unfähig war, sich ohne fremde Hilfe einen Mantel anzuziehen oder eine Tür zu öffnen. So etwas würde auch nicht von Ministerien angeordnet werden. Was also ist der Grund?

In Bayern heißt es nur:

„Es ist üblich, bei der Reihenfolge die weibliche der männlichen Personenbezeichnung voranzustellen. Dies ist aber nicht zwingend erforderlich. Behalten Sie der Einheitlichkeit wegen innerhalb eines Textes die gewählte Reihenfolge bei.“

Der bayerische Innenminister sagte: „Die AGO verpflichtet die staatlichen Behörden bereits jetzt, die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung im dienstlichen Schriftverkehr anzuwenden.“ Diese Regelung wurde nun nochmals durch eine Anpassung der AGO klarstellend ergänzt: „Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt sind nun ausdrücklich unzulässig“, so Herrmann. Das gelte unabhängig von etwaigen künftigen Entscheidungen des Rates für deutsche Rechtschreibung zu der Frage der Verwendung von Sonderzeichen.

Soll das bedeuten, daß die Sonderzeichen auch dann unzulässig bleiben, wenn der Rechtschreibrat sie billigt? Der weitere Kontext bestätigt übrigens, daß die Regierung die Voraussetzung des Genderns – also die Idee einer geschlechtergerechten Sprache – nicht anzweifelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2024 um 07.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53142

Der PEN Berlin fordert „Solidarität mit Jüd:innen“. Die Jüden sind mitgemeint.

Verbände springen über jedes Stöckchen, das man ihnen hinhält. Das gilt ohne Ausnahme.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2024 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53129

Noch einmal: In Bayern gibt es kein Genderverbot, und alle Kommentare, Satiren und Karikaturen dazu sind gegenstandslos. Es gibt nur eine verschärfte orthographische Disziplinierung, ganz im Sinne der bisherigen Durchsetzung der Rechtschreibreform und der Stärkung der Position des Rechtschreibrats. Die Journalisten haben ihre peinliche Unterwerfung wohl verdrängt oder sind bereits unter den neuen Verhältnissen aufgewachsen, so daß sie davon gar nichts mehr wissen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2024 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53114

„Jobhoroskop vom 15.04. bis 21.04.2024: Diese 3 Sternzeichen nutzen ihre Karriere-Chancen“ (Bild der Frau) – Kein Wunder, daß Frauen auf dem Arbeitsmarkt geringere Chancen haben. Wer stellt denn so was ein?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2024 um 04.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53093

Als Rollenbezeichnung und Prädikatsnomen verlangt ein Wort sowieso auch dem Wohlmeinendsten kein Gendern ab: Star, Popanz, Kinderschreck usw.
Manchmal wird gerade bei geschlechtslosen Einheiten um der grammatischen Kongruenz willen moviert: Die Schweiz ist die Urheberin....
Die Genderer wissen im allgemeinen gar nicht, wie diese ganze Mechanik funktioniert.

Es würde eigentlich genügen, den Eiferern auf Schritt und Tritt nachzuweisen, daß sie, ohne es zu bemerken, das generische Maskulinum ständig gebrauchen. (Wenn sie Argumenten zugänglich wären...)

Eine verblendete Ideologie könnte sich totlaufen, aber wie wird man die vielen Gleichstellungsbeauftragten und Redakteurinnen wieder los, die mit ihrer Verbreitung ihr Brot verdienen? Posten sind noch nie in der Geschichte der Menschheit abgeschafft worden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.04.2024 um 23.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53092

Heute aus dem Mund einer weiblichen Person gehört: »Ich hab keine Lust, immer der Buhmann zu sein.« Zeitgemäßer hätte sie natürlich »Buhfrau« sagen müssen, aber sie hatte wohl gerade keinen Duden zur Hand, und das DWDS, das auch ein entsprechendes Stichwort hat, kennt sie vermutlich nicht.

Wie wohl der Plural von »Buhfrau« lautet? Nach duden.de »Buhfrauen«, das klingt logisch. Das DWDS kennt außerdem noch die »Buhleute« (!) und merkt dazu feinsinnig an:

»Im allgemeinen Schreibgebrauch wird der Plural mehrheitlich mit leute umschrieben. Diese Pluralform kann insbesondere dann verwendet werden, wenn keine Aussage über das natürliche Geschlecht der Beteiligten gemacht werden soll. Daneben ist auch die formale Pluralbildung frauen möglich.«

So kann man die Sache endlos weiterspinnen und sich immer mehr vom tatsächlichen Sprachgebrauch entfernen.

Insgesamt dokumentiert das DWDS den Sprachgebrauch aber viel zutreffender als die feministisch abgedriftete Dudenredaktion. So ist ein Mieter, nach Duden neuerdings grundsätzlich ein Mann, laut DWDS eine »Person, die […]«, ein Kunde »jmd., der […]« usw. Eine deskriptive Sprachwissenschaft beschreibt das, was ist, und nicht das, was nach irgendeiner Anschauung sein sollte. Das ist schwer genug, aber nicht unmöglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.04.2024 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53085

Die Diskussion um die Kulturstaatsministerin Claudia Roth und ihre volkspädagogischen Projekte hat ein Gutes: Man erkennt die Fragwürdigkeit dieses Postens. Was Frau Roth und ihre Entourage sich ausdenken, ist irrelevant und übergriffig. Kann wegfallen. – In einem kritischen Beitrag der SZ dazu wird teils (durch Doppelnennung) gegendert, teils nicht. Wenn das generische Maskulinum so gut funktioniert – warum bleibt man dann nicht dabei? Das Gendern ist doch vom gleichen Schlag wie die kritisierte Umtriebigkeit der Kulturstaatsministerin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2024 um 04.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53063

Die Akademie für politische Bildung in Tutzing ist eine große Einrichtung. Ihr Magazin ist auf die dümmstmögliche Art gegendert: Generisches Maskulinum, generisches Femininum, Binnen-I, Doppelnennung – alles durcheinander. Interviewpartner wie etwa ein tschechischer Schriftsteller gendern überhaupt nicht.
(Ich war nach Jahren wieder mal in Tutzing und habe meiner jüngsten Tochter, die selbst Klavier spielt, das schauderhafte Elly-Ney-Denkmal mit der Gedenktafel gezeigt, auf der die Gemeinde Tutzing sich ihre eigene Vortrefflichkeit bescheinigt. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#47617)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2024 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53062

Die Wissenschaftler, über deren Arbeit die Universitätszeitschriften oder auch „Max Planck Forschung“ berichten, mögen das Gendern ablehnen, wie sie seinerzeit die Rechtschreibreform abgelehnt haben – das ist gleichgültig. Bei der Öffentlichkeitsarbeit stehen sie unter der Vormundschaft der immer weiter ausgebauten Pressestellen und Gleichstellungsbeauftragten. Diese sind sich einig, daß zur Corporate identity der Universität ein „modernes“ Auftreten gehört, und wir wissen, was die Dummheit darunter versteht. Ich erinnere auch noch einmal daran, daß alle Universitäten die „Charta der Vielfalt“ unterschrieben haben, ohne daß die Professorenschaft und das übrige wissenschaftliche Personal davon wußten (sie wissen es bis heute nicht).
Falls jemand jene Produkte liest, bemerkt er wohl, was gespielt wird, aber es reicht nicht aus, ihn zu einem Protest anzutreiben, bei all dem anderen Murks, womit er sich beschäftigen muß. So geht alles seinen Gang, wie geplant.
Gruppendynamik ist ein sehr interessantes Phänomen. Die Soziologen und Psychologen hätten hier ein reiches Material, falls sie sich die Frage stellten: „Wie kommt es, daß wir in corpore dümmer aussehen, als wir einzeln sind?“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2024 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53061

Volksbegehren gegen das Gendern scheitern z. T. daran, daß die Antragsteller nicht verstanden haben, worum es geht: nicht um das Gendern selbst, sondern um die Einhaltung der Schulorthographie. Darauf weisen die Landesregierungen hin. Es wird ausdrücklich von den Entscheidungen des Rechtschreibrates abhängig gemacht, ob Sternchen usw. zugelassen werden. Das kann schon bei dessen nächster Sitzung der Fall sein, und dann gibt es bis auf weiteres keine Handhabe mehr gegen das Gendern, denn die irrige Grundidee von der "geschlechtergerechten Sprache" teilen ja die Kultusministerien ebenso wie ihr Rechtschreibrat.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.04.2024 um 10.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53060

Die treuherzige Anwendung der Empfehlungen von Genderleitfäden für geschlechtsneutrales Formulieren führt zu einer Infantilisierung der Sprache. Während man normalerweise von Ärzten, Forschern, Experten spricht, tauchen in solcherart umoperierten Texten immer häufiger die »Fachleute« auf. Langzeit-EKGs, so las ich kürzlich, werden in der »ärztlichen Praxis« (= Arztpraxis) von »den Fachleuten« ausgewertet. Gemeint waren die behandelnden Ärzte, darauf muß man erst mal kommen! Auch die »Personen« machen sich in Texten breit, so daß man oft den Eindruck hat, da habe jemand etwas unbeholfen aus dem Englischen übersetzt.

Die Vermeidungsstrategie setzt auch gerne Worterklärungen an die Stelle von Wörtern – Sendung mit der Maus vom Feinsten. Denn kompakte Personenbezeichnungen sind zwar praktisch und üblich, im Kern aber stigmatisierend. Mal lassen sie fälschlich nur an Männer denken, mal reduzieren sie Menschen auf eine bestimmte Eigenschaft, auch das geht gar nicht. Und so werden aus Verkehrsteilnehmern »alle, die am Verkehr teilnehmen«. Alles soll in möglichst kleine Einheiten zerlegt werden, je kleiner, desto unverfänglicher und desto besser. Das Partizip ist dabei nur eine halbherzige Lösung, es ist nicht so gut wie ein Relativsatz, aber allemal besser natürlich als jede maskuline Personenbezeichnung. Unsere Sprache soll auf eine Vorstufe zurückgeführt werden, auf der sich alles irgendwie viel unschuldiger anfühlt. Und so reden die Genderer mit uns wie mit kleinen Kindern (oder wie mit Nichtmuttersprachlern), denen man Wörter und Ausdrücke, die in der entwickelten Erwachsenensprache gang und gäbe sind, mit Synonymen und Umschreibungen näherzubringen versucht. Nur daß es hier nicht darum geht, uns die übliche Redeweise beizubringen, sondern darum, sie uns auszutreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2024 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53059

Ja, es ist zum Auswachsen. Die meisten Journalisten fallen schon auf Begriffe wie „gendersensibel“ und „geschlechtergerecht“ herein, so daß es schwierig ist, weitere Irrtümer wie „Genderverbot“ (in Bayern) richtigzustellen. Das Sprachvolk selbst gendert im allgemeinen nicht (die gelegentliche Erwähnung von weiblichen Personen in der seit je möglichen Doppelnennung hat mit der Gender-Ideologie nichts zu tun), und man kann in der täglichen Sprachpraxis einen impliziten Protest gegen die Ideologie sehen. Aber wie gesagt: Das allgemeinste Interesse hat die geringste Chance, sich durchzusetzen. Das große Wort führen diejenigen, die den Zugang zu den Medien haben, und das sind die Verblendeten. („Verrat der Intellektuellen“ – das trifft es, wie schon bei der Rechtschreibreform, die uns die erste große Verschlechterung der Textqualität beschert hat.)
Das alles ist wirklich mehr als ärgerlich. In der SZ berichten sie jeden Tag über Söders angeblich undemokratischen Eingriff in die Sprache, obwohl der orthographisch-typographische Erlaß nicht über die dem Staat zugestandene Zuständigkeit für die Schulrechtschreibung hinausgeht. Proteste der „Studierendenvertretung“ werden wohlwollend kommentiert. Plötzlich erscheinen diejenigen, die nichts ändern wollen, als rechtfertigungspflichtige Neuerer. Diese Umkehr der Beweislast ist ein großer Erfolg der feministischen Ideologie. Das Unverschämteste ist wie bei der Rechtschreibreform, den Eingriff, der auch wieder von einer kleinen Interessengruppe eingefädelt und durchgesetzt wurde, als natürlichen Sprachwandel auszugeben, den man doch wohl nicht durch „Verbote“ stoppen wollen wird...
Auch wer die Sternchen usw. für nicht gelungen hält, findet die Grundidee richtig und schließt sich der törichten Aufforderung an, „kreativ“ nach besseren Formen einer „geschlechtergerechten“ Sprache zu suchen.
Ich weiß nicht, wie man den Unsinn aufhalten und rückgängig machen kann. Bisher hat die klarste Darlegung der sprachlichen Tatsachen nichts genützt. Wahrscheinlich wird auch auf diese Finsternis ein neuer Morgen folgen, aber ich werde es nicht mehr erleben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.04.2024 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53055

Man liest jetzt überall, in Bayern sei »gendersensible« Sprache verboten worden. Ich finde das sehr ärgerlich. Kann denn niemand mal diesen Irrtum aufklären? Es ist zum Auswachsen. Ich will den Befürwortern des Genderns, ob mit oder ohne Sonderzeichen, nicht per se absprechen, daß sie gern sensibel sein möchten. Aber es ist doch ein Unding, denen, die aus guten und immer wieder ausführlich vorgetragenen Gründen gegen das Gendern sind, einen Mangel an Sensibilität zu unterstellen. Mit Geschlechtsfragen sprachlich sensibel umzugehen heißt für mich, immer dann, wenn das Geschlecht in einem bestimmten Zusammenhang eine Rolle spielt, darüber nicht hinwegzugehen, sondern entsprechend zu formulieren. Mit anderen Worten, man braucht eine Antenne dafür, wann das Geschlecht relevant ist, und sollte dann die jeweils passende Ausdrucksweise wählen. Unterschiedslos jede Personenbezeichnung in jedem Text mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit aufzuladen und dabei Eingriffe in die Grammatik vorzunehmen, die von den allermeisten abgelehnt werden, ist für mich das Gegenteil von Sensibilität, ich würde eher von Holzhammermethode sprechen. Ich frage mich auch, wie eine Sprachform je »inklusiv« sein kann, die die Wünsche und Bedürfnisse der übergroßen Mehrheit der Sprachteilhaber schnöde übergeht. Den wenigen Nichtbinären, die angeblich mit einem Sonder-Zeichen und einer nicht ins Sprachsystem passenden Sprechpause kenntlich gemacht werden wollen, so aber in Wahrheit sicht- und hörbar ausgegrenzt werden, ist damit bestimmt nicht geholfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2024 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53053

Die SZ spricht mit einer Erlanger Kollegin über das Genderverbot (2.4.24). Als Sprachistorikerin weiß sie, wie Sprache sich entwickelt. Daß es beim Gendern ursprünglich um „Respekt“ gegangen sei, kann man bestreiten. Die Sprachwidrigkeit der abgesetzten Suffixe wird nicht klar und deutlich benannt. Zu kurz kommt aber vor allem, daß keine „Sprachpolizei“ geplant ist (wie die Überschrift und auch eine Karikatur am nächsten Tag unterstellen), sondern nur eine Regelung für den Bereich der Schule erlassen wurde (die „Behörden“ und „Hochschulen“ werden immer miterwähnt, wie bei der Rechtschreibung – eine Grauzone, auf die ich hier nicht eingehen will). Und es geht um den orthographischen Teil des Genderns, nicht die Doppelnennung. Das Ganze wirkt haarscharf daneben, entspricht aber der Unklarheit, die Regierung und Sprachvolk teilen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.04.2024 um 13.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53049

(Eventuell soll »Professorinnen« hier auch generisches Femininum sein, wer weiß das schon?)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.04.2024 um 12.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53048

In einem gnadenlos durchgegenderten SPON-Artikel (Akademikerinnen und Akademiker, Akademiker und Akademikerinnen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler usw.) werden an einer Stelle drei Gendervarianten durcheinander gebraucht: »Dabei würde auch die Arbeitgeberseite von längeren Verträgen und mehr Verbindlichkeit profitieren. Professorinnen, Institutsleitungen und Lehrstuhlinhaber schätzen Mitarbeiter, mit denen sie langfristig planen können – ohne dass diese im Kopf schon das nächste Bewerbungsgespräch vorbereiten.« (https://www.spiegel.de/panorama/bildung/wissenschaftszeitvertragsgesetz-so-verliert-man-den-kampf-um-die-kluegsten-koepfe-meinung-a-1c2bef25-1e0f-4484-8bda-f5506c645082)

Daß »Professorinnen« hier schlicht falsch ist, lasse ich mal weg. Das eigentlich Unangenehme an diesem künstlichen Satzgebilde liegt woanders: man spürt, daß die Autorin beflissen eine Empfehlung aus einem Genderleitfaden umgesetzt hat (hoffentlich wenigstens gegen ihr eigenes Sprachgefühl). Danach soll man beim Gendern ja »kreativ« sein, und zu diesem Zweck dürfen gerne auch verschiedene Varianten nebeneinander ausprobiert werden, auch wenn sie sich gegenseitig widersprechen und die Textaussage vernebeln. Variante 1: das alternierende Gendern, das beide Geschlechter sichtbar machen soll; »Professorinnen« sind Frauen, »Lehrstuhlinhaber« angeblich Männer. Variante 2: Institutionalisierung von Personenbezeichnungen zwecks Unsichtbarmachung des Geschlechts; aus Institutsleitern werden so »Institutsleitungen« (in Stellenanzeigen werden jetzt schon Leitungen gesucht, wo nur eine Person gemeint ist!). Variante 3 (eigentlich verpönt): das generische Maskulinum; »Mitarbeiter« kann hier nur geschlechtsneutral verstanden werden.

Jeder normale Leser wird über solche schrägen Konstruktionen stolpern. Und das soll er auch. Ungeteilte Aufmerksamkeit für den Gegenstand, über den geschrieben wird, ist nicht mehr erwünscht angesichts der überragenden gesellschaftlichen Bedeutung des Metathemas Geschlechtergerechtigkeit. Gleichzeitig bekommt das Thema Alter und Generationengerechtigkeit einen immer höheren Stellenwert. Wir sollten beizeiten darüber nachdenken, wie man das im Schriftbild deutlich machen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2024 um 05.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53029

Die Zahl der (sprachwidrigen) „Teilnehmenden der Demonstration“ ist die „Teilnehmerzahl“, immerhin. Der SPIEGEL, dem ich das entnehme, ist nur halb verblödet.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.03.2024 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53020

Ein weiterer Einwand gegen diesen beschämenden Kasten ist die unaufrichtige Begründung der Diskussion übers Gendern (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53018). Im Duden wimmelt es jetzt von Beispielsätzen, die nur noch verständlich sind, wenn man die von der Redaktion gewählte Definition des Stichworts (»männliche Person, die …«) ignoriert und sich sagt, daß hier dann offenbar einer jener Fälle vorliegt, die im Kasten angesprochen werden. Das generische Maskulinum als Ausnahmeerscheinung (»in bestimmten Situationen«) darzustellen ist schon ziemlich unverfroren, zumal wenn die Anwendungsbeispiele im eigenen Wörterbuch die Worterklärungen massenhaft widerlegen und damit das Gegenteil beweisen (ein besonders krasses Beispiel unter http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49082).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2024 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53018

Im Duden online steht unter männlichen Personenbezeichnungen stereotyp der Kasten

„Verwendung der Personenbezeichnung
In bestimmten Situationen wird die maskuline Form (z. B. Arzt, Mieter, Bäcker) gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen. Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere. Deswegen wird seit einiger Zeit über sprachliche Alternativen diskutiert.“

In den Einträgen selbst wird aber so getan, als sei die erwähnte Diskussion abgeschlossen und zu einem bestimmten Ergebnis gelangt. Unter „Bauer“ heißt es zum Beispiel: „männliche Person, die berufsmäßig Landwirtschaft betreibt; Landwirt“. Das ist objektiv falsch. Und erst recht falsch wäre die Deutung bei dem angeführten Beispielsatz: „sie holt bei einem Bauern frische Eier“. Das hat niemals bedeutet und wird niemals bedeuten, daß „sie“ (warum holt nicht „er“ mal die Eier?) die Eier bei einem männlichen Landwirt holt. (Übrigens ist die Bäuerin für die Hühner zuständig, oft die Altbäuerin, die sich auch um den Garten kümmert. Das wissen die jungen Damen bei Dudens nicht.)
„Duden“ war einmal eine ansehnliche Marke, und der Verlag leistet sich eine wissenschaftlich ausgebildete Redaktion. Mein Freund Günther Drosdowski, ein Germanist mit sprachhistorischer Ausbildung, war über 20 Jahre lang deren Leiter. Das ist lange her.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.03.2024 um 08.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53016

Fünf Historiker, drei Männer und zwei Frauen, haben ihrer SPD einen Brief zu deren Ukrainepolitik geschrieben. Interessant ist wieder, wie die Medien mit der Geschlechterfrage umgehen. Fast durchgängig wird zur Bezeichnung der fünf Verfasser das geschlechtsneutrale Maskulinum verwendet: Historiker, Wissenschaftler, Professoren, Autoren, Sozialdemokraten. Das gilt auch für den
Artikel auf tagesschau.de (https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/spd-ukraine-100.html), wobei der einmal von Professorinnen und Professoren spricht und an einer anderen Stelle erwähnt, daß es sich um drei Historiker und zwei Historikerinnen handelt. So kann man es machen, meine ich. Wer das Geschlecht der Handelnden hier interessant findet, bekommt die Information geliefert, ohne daß die anderen unzumutbar belästigt werden. Der Text bleibt nicht nur dank der fast vollständigen Vermeidung sperriger Konstruktionen erfaßbar, sondern erlaubt den Lesern auch, dem Gedankengang zu folgen, ohne in jedem zweiten Satz auf ein Nebengleis geführt (oder besser entführt) zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2024 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53014

Eine Studie von 1953, die an der Johns Hopkins University durchgeführt wurde, war eine der ersten, die den Daumen eines Anhalters/einer Anhalterin analysierte. In dieser Studie wurde festgestellt, dass 24,7 Prozent der Weißen und 35,6 Prozent der Schwarzen in den Vereinigten Staaten an dieser Krankheit litten.

Die Studie hat also gar nicht „den Daumen eines Anhalters/einer Anhalterin“ untersucht, sondern den pathologischen Anhalterdaumen (hitchhiker’s thumb) bei Menschen verschiedenen Geschlechts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2024 um 19.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53013

Der BUND lädt mich ein, Moorschnuckenpat*in zu werden. (Gibt es eigentlich keine Moorschnucker? Die sollen sich wohl mitgemeint fühlen.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.03.2024 um 09.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53012

Allerdings ist den Genderfreunden der Gedanke, daß das Geschlecht in irgendeinem Zusammenhang eine irrelevante Größe sein könnte, fremd, allein schon weil es gilt, jene jahrhundertelange Ungerechtigkeit halbwegs wiedergutzumachen. Viele würden entgegnen, daß das Geschlecht nur bei unbelebten Objekten wie dem berühmten Salzstreuer oder eben bei Institutionen wie Arbeitgeber keine Rolle spielt, weil es sich dabei nicht um natürliche Personen handelt. (Einige indes würden selbst in diesen Fällen von der magischen Wirkkraft des grammatischen Geschlechts fabulieren.)

Esslingers Beitrag krankt daran, daß er sich die Prämisse der Genderbefürworter, daß sich dringend etwas ändern müsse, zu eigen macht, um sich sodann zu erbieten, die verhärteten Fronten mit einer vermeintlich frischen Idee aufzubrechen. Er ist so begeistert von seinem »möglicherweise verwegenen« Gedanken, »das Thema nicht moralisch, sondern pragmatisch anzugehen«, daß er gar nicht bemerkt, daß fundierte Genderkritik im Kern nicht moralisch argumentiert, sondern sprachwissenschaftlich. Die Abwehr moralischer Argumente ist selbst kein moralischer Ansatz. Sich über die pragmatische Umsetzung eines als richtig erkannten Standpunkts Gedanken zu machen setzt voraus, daß man sich über die Richtigkeit des Standpunkts geeinigt hat. Diesen entscheidenden Schritt überspringt Esslinger, und damit ist er leider nicht allein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2024 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53010

In der SZ vom 28.3.24 kommentiert Detlef Esslinger die Genderdebatte und macht sich für nichtbinäre Personen stark, allerdings ohne zu fragen, wie viele davon sich der Klage einiger Aktivisten gegen das angeblich von Männern dominierte Deutsche anschließen. Jahrhundertelang hätten sich Frauen und Diverse mit dem generischen Maskulinum abfinden müssen, als bloß mitgemeint usw.

Seine Vorschläge:
1. Partizipen („Beschäftigte“, „Reisende“)
2. Wortbildung („Redepult“ statt „Rednerpult“)
3. Verbale Umschreibungen („alle, die vermieten“ statt „Vermieter“)
4. Generisches Maskulinum bei juristischen Personen („Arbeitgeber“)

Das alles ist natürlich nicht so neu, wie der Verfasser meint, sondern genau das, was in unzähligen Ratgebern empfohlen wird. Der sehr umfassende Umbau des Deutschen, der aus der gleichzeitigen Anwendung folgt, ist ja gerade der Grund der Kritik; das wird durch die Kaprizierung der bayerischen Politik auf die Sonderzeichen etwas verschleiert.
Auf die linguistische Unbedarftheit des Ganzen brauche ich nicht noch einmal einzugehen. Der Kommentar ist nur als Beleg der naiven Sprachauffassung interessant. Man könnte noch auf den vierten Vorschlag eingehen, der ja darauf hinausläuft, daß dort, wo es auf das Geschlecht nicht ankommt, das Maskulinum steht; es ist also tatsächlich generisch. Q. e. d.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.03.2024 um 17.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53009

In der Tagesschau ist es schon seit längerem üblich, Doppelnennungen zu sprechen, aber das generische Maskulinum zu schreiben.

Zum Beispiel heute 17 Uhr sagte der Sprecher
"Zeitverträge für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler",
dazu als Text eingeblendet erschien aber der Titel
"Zeitverträge für junge Wissenschaftler".
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.03.2024 um 13.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53008

Sollten Sie eine Stelle bei den Gesundheitszentren Nordschwarzwald suchen, dann lesen Sie doch mal, was Sie dort erwartet:

Wir suchen jederzeit engagierte und motivierte Mitarbeiter:innen, die sich von ganzem Herzen für die Belange unserer Rehabilitand:innen und Besucher:innen einsetzen. In unseren SRH Gesundheitszentren Nordschwarzwald in Dobel, Bad Herrenalb und Waldbronn arbeiten viele Menschen - mit einem gemeinsamen Ziel: Unsere Rehabilitand:innen sollen gesund werden! Dafür setzen sich unsere Mitarbeiter:innen in verschiedenen Fachbereichen dafür [sic] ein. Ob in der Medizin, Verwaltung, Service, Küche, Technik oder Hauswirtschaft - jeder Mitarbeiter:in [!] trägt zur Genesung unserer Rehabilitand:innen bei.
(https://www.gesundheitszentren-nordschwarzwald.de/karriere/)

Wie spricht man Rehabilitand:innen aus? Wenn man den Glottisschlag mitspricht, und das soll man ja, dann: Rehabilitant + Pause + innen. Das ist vielen aber zu kompliziert, also wird daraus: Rehabilitandinnen oder Rehabilitantinnen. Worin besteht jetzt der Fortschritt gegenüber der geschlechtsneutralen Form Rehabilitanden? Müssen Stellenbewerber irgendwie davor gewarnt werden, daß sie in diesem Rehazentrum Frauen, Männer und – ach Gott, ach Gott! – vielleicht sogar Diverse antreffen werden?

Jeder Mitarbeiter:in hat auch was, vor allem in der gesprochenen Form: jeder Mitarbeiterin.

Der Wunsch, die Patienten gesund zu machen, mag ernst gemeint sein. Kein Zweifel besteht am Wunsch der Leitung, auf der neuesten Welle mitzureiten, um ja nicht als hinter(schwarz)wäldlerisch zu gelten. Man kann nur hoffen, daß es dort so ist wie überall, nämlich daß die Texte auf der Website nichts mit der Sprache zu tun haben, die im Klinikalltag, also im richtigen Leben, gesprochen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2024 um 15.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53006

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49376

Auch die GEW hat sich der Sache angenommen:

Es gibt viele Kinderlieder, die weder im positiven noch im negativen Sinn Bezug zu vielfaltsbezogenen Inhalten haben. Manche Kinderlieder oder -reime offenbaren jedoch bei kritischer Betrachtung abwertende Inhalte über Geschlechtszugehörigkeiten, Religionen, Familienkulturen, Aussehen oder weitere Vielfaltsaspekte. Beispiele sind etwa das bekannte "Drei Chinesen mit dem Kontrabass" oder "Eine kleine Dickmadam fuhr mal mit der Eisenbahn".
In der neuen Ausgabe von „KiDs aktuell - Kinderlieder für alle!“ macht die Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung mit Fallbeispielen aus der Praxis aufmerksam auf die versteckten Botschaften einiger gängiger Kinderlieder und gibt Tipps für Alternativen.

(https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/kinderlieder-vorurteilsbewusst-betrachten)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.03.2024 um 08.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53002

Zur ständigen Belehrung darüber, daß die Menschheit aus Männern und Frauen besteht, kommt der Auftritt der Autoren, denen man dabei zusehen soll, wie sie sich als Schafsköpfe in Szene setzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2024 um 08.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53001

In einem geschichtlichen Rückblick schreibt die SZ:

„Unverheiratete Frauen wurden in Deutschland mit dem verniedlichenden ‚Fräulein‘ angesprochen, ungeachtet ihres Alters. (...) Nicht verheiratet – keine vollwertige Frau also, diese Annahme schien weithin zu gelten.“ Usw.
Eine schöne Illustration zur ebenso naiven wie schädlichen Sprachdeuterei ohne Rücksicht auf den wirklichen Gebrauch, genau wie von McWhorter kritisiert. Habe ich, als ich mich um die überaus anziehende Studentin „Fräulein K.“ bemühte (mit dieser Anrede, sie erinnert sich noch genau daran und erwartete damals nichts anderes), in ihr „keine vollwertige Frau gesehen“ und sie „verniedlicht“? Aber so fragt man heute nicht, sondern begnügt sich mit der plattesten Deutung des Diminutivs.
Die Verhältnisse haben sich geändert, aber nicht weil meine Töchter mit 16 von den Lehrern als „Frau Ickler“ angeredet wurden. (Mich haben sie, wie damals auch unter Schülern üblich, einfach „Ickler“ genannt und in der Oberstufe gesiezt. Ich habe noch im Ohr, wie mein Lieblingslehrer wieder mal ausrief: „Ickler, Sie Untier!“ Wir waren nach dem Abitur noch jahrelang befreundet, bevor er leider viel zu früh verstarb. Ich erzähle davon, weil der Umgang damals weder steif noch respektlos war, auch wenn das die Vorstellungskraft heutiger Spatzenhirne übersteigt.)
Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1135#14447 ff.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2024 um 04.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#53000

Daß eine solche gedankenlose Verunstaltung der Sprache zur Gleichstellung der Frauen beitragen könne, glaubt wohl niemand. Warum tun es so viele Leute trotzdem? Mir fallen nur wenig schmeichelhafte Erklärungen ein.
Den Irrglauben dahinter hat John McWhorter in vielen Veröffentlichungen und Vorträgen bloßgelegt, z. B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=YLUvKhGUfMw. (Die skurrilen Untertitel gehören zu einem anderen Thema.)
Zu seinem neuesten Buch schreiben übrigens Amazon-Rezensenten, die es ausnahmsweise wirklich gelesen haben (oder es wenigstens versucht haben), daß die deutsche Übersetzerin es gegen den Geist des Verfassers bis zur Unlesbarkeit gegendert hat. Wenn man sich daraufhin die Leseproben der englischen und der deutschen Fassung ansieht, stellt man fest, daß die „Übersetzerin“ nicht nur gegendert, sondern auch die deutsche Politische Korrektheit auf McWhorters ureigenem Gebiet durchgesetzt hat. Weder die „Schwarzen Menschen“ noch die Vermeidung des Wortes „Rasse“ (das sie durch „Race“ ersetzt), haben einen Entsprechung im Original und widersprechen ihm geradezu. Die Maxime scheint zu sein: Jeder Satz ein Tritt in den Hintern des Lesers! Was denkt sich der Verlag (Hoffmann und Campe) dabei?

Man sollte den Unmut nicht unterschätzen, den diese Mode erzeugt. Niemand wird je genauer sagen können, was sie zur Radikalisierung der Menschen beiträgt, die immer mehr dazu bereit sein könnten, diesen erstickenden Ungeist eines Tages gewaltsam wegzufegen. Ich könnte es nachfühlen, so friedfertig ich sonst eigentlich bin. Zu meiner Wut kommt ein Bedauern darüber, daß auch politische Anliegen, die ich eigentlich richtig finde, durch die törichte Sprachverhunzung in eine falsche Ecke gezogen werden, in die ich niemals folgen werde.
Wenn man schon älter ist, erinnert man sich noch an die Herkunft der Anschläge auf die deutsche Sprache (Rechtschreibreform, Gendern, Political correctness) und an die winzigen Gruppen, die sie vorangetrieben haben. Sie mögen längst gestorben oder über alle Berge sein – mit der Hinterlassenschaft haben noch Generationen zu kämpfen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.03.2024 um 23.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52999

Die Behandlung chronischer Wunden erfolgt durch eine Ärztin oder einen Arzt. Sie oder er kann die Aufgaben auch an anderes Gesundheitspersonal übertragen. So etwa an eine Wundmanagerin oder einen Wundmanager. Das ist eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin oder ein diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger mit spezieller Ausbildung zur Versorgung von Wunden.

(https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/verletzungen/wunden-wundheilung.html#wie-erfolgt-die-behandlung-chronischer-wunden)

Ich halte diesen Text für einen Skandal. Wer krank oder verletzt ist und sich im Internet einen ersten Überblick über Symptome, Gefahren, Behandlungsmöglichkeiten usw. verschaffen möchte, will mit Sicherheit nicht in jedem Satz (!) daran erinnert werden, daß die Menschheit aus Männern und Frauen besteht. Die Autoren eines Gesundheitsportals sollten wissen, daß sie für Menschen schreiben, die oft schon am Boden liegen. Die brauchen nicht auch noch volkserzieherische Fußtritte! Wo bleibt da die »Empathie«, die sonst so gern beschworen wird, die »Achtsamkeit« gegenüber seinen Mitmenschen, zumal den »vulnerablen«?

Bei mir kommt der Text so an – und soll wohl auch so ankommen:

Die Behandlung chronischer Wunden erfolgt durch eine Frau, die den Arztberuf ausübt, oder einen Mann, der den Arztberuf ausübt. Diese Frau oder dieser Mann kann die Aufgaben auch an andere im Gesundheitsbereich tätige Personen (also nicht nur Personen männlichen Geschlechts) übertragen. So etwa an eine Frau, die Wundmanagement durchführt, oder einen Mann, der Wundmanagement durchführt. Das ist eine Frau mit Gesundheits- und Krankenpflegediplom oder ein Mann mit Gesundheits- und Krankenpflegediplom mit spezieller Ausbildung zur Versorgung von Wunden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2024 um 03.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52996

Da aus den Regeln der deutschen Grammatik nicht herzuleiten íst, was -Innen oder -:innen bedeuten soll, nämlich alle erdenklichen Geschlechter bzw. sexuellen Präferenzen, könnte man ebensogut vereinbaren, daß das Maskulinum all dies bedeutet (was es in Wirklichkeit schon tut und immer getan hat). Das wäre doch die naheliegende und einfachste Lösung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2024 um 03.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52995

Ich kann es mir leicht machen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Glottaler_Plosiv#Glottisschlag_in_gendergerechter_Sprache

https://de.wikipedia.org/wiki/Gender-Pause#Kritik (Dort besonders das Zitat von Stefanowitsch.)
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 22.03.2024 um 21.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52993

"Daß Suffixe nicht durch ein Wortgrenzensignal vom Stamm getrennt werden können, wird so jemand nach 13 Jahren vergeblichem Deutschunterricht wohl nie verstehen."
Könnten Sie dieses Argument bitte einmal ausführen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2024 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52992

Ein gebildeter Römer wie Caesar wußte zwar nichts von Differentialrechnung und DNS, aber von Sprache verstand er mehr als ein heutiger Abiturient und hätte sich geschämt, solche Dummheiten zu Papyrus zu bringen oder gar hervorzurülpsen wie unsere Journalisten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2024 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52991

Die Kommentare zum halbherzigen Genderverbot gehen durchweg am Kern vorbei, alle halten sie eine geschlechtergerechte Sprache für möglich und geboten. Eine Journalistin der SZ behauptet: „Viele Jugendliche und Studierende sprechen den Glottisschlag – also die kleine Pause innerhalb eines gegenderten Wortes – selbstverständlich mit.“ (21.3.24) Wirklich? Daß Suffixe nicht durch ein Wortgrenzensignal vom Stamm getrennt werden können, wird so jemand nach 13 Jahren vergeblichem Deutschunterricht wohl nie verstehen.
Einige „Studierendenvertretungen“ hätten in einem offenen Brief an den Wissenschaftsminister gefragt, ob wir denn keine dringlicheren Probleme hätten. Das kennen wir von der Rechtschreibreform, nachdem sie mit dem Hinweis auf ihre Dringlichkeit verordnet worden war.

Es ist alles so unsäglich dumm, daß man gar nicht weiß, wo man mit der Aufklärung anfangen soll.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.03.2024 um 22.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52987

Es protestiert ja auch ein »breites Bündnis aus Gewerkschaften und Verbänden« gegen das Genderverbot. Logisch. Wenn man einmal auf den Zug der Sichtbarmacher aufgesprungen ist, muß man es als demütigend empfinden, wenn der Zug plötzlich auf freier Strecke gestoppt wird. Man darf das aber nicht mit der Meinung der Mitglieder verwechseln. Das gilt besonders für die wenigen Gewerkschaften, die im Februar den offenen Brief an die Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag unterschrieben haben (https://www.gew-bayern.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=142468&token=0a2ea7a29713800504396aa956399284f19b01fd&sdownload=&n=2024-02-07-Offener-Brief-Gegen-das-Genderverbot.pdf). Bei den meisten der 53 Unterstützer handelt es sich nicht, wie der Ausdruck »breites Bündnis« suggeriert, um Verbände aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, sondern um eine sehr schmale Sparte mehr oder weniger kleiner Interessenvertretungen oder sonstwie einschlägig aktiver Stellen, darunter etwa die queere Sektion des Deutschen Alpenvereins, Kunterbunt Amberg e.V., die Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien München, das Referat Queer:feminismus an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und das Promotionskolleg für Intersektionalitätsstudien (PKIS) an der Universität Bayreuth. Daß die über das Genderverbot nicht glücklich sind, ist klar.

Die Gewerkschaften aber täten gut daran, sich ehrlich zu machen. Sie sollten einmal den ernsthaften Versuch unternehmen, die Ansichten ihrer Mitglieder zu erforschen, und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Sie würden dabei vermutlich feststellen, daß die allermeisten just in der einseitigen Propagierung einer keineswegs aus reiner Menschenliebe in die Welt gepreßten Sondersprache eine Bevormundung sehen. Viele werden auch ein Verbot nicht für der Weisheit letzten Schluß halten. Aber das wäre nur ein Grund mehr, über den richtigen Umgang mit dem Thema »geschlechtliche und sexuelle Identität« an Schulen nachzudenken, statt sich blauäugig oder opportunistisch auf die Seite derer zu schlagen, die mit der Brechstange eine ungrammatische Sprache einführen wollen, die selbst in der Gruppe der Betroffenen auf viel Skepsis stößt.

Überhaupt finde ich es höchst befremdlich, daß der Sprache bei diesem Thema (und bei anderen Themen) eine derart überragende Bedeutung beigemessen wird. In dem offenen Brief heißt es allen Ernstes:

»Bayerns Schulen sollten ein Schutzraum, ein Ort der Wertschätzung und Akzeptanz für alle Kinder und Jugendliche sein, unabhängig von ihrer geschlechtlichen und sexuellen Identität. Queeren
Jugendlichen fehlt es in unseren Bildungseinrichtungen immer noch vielfach an Anlaufstellen und
Vorbildern. Um ihnen ein Gefühl der Gleichwertigkeit und Akzeptanz zu vermitteln, brauchen wir
mehr queere Sichtbarkeit in unseren Schulen. Ein staatlich verordnetes Genderverbot in bayerischen
Schulen macht jedoch alle Bemühungen in diese Richtung zunichte. Es macht die Lebensrealitäten
und vielfältigen Identitäten queerer Schüler*innen und auch der queeren Beschäftigten an unseren
Schulen unsichtbar, schließt sie aus und vermittelt ihnen das Gefühl, an bayerischen Schulen nicht
willkommen zu sein.«

Wenn die Verfasser und Unterstützer des Briefs tatsächlich meinen, alle ihre Bemühungen zur Förderung von Akzeptanz und Sichtbarkeit würden durch den Verzicht auf die Sonderzeichen zunichtegemacht, stellen sie sich selbst ein verheerendes Zeugnis aus. Wie kann man sich nur so verrennen und an der Sache vorbeiargumentieren? Wieso werden Lebensrealitäten von queeren Schülern unsichtbar, wenn man auf eine bestimmte Sonderschreibung verzichtet? Brauchen wir diskriminierende Wortbilder, um irgendwen sichtbar zu machen? Den Mangel an Anlaufstellen und Vorbildern kann man doch nicht mit Sonderzeichen beheben!

Jeder kann und soll von seinem Leben, seiner Identität usw. erzählen, gerade auch in der Schule, wo das allerdings nicht immer leicht ist, übrigens für alle, nicht nur für die hier gemeinte Gruppe. Wer das fördern will, dem stehen dafür unzählige Möglichkeiten zur Verfügung. Dazu braucht man keine neue Fachsprache zu erfinden. Unsere Allgemeinsprache bietet alles, was man dazu benötigt. Mehr noch, ich glaube, daß man viel leichter und unbefangener über solche Themen sprechen könnte, wenn man sich endlich darauf verständigte, die genderneutralen Formen, die uns im Deutschen ja zur Verfügung stehen, auch an Schulen wieder zu benutzen. Denn »Schüler« – anders übrigens als »Schülerinnen und Schüler« – ist wahrhaft geschlechts- und geschlechtsidentitätsneutral und kann deshalb niemanden ausschließen. Man müßte nur den Mut haben, zu dieser einfachen Lösung zurückzukehren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2024 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52982

Bundesschülerkonferenz sieht Verbot von Gendern als "Bevormundung" (ZEIT 20.3.24)

Sollte die Forderung nach mehr Deutschunterricht doch nicht verkehrt sein? Richtiges Deutsch als Bevormundung?

Man sieht hier auch wieder das Problem mit den Verbandssprechern, die tatsächlich riesige Populationen bevormunden. Welche Schüler interessieren sich schon für die Bundesschülerkonferenz? Wer kennt den Bundessprecher? Wir haben noch Klassensprecher gewählt. Schon der Schulsprecher war ziemlich entrückt. Einen Bundesschülersprecher gab es damals noch nicht. Die Regierungen lieben und fördern solche schwach legitimierten Interessenvertreter, weil sie dann einen „Ansprechpartner“ haben und sich gegebenenfalls neue Legitimation verschaffen können. So damals bei der Rechtschreibreform, für deren schnelle Durchsetzung sich die von den Schulbuchverlagen bearbeiteten Landesschülervertreter einsetzten. Man denke auch an türkische Verbände, die als muslimische Ansprechpartner geschätzt werden, wenn es nun schon mal keine muslimischen Kirchen gibt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.03.2024 um 00.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52976

Politiker und Funktionäre, die gefragt werden, warum sie nicht »gendern« (= Genderlücken sprechen), reden sich gern darauf heraus, daß sie sich an »den Duden« halten. So spricht Angela Merkel. Und auch Klaus Weselsky spricht so, wobei er lustigerweise noch hinzufügt: »Bei mir wird nicht gegendert«, um dann festzuhalten, daß er »Eisenbahnerinnen und Eisenbahner« sagt. Söder ist bekanntlich auch gegen das »Gendern« und findet nichts dabei, Sätze zu sagen wie »Jede und jeder darf Sprache verwenden, wie sie und er will«.

Politiker, die gegen das Lückengendern etwas tun wollen, berufen sich meist auf die geltenden Rechtschreibregeln. Mal wird der Duden dazu herangezogen, mal der Rat für deutsche Rechtschreibung, Friedrich Merz bezog sich gar auf einen »Rat für deutsche Sprache« (geschenkt). Die Hamburger Volksinitiative »Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung« fordert explizit die Einhaltung der Regeln des Rats für deutsche Rechtschreibung. Ich habe das immer für eine hochriskante Strategie gehalten, weil man sich damit von einer Institution abhängig macht, die ihre Empfehlungen jederzeit revidieren kann, auch dann, wenn die inhaltlichen und grammatischen Argumente gegen das Sonderzeichengendern unverändert überzeugen. Inzwischen zeichnet sich ein solcher Schwenk unübersehbar ab. Da hilft es auch nichts, wenn der Rat richtigerweise darauf hinweist, daß er eigentlich gar nicht zuständig ist.

Daß der Rechtschreibrat eine stumpfe Waffe ist, hat man nun wohl auch in Bayern erkannt. Dort baut man schon vor. Während Innenminister Herrmann im Dezember noch sagte: »Unsere staatlichen Behörden haben sich an die amtlichen Rechtschreibregeln zu halten. Das gibt die von der Staatsregierung erlassene ‘Allgemeine Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern’ verpflichtend vor« (https://www.stmi.bayern.de/med/pressemitteilungen/pressearchiv/2023/418/index.php), betont er jetzt, die gestern beschlossene Ergänzung ebenjener Geschäftsordnung zwecks Verbots von Wortbinnenzeichen »gelte unabhängig von etwaigen künftigen Entscheidungen des Rates für deutsche Rechtschreibung« (https://www.stmi.bayern.de/med/pressemitteilungen/pressearchiv/2024/87/index.php). Hört, hört!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2024 um 19.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52975

"Bayern verbietet Gendersprache in Schulen, Hochschulen und Behörden
Das Kabinett in München hat eine Änderung der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats beschlossen. Demnach seien mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen unzulässig, hieß es. Lehrkräfte müssten sich daran halten, sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU)."

Die Motive lasse ich mal beiseite, die sind bei einem Ministerpräsidenten mit Neigung zu Kreuzzügen nicht über jeden Zweifel erhaben. Aber immerhin!

Wenn der Staat den Schulen eine neue Rechtschreibung verordnen kann, dann kann er auch das Gendern verbieten. Die Mehrheit des Sprachvolks hat er diesmal auf seiner Seite, und die Wissenschaft natürlich auch.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.03.2024 um 00.30 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52958

Die vergeigte Paarformel zieht sich ja durch. Z.B.
tagesschau24, 03.02.2024 15:00 Uhr, Viktoria Kleber vom RBB, zur Großdemonstration gegen Rechtsextremismus in Berlin:
"... aber wenn man sich mal die Demonstrierenden und Demonstrierenden ansieht ..."
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.03.2024 um 21.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52957

Hundertprozentig kann man bei Scholz selten was raushören. »Bürgerinnen und Bürgern« wird bei ihm ja fast immer zu »Bürgernn und Bürgern«, die erste Endung spricht er minimal länger als die zweite (siehe auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47121). Wenn er also »Abgeordnetnn und Abgeordnetn« sagt – wenn er sich auch auf halber Strecke verhaspelt –, kommt das bei mir als »Abgeordnetinnen und Abgeordneten« an. Es besteht wohl kein Zweifel, wie dieser Lapsus zu erklären ist: er ist Folge der völlig mechanisierten Produktion der Paarform.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 14.03.2024 um 20.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52956

Taurus-Streit: Kanzler Scholz stellt sich den Fragen der Abgeordneten – LIVE (ZDF)

https://www.youtube.com/watch?v=mlcxyLk0PYY

Ab 35:06 kommt wohl das fragliche Zitat. Auch nach zehnmal Hören, normal und verlangsamt, kann ich mit meinen alten Ohren nicht hundertprozentig "Abgeordnetinnen" raushören, nur den angefangenen und abgebrochenen, hier falschen "Doppel-Wumms".

Scholz "gendert" öfters einfach durch Doppelung der männlichen Form.

Gender-Profi Olaf Scholz | heute-show #shorts:

https://www.youtube.com/watch?v=FOfFXt4Jdec
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.03.2024 um 02.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52953

»Jeder Republikaner oder Republikanerin, der oder die das unterzeichnet, sollte sich schämen, sagte Trump bei Fox«, liest man auf tagesschau.de (13.3.24). (Es geht um das Gesetz, mit dem unter anderem weitere Gelder für die Ukraine bereitgestellt werden sollen.) Gerade bei Singularkonstruktionen sträubt sich unsere Grammatik gegen das Gendern, und zwar sowohl gegen das Sonderzeichen- als auch gegen das Paarformelgendern. Deshalb geht es so oft in die Hose, wie man auch hier wieder sieht. Man sollte es einfach lassen.

Nebenbei: Gesetzesvorlagen im Repräsentantenhaus werden von den Abgeordneten nicht »unterzeichnet« (https://www.house.gov/the-house-explained/the-legislative-process/house-floor). Man kann im Deutschen einen Standpunkt, den man teilt, »unterschreiben«, aber »unterzeichnen« wird normalerweise nicht in diesem übertragenen Sinne gebraucht. Ich nehme an, hier steckt das amerikanische »sign off (on ...)« dahinter.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.03.2024 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52952

Bundeskanzler Scholz vorhin im Bundestag: »die Abgeordnetinnen und Abgeordneten«. Er hat es noch bemerkt und etwas gestockt, aber gesagt hat er es. Scholz gehört zu den beharrlichsten Doppelmopplern in der Politik und steht inzwischen sogar Gysi in dieser Hinsicht in nichts mehr nach.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.03.2024 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52951

Kann aber auch Gedankenlosigkeit sein, ein Flüchtigkeitsfehler, was für mangelnde Sorgfalt spräche. Es scheint nicht unüblich zu sein, daß der Autor eines Artikels den Vorspann nicht selbst verfaßt oder zu sehen bekommt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.03.2024 um 11.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52949

Das glaube ich auch, andererseits kann ich mir kaum vorstellen, daß die das bei der FAZ selbst nicht merken. Dieser Quark gehört wohl mittlerweile schon zum guten Ton, Hauptsache sie zeigen, daß "Gendergerechtigkeit" über alles geht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.03.2024 um 09.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52948

Sein eigensinniger Western „Out of Rosenheim“ machte ihn weltberühmt, seine Heldinnen waren fast immer weiblich. Und seine Filme sollten wie Gedichte sein. Jetzt ist der Filmregisseur Percy Adlon gestorben.

So lautet der Vorspann zu einem am 12. März in der Online-Ausgabe der FAZ veröffentlichten Artikel von Claudius Seidl. In der E-Paper-Ausgabe vom 13. März lautet der Vorspann: Percy Adlon, Münchner Regisseur mit universalem Anspruch und Schöpfer von „Out of Rosenheim“, ist gestorben. Ich vermute, daß der Vorspann in der Online-Ausgabe nicht von Seidl stammt.
 
 

Kommentar von H.-J. Martin, verfaßt am 12.03.2024 um 13.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52945

Jemand schrieb sinngemäß zum "Gendern", das Gute daran sei, daß man es ja nicht zu lesen brauche. Wenn es nur so wäre! Zum einen muß man es ja immer wieder hören, bevor man den Ausschaltknopf des Radios (bzw. dessen Fernbedienung) erreicht hat, zum anderen reiben es einem z.B. Behördenschreiben in die Augen. Am ehesten kann man es in privaten eMails eindämmen:

Damit ist allerdings keine Streitkorrespondenz über den Sinn und Unsinn des "Genderns" gemeint, da sich Anhänger alternativer politischer Sprachkorrektheit gegen sprachwissenschaftliche Argumente als immun erweisen. Eine Antwort eines Parteifunktionärs lautete: "Weder planen wir, irgendjemanden zu zwingen es auch zu tun, noch empfinden wir ein missionarisches Sendungsbewusstsein. Wir machen es einfach. [...] Nehmen sie es wie es ist und stören sich nicht daran." (Mit "sie" war ich gemeint.) So haben vor Jahren auch die Raucher "argumentiert".

Wenn ich eine (oft schon in der Anrede) "gegenderte" eMail lese, höre ich nach den ersten z.B. "lieben Mitstreiter*innen" auf zu lesen, setze an genau diese Stelle einen Hyperlink und schicke die eMail ohne weitere Kommentare als Antwort zurück.

Der Hyperlink verwies zunächst auf einen Text der Linguistin Ewa Trutkowski (<https://www.nzz.ch/feuilleton/gendergerechte-sprache-die-diskussion-ist-politisch-vergiftet-ld.1567211>, 22.07.2020).
Dann habe ich meinen eigenen Text verfaßt:
<http://www.tierkunde.de/nogender.htm>
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.03.2024 um 17.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52929

Ohne die Mitarbeiterinnen wie gewohnt weiter?
Tun sie etwa sonst auch nichts?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.03.2024 um 12.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52927

In der taz zitiert (https://taz.de/Die-Wahrheit/!5576652/):

„Wegen des morgigen Weltfrauentags arbeiten die weiblichen Mitarbeiterinnen des Zeit-Verlags morgen nicht. Der Betrieb läuft wie gewohnt weiter.“

Die männlichen Mitarbeiterinnen finden mal wieder keine Erwähnung.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.03.2024 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52888

Kombinieren Sie die Einnahme von Diclofenac nicht mit der Einnahme von anderen Medikamenten, ohne dass Ihre Ärzt*in Bescheid weiß. […] Teilen Sie Ihrer Ärzt*in alle Medikamente mit, die Sie einnehmen.
(https://www.apotheken.de/medikamente/wirkstoffe/13188-diclofenac)

Da kann man das Sternchen auch gleich weglassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2024 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52887

Wenn man sagt „der Pferd“, sind Stütinnen nur mitgemeint. Oder so ähnlich. Das wollen wir ändern:

„Pferde schlüpfen im Spiel gewissermaßen in verschiedene Rollen. Sie spielen Jäger*in und Gejagte*r und wechseln diese Rollen im Spielverlauf immer wieder mit ihren Spielgefährt*innen. (...) Es ist ein großer Unterschied ob man wirklich aus freien Stücken und fröhlich im Herzen miteinander spielt oder ob der*die eine den*die andere*n bespielt bzw. sich eigentlich hinter dem Begriff „Spiel“ eine Manipulation versteckt.“ (https://rplus.click/wirklich-verspielt-spielgesicht-des-pferdes)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2024 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52886

Unbenommen, aber es ist nicht das, was die Vertreter den Gendertheorie meinen. Es ist ja keine biologische Theorie.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.02.2024 um 22.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52883

Kein Unterschied zwischen biologischem Geschlecht und Geschlechtsleben? Letzteres umfaßt das gesamte sexuelle Verhalten, sexuelle Vorlieben, die Sicht auf den eigenen und auf andere Körper. Das eigene biologische Geschlecht gehört sicherlich zum Geschlechtsleben und beeinflußt es wesentlich, aber ist es dasselbe?
Homo-, Hetero-, Bi-, Transsexualität sind ja wohl keine Geschlechter. In "m/w/d" sehe ich nur das Geschlecht, nicht das sexuelle Verhalten, das bleibt völlig offen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.02.2024 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52872

Meiner Ansicht nach hat Herr Metz recht. Im Hintergrund steht das genannte Gesetz, die einzelnen Firmen sind nicht dafür verantwortlich und würden sich die Komplikation lieber sparen.
Die Unterstellung, eine Technikerin würde sich nicht bewerben, ist heute wohl längst gegenstandslos, sie stammt wie das ganze Gendern aus einer ideologischen Ecke. Ich sehe davon ab, daß Arbeitgeber, wenn sie einen Mann suchen, natürlich einen Weg finden werden, ihn auch zu finden.

Zu Herrn Riemer: "d" ist keineswegs dasselbe wie Nichtnennung, sondern eine ebensolche Offenlegung wie "m" und "w". Zwischen dem biologischen Geschlecht und dem "Geschlechtsleben" sehe ich keinen Unterschied. – Die katholische Kirche erkennt laut KKK die Existenz Homosexueller an, verlangt aber von ihnen, ihre widernatürliche Veranlagung nicht auszuleben. Als sei die sogenannte Enthaltsamkeit keine Form des Geschlechtslebens! So naiv wollen wir doch nicht sein.
Die Anatomie und Physiologie (Chromosomen, Hormone) sind ein Teil des Geschlechtslebens – was denn sonst? Außerdem bezieht sich das Gendern nach dem Willen seiner Erfinder ja gerade nicht auf das biologische Geschlecht.

Das "Streiflicht" der SZ bemerkte gestern sehr witzig, es gebe mindestens neun Geschlechter und in Berlin noch drei mehr...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.02.2024 um 21.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52871

Ich sehe auch viele Zeitungssuchanzeigen "Reinigungskraft (m/w/d)", z. B. im Wochenblatt Mannheim, als ob mit irgendwelchen Arbeitskräften schon einmal nur Frauen gemeint gewesen wären.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.02.2024 um 18.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52870

Erst einmal sollten wir klären, ob "m/w/d" tatsächlich das Geschlechtsleben thematisiert, oder ob es, wie ich meine, nur eine Angabe zum persönlichen Geschlecht ist, und zwar dem biologischen.

Natürlich ist auch die genaue Angabe des biologischen Geschlechts (m/w) bzw. dessen ausdrückliche Nichtangabe (d) nicht überall erforderlich.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.02.2024 um 17.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52869

Nach der Logik des herkömmlichen Sprachgebrauchs ist »Techniker (m/w/d)« nicht falsch, aber überspezifisch. »Mann (m/w/d)« würde wohl auch Genderfreunden nicht einleuchten. Bei »Techniker (m/w/d)« könnten sie argumentieren, sie seien zwar, wegen des »male bias«, grundsätzlich gegen das generische Maskulinum, die ausdrückliche Klarstellung, daß alle Geschlechter willkommen sind, reiche notfalls aber aus, damit sich eben doch alle angesprochen fühlen und niemand ausgegrenzt wird.

Das Dumme ist nur, daß die Formel »m/w/d« längst zur Standardfloskel verkommen ist, die nicht zuletzt dazu dient, Abmahnungen wegen Verstoßes gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz zu vermeiden. Ein solchermaßen erzwungenes Bekenntnis ist im wahren Leben aber völlig wertlos, wenn der Stelleninhaber nicht im Traum daran denkt, den freien Posten mit einer Frau oder jemandem mit nichtbinärer Geschlechtsidentität zu besetzen. Dann wird nämlich ein Mann eingestellt, so einfach ist das.

Wie sinnlos diese Formalität ist, wurde mir noch einmal klar, als ich neulich auf eine Anzeige von Woolworth für ein Orientierungspraktikum stieß. Der ganze Text enthielt keine einzige Personenbezeichnung, sondern bestand aus einer Aneinanderreihung von Sätzen der Art »Du denkst über eine Ausbildung im Einzelhandel nach, bist Dir aber nicht sicher, ob es das Richtige für Dich ist?« Du, Du, Du … keine Spur von Diskriminierung, alles völlig neutral formuliert. Doch überschrieben war die Anzeige mit: »Orientierungspraktikum (*gn)«! Was bitte ist ein geschlechtsneutrales Orientierungspraktikum? Hätte der Anzeigentext ohne diesen Zusatz irgendwen benachteiligt? Warum macht ein Unternehmen so etwas? Mir fallen nur zwei Gründe ein: entweder es will damit eine bestimmte Pose einnehmen, weil es sich davon irgend etwas verspricht; oder es will auf Nummer Sicher gehen, um ja keinen Ärger zu bekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2024 um 14.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52868

Ich lese auf einem Firmenwagen:

Techniker (m/w/d) gesucht

Abgesehen von der Geschmacklosigkeit, auch in so nüchternen Zusammenhängen ständig das Geschlechtsleben der Menschen zu thematisieren, fällt ein pragmatischer Widerspruch auf: Während das Gendern voraussetzt, daß das generische Maskulinum nicht existiert oder nicht mehr funktioniert, macht die Formulierung direkten Gebrauch davon: Techniker könnte nicht als „w“ spezifiziert werden, wenn es nicht zunächst geschlechtsneutral wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2024 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52860

Bei den Germanen wurde die männlichen Vornamen einer Sippe gern durch Stabreim verbunden (Hadubrand, Hildebrand, Heribrand; Gunther, Gernot, Giselher), die weiblichen nicht. Frauen sind austauschbar.

Die Kühe einer Zucht dagegen haben vielerorts alliterierende Namen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2024 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52858

"In den Informationsprogrammen des WDR verwenden wir keinen Gendergap, also nicht Formulierungen wie Bürger_Innen, Bürger:innen oder Bürger*innen. Weder geschrieben noch gesprochen. Wir tun das deshalb nicht, weil wir aus repräsentativen Befragungen wissen, dass eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland diesen Sprachgebrauch nicht möchte. Gerne nutzen wir hingegen Doppelnennungen wie Bürgerinnen und Bürger. Wir machen das aber nicht ständig, denn Sprachfluss und Verständlichkeit sollten darunter nicht leiden." (WDR)

Damit ist der Weg zur Standardsprache frei, denn die Doppelnennung gab es schon immer, das ist mehr eine Frage der Häufigkeit. Allerdings kann der gute Vorsatz jederzeit durch einen Federstrich (etwa Personalwechsel) aufgehoben werden. Was die "Mehrheit der Menschen" will, ist bei einer zwangsfinanzierten Institution gleichgültig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2024 um 08.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52855

„Der Charta der Vielfalt e.V. ist die größte Arbeitgebendeninitiative zur Förderung von Diversity in Unternehmen und Institutionen Deutschlands.“
Aber auch "Arbeitnehmende" können sich einloggen, und man kann die Unterzeichner_innen sehen.
Den alten marxistischen Kalauer, daß die Arbeitnehmer eigentlich ihre Arbeit geben und die Arbeitgeber sie nehmen, hat man außen vor gelassen, wahrscheinlich weil die ganze Sache eben von den Unternehmen ausging und der Gewinnsteigerung dient, was auch die Gewerkschaften kritisieren. (Wie der Gewinn bei den Universitäten aussehen soll, die allesamt unterzeichnet haben – natürlich ohne die Universitätsangehörigen zu fragen –, bleibt unklar.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.02.2024 um 02.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52846

So werden Personen in die Gruppe der Menschen aufgenommen. Das ist doch etwas sehr Schönes.

Übrigens geht das Interview so weiter:

«Person» hat doch etwas sehr Anonymes.

Stimmt, «Mensch» klingt weicher, das [da?] sind wir wohl von Herbert Grönemeyer geprägt.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 25.02.2024 um 01.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52845

https://www.nzz.ch/nzz-am-sonntag/anke-engelke-im-interview-ueber-den-beruf-das-leben-und-die-ehe-ld.1771619

Anke Engelke im Interview:

"Sie haben einmal gesagt, in diesen Momenten böten Sie dem Fan statt eines Fotos ein Gespräch an. Das aber werde eigentlich jedes Mal abgelehnt.

Ja, da gehen die meisten Menschen einfach weiter, und das ist doch ein bisschen entlarvend. Es kann aber auch abgehoben wirken, wenn ich selber mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen und nicht abgeholt werden möchte. Oder wenn ich die Privilegien, die ich habe, ausnutze, etwa wenn ich als Co-Produzentin eines Films sage: «Ich möchte diese Person nicht mehr im Team haben, sie hat sich übergriffig benommen.»

Wieso sagen Sie «Person» und nicht «Mensch»?

Weil bei «Person» der Artikel weiblich ist, und ich so inkludiere."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2024 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52830

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34966

Man erkennt das methodische Problem der nachträglichen Deutung historischer und stammesgeschichtlicher Tatsachen: Auf die Frauen wirkt angeblich der pompöse rhetorisch-histrionische Auftritt der Männer sexuell attraktiv, andererseits aber auch die unterkühlte Sachlichkeit, also die Zurücknahme der Modulation gegenüber dem Stimmumfang bei Kindern und Frauen. Je nachdem, wie es gerade paßt. Ich will damit einen möglichen wahren Kern nicht bestreiten, aber man muß vorsichtig sein.

Die Frauen hatten bekanntlich Orpheus und Elvis zum Fressen gern. Alphamänner eben, von denen sie sich unbewußt guten Nachwuchs versprachen. Andererseits finden sie intelligente Männer attraktiv, die sie und den Nachwuchs gut versorgen würden. Steht übrigens alles schon bei Schopenhauer ("Metaphysik der Geschlechtsliebe").
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2024 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52829

Schönes Beispiel! Man würde, wenn der Name auch noch gegendert wäre, das pedantische Geleier sehr unangenehm finden, durch den Verzicht auf die gefälligen Trochäen. Aber natürlich dementiert man praktisch die Behauptung, das generische Maskulinum sei überholt oder funktioniere nicht mehr. Das gleiche wiederholt sich täglich tausendfach.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.02.2024 um 23.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52828

Spender*innen (2×)
Unterstützer*innen (2×)
Mitarbeiter*innen
Patient*innen (3×)
Entscheidungsträger*innen
Helfer*innen

Ärzte ohne Grenzen (29×) – Hier keine *innen!

Das alles auf einer einzigen Seite von
www.aerzte-ohne-grenzen.de
("Über uns" – Ärzte ohne Grenzen Deutschland)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2024 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52818

Da es sich um Alan Posener handelt, kann ich mit Bestimmtheit sagen, daß er das generische Maskulinum früher nicht vermieden, sondern sehr gutes Deutsch geschrieben hat. (Er hat auch unseren Kampf gegen die Rechtschreibreform unterstützt und mit mir darüber korrespondiert. Meine Frau hat ihn mal interviewt.)
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 20.02.2024 um 15.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52817

https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2024-02/schulabbrecherquote-jugendliche-zahlen-arbeitsmarkt

Schulabbrecherquote: Der Schulabbruch ist nicht das Problem

[...]

"Die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in der EU

Auch wenn jeder Jugendliche ohne Schulabschluss – das generische Maskulinum ist hier besonders angebracht, weil es erheblich mehr Jungen als Mädchen betrifft – einer zu viel ist; auch wenn jede Jugendliche ohne abgeschlossene Berufsausbildung eine zu viel ist"

[...]

Ein Kommentar lautet: ".. hier hat jemand das generische Maskulinum so überhaupt gar nicht verstanden :( .."

Der Autor antwortet: "O doch, und ich vermeide es, wo ich es nur kann, wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist."

In der Tat meidet der Autor das generische Maskulinum und neigt stark zu einem generischen Femininum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2024 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52760

Ich habe viele Bücher zur Evolution gelesen, vor allem Dawkins, aus dem ich ja auch oft zitiere. Die Entwicklung der Lebewesen wurde durch Zweigeschlechtigkeit (Rekombination von Anlagen zweier Geschlechter) vorangetrieben, nicht durch „sexuelle Zwischenstufen“ oder „nicht-binäre sexuelle Orientierungen“, wie man heute sagt. Die kommen in der ganzen Evolutionslehre überhaupt nicht vor. Daraus folgt natürlich nichts für unseren Umgang mit anderen Menschen, aber es ist doch eine biologische Tatsache, die in einem genauen Sinn rechtfertigt, was Biologen (Nüsslein-Volhard und viele andere) sagen: „Es gibt genau zwei Geschlechter.“
Schon Schopenhauer überlegte, wozu die Natur Homosexualität hervorgebracht haben könnte. Die Frage ist wahrscheinlich sinnlos. Es gibt halt verschiedene sexuelle Orientierungen (wie auch Rassen usw.), und alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Das ist eigentlich nicht schwer zu verstehen.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 13.02.2024 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52756

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2024-02/erderwaermung-1-5-grad-grenze-klimawandel-naturkatastrophen

Normaler Text, aber an einer Stelle stolpert man dann doch. Sind jetzt nur Männer oder nur Frauen gemeint ?

"Schätzungen zufolge sind 2022 allein in Europa rund 60.000 Menschen durch Hitze und ihre Folgen gestorben. Mit jedem Grad Erwärmung werden es mehr – im Schnitt 35 pro eine Million Einwohner in Europa (Nature Medicine: Ballester et al., 2023). Bei derzeit rund 543 Millionen EU-Einwohnerinnen ergibt das jeden Sommer fast 20.000 zusätzliche Hitzetote."
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 13.02.2024 um 02.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52752

Zu Herrn Metz (http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1626#52658):

Das lächerliche "bemensen" muß wohl als Ausfluß einer ideologisch begründeten und zunehmend auch behördlich erzwungenen Sprachveränderung angesehen werden, von der leider auch die Niederlande und Belgien nicht verschont bleiben. Immerhin: Van Dale online kennt das Wort nicht, ANW online nur das abgeleitete und nicht weniger komische "bemensing", und auch bei Pons und Langenscheidt ist nichts zu finden. Das Prisma-Wörterbuch ist nur gegen Gebühr zugänglich, und Uitmuntend vermerkt "[politiek correct voor bemannen]". Das ist es wohl. Laut Wiktionary steht das Wort in der Wörterliste der Nederlandse Taalunie – m.E. ein Grund zum Mißtrauen, denn die Sprachbastler in diesem Gremium benötigten die Gesetzgeber in den Niederlanden und Flandern, um 2005/2006 nach vielen Jahren die ungeliebte und oft ignorierte Reformschreibung in Behörden, Schulen und sonstigen mit öffentlichen Mitteln finanzierten Institutionen zwangsweise durchzusetzen (in den Niederlanden sogar per Gesetz!). Ebenfalls laut Wiktionary verstehen immerhin 67% der Niederländer, aber nur 21% der Flamen die Bedeutung des Wortes. Erfolg sieht anders aus.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.02.2024 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52742

Jungen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren, sagt der Pädagoge, bräuchten mehr Lehrer. "Lehrer verstehen die Bedürfnisse von Jungen besser", sagt der 35-Jährige. Doch Männer als Grundschullehrer fehlen.

Dieser Text ist kaum zu verstehen. Warum tauchen im letzten Satz völlig unvermittelt Männer auf? Von ihnen war vorher doch gar nicht die Rede.

Es handelt sich um ein Zitat aus einem Artikel der ZEIT (https://www.zeit.de/karriere/beruf/2016-06/grundschullehrer-maenner-beruf-anteil), das ich an zwei Stellen verändert habe. Das korrekte Zitat lautet:

Jungen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren, sagt der Pädagoge, bräuchten mehr männliche Lehrer. "Männliche Lehrer verstehen die Bedürfnisse von Jungen besser", sagt der 35-Jährige. Doch Männer als Grundschullehrer fehlen.

Wenn die Worterklärung des Dudens unter dem Stichwort »Lehrer« stimmen würde, nämlich »männliche Person, die […]«, wäre der Ausschnitt aus dem Artikel auch in der von mir veränderten Variante auf Anhieb verständlich. Der allgemeine Duden-Hinweis, daß die maskuline Form »in bestimmten Situationen« gebraucht werde, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen, daß es dadurch aber zu Mißverständnissen kommen könne, weshalb man jetzt nach sprachlichen Alternativen zu dieser generischen Verwendung suche, stellt die Verhältnisse auf den Kopf. In Wahrheit geben der Kontext und das Sprachgefühl in fast hundert Prozent der Fälle zuverlässig Aufschluß darüber, ob eine Personenbezeichnung generisch oder spezifisch gemeint ist, und wird nur dort, wo es nötig oder sinnvoll erscheint (das sind die »bestimmten Situationen«!), das Geschlecht explizit kenntlich gemacht. Das weiß man natürlich auch in Mannheim. Hier wird unter Verletzung der Prinzipien einer seriösen Sprachwissenschaft – man könnte auch schärfer formulieren: auf Kosten der wissenschaftlichen Wahrhaftigkeit – ein feministisches Wunschbild gezeichnet und uns als Abbild der Wirklichkeit verkauft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2024 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52727

„Wie Wedemosti weiter berichtete, habe die Bank eine wichtige Stellung für Importeure:innen erreicht...“ (FR 8.2.24)

Sehr originell gegendert.

(Die Auflage der Frankfurter Rundschau ist so gesunken, daß man mit dem Zählen aufgehört hat.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2024 um 07.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52726

Dagmar Lorenz hat schon früh beobachtet, daß vorwiegend positiv bewerteten Menschen die Ehre zuteil wird, gegendert zu werden („Die neue Frauensprache. Über die sprachliche Apartheid der Geschlechter“. Muttersprache 101/1991). Diese Tendenz ist seither immer deutlicher geworden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2024 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52713

Der Rechtschreibrat ist wie sein Vorgänger damit beschäftigt, die Rechtschreibreform zu unterminieren und auf kaltem Wege abzuschaffen, nämlich durch ständige Revision, die nach der Natur der Sache nur auf Rücknahme der neuen Regeln hinauslaufen kann. Irregeleitete Helfer wie Zehetmair waren auch noch stolz darauf, daß ihnen dieser oder jener kleine Schritt zur Verhütung von Schlimmerem gelungen war. Ich habe diese klägliche Veranstaltung aus nächster Nähe beobachtet und, ja, für eine begrenzte Zeit sehr intensiv daran mitgewirkt, nachdem es nicht gelungen war, das Ganze zu kippen.
Dieselben Kräfte, die zuvor auf die Modernisierung der deutschen Rechtschreibung (vor allem die textsemantisch motivierte Kleinschreibung) hingewirkt hatten, werden auch jetzt und in Zukunft in die gleiche Richtung drängen. Allerdings ist es durch die Delegierung der Schreibkompetenz an Maschinen und maschinenhaft funktionierende Dummköpfe schwerer geworden, der Intuition kompetenter Muttersprachler zur Geltung zu verhelfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2024 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52712

Für die Rechtschreibreformer war es ein großer Erfolg, daß die Neuschreibung in die Rechtschreibprüfung der Textverarbeitungen übernommen wurde. Gibt es eigentlich schon Programme, die automatisch gendern oder wenigstens auf die Möglichkeit des Genderns aufmerksam machen? Das wäre im Kampf gegen die deutsche Sprache ein weiterer Etappensieg.

Die Reformschreibung ist ja im wesentlichen nur reaktionär (Heyse + volksschullehrergemäße Großschreibung jeder Einzelne, im Allgemeinen – alles tiefes 19. Jahrhundert), so daß man sie achselzuckend hinnehmen kann. Das Gendern hat ein ganz anderes Kaliber.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2024 um 11.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52711

Argumente helfen gegen das Gendern so wenig wie in anderen Fällen ideologischer Verblendung.
Es bleiben nur wenige Möglichkeiten: Abstimmung mit den Füßen (Boykott gegenderter Texte), Nachweis der Undurchführbarkeit und Widersprüchlichkeit an den gegenderten Texten, Hoffnung auf Ermüdung und Überdruß der Genderer selbst. Letzteres ist bei offiziösen Texten und Gremientexten nicht zu erwarten, da sie von niemandem verantwortet und auch nicht gelesen werden (Satzungen, Programme usw.).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2024 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52710

Das generische Maskulinum lebt, auch im Gebrauch der Genderer. Von einem "Wahlsieg der Republikanerinnen und Republikaner" hat man noch nie gehört, wie denn überhaupt die Übersichten über Wahlergebnisse nicht gegendert werden.

Ausnahmen wie die linke Schweizer Genossenschaftszeitung WOZ mit ihrem Binnen-I (neuerdings Doppelpunkt) kann man vernachlässigen, dort ist der Sprachgebrauch vollautomatisch geschlechtergerecht. Nur ideologisch gefestigte Leser ertragen das.

Zur Verbreitung des Gender-Irrsinns vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutschsprachiger_Einrichtungen,_die_Genderzeichen_nutzen_oder_erlauben#Medien
https://de.wikipedia.org/wiki/Studien_und_Umfragen_zu_geschlechtergerechter_Sprache

Ein so großer Dampfer hat einen langen Bremsweg. Es dürfte also nicht so leicht werden, der deutschen Sprache wieder auf die Beine zu helfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2024 um 09.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52708

Eine „Femizid“-Soziologin will, daß die Kinder sich schon im Kindergarten damit „auseinandersetzen, was bedeutet, wenn ich Junge oder Mädchen oder etwas dazwischen oder außerhalb bin. Was ist damit verbunden? Wie darf ich sein? Wie muss ich nicht sein?“ (SZ 2.2.24)
Ich halte das für sehr unrealistisch. Kinder müssen erst einmal viele Selbstverständlichkeiten lernen, bevor sie darüber nachdenken können, daß etwas nicht selbstverständlich ist. Schon die Sexualkunde in der Schule muß sich vorsehen, die Kinder nicht mit Antworten auf Fragen zu bedrängen, die sie gar nicht gestellt haben. Im Kindergarten ist die Aufdringlichkeit der Erwachsenen mit ihren „Problemen“ noch peinlicher.
Kann eine Dreijährige damit hadern, daß sie lesbisch ist? Muß sie auf die sexuelle Orientierung ihres gleichaltrigen Freundes Rücksicht nehmen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.01.2024 um 09.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52690

Beim Gendern sollen die Geschlechter bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit grellen Scheinwerfern beleuchtet werden. Wahlweise kann man das auch sein lassen, solange man sich nur an die Vorgabe hält, das verpönte generische Maskulinum zu meiden wie die Pest. Wer mag, darf die althergebrachten und ungebrochen geläufigen Personenbezeichnungen denn auch durch sterile Wortgebilde ersetzen, die kaum noch an Menschen aus Fleisch und Blut denken lassen. So werden aus Teilnehmern Teilnehmende, aus Forschern Forschende.

Bei den »Mitarbeitenden« kommt noch etwas hinzu, was mit der vermeintlichen Geschlechtergerechtigkeit gar nichts zu tun hat. In normalem Deutsch kann man sagen, ein Unternehmen oder eine Behörde habe soundsoviel Mitarbeiter. Damit sind, wie jeder weiß, alle Personen gemeint, die dort beschäftigt sind. Daneben wird »Mitarbeiter« aber auch für Untergebene verwendet: Herr oder Frau Schmidt hat 30 Mitarbeiter (nicht: Beschäftigte). In diesem Sinne hat das Wort etwas Beschönigendes. Sicher, wenn der Betrieb, ein Vorgesetzter, das ganze Team seine Sache gut macht, arbeiten alle zusammen an einem gemeinsamen Ziel, alle arbeiten »mit«. Aber wenn es mal hakt und einer nicht so will wie der Chef oder die Leitung, dann hilft die freundliche Terminologie nicht mehr, dann merken die Betroffenen sehr schnell, daß sie eben doch Teil einer hierarchischen Ordnung sind, in der einige mehr zu sagen haben als andere. In solchen Situationen bekommt das nett gemeinte »Mitarbeiter« einen bitteren Beigeschmack. »Mitarbeitende« verstärkt diesen Effekt nach meinem Sprachempfinden noch einmal deutlich. Während der Gedanke an das Mit-Arbeiten beim »Mitarbeiter« mittlerweile völlig verblaßt ist, läßt das Partizip die Vorstellung, daß da jemand im harmonischen Verein mit anderen an etwas arbeitet, ungewollt neu aufleben. Aber diese Vorstellung paßt eben oft nicht, wenn es um das hierarchische Verhältnis zwischen Chef und Untergebenem geht. Man könnte sagen: Mitarbeiter sind je nach Kontext Beschäftigte oder Untergebene, Mitarbeitende sollen das auch sein, aber in der zweiten Bedeutung wirkt das Wort besonders deplaziert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2024 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52682

Wir erleben soviel sexuelle Aufklärung, aber ein Punkt bleibt unterbelichtet: Wie stark sind Geschlechterforscher durch ihre eigene sexuelle Orientierung/Veranlagung bestimmt? Anscheinend gilt es als Angriff unter der Gürtellinie, danach zu fragen, dabei müßte es für die Entlarvungspsychologie (beinahe eine Pleonasmus) doch die allererste Frage sein. Manche verhehlen nicht, daß sie aus ihrer persönlichen Lage einen Beruf gemacht haben, aber das sind Ausnahmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2024 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52681

Im Radio spricht der Sozialpsychologe Rolf Pohl über Männlichkeit und sexuellen Mißbrauch, durchweg in den psychoanalytischen Begriffen einer nicht-empirischen Interpretation, wörtlich kaum zu unterscheiden von den 100 Jahre alten Schriften Freuds usw. Beeindruckt von Oskar Negt, Adorno und anderen Autoren dieser Richtung, die Freud und Marxismus verbanden. Das Erklärungsschema („Projektion“ des Verdrängten auf andere usw.) läßt sich über alles legen, häusliche Verhältnisse ebenso wie Kriegsverbrechen (Massenvergewaltigung). Alles plausibel und sympathisch, aber in meinen Augen unwissenschaftlich. – Ich habe den Muff der 50er Jahre ähnlich erlebt wie der etwas jüngere Pohl, auch die befreiende Wirkung der Freud-Lektüre, aber irgendwann muß man doch darüber hinausgelangen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2024 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52667

Der Ausdruck „sexualisierte Gewalt“ ist im Sprachgebrauch der EKD offiziell verfestigt und wird durch die neue Dokumentation des Mißbrauchs nochmals bestätigt. Er macht den Tätern die Verteidigung leicht: „Gewalt? Ich doch nicht! Es war alles einvernehmlich.“ – Die Kirche hat sich vor Jahren von den Feministinnen einen ideologisch verzerrten Begriff aufbinden lassen und will ihn wohl auch gar nicht loswerden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.01.2024 um 21.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52639

Zu "der oder die Unbekannten: Das klingt zwar schief, aber der Schreiber wollte sich wohl nicht auf Einzahl bzw. Mehrzahl festlegen. Da könnte die deutsche Sprache ein Update gebrauchen.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 21.01.2024 um 19.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52637

Nur so am Rande:

Auf https://www.msn.com/ finden sich oft komplette Artikel, die bei den Zeitungen hinter der Bezahlschranke verschwinden.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 21.01.2024 um 18.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52636

Auf https://www.msn.com/ ist heute zu lesen:

Berliner Mülltonne mit klarer Botschaft
––––––
Auf etwas ungewöhnliche Weise hat jetzt jemand in Berlin seine Meinung zur AfD zum Ausdruck gebracht. Der oder die Unbekannten schrieben auf eine Mülltonne in Prenzlauer Berg: „AfD bitte hier entsorgen. Danke.“

Texte, in denen (hier im Falle des Artikels die) selbst Numerus und Genus verwechselt werden, sind wirklich "für die Tonne".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2024 um 08.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52612

In der Diskussion um Schuluniformen (Macron) ist erwartungsgemäß ein Argument hinzugekommen, das bei der heutigen Lage alle anderen ausstechen dürfte:
„Außerdem kann eine Uniform, die auf Geschlechter zugeschnitten ist, als diskriminierend und sexistisch gewertet werden, da bei der Auswahl dieser Uniform unvermeidlich auch Klischees und Vorurteile über den Kleidungsstil von bestimmten Geschlechtern eine Rolle spielten. Bei transsexuellen Menschen kann es bei geschlechtsspezifischen Uniformen auch dazu kommen, dass sie ‚eine falsche Uniform‘ zugewiesen bekommen.“

Ein Überblick zeigt, daß Schuluniformen weder rechtsradikal noch kommunistisch sind.
Ich muß immer an jene Anekdote aus der Welt emanzipatorischer Kindergartenerziehung denken: „Tante, müssen wir heute wieder machen, was wir wollen?“ Oft wollen Kinder das gar nicht, und viele wollen auch nicht anziehen, was sie wollen, sondern am liebsten immer das gleiche.
Ich bin, wie gesagt, durch die Berichte meiner Frau über die irische Konventsschule ihrer Kindheit (die ich 40 Jahre später selbst mal besucht habe: die adretten Uniformen waren noch die gleichen, jedenfalls obenrum, übrigens auch die unbeschwerten Mädchengesichter, vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=334#17083) zu meiner eher positiven Einstellung gekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2024 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52605

Übrigens werden Versicherungsunternehmen fast ausschließlich "Versicherer" genannt. Die Dudenform "Versicherin" kommt hauptsächlich in Wörterbuchbelegen vor. Gehört habe ich es noch nie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2024 um 08.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52604

Die Journalisten schreiben von den Besuchenden einer Ausstellung, weil sie gelesen haben, das sei „richtig“ gegendert. Das muß nur irgend jemand behaupten, dann geben die Muttersprachler ihren Anspruch auf, die eigene Sprache zu beherrschen.

Es gibt sogar Kollegen, die mir im mündlichen Gespräche direkt ins Gesicht gendern. Ich verabschiede mich dann möglichst schnell.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2024 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52587

Helmut Glück hat voriges Jahr einen kritischen Überblick über die Genderlinguistik veröffentlicht:

https://www.humboldt-gesellschaft.org/files/Downloads/Abhandlungen/Humboldt_45_Febr_2022_e.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2024 um 07.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52562

Der Junge ist abzulehnen. Schließlich sind auch Mädchen jung. Daß junge Menschen prototypisch als männlich dargestellt werden, stammt aus patriarchalischen Zeiten. Daher besser Knabe, Bub und sonst das Junge.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2024 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52561

In Kalifornien müssen die Verkäufer von Spielzeug und Kinderpflegeprodukten von Gesetzes wegen einen geschlechtsneutralen Bereich einrichten. Jungen (?) sollen ohne Scheu Glitzerzeug, Mädchen (?) Feuerwehrautos kaufen dürfen.
 
 

Kommentar von A.B., verfaßt am 09.01.2024 um 21.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52559

„Viele Künstler*innen der Moderne gelten als weithin bekannt, ja nachgerade populär ...“
beginnt der Katalog zur aktuellen Lyonel-Feiniger-Ausstellung in der Frankfurter Schirn-Kunsthalle, herausgegeben von Ingrid Pfeiffer bei Hirmer, 270 S., 49,90 €, mit einem Grußwort von Jutta Eberling (Hessische Kulturstiftung). Der umfangreiche Katalogtext ist mehr oder weniger konsequent mit * „gegendert“, selbst die Rechteinhaber*innen in Impressum und Bildnachweis bleiben nicht verschont.

Ohne Vollständigkeitsanspruch:
– Leihgeber*innen (Überschrift allerdings: Leihgeber)
– Förder*innen
– Partner*innen
– Autor*innen
– Künstlerkolleg*innen
– deutsche Künstler*innen
– französische Kubisten [!] (gab es dort keine Kubistinnen?)
– Zeitgenoss*innen
– Rezipient*innen
– Expressionist*innen (die -innen werden mit Paula Modersohn-Becker exemplifiziert. Sofern man sie überhaupt in diese (oder überhaupt irgendeine) Stilschublade stecken kann, hätte ihr dieses *innen allenfalls einen herzlichen Lachanfall entlockt, und dann hätte sie sich wieder der Suche nach den wahrhaftigen Dingen gewidmet).
– Weggefährt*innen
– Freund*innen
– Bauhauskolleg*innen
– Emigrant*innen
– Galerist*innen
– Sammler*innen

Einschließlich Biographie und Grußwort sind es sieben Beiträge von Frauen, sie alle enthalten solche Formen. Zwei inhaltliche Beiträge von Männern, beide sternchenfrei. Zufall? Im Vorwort allerdings gibt der nach seinem Vornamen Sebastian zu urteilen männliche Museumsdirektor die Marschrichtung vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2024 um 07.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52554

„Dazu gehört auch die Integration von Zuwanderinnen und Zuwandern.“ (https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/gesellschaftlicher-zusammenhalt/gesellschaftlicher-zusammenhalt-node.html)

Auf diesen Text des Bundesinnenministeriums komme ich in einem anderen Zusammenhang noch einmal zurück. Hier geht es mir erst einmal um die Unfallfolgen der sprachlichen Geisterfahrerei.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.01.2024 um 13.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52553

Für die Umwelt ist es definitiv schädlich, mehr Subventionen zu zahlen, je mehr Diesel ein Bauer oder eine Bäuerin verbraucht. Das Problem ist nur, dass die meisten Landwirtinnen und Landwirte derzeit kaum Alternativen zum Diesel haben.

Milchviehhalterinnen und -halter sowie Ackerbäuerinnen und -bauern dürften auf ihren größeren Flächen pro Betrieb mehr Diesel verbrauchen als Weinbau- oder Obstbaubetriebe, schätzt ein Fachmann der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz.

Was Bäuerinnen und Bauern unter dem Strich bleibt, hängt stark von den Erzeugerpreisen ab [...]. Die Erlöse schwanken aber zum Teil erheblich. Winzerinnen und Winzer und Obstbäuerinnen und -bauern, wie es in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz viele gibt, hatten zuletzt nicht solche Zuwächse wie andere Betriebe, sondern mussten Gewinneinbußen hinnehmen.

(https://www.swr.de/swraktuell/was-bedeutet-wegfall-agrar-diesel-subventionen-fuer-bauern-100.html)

Offen gestanden kann ich nicht erkennen, daß der exzessive Einsatz der Doppelformen das Lesen weniger erschwert und normal gestrickte Leser weniger zermürbt als die Schreibungen mit Sonderzeichen. Beides ist und bleibt eine besserwisserische Zumutung für Leute, die einfach nur sachlich und ohne bei der Lektüre ständig durch Ideologiewerbepausen unterbrochen zu werden informiert werden wollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2024 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52534

Das Wort „gender“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Geschlecht. Damit ist nicht das biologische Geschlecht, sondern das soziale Geschlecht gemeint. Ein soziales Geschlecht bezieht sich auf alles, was als typisch für Frauen und Männer gilt.

Wenn das so ist, kann es keine gendergerechte Sprache geben. Wir würden damit ja versuchen, einer Klischeevorstellung sprachlich gerecht zu werden. Das kann niemand wollen. Anders gesagt: Wer eine gendergerechte Sprache fordert, will damit selbstverständlich einer Wirklichkeit und nicht einer Einbildung gerecht werden – auch wenn es in den Augen eines Beobachters eine ist.
Zur Zeit wird über Zulässigkeit und Verbote diskutiert, aber die Vorfrage, was Gender eigentlich ist, bleibt unbeantwortbar. Aus den Definitionen (Wikipedia) läßt sich kein klarer oder gar unumstrittener Begriff entnehmen. Wie viele Köpfe, so viele Meinungen. Dieser Hintergrund erklärt die Hoffnungslosigkeit und die Heftigkeit der Diskussion.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2023 um 07.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52489

Die Forderung, auf das Gendern zu verzichten, ruft bei vielen die rhetorische Frage hervor: „Haben wir keine anderen/größeren Probleme?“ Das kennen wir von der Rechtschreibreform. Die war bekanntlich überaus dringlich, aber als sie angesichts ihrer Fehlerhaftigkeit zurückgenommen werden sollte, hieß es von vielen Seiten: „Haben wir keine anderen Probleme?“ Primitiv, aber wirksam. Und noch etwas: Wer lehnt das Gendern ab? Die AfD! Damit ist alles klar.

Vor 50 Jahren forderten die GEW und der VDS die Abschaffung der „reaktionären Großschreibung“ und die Einführung der modernen mittelhochdeutschen Kleinschreibung. Als das nicht klappte, haben sie noch mehr Großschreibung eingeführt. Verkehrte Welt auch hier.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2023 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52475

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47077

DB Mobil erscheint seit 2023 nicht mehr gedruckt, nur noch digital. Nun griff man ja nach diesem Heft ohnehin nur, wenn nichts anderes zum Lesen greifbar war. Wenn man die Möglichkeit hat, sich auf dem eigenen Gerät mit Lesestoff oder etwas anderem zu versorgen, um sich von den Unzulänglichkeiten der Bahn abzulenken, wird man kaum "noch mehr Bahn" sehen wollen. Das kann dann noch so schön gegendert sein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.12.2023 um 13.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52474

In der Ärzteschaft hat sich Wut angestaut – und manche Praxen bleiben in diesen Tagen geschlossen. Was wollen die Mediziner bewirken, was heißt das für Patientinnen, und wie reagiert der Gesundheitsminister? Ein Überblick. (spiegel.de, 27.12.23)

Soweit der Vorspann. Das böse generische Maskulinum soll hier offenbar mit einem generischen Femininum sofort neutralisiert werden. Netter Versuch, aber falsch bleibt es trotzdem.

Im Artikel selbst dann das übliche Bild: In 19 Fällen (86 Prozent) wird das generische Maskulinum verwendet, an 3 Stellen pflichtschuldigst eine Doppelform eingestreut. Das Ganze hat etwas Tragikomisches.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2023 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52469

„Wie der Österreichische Rundfunk (ORF) berichtet, versorgt die Armee die etwa 250 Bewohnerinnen und Bewohner aus der Luft mit Lebensmitteln und Medikamenten.“ (BR 27.12.23)
Es geht um den „250-Einwohner-Ort“ (!) Hochgallmigg. Das generische Maskulinum läßt sich nicht so leicht abmurksen, auch nicht von den Auftragsmördern des Rundfunks.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.12.2023 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52461

Ich sehe es grundsätzlich auch so und habe oft die Konsequenzen gezogen, z. B. Zeitschriften (zuletzt "Sterne und Weltraum") gekündigt, wenn sie mir mit gegenderten Texten kamen. Im Fall der Naturschützer bin ich nachsichtiger, weil es sich um eine wirklich sehr bemühte örtliche Sektion handelt, die wir mit einem kleinen Beitrag unterstützen. Die sprachliche Ungelenkheit sehen wir ihnen auch sonst nach, gerade weil wir selbst eine so sprachbetonte Familie sind.

Anders die großen Zeitungen und Medien. Wenn sie sich auf die Seite der "gebundenen" Texte schlagen, wie ich es nenne, also die amtliche Seite und nicht die literarische, die nie gendert, dann hat das eine leider nur zu klare Bedeutung: Die Zeitungen wollen uns nicht dienen (wofür wir sie teuer bezahlen), sondern uns erziehen. Daran werden sie auch zugrunde gehen. Komisch, daß ihre Marketing-Leute das nicht zu erkennen scheinen. Stattdessen reden sie seit Jahren um den Brei herum.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.12.2023 um 01.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52460

Ich empfände es, wenn ich Leute, die so etwas verbreiten, ernstnehmen könnte, eigentlich als Unverschämtheit, jemanden, der tolerant in bezug auf jede Art von Sexualität und Lebensgefühl ist, als binär zu bezeichnen, nur weil er eine einfache wissenschaftliche Wahrheit ausspricht, nämlich daß es genau zwei biologische Geschlechter gibt.

Wer etwas anderes sagt, stellt sich selbst auf die gleiche Stufe wie die Kreationisten, die die gesamte Darwinsche Abstammungslehre leugnen.

Menschen, egal mit welchem dieser beiden Geschlechter, egal mit welchen sexuellen Vorlieben, mit welcher Sicht auf sich selbst, mit welchen Wünschen, von anderen gesehen zu werden, egal mit welcher Lebenseinstellung, sie gehören alle einer großen Vielfalt an und sind deswegen keinesfalls binär.

Binär ist nur das biologische Geschlecht, das hat sich in der Natur nun mal so eingestellt und bewährt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.12.2023 um 23.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52459

Die Anrede »Sehr geehrte Unterstützerin, sehr geehrter Unterstützer« scheidet aus, weil sie Nichtbinäre explizit ausschließt und daher in gewissen Kreisen gerade als unhöflich abgelehnt wird. Vielmehr gilt dort der Genderstern als »Ausdruck der Höflichkeit«, monströse Konstruktionen hin oder her. Grammatik, Ästhetik, Sprachökonomie und Akzeptanz unter den Lesern haben demnach hinter der unaufhaltsam sich Bahn brechenden Gerechtigkeit zurückzustehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2023 um 18.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52458

„Sehr geehrte*r Unterstützer*in ...“ (Rundbrief vom BUND)

Eigentlich sollte die Anrede höflich und freundlich klingen, so daß hier ähnlich wie bei Vorträgen („Meine Damen und Herren“) sogar die ausführliche Beidnennung angebracht wäre. Und dann diese Monstrosität!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2023 um 09.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52425

In einer gesonderten Verlautbarung (15. bzw. 18.12.23) stellt der Rechtschreibrat fest, daß er zwar an die „geschlechtergerechte Sprache“ glaubt (wie er ja auch selbst durch Doppelnennung gendert), aber die Sonderzeichen zunächst nicht für regelkonform erklären will. Dabei fällt der bemerkenswerte Satz: „Ob den Hochschulen das Recht zusteht, von der amtlichen deutschen Rechtschreibung abzuweichen, ist strittig.“ Das ist vielleicht eine Anspielung auf Peter Eisenberg, der bekanntlich die Kultusminister auffordert, disziplinarisch gegen seine Kollegen vorzugehen, wenn sie sich nicht an die Schulorthographie halten.
Die „Hochschulen“ bestehen aus dem wissenschaftlichen Personal, das die Freiheit der Forschung und Lehre genießt, und dem Rest, der möglicherweise Gehorsam zu leisten hat – allerdings wohl kaum auf grammatische Fehler verpflichtet werden kann. Man hätte sich wenigstens im Hinblick auf die Wissenschaft etwas mehr Mut gewünscht, das Unstrittige zu sagen.
Natürlich findet die akademische Freiheit ihre Grenze an den Einfällen der Frauenbeauftragten, denen auch die Leitung der Universitäten unterworfen ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.12.2023 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52421

Heute ging es in "Brisant" (Das Erste) um tätliche Angriffe auf "Gerichtsvollzieher", wie es in der Anmoderation zweimal hieß. Im Filmbeitrag danach wurde gezeigt, daß "jeder seine" eigene Schutzweste bekommt, im Bild eine Frau beim Anprobieren und im Interview. Dann schaffte der Kommentator einmal den Ausdruck "Gerichtsvollzieher und Gerichtsvollzieherinnen".

Anschließend sagte der Präsident des Amtsgerichts Köln, Dietmar Dumke, im Interview zweimal "Gerichtsvollzieherinnen und Gerichtsvollzieher", bevor es ihm beim dritten Mal doch ein wenig zu lang oder zu albern wurde und er auf "Gerichtsvollzieher" verkürzte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2023 um 03.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52419

Interessanter wäre es, einen deutschen und einen gegenderten Text nebeneinander darzubieten: "Welcher Text gefällt Ihnen besser?" "Welchem Muster würden Sie in einem Brief an Ihren besten Freund folgen?"
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.12.2023 um 02.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52418

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52410:

Tja, die Umfragen. Die Onlineausgabe der österreichischen »Kleinen Zeitung« berichtet über die Ergebnisse einer für die gesamte österreichische Bevölkerung repräsentativen Erhebung des Gallup-Instituts vom September und Oktober zum Thema PC und Gendersprache in der öffentlichen Verwaltung (https://www.kleinezeitung.at/oesterreich/17915677/gallup-61-prozent-gegen-gendern-in-oeffentlicher-verwaltung). Demnach sind 61 Prozent gegen das Gendern in der öffentlichen Verwaltung. Wenn die von der Zeitung zitierte Fragestellung auch nur halbwegs O-Ton ist, zeigt sich hier schon wieder das bekannte Problem: »Einstellung zu gendergerechter Sprache (z. B. mit Gendersternchen o. ä.) in der öffentlichen Verwaltung«. Sind da nun die Paarformeln mit drin oder nicht?

Die Zeitung nutzt die Gelegenheit, ihre Leser nach ihrer Meinung zu befragen. Die Auswahl der Antwortoptionen und die Verknüpfung mit Begründungen, die nicht die Begründungen der Teilnehmer sein müssen, schmälern die Aussagekraft des Ergebnisses allerdings, zumal Mehrfachantworten nicht möglich sind:

– Sternchen oder Doppelpunkte – das verträgt die Sprache nicht, ich bin dagegen.
– Ich finde die Nennung beider Geschlechter wichtig – also Lehrerin und Lehrer – das muss schon sein.
– Haben wir keine anderen Probleme?

Das Nachrichtenportal »t-online« berichtete vor wenigen Tagen über eine von ihm selbst beim Meinungsforschungsinstitut Civey in Auftrag gegebene respräsentative Umfrage, der zufolge 80 Prozent der Deutschen das »Gendern« ablehnen (https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_100297052/gendern-80-prozent-der-deutschen-lehnen-es-ab-exklusive-t-online-umfrage.html). Die genaue Fragestellung lautete hier: »Finden Sie geschlechtergerechte Sprachformulierungen ("gendern") persönlich eher gut oder schlecht?« Die Teilnehmer wurden also einerseits nach Geschlechter»gerechtigkeit« befragt, andererseits wurde die Fragestellung nicht auf das Sonderzeichengendern eingeengt, was im Artikel noch einmal ausdrücklich bestätigt wird: »Ob es den Befragten bei der Ablehnung des Genderns nur um die Verwendung von Sonderzeichen und Glottisschlag, also einer Sprechpause im Wort, oder auch Varianten wie "Bürgerinnen und Bürger" geht, wurde in der Umfrage nicht erhoben.«

Erwartungsgemäß ist die Ablehnung des Genderns unter den Anhängern der AfD am größten, unter denen der Grünen am geringsten. Doch selbst bei den Grünen spricht sich die Mehrheit nicht fürs Gendern aus. Das sollte der Parteiführung zu denken geben, aber das wird so schnell nicht geschehen. Und die Unterschiede zwischen AfD-, Unions- und FDP-Anhängern sind nicht gar so groß. Die Ablehnungsquote beträgt jeweils 98, 95 und 91 Prozent.

Interessant erscheint mir noch folgendes Detail: »Tendenziell lehnen Ältere das Gendern eher ab als Jüngere. Allerdings gilt das nicht für die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen. Sie sehen das Gendern deutlich kritischer als die 30- bis 39-Jährigen.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2023 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52413

In einem begrifflich wirren Bericht (vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#47025) über Versuche mit Ratten (https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/august-2023/nr-23814) gendert die Pressestelle der HU Berlin am Anfang ein einziges Mal (Wissenschaftler:innen) und dann nicht mehr. Das ist jetzt mehr oder weniger der Zustand von „gebundenen“ Texten, wie ich es nenne. Romane gendern nicht; bisher jedenfalls kenne ich kein Gegenbeispiel. Ich nehme an, daß auch private Briefe kaum gegendert werden. In persönlichen Unterhaltungen ist es mir peinlich, wenn jemand es tut; er kommt mir dann vor wie an unsichtbaren Drähten hängend.
Die HU treibt das Gendern sehr weit, aber eins haben sie übersehen: die Alumni...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2023 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52410

Ist wirklich jeder zweite fürs Gendern? Das soll eine Umfrage ergeben haben (die natürlich jeden „Zweiten“ zutage förderte; das schreibt man doch jetzt so, nicht wahr?). Es kommt darauf an, wie man fragt. Für Geschlechtergerechtigkeit ist ja wohl fast jeder, aber wenn man einen wirklich durchgegenderten Text vorlegt, sieht die Sache vielleicht anders aus. So war seinerzeit auch mancher für eine Erleichterung der Orthographie, aber das Ergebnis hat wenig Begeisterung hervorgerufen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2023 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52409

Früher tat man gut daran, ein Lippenbekenntnis zum Führer oder zum ML abzulegen, um das Imprimatur zu erlangen. Heute sind es „gleichstellungspolitische (!) Aspekte“. Aber „Caesar non supra grammaticos“, darum wird es nicht gut ausgehen.

Interessant bleibt das gruppendynamische Problem, wie man ganze Völkerschaften dazu bringen konnte, etwas „freiwillig“ zu übernehmen und unerbittlich gegen sich selbst und andere durchzusetzen, was fast jeder einzelne für Unsinn hält (also die „Schere im Kopf“, aber eben gerade nicht in einer Diktatur, sondern viel subtiler und unwiderstehlicher). Es hat sich offenbar das Gefühl verbreitet: „Das macht man jetzt so.“ Also macht man es. Dieses Mitläufertum, das ich die Tyrannei des Vermeintlichen genannt habe, war anläßlich der Rechtschreibreform überdeutlich zu beobachten, und ich habe mich damals oft gefragt, ob die Reformer, so dumm sie sonst waren, dies von vornherein einkalkuliert hatten. Der ganz bewußt proklamierte Ansatz bei den Schulen legt eine simplere Strategie nahe, denn: „Wer die Schulen hat, der hat das Volk“ – wie man unter Abwandlung einer bekannten These sagen könnte. Die Geiselnahme an den Schülern ist längst vergessen, die Folgen sind allgegenwärtig, auch hier gilt: „Das macht man jetzt so.“ Dagegen kommt der Widerstand einzelner nicht an, sie gelten als komische Käuze, die nicht „mit der Zeit“ gehen.

So auch jetzt beim Gendersturm. Was tun? Vielleicht wie Sokrates „unter ein Mäuerchen stellen und warten, bis es vorbei ist“? Unterdessen aber nicht mitmachen!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.12.2023 um 02.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52407

»Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.«

Der gleiche Fehler wie bei »Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen«. Man meint, es mit drei Kategorien zu tun haben, es sind aber nur zwei. (Im Referentenentwurf hieß es noch: »Ihre Ärztin oder Ihren Arzt«.)

Der unvermittelte Konstruktionswechsel mitten im Satz (»Fragen Sie A, B oder in C«) wirkt völlig ungelenk und trägt bestimmt nicht dazu bei, daß der in Werbespots im Rekordtempo heruntergeratterte Spruch überhaupt verstanden wird. Aber darauf scheint es nicht anzukommen. Hauptsache, die Hersteller haben sich ihrer gesetzlichen Pflicht irgendwie entledigt, die neuerdings neben der Warnung vor Risiken und Nebenwirkungen auch ein feministisches Bekenntnis umfaßt (mit der Neuformulierung wird laut Begründung des Gesetzentwurfs »gleichstellungspolitischen Aspekten Rechnung getragen«).

Beachtenswert ist auch die Aufwertung der Ärzte gegenüber den Apothekern. Während erstere nach wie vor explizit genannt werden (künftig sogar gleich zweimal!), sind letztere aus dem Warnhinweis verschwunden. Vielleicht ist die Aussage dadurch sogar sachlich korrekter geworden, denn nicht nur der Apotheker oder die Apothekerin erteilt Auskunft über Risiken und Nebenwirkungen eines Medikaments, sondern auch andere Angehörige des pharmazeutischen Personals. Das war uns allerdings bisher schon klar. Diese »Korrektur« (sollte die Textänderung demnächst als solche verkauft werden) ist genauso unnötig, wie es der Hinweis wäre, daß man »in der Apotheke« nur das qualifizierte Personal um fachlichen Rat fragen sollte und nicht x-beliebige Personen, die sich zufällig gerade dort aufhalten.

Die Erfinder des neuen Spruchs bringen das Kunststück fertig, die Anhänger zweier konträrer Auffassungen von sprachlicher »Geschlechtergerechtigkeit« gleichzeitig zu bedienen: Bei den Ärzten wird das Geschlecht sichtbar gemacht, bei den Apothekern unsichtbar. Großartig! So können alle zufrieden sein – bis auf die vielen, die sich fragen, wann die Textkneifzangen endlich auf dem Schrotthaufen der Sprachgeschichte landen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2023 um 07.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52394

Uwe Peter Kanning (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1106#37431) kritisiert die pseudowissenschaftlichen Untersuchungen, die dem "Coaching mit Pferden" unterlegt werden. ("Skeptiker" 4/23) Leider ist sein Text gegendert, im Gegensatz zu früheren Arbeiten. Ich erwähne das, weil selbst bei einem so kritischen Autor die "Skepsis" auszusetzen scheint, sobald man ihm linguistisch etwas vormacht. Der Fall ist exemplarisch.

(Es scheint diesmal kein Eingriff der Redaktion zu sein, denn andere Beiträge sind entweder in normalem Deutsch abgedruckt oder auf eine andere Art gegendert.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2023 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52381

Vor einiger Zeit hatte ich mal zitiert: However, when a normal person imagines a rose, she does not literally hallucinate a rose; what she experiences is typically a faint, ghostlike impression of one.
Wenige Jahre zuvor hätte der Autor die "Person" mit he wiederaufgenommen. Wie man sofort sieht, ist durch die Änderung nichts gewonnen. Wenn die feministische Theorie stimmte, wäre statt der Frau nun der Mann "unsichtbar" gemacht. Sollte es aber darauf hinauslaufen, zwecks ausgleichender Gerechtigkeit ein generisches Femininum einzuführen, so wird der Versuch scheitern. Das weiß der Verfasser natürlich auch; er tut sich selbst einen Zwang an, um der gegenwärtigen Mode zu genügen. Das ist nicht besonders achtenswert. Man braucht ihn aber sowieso nicht zu lesen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.12.2023 um 20.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52379

In der »Lage am Morgen« auf Spiegel Online (9.12.23) läßt sich Philipp Wittstock vielsagend eine Pointe entgehen. Er meint, Söder mit dessen eigenen Waffen schlagen zu können, indem er ihn mit den Worten zitiert: »Jede und jeder darf Sprache verwenden, wie sie und er will.« Jetzt wolle Söder selbst Sprechverbote erteilen, das passe nicht zusammen, wer denn jetzt hier die Verbotspartei sei, usw. Die eigentliche Steilvorlage in Söders Äußerung hat er offenbar nicht erkannt. Politiker und Journalisten haben das feministische Funktionärsgendern derart verinnerlicht, daß sie es gar nicht mehr als Gendern wahrnehmen. Jedenfalls nennen sie es nicht mehr so, da sind sie sich auffallend einig. Über die umständlichen Doppelformen – erst gestern sprach ein Gewerkschaftsfunktionär in ein und demselben Satz von »Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern« und »Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern« – soll möglichst geschwiegen werden. Daß sie auf demselben Denkfehler beruhen wie die Sternchen, wird nicht verstanden oder aber achselzuckend in Kauf genommen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.12.2023 um 23.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52376

Zu #52317 und früheren Beiträgen:

Der Herr und die Dame, die den famosen »Genderator« betreiben, Herr und Frau Sievers, sind promovierte Linguisten. Neben der kostenfreien gibt es auch eine kostenpflichtige Version. Überdies kann man ihr Unternehmen auch »mit einer 100%igen Transformation in eine genderneutrale Sprache beauftragen«. Was die beiden persönlich vom Gendern halten, lassen sie wohlweislich offen:
»Das Angebot ist als ebensolches zu verstehen. Mit ihm werden keinerlei politische Interessen verfolgt und es sind daraus auch keine ableitbar. Soll heißen: Das Team von genderator.app spricht sich mit dem Angebot weder für noch gegen eine genderneutrale Sprache aus. Wer das Angebot nutzen möchte, kann dies tun – wem es nicht zusagt oder zuwiderläuft, möge es ignorieren.« (https://www.genderator.app/g/faq.aspx)
Mal sehen, vielleicht bringen die beiden ja auch noch eine App zur Entgenderung gegenderter Texte heraus, sofern es eine entsprechende Nachfrage gibt.

Im Diskussionsforum erwehrt sich Herr Dr. Sievers nach Kräften der Geister, die er rief. Da setzen besonders Eifrige mit ihren Vorschlägen für noch diskriminierungsfreiere Wortbildungen einen Schelm auf anderthalbe. Wer mal wieder herzhaft lachen will, findet hier Gelegenheiten im Überfluß: https://www.genderator.app/diskussion/index.aspx

Manche auffallend selbstbewußt vorgetragene Forderung ist derart absurd, daß ich nicht sicher bin, ob da nicht auch einige Trolle am Werke sind. Aber ich halte inzwischen alles für möglich, auch daß solche Äußerungen ernst gemeint sind.

So möge etwa eine Kochsendung bittschön in »kulinarisches TV-Format« umbenannt werden. Den Hinweis von Herrn Sievers, daß eine Kochsendung nicht eine Sendung sei, in der Köche zu sehen sind (auch wenn das oft der Fall sei), sondern eine Sendung, in der gekocht wird, läßt der angelockte Sprachreiniger natürlich nicht gelten.

Jemand schreibt: »Vorschlag zur geschlechtslosen, nicht-diskriminierenden und non-binären Bezeichnung von „Martinsumzug“, „Martinsfest“, Alternativen: „Laternenumzug“, „Lichterfest“, „Mantelteilungsumzug bzw. -fest“«
Antwort von Herrn Sievers: »Was soll an Martinsumzug diskriminierend sein? Die Einlassung, dass es einen nonbinäre Bezug gäbe, ist noch absurder. Es gab diese Figur (oder sie ist wie bei »Betty Bossy« eine fiktive Figur) nun mal mit Geschlecht, die Sie nicht zu kritisieren haben, auch dann nicht, wenn Sie einer anderen oder gar keiner Religion angehören. Ist etwas an »Martin Luther King« diskriminierend? Wenn Sie Offenheit fordern, sollten Sie dies grundsätzlich tun und auch selbst leben.«

Ein*e andere*r schreibt: »Als nicht-binäre Person möchte ich nicht "verarztet" werden, besser wäre der Begriff "medizinisch behandelt"« [Interessant, hier geht es nicht einmal darum, daß eine sich als nichtbinär definierende Person nicht als »Arzt« bezeichnet werden möchte, sondern darum, daß sie Anspruch darauf erheben zu können meint, daß beispielsweise eine Ärztin sich den Satz verkneift: »So, dann wollen wir Sie mal verarzten.«]
Sievers: »Mit Ihrem Kommentar […] nehmen Sie sich einer Gruppe an, die bisher ausgeklammert worden ist: Verben bzw. ihre Stämme und in der Folge substantivierte Verben etc. Wenn Sie auch Stämme gendern möchten, werden Sie ganz erhebliche Probleme bekommen, wenn Sie sie nicht paraphrasieren können. Einbürger*innenung? Irgendwo sollte der Verstand eine Grenze setzen.«
Replik des Anonymus (oder Kommentar eines anderen Anonymus): »Da das Wort "Einbürgerung" wie Sie richtig anmerken nicht gegendert werden kann, sollte man doch auf alternative Schreibweisen ausweichen. Das ist doch Sinn und Zweck einer Plattform wie GENDERATOR. Ohne dass dem Verstand eine Grenze gesetzt wird, könnte man doch für "Einbürgerung" inklusiv und genderneutral einfach "Ein-Bevölkerung" schreiben (Verb: einbevölkern).«

Diskussion zum Suchwort »Partner«:
Anonymus: »Ehe-, Lebens- oder Sexual-PartnerIn haben als Ersatzform lediglich die umgangssprachliche Form "bessere Hälfte". Ein Wort, das in meinen Kreisen weit verbreitet ist, ist "Beziehungsperson". Eine, wie ich finde, angenehmere Alternative.«
Anonymus: »Sorry, aber wie unterirdisch ist das denn?? Ich habe bald Hochzeitstag und lade meine Frau zu einem richtig tollen und angemessenen Abend ein. So etwas macht man für eine Partnerin (!). Vergegenwärtigen Sie sich mal den Begriff Partner oder Partnerschaft, dann werden Sie sehen, dass es zutiefst respektlos ist, den Menschen an seiner Seite lediglich als Beziehungsperson zu bezeichnen. Wenn ich meine Frau Dritten gegenüber als "meine Beziehungsperson" vorstelle kann ich (zu recht) meine Koffer packen. Ich hoffe, die Kreise, in denen Sie sich befinden, bleiben in sich geschlossen. Unfassbar.....«
Anonymus: »Also Ihre Frau sollte nicht so empfindlich aufs Gendern reagieren wie Sie oder Stimmung gegens Gendern machen. Ihre Frau könnten Sie ja statt als „bessere Hälfte“ als „Beziehungsmensch“ oder „Beziehungshälfte“ oder „geehelichter Mensch“ oder „Ehemensch“ bezeichnen. Dann klappt’s auch mit dem Hochzeitstag.«

Anonymus: »zum Suchwort ›profi‹: Endungen auf -i seien geschlechtergerecht – finde ich für den/die Fußball-Profi nicht überzeugend.«
Herr Sievers: »Nicht die Profi, sondern stets maskulin: Elke ist ein Fußball-Profi […]. Genus ist nicht gleich Sexus (natürliches Geschlecht). […]«

Na bitte, warum nicht gleich so?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2023 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52375

„eine Herausforderung für jeden Geiger und jede Violinistin“ (Musikkritik der SZ 8.12.23)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52355

Söder will das Gendern an bayerischen Schulen verbieten? Es wird sich wohl auch hier um die Sonderzeichen handeln, nicht um die "geschlechtergerechte" Sprache. Aber diesen Unterschied dürfte Söder nicht einmal kennen.

Statt eines Verbotes könnte man auch an eine bessere Ausbildung der Deutschlehrer denken. Da habe ich aber wenig Hoffnung, weil ich zu viele Kollegen kenne, die es auch nicht besser wissen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 12.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52353

Sie hatten es in der Tat genau getroffen. An eine Verschwörung glaube ich hier auch nicht, dazu fehlt das Subjekt, die Verschwörergemeinde. Außerdem sind die Feministen mit der traditionellen Doppelnennung wahrscheinlich nicht zufrieden, sondern hätten sich schon etwas Revolutionäreres gewünscht. Die überlebenden Rechtschreibreformer können ja mit den Restbeständen ihrer famosen Reform auch nicht zufrieden sein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.12.2023 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52351

Es passiert jetzt genau das, was ich vor einigen Jahren vorhergesagt habe (siehe etwa hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46418). Mit Verschwörungstheorien habe ich es nicht so, aber sollte doch eine Strategie dahinterstecken, wäre es eine verteufelt gute.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2023 um 08.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52350

Es ist ein Fehler, die Kritik des Genderns auf eine Kritik an ortho- und typographischen Einzelheiten (Sternchen usw.) zu reduzieren, ohne die zugrunde liegende falsche Sprachauffassung anzutasten. Damit können die Sprachideologen gut leben und ihr frommes Treiben fortsetzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2023 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52339

Die „Zürcher Studierendenzeitung“ ist, wie schon ihr Name erwarten läßt, kraß gegendert. Nur vor „Bachelor“ und „Master“ kapitulieren die leicht verführten Redakteure.
Der Idealismus junger Menschen ist ja eigentlich etwas Schönes, aber weil er mit mangelhafter Reife und Weltkenntnis einhergeht, kann er auch verdummen. Man spricht von der Verführbarkeit der Jugend. Um schlimmere Beispiel aus der Vergangenheit zu übergehen: Wir haben erlebt, wie sie sich einreden ließen, die „alte“ Rechtschreibung sei menschenfeindlich und müsse überwunden werden, und nun soll die herkömmliche Sprache sexistisch sein und müsse geschlechtergerecht erneuert werden. Darum lassen sich Studenten als „Studierendenvertretung“ veräppeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2023 um 13.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52317

„Geschlechtsneutrale Bezeichnungen:
der/die Autoherstellende (Nom.), des/der Autoherstellenden (Gen.), den/die Autoherstellende(n) (Akk.);
Autoherstellende (Nom., stark), die Autoherstellenden (Nom., schwach), den Autoherstellenden (Dat.)“
(https://www.genderator.app/wb/autohersteller/)
-
EnergieversorgerInnen und AutozulieferInnen (https://www.viennaoffices.at/assets/uploads/HU-Laenderinformation-1.Quartal-2021-kurz.pdf)
(Usw., radikal durchgeführt)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2023 um 12.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52316

Der Berliner „Tagesspiegel“ gibt das Gender-Sternchen beziehungsweise den Gender-Doppelpunkt im gedruckten Blatt wieder auf. Künftig soll es im Plural „Politiker und Politikerinnen“ und nicht „Politiker:Innen“ heißen. Das bestätigte eine Sprecherin des Verlags dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag.

Der „Tagesspiegel“ hatte vor drei Jahren die Verwendung der Sonderzeichen eingeführt. Inzwischen beschwerten sich zahlreiche Leser über die Sternchen und Doppelpunkte im Sinne sogenannter geschlechtergerechter Sprache. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung über die neue Linie berichtet.


Das ist kein Ende des Genderns, wie überall zu lesen steht, denn die Grundauffassung von der "geschlechtergerechten Sprache" bleibt bestehen. Vielleicht beschweren sich die Leser auch darüber oder stimmen weiterhin mit den Füßen ab, dann könnte sich noch etwas tun – wenn schon die Einsicht auf sich warten läßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2023 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52243

„Die BILD befragte ihre Lesenden...“ schreibt Gesundheitsexpertin Christina Berndt in der SZ (21.11.23). Das ist grammatisch falsch, weil „Lesender“ im Gegensatz zu „Leser“ keine Leerstelle für den Gegenstand des Lesens hat. Es gibt Leser eines Buchs, aber nicht Lesende eines Buchs. Die Leser der BILD sind nicht „ihre“ Lesenden. Frau Berndt muß das nicht durchschauen, sie sollte es aber spüren. Und man darf vermuten, daß sie es durchaus spürt, aber ihrem eigenen Sprachgefühl nicht traut, wenn es um die höhere Sache der „Geschlechtergerechtigkeit“ geht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.11.2023 um 21.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52238

Beim ersten Satz könnte man noch argumentieren, daß hier zwei Beispiele genannt werden, und da ist die Autorin in ihrer Wahl frei. Es ist aber schon sehr dicht am alternierenden Gendern dran, und der zweite Satz stützt ja auch die Vermutung, daß hier »geschlechtersensibel« formuliert werden sollte. Immerhin zeigt die Aussage, beide seien »Mathematiker«, daß das generische Maskulinum als geschlechtsneutrale Grundform nach wie vor verstanden und verwendet wird.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 19.11.2023 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52237

https://www.spektrum.de/news/kategorientheorie-mathematik-aus-der-vogelperspektive/2197350?utm_source=pocket-newtab-de-de

Wieder so ein Text, in dem es hin und hergeht. Phasenweise normales Deutsch, dann wieder sehr bemüht. An einigen Stellen stolpert man dann doch:

"Eine Zahlentheoretikerin und ein Stochastiker werden einander höchstwahrscheinlich nur schwer verstehen – und das, obwohl beide Mathematiker sind.

So greifen beispielsweise Informatiker darauf zurück, um neue Programmiersprachen zu entwickeln, Physikerinnen und Physiker untersuchen mit Kategorien exotische Materiezustände [...]"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2023 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52232

Ich lasse mir ungern zu verstehen geben, sei es auch indirekt, daß meine ungegenderte Redeweise minderwertig ist. Es ist wie Anpöbeln.
Gibt es eigentlich einen bedeutenden Autor, der seine Texte gendert? Anders gefragt: Verpaßt man etwas, wenn man gegenderte Texte grundsätzlich nicht liest?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2023 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52231

Jemand hat die Idee vom Deutschen als Männersprache aufgebracht und das generische Maskulinum als Wurzel fast allen Übels angeprangert, und schon lief der große Haufen hinterher. Sogar Germanisten und Linguisten dankten plötzlich "TeinehmerInnen" ihrer Veranstaltungen. Sicher ist sicher, und der deutsche Akademiker war noch nie besonders mutig. (Die „Göttinger Sieben“ liegen schon eine Weile zurück.) Auch nicht unwichtig: Studenten, die gendern, haben automatisch einen moralischen Vorteil gegenüber Professoren, die es nicht tun. Ich habe aber auch schon mit Kollegen am Tisch gesessen, die mir ins Gesicht rülpsten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2023 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52229

Follower, Influencer usw. werden oft gegendert, auch mit Sternchen oder Binnen-I, zugleich aber im wesentlichen englisch ausgesprochen, besonders was den Akzent betrifft. Dadurch ergibt sich eine hybride Form, die niemanden recht zufrieden stellt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.11.2023 um 07.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52214

(In meinem letzten Beitrag meinte ich natürlich Offsprecher, nicht »Offlinesprecher«. Das kommt davon, wenn man tagsüber ständig davon faselt, daß Kollegen online oder offline sind. Vielleicht sollte man sowieso besser »Hintergrundsprecher« sagen.)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 17.11.2023 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52212

Auf der Webseite https://www.zdf.de/nachrichten/in-eigener-sache/korrekturen-104.html findet sich beim Datum 12./13. Februar 2023 folgender denkwürdiger Eintrag:

In einem ZDFheute-Beitrag vom 12./13. Februar 2023 zur Berliner Abgeordnetenhauswahl wurde CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner mit einer Aussage zitiert, in der von "Berliner*innen" die Rede ist. Korrekt ist: Wegner hatte von "Berlinerinnen und Berlinern" gesprochen.

Jetzt müssen diese Trottel nur noch begreifen, daß sie auch sonst an der sprachlichen Realität vorbeigendern.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.11.2023 um 02.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52193

Allerdings können die verzweifelten Versuche, das generische Maskulinum aus bestimmten Textsorten zu verbannen, nichts daran ändern, daß es in der Normalsprache nach wie vor quicklebendig ist. Auch viele Öffentlich-Rechtliche haben inzwischen erkannt, daß nicht nur das Sternchen und der Schluckauf keine Zukunft haben, sondern auch die extensive Verwendung der Doppelformen den Publikumsgeschmack verfehlt und deshalb vermieden werden sollte. Meine jüngste Stichprobe hat folgendes ergeben.

»WDR aktuell«, 14.11.23, 21.45 Uhr. In gut 30 Minuten haben die Moderatorin im Studio, Offlinesprecher und zahlreiche Personen, die in den Beiträgen zu Wort kommen – von Leuten auf der Straße über einen Experten für dies und das bis hin zu einem jungen Bürgermeister und einem Forscher –, reichlich Gelegenheit zu gendern, insgesamt nicht weniger als 21mal! Sie bleibt in 20 Fällen, also in 95 Prozent, ungenutzt: Bahnkunden, der Chef, Kollegen, Testspieler, Terroristen (2 x), Patienten (3 x), Kämpfer, Bundesminister (gemeint waren ein Bundesminister und eine Bundesministerin), Gast, Mitarbeiter, Mitbürger, Unternehmer (2 x), Forscher, Wirtschaftsvertreter, ein geübter Schütze. Sogar »der gemeine Bürger« aus dem Mund einer Offlinesprecherin dringt an mein Ohr! Nur ein einziges Mal sagt die Moderatorin im Studio »Spielerinnen und Spieler« – geschenkt!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2023 um 12.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52186

Die neue hessische Koalition aus CDU und SPD beschließt, daß staatliche und öffentlich-rechtliche Institutionen auf das Gendern mit Sonderzeichen verzichten. Das ist interpretierbar und bedeutet keinen Verzicht auf das Gendern, sondern allenfalls auf das Sternchen, eine typographische Einzelheit, mit der auch die Feministen nicht immer glücklich waren. Es wird nicht einmal gesagt, daß die Rundfunksprecherinnen nicht mehr mitten im Wort rülpsen sollen. Die irrige Laienlinguistik bleibt in vollem Umfang erhalten.
Geholfen wäre der Sprache nur, wenn das generische Maskulinum wieder in seine angestammten und universalen Rechte eingesetzt würde. Das werden die meisten von uns aber nicht mehr erleben. Nur die Rechtsextremen könnten es durchsetzen, aber deren Sieg kann man ja auch nicht wünschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2023 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52181

Das "umgekehrt" bezog sich darauf, daß Wikipedia ausdrücklich den üblichen Sprachgebrauch beschreibt, während die Dudenredaktion sich an die Norm des Bürgerlichen Gesetzbuches hält.

Beim Lehnwort Käse ist vielmehr zu erklären, warum das -e mundartlich weggefallen ist, aber das dürfte nicht so schwer sein.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.11.2023 um 02.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52180

Es wäre interessant, wie der Käse zu seinem "e" gekommen ist, denn ursprünglich hieß es "der Kas" oder "der Käs", wie man an alten Familiennamen sehen kann. Besondes krass ist der "Leberkäse", der eigentlich "Leberkas" heißt.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 15.11.2023 um 01.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52179

Eigentlich ist der Duden ein Sprachwörterbuch und Wikipedia ein Sachlexikon, aber hier sind die Leistungen umgekehrt verteilt.

Wieso "umgekehrt"? Wikipedia erteilt, wie es sich für ein Sachlexikon gehört, eine Sachauskunft. Die Duden-Redaktion vernebelt die Tatsachen sowohl in sprachlicher als auch sachlicher Hinsicht, indem sie sagt "In bestimmten Situationen wird die maskuline Form (z. B. Arzt, Mieter, Bäcker) gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen. Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere." Im Kontext ist dies bei Substantiven auf -er immer eindeutig, denn nur wenn eine Beidnennung auftritt, ist klar, daß Männer gemeint sind. Davon gibt es nur ganz wenige Ausnahmen (Mutter, Schwester, und selbst Schwester wird als abwertend für homosexuelle Männer verwendet).

Was die Redaktion, wie die Genderer im allgemeinen, übersieht, ist, daß im Deutschen der Wortausgang manchmal ein eindeutiges Genus anzeigt, z.B. feminin (-heit, -keit, -schaft), maskulin (-ling) oder neutral (-chen, -lein), häufig aber auch nicht.

Die Endung -e ist besonders uneindeutig und entzieht sich damit gewissermaßen einer Kategorisierung bzw. Regelformulierung, obwohl dies mit einigem Aufwand bestimmt möglich wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2023 um 18.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52175

Eine Andeutung der wirklichen Verhältnisse gibt Wikipedia s. v. Ehe:

Im europäischen Kulturraum wird die Ehe traditionell als dauerhafte Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau verstanden, in der beide Verantwortung füreinander übernehmen. Seit dem 21. Jahrhundert ist in manchen Ländern die Zivilehe als vom Staat geregelte und vermittelte Ehe auch für Partner gleichen Geschlechts geöffnet (gleichgeschlechtliche Ehe); in anderen Ländern besteht ein eheähnliches Rechtsinstitut mit teils eingeschränkten Rechten unter Titeln wie „eingetragene Partnerschaft“.

Eigentlich ist der Duden ein Sprachwörterbuch und Wikipedia ein Sachlexikon, aber hier sind die Leistungen umgekehrt verteilt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2023 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52174

Duden zu Witwe: „Frau, deren Ehemann oder Ehefrau gestorben ist“
Witwer: „Mann, dessen Ehefrau oder Ehemann gestorben ist“

Damit wird eine Symmetrie heterosexueller und homosexueller Ehen suggeriert, die nur in einigen Rechtssystemen anerkannt ist. Im alltagssprachlichen Gebrauch ist aber selbst dort eine solche Symmetrie nicht gegeben. Dazu muß man die Leute fragen, nicht das BGB.
Zu Witwer hat Duden noch den üblichen Kasten:
„Verwendung der Personenbezeichnung
In bestimmten Situationen wird die maskuline Form (z. B. Arzt, Mieter, Bäcker) gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen. Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere. Deswegen wird seit einiger Zeit über sprachliche Alternativen diskutiert.“

Das ist etwas schräg, weil Witwe/Witwer zu den seltenen Fällen gehört, wo die maskuline Form die abgeleitete ist. Noch nie ist eine Witwe Witwer genannt worden, eher schon mal ein Witwer Witwe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2023 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52154

"Israelin" wird vom Duden als Nebenforrm zu "die Israeli" angeführt. Das Maskulinum wäre "der Israel" oder "der Israele". Eine morphologische Zwickmühle.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 03.11.2023 um 01.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52076

Der von Herrn Metz in anderem Zusammenhang angesprochene niederländische Pragmatismus zeigt sich auch beim (grob gesprochen) niederländischen Äquivalent zur ARD. Die Hinweise zum Sprachgebrauch findet man unter https://over.nos.nl/uw-vragen-reacties/fouten-of-suggesties-doorgeven/. Über diese Richtlinien wird sich niemand (außer Ideologen) aufregen müssen.

In diesem Zusammenhang ist besonders interessant, daß der Sender dem allgemeinen Sprachgebrauch folgt, in dem bei reinen Funktionsbezeichnungen die weibliche Form am Verschwinden ist. Hinzu kommt, daß selbst Akademiker meiner Erfahrung nach meist das grammatisch maskuline hij statt dem umständlicheren hij of zij verwenden. Man mag es bei unseren Nachbarn eben knapp und verständlich. (Siehe auch "Nat!" im Vergleich zum deutschen "Vorsicht, frisch gestrichen" oder "In" und "Uit" statt "Ingang" und "Uitgang".)

Der deutsche Genderstern ließe sich im Niederländischen auch nur schwer umsetzen, denn die niederländischen Verwandten zu Wörtern auf -er im Deutschen enden entweder auf -aar oder auch auf -er. Bei Substantiven auf -aar (wie "leraar") könnte man mit ähnlichen Verrenkungen wie im Deutschen Sternchen einsetzen, weil das Feminimum mit einem Suffix gebildet wird: "lerares". Substantive auf -er verwenden hingegen ein Infix (st) für die weibliche Form: "verpleger" –> "verpleegster", "drager" – "draagster". Wie die Beispiele zeigen, kommt hier noch das Problem der Schreibweise von Vokalen je nach Offenheit oder Geschlossenheit von Silben hinzu. Sternchen nach deutschem Vorbild würden trotz der Verwandtschaft der beiden Sprachen im Niederländischen zu beinahe unlesbaren Texten bzw. Beschilderungen führen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.10.2023 um 01.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52043

Lieber Herr Riemer, ich stimme Ihnen zu. Mit »hier« meinte ich den von mir zitierten Museumstext, in dem von Studierenden gesprochen wird.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.10.2023 um 01.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52042

Lieber Herr Metz, ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe. Sie schreiben, das sei auch hier der Fall. Meinen Sie denn wirklich, daß man schon 1822 ein Problem mit dem geschlechtsneutralen Maskulinum hatte?
Daß es das substantivierte Partizip schon sehr lange gibt, ist ja klar, aber es wurde doch damals aus völlig anderen Gründen benutzt als heute, zumal es, wie ich schon schrieb, damals so gut wie keine weiblichen "Studirenden" gab.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 28.10.2023 um 23.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52041

https://www.zeit.de/sport/2023-10/victor-wembanyama-nba-san-antonio-spurs-basketball/komplettansicht

Eigentlich völlig unauffälliger Text (abgesehen vom Ausdruck "meist versprechende Spieler"), aber dann stolpert man über diesen Satz: "Deshalb diskutieren die Expertinnen über Wembanyama: ob er Muskulatur aufbauen sollte, und wenn ja, wie viel, und ob die vielen Spiele nicht zu schwer auf seinen Knochen lasten werden".

Vermutlich absichtlich eingebaut, weil nur Männer namentlich genannt werden und man irgendwie Frauen sichtbar machen zu müssen glaubte.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.10.2023 um 20.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52040

Die »Studierenden« gab es schon lange vor 1822, siehe etwa die Darstellung im DWB und dort insbesondere die stilistische Einordnung gegenüber »Student« (https://www.dwds.de/wb/dwb/studierend#GS54034). Ein Museum hat bei der Angabe der Eintrittspreise die Wahl zwischen »Studenten« (das griffige »Schüler und Studenten« ist durchaus noch häufig anzutreffen) und »Studierende«. Wer durch Gendersonderzeichen signalisiert, daß er ein Problem mit dem geschlechtsneutralen Maskulinum hat, wird sich für »Studierende« entscheiden. Das ist auch hier der Fall. Um so bemerkenswerter ist die gleichzeitige geschlechtsneutrale Verwendung des Wortes »Schüler«.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.10.2023 um 20.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52039

Die damaligen "Studirenden" (1822) waren höchstwahrscheinlich ausnahmslos männlich, das Wort hatte also absolut nichts mit seinem heutigen Sinn und Zweck zu tun.
 
 

Kommentar von Kurt Heydeck, verfaßt am 28.10.2023 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52038

(Studierende)

https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/1607/28245.pdf?sequence=1&isAllowed=y
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2023 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52037

Ursprünglich ging es darum, die Stellung der Frauen in unserer Gesellschaft zu verbessern. Aber dieser Zweck ist längst vergessen, die sprachlichen Verrenkungen sind Selbstzweck geworden, bzw. zu symbolischen Markierungen der richtigen Gesinnung umfunktioniert. Bei der Rechtschreibreform lief es ähnlich: Niemand wagt noch daran zu erinnern, daß sie das Schreiben erleichtern sollte. Die Diskrepanz zwischen Vorsatz und Ergebnis wäre ja auch nicht auszuhalten.
Eigentlich müßten sich die Frauen selbst wehren, denen mit so kindischen Mitteln geholfen werden soll und die doch insgesamt nicht für voll genommen werden. Wenn ich meiner Frau aus der Zeitung vorlese, muß ich die feministischen Schnörkel weglassen, sonst läuft sie mir davon.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.10.2023 um 21.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#52035

Mitmachgendern vom Feinsten

Aushang in einem Rostocker Schönheitssalon:
Liebe Kunden*innen ...
Der gute Wille ist da.

In Mühlheim an der Ruhr schreibt ein Bistro:
Das alles geht nur mit "Leitung & BestTeam" welches ebenso auf seit langem bekannte Gesichter und Charaktere setzt, was insbesondere ein positives Bild bei Gäst:innen und Besucher:innen, bei Stammgäst:innen und Freund:innen herbei führt und hinterlässt. Insbesondere diese Verbindung zwischen Gästen:innen [!] und Personal macht die Erfolgsgeschichte und eine mittlerweile bewiesene Krisenfestigkeit des auf Langlebigkeit ausgerichtetem Lokals aus.
Der Vornehmheit vortäuschende, aber unbeholfene Stil deutet auf einen Wenigschreiber hin, der alles richtig machen will. Daher auch das furchtbare Gestammel bei den Personenbezeichnungen, die den Text unlesbar machen.

Website des Arp-Museums in Rolandseck:
Ab dem 1.9.2023 ist dienstags eine Frühöffnung ab 9 Uhr für Schulklassen, Kindergartengruppen und andere Bildungspartner*innen möglich.
Klar, Klassen und Gruppen sind weiblich, ein Verein wäre männlich, ein Zentrum sächlich. Das Sternchen zeigt eigentlich an, daß auch Nichtbinäre gemeint sind. Was aber hat man sich unter einer nichtbinären Institution vorzustellen? Oder will man vorsichtshalber auch gleich natürliche Personen einschließen? Eine Einzelperson, die als »Bildungspartner« des Museums früher als alle anderen eingelassen wird, damit sie denen nicht im Weg steht und die ihr nicht?? Außerdem sind vermutlich auch nicht die Schulklassen und Kindergartengruppen Bildungspartner, sondern die betreffenden Schulen und Kindergärten. Ob überhaupt jemand so weit gedacht hat? Wohl kaum.
Für kenntnisarme Spiegelfechterei spricht, daß bei den Eintrittspreisen zunächst brav von Studierenden und übereifrig von Inhaber*innen [der Familienkarte RLP] die Rede ist, dann aber arglos Unwörter wie Schüler, Helfer [im sozialen Jahr] und Empfänger [von sozialen Transferleistungen] verwendet werden. Da müßte noch mal nachgearbeitet werden, damit der Schwindel nicht gar so schnell auffliegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2023 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51888

Wer von seinem Kind als "Säugling" spricht, macht sich doppelt schuldig. Erstens drückt er mit "-ling" seine Verachtung aus, zweitens übergeht er mit dem Maskulinum das Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung. Drittens könnte man noch einwenden, daß der junge Mensch mit "Säugling" auf eine einzige Funktion reduziert wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2023 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51876

Der Gender-Schluckauf führt zwangsläufig auch zu einer neuen Silbentrennung: Wähler-in usw., da wir ja nicht nach Morphemen, sondern nach Silbengrenzen trennen. Andernfalls müßte man für diesen Fall eine singuläre Sonderregel einführen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 02.10.2023 um 23.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51870

Mir geht es wie Ihnen, Herr Metz: Sobald man seinen Blick für ein bestimmtes Thema geschärft hat, gelingt es nicht mehr, einen Text zu lesen, ohne einen Zähler mitzuführen.
Ich halte das für mich fest, nicht immer, aber immer mal wieder. So banal es eigentlich ist.
Meine Aufzeichnungen entsprechen ziemlich genau dem, was Sie hier dokumentieren.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.10.2023 um 22.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51869

Die Chronistenpflicht gebietet es, ab und zu nachzuzählen. In einem SPON-Artikel über den Ärztestreik (https://www.spiegel.de/wirtschaft/aerztestreik-sind-7900-euro-netto-zu-wenig-a-2825e1d4-1b98-4d08-814b-fe0a68ca9e7e) gehen Genderpärchen und geschlechtsneutrales Maskulinum kunterbunt durcheinander, allerdings mit einer eindeutigen Tendenz (Komposita wie »Ärztestreik« habe ich nicht berücksichtigt, sie werden in dem Artikel auch ausnahmslos korrekt gebildet):

Ärztinnen und Ärzte
Ärztinnen und Ärzte
Ärzte
Medizinerinnen und Mediziner
Ärztinnen und Ärzte
Mediziner
Praxisärzte
Ärztinnen und Ärzte
Arbeitnehmer (in Zitat Lauterbach)
Ärztinnen und Ärzte
Arzt
Oberarzt
Praxisärzte
Facharzt
Ärztinnen und Ärzte
Hausärzte
Ärzte
Patienten
Kassenpatienten
Patientinnen und Patienten
Arzt
Patienten
Patient
Ärztinnen und Ärzte
Kinderärzte
Allgemeinmediziner
Kinder- und Allgemeinärzte
Allgemeinmediziner

Das geschlechtsneutrale Maskulinum kommt demnach 19mal vor, die Paarformel 9mal. Das entspricht einem Verhältnis von 68:32. Der Autor geht offenkundig davon aus, daß die Leser »Ärzte« usw. als gemischtgeschlechtliche Bezeichnung verstehen, sonst müßte er anders formulieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2023 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51863

„Ich wurde als Vierzehnjährige von meinem Onkel sexuell missbraucht, verführt, entjungfert – ohne Gewalt, aber gegen meinen Willen.“
So schreibt eine Schauspielerin über einen verstorbenen berühmten Schauspieler. Die Namen tun nichts zur Sache, weil sich unzählige Fälle von „sexualisierter Gewalt“, wie die politische Korrektheit es nennt, so ähnlich abgespielt haben dürften, insbesondere fast alles, was Priestern usw. vorgeworfen wird. Eine ausdrücklich ohne Gewalt (im Sinne des deutschen Sprachgebrauchs) ausgeübte Gewalt (im feministischen Sinne) stellt die Berichterstattung vor ein Problem. Man sollte zur Normalsprache zurückkehren: Mißbrauch ist Mißbrauch, Gewalt ist Gewalt. Die Verführung und Defloration einer minderjährigen Nichte wird nicht verwerflicher, wenn man sie der feministischen Sondersprache unterwirft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2023 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51780

In einer Anzeige fordert die Landtagspräsidentin die Bürgerinnen und Bürger auf, zur Wahl zu gehen. Unsere Demokratie werde nämlich von Feinden bedroht. Die sind alle männlich, weil sie so böse sind.
(Die Erstnennung der Frauen ist übrigens ein Relikt aus der patriarchalischen Welt der Galanterie und verstößt gegen die Gleichstellung. Das hat man in den Höhen der politischen Korrektheit noch nicht erkannt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2023 um 07.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51776

Aserbaidschans Präsident erklärt Sieg über Armenier:innen in Bergkarabach
Aserbaidschans Präsident Aliyev hat im Konflikt um Bergkarabach den Sieg über die Separatist:innen erklärt.
(tagesschau.de 22.9.23)

Bisher war das taz-Brauch, aber es greift immer mehr auf die Zwangsfinanzierten über, wo man auf Kundschaft keine Rücksicht zu nehmen braucht. Sind die Krimis, die dort mehrmals wöchentlich verabreicht werden (wohl als Beitrag zur demokratischen Bildung im Sinne Paul Kirchhofs), eigentlich auch gegendert? Und wenn nicht – warum nicht?

Ebenfalls "sittenwidrig" ist nun amtlich geurteilt auch die üppige Bezahlung von Mitarbeitern der Öffentlich-Rechtlichen. Hier wie dort fehlt jeder Sinn für Verantwortung.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.09.2023 um 22.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51775

Das mit dem Gendern und dem th sieht Gerd Dudenhöffer alias Heinz Becker genauso wie Herr Ickler:
https://www.youtube.com/watch?v=cQO6dWxAXYE
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.09.2023 um 22.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51773

Die Frage, wie es angesichts solcher Sprachdefizite um die Eignung der jungen Frau für den Schuldienst steht, stellt sich nicht (und braucht sie sich nicht zu stellen), solange speziell diese Mängel von denen, die darüber zu entscheiden haben, wohlwollend geduldet oder sogar als fortschrittlich beworben werden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.09.2023 um 21.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51772

Früher war der DLF auch mein Küchenradio. Und mein Standardsender im Auto. Aber ungefähr vor einem oder zwei Jahren habe ich damit Schluß gemacht. Ich konnte die Genderei einfach nicht mehr anhören.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2023 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51771

Im Radio höre ich eine Lehramtskandidatin (Grundschule) konsequent gendern, und zwar durchweg mit dem Rülpser. Meiner Ansicht nach sollte sie nicht in den Schuldienst übernommen werden. Man muß sich das einmal vorstellen: Diese Gans spricht mit voller Absicht falsches Deutsch, also nicht wegen einer Behinderung oder ausländischer Herkunft, sondern weil sie die Grundregeln ihrer Muttersprache nicht verstanden hat, und gibt das an unschuldige Kinder weiter! Man würde ja auch keinen Englischlehrer einstellen, der darauf besteht, das th wie s zu sprechen, weil er dies für besser hält.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 15.09.2023 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51746

"In den nächsten zehn Jahren begann die Beziehung von Priscilla und Elvis zu zerbrechen, und beide unglücklichen Ehepartner:innen führten Affären."

glamour.de
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.09.2023 um 23.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51737

Neulich griff ich in einem großen Buchladen in Münster zur neuen Duden-Grammatik (10. Auflage, 2022). Ich war zu neugierig auf die Ausführungen zum Thema Gendern. Vielleicht hätte ich das besser gelassen, denn die Lektüre war nicht eben vergnügungssteuerpflichtig. Wie schade ist es doch, daß die Redaktion das offenbar unerschütterliche Vertrauen der Deutschen in »den Duden« dazu nutzt (um kein anderes Wort zu verwenden), ihr sprachfeministisches Steckenpferd zu reiten. Viele glauben ja tatsächlich, daß »gilt«, was im Duden steht, vor allem natürlich, wenn es um Rechtschreibung geht, aber auch bei der Frage, ob es ein bestimmtes Wort überhaupt gibt (!), und so eben auch, ob das Gendern denn nun sinnvoll ist oder nicht.

Ich wollte die entsprechende Passage (Randnummer 1216, S. 702) eigentlich hier zitieren, aber dann fiel mir ein, daß ich irgendwann schon einmal eine Rezension der Neuauflage gelesen hatte. Autor ist Wolfgang Krischke, der Artikel erschien am 19. Februar dieses Jahres in der FAZ (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/was-sagt-die-duden-grammatik-zum-gendern-die-politik-ueberwiegt-18665636.html). Er sagt genau das, was ich in Münster dachte, formuliert jedoch besser, als ich es könnte, weshalb ich ihn hier anführen möchte:

Das Reizthema Gendern wird in der Duden-Grammatik knapp, aber tendenziös behandelt. Dem Autor Peter Gallmann zufolge haben psycholinguistische Tests nachgewiesen, dass generische Maskulina „in überdurchschnittlichem Maß die Vorstellung männlicher Personen“ hervorrufen. Deshalb suche man nach „alternativen Formulierungen“, die zu „ausgeglicheneren Vorstellungen führen“, worauf der Hinweis folgt, dass der Dudenverlag schon eine Reihe entsprechender Publikationen vorgelegt hat.

Tatsächlich ist der empirische und methodische Wert der besagten Tests in der Wissenschaft nach wie vor umstritten, und es wäre einer Grammatik mit dem Anspruch, ein Standardwerk zu sein, angemessen gewesen, diesen Stand der Diskussion nüchtern zu referieren. Ebenfalls angebracht gewesen wäre eine Beschreibung der grammatischen Systembrüche, die durch das Gendern verursacht werden. Schließlich orientiert sich die Duden-Grammatik ihrem Selbstverständnis nach „an der geschriebenen Standardsprache, die überregional, stilistisch neutral, nicht an einen spezifischen Verwendungskontext gebunden und auch in formelleren Kontexten unauffällig ist“.

Jenseits des Grammatikbandes hat die Dudenredaktion allerdings längst auf eine nüchterne Beschreibung der wahren sprachlichen Verhältnisse verzichtet, indem sie in ihren Wörterbüchern Mieter, Kunden und Patienten zu männlichen Personen und die nach wie vor weithin übliche generische Verwendung im Kleingedruckten zum Randphänomen erklärt hat. Ob sie sich damit langfristig einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten. Ich würde mir jedenfalls sehr wünschen, daß der Duden auf den Pfad der Tugend zurückkehrt. Damit meine ich nicht unbedingt das, was ich zufällig denke, wohl aber einen ideologiefreien Umgang mit dem Vorfindlichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2023 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51735

drei Historikerinnen und Historiker (SZ 13.9.23)

Das verwirrt mich so sehr, daß ich nicht mehr weiß, ob ich Männchen oder Weibchen oder beides bin.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.09.2023 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51724

Nun hat sich die taz in Sachen Gendersprache schon immer durch besondere Dummheit und Frechheit ausgezeichnet. (Falls ich das folgende schon einmal verlinkt habe, bitte ignorieren: https://virchblog.wordpress.com/2019/03/15/urin-urinnen/) Solange man unter sich war, war das kein Problem, doch seit das Gendern zur eifernden Volksbelästigung geworden ist, wächst die Ablehnung. Frau Hartmann pfeift im Walde. Klingt gut.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2023 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51719

Was tun? Dieses Ausmaß an Unbildung und Selbstgerechtigkeit macht mich so zornig, daß ich zuerst "Sofort entlassen!" rufen wollte, aber das geht wohl zu weit. Im Schonraum Universität finden viele ihre Spielwiese und ihr Auskommen. Leider ist die Scheinplausibilität der Gender-Linguistik in der Öffentlichkeit so wirksam, daß ein Anprangern der Dummheit und Frechheit kaum auf Beifall rechnen darf. Die meisten Leute, leider auch Richter, würden fragen: "Was wollt ihr denn, sie hat doch recht, oder?" Ob wir aus dieser intellektuellen Verfinsterung einmal herauskommen? Ich werde es wohl nicht mehr erleben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.09.2023 um 01.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51717

An den Schulen in Sachsen-Anhalt ist das Sonderzeichengendern verboten worden. Das veranlaßt Tina Hartmann, Professorin für Literaturwissenschaft an der Universität Bayreuth, zu deren Schwerpunkten laut Redaktion unter anderem die Literatur des 18. Jahrhunderts, Gender und Kritische Kanonforschung gehören, zu einem Gastkommentar in der taz (https://taz.de/Gendern-an-Schulen/!5956385/). Darin gibt sie Anregungen, »wie sich künftig umso genüsslicher rückwärts gewandten Teilen des Lehrkörpers, des Oberschulamts und der Politik der sprachliche Mittelfinger zeigen lässt«.

Als erstes empfiehlt sie Schülern, das »generische Femininum« zu benutzen, Männer seien »dann eben mitgemeint« (man kennt das).
Da es im Deutschen aber kein generisches Femininum gibt, müßte ein Lehrer etwa den Satz »Deutschland hat 83 Millionen Einwohnerinnen« als Fehler anstreichen. Offenbar geht es Frau Hartmann also nicht, wie ich zunächst dachte, darum, genderfreudige Schüler mit ihren Handreichungen vor Notenabzügen zu bewahren (sie spricht am Ende des Kommentars selbst von »Subversion«), sondern sie meint es ernst mit dem sprachlichen Mittelfinger. Die Haltung, die dahintersteckt, könnte man so umschreiben: »Ihr wollt mir was verbieten? Ihr könnt mich mal, ich schreibe weiter so, wie es mir paßt!« Dann aber frage ich mich, warum sie den Schülern nicht gleich empfiehlt, einfach bei den Sonderzeichen zu bleiben. Das wäre das Original des Mittelfingers.

Weiter rät sie zur »paritätischen Mischung von generischem Femininum und Maskulinum«. Sie meint wohl Fälle wie »Ärztinnen und Pfleger«. Ihre Einschätzung: »Etwas edelfederhaft, aber praktisch unkritisierbar.«
Wirklich?

Sie weiß auch, wie man die Nichtbinären mit einbezieht: »Und wo bleiben die Nichtbinären? Mensch, richtig! Im Deutschen haben wir eine wahre Wunderwaffe der Gerechtigkeit: Anders als etwa im Französischen verschwistern sich „Ärztinnen und Ärzte“ sogar mit den verbotenen „Ärzt:innen“ zu „Menschen in medizinischen Berufen“ oder werden gar zu „innovativen Menschen aus den Bereichen Medizin und Wissenschaft“.«
»Wunderwaffe der Gerechtigkeit«, das sagt alles. Sachlich unzutreffende Umschreibungen eines Berufs sollen für Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern sorgen. Selbst wenn man Frau Hartmann einen Funken selbstironischer Übertreibung zubilligt, die maßlose Überschätzung der Sprache als Mittel zur Weltverbesserung kommt hier sehr schön zum Ausdruck.

Statt »Schüler« kann man nach Frau Hartmann ab der siebten Klasse »jugendliche Lernende« sagen.
Die Frau ist Literaturwissenschafterin.

Auf ihre Anmerkungen zum Thema »Deutsch als Genussprache« (= sexistische Sprache) müßte ich gesondert eingehen. Sie sind von ähnlichem Niveau.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2023 um 12.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51700

Bei den Gleichstellungsbeauftragten hat die Gleichstellung eine Grenze: „In den Bundesverwaltungen ist diese Funktion gemäß § 19  BGleiG auf Frauen beschränkt. Entsprechende Regelungen finden sich auch in den jeweiligen Landesgleichstellungsgesetzen in Verwaltungsvorschriften und in manchen kommunalen Verfassungen.“ (Wikipedia)
Es gibt zwar Gehaltstabellen für Gleichstellungsbeauftragte, aber ich kenne keine Evaluation ihrer Tätigkeit. Und wie viele es gibt, konnte ich auch nicht herausfinden. Würde man ihre Abschaffung bemerken? Über die Einhaltung der Gesetze wachen normalerweise Polizei und Justiz. Es gibt ja z. B. keine Eigentumsbeauftragten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2023 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51695

Die Kurverwaltung Juist informiert die Gäste über die Inselschule und das „Lehrer*innenleben“.
Dieses Innenleben muß übrigens ein Traum sein: 74 Schüler, die in Doppelklassen bis zur Mittleren Reife geführt werden, anschließend auf Wunsch im Internatsgymnasium auf dem Festland zum Abitur.
 
 

Kommentar von A.B., verfaßt am 04.09.2023 um 15.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51694

Die hessische SPD fordert

ZEIT FÜR 12500 NEUE LEHRERINNEN.

Jedoch: ZEIT FÜR 9000 HEUE HANDWERKER.

Weiterhin für ... NEUE ÄRZTINNEN
und für ... NEUE PFLEGER.

Interessant, wie die vermeintliche Gendergerechtigkeit hier auf die Berufsgruppen verteilt wird; und nicht in einer gemischten Form innerhalb eines Satzes oder Textes, sondern auf separaten, einzelnen Plakaten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.09.2023 um 22.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51690

Vor der anstehenden Landtagswahl in Hessen plakatiert die FDP:

Vom Gendern
kommen
auch nicht
mehr Lehrer-
innen.

Das ist ganz schön frech. Die FDP selbst gendert, daß sich die Balken biegen. In ihrem Wahlprogramm für Hessen kommt die Paarformel nicht weniger als 126mal vor, von Schulpsychologinnen und Schulpsychologen über Radfahrerinnen und Radfahrer bis hin zu Jägerinnen und Jäger, ja es ist sogar von Täterinnen- und Täterarbeit die Rede, und auch die Antragstellenden scheint man bei den Liberalen für normales Deutsch zu halten. Frage: Wie viele zusätzliche Lehrkräfte erhofft sich die hessische FDP von ihrer Variante des Genderns? Was soll überhaupt die Schreibung Lehrer-innen? Ist das eine mißlungene Parodie des Pausenzeichengenderns?

Wer im Streit ums Gendern politische Unterstützung für die Bewahrung der geschlechtsübergreifenden Normalsprache sucht, kann die FDP getrost abschreiben. Bei der Rechtschreibreform war es ähnlich. Ein trauriges Beispiel dafür, wie jene vielbeklagte Politikverdrossenheit entsteht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2023 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51689

Im NT wird das später heiliggesprochene Ehepaar Aquila und Priszilla sechsmal erwähnt, dreimal die Frau zuerst und dreimal der Mann. Darüber muß natürlich diskutiert werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2023 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51686

Zum vorigen Eintrag: Wenn bedeutende Menschen sich eine solche Ansicht einreden lassen, kann man von schlichteren Gemütern erst recht nicht erwarten, daß sie ihm widerstehen. Es hat ja auch etwas unmittelbar Einleuchtendes, daß die Frauen durch das generische Maskulinum benachteiligt sind. Bisher hat es zwar klaglos funktioniert, aber wer zum erstenmal darauf aufmerksam gemacht wird, dem fällt es wie Schuppen von den Augen, nicht wahr? Was für eine überdimensionale Ungerechtigkeit!

Die Schule hat nichts dafür getan, uns über sprachliche Sachverhalte aufzuklären, und heute trägt sie mit großem Pomp zur Verdummung bei. Nur so war ja auch die Rechtschreibreform möglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2023 um 04.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51684

„Ein Wort an die Musikerinnen. Wenn ich von Pianisten rede, sind immer auch die Pianistinnen gemeint. Der leidige deutsche Sprachgebrauch macht es notwendig, um der besseren Lesbarkeit willen den regelmäßigen Hinweis auf das andere Geschlecht zu unterlassen. Die Vereinfachung, obwohl eigentlich unzulässig, ist leider unvermeidlich. Bitte fühlen Sie sich freundlichst eingeschlossen.“ (Alfred Brendel: A bis Z eines Pianisten. Ein Lesebuch für Musikliebende. München 2012:7)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2023 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51675

Inzwischen verläßt kein Text mehr die Amtsstuben, bevor jemand ihn durchgegendert hat: „Landwirtinnen und Landwirte“ (Erntebericht der Bundesregierung 2023). Die Selbstregulation der Allgemeinsprache, die solchen Ballast nicht duldet, wird durch offene oder stillschweigend anerkannte Richtlinien unterbunden.

Wie bei der Rechtschreibreform wissen auch hier die meisten Beteiligten, daß das Ganze Unsinn ist, aber sie machen mit. Das ist das eigentlich bemerkens- und erforschenswerte Phänomen. Man schliddert hinein, aber nicht wieder hinaus.
Die neurotische Angst vor Wörtern hat verschiedene Erscheinungsformen. Im amerikanischen Fernsehen bleept es seit Bush ständig, während in der Alltagssprache fucking eines der häufigsten Wörter ist. Diesen Gegensatz bemerkt jeder, aber es folgt nichts daraus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.08.2023 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51644

Drüben "in Deutschland", wie man auf der ostfriesischen Insel sagt, gendern sie, aber hier ist der Koopmann immer noch der Koopmann, obwohl er eigentlich eine Frau ist, aber das schadet dem Umsatz nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.08.2023 um 13.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51617

Verkehrte Welt

In der Schule wird nicht die Sprache gelehrt, die angesehene überregionale Zeitungen verwenden, sondern diese Zeitungen richten sich nach dem jeweils letzten Stand der Schulorthographie, bis hin zum Umgang mit den vom Rechtschreibrat (noch) nicht gebilligten Genderzeichen.

Beispiel Süddeutsche:

»Zeitungen haben eine Vorbildfunktion, was Sprache angeht. Sie sollten so schreiben, dass die Texte für möglichst viele (im Idealfall alle) Leserinnen und Leser verständlich sind. Das gilt insbesondere für eine "Familienzeitung", als die sich die SZ versteht - also ein Blatt, das grundsätzlich Eltern, Kinder und Großeltern ansprechen will. Wenn Jugendliche eine Zeitung lesen, sollten sie dort nicht auf eine Sprache oder Rechtschreibung stoßen, die ihnen in der Schule als Fehler angekreidet würde.«

»Die SZ verzichtet […] auf Schreibweisen mit Gendersternchen […]. Sie stützt sich dabei auch auf den Rat für deutsche Rechtschreibung, der das amtliche Rechtschreibe-Regelwerk herausgibt und die Aufgabe hat, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu wahren.«

(https://www.sueddeutsche.de/kolumne/transparenz-blog-warum-verzichtet-die-sz-auf-das-sternchen-1.5364973)

Noch Fragen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2023 um 05.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51610

„Mit dem heutigen Doodle ehren wir den*die britische*n Maler*in Gluck, die*der für das Aufbrechen von Geschlechternormen und ihre*seine bahnbrechenden Werke im frühen 20. Jahrhundert bekannt ist.“ (Google 13.8.23)
Der Eintrag der deutschen Wikipedia ist überschrieben „Gluck (Malerei)“ und verwendet wie der englische keine Pronomina, sondern stets den Namen. In England wird Gluck aber meist als weiblich behandelt, so auch im Untertitel der Biographie. Grundlage dürfte die Feststellung des Geschlechts bei der Geburt von Hannah Gluckstein gewesen sein. Alles weitere war dann eine Form der Lebensgestaltung; Lesbierinnen verehren in Gluck eine der Ihren.
Google veranschaulicht das sprachliche Dilemma. Man möchte natürlich niemandem unrecht tun, und die persönliche Lebensgestaltung geht keinen was an. Das „Aufbrechen der Geschlechterrollen“ muß man andererseits nicht durchweg bejubeln; Geschlechterrollen haben ja auch ihren Sinn. Die Menschheit wird ihren Fortbestand nicht um einiger Zwischenstufen (Hirschfeld) willen aufgeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2023 um 14.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51597

Kein einziger der 77 Arbeiterinnen und Arbeiter bekam so viel. (tagesschau.de 10.8.23) Tut richtig weh. Im DLF geht es um die Ärztinnen und Ärzte und ihre Patientinnen und Patienten. Jedenfalls redet der Moderator so, nicht seine Interviewpartner. Der Zwangsgebührenzahler muß es hinnehmen – bis irgendwann sein Bewußtsein verändert ist und er einsieht, daß es auch Frauen gibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2023 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51561

herrschen < hêrisôn, zu "hehr". Herr hat die gleiche Wurzel.

Auch Frauen haben geherrscht und fanden nichts dabei. Die Wichtigtuerei verdienstloser Weltverbesserer darf man nicht ernst nehmen und vor allen Dingen nicht mitmachen. Aber das ist der schwache Punkt unserer lieben Mitmenschen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.08.2023 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51560

Im Fußball sieht man, wohin es führt, wenn Frauen es den Männern partout gleichtun wollen. An der Sprache liegt’s jedenfalls nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.08.2023 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51559

Historisch wurde »Frau« im Sinne von Gebieterin durchaus als weibliches Pendant zu »Herr« gebraucht. Aber auf diese Verwendung wollte die Dudenredaktion mit »Baufrau« vermutlich nicht zurückgreifen. Siehe auch die interessanten Einträge zum Stichwort »Frau« bei Adelung (https://lexika.digitale-sammlungen.de/adelung/lemma/bsb00009132_1_2_2495) und zu »Weib« im Meyer von 1905 (http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Weib).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.08.2023 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51558

In älteren Texten gibt es auch die Paarung Mann/Weib, wovon sich nur männlich/weiblich bis heute erhalten hat.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 03.08.2023 um 09.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51557

Wobei es ohnehin die falsche Paarung ist: Es gilt doch Herr/Dame vs. Mann/Frau, oder? Nur bei der Anrede ist es anders.

Ein Chorleiterin sprach (nach Corona-Pause): "...damit Ihr wieder Herr Eurer Stimme werdet." Worauf (erwartbar, danach kann man die Uhr stellen) aus dem Chor heraus ergänzt wurde "...bzw. Frau Eurer Stimme".
Das ist natürlich Unsinn, es geht ja um die Beherrschung der Stimme, also wäre wenigstens "Herrin der Stimme" angebracht. Eine "Befrauschung" gibt es ja nicht. Noch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2023 um 09.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51556

Im Radio gehört: "Bauherren und Baufrauen". Vielleicht mit einem nicht hörbaren Augenzwinkern gesprochen. Sprecher war ein interviewter Experte, nicht die DLF-Gans. Der Duden führt "Baufrau" in der Bedeutung „Bauherrin“ an, ohne zu vermerken, daß es sich um den Sprachgebrauch einer Nischengesellschaft handelt. Er lügt also – wie immer, wo die Sondersprache einer Clique als allgemeiner Sprachgebrauch dargestellt wird.
Zur Sache selbst: Man hat ja versucht, das Element „Herr-“ aus allen Bezeichnungen zu tilgen, bis hin zu „einer Sache Frau werden“, wozu man allerdings eine Bedeutung erst noch erfinden und allgemein durchsetzen müßte. Deutsch ist es bisher nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.08.2023 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51537

»Zu den grundlegenden rechtsstaatlichen Anforderungen an die Verurteilung einer Bürgerin oder eines Bürgers gehört, dass er die tatsächlichen Grundlagen seiner Verurteilung zur Kenntnis nehmen, sie in Zweifel ziehen und sie nachprüfen darf.«

(Aus: Beschluß des Verwaltungsgerichts des Saarlandes vom 20.08.2020 – 5 L 569/20, https://openjur.de/u/2328229.html)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.07.2023 um 22.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51514

In bezug auf die aktuelle Frauenfußball-WM ist mir aufgefallen, daß die Gendermedien immer im Plural z. B. von den amtierenden "Weltmeisterinnen" sprechen, wo man sich bei den Männern meistens im Singular auf den "Weltmeister", also die Mannschaft, bezieht.

Es ist auch wieder bezeichnend, daß sie nicht nur "den Weltmeister", sondern natürlich auch "die Weltmeisterin" für unpassend für die Frauenmannschaft halten und daher auf den Plural für die einzelnen Spielerinnen ausweichen müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2023 um 07.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51481

Wie bei der Rechtschreibreform kann man also freie und gebundene Texte unterscheiden. Die Reformer haben seinerzeit so getan, als wüßten sie nichts davon, und bei ihren "empirischen" Erhebungen eine flächendeckende Akzeptanz der Reform festgestellt. Dieses Gaunerstückchen gehört zur Kriminalgeschichte der Reform. Die Mitläufer in den Zeitungsredaktionen haben auch dabei mitgemacht, psychologisch verständlich, aber nicht entschuldbar.

Im Rechtschreibrat, wo inzwischen nur noch unkritische Durchsetzer sitzen, reden sie von Beginn an um den heißen Brei herum, wie ich es selbst erlebt und vor allem in meinem letzten Buch dokumentiert habe. Ich kenne nicht mehr alle Ratsmitglieder, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß auch nur ein einziger die Rechtschreibreform für sinnvoll hält. Das Ganze ist von einer grundsätzlichen und allgegenwärtigen Verlogenheit geprägt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2023 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51480

Aus der Diskussion um den Barbie-Film entnehme ich, daß die Kritik an den Klischees der Weiblichkeit inzwischen ihrerseits als frauenfeindlich gilt. Das überrascht mich nicht, es mußte so kommen. Pink stinkt also nicht mehr, sondern ist absolut in. Natürlich definieren Männer, was weiblich ist, und umgekehrt. Das ist der biologische Sinn der geschlechtlichen Fortpflanzung, also der Sinn des Lebens...

Die Revolution frißt ihre Kinder, das sehen wir ja auch anderswo.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2023 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51479

Obwohl nur eine Minderheit das Gendern und erst recht die Sternchenschreibweise billigt, sind sämtliche Verlautbarungen der Grünen, auch auf der lokalen Ebene, in dieser Weise entstellt. Es muß also eine Art Zwang geben, eine Gleichschaltung, die vielleicht mit dem Funktionärsdasein fest verbunden ist. Anders gesagt: Wer ein Pöstchen hat oder haben will, muß gendern, auch wenn sehr viele oder gar alle wissen, daß es Unfug ist. So war es auch bei der Durchsetzung der Rechtschreibreform. Es gibt Einblick in die Psychologie und Gruppendynamik des Mitläufertums. Hinterher will es niemand gewollt haben, alle sind „minderbelastet“.
(Gedanken anläßlich einer Einladung der Ortsgrünen zu einer Veranstaltung über Energiewende usw., das Sache nach eigentlich gut und richtig, aber immer mit diesem dämlichen Zungenschlag, der mich dann doch zögern läßt. Einen Sprachfehler kann ich überhören, aber Mitläufertum widert mich an.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.07.2023 um 13.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51475

Ein Vater fährt mit seinem Sohn im Auto. Sie haben einen schweren Unfall, bei dem der Vater sofort verstirbt. Der Sohn wird mit schweren Kopfverletzungen in eine Spezialklinik geflogen. Die Operation wird vorbereitet, alles ist fertig. Der Chef-Chirurg erscheint, wird plötzlich blass und sagt: „Ich kann nicht operieren, das ist mein Sohn!"

Die Genderer zeigen diese Geschichte seit Jahren herum, um das Maskulinum als spezifisch zu entlarven. Kunststück.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.07.2023 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51474

»Als Sohn von Migrantinnen und Migranten kann ich verstehen, dass da Frust aufkommt.«

(welt.de, 19.7.23, Interview mit dem Berliner Queerbeauftragten Alfonso Pantisano)

Wenn man Migrantinnen und Migranten als Gemeinschaft auffaßt, der man angehört, kann man sich theoretisch als Sohn (oder Tochter) dieser Gemeinschaft bezeichnen, so wie etwa Heinrich Böll ein Sohn der Stadt Köln war. Aber so ist es hier natürlich nicht gemeint. Mir fällt auf, daß viele Anhänger des Genderns keine Antenne für die Unterscheidung zwischen generisch und spezifisch haben. Vielleicht erklärt das wenigstens zum Teil ihre Unempfänglichkeit für all die guten Argumente, die für das generische Maskulinum sprechen. Auch in den berüchtigten psychologischen Tests wird bekanntlich regelmäßig mit Beispielsätzen gearbeitet, in denen die Personenbezeichnungen gar nicht generisch verwendet werden. Ein Hauch von Manipulation im Dienste des erwünschten Testergebnisses mag dahinterstecken, aber vielleicht ist es auch einfach nur sprachliche Inkompetenz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2023 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51471

Als das IdS vor 25 Jahren seine dreibändige deutsche Grammatik herausbrachte, hielten die Verfasser in ihrem Paradiesgärtlein noch ganz ernsthaft frau, jedefrau, jefrau für deutsche Indefinitpronomina.

Das konnte man damals noch belächeln, aber heute wetteifern die Öffentlich-Rechtlichen darin, sich dem feministischen Wahn zu unterwerfen. Er hat sich auf ein anderes Gebiet der Sprache begeben, ist aber so weltfremd wie seit je.

Im Küchenradio, wo DLF eingestellt ist, gendern im allgemeinen nur die Journalisten, nicht die Interviewpartner, es sei denn, sie gehörten zur Ministerialbürokratie oder zum Pädagogikbetrieb. Aber gestern sprach auch ein Medizinprofessor der Charité nur von Patientinnen, bediente sich also eines generischen Femininums, das es nicht gibt. Er ist Deutscher und spricht akzentfrei, beherrscht aber trotzdem seine Muttersprache nicht. Auch wenn er in seinem Fach eine Koryphäe ist, möchte man sich mit ihm nicht unterhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 12.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51452

In der SZ schreibt Marie Schmidt (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1011#49573) zur Genderfrage, was sie schon oft geschrieben hat. Wir haben es nicht zu Ende lesen können.

Nur eins will ich erwähnen, einerseits macht sie sich über Merz lustig, der im Gendern einen Kulturkampf sieht, andererseits meint sie, es komme nicht auf leichte Lesbarkeit der Texte an, sondern auf die feministische Umerziehung der Bevölkerung durch widerborstige Sprache (sie drückt es ein wenig anders aus). Ist das etwa kein Kulturkampf?
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.07.2023 um 07.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51451

Gerade gelesen: "...auch wenn einige Autofahrenden das gerne so hätten."
Tja: die Autofahrenden, einige Autofahrende. Man muß dann schon aufpassen.
Dabei könnte es so einfach sein: die Autofahrer, einige Autofahrer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51450

Ich habe vergessen, den Hinweis auf http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42708 einzufügen, ohne den mein letzter Eintrag nicht recht verständlich ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 06.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51449

Die kleineren Größen der Arztsocken heißen "Schwester & Pfleger Socken". Allerdings haben Pfleger meistens keine kleineren Füße als Ärztinnen, außer wenn der Pfleger eine Frau und die Ärztin ein Mann ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2023 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51448

Wieder fällt mir auf, daß im Wirtschaftsteil der SZ die "Arbeitnehmenden" wenigstens zur Hälfte gegendert sind, während den "Arbeitgebern" diese Ehre nicht zuteil wird. Man ist dezent antikapitalistisch...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2023 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51437

Die Dudenangabe zur Aussprache von Follower wirft ein Problem auf, was die weibliche Form betrifft. Mitten in der Hybridbildung Followerin, Followerinnen muß man sich entscheiden, ob man das r englisch, deutsch oder überhaupt nicht ausspricht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2023 um 04.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51431

Zur Verteidigung der sprachwidrigen Schreib- und Sprechweise mit Doppelunkt und Schluckauf (Verbraucher:innen) wird angeführt, sie schließe außer Frauen auch alles Diverse ein. Aber wenn man das vereinbaren kann, dann kann man auch für das sprachrichtige generische Maskulinum vereinbaren, daß es alles einschließt. (Man muß es nicht einmal vereinbaren, es war schon immer so.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2023 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51420

Autor:innen: Fritz Bärmann und Jörg Ruhloff (Schöningh 2010)

Wußten die verstorbenen Pädagogen nicht, ob sie Männlein oder Weiblein sind? Man muß wohl annehmen, daß die Personen dem Verlag wurscht sind – Hauptsache, politisch korrekt!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2023 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51413

„Unsere Polizistinnen und Polizisten sind nicht der Prellbock für Konflikte von Drittstaaten.“ (Der hessische Innenminister zu den Eritreer-Krawallen)

Wenn Eritrea der dritte Staat ist – wo ist dann der zweite? Wie viele Polizistinnen waren im Einsatz – gegen wie viele Eritreerinnen? Man sieht nur Männer, und das ist ein Teil des Problems. Auch die taz gendert in diesem Fall nur die Polizisten, nicht die Randalierer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2023 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51410

Zwischendurch will ich nur bemerken, daß Herr Metz meine Meinung wieder mal haargenau ausgedrückt hat, nur viel besser.

Wenn jemand noch nicht von den Vorzügen des generischen Maskulinums überzeugt sein sollte, kann er sich mal die Texte des BKA ansehen – wahre Gender-Orgien und fast unlesbar. Ob das der Wahrheitsfindung dient?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.07.2023 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51409

Ich stimme Ihnen ja zu, Herr Riemer. Wie gesagt, halte ich nichts davon, biologische Tatsachen zu leugnen, schon gar nicht, wenn diese fürs gefühlte Geschlecht nicht einmal von Belang sind. Wenn es um derart existentielle Gefühle geht, helfen allerdings biologische Belehrungen auch nicht. Grundsätzlich kritikwürdig finde ich die herrschende Neigung, individuelle oder minderheitliche Probleme weitestmöglich der Gesellschaft anzulasten. Deshalb mag ich den Begriff des sozialen Geschlechts nicht; er impliziert unverhältnismäßig großen gesellschaftlichen Einfluß, wie er sich etwa in der Formulierung ausdrückt, das Geschlecht werde bei der Geburt "zugewiesen". Da ist am Ende selbst die "Anatomie ein soziales Konstrukt" (Judith Butler).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.07.2023 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51408

Ja, den Film hab ich auch gesehen, hat mir gefallen. Es kommt natürlich immer auf den Kontext an, auf die Beziehung zu dem Menschen, mit dem man spricht.

Dünnes Eis? Wer behauptet denn, divers sei gleich behindert? Ich nicht.

Wir haben doch beide über meine Auffassung gesprochen, es gäbe genau 2 biologische Geschlechter. Sie haben sich dann ausdrücklich weiter zum biologischen Geschlecht geäußert. "Divers" gehört für mich nicht zu den beiden biologischen Geschlechtern, sondern betrifft die Sozialisierung bzw. die Psyche.

Wenn sich jemand nackt im Spiegel anschaut und sein Geschlecht nicht erkennen kann, wenn er als Erwachsener weder eine Menstruation noch einen Samenerguß hat (oder womöglich beides), dann handelt es sich offenbar um ein körperliches Problem analog zu anderen körperlichen Problemen, jedoch nicht um ein drittes biologisches Geschlecht.

Wenn er (im Sinne des generischen Maskulinums) sein biologisches Geschlecht sehr wohl kennt, sich jedoch nur irgendwie anders fühlt, zum Beispiel "divers", dann handelt es sich hierbei um sein soziales oder um sein psychisch eingebildetes Geschlecht. Dann möge er mir einfach nur sagen, wie er sich fühlt, und ich werde ihn entsprechend wie jeden anderen Menschen behandeln und achten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.07.2023 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51407

Das Schöne am generischen Maskulinum ist, daß man es problemlos benutzen kann, ohne sich über die Existenz oder Nichtexistenz von Geschlechtern, die Bewertung von »Geschlechtsidentitäten« und dergleichen zu einigen. Selbst wer mit Diversität und Inklusion nichts anfangen kann oder sogar dezidiert dagegen ist, verwendet mit dem generischen Maskulinum eine Form, die alles umfaßt, was da kreucht und fleucht.

Die ganze unselige Debatte haben uns Leute aufgenötigt, die von der Vorstellung besessen sind, daß Geschlechtsfragen in jedem nur denkbaren Satz, in dem Personen vorkommen, relevant sind und deshalb zum Thema gemacht werden müssen. Ich behaupte, daß das Alter eines Menschen in unserer heutigen Gesellschaft in allen möglichen Zusammenhängen eine mindestens genauso große Rolle spielt wie das Geschlecht. Trotzdem fordere ich nicht, daß das biologische Alter, das gefühlte Alter, das sonstwie definierte Alter oder eine mitgedachte Altersspanne bei jeder Personenbezeichnung sichtbar gemacht wird. Ob Geschlecht oder Alter (und es kämen noch viele weitere Merkmale in Betracht) – dort, wo es in einem Text mal relevant ist, kann man es mit den klassischen Mitteln unserer Sprache unaufgeregt benennen, in den übrigen neunzig Prozent sollte man das Faß zulassen und sich auf das konzentrieren, was man eigentlich mitzuteilen hat, schon aus Respekt vor den Lesern, die den Text ja so nehmen müssen, wie er ihnen serviert wird.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.07.2023 um 11.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51406

Diverse gleichsam behindert? Dünnes Eis.

Davon abgesehen: https://www.facebook.com/moviepilot/videos/keine-arme-keine-schokolade/10153899124165735/
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.07.2023 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51401

Es wäre natürlich genausowenig nett, und ich würde es niemals tun, jemandem, der ohne Beine im Rollstuhl sitzt, unter die Nase zu reiben, daß er keine Beine hat.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.07.2023 um 12.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51398

Ich finde an Herrn Riemers Auffassung nichts auszusetzen – außer vielleicht, daß es nicht nett wäre, sie jemandem unter die Nase zu reiben, der sich zwischengeschlechtlich fühlt. Tatsächlich wird oft schon die Erwähnung der beiden biologischen Geschlechter als Kränkung aufgefaßt und mit vehementem Widerspruch beantwortet. Da bekommt es eher die Wissenschaft mit der Faust zu tun, man läuft wütend Sturm gegen Tatsachen und vermeintliche Advokaten des Übels. Subtiler ist der Versuch, jedermann zum verantwortlichen "Leser" des Geschlechts zu erklären. So wird statt eines irritierenden Äußeren die verstörte Reaktion darauf in den kritischen Blick gerückt. Toleranz für Vielfalt läßt sich aber nicht erzwingen. Auch nicht für "körperliche Vielfalt", wie sie von Aktivisten gegen das Bodyshaming propagiert wird. Das Anrennen gegen die Wirklichkeit hilft nichts, auch nicht als Volkssport.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2023 um 11.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51396

Aber ich sage doch gar nicht "Es gibt genau zwei Geschlechter", wie Sie mir ständig unterstellen, lieber Prof. Ickler, sondern ich sage, es gibt genau zwei biologische Geschlechter. Wie ich finde, ein großer Unterschied.

Oder sehen Sie bereits das Wort "biologisch" als Faust an? Dann wüßte ich tatsächlich nicht mehr, wie ich die Wirklichkeit "friedlich" beschreiben könnte.

Was die vielen Geschlechter betrifft, für die ich nur den Namen soziale Geschlechter kenne, so sind diese wohl nicht objektiv feststellbar. Sie sind nicht klar definiert, können vorgetäuscht oder verschwiegen werden, von einer vorübergehenden Laune abhängen. Sie können damit beliebig geändert werden, eignen sich deshalb nicht zur Feststellung der Identität eines Menschen.

Es gibt ja dieses Kürzel LGBTQ*, angeblich für die vielen sozialen Geschlechter neben den am weitesten verbreiteten, heterosexuell männlich und weiblich. Da frage ich mich ständig, wieso werden die überhaupt als (soziale) Geschlechter bezeichnet, geht es dabei nicht vielmehr um sexuelle Vorlieben, um die äußere Erscheinung, um rein subjektive Gefühle? Allenfalls unter dem * könnte ich mir noch etwas Mysteriöses vorstellen, was vielleicht zum Oberbegriff Geschlecht paßt.

Eine Lesbierin ist doch, auch nach ihrem eigenen Verständnis, ganz normal weiblich, oder etwa nicht? Analog ein homo- oder bisexueller Mann. Und ein Transmann ist eigentlich, ebenfalls auch nach eigenem Verständnis, eine Frau, sonst bräuchte er ja die Vorsilbe Trans- nicht. Analog Transfrauen. Manche Transmenschen möchten gar nicht unter ihrem wahren biologischen Geschlecht erkannt werden, nun gut, dann sind sie eben für die Öffentlichkeit einfach Männer oder Frauen. Ich sehe darin kein Problem.

Ich weiß nicht, ob es überhaupt Menschen gibt, die selbst durch einen Gen- bzw. Chromosomentest nicht eindeutig einem der beiden biologischen Geschlechter zugeordnet werden können. Falls es sie gibt, sind sie wahrscheinlich entweder unfruchtbar oder Zwitter, bilden also auch kein neues biologisches Geschlecht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2023 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51394

Zufallig berichtet die SZ heute, wie sich "Terre des femmes" zerstritten hat über sehr ähnliche Fragen. Die Argumente sind immer dieselben, nur daß wir uns hier nicht zerstreiten müssen, weil wir bloß nüchterne Beobachter der Szene sind.
Im Sport tobt ja der gleiche Streit wegen Transgender. Vor Jahren hatte ich den Fall Bruce Jenner erwähnt (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1437#33423). Wäre es fair, einen männlichen Zehnkämpfer morgen in der Frauenriege antreten zu lassen? Doping ist nichts gegen unsere Muskelpakete und Waschbrettbäuche.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2023 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51393

Lieber Herr Riemer, vor Ihrer Faust habe ich keine Angst und weiß auch, daß Sie ebenso friedlich ("altersweise") sind wie ich, aber ich habe doch nicht nur hier den Eindruck, daß Sie immer wieder sagen wollen: Es gibt genau zwei Geschlechter, und das ist eine "wissenschaftliche Tatsache". – Die "wissenschaftliche Tatsache" ist die Faust... Und genau darauf wollte ich in meinem Eintrag NICHT eingehen, sondern zurück zum Sprachlichen, zum generischen Maskulinum, für dessen Lobpreis ich gar nicht auf die Biologie und die wissenschaftlichen Tatsachen eingehen muß, also auf Chromosomen, Eierstöcke usw.

Auf das "Einfühlungsvermögen" war ich nur nebenbei noch mal zurückgekommen. Ich selbst könnte mir unter einigen Schwierigkeiten und sehr großem Widerwillen gerade noch vorstellen, Sex mit einem Mann zu haben, aber ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie es ist, sich im falschen Körper eingeschlossen zu fühlen, eigentlich eine Frau zu sein oder umgekehrt. Es geht ja nicht nur um die Wahl eines Geschlechtspartners, ein homosexueller Mann fühlt sich nicht als Frau. – Aber das kann ich auf sich beruhen lassen, es hat mit unserem geliebten generischen Maskulinum nichts zu tun.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2023 um 00.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51392

Lieber Professor Ickler, es täte mir leid, wenn der Eindruck entstünde, ich wollte mit der Faust auf den Tisch hauen, dafür bin ich überhaupt nicht der Typ, ich würde beispielsweise auch die Behauptung 2+2=4 nicht mit der Faust auf den Tisch verteidigen, sondern eher etwas ratlos sagen, bitte schön, wenn jemand den Beweis führen kann, daß 2+2 nicht 4 ist, dann will ich es gern glauben. Gerade genauso sehe ich das auch mit den zwei biologischen Geschlechtern.

Ich verstehe Sie nun nicht ganz, was Sie eigentlich unter dem "Geschlecht" verstehen. Ich habe von den drei grammatischen, zwei biologischen und vielen sozialen Geschlechtern geschrieben. Wenn Sie nun entgegnen, Sie verstünden nicht mein "Bestehen auf der eindeutigen Existenz genau zweier Geschlechter", dann kann ich doch nur annehmen, daß sie auch von den biologischen Geschlechtern reden. Plötzlich sagen Sie aber, Sie hätten, anders als ich, "gar nicht vom biologischen Geschlecht gesprochen".
Ja, wovon dann? Wenn Sie das sog. soziale Geschlecht meinen, dann sind wir ja einer Meinung. Mein "genau zwei" bezog sich nur auf das biologische Geschlecht.

Ich verstehe auch nicht, weshalb man zur Anerkennung biologischer Tatsachen ein Einfühlungsvermögen braucht. Ich glaube, daß ich Einfühlungsvermögen besitze, das aber nicht dazu dienen darf, wissenschaftliche Tatsachen zu negieren, sondern betroffenen Menschen wenn nötig zu helfen.

Daß es Zwischenstufen geben kann, bestreite ich nicht, sondern ich bestreite, daß dadurch für die Spezies Mensch neue biologische Geschlechter entstehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2023 um 16.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51391

Lieber Herr Riemer, ich habe doch – anders als Sie – gar nicht vom biologischen Geschlecht gesprochen, wie Sie mir ständig unterstellen, und muß es darum auch nicht definieren. Ich habe nur zart auf die Sexualwissenschaft hingewiesen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand und meiner Ansicht nach nicht einfach in die Tonne getreten werden kann. Man könnte sie auch Sexualmedizin nennen, freilich unter Einbeziehung der Psychologie. Auch wenn mir (und Ihnen offensichtlich auch) das Einfühlungsvermögen fehlt – solche Zwischenstufen gibt es wirklich. Und mir liegt es nun mal nicht, sozusagen mit der Faust auf den Tisch zu hauen und zu sagen: Es gibt genau zwei Geschlechter! Gelegentlich lernt man sie kennen, und spätestens dann gewinnt man ein gewisses Verständnis. Übrigens tauchen sie auch in der Logopädie auf, weil sie postoperativ eine Anpassung ihrer Stimme anstreben.
Wenn einer dieser Menschen eine Änderung seines Namens und der Anredeform wünscht – was liegt daran?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.07.2023 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51390

Ich frage mich, was es mit dem Gelesenwerden auf sich hat, von dem man derzeit so viel liest. Männer, die als Frauen gelesen werden und umgekehrt. Ich habe nie eine Lesebrille gebraucht, um eine Frau als solche wahrzunehmen oder einen Mann als Mann. Ganz selten kommt es vor, daß jemand uneindeutig auf mich wirkt. Ein Transmensch vielleicht, dessen Äußeres nicht stimmig ist. Auch wenn es mich rührt, für sein Unglück kann ich nichts. Es sei denn, ich betrachte mich schuldbewußt als schlechten Leser.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.07.2023 um 11.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51389

Es ist natürlich zunächst, wie vieles, eine Frage der Definition. Meine lautet:

Das biologische Geschlecht gründet sich auf das Prinzip der sexuellen Fortpflanzung. Dabei entsteht durch Vereinigung männlicher Samenzellen und weiblicher Eizellen ein neuer lebender Organismus. Eine andere Möglichkeit, ein anderes Prinzip gibt es nicht.

Bei einigen stammesgeschichtlich niederen Lebewesen gibt es auch eine vegetative oder Varianten sexueller Fortpflanzung, beim Menschen nicht.

Abweichungen hinsichtlich der sexuellen Merkmale von samen- und eizellenproduzierenden Vertretern einer Spezie bis hin zur Unfruchtbarkeit begründen kein neues biologisches Geschlecht. Es gibt halt leider bei allen Lebewesen körperliche und geistige Fehlentwicklungen, das kann selbstverständlich auch die Geschlechtsorgane betreffen.

Jetzt bleibt halt nur die Frage, welche dieser Definitionen zweckmäßiger ist.
Gehen wir von Ihrer Definition aus, lieber Prof. Ickler. Wie viele verschiedene biologische Geschlechter gibt es denn beim Menschen? Drei oder sechzig oder 8 Milliarden? Woran soll man das festmachen? Welche biologische Bedeutung sollte z. B. das Geschlecht "divers" haben? Meiner Meinung nach hat das mit Biologie nichts zu tun, sondern da geht es um den Menschen als soziales Wesen, nicht um Naturwissenschaft.

Das Geschlecht (männlich oder weiblich) gibt es nur zum Zweck der Fortpflanzung, es hat eine genau bestimmte Funktion. Abweichungen (noch funktional oder nicht) kann man entweder unter diese beiden Geschlechter einordnen oder dieser Mensch ist eben geschlechtslos, was aber kein neues biologisches Geschlecht bedeutet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2023 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51388

Lieber Herr Riemer, ich verstehe und teile Ihren Unmut, aber nicht ihr Bestehen auf der eindeutigen Existenz genau zweier Geschlechter. Wenn man sich auf diese Frage einläßt, hat man schon verloren, denn dann geht es um das weite Feld der Chromosomen einerseits, der "sexuellen Zwischenstufen" andererseits, wiederum biologisch und psychologisch aufgeteilt usw. Wohin soll das führen? Jedenfalls nicht zu einer Einigung, wie Sie sich sich wünschen. Wir können doch, jenseits der Ideologie, nicht die ganze sexualwissenschaftliche Forschung beiseite wischen, nur weil einige daraus die falschen Schlüsse gezogen haben oder weil auch einige schräge Typen unter ihren Vertretern sind.

Darum würde ich empfehlen, sich auf das Sprachliche zu beschränken und die leichte Handhabbarkeit des generischen Maskulinus gegen die selbstgeschaffenen Komplikationen jeder anderen Lösung herauszuarbeiten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.07.2023 um 00.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51387

Meiner Meinung nach sollte einfach immer klar und eindeutig festgelegt sein, um welche Art von Geschlecht (grammatisch, biologisch, sozial) es jeweils geht.

Wenn das erst einmal jeder begriffen hätte, d.h. zum Beispiel, daß Artikel, Pronomen, Adjektivendungen sich auf die drei grammatischen, das Identitätsmerkmal im Ausweis und Melderegister sich auf die zwei biologischen und die Anrede (Herr, Frau), das Suffix -in, die Einordnung als "divers" sich auf die vielen sog. sozialen Geschlechter beziehen, dann wäre für die weitere Akzeptanz des generischen Maskulinums schon die Hälfte getan.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.07.2023 um 20.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51386

Vielleicht sind Geschlechtszuordnungen aus Sicht der Uni nur dann wünschenswert, wenn der*die Betroffene sich dazu eindeutig geäußert hat und die Zuordnung sprachlich überhaupt realisiert werden kann. Fast immer ist aber entweder das eine oder das andere oder beides nicht der Fall. Jemand, der*die beispielsweise heute als Mann gelesen werden möchte, kann das morgen schon ganz anders sehen. Es ist aber praktisch unmöglich, alle Mitarbeitenden täglich zu befragen. Und sollte jemand angeben, eine der zahllosen Geschlechtsidentitäten zwischen Mann und Frau oder jenseits davon für sich als gegeben zu empfinden, fehlen schlicht die dazu passenden Benennungen. Also bleibt nichts anderes übrig, als auf die Platzhalterlösung mit Sternchen oder anderen Sonderzeichen auszuweichen. Dann ist gewissermaßen jeder*m recht getan.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2023 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51383

Die Uni Kassel stellt auf der Website ihre Mitarbeiter vor, das sieht dann so aus:

Dr. Benjamin Blumenstein
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in


Die Leute machen sich zwar die Mühe des Genderns, aber nicht die Mühe, der einzelnen Person einen individualisierten Eintrag zu widmen. Wahrscheinlich soll das andeuten, daß das Geschlecht der Person nicht wichtig ist, wohl aber das Geschlecht der Funktion, die sie ausübt. Damit ist die bisherige, allgemein sprachlogische Ordnung auf den Kopf gestellt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2023 um 07.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51380

In einem Film über Alma Mahler-Werfel spielt Emily Cox die Titelrolle. Bei den Sexszenen war eine Intimacy-Coachin zur Stelle. Andererseits sind beide Eltern Pianisten. (Alles nach Nürnberger Nachrichten)
-
Das Deutsche Studierendenwerk berichtet über die 22. Studierendenbefragung.

Die Unterwerfungsbereitschaft der Deutschen (Putativgehorsam) ist grenzenlos, sonst wäre ein so ungeschlachtes Deutsch nicht zu erklären.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2023 um 03.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51366

Das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen setzt sich gemeinsam mit Partner:innen weltweit ein für die Freiheit in Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft. Es gibt Aktivist:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen eine Stimme, fördert Kooperationen und verfolgt seine Ziele verstärkt mit europäischen Partnern. Basierend auf seinen Kernkompetenzen Kunst, Forschung und Zivilgesellschaft baut das ifa Netzwerke auf, um nachhaltige Wirkung zu erzielen. Das ifa wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart. (https://www.ifa.de/organisation/)

Die ganze Website ist im Jargon unserer Zeit abgefaßt, mit entsprechender Häufung der Hochwertwörter, und damit ein Kulturdenkmal eigener Art.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.07.2023 um 13.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51364

Es geht hier eigentlich um zwei unterschiedliche Marotten. Einmal um die, Gott in einer vermeintlich geschlechtergerechten Sprache mal mit männlichen, mal mit weiblichen Geschlechtsnamen oder generischen Ausdrücken zu versehen. Dagegen wende ich mich im vorigen Beitrag.
Aber auch um die andere Marotte, welche unbedingt das biologische Geschlecht des theoretischen Hackers betonen bzw. in irriger Weise mit einem generischen Femininum ausdrücken will.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.07.2023 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51363

Warum eigentlich Gott (God)? Dann könnte man ja auch "Göttin (Goddess) als Hackerin" schreiben!

Sieht die Kirche Gott überhaupt als geschlechtliche Person? Nein? Wozu bräuchte Gott dann Geschlechtsorgane? Die "Logik" dahinter könnte man auch anwenden, um Korkenzieher und Korkenzieherin zu sagen.

Andererseits heißt es auch Herr und Vater, der den Menschen nach seinem Ebenbild schuf. Dann könnte er aber nicht gleichzeitig eine Frau gewesen sein. Widersprüche über Widersprüche.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2023 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51361

Chalmers selbst hat sich, wie ich jetzt sehe, der feministischen Marotte angeschlossen und behandelt zum Beispiel Gott als Frau: "God – she..." usw. Man kann also den Übersetzern, die das nachzubilden versuchen, keinen Vorwurf machen, sondern muß sich an den Autor halten. Da man das Buch aber sowieso nicht zu lesen braucht, macht es keinen großen Unterschied.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.07.2023 um 16.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51359

Ganz einfach: der Typ, die Typin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2023 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51358

Bei Suhrkamp ist ein Buch von David Chalmers auf deutsch erschienen. Die Übersetzer verwenden neben dem Maskulinum das generische Femininum, das es im Deutschen nicht gibt: „Ist Gott eine Hackerin in der nächsthöheren Welt?“ usw. Im Original „Is God a hacker in the next universe up?“ Auch sonst sehe ich wenigstens in der Leseprobe keinen Hinweis darauf, daß Chalmers eine feministische Redeweise pflegt.

Chalmers ist übrigens nicht lesenswert; jedenfalls nach dem zu urteilen, was ich über die Jahre hin von ihm gelesen habe. Verdienstvollerweise hat er eine sehr umfangreiche Internet-Bibliographie zur Philosophie des Geistes angelegt (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1587#48826).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2023 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51356

Gerade wieder gelesen: "Sie war ein mütterlicher Typ." Das geht ja nun gar nicht, wird aber immer noch bemerkenswert oft gesagt und erstaunlicherweise kaum kritisiert. Also wenn schon, dann "elterlicher Typ", aber auch das ist krauser Biologismus. Man soll gar nicht typisieren. "Klassenlogik ist die Logik der Klassengesellschaft", hieß es einst bei den Frankfurter Neomarxisten.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 30.06.2023 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51351

Gefunden auf republik.ch ("Die Republik ist ein digitales Magazin für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur – finanziert von seinen Leserinnen.")

https://www.republik.ch/2023/06/26/die-meuterei-von-putins-koch?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Völlig unauffälliger Text in normaler Sprache, bis auf diese eine Stelle. Gerade deswegen wirkt es auch so schief. Vermutlich hat sich da jemand einen Spaß erlaubt:

"Der befürchtete Ausbruch eines Bürgerkriegs in Russland war von Anfang an sehr unwahrscheinlich. Dafür hätte es Massen von verärgerten, bewaffneten Russinnen gebraucht, die bereit gewesen wären, zu kämpfen, zu töten und zu sterben."
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2023 um 16.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51317

Gendersensibel zu schreiben sei gar nicht so schwer, meint die Uni Bielefeld und gibt ihren Studierenden wertvolle Tips (https://www.uni-bielefeld.de/verwaltung/refkom/gendern/richtlinien/).

Zitate gendern?
Direkte Zitate sollten nur gegendert werden, wenn das im Sinne des*der Autor*in ist.

Wissenschaftliches Zitieren sieht anders aus. Außerdem, wenn das Gendern im Sinne »des Autor« ist, wieso hat er dann nicht gegendert? Sollen hier Spuren aus einer dunklen Vergangenheit verwischt werden, als der Autor noch genderunsensibel formuliert hat?

Geschlechterneutral oder Gendersensibel?
Durch geschlechterneutrale Formulierungen werden alle Geschlechtsidentitäten unsichtbar gemacht. Das kann oft eine Erleichterung sein, entspricht aber eigentlich nicht dem Ziel einer gendersensiblen Sprache – nämlich der Sichtbarmachung und Ansprache aller Geschlechter.

Demnach wäre auch Studierende »eigentlich« abzulehnen. Merke: Die Unsichtbarmachung ist etwas ganz anderes als die Sichtbarmachung.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2023 um 13.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51315

Zu #51313: Wie war das noch mit Luther und dem Volksmaul? Darüber ist man hinausgewachsen. Jetzt geht die Entwicklung wieder zurück. Man nennt das Fortschritt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.06.2023 um 13.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51314

Kürzlich bekam ich bei einem Schuhkauf 10% Ermäßigung, die Bedingung war, einen Antrag auf eine "Shoe Card" zu unterschreiben, was ich getan habe. Daraufhin entspann sich ein E-Mail-Verkehr, dessen Ende ich hier wiedergebe:

» Sehr geehrte Firma Salamander,

ich hatte gerade den Bestätigungsknopf für Ihre Shoe Card gedrückt, da lese ich auf Ihrer Seite:

Liebe*r Schuh-Freund*innen,

herzlich willkommen in der Community der Shoe Card-Inhaber*innen!

Sie glauben wohl, ich bin einer, der Schuhe und Hose mit der Kneifzange anzieht?
Dieses Kauderwelsch muß ich mir nicht gefallen lassen.
Ich bitte darum, mich als Karteninhaber wieder zu streichen, ebenso streichen Sie mich bitte von Ihrer E-Mail-Liste für Newsletter und Werbung.

Manfred Riemer
Mannheim «

Ich bekam einen Tag später nur eine kommentarlose Bestätigung meiner Abmeldungen. Sie genieren sich wohl vor einer Begründung oder Entschuldigung, aber ich hoffe, die Leute dort denken zumindest darüber nach.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.06.2023 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51313

Sehr ärgerlich ist, daß selbst die Kirchen gendern. Insbesondere die katholische hat zwar längst keine reine Weste mehr, aber beide stehen immer noch für christliche Werte, in deren Licht die frommen Wünsche der Geschlechtergerechten umso wahrhaftiger leuchten. Der letzte evangelische Kirchentag hat mir gereicht. Die Begründung meines Austritts:

»Anlaß ist die von der EKD seit Jahren geförderte und verwendete "geschlechtergerechte Sprache", die ich aus gutem Grund ablehne. Schon die im Begriff enthaltene Unterstellung, die bewährte Grammatik (namentlich das generische Maskulinum) sei ungerecht, ist anmaßender Unsinn.

Die Argumente für das "Gendern" kenne ich natürlich zur Genüge. Es sei nötig, um auch Frauen und weitere Geschlechter anzusprechen, es sei ein Gebot der Höflichkeit, es sei freiwillig, es wirke heilsam auf unser Denken und Handeln und somit auf die Welt, es handle sich dabei um ganz natürlichen Sprachwandel und so fort. Nichts davon stimmt, und daran ändert das unaufhörliche Phrasendreschen ebensowenig wie die durchweg unwissenschaftlichen Studien, die gern zum Beleg angeführt werden.

Etwas mehr Ehrlichkeit, bitte. Wenn die EKD wirklich alle Menschen ansprechen wollte, würde sie die Gendersprache meiden, die von der großen Mehrheit der Bevölkerung als elitärer Jargon wahrgenommen und abgelehnt wird. Ich für mein Teil bin es leid, einer Kirche anzugehören, die zugunsten modischer Mätzchen mit der deutschen Sprachtradition bricht, und werde das Standesamt entsprechend informieren.«
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2023 um 12.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51310

Die Hardliner wird man sowieso nicht umstimmen können. Es gibt aber auch moderate Mitmacher, deren Zweifel wachsen. Und, vielleicht noch wichtiger, es gibt die vielen, die nicht mitmachen, aber nicht so recht artikulieren können, was genau sie stört. Um die kümmert sich aber kaum jemand, und wenn sie mal Unterstützung bekommen, dann immer von verdächtiger Seite, so daß Versuche der Gegenwehr leicht diskreditiert werden können. Die Mehrheit wird moralisch in eine Ecke gedrängt, die ihnen völlig fremd ist. Die Koordinaten werden so verschoben, daß sich die Mitte unversehens am Rand wiederfindet. Wer sich zum x-ten Mal direkt oder indirekt hat vorhalten lassen müssen, daß er sich dem Bemühen um mehr Gerechtigkeit in der Welt schmählich verweigert und den fortschrittlichen Kräften nur im Wege steht, obwohl er in puncto Toleranz und Herzensbildung vielleicht viel weiter ist und in der realen Welt schon mehr Gutes getan hat als mancher der selbstgerechten Ankläger, der fühlt sich mitunter sehr schlecht. Dies auszusprechen kommt aber in der Wahrnehmung der anderen jener berüchtigten Vertauschung von Täter und Opfer gleich und darf schon deshalb als verpönt gelten. Ich finde, daß die zahllosen ganz normalen Bürger, die sich keines Unrechts bewußt sind und überhaupt nicht wissen, was man eigentlich von ihnen will, in der Debatte viel zu kurz kommen. Man sollte sie immer wieder in dem Bewußtsein stärken, daß sie nichts falsch machen und daß es die andere Seite ist, die überzeugende Argumente für den angestrebten Sprachumbau schuldig bleibt. Es wäre hilfreich, wenn diese Signale auch und gerade von den etablierten Volksparteien kämen, aber die haben den Schlamassel ja mit angerichtet und scheinen immer noch nicht ganz verstanden zu haben, welche politische Sprengkraft der wachsende Unmut über die penetranten Volkserziehungsversuche birgt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.06.2023 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51309

Mir gefällt am Wort „ungezogen“, daß es das Reifegefälle zwischen den Parteien beschreibt. Die Zöglinge werden jedoch auch daraus einen Strick drehen. „Kinder an die Macht“ hat Herbert Grönemeyer gesungen, und da sind sie nun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2023 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51306

"Kindisch" ist ja richtig. Ich suche nach einer Sprache, die jeder versteht, und die von Herrn Metz gefundene wäre mal eine andere. Daß das Gendern unhöflich ist, werden sie nicht so leicht einsehen, aber "ungezogen" verstehen sie vielleicht. Ich paraphrasiere: "Hören Sie mal, ich spreche normales Deutsch und möchte mich nicht von Ihnen implizit ständig belehren, erziehen und bekehren lassen!"
Ich erinnere an eine Notiz von Johannes Gross (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=190#37455).
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 23.06.2023 um 00.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51305

Sehr gute Darstellung, Herr Metz, danke.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.06.2023 um 00.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51304

Millionen ganz normaler, konventionell sprechender und schreibender Leute, männlich wie weiblich, alt wie jung, binär wie nichtbinär, nach Umfragen und persönlicher Wahrnehmung eine klare Mehrheit der Sprachgemeinschaft, wollen nicht permanent genötigt werden, anderen bei ihrem Gesinnungsexhibitionismus zuzusehen.

Zu gendern sei ein Gebot der Höflichkeit, sagen die. Mit anderen Worten, wer nicht gendert, ist unhöflich. Und wenn die Mehrheit das nicht begreift, dann muß man sie eben belehren, immer und immer wieder, mögen die Unwilligen es auch noch so übergriffig finden. Wo sitzen jetzt die Schulmeister: hinter der Zeitung oder in den Redaktionsstuben? – am Radio und vor der Glotze oder in den Hörfunk- und Fernsehstudios? – am Frühstückstisch bei der Lektüre des Supermarktmagazins oder in der Firmenzentrale? Das würde ich denen entgegenhalten, die so tun, als wären sich alle einig bis auf ein paar Verkalkte.

Manchmal ist es ein Gebot der Höflichkeit, die Interessen der Mehrheit zugunsten der Bedürfnisse einer Minderheit zurückzustellen. Früher gehörte es sich zum Beispiel, das Fenster in einem Zugabteil an einem heißen Sommertag nicht zu öffnen, wenn unter den sechs Fahrgästen einer erkältet war und deshalb darum bat, keinem Zug (haha!) ausgesetzt zu werden. Dann mußten die anderen fünf eben vorübergehend schwitzen. Im Idealfall lassen sich die Interessen so kombinieren, daß niemand sich einschränken muß. Man denke an eine Rampe für Rollstuhlfahrer, die direkt neben eine vorhandene Treppe gesetzt wird. Das alles ist aber beim Gendern nicht gegeben. Das generische Maskulinum ist die Rampe, nur haben die Aufspürer der vermeintlich Schwächeren (was für ein Bild haben sie eigentlich von denen?) leider einen Knick in der Pupille und erkennen darin eine steile Treppe mit gefährlich schmalen Stufen. Nun basteln sie an einer eigenen Rampe, die dummerweise aber für alle ziemlich unbenutzbar ist, weil man ständig in Schlaglöchern hängen- oder steckenbleibt. Auf diese Art von Höflichkeit können alle getrost verzichten. Mag sein, daß manche es immer noch gut meinen damit, aber irgendwann muß die Sache doch mal auffliegen?!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.06.2023 um 17.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51302

Das Wort "ungezogen" würde gewiß als Bestätigung der Behauptung gewertet, Widerstand gegen die Gendersprache werde vor allem von alten weißen Männern geleistet. All die verkalkten Schulmeister, Patriarchen und Rechtschreibnazis würden doch nichts lieber hervorholen als den Rohrstock. Tatsächlich paßt das Wort sehr gut zur kindischen Spielsprache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2023 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51297

Sehr gut gesagt! Vielleicht könnte man einmal in einer verbreiteten Zeitung darlegen, daß das Gendern eine Ungezogenheit ist. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir die Belästigung bisher nicht gesehen, aber viele werden sofort zustimmen, weil sie es schon die ganze Zeit so erlebt haben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.06.2023 um 20.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51296

Es bleibt eben eine Spielsprache. Die Leser wollen mehrheitlich nicht mitspielen, werden aber nicht gefragt – eine Ungezogenheit, die als Ausdruck der Höflichkeit verkauft wird.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 21.06.2023 um 18.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51295

In der aktuellen Kolumne "Verteilungsfragen" in der ZEIT wechselt Fratzscher zwischen generischem Maskulinum, Doppelnennung und Femininum. Bei der eher kleinen Gruppe der "Milliardärinnen und Milliardären" könnte man stolpern und sich tatsächlich fragen, ob das Geschlecht hier eine Rolle spielt.

"So war das Corona-Jahr 2020 nach Analysen der Financial Times und J.P. Morgan eines der finanziell erfolgreichsten Jahre für Milliardärinnen weltweit."

"Eine durchschnittliche Millionärin hat drei Millionen an Nettovermögen."

https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-06/vermoegen-milliardaere-steuern-ungleichheit-deutschland/komplettansicht

oder beim DIW

https://www.diw.de/de/diw_01.c.875507.de/nachrichten/superreiche_koennten_den_staat_retten.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2023 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51294

M. Fratzscher vom IWF schrieb, "dass die Regierungen in der Welt jedes Jahr Subventionen für fossile Energieträger – also Kohle, Öl und Gas – in Höhe von 5,9 Billionen US-Dollar oder 6,8 Prozent der jährlichen weltweiten Wirtschaftsleistung an Unternehmen sowie Konsumentinnen und Konsumenten zahlen."
Da wird sich meine Frau aber freuen, daß die Subventionen nicht nur an mich gezahlt werden.

(Zur Sache: Die Subventionierung der Kernenergie ist nicht erwähnt, weil es Fratzscher hier ums Klima ging.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.06.2023 um 08.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51285

"Ich finde das generische Maskulinum weder ungerecht noch gerecht, das ist für mich die falsche Kategorie." (Herr Metz)

Das sehe ich genauso. Mein Kommentar war hauptsächlich gegen die ständige Rede der Genderer von "gerechter Sprache" gerichtet, was impliziert, daß die etablierte Sprache ungerecht sei.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2023 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51282

Mit fast 60 Prozent hat die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer für ein neues Klimaschutzgesetz gestimmt.
Schon nach den ersten Hochrechnungen war klar: Eine deutliche Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer hat Ja gesagt zum neuen Klimaschutzgesetz - laut Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 59,1 Prozent.
(tagesschau.de 19.6.23)

Laut SZ, BR u. a. waren es nur die Schweizer.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.06.2023 um 11.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51281

Man kann selbst Verbrennungsmotoren Ungerechtigkeit, ja sogar toxische Männlichkeit mit dem Argument nachweisen, daß sie mithilfe von Zylindern Abgase produzieren. Zylinder waren ja mal eine typisch männliche Kopfbedeckung.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.06.2023 um 11.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51280

Ich finde das generische Maskulinum weder ungerecht noch gerecht, das ist für mich die falsche Kategorie. Man sollte die Sprache nicht mit gesellschaftspolitischen Anliegen belasten, die sie nicht erfüllen kann. Natürlich gibt es Beleidigungen, herabsetzende Bezeichnungen usw. Aber das ist die Mikroebene, und wir wissen, wie damit umzugehen ist, das hat nichts mit der Struktur einer Sprache zu tun. Wir können die Sprache dazu nutzen, Ungerechtigkeiten zu benennen und darüber zu sprechen, wie wir sie beseitigen. Aber wie kann die Sprache als solche strukturell ungerecht sein? Selbst wenn wir morgen sämtliche Feminina und Neutra zu Maskulina erklärten, würde das die Welt weder gerechter noch ungerechter machen. Selbst Gedanken können meines Erachtens nicht gerecht oder ungerecht sein, solange sie sich nicht in einem bestimmten Verhalten niederschlagen. Daß unser Verhalten gerechter wird, wenn wir uns nur intensiv genug darum bemühen, anders zu sprechen oder zu schreiben als bisher, halte ich für eine Illusion, und eine gefährliche dazu.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.06.2023 um 09.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51278

Für mich besteht der Grundirrtum darin, daß die bisher übliche deutsche Sprache mit dem generischen Maskulinum nicht gerecht sei.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.06.2023 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51277

Ich habe den Artikel auch gelesen. Die Argumentation erscheint mir nicht nur weit hergeholt, sie geht auch ähnlich weit an der Sache vorbei wie das, was wir von den Kritikern des Deutschen als »Männersprache« oft hören. Der Autor, Jayrôme C. Robinet, hat früher als Frau gelebt und beschäftigt sich wohl schon länger mit dem Thema Transsexualität. Gleich zu Beginn des Artikels betont er: »Wenn wir an der Stelle ein wenig in die Sprachgeschichte eintauchen, geht es nicht darum, geschlechtergerechte sprachliche Interventionen für überflüssig zu erklären. Vielmehr soll dieser Text eine Einladung sein, einen neuen Blick auf den Sprachwandel zu werfen.« Ich glaube, der Grundirrtum besteht in der Annahme, Sprache könne und solle »gerecht« sein. Wir sollten das Hamsterrad der Sprachgerechtigkeit stillegen und uns draußen um die eigentlichen Probleme kümmern, denn natürlich gibt es beim Umgang der Menschen miteinander noch einiges zu verbessern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2023 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51276

Das Feuilleton der SZ füllt eine halbe Seite mit einem Aufsatz, der darauf beruht, daß das Anredepronomen „Sie“ ein generisches Femininum und die deutsche Sprache damit geschlechtergerechter sei, als viele annehmen. Zusatzannahme: Die Form sei aus dem femininen Singular (zu „Majestät“ usw.) entstanden und nachträglich in den Plural gesetzt worden. Das kann man auf sich beruhen lassen, die Herkunft ändert nichts daran, daß der Plural kein Genus hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2023 um 04.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51273

„Das Gedankenexperiment scheint für Analytische Philosophinnen unverzichtbar zu sein.“

Unsäglich blöd. Ein anspruchsvoller philosophischer Text – und darin eine Sprachauffassung wie im Kindergarten! Wo und wann werden die Weichen so gestellt, daß Sprachbildung als entbehrlich gilt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2023 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51269

Im Verlag Wilhelm:ine Fink ist ein Buch erschienen, dessen Herausgeber:innen Ulrich Nortmann und Christoph Wagner heißen. Unter den Beiträger:innen ist auch eine einzige Frau, denn Philosophie ist, wie frau weiß, Männersache. Anderswo habe ich daraus einen Text von der Autor:in Max J. Kobbert zitiert.
Das steht tatsächlich alles so da, bis auf den Verlagsnamen (der Verlag gehört inzwischen zu Brill). Man sollte einen solchen Niedergang bei einem Wissenschaftsverlag nicht für möglich halten.

Man braucht übrigens nichts dergleichen zu kaufen, die Verlage machen trotzdem Gewinn, weil die Bibliotheken die berechnete Auflage abnehmen müssen, ohne Rücksicht auf die Kosten. Die Preisbindung der zweiten Hand macht es möglich.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.06.2023 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51261

Es fehlt noch: Bürgerinnenmeisterin.

Um die Unsinnigkeit einer Verordnung zu beweisen, muß man sie nur konsequent befolgen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.06.2023 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51260

Man kann die Stadt Mannheim leider nicht nach ihrer Geschlechtsidentität fragen, deshalb gehen die Grünen lieber auf Nummer Sicher. Insofern nur konsequent.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2023 um 10.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51259

Es würde sich vielleicht lohnen, die Grünen zu fragen, was sie sich beim Gendern der Stadt gedacht haben. "Arbeitgeberin" wäre ja noch zu rechtfertigen, weil wir im Prädikat oft mechanisch Genuskongruenz herstellen. Aber beim Gendern geht es ja nicht um Grammatik, sondern semantisch um das Geschlecht.
Die gedankenlose Automatik, die sich hier zeigt, ist der schönste Beweis, daß es mit der bewußtseinsbildenden Wirkung des Genderns nicht weit her ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.06.2023 um 08.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51258

In Mannheim ist kommenden Sonntag OB-Wahl. In einem Wahlprospekt der Grünen steht:

Vorbildfunktion der Stadt Mannheim als Arbeitgeber:in für die Stadtgesellschaft

Bürger:innenanliegen
Bürger:innenbeteiligung
Bürger:innen-Rat
Bürgermeister:innen (Warum nicht Bürger:innenmeister:innen?)

usw., alles aufs übelste durchgegendert.
Es wird sich hoffentlich im Wahlergebnis widerspiegeln.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.06.2023 um 09.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51240

Liebe Kunden*innen (https://www.krafft-werk.de/news/)

Die Bereitschaft zum Mitmachen ist da, und darauf kommt es an. Wenn nicht noch die ganze Website (und die Mutterwebsite bikeundco.de) überarbeitet wird, bleibt es dort aber beim generischen Maskulinum. In den Texten wimmelt es nur so von Radfahrern, Tourenfahrern, Stadtradlern, Pendlern, Sportlern, Teilnehmern, Freunden und Senioren. Tabuwörter wie man und sogar jedermann werden nicht gemieden, Fahrräder werden auf Vordermann gebracht, Hände als Meisterwerk der Natur bezeichnet. Man kann nur hoffen, daß es dabei bleibt. Die falsche Anrede wäre dann geschenkt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 11.06.2023 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51232

Aus der großen öffentlich-rechtlichen Genderfamilie kann man nicht austreten, aus der Kirche schon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2023 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51231

Um auf einen vor 15 Jahren zitierten Satz zurückzukommen:
„Es gab immer wieder namhafte Wissenschaftlerinnen und Schriftsteller, die konsequent kleingeschrieben haben.“ (Aus einem Leitfaden der Schweizer Bundeskanzlei um 2008)
Es ist nicht möglich, unter den Wissenschaftlerinnen auch männliche Personen zu verstehen, während jeder des Deutschen mächtige Leser unter den Schriftstellern auch Frauen versteht.
Auch wenn jemand von sich das Gegenteil behauptet, kann man nachweisen, daß er sich irrt. Es handelt sich hier um Tatsachen, nicht um Wünsche oder Programme.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2023 um 03.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51227

Kaehlbrandt wurde hier immer wieder mal zitiert. Sein Versuch, die deutsche Sprache zu bewerten, müßte mich eigentlich interessieren, aber er mischt zu viel Verschiedenes in der bekannten schwärmerischen Weise, um zu einem Lob des Deutschen und einer Kritik seiner Mißhandlung durch die Sprecher zu gelangen. Wer es kurz haben möchte: https://www.focus.de/wissen/mensch/deutsche-sprache-ist-genial-willkommen-in-der-hallo-gesellschaft-wie-wir-unsere-sprache-vernachlaessigen_id_5032033.html
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.06.2023 um 18.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51226

Übrigens stand im MM der Name "Robert Kaelhbrandt". Ich hatte wegen der seltsamen h-Stellung extra gegoogelt und den h-Fehler hier stillschweigend korrigiert. Dabei hatte ich jedoch übersehen, daß auch der Vorname falsch ist. Richtig heißt er Roland Kaehlbrandt.

Das von mir erwähnte Zeitungszitat bezieht sich auf den Genderstern als seiner Ansicht nach starkes Eingreifen in die Sprache, was für ihn der Hauptgrund für die Aufregung über das Gendern ist. Das Zitat lautet vollständig:

"Der Sinn dabei ist, dass gestört wird, dass wir bei jeder Personenbezeichnung innehalten und sagen: Halt! Es gibt nicht nur Männer, es gibt über 60 Geschlechter. Aber wenn etwas stören soll, dann stört es auch."

Es geht daraus leider nicht klar hervor, ob die 60 Geschlechter auch seiner Auffassung entsprechen oder ob dies nur als Kritik an der Genderei gemeint war. Ich kann nicht erkennen, ob er diese "Störung", wie er sagt, befürwortet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2023 um 18.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51225

Früher wußte man, daß es „sexuelle Zwischenstufen“ gibt, nach denen auch Hirschfelds bekanntes (und durchaus engagiertes) Jahrbuch benannt war. Viele scheinen nicht zu wissen, daß man das schon lange weiß, sondern glauben es gerade erst entdeckt zu haben. Warum man heute in jedem zweiten Satz mit diesem Wissen protzen soll, verstehe ich nicht.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 09.06.2023 um 14.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51223

Wem bei all dem Geschlechtstohuwabohu der Kopf schwirrt, der läßt es sich am besten in einfacher Sprache erklären.
Auf https://www.gemeinsam-gegen-sexismus.de/ (natürlich gefördert von Lisa Paus) wird man fündig:

Menschen, die transsexuell sind:
- Das sind Männer, die lieber eine Frau sein möchten.
- Oder Frauen, die lieber ein Mann sein möchten.


Ich sag einfach mal danke!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.06.2023 um 12.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51222

Der MM schreibt heute (S. 2) über eine Umfrage zum Gendern. U. a. wird dabei der Sprachwissenschaftler Robert Kaehlbrandt zitiert:
"Es gibt nicht nur Männer, es gibt über 60 Geschlechter."

In indirekter Rede schreibt der MM dann, was ein ARD-Sprecher gesagt habe:
Die Medienhäuser seien bemüht um eine Sprache, die nicht ausgrenzt. In der "Tagesschau" und den "Tagesthemen" werden neutrale Bezeichnungen wie "Team" verwendet oder beide Geschlechter erwähnt.

Was denn nun, beide oder über 60?
Diese Leute sollten sich doch erst einmal selbst klarmachen, wovon sie eigentlich reden!

Wer von einem Mann redet, meint offenbar eines der beiden biologischen Geschlechter. Wer von über 60 Geschlechtern redet, meint das soziale Verhalten. Und wer diese beiden Dinge in einem Satz durcheinanderbringt, will ein Sprachwissenschaftler sein?

Wieso sollte ein homo- oder bisexueller Mann ein anderes Geschlecht haben als ein heterosexueller?

Und überhaupt, wer auf über 60 "Geschlechter" kommt, der kommt mit Leichtigkeit auch auf über 100 oder über 1000.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2023 um 03.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51218

Die meisten Soldaten und Chefärzte sind Männer, die meisten Erzieher und Pflegekräfte sind Frauen. Das kann sich ändern, aber durch die pädagogisch wertvolle Reihenfolge Soldatinnen und Soldaten oder gar das erlesene Chefärztinnen und Pfleger wird man es nicht ändern.

Wegen dieser und anderer Marotten mußte ich gestern wieder mal eine DFL-Sendung abschalten. Es ging übrigens ums Duzen und Siezen, aber ich habe bald gemerkt, daß es sich auch inhaltlich nicht lohnte.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.06.2023 um 01.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51210

Wenn es sich, wie ich vermute, um einen Standardtext handelt, in dem es keine Rolle spielt, ob der Kunde Besuch von einem Vertriebsmitarbeiter oder einer Vertriebsmitarbeiterin hatte, wäre das, wenn auch ungewollt, eine klare Bestätigung der Funktionsfähigkeit des generischen Maskulinums. Sollte dagegen eine konkrete männliche Person gemeint sein und somit kein generischer Gebrauch vorliegen, hätte der Autor auf das gekünstelte Partizip verzichten und gleich die geläufige Ausdrucksweise wählen können, weil das Partizip an dieser Stelle ja keinen »Gerechtigkeitsgewinn« bringt. Zweimal also ein Eigentor, könnte man sagen. Die Rückbildung von der Mitarbeitende aus die Mitarbeitenden ist aber nicht ganz so dumm, wie es den Anschein hat. Denn solange der Mitarbeiter weiterhin neben die Mitarbeitenden herumgeistert, ist allzu auffällig, daß es sich bei dem Plural um eine Ausweichform handelt. Dieser Makel verschwindet irgendwann, wenn das Partizip auch im Singular zum Standard geworden ist. Davon abgesehen erfüllt das Partizip zuverlässig den Zweck, die Entschlossenheit zum Mitmachen zu signalisieren. Dieses Signal ist weit wichtiger als die Frage, ob rein technisch gesehen das Gendern perfekt gelungen ist. Die gute Absicht zählt, und die springt dem Leser hier förmlich ins Gesicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2023 um 19.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51209

Schreiben Sie den Leuten doch, daß ein Mitarbeiter Sie besucht hat, von dem Sie nicht wissen, ob er auch ein Mitarbeitender ist. Und ob es recht ist, wenn Sie den Mitarbeiter bewerten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2023 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51208

Die Telekom schickt mir eine Kurznachricht:

Sie hatten am 06.06.2023 einen Besuch von einem Vertriebsmitarbeitenden der Telekom.

Ob sie wohl tatsächlich wissen, daß es ein Mann war, oder glauben sie bei der Telekom eher, mit "einem Mitarbeitenden" das vermeintlich männliche biologische Geschlecht eines "Mitarbeiters" elegant umgangen zu haben?

Die Telekom möchte, daß ich ihren Mitarbeitenden bewerte. Aber auf Genderdeutsch antworte ich nur, wenn ich muß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2023 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51206

Besonders lästig wird die Doppelnennung in gegenderten (also durchsexualisierten) Texten, wenn die Substantive erweitert sind. In einem Wirtschaftstext, der verschiedene Formen des Genderns, auch das nichtexistente generische Femininum, wild durcheinander gebraucht, heißt es: jedem kritischen Aktionär und jeder kritischen Aktionärin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2023 um 06.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51199

Auch wenn die Bürger es auf Befragen nicht zugeben und vielleicht nicht einmal wissen, dürfte der Ärger über das Gendern ein Grund sein, sich von den Grünen ab- und den Rechten zuzuwenden. Daß diese Wählerwanderung nicht der Union zugute kommt, könnte daran liegen, daß man lieber gleich das Original wählt. Die AfD braucht, wie man gesagt hat, zur Zeit gar nichts zu tun; die Leute kommen ganz von selbst.

Ich lese einen ganzseitigen Artikel im Wirtschaftsteil der SZ zu einem interessanten Thema. Leider ist er auf die wilde Art gegendert: alle Verfahren nebeneinander, man muß noch froh sein, daß Sternchen, Doppelunkt und Binnen-I vermieden sind, also die nicht mit Anstand sprechbaren Schreibungen. Aber ein generisches Femininum gibt es nun mal nicht, und Motion ist nicht semantisch gleichgültig – wann werden diese Leute begreifen, was jedes Kind weiß?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.06.2023 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51195

Und was ist mit den Menschinnen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.06.2023 um 10.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51193

»Am Königsberg in Schierke im Harz ist ein Feuer ausgebrochen – etwa hundert Menschen mussten deshalb vom höchsten norddeutschen Berg, dem Brocken, geholt werden. Nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Wernigerode wurden Urlauberinnen und Urlauber in Sicherheit gebracht, die sich in der Nähe des Brandes aufhielten und dort zu Fuß unterwegs waren.« (SPON, 5.6.23)

Danke für die Klarstellung, daß man die Frauen nicht zurückgelassen hat! Die Überschrift läßt daran zweifeln, denn dort ist von »Touristen« die Rede.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2023 um 08.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51192

Man braucht gar nicht hinzusehen: Journalisten sehen in solchen Fällen nach, welche Linguistin sich schon in der Genderforschung hervorgetan (oder gar einen großen Teil ihrer Karriere darauf aufgebaut) hat, und dann läuft es wie geschmiert.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.06.2023 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51191

Eine Redakteurin von MDR AKTUELL beantwortet nach eigenem Bekunden die Frage eines Hörers, warum die deutsche Sprache nach Geschlechtern unterscheide: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/deutsche-sprache-geschlechter-gendern-englisch-100.html. Für dieses Unterfangen hat sie sich fachliche Unterstützung bei zwei Linguistinnen geholt. Der Artikel ist, wie ich finde, ziemlich schwach und oberflächlich geraten. Mit Sicherheit wurde er nicht redigiert, denn er enthält nicht nur zahlreiche Tippfehler und ungelenke Formulierungen (»Fast jedes Substantiv ist der oder die«), sondern die Äußerungen der konsultierten Wissenschaftlerinnen sind offenbar im unbearbeiteten O-Ton wiedergegeben, was das Verständnis zum Teil erschwert und die Zitierten in gewisser Weise bloßstellt.

Helga Kotthoff etwa, Germanistikprofessorin an der Uni Freiburg, beantwortet die unvermittelt in den Artikel hereinbrechende Frage »Trennt die deutsche Sprache am Ende auch die Gesellschaft?« so: »Die Frage finde ich total berechtigt. Ich sage mal, da ist etwas dran, dass so eine Dauerunterteilung wie Hörer und Hörerinnen in Richtung Unterschiede auch eine Wirkung hat.« Die Frage ist also berechtigt, und die wissenschaftliche Antwort besteht in der Vermutung, daß da in Richtung Unterschiede irgendwas sein könnte.

Irgendwie, so erfahren wir in dem Artikel, ist das »Geschlecht« im Deutschen ungemein wichtig, weshalb unsere Sprache in Fachkreisen als »Genus-Sprache« bezeichnet werde. Der Unterschied zwischen Genus und Sexus wird im gesamten Text kein einziges Mal erwähnt. Das Wichtignehmen des »Geschlechts« im Deutschen seit Hunderten von Jahren soll der Grund dafür sein, daß das generische Maskulinum jetzt durch andere Formen ersetzt werden müsse. Das ergibt zwar keinen Sinn, aber eine falsche Prämisse hat den Wohlmeinenden noch nie die Freude an ihrem Tun vergällt. Ob die ganzen sprachlichen Verrenkungen überhaupt notwendig und sinnvoll sind, interessiert nicht mehr, es geht nur noch darum, wie man die selbstgestellte oder von anderen bereitwillig angenommene Aufgabe am besten bewältigt. Frau Professor Kotthoff empfindet zum Beispiel Sympathie für das Modell »Ärztinnen und Pfleger«. Sie lobt überregionale Tageszeitungen, die dieses Modell bevorzugen: »Die schreiben zum Beispiel Regisseurinnen, Kameraleute und Schauspieler gingen über den roten Teppich. Da stutzt man dann und denkt, ach Regisseurinnen, da sind nur die Frauen über den roten Teppich gegangen, aber dann wird einem klar, dass das geschlechterübergreifend gemeint war. Ich denke, das ist viel eher der Weg.« Der Weg wohin, von wo nach wo??

Und damit ja niemand auf die Idee kommt einzuwenden, daß im englischsprachigen Raum »der Weg« genau in die andere Richtung führt, nämlich weg von der Nutzung weiblicher Berufsbezeichnungen wie actress, gegen die sich englische Feministinnen verwahren, wird der Vergleich mit dem Englischen rasch noch als »kompliziert« (= unzulässig) abqualifiziert.

Natürlich ist alles kompliziert, aber auch wieder nicht so kompliziert, daß man nicht erklären könnte, wie das generische Maskulinum funktioniert und warum es bis zum Beweis des Gegenteils die inklusivste Form ist, über die das Deutsche verfügt – so inklusiv, daß es auch Nichtbinäre unter seinen Schirm nimmt, anders übrigens als das klassische Bürgerinnen und Bürger-Gendern. Aber solange gewisse Teile der »Sprachwissenschaft« den Durchsetzern der Gendersprache mit solchen Äußerungen sekundieren, erübrigen sich Erklärungsversuche wohl tatsächlich. Das Argument der Unwissenschaftlichkeit zieht dann nämlich nicht mehr. Viele denken, na ja, unterschiedliche Auffassungen gibt es in jeder Wissenschaftsdisziplin, und im Zweifel schenken sie eher der scheinplausiblen Darstellung der Genderbefürworter Glauben, auch wenn sie selbst (mit schlechtem Gewissen oder aus Gleichgültigkeit) nicht danach handeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2023 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51189

Ich wollte auf die unterschätzte Wirkung des kleinen, aber dauerhaften Ärgers nebenbei hinweisen. Dafür bin ich ein lebendes Beispiel.
Anscheinend faseln sie bei Anne Will von "monokausalen Erklärungen". Geschenkt!

Was die feministische Außenpolitik betrifft – wie weit wollen wir unsere Prinzipienfestigkeit treiben? Wenn die Benachteiligung der Frau nicht erst beim Lohn, sondern schon bei der Sprache beginnt, müßten wir die diplomatischen Beziehungen zu Ländern abbrechen, die nicht gendern. Andernfalls müßten wir uns fragen lassen, ob das Ganze doch nicht so ernst gemeint ist.

Das Lieferkettengesetz ist ein anderes Beispiel für gutgemeinte, aber verfehlte Politik. Wie sollen Firmen (und warum nur große?) über die Einhaltung von Menschenrechten in fernen Ländern wachen? Andere Wirtschaftsmächte ohne solche Selbstfesselung werden gern einspringen. Man sollte mal wieder Adam Smith lesen.

Die Heizungspolitik ist nicht nur, aber auch ein Kommunikationsproblem. Dazu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#51181

Unterm Strich sind solche Eskapaden eine versteckte Aufforderung, Schlupflöcher zu suchen und hinter der moralischen Fassade weiterzumachen wie bisher – oder stilvoll zu verarmen. Davon hat keiner was. In einer Demokratie erledigt sich das Problem von selbst – durch Abwahl.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.06.2023 um 01.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51188

Merz und alle CDU-Vertreter, die sich öffentlich äußern, gendern längst, daß die Schwarte kracht, nur eben in der klassischen Variante. Jetzt mit dem Finger auf die zu zeigen, die beim Gendern noch einen Schritt weiter gehen, wird niemanden überzeugen. Merz war auch gegen die Frauenquote und hat sie letztlich doch als »zweitbeste Lösung« akzeptiert. Das AfD-Hoch in den Umfragen hat mindestens soviel mit dem Einknicken der Union vor dem vermeintlichen Zeitgeist zu tun wie mit den identitätspolitischen Vorstellungen von Grünen und SPD-Linken und all ihren Weiterungen bis in die Sprache. Strauß՚ Forderung, daß es rechts der Union keine demokratisch legitimierte Partei geben dürfe, war nicht so dumm. Wobei ich mich frage, was eigentlich schiefgelaufen ist, wenn liberale und für – auch soziale und gesellschaftliche – Neuerungen aufgeschlossene Zeitgenossen im Jahre 2023 plötzlich als »rechts« abgestempelt werden, nur weil sie gegen die Vereinnahmung der den ganzen Haufen zusammenhaltenden Sprache für höchst fragwürdige und nicht mehrheitsfähige politische Anliegen Stellung beziehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.06.2023 um 23.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51187

Da hat Herr Merz ja sogar mal recht, aber trotzdem traut er sich das nur zu sagen, weil er bei diesem Thema keinen Riesen-Shitstorm riskiert.
Ich wüßte ansonsten noch einige Gründe, warum die linken und rechten Randparteien gerade sehr viel Zulauf haben (bei den Linken sind es eher einzelne Akteure), aber diese Themen sind für Merz ein zu heißes Eisen, da verbrennt er sich lieber nicht die Finger.
Bravo, Herr Merz, am Gendern liegts! Woran sonst? Träumen Sie weiter!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2023 um 19.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51186

„Merz: Gendersprache Schuld an AfD-Hoch“ (t-online.de 4.6.23)

Darin dürfte mehr als ein Körnchen Wahrheit stecken. Besonders die Grünen versteifen sich so auf den Gender-Unsinn, daß sie sogar auf mich Urmüsli abstoßend wirken. Daß ein so unwichtiges Randthema wahlentscheidend werden könnte, hätten man sich nicht vorstellen können. Oder etwa doch? Ist das vielleicht gerade der Schlüssel zur Weltgeschichte? Zuerst die Rechtschreibreform und nun die noch viel lästigere Genderei verärgern die Menschen, und zwar seit Jahren, täglich, von morgens bis abends. Und diesmal kann man sich auch nicht daran gewöhnen. Das unterschätzt zu haben ist ein strafwürdiger Fehler.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.06.2023 um 15.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51178

Noch bis 10. Juni können alle [...] einem der acht Kandidatinnen und Kandidaten eine Stimme geben.
(MM, 2.6.2023, S. 1)

Das generische Maskulinum auf halbmast.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.06.2023 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51174

Man könnte versuchen, den Funktionären bis hinauf in die Staatsregierung zu erklären, daß „Wahlhelfende“ Unfug ist und auf einem schlichten Irrtum beruht, aber es hätte keinen Zweck. Sie würden es vielleicht sogar verstehen und trotzdem weitermachen. Es ist schwer, sich damit abzufinden und seine Kraft auf etwas Sinnvolleres zu lenken. Hätten wir uns auch mit der Rechtschreibreform abfinden sollen, so blödsinnig sie war? Immerhin haben wir einiges bewegt und außerdem ein Zeugnis hinterlassen: Nicht alle hatten den Verstand an der Garderobe abgegeben oder waren zu feige oder zu träge, um die schlichte Wahrheit auszusprechen.
Die „Professorenliste“ allerdings, die wir in Karlsruhe eingereicht haben, ist bis auf wenige Ausnahmen nicht gerade eine Ehrentafel. Man kann sie heute als Monument der Selbstbezichtigung lesen: Ich war dagegen, aber außer ein einziges Mal zu maulen habe ich nichts weiter getan.
Jetzt wird erst mal gegendert (und gemault, aber darauf braucht man nicht zu hören, oder, um den klassischen Ausspruch aufs neue anzuwenden: „Alle sind dagegen, aber mitmachen tun sie doch!“).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2023 um 07.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51140

Das Gendern muß schon deshalb gesetzlich vorgeschrieben werden, damit niemand mehr die herkömmliche Ausdrucksweise mit der verordneten vergleichen kann. Das war auch die Absicht der Rechtschreibreformer. Das Gendern ist in Gefahr, der Spott darüber breitet sich immer mehr aus, es ist also Eile geboten.
 
 

Kommentar von Eroch Virch, verfaßt am 27.05.2023 um 08.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51131

Schlagendes Argument fürs Gendern: Die Mieten sind zu hoch. (https://www.sueddeutsche.de/politik/senat-berlin-gruenen-fraktionschefin-wegner-spielt-sprachpolizei-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230522-99-784962?fbclid=IwAR1_wy8oiUyutSpCZ6wKvOlJUYZ23rbOVlFuIsgvogbtIVVzu_vtmOdSLt4)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.05.2023 um 04.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51129

Die Gemeinde sucht schon Wahlhelfende für die bayerische Landtagswahl im Oktober. Ein Vorgeschmack dessen, was uns erwartet, wenn über wählende Wählende und nichtwählende Wählende berichtet wird.

Man kann einen Wahlberechtigten als Wähler bezeichnen, auch wenn er nicht wählt. Beim Wählenden geht das nicht, er muß wählen, ob er will oder nicht.

Nichts Neues, aber es tut doch weh, daß sämtliche Amtsstuben einem primitiven linguistischen Irrtum verfallen sind, aus dem sie wegen der Rückgratlosigkeit der Einsichtigen nicht wieder herausfinden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.05.2023 um 20.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51117

Wahrscheinlicher ist, daß viele Frauen sich nicht gern von Männern zeigen lassen, wie es richtig gemacht wird. Wie auch immer: Die Nachfrage ist da und wird bedient.

Ich habe auch daran gedacht, daß die Gleichstellungspolitik sich ja auch schon ins Vereinswesen und die Organisationsfreiheit einmischt: Männer- und Knabenchöre sollen gezwungen werden, sich zu öffnen, auch wenn das ihrem Daseinszweck entgegensteht usw.

Es gibt immer noch Frauenärzte – ein Skandal.

Gerade wollte ich den alljährlich zugeschickten ärztlichen Fragebogen preisen, weil er nur das generische Maskulinum benutzt. Dann fiel mir ein, daß es ausschließlich um die Prostata geht... Die ist komischerweise weiblich, obwohl der Prostates (Vorsteher) männlich war.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.05.2023 um 20.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51116

Der Fahrradclub ist offenbar der Meinung, daß Frauen sich in handwerklichen Dingen häufiger als Männer recht dumm anstellen und darum besondere Hilfe benötigen. Sicherlich darf er das, wenn auch solche stereotypen Ansichten gerade nicht in hohem Ansehen stehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.05.2023 um 19.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51115

Fahrradreparaturkurse nur für Frauen – darf ein Fahrradclub so etwas anbieten? Die Nachfrage ist groß.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.05.2023 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51114

Hier übrigens noch der Weblink zu dem Berliner Leitfaden: https://www.berlin.de/sen/frauen/_assets/flyer_geschlechtergerechte_sprache.pdf

Pfötchengeben beschreibt es gut. Manchmal sind es aber auch Prankenhiebe, und zwar ins Gesicht der Leser. Ein schlagendes Beispiel dafür fand sich neulich auf spiegel.de, ein Artikel von Hermann-Josef Tenhagen mit dem Titel »So wollen Kreditinstitute aus Sparerinnen Anlegerinnen machen« (https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/depots-und-tagesgeldkonten-so-wollen-kreditinstitute-aus-sparerinnen-anlegerinnen-machen-a-980606d8-7b8b-4d58-ba8a-36c11d37c0ba). Tenhagen wirbelt darin alle möglichen Modelle zur Bezeichnung von Personen herum (nur die Sonderzeichen läßt er bisher weg), wobei das generische Maskulinum auch bei ihm eindeutig überwiegt. Das generische Femininum im Titel ist als besonders eifrige Unterwerfungsgeste zu verstehen. Den letzten Schritt scheut allerdings auch Tenhagen. Wenn nämlich neben dem generischen Maskulinum im Deutschen tatsächlich auch ein generisches Femininum existieren könnte, hätte er schreiben können: »So wollen Kreditinstitute aus Sparerinnen Anleger [oder: aus Sparern Anlegerinnen] machen«. Hat er aber nicht getan. Warum wohl?

Immer dann, wenn man sich gerade vom letzten Prankenhieb ein wenig erholt hat und sich wieder auf den Inhalt zu konzentrieren versucht, kommt der nächste Hieb. Mir drängt sich dabei auch das Bild des Rohrstocks auf. Was nur treibt diesen Mann?

Da man die Lektüre des Artikels eigentlich niemandem zumuten kann, möchte ich hier nur die verwendeten Personenbezeichnungen auflisten. In der Zusammenschau wird die Absurdität des Ganzen besonders deutlich.


So wollen Kreditinstitute aus Sparerinnen Anlegerinnen machen

Sie ist eigentlich die erste Wahl für Sparkassenkunden, die für ihre Wertpapiere bei den Sparkassen selbst ein Depot haben wollen und dafür keine Mondpreise bezahlen wollen.

Mit 200.000 Kunden ist sie allerdings ein Zwerg […].

Für ein solches Depot […] brauchen Kundinnen und Kunden auch beim S-Broker ein zweites Konto […].

Dort hat der rote Riese schon in den vergangenen Monaten Bestandskunden 0,6 Prozent oder 1,25 Prozent Zinsen gezahlt […]. Und Neukunden werden hier jetzt auch die schönen neuen Zinsen von 2,9 Prozent gezahlt […].

Eigentlich könnte das heimische Girokonto bei der Sparkasse das Verrechnungskonto für Sparkassenkundinnen sein. […] Tatsächlich findet aber ein Gutteil der S-Broker-Kunden nach Angaben der Firma nicht durch eine Sparkassen-Beratung zum S-Broker, sondern unabhängig, im Zweifel auch von ganz anderen Banken.

Anfang Januar hatte Trade Republic […] als erster die neue Zinssituation für Anleger verstanden und seinen Kunden zwei Prozent Zinsen auf dem Verrechnungskonto angeboten – jedenfalls für die ersten 50.000 Euro, die dort lagern.

Und beide bestätigten ein ordentliches Wachstum seither, sowohl an Kunden als auch an eingelegten Milliarden dieser Kunden.

Nach den Statistiken der Bundesbank gibt es rund 30 Millionen Depots in Deutschland, aber nur 15 Millionen Kunden mit Wertpapieren, viele Anleger haben zwei oder mehr Depots.

Das bedeutet, dass all das Geld, das Sparkassenkundinnen und Kunden [!] künftig auf dem Referenzkonto bei S-Broker parken, für die Zeit letztlich von der EZB verzinst wird.

Die parken ihr Geld zwar auch in Frankfurt, die ausgezahlten Zinsen geben sie aber nicht an die Kunden weiter, sondern stecken sie größtenteils in die eigene Tasche. Unlängst hat die Bundesbank vorgerechnet, dass Anleger hierzulande auf ihren tagesfälligen Konten […] im ersten Quartal 2023 rund 0,1 Prozent Zinsen bekamen, während die EZB den Banken zwischen zwei und drei Prozent Zinsen zahlte. Da müssen Sie keine Rechenkünstlerin sein, um zu sehen: Solche Banken haben oft zwanzig bis dreißigmal mehr eingesackt als ausgezahlt.

Die nächste Idee der Broker ist natürlich, dass all die Kunden, die schon mal Geld auf dem Verrechnungskonto liegen haben, wesentlich eher geneigt sind, dann auch mal Wertpapiere zu kaufen.

Die tatsächliche Absicht hinter dem Zinsangebot: Aus Sparerinnen sollen Anlegerinnen gemacht werden – in der Hoffnung, dass bei Anlegerinnen schneller Gebühren zu verdienen sind. Dem Vernehmen nach verfängt die Zinsstrategie bei den Kunden auch. Eine sechsstellige Zahl von Kunden hat angebissen.

Als Kunde genau den richtigen Moment für Kauf oder Verkauf erwischen zu wollen, ist vermessen. Als Kunde langfristig vom Wachsen der Weltwirtschaft profitieren zu wollen, eine vernünftige Strategie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.05.2023 um 04.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51112

Das Mäkeln an Sternchen usw. ändert in der Tat nichts. Es bleibt bei der Vermeidungssprache. Der Grundirrtum mit der "Geschlechtergerechtgkeit" und die devote Gesinnung werden sogar bestätigt, verfestigt, verewigt. Insofern schlechter wie nix.

Nach Lektüre vieler Beiträge auf der "Wissen"-Seite der SZ rechne ich jetzt von vornherein mit dem Ablauf: Zuerst werden die "Forscherinnen und Forscher" erwähnt, dann nur noch "Forscher". Das Schema wird variiert, ist aber fast immer zu erkennen. Was ich früher mal genannt habe: "Pfötchengeben" und dann weiter wie gewohnt. Es wirkt unfrei und ist es auch.

Ganz alte Leute wie ich erinnern sich noch an Fachliteratur aus der DDR: Am Anfang stand jeweils, daß Marx/Engels oder Lenin (vorher Stalin) das feste Fundament geschaffen hatten, auf dem der Text aufbaut, und damit ließ man es gut sein.

Man könnte noch weiter zurückgehen, um den ewigen Kampf ums "Imprimatur" zu illustrieren. Was der Berliner Senat treibt, kann mir ziemlich egal sein, aber was Professor Daubner schildert, macht mich wirklich wütend, auch wenn ich allmählich daran gewöhnt sein müßte. Hinter dem Schalter sitzt der Herr, mit dem Gesetzbuch bzw. dem Duden wedelnd. Vor dem Schalter steht das Subjekt, das Würstchen, mag es auch im sonstigen Leben ein hochangesehener Gelehrter sein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.05.2023 um 21.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51111

Wie die Zeitungen berichten, will der neue Berliner Regierende Bürgermeister Wegner mit der Gendersprache in der Verwaltung aufräumen. Das liest sich etwa so (Beispiel faz.net):

Auch die Verwendung gendergerechter Sprache in der Verwaltung will er beenden. Der CDU-Politiker begründete das Vorhaben damit, dass die Sprache in der Verwaltung verständlich sein müsse. Jeder kann privat sprechen, wie er möchte. „Aber ich möchte gern das Deutsch sprechen, das ich in der Schule gelernt habe und das alle verstehen“, sagte Wegner. Er verwies auf Zuwanderer, denen nahegelegt werde, die deutsche Sprache zu lernen. Die Behörden sollten es den Menschen nicht unnötig schwer machen, sagte Wegner.

Auf der offiziellen Website der Stadt Berlin ist derzeit unter der Rubrik „Geschlechtergerechte Sprache“ ein Hinweis zu lesen, wonach Anpassungen am Internetauftritt erfolgen, „um den aktuellen Senatsumbildungen gerecht zu werden“. Nach einem RBB-Bericht wurde auf der Website bislang dafür geworben, „sich von alten Sprech- und Denkgewohnheiten zu verabschieden“. Grundlage war ein Verwaltungsleitfaden aus dem Jahr 2012.

Klingt gut, aber man hat ja gelernt, solchen vollmundigen Ankündigungen die gebotene Skepsis entgegenzubringen. Tatsächlich schrumpft das Ganze bei genauerem Hinsehen auf sehr überschaubare Maße zusammen. Wie das ZDF zu berichten weiß, hat Wegner nicht nur erklärt, er werde selbst keine gegenderten Briefe unterschreiben, sondern auch betont, daß es eine Rückabwicklung bestehender Regelungen in der Berliner Verwaltung nicht geben werde.

Aber welche Regelungen genau sind gemeint? Der Leitfaden aus dem Jahr 2012 (file:///C:/Users/User/Downloads/flyer_geschlechtergerechte_sprache-1.pdf) spricht sich gegen das generische Maskulinum aus und sieht als Lösungen für das Phantomproblem neben der Paarformel (Schülerinnen und Schüler) neutrale Formulierungen vor, wie Vertretung statt Vertreter. Von Sonderzeichen war damals noch nicht die Rede. Wenn an dieser Regelung nicht gerüttelt wird, bleibt es also dabei, daß die Berliner Verwaltung gendert, nur eben ohne Sternchen und Doppelpunkt. Und sollten in der Zwischenzeit weitere Regelungen in Kraft getreten sein, die den Behörden die Verwendung der Sonderzeichen erlaubt haben, dürften diese nach Wegners Äußerung vom neuen Senat sogar weiter verwendet werden.

Der Hinweis auf die Überarbeitung des Internetauftritts findet sich übrigens auf der gesamten Website des Senats und bezieht sich nicht speziell auf die Verwaltungssprache, sondern auf die im Zuge von Regierungswechseln üblichen Veränderungen.

Was wird in der Realität also übrigbleiben von der vollmundigen Ankündigung? Wegner wird nicht Berliner*innen schreiben und sagen, sondern Berlinerinnen und Berliner. Das hat seine Vorgängerin allerdings genauso gehalten. Und in Texten, für die bisher namentlich die Grünen verantwortlich waren, werden die Verbraucher*innen möglicherweise durch Verbraucherinnen und Verbraucher ersetzt. Besser wie nix, könnte man sagen. Aber unter Abschaffung des Genderns in der Verwaltung stelle ich mir etwas anderes vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2023 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51103

Die anspruchslose Methode, Politiker durch Verwendung ihres Vornamens verächtlich zu machen, ist weitgehend auf weibliche Haßobjekte beschränkt. Man liest in rechten Medien viel häufiger „Angela“ oder „Annalena“ als „Karl“ und „Robert“. Es schreiben ja auch fast nur Männer. Eine unscheinbare Kleinigkeit, aber für mich ist so ein Typ gestorben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.05.2023 um 20.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51087

Tagesschau, Das Erste, heute 20.00 Uhr
(Tonmitschrift, Hervorhebungen von mir):

Wer in der Arbeit Besonderes leistet oder sich ehrenamtlich engagiert, der kann bereits nach drei Jahren Deutscher oder Deutsche werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2023 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51078

Man könnte meinen, der Text sei einfach besonders konsequent gegendert. Das ist aber nicht der Fall:

Sicherlich befanden sich während der Kolonialzeit auch einige wenige flämische Belgier*innen in Schlüsselpositionen zur Herrschaftsausübung. Doch das Bild der unterdrückten Flam*innen, die als Handlanger auf Befehl der frankophonen Bourgeoisie agierten, wurde gleichermaßen auf die Kolonie übertragen. Die heutige Funktion dieses Bildes liegt in einer Verantwortungsverschiebung verortet, die sich in den Augen der flämischen Einwohner wie folgt gestaltet: Da die Flam*innen sowohl in Belgien als auch in der Kolonie von der frankophonen Meinungsführerschaft unterdrückt wurden und somit keinen aktiven Einfluss auf grundlegende koloniale (und auch postkoloniale) Entscheidungen hatten, sondern lediglich Anweisungen von übergeordneten Wallonen ausführten, tragen die Flam*innen in der Selbstwahrnehmung heute keinerlei Verantwortung hinsichtlich der Kolonisierung des Kongo und der daraus folgenden Konsequenzen.

Handlanger, Einwohner, Wallonen – das generische Maskulinum lebt.

Mir ist es glücklicherweise erspart geblieben, Qualifikationsschriften wegen solcher sprachlichen Unzulänglichkeiten zurückzuweisen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.05.2023 um 23.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51077

Der belgische König heißt offiziell nicht »König Belgiens«, sondern »König der Belgier«. Ob jemand ihn schon in »König der Belgier*innen« umbenannt hat? Ja! Und zwar hier (S. 25): https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/24422/file/promptus_6_Bobineau.pdf
Der Text ist überhaupt sehr fortschrittlich. Auf engstem Raum, innerhalb von drei Zeilen, begegnen uns darin etwa die Flam*innen, die Schriftsteller*innen, die Philolog*innen und die Kongoles*innen. Philolook-Innen und Kongoleeß-Innen – warum nicht mal mit der Sprache spielen, wenn es soviel Gutes bewirkt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2023 um 08.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51054

Auch die Kinderseite der SZ beschäftigt sich mit "Drag"-Darbietungen, zur Zeit ein Hauptthema der Grundschulpädagogik. Ist das wirklich für Kinder so wichtig? Müssen "Vorurteile" schon bekämpft werden, bevor sie auftreten? Muß man kleinen Kindern, lange bevor sie ihre Geschlechtsrolle finden, schon die Vorstellung nahebringen, sie hätten die freie Wahl und könnten sich ohne weiteres auch für ein Leben in gleichgeschlechtlicher oder noch anderen Beziehungen entscheiden?

Enzyklopädische Artikel bemühen sich vergeblich, Drag, Transvestitentum usw. auseinanderzuhalten, und vermischen das Ganze noch mit der Tatsache, daß auf dem Theater verschiedener Völker und Zeiten Frauenrollen von Männern gespielt wurden.

Übrigens bestätigt die "übertriebene" Darstellung typisch weiblicher und männlicher Attribute schlagend deren Existenz, die ja von interessierten Kreisen gerade bestritten wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2023 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51003

Doch, auch Frauen können laut Duden laienhaft sein, wenn sie nämlich nicht nur von einer Sache nichts verstehen, sondern dies außerdem noch nach Art eines Mannes... Sozusagen fachfremde Mannweiber.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.05.2023 um 21.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51002

Übrigens definierte der Duden noch vor wenigen Jahren »Fachmann« so: »jemand, der auf einem bestimmten Gebiet die entsprechenden Fachkenntnisse hat […]«. Inzwischen wurde auch hier »jemand« durch »männliche Person« ersetzt. Damit kann man auch »fachmännisch« nicht mehr auf Frauen anwenden. Gibt man auf duden.de auf Verdacht »fachfraulich« ein, kommt die Rückfrage: »Meinten Sie fachärztlich, hausfraulich oder fachsprachlich
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.05.2023 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#51001

Auf spiegel.de machen sich in einem Artikel über die Erwärmung der Weltmeere die »Forschenden« breit. Man liest aber auch: »Für Laien möge sich ein Anstieg von 0,2 Grad nach wenig anhören.« Gegendert müßte es eigentlich »Laiinnen und Laien« heißen. Allerdings gibt es im ganzen deutschsprachigen Raum niemanden, der sich unter »Laien« nur Männer vorstellt. Im ganzen deutschsprachigen Raum? Nein! Eine von unbeugsamen Sprachwandlerinnen bevölkerte Radaktion in Mannheim hört nicht auf, der Sprachwirklichkeit Widerstand zu leisten. Sie hält einen Laien allen Ernstes für eine »männliche Person, die auf einem bestimmten Gebiet keine Fachkenntnisse hat«. Als Verwendungsbeispiel bietet sie auf duden.de unter anderem an: »gebildete, medizinische Laien«! Unter dem Stichwort »laienhaft« heißt es derweil: »in der Art eines Laien, nicht fachmännisch«. Demnach könnten nur Männer laienhaft handeln, was ebenfalls offensichtlich falsch ist.

Das kommt dabei heraus, wenn man unter Mißachtung des tatsächlichen Sprachgebrauchs ein ganzes Wörterbuch im Sinne einer bestimmten Sprachideologie nach Schema F durchsexualisiert.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.05.2023 um 21.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50999

Der SPIEGEL hat festgestellt, daß Washington von Greisen regiert wird. An anderer Stelle formuliert er im gleichen Zusammenhang von Greisinnen und Greisen. Ich habe mich gefragt, warum mir die Doppelform hier besonders pedantisch vorkommt. Man kann natürlich die Greisen als Plural von der Greis auffassen und sodann ohne weitere Prüfung zum Abschuß freigeben. Aber könnte hier nicht auch eine Parallele zu die Alten vorliegen (wie etwa in »Auch die Alten und die Greisen werden nicht im Rathe ruhn«)? So gesehen würde es sich um einen vorbildlich genderneutralen Plural handeln, der keiner Bearbeitung im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit bedarf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2023 um 19.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50998

"Was meinen wir, wenn wir von Liebe – genauer: der Liebe zum Partner – reden?" (Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird nicht jedesmal von "Partner/Partnerin" gesprochen, auch wenn natürlich stets alle denkbaren Partnerkonstellationen in ‚romantischen‘ Liebesbeziehungen gemeint sind). (https://uol.de/einblicke/25/liebe-und-verliebtsein)

Der Psychologieprofessor hat ja recht und meint es gut, aber daß es überhaupt so weit kommen konnte, ist eine Schande.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.05.2023 um 19.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50997

Das Deutsche Symphonie Orchester Berlin will kein Programm ohne Werke einer Komponistin mehr anbieten. Bei subventionierten Unternehmen wie der ROC-Holding geht das. Der Musikkritiker der SZ, Brembeck, lobt die „feministische Musikpolitik“, erwähnt aber den Nervus rerum gar nicht, nur die hohen Eintrittspreise, für die das zahlungskräftige Publikum immer wieder die bekannten Stücke des Kanons hören will, und die sind nun mal von Männern komponiert.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.04.2023 um 16.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50956

Vielleicht sind mehrere Gegenüber gemeint. Na ja, sieht nicht so aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2023 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50954

„Die cristallisation des oder der Gegenüber liegt im Auge des Betrachters ...“ (Wikipedia über Stendhals „Über die Liebe“)

Eigentlich sagt man „das Gegenüber“, aber wenn man Sex hinzufügt, dann werden daraus „der Gegenüber“ und „die Gegenüber“.

Übrigens: Blauwale sind die größten Tiere, die je auf der Erde gelebt haben, und sie leben immer noch, wenn auch nur in wenigen Exemplaren. Aber selbst bei diesen Ungeheuern spricht man von "Männchen" und "Weibchen". Wale "umarmen sich mit den Finnen" und hängen dabei oft senkrecht im Wasser, bäuchlings aneinander.

Wenn ihr euch liebt, seid ihr ein "Pärchen".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2023 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50941

Das Datum hatte ich auch gesehen und mich gewundert, denn die gedruckte SZ liegt ja vor mir.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.04.2023 um 09.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50939

Der Artikel ist ein paar Tage älter.
https://archive.is/ga0g5
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2023 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50933

Hilmar Klute in der SZ vom 21.4.23 recht gut über das Gendern („Im Minenfeld der Worte“) . Er wirft endlich auch die Frage auf, wo überhaupt gegendert wird, und kommt auf seine Weise darauf, daß es in Bereichen geschieht, wo es „verordnet werden kann, also eben in Universitäten, Ministerialbehörden und eben auch in Schulen“.
Wie weit es tatsächlich verordnet werden kann, ist noch nicht klar, Prozesse laufen noch. Aber es handelt sich um „gebundenen“ Sprachgebrauch, wie ich es nenne. Man muß auch Rundfunkanstalten und Zeitungen teilweise dazu rechnen. Der harte Kern ist der ideologische, den die Erfinder der Pseudowissenschaft „feministische Linguistik“ bilden; sie binden sich selbst daran.

Immerhin: Klutes Beitrag artikuliert einen Überdruß, der als schon recht weit verbreitet vorausgesetzt wird. Das Klima ändert sich. Bisher wurde den Sprachverhunzern wenigstens die gute Absicht zugestanden, aber das verliert sich allmählich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2023 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50930

Belästigung durch E-mail:

internationales literaturfestival berlin

Die Leute wollen mir Autor:innen und Illustrator:innen nahebringen. Gleich weggeklickt.

Kontrafunk fragt wegen eines Interviews an, ebenfalls wg. Gendern. Gleich weggeklickt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.04.2023 um 07.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50928

Das Deutsche ist eine Wortsprache. Anfangs- und Endsignale heben die Wörter im Redefluß deutlich voneinander ab. Dazu gehören Auslautverhärtung und Glottisschlag, vor allem das Fehlen von „Liaison“. Das ist eine wirklich hervorstechende Eigenart des Deutschen – nicht gerade musikalisch, wenn man so will.
Daher das unaufhebbar Strukturwidrige des Glottisschlags vor Suffixen, wie von Feministen angestrebt, durch graphische Signale gefordert und in einigen Rundfunkanstalten praktiziert – zum wohlbegründeten Verdruß der Hörer. Das kann und wird nie funktionieren.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.04.2023 um 12.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50893

Genderfreunde schicken in Diskussionsbeiträgen gern voraus, daß ihnen der Unterschied zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht durchaus bekannt sei. So leicht wollen sie es ihren Gegnern nicht machen. Viele bestreiten nicht einmal, daß die gerenischen Maskulina richtig, nämlich geschlechtsneutral, verstanden werden. Das reicht ihnen aber nicht. Frauen dürften nicht nur mitgemeint sein, sondern müßten sichtbar gemacht werden. Daß im Grunde aber auch bei »Bürger« usw. Männer zunächst nicht sichtbar sind, sondern erst durch die Hinzufügung von »Bürgerinnen« sichtbar werden und daß diese doppelte Sichtbarmachung in den meisten Fällen überflüssig ist, begreifen sie nicht, womit sie beweisen, daß sie den Unterschied zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht eben doch nicht ganz verstanden haben. Und was das Sonderzeichengendern angeht, so sind Sternchen & Co. als Platzhalter für nicht genannte weitere Personengruppen ja wohl der Inbegriff des Nur-Mitmeinens. Wie kann man das übersehen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2023 um 04.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50876

Gestern erhielt ich eine Einladung, in der es heißt:

Die Stabstelle Fundraising und Alumni-Service der Philipps-Universität Marburg plant für den 8. September 2023 eine Feier anlässlich des goldenen und silbernen Promotionsjubiläums für Promovend*innen, die in 2023 ihr 50 bzw. 25-jähriges Promotionsjubiläum an der Philipps-Universität begehen können.

Gemeint sind Promovierte, und ich habe auch nicht promoviert, wie es weiter heißt, sondern bin promoviert worden. Eine Universität weiß das, eine Stabstelle Fundraising natürlich nicht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.04.2023 um 11.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50872

"Franz Schubert: Die schöne Müller*in"
https://twitter.com/MatthiasWirth2/status/1646238522481733639
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.04.2023 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50870

In einem Podcast spricht die ZEIT mit ihrem Mann in New York über die Trump-Anklage. Während er drüben penetrant Doppelformen verwendet, begnügt sich die Frau auf dieser Seite des Ozeans mit dem generischen Maskulinum.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.04.2023 um 22.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50869

Die Grünen kritisieren das »elitäre und selbstgerechte« Vorgehen der Aktivisten der »Letzten Generation«. Mit ihren Aktionen verprellten sie die Leute und bewirkten das Gegenteil von dem, was wir eigentlich bräuchten.

Wann wird man hier »Aktivisten der ›Letzten Generation‹« durch »Sprachaktivisten« ersetzen können? Es wird wohl noch ein bißchen dauern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2023 um 13.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50868

Ein dreiköpfiges Forschungsteam aus Kanada und den USA hat nun die meistverbreiteten Annahmen über das „Wood-Wide-Web“ genauer unter die Lupe genommen.
Die Forscherinnen und Forscher haben die bisherige Datenlage zu dem Thema analysiert, um herauszufinden, wie viel Wissenschaft hinter den vermuteten Fähigkeiten der Pilze steckt.

(https://science.orf.at/stories/3217759/)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.04.2023 um 22.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50847

Hier veröffentlicht jemand Auszüge aus dem Verwaltungsgerichtsbeschluß zum Gendern an Schulen:

https://allesevolution.wordpress.com/2023/04/05/selbermach-mittwoch-108/#comment-710601
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.04.2023 um 20.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50841

Aus einer Stellenanzeige der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (https://stellenmarkt.faz.net/job/leitung-w-m-d-der-stabsstelle-strategisches-forschungs-und-entwicklungsmanagement.1146966865.html?jw_chl_seg=FAZ&feed=premium):

»Wir suchen am Standort Berlin zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine

Leitung (w/m/d) der Stabsstelle „Strategisches Forschungs- und Entwicklungsmanagement“«

Das kommt dabei heraus, wenn man meint, die von den Genderleitfäden empfohlenen Verbiegungsübungen unbedingt mitmachen zu müssen. Preisfrage: Welche Schuhgröße hat die künftige Leitung der Stabsstelle?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2023 um 18.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50826

Die Überblicksdarstellungen zur neueren Philosophie (zur älteren sowieso), also etwa Stegmüllers viebändige „Hauptströmungen“, Hügli/Lübckes „Philosophie im 20. Jahrhundert“, das Lexikon „Philosophie der Gegenwart“ von Nida-Rümelin, aber auch die Textsammlungen zur Philosophie des Geistes von Peter Bieri usw. enthalten mit verschwindenden Ausnahmen (Elisabeth Anscombe und Irrlichter wie Irigary und Kristeva) nur männliche Philosophen, und auch die Verfasser der Lexikonartikel sind fast alle männlich. Spricht das nun für oder gegen die Frauen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2023 um 18.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50816

Es ist schon witzig, daß die Landesregierung zwar bemerkt bzw. meint, "Gendersprache" sei negativ konnotiert, daß sie diese aber dennoch unbedingt zu verteidigen und durchzusetzen versucht. Sie stellt sich also ganz bewußt gegen den Volkswillen.

Indem sie Begriffe wie "Neographien" statt Neuschreibungen verwendet, gibt sie sich dabei noch den Anschein von Wissenschaftlichkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2023 um 15.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50815

Die "Landesregierung" – das sind in solchen Fällen einzelne Ministerialräte, normalerweise aus dem Schuldienst in die Verwaltungsbürokratie aufgestiegen (warum wohl?), von denen ich einige im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform näher kennengelernt habe. Sie entledigen sich ihres Auftrags in mehr oder weniger überheblichen Schreiben an Fragesteller. Morgen, wenn der Wind sich gedreht hat, schreiben sie wieder etwas anderes, nur der überhebliche Ton bleibt, denn ihnen kann keiner etwas. Es ist hoffnungslos.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.04.2023 um 15.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50814

Interessant sind auch noch die folgenden Ausführungen der Landesregierung im selben Dokument:

Sie [die Landesregierung] vertritt die Ansicht, dass mittels Neographien gegenderte Begriffe in Prüfungsarbeiten nicht sanktioniert werden sollen, indem sie als Verstoß gegen die Sprachrichtigkeit gewertet werden. So bearbeiten die Prüflinge z. B. in Abiturklausuren längst Texte, die ihrerseits Neographien im Wortinnern verwenden. Es ist nicht vermittelbar, wenn in den hierzu von den Prüflingen selbst verfassten Texten dies dann jedoch als „Fehler“ gewertet würde.

Deshalb ist es auch so wichtig, daß die Schüler keine Literatur in unreformierter Rechtschreibung mehr zu Gesicht bekommen. Denn es wäre nicht vermittelbar, wenn man ihnen in Prüfungsarbeiten unreformierte Schreibungen als richtig durchgehen ließe.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.04.2023 um 14.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50813

In ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage eines AfD-Abgeordneten zum Thema Gendern in Prüfungsarbeiten an Schulen schreibt die niedersächsische Landesregierung (https://www.landtag-niedersachsen.de/drucksachen/drucksachen_19_02500/00501-01000/19-00989.pdf):

Sprache bzw. Sprachhandeln ist vor allem bei der Referenz auf Personen in Anrede und Darstellung ein entscheidender Faktor für Gleichstellung.

Eine steile These, die aber leider nicht begründet wird. Und was ist Sprachhandeln? Hätte etwas gefehlt, wenn man das Wort weggelassen hätte?

In seiner Anfrage benutzte der Abgeordnete das Wort Gendersprache, übrigens jeweils in Anführungszeichen. Dazu die Landesregierung:

Der seitens des Fragestellers verwendete Begriff einer „Gendersprache“ ist nicht hinreichend konturiert. Es handelt sich um eine negativ konnotierte Wortschöpfung, mit der suggeriert wird, dass durch staatliche Einrichtungen im deutschen Sprachraum eine andere als die deutsche Sprache eingeführt und ihre Verwendung durchgesetzt werden soll.

Daß Begriffe wie Gendern oder Gendersprache unbestimmt sind, trifft zu. Mal sind damit die Paarformeln (Studentinnen und Studenten) gemeint, mal Partizipien (Studierende) und andere Ausweichlösungen (Publikum statt Zuhörer), mal die mit Sonderzeichen zerspaltenen Feminina (Student*innen). Seit einiger Zeit schon verengt sich die Verwendung des Begriffs Gendern immer mehr auf die letztgenannte Variante. Das geht hauptsächlich auf das Konto von Leuten, die den Kampf gegen die inflationäre Verwendung der Paarformeln inzwischen aufgegeben haben. So wettern Unionspolitiker, die ein bißchen Volksnähe demonstrieren wollen, gern gegen das Gendern, meinen damit aber nur die schlimmsten Auswüchse in Gestalt der zerhackten Wörter.

Der Begriff Gendersprache ist also inhaltlich vage, aber er ist keine »negativ konnotierte Wortschöpfung«. Daß die Befürworter dieser Sprache selbst lieber von »gendersensibel« und »gendergerecht« reden, macht »Gendersprache« noch lange nicht zu einem Begriff, der allgemein negative Vorstellungen auslöst.

Merkwürdig finde ich auch den Gedanken, der Begriff Gendersprache suggeriere, staatliche Einrichtungen wollten »eine andere als die deutsche Sprache« einführen. Mit der gleichen Logik könnte man Wörter wie Umgangssprache oder Fachsprache für nichtdeutsch erklären.

Die Landesregierung fühlt sich mit einer anderen Bezeichung wohler:

Der Begriff [Gendersprache] wird im Rahmen der Antwort der Landesregierung vor dem Hintergrund seiner Unbestimmtheit als „Verwendung von Neographien (Abweichung von einer vorherrschenden Schreibart)“ verstanden.«

Wer angesichts von Satzgebilden wie »Ein*e Stadtverordnete*r darf nur das Wort ergreifen, wenn ihm*ihr die*der Bürgermeister*in das Wort erteilt hat« von »Schreibarten« spricht, hat entweder keine Ahnung oder einen starken Hang zur Bagatellisierung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2023 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50791

Bei einem Attentat in den USA sind drei Schülerinnen und Schüler erschossen worden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.03.2023 um 10.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50763

Ein Passus aus der Pressemitteilung des Verwaltungsgerichts (https://www.berlin.de/gerichte/verwaltungsgericht/presse/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1308576.php) hat mich besonders aufmerken lassen:

Der Verwendung genderneutraler Sprache könne schließlich nicht das Gebot der politischen Neutralität im Schuldienst entgegengehalten werden, weil mit ihr nach Auffassung der Kammer keine politische Meinungsäußerung einhergehe und heutzutage überdies sowohl die Verwendung als auch die Nichtverwendung eine politische Zuschreibung zuließen.

Mit anderen Worten, wer nach wie vor die in der Bevölkerung unangefochtene Normalsprache verwendet, kann schon aufgrund dieser Tatsache politisch verortet werden. Man wüßte gern, woran genau die Richter dabei gedacht haben. Meine Vermutung: Wer »Kunden« und »Mitarbeiter« sagt, steht politisch rechts. Wenn diese Vermutung stimmt, ist das eine Ungeheuerlichkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2023 um 08.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50762

Das Berliner Verwaltungsgericht hat den Eileintrag eines Vaters zweier Gymnasiastinnen gegen die Nutzung genderneutraler Sprache in der Schule zurückgewiesen. Vor dem Hintergrund des staatlichen Erziehungsauftrags sei nicht zu erkennen, dass die Schulaufsicht einschreiten müsse, urteilte das Gericht am Montag.
In einem freiheitlich-demokratisch ausgestalteten Gemeinwesen könne die Schule zudem offen für ein breites Spektrum von Meinungen und Ansichten sein.
Die Schulleitungen hätten den Lehrkräften das Gendern im Unterricht freigestellt und gleichzeitig darauf hingewiesen, dass die Rechtschreibregeln einzuhalten seien, stellte das Gericht klar. Die Benutzung geschlechterneutraler Sprache in Lehrmaterialien überschreite nicht den durch die Rahmenlehrpläne eingeräumten Spielraum.
Auch sei eine genderneutrale Kommunikation mit Eltern- und Schülerschaft nicht zu beanstanden, „da diese angesichts der breiten öffentlichen Diskussion selbst bei Verwendung von Sonderzeichen hinreichend verständlich“ bleibe.
(FAZ 28.3.23, verschiedene Zeitungen)

Mit dem Ausdruck „genderneutral“ übernimmt das Gericht die feministische Ideologie und wirbt implizit um Beifall für sie. Daß dies von vielen nicht einmal bemerkt wird, ist der eigentliche Erfolg der Gender-Ideologie.

Mit dem Herunterspielen auf den Erhalt der Verständlichkeit wird, wie schon bei der Rechtschreibreform, das eigentliche Problem umgangen. Aber diesmal wird es nichts nutzen, der Unmut in der Bevölkerung wächst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2023 um 18.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50749

Den Aufruf gegen das Gendern im Rundfunk habe ich unterzeichnet, obwohl ich nicht mit allen Aussagen übereinstimme. Es gilt ein großes Übel abzuwenden.

Wirksamer könnte es sein, den genderfreudigsten Parteien die Stimme vorzuenthalten.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 25.03.2023 um 05.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50742


 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.03.2023 um 22.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50741

Träumen ist erlaubt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.03.2023 um 18.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50740

Im Kinderfernsehen (Kika), meine Enkelinnen sehen gerade zu, träumt eine Prinzessin davon, eine "Knappin" zu sein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.03.2023 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50739

In einem Interview mit dem DLF spricht die grüne Europaabgeordnete Anna Cavazzini insgesamt knapp 7 Minuten lang über die geplante Einführung eines Rechts auf Reparatur. Dabei gendert sie, daß die Schwarte kracht, insgesamt nicht weniger als 14mal begegnen uns die »Verbraucherinnen und Verbraucher«! (Es wird zwar kaum noch gemacht, aber ich spreche bei den Paarformeln nach wie vor von »Gendern«.)

Wie mechanisch sie das alles abspult, wird an folgenden Beispielen deutlich:
»Dann spare ich als Verbraucherin und Verbraucher« [eventuell hat sie sogar »ich als Verbraucherinnen und Verbraucher« gesagt, das war nicht eindeutig zu hören]
»Verbraucherinnen- und Verbraucherschützer«

Auch schön:
»soll es Verbraucherinnen und Verbraucherinnen einfacher machen
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.03.2023 um 22.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50699

vgl.:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42160
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 15.03.2023 um 21.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50698

Englisch habe ich für eine genuslose Sprache gehalten, doch Josef Bayer schreibt:

„Beispiele wie die Frage Who lost his way? Und nicht *Who lost her way? *Who lost their way? im Vergleich zu She lost her way, I lost my way, We lost our way etc. sind für mich ein starkes Indiz dafür, dass im Englischen ebenso wie im Deutschen das Fragewort intrinsisch maskulin-singular ist.“

Ist es denn wirklich falsch, her zu verwenden, wenn feststeht, daß es sich um eine weibliche Person handelt? Kann mir das jemand beantworten?

Selbst wenn, so kann vom maskulinen Genus nicht die Rede sein, wenn es nicht noch mindestens ein anderes Genus gibt. Das Sternchen im Satz mit their ist unangebracht, denn das sogenannte singular they ist lebendig (auch wenn ich es nicht singular nennen würde; grammatikalisch haben wir es immer noch mit dem Plural zu tun, so wie Mädchen neutral und nicht feminin ist).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2023 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50683

„Demokratie in Bewegung“ (eine Partei mit 204 Mitgliedern) erwähnt „Beführworter*innen“ des Binnen-I. Es ist aber keine Anspielung auf das Wort des Führers, sondern sie können es einfach nicht besser.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2023 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50603

„Komponistinnen und Komponistinnen in Bayern. Bd. 68“. Besprochen in der SZ vom 2.3.23.

Gerechtigkeit durch Gender-Reflex.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2023 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50594

Die Tagesschau berichtet über Fortschritte der Gendermedizin. Da es um Hormone, das Immunsystem usw. geht, ist hier eigentlich nicht Gender, sondern Sexus gemeint. Das spricht eine führende Gendermedizinerin am Ende auch dankenswert offen aus:

Bei Gender denkt man an das soziale Geschlecht. Unter Gendermedizin verstehen wir aber "sex- and gender differences" - also biologische und soziale Unterschiede. Das beginnt schon mit dem Begriff.
Und dann haben wir das Problem, dass unter Gender immer Frauensachen verstanden werden. Aber Gendermedizin hat prinzipiell nichts mit Frauen zu tun sondern mit Geschlechtsunterschieden und diversere Gruppen zu unterscheiden. Das ist schwer vermittelbar. Das sehr gute Wort "Geschlechtsspezifische Medizin", das Sex und Gender inkludieren würde, wird einfach nicht verwendet. Das hat sich nicht durchgesetzt. Also beginnt die Misere schon beim Namen.


„Hat sich nicht durchgesetzt“ – das verhüllt die ideologischen Motive derer, die es verhindern und dafür sorgen, „dass unter Gender immer Frauensachen verstanden werden“.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.02.2023 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50548

»Manifest für Freiheit in Europa« (https://www.change.org/p/solidarit%C3%A4t-mit-der-ukraine-manifest-f%C3%BCr-freiheit-in-europa?recruiter=1296226668&recruited_by_id=d862dc80-b3ba-11ed-92b5-171cd462e15b&utm_source=share_petition&utm_campaign=share_for_starters_page&utm_medium=copylink)

Interessant in puncto Gendern:

Urkainerinnen und Ukrainer (4 x; muß sein)
Bügerinnen und Bürger (muß sowieso sein)
Zivilisten (2 x)
der Aggressor
die Angreifer
Friedensaktivisten

Orthographisch interessant:

seit langem (erfreulich)
Kyiv (muß sein)
Gräueltaten wie in Butscha und Irpin machen deutlich, was die Folge wäre: Abgeschlachtete Zivilisten, Folterkammern, Massengräber. (nach Doppelpunkt groß, man sieht es kaum noch anders)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.02.2023 um 20.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50520

Gendern ist nicht geschlechtergerecht, sondern geschlechtergerechter.

https://twitter.com/OERRBlog/status/1626986895631687687

Ganze Sendung. Genderbeitrag ab 12:52
https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/ondemand/weltweit/fsk0/287/2877344/2877344_50324458.mp4
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.02.2023 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50519

Das Gendern wird nicht nur als gerecht verkauft, man scheut sich auch nicht, der penetrant damit traktierten Öffentlichkeit vorzuheucheln, niemand werde dazu gezwungen. In Hamburg geben sich die Genderer nun gar als Opfer einer Bedrohung. Man wolle ihnen ihre „sensible" Sprache verbieten. Die erfreulichen Aussichten darauf hat die Initiatorin der Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ leider selbst getrübt. Sie hätte bei sprachlichen Argumenten bleiben sollen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.02.2023 um 01.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50487

Das Gegenteil von "innen" ist doch "außen".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.02.2023 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50485

Inhaltlich wollte die Sendung zuviel auf einmal. Die „Ethiker:innen“ mögen sich um die Moral sorgen, wenn wir nicht mehr die Freiheit haben, Fehler zu machen. Skinner hat in „Jenseits von Freiheit und Würde“ gezeigt, wie illusionär das alles ist. In der Konsequenz steht er aber nicht so fern: Wenn wir die Umgebung so einrichten, daß die Menschen den Erfolg des „guten“ (nützlichen, „prosozialen“) Verhaltens erleben, tun sie das Richtige und fühlen sich wohl dabei. Ich hatte schon jene Praxis kommentiert, die Impfbereitschaft durch Koppelung des Impfens mit einer Lotterie zu fördern.
Die Sendung ging zu wenig oder gar nicht auf die vielen Sicherungssysteme ein, ohne die es heute gar nicht mehr geht. Jeder weiß noch, gegen welche Widerstände Gurt- und Helmpflicht eingeführt wurden. Die Straßen wurden umfassend sicherer gemacht, so daß wir heute nur noch ein Sechstel der Verkehrstoten von 1971 haben – alles durch Einschränkungen unserer FDP-typischen Freiheiten. Aber es gibt ja noch viel mehr. Der Lokführer hat keineswegs die Freiheit, ein Nickerchen zu machen, und auch in die Gleise sind Sicherungen eingebaut. Ja, er ist schon fast gänzlich ersetzbar geworden. In die Stromnetze sind automatische Abschaltungen eingebaut usw. Von der Flugtechnik gar nicht zu reden (Boeing hatte es zu weit getrieben, so daß zwei Crews samt Passagieren in den Abgrund stürzten, weil die Automatik sich nicht abschalten ließ).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.02.2023 um 07.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50484

Ich habe die Sendung auch gehört. Die Sprecherin brachte den Schluckauf routiniert rüber, und es war sehr unangenehm zu hören. Jeder weiß, daß es keine Zukunft hat. Man kann ein Suffix nicht durch einen harten Stimmeinsatz vom Stamm trennen wie die Teile einer Zusammensetzung. Das kommt nur bei Menschen vor, die Deutsch als Fremdsprache lernen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.02.2023 um 13.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50482

Der Deutschlandfunk brachte heute früh einen interessanten Beitrag von Roberto Simanowski über die Nutzung von KI zur Erzeugung ethisch erwünschten Verhaltens. Der Text (https://www.deutschlandfunk.de/die-allherrschaft-der-algorithmen-100.html) ist ganz überwiegend in normaler Sprache abgefaßt. Da ist von den Bürgern die Rede, sogar von dem Bürger (dem mündigen, dem straffälligen), von Kunden, Ärzten, Sozialhilfeempfängern. Im ersten Viertel herrscht das generische Maskulinum uneingeschränkt. Dann kommen urplötzlich »E-Roller-Fahrer:innen« um die Ecke gerast, was um so auffälliger ist, als noch im Satz davor von Verkehrsteilnehmern gesprochen worden war und kurz darauf auch wieder ganz normal von Fußgängern die Rede ist.

Ein paar Absätze später wird ein kleines Genderfeuerwerk entfacht:

»Zwar gibt es hier keine Probleme mit rasenden E-Scootern, dafür kommt es vielerorts zu sexuellen Belästigungen und „virtual rape“, wie es heißt, auf den die Administrator:innen natürlich reagieren müssen. Die schicken nun nicht etwa Erzieher:innen aus, um die Besucher (!) des Metaverse zu kultivieren, oder Polizist:innen, um ihnen zu drohen, wie es für die analoge Welt üblich ist. Nein, sie schicken ihre Programmierer:innen – und deren Lösung ist weder der Diskurs, noch das Gefängnis, sondern Code.«

Danach geht es gesittet weiter. Die meisten der Doppelpunktkonstruktionen, die noch folgen, wirken wie willkürlich eingestreut. Ich werde den Verdacht nicht los, daß dieser Text ursprünglich völlig ungegendert verfaßt worden ist und erst im nachhinein eine halbherzige und unsystematische Vergenderung stattgefunden hat. Insgesamt gab es bei diesem Beitrag 43mal die Gelegenheit zu gendern, davon ist nur in 13 Fällen Gebrauch gemacht worden. (Aus der Zählung ausgenommen habe ich ein Zitat aus dem Bericht einer Ethikkommission, in dem freilich auch nicht gegendert wird.)

Interessant sind vielleicht noch folgende Beobachtungen:

»Zwar verlangt die Datenschutz-Grundverordnung der EU von 2018 eine Auskunftspflicht für die Betreiber solch algorithmischer Entscheidungssysteme, aber wie weit kann der Bankangestellte oder die Richterin wirklich nachvollziehen, auf welcher Datengrundlage das System von einer Kreditvergabe oder Haftaussetzung abrät?«

Der Bankangestellte und die Richterin, das erinnert stark an die Ärztinnen und Pfleger, hat hier aber meines Erachens nichts mit sprachlichem Gendern zu tun, denn hier werden rein exemplarisch zwei Personen genannt, die völlig verschiedenen Berufen nachgehen. Es ist aber wohl kein Zufall, daß das Beispiel für den gesellschaftlich höher angesehenen Beruf mit einer Frau besetzt ist.

Dort, wo irgendwer ein bißchen rumgendern durfte, wird gerne nach gut und böse bzw. unschuldig und schuldig sortiert:

»Gefordert und versprochen wird also genau das, was laut Ethik-Kommission die Autonomie des Menschen schwächt: eine unentrinnbare Wenn-Dann-Konstellation, die das richtige Verhalten durch technische Mittel durchsetzt. Und warum nicht, sagen die Befürworter:innen. Warum sollte man auf die Einsicht rasender E-Roller-Rabauken hoffen, wenn man sie durch Technik zwingen kann?«

»Mit Algorithmen lässt sich nicht diskutieren, und ihre Programmierer:innen und deren Hintermänner bekommt man ja nicht zu Gesicht.«

Der Sprecher und die Sprecherin taten mir immer leid, wenn sie wieder mal einen Stimmaussetzer produzieren mußten. Aber Sprecher sind da abgehärtet und müssen es auch sein, sonst könnten sie ihre Arbeit nicht machen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.02.2023 um 21.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50470

Solche Umfragen dienen nicht dazu, die Wirklichkeit möglichst genau zu erforschen, sondern haben fast immer einen sachfremden Zweck, mindestens einen Nebenzweck. Wohlgemerkt, ich rede nicht von Infratest Dimap, die haben ihre Arbeit wohl handwerklich einigermaßen sauber erledigt, ich rede vom Auftraggeber, dem WDR. In diesem Fall ging es offenbar um ein Signal an die Hardcore-Genderer, daß sie für ihre Sternchen und Sprechpausen nicht auf wachsende Zustimmung zu hoffen brauchen. Zugleich wollte man sich allem Anschein nach eine Legitimation für das Paarformelgendern verschaffen. Die Leitung des WDR wird, wenn sie einigermaßen bei Verstand ist, so eine Umfrage nicht in Auftrag geben, ohne sich vorher gründlich über die zu erwartenden Ergebnisse zu informieren.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.02.2023 um 18.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50469

Selbst wenn man die Umfragen neutraler konzipieren würde – Umfragen sind notorisch unsicher.

Besser wäre es, Aufzeichnungen aller Art auszuwerten. Also den tatsächlichen Sprachgebrauch. Es hat wohl seinen Grund, daß man das nicht macht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.02.2023 um 11.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50465

Es fängt schon mit der Fragestellung an. Bei Infratest Dimap wurden die Leute nicht etwa gefragt, was sie vom Gendern halten, sondern »wie wichtig« es ihnen ist. Die Formulierung suggeriert, daß das Gendern als solches eine gute Sache ist, die eigentlich keinem Zweifel unterliegt. Schon die Überschreibung der Umfrage mit dem Begriff »gendergerechte Sprache« ist nicht ganz neutral. Wer ist schon gegen Gerechtigkeit? Auch die Schlußfolgerung, die sperrigen Doppelformen in der Berichterstattung der Medien wären beim Publikum »breit akzeptiert«, halte ich für fragwürdig. Zum einen wird bei der entsprechenden Frage »Kolleginnen und Kollegen« als Beispiel gebracht. »Kolleginnen und Kollegen« ist aber kein gutes Beispiel, weil es oft gerade nicht klassisch generisch verwendet wird, sondern in der Anrede, und dann ist dagegen kaum etwas einzuwenden, jedenfalls ist das ein anderer Fall. Hätte man als Beispiel »Sozialhilfeempfängerinnen und Sozialhilfeempfänger« gewählt, wäre mancher Umfrageteilnehmer sicher ins Grübeln gekommen. Zum anderen wurden die Teilnehmer gefragt, wie sie die verschiedenen Gendervarianten finden, wenn sie in der Berichterstattung verwendet werden. Wenn man dieses »wenn« im Sinne von »wenn es denn schon gemacht wird (auch wenn Sie es vielleicht für Unsinn halten)« liest, reden wir möglicherweise über die Wahl zwischen mehreren Übeln. Daß die Paarformeln dabei noch am besten wegkommen, war zu erwarten, rechtfertigt meines Erachtens aber nicht das Fazit »breite Akzeptanz«.

Ich habe den Eindruck, daß sich die Verantwortlichen beim WDR mit dieser Umfrage ein wenig Luft verschaffen wollten. Den Schluckauf hört man im WDR selten, und Programmdirektor Jörg Schönenborn hat sowieso ein Faible für die Doppelformen, davon konnten wir uns jahrelang überzeugen, wenn er uns in seiner Wahlberichterstattung in jedem zweiten Satz mit den »Wählerinnen und Wählern«, den »Bürgerinnen und Bürgern« und den »Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern« traktiert hat. Jetzt sagt er: »Sprache ist ja schon was sehr Persönliches, und deshalb wollen wir sprechen wie unser Publikum. Und wenn so eine Sprachform abgelehnt wird, dann empfehlen wir unseren Teams: laßt es und wählt statt dessen, was allgemein gebräuchlich ist, zum Beispiel ›Ärztinnen und Ärzte‹.« Allgemein gebräuchlich ist es natürlich nicht, aber so ist das Ganze für ihn persönlich eine runde Sache. Natürlich darf am Ende der Hinweis nicht fehlen, daß Sprache ständig in Bewegung ist und die Diskussion sicher weitergeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2023 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50460

Die jüngsten Umfragen zur Akzeptanz des Genderns sind zwar für dessen Freunde nicht ermutigend, aber immer noch unfreiwillig geschönt. Viele Menschen wissen gar nicht so genau, was Gendern in Wirklichkeit bedeutet und wie unvollständig es bisher praktiziert wird. Oft finden sie die Praxis zwar nicht gut, gestehen aber zu, daß es mit der Geschlechtergerechtigkeit ein Problem gibt und man nach besseren Lösungen suchen muß. Sie scheinen vergessen zu haben, daß weder sie selbst noch unsere Vorfahren damit ein Problem hatten. Das Problem mit der Geschlechtergerechtigkeit ist, daß es kein Problem gibt. Das macht die Lösung so schwer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2023 um 04.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50459

Mein Vorschlag: Ansammlungen von mehr als zwei Männern sind verboten. Wer dagegen verstößt, wird gemeldet. Dafür gibt es eine Meldestelle.

Wie ich gerade höre, soll eine Stelle eingerichtet werden, bei der man Verstöße von Gastwirten gegen die neue Mehrwegverordnung melden kann.

Leider gibt es noch keine Möglichkeit, Denunzianten zu melden. Man denke auch an die Abmahnvereine, die ihr einträgliches Geschäft in dieser Lücke betreiben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.02.2023 um 20.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50458

Die ZDF-Kindersendung "logo!" versucht mal ausgewogen das Für und Wider der Gendersprache darzustellen.

https://www.zdf.de/kinder/logo/erklaerstueck-gendern-beim-sprechen-100.html

https://rodlzdf-a.akamaihd.net/none/zdf/21/01/210128_es_gendergerechte_sprache_log/1/210128_es_gendergerechte_sprache_log_2360k_p35v15.mp4
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.02.2023 um 18.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50457

Mark Twain: Die Rübe hat ein Geschlecht, das Fräulein hat kein Geschlecht. (Die schreckliche deutsche Sprache)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.02.2023 um 13.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50456

Warten auf Godot abgesagt: Wegen zu vieler Männerrollen gecancelt

https://faz.net/18657962.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.02.2023 um 09.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50454

Wenn man einen ganzen Text über den Unterschied von männlichen und weiblichen Teilnehmern schreiben würde, wäre es vielleicht eleganter, ohne Adjektive zu hantieren. Man würde einfach die Opposition mitdenken.

Das ist auch ein Problem bei diesen ganzen Assoziationsstudien. Man wird in einen Kontext gebracht, in dem die Opposition eine herrschende Rolle spielt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.02.2023 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50453

Die Quelle bin ich, Herr Schardt. Ich habe mich auf eine Reise in die Vorstellungswelt von Leuten begeben, die Genus und Sexus gleichsetzen. Wenn sie recht hätten, müßten solche Sätze auf Anhieb richtig verstanden werden, und zwar ohne daß man Endungen im Schriftbild auszeichnen oder beim Sprechen besonders betonen müßte. Ich kann es zwar nicht nachweisen, behaupte aber frech, daß das in der Realität nicht der Fall ist. Wenn jemand – und ich habe das auch schon gehört – angestrengt von BesucheRRRn spricht, zeigt das nur, daß ihm die Funktion der generischen Form bewußt ist und er es für notwendig hält, sie vorübergehend außer Kraft zu setzen. Wir sollten froh sein, daß wir dieses Instrument haben, statt es zum Abschuß freizugeben.

Der eigentliche Sprachwandel besteht darin, daß uns heute der Gedanke, daß eine Gruppe »Forscher« zum Teil, manchmal sogar zum größten Teil, aus Frauen besteht, nur noch ein Achselzucken entlockt. Statt diesen Wandel als Fortschritt zu feiern, soll er jetzt mit der Brechstange rückgängig gemacht werden. Die geradezu pathologische Fixierung auf das Suffix -er macht dabei vergessen, daß die Sprachökonomie möglichst knappe generische Formen fordert. Hätte sich in grauer Vorzeit, eventuell unter anderen gesellschaftlichen Verhältnissen, im Deutschen ein generisches Feminimum entwickelt, würde man heute vielleicht Männer als »Forscherinnen« bezeichnen, und »Forscher« würde, je nach Kontext, mal für Frauen und mal für Angehörige aller Geschlechter stehen. Vielleicht hätten sich auch andere Movierungen herausgebildet, die generische weibliche Form wäre aber sicher nicht umständlicher ausgefallen als die spezifisch männliche. Solange wir keine bessere Lösung als das generische »Maskulinum« haben, sollten wir uns dort, wo es paßt, seine Vorzüge zunutze machen. Soweit es Gründe gibt, eines der Geschlechter herauszustellen, kann man nach Herzenslust in die gut sortierte Ausdruckskiste des modernen Deutschs greifen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 08.02.2023 um 00.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50452

Interessant, Herr Metz. Haben Sie eine Quellenangabe dafür?
Dieses Beispiel ist ja ein Beleg dafür, daß die Genderei nicht nur das allgemeine Sprechen über Menschen erschwert, sondern auch beim unterschiedenen Sprechen von Männern und Frauen die Ausdrucksfähigkeit vermindert. Die kräftigste Art, einen Unterschied zweier Gruppen auszudrücken, ist ja das vorgeschaltete Adjektiv und danach die gemeinsame Bezeichnung: "Die auswärtigen Gäste zahlen die Kurtaxe während die einheimischen Gäste davon befreit sind." Die Betonung beim deutlichen Sprechen ist klar auf den unterschiedlichen Attributen und verweist schon beim ersten der beiden auf den Gegensatz.
Wenn es um Mann und Frau geht, funktioniert das unter Nutzung einer generischen Form genauso: "Die männlichen Teilnehmer bevorzugten die sportlichen und handwerklichen Angebote, während bei den weiblichen Teilnehmern eher die kreativen und musischen Kurse Zuspruch fanden."

Es funktioniert aber eben nur, wenn eine generische Form verfügbar ist.

Ohne die generische Form hat man halt die Spaltung zwischen den TeilnehmeRINNEN und den TeilnehmeRRRN.
Führt man beim Vergleich die weibliche Form zuerst an, dann kann man durch die Überbetonung der Endsilben den Sinn und eventuell kommenden Gegensatz klarmachen. Das ist auch mittlerweile gang und gäbe.
Das nachgeschaltete maskuline TeilnehmeRRRR mit krächzender Betonung ergänzt dann den Gegensatz, unter völliger Aufgabe sprachlicher Eleganz.
Noch schlimmer ist es anders herum, nämlich bei Beginn des Vergleichs mit dem maskulinen Teil. Was soll man da betonen? TeilnehmERRRR? Höchst unbefriedigend.

Man könnte sich Hals- und Kopfschmerzen sparen, indem man die Symmetrie des sprachlichen Ausdrucks nutzt, so wie es bisher möglich war.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.02.2023 um 22.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50451

»Die Besucher der Ausstellung im Stadtmuseum sind von den Gemälden begeistert, die Besucherinnen weniger.« Daß man den ersten Teil des Satzes zunächst falsch versteht und erst dann richtig, wenn man den Satz bis zum Ende gelesen hat, zeigt, daß die im Deutschen weithin übliche generische Form nach wie vor ihren Zweck erfüllt.

Das Geschlecht von Personen darf und soll unbeachtet bleiben, wenn es nichts zur Sache tut. Will man es, aus welchen Gründen auch immer, »sichtbar« machen, muß man es auch beim männlichen Geschlecht tun, denn das Wort Besucher eröffnet, wie gezeigt, nicht den Blick auf Männer. Das Deutsche verfügt über genügend Möglichkeiten, das Geschlecht einer Person auszudrücken. Hier könnte man beispielsweise von männlichen und weiblichen Besuchern sprechen. Auch nichtbinäre Menschen kann man problemlos benennen, wenn das Geschlechtliche für die Aussage wichtig ist. Meistens ist das aber nicht der Fall, weshalb man ganz entspannt bei der geschlechtsneutralen, weil kein Geschlecht bezeichnenden Form bleiben kann: die Besucher.

Wer sich allerdings mit einer gewaltigen intellektuellen Kraftanstrengnung den Standpunkt erarbeitet hat, daß das Geschlecht von Menschen niemals irrelevant sein kann, wird dem obigen Gedankengang nicht folgen können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2023 um 09.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50447

Nicht nur Stiftungen, sondern auch Parteien, Behörden und Universitäten richten immer mehr Stellen ein, denen man Verstöße gegen die Tugend melden kann, im Sinne des Datenschutzes natürlich auch anonym. Der Kampf gegen die reaktionäre Gesinnung beginnt im kleinen. Beobachten Sie Ihren Nachbarn! Wenn Sie etwas Verdächtiges wahrnehmen, melden Sie es! Wir kümmern uns um den Rest! Zu den Indizien gehört z. B. die scheinbar harmlose Verweigerungshaltung gegenüber der allgemein üblichen amtlichen Rechtschreibung. Bleiben Sie wachsam!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2023 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50444

Dieses Heilige Offizium macht es uns besonders leicht durch einen anklickbaren Button "Vorfall melden".

Das Melden als Volkssport ist immer ein Alarmzeichen. Es reizt mich schon lange, diese Stiftung zu melden – aber bei wem?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.02.2023 um 05.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50442

Ist das, was wir machen, eigentlich eine organisierte Kampagne gegen geschlechtergerechte Sprache?

Dann sollten wir uns selbst anzeigen bei der Amadeu Antonio Stiftung.

https://antifeminismus-melden.de/antifeminismus/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2023 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50440

Sehr treffende Lagebeschreibung. Was wir immer wieder sehen, ist die Selbstfesselung gewisser Gruppen, Redaktionen usw. durch die ohne Not übernommene Verpflichtung auf eine bestimmte Sprachregelung. Die taz kann nicht mehr anders, auch die Grünen nicht, Universitäten sowieso, wie Herr Metz andeutet. Wie kann man diesen Leuten helfen, sich aus dem Sumpf wieder herauszuziehen? Es dürften sich ja längst nicht alle darin wohl fühlen. Das Zugeständnis an den mündlichen Sprachgebrauch ist vielleicht ein erster Schritt.

Beim Überfliegen der Zeitung (wahrscheinlich werde ich die Zeitungslektüre bald ganz einstellen) sehe ich sehr oft, daß die Überschriften gegendert sind, der Text selbst nicht – was noch einmal beweist, daß die Überschriften von der Redaktion stammen, die eben jener Selbstfesselung unterliegt. Zum Beispiel ist ein längerer Artikel der SZ in Normaldeutsch abgefaßt, nur in der Überschrift ist von "Forschenden" die Rede.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.02.2023 um 01.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50439

Zu #50435:

Am Ende des Interviews wird Frau Barbolini gefragt, ob es irgendwann einen Mittelweg geben werde zwischen immer gendern und überhaupt nicht gendern. Sie bejaht das. Das habe auch eine Studie gezeigt, an der sie offenbar beteiligt war. »Das war tatsächlich so, daß bestimmte Bereiche das eher erfordern und es auch notwendig wird und sein wird, weil es eine Art von Höflichkeitsform ist, die darin ausgedrückt wird, und in anderen Bereichen es offengelassen werden muß, weil wir uns in einem flexibleren Umfeld bewegen, wie zum Beispiel im mündlichen Sprachgebrauch, wo es nicht so klar definiert ist.« (Im Zitat habe ich einige Füllwörter weggelassen.)

Die Unterscheidung zwischen schriftlich und mündlich könnte man als ein erstes Rückzugsgefecht interpretieren. Während sich nämlich Sternchen & Co. – zumindest in bestimmten Bereichen und bei bestimmten Textsorten der Schriftsprache – in den letzten drei Jahren rasant ausgebreitet haben, bleibt der Glottisschlag beim Sprechen, auch unter jungen Leuten, einer winzigen Gruppe vorbehalten und findet keine nennenswerte Verbreitung. Das haben inzwischen selbst vehemente Genderverfechter bemerkt. Da bietet es sich an, die gesprochene Sprache vorsorglich aus der Liste der zu erobernden Alltagsbereiche zu streichen. Im Werbeprospekt von REWE wäre das Gendern demnach notwendig, im Gespräch auf dem Pausenhof, in der Kneipe oder am Telefon dagegen nicht (an der Uni allerdings schon, aber das versteht sich von selbst).

Wenn aber die Notwendigkeit zu gendern mit dem Höflichkeitsgebot begründet wird, wäre es doch aberwitzig, ausgerechnet die gesprochene Sprache davon auszunehmen. Man stelle sich vor, das N-Wort bliebe in der Schriftsprache tabu, würde aber für die mündliche Unterhaltung wieder freigegeben! Für mich ergibt das alles erschreckend wenig Sinn.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.02.2023 um 17.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50438

Mir fällt auf, daß die taz-Redakteurin gleich zu Anfang und am Schluß dann nochmals betont, sie sei links. Wer nicht rechts verortet werden will, kommt ums Pfötchengeben – auf die eine oder andere Art – nicht herum.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 04.02.2023 um 14.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50437

Wohlklingend kann Sprache immerhin sein. Vielleicht sollte man von Gendergrammatik reden; wo an der Mechanik herumgeschraubt wird, liegt auch die Metapher vom Sand im Getriebe näher.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.02.2023 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50436

Interessanter Artikel einer taz-Redakteurin: https://taz.de/Hamburger-Initiative-gegen-Gendersprache/!5909470/

Sie lehnt das Gendern ab und bezeichnet sich in diesem Punkt als »konservativ«. Im Umkehrschluß wäre Gendern dann wohl progressiv. Ich würde es eher bildungsfern oder sogar bildungsfeindlich nennen und kann schon deshalb keine Spur von Fortschrittlichkeit darin erkennen. Das Gendern ist so wenig fortschrittlich wie die reformierte Rechtschreibung.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.02.2023 um 09.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50435

Der SWR interviewt Judith Barbolini.

Siehe
http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48584

https://swr.de/swraktuell/radio/wie-gelingt-der-umgang-mit-gendern-100.html
Direktlink:
https://avdlswr-a.akamaihd.net/swr/swraktuell/radio/im-gespraech/wie-gelingt-der-umgang-mit-gendern.m.mp3

Man kann eigentlich nur zu dem Schluß kommen: Gendern sofort abschaffen.

Norbert Bolz bringt immer wieder mal eine Variation dieses Satzes: Bullshit ist für den politischen Diskurs viel charakteristischer als die Lüge. (https://twitter.com/NorbertBolz/status/1321729691670163456) Es geht nicht um Wahrheit, es wird einfach irgendwas rausgeblubbert. Die Jungen Menschen wollen, daß man auf das Phänomen Gendern reagiert. Oder so.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2023 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50432

Der letzte Satz zeigt den Grundirrtum: die Voraussetzung, daß Sprache geschlechtergerecht sein könne. Sie kann ja auch nicht wohlriechend sein.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.02.2023 um 01.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50431

Satiretext zum Gendern vom NDR

Aber es deutet sich eine Art Faustregel an: Bilder von "Männern" entstehen demnach vor allem dort, wo die Begriffe selbst bildhaft sind und sich auf anschauliche Tätigkeiten beziehen.

Wenn wir also Formulierungen hören wie "die Bäcker", "die Ärzte" oder "die Politiker", neigen wir schon dazu, nur Männer vor unserem geistigen Auge sehen. Bei anderen Begriffen besteht diese Gefahr weniger. Etwa wenn "die Stuttgarter auf die Straße gehen", oder wenn "Impfgegner protestieren". Denn die Wörter "Stuttgarter" und "Impfgegner" beschreiben keine anschauliche Tätigkeit. Allerdings: So viel Forschung gibt es dazu noch gar nicht, um aus den Daten eindeutige Schlüsse zu ziehen.

[...]

Formulierungen mit Sternchen oder Doppelnennungen können dazu führen, dass die Geschlechtsidentität in gewisser Weise überbetont wird, selbst bei Texten, in denen es überhaupt nicht um Geschlechterfragen geht. Diese Art zu sprechen ist zwar geschlechtergerecht gemeint, wirkt aber nicht immer so. Wenn ein Text von Politiker*innen spricht, sehen viele eben nicht Männer und Frauen in der Politik vor ihrem geistigen Auge, sondern sind mit ihren Gedanken eher bei dem- oder derjenigen, die diesen Text verfasst hat. Das alles sind keine Argumente, nicht zu gendern, sondern eher dafür, dass es für geschlechtergerechte Sprache kein Patentrezept gibt.


https://ndr.de/kultur/Generisches-Maskulinum-Was-sagt-die-Sprachwissenschaft,gendern126.html
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.02.2023 um 09.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50421

Ja, ich ahnte schon, ich hätte das Wort "Bedeutung" besser weggelassen. Aber vielen Dank für Ihre Mühe!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2023 um 08.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50420

O je! Da haben Sie ein großes Faß wieder aufgemacht, wg. "Bedeutung" usw. Im Augenblick verweise ich noch einmal auf das längere Skinner-Zitat hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1584#40306

Aber um die anderen Leser nicht zu vergraulen, möchte ich Ihnen eine längere Ausarbeitung privat zuschicken.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.02.2023 um 21.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50418

Lieber Prof. Ickler,
Sie sagen doch in #50412 verkürzt folgendes:

Wenn das Wort Reh tatsächlich im Sinne des bilateralen Zeichenmodells für ein leibhaftiges Reh stünde, dann könnte man das Wort Reh genau wie das leibhaftige Reh schießen, und das Wort Reh könnte wie das leibhaftige Reh versuchen wegzulaufen. Da in bezug auf das Wort Reh aber beides unmöglich ist, kann das Wort Reh nicht für ein leibhaftiges Reh stehen, q.e.d.

Wenn wir davon ausgehen (was eigentlich auch meine Ansicht ist), daß das "aliquo" des bilateralen Modells nicht das leibhaftige Reh meint, sondern einen (ideellen) Stellvertreter (ich würde ihn die Bedeutung nennen), dann wäre dieser ideelle Ersatz bzw. Stellvertreter ja genausowenig zu schießen bzw. könnte auch nicht weglaufen, genau wie das Wort. Ihre obige Begründung ergäbe also keinen Sinn, weshalb ich nicht glaube, daß Sie es in dem Beispiel so (als Stellvertreterschaft) meinten.

Sie beziehen hier das Wort Reh direkt auf das leibhaftige Reh, setzen beides für Ihre Begründung gleich. Das ist die Identität, die Sie unterstellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2023 um 19.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50417

Das macht mich nun etwas ratlos, weil für mich der Unterschied zwischen Identität und Stellvertreterschaft auf der Hand liegt. Also kurz gesagt: Ich unterstelle keine Identität.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.02.2023 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50416

Wenn Sie aber hier über das Wort schreiben, "man kann es nicht schießen, es läuft auch nicht davon", dann habe ich das an dieser Stelle eben doch so verstanden, als ob Sie dem Saussureschen Zeichenmodell eine solche Identitätsaussage vorwerfen und es auf diese Art widerlegen wollten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2023 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50415

Das mögen Sie für sich selbst so verstehen, und dann habe ich nichts dagegen einzuwenden. Aber es entspricht nicht der ehrwürdigen Zeichendefinition "Aliquid stat pro aliquo". Ich hatte anderswo zitiert: „Ein Zeichen steht für etwas, das es ersetzt.“ (Heinrich F. Plett: Textwissenschaft und Textanalyse. Heidelberg 1975:41)

(Von "identisch" war übrigens nicht die Rede. Der Stellvertreter ist nicht identisch mit dem, den er vertritt.)

Übrigens hatten wir, lieber Herr Riemer, genau die gleiche Diskussion schon einmal;
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1584#40306 usw.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.02.2023 um 10.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50414

Ich finde, "Das Wort Reh steht für ein Reh" bedeutet gar nicht, daß das Wort mit dem Tier identisch ist. Dies ist eine polemische Unterstellung. Der Ausdruck "steht für" heißt ganz genau, daß das Wort (das Zeichen) dazu dient, die Aufmerksamkeit auf den bezeichneten Gegenstand zu lenken (das Verhalten auf das Bezeichnete auszurichten). Darin liegt die Bedeutung (zweite Seite) des Zeichens, das hat für mich nichts Mystisches.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2023 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50412

Zu den Gedankenlosigkeiten, die fast jeder teilt, gehört auch: "Zeichen stehen für etwas." Die weite Verbreitung hindert mich nicht daran, es für falsch zu halten.

"Guck mal, ein Reh!" Das Wort Reh steht nicht für ein Reh (man kann es nicht schießen, es läuft auch nicht davon), sondern dient dazu, das Verhalten meiner Frau teilweise unter die Steuerung durch das Reh zu bringen. Mentalistisch: ihre Aufmerksamkeit auf das Reh zu lenken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2023 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50410

Das ist das gleiche wie bei Eisenberg, nur in einer anderen Begrifflichkeit (andere Grammatiker-Schule).

Das "Merkmal" des Substantivs, das dann "projiziert", ist allerdings in meinen Augen wieder von der okkulten Art (unsichtbar, d. h. eigentlich unhörbar). Ich entmystifiziere: Man lernt und muß wissen, welches Genus der genusflektierten Wörter das Substantiv nach sich zieht.
Daß geben den Dativ regiert, wäre dann auch ein unhörbares Merkmal – was bringt es?

Die Generativisten reden gern über ein Schattenreich, in dem es auch "Spuren" usw. gibt. Das gehört zum Simulationsapparat, nicht zur Sprache.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 01.02.2023 um 02.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50409

Wieso wird bei Genus oft von Kongruenz statt von Rektion gesprochen? Diese Erklärung finde ich erhellend, mir kam dazu auch bereits ein ähnlicher Gedanke (Hervorhebung von mir): Das Merkmal ist in diesem Fall ein Merkmal, das ein grammatischer Kopf auch an die ganze Phrase projiziert, siehe unter Kopf (Grammatik). Diese Phrase könnte dann erneut Kongruenz mit demselben Merkmal an anderer Stelle im Satz auslösen (z. B. stimmt im Russischen erst das Adjektiv mit dem Substantiv im Genus überein, dann mit dieser ganzen Nominalphrase ggf. die Vergangenheitsform des Verbs). Die Rektion ist im Gegensatz dazu normalerweise eine Eigenschaft, die sich „verbraucht“, wenn das Regens mit dem Rektum zusammentrifft;[14] dies ist in der alternativen Definition nicht mehr der Fall.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rektion#„Genus-Rektion“

Siehe auch weiter unten unter Rektion als strukturelle Beziehung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2023 um 22.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50408

Ich gestehe, daß ich diese Parallele bisher nicht gesehen habe, aber sie hat natürlich etwas für sich. Ein mir noch ungewohnter, aber einleuchtender Gedanke.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2023 um 20.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50406

Man sagt so manches. Anderswo kritisiere ich den allgemein üblichen Dualismus von Leib und Seele usw., aber nur in wissenschaftlichen Texten.
Die Alltagsrede mag weitergehen, aber wenn man einen gewissen (nicht einmal sehr hohen) wissenschaftlichen Anspruch hat, dann muß man sich an die besten Einsichten halten. Die Schulgrammatik und der Duden enthalten sehr vieles, was völlig unzulänglich ist. (Einiges hier unter "Abfall für alle".)
Für die Muttersprache braucht man keine Genusregeln, und wenn die Schüler im Lateinunterricht lernen, welche Wörter feminin usw. "sind", dann kommt es bloß darauf an, daß sie die Rektion hinkriegen, auch wenn sie sie weder Rektion noch Kongruenz nennen.
Ich glaube aber, wenn man einmal die Parallele zwischen Kasusrektion der Verben und Genusrektion der Substantive erkannt hat, kann man sie nicht mehr übersehen. Es ist doch auch interessant und nicht nur pedantische Wortklauberei.
Auch die Modalpartikeln, die immer so kümmerlich und falsch dargestellt werden, ermöglichen einen tiefen Einblick in die Sprache, sobald man es richtig angeht.
Oder nehmen wir die ebenfalls sehr verbreitete Rede von Subjekt-Verb-Objekt als Grundordnung des deutschen Satzes: grundverkehrt und eigentlich leicht zu korrigieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2023 um 18.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50405

Diese Sicht steht aber im Widerspruch zur wohl schon immer gepflegten Ausdrucksweise:
- Das Substantiv Tisch ist männlich(en Geschlechts)
- Tür ist weiblich (weiblichen Geschlechts)
- Haus ist sächlich (sächlichen Geschlechts)

Man sagt normalerweise nicht (obwohl es möglicherweise genauer wäre):
- Tisch regiert männliches Geschlecht
- Tür erfordert weibliche Flexionsendungen
- Haus nimmt sächliche Formen zu sich

Da frage ich mich schon, ob die anscheinend genauere Ausdrucksweise wirklich etwas Neues bringt, oder ob nicht genau das mit der althergebrachten (bewährten?) Ausdrucksweise ("die meisten Substantive haben ein Geschlecht") auch gemeint war und nach wie vor sagbar ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2023 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50404

Die falsche Auffassung ist weit verbreitet:

"Zwischen dem Artikel und dem Nomen besteht Genus-, Numerus- und Kasuskongruenz." (Harald Weinrich: Textgrammatik der deutschen Sprache 325 und öfter)

"Nomina haben ein inhärentes Genus: Sie sind maskulin, feminin oder neutrum." (IdS GRAMMIS)

„Nomina sind Wörter, die ein bestimmtes Genus haben.“ (Ulrich Engel)

Sogar: „Substantive werden im Deutschen nach den vier Kasus Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ, den Numeri Singular und Plural und den Genera Maskulinum, Femininum und Neutrum flektiert.“ (Sebastian Kürschner)

„Die althochdeutschen Substantive werden wie im Neuhochdeutschen nach den drei Kategorien Genus, Kasus und Numerus flektiert.“ (Rolf Bergmann/Claudine Moulin/Nikolaus Ruge: Alt- und Mittelhochdeutsch. 9. Aufl. Göttingen 2016:105)
Die Verfasser haben wohl noch nie versucht, ein Substantiv nach dem Genus zu flektieren.


„Selbstverständlich behalten die Substantive im Plural ihr Genus!“ (Ingelore Oomen-Welke)
Was könnte das heißen?
Pluraliatantum haben überhaupt kein Genus, d.h. sie regieren keins.

„Jedes Nomen hat ein Genus. (...) Man erkennt es an seinem Artikel (Begleiter).“ (Duden: Die Grundschulgrammatik. Berlin 2013:10)
Aber wenig später: „Manche Nomen werden nur im Plural verwendet:
die Eltern, die Leute, die Geschwister, die Ferien, die Kosten, die Alpen“ (15)
Welches Genus haben sie?

„Jedes deutsche Substantiv – und davon gibt es immerhin Tausende – enthält ein bestimmtes, festes Genus.“ (Damaris Nübling)

Attributive Adjektive „stimmen dann mit dem Substantiv in Kasus, Numerus und Genus überein“. (Dudengrammatik 2016:345) (mit Verweisung auf „Kongruenz“)


Die richtige Auffassung bei Gunnar Bech: „Ein Substantiv weist an sich kein Genus auf, sondern regiert in gewissen Fällen das Genus eines anderen Wortes.“ Ebenso Ingerid Dal, aber nicht so klar ausgedrückt.

Hans Glinz unterscheidet richtig „geschlechtsfordernde“ vs. „geschlechtsveränderliche“ Wörter.

Schon Dionysios Thrax und in seiner Nachfolge Varro haben es ebenfalls richtig gesehen. Ich weiß nicht, wann es verlorengegangen ist.

(Ich habe hier verstreute Beobachtungen aus anderen Einträgen zusammengestellt.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2023 um 15.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50403

Artikel und Adjektive sind genusflektiert, Substantive nicht (obwohl eine gewisse Affinität besteht, man kann von Genusindikation sprechen: Bestimmte Endungen und erst recht Wortbildungsweisen deuten an, welches Genus der genusflektierten Wortarten sie regieren; Sexus natürlich sowieso).
Das Genus von Tisch ist keine "feste", wenn auch unsichtbare Eigenschaft, sondern BESTEHT ausschließlich darin, daß Tisch maskuline Artikel- und Adjektivformen zu sich nimmt oder eben regiert.
Das ist doch genau das gleiche, wie wenn geben den Akkusativ der Sache und den Dativ der Person regiert. Man sieht es dem Verb nicht an, sondern muß es wissen – oder aus der Bedeutung ableiten (worüber ich vor über 40 Jahren einen Aufsatz "Valenz und Bedeutung" geschrieben habe, dessen epochale Bedeutung aber noch entdeckt werden muß...)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2023 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50402

Ist es nicht recht kleinlich von Eisenberg, von Kongruenz nur dann zu sprechen, wenn keine Rektion vorliegt? Natürlich ist es noch mal etwas Besonderes, daß das Substantiv hinsichtlich des Genus fest ist und das Genus innerhalb der Nominalgruppe regiert, aber dessen ungeachtet bleibt es doch auch richtig, daß das Genus bei allen Teilen der Gruppe kongruent ist, daß also Kongruenz besteht. Meiner Ansicht nach kann man durchaus von Kongruenz innerhalb der Nominalgruppe hinsichtlich Genus, Numerus und Kasus sprechen. Das mag zwar etwas verkürzend bzgl. der genauen Quelle des Genus ausgedrückt sein, aber m. E. nicht falsch bzgl. der reinen Kongruenzaussage.

Wenn nun Wikipedia das rhetorische Wort "eindeutig" wegließe, wäre der Satz dann nicht in Ordnung? Erkennt man das Genus eines Substantivs wirklich nur am Artikel? Es gibt ja auch artikellosen Gebrauch. Das Adjektiv bekommt auch ohne Artikel die mask. Endung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2023 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50398

Im Wikipedia-Eintrag über Kongruenz wird seit Jahren Eisenbergs Definition der Genusrektion referiert:
Eisenberg gliedert nicht nur Merkmalsübereinstimmung mit einem festliegenden Merkmal („Wortkategorie“) aus dem Begriff Kongruenz aus, sondern gliedert sie überdies in den Begriff der Rektion ein. Beide Entscheidungen werden nicht näher begründet und von Eisenberg selbst als Minderheitenvariante gekennzeichnet. Im Ergebnis wird gesagt, dass das Substantiv das Genusmerkmal des Adjektivs regiert, ebenso dass ein Satzsubjekt, das kein Personalpronomen ist, das Merkmal Person des Verbs regiert.
Das ist nicht wahr. Eisenbergs Auffassung folgt logisch zwingend aus seiner Definition von Kongruenz und Rektion. Wikipedia muß das Genus nach schlechter Tradition als okkulte Eigenschaft der Substantive annehmen:
Ebenso gibt es im obigen Beispiel Kongruenz im Genus zwischen den Wörtern „das“ und „Theaterstück“, obwohl man das Merkmal, Neutrum, nur an der Artikelform „das“ sehen kann. Trotzdem trägt das Substantiv „Theaterstück“ das Merkmal Neutrum eindeutig auch selbst; daher ist auch dies ein Fall von Kongruenz, nicht Rektion.
Was heißt hier „eindeutig“? Das ist nur Rhetorik im Gegensatz zu Eisenbergs sorgfältiger Begründung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.01.2023 um 22.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50395

Welche Figur auf dem Schachbrett oben ist die Außenseiterin?
(Schachgeschichten, Frederic Friedel und Christian Hesse, Droemer Verlag 2022, S. 91)

Abgebildet ist ein Schachbrett mit den beiden Königen und 4 weißen Bauern, also alle Figuren haben grammatisch männliches Geschlecht.
Warum dann "Außenseiterin"? Weil "Figur" weiblich ist?

Zwischen Subjekt und Prädikativ eines Satzes ist keine Kongruenz erforderlich (Das Schriftstück ist ein klarer Beweis; Die Frau ist der erste Mensch, der ...; Der Mann ist die gleiche Person, die ...)

Würde man etwa, auf ein Foto einer rein männlichen Gruppe von Arbeitern deutend, auch fragen, "Welche Person auf dem Bild ist die Elektrikerin?", da "die Person" weiblich ist?

Es wird einfach ständig so viel Unsinn geschrieben. Selbst Autoren, die sonst logisches Denken gewohnt sind, wie hier, ein Schachexperte und ein Mathematikprofessor, glauben, sich fügen zu müssen, und fallen dann noch dazu auf die unsinnigen Gendermerkmale herein, die sie glauben benutzen zu müssen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.01.2023 um 12.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50384

Die vorletzte Frage läßt sich klar mit nein beantworten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2023 um 07.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50381

Manchmal beneide ich die Frauen darum, wie leicht sie ins Baby talk wechseln und stundenlang mit kleinen Kindern „tändeln“ können, was uns Männern doch auf die Dauer und überhaupt schwerer fällt. „Des Lebens ernstes Führen“ drückt sich schon in der Sprechstimme aus, eine Oktave tiefer als bei den Frauen, die dadurch und durch die stärkere Modulation und weitere Merkmale dem Ohr und Verstand der Kleinkinder von Natur aus entgegenkommen. Ich komme mir stocksteif dagegen vor. Ist das nun sexistisch? Darf man überhaupt von „Natur“ sprechen? Bleiben die Frauen am Ende vom Stimmbruch verschont, DAMIT sie besser mit den Kindern umgehen können?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2023 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50378

In einer moralischen Aufwallung, die vielleicht verständlich, aber nicht klug ist, kann man sich selbst und seinen Nachfolgern so viele Hindernisse in den Weg legen, daß man keinen Schritt mehr vorankommt. Eigentlich müßte man die diplomatischen Beziehungen zu allen Staaten abbrechen, in denen die Menschenrechte nicht eingehalten werden, Frauen nicht gleichgestellt sind, Hundefleisch gegessen wird usw. Auch die um sich greifenden Beschlüsse zum Völkermord gehören hierher. (Wann verurteilt der Bundestag die USA wegen Rassismus?) Die Frauenfrage erweitert den Gesichtskreis enorm. Afrika kann man gleich ganz vergessen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2023 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50367

Die wirtschaftliche Nutzung der Wasserstofftechnologie steht vor großen Problemen. Projekte werden nur genehmigt, wenn sie Frauen "aktiv einbeziehen". So die Vorgabe des Bundeswirtschaftsministeriums.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.01.2023 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50339

Heute früh las ich in irgendeiner Meldung Außenminister und -außenministerinnen. Solche Fehler passieren natürlich und sind nicht weiter schlimm. Sie werfen aber die Frage auf, warum in aller Welt die Redakteure in diesen Fällen nicht ganz normal formulieren. Die schon bei korrekter Schreibung sehr sperrige Konstruktion wird durch den Lapsus noch komplizierter und läßt das verkrampfte Bemühen um sprachliche Geschlechtergerechtigkeit noch sinnloser erscheinen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2023 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50336

Biden unter Druck – Emittler:innen finden neue Geheimdokumente in seinen Privaträumen (Überschrift)
Ermittler haben in US-Präsident Joe Bidens Haus weitere Regierungsunterlagen gefunden. (Text)
(Euronews 22.1.23)

Normalerweise faßt die Überschrift sich kürzer, aber hier scheint die Redaktion zu gendern, der Verfasser nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.01.2023 um 11.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50332

Oh je, das Gendern liebe ich wie Dracula den Knoblauch, aber an den Kommunisten des Westens ist es für mich noch die liebenswerteste Eigenart.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2023 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50330

Was die Grünen betrifft, für die ich als eingefleischter Müsli gewisse Sympathien habe, so kann ich nur bedauern, daß sie sich mit dem verbissenen Gendern jeden Tag selbst ins Knie schießen und um die Hälfte möglicher Wähler bringen – ohne etwas Positives zu erreichen, was das Opfer rechtfertigen würde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2023 um 08.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50329

Was der Weiber Trug und List betrifft (um es der Hexe Lorelei einmal heimzuzahlen), so ist auch an folgende Standardsituation zu erinnern: Wenn eine Frau das neue Kleid einer anderen zu bewundern vorgibt, antwortet diese ebenso heuchlerisch, es sei ein ganz billiges Fähnchen; um keinen Preis wird sie verraten, daß sie deshalb eigens nach München gefahren ist, weil es in Erlangen oder gar in Nürnberg so etwa natürlich nicht gibt. (Selbst erlebt, aber meine Frau war nicht beteiligt, die trägt nur billige Fähnchen.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.01.2023 um 20.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50313

Man müßte Herrn Özdemir mal fragen, wie er eigentlich dazu kommt, nichtbinäre Menschen nicht »anzusprechen«. Als Grüner kann er es sich nicht leisten zu antworten, die wären ihm nicht so wichtig. Und die Antwort, sie seien »mitgemeint«, ist ihm versperrt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.01.2023 um 11.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50312

Solche Belehrungen zeigen jedenfalls, daß man den ständig zu hörenden Beteuerungen, niemand werde zum Gendern gedrängt, mißtrauen sollte.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.01.2023 um 10.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50311

Cem Özdemir korrigiert oberlehrerhaft seinen Interviewer, weil er nicht gendert.

https://deutschlandfunk.de/interview-mit-cem-oezdemir-buendnis-90-die-gruenen-bundeslandwirtschaftsminister-dlf-feeb224c-100.html
Direktlink:
https://download.deutschlandfunk.de/file/dradio/2023/01/19/interview_mit_cem_oezdemir_buendnis_90die_gruenen_dlf_20230119_0815_feeb224c.mp3

4:55 sagt der Interviewer "Verbraucher", Özdemir ergänzt: "Und Verbraucherinnen."

Özdemir gendert auf penetrante Weise, vergißt es allerdings selbst an einigen Stellen. Er sagt "Schweinehalter", "Vegetarier", "mit den Landesagrarministern", "bei den Landwirten", "Bauern" (allerdings auch immer wieder "Bäuerinnen und Bauern"), "Bei den Tierhaltern", außerdem "Verbraucherschutz".

Etwas später geht es dann um dieses Interview:

"Ich habe harte Gegner"
https://taz.de/Cem-Oezdemir-zum-Umbau-der-Landwirtschaft/!5908655

Da greift Özdemir das Wort Gegner auf, ohne es zu beanstanden.

Die Penetranz und die gleichzeitige Nachlässigkeit ist eine seltsame Mischung.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.01.2023 um 06.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50287

Nochmal zu meinem letzten Kommentar. Meines Erachtens reden Feministen in Wirklichkeit von etwas Außersprachlichem, wenn sie sagen, Frauen seien nur mitgemeint. Sie sagen etwas Richtiges, ziehen aber die falschen Schlußfolgerungen.

Im heutigen Englisch gibt es ja kaum Movierungen. Häufig wird in einem Text eine Person eingeführt – etwa lawyer – bei der das Geschlecht zunächst unklar bleibt. Das ändert sich aber, wenn die Person später durch ein Pronomen wieder aufgegriffen wird.

Gibt es da auch so Studien zur Lesegeschwindigkeit? Funktioniert die Fortsetzung mit he besser als mit she?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.01.2023 um 10.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50283

Zu "Junk Science": Verstehe ich recht, daß da Bilder mathematisch ausgewertet wurden, die sich das kleine Männlein im Hirn der künstlichen Intelligenz ansieht?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.01.2023 um 17.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50278

Eine Sache, die mir seit längerer Zeit im Kopf rumgeht. Ich verlinke mal zur Veranschaulichung etwas aus einer Bildagentur:
https://www.alamy.de/mann-und-frau-toilette-schwarz-vektor-symbol-manner-frauen-damen-und-herren-korperfigur-wc-symbole-image425351774.html

Ich habe zugegebenermaßen gezielt danach gesucht, ein Bild, das keine männlichen Attribute zeigt, aber "den Mann" darstellt. Viele dieser "Männchen"-Bilder haben etwas breitere Schultern. Aber das Entscheidende ist: Es funktioniert auch ohne.

Evolutionär gesehen sind Frauen "wertvoller" als Männer, werden besonders vor Gefahren beschützt (und in gewisser Weise dadurch klein gehalten). Der geschlechtslose Mensch, das Strichmännchen ist ein Mann. Die Frau ist vielleicht nicht "die Norm", aber d. Sie ist auf solchen symbolischen Bildern wie oben viel stärker gekennzeichnet als der Mann.

In Internetforen treten Männer oft stärker pseudonymisiert auf als Frauen; letztere kennzeichnen sich eher als weiblich.

Frauen sind von der Konkurrenz um Ressourcen nicht ausgenommen, anders als andere Säugetiere sind sie nicht "unscheinbar", aber die Konkurrenz geht nicht über körperliche Arbeit und Organisation der großen Außenwelt. Die sexuelle Attraktivität der Frau tritt früher in Erscheinung und gleichmäßiger verteilt und unmittelbarer.

Daniel Scholten von belles lettres schrieb irgendwo, das Femininum sei aus dem Plural entstanden und bezeichne Abstraktionen.

Selbst wenn wir diese grammatische/morphologische Kennzeichnung des Weiblichen im Deutschen nicht hätten, gäbe es doch eine gewisse Neigung in diese Richtung. Das generische Maskulinum entspricht sozusagen unserer Natur. Könnte es andersherum sein? Daß sich eine Sprache in die andere Richtung entwickelt? Daß die allein Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht durch Suffixe markiert ist?

Vielleicht ist das Unsinn, aber es wäre einer empirischen Untersuchung zugänglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2023 um 16.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50277

Die Verfassenden wußten, welches Ergebnis sie herausbekommen wollten und wie man Lesende mit wissenschaftlich aussehenden Begriffen und großen Zahlen beeindruckt. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Die Gender-Praxis ist einstweilen nicht aufzuhalten, mit oder ohne solchen Junk. Man darf sich damit trösten, daß sie den Keim der Selbstzerstörung in sich trägt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.01.2023 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50275

Wenn das kein Fall von Selffulfilling prophecy ist! Offenbar hat man eingesehen, daß die berühmten psychologischen Tests mit Studenten nicht geeignet sind, Wortassoziationen der breiten Bevölkerung festzustellen. Unter dem Link stellen die Autoren fest, daß bei diesen Tests zu einseitig auf die Grammatik geschaut wird und daß beispielsweise nicht auf gesamtgesellschaftliche Klischees darüber geachtet wird, was »männliche« und was »weibliche« Berufe sind. Aber auf welcher Grundlage hat denn das Team um Ute Gabriel ein »Bewertungsmaß« für Stereotypen über Geschlechtstendenzen in einzelnen Berufsgruppen »erhoben«? Die Rede vom »mentalen Lexikon« hilft doch nicht weiter. Wo findet man dieses Lexikon, wie kann man es untersuchen? Die Autoren sagen selbst, daß sie das Lexikon nur simuliert haben: Based on news websites, we created mathematical representations of German words and their meanings. With these, we were able to simulate a person’s mental lexicon, i.e. their word knowledge. From this simulation, we could extract measures further detailing the underlying nature of words. We can tell how well a word is understood, how dense its surroundings are, and how many other words are co-activated when one retrieves a pertinent word. Ich habe den Verdacht, daß hier Vermutung auf Vermutung gestapelt wird, ähnlich wie bei Wetterprognosen für den kommenden Sommer. Wenn die Kette der Annahmen nur lang genug ist, kann man bestimmt auch ein Modell erstellen, das »beweist«, daß den meisten Menschen ein verkohltes Steak hervorragend mundet. Wenn eine Annahme auf komplizierten Überlegungen basiert, die man über bestimmte Wörter und Sätze angestellt hat, kann man diese Annahme zwar in eine beeindruckende mathematische Formel gießen, aber diese Formel liefert null Erkenntnisse, wenn man sie anschließend auf genau solche Wörter und Sätze anwendet. Das, was es zu beweisen gilt, wird immer schon vorher als gegeben unterstellt. Für mich ein wissenschaftlich verbrämter Zirkelschluß.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.01.2023 um 12.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50274

Junk Science

https://te.ma/art/85n3l1/schmitz-generisches-maskulinum-linguistweets/

Um sich den geschlechtlichen Strukturen unseres Wortschatzes zu nähern, ohne auf die gedanklichen Verknüpfungen einiger weniger zurückgreifen zu müssen, haben sie eine künstliche Intelligenz mit einer großen Menge von Sprachdaten aus Nachrichtentexten des letzten Jahrzehnts gefüttert – insgesamt 830.000 Sätze unzähliger Autor*innen. Die KI errechnete dann eine mathematische Repräsentation der Bedeutungsebenen und lexikalischen Verknüpfungen, sogenannte semantische Vektoren, für 113 Personenbezeichnungen in der generisch maskulinen, der explizit maskulinen und in der explizit femininen Form1. Auch Stereotypen über Geschlechtstendenzen in einzelnen Berufsgruppen wurden über ein von der Linguistin Ute Gabriel und ihrem Team erhobenes Bewertungsmaß mit einbezogen. Was dabei herauskam, war ein mathematisches Modell des Teils unseres mentalen Lexikons, in dem gegenderte Sprache greift. Mit diesem Modell ist es möglich, die relevanten Bedeutungsähnlichkeiten in Zahlen zu erfassen, und zwar objektiver, als es eine Einzelperson je könnte.

[...]

Das Forscher*innenteam konnte zeigen, dass sich die Semantik von generischen Maskulina (also Wörter, die alle mit meinen sollen) und spezifischen Maskulina (denen, die wirklich nur Männer bezeichnen) kaum unterscheidet – sie haben die gleichen Verknüpfungen. Dagegen ist die Semantik von Feminina signifikant anders strukturiert, sie stehen im mentalen Lexikon für sich. Was psycholinguistische Studien aufgedeckt haben, bestätigt sich also auch in einem großen Textkorpus: Wer Lehrer sagt, weckt vorwiegend Bilder von Männern, und weibliche Berufsbezeichnungen sind semantisch eine völlig eigene Kategorie – die sich nicht mit den pseudo-generischen Maskulina deckt. Der Faktor des Stereotypenmaßes hatte dagegen keinen statistisch auswertbaren Effekt, was mit Studien von Gygax et al. (2008) und Garnham et al. (2012) im Einklang steht. Und vielleicht einigen Kritiker*innen etwas Wind aus den Segeln nimmt.


Eigentlich paßt es noch besser in einen der Threads zur "mentalen Repräsentation".

Mich würde interessieren, ob in einem Satz wie Jürgen ist Arzt fälschlicherweise ein "spezifisches" Maskulinum angenommen wurde.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.01.2023 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50267

Früher wurden sämtliche ausländischen Namen eingedeutscht. Der britische König Charles III. wäre früher bei uns König Karl III. genannt worden, und neue Namen wie Moskau wären heute nicht mehr möglich.
Heute mühen wir uns – ganz abgesehen von Genderwahnsinn und angeblicher Geschlechtergerechtigkeit – mit allen möglichen Zungenbrechern, Hauptsache pseudo-original.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.01.2023 um 09.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50266

Ich übe noch am Glottisschlag.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2023 um 08.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50264

Studie zu Rassismuserfahrungen von Sinti:zze und Rom:nja in Deutschland (gefördert vom Bundesinnenministerium)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2023 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50243

Das ist meiner Ansicht nach eine sehr gute Analyse. Ich schöpfe ein Fünkchen Hoffnung aus der Tatsache, daß es nicht funktioniert und daß auch die eifrigsten Genderer an bestimmten Punkten kapitulieren bzw. von ihrer eigenen Praxis widerlegt werden. Den überzeugendsten Punkt habe ich in meinem vorigen Eintrag erwähnt, dazu kommt noch die Menge der Zusammensetzungen mit dem scheinbar maskulinen Stamm als Erstglied.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.01.2023 um 10.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50242

Das mag alles richtig sein, aber diese Zusammenhänge finden die Genderbetreiber, selbst wenn sie sie verstehen oder zumindest nicht bestreiten, uninteressant, weil sie nicht von dem Gedanken loskommen, daß eine maskuline Personenbezeichnung nur an Männer denken läßt. Oder genauer: weil sie andere, denen sie es vorher eingeredet haben, nicht von dem Gedanken loskommen lassen wollen. Diese Scheinplausibilität ist der Hauptverbündete der Sprachfeministen, alles drumherum kann man im Grunde vergessen.

Warum finden so viele das Gendern nur »lästig« und »unnötig« und nicht falsch und schädlich? Viele haben jenes eine Gedankenexperiment irgendwann einmal gemacht und sind seitdem für den Kampf gegen das Gendern verloren, da helfen auch keine Hinweise auf die Unbrauchbarkeit der windigen psychologischen Studien. »Sagen Sie selbst, denken Sie nicht auch an einen Mann, wenn Sie lesen ›Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker‹?« – »Doch, ja, jetzt, wo Sie das so sagen …« Weiter kommen viele nicht und wollen mit dem Thema nur noch in Ruhe gelassen werden. Sie geben zwar in Umfragen nach wie vor an, gegen das Gendern zu sein, und sie gendern selbst auch nicht, aber sie hatten einen Moment lang den Gedanken, daß die Kämpfer für Geschlechtergerechtigkeit hier »einen Punkt haben«. Das daraus resultierende Quentchen schlechtes Gewissen reicht, um sie zum Schweigen zu bringen. Das haben die Sprachlenker ganz richtig eingeschätzt.

Um nicht mißverstanden zu werden, das gilt natürlich nicht für alle, und ich mache wirklich niemandem einen Vorwurf, der sich mit dem Thema nicht näher beschäftigt. Die meisten haben verständlicherweise andere Sorgen, und die Beweislast liegt auch nicht bei denen, die sprechen und schreiben, wie sie immer gesprochen und geschrieben haben, sondern bei denen, die das alles ändern wollen. Ich meine nur, daß die Bedeutung des beschriebenen psychologischen Effekts bei vielen Normalsterblichen in der Debatte unterschätzt wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2023 um 08.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50241

Das Beispiel "Anbieter" zeigt, wie es sich im Deutschen wirklich verhält. Das Nomen agentis steht, wenn das Agens kein natürliches Geschlecht hat oder wenn es darauf nicht ankommt, im grammatischen Maskulinum. Das ist die Default-Lösung. Der Begriff "generisches Maskulinum" drückt das gleiche aus, scheint aber von manchen nicht verstanden zu werden.

Auch gegenderte Texte bestätigen diese Grundregel, ohne es zu wissen und zu wollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2023 um 08.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50222

Inzwischen dürfte auch dem Dümmsten und der Dümmsten dämmern, daß das Gendern nichts zu Gleichberechtigung der Frauen beiträgt. Man könnte die sprachlichen Marotten also unauffällig einschlafen lassen. Das wird aber schwer bis unmöglich, wenn sie in Gesetzen, Satzungen, Richtlinien schriftlich fixiert sind. Eine Änderung müßte beschlossen werden, und das geht praktisch nicht, weil es sofort als ein Bekenntnis zur Ungleichheit ausgelegt werden würde. Die Ideologinnen wußten das natürlich und haben vorgesorgt. Vor Tische las man es anders: Da war es "Sprachwandel", ein Naturphänomen. Jetzt ist es Gesetz und Norm.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2023 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50212

Verbraucherinnen und Verbraucher verbrauchen, was Anbieter anbieten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2023 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50204

Zwei alte Schaupieler sind plötzlich auf die Idee gekommen (oder gebracht worden), ihre Rente um 500 Mill. Dollar Schadenersatz aufzubessern: Sie seien nämlich vor 55 Jahren, als Titelhelden von Zefirellis bekanntem Fim „Romeo und Julia“, für Nacktaufnahmen mißbraucht worden. Bei öffentlichen Präsentationen damals wirkten sie zwar nicht gerade wie Kinder (sie waren 16 und 17 bzw. 17 und 18, also nicht so jung wie bei Shakespeare, aber auch nicht so alt wie in anderen Verfilmungen), und auch seither haben sie sich nicht beschwert, sondern zumindest „Julia“ fand Zefirellis Arbeit sehr gut und angemessen, auch das bißchen Haut, das zu sehen war. Aber die Zeit scheint günstig, etwas abzugreifen, besonders in Kalifornien. Man kann es ja mal versuchen; Anwälte gibt es genug. Die geforderte Summe entspricht amerikanischen Gepflogenheiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2023 um 06.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50181

Beim Anhören einer eigentlich interessanten, aber sprachlich nervenden Diskussion notiert:
Journalisten und Journalisten, Politiker und Politiker erfüllt als Formel durchaus den Zweck des Genderns, weil es ja nicht darauf ankommt, die feminine Ableitung tatsächlich zu artikulieren, sondern nur auf die Bekundung des guten Willens. Daß man sich nichts dabei denkt, war schließlich beim generischen Maskulinum auch nicht anders. Was immer man sagt, Frauen sind selbstverständlich mitgemeint.
Das Maskulinum ist die Default-Form, wie man auch daran sieht, daß selbst der strikteste Genderer vom Hersteller eines Autos spricht. Firmen haben kein Geschlecht? Ja eben, daher sind sie grammatisch maskulin, per default, auch wo die Motion (anders als bei Mensch) möglich und üblich ist, wenn es darauf ankommt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.01.2023 um 10.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50180

Der Wahnsinn galoppiert.

https://faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/aus-pantin-wird-pantine-franzoesische-stadt-aendert-ein-jahr-lang-namen-18577104.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2023 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50168

Gut, daß es mit der Übermittlung Ihres wertvollen Textes noch geklappt hat!

Kürzlich las ich ein Bedauern darüber, daß mit den negativen Zügen der DDR auch deren Fortschritte bei der Gleichstellung der Frau über Bord geworfen wurden.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 01.01.2023 um 11.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50167

Ich habe es gerade nochmal getestet: Der Apostroph (Ascii-Wert 39) führt zuverlässig dazu, daß der Text nicht erscheint.
Es gibt allerdings noch andere Apostrophzeichen, die diesen Fehler offenbar nicht auslösen. Daher wohl Ihre wechselnde Beobachtung.

Man könnte das sicher leicht in den php-Quellen reparieren, aber mein Versuch einer Kontaktaufnahme blieb damals erfolglos.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.01.2023 um 10.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50166

In einem Artikel, der zunächst daherkommt wie ein ausgewogener Bericht über das Für und Wider des Genderns, läßt die Deutsche Welle ausschließlich Befürworter sprechen und wischt die Einwände der Gegner selbstherrlich beiseite (»Hilft gendersensible Sprache bei der Gleichstellung?«, https://www.dw.com/de/gendersensible-sprache-pro-contra-gendergerecht/a-63677872).

So erfahren wir, daß die Ablehnung weiblicher Berufsbezeichnungen bei vielen ostdeutschen Frauen auf einem Mißverständnis beruhe. »So will Nele Pollatschek ausdrücklich als Schriftsteller und nicht als Schriftstellerin bezeichnet werden. Das Argument: In der DDR und im sozialistischen Osten wollten Frauen mit den männlichen Berufsbezeichnungen angesprochen werden, um sich so gleichgestellt zu fühlen.« Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Digitalen Deutschen Frauenarchiv klärt auf: »"Mit der Berufstätigkeit der Frau sah auch die SED-Führung die Gleichberechtigung quasi als verwirklicht an. Doch dann erübrigten sich weitere Diskussionen. Die Probleme, die es jedoch weiterhin gab, also Doppel- und Dreifachbelastung von Frauen, dass Frauen es schwer hatten, in Führungspositionen zu kommen, dass es häusliche Gewalt gab, das alles wurde nicht öffentlich thematisiert, was genau diesem Anspruch widersprochen hätte." Diese patriarchalen Strukturen seien individualisiert und tabuisiert worden, so Jessica Bock. "Die Frauen haben es als ein individuelles Problem empfunden: Das liegt nur an mir, dass ich das nicht schaffe oder dass ich beruflich nicht weiterkomme oder dass ich überfordert bin mit Kind und Beruf", sagt Bock, die sich mit den Frauenbewegungen in Ost und West beschäftigt. Der Emanzipationsprozess als solcher sei viel mehr als nur die Berufstätigkeit.« Viel mehr, wohl wahr, aber was hat das mit Sprache zu tun? »In der DDR habe sich eine nichtstaatliche Frauenbewegung gegründet, die mehr Sichtbarkeit für die Frauen forderte. "Es haben sich Gruppen formiert, die - sofern das möglich war - auch westliche feministische Literatur gelesen haben und ähnliche Beobachtungen gemacht haben wie auch die Feministinnen in Westdeutschland. In den 1950er-Jahren wurde auch in Fachzeitschriften kritisiert, dass vor dem Hintergrund der zunehmenden Berufstätigkeit von Frauen die Verwendung von männlichen Berufsbezeichnungen als eine unbewusste Minderbewertung von Frauen angesehen werden kann. Aber das waren Diskussionen, die von der breiten Bevölkerung im Osten nicht wahrgenommen wurden."«

Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Weil die Frauen in der DDR die feministische Fachliteratur, zumal die westliche, nicht kannten, haben sie sich eine falsche Meinung gebildet, die natürlich auch heute noch nicht richtig sein kann und daher unbeachtlich ist. Während sonst die Selbstbezeichnungswünsche jeder auch noch so kleinen Gruppe heilig sind und daher nicht hinterfragt werden dürfen, wird hier den DDR-Frauen in einer Weise, die – ausgerechnet – »patriarchaler« nicht sein könnte, intellektuelle Unterbelichtung attestiert, unglaublich!

Und als wenn das nicht schlimm genug wäre, wird zum Schluß noch die ganz große Keule herausgeholt. Unter der Zwischenüberschrift »Wenn Worten Taten folgen« wird uns drastisch vor Augen geführt, welche Folgen die »verbale Geringschätzung von Frauen und Minderheiten« haben kann. Die in dem Artikel oft zitierte Petra Gerster mahnt: »Man darf nicht vergessen, dass jeder Krieg mit Worten beginnt.« Putin habe den Krieg gegen die Ukraine »mit der Verunglimpfung von Ukrainern und Ukrainerinnen als ›Nazis‹ begonnen. Den Westen beschimpft er kollektiv als ›Gayropa‹ und nennt ihn inzwischen sogar ›satanisch‹. Hätte man Putin von Anfang an zugehört und kritisch auf seine Sprache geachtet, wäre man besser auf die Gewalt vorbereitet gewesen, mit der er dieses Jahr die Ukraine überfallen hat. Man sieht daran, wie eng der Bezug zwischen Sprache und Handeln ist.« Da fehlen mir die Worte, etwas derart Niveauloses hätte ich früher beim ÖRR für unmöglich gehalten.

An anderer Stelle heißt es in dem Artikel, wiederum nicht gerade neutral: »Einige, die dem Gendern ablehnend gegenüber stehen, bringen zynisch Begriffe wie Störche und Störchinnen, Bürger- und Bürgerinnensteig oder Körbe und Körbinnen ins Spiel. Dadurch wird die Debatte um eine gendergerechte Sprache ins Lächerliche gezogen, was einem konstruktiven und ausgewogenen Diskurs im Wege steht.« Die Autoren sind schlecht informiert. Die »Bürger- und Bürgerinnensteige«, »Bürger*innensteige« usw. sind keineswegs eine boshafte Erfindung der Gendergegner, sondern stehen seit je auf der Wunschliste der besonders eifrigen Genderbefürworter und sind längst in der Realität angekommen. Googeln Sie mal nach »Bürger*innenbüro«, »Kund:innencenter« usw. und schauen Sie, wo Sie landen! Und der Gedanke, daß es eigentlich keinen Grund gibt, bei der sprachlichen Sichtbarmachung des Weiblichen vor dem Tierreich haltzumachen, ist nicht so abwegig, wie die arglosen Schreiber der Deutschen Welle offenbar meinen. Wir haben hier ja schon den Glauben mancher Antispeziezisten an Sprachmagie diskutiert. Da gibt es durchaus Parallelen zur Vorstellungswelt der Genderanhänger, so weit hergeholt ist das nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.01.2023 um 10.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50165

Danke für den Tip! Aber liegt es wirklich (nur) am Apostroph? Mein Kommentar von eben, #50162, enthält ja auch einen und ist durchgekommen. Als ich hier gerade schrieb »Ich versuch[Apostroph]s noch mal«, wurde das allerdings tatsächlich nicht akzeptiert. Mal ja, mal nein, kann das sein? Der Text meines Beitrags enthält an drei Stellen einfache hochgestellte Anführungszeichen (weil sie so im Original standen). Ich ersetze sie mal durch einfache Guillemets, mal sehen, was passiert.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 01.01.2023 um 10.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50164

Die Falle mit dem Apostroph kennen Sie?
Siehe http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44500
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.01.2023 um 09.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50163

(Teil 1 wurde nun akzeptiert, Teil 2 aber nicht. An der Länge kann es nicht liegen, Teil 2 ist kürzer als Teil 1.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.01.2023 um 09.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50162

(Aus irgendeinem Grund kann ich einen schon letzte Woche vorbereiteten Beitrag hier nicht einstellen. Ich versuch’s mal mit einer Portionierung.)

(Teil 1/2)

In einem Artikel, der zunächst daherkommt wie ein ausgewogener Bericht über das Für und Wider des Genderns, läßt die Deutsche Welle ausschließlich Befürworter sprechen und wischt die Einwände der Gegner selbstherrlich beiseite (»Hilft gendersensible Sprache bei der Gleichstellung?«, https://www.dw.com/de/gendersensible-sprache-pro-contra-gendergerecht/a-63677872).

So erfahren wir, daß die Ablehnung weiblicher Berufsbezeichnungen bei vielen ostdeutschen Frauen auf einem Mißverständnis beruhe. »So will Nele Pollatschek ausdrücklich als Schriftsteller und nicht als Schriftstellerin bezeichnet werden. Das Argument: In der DDR und im sozialistischen Osten wollten Frauen mit den männlichen Berufsbezeichnungen angesprochen werden, um sich so gleichgestellt zu fühlen.« Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Digitalen Deutschen Frauenarchiv klärt auf: »"Mit der Berufstätigkeit der Frau sah auch die SED-Führung die Gleichberechtigung quasi als verwirklicht an. Doch dann erübrigten sich weitere Diskussionen. Die Probleme, die es jedoch weiterhin gab, also Doppel- und Dreifachbelastung von Frauen, dass Frauen es schwer hatten, in Führungspositionen zu kommen, dass es häusliche Gewalt gab, das alles wurde nicht öffentlich thematisiert, was genau diesem Anspruch widersprochen hätte." Diese patriarchalen Strukturen seien individualisiert und tabuisiert worden, so Jessica Bock. "Die Frauen haben es als ein individuelles Problem empfunden: Das liegt nur an mir, dass ich das nicht schaffe oder dass ich beruflich nicht weiterkomme oder dass ich überfordert bin mit Kind und Beruf", sagt Bock, die sich mit den Frauenbewegungen in Ost und West beschäftigt. Der Emanzipationsprozess als solcher sei viel mehr als nur die Berufstätigkeit.« Viel mehr, wohl wahr, aber was hat das mit Sprache zu tun? »In der DDR habe sich eine nichtstaatliche Frauenbewegung gegründet, die mehr Sichtbarkeit für die Frauen forderte. "Es haben sich Gruppen formiert, die - sofern das möglich war - auch westliche feministische Literatur gelesen haben und ähnliche Beobachtungen gemacht haben wie auch die Feministinnen in Westdeutschland. In den 1950er-Jahren wurde auch in Fachzeitschriften kritisiert, dass vor dem Hintergrund der zunehmenden Berufstätigkeit von Frauen die Verwendung von männlichen Berufsbezeichnungen als eine unbewusste Minderbewertung von Frauen angesehen werden kann. Aber das waren Diskussionen, die von der breiten Bevölkerung im Osten nicht wahrgenommen wurden."«

Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Weil die Frauen in der DDR die feministische Fachliteratur, zumal die westliche, nicht kannten, haben sie sich eine falsche Meinung gebildet, die natürlich auch heute noch nicht richtig sein kann und daher unbeachtlich ist. Während sonst die Selbstbezeichnungswünsche jeder auch noch so kleinen Gruppe heilig sind und daher nicht hinterfragt werden dürfen, wird hier den DDR-Frauen in einer Weise, die – ausgerechnet – »patriarchaler« nicht sein könnte, intellektuelle Unterbelichtung attestiert, unglaublich!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2023 um 03.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50160

Lange tappten Mathematikerinnen und Philosophen bei der Ergründung der Unendlichkeit im Dunkeln. (SZ 31.12.22)

Muß ich mir das antun? Das Jahr, das vor wenigen Stunden beböllert wurde, könnte meinen Abschied von der Zeitungslektüre bringen. Ein noch nicht ganz ausgereifter, wenn auch schon lange vorbereiteter Vorsatz.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 31.12.2022 um 19.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50159

"Politikerinnen und Theologen" (ZDF heute 19 Uhr)

Frau Hahlweg kann sich nicht recht entscheiden zwischen Doppelnennung, Abwechseln und generischem Maskulinum.

"und jetzt sind die beiden Moderatoren zugeschaltet, Andrea Kiewel und Johannes B. Kerner"
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.12.2022 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50156

Hier habe ich vergessen, daß bisher die Einzahl verwendet wurde, und "von Ihnen" entfaltet seinen Vorteil ja auch nur in der Einzahl, was aber leider wiederum am Artikel scheitert. Vielleicht weglaßbar?:

"Fragen Sie Ärzt*in oder Apotheker*in von Ihnen."
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.12.2022 um 15.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50155

Ich wäre ja für:
"Fragen Sie die Ärzt*innen oder Apotheker*innen von Ihnen!"
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.12.2022 um 10.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50154

ABDA-Chefin Overwiening spricht sich für eine gesetzliche Lösung aus, bei der mehrere Varianten erlaubt sind: So könnten „Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihre Apothekerin“, „Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin“ und „Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker“ erlaubt sein.
„Jede und jeder Werbetreibende könnte dann frei und flexibel eine dieser Formulierungen einsetzen und damit auch eine öffentlich sichtbare Selbstauskunft über das eigene Unternehmen hinsichtlich einer geschlechtergerechten Sprache geben“, argumentierte sie, betonte aber, dass es zur Frage des Pflichttextes bisher keine offizielle Position ihres Verbandes gebe.
[ABDA = Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände]
(https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/12/27/fragen-sie-ihre-apothekerin-gesundheitsverbaende-wollen-pflichttext-gendern)

Die Verbände fordern einen Text, der nicht nur »neutral« ist, sondern auch »leicht verständlich«. Sie wissen natürlich, daß der Gesetzgeber dies vorschreibt. Schon deshalb wird Frau Overwiening Konstruktionen wie »Ihre:n A/Ärzt:in oder Apotheker:in« nicht in ihre Variantensammlung aufgenommen haben. Vermutlich verwechselt sie leicht verständlich mit (vor-)lesbar. Die Formulierungen »Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihre Apothekerin«, »Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin« und »Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker« lassen sich zwar unfallfrei sprechen, sind aber dennoch nicht leicht verständlich, schon weil sie die Aussageabsicht nach den geltenden Grammatikregeln kraß verfälschen. Die bewußt herbeigeführte Regelabweichung soll die Leser erklärtermaßen verwirren und aufrütteln im Sinne einer feministischen Belehrung. Es wird hier also ganz bewußt ein Verständnishindernis aufgeworfen. Deshalb kann der Gesetzgeber diese Formulierungen nicht akzeptieren.

Inwiefern die Entscheidung eines Werbetreibenden für eine der falschen, aber »geschlechtergerechten« Varianten des Pflichttextes öffentlich sichtbar machen würde, wie das Unternehmen zum Thema Gendern steht, erschließt sich mir nicht. Das ergäbe nur dann einen Sinn, wenn die Unternehmen künftig neben den gegenderten Formulierungen auch den heutigen Text nutzen dürften. So habe ich Frau Overwiening aber nicht verstanden.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 30.12.2022 um 18.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50149

Klarer Punktsieg von 7:1 für das generische Maskulinum auf Spiegel online (Bericht über die Zukunftserwartungen der Deutschen):
- die Anhänger
- jeder Fünfte
- jeder Dritte zwischen 30 und 39 Jahren
- Jeder Zweite
- auf die Seite der Optimisten
- Anhängerinnen und Anhängern der SPD
- Sympathisanten
- Unionsanhänger
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2022 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50131

In einem dieser zahllosen wohlwollenden Kommentare zum Gendern heißt es:
„...weil Sprache die Wirklichkeit gestaltet und weil Sprache prägt, wie Menschen die Welt wahrnehmen.“ Deshalb sollen die Packungsbeilagen geändert werden.
Woher weiß die Verfasserin das? Sie weiß es natürlich gar nicht, sondern plappert es nur nach (und das Gewäsch geht noch weiter). Und das ist der Kern des Elends mit den deutschen Journalisten. Läsen sie ihre eigene Zeitung mit Verstand, würden sie bemerken, daß es hinten und vorn nicht klappt und das generische Maskulinum quicklebendig ist, entgegen der grundlegenden Behauptung der Feministen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2022 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50128

Wenn man, wie ich es gerade gelesen habe, alle großen Probleme Deutschlands aufzählt, könnte man gleich den Strick nehmen, und erst der Blick über den Zaun läßt uns ahnen, daß es uns gut geht.

Die Regierung soll sich nun aber dem Gendern der Beipackzettel widmen. Die meisten Apotheker sind Frauen, werden aber in der amtlich vorgeschriebenen Mahnung "Fragen Sie Ihren..." nicht ausdrücklich erwähnt – ein Skandal! Die Petition hat nur wenig "Unterstützerinnen und Unterstützer", aber das macht nichts, das Gendern muß auch gegen den Willen der Mehrheit durchgesetzt werden. Fast alle Journalisten halten die Annahmen der feministischen Linguistik für richtig (eine Bildungskatastrophe).

Fragen sich die Politiker gar nicht, wie ihre Sandkastenspiele auf die Bürger, die Wähler wirken? Gibt es keine wirklichen Probleme (s. o.)? Was würde sich für die "Innen" ändern, wenn sie überall ausdrücklich erwähnt, also unterschieden ("diskriminiert") würden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2022 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50123

In einem Unterrichtsentwurf zur Optik schreibt der Didaktik-Professor 44mal Schülerinnen und Schüler, offenbar mechanisch kontrolliert, aber stets Beobachter, Patient, Betrachter. Er spricht übrigens auch von kommulativem Lernen. So steht es seit Jahren im Netz.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 22.12.2022 um 23.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50097

Ich habe das Gefühl, daß der Doppelpunkt als optisch am wenigsten intrusive Variante dem Gendern in der Geschäftswelt gerade zum Durchbruch verhilft.
Allerdings ist es auch nicht besonders weit her damit. Mein Hosting-Anbieter schreibt mit zu Weihnachten und beginnt neuerdings mit

Liebe Kund:innen,

Weiter kommt er allerdings nicht, denn im Text heißt es dann ganz normal:
...wünschen wir Ihnen eine frohe Zeit mit Ihren Freunden, Partnern und Familien...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2022 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50093

Zum untüchtigen Puma-Schützenpanzer:
„Tatsächlich wurden die Anforderungen an den Panzer hochgeschraubt, nachdem der Grenzwert für die Schussgasbelastung als zu hoch gegolten hatte: Diese könnte bei schwangeren Soldatinnen das Fruchtwasser schädigen, hieß es.“ (t-online.de 22.12.22)
Man sollte auch Panzerinnen einsetzen, dann würde das nicht passieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2022 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50085

Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Die Unternehmen setzen darauf, daß die Verhunzung ihrer Werbetexte dem Umsatz nicht schadet, weil die Leute sowieso nur die Preisangaben lesen, nicht den Schmus drumherum. Andererseits ist die Angst groß, als politisch inkorrekt, irgendwie -istisch angeprangert zu werden. Wir haben oft erlebt, daß Firmen ein Produkt sofort zurückziehen, wenn Sprachwächter ein noch so winziges Detail entdeckt haben, das in ihrem Sinne ausgelegt werden könnte. Das ist der gleiche Irrationalismus, der die Sprachtabus am Leben hält und immer neue hervorbringt. Und er behält immer recht, denn aliquid haeret; es ist self-fulfilling. Bewirf etwas mit Schmutz und zeige dann darauf, wie schmutzig es ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.12.2022 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50084

Noch mal zum Handbuch der Telekom (#49717):

»Wenn [...] Sie in der ersten E-Mail an eine unbekannte Person nicht nachfragen können, ist es immer möglich und höflich den Vornamen oder den vollen Namen der Person zu verwenden.
Ein Beispiel: • Guten Tag Mia Schmitt«

Genau das bestreite ich. Wenn ich von irgendwem mit »Guten Tag Wolfram Metz« angeschrieben werde, wie gerade erst wieder von der Deutschen Bahn, empfinde ich das nicht nur als unbeholfen, sondern auch als unhöflich. Die höfliche Anrede heißt im Deutschen bis auf weiteres nun mal »Herr X« und »Frau Y«, jedenfalls kann nicht irgendwer mal eben über die Köpfe von Millionen erwachsener Menschen hinweg bestimmen, daß etwas anderes »immer höflich« sei. Ich erinnere mich an ein Fernsehinterview mit dem Vorgänger des heutigen Bundespräsidenten, in dem er von der Journalistin im Studio mehrmals mit »Joachim Gauck« angesprochen wurde – wohlgemerkt, er wurde nicht dem Publikum so angekündigt, sondern direkt so angesprochen. Das fand ich völlig unpassend, mal abgesehen davon, daß in dem Fall »Herr Bundespräsident« angebracht gewesen wäre. (Vielleicht meinte die Dame, den Zuschauern einen Gefallen zu tun, indem sie ihnen immer wieder aufsagte, wer der unbekannte Mann war, mit dem sie da sprach.)

Kann man vom Vornamen in 100 Prozent der Fälle auf die richtige Anrede schließen? Wahrscheinlich nicht, es gibt ja auch Namen wie Helge, die nicht eindeutig zugeordnet sind. Aber wenn die Trefferquote vermutlich über 99 Prozent beträgt, ist es dann gerechtfertigt, all diese Sprachkonventionen über den Haufen zu werfen, nur um zu »zeigen«, daß man alles »richtig« machen möchte (= woke ist), wie uns im Handbuch so vielsagend nahegelegt wird?

Richtig kann auch sein, sich an den Bedürfnissen der großen Mehrheit zu orientieren. Die Autoren des Telekom-Handbuchs tun selbst nichts anderes, wenn sie schreiben: »Die meisten trans* Personen begrüßen es, nach ihren Pronomen gefragt zu werden.« Die meisten? Es gibt also eine Minderheit, die nicht danach gefragt werden möchte, ja vielleicht sogar sehr unangenehm davon berührt wäre. Wenn man auch hier die Wünsche der Minderheit über die der Mehrheit stellte, verböte sich die Empfehlung, die Betroffenen nach »ihren Pronomen« zu fragen. Trotzdem soll man es tun. Warum? Warum haben hier plötzlich die Gefühle der Minderheit hinter denen der Mehrheit zurückzustehen? Es drängt sich die Erklärung auf, daß es in Wahrheit nur am Rande um die Gefühle von Minderheiten geht. Das Motiv scheint eher darin zu bestehen, andere zur Besichtigung der eigenen Gutheit zu nötigen. Manche Menschen ringen verbissen darum, als edel, hilfreich und gut »wertgeschätzt« zu werden, und die Sprache ist nun mal ein perfektes Vehikel, um immer und immer wieder Aufmerksamkeit für dieses brennende Verlangen zu erzwingen.

Auch Unternehmen möchten sympathisch gefunden werden, sind jedenfalls bedacht auf ein »modernes« Image. Und so wollen sie partout den Eindruck vermeiden, sie hätten irgendeinen Trend, und sei er noch so fragwürdig, verpaßt. Daß sie dabei die Wünsche ihrer eigenen Kundschaft mißachten und dennoch keine Nachteile deswegen fürchten, ist bemerkenswert. Ich kann mir darauf bisher keinen Reim machen. Sicher spielt Gruppendruck eine Rolle, aber reicht das als Erklärung? Offenbar schätzen diese Unternehmen die allgemeine Stimmung so ein, daß sie eher befürchten, an den Pranger gestellt zu werden, wenn sie weiterhin die allgemein übliche Sprache verwenden, als wenn sie auf den Sprachcode der woken Blase umschalten. Oder umgekehrt: sie setzen darauf, daß die erhofften Pluspunkte aus der woken Ecke stärker in die Renommeebilanz eingehen als das bißchen Stirnrunzeln und Achselzucken, mit dem die breite Masse die Marotte offenbar erduldet.

Daß es den Firmen in den seltensten Fällen um die Sache geht, sieht man allein schon daran, daß nicht wenige ein und denselben Kunden mal mit »Sehr geehrter Herr/Sehr geehrte Frau [Nachname]«, mal mit »Guten Tag[,] [Vorname] [Nachname]« und mal mit »Hallo [Vorname]« anschreiben. Wozu macht man denn bei der Registrierung als Kunde brav sein Kreuzchen bei »Herr«, »Frau« oder »divers«, wenn das angeblich so sehr auf Geschlechtersensibilität bedachte Unternehmen anschließend mit dieser Information nichts anfängt? Die schlechte und inkonsequente Imitation des »achtsamen« Originaljargons verrät die Anbiederung an den herbeigequatschten Zeitgeist.

In der WELT wandte sich Tim Hirschberg vor einem Vierteljahr unter anderem unter Bezugnahme auf Gottlob Frege gegen die Fokussierung auf einheitliche mentale Bilder, die Sprache angeblich heraufbeschwöre (»Der fundamentale Irrtum der Gendersprachbewegung«, welt.de, 19.9.22). Zum Thema Marketing führt er aus: »Wenn sich jemand gar zu sehr für bildliche Assoziationen interessiert, sollte einen das stutzig machen. Dann befinden wir uns nämlich im Metier der Werbetreibenden, und die wollen nicht die Welt verbessern, sondern ein Image konstruieren und pflegen. Das Gendersternchen folgt der Werbelogik und seine Einführung sorgt für die Reklamisierung der Sprache. Kein Wunder also, dass Wirtschaftsunternehmen so schnell auf diesen Zug aufgesprungen sind.« Und weiter: »Der Mechanismus gleicht dem Clean Labelling, bei dem Lebensmittel durch ein Etikett wie „ohne Geschmacksverstärker“ zielgruppengerecht aufgepeppt werden. Das Sternchen ist das Label für die Zielgruppe woke. Dass die vielen akademischen und kulturellen Kreise, die sonst so gern auf Distanz zur oberflächlich-effektheiserischen Werbung gehen, dies ignorieren, ist zum Schämen.«

Die Begründung »zielgruppengerecht« erklärt aber nicht, warum etwa die Deutsche Bahn oder REWE in ihren Kundenmagazinen Doppelpunkte in Personenbezeichnungen quetschen (wobei die Bahn ihr Kundenmagazin bald einstellt, wie ich gestern las). Die Zielgruppe solcher Unternehmen ist doch ungleich größer und breiter als die Achtsamkeitsclique, und wenn sie nicht völlig hinter dem Mond leben, wissen sie, daß die allermeisten ihrer Kunden dem Gendern, zumal dieser ungrammatischen Variante, skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen. Die Leser des Kundenmagazins können den entstellten Wörtern und Konstruktionen bei der Lektüre nicht ausweichen, sie sind wie mutwillig in die Straßendecke gehackte Schlaglöcher, die das Auto kräftig durchrütteln. Man kann das kopfschüttelnd ertragen oder die Strecke künftig meiden. Die Verantwortlichen scheinen auf ersteres zu setzen. Und damit liegen sie, fürchte ich, nicht so falsch. Die meisten Menschen haben eben ganz andere Sorgen, und wer liest schon das Kundenmagazin von REWE? Niemand bucht bei Airbnb kein Zimmer, weil dort von »Gastgeber:innen« geradebrecht wird. Wenn außerdem die Konkurrenz es genauso macht, gibt es auch keine Alternativen.

Die Gendernärrinnen und -narrhalesen sollten sich aber nicht täuschen. Ihr Traum von einem nachhaltigen Umbau der Sprache wird unerfüllt bleiben, nicht nur wegen mangelnder Akzeptanz der affektierten Schreibweisen (reden tut eh niemand so) in der Sprachgemeinschaft, sondern auch, weil sie in der Praxis nichts taugen. Das generische Maskulinum funktioniert zu gut, als daß man es einfach per Beschluß abschaffen könnte. Das beweist jeder einzelne Text, in dem es neben ein paar eingestreuten Genderformen wie selbstverständlich verwendet und auch richtig verstanden wird. Aufs Ganze betrachtet gibt es nach wie vor nur wenige konsequent durchgegenderte Texte. Da das generische Maskulinum also weiterhin vorherrscht und bestens seinen Zweck erfüllt, fallen den allermeisten, davon bin ich überzeugt, nicht etwa die »Kunden«, die »Fußgänger« und die »Verschwörungstheoretiker« negativ auf, sondern die »Kund:innen«, die »Zu-Fuß-Gehenden« und die »Verschwörungstheoretikerinnen und Verschwörungstheoretiker«. Mit der zunehmenden Verbreitung des Genderns an der Oberfläche tritt zwar eine gewisse optische Gewöhnung an solche Gebilde ein, aber mit Verinnerlichung hat das nichts zu tun. Der Eindruck des Experimentellen, des Bekenntnishaften, des Fremden bleibt. Wenn das Problem, das mit dem Gendern angeblich gelöst werden soll, ernsthaft existierte, wäre man entweder längst zu besseren Lösungen gelangt oder man hätte sich eingestehen müssen, daß es sich um ein unlösbares Problem handelt. Beides ist aber nicht geschehen und wird auch nicht geschehen, weil das Problem eben nur eingebildet ist und das Gendern vornehmlich ganz anderen Zwecken dient. Und so werden wir wohl noch länger den Überzeugten, den Mitläufern und denen, die dazu gezwungen werden, bei ihren verzweifelten Turnübungen zusehen müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2022 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50081

Mitarbeitende, Journalistinnen und Nutzer – das ist jetzt eine beliebte Art, sich scheinbar sprachgerecht aus der Affäre zu ziehen. Es soll aber offensichtlich nicht, wie es wirklich sprachgerecht wäre, als Anhäufung von Beispielen verstanden werden, sondern als Explikation von „jedermann“, und das ist es eben nicht. Die Voraussetzung, daß Motion keinerlei Bedeutung habe, ist objektiv falsch. Nach jahrzehntelanger, zeitweise sehr intensiver Erfahrung mit deutschen Journalisten kann ich sagen: Sie werden es nie begreifen. Dazu sind Schulunterricht und Lehrerausbildung zu schlecht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2022 um 06.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50073

In Zeitungen findet man immer öfter folgende Lösung: In Titelzeilen und Zwischenüberschriften wird gegendert (meist durch Beidnennung), im laufenden Text aber nicht. Der Grund dürfte sein, daß jene Paratexte von der linientreuen Redaktion eingefügt werden, während dem eigentlichen Verfasser das Gendern allmählich zu dumm wird. Das Ergebnis ist ein wenig paradox, weil es ja in Überschriften auf knackige Kürze ankommt. Das muß aber zurückstehen hinter der Billigmoral, die unser Leben mit ihrem Grauschleier überzieht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2022 um 07.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50068

Simplify your life.

Alt: Experten
Neu: Expertinnen und Experten
Ersetze alle. Fertig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2022 um 18.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50060

Der Feldherr wird als Feldherrin gegendert, aber das kann es ja wohl nicht sein, es bedeutete übrigens laut Grimm früher die Gattin des Feldherrn. Jeanne d’Arc war eine Felddame oder Feldfrau.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2022 um 16.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50059

„Wegen ihres Aussehens wurde Kaili in ihrem Heimatland des Öfteren sexistisch angefeindet.“
(Wikipedia über Eva Kaili)
Wo ist denn das Öftere zu Hause? Diese Großschreibung ist ein wirklicher Schaden, den die Rechtschreibreform hinterlassen hat, und man muß sich wundern, daß der Rechtschreibrat hier in so vielen Jahren gar nichts zu ändern fand. Allerdings hat er sowieso nichts geleistet (wie ich in meinem Buch nachgewiesen habe).
Da in der Zeitung gerade diskutiert wird, ob man Frau Kaili schön nennen darf, frage ich mich, worin die sexistische Anfeindung bestanden haben könnte. Schwingt mit „schön, aber dumm/böse“?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2022 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50052

Sehr interessante Deutung des "Handschlags", vielen Dank für die Bereicherung! Bleibt die Frage, ob es auch so gemeint ist und warum. Vielleicht ein Erkennungszeichen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.12.2022 um 19.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50051

Den Handschlag hat mir mal ein Russe beigebracht. Das Besondere ist, daß sich die Daumen verhaken. Fühlt sich martialisch an.

Der Spruch in der zweiten Zeile ging auch mal anders: "Macht kaputt, was euch kaputt macht".
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 14.12.2022 um 14.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50049

Vermutlich ging es um diesen Artikel (mit Foto):

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-lmu-universitaet-besetzung-1.5714792

Das dürfte kein "extrem ungeschickt gemalter Händedruck" sein, sondern nur der neumodische kumpelhafte Handschlag, Hand nach oben statt nach unten und gerne verbunden mit halber oder nur angedeuteter Umarmung, wie man es unter Gangster-Rappern, Fußballern (heute abend vor dem Anstoß sicher wieder zu beobachten) und allen, die sich für cool halten, beobachten kann.

Im Text geht es hin und her mit Paarformeln, Partizipien und generischem Maskulinum, vielleicht weil mehrere Autoren beteiligt waren ("© SZ/tek/kafe"). Oder weil es dem Autor selber völlig egal ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.12.2022 um 14.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50048

Früher hörte ich fast jeden Tag die »Informationen am Morgen« im Deutschlandfunk, aber irgendwann wurde mir das penetrante Gendern zuviel und ich schaltete immer häufiger vorzeitig ab. Inzwischen meide ich den DLF fast ganz, höre nur alle paar Monate mal wieder rein, um herauszufinden, ob es immer noch so schlimm ist. Angeblich läßt die Sendeleitung den Redakteuren ja völlig freie Hand, und es gab und gibt tatsächlich Unterschiede zwischen den Sprechern, aber ich hatte zuletzt den Eindruck, daß zumindest die pseudoelitäre Spielsprache mit ihren Gedenksekundenbruchteilen eher auf dem Rückzug ist. In den Nachrichten herrscht das generische Maskulinum vor, nur gelegentlich wird zur Markierung der Rechtgläubigkeit eine überflüssige Paarformel eingefügt, und auch in den Sendungen ist das generische Maskulinum sehr präsent.

In der DLF-Presseschau habe ich heute nun eine interessante Entdeckung gemacht. In einem Zitat aus der taz war die Rede von »Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten« und, kein Scherz, von »Verschwörungsideologinnen und Verschwörungsideologen«. Das wunderte mich, weil sich die taz ja dem Doppelpunktgendern verschrieben hat, so daß der Sprecher eigentlich die weibliche Form mit Glottisschlag hätte vorlesen müssen. Wie sich herausstellt, steht im taz-Artikel selbst tatsächlich »Klimaaktivist:innen« und »Verschwörungsideolog:innen«. Die Auflösung dieser Konstruktionen in die klassischen Doppelformen ist zwar hörerfreundlich, meines Erachtens aber eigentlich unzulässig, denn damit wird die taz aus dem Lager der fortschrittlichen Diversitätsgenderer in das der verstockten Altfeministen katapultiert, und das kann doch niemand wollen! Die Doppelformen sind sogar in der schriftlichen Textfassung der Presseschau auf der DLF-Website nachzulesen (https://www.deutschlandfunk.de/die-presseschau-aus-deutschen-zeitungen-6768.html). Aber vielleicht gibt es auch hier keine einheitliche Linie, und morgen entscheiden sich die Redakteure womöglich wieder anders.
 
 

Kommentar von THeodor Ickler, verfaßt am 14.12.2022 um 09.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50046

Laut SZ (14.12.22) besetzten „Studenten“ in München einen Hörsaal, im Text dann nur noch „Studierende“, die eine verfaßte „Studierendenschaft“ fordern. Wie das Foto zeigt, rollen die jungen Leute immer noch oder schon wieder ein Transparent mit dem roten Stern aus, darunter ein extrem ungeschickt gemalter Händedruck, der trotzdem unvermeidlich an die legendäre Hingabe der SPD an die KPD (SED) erinnert.
Die verfaßte Studierendenschaft, in Bayern dankenswerterweise abgeschafft, ist ein Lieblingsprojekt von Gruppen, die darin einen idealen Einstieg in die Politik sehen, weil man ohne Rücksicht auf die desinteressierte Mehrheit Staatsknete abgreifen kann. Das habe ich im roten Marburg sehr einprägsam erlebt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2022 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50024

Es fehlen Kellner und Paketbotinnen, Möbelverkäufer und Bäckerinnen, Zahntechniker und Ingenieurinnen. (SZ 8.12.22)

Das ist die Albernheit, die sich bei der Zeitung allmählich einspielt. Übrigens sind unsere Paketboten seit Menschengedenken alle männlich. Auch bei den Bäckern überwiegen immer noch die Männer, wohl wegen der ungesunden Arbeitszeiten. Verkaufen tun dann die Frauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2022 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#50007

„Filmkritikerinnen und Filmemacher aus aller Welt“ wählen den besten Film aller Zeiten laut SZ vom 5.12.22. Auch das stimmt nicht. Die Zeitung lügt ohne jedes Schamgefühl.
Richtig dagegen:
"Zwei seiner Kinder wurden Pfarrer." (Wikipedia über den Vater von Johanna Haberer und Markus Rückert)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2022 um 07.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49992

Die Edition „Vertreibung des Geistes“ präsentiert drei Dutzend Gespräche mit Intellektuellen und Wissenschaftlerinnen, die vor den Nationalsozialisten aus Deutschland geflohen sind. (SZ 3.12.22)

Das ist nicht wahr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2022 um 16.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49966

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41974
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40410

„Heute gilt es als umstritten, ob sich tatsächlich klangliche Unterschiede zwischen den Stimmen von Mädchen und Jungen ausmachen lassen. Während einige Wissenschaftler in der Charakterisierung von Mädchenstimmen gegenüber Knabenstimmen als »verhaucht und schwachbrüstig« historisch bedingte Geschlechterklischees sehen, können durch empirische Untersuchungen durchaus quantifizierbare Unterschiede festgestellt werden. So sind Knabenstimmen nach einer Untersuchung des Universitätsklinikum Leipzig im Schnitt bis zu 10 dB lauter (was in der subjektiven Wahrnehmung einer Verdopplung der Lautstärke entspricht), können den Ton ca. doppelt so lange halten und klingen von Natur aus weniger behaucht.“ (Wikipedia Knabenchor)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2022 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49965

Die Veranstalter der Empowerment-Ausstellung versteigen sich zu dieser Behauptung:

„Aus unserer Sicht sind Feminismen die fortschrittlichste Art, die Welt neu zu denken.“ (Katalog S. 223)

Der totale Anspruch beweist den ideologischen Charakter. Auch der Grundsatz des „Gender mainstreaming“, zu dem sich die Bundesregierung schon vor längerer Zeit bekannt hat, bedeutet ja auf deutsch: „Alles muß sich um das Geschlechtliche drehen.“ In Wirklichkeit wird es dann nicht so heiß gegessen, aber der Vorsatz ist da.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.11.2022 um 12.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49961

Auf das Video von Mai Thi Nguyen-Kim (https://youtube.com/watch?v=jkorR0ccWjM) hat der Philosoph Uwe Steinhoff reagiert. Er räumt die ganzen Sprachverwirrungen und Kategorienfehler auf.

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49946

Mit ein Grund, warum das Ansehen der Wissenschaft Schaden erleidet. Solche Leute wie Nguyen-Kim (aus dem Netzwerk funk) werden ja enorm gefördert, nicht nur von den öffentlich-rechtlichen Medien, sondern auch von Wissenschaftlern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2022 um 06.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49954

Zu ihrem 80. Geburtstag wird Alice Schwarzer gepriesen und überschätzt, als sei sie schon gestorben.

Den wirklich gerade gestorbenen Enzensberger preisen sie beim rechtsradikalen "Tichy", als ob er einer der Ihren gewesen wäre. Er war gewiß vieles, aber das denn doch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2022 um 16.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49949

Aus dem Empowerment-Band: Leser*innenbriefseite. Das kommt der berühmten Druckerinnenschwärze nahe und beweist noch einmal, daß diese Leute etwas Grundlegendes nicht verstanden haben.

Zum Inhalt: Es mag ja sein, daß die Frauen intersektional und planetarisch unterdrückt sind, aber selbst dies muß durch empirische Sozialforschung belegt werden (wobei sich einige Differenzierungen zeigen würden, die hier allerdings unerwünscht sind). Aber das ist wahrscheinlich eine männliche oder, im Jargon der Ausstellungsmacher, "patriarchale" Forderung. In ihren Augen genügen Betroffenheitsbekundungen und Anekdotisches.

In Besprechungen der Schau wird die "Wut" gelobt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.11.2022 um 08.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49947

Da hat sich wohl ein Fehler in die Blogsoftware eingeschlichen. Ich kann die E-Mail-Adresse von Kommentatoren sehen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.11.2022 um 08.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49946

Weiß hier jemand, wie man sich selbst misgendert?

https://youtube.com/watch?v=8fraZlsmCio&t=18m52s
(18min 52s)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2022 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49941

Im Katalog zur Wolfsburger Ausstellung „Empowerment“ bedanken sich die Veranstalter bei Ministerin Claudia Roth für die „Schirmfrauschaft“. Sie übersehen, daß man im Deutschen Herr über eine Sache sein kann, aber nicht Frau über eine Sache.

Der Band ist im übrigen mit Hunderten von Gendersternchen übersät und kaum lesbar, auch abgesehen vom durchgehenden Klage- und Anklageton.

Die Bemerkung, daß Covid 19 "zu einem Wiedererstarken patriarchaler Strukturen geführt" habe, wird leider nicht erläutert.

("Frauen of Color"...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.11.2022 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49935

Viele haben schon bemerkt, daß "Brustwarze" eigentlich ein ziemlich schnöder Name für eine schöne Sache ist; aber einen seriösen anderen gibt es nicht. Die Feministen scheint es bisher nicht gestört zu haben, was wohl damit zusammenhängt, daß es hier wie beim Stillen um die nicht durch wohlmeinende Entschließungen zu tilgende tierische Natur geht.

Daß es bei elementaren Gegenständen eine Wortschatzlücke gibt, ist nicht so unerhört. Die Römer hatten kein Wort für "Kind".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2022 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49916

Grace de Laguna hat gewiß nicht übersehen, daß es auch Frauen gab und gibt:

„It has sometimes been supposed that Neanderthal man could not have spoken because the structure of his head and neck did not permit free articulation. It is scarcely possible, however, that he could have developed such culture as he evidently possessed without language.“ (Speech. Bloomington 1927)

Übrigens eine zu Unrecht fast vergessene Autorin. Sowohl Karl Bühler als auch B. F. Skinner bezogen sich auf ihr bedeutendes Buch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2022 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49910

Wir müssen weder christlich noch kommunistisch glauben, aber der Genderwahn ist im Begriff, Staatsreligion zu werden. Mit dem Bekenntnis zu Gender mainstreaming macht sich die Regierung die Doktrin zu eigen. Auch diesmal dürfte die Verpflichtung der Schulen („geschlechtersensible Pädagogik“ – wer könnte etwas dagegen haben?) ein wichtiger Schritt sein.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 19.11.2022 um 16.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49907

Giovanni Infantino hat eine bizarre Pressekonferenz gegeben. Darin hat er wohl auch gesagt "everybody is welcome".
Der Spiegel übersetzt: Jeder und jede seien bei der WM herzlich willkommen
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2022 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49904

Die Bundesregierung und die dem Innenministerium nachgeordnete Bundeszentrale für politische Bildung haben sich der Genderideologie vorbehaltlos in die Arme geworfen. Es ist anzunehmen, daß die meisten dort Beschäftigten ebenso wenig davon halten wie die allgemeine Bevölkerung. Wie bei der Rechtschreibreform gibt es eine erforschenswerte Dynamik des Mitläufertums, einer "Tyrannei des Vermeintlichen" (wie ich es genannt habe) ohne Zwang von außen. Eine zweite Frage ist, wie man da wieder herauskommt. Die Reformschreibung hat sich abgeschliffen; mit "Heyse" kann man leben, und der Rest kommt nur als gelegentliche Dummheit vor, die man hinnimmt angesichts noch viel größerer Dummheiten.
Zeitungen wie die FAZ und SZ beschränken sich auf Doppelnennung und genderinduzierte Falschmeldungen, wie im vorigen Eintrag gezeigt. Das kann man, da es sich um "Frequenzspezifika" handelt, nach und nach zurückfahren. Schwerer haben es Zeitungen, die sich etwa auf Sternchen oder Doppelpunkte verpflichtet haben. Man müßte sich ausdrücklich zu einem Fehler bekennen und ihn zurücknehmen. Das kann ich mir bei solchen ideologisch verbohrten Blättern kaum vorstellen. Eher nehmen sie den Tod in Kauf, an dem sie ohnehin jedes Jahr knapp vorbeischrammen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2022 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49902

Die Regierung will einen Plan vorlegen, wie viele Ärztinnen und Pfleger in den kommenden Jahren gebraucht werden. (SZ 18.11.22)

Das Gendern führt hier zu einer Falschmeldung. Der Plan der britischen Regierung betrifft selbstverständlich den Bedarf an Ärzten und Pflegern, worunter nach den Regeln des Deutschen (die auch die SZ auf jeder Seite mehrmals durch ihre eigene Praxis bekräftigt) Personen beiderlei Geschlechts verstanden werden. Differenziert man hingegen ausdrücklich nach „Ärztinnen und Pflegern“, ist ein solches generisches Verständnis nicht möglich.
Daß viele Journalisten das nicht wissen, liegt an unzureichender sprachlicher Bildung. Wer die Deutschlehrerausbildung kennt, den wundert es nicht besonders.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2022 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49898

In den Medien werden Hundebesitzerinnen und -besitzer vor Giftködern gewarnt, durch die Hunde, aber keine Hündinnen, zu Tode kommen können. Im Radio werden die Bürgerinnen und Bürger vor Betrügern gewarnt, nicht vor Betrügerinnen. Täglich siegt das generische Maskulinum, das angeblich nicht funktioniert. Sie merken es nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2022 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49897

Danke für die Bereicherung der Diskussion! Ich habe mich nicht mit den Einzelheiten beschäftigt, sondern mich an die Oberfläche der Zeitungsberichte gehalten.

Der verlinkte Artikel überzeugt mich nicht. Rowling’s tweets [im Roman!] do not sound like her actual critics; they sound like she thinks her critics sound (i.e., ridiculous). – Das nennt man ja wohl ein „begging the question“ oder eine p. p.
Ich habe keine Erfahrung mit Twitter, aber meine Töchter haben das Buch ganz anders gelesen als der Kritiker, und auch ich habe einen anderen Eindruck gehabt. Daß es eine Antwort auf ihre feministischen Kritiker sein könnte, ist mir völlig entgangen. Letztlich ein Geschmacksurteil, philologisch verbrämt, und Erfolg ruft naturgemäß Neider auf den Plan. Wir "Anbeter" sind unbelehrbar.

Man sieht ja auch an anderen Bewertungen, daß manche den neuen Roman zu lang finden, andere zu kurz.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 18.11.2022 um 01.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49896

weil sie "das biologische Geschlecht als real bezeichnet" hat. – Vorsicht vor Verdrehungen! Rowling hat sich solidarisch mit Maya Forstater gezeigt, deren Visiting Fellowship beim Centre for Global Development nicht verlängert wurde und die vom CGD auch keinen Arbeitsvertrag als Senior Fellow angeboten bekam, nachdem sie auf Twitter Äußerungen tätigte wie die folgenden (Hervorhebung von mir, ASCII-Apostroph ersetzt):

„I have a definition of woman — adult human female. It does not come with any expectations or requirements for gendered behaviour. It is clear, well understood & critical for women rights including the right to spaces without male bodies. Why ditch this for something undefinable?

„I honestly don’t see the difference between Rachel Dolezal’s internal feeling that she is black and a man’s internal feeling that he is a woman (ie adult human female). Neither has basis in material reality.“

Man mag von der Entscheidung des CGD halten, was man will, aber interessant ist, wie Rowling die Sache dargestellt hat (Hervorhebung von mir):

Dress however you please.
Call yourself whatever you like.
Sleep with any consenting adult who’ll have you.
Live your best life in peace and security.
But force women out of their jobs for stating that sex is real?
#IStandWithMaya #ThisIsNotADrill


Aua! Dies zur damaligen „sex is real“-Geschichte; Rowling hat inzwischen mehrfach in „genderkritische“ Richtung geäußert und ihr Buch The Ink Black Heart ist, äh, nun ja:

https://www.currentaffairs.org/2022/08/j-k-rowlings-new-novel-shows-why-having-an-editor-is-important
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2022 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49887

Rowling wird angefeindet und sogar mit dem Tod bedroht, weil sie "das biologische Geschlecht als real bezeichnet" hat. Man sollte die Biologie verbieten oder wenigstens ihre Anwendung auf den Menschen. Seit die Politik sich dem Genderwahn verschrieben hat, ist die totalitäre Gefahr kein Hirngespinst mehr. (Wer sich einst dem Hexenwahn widersetzte, wurde selbst der Hexerei angeklagt und entnommen.) Jeder Nichtsnutz kann sich heute einen uneinholbaren Vorsprung vor den größten Genies verschaffen, indem er sein Mitläufertum ausspielt.

Der neue Strike ("The Ink Black Heart") ist gut 1.000 große Seiten dick, aber das schreckt die Fans natürlich so wenig wie früher, im Gegenteil. Es gibt, wie ich sehe, genau wie bei Harry Potter, Fan-Websites, wo die Amateurphilologen sich austauschen. Sie bemerken auch kleinste Versehen, tippen aber auch süffige Zitate ab, z. B. "There’s nothing like Latin for slapping the fuck out of people who think they’re better than you. I’ve used it several times to good effect.”

Was die beiden Hauptfiguren betrifft, so kommen sie einander wieder ein wenig näher, sind aber am Ende, jedenfalls scheinbar, so weit voneinander entfernt wie eh und je. Es wird also eine Fortsetzung geben, versprochen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2022 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49885

Wer das Gendern ablehnt, macht mit "den Faschisten der Höcke-AfD" gemeinsame Sache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2022 um 07.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49876

Seit 25 Jahren stellen die Zeitungen Familienanzeigen auch gegen den Willen der zahlenden Auftraggeber auf Reformschreibung um. Aber das amtlich nicht zugelassene Gendersternchen dulden sie (so heute die SZ in einem Nachruf der VHS auf eine frühere Kollegin von mir).

Merke: Die von den Kultusministern gewünschte Schulorthographie ist wichtiger als die persönliche Freiheit, zu schreiben, wie man will. Die Genderideologie wiederum ist wichtiger als die amtliche Rechtschreibung.

Eine ähnliche Rangordnung haben wir anderswo: Leichte Sprache ist wichtig, aber Gendern ist wichtiger.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.10.2022 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49813

Das Gendern ist je nach Einzelwort verschieden stark automatisiert (lexikalisiert). Am weitesten fortgeschritten scheint es bei Schülerinnenundschüler. Das liegt sicher auch an der besonderen Folgsamkeit des pädagogischen Personals.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2022 um 04.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49801

Das vorgeschriebene m/w/d in Stellenanzeigen entgeht der Unzulässigkeit des Sterns nach geltender Schulorthographie. Aber eigentlich müßten sich die "sexuellen Zwischenstufen" (wie man früher sagte) respektlos behandelt fühlen, wenn sie sich als "alle anderen" oder "der Rest" definiert sehen – denn darauf läuft das relationale "divers" doch hinaus.

Dazu die alte Frage: Ist das biologische Geschlecht wirklich das wichtigste Merkmal der Identität und dann auch Diskriminierung? Und wie verhält es sich zur sexuellen "Orientierung"? Mit "m/w/d" entledigt man sich einer lästigen Pflicht, übergeht aber die anderen Probleme, die man mit der Identitätspolitik aufgeworfen hat.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.10.2022 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49800

Wenn ich mich recht erinnere, hieß es vor wenigen Jahren, als der Genderstern noch relativ neu und somit erklärungsbedürftig war, er stünde für alle übrigen "Geschlechter" neben den "innen" und den Ohne-"innen".
Das "m/w/d" ist dann natürlich doppelt gemoppelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2022 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49797

Eine Firma sucht Mitarbeiter*innen (m/w/d). Gender-Overkill. Was sollen denn die d davon halten, die weder Mitarbeiter noch Mitarbeiterinnen sind? Sollen sie sich im * gemeint finden?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.10.2022 um 22.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49763

Zu [!]:
"ihr" ist wohl auf die "Innenminister innen" bezogen, das kann einen schon verwirren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.10.2022 um 22.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49762

"Die EU-Innenminister innen ärgert, daß Serbien ihr [!] Migrationsproblem vergrößert."

(Kommentar im ZDF, heute journal, 14.10.22)

Erstaunlich, wie die Sprecherin dabei ernst bleiben kann. Ich bekäme bei sowas unweigerlich einen Lachanfall.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.10.2022 um 00.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49759

Gute Ärzte (sic) erkennt man daran, daß sie Patienten richtig gendern:
https://regenbogenportal.de/leichte-sprache/jung-und-trans-geschlechtlich

(In der Überschrift steht ganz sexistisch "Ärzte".)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.10.2022 um 00.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49756

Solche Beispiele zeigen, daß kein Mensch vom Plural auf den Singular zurückschließt. Mit Grammatik hat das herzlich wenig zu tun. Wie ich hier früher schon sagte: Wer bei »die Parlamentarier« an Männer »denkt«, tut das auch bei »die Abgeordneten« usw.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.10.2022 um 22.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49755

Sachverständigen und Sachverständigenhdeginnen
https://twitter.com/re_alCapone/status/1579591073231699968
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2022 um 03.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49751

Bei der bedeutenden Philosophin Grace de Laguna (Speech 1927) ist ein Kind immer "he", außer wo sie von ihrer Tochter spricht. Offenbar hat sie nicht bemerkt, wie sehr sie sich selbst diskriminiert...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2022 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49742

Studentenfutter (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=292) ist doppelt anstößig. Studierendennahrung!

Edeka hat es schon mit Student*innenfutter versucht: "Welche Gefühle verletzt Gendern eigentlich?" Nun, das Sprachgefühl, aber wo keines ist, kann man es auch nicht verletzen.

Pfleger (pardon, Pflegende) lernen, daß man Patienten nicht füttert, sondern ihnen die Nahrung reicht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.10.2022 um 01.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49734

Bindestriche vermeiden Mißverständnisse.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2022 um 17.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49731

amazon/tegut liefert Hähncheninnenbrustfilet – ich dachte zuerst an eine gegenderte Form – so weit ist es schon gekommen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2022 um 04.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49728

Es würde mich nicht wundern, wenn die Medien, die bisher zurückhaltend gendern, von den Mainstream-Konformisten angegiftet würden wie bei der Rechtschreibreform. Erst wenn alle mitmachen und der Kunde keine Alternative mehr hat, wird Ruhe im Kuhstall herrschen. Und dann werden sie einander wie damals gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben: die Zeitungen den Agenturen, die Agenturen den Zeitungen usw.
Mit den gedruckten Zeitungen geht es unterdessen weiter bergab, aber es bleibt ja noch der zwangsfinanzierte Rundfunk, der keine Teilnehmer braucht, um vielen Menschen ein Auskommen zu verschaffen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.10.2022 um 22.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49727

Zeitungen und andere Medien stützen sich in ihrer Nachrichtenberichterstattung in erheblichem Umfang auf Agenturmaterial. Viele, mitunter auch lange Artikel bestehen zu großen Teilen aus dem O-Ton von Agenturmeldungen. Vielleicht ist das nicht neu, aber dank des Internets ist es heutzutage ohne größeren Aufwand möglich, die Texte miteinander zu vergleichen. Wie gering der Anteil der eigenen Redaktion am Endprodukt oft ist, wird bei einem solchen Vergleich deutlich.

Bekanntlich haben die Nachrichtenagenturen dem generischen Maskulinum den Kampf angesagt. Deshalb ist es interessant zu beobachten, wie die Abnehmer im Hinblick auf das Gendern mit dem Agenturmaterial umgehen. Dabei zeigen sich aufschlußreiche Unterschiede. Heute früh etwa berichteten die Onlineausgaben sowohl der FAZ als auch des SPIEGEL praktisch wortgleich über den Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Brasilien. Der Text findet sich auch auf dem Youtube-Kanal der Tagesschau. Nachstehend Auszüge aus den betreffenden Artikeln (Hervorhebungen von mir). Sie belegen, daß die Redaktionen durchaus von der Möglichkeit Gebrauch machen, an den entsprechenden Textstellen in ihrem Sinne einzugreifen, und zwar in alle denkbaren Richtungen. Es soll also niemand behaupten, den Abnehmern der Agenturmeldungen wären beim Thema Gendern die Hände gebunden.

faz.net:

Nach Einschätzung von Experten bekannten sich viele der Befragten nicht zu ihrem tatsächlichen Favoriten oder entschieden sich erst am Wahltag.
Neben dem künftigen Präsidenten wurden am Sonntag auch Abgeordnete, Senatoren und Gouverneure gewählt.
Viele Anhänger des 76-Jährigen verbinden Lula mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund der hohen Rohstoffpreise boomte […]. Für seine Gegner hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.
Die Unterstützer von Bolsonaro sehen ihren Staatschef hingegen als Verteidiger traditioneller Familienwerte und wirtschaftlicher Freiheit. Radikale Anhänger des Hauptmanns der Reserve forderten bei Demonstrationen unverhohlen einen Militärputsch.

(https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/lula-gewinnt-erste-runde-der-praesidentenwahl-in-brasilien-18358862.html)

spiegel.de:

Nach Einschätzung von Expertinnen und Experten bekannten sich viele Befragten (sic) nicht zu ihren tatsächlichen Favoriten oder entschieden sich erst am Wahltag.
Neben dem künftigen Präsidenten wurden am Sonntag auch Abgeordnete, Senatorinnen und Gouverneure gewählt.
Viele Anhängerinnen und Anhänger des 76-Jährigen verbinden Lula mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund der hohen Rohstoffpreise boomte […]. Für seine Gegner (!) hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.
Die Unterstützenden (!!) von Bolsonaro sehen ihren Staatschef hingegen als Verteidiger traditioneller Familienwerte und wirtschaftlicher Freiheit. Radikale Anhängerinnen und Anhänger des Hauptmanns der Reserve forderten bei Demonstrationen unverhohlen einen Militärputsch.

(https://www.spiegel.de/ausland/brasilien-luiz-inacio-lula-da-silva-gewinnt-erste-runde-der-praesidentschaftswahl-gegen-jair-bolsonaro-a-2a660bd2-ca3a-4031-a9c7-91bf980f09e2)

Youtubekanal Tagesschau:

Nach Einschätzung von Expert:innen bekannten sich viele Befragte nicht zu ihren tatsächlichen Favoriten oder entschieden sich erst am Wahltag.
Neben dem künftigen Präsidenten wurden am Sonntag auch Abgeordnete, Senator:innen und Gouverneur:innen gewählt.
Viele Anhänger:innen des 76-Jährigen verbinden Lula mit den goldenen Zeiten Brasiliens, als die Wirtschaft aufgrund der hohen Rohstoffpreise boomte […] Für seine Gegner:innen hingegen ist Lula verantwortlich für Korruption und Vetternwirtschaft.
Die Unterstützer (!) von Bolsonaro sehen ihren Staatschef als Verteidiger traditioneller Familienwerte und wirtschaftlicher Freiheit. Radikale Anhänger:innen des Hauptmanns der Reserve forderten bei Demonstrationen unverhohlen einen Militärputsch.

(https://www.youtube.com/watch?v=TDEZFcRBpwU)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2022 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49726

Das Eingeständnis, daß gegenderte Texte nicht „barrierefrei“ sind, ist bemerkenswert, auch wenn es sich für unsereins von selbst versteht. Dazu ein aktueller Beitrag: Till Briegleb (SZ 1.10.22) äußert sich kritisch über „Triggerwarnungen“ im Zusammenhang mit Theateraufführungen usw. Immer mehr Bereiche werden davon erfaßt, daß man vermuteten „Traumatisierungen“ dieser oder jener Personen zuvorkommen möchte. Die Vermeidung aller Anlässe macht eine Veranstaltung „barrierefrei“ oder „-arm“. Es wird eingewandt, daß zu viele Warnungen erst recht Angst erzeugen; Betroffene bleiben dann am besten gleich zu Hause.
Zur Situation an den Universitäten vgl. „Vor der Warnung wird gewarnt“ (SZ 17.7.19 https://www.sueddeutsche.de/kultur/universitaeten-vor-der-warnung-wird-gewarnt-1.4528176)
Das zeigt ebenso wie die Diskussion ums Bürgergeld die Dialektik der „Barrierefreiheit“: Was dem einen eine Barriere in den Weg legt, ist für den anderen gerade die Beseitigung einer solchen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.10.2022 um 05.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49725

»Fragen und Antworten zum Bürgergeld«
https://bmas.de/DE/Arbeit/Grundsicherung-Arbeitslosengeld-II/Buergergeld/Fragen-und-Antworten-zum-Buergergeld/faq-buergergeld.html

18. Warum ist das Bürgergeld nicht gegendert?

Als Bundesministerium für Arbeit und Soziales sind wir stets um Inklusion bemüht. Das bedeutet in diesem Fall nicht nur das Einbeziehen aller Geschlechter, sondern auch Barrierefreiheit in der Sprache. Wir wollen, dass uns alle verstehen können und wir möglichst leichte Sprache nutzen.

Außerdem müssen wir uns an bestimmte, juristische Vorgaben halten, wenn wir Gesetze schreiben - unter anderem an die sogenannte Rechtsförmlichkeit. Diese fordert einerseits zu einer sprachlichen Gleichbehandlung von Mann und Frau auf, andererseits darf diese nicht auf Kosten der Verständlichkeit gehen. Wir dürfen in Gesetzestexten nicht mit Sparschreibungen von Paarformen, also Konstruktionen wie dem Genderstern, Binnen-I oder Schrägstrichen arbeiten. Die Formulierung darf zudem nicht zu sehr vom allgemeinen Sprachgebrauch abweichen.

Da es für das Wort "Bürger" keine genderneutrale, einfache Formulierung gibt, sind wir in unserer Kommunikation beim generischen Maskulinum geblieben - auch wenn das Bürgergeld natürlich ein "Bürgerinnen- und Bürgergeld" bzw. ein "Bürger*innengeld" ist.

 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2022 um 21.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49723

Jetzt nach I _ * : und . ist ; wohl im Kommen.

Oft sind Dienstwagen, die auch privat genutzt werden können, ein zusätzlicher Anreiz, den Arbeitgeber:innen ihren Mitarbeiter;innen zur Verfügung stellen. Das lohnt sich für beide Seiten: Wenn Arbeitgeber;innen ihren Mitarbeiter:innen einen Dienstwagen als Gehaltsbestandteil zur Verfügung stellen, können sie die Anschaffungs- und Unterhaltskosten (etwa mögliche Leasingraten) steuerlich absetzen.
Und für die Kosten, die Dienstwagen verursachen, fallen keine Lohnnebenkosten an. Für die Arbeitnehmer*innen ist ein Dienstwagen meist deutlich günstiger als die private Anschaffung eines vergleichbaren Fahrzeugs.

https://quarks.de/technik/mobilitaet/darum-ist-die-dienstwagen-besteuerung-schlecht-fuers-klima

Mal was anderes, und wirkt auf jeden Fall wertig. Vielleicht kann man so noch den einen oder die andere zum Gendern bewegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2022 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49720

Es ist schwer, nicht an eine Satire zu denken. Beim Lesen überkommt mich Endzeitstimmung. Schreibt die Telekom ihren eigenen Nachruf? Die Zeiten sind schwierig, viele Unternehmen wissen nicht, ob sie in zwei Jahren noch existieren oder von anderen, weniger dekadenten übernommen sein werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.10.2022 um 23.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49717

Die Deutsche Telekom hat ein wichtiges Handbuch herausgegeben:

https://telekom.com/resource/blob/1017382/d94507dfb1070c70ec14b0464452cc60/dl-220929-transgender-handbook-data.pdf

Eigentlich schreiben diese Leitfäden alle voneinander ab, aber die „Genderbread Person“ (auch „Lebkuchenmensch“) kannte ich noch nicht (Seite 9).

Wie wird man ein Ally? (S. 20ff)
Man soll zum Beispiel nicht sagen: „könnte er den Kalender mitbringen“, sondern: „könnte Jan den Kalender mitbringen“. Ich vermute, daß man als guter Ally auch sagen muß: „Jan sucht Jans Schlüssel“. Vielleicht frage ich mal nach bei der Telekom.

Auf S. 24 wird es wirklich progressiv:
Die meisten trans* Personen begrüßen es, nach ihren Pronomen gefragt zu werden. Es zeigt, dass es Ihnen wichtig ist und Sie alles richtig machen möchten.
Ein Beispiel, wie das geschlechtsneutrale Pronomen „nin“ in Gesprächen über eine Person angewendet werden kann:
Raheem arbeitet bei der Deutschen Telekom. Nimse Arbeitsumgebung unterstützt nimse Transition. Nin arbeitet gern mit nimsem Team zusammen. Raheem zeigt bei der Arbeit gern nimse Persönlichkeit.

Dies kann jedoch etwas Übung erfordern, vor allem in der gesprochenen Sprache. Daher ist es stets okay und respektvoll, den Namen einer Person anstelle des abgelegten Pronomens zu verwenden, hier ein Beispiel:
Raheem arbeitet bei der Deutschen Telekom. Die Arbeitsumgebung unterstützt Raheems Transition. Raheem arbeitet gern mit dem Team zusammen. Bei der Arbeit zeigt Raheem gern die eigene Persönlichkeit.

Wenn Sie also nicht sicher sind, welche Pronomen von einer Person bevorzugt werden, oder Sie in der ersten E-Mail an eine unbekannte Person nicht nachfragen können, ist es immer möglich und höflich den Vornamen oder den vollen Namen der Person zu verwenden.
Ein Beispiel:
• Guten Tag Mia Schmitt
• Hallo George
Tipp: Nicht vom Vornamen auf die Pronomen schließen.
Auch eine Person, die Michael oder Julia heißt, kann geschlechtsneutrale Pronomen bevorzugen.
Indem Sie Ihre Pronomen in Ihrem internen Yam United Profil und/oder in Ihrer E-Mail-Signatur angeben, ermöglichen Sie allen, Sie korrekt anzusprechen.


Tja, dumm nur, wenn man ausschließlich den Nachnamen kennt: Guten Tag Schmitt!

Finde ich überhaupt interessant, daß man noch nicht daran gedacht hat, einen geschlechtsneutralen Ersatz für die Anrede mit „Herr“ bzw. „Frau“ anzubieten. Dabei ist Respekt doch so wichtig!

Aber noch wichtiger ist es vielleicht, sich selbst mit entsprechenden Abzeichen zu versehen:
LGBTQIA+ Poster, Flaggen, Schlüsselbänder und E-Mail-Signaturen mit Pronomen als Zeichen einer Kultur der Akzeptanz (S.27)

Melden ist natürlich auch eine Option, die man nutzen sollte:
Die alltägliche Förderung und Umsetzung dieser Hilfestellung liegt in der Verantwortung aller Führungskräfte und Arbeitnehmenden. Verstöße oder vermutete Verstöße sollten dem Management oder dem Bedrohungsmanagement gemeldet werden, wenn die Angelegenheit nicht schnell und einvernehmlich zwischen den Beteiligten geregelt werden kann. (S. 29, auch 39)

Bedrohungsmanagement - hübsches Wort.

Was natürlich nicht fehlen darf:
Geschlechtsneutrale Toilettenkabinen, die vollständig geschlossen sind und eine Toilette, ein Waschbecken und einen Hygienemülleimer umfassen. Menschen jeglichen Geschlechts könnten diese Toiletten nutzen. (D. 34)

Die abgebildeten Symbole deuten an, daß es das Einfachste wäre, die ohnehin vorhandenen Behindertentoiletten umzudeklarieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2022 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49716

Es ist unmöglich, Schülern beizubringen, wie das generische Maskulinum und andere neutralisierbare Oppositionen funktionieren, wenn gleichzeitig die Gender-Ideologie mit ihrer Scheinplausibilität von allen Seiten auf sie einprasselt, angeleitet von den Kultusministerien, die strukturell unfähig sind, die Tatsachen zu verstehen. Außerdem wirkt der Bann über gewisse Wörter und Formen selbstbestätigend. Auch wer die Begründung für falsch hält, muß mitmachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2022 um 08.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49714

Vielleicht ist es eine Alterserscheinung, aber ich halte es für sinnlos, den Genderwahn durch Aufklärungsarbeit bekämpfen zu wollen. Man muß ihn sich selbst überlassen und darauf hoffen, daß er an seinen eigenen Widersprüchen ersticken wird.

Beim Tierschutz läuft es ähnlich (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1505#49703). Man engagiert sich für Hunde und wird unversehens zum Rassisten.

Den unaufhebbaren Widerspruch in der Ideologie der PC und des Genderns haben wir schon oft gesehen: Das Ignorieren der Unterschiede im Namen der Gleichstellung und die ständige Hervorhebung der Unterschiede im Namen der "Identität" sind nicht zu versöhnen.

Toleranz für die Intoleranten wird selbst zur Intoleranz usw.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.09.2022 um 06.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49712

Hier noch ein bißchen ÖRR-Propaganda fürs Gendern und nebenbei für Neopronomen (letzteres im Video).

https://swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/gendern-in-der-schule-bw-100.html
 
 

Kommentar von , verfaßt am 28.09.2022 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49702


 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 27.09.2022 um 22.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49700

Die Beflissenheit auf der verlinkten "Keltinnen und Kelten"-Seite lebt sich ungebremst aus:

"Kopfjäger:innentrophäen"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2022 um 17.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49699

„Um 850 v. Chr. bauten die dort siedelnden Keltinnen und Kelten systematisch das Salz ab und kamen zu immensem Reichtum.“ (https://www.lwl-landesmuseum-herne.de/de/unsere-ausstellungen/sonderausstellungen/rueckblick-sonderausstellungen/)

Usw. – die Archäologie und die Geschichte werden nach und nach durchgegendert.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 27.09.2022 um 16.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49698

"Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler", "Forscherinnen und Forscher": Das steigert ganz unökologisch den Verbrauch von Papier, Druckerschwärze und anderem Speicherplatz, hört sich in meinen Ohren aber zunächst erträglicher an als "Forschende", "Autofahrende", "Lesendenumfrage" und andere Haltung demonstrierende Neubildungen, die mich sogleich an die aus Orwells 1984 bekannten stalinistischen Wortbildungen erinnern.
Allerdings sind auch Doppelnennungen sprachlicher Unfug: Konventionell suggerieren Formulierungen nach dem Muster ‚Frauen und Menschen‘ oder ‚Menschen und Frauen‘ eine größere (doppelte?) Menge oder Relevanz von Frauen. Im feministischen Sinne scheinen mit der grammatisch männlichen Form nur Männer gemeint zu sein; kaum ein Schreiber oder Redner schafft es jedoch, das Prinzip der Doppelnennung durchzuhalten: Sobald er eine movierte Form vergißt, muß er sich rechtfertigen und erklären, ob er nun konventionell wieder beide biologischen Geschlechter meint oder doch nur das männliche.
Erklären müßte er eigentlich auch, warum er nicht auch andere Teile der Gesellschafft (ausländische, dunkelhäutige, anders sexuell orientierte, behinderte etc. Menschen) explizit "sichtbar" macht - hat der Feminismus etwa alleinigen Anspruch auf Diskriminierung bzw. Förderung, darf Sprache nur "Gender"-gerecht, -sensibel etc. sein?

Völlig widersinnig werden movierte Formen dann, wenn Zweifel berechtigt sind, ob Frauen überhaupt gemeint sein KÖNNEN: So "gutmenschlich" bzw. politisch korrekt etwa "Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler" klingt, so fraglich ist diese Formulierung dann, wenn aus der Wissenschaft bekannte Persönlichkeiten einer Zeit gemeint sind, in der (fast) nur Männer eine wissenschaftliche Disziplin betrieben bzw. betreiben konnten. Was damals den wissenschaftlichen Fortschritt behinderte, führt heute zur expliziten Nennung von Wissenschaftlerinnen, die es gar nicht gab. (Selbst wenn es eine gab, stimmt der Plural Wissenschaftlerinnen nicht.)
Aber um Bedeutung, um sprachliche Präzision geht es ja auch gar nicht, wie ich gelernt habe: Es geht um die demonstrierte "Haltung".
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.09.2022 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49696

faz.net:

Derzeit wissen Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte – aber Forscher haben rund 27.000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert, davon rund 10.000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern. […] Die Forscher müssen nun untersuchen, ob sich die rund zwölfstündige Umlaufbahn des Dimorphos durch den Einschlag der Sonde verändert hat - und wenn ja, inwiefern sie sich verändert hat

spiegel.de:

Derzeit wissen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte. Aber Forscherinnen und Forscher haben rund 27.000 Asteroiden in der Nähe der Erde identifiziert, davon rund 10.000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern. […] Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen nun untersuchen, ob sich die rund zwölfstündige Umlaufbahn des Dimorphos durch den Einschlag der Sonde verändert hat

Völlig unbeholfen, aber sehr beflissen, und das zählt. Man möchte kalauern: warum nicht Asteroidinnen und Asteroiden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2022 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49692

Die „Auswahl von Richterinnen und Richtern“ begünstige Vetternwirtschaft, schreibt die SZ vom 25.9.22; später heißt es: „Vettern- respektive Cousinenwirtschaft“, wohl mit selbstironischem Zungenschlag.

"Vetter" hat sich hauptsächlich in diesem Kompositum erhalten, sonst wird es in der Standardsprache kaum noch gebraucht, wie auch andere Verwandtschaftsbezeichnungen. "Basenwirtschaft" ist noch seltener als "Cousinenwirtschaft". Auf dem Dorf sieht es anders aus.

Wenn ich "Kuseng" höre, fühle ich mich an meine Kindheit erinnert, denn so sprachen wir das aus (wie auch "Balkong" usw.)

Aber seltsam bleibt es doch, daß diese und andere Verwandtschaftsbezeichungen, die doch zum deutschen Kernwortschatz gehören sollten, durchs Französische ersetzt worden sind. Gab es in höheren Ständen eine Art Benennungsscheu? (Vgl. "meine Alte", "meine bessere Hälfte"...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2022 um 16.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49689

Rein grammatisch wird ja gern angeglichen: die Schweiz als Partnerin usw., auch bei Firmen und anderen Größen, damit das Genus in gefälliger Weise zusammenstimmt.

Aber was ist mit dem Staat selbst? Die Staatinnnen (oder Stätinnen) müssen her! Nouripours "Partnerinnenstaat" geht gar nicht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.09.2022 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49688

Abgesehen von der eigentlichen sprachlichen Funktion des Erstglieds steckt hinter diesem absurden Ausdruck ja das Denken von Staaten als von "Partnerinnen und Partnern". Also etwa die Schweiz und die Slowakei gehören offenbar zu den Staatinnen, Iran, Kongo usw. zu den männlichen Staaten.
Die Tschechei heißt nun Tschechien, ist also nach Nouripour et al. wohl ein Transstaat unter den diversen Staaten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2022 um 03.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49687

Das Erstglied von Komposita hat keine Bezeichnungsfunktion, daher die Absurdität des Genderns: es wird niemandem „Gerechtigkeit“ zuteil, weil niemand erwähnt ist. Darum geht es auch gar nicht mehr, wie Herr Metz sagt, sondern nur noch um „Pfötchengeben“ (und meinerseits um Fremdschämen).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.09.2022 um 01.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49686

Wie machen es denn die Schwester- und Bruderparteien der Grünen? Wobei man mit »Bruderpartei« vielleicht vorsichtig sein sollte. Obwohl ... kommt eh nicht drauf an, der gute Wille zählt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.09.2022 um 01.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49685

"Und das machen wir in der Bundesregierung, so wie es andere Partnerinnen- und Partnerstaaten auch machen."
(Omid Nouripour, Grüne, gestern im Bundestag, nachzuhören z. B. im ZDF, "heute journal")
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.09.2022 um 21.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49683

Wenn es um das russische Militär geht, sind sich alle erstaunlich einig, es wird durchweg von »Soldaten« und jetzt von »Reservisten« gesprochen. Selbst die sonst so verbissen sternchengendernde taz schreibt: »Laut einem nun aktuell gewordenen Gesetz „Über die Mobilmachung in Russland“ darf kein Russe im wehrpflichtigen Alten [!] seinen Wohnort verlassen. Auch Reservisten, die im Militärregister erfasst sind, ist das Entfernen von ihrem Wohnort verboten. Allerdings weisen russische Anwälte darauf hin, dass die Wehrpflichtigen und die Reservisten von der Einberufungsbehörde schriftlich benachrichtigt werden.« (https://taz.de/Putins-Teilmobilisierung/!5879728/) Auch in Berlin weiß man also noch, wie das in Ungnade gefallene generische Maskulinum funktioniert. Oder werden etwa doch nur Männer eingezogen? Offenbar nicht, denn später spricht der Artikel von »Reservist*innen« und »Ärzt*innen«, die Vorladungen bekommen. Und so weiter und so fort, es ist und bleibt ein einziger großer Krampf.

Trennprogramme scheinen sich derweil von den Störzeichen nicht beirren zu lassen und behandeln die scheinbar geschlechtsneutralen Formen als das, was sie sind, nämlich Feminina:

»Nach Putins Ankündigung wissen nun selbst hohe Beam-
t*innen nicht, was zu tun ist.«
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.09.2022 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49681

Außerdem (es fehlt in dieser Aufzählung noch) nennt er Joan W. Scott als Historiker.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.09.2022 um 10.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49680

Derselbe Autor schreibt im selben Artikel generisch von einem Vorsitzenden, von Vertretern, Sklaven, Puristen, weiblichen Kriegern und fünfmal von Historikern!
(Zitate, die er von anderen Personen bringt, nicht mitgerechnet)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 21.09.2022 um 01.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49679

Der Albernheit sind offenbar keine Grenzen gesetzt: "Doktorierende" statt "Doktoranden". (https://www.faz.net/aktuell/wissen/geist-soziales/streit-im-amerikanischen-historikerverband-18294630.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2022 um 15.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49678

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49668

Der Professor der Martin-Luther-Universität Universität Halle-Wittenberg sagte dem MDR, er streiche Fehler an, das gelte auch für Gendersprache. Der 64-Jährige hatte in seinen Seminarhinweisen erklärt, angefertigte Texte, die sprachlich ideologisch geprägt seien, seien unwissenschaftlich und entsprächen nicht den Leistungsanforderungen. Der Zeitung "Die Welt" sagte der Wissenschaftler, in seinen Seminaren habe diese Regelung noch nie zu Konflikten geführt. Wer Gendersprache verwenden wolle, habe sich entweder angepasst oder den Kurs verlassen. Leistungsnachweise seien deshalb nicht verweigert worden.
Die Uni entschied dennoch, dass Plöhns Seminare nicht mehr prüfungsrelevant seien. Geschlechtergerechte Sprache dürfe sich nicht nachteilig auf die Leistungsbewertung auswirken, hieß es. Plöhn ist seit den 90er Jahren am Institut für Politikwissenschaft tätig.
(DLF 19.9.22)

Tatsächlich verstößt das Gendern teilweise gegen objektive Strukturen der deutschen Sprache und ist daher mindestens so fehlerhaft wie Rechtschreibfehler.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2022 um 03.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49676

Man hat ja behauptet, daß die Modelleisenbahn nur deshalb Männersache sei, weil eben die Jungs Eisenbahnen und die Mädchen Puppen kriegen. Sehr unwahrscheinlich.
Die Seltenheit von Anglerinnnen wurde schon erwähnt. Es soll welche geben, aber ich habe noch nie eine gesehen. Man sollte meinen, das beschauliche Angeln liege Frauen eher als die brutale Jagd mit dem Schießgewehr, aber es gibt proportional viel mehr Jägerinnen als Anglerinnen.
Wie steht es eigentlich mit dem Briefmarkensammeln? Ich verbinde es mit Männern, wie überhaupt das Sammeln (das ja kein Sammeln im Sinne von Auflesen ist, sondern Horten).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.09.2022 um 21.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49675

»Zu Ihren Aufgaben gehört es gleichermaßen, Ansprechpartner*in für die Belange der Künstler*innen zu sein wie auch ein waches Auge für unser Publikum zu haben. Sie scheuen sich nicht, aktiv auf Menschen zuzugehen und sind sich nicht zu schade, flankierende Arbeiten wie das Wischen der Bühne zu übernehmen. Sie sollten körperlich belastbar sein, um beispielsweise auch beim Abbau von Bühnenbildern helfen zu können.«
(https://www.fitz-stuttgart.de/jobs/)

Warum mußte ich bei der Lektüre dieses Textes lachen? Vielleicht ist es die stilistische Achterbahnfahrt. Aber auch die Fallhöhe zwischen dem moralischen Anspruch, den die Sternchen reklamieren, und dem Bestehen auf niederen Tätigkeiten könnte eine Rolle spielen. Hier stößt geziertes Bemühen um Korrektheit auf die profanen Anforderungen des Alltags.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2022 um 03.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49673

Mit der gegenderten Amtssprache kommt der Bürger seltener in Berührung als mit der gegenderten Sprache der Medien, vor allem der zwangsfinanzierten Rundfunksanstalten. Man sollte diese gebundene (unfreie) Sprache als „Amts- und Anstaltssprache“ zusammenfassen. Sie ist entgegen dem Trend der letzten Jahrzehnte („bürgernahe Verwaltungssprache“) wieder stärker von der Umgangssprache verschieden und leicht erkennbar, aber man kann sich ihr nicht immer entziehen, wenn man nicht auf viele Informationsquellen verzichten will.

In einer Diskussion über das Gendern (DLF) wird behauptet, die Kinder lernten gar nichts anderes mehr und würden sich an das Gendern gewöhnen wie an die reformierte Rechtschreibung. Das Problem werde daher eine biologische Lösung finden. Aber die Kinder gendern doch gar nicht, jedenfalls nicht außerhalb der Schule. Wo leben die Leute, die so etwas behaupten?

Das beflissene Bemühen, den Eingriff als Sprachwandel darzustellen, ist nicht totzukriegen. Im Podcast des DLF war es nur die Vertreterin des Vereins deutsche Sprache, die wirklich sehr gut und kenntnisreich die Tatsachen zur Sprache brachte. Die Moderatorin dagegen rülpste ihre "Vertreter:innen" heraus, daß es den Hörer grausen konnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2022 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49670

Alles steuert auf Gerichtsverfahren zu. Das wäre zu begrüßen, weil dann die Justiz Farbe bekennen müßte. Ausgang offen (s. Rechtschreiburteil).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.09.2022 um 09.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49669

Kein Screenshot, sondern Scan.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.09.2022 um 08.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49668

Jürgen Plöhn, Prof an der MLU Halle-Wittenberg, hat Beschwerden bekommen wegen des folgenden Seminarhinweises:

Texte, die inhaltlich oder sprachlich ideologisch geprägt sind, sind eo ipso unwissenschaftlich und entsprechen daher nicht den Leistungsanforderungen. Dies gilt für den Stil ebenso wie für den Inhalt. Dies gilt insbesondere auch für die ideologisch geprägte ‚Gendersprache‘.

https://welt.de/241062871
Leider hinter Paywall, aber jemand hat einen Screenshot auf Twitter gepostet:
https://pbs.twimg.com/media/FcvXRUVWIAE0jyQ.jpg
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.09.2022 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49667

So, wie der Mercedes oder das König (der Biere).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.09.2022 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49666

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48605

Mal sehen, wie lange die Architekten diesen grotesken Zeitschriftentitel durchhalten. Übrigens unterlaufen sie mit dem Editorial ihre eigene Gendergerechtigkeit: Der Titel sei auch eine Ellipse für "Die (Zeitschrift) Architekt". Ach so, wenn es weiter nichts ist! Es geht also gar nicht um das Geschlecht der Architekten. Sollte man nicht alle Zeitschriften so behandeln? Die Monat, die Kursbuch, die Merkur?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2022 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49649

Die sprachwissenschaftliche Auffassung, die dem Gendern zugrunde liegt, ist zwar falsch, hat aber für den Laien etwas ungemein Überzeugendes. Die Situation ist immer noch die gleiche wie bei der frühen (sophistischen) Sprachkritik, als man über die „Richtigkeit der Namen“ stritt. Einige Schlaumeier hatten entdeckt, daß da manches nicht in Ordnung war. Aufs Deutsche übertragen: Die Sonne und der Mond sind falsch herum gegendert, denn die Sonne ist das Stärkere, der Mond das Schwächere. Im Griechischen und Lateinischen ist es richtig. Usw. Etwas raffinierter steht es mit der Neutralisation inklusiver Oppositionen. Trotzdem könnte ein Schüler der Mittelstufe es verstehen, wenn es ihm denn beigebracht würde. Aber die Deutschlehrer wissen es selber nicht. Das kann ich nach jahrzehntelanger Tätigkeit als Prüfer und Beisitzer mit Sicherheit behaupten.
Wer würde nicht spontan zustimmen, wenn man ihn darauf hinweist, daß das generische Maskulinum die Männer bevorzugt und die Frauen allenfalls „mitmeint“? Es ist evident und falsch („Evidenz ist der Feind der Wahrheit“ – Russell).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2022 um 21.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49647

Sehr wahrscheinlich ein Werk des Lektorats. Die Autorin muß das nicht unbedingt mitbekommen haben, es kann sich aber auch um Erpressung handeln. Der S. Fischer Verlag bietet ja auch im eigenen Namen diese Gendersprache (mit Sternchen).

Wenn man es rechtzeitig merkt (Leseproben sind auch in dieser Hinsicht nützlich), kann man auf den Kauf verzichten. Eine andere Sprache verstehen die Herrschaften nicht. Vielleicht mit einem freundlichen Brief an die Verfasserin verbunden, und auf jeden Fall mit einem Vermerk bei Amazon, wo viele es lesen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 09.09.2022 um 20.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49646

Die Journalistin Katrin Eigendorf ist als exzellente Russland- und Ukraine-Kennerin derzeit gefragter Gast in den Talkshows. Es ist interessant und packend, dieser mutigen Frau zuzuhören, sie kommt dabei bodenständig und sympathisch und mutig rüber. Und sie spricht durchgehend normal von Soldaten, Ärzten, Russen und Ukrainern.
Mehr noch: wenn sie von sich selbst redet sagt sie "wir Journalisten", "von uns Reportern", "wir als Augenzeugen vor Ort". Sie nutzt also durchgehend das generische Maskulinum in Reinforum und gebraucht nicht einmal die Doppelnennung.

Nun ist ihr neues Buch erschienen: Putins Krieg – Wie die Menschen in der Ukraine für unsere Freiheit kämpfen.
Bei Amazon kann man eine kurze Vorschau sehen. Und was muß man entdecken: Journalist:innen, Propagandist:innen, Reporter:innen, Bürger:innen, offenbar eine durchgehende Genderung. Nur die Ukrainer sind ihr durch die Lappen gegangen.

Warum macht sie das? Warum leugnet sie das generische Maskulinum, das sie doch offenbar in Fleisch und Blut hat und durchgehend verwendet?
Zwingt sie der Verlag dazu? Ist es denkbar, daß sich eine so mutige Frau, die in Kriegsgebieten von der Front berichtet, vom Verlag zwingen läßt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2022 um 05.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49642

In einem Beitrag der ZEIT, den auch die „Sprachnachrichten“ des VDS nachdruckten, meint Navid Kermani, das generische Maskulinum werde wohl aus der deutschen Sprache verschwinden, weil die Kinder es in der Schule nicht mehr kennenlernten. Er übersieht, daß Kinder ihre Sprache nicht in der Schule lernen, und er verkennt die wirkliche Verbreitung des generischen Maskulinums auch in vermeintlich durchgegenderten Texten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2022 um 23.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49641

SPIEGEL ONLINE zum Prozedere nach dem Ableben der Königin: »Der erste Mensch, der eine Erklärung abgibt, ist der Mensch, der das Amt des Premierministers innehat.« (https://www.spiegel.de/panorama/leute/queen-elizabeth-ii-so-sehen-die-naechsten-zehn-tage-nach-dem-tod-der-queen-aus-a-5a288cf5-4a42-4e66-9dab-82cf46395d35)
Schon recht, aber wann gibt das erste Tier eine Erklärung ab?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.09.2022 um 08.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49639

Genderzwang-Prozeß endet mit Vergleich:
welt.de/240917989
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.09.2022 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49633

Alle Kinder sind weiblich, jedenfalls in der neueren angloamerikanischen Literatur. Ob schon mal untersucht worden ist, wann diese Erkenntnis aufkam? Wenn man zum Beispiel die Schriften des amerikanischen Philosophen Daniel Dennett durchsieht, der ja mehr geschrieben hat als alle anderen zusammen, sieht man, daß in "The intentional stance" ein Kind automatisch mit "he" pronominalisiert wird, in "Breaking the spell" und allen neueren Texten aber mit "she". Genauer kann ich es im Augenblick nicht datieren. Aber ich glaube angesichts der durchgreifenden Sprachregelung nicht, daß alle oder auch nur die meisten Autoren wirklich überzeugt sind von einer linguistischen Theorie, die so viele von uns für evident falsch halten. Es handelt sich wohl um bloßes Mitläufertum, genau wie bei unseren Reformschreibern, von denen wir ja wissen, daß sie die Rechtschreibreform ablehnen, der sie gleichwohl ergebenst folgen.
Man sollte es nicht überbewerten, und oft steht Druck seitens der Verlage und Zeitschriftenherausgeber dahinter, aber Mitläufertum wirft doch immer auch ein Licht auf den Charakter.
In den ersten Jahren nach der Rechtschreibreform war es ein guter Ratschlag, reformierte Texte nicht zu lesen, weil sie von vornherein wahrscheinlich nichts taugten. Das läßt sich angesichts der heutigen Verbreitung der Schlechtschreibung nicht mehr durchhalten, aber gegenderte Texte sind schon deshalb minderwertig, weil sie sich nicht vorlesen lassen, ohne daß Leser wie Hörer sich vor lauter Frust nicht auf den Inhalt konzentrieren können. Die Formulierungen sind entweder zu umständlich (Doppelnennung) oder strukturwidrig (generisches Femininum; Knacklaut vor dem Motionssuffix) oder nur fürs Auge.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2022 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49632

Die männliche Biene ist bekanntlich "die Drohne", während die einzige wirklich weibliche "der Weisel" heißt. Kein Wunder, daß der deutsche Imker sich seit Jahrhunderten vergeblich bemüht, seinen Bienenvölkern einen Nutzen abzuringen. Frau Wehling sollte ihn coachen, bis das Framing wieder stimmt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2022 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49612

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44471

Johanna Roth schreibt immer noch so:

Weite Teile des FBI-Dokuments bleiben deshalb nach wie vor geheim. Zu groß die Gefahr, dass Zeuginnen eingeschüchtert und bedroht werden könnten, wie es etwa rund um den Untersuchungsausschuss zum 6. Januar geschah. (...) Die Bedrohung für Zeuginnen sei durchaus "nicht hypothetisch", bestätigt das zuständige Gericht. (ZEIT 27.8.22)

Andererseits nennt sie sich selbst „Journalist“: Mit diesem Menschen hatte ich als Journalist einen unvergesslichen Moment.

Sie scheint zu glauben, daß Maskulinum und Femininum dasselbe bedeuten. Es dürfte schwer sein, sie von einfachen sprachlichen Tatsachen zu überzeugen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2022 um 19.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49610

Wie Herr Riemer mit Recht sagt, bringt die Abkürzung oder eine andere Deformierung den abschätzigen Ton hinein. Die Eigenbezeichnung oder eine wissenschaftlich neutrale ("Homosexueller") wären, auch wenn man die Sache verurteilt, nicht eindeutig. Katholiken würden sich sellbst nicht als Katholen bezeichnen usw.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.08.2022 um 17.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49609

Aber warum sind aus Sozis Sozen geworden?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.08.2022 um 13.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49608

Auch Lesbe ist so eine Abkürzung. Das Wort Heterosexueller wäre für den täglichen Gebrauch viel zu lang, "Hetero" war wohl die frühere umgangssprachliche Form, "Hetera" kam auch vor.
 
 

Kommentar von Manfred Rieme, verfaßt am 24.08.2022 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49607

Abkürzung
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.08.2022 um 12.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49606

Hete ist ja nicht deswegen schon abfällig, weil Hetero abfällig wäre, sondern es ist eine eigens zum Zweck der Verächtlichmachung erfundene verballhornende Abkürhung.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.08.2022 um 08.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49605

"Hete" ist natürlich nicht umgangssprachlich, das ist eher Aktivistensprache. Wikipedia kategorisiert auch das Schimpfwort "Kartoffel" als "Slang", das darf man nicht so ernst nehmen.

Es gibt übrigens auch "Critical Hetness" - wohl in Anlehnung an Critical Whiteness. Die Bezeichnung dürfte aus dem Umfeld der "Mädchenmannschaft" stammen - das war einmal ein Gemeinschaftsblig "sexpositiver" Feministinnen (eine gewisse Bekanntheit erlangte das Buch "Wir Alphamädchen", irgendwann Nullerjahre). So ab 2011 haben die Kampflesben übernommen. Textbeispiele:

https://medienelite.de/2011/10/31/der-gaze-effekt-und-feminismus

https://yetzt.wordpress.com/2012/07/24/kussen-verboten-kiss-kiss-bang-bang-oder-critical-hetness

https://maedchenmannschaft.net/hetenserien-queere-serien-und-das-widerstaendige-potenzial-von-tumblr/

Irgendwann hatten die richtig Streit, der zum Austritt der Hälfte der Gründungsmitglieder führte. Ursache waren neue Wokeness-Anforderungen, da hatten sich ein paar Feministinnen schwarz angemalt.

Heten sind aber nicht mehr so das große Thema, das damalige Feindbild "weißer heterosexueller Mann" wurde längst durch den "alten weißen Mann" ersetzt. Der wiederum von den TERFs abgelöst wird.

https://twitter.com/sibelschick/status/1507360343193960452
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2022 um 06.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49604

„Hete – umgangssprachlich, leicht abfällig für eine Person mit heterosexueller Orientierung.“ (Wikipedia)

Früher nannte man das „normal“. Was mußte passieren, bis eine solche Zuordnung als „abfällig“ gelten konnte? Wird man einem Mann bald nur noch hinter vorgehaltener Hand nachsagen können, daß er mit einer Frau schläft? Wird es Klagen wegen übler Nachrede geben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2022 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49602

Einen solchen zeigte gestern die Tagesschau: tatsächlich einen angeblich indianischstämmigen, im übrigen, na ja, äußerlich nicht gerade winnetouhaft wirkenden jungen Mann, der von sich behauptete, er fühle sich durch die Karl-Mai-Filme diskriminiert, weil er die Erwartung enttäusche, er müsse wie Pierre Brice aussehen. Das Ganze war so unfaßbar lächerlich, daß meine Frau und ich unseren Augen und Ohren nicht trauten.

Ich wage die These, daß diese ständig Beleidigten durchweg sogenannte Wichte sind, denen sonst nichts bleibt. Das Empörungsspiel verschafft automatischen einen Pluspunkt.

Daß ein Kinderbuchverlag und andere Hersteller sofort einknicken, wenn der letzte Idiot im Namen der Politischen Korrektheit tätig wird, steht auf einem anderen Blatt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.08.2022 um 19.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49601

Man fragt sich, was die woke Gemeinde zu ihrem Handeln treibt. Was haben die Leute davon? Dazu John Cleese: "Why? What are they getting out of it? I mean there are people sitting there, who are deliberately waiting for the thrill of being offended."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.08.2022 um 14.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49600

Wohlig zerknirschte Bemerkungen von der Insel:

In der Ferienwohnung steht ein Fernseher, darum habe ich gestern mal ZDF geguckt und bin zum erstenmal auf die Sprecherin Jana Pareigis gestoßen. Wie ich lese, kämpft sie für „Schwarze Menschen“, zu denen auch Albinos gehören, na ja. Mir fiel nur auf, daß sie Personenbezeichnungen durchweg mit Schluckauf-Innen sprach. Ihr Dialekt ist die einzige Sprache der Welt, die Suffixe durch einen solchen Knacklaut vom Stamm trennt. Wahrscheinlich will sie mir zu verstehen geben, daß es auch Frauen gibt, was nun wirklich nicht nötig ist. Meine fand es auch blöd. Wenigstens im ör Rundfunk sollte Deutsch gesprochen werden. Leider kann man aus dem Fernsehen nicht austreten wie aus der Kirche.
In der FR zieht Filmkritiker Daniel Kothenschulte gegen den Kinderbuch-Winnetou und das Klischee vom edlen Wilden zu Felde. Was könnte man „realistisch“ gegen den edlen Wilden stellen? Den heruntergekommenen indianischen Alkoholiker? Oder den Tankstellenbetreiber mit entrechteter indianischer Ururgroßmutter? Wir sind unseren Vorfahren nicht nur technisch, sondern auch moralisch weit überlegen und können eigentlich die ganze vom Kolonialismus geprägte Reiseschriftstellerei nicht länger in den Regalen stehen lassen, ganz zu schweigen von der Abenteuerliteratur, die ihre Gestalten so diskriminierend darstellt, daß sie vor Gericht ziehen müßten, wenn sie existierten. Das erledigen nun andere für sie.
Wie ich bei dieser Gelegenheit erfahre, dürfen nur Rothäute sich rot anmalen, andernfalls ist es diskriminierendes Redfacing. Das bringt mich auf die Frage, ob Männer sich als Frauen kleiden dürfen und umgekehrt. Tattoos sind übrigens nicht weniger appropriativ als Rastalocken. Hat man das schon bedacht?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.08.2022 um 12.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49599

Mannheimer Morgen, 23.8.22, S. 1
zum Käfertaler Wald bei Mannheim:

Während das Aktionsbündnis Waldwende ein Umdenken der Eigentümerinnen bei der Bewirtschaftung fordert, ...
Vielmehr sind die Waldeigentümerinnen mit einem anderen Problem beschäftigt:
Sie sind ein Kontrollelement, das [...] den Waldeigentümerinnen auf die Finger schaut.
Hier haben die Waldeigentümerinnen dasselbe Interesse wie das Aktionsbündnis Waldwende.

Man fragt sich, wer diese ominösen "Waldeigentümerinnen" sind. Im Netz finde ich im wesentlichen (grob geschätzt 90%) eine Stiftung und die städtische Forstbehörde (die Stadt). Der Rest (ca. 10%) gehört dem Bund, wohl auch eine Behörde.
 
 

Kommentar von Theodoer Ickler, verfaßt am 22.08.2022 um 18.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49598

Der Staat hat es von den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern, oder macht eben neue Schulden. Und erhöht die Zuschüsse für die gesetzliche Krankenversicherung, wenn dort das Geld nicht langt. Hier ein paar Milliarden Euro mehr, dort ein paar Milliarden Euro mehr; den Gesundheitsministern und -ministerinnen müsste eigentlich schwindelig werden. (...)
Mediziner sollen jetzt gewissermaßen den Job von Staatsanwältinnen machen. (...)
Aus den Ermittlungsbehörden kommt der Vorschlag, das Gesundheitswesen mal systematisch von Kriminologen und Kriminologinnen durchleuchten zu lassen.

(Klaus Ott in SZ 22.8.22)

Unsere Erzieher in den Zeitungsredaktionen wollen sich und anderen einreden, an der Sprache sei alles nur Gewohnheit und richtig und falsch gebe es nicht. Sie irren sich. Man kann nicht einfach ein generisches Femininum einführen und die markierte Form zur neutralen erklären. Das gilt nicht nur für das Deutsche. Und schon gar nicht kann man dann das generische Maskulinum und das hinzuerfundene generische Femininum nebeneinander und austauschbar verwenden. Das sind Verstöße gegen Strukturgesetze der menschlichen Sprache. Und im einzelnen: Wo es um die Rolle oder Funktion geht, ist es überflüssig und störend, die biologischen Merkmale von Personen hervorzuheben. Staatsanwältinnen machen auch keinen anderen Job als Staatsanwälte. Es gibt keinen Beruf der Staatsanwältin.
Wir wollen annehmen, daß diese Journalisten selbst nicht an die Ideologie glauben, in deren Namen sie diese verrückten Sachen anstellen, aber das macht die Sache nicht besser.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.08.2022 um 10.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49590

https://forum.massengeschmack.tv/t/folge-203-die-akte-schlesinger-neue-absurde-rabiat-reportage-neues-von-hans-meiser/87327/117

Ich bin mit einer Moderatorin eines ARD-Hörfunksenders befreundet und es gibt solche Orders der Chefetagen dass man zu gendern habe. Viele weichen dann halt auf die Softvariante: „Hörerinnen und Hörer“ aus, statt mit Gendergab & co.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.08.2022 um 14.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49589

Simone Burel wirbt, wo es irgend geht, für ihre gendergerechte LUB GmbH (https://lub-mannheim.de), "die erste linguistische Unternehmens­beratung Deutschlands". Natürlich mit wissenschaftlichem Hintergrund.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.08.2022 um 15.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49588

Besonders schön ist natürlich das hier:

Für die Sprachforscherin und Unternehmerin Simone Burel ist das Gendern, auch mit Sternchen, durchaus sinnvoll. Es mache auf bestehende gesellschaftliche Ungerechtigkeiten aufmerksam und sei zugleich eine Folge ihrer Korrekturen. Denn feminine und neutrale Formen habe es im Deutschen schon immer gegeben, sagt Burel: Sie würden aktuell nur vermehrt benutzt. Frauen und non-binäre Personen hätten in den vergangenen Jahren mehr Mitspracherecht erlangt, "darauf reagiert Sprache in ihrer Vielfalt", erklärt Burel.
Die Gendersternchen sieht sie in diesem Zuge als "Hyperkorrektur": "Orthografische Formen wie das Sternchen machen ein gesellschaftliches Missverhältnis deutlich", sagt Burel. Der so erzeugte Druck werde sich irgendwann in Richtung der neutralen Bezeichnungen verschieben, weil Sternchen und Co. sich höchstwahrscheinlich nicht durchsetzen könnten.

"Ich kann mir sogar vorstellen, dass irgendwann das generische Maskulinum wieder nutzbar ist", sagt die Unternehmerin, die Firmen und Institutionen bei der Verwendung geschlechtergerechter Sprache berät. Sie schiebt nach: "Wenn die gesellschaftlichen Missstände bereinigt sind."


Sebastian Wessels nennt das "Politik der Negation" und sieht einen Zusammenhang mit marxistischer Dialektik. (https://homoduplex.de/die-politik-der-negation)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.08.2022 um 15.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49587

Das Partitip Präsens funktioniert auch nur mit den bestimmten Artikeln der, die, das, aber nicht mit den unbestimmten Artikeln ein, eine, ein, weil dann die Beugungs-Endungen auf das Adjektiv übergehen: der Auszubildende, ein Auszubildender.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.08.2022 um 14.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49586

https://www.n-tv.de/panorama/Zur-Zukunft-des-Gendersternchens-So-kontrovers-diskutieren-Sprachwissenschaftler-innen-das-Thema-article23509239.html

Während Neef sich vor allem auf die Regeln der deutschen Sprache beruft, pocht seine Kollegin Helga Kotthoff eher auf das gesunde Sprachgefühl. Im Gegensatz zu Neef hat die Freiburger Professorin den offenen Brief an die Öffentlich-Rechtlichen nicht unterschrieben, aber auch sie hält den Genderstern für keine gute Lösung. Die Linguistin sagt im Gespräch mit ntv.de: "Die Eigenarten des Deutschen können wir nicht völlig wegbürsten." Es könne nicht im Sinne der Öffentlich-Rechtlichen sein, wenn Leute wegen einer überkomplizierten Sprache abschalteten. Sie wünscht sich einen stärkeren Pragmatismus: Das Problem gerechter Ansprache lasse sich beispielsweise mit Blick auf vollständige Texte und deren Zusammenhänge viel besser lösen als mit der Fokussierung auf das einzelne Wort. Eine Überschrift wie "Kindergärtner streiken" sei offensichtlich falsch, weil fast nur Frauen in Kindergärten arbeiteten. Von "Ministerpräsident*innen" zu reden, ist Kotthoffs Meinung nach überflüssig - die benannten Personen seien klar einem Geschlecht zuzuordnen.

Auch das generische Maskulinum sei nur im Singular so deutlich männlich geprägt. "Der Freiburger auf dem Münstermarkt" lasse klar an einen Mann denken. Auch in nachfolgenden Sätzen würde dieser Effekt weiterleben: "Er hat eine Tasche dabei", verdeutlicht Kotthoff. Im Plural dagegen sei das anders. Sie führe dazu gerade eine Studie durch, erzählt Kotthoff. Bei "den Freiburgern auf dem Münstermarkt" denke kaum jemand nur an Männer. Auch die erwähnten Anknüpfungsprobleme gäbe es hier nicht. Der Nachsatz, "sie haben Taschen dabei", vermittele schließlich kein eindeutiges Geschlecht. Das generische Maskulinum sei also im Plural unbedenklich, im Singular hingegen nicht.


Kotthoff vergißt zu erwähnen, daß Gendersprech gerade im Singular völlig unbenutzbar ist.

Die Wissenschaftlerin wünscht sich mehr situationsabhängige Lösungen: Wenn nicht-binäre Menschen angesprochen werden sollen, seien etwa Oberbegriffe hilfreich. Statt von den "Mitarbeiter*innen" würde die Sprachforscherin lieber von der "Belegschaft" lesen, aus "Lehrer*innen" könnten gut "Lehrende" werden.

Auch das funktioniert im Singular nicht. Man muß sich zwischen der Lehrenden und dem Lehrenden entscheiden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2022 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49579

Als Zitat aus einer Pressemitteilung des Katholikentags 1968 wird öfter angeführt:
"Mönche brauchen nur eine Frau zu sehen, dann grunzen sie wie echte Schweine." Das soll die Frauenfeindlichkeit der Kirche belegen. Es karikiert aber eher die Geilheit der zölibatären Männer.

Die traditionelle Angst frommer Männer vor dem Weib ist freilich oft genug in der naiv-grobianischen Art der Kirchenväter ausgesprochen worden. Aber das ist harmlos im Vergleich mit der pseudowissenschaftlichen Herabsetzung der (aufstrebenden) Frau im 19. Jahrhundert:

Bei den intelligentesten Rassen, also etwa bei den Einwohnern von Paris, gibt es eine große Anzahl von Frauen, deren Gehirn von seiner Größe her dem von Gorillas nähersteht als den entwickeltsten männlichen Gehirnen. Diese Inferiorität ist so offensichtlich, daß sie niemand auch nur für einen Augenblick bestreiten kann. Nur ihr Umfang ist einer Diskussion wert. Alle Psychologen, welche die Intelligenz von Frauen ebenso wie die von Dichtern und Schriftstellern untersucht haben, sind heute der Auffassung, daß Frauen die untersten Formen menschlicher Evolution darstellen. Sie stehen Kindern und Wilden näher als erwachsenen, zivilisierten Männern. Sie zeichnen sich durch Wankelmut, Unbeständigkeit, Mangel an Denken und Logik sowie durch Unfähigkeit zur Vernunft aus. usw.

(Gustave Le Bon, Schüler Brocas, der auch so ähnlich dachte.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.08.2022 um 08.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49572

Es läßt sich in der Tat schwer nachweisen, daß hier das bekannte Muster »Ärztinnen und Pfleger« Pate gestanden hat, aber es spricht doch einiges dafür, daß Lindner auf diese Variante des Genderns zumindest geschielt hat. So macht er schon mit der Überschrift demonstrativ klar, daß es ihm wichtig ist, »geschlechtersensibel« zu formulieren – oder besser daß er darauf achtet, es nicht zu unterlassen: »Eine Entlastung für 48 Millionen Bürgerinnen und Bürger«. Später im Text dann noch einmal »Bürgerinnen und Bürger«, außerdem »Steuerzahlerinnen und Steuerzahler«, nur einmal taucht bei der Bezeichnung einer Personengruppe das generische Maskulinum auf: »Bezieher geringer Einkommen«. Normalerweise dienen exemplarische Formulierungen dazu, den Text lebendiger zu machen. Nicht zufällig wird dabei statt des Plurals oft der anschaulichere Singular verwendet. In Lindners Satz sind die Kategorien dagegen ziemlich abstrakt: Arbeitnehmer, Rentner, Selbständige, Studenten – das sieht eher nach einer erschöpfenden Aufzählung der betroffenen Gruppen von Steuerpflichtigen aus als nach einer Beispielsammlung konkreter Berufe. Vergleiche etwa den folgenden Satz aus einem westfälischen Käseblatt (warsteiner, Dez. 2011): »Die Kassiererin im Supermarkt kennt es, der IT-Fachmann ebenso wie die Sekretärin, der Lkw-Fahrer oder der Beamte – das Kreuzweh sucht seine Opfer bevorzugt bei Menschen, die ihren Beruf im Sitzen ausüben.« An anderer Stelle in dem Artikel macht Lindner selbst vor, wie es geht: »Für die Ingenieurin, den erfahrenen Facharbeiter, den Chirurgen, die Handwerksunternehmerin gäbe es Mehrbelastungen.« Hier werden die Substantive eindeutig exemplarisch verwendet. Aber auch die exemplarische Verwendung bietet, wie man sieht, Raum zum Ablegen eines Bekenntnisses.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.08.2022 um 03.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49569

Er könnte sich darauf hinausreden, daß er die Substantive nicht generisch, sondern exemplarisch gemeint habe. Das erschwert die Kritik am Gendern, obwohl wir genau wissen, daß es keinen so harmlosen Grund hat.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.08.2022 um 19.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49567

Christian Lindner wirbt in der FAZ für seine Steuerreformpläne:

»48 Millionen Menschen würden vom vorgeschlagenen Ausgleich der kalten Progression begünstigt. Es profitieren Arbeitnehmerinnen und Geringverdiener, Rentnerinnen und Selbständige, Studierende mit steuerpflichtigen Nebenjobs und vor allem Familien.«

Männliche Arbeitnehmer und Geringverdienerinnen gehen demnach leer aus. Jedenfalls hat Lindner sie unsichtbar gemacht und es damit an der gebotenen Achtsamkeit mangeln lassen. Pfui!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2022 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49541

Texte mit Sternchen und ähnlichen Marotten lese ich nicht – sie können auch inhaltlich nichts taugen, weil kein Mensch, dem es um die Sache geht, so etwas machen würde.

Die Paarformeln verstoßen an sich nicht gegen die deutsche Sprache, sind aber lästig und stören noch aus einem anderen Grund. Wenn im Deutschlandfunk zum Beispiel vom Stromverbrauch die Rede ist, den Verbraucherinnen und Verbraucher reduzieren müssen, dann frage ich mich, was das zum Beispiel für die Spülmaschine bedeutet. Sie läuft für die ganze Familie und nicht für meine Frau und für mich, so daß wir beide eigens hinsichtlich unseres Geschlechts differenziert werden müßten. Wären wir einfach "Verbraucher", käme meine Frau nicht auf die Idee, sie sei nicht betroffen und brauche keinen Strom zu sparen.
Die Feministen könnten sagen: Zugegeben, das Gendern ist oft gedankenlos, aber das generische Maskulinum ist bzw. war auch gedankenlos und gerade darum so gefährlich. Sie haben eben den Unterschied nicht verstanden: zwischen einer gedankenlosen Phrase und einem sprachlichen Hintergrundphänomen wie der inklusiven Opposition und ihrer Neutralisation. Schon Jacob Grimm machte sich über die gleiche Art von Pedanten lustig mit seiner Bemerkung über die "Eselinnenmilch".
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.08.2022 um 20.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49539

Gregor Gysi, einer der penetrantesten Paarformel-Genderer im Deutschen Bundestag, kritisiert in einem WELT-Interview die Penetranz, mit der junge Linke auf einer anderen Variante des Bekenntisjargons bestehen:

»Es gibt Junge, die mir zustimmen, dass man sich auf einige zentrale Inhalte fokussieren muss. Aber es gibt auch die, für die Doppelpunkt und Sternchen das zentrale Thema ihres Gefühlslebens sind. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, aber es ist so. […] Man muss die Zustände ändern und nicht die Schreibweise. Ich bin nicht bereit, in meinem hohen Alter noch in jedem Satz viermal „Ugh“ zu machen. (ahmt Sprechpause bei Binnen-I nach). Man kann sich damit beschäftigen – aber nicht als Partei in der Existenzkrise.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.08.2022 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49521

Das generische Maskulinum ist wie alle neutralisierbaren inklusiven Oppositionen ein Hintergrundphänomen. Die psychologische Versuchsanordnung hebt es in den Vordergrund, es wird, wie Herr Metz sehr gut zeigt, zum Gegenstand des Nachdenkens, der Aufmerksamkeit, und damit entgeht den Veranstaltern das eigentliche Phänomen. Dieser grundlegende methodische Fehler sollte Sozialforschern eigentlich bekannt sein.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.08.2022 um 03.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49520

Eine Gruppe Teenager verabredete sich zu einem Ausflug. (a) Einige der Jungs verpassten den Zug. (b) Fast alle Mädchen waren unpünktlich.

Kein Mensch würde da beim Lesen stolpern. So sind die Kinder nun mal. "Eine Gruppe Apotheker" ist nur eine Variante der alten Geschichte, in der sich ein "Chefchirurg" plötzlich als Frau entpuppt. Früher gab es halt ebensowenige Apothekerinnen wie Chefchirurginnen, weshalb eine Chefchirurgin noch heute selbstverständlich als Chefchirurgin eingeführt würde. Die "Gruppe Apotheker" ist ein schlichter Trick aus dem Zauberkasten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.08.2022 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49519

Eine neue psychologische Studie zur Gendersprache hat viel Staub aufgewirbelt. In der FAZ haben sich Stefan Beher und die Autoren der Studie, Anita Körner et al., ein Scharmützel geliefert. Später hat sich auch Peter Eisenberg in der WELT dazu geäußert.

Auf Behers Kritik an der Studie und den Motiven der Studienmacher sowie deren Replik darauf will ich hier nicht eingehen. Ich möchte anhand eines konkreten Beispiels, das Eisenberg in seinem Artikel nennt, verdeutlichen, warum ich die in solchen Tests immer wieder angewandte Methode der Satzpaarbetrachtung und -bewertung durch die Probanden grundsätzlich für untauglich halte.

Zur Erinnerung: Die Versuchspersonen sollen nach der Lektüre zweier Sätze ein Urteil darüber abgeben, ob der zweite Satz eine inhaltlich sinnvolle Fortsetzung des ersten Satzes ist. In den ersten Satz bauen die Studienautoren gern eine Personenbezeichnung ein, die in ihrer Vorstellung für eine Gruppe aus Männern und Frauen steht. Wenn der zweite Satz dann nur auf Frauen oder nur auf Männer Bezug nimmt, viele Probanden dies aber als unsinnig empfinden, schreiben die Autoren der Personenbezeichnung im ersten Satz einen »male bias« bzw. einen »female bias« zu.

Die Hauptkritik an dieser Methode ist und bleibt, daß solche Laborexperimente die verständnissichernde Kontextbindung sprachlicher Äußerungen in der Realität weitgehend ausblenden. Aber auch die Beispielsätze werden kritisiert, weil die Personenbezeichnungen darin oft gar nicht generisch verwendet werden, so daß die Aussagen der Probanden von vornherein keinerlei Erkenntnisse über eventuelle Wirkungen des generischen Maskulinums (oder, wie in diesem Fall, auch anderer generisch gemeinter Formen wie der Sternchenkonstruktionen) liefern können.

Eisenberg zitiert aus der Studie folgendes Beispiel: »Eine Gruppe Apotheker verabredete sich zu einem Ausflug. (a) Einige der Frauen verpassten den Zug. (b) Fast alle Männer waren unpünktlich.«

Das erste Problem, das ich hier sehe, ist die Künstlichkeit der eigens für diesen Test konstruierten Sätze, die einen förmlich anspringt. Ich kann mir keine reale Situation vorstellen, in der irgend jemand aus dem Nichts heraus den Satz sagen würde »Eine Gruppe Apotheker verabredete sich zu einem Ausflug«. So beginnt vielleicht ein Witz oder ein Diktat in der Schule, aber keine normale Unterhaltung. Schon die Einweisung der Probanden in die Aufgabenstellung verbaut den Weg zu verwertbaren Ergebnissen. Die Aufgabe zwingt sie nämlich, in einer Weise über einen Text nachzudenken (wenn auch nur kurz, denn es gibt eine Zeitvorgabe), wie sie das in der Realität niemals tun würden. Um die Sinnhaftigkeit des zweiten Satzes beurteilen zu können, müssen sie sich mit der Semantik des ersten Satzes gedanklich auseinandersetzen (Introspektion). Sie betreiben also im Grunde grammatische Schnellanalysen, womit die Sache schon verloren ist. Wenn man Assoziationen erforschen will, darf man die Testpersonen nicht zuerst auf solche Gedankenreisen schicken, das liegt doch auf der Hand.

Wie wacklig das Ganze nicht nur wegen dieses Störfaktors ist, sondern schon wegen der gewählten Satzkonstruktionen, kann man an dem oben zitierten Beispiel gut vorführen. Ich habe einem Kollegen den Apothekertext vorgelegt und ihn gefragt, ob Satz a oder Satz b, keiner der beiden Sätze oder beide Sätze den ersten Satz sinnvoll fortsetzen. Er fand, daß dies auf beide Sätze zutrifft. Begründung: Der Ausgangssatz sage zunächst nichts aus über das Geschlecht der beteiligten Personen. Dann bat ich ihn, die Sätze laut vorzulesen. Dabei fiel mir auf, daß er in Satz a das Wort »Frauen« deutlich betonte. Er hatte »einige der Frauen« als Gegensatz zu den Männern als zweiter Teilmenge der Apothekergruppe aufgefaßt. Ich dagegen hätte in einem solchen Test wahrscheinlich nur Satz b als sinnvoll angekreuzt – nicht, weil ich der Meinung wäre, daß »Apotheker« nur Männer bezeichnen kann, sondern weil ich Satz a im Sinne von »einige der Frauen« verstanden hatte, also so, als ob das Wort »Frauen« als Synonym für »Gruppe Apotheker« gebraucht worden wäre (wie in: »Friedrich Merz hat die Bundesregierung für XYZ kritisiert. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag sagte im Deutschlandfunk …«). Wenn, so meine Überlegung, die Personengruppe ausschließlich aus Frauen bestünde, würde man normalerweise nicht von einer »Gruppe Apotheker« sprechen, sondern von einer »Gruppe Apothekerinnen«. Hätte man mir die Sätze vorgelesen und dabei das Wort »Frauen« betont, hätte ich die gleiche Antwort gegeben wie der Kollege. So aber hätten die Studienautoren meine Antwort fälschlicherweise als Beleg für einen »male bias« gewertet.

Zudem wird oft übergangen, daß die Grenze zwischen generisch und spezifisch in der Sprachwirklichkeit fließend ist. Je näher eine Aussage dem spezifischen Pol ist, desto größer ist die Neigung der Sprecher, das Geschlecht der Handelnden kenntlich zu machen. Wenn jemand zum Beispiel davon erzählt, daß er gestern auf einer Parkbank saß und plötzlich eine »Gruppe Radfahrer« um die Ecke kam, dann ist damit vermutlich eine bunt gemischte Truppe gemeint. Kommen ein Mann und eine Frau herangeradelt, könnte man sagen »zwei Radfahrer«, aber dann drängen sich schon eher sichtbare Merkmale in den Vordergrund, die man bei der Beschreibung des Geschehens gerne artikuliert, auch wenn sie eigentlich nichts oder nicht viel zur Sache tun. Dazu gehört neben Dingen wie Alter, körperliches Erscheinungsbild oder Kleidung auch das Geschlecht und die mutmaßliche Beziehung zwischen den Personen. Und so würde man statt »zwei Radfahrer«, vielleicht sagen »eine korpulente Radfahrerin und auf dem Rad neben ihr ein schmächtiges Männchen«, »ein älteres Pärchen auf dem Rad« etc.

Ganz offensichtlich unterschätzen die »Forschenden« der psychologischen Universitätsinstitue noch immer die ungeheure Komplexität von Sprache und Kommunikation. Da helfen auch keine quantitativen Methoden zur exakten Messung von Reaktionszeiten, Pupillenkontraktion usw., die im übrigen auch keine eindeutigen Ergebnisse zeitigen. Statt sich an der Sprache abzuarbeiten, die von der übergroßen Mehrheit akzeptiert ist und tagtäglich benutzt wird, sollte die psychologische Wissenschaft lieber dort gesicherte Erkenntnisse einbringen, wo diese tatsächlich etwas zur Verbesserung der Verhältnisse beitragen können.
 
 

Kommentar von Roland Bohnenkamp, verfaßt am 02.08.2022 um 09.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49518

POL-K: 220726-2-K Drei Dooring-Unfälle im Kölner Stadtgebiet fordern vier verletzte Radfahrende
[https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12415/5282064] Ohne Kommentar
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.07.2022 um 00.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49505

Wie schmeckt wohl ein »Wein für Genießer:innen«? Man mag es sich nicht vorstellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2022 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49489

Die Ausdifferenzierung von Regenbogenflaggen durch weitere Streifen und Punkte für weitere Interessengruppen (vom Bundesfamilienministerium aufgezogen) wird nie weit genug gehen. Wo bleiben die Sadisten und Masochisten, die doch immerhin schon eigene Arbeitsgruppen auf Kirchentagen hatten, ferner die sehr zahlreichen Fetischisten usw.? Haben sie etwa keinen Anspruch auf Sichtbarkeit und Pöstchen? Die Grünen können sich auf anderen Gebieten noch so viel Mühe geben – das ideologische Possenspiel wirft sie immer wieder zurück.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.07.2022 um 18.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49487

Klimaschützer [!] mag es freuen, für Urlauberinnen und Urlauberinnen ist es eine Katastrophe: Die Lufthansa stellt am Mittwoch in München und Frankfurt den Flugverkehr fast ein.

(spiegel.de, 26.7.22)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.07.2022 um 23.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49483

Sehr ausführlicher Artikel über Studien zur „geschlechtergerechte Sprache“
https://berliner-zeitung.de/open-source/streit-ums-gendern-nein-die-deutsche-sprache-diskriminiert-frauen-nicht-li.246245
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2022 um 16.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49479

Ja, "Tage" gibt’s! Der 27. Mai ist der Welttag des Purzelbaums.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.07.2022 um 08.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49478

Stadt Kiel twittert: »Heute ist der internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher*innen«
https://twitter.com/stadt_kiel/status/1550120197473767424
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2022 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49405

"Meeresforschende"... Die Max-Planck-Gesellschaft gendert mehr oder weniger konsequent, nur bei „Forscher“ ist sie unerbittlich: sie müssen stets zu „Forschenden“ werden.

Die Universitäten und Wissenschaftsgesellschaften wie diese haben sich zunächst der Rechtschreibreform und dann dem Gendern ergeben, ganz ohne Not, weil man das eben jetzt so macht. Verkorkste Texte, die man nie ohne Ärger lesen kann, sind die Folgen, aber was soll’s? Das macht alles die Pressestelle zusammen mit dem Gleichstellungsbüro, und den "Forschenden" ist es egal.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2022 um 07.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49397

Zu den hochgeschätzten Lebensweisheiten gehört auch:

Mädchen, die pfeifen, und Hühnern, die krähen, soll man beizeiten die Hälse umdrehen

Allerdings war ich etwas überrascht, diese Version im Internet zu finden und nicht die mir allein bekannte, auch im Sinne der Gleichstellung sinnvollere:

Mädchen, die pfeifen, und Jungen, die nähen, soll man beizeiten die Hälse umdrehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.07.2022 um 23.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49394

Zweimal dasselbe
im Mannheimer Morgen, 9.7.22, S. 35 (Hervorhebungen von mir):

Um den Käuferinnen und Käufern zumindest das Gefühl zu geben, etwas zur vermeintlichen Sparwirkung beitragen zu können oder zu müssen, wenden die Betrüger bei den Steckern drei Tricks an.
[...]
Vielleicht hofften die Betrüger, dass die Käuferinnen und Käufer ihnen wegen des Ablenkungsmanövers nicht so schnell auf die Schliche kommen [...]
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.07.2022 um 10.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49380

Twitter-Thread zum Gendern im Lehramtsstudium. Es herrschen inoffizielle Standards:
https://twitter.com/stefanolix/status/1543981894462840836
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2022 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49377

Wer behauptet, es sei eine biologische Tatsache, daß es nur zwei Geschlechter gibt, wird wegen Verstoßes gegen das Diversitätsgebot zu einer Haftstrafe nicht unter zwei Jahren verurteilt. Zugleich werden ihm auf fünf Jahre befristet die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2022 um 19.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49376

Auf die Seite des österreichischen Kultusministeriums bin ich übrigens gestoßen, weil dort auch – erwartungsgemäß – vor Kinderliedern gewarnt wird, die solche Schrecknisse wie "Dickmadam" und "nudeldicke Dirn" enthalten. Und das wiederum kam daher, daß ich gerade die nudeldicke jüngste Enkelin auf dem Knie habe reiten lassen. Sie versteht noch keine Wörter, sonst wäre sie jetzt fürs Leben traumatisiert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.07.2022 um 19.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49375

Freie Presse, Annaberger Zeitung, 4.7.22, S. 8 (Hervorhebungen von mir):

Bartgeier Dagmar hebt zu erstem Rundflug ab

Auf zum Jungfernflug im Nationalpark
Berchtesgaden: 23 Tage nach seiner Auswilderung ist das Weibchen Dagmar am Samstag erstmals abgehoben, wie der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Nationalpark mitteilten. Dagmar war gemeinsam mit dem zweiten Jungtier Recka am 9. Juni von LBV-Mitarbeitern und Rangern zu einer Felsnische gebracht worden. Dort unternahmen die drei Monate alten Bartgeier seither Flugübungen. Laut LBV hat der Vogel jetzt „sehr elegant“ ihren ersten Flug unternommen, der sie 300 Meter weit zu einer Futterstelle führte. Das Bild zeigt Dagmar kurz vor der Auswilderung. [...]

Ist das nun ein Gender-Unfall oder nur eine Verwechslung der Zahl der "Bartgeierinnen"?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.07.2022 um 19.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49374

Ich habe mich vor wenigen Tagen als bis dahin über viele Jahrzehnte treuer Hörer vom DLF mit einer E-Mail verabschiedet. Ich werde ihn nicht mehr einschalten. Ich habe vor allem den mir unerträglichen "Gender-Schluckauf" als Begründung angegeben.
Der DLF-Hörerservice antwortete:

[...] Es gibt bei Deutschlandradio keine "Richtlinien" zur Verwendung geschlechtergerechter Sprache, sondern seit 2018 eine Handreichung mit Empfehlungen und praktischen Tipps. Darin werden Möglichkeiten für gendersensible Formulierungen aufgezeigt. Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen diese Handreichung. Manche entwickeln sie weiter, auch hörbar, zum Beispiel durch den sogenannten glottalen Plosiv (Gender Gap). Andere bevorzugen das generische Maskulinum: Die Diskussion, wie gendersensible Sprache aussehen kann, ist wie bei den meisten Medienunternehmen auch bei uns im Haus noch im Fluss. In den Nachrichtensendungen der Deutschlandradio-Programme wird der Gender Gap aktuell nicht verwendet.

Die Handreichung "Geschlechtergerechte Sprache" ist auf den Deutschlandradio-Transparenzseiten verfügbar:
https://www.deutschlandradio.de/index.media.88a3b3350e3d0b3f5d2173f69cd3f753

Sie sagen nicht, warum Formulierungen überhaupt gendersensibel sein müssen. In dieser E-Mail klingt es, als sei das generische Maskulinum gleichberechtigt. In der "Handreichung" heißt es aber, es gebe "zahlreiche Alternativen zum sogenannten generischen Maskulinum, der sprachlichen Einengung auf die männliche Form".

Das generische Maskulinum ist also ein "sogenanntes", es ist eine Einengung, zwischen Genus und Sexus wird nicht unterschieden. Na ja, das Übliche.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2022 um 18.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49373

Das österreichische Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur empfiehlt:

Pädagoginnen und Pädagogen verwenden die zahlreichen Möglichkeiten, geschlechtergerecht zu formulieren, indem sie (...) auf Kongruenz achten: „Die Gemeinde Wien ist die größte Trägerin von Kindertagesheimen; die Schule als Arbeitgeberin.“
(https://pubshop.bmbwf.gv.at/index.php?rex_media_type=pubshop_download&rex_media_file=184_leitfaden_bakip_09_15545.pdf)

Aber die Gemeinde und die Schule haben doch gar kein Geschlecht!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2022 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49372

Der Deutschlandfunk in unserem Küchenradio beschäftigt immer noch Sprecherinnen, die mitten im Wort Kotzgeräusche von sich geben. Wenn das Unternehmen mir gehörte, würde ich sie fristlos entlassen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 03.07.2022 um 22.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49371

Man wird ja mittlerweile regelmäßig getriggert: Ich dachte mir beinahe "Warum gendert der jetzt den Schloßhof?", als mir ein Freund vom Konzert im Schloßinnenhof berichtete.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.07.2022 um 19.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49370

Laut ZDF, heute-Sendung 19 Uhr, sind die "Teilnehmer innen" am CSD durch die Innenstadt gelaufen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2022 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49346

Ein schlechter Artikel von Timo Duile über Antisemitismus in Indonesien (SZ 30.6.22) wird zusätzlich entstellt durch penetrantes gemischtes Gendern. Der Höhepunkt ist „Kommunisten und Kommunisten“. Ich habe das Vorlesen abgebrochen, weil mein Publikum nicht durchgehalten hat.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 28.06.2022 um 17.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49340

https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/infodaf-2002-0606/html

PowerPoint und DaF. Mediengestützter Deutschunterricht an einer japanischen Universität

"[...] auffallend ist jedoch, wie oft und wie weitgehend sich die Teamarbeit als ein für alle gewinnbrin-
gender Prozeß erweist"

Augenreizung, aber Glück gehabt, hat nix mit Gender zu tun.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.06.2022 um 08.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49335

Vielleicht sollte man tatsächlich auch hier eine Quote einführen, im Namen der Geschlechtergerechtigkeit. Immerhin erhöht jeder eingebuchtete Mann indirekt die Sichtbarkeit von Frauen in der Öffentlichkeit, indem er selbst vorübergehend unsichtbar wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.06.2022 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49334

Fast 95 % der Häftlinge in deutschen Gefängnissen sind Männer. Wo bleibt der Aufschrei?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2022 um 03.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49305

Das 9-Euro-Ticket soll Reisende und Pendlerinnen entlasten. (ZEIT 21.6.22)
Das Robert Koch-Institut gibt die bundesweite Inzidenz derzeit mit 458,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Woche an. (Zeit 20.6.22)
Die ZEIT berichtet auch, daß „israelische Künstlerinnen“ an der documenta kaum teilnehmen.

Die ZEIT hatte schon immer die Absicht, die Deutschen zu bessern und zu belehren.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.06.2022 um 22.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49254

Ganz interessanter Text über eine angeblich nichtbinäre Person:
https://taz.de/Arbeitsgerichtsklage-nach-Jobabsage/!5857960/

Der Autor versucht nach Möglichkeit alle Pronomen zu vermeiden und wiederholt ständig den Namen. Allerdings geht er nicht soweit, Possessivartikel durch den Namen zu ersetzen. Stattdessen eine doch recht maskulin wirkende Sonderschreibung: Mathias Weidner hat den weitaus größten Teil seines* Berufslebens Genderfragen und der Gleichstellung gewidmet. So geht das den ganzen Text.

In den vielen Videos des ÖRR zu "Neopronomen" wird das Problem nie erörtert, man hört da nur die immer gleiche Formel: "Ich benutze gar keine Pronomen" (was bedeutet: "Ich möchte nicht, daß jemand mithilfe von Pronomen über mich spricht").

Das verfluchte generische Maskulinum kann der taz-Autor auch nicht umgehen:

Die Ostfalia-Hochschule hat einen* nicht-binären Bewerber für das Amt der Gleichstellungsbeauftragten abgelehnt, weil nur eine Frau in Frage komme.

Weidner will auch das Argument nicht gelten lassen, der Beauftragte müsse eine Frau sein, weil er sich mit Frauen-Netzwerken verbinden müsse.


 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.06.2022 um 01.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49245

Interessante Einblicke in die Gedankenwelt eines SPIEGEL-Redakteurs:

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Thema Gendersprache auch beim SPIEGEL viele Leute bewegt . Wir haben uns nach einigem Hin und Her dafür entschieden, das generische Maskulinum (»Forscher«) falls möglich durch Doppelnennungen (»Forscherinnen und Forscher«), geschlechtsneutrale Begriffe (»Forschende«) oder auch »kluge Umschreibungen« zu ersetzen. So steht es in Kapitel 2.6.1 unserer Redaktionsstandards; ein Beispiel für eine kluge Umschreibung von »Forscher« denken Sie sich bitte selbst aus. Anders als bei Audi verzichten wir auf Genderzeichen, Ausnahmen bestätigen die Regel. In einer persönlichen Kolumne dürfte ich »Forscher*innen« schreiben, in einem Nachrichtentext nicht.
Auf diese Weise ist es uns gelungen, einen Minimalkonsens zwischen den harten Pro- und Kontra-Genderfraktionen herzustellen dergestalt, dass beide Seiten den Kompromiss irgendwie blöd finden.

(https://www.spiegel.de/politik/deutschland/news-des-tages-inflation-papst-franziskus-gendersprache-a-785c0a38-353b-458a-95b5-3bffeaaa8122)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.06.2022 um 00.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49243

Noch zum Thema Gewöhnung: Man kann sich natürlich an alles gewöhnen, wenn damit gemeint ist, daß sich die Aufregung über Torheiten im Laufe der Zeit etwas legt und einer pragmatischen Resignation weicht. Aber Gewöhnung in diesem Sinne kann einen mutwillig herbeigeführten Verlust an Klarheit nicht wettmachen, zumal wenn der Kontext, der sonst zuverlässig für Eindeutigkeit sorgt, als Hilfsmittel ausfällt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.06.2022 um 15.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49241

Das in den Medien mittlerweile weitverbreitete Genderchaos ist für die Leser zwar eine Zumutung; das bunte Durcheinander der generischen Formen (Maskulinum, Paarformel, Verbalisierung) macht einen bei der Lektüre ganz kirre. Bis zu einem gewissen Grad hat man sich aber daran gewöhnt und korrigiert im Kopf automatisch zum Beispiel »Patientinnen und Patienten« zu »Patienten«, »Mitarbeitende« zu »Mitarbeiter«. Das fiktive generische Femininum setzt dem Ganzen allerdings die Krone auf. Wenn es innerhalb eines Textes wenigstens durchgängig benutzt würde! Dann hätte der Leser eine gewisse Chance, nach dem soundsovielten Satz zu erkennen, daß es sich wohl um eine trotzige Provokation handeln muß, die nicht ernst zu nehmen ist. Aber meist wird es ja nur ab und zu eingestreut, und dann ist der Effekt fatal. Man könnte ebensogut Teile von Sätzen schwärzen, um das Textverständnis künstlich zu erschweren.

So brachte die NZZ kürzlich einen Artikel über den Lehrermangel in der Schweiz (https://www.nzz.ch/schweiz/die-kantone-buhlen-um-lehrpersonen-hunderte-von-stellen-sind-offen-obwohl-der-job-so-beliebt-ist-wie-noch-nie-ld.1687842). Auch hier findet sich das übliche Durcheinander:

Schüler 3 x – Schülerinnen und Schüler 4 x
Lehrer 2 x – Lehrerinnen oder Lehrer 5 x – Lehrpersonen 7 x
Lehrermangel 6 x – Lehrpersonenmangel 1 x
Lehrerberuf 4 x – Lehrberuf 2 x
Quereinsteiger 4 x – Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger 1 x
usw.

Mittendrin dann aber, völlig unvermittelt, dies:

Die Zunahme der Absolventinnen ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die pädagogischen Hochschulen die Werbung für neue Studentinnen angesichts des sich abzeichnenden Lehrermangels in den letzten Jahren intensiviert haben.

Zuvor war noch allgemein von wachsendem Interesse an einem Pädagogikstudium gesprochen worden (Zahl der Studierenden, doppelt so viele Personen), und auch im nächsten Satz heißt es schon wieder: Ausbildung zum Lehrer und zur Lehrerin. Es ist also eher unwahrscheinlich, daß urplötzlich und ohne jegliche Überleitung in einem isolierten Satz auch noch schnell das Unterthema Verhältnis Mann/Frau abgehakt werden soll. Ganz auszuschließen ist es aber nicht.

Die Behauptung, daß die Bemühungen um eine »geschlechtergerechte Sprache« keine negativen Auswirkungen auf Textqualität und Textverständlichkeit hätten, läßt sich meines Erachtens nicht halten. Es ist auch nicht, wie oft behauptet wird, eine Frage der »Gewöhnung«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2022 um 05.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49239

In der Kleinstadt Dohna wünschten sich 30 Prozent der Wählerinnen eine Rechtsextreme als Bürgermeisterin. (SZ 14.6.22, Antonie Rietzschel)

Der Leser muß nach den Regel der deutschen Sprache annehmen, daß das Abstimmungsverhalten der weiblichen Wähler ermittelt wurde. Das ist jedoch nicht der Fall. Der Text enthält also eine absichtliche Unwahrheit, eine Lüge.

Die Zeitung sollte ihre Leser einmal fragen, ob sie damit einverstanden sind, pauschal als Leserinnen bezeichnet zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2022 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49238

Zu den Mißbrauchsberichten (jetzt Bistum Münster) erscheinen in den größeren Zeitungen durchweg Beitrage, die von "(sexuellem) Missbrauch" sprechen und nicht mehr von "sexualisierter Gewalt". Diese Mode könnte schon wieder vorbei sein. – Nur die zwangsfinanzierten Rundfunkanstalten bleiben bei "sexualisierter Gewalt", wie sie ja gegen den allgemeinen Sprachgebrauch (und den ihrer Interviewpartner) auch das Gendern durchhalten, soweit es geht. Sie führen ein Leben im Abseits, aber das macht ihnen nichts aus, weil sie ihre Kunden nicht brauchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2022 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49226

Unsere jüngste Enkelin ist noch ein "Säugling", womit sie erstens gegen ihren Willen auf das männliche Geschlecht festgelegt und zweitens durch "-ling" der Verachtung preisgegeben wird. Der süße Fratz! (Schon wieder maskulin!)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2022 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49208

Die Regulierung von Heiratsgesuchen liegt wohl noch in weiter Ferne, aber ich sehe eine viel näher liegende Maßnahme: Eltern haben zwar das Recht, ihre Kinder zu erziehen, sogar religiös zu indoktrinieren, aber was nicht angeht: die Vermittlung eines binären Verständnisses von Geschlecht. Ein Junge, der sich einbildet, nur ein Mädchen kommt für ihn in Betracht, gehört ins Heim, und die Elten müssen wegen Verstoß gegen das Kindeswohl bestraft werden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2022 um 09.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49205

Ist das Kürzel "(m/w/d)" bei Heiratssuchanzeigen noch nicht Pflicht?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.06.2022 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49203

Im Facebook teilt jemand jemand mit: „Ich würde mir wünschen, daß man gar keine Bezeichnungen mehr braucht.“ Erfreut dachte ich, es gehe um Geschlechtsidenditäten, mußte aber schon im nächsten Satz erkennen, daß Musikgattungen gemeint waren. Wir werden wohl noch unzählige woke Etikettierungen auswendiglernen müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2022 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49201

Die Zeitung kritisiert, daß bei den Rockkonzerten fast nur Männer auf der Bühne sind. Veranstaltungen, an denen fast nur Frauen teilnehmen, werden nie kritisiert.
Am Kötztinger Pfingstritt nehmen nur Männer teil. Das könnte man als Ausläufer der Papstkirche abhaken.
Der Quotenmensch als neue Lebensform.
„Binär“ könnte das neue Schimpfwort werden, was es in gewissen Kreisen schon ist. Die Aufforderung, es doch einfach mal mit dem eigenen Geschlecht auszuprobieren, haben wir schon gelesen. Viel läßt sich durch Erziehung erreichen, eine frühzeitige Gewöhnung an homosexuellen Sex ist vorstellbar. Mit Geschlechtergerechtigkeit wäre das nicht mehr zu begründen. Wer ist eigentlich so unzufrieden mit der Zweiteilung in Mann und Frau, die einer sehr großen Mehrheit immer noch zu genügen scheint?
Bei Kauf von Kinderbüchern sollte man genauer hinsehen. Es gibt schon einen gewissen Druck, die Personen nicht alle „binär“, sondern einen selbstverständlich besonders sympathischen Menschen als homosexuell einzuführen. Warum auch nicht? Nur, wie gesagt: man sollte sich informieren, denn vielleicht will man das für die eigenen Kinder und Enkel gar nicht. (Ist das noch erlaubt? Sind Sie etwa binär?) Die pädagogisch begründete Umkehr der „traditionellen Rollenklischees“ gibt es schon seit Jahrzehnten. Weder der Besucher eines Rockkonzerts noch der Buchkäufer haben das Recht, das zu genießen, was sie wollen und wofür sie bezahlen. Der allumfassende Erziehungsauftrag gebietet, sie eines Besseren zu belehren.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.06.2022 um 19.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49200

Zeugen gesucht!
Zur Geschichte des generischen Maskulinums im Deutschen
Ewa Trutkowski und Helmut Weiß


https://lingbuzz.net/lingbuzz/006520/current.pdf?_s=xsLVZGG78A1i0jou
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.06.2022 um 15.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49197

Der Instagram-Account der ZDF-Mediathek klärt Unwissende auf.
https://instagram.com/p/CeTtjX4K17V

Hast du noch ungeklärte Fragen zum Thema nicht-binäre Menschen?

Unwissenheit ist überhaupt nicht schlimm. Vor allem, wenn man selbst wenig Berührung mit einem Thema hat, kann man es nicht so einfach nachvollziehen.
Wir erklären euch hier ein paar Begriffe, damit sich drängende Fragen zu dem Thema nicht-binäre Menschen klären!


Wenn man meint, daß es nur zwei Geschlechter gibt, folgt daraus, daß Jungen keine Röcke tragen dürfen, und das ist schlecht für uns alle:
https://pbs.twimg.com/media/FUkV6GdWUAACSt_.jpg

Selbstverständlich müssen wir neue Pronomen und Namen verwenden:
https://pbs.twimg.com/media/FUkjnIDWIAAAzAr.jpg
https://pbs.twimg.com/media/FUkjpwjWUAInovw.jpg

Und "Nicht-Binäre" aktiv unterstützen:
https://pbs.twimg.com/media/FUkXdwxWUAAzuTb.jpg
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.06.2022 um 13.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49196

Mehrheitsfähigkeit des Themas Gendern

Manchmal wird argumentiert, dass eine Mehrheit der Menschen gendergerechte Sprache ablehne. Tatsächlich gibt es Menschen, die sich nicht begeistert äußern, wenn es um das Thema Gendern geht. Auch bestimmte politische Gruppen und Parteien unterstützen genderkritische Positionen.


https://fu-berlin.de/sites/diversity/antidiskriminierung/sprache/gender/mehrheitsfaehigkeit-gendern.html
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.05.2022 um 14.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49171

Wie originell!

Die gemeinsame Ausstellung des Belvedere Wien und des Van Gogh Museum in Amsterdam verfolgt die Spuren zurück zu Klimts künstlerischen Wegbereiterinnen und -begleitern.

(https://www.belvedere.at/klimt-inspired-van-gogh-rodin-matisse)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2022 um 14.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49166

Escherichia coli ist laut Duden Neutrum, laut Lexikon der Biologie Femininum, aber in jedem Fall der Erreger von Reisedurchfall usw.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.05.2022 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49142

Der heutige MM bringt auf S. 4 einen gut lesbaren Artikel, was damit zu tun hat, daß durchgehend das generische Maskulinum verwendet wird. Es geht um den Frauenanteil bei Polizisten in BW, der zu niedrig sei. Einige Zitate daraus:

Bei den Polizeibeamten im Land machen Frauen nicht einmal ein Drittel aus

Nicht einmal jeder dritte Polizeibeamte im Land ist weiblich.

In der Schutzpolizei waren zu Jahresbeginn 7143 Frauen tätig. Das sind 28,9 Prozent der 24747 Streifenbeamten.

Allerdings gibt es nur 4120 Kriminalbeamte, darunter 1230 Frauen.

Bei den Neueinstellungen sei inzwischen fast jeder zweite Anwärter eine Frau.

Im Zeitraum von 2016 bis 2021 wurden mehr als 9000 Nachwuchspolizisten eingestellt. Aktuell sind 46 Prozent der Neulinge Frauen

Als ein Beispiel führte er die Kita auf dem Gelände der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen an, die Plätze für Kinder von Hochschülern und Mitarbeitern freihält.

Es geht also doch, wenn man gelesen und verstanden werden will.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.05.2022 um 09.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49128

"Einfach mal ausprobieren." Nö.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.05.2022 um 09.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49127

Dazu passend eine vom Familienministerium NRW finanzierte Broschüre:

https://schlau.nrw/wp-content/uploads/2020/01/TransUndSchule_Brosch_2020_web.pdf

Ein paar Auszüge in diesem Thread:
https://twitter.com/wifeofanagp/status/1524711497888317440
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2022 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49123

Die meisten Menschen sind bisexuell, leben es aber nicht, sagt die deutsch-kanadische Autorin Julia Shaw. Sie empfiehlt: Einfach mal ausprobieren. (SZ Magazin, ähnlich zur gleichen Zeit in FAZ und anderen Medien, Bi ist zur Zeit der Renner)

Als Kinder waren wir alle polymorph-pervers, wie Freud es so nett ausdrückt. Das bleibt aber nirgendwo auf der Welt so. Die Menschheit pflanzt sich „heteronormativ“ fort.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2022 um 06.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49119

Wieviel reden wir im Laufe unsere Lebens? Manche schätzen eine halbe Milliarde Wörter, John L. Locke kommt auf 700 Millionen. Natürlich sind die Unterschiede riesig. Frauen reden doppelt soviel wie Männer. Ich bin eher schweigsam, habe aber beruflich eine ganze Menge geredet.

Neuerdings kommt hinzu, daß viele mehr lesen und schreiben als hören und reden. Soll man das hinzurechnen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.05.2022 um 23.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49115

Ich gehörte auch zu denen, die glaubten, Gendersprech hätte keinen Platz in der schönen Literatur. Aber dieser Liedtext hat mich eines besseren belehrt:

https://twitter.com/Hallaschka_HH/status/1521113433420222466
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.05.2022 um 21.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49114

Am Wahlabend sagt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst im WDR in einer Gesprächsrunde mit den Spitzenkandidaten, er werde »auf alle Demokratinnen und Demokraten hier am Tisch zugehen«. Am Tisch stehen außer ihm die männlichen Spitzenkandidaten der SPD, der FDP und der AfD, die Spitzenkandidatin der Grünen, ein Moderator und eine Moderatorin. Preisfrage: Mit welchen Demokratinnen wird Wüst Gespräche führen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.05.2022 um 00.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49102

Köstlich

Bei der Stadt Soest bilden unsere Verwaltungsfachangestelltinnen und Verwaltungsfachangestellten und Beamtinnen und Beamten im mittleren und gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst (Laufbahngruppe 1 und 2) das Rückgrat.

(https://www.karriere-soest.de/berufsfelder/verwaltungsberufe)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2022 um 06.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49101

Das erste Foto vom Schwarzen Loch in der Mitte unserer Galaxie wurde natürlich von „Forscherinnen und Forschern“ präsentiert, aber dann geht es im langen Bericht der SZ ganz manierlich weiter. Was der hypothetische „Beobachter“ sehen und der hypothetische „Raumfahrer“ erleben würde, die zu didaktischen Zwecken gern eingeführt werden, bleibt im generischen Maskulinum, also geschlechtslos. Welches Geschlecht sollte ein hypothetischer Mensch auch haben?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 11.05.2022 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49091

Gerade hörte ich Markus Feldenkirchen, wie er in seinem "Spitzengespräch" die von Svenja Flaßpöhler erwähnte mögliche Generalmobilmachung in Rußland für die Zuschauer zu erläutern versuchte. Er begann zu sagen "alle männlichen Russinnen und Russen". Nach "Russinnen" korrigierte er sich: "… äh, Russen".

Dabei hatte er, intelligent wie er ist, eigentlich keinen Fehler gemacht. Nach "alle männlichen" kann es nicht mit "Russen" weitergehen, weil die sowieso nach Gender-Logik männlich sind. Es muß eine Gruppe folgen, die Männer und Frauen umfaßt, also: "alle männlichen Russinnen und Russen". Oder doch nicht? Die Lösung: Er hätte schon vermeiden müssen, "männlichen" zu sagen. Das ist natürlich schwierig, wenn man genau dieses Wort verwenden will.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2022 um 03.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49086

Die neue DGB-Chefin hat erwartungsgemäß die Frauenpolitik zu ihrem Hauptthema erklärt. Ein sicherer Weg zum weiteren Niedergang. Es gibt viele Beispiele (etwa die Demokraten in den USA), aus denen man lernen könnte. Gendern, Political correctness und anderes "Gedöns" schrecken eher ab. Dazu kann man stehen, wie man will, es ist einfach so. Unsere Grünen haben die Lektion schon verstanden, jedenfalls an der Spitze, weniger in der Grünen Jugend.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.05.2022 um 21.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49085

Es holpert immer gewaltig bei den Sprechern im Fernsehen. Die ARD-Korrespondentin in Moskau, Ina Ruck, erwähnte heute im "Brennpunkt" des Ersten zweimal dieselben zwei Akteure des russischen Fernsehens:

"zwei Mitarbeiter [...], ein Redakteur, eine Redakteurin"

"Und was den beiden Journalistinnen und Journalisten, also den beiden, dem Mann und der Frau, passieren wird, werden wir jetzt sehen."

Ohne Gendern wäre diese Stolperei nicht passiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2022 um 18.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49083

Heute, gestern und immer wieder lese ich in der Zeitung Beiträge, die mit den "Ärztinnen und Ärzten" o. ä. anfangen und dann ins generische Maskulinum wechseln, wie es im Deutschen üblich ist. Dazwischen längere Artikel, die das hinreichend beschriebene Chaos praktizieren, als ob es eine Sprache geben könnte, die nach tausend Jahren immer noch nicht weiß, wie sie mit der Kategorie Genus umgehen soll. Was für ein Stumpfsinn muß in den Redaktionen herrschen!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.05.2022 um 17.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49082

Wobei der Duden aber nicht recht hat, wenn er den Kreis der Wähler auf den männlichen Teil der Bevölkerung reduziert (»männliche Person, die [...]«). Er widerlegt sich mit den zahlreichen angeführten Beispielen auch gleich selbst, denn in keinem einzigen Fall dürften nur Männer gemeint sein:

die Wähler haben entschieden
die Wähler für sich gewinnen
die Mehrheit der Wähler
um die Gunst der Wähler kämpfen, werben

die Wähler dieser Partei
sie bedankte sich bei ihren Wählern für das Vertrauen

Der ergänzende Standardhinweis, in »bestimmten Situationen« werde die maskuline Form gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen, macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil, wenn sechs von sechs Beispielen die generische Verwendung belegen, kann mit der Bedeutungsangabe etwas nicht stimmen. Die Behauptung »Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere. Deswegen wird seit einiger Zeit über sprachliche Alternativen diskutiert« grenzt schon an eine Frechheit. Man würde sich von Duden ein wenig mehr Redlichkeit wünschen. Die meisten Befürworter des Genderns schieben längst nicht mehr diese fadenscheinige Begründung vor, warum begibt sich die Dudenredaktion auf dieses Niveau?

Wenn Uneindeutigkeit im Sinne möglicher Mißverständnisse das Problem wäre, würde ich sofort mithelfen bei der Suche nach Alternativen zum generischen Maskulinum. Aber Mißverständnisse kamen und kommen so gut wie nie vor. Entweder das Geschlecht der Handelnden ist unerheblich, dann ist die Uneindeutigkeit gerade erwünscht und der klassische Anwendungsfall des generischen Maskulinums gegeben, oder es ist sehr wohl erheblich, dann aber wird die generische Form überhaupt nicht benutzt und werden die zur Verfügung stehenden Differenzierungsmittel eingesetzt. Grund für die Diskussion über sprachliche Alternativen ist einzig und allein das verbissene Bestehen auf »Sichtbarmachung« des Geschlechts in dem, was wir sagen und schreiben, und zwar gerade immer dann, wenn es nichts zu »sehen« gibt. Entweder die Redaktion hat die Diskussion jahrelang nicht verfolgt, oder sie streut den Leuten bewußt Sand in die Augen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2022 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49080

Die Zeitung spricht von "Wählenden", auch wo sie Wähler meint. Wähler sind, wie der Duden ganz richtig sagt, sowohl die Wahlberechtigten als auch die tatsächlich ihre Stimme Abgebenden. Die Wählenden sind also eine Teilmenge der Wähler.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.05.2022 um 09.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49066

Darum ist funk so inkompetent:
https://pbs.twimg.com/media/FR-jJSpX0AA7CPL.jpg
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.05.2022 um 14.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49055

Sosehr sich die Gegner des generischen Maskulinums auch abstrampeln, sie kommen einfach nicht ohne es aus und liefern mit jedem der unzähligen Texte, die sie tagtäglich produzieren, den Beweis, daß es bestens funktioniert. Ein willkürliches Beispiel von heute (https://www.spiegel.de/wirtschaft/start-ups-in-deutschland-gruender-kaempfen-mit-rassistischen-erfahrungen-a-7b1c0c1c-f0a2-4b34-b789-c4b8cc341414):

Gründer (Pl.) [in der Überschrift!]
Unternehmern [im Anreißer!]

Unternehmer (Pl.)
Unternehmern und Unternehmerinnen
jeder Dritte
Investoren
Vermietern
Kooperationspartnern
Gründer (Pl.)
Gründerinnen und Gründer
Unternehmer und Unternehmerinnen
Gründer (Pl.)
Unternehmer und Unternehmerinnen
Akademikeranteil
Gründer (Pl.)

Der Autor ist offenbar – wie die allermeisten – darum bemüht, nicht völlig abzudriften und den Großteil seiner Leser nicht ohne Not zu verprellen. Er scheint auch Wortbildungen wie »Unternehmende« oder »Gründende« zu scheuen, die immerhin denkbar sind und nicht dämlicher wären als die »Anfangenden« und die »Politikmachenden« (eben in einer Studienordnung gelesen bzw. gestern irgendwo gehört).

Grammatisch auch noch interessant:
»Unter den jungen Unternehmern und Unternehmerinnen, die im Ausland geboren wurden, hat jeder Dritte im Zuge der Gründung rassistische Erfahrungen gemacht.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2022 um 08.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49027

In Berlin wird die Klage einer Frau verhandelt, die des Schwimmbades verwiesen wurde, weil sie barbusig in der Sonne gelegen und damit gegen die Bekleidungsordnung verstoßen hatte. Sie wird wohl recht bekommen. Trotzdem ist die Berufung auf die Gleichstellung mit den Männern nicht stichhaltig. Evolutionär haben sich die weiblichen Brüste als sekundäre Geschlechtsmerkmale, also als Zeichen, entwickelt; vergleichbare Primaten haben keine, sie sind physiologisch überflüssig. Der Oberkörper des Mannes ist unbeträchtlich; auch die schönsten Muskelpakete sind nur Symptome, nicht zeichenhaft, und die Natur hat den Aufwand gescheut, auch die Brustwarzen noch wegzuretuschieren.
Außerdem ist die Gleichstellungspolitik nicht hinreichend, um zu begründen, warum es überhaupt Bekleidungsvorschriften im öffentlichen Raum gibt. FKK in der S-Bahn – wer findet dagegen ein Argument? Ein neuer rechtspolitischer Gesichtspunkt ist allerdings die vorauseilende Rücksichtnahme auf die Gefühle der Muslime bzw. die Furcht vor deren Reaktionen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2022 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49026

Die Folgen des Genderns für die bekannte Haplologie sind ein interessanter Hinweis. Die Gender*innen empfehlen: "Person auf Wanderung, kommst du nach Sparta..."

Abgesehen vom Sprachlichen: Um den Gender pay gap zu belegen, vergleicht das Ministerium die Durchschnittsvergütung von Azubis im Zimmererberuf (wo es fast nur Männer gibt), mit dem Durchschnitt bei Augenoptikern, einem typischen Frauenberuf. Leser, die bis drei zählen können, haben den Betrug durchschaut: es ist eine Folge der Berufswahl, nicht des Geschlechts. (In diesem Fall geht es allerdings darum, mehr Frauen für typische Männerberufe zu gewinnen, wo sie dann auch mehr verdienen würden. Aber die Milchverkaufspersonenrechnung ist immer wie gleiche. – Eine andere Konsequenz wäre, manche typischen Frauenberufe besser zu bezahlen. Es bleibt aber die Frage: Warum zieht es Frauen in schlecht bezahlte Berufe? Sie wissen doch, was sie erwartet.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.04.2022 um 02.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49024

Zimmer*in

https://twitter.com/BMAS_Bund/status/1519549785065283585

BMAS = Bundesministerium für Arbeit und Soziales
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.04.2022 um 10.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49022

Man kann es natürlich irgendwie auf völlig geschlechtslos und neutral hintrimmen. Fragt sich nur, was dann aus dem Stil wird:

"Alle auf ihr Leben Zurückblickenden und ihre Dankesschuld gegenüber ihren Eltern Erkennenden werden ihre Familie ..."
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.04.2022 um 08.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49021

Für die siebte Stelle haben die Genderleitfäden ja schon eine Lösung, da soll man das böse Wort einfach weglassen ...
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 28.04.2022 um 06.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49020

Die Frage, wo das scheinbar elegante Jeder-und-jede hinführt, wenn man es durchzieht (und damit zwangsläufig auf alle folgenden Pronomen anwendet), wird viel zu wenig gestellt.
Man betrachte den Satzanfang:

"Jeder, der auf sein Leben zurückblickt, und dem klar wird, was er seinen Eltern zu verdanken hat, der wird seine Familie ..."

Ersetzt man "Jeder" durch "Jeder und jede", dann hat man ja auf einen Schlag sieben Stellen mitzuändern. Der Satz lautet dann konsequenterweise so:

"Jeder und jede, der/die auf sein/ihr Leben zurückblickt, und dem/der klar wird, was er/sie seinen/ihren Eltern zu verdanken hat, der/die wird seine/ihre Familie ..."

Oder wenn man es nach dem Vorbild der Neusser Ratsverordnung macht:

"Jeder und jede, der*die auf sein*ihr Leben zurückblickt, und dem*der klar wird, was er*sie seinen*ihren Eltern zu verdanken hat, der*die wird seine*ihre Familie ..."

Fabian Payr hat diesem Punkt in seinem Gendersprachen-Buch ein Kapitel gewidmet, es ist übertitelt "Die Schrecken der Konsequenz".

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2022 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49019

Genau richtig beschrieben. Aber in den feministischen Zirkel versuchen unsere Erzieher uns alle einzubeziehen. Die sprachlichen Formen signalisieren, ob wir schon drin sind oder nicht. Geßlerhütchen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.04.2022 um 01.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49018

»Ich bitte jeden und jede, jetzt schon einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten«, ließ sich neulich unser Wirtschaftsminister vernehmen. Jeden und jede? Man glaubt hier das Muster »Lehrer und Lehrerinnen« zu erkennen, aber der Fall liegt meines Erachtens etwas anders. »Jeder« steht nie nur für Männer, sondern bezeichnet immer alle, egal welchen Geschlechts sie sind, welche Geschlechtsidentität sie empfinden usw. usf. Der Satz »Jeder hat wohl schon mal Hodenschmerzen gehabt« ergibt im Deutschen schlicht keinen Sinn. Gleichzeitig ist »jede« zur Bezeichnung von Frauen völlig unüblich, außer vielleicht in den sehr überschaubaren feministischen Zirkeln. »Fast jede ist in ihrem Leben schon mal von einem Mann sexuell belästigt worden« – schon recht, aber würde man hier in normalem Deutsch nicht immer »jede Frau« sagen?

»Jeder und jede« ist demnach nicht, wie man meinen könnte, eine Erweiterung von »jeder« um »jede«, sondern Ergebnis einer gleich doppelten Mißachtung des normalen Sprachgebrauchs. Wahrscheinlich eignet es sich gerade deshalb so gut als Erkennungszeichen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.04.2022 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#49014

Mehrere Medien berichten über Äußerungen Kubickis zur Ausstattung der Altkanzlerbüros im Bundestag. Der Wortlaut ist überall fast derselbe und basiert natürlich auf einer Agenturmeldung. In einem Punkt aber beweist der SPIEGEL wieder einmal, daß er schlauer ist als die Konkurrenz, in dem Fall sogar schlauer als die FR. Er hält es für sinnvoll, von »Altkanzlerinnen und Altkanzlern« und »ehemaligen Kanzlerinnen und Kanzlern« zu sprechen. Man soll beim Lesen darüber stolpern und tut es auch. Ob wohl auch Journalisten, die so schreiben, gelegentlich ahnen, wie ineffektiv diese Borniertheit ist? Die anderen Bornierten sind ja längst im Boot, und das große Publikum mag es nicht, pausenlos belehrt zu werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.04.2022 um 22.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48997

Wir brauchen noch einen Tag der Sichtbarkeit von Littles.
https://youtube.com/watch?v=DnhpLDKX-s4
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 24.04.2022 um 16.28 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48996

"Mit Marine Le Pen und Emmanuel Macron stehen sehr unterschiedliche Kandidaten zur Wahl – einer wird ins Élysée einziehen."
Erstaunlich, das so auf SPON zu lesen.
Oder ist Le Pen dem Spiegel so unsympathisch, daß ihr die Geschlechtergerechtigkeit versagt werden darf?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2022 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48993

Es ist immer der gleiche Widerspruch: Die Gleichstellung, die am Anfang der Menschenrechte stand, widerspricht der Identitätspolitik. Statt alle möglichen Unterschiede bei jeder Gelegenheit hervorzuheben (wie in der „Charta der Vielfalt“ gefordert und auch am „Tag der lesbischen Sichtbarkeit“ und zuvor schon am „Tag der trans*Sichtbarkeit“ gefeiert), könnte man auch die Gleichheit hervorheben und einen Tag der Unsichtbarkeit begehen. Aber „Farbenblindheit“ ist zur Zeit nicht gefragt, weiß und schwarz (bzw. Schwarz) sind auf ewig getrennt, and never the twain shall meet! Und so auch alle anderen. Die Gruppen werden immer kleiner, am Ende steht jeder für sich allein, unverstanden und sogar sich selbst ein Rätsel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2022 um 12.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48986

Zu Lesbe vermerkt der Duden:
"umgangssprachlich und Eigenbezeichnung"

Indem das Familienministerium sich diesen Sprachgebrauch anstelle des amtlichen zu eigen macht, legt es ein Bekenntnis ab. Es ist auch ein Signal dafür, daß die Ideologie beim Marsch durch die Institutionen eine weitere Bastion erobert hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2022 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48983

Durch die einschlägige Literatur zieht sich ein Bedauern, daß weibliche Homosexualität entweder gar nicht oder bei weitem nicht so stark wie männliche verfolgt worden ist. Der Opferstatus dieser Minderheit läßt sich nur mit einer vagen Diskriminierung begründen. Das Ministerium dafür zu gewinnen ist ein beachtlicher Erfolg.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.04.2022 um 21.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48982

»Als Frauen und als homosexuelle Menschen gehören Lesben gleich zwei Gruppen an, die von Diskriminierung und Gewalt betroffen sind und die in der Gesellschaft oft "übersehen" werden.«

Wie wärs mit einem "Tag der behinderten dunkelhäutigen Lesben"? Die gehören gleich vier diskriminierten Gruppen an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2022 um 19.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48981

Das Bundesfamilienministerium widmet sich jetzt der drängenden Aufgabe, "Lesben sichtbarer zu machen":

https://www.regenbogenportal.de/aktuelles/welttage-kalender/26-04-tag-der-lesbischen-sichtbarkeit

Endlich! Die sexuellen Vorlieben gehören in die Öffentlichkeit und in staatliche Hände. Das gilt natürlich auch für andere als Lesben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.04.2022 um 12.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48972

Hier eine bessere Quelle:
https://ordentliche-gerichtsbarkeit.hessen.de/pressemitteilungen/berufung-der-vertriebstochter-des-gr%C3%B6%C3%9Ften-deutschen-eisenbahnkonzerns-gegen
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.04.2022 um 12.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48971

Es gab gerade ein Berufungsurteil zur Ansprache "nichtbinärer" Personen. Allerdings geht es da wohl um Formulare oder Automaten.

https://mannschaft.com/urteil-deutsche-bahn-muss-nicht-binaere-person-korrekt-ansprechen
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2022 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48965

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38313

Dazu ein Beispiel:

“I don’t, fathead,” said Lord Peter, with the easy politeness of the real aristocracy. (Wimsey zu seinem besten Freund; Dorothy Sayers: Whose body?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2022 um 03.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48964

Da ist was dran. Wir haben übrigens Talebs "Black Swan" gelesen, weil er ja in aller Munde war. Ich hatte aber die ganze Zeit ein mulmiges Gefühl, weil ich nicht wußte, ob ich Tiefsinn, Scharfsinn oder Unsinn las. Vor allem wußte ich nicht, wie man aus den Thesen zu Handlungsanleitungen kommen soll. Das betrifft aber nicht die Statistik selbst, wo die angegriffenen Profis sich ja auch reichlich gewehrt haben.

Es wird ja immer wieder mal jemand zum wichtigsten Intellektuellen der Welt hochgejubelt (Chomsky, Pinker...).
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.04.2022 um 17.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48962

"Jene 99,5 Prozent des Publikums, die sich mit »Damen und Herren« höflich und angemessen angesprochen fühlen, werden schon nicht auf die Barrikaden gehen."

https://medium.com/incerto/the-most-intolerant-wins-the-dictatorship-of-the-small-minority-3f1f83ce4e15
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.04.2022 um 17.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48961

Gestern abend im Fernsehen: "Manche mögens heiß" (1959). Natürlich immer noch durch und durch sexistisch, Osgood Fielding III. hat sogar wieder "ein Rasseweib" gesagt. Mehrfach. Heute abend läuft "Der Partyschreck" von Blake Edwards (1967). Den Film kann ich nicht empfehlen, will aber meine Fernsehzeitung loben. Sie zeigt sich nicht etwa empört darüber, daß Peter Sellers darin mit braungeschminktem Gesicht als stereotyp freundlicher, unbeholfener Inder auftritt, sondern merkt an, der Film sei damals in Indien sehr beliebt gewesen, die spätere Premierministerin Indira Gandhi habe sich sogar als Fan geoutet.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.04.2022 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48960

Tja, solche »empathischen« Maßnahmen kosten nichts und lassen sich heutzutage ohne große Umstände durchsetzen. Jene 99,5 Prozent des Publikums, die sich mit »Damen und Herren« höflich und angemessen angesprochen fühlen, werden schon nicht auf die Barrikaden gehen.

Der Verzicht auf die persönliche Anrede hat noch weitere Vorzüge, die in der öffentlichen Diskussion kaum Beachtung finden. So macht er endlich auch Schluß mit der Diskriminierung der – gar nicht so kleinen – Gruppe der Antiadressisten, die jegliche Form unmittelbarer Ansprache als übergriffig ablehnt. Vergessen wir auch nicht die Blinden und Sehbehinderten, die den Fernseher natürlich genauso einschalten wie alle anderen, sich aber mit »Zuschauer«, »Zuschauerinnen und Zuschauer«, »ZuschauerInnen», »Zuschauer*/:/_/.innen« oder »Zuschauende« ausgegrenzt fühlen. Ach, tun sie gar nicht? Egal, dann müssen ihre Beschützer ihnen einfach mal in Ruhe erklären, warum ihnen dieses Sich-nicht-ausgegrenzt-Fühlen aus übergeordneten Gründen nicht zusteht.

Das krampfhafte Bemühen, eine angebliche Höflichkeitslücke gegenüber einer verschwindend kleinen Minderheit zu beseitigen, rechtfertigt aus Sicht der besserwissenden Erzieher, der auf der Welle mitreitenden Firmen und Funktionäre und der verunsicherten Mitläufer die Abschaffung der Höflichkeit in Gänze. Ein merkwürdiges Verständnis von Etikette ist das. Wir alle haben als Kinder gelernt, daß man in einem Zugabteil nicht einfach so das Fenster aufreißt, ohne die Mitreisenden vorher zu fragen. Vielleicht bekommt jemandem die Zugluft nicht usw. Das war und ist noch immer sinnvoll, so wie es ein Gebot der Höflichkeit ist, einen Menschen, der nicht als Mann oder Frau angesprochen werden möchte, zu fragen, welche Anrede statt dessen gewählt werden soll. Aber wenn im Hochsommer in einem mit 400 Personen besetzten ICE die Raumtemperatur durch Einschalten der Klimaanlage von 38 auf 26 Grad gesenkt werden kann, dann sollte der Schaffner doch bitte zur Tat schreiten, auch wenn vielleicht 2 Fahrgäste an Bord sind, die die Hitze eigentlich ganz prima finden. Der Traum von einer Etikette, die ohne Verhältnismäßigkeit auskommt, wird unerfüllt bleiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2022 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48959

Man verzichtet also gleich ganz auf die persönliche Anrede, so groß ist die selbstgeschaffene Verlegenheit. Manche würden wohl gern sagen „liebe Menschen“. Allerdings ist Mensch maskulin.

Die Lufthansa will in Zukunft auf die Begrüßungsfloskel »Sehr geehrte Damen und Herren« verzichten, wenn sie Gäste an Bord begrüßt. Das ist nur ein kleiner, überfälliger Schritt von vielen kleinen, überfälligen Schritten, die Unternehmen machen, um ein bisschen inklusiver zu sein – und ein bisschen Werbung zu machen. Das weiß ich. Und trotzdem hinterlässt es mich merkwürdig melancholisch. So schnell klingt man wie Harald Martenstein. (Franziska Bulban SPON 14.7.21; Redakteurin, Studium der Theaterwissenschaft)

Das inklusive Exkludieren führt sich selbst ad absurdum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2022 um 17.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48952

Wer bisher glaubte, mit "Damen und Herren" könne es sein Bewenden haben, wird umdenken müssen. Wie ich lese, ist die Formel zu Beginn der Tagesschau jetzt weggelassen, denn es gibt ja auch Diverse. Sehr aufmerksam! Aber letzten Endes könnte es auch das Ende von Binnen-I und *innen einleiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2022 um 18.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48933

Bei Fischer sind vier Bände einer Vortragsreihe erschienen, die das „Forum für Verantwortung“ in der Europäischen Akademie Otzenhausen abgehalten hat. Die Beiträge sind von mehr als 60 Männern und 3 Frauen (von denen eine noch nachträglich aufgenommen worden ist). Das ist doch merkwürdig – gerade weil es Buchbindersynthesen zu sehr allgemeinen Themen sind. Ich bin ja nicht für Proporz, aber die akademische Welt sah auch damals schon anders aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2022 um 04.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48918

Früher gab es unter Pädagogen den Schnack: "Jede Stunde eine Deutschstunde." Heute ist jede Stunde eine Stunde Sexualkunde, und dank Ministerin Faeser (das ist die mit den Regenbogenflaggen) wird bald jede Behörde eine Gleichstellungsbehörde sein.

Die sexuellen Vorlieben der Bürger müssen endlich Chefsache werden! (Die "Charta der Vielfalt" war immerhin ein Anfang.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2022 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48905

Zum vorigen: Josef Kraus kommentiert das auf seine höhnische, aber nicht besonders tiefschürfende Art. Es lohnt nicht, darauf einzugehen, aber eins will ich doch zitieren: "Redepult statt Rednerpult! (Wie wenn ein Pult reden könne!)" Die Sprachkritik springt wieder mal zu kurz. Auch eine Wahlurne oder eine Wählscheibe können nicht wählen. Die Wortbildung gibt eine solche Pointe nicht her.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2022 um 03.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48869

Die Katholische junge Gemeinde will jetzt Gott+ schreiben, um der Vorstellung vom alten Mann mit Rauschebart entgegenzuwirken. Warum schließt man sich nicht einfach der "Bibel in gerechter Sprache" an? Über die Aussprache wird noch diskutiert.

Die Kritiker des Christentums können sich zurücklehnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2022 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48741

Die Klausel "im Wesentlichen" öffnet die Tür für den Verstoß gegen das Grundgesetz.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 19.03.2022 um 20.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48740

18.03.22

"Am Zentrum für Informationstechnologie und Medienmanagement (ZIM) der Universität Passau ist im Rahmen des Forschungsprojektes DeepWrite eine Stelle als

Wissenschaftliche Mitarbeiterin / Wissenschaftlicher Mitarbeiter (w/m/d)

zu 100 Prozent zu besetzen"

Für die mit divers bezeichneten Menschen gibt es noch keine sinnvolle eigenständige Variante. Wären mehrere Stellen zu besetzen, wäre immerhin "Mitarbeitende" möglich, im Singular geht es nicht.
Die Option "d" wirkt so nur pflichtschuldigst eingefügt. Ohnehin scheinen andere Gruppen mehr Chancen zu haben:

"Die Universität Passau hat sich zum Ziel gesetzt, ihren Anteil von Frauen in Forschung und Lehre zu erhöhen, und fordert Frauen nachdrücklich zur Bewerbung auf. Die Stelle ist für die Besetzung mit schwerbehinderten Menschen geeignet. Diese haben bei der Einstellung Vorrang vor gesetzlich nicht bevorrechtigten Personen bei im Wesentlichen gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung."
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.03.2022 um 21.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48711

Der arme Dolmetscher kann ja nichts dafür, er meinte halt, feministisch nachwürzen zu müssen. Aber das Ergebnis ist doch unfreiwillig komisch: Journalistnn und Journalistn. Am besten die Wiedergabegeschwindigkeit auf 0,5 setzen (für Genießer: 0,25).
https://youtu.be/fAcLDnp65wU?t=1282
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.03.2022 um 10.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48708

Wohl nach einer dpa-Meldung schreiben heute verschiedene Zeitungen: »Selenski drohte Statthalterin Daniltschenko mit dem Tod. Örtliche Medien bezeichneten die Abgeordnete am Sonntag in Anlehnung an die SS-Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg als „Gauleiterin im Rock“.«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2022 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48704

Der Aktenvermerk „Bitte noch gendern“ (und dann „imprimatur!“) gefällt mir ausnehmend gut, weil er blitzartig eine gern verschwiegene Wahrheit enthüllt: Der Text ist eigentlich in Ordnung, es fehlt nur noch eine Geste der Unterwerfung unter einen vermeinten Zwang. So wurden wissenschaftliche Texte in der DDR früher wenigstens im Vorwort mit einem Schnörkel verziert, der die Erlösungstat von Marx und Lenin pries. So wurde das Imprimatur gesichert. Wer übt aber die stille Zensur aus, die unerbittlicher als jede offene wirkt? Eine Tyrannei des Vermeintlichen, an der sich die Charaktere scheiden. Ministerin Spiegel sagt von sich selbst, daß sie durch den Feminismus zu ihrer politischen Laufbahn gekommen sei.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 11.03.2022 um 19.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48701

Zu Gysi: Der Titel kann auch vom Verlag so gewünscht worden sein. Denn ansonsten ist Gysi mit den Doppelnennungen ja unerbittlich, siehe http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44995
Bei Basads Buch "Schäm Dich" hatte der Verlag (ein anderer) auch den Untertitel "Wie Ideologinnen und Ideologen bestimmen, was gut und böse ist" durchgesetzt, höchst unpassend zum Inhalt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.03.2022 um 18.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48700

passend zu #48682:

In der Politik gehört das Mundwerk zum Handwerk, [...]

Gregor Gysi, Was Politiker nicht sagen, Ullstein, Berlin 2022, S. 12

Zur Geschlechtergleichheit schreibt Gysi übrigens auf S. 16:

Gendersternchen zum Beispiel, den Doppelpunkt im Wort oder das große Binnen-I mag ich nicht. Was ich nicht sprechen kann, will ich auch nicht schreiben. Aber ich spreche und schreibe gewissermaßen doppelt, zum Beispiel: Politikerinnen und Politiker.

Ausgerechnet beim Titel des Buches macht er aber eine Ausnahme, da reichen ihm dann doch die Politiker.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.03.2022 um 13.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48698

E-Government ermöglicht Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen den unkomplizierten und zeitlich unabhängigen Zugang zu den Leistungen des Staates. (bmi.bund.de)
Hier wird also scheinbar drei Gruppen (A, B und C) etwas ermöglicht. In Wirklichkeit sind es nur zwei.

Ähnlich verkorkst: Positive Sozialbeziehungen zwischen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften sind ein wichtiges Merkmale (!) guten Unterrichts. (fdz-bildung.de)
Zwischen A und B und C – also wer denn nun mit wem? Dann aber gleich anschließend: Die Skala bildet die globale Einschätzung der Schüler-Lehrer-Beziehungen an der jeweiligen Schule aus Sicht der Lehrkräfte ab. Warum nicht gleich so? Oder sind etwa plötzlich nur noch Jungen und Männer gemeint? Natürlich nicht. In den allermeisten der scheinbar gegenderten Texte, denen man heute allenthalben begegnet, wimmelt es von solchen kraftvollen Bestätigungen des generischen Maskulinums. Es ist einfach nicht totzukriegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2022 um 04.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48694

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/flutkatastrophe-sms-protokolle-setzen-anne-spiegel-unter-druck-17867332.html

Das jetzt aufgedeckte Verhalten der einstigen Umweltministerin Anne Spiegel könnte sie das Amt kosten, aber eigentlich hat sie mit ihrer Torheit der deutschen Sprache einen Dienst erwiesen. "Bitte noch gendern, dann Freigabe" ist die kürzeste Formel der Lächerlichkeit und dürfte zum geflügelten Wort werden. Es klingt wie: Noch ein wenig Rouge auflegen, und dann rein ins Vergnügen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2022 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48693

Studiert schon, aber sie können es trotzdem nicht, das ist ja das Problem. Sie beherrschen den Beton nicht, anders als die alten Römer.
Übrigens: "Pontifex"...
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.03.2022 um 19.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48692

Alle möglichen Leute werden als "Brückenbauer" bezeichnet und alles Mögliche als "Brückentechnologie". Trotzdem sind sehr viele Brücken einsturzgefährdet. Das Brückenbauen sollte doch besser den Bauingenieuren überlassen werden. Die haben das schließlich studiert.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.03.2022 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48684

Wie kam es eigentlich, daß von die Munt das männliche der Vormunt/Vormund abgeleitet wurde?
Offenbar muß doch schon bei der Entstehung des Wortes die volksetymologische Assoziation zu der Mund (Körperteil) mitgewirkt haben?

Beispielsweise beschweren sich drei Skatbrüder ja auch nicht, daß die Vorhand weiblich ist und deshalb besser der Vorhand heißen müßte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.03.2022 um 09.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48682

Wenn auch der Vormund erstaunlicherweise etymologisch mehr mit der Hand als mit dem Mund zu tun hat, so muten mich die "Vormunde und Vormundinnen" heutzutage doch wie eine Bildung von Starr- und Dummköpfinnen an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2022 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48678

Der Sprachgebrauch ist hier behandelt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Vormundschaft
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 07.03.2022 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48677

"Vormundinnen" ergibt aktuell 1070 Ergebnisse, "Vormünderinnen" 2110.

Klingt beides irgendwie schief.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.03.2022 um 14.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48676

[...] ehrenamtliche Vormunde und Vormundinnen [...]

Aufgeschnappt im DLF, 7.3.22, Sendung "Deutschland heute", 14.10 Uhr, Thema: "Vormundschaft für unbegleitete Flüchtlinge".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2022 um 03.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48620

Eine Demenz kann jede:n treffen. (FR 28.2.22)

Noch glaubt die Frankfurter Rundschau ihrer schrumpfenden Leserschaft eine solche erzieherische Maßnahme aufzwingen zu können. Laut Wikipedia gibt sie seit 2013 keine Auflagenzahlen mehr bekannt. Wäre ich Abonnent, würde ich schon aus Selbstachtung kündigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2022 um 03.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48614

Ich habe jetzt auch ohne Nachzählen doch den bestimmten Eindruck, daß die "sexualisierte Gewalt", der man bis vor kurzem in der Zeitung täglich begegnete, nur noch sehr selten vorkommt. Sei es nun wegen der Unhandlichkeit vor allem bei Weiterbildungen und Ableitungen oder wegen Einsicht in die sachliche Verkehrtheit - das Verschwinden der Marotte läßt es als nicht ganz unmöglich erscheinen, daß auch die (übrige) feministische Sprachverhunzung irgendwann stillschweigend aufgegeben wird.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 22.02.2022 um 22.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48605

Die Gremien des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) haben beschlossen, die eigene Zeitschrift umzubenennen. Statt „der architekt“, wie das renommierte und zumeist anregende Blatt seit 1952 in damals hochmoderner Kleinschreibung hieß, lautet der Titel neuerdings „Die Architekt“.

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunst-und-architektur/bund-deutscher-architekten-nennt-zeitschrift-die-architekt-17822293.html#void
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.02.2022 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48590

Herr Metz spricht sehr anschaulich vom Scheinwerfer, den das Gendern aufs Frausein richte. Nun will mir das Wort Muschideutsch nicht mehr aus dem Kopf.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.02.2022 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48589

Kein Mensch ist heute mehr entspannt – man ist tiefenentspannt. Da müssen anstelle von Interviews natürlich auch Tiefeninterviews geführt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2022 um 09.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48588

Zu Rheingold und dem famosen Herrn Grünewald:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1227#22268

Er gehörte ja auch Laschets Beratungsteam an:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=783#47616

In dieser Szene geht alles.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.02.2022 um 08.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48587

Falls die Links nicht an die richtige Stelle springen (bei mir funktioniert es nicht zuverlässig), kann man es mit den Kapitelmarken unter dem Player versuchen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.02.2022 um 08.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48586

Falscher Link.
https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/koeln/videos/video-geht-gendern-auch-op-koelsch-100.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.02.2022 um 08.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48585

Unmittelbar vor dem Interview läuft ein anderer Bericht übers Gendern: https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/koeln/videos/video-studiogespraech-judith-barbolini-rheingold-institut-100.html
Da lernt man immerhin, welche Probleme das Gendern bei Artikeln und Pronomen macht.

Es wird dann übergeleitet mit: "ernstzunehmen ist aber die Studie, die das rheingold institut heute veröffentlicht hat".

Dieses Institut macht übrigens Marktforschung mithilfe von "Tiefeninterviews" (https://de.wikipedia.org/wiki/Stephan_Gr%C3%BCnewald).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.02.2022 um 08.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48584

Dieses Interview muß man sich mal anschauen:
https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/koeln/videos/video-studiogespraech-judith-barbolini-rheingold-institut-100.html

Diese Barbolini, Leiterin einer neuen Genderstudie, vertritt offen ihren Aktivismus, beherrscht aber nicht einmal die deutsche Sprache (glaubt, daß die Movierung "Diebin" etwas Neues sei). Die Studie selbst kommt zu offensichtlich unsinnigen Ergebnissen (von 2000 Befragten würden 27 Prozent sich nicht klar dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zuordnen, https://spiegel.de/kultur/gendern-als-stolperfalle-gendern-polarisiert-auch-in-der-jungen-generation-a-2608c97f-9aeb-4859-b173-0d1a7a91e3d4). Kritische Fragen werden nicht gestellt. Barbolini meint übrigens, man solle im Job gendern, aber nicht beim Bier.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.02.2022 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48573

Herr Metz hat den innersten Kern der feministischen Ideologie bloßgelegt: Das biologische Geschlecht ist demnach wirklich niemals "irrelevant". Wir haben erlebt, daß sogar die Relativitätstheorie revidiert werden muß, weil sie sexistisch ist: Begriffe wie "Lichtgeschwindigkeit" sind betont männlich usw. (Kenner wissen, daß ich nicht karikiere).

Auch das Gender mainstreaming geht ausdrücklich davon aus, daß ALLES einen sexuellen Aspekt hat.

Dieser Sexbesessenheit steht natürlich die Leugnung der natürlichen Geschlechter gegenüber, ein ewiger Widerspruch, mit dem wir uns zum Glück nicht herumschlagen müssen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.02.2022 um 01.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48572

Ich glaube nicht, daß ernsthafte Recherchen dahinterstecken. Die wären auch gar nicht nötig, denn ein paar Frauen werden schon dabeisein, und wie das Beispiel des Evakuierungseinsatzes in Afghanistan zeigt, reicht schon ein äußerst geringer Anteil, um den Menschinnen-und-Menschen-Reflex auszulösen. Einige besonders genderfromme Medien ziehen auch im Fall der russischen Truppen ihre Linie ungerührt durch. So schrieb etwa die Frankfurter Rundschau vor ein paar Tagen: »Die Zahlen schwanken, doch bislang gehen internationale Beobachtende von rund 130.000 russischen Soldatinnen und Soldaten im Grenzgebiet aus.« (https://www.fr.de/politik/ukraine-konflikt-russland-invasion-satellitenbilder-videos-aufruestung-krim-belarus-krieg-news-91345230.html) Da hat kein Mensch in der Redaktion auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, ob und, wenn ja, wie viele Frauen darunter sind. Es wird mechanisch umformuliert, vielleicht sogar mit Unterstützung entsprechender Programme.

Der selektive Rückgriff auf maskuline Formen dort, wo Personen oder Sachverhalte negativ beschrieben werden sollen, entspricht allerdings einem Muster, wie hier auch schon mehrmals erwähnt wurde. So benutzte die neue Grünenvorsitzende Ricarda Lang in einem Interview am Rande der Bundespräsidentenwahl vergangenen Sonntag konsequent eine Art generisches Femininum (»Europäerinnen« usw.), sprach aber zugleich von Rußland als »Aggressor«. Warum nicht »Aggressorin«? Das sollte schon drin sein, wenn man, ganz im Sinne von Luise Pusch, die nächsten zweihundert Jahre eine »weibliche« Sprache pflegen will.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 19.02.2022 um 00.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48571

Die russischen "Soldaten" sind mir in den letzten Wochen auch immer aufgefallen und ich habe mich gefragt, ob erstens das Militär dort tatsächlich rein männlich ist und ob zweitens der Schreiber diese Information eingeholt hat und daher differenziert und korrekt schreibt. Oder ob man angesichts der Bedrohlichkeit der Situation einfach in das normale Sprechen verfällt.

Letzteres wäre ja eigentlich weniger wahrscheinlich, wenn man das Beispiel der "Meteorologinnen und Meteorologen" angesichts einer drohenden Sturmflut nimmt.

Danke für die Beobachtungen und Beschreibungen, Herr Metz.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.02.2022 um 23.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48570

Die Sprachbeschwerten beklagen ja immer wieder, daß sich etwa eine Gruppe von Lehrerinnen schlagartig in einen Männerhaufen verwandele, sobald auch nur ein einziger männlicher Kollege dazustoße. Sie können oder wollen nicht verstehen, daß schon die Verwendung der movierten Form zur Bezeichnung der erstgenannten Lehrergruppe eine zwar übliche, meist aber eigentlich unnötige Spezifizierung ist, die mit dem Erscheinen des Mannes auch noch falsch wird und daher der generischen Form Platz macht, jedenfalls in gutem, ökonomischem Deutsch. Die Frauen werden dadurch also nicht sprachlich schlechtergestellt, sondern es wird nur der vorübergehend auf ihr Frausein gerichtete Scheinwerfer wieder ausgeschaltet.

Den Sichtbarmacherinnen und Sichtbarmachern ist quasi kraft Amtes der Gedanke fremd, daß das biologische Geschlecht in einer sprachlichen Äußerung über Personen je irrelevant sein könnte. Deshalb bestehen sie auch darauf, daß bei einer Evakuierungsmission der Bundeswehr, an der rund 500 männliche und eine Handvoll weibliche Soldaten teilnehmen, konsequent von Soldatinnen und Soldaten gesprochen wird. (Wenn es dagegen um böse russische Truppen an der Grenze zur Ukraine geht, schließen sie sich der Rede von »Soldaten« gerne wieder an.)

Die törichte Macke trieb auch heute wieder seltsame Blüten. In der Wiedergabe einer amtlichen Unwetterwarnung schrieb der WDR ernsthaft: »Meteorologinnen und Meteorologen rechnen damit, dass auch Norddeutschland stark betroffen sein wird, an der Nordsee könnte es Sturmböen von bis zu 160 km/h geben.« In einer so gefährlichen Lage empfinde ich das als besonders penetrant und unpassend. Es kommt mir vor, wie wenn ein Gemüsehändler eine Grabrede dazu mißbraucht, Werbung für seine Ware zu machen. Der bisher wohl nur in Genderpersiflagen vorkommende Ausruf »Ist ein*e A/Ärzt*in im Saal?« ist da nicht mehr weit.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 16.02.2022 um 02.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48553

Aus einem Verwendungsnachweis für die Förderung durch den Bund:

"Eingereichte Abbildungen bzw. Fotografien können [...] unter der Nennung des Urhebers unbegrenzt und unentgeltlich für Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit oder weitere Publikationen genutzt werden. Der Urheber (= Fotograf) ist bei Einreichung der Bilder zwingend zu übermitteln."

"Der Zuschussempfänger/in informiert seine betroffenen Vertragspartner/innen"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2022 um 19.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48529

Zu diesem Verein vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=806
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.02.2022 um 17.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48527

Exmitglied Josef Bayer berichtet – leider hinter Paywall (Welt) – über die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft. Es gab Streit bezüglich der Satzung, die einigen Progressiven offenbar nicht zeitgeistig genug ist. Ein Neuentwurf mit Gendersternen ist wohl wegen mangelnder Leserlichkeit gescheitert. Da man aber bei so einem wichtigen Thema nicht gleich aufgeben darf, gibt es inzwischen einen zweiten mit den typischen Vermeidungsschreibungen (Partizipien, Abstraktionen). Sogar der Possessivartikel sein nach dem Pronomen wer wurde gecancelt. Bei Interesse kann ich die im Artikel zitierten Beispiele hier reinkopieren, allerdings kennt man das ja zur Genüge.

Interessanter ist der Streit als solcher; der wäre doch ein schöner Anlaß für eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Gendersprechs. Bayer sieht es jedoch eher pessimistisch:

Neben Peter Eisenberg haben sich prominente Vertreter und Vertreterinnen des Fachs, unter anderen Manfred Bierwisch, Rüdiger Harnisch, Wolfgang Klein, Manfred Krifka, Christoph Schwarze, Heide Wegener, einige davon Gründungsmitglieder der Gesellschaft, in Brandbriefen an den Vorstand der DGfS gewandt. Peter Suchsland, der nach Peter Eisenberg von 1994 bis 1997 dreimal zum ersten Vorsitzenden der DGfS gewählt wurde, ist nach Bekanntwerden der geplanten Satzungsänderung unter Protest aus der Gesellschaft ausgetreten. Eine Spaltung der DGfS kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Sie wäre vermutlich das Ende einer 43 Jahre alten und bisher weitgehend harmonisch verlaufenen Erfolgsgeschichte.
https://welt.de/kultur/plus236785523/Deutsche-Gesellschaft-fuer-Sprachwissenschaft-Streit-ums-Gendern.html
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.02.2022 um 14.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48519

Ich bin ooch schonn ma gegendert, aber ich hab noch nie gegendert.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.02.2022 um 13.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48518

Den muß ich loswerden: Gendern ist, wenn ein Sachse mit dem Boot umkippt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.02.2022 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48517

Die Nachricht aus Osnabrück ist an sich erfreulich, nur bestätigt sie auch wieder, daß es nur noch darum geht, die schlimmsten Auswüchse des Genderns abzuwehren. Sonst wäre die Anmerkung sinnlos, die Verwaltung müsse wieder »die Sprache der Bürgerinnen und Bürger« sprechen, denn welche Bürgerin und welcher Bürger sagt schon »Bürgerinnen und Bürger«? Die zitierte Umfrage von infratest dimap schloß übrigens die Paarformeln mit ein, aber solche vermeintlichen Details gehen in der Berichterstattung unter. Es wird nur noch das Schlagwort »Gendern« verwendet, und kaum ein Politiker denkt dabei noch an die sperrigen Doppelkonstruktionen. Die Parteizugehörigkeit ist schon lange kein verläßlicher Indiaktor mehr für die Position eines Politikers zu diesem Thema, wie man gerade am Beispiel Osnabrück sehen kann. Einzige Ausnahme ist hier dummerweise die AfD.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.02.2022 um 12.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48516

Vielleicht sollte man die Maler mit ihrem Sexismus konfrontieren. (Machen sie wenigstens die Hälfte der Hausarbeit?)

https://loginportal.funnyjunk.com/comments/I+gotchu+_1ae0093d3503f4d80b7db48162cd030c.jpg

Hoffentlich sind sie alle geimpft und geboostert.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.02.2022 um 11.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48515

Osnabrücker Stadtverwaltung verzichtet wieder auf Gendersternchen
https://hasepost.de/osnabruecker-stadtrat-will-uebers-gendern-abstimmen-291530/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2022 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48511

Da wir gerade die Maler im Haus haben, fällt mir etwas auf und ein. Im Laufe der Jahrzehnte wird immer wieder mal etwas fällig, und wenn man Glück hat, bekommt man Maurer, Maler, Dachdecker, Installateure, Elektriker, die einen naturgemäß kleineren Auftrag zwischen ihre Neubauprojekte schieben können. In all den Jahrzehnten meines Erdendaseins habe ich nur männliche solche erlebt. Die gegenderten Ausbildungsordnungen, mit denen ich mich beschäftigt habe, sehen das nicht vor, aber es ist so. Die Pferdewirtin mag es geben, aber wo bleiben all die anderen?
(Was man oft erlebt, ist ein Gespann aus zwei Handwerkern, von denen einer ein Migrant ist. Aber da ist erst recht keine Afghanin dabei.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2022 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48469

Schauspielende (SZ 4.2.22, im SZ-Magazin dann Schauspieler*innen). Und der ganze Artikel über „nichtbinäre“ Schauspieler wird ausdrücklich angekündigt als sternchen-gegendert. Die Verfasserin Lara Fritzsche empfiehlt Lann Hornscheidt. Gut zum Abgewöhnen, gerade durch das Nebeneinander mit normaldeutschen Texten.

Die Zeitungen starten immer wieder mal Versuchsballons, um zu sehen, wie weit wir schon bereit sind, auf den Karren der Umerzieher zu springen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.02.2022 um 12.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48448

Neuer Fall von Punktabzug wegen unterlassenen Genderns, leider hinter Paywall.
https://genderama.blogspot.com/2022/02/auch-uni-gieen-punktabzug-fur-fehlendes.html
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.01.2022 um 20.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48432

Und wieder wimmelt es in den Texten von »Tatverdächtigen«, jenen vorbildlich genderneutral beschriebenen Personen, unter denen sich viele, wenn nicht die meisten dennoch vermutlich Männer vorstellen. Was sagen denn die »Studien« dazu?

Ein Polizeisprecher meint, es gebe möglicherweise weitere Tatverdächtige. Es gibt also vielleicht weitere Personen, die die Polizei verdächtigt? Nein, gemeint sind Mittäter.

Derweil kondoliert Ministerpräsidentin Dreyer den »Freundinnen und Freunden« der Getöteten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2022 um 19.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48431

Generisch in Überschriften:

Was wir zum Fall der getöteten Polizisten wissen und was nicht (SZ)
Das wissen wir über die tödlichen Schüsse auf junge Polizisten (WELT)
Zwei Polizisten erschossen (ntv)

(In der Texten dann eine Polizistin und ein Polizist)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.01.2022 um 21.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48423

Kein Wunder. Trojanische Pferde haben nun mal keinen guten Leumund.

Apropos Pferde, in Wien heißen nicht nur die berühmten Kutschen Fiaker, sondern auch ihre Fahrer. Nun gibt es aber seit langem auch Fiakerfahrerinnen. Einen Eintrag »Fiakerin« sucht man im Duden allerdings vergebens. Wie lange wohl noch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2022 um 15.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48422

Feministinnen wollen eine grüne Transfrau nicht als Frau im Sinne der Quote anerkennen. Alles wie vorausgesagt. Wenn die „Identitäten“ immer weiter aufgesplittert werden, kämpft am Ende jeder gegen jeden um die Pfründe, und derjenige, dem das Ganze sowieso nie paßte, lacht über seinen kampflosen Sieg.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2022 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48400

Wissenschaftlerinnen und Virologen, Aktivisten und Bloggerinnen

Noch einmal: Mit der alternierenden Benennung ist die implizite Aussage verbunden, daß die Movierung im Deutschen keine Funktion habe. Das ist falsch und widerspricht auch der sonstigen Praxis der gleichen Sprecher. Außerdem ist es unmöglich, daß eine Sprache eine solche Inkonsistenz auf Dauer mit sich schleppt (vgl. Bréals Verteilungsgesetz). Gleichgültig kann eine Unterscheidung nur auf dem Wege der Neutralisation werden, die aber gerade voraussetzt, daß es eine Unterscheidung (Opposition) gibt.

Ausdrücke wie die zitierten könnten allenfalls als Aneinanderreihung von Beispielen unproblematisch gelesen werden; so sind sie aber offensichtlich nicht gemeint, sondern im bekannten erzieherischen Sinn.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.01.2022 um 15.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48372

Nach der Rechtschreibreform ist endlich auch die Gendersprache in der Sackgasse.

Nun soll demnach der Magistrat beschließen, dass er vom Bremer Senat einen Vorschlag zu einer verbindlichen gesetzlichen Regelung für die Verwendung gendersensibler Sprache für das Land Bremen erwartet.

https://butenunbinnen.de/nachrichten/bremerhaven-magistrat-gender-beschluss-aufgehoben-100.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2022 um 03.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48339

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Streit um die Aufnahme der Klarinettistin Sabine Meyer, die zwar, wie ich bei Wikipedia lese, nicht die erste Frau bei den Philharmonikern war, aber diejenige, die – auch wegen Karajans Hartnäckigkeit – am meisten Aufsehen erregte. Das hatte eine andere Qualität als das, was man heute manchmal über Mädchen in Knabenchören usw. lesen kann.
Meiner Ansicht nach muß die Vertrags- oder Vereinigungsfreiheit auch Männer- oder Frauenvereinigungen zulassen, aber für ein mit öffentlichen Mitteln subventioniertes Orchester gibt es keinen sachlichen Grund. Bei den Berlinern war es nur die Verstocktheit, die einen Mediziner 100 Jahre früher zur Theorie vom physiologischen Schwachsinn des Weibes geführt hatte.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.01.2022 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48329

Die Webseiten der Orchester präsentieren sich jedenfalls generisch maskulin. Die Wiener haber sogar einen Shop, in dem man Atemmasken und Kaffeebecher mit dem Aufdruck „Wiener Symphoniker“ bestellen kann.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.01.2022 um 10.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48327

Der Kommentar bezog sich auf die Philharmoniker.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.01.2022 um 10.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48326

Vielleicht sind das Hochwertworte (Sitta)?

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen sollten aber mal ihre URL updaten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48325

Im Rundfunk wird zwar nicht konsequent, aber doch sehr viel gegendert, meist in der wenigstens nicht sprachwidrigen, aber doch lästig leiernden Form der Doppelnennung: Außenministerinnen und Außenminister und natürlich auch Schülern und Schülern. Gegenwehr ist aus den bekannten Gründen nicht möglich, die Abstimmung mit den Füßen wäre wirkungslos. So kann man denn zehnmal täglich hören, wie Journalist*innen implizit belehrend ernsthafte Professoren usw. befragen, die aber, wenn sie etwas zu sagen haben, nicht bereit sind, sich dem sanften pädagogischen Terror zu unterwerfen. Noch nicht. Denn es wird kommen wie immer und überall: Dummheit siegt. Oder sagen wir höflicher: geistige Unselbständigkeit und die bekannte Feigheit vor dem Freund.

Der „Partnerzwang“ (wie es Els Oksaar genannt hat) führt dazu, daß Gesprächspartner, ohne es eigentlich zu wollen, die Redeweise ihrer „Lehrerinnen“ übernehmen. Auch das trägt zur Gleichschaltung bei. Ein beliebter Trick der folgsamen Journalisten ist es auch, Nichtgendern als hoffnungslos gestrig darzustellen. So hat man ja auch die Rechtschreibreform, kaum war sie bekannt geworden, als vollständig durchgesetzt dargestellt und Kritiker als verschlafene „ewig Gestrige“.

Ich sehe keinen Silberstreif am Horizont, die deutsche Sprachgemeinschaft muß da wohl durch, bis nach unabsehbar langer Zeit eine andere Lösung sich findet, von der jedenfalls ich noch keine Vorstellung habe.

Was machen eigentlich die Schnelleseverfahren mit dem Gendern? Üben sie ausdrücklich ein, das Geleier zu übergehen, um zur eigentlichen Botschaft durchzudringen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2022 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48323

Sind die Berliner Philharmoniker und die Wiener Symphoniker wirklich noch nicht gegendert?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2022 um 16.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48315

Ja, ich glaube auch, daß es nicht nur um Wissen geht. Das sehe ich ja täglich an den Querdenkern und Verschwörungsgläubigen, sogar im engeren Umkreis. Vielleicht hätten sich die Genderer wenigstens auf ein anderes Argument kapriziert, wenn sie in sprachlichen Dingen nicht so unbelehrt und allerdings auch unbelehrbar wären. Ein ähnliches Problem ergibt sich aus dem weitverbreiteten Mangel an evolutionärem Denken. Die Kreationisten werden eher mehr als weniger.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.01.2022 um 14.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48314

Ist das richtig, daß dieses Prinzip zuerst auf der lautlichen Ebene entdeckt wurde (Jakobson?) und von dort aus verallgemeinert wurde?

Ich bezweifle, daß Bildung helfen würde. Meines Erachtens stehen dahinter handfeste politische Forderungen. Das ist wie bei Ablehnung des biologischen Geschlechtsbegriffs, der uns aus der Schule bestens vertraut ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2022 um 13.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48313

Markiertheit und Neutralisation (strukturalistisch gesprochen) auf den verschiedensten Gebieten sind bewährte Verfahren vieler – vielleicht aller – Sprachen. Wenn jemand sagt, er habe im Restaurant XY gegessen, kann man mitverstehen, daß er auch getrunken hat. Das hebt den Gegensatz von essen/trinken nicht auf. Solche Erscheinungen gibt es phonologisch (Auslautverhärtung), morphologisch (Präsens für Vergangenes und Zukünftiges) und eben in weitestem Ausmaß auch semantisch. Auch die Genderer machen davon Gebrauch, aber sie wissen es nicht. Das ist eine Bildungslücke und ein Versäumnis der Schule.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.01.2022 um 13.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48312

Ich beziehe mich nur auf die (einstige?) Argumentation der Genderer, daß Frauen immer erst eine kognitive Leistung vollbringen müssen, um zu erkennen, ob von ihnen die Rede ist. Allerdings wechseln die ihre Lieblingsargumente ständig. Momentan scheint die Sichtweise hoch im Kurs zusein, daß auch der Nichtgenderer gendert, nämlich männlich.

Aber zurück zum ersten Argument: Für Männer muss es vollkommen uninteressant sein, zu wissen, ob bei der Einladung zur Erstsemester-Party auch Frauen mitgemeint sind. Hauptsache, die männlichen Buddies sind alle da, dann ist für gute Stimmung schon gesorgt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.01.2022 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48311

Wer bei Sätzen wie »Zur Ausstellungseröffnung fanden sich viele Gäste ein« angestrengt darüber nachdenkt, ob der Sprecher damit vielleicht nur Männer gemeint haben könnte, weil er sonst möglicherweise »Gästinnen und Gäste« gesagt hätte, dem ist aber auch nicht mehr zu helfen, oder?

Der Grundfehler derer, die in den allgemein üblichen Bezeichnungen ein Problem sehen, liegt darin, daß sie nie das Ganze betrachten, sondern immer nur einzelne Elemente isolieren und dann unter dem Mikroskop sezieren. Dabei läßt sich bestimmt allerlei Interessantes entdecken, es hat aber mit dem tatsächlichen Sprachgebrauch nichts zu tun und verkennt völlig, daß dieser Gebrauch fast immer bestens funktioniert. Dort, wo realistischerweise Zweifel aufkommen könnten, ob eine Bezeichnung generisch oder spezifisch gemeint ist, kann man mit den vorhandenen Mitteln eindeutig formulieren, dazu brauchen wir keine brachialen Eingriffe in gewachsene Strukturen, zumal wenn die übergroße Mehrheit ohnehin daran festhalten möchte.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.01.2022 um 12.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48310

Das "Problem" gibt es in anderer Form schon länger. Wenn jemand nämlich von "Gästen" spricht, ist nicht mehr erkennbar, ob die Bezeichnung nun für alle gilt oder nur für männliche Personen. Denn man ist sich nicht einig, ob Gast für Weibspersonen moviert werden muß. "Gast" kann somit generisch sein, muß es aber nicht.

Damit ist tatsächlich der Fall eingetreten, daß unsere Vertreterinnen des schönen Grschlechts lange nachdenken müssen, ob sie mitgemeint sind.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.01.2022 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48309

Daß irgendwer »mitgedacht« werden muß, hat die Stadt Freiburg mit ihrer neuen Sprachregelung nicht etwa abgeschafft, wie sie triumphierend verkündet, sondern gerade erst eingeführt. Während nämlich die (a)llen seit langem zur Verfügung stehende generische Form kein Geschlecht meint und damit auch niemanden »mitmeint«, sondern schlicht alle Menschen bezeichnet, wenn es auf das Geschlecht nicht ankommt – was auch jeder weiß und fast niemand für ein Problem hält –, basteln die Gerechtigkeitsamateure nun an Bezeichnungen herum, die von niemandem als generisch erkannt werden. Das ist zwar beabsichtigt, weil hier ja vorgeblich verfestigte Vorstellungen durchbrochen werden sollen (so wie man eben auch versucht, todbringende Krebszellen mit hochgiftigen Medikamenten zu bekämpfen), macht aber einen erklärenden Klammerzusatz erforderlich, der selbst wiederum niemandem bekannt ist und deshalb seinerseits erst umständlich erklärt werden muß. Dümmer geht’s nimmer. Eine törichte Spielerei, die niemandem hilft, weder denen, die man »offensiv einwerben« will, noch den Freiburgernden im allgemeinen, die sich vermutlich einfach nur wünschen, daß die Mitarbeiter der Stadt ihre Arbeit gut machen. Das hätte man in Schilda nicht besser hinbekommen. Vergessen wir aber nicht: Die Narren nutzen nur die Freiheit, die ihnen die breite Masse (die andere Sorgen hat) bislang achselzuckend gewährt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.01.2022 um 07.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48308

Was mag mit sexueller Behinderung gemeint sein? Erektionsstörungen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.01.2022 um 22.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48304

Ich habe mir diese Freiburger Seite gerade erst angeschaut.

Oberbürgermeister Martin Horn: „Die unzähligen, individuellen Unterschiede einer vielfältigen Gesellschaft sind eine Bereicherung und sollen nicht nur mitgedacht, sondern künftig offensiv von uns eingeworben werden. Zu einer bunten Stadt gehört auch eine bunte Stadtverwaltung.“

Als einbeinige, diverse, bisexuelle "Schwarze" mit Down-Syndrom hat eine "Bewerberin" also künftig die besten Chancen, "Oberbürgermeisterin" von Freiburg zu werden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.01.2022 um 19.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48301

Fachliche und charakterliche Eignung und Voraussetzungen sind völlig zweitrangig. Hauptsache, man hat unterschiedliches Geschlecht, Hautfarbe usw.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.01.2022 um 18.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48300

Menschen mit unterschiedlicher Geschlecht und unterschiedlicher Alter gibt es tatsächlich ganz schön viele, die sind ja alleine schon »alle«. Das riesige Tollhaus, in dem wir leben, hat unglaublich viele Räume, darunter eben auch ein buntes Kinderzimmer namens Freiburg. Laßt sie dort in Ruhe spielen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.01.2022 um 17.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48299

Die Stadt Freiburg geht ab sofort einen neuen Weg bei den Stellenausschreibungen. Künftig werden sie beispielhaft so aussehen:

Vermessungsingenieurin (a)

Wir lieben Freiburg, weil es ganz schön bunt ist. Auch als Arbeitgeberin. Wir freuen uns auf Bewerbungen (a)ller, die für ihr Thema brennen und uns und unsere Stadt weiterbringen wollen. Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Geschlecht, geschlechtlicher Identität, Alter, Hautfarbe, Religion, sexueller Orientierung oder Behinderung sind bei uns willkommen. Vielfalt. Dafür stehen wir. Und das (a) im Jobtitel.

https://freiburg.de/pb/1836696.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.01.2022 um 08.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48297

Auch auf Youtube:
https://youtube.com/watch?v=lje6pbFhtRk
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.01.2022 um 08.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48296

Das ist jetzt auch so eine Masche: Man muß während einer Diskussion verschiedene Plätze einnehmen, je nachdem, wo man sich inhaltlich positioniert. Im ZDF scheint dieses "13 Fragen" sehr erfolgreich zu sein (https://youtube.com/playlist?list=PLdPrKDvwrog6koR50MR9Pwg7AsyTriyz9) Es gibt aber noch andere solche Formate. Eine eher wilde Mischung von Diskutanten gehört dabei zum Spiel (https://de.wikipedia.org/wiki/Gamification). Ich verstehe nicht, wie man sich dafür hergeben kann.

Hier sowas ähnliches mit Stefanowitsch zum Genderthema:
https://stern.de/kultur/politisch-korrekte-sprache–sollte-gendern-pflicht-sein––stern-diskuthek-31548878.html

02:47 – Statement 1: Gendern geht an der Lebenswirklichkeit vieler Menschen vorbei.
10:40 – Statement 2: Gendern macht unsere Gesellschaft gerechter.
27:17 – Statement 3: In Kitas und Schulen sollte Gendern Pflicht sein.
33:25 – Statement 4: Gendern zerstört unsere Sprache.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.01.2022 um 14.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48272

Dresden – Ein Zeichen der Gleichberechtigung oder eine Verhunzung der deutschen Sprache? Darüber wird beim Gendern heftig gestritten – auch in Dresden. Nun hat dieser Konflikt sogar Auswirkungen auf die Stadtpolitik. So wurde im Stadtbezirksbeirat Loschwitz kürzlich eine gegenderte Vorlage des Rathauses abgelehnt. Grund: "Nicht-Lesbarkeit."
https://www.tag24.de/dresden/gender-irrsinn-im-rathaus-vorlage-wegen-zu-vieler-innen-abgelehnt-2275828
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.01.2022 um 12.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48270

Noch zum Zuschandenwerden schöner Theorien an der Wirklichkeit. Zur Zeit der "Beatlesmania" fand ich das Verhalten der Mädchen befremdlich, wäre ja beim Anblick der vier Musiker niemals kreischend in Tränen ausgebrochen, sondern hätte ihnen atemlos gelauscht (leider habe ich sie nie aus den Nähe gesehen). Ich war aber von ihrem Feuerwerk aus immer neuen Liedern und Klängen so hingerissen, daß mir die weibliche Hysterie immerhin erklärlich erschien. Die hatte jedoch andere Gründe. Heute schwärmen die Mädels zu Millionen für die "elevator boys", sechs junge Männer, deren Kunst darin besteht, schön zu sein, Aufzügen zu entsteigen und den Oberkörper freizumachen. Das reicht. "Es geht immer nur um das eine."
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 18.01.2022 um 01.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48263

Wenn Dichter, die noch reimen, die neuen Möglichkeiten erkennen, die sich durch die zusätzlichen Movierungen dafür ergeben, könnte vielleicht aus dieser Richtung Unterstützung aufkeimen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.01.2022 um 22.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48260

Es gibt sicher viele Menschen, die solchen Versuchen aufgeschlossen gegenüberstehen. Es soll eine Inkonsistenz bereinigt werden, und nebenbei vielleicht auch präzisere Ausdrucksmöglichkeiten geschaffen.

Allerdings ist eine gewisse Unschärfe charakteristisch für die Gemeinsprache. In den Fachsprachen hat man oft eine klarer definierte Begrifflichkeit, und insgesamt eine gewisse Systematik, die der Alltagssprache fehlt. Einige Befürworter einer "gendergerechten" Sprache sehen darin vielleicht ein Vorbild.

Andererseits liegt eine Stärke der Gemeinsprache gerade in dieser Unschärfe. Gedanken gewinnen ihre Klarheit erst durch geschickte Kombination von Wörtern (und Dialog mit anderen). Das hat den Vorteil, daß alles irgendwie ausgedrückt werden kann.

"Die reifen Früchte an den Boden klopfen" (Stefan George)
"Ein dicker Junge spielt mit einem Teich" (Alfred Lichtenstein)
Die Beispiele sind hier aus dem Tagebuch.

Neue Ausdrucksmittel werden durch kreative Geister geschaffen. Komiker, Drehbuchschreiber, Influencer, Schriftsteller.

Wortschöpfungen aus der Ministerialbürokratie werden zwar durchaus angenommen, aber eher, um sie zu verballhornen.

Von den Kreativen ist bislang wenig zur Gerechtigkeit beigetragen worden. Alle Formen von Gendersprech sind eher ein Werk von Technokraten. Offenbar besteht kein Bedarf an sowas, sonst hätte es sich schon irgendwie entwickelt.

Die Aktivisten selbst haben kein Interesse an einer leicht zu lernenden, eleganten Sprache. Das sieht man schon daran, daß Luise Pusch mit ihrem Vorschlag aus den Siebzigern gescheitert ist.

Gerade ein Vorschlag, bei dem man sich um die Verwendung neuer Formen drücken kann (wie Pusch oder Melsa), würde zu wenig politischen Druck erzeugen. Teilweise wird offen zugegeben, daß Sperrigkeit erwünscht ist. Man soll sich seiner Privilegien bewußt werden, indem man stolpert.

Sprache mag sich auch lange androzentrisch entwickelt haben in einer Zeit, in der noch eine starke Trennung in Öffentlichkeit als männlicher und Heim als weiblicher Domäne herrschte. Im Zeitalter moderner Zivilisation haben wir es mit anderen Bedingungen zu tun, mit Werten wie Individualismus, Freiheitsideal, Diskriminierungsverbot.

Ich dachte, wir hätten uns auf gynozentrisch geeinigt. Meines Erachtens ist der heutige Feminismus erzreaktionär. Vielleicht sogar eine Gegenbewegung zu den wilden Siebzigern. (Weiter unten im Thread fiel das Wort Galanterie – diese wird nach wie vor eingefordert, nur eben auf andere Art und Weise.) Man muß sich nur anschauen, wie extrem mädchenhaft sich viele Feministinnen geben.
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 17.01.2022 um 19.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48259

Hermes Phettberg hat doch das -y eher als lustige Marotte entwickelt. Ich würde ihn eher als Vertrety der komödiantischen denn der feministischen Linguistik einordnen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.01.2022 um 18.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48258

Grammatik in Not. Binnen-I und Gendersternchen, Puschs generisches Femininum, Hornscheidts „Prof.ens Dr.ens“, selbst Phettbergs "Arztys, Kellnys und Fahrys" sind allein der beherzten feministischen Linguistik zu verdanken. Wo bleibt die anthroposophische Linguistik? Die astrologische? Die orthopädische? Auch katholische Halbleiterforschung, antirassistische Quantenphysik und sadomasochistische Nautik lassen auf sich warten.
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 17.01.2022 um 18.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48257

Das hindert aber trotzdem viele nicht daran, die gegebene Asymmetrie als unterdrückend zu deuten.

Soll humanistische, antisexistische Denkweise sprachlich ausgedrückt werden, wäre es am besten, überhaupt kein Geschlecht einseitig als "das normale" oder in Opposition dazu als "das besondere" zu kennzeichnen. Beide sind gleichermaßen normal und besonders. Weder herkömmliches generisches Maskulinum (ohne männliche Movierungsoption) noch gendersternartige Hybridformen bieten diese Möglichkeit.

Queere Abinarität zeichnet sich dadurch aus, daß sie absichtlich aus einer gegebenen Norm ausbricht. Gleichzeitig wird von dessen Repräsentanten eingefordert, nicht als unnormal wahrgenommen zu werden. Da hätte eine gleichgestellte Movierung sicher auch integrativere Wirkung als unaussprechliche Sterne oder Doppelpunkte (die als Symbol ausgerechnet für Abinarität ohnehin absurd ungeeignet sind).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.01.2022 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48254

Man sollte von "Normalfall" (linguistisch: unmarkierter Teil einer Opposition) nicht ohne weiteres zu "bevorzugt" übergehen. Man sagt ja nicht ohne Grund auch "stinknormal" (wie wir bei anderer Gelegenheit schon mal besprochen haben).
Daß Frauen, linguistisch gesehen, als etwas Besonderes ausgezeichnet sind, ist an sich weder positiv noch negativ zu verstehen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 21.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48253

... und besonders für Feministen. Das gehört noch an den zweiten Satz meiner Antwort.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 21.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48252

Natürlich sind Menschen sowohl sexistisch als auch gynozentrisch. Das ist ja gerade typisch für Säugetiere.

"Normalfall" ist etwas mißverständlich. Man könnte unterscheiden zwischen human beings und human doings. Dann ergibt sich auch ein gewisser Zusammenhang mit dem Nomen agentis.

Ganz voneinander lösen kann man Genus und Sexus wohl nicht, wie die Bezeichnung von Verwandten zeigt.
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 21.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48251

> Meines Erachtens ist es kein Bug, sondern ein Feature, daß man per Gendersprech
> weibliche Morpheme vervielfältigen will. Im Grunde handelt es sich ja um ein
> generisches Femininum mit eingeschobenem Sonderzeichen.

Auch dies wieder eine Frage der Perspektive. Für ein Feature wird es ganz sicher von gynozentrischen Sexisten gehalten, die eigentlich gar keine Geschlechtergerechtigkeit anstreben, sondern einen Regimewechsel von Patriarchat nach Matriarchat anstreben.

Aus Sicht des Grundgesetzes und allgemein anerkannter humanistischer Prinzipien ist es aber natürlich ein Bug.

Übrigens geht vielleicht auch Feministen bald auf, daß es irgendwie ungünstig wirken könnte, wenn der semantische Kern einer Personenbezeichnung sich immer in dem als spezifisch männlich deklarierten Teil einer Hybridform befindet und alles spezifisch Weibliche nur als Anhängsel vorkommt, dieses Anhängsel dafür aber so häufig in immer identischer Gestalt an alle Personenbezeichnungen rangepappt auftaucht, daß es unweigerlich schnell als redundant und überflüssig wahrgenommen wird. Was für ein Frauenbild wird so wohl geradezu antrainiert? Mann erfüllt die eigentliche Funktion, gefolgt von allgegenwärtiger Quotenfrau als störender Ballast?

> Einr Markierung des Männlichen hätte wahrscheinlich keine Chance. Das
> entsprechende Selbstverständnis existiert nicht.

Keine Chance bei den gynozentrischen Sexisten. Es gibt aber schon noch andere Einflüsse auf das Geschehen, möchte ich meinen. Es gibt ja auch Leute, die vernünftigen Argumenten zugänglich sind.
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 20.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48250

Mir leuchtet nicht ein, wie sich aus "Frauen und Kinder zuerst" und 40% Fortpflanzungsrate bei Männern früherer Zeiten das Männliche als menschlicher Normalfall ergeben soll. Es zeigt, daß Männer für die Fortpflanzung entbehrlicher sind als Frauen. Müßte sich daraus nicht eher eine Anordnung ergeben, bei der Weiblichkeit zentral ist? Biologisch gesehen sind Frauen ja auch tatsächlich der Normalfall und Männer die Besonderheit.

Eine Frage der Perspektive natürlich. Sprache mag sich auch lange androzentrisch entwickelt haben in einer Zeit, in der noch eine starke Trennung in Öffentlichkeit als männlicher und Heim als weiblicher Domäne herrschte. Im Zeitalter moderner Zivilisation haben wir es mit anderen Bedingungen zu tun, mit Werten wie Individualismus, Freiheitsideal, Diskriminierungsverbot. Ich finde es legitim, Sprache passend gestalten zu wollen.
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 20.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48249

> Das Männliche würde ja weiter bevorzugt, und mit Artikeln, Pronomen,
> Adjektivendungen klappte überhaupt nichts.

Das "Männliche" weiter als bevorzugt wahrzunehmen, setzt voraus, Genus weiterhin als sehr eng mit dem Sexus gekoppelt zu sehen. Objektiv trifft das bei all den generischen Maskulina ja schon sowieso nicht zu, subjektiv läßt es sich aber leicht so empfinden, da dieselbe Form auch tatsächlich für spezifisch männliche Adressierung verwendet wird. Mit der -an-Movierung erhoffe ich mir eine zunehmende Entkoppelung in der Wahrnehmung.

Die Situation bei Artikeln, Pronomen und Adjektiven wäre nicht anders als in der normalen herkömmlichen Sprache.

Frau Schmidt ist an dieser Schule der Vertrauenslehrer.
Das Arschloch hat sich einfach vorgedrängelt. Sie hat nicht einmal gefragt!
Ich habe gerade ein nettes Mädchen kennengelernt, ich weiß leider nicht ihren Namen.

> Was sollte man denn sagen, wenn der Fahrstuhl fast voll ist,
> aber "eins" noch rein kann? Doch nicht etwa "einer"?"

Warum nicht? Das Fragepronomen wäre wer: Ob hier noch wer reinpaßt? Deshalb tritt bei abstrakten Personenreferenzen zunächst einmal immer das Genus Maskulinum auf. Bezieht sich die Referenz auf ein konkretes Substantiv, nimmt sie dessen Genus an. Weiterhin kann auch ein Genuswechsel zur Sexusmarkierung stattfinden. Alles wie gewohnt.

Die aktuellen Gendersprachausprägungen bieten diesbezüglich jedenfalls keine bessere Lösung, im Gegenteil, sie verheddern sich hoffnungslos darin, andauernd alles gleichzeitig spezifisch abbilden zu wollen bzw. es krampfhaft vermeiden zu wollen, nur eines davon abzubilden.

Auch MO4= ist nicht perfekt, aber jedenfalls in jeder Hinsicht besser als das.

Die Schlagseite, die sich aus der Rolle des Maskulinums als personalem Standardgenus ergibt, könnte man nur mit einem größeren Eingriff loswerden, indem man Genera gleich komplett aus der Sprache tilgt, nach englischem Vorbild. Und dann bei der Gelegenheit am besten auch noch jeden Sexusbezug aus Pronomen entfernt. Dazu gibt es ja auch schon diverse Ideen, wie das aussehen könnte. Liefe auf jeden Fall auf eine erst einmal sehr fremdartig wirkende Sprache hinaus, die Gewöhnungshürde wäre beträchtlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2022 um 17.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48248

In den Medien wird soviel Unsinn über den früheren Sprachgebrauch verzapft: "Verzwergung", "als Freiwild ausgeliefert" usw. – alles durch die Anrede Fräulein! Es hat aber keinen Zweck, das immer wieder richtigzustellen. Und wer Frau Pusch fragt, hat sowieso schon verloren.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 16.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48247

In einer gewissen Szene wird Feminismus als ein einziger "shit test" bezeichnet. (Das Wort kann man leicht googeln, erstes Ergebnis: https://www.wie-flirte-ich.com/flirttipps/shittest-frauen-testen-maenner)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 16.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48246

Fräulein ist hoffnungslos veraltet. Deshalb beschäftigt man sich lieber mit "junge Dame". Frauen werden damit kleingeredet.
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/gleichberechtigung-fraeulein-social-media-100.html#xtor=CS5-62
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 15.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48245

Herr Ickler weiter unten im Thread: Trotzdem kann ein wahrer Kern darinstecken. Der Mann könnte sozusagen der Normalfall von "Mensch" sein, die Frau das Besondere.
An anderer Stelle wies er auf "Frauen und Kinder zuerst", und zwar als evolutionär entstandenes Prinzip.

Man kann gentechnisch nachweisen, daß sich Männer in früheren Zeiten nur zu 40% fortgepflanzt haben. (Siehe z.B. Roy Baumeister - Is There Anything Good About Men?)

Die besondere sprachliche Markierung folgt dieser Logik.

Interessanterweise nehmen Feministinnen wenig Anstoß an den konservativen Verhaltensnormen anderer Völker, mit denen wir uns vermehrt auseinandersetzen müssen.

Kleines Beispiel: "Spend an afternoon on any major dating app and you’ll come across (generally white) men saying openly sexist and misogynistic things." (https://refinery29.com/en-gb/2020/01/9244509/laurence-fox-anti-woke-meaning)

Möglicherweise liegt das Unglück der Frauen woanders. Männer können sich vielleicht leichter anpassen an eine Gesellschaft, in der Familie nicht mehr diesen Stellenwert hat. Man schimpft ja gern auf die "Incels" und die MGTOW-Weltanschauung (die eigentlich diametral zum Rechtsextremismus steht). Ich kann da nur spekulieren, aber man müßte mal herausfinden, warum der Feminismus heute stärker ist als je zuvor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2022 um 15.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48244

Die Gleichstellung der Frauen hat eine lange Geschichte, und sie hat sich unabhängig von der Sprache vollzogen. Wenn man die Rückblicke auf die amtliche Abschaffung von "Fräulein" liest, trifft man auf viel Unverständnis und historische Unbildung. Es stimmt einfach nicht, daß mit der Bezeichnung und Anrede eine "Infantilisierung" (ntv) oder Geringschätzung der Frau verbunden war. Und an diesem einen Punkt mag man aus der Sprache die Markierung der unverheirateten Frau entfernt haben, aber es ist selbstverständlich für jede Gesellschaft von vitalem Interesse geblieben, die noch ungebundenen und die schon vergebenen möglichen Geschlechtspartner auseinanderzuhalten. (Warum tragen die meisten Verheirateten immer noch Eheringe?) Ich habe ja schon mehrmals daran erinnert, wie all die schönen Theorien an der Wirklichkeit von Mode, Kosmetik, Werbung, Unterhaltung, Kino usw. zuschanden werden. Es geht immer nur um das eine. Man muß blind sein, um das nicht zu sehen.
Anders gesagt: Man hätte das "Fräulein" beibehalten können, ohne daß die Entwicklung anders verlaufen wäre. Aber weil es nun mal so gekommen ist, kann man sich damit abfinden, es ist buchstäblich einerlei.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.01.2022 um 15.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48243

Ich hielt es für selbstverständlich, daß in dieser Konstruktion der generische Ausdruck neutral sein müßte. Was hätte das ganze sonst für einen Sinn? Das Männliche würde ja weiter bevorzugt, und mit Artikeln, Pronomen, Adjektivendungen klappte überhaupt nichts.

Was sollte man denn sagen, wenn der Fahrstuhl fast voll ist, aber "eins" noch rein kann? Doch nicht etwa "einer"?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 14.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48242

Ich vermute, es hat seine Gründe, daß auf die spezielle Markierung männlicher Personen immer verzichtet wurde. Hatte es hier mal angesprochen:
http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47808

Meines Erachtens ist es kein Bug, sondern ein Feature, daß man per Gendersprech weibliche Morpheme vervielfältigen will. Im Grunde handelt es sich ja um ein generisches Femininum mit eingeschobenem Sonderzeichen.

Einr Markierung des Männlichen hätte wahrscheinlich keine Chance. Das entsprechende Selbstverständnis existiert nicht.

Gendern hat eine ähnliche Funktion wie der "deutsche Gruß". Bekenntnis zu einer Weltanschauung und Separierung der Gesellschaft in Gute und Böse.
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48241

Also die Beispiele würden nach MO4= korrekt so ausfallen:

Der Bundeskanzler kommt. Er spricht übers Klima.
Der Bundeskanzleran kommt. Er spricht übers Klima.
Jeder zweite Lehrer ist eine Frau.

Jeder Mensch hat das gleiche Recht.
Jede Person hat das gleiche Recht.
Jeder Bürger hat das gleiche Recht.
Jede Bürgerin und jeder Bürgeran haben gleiche Rechte.


An der Verwendung des generischen Maskulinums ändert sich nichts. Es handelt sich weniger um einen Eingriff in die Sprache als um eine Ergänzung, mit der die Sexusmarkierungen symmetrisch vervollständigt werden. Sehr dezent, sehr wirkungsvoll. Viel fundamentaler und nicht so eine Flickschusterei wie die heute gängigen Gendersprachtechniken.

Noch einfacher wäre es, auf Movierung komplett zu verzichten, wie es der weibliche YouTuber Alicia Joe in seinem Video hier vorschlägt: https://www.youtube.com/watch?v=aZaBzeVbLnQ

Das hat für einige Aufmerksamkeit gesorgt, ist schon fast eine Million Mal gesehen und auch von klassischen Medien wahrgenommen worden.

Gar nicht zu movieren, ist halt auch eine Form gleichgestellter Movierung. Wer bisher schon Gendern für nötig hielt, wird dort aber einwenden, es bestehe beim generischen Maskulinum immer noch das Problem der vorwiegend männlichen Assoziierung.
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 13.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48240

Neutrum für die generische Form wäre die noch radikalere Variante. Dann ist aber die Abwärtskompatibilität dahin und die Umgewöhnungshürde größer. Das generische Maskulium für Personenbezeichnungen wurzelt ohnehin noch viel tiefer, wie am Interrogativpronomen wer erkennbar ist.

Wenn es eine männliche Movierung gibt und die geläufigen maskulinen Personenbezeichnungen eben nur noch generisch gedeutet werden können, fällt es auch nicht mehr so leicht, das maskuline Genus generell für ein Zeichen von Männlichkeit zu halten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 12.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48238

"Jedes Bürger hat das gleiche Recht."

Habe ich das überlesen? Neutrum wurde meines Erachtens nicht vorgeschlagen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.01.2022 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48234

Ich denke, die Handhabung von Artikeln und Pronomen ist schon klar und logisch geregelt, sie gerät jedoch zu einer üblen Posse bzw. Karikatur der Sprache.

(Das Bundeskanzler kommt. Es spricht übers Klima.
Der Bundeskanzleran kommt. Er spricht übers Klima.
Jedes zweite Lehrer ist eine Frau.

Jeder Mensch hat das gleiche Recht.
Jede Person hat das gleiche Recht.
Jedes Bürger hat das gleiche Recht.
Jede Bürgerin und jeder Bürgeran haben gleiche Rechte.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2022 um 10.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48233

Auf dem Gender-Ticket unterwegs zu sein verschafft viele Vorteile. Der Rest ist Kopfrechnen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.01.2022 um 09.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48232

Abgesehen davon, daß solche Vorschläge eh keine Chance haben, fehlen Hinweise, wie in diesem Neusprech Artikel und Pronomen gehandhabt werden sollen.

Der Sinn des Genderns ist übrigens nicht, die deutsche Sprache präziser zu machen, sondern politischen Druck auszuüben. Man will eine andere Gesellschaft. Man will z.B. paritätisch besetzte Wahllisten, man will, daß 12jährige ohne jede Einschränkung medizinische Eingriffe an ihrem Körper vornehmen können, man will junge, schwarze, linksradikale Frauen als Leitfiguren, man will die Wissenschaften zu politischen Propagandainstrumenten machen. Die Behauptung, daß Menschen sich durch die bestehende Grammatik/Wortbildung diskriminiert fühlen, ist vorgeschoben.
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 00.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48228

"So wie ich es verstehe, wird man auf subversive Weise (unter Nutzung der Gender-Nomenklatur) auf verschlungenen Pfaden zum generischen Maskulinum zurückgeführt."

Ja, man landet wieder beim generischen Maskulinum, das aber nun gewissermaßen kastriert ist. Dank einer parallel zur weiblichen funktionierenden männlichen Movierung läßt es sich nicht mehr für geschlechtsspezifisch halten. Daß Angehörige aller Geschlechter gleichermaßen gemeint sind, ist in diesem System nicht mehr zu bestreiten.
 
 

Kommentar von Chri, verfaßt am 16.01.2022 um 00.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48227

"Tatsächliche Ungerechtigkeiten gab und gibt es, sie sind aber nicht von der Sprache verursacht."

Die Wechselwirkungen zwischen Sprachstrukturen und Gesellschaftsnormen scheinen mir nicht erschöpfend genug erforscht zu sein, um das klar bejahen oder verneinen zu können.

Stand der Dinge ist jedenfalls: Eine beträchtliche Gruppe von Leuten in Leitmedien, Politik, Behörden, NGOs hält es für wichtig, irgendwie gendersensibel zu formulieren. Sie wollen an dieser Stelle wirken, ein ethisch korrektes Sprachhandeln praktizieren. Es ist ja auch ein Zeichen von Anstand und Sitte, sich gepflegt und respektvoll ausdrücken zu wollen.

Dann sollen sie es aber auch richtig machen und nicht eine Fehlkonstruktion zur neuen Standeskonvention erheben, die alles nur noch schlimmer macht, was zuvor an der Sprache als problematisch diagnositiziert wurde.
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 16.01.2022 um 00.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48226

Auch den Genderstern hat sich irgendjemand mal im kleinen Kämmerlein zuerst ausgedacht. Dessen Anwendung konnte sich trotz eigentlich offenkundiger Untauglichkeit erstaunlich weit ausbreiten. Wenn Claus Kleber im Heute-Journal Glottisschlag-Innen sagen kann, warum soll nicht "Bundeskanzleran" in der Tagesschau gehen? "Bundeskanzlerin" ging doch auch. Jedenfalls kann dann permanentes "innen" nach allen möglichen generisch gemeinten Personenbezeichnungen mitsamt zerstückelter Pronomen und kongruenter Adjektive einfach unterbleiben. Ist also die viel ökonomischere Lösung und dürfte auch das Publikum weniger stören. Erst recht in schriftlichen Medien.

Natürlich ist der Duktus des MO4=-Erklärtextes so gehalten, daß Leute mit progressivem Selbstverständnis ihn sich wenigstens durchlesen mögen. Tatsächlich würde eine gleichgestellte Movierung die progressive Intention der Geschlechtergerechtigkeit auch viel besser erfüllen können als Genderstern und Partizipitis. Und auch besser als normale herkömmliche Sprache.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.01.2022 um 00.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48225

Oh, wenn es ironisch gemeint war, dann bin ich natürlich voll dabei.
Es passiert leider bzgl. Genderei soviel Unglaubliches, aber Wahres, daß ich hier nicht an so einen netten Trick gedacht habe.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.01.2022 um 00.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48224

In Ihrem ersten Satz habe ich "geschlechtergerechte Sprache" so interpretiert, wie Sie es offenbar meinen.
Eigentlich finde ich aber, daß sich unsere herkömmliche Sprache mit dem generischen Maskulinum schon sehr gut im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit bewährt hat. So gesehen ist der Satz schon immer eine sprachliche Selbstverständlichkeit.

Eine angebliche Ungerechtigkeit der Sprache wird erst von Genderern heraufbeschworen.
Tatsächliche Ungerechtigkeiten gab und gibt es, sie sind aber nicht von der Sprache verursacht.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 16.01.2022 um 00.04 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48223

Ich glaube Sie haben die Seite mißverstanden, Herr Riemer. So wie ich es verstehe, wird man auf subversive Weise (unter Nutzung der Gender-Nomenklatur) auf verschlungenen Pfaden zum generischen Maskulinum zurückgeführt.
Die Ironie darin ist nicht ganz einfach zu erkennen.
Und was diejenigen angeht, die es eigentlich ansprechen sollte, kommt mir das Buch von Jan Fleischhauer "Unter Linken" in den Sinn, wo ein Kapitel mit "Die Linken und der Humor" betitelt ist.
Er beschreibt darin so treffend, wie den Linken der Humor abgeht, da sie ja ständig für die Rettung des Guten und der Welt agieren und hier keinen Spaß verstehen können.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.01.2022 um 23.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48222

Tut mir leid, aber an Ihrer Arbeit mißfällt mir schon der erste Satz: "Geschlechtergerechte Sprache gehört heutzutage zum guten Ton." Das bestreite ich. Die meisten Menschen fühlen sich dadurch belästigt. Sie sagen es ja selbst, wie verträgt sich "guter Ton" mit "starken Akzeptanzproblemen"?

Wörter wie "inklusiv" sind für mich rote Tücher. Das generische Maskulinum meint niemanden mit, sondern alle Geschlechter direkt.

Man kann sich im stillen Kämmerlein allerlei Sprachen ausdenken, aber diese einem Millionenvolk beizubringen, halte ich für unmöglich. Können Sie sich ernsthaft vorstellen, daß in der Tagesschau der "Bundeskanzlerankandidatan" Scholz genannt würde?
 
 

Kommentar von Christian Melsa, verfaßt am 15.01.2022 um 22.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48220

Nach langer Abstinenz bin ich durch Umwege über das Virch-Blog wieder auf dieses Forum gestoßen, in dem ich einer altvertrauten Schar Diskutanten gern ein Projekt unterbreiten möchte, mit dem ich mich in der letzten Zeit verstärkt beschäftige.

Es geht um einen alternativen Ansatz für geschlechtergerechte Sprache, zu dessen Erklärung ich folgendes Manifest verfaßt habe:

http://gendern-ändern.de/darum

Kommentare, Fehlerhinweise, Anregungen, Weitersagungen sehr willkommen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2022 um 07.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48203

Die Beilage „Freude pur – Urlaub mit Kindern“ in der heutigen SZ zeigt auf dem Titel die typische Familie: Vorn liegt der Vater auf dem Rasen, auf ihm und etwas weiter hinten die Mutter, dann kommt der Sohnemann und dann ganz verschwommen, weil außerhalb der Schärfentiefe, die kleine Tochter. Es ist wie ein Löwenrudel. Eigentlich müßte die Mutter die Hautperson sein. Die Verzerrung wird anscheinend gar nicht wahrgenommen (außer von uns Feministen). Da könnt ihr noch so viel gendern, solche Bilder verraten: es bleibt alles beim alten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.01.2022 um 23.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48185

Es gibt offenbar eine kleine Korpusuntersuchung zur Gendersprache. Im folgenden PDF ab S. 9 (gedruckte Seitenzahl 149) beginnt das entsprechende Kapitel, zwei Seiten später dann die graphische Auswertung, DeReKo von 1990 bis 2016 (Abb. 4).
https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/8511/file/Adler_Plewnia_Die_Macht_der_grossen_Zahlen_2019.pdf

Die Limitierung durch die Wahl des Lemmas (Studenten) wird kurz diskutiert, da könnte man sicher noch mehr Einwände vorbringen.

Das Ergebnis ist für die Genderapologeten desaströs. Der beschworene Sprachwandel hält sich sich doch sehr in Grenzen. Gut daß man nicht das Lemma Briefträger verwendet hat, so hat man immerhin die Studierenden. Seit 1990 übrigens in gleichbleibender Häufigkeit.

Gleichzeitig wurde mit dem gleichen Lemma eine Umfrage gemacht. Die hat ein geradezu diametrales Ergebnis – wie aus einer anderen Welt. Die Umfrage scheint mir allerdings eher zweifelhaft. (Kaum Zustimmung zum generisches Maskulinum, ganz besonders bei älteren Jahrgängen.)

Aber Korpusuntersuchungen zur Gendersprache? Das ist doch keine schlechte Idee! Ist Anatol Stefanowitsch nicht Korpuslinguist?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.01.2022 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48177

Die Angestelltinnen dürften mir gestern in Söders Regierungserklärung zur Corona-Pandemie aufgefallen sein. Ich finde die Stelle nun auch nicht wieder, traue aber meinen Ohren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2022 um 06.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48168

Als Söder-Zutat kann ich es auch nicht finden, aber sonst sind die "Angestelltinnen" reichlich belegt – womit bewiesen ist, daß die Verfasser nicht die Gleichstellung, sondern nur ihre eigene Gedankenlosigkeit im Kopf haben.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 08.01.2022 um 21.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48167

An welcher Stelle hat Söder so gesprochen ?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.01.2022 um 10.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48164

Söder spricht soeben von "Angestelltinnen und Angestellten".
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.01.2022 um 23.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48160

Die Bundesregierung informiert:

»Das Klimavorsorgeportal bietet Kommunen, Ländern, Verbänden aber auch Bürgerinnen und Bürgern Daten und Informationen, sowie diverse Dienste zur zielgerichteten Anpassung an den Klimawandel. [...] Die Expertinnen und Experten des Zentrums KlimaAnpassung entwickeln individuelle Anpassungskonzepte für Kommunen und soziale Einrichtungen. Das Zentrum bietet Kompetenzen, Erfahrungen und Wissen und arbeitet eng zusammen mit lokalen Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen. [...] Das Förderprogramm „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ soll mithilfe lokaler Anpassungsmanager und Anpassungsmanagerinnen die Umsetzung der Anpassungskonzepte in der Praxis begleiten und lokale Strategien konsequent auf Nachhaltigkeit sowie Umwelt- und Klimaverträglichkeit ausrichten.«

Dieser Text ist ein Musterbeispiel für mißlungene Öffentlichkeitsarbeit, ein kommunikatives Fiasko. Er wäre auch schon ungegendert nur schwer zu lesen, aber so ist es noch schwieriger, zum Kern der – ohnehin mageren – Aussagen vorzudringen. Statt bei der Sache selbst zu bleiben, wird an jeder nur denkbaren Stelle die unfaßlich banale Tatsache in Erinnerung gerufen, daß es auf der Erde Männer und Frauen gibt. Das ist etwa so, als ob in einer Kunstauktion das Scheinwerferlicht kurz vor Aufruf eines Loses vom Objekt der Begierde weg- auf den Lichtschalter an der weißen Wand gelenkt würde.

Im Namen der vielbeschworenen »Bürgernähe« wollten die Behörden eigentlich mal verständlicher formulieren und haben tatsächlich lange Zeit einen gewissen Aufwand getrieben, um diesem Ziel näher zu kommen. Das ist alles vorbei. Der von oben verordnete rigorose Sprachfeminismus verträgt sich nun mal nicht mit den Interessen jener schweigenden Mehrheit, der, ebenfalls von oben, in anderen Zusammenhängen neuerdings gern Respekt gezollt wird für ihr vernünftiges Verhalten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.01.2022 um 14.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48138

"Viele männliche Mathematiker sagten, eine Frau könne das nie schaffen", sagt er.
(SZ, 4.1.22, S. 14)

Man muß es also schon immer noch ausdrücklich dazusagen, wenn man mit der unmarkierten, männlichen Form ausschließlich Männer meint. Von wegen, das generische Maskulinum habe ausgedient (siehe #47804).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.01.2022 um 23.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48128

Text-Bildschere im heute-journal. Generisches Maskulinum im Bild, generisches Femininum aus dem Off. Ab 2:25.
https://zdf.de/nachrichten/heute-journal/heute-journal-vom-5-01-2022-100.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2022 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48107

Herr Riemer hat schon daran erinnert, daß im Afghanistan-Einsatz auf deutscher Seite nur Soldaten, keine Soldatinnen gefallen sind. Namensliste hier:
https://www.aixpaix.de/afghanistan/deutsche_tote.html

Ich finde es ungerecht, daß junge Frauen und Mütter anscheinend keine Chance haben, ihr Leben für Deutschlands Sicherheit und Freiheit zu opfern. Das würde doch den Dienst in der Bundeswehr viel attraktiver machen. Was sagt denn das Familienministerium zu dieser Schieflage?
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 01.01.2022 um 17.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48096

Und noch ein Widerspruch bei Sibylle Berg: Darf ein maskulines Pronomen verwendet werden, wenn es eine Frau betrifft?
Nein: Das Einzige, was für einen anderen Menschen wichtig wird, ist, ob es für sie oder ihn angenehm ist ...
Doch: dass ein weiblich gelesener Mensch ... Einfluss auf seine Lebenszeit hat.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.01.2022 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48095

Noch zu Sibylle Berg: sie schreibt aber auch »männliche und weibliche Kommentatoren« und bestätigt damit, daß das generische Maskulinum funktioniert.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.01.2022 um 09.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48094

Der alternierende Gebrauch (moviert/nichtmoviert) hat zwei Besonderheiten, die den Genderern entgegenkommen:
1. Formal ist der Unterschied zum bisherigen Sprachgebrauch relativ gering. Die Movierung wird übermäßig oft gebraucht und verliert dann ihre Bedeutung. Das war’s.
2. Ein gewohnheitsmäßig/versehentlich gebrauchtes generisches Maskulinum ist kein Verstoß gegen die Regeln.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 01.01.2022 um 08.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48093

Sybille Berg auf Spiegel online hat eine neue Masche, Pronomen im Neutrum:
"Keines hält sich für die Norm – Was wäre, wenn jedes einfach die anderen in Ruhe ließe?...Jedes könnte glauben, was es will."
Später dann plötzlich ein Binnen-R:
"KeineR wird mehr in den angenommenen Erwartungen der anderen funktionieren müssen."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2021 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48086

Bisher scheint niemand von den Türkinnen und Türken vor Wien oder dem Weltreich der Mongolinnen und Mongolen zu sprechen. Vielleicht haben die Genderer, die ja nicht zu den Gescheitesten gehören, noch gar nichts davon gehört?

Besonders unangenehm liest sich "Forschung & Lehre", die Zeitschrift des Hochschulverbands. Nur Fremdtexte sind nicht gegendert. Die Rücksichtslosigkeit gegenüber den Mitgliedern (Hochschullehrern!), ihre penetrante Bevormundung und Belehrung, würde mich zum Austritt treiben, wenn ich nicht schon längst ausgetreten wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2021 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48085

Diese Praxis setzt stillschweigend einige Behauptungen voraus:

1. Genus und Motion haben im Deutschen keine Funktion. Sowohl das Maskulinum als auch das Femininum können (generisch) Personen beiderlei Geschlechts bezeichnen.

2. Genus und Motion haben eine Funktion. Darum soll man um der Gerechtigkeit willen beide Geschlechter nennen: Musiker und Musikerinnen.

Der Widerspruch ist offensichtlich: Alternieren und additive Beidnennung vertragen sich nicht.

Nebenthese: Männer und Frauen sind gleichgestellt -Frauen müssen aber immer zuerst genannt werden, weil sie gleicher sind. (Anders gesagt: Galanterie ist zwar altmodisch und auf Ungleichheit gegründet, wir behalten sie aber bei und verstärken sie noch: Frauen die Tür aufhalten und in den Mantel helfen...)

Man könnte auch unterstellen: Es geht nicht um Thesen über das bisherige Deutsch, sondern um das Neue Deutsch, das wir planen und voranbringen. In dieser Sprache wird das Genus funktionslos sein, und movierte und unmovierte Wortbildungen werden unterschiedslos nebeneinander gebraucht. Kommentar: Das ist unmöglich; es gibt keine solche Sprachen.

Und über allem das Motto: Wir kümmern uns nicht um Sprache und Sprachwissenschaft – Hauptsache, wir sind gut und fortschrittlich und können unsere Mitmenschen zu ebensolchen erziehen! So haben wir ihnen ja auch schon eine neue Rechtschreibung beigebracht, ob sie wollten oder nicht. Die Wünsche der Leser haben eine solche Oberlehrerin der Deutschen wie die ZEIT noch nie interessiert.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 31.12.2021 um 00.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48084

Die Zeit bringt einen Artikel über den evolutionären Sinn von Musik. Titel "Schräge Töne".
Die Zeit schreibt gendergerecht. Der Preis sind Tautologien, Widersprüche und Umständlichkeiten:
"Wenn es darum geht, kleine Kinder zu beruhigen oder in den Schlaf zu begleiten, waren traditionell Frauen die Musikerinnen." Tautologie.
"Das hören die Musikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler nicht gerne, von denen die meisten selbst Musiker sind." Widerspruch.
"die Forschenden" Umständlich.
"Zu diesen Kritikern gehört Melanie Wald-Fuhrmann..." Widerspruch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2021 um 20.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48073

Die neuen Entwicklungen auf dem Gebiet der KI (Sprachsimulation) sind phantastisch. Chinesische Computer stellen für die "Sprachmodelle" schon 1,75 Billionen künstliche "Synapsen" zur Verfügung.

Weniger erfreulich ist, daß zumindest unsere deutschen Spezialisten die Sprachmodelle so anlegen wollen, daß sie von vornherein "gendergerechte" und überhaupt nichtdiskriminierende Sprache erzeugen. Wenn das gelingt, ist kein Halten mehr, dann werden wir vor lauter Gendern und Volkspädagogik keine Luft zum Atmen mehr bekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2021 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48069

Die SZ vom 29.12.21 stellt Bücher von „Schriftstellern, Wissenschaftlerinnen und Intellektuellen“ vor, hat sich also wieder einmal für die schlechteste aller Möglichkeiten des Genderns entschieden. Man staunt immer wieder, daß Menschen, die von ihrer Allgemeinbildung und geistigen Beweglichkeit leben, in sprachlichen Dingen solche Trottel sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2021 um 06.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48068

Ja, mit diesem Sophisma muß man rechnen. Dann wäre es allerdings unmöglich, überhaupt einen Fehler zu identifizieren, nicht nur im Sprachlichen. Man muß immer das Ziel kennen, um sagen zu können, daß es verfehlt wurde.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.12.2021 um 13.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48039

Die Befürworter würden sagen: Sie haben ja offenbar verstanden, daß es generisch gemeint ist, also funktioniert es!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.12.2021 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#48038

Physiker und Meteorologinnen
Schneeforscherinnen und Meteorologen

(Nora Ederer in SZ Wissen Weihnachten 2021)

Generisch, wie es gemeint ist, funktioniert das nicht, sondern allenfalls exemplarisch, wenn also die Personen beiderlei Geschlechts nur als Beispiele genannt sein sollen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.12.2021 um 15.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47987

Noch ein paar Ratschläge von Luise Pusch zum Schmuckfest.

https://mdr.de/nachrichten/podcast/beste/audio-gender-weihnachtsmann-christkind-weihnachtsfrau-100.html
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.12.2021 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47975

Unter anderem der SPIEGEL hatte ja im September über Pläne zur Einführung weiblicher Dienstgradbezeichnungen bei der Bundeswehr berichtet (die dann erst mal gescheitert sind). Ich habe den Artikel noch einmal nachgelesen: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-verteidigungsministerium-plant-weibliche-dienstgrade-a-a03d8e92-b02e-4b8e-b225-afcafe385b7f

Kurz gesagt, sind die Frauen in der Bundeswehr dagegen. Das ficht ein (männliches) Mitglied des Personalrats aber nicht an: »Ingo John, Sprecher der Beamten im Wehrressort, bezeichnete eine Reform der Dienstgrade im Gespräch mit dem SPIEGEL als "überfällig". "Der Dienstgrad sollte, wo immer es sprachlich möglich ist, wie bei den Beamten Ausdruck des Respekts sein", forderte John.« Das heißt, er fordert Respekt für Frauen ein, indem er eine Änderung anmahnt, die die Frauen selbst nicht wollen. Das ist nicht nur absurd, sondern vor allem anmaßend.

Nach derselben Logik werden Frauen Vorhaltungen gemacht, die erklären, mit ihrem Leben als Hausfrau und Mutter oder auch als Mitarbeiterin (statt Vorgesetzte) sehr zufrieden zu sein. Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf. Wer als Frau so redet, muß damit rechnen, von den aufgeklärten Zeitgenoss:innen geächtet zu werden. Für sie sind solche Frauen dann doch nur wieder die dummen Gänse, die nichts kapiert haben und deren Wünsche umstandslos übergangen werden können. Aber ist das nicht genau die patriarchalische Haltung, die der Feminismus zu überwinden angetreten war?

In Wirklichkeit ist das Verhältnis zwischen Frauen und Männern unendlich viel reicher, als die Gleichmacher wahrhaben wollen. Männer sind oft viel schwächer, als sie tun, Frauen viel stärker, als es scheint. Das ist doch keine Frage von Suffixen! Aber die Frauen wissen es, und die Männer wissen es auch. Manches spielt sich im verborgenen ab, vieles ist unausgesprochen allen klar. Stille Bewunderung und Verachtung sind das Ergebnis eines hochkomplizierten Zusammenspiels aller möglichen Faktoren. Das alles platt auszusprechen und damit kaputtzumachen ist eigentlich eine sehr männliche Herangehensweise. Was ist gewonnen, wenn Frauen nun auch die Planierraupe spielen? Und wo bleibt eigentlich die vielbeschworene Vielfalt, wenn alles nivelliert worden ist?

Damit will ich nicht sagen, daß Benachteiligungen in Ordnung sind, solange sie im verborgenen bleiben, natürlich nicht! Die müssen angegangen werden, aber das geschieht doch auch auf breiter Front und mit beachtlichem Erfolg.
 
 

Kommentar von , verfaßt am 19.12.2021 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47974


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2021 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47956

Herr Metz hat es wieder sehr gut dargestellt: Einerseits gibt man sich höchst empfindlich, wenn es um Gleichstellung geht, andererseits nimmt man den gröbsten (sprachlichen) Unfug klaglos hin.

Das ist, nur vergrößert, ähnlich wie bei der Rechtschreibreform: Jahrelang schien es kein größeres bildungspolitisches Problem zu geben als die Vereinfachung der Orthographie. Sogar der Staat mußte eingreifen, um die zu schwierig gewordene Schriftsprache in Ordnung zu bringen (Urteil des BVerfG). Hinterher krähte kein Hahn mehr danach, die beschämenden Ergebnisse werden bis heute beschwiegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2021 um 04.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47955

Herstellerinnen und Hersteller müssen während der üblichen Nutzungszeit Updates bereitstellen. (Koalitionsvertrag)

Da es sich um Unternehmen handelt, ist eine „geschlechtergerechte“ Sprache hier besonders sinnlos.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.12.2021 um 00.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47954

Ähnlich:

Von den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen - den drei Bundesländern, durch die Gas aus Nord Stream 2 nach Tschechien geleitet werden soll, wird ein Baustopp kurz vor Fertigstellung abgelehnt. Sowohl Dietmar Woidke und Manuela Schwesig (beide SPD) als auch Michael Kretschmer (CDU) haben dies bereits erklärt. (rbb24.de, 7.9.20)

Dieses Beispiel und auch der Satz über die Kanzler zeigen, wie sehr das Gendern Frauen diskriminieren kann. Die Sätze so umzuformulieren, daß sie außer grammatisch auch inhaltlich korrekt wären, würde nicht helfen, denn dann läge die Ausgrenzung nur noch offener zutage. Klammert man nämlich die Kanzlerin und die Ministerpräsidentin aus den Konstruktionen aus, hebt man sie noch deutlicher als eine Besonderheit hervor, und der Leser fragt sich unwillkürlich, worin diese Besonderheit wohl bestehen mag. Daß es sich um Frauen handelt? Was soll daran im Jahr 2021 besonders sein? Daß sie sich irgendwie anders verhalten hätten als die männlichen Kollegen? Nein, es soll ja gerade eine bestimmte Gemeinsamkeit zwischen den Handelnden ausgedrückt werden. (Was denken Sie über Lisa oder Leo, wenn Sie hören: »Alle in der Klasse haben das Abitur bestanden, auch Lisa/Leo«?)

Routinemäßig konstruierte »Sichtbarkeit« trägt nichts bei zur Erreichung der angeblichen Ziele des Sprachfeminismus. Im Gegenteil, sie suggeriert Ungleichheiten dort, wo es längst keine mehr gibt oder nie welche gegeben hat. Damit durchkreuzt sie die Bemühungen um Gleichbehandlung von Männern und Frauen, statt sie zu unterstützen. Und sprachliche Gleichbehandlung müßte doch eigentlich Gleichbenennung bedeuten.

Dort, wo die Unterschiede zwischen den Geschlechtern relevant sind, sollen sie selbstverständlich auch sprachlich zum Ausdruck kommen. Dazu haben wir ja die entsprechenden Formen. Aber das Erzeugen von Aufmerksamkeit will gelernt sein. Die Dosis macht’s. Wenn die Doppelformen nur noch mechanisch heruntergebetet werden wie ein Rosenkranz, verpufft der von den Feministen erhoffte Effekt ziemlich schnell. Ganz am Anfang horcht man vielleicht noch auf, wenn man irgendwo »Lokführer und Lokführerinnen« liest, aber schon bald kann man die Leier nicht mehr hören (zumal nach erfolgter Einreihung in das Standardmuster: Lokführerinnen und Lokführer) und stumpft letztlich vollends ab. Eine einzelne Ohrfeige kann richtig wehtun, aber wenn uns jemand ohne Unterlaß immer wieder auf dieselbe Wange schlägt, wird sie irgendwann taub. Am Ende nehmen wir die weibliche Form gar nicht mehr als solche wahr, sondern verstehen alles nur noch generisch. Das hatten wir aber schon, nämlich mit dem generischen Maskulinum, nur eben ohne Schläge, wobei ich mit »wir« sowohl Männer als auch Frauen meine. Die windigen »Studien«, die ergeben haben sollen, daß man bei »Bürger«, »Gäste« oder »Kunden« nur oder vornehmlich an Männer denkt, grenzen ans Possenhafte. Es ist schon erstaunlich, wer sich alles nicht zu schade ist, sich darauf zu berufen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2021 um 20.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47952

Deutsche Kanzler und Kanzlerinnen haben in ihre ersten Regierungserklärungen stets... (SZ 16.12.21)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.12.2021 um 20.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47951

Gutachten hier:
https://hannover.de/content/download/882119/file/Gutachten-Genderstar-Amtssprache_Lembke_Dezember2021.pdf

Zusammenfassung:
https://hannover.de/content/download/882117/file/gutachten-genderstar-amtssprache_ergebnisse_lembke2021.pdf
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.12.2021 um 17.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47947

Das Copy & Paste ist mir etwas verunglückt. Hier der Artikel: https://faz.net/aktuell/politik/inland/gendergerechte-sprache-in-verwaltung-hannover-legt-gutachten-vor-17686090.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.12.2021 um 17.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47946

FAZ 15.12.2021
Belit Onay, Oberbürgermeister von Hannover, hisst vor dem Neuen Rathaus eine Inter* Pride Flagge.
Sichtbarkeit der Bildbeschreibung wechseln
Als Hannover die gendergerechte Sprache in der Verwaltung zur Norm machte, hagelte es Kritik. Nun liegt ein Rechtsgutachten vor, das über die Vorgaben der Stadt noch hinaus geht.

Die Stadt Hannover hat vor drei Jahren als eine der ersten Städte in Deutschland die geschlechtergerechte Sprache zur verbindlichen Norm in der Verwaltung erklärt. Das „Rednerpult“ ist seither ein „Redepult“, aus „Wählern“ wurden „Wählende“. Die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ soll von den Mitarbeitern der niedersächsischen Landeshauptstadt ebenfalls vermieden werden. Denn so könnten sich Personen diskriminiert fühlen, die sich „nicht als Frau oder Mann selbst beschreiben“, heißt es. Man greift in Hannover auch auf den Genderstern (Bürger*innen) zurück.

Auf die Sprachvorgaben der Stadt habe es „viel negatives Feedback gegeben, das kritisch bis beleidigend war“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Friederike Kämpfe (Grüne). In den Sitzungen des Stadtrats und der Ausschüsse verweigert die AfD regelmäßig dem Protokoll die Zustimmung, weil dort auch die Äußerungen der AfD-Ratsleute gegendert werden, obwohl diese Wert darauf legen, dass sie in ihren Redebeiträgen nicht gegendert hätten. Da die Gender-Sprachregelungen der Stadt Hannover nicht im Einklang mit dem amtlichen Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung stehen, werden bisweilen sogar Zweifel an der Gültigkeit städtischer Entscheidungen geäußert.


Den Rest kann ich leider nicht lesen, da hinter Paywall. Folgende Textabschnitte gehören wohl noch dazu. Interessant, weil es auf das Rechtschreib-Urteil des BVerfG zurückgreift.

https://twitter.com/_homoduplex/status/1471475262126755841

https://twitter.com/_homoduplex/status/1471475269005418502
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2021 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47942

Ein Intensivmediziner wird im Radio interviewt. Er spricht nicht gut, zu viele Pausenfüller (Murmellaute), vor allem aber: generisches Maskulinum, generisches Femininum, Beidnennung (oft mit verschluckter Motion). Dieses Durcheinander könnte man „wildes Gendern“ nennen. Den Ausdruck schlage ich hiermit vor und gebe ihn zur allgemeinen Nutzung frei. (Manche Kollegen würden ihn unverzüglich schützen lassen.)

Zukunft hat das nicht. Die Sprache ist nicht „wild“ in diesem Sinne. Sie kennt nur Regeln und Spielräume.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.12.2021 um 18.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47915

Ein Beitrag über Astronomie bei RND ist auf quälende Weise gegendert – bis im letzten Absatz plötzlich die Normalsprache zurückkehrt:

Den neuerlichen Erfolg der inzwischen über hundert Jahre alten Allgemeinen Relativitätstheorie von Einstein sehen die Astrophysiker mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Weitaus spannender nämlich wäre es für die Wissenschaftler, eine Abweichung von den theoretischen Vorhersagen zu finden – denn eine solche könnte ein Fenster zu „neuer Physik“ aufstoßen. Das heutige physikalische Weltbild ruht auf zwei Pfeilern – der Quantenmechanik und der Relativitätstheorie. Doch die beiden Theorien passen nicht recht zusammen – deshalb suchen die Forscher nach einer übergeordneten „Theorie von Allem“. (RND 14.12.21)

(Inhaltlich scheint da ein Stück Poppersche Wissenschaftstheorie in psychologische Ferndiagnose umgeschlagen zu sein, aber das ist ein anderes Thema.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.12.2021 um 14.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47894

Angeblich läßt sich den Moderatoren des öffentlichen Rundfunks das Gendern nicht verbieten. Das müßte dann auch für das Tragen von Parteiabzeichen gelten.
https://tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/missmut-im-zentrum-der-freude-sollen-die-mainzelmaennchen-gendern-oder-nicht/27883656.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.12.2021 um 13.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47893

Future Bond could be "non-binary" and use the pronoun "they," Barbara Broccoli, 007’s producer, has revealed.
https://twitter.com/disclosetv/status/1469979387445616647

Das wäre mal interessant, wenn es denn stimmt. Ich habe nicht den geringsten Schimmer, wie das als Anredepronomen funktionieren soll. Oft behaupten ja diese aufmerksamkeitsgeilen Transen, daß sie selbst diese Pronomen für sich benutzen. In Gedanken?

Im Englischen ist they natürlich schon verbreitet als politisch korrektes, unbestimmtes Pronomen für den Singular. Aber dieser Gebrauch dürfte wohl kaum gemeint sein.

Das letzte funk-Video zum Thema:
https://youtube.com/watch?v=jS_Behtx8IA&t=0s
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.12.2021 um 09.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47892

Leute, die gendern, befürworten natürlich auch Sonderrechte für Frauen. Das Gendern ist letztlich ein Druckmittel für feministische Politik.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2021 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47890

Durch solche Stolpersteine gibt man zu verstehen, daß man den Rest der Bevölkerung für erziehungsbedürftig hält. Kein einziger deutscher Text soll mehr einfach glatt lesbar sein. Bei jeder Gelegenheit wird ein „ceterum censeo“ eingeschoben – dabei habe ich wehrloser Leser keineswegs vergessen, daß es auch Frauen gibt. Es kann doch niemand glauben, mit solchen penetranten Belehrungen sei etwas für die Frauen getan?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.12.2021 um 10.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47884

»Roheit« trifft es ganz gut. Etwas zurückhaltender könnte man von »Unhöflichkeit« sprechen. Die woken Erfinder dieser Sprache bestehen aber gerade darauf, daß es ein Gebot der »Höflichkeit« sei, sie zu benutzen. Was nun?
 
 

Kommentar von , verfaßt am 11.12.2021 um 10.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47883


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2021 um 17.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47875

Der Trick mit dem Urheberrecht erinnert an eine Episode aus der Geschichte der Rechtschreibreform, die in meinem "Sackgassen"-Buch dokumentiert ist. Ich hatte damals die Änderungpläne der Kommission veröffentlicht.

Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung
Geschäftsstelle am Institut für Deutsche Sprache (IDS)

S t e l l u n g n a h m e
des derzeitigen Vorsitzenden der Kommission,
Dr. Karl Blüml
19. Februar 2004

Betr.: Ausarbeitung des Buchstabens „D“ auf der Basis des Österreichischen Wörterbuches

Bezug: Veröffentlichung auf der Homepage des IDS

Ich, als derzeitiger Vorsitzender der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung und Delegationsleiter der österreichischen Kommissionsmitglieder möchte – in der Folge von diversen Spekulationen von Einzelpersonen – folgende Feststellung treffen:

Die Zwischenstaatliche Kommission ist verpflichtet, alle zwei Jahre einen Bericht an die zuständigen staalichen Stellen, von denen sie eingesetzt und beauftragt wurde, abzuliefern.

Dies ist auch im Dezember 2003 mit dem 4. Bericht geschehen. Dieser vierte Bericht wurde ergänzt durch eine vorläufige Darstellung der Auswirkungen der im Bericht vorgeschlagenen Präzisierungen und Modifikationen des Regelwerks von 1996. Dies erfolgte auf der Basis des Österreichischen Wörterbuches und ist eine Arbeit ausschließlich für die Auftraggeber.

Ich habe daher darum gebeten, jene Buchstabenstrecke, die hier aus dem Österreichischen Wörterbuch (für die nächste Auflage) bearbeitet wurde, d e f i n i t i v n i c h t a n d i e Ö f f e n t l i c h k e i t zu geben, sondern ausschließlich an die zuständigen staatlichen Stellen.

Der Grund für die Nicht-Veröffentlichung ist – so hoffe ich – einleuchtend: Hier wird ein Teil aus einer zukünftigen Auflage eines Wörterbuches dargestellt, der redaktionell noch keineswegs endbearbeitet ist und zu dem die (im Buch genannten) Autoren noch nicht ihre Zustimmung gegeben haben (und auch nicht ihre inhaltlichen Bemerkungen).

Dies ist eine reine Arbeitsfassung, die niemals zur Veröffentlichung bestimmt war. Kein deutsches Wörterbuch würde einer solchen Veröffentlichung zustimmen – und auch kein österreichisches.

Wenn gelegentlich behauptet wird, diese Wörterbuchseiten seien anderswo im Internet auffindbar, dann kann dies der Fall sein. Es handelt sich dabei jedoch um eine i l l e g a l e V e r ö f f e n t l i c h u n g , für die diejenigen Personen die Verantwortung tragen, die das veröffentlicht haben – auf keinen Fall jedoch die Zwischenstaatliche Kommission, auf keinen Fall die österreichische Vertretung in der Kommission und auf keinen Fall die Autoren des Österreichischen Wörterbuches.

Es muss betont werden, dass die Inhaber des Urheberrechtes an dieser Wörterbuchstrecke keine Bewilligung zur Veröffentlichung gegeben haben. Sie haben lediglich genehmigt, dass im Rahmen der Arbeit der Zwischenstaatlichen Kommission diese Wörterbuchstrecke als Arbeitshilfe verwendet wird. Jede Veröffentlichung außerhalb des klar definierten Rahmens (Zwischenstaatliche Kommission, Beiräte in den drei Staaten – Deutschland, Österreich, Schweiz – und zuständige staatliche Stellen in Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz) muss daher als eine Verletzung des Urheberrechtes betrachtet werden.

Für die Kommission

gez. Karl Blüml


Das Ganze verpuffte naturgemäß. Es wirkte damals schon ziemlich verrückt. Die Reparatur der Reform kam wie vorgsehen, durfte aber nicht so heißen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2021 um 16.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47874

Schulunterricht ist hierzulande wissenschaftsorientiert (im Gegensatz etwa zu religiöser Fundierung). Lehrer dürfen also keine objektiv falschen Theorien vermitteln.
Mit der Rechtschreibreform waren einige falsche Behauptungen über die deutsche Sprache verbunden, z. B. im Bereich der Wortarten. Die These, Rechtschreibung sei so konventionell wie die Postleitzahlen, wurde vom damaligen Direktor des IdS, Stickel, vertreten, ist aber nachweislich falsch. Seither unterrichten die Lehrer Falsches, was nur deshalb hingenommen wird, weil die Öffentlichkeit und auch ein Teil der Akademiker sich nicht dafür interessieren.

Der feministische Umbau der Sprache beruht ebenfalls auf Unkenntnis der sprachlichen Gesetzmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem Genus und Sexus. Seit das Gendern wie die Rechtschreibreform in staatliche Vorgaben Eingang gefunden hat, werden diese unrichtigen Thesen amtlich unterrichtet. Noch kann man sehen, daß die Genderwilligen durch ihre eigene Praxis widerlegt werden. Der Umbau kann aber so weit getrieben werden, daß auch dies verschwindet. Dann werden wir eine andere Sprache haben. Das ändert nichts daran, daß die bisher übliche Sprache aus objektiv falschen Gründen abgeschafft wurde.

Viele Lehrer wissen das, aber sie sind weisungsgebunden. In den Schulen einiger Länder wird die Schöpfungslehre unterrichtet.

Es bleibt natürlich ärgerlich, daß eine Handvoll mediokrer Germanisten es geschafft hat, deutsche Texte bis hin zu Wikipedia usw. in einer sinnlosen Weise zu verändern, am sichtbarsten durch die Wiedereinführung der Heyseschen s-Schreibung. Nun geschieht Vergleichbares im Bereich der Grammatik. Und wieder: Was für Leute waren es, die das erreicht haben!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.12.2021 um 16.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47873

Um das Kasseler Gender-Gutachten dürfte es noch Streit geben.

Ein Gender-Gutachten, das die Universität Kassel in Auftrag gegeben hat, scheint so geheim zu sein, dass man es nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen will. (...) Die Stellungnahme der Universität zum Gutachten, die zudem zwei Tage ausschließlich über interne Server der Uni erreichbar war, sei daher mit Vorsicht zu genießen, so Klatte: „Die Uni redet sich das Gutachten schön.“ Ein zusätzliches Geschmäckle tritt dadurch auf, dass sie das Gutachten nicht, wie es üblich ist, der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt: „Es geht hier nicht um Geheimnisse, die die nationale Sicherheit gefährden, sondern um eine uni-interne Praxis und die Frage, ob Genderregeln vorgeschrieben werden dürfen.“ Die Universität verweist laut Presseberichten auf das Urheberrecht des Autors, um das Gutachten unter Verschluss zu halten. Der schwarze Peter wird allerdings hin und her geschoben: Dem VDS liegt ein Schriftwechsel vor, nach dem man wegen der Angst vor sog. „Shitstorms“ vereinbart habe, das Gutachten vertraulich zu behandeln. „Das Gutachten gibt offenbar nicht das her, was die Uni sich erhofft hatte“, so Klatte, „und statt eines offenen Austausches, wie es in der Wissenschaft üblich ist, will man lieber alle, die es betrifft, im Dunkeln lassen – selbst den Studenten, der das Gutachten ins Rollen gebracht hat.“
https://vds-ev.de/mitteilungen/geheimniskraemerei-um-gutachten-ist-einer-uni-unwuerdig/
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.12.2021 um 09.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47867

Neben dem Impfmuffel gibt es jetzt den Gender-Muffel. Eun Glück, daß sich Muffel nicht gendern läßt.
https://hessenschau.de/panorama/uni-gutachten-punktabzug-fuer-gender-muffel-zulaessig,uni-kassel-gendern-pruefungen-100.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2021 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47866

Ein Weg ohne Wiederkehr...

Wenn die Bundesregierung (nicht erst die neue) sich die Durchsetzung der Gendersprache zum Ziel setzt, ist diese Rechtsprechung nur folgerichtig. Bisher nur ein Gutachten, aber die Richtung ist klar.

Vergleichbar wäre die Beachtung religiöser Grundsätze, wenn die "Lehrenden" es für richtig halten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.12.2021 um 00.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47864

Rechtsgutachten bewertet die Vorgabe zur Verwendung geschlechtergerechter Sprache in Prüfungen in bestimmten Fällen als zulässig

https://uni-kassel.de/uni/aktuelles/meldung/2021/12/9/stellungnahme-geschlechtergerechte-sprache
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.12.2021 um 20.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47850

Eben typisch fünfziger Jahre.

https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=ahh-001%3A1955%3A59%3A%3A1017
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.12.2021 um 20.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47849

Schirmfrauschaft

https://demokratie.niedersachsen.de/startseite/news/pilotregion-digitale-jugendbeteiligung-202284.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2021 um 08.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47844

Protagonisten und Protagonistinnen (Nils Minkmar in der SZ 8.12.21)

Je komplexer die Wörter, um so lästiger das Gendern, was man besonders beim Vorlesen merkt. Auch der im Küchenradio voreingestellte DLF bereitet Verdruß durch die widrige Sprache. Überall soll es barrierefrei zugehen, nur hier nicht. Volksfeinde.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.12.2021 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47836

8 Frauen und 8 Männer hat Scholz in seinem Ministerkabinett. Das sei aber nur dann paritätisch, wenn man ihn selbst als Kanzler nicht mitzähle, melden verschiedene Medien.

Mein Gott, was ist nur aus uns geworden, daß jetzt schon eine halbe Person moniert wird, um die das weibliche Geschlecht angeblich im Nachteil ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.12.2021 um 20.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47835

Ich habe mich gefragt, ob die Auffassung von »Königinmutter« als »Königin« mit nachgestellter Apposition nicht zwingend voraussetzt, daß die betreffende Mutter zugleich Königin ist. Keine regierende vielleicht, denn der Fall, daß eine Königinmutter ihrem Sohn oder ihrer Tochter auf dem Thron folgt, dürfte kaum vorkommen, aber zumindest doch Königin im Sinne des entsprechenden Titels. Beatrix ist aber – eine Besonderheit der niederländischen Monarchie – seit ihrer Abdankung 2013 nicht mehr Königin, sondern wieder Prinzessin, und sie wird auch nicht mehr mit »Majestät« angeredet, sondern mit »Königliche Hoheit«. Niemand spricht mehr von ihr als der Königin (Máxima würde sich bedanken), sie ist Prinzessin Beatrix, in den Medien, im privaten Gespräch (nach anfänglicher Umgewöhnung). Das war etwa bei Queen Mum anders.

Nun lese ich aber im Grimm unter dem Stichwort »Königin«:

die mutter des königs heiszt, mit bei uns seltener anwendung der apposition, kurz königin mutter (SCHILLER 248b, der königin mutter in Denemark ELIS. CH. V. ORL. 232 Holl.), die verwitwete königin königin witwe, franz. reine mère und reine douairière, denen jenes nachgebildet scheint. denn die alte wendung für das erste war wol einfach die alte königin, wie noch das volk sagt. königin bedeutete nämlich bis ins 16. jh. oder länger königliche princessin

Die Duden-Definition »Mutter eines Königs, einer Königin« erscheint mir übrigens zu kurz gegriffen. Auch hier scheint mir die Erklärung im DWDS zumindest besser: »Mutter eines regierenden Königs, einer regierenden Königin«. Oder würde man die Mutter von Königin Máxima als »Königinmutter« bezeichnen? Wohl kaum.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.12.2021 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47834

Im DWDS stimmt die Aussprache: https://www.dwds.de/wb/Königinmutter
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2021 um 16.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47832

Zur Königinmutter noch ein Nachtrag: Unsere Wörterbücher geben Anfangsakzent an und sprechen es einem auf Wunsch auch so vor. Die Grammatiken schweigen sich über den Akzent dieses Typs von Zusammensetzung aus, stellen auch Königinmutter und Prinzregent zusammen, was meiner Ansicht nach ebenfalls irrig ist. Königinmutter hat einen zweiten, vielleicht sogar den stärkeren Akzent auf dem Zweitglied. Früher schrieb man Königin Mutter (wohl nach frz. reine mère) mit nachgestellter Apposition.
Nur in einem älteren Aussprache-Duden finde ich die Betonung richtig angegeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2021 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47831

Im Koalitionsvertrag sind übrigens nur Arbeitnehmer gegendert, nicht Arbeitgeber. Wir hatten ja schon früher beobachtet, daß Gendern als Auszeichnung edlerer Geschöpfe benutzt wird, also nicht zum Beispiel für Dauerausscheider oder – in Berichten über die USA – Republikaner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2021 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47830

Niederländische Königsmutter Beatrix positiv auf Corona getestet (stern.de)

Der "Stern" glaubt anscheinend, die Mutter eines Königs könne nicht Königinmutter sein. Das Kompositum wird nicht mehr richtig verstanden.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.12.2021 um 15.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47829

Nur ein Beispiel für den falschen Gebrauch des Partizip Präsens: Arbeitslose sind Arbeiter, aber keine Arbeitenden; usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2021 um 08.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47826

Gleich auf der ersten Seite radebrecht die SZ von „Arbeitnehmenden“. Dann kommen dreimal „Arbeitnehmer“, und erst am Schluß „Chefinnen und Chefs“, „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. Es wird immer peinlicher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2021 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47824

Die Werbung bestimmt das Bewußtein (Marx/Ickler).
Mit superschönen Frauen werden Handtaschen, Autos, Parfum beworben. Der irrationale Kunde fällt zuverlässig auf die Kontaktmagie herein, sonst würden die Unternehmen nicht soviel Geld dafür ausgeben. Die Werbung bestätigt auch Tag für Tag das Klischee der Geschlechterbeziehungen, das die offizielle Ideologie bekämpft. Frauen wollen keine Objekte der männlichen Begierde mehr sein, scheuen aber weder Arbeit noch Kosten, sich als Leckerbissen für Männer anzurichten. Ist das nun lustig oder traurig?

Man sagt, das kopernikanische Weltbild sei nicht wirklich in den Köpfen der Menschen verankert. Das macht aber keinen großen Unterschied im Alltag; die „Jagd des Lebens“ (Knecht Ruprecht) bleibt dieselbe, ob wir nun um die Sonne kreisen oder umgekehrt. Anders das Darwinsche Weltbild. Wenn wir uns als Vehikel für Gene betrachten, daher als Fortpflanzungsmaschinen, sehen wir manches gelassener. Es gibt aus biologischer Sicht nur Frauen und Männer, alles andere läuft so mit – kein Grund zur Aufregung. Biologisches Denken ist wirklich wünschenswert. Auf eine größere Bekanntheit oder gar Verinnerlichung der naturalistischen Verhaltensanalyse (Skinner) wage ich noch gar nicht zu hoffen, obwohl sie die natürliche Ergänzung wäre. Also wenn man aufhörte, sich über „Jenseits von Freiheit und Würde“ zu empören...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2021 um 12.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47817

Offenbar die bekannte neurotische Reaktion auf das Lautmuster er, oft zu beobachten.

Obwohl ich sonst die Übertragung medizinischer Ausdrücke vermeide, scheint es mir hier angemessen, von einer Neurose zu sprechen. Bekanntlich vermeiden es manche Menschen, auf Trennlinien zwischen Bodenplatten zu treten usw., und das nennt man durchaus unmetaphorisch Zwangsneurose. Am verbreitetsten ist wohl der Waschzwang, danach auch der Riegelkomplex. Die Krankheit bleibt von anderen meist unbemerkt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.12.2021 um 10.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47816

Das Wort ist, wie ich gerade erkennen muß, mindestens 10 Jahre alt.
https://youtube.com/watch?v=2N970HpKJ_0

Hier Olaf Scholz:
https://twitter.com/ben_brechtken/status/1467396259434700800
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.12.2021 um 10.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47815

Olaf Scholz sagt lobend "Kinderkrankenschwesterin".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2021 um 09.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47814

Zum Beispiel in Indien, wo ich es in mehreren Familien selbst gesehen habe. Besonders wenn, wie in vielen Teilen der Welt noch üblich, die Frau in das (Eltern-)Haus des Mannes ziehen muß.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.12.2021 um 08.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47813

Welche Frau muß sich schikanieren lassen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2021 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47811

Selbstverständlich müssen alle Geschlechter gleichberechtigt sein. Das ist wahrscheinlich eine der größten historischen Umwälzungen. Es bricht einem ja das Herz, wenn man liest, wieviel weibliche Begabung sich nicht entfalten konnte, und geradezu unausstehlich ist es, wenn noch heute die Paschas zugucken, wenn die Frauen sich abrackern und zusätzlich schikaniert werden, wenn sie nur Töchter kriegen.

Gleichberechtigung kann nur bedeuten, daß jeder die gleiche Chance hat, seine Neigungen und Talente zu verwirklichen. Das ist das Gegenteil von Proporz, der vielmehr wieder eine Art von Bevormundung ist. Bei Chancengleichheit werden auf bestimmten Gebieten mehr Männer, auf anderen mehr Frauen zu finden sein. Na und?

Das Quotendenken, das auch die Regierungen immer mehr leitet, ist primitiv und ungerecht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.12.2021 um 08.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47810

Noch was Wichtiges vergessen:

Die "typische" Frau ist die junge Frau auf dem Höhepunkt sexueller Macht. Der typische Mann ist nicht mehr jung.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.12.2021 um 08.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47808

An der Aldi-Karottenfamilie – an der einige Anstoß nahmen, weil sie nicht divers genug ist – sieht man, daß das Männliche keiner besonderen Attribute bedarf. Es ist sozusagen generisch.
https://horizont.net/news/media/36/Aldi-Kai-Karotte-2021-357239.jpeg

Auch das asexuelle Strichmännchen ist eher männlich als weiblich. Gesteigerte Männlichkeit gibt sich nicht unmittelbar zu erkennen, sondern ergibt sich eher aus dem Handeln, braucht sozusagen mehr Zeit.

Ähnliches sieht man bei Social-Media-Accounts. Weibliche Teilnehmer geben sich gern weibliche Nutzernamen und Profilbilder, legen Wert darauf, als Frauen wahrgenommen und entsprechend behandelt zu werden. Hinter nichtmenschlichen Selbstdarstellungen verbergen sich eher Männer.

Interessant auch das Umgangsprachliche:
Mann: Typ
Frau: Tussi

Die Farbe knallrot ist für Männer unakzeptabel, außer bei Sportlern und Künstlern, was man als Relikt vergangene Zeiten betrachten könnte. Für Frauen ist die Farbe unverfänglich, besonders beliebt die Pastellvariante (aus Gründen).

Herrschaftsattribute haben ausgedient. Diamanten und aufwendige Kleider sind Frauensache.

Gender-Feministinnen beschweren sich ja gern darüber, daß wir Männer "die Norm" und Frauen nur die Abweichung sind. Die Welt sei zuerst eine männliche. Da ist, glaube ich, durchaus etwas Wahres dran. Der Denkfehler des Gender-Feminismus liegt nicht so sehr in dieser simplen Betrachtung. Er liegt mehr in daraus folgenden Bewertung.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.12.2021 um 23.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47805

Sprache gehört der Gesellschaft, und die möchte bekanntlich gendern.
https://tagblatt.ch/meinung/kommentare/wem-gehoert-die-sprache-der-kampf-gegen-den-genderstern-ld.2223518
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.12.2021 um 19.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47804

Petra Gerster, ZDF-Moderatorin, sagt im Interview des Mannheimer Morgen:
"Die rein männliche Pluralform für alle Geschlechter – das generische Maskulinum – hat nun eben auch ausgedient."
(MM, 30.11.2021, S. 28)

Dabei verwendet sie selbst in ebendiesem Interview mehrfach das generische Maskulinum.
Nun gut, geschenkt seien ihr die Wörter Zigeuner und Krüppel, da sie sie gewissermaßen nur zitierend aus einer früheren Zeit verwendet. Aber dann erzählt sie auch, was die alten Römer schon wußten, als ob es nicht auch alte Römerinnen gegeben hat, und sie erzählt von der Verfolgung der Juden, als ob Jüdinnen nicht ebenso darunter gelitten haben.
Und daß der MM-Interviewer in einer Frage an sie nur von den "Anhängern der Identitätspolitik" spricht, bemerkt sie auch nicht.

Schließlich sagt sie laut MM noch in bezug aufs Zigeunerschnitzel: "Nur muss der- oder diejenige sich dann halt sagen lassen, dass er oder sie ein ungehobelter und beleidigender Mensch ist."

Sie bringt also gleich selbst zwei Beispiele dafür, daß das generische Maskulinum (hier wären es "derjenige" und "er") nicht unbedingt etwas mit dem Plural zu tun hat, wie sie vorher behauptet. Es ereifern sich doch immer wieder Leute, die in Wirklichkeit von Sprache nicht viel Ahnung haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.12.2021 um 09.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47801

Künftige Familienministerin wünscht sich einheitliche Gender-Sprache für Ampel

Wie vorausgesagt: Das Familienministerium ist der Hebel. Der Anfang ist längst gemacht, daher ist mit Widerstand nicht zu rechnen. Im Gegenteil: der Protest der AfD wird als Bestätigung genutzt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2021 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47787

Die neue Regierung „will den umstrittenen Paragrafen im Strafgesetzbuch abschaffen, der es Ärztinnen verbot, über die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs in ihrer Praxis auch nur zu informieren“. (SZ 2.12.21)

Gerade im Zusammenhang mit Abtreibung ist es nicht ganz abwegig, zunächst nur an weibliche Personen zu denken, bevor man die Albernheit durchschaut.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2021 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47770

Wenn eine Frau aufsteigt, scheint es im Rückblick ein ständiger Kampf gegen Männer gewesen zu sein. Wenn ein Mann aufsteigt, war es das gleiche, ist aber nicht der Rede wert, weil es sich von selbst versteht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2021 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47758

Politikerinnen und Politiker
Ärztinnen und Pflegende
Intensivpatienten
Lehrende und Lernende


So schreibt die hochgeschätzte Christina Berndt in der heutigen SZ. Von allem etwas. Aber ein Dauerzustand ist das nicht, keine Sprache der Welt kann es dulden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2021 um 16.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47714

Heute morgen in den News: Ein prominentes, mir allerdings bisher unbekanntes Paar, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, bekommt bald Zwillinge. Ich soll ankreuzen, ob ich mit zwei Jungen, zwei Mädchen oder einem Jungen und einem Mädchen rechne.

Dieser Verstoß gegen die Gleichstellung wird wohl von der neuen Regierung nicht mehr geduldet werden. Eines der Kinder oder beide könnten ja divers sein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.11.2021 um 14.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47712

In der Sondersprache der Politik ist das Gendern mit Beidnennung ja seit vielen Jahren Standard, und zwar bei sämtlichen Parteien außer der AfD. Der aktuelle Koalitionsvertrag schreibt diese Praxis nur fort. Er enthält, bezogen auf den Textumfang, sogar deutlich weniger Doppelformen als die Koalitionsverträge von 2018, 2013 und 2009, während neuere Formen wie die Wechselnennung von weiblich und männlich (Ärztinnen und Pfleger) kaum vorkommen.

Ich denke auch, daß sich Gendersternchen & Co. in der Politik nicht allgemein durchsetzen werden, selbst nicht bei den Grünen, abgesehen vielleicht von offiziellen Parteidokumenten. Auf den nachgeordneten Ebenen der öffentlichen Verwaltung und bei den Hochschulen bin ich mir da aber nicht so sicher. Dort werden sie sich voraussichtlich noch am längsten halten. Bei den privaten Unternehmen ist das Bild sehr uneinheitlich. Einige preschen opportunistisch vor, andere warten ab. Ich rechne damit, daß viele Unternehmen, die jetzt glauben, dem vermeintlichen Zeitgeist (in Wirklichkeit ist ja die große Mehrheit dagegen) nachrennen zu müssen, über kurz oder lang zumindest zu einer grammatisch korrekten Sprache zurückkehren werden.

Das generische Maskulinum ist derweil nicht so schnell totzukriegen. Die allermeisten gegenderten Texte enthalten im Moment ja ein buntes Durcheinander von Formen, und darunter ist fast immer auch das generische Maskulinum, das mit jeder Verwendung neu bestätigt wird. Mit der penetranten Beidnennung sollen die Sprachteilhaber dazu gebracht werden, sich unter »Touristen« nur noch Männer vorzustellen. Dieser Plan kann theoretisch innerhalb weniger Jahrzehnte aufgehen, wenn man die Kinder während des Spracherwerbs konsequent darauf trimmt. Die große Mehrheit der Eltern lehnt das aber ab oder läßt es an der nötigen Konsequenz fehlen. Und die Möglichkeiten der Schule sind begrenzt, wenn die Kinder in einem Umfeld aufwachsen, in dem gar nicht oder nur punktuell gegendert wird. Eher schon werden sie die Gendersprache als eine Art Sozio- bzw. Situalekt erlernen und immer dann anwenden, wenn es gesellschaftlich gefordert ist. Die große Frage bleibt, in wie vielen Bereichen und Situationen dies künftig der Fall sein wird.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.11.2021 um 09.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47709

Tja, Pusch und Co. haben ein Problem erfunden, dessen Lösung sich selbst nötig macht, indem sie es entstehen läßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2021 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47708

Das Gendern wird sich wohl auf die Beidnennung einpendeln. Das macht die Texte zwar pedantischer und schwerfällig (wie man besonders beim Vorlesen merkt), aber es ist aus linguistischer Sicht die harmloseste Variante, weil es lediglich eine seit je genutzte Möglichkeit weiter ausdehnt und nicht gegen grammatische oder orthographische Grundregeln verstößt. Ein Musterbeispiel ist der plump dahinrumpelnde Koalitionsvertrag. Vielleicht wird es nach längerer Zeit eine andere Lösung geben, die die Schwerfälligkeit wieder wegkürzt, aber das ist noch nicht abzusehen. Einstweilen gilt die Maxime, daß kein Preis zu hoch ist für die Herstellung von Politischer Korrektheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2021 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47706

Die Koalition führt sehr breit aus, was sie nach der Pandemie tun will, aber für die Bekämpfung der Seuche selbst hat sie weniger Zeilen übrig als für das Zählen der Wölfe.

Übrigens: "Wölfe zählen" wäre viel zu einfach, man sagt: „die Anzahl der in Deutschland lebenden Wölfe realitätsgetreu abbilden“.

Wölfe sehen gut aus und können auch beißen, aber tausendmal wichtiger sind die Regenwürmer.

Die deutsche Raumfahrt (gibt es die?) soll die Mülltrennung auf den Weltraum ausdehnen: "Vermeidung und Bergung von Weltraumschrott". Vielleicht nehmen die Astronauten in Zukunft gelbe Säcke mit. In Wirklichkeit sinnt die Raumfahrtindustrie schon lange darüber nach, wie sie den Schrott vermeiden kann, der ihr allmählich das eigene Geschäft unmöglich macht.
(In diesem Absatz fehlt die Forderung nach mehr Pilotinnen und Astronautinnen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2021 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47705

Die feministische Außenpolitik wird wohl Papier bleiben. Das Durchgendern der Gesellschaft dürfte das Familienministerium als Hebel ansetzen. Der Wille zur Unterwerfung ist besonders in den Medien weit verbreitet. Der Testfall Rechtschreibreform hat ja auch geklappt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2021 um 08.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47704

Unser Ziel ist es, das Zusammenleben von Weidetieren, Mensch und Wolf so gut zu gestalten, dass trotz noch steigender Wolfspopulation möglichst wenige Konflikte auftreten. Wir werden mit allen in diesen Fragen befassten Organisationen und Verbänden einen institutionalisierten Dialog „Weidetierhaltung und Wolf“ einrichten. Wir werden durch eine Überarbeitung der Monitoringstandards die Anzahl der in Deutschland lebenden Wölfe realitätsgetreu abbilden und wollen den Ländern europarechtskonform ein regional differenziertes Bestandsmanagement ermöglichen. (Koalitionsvertrag)

Und die Wölfinnen?

Aber mal im Ernst: Hat es je ein Regierungsprogramm gegeben, das sich die Zählung der Wölfe zum Ziel setzte? Vielleicht müssen wir "Modernisierung" neu interpretieren?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2021 um 08.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47703

Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir im Sinne einer Feminist Foreign Policy Rechte, Ressourcen und Repräsentanz von Frauen und Mädchen weltweit stärken und gesellschaftliche Diversität fördern. (Koalitionsvertrag)

Wie gut, daß man es nicht auf deutsch sagen muß! Allerdings ist es nicht besonders dringlich, die Beziehungen zu Schweden und ähnlichen Staaten aufzubessern. Auf Frau Baerbock warten ganz andere Aufgaben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.11.2021 um 22.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47695

zu "haushalteerisch":
zusätzliche haushälterische Spielräume
gibt es auch.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.11.2021 um 22.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47693

Es gibt natürlich wie immer auch in diesem Vertrag Genderlücken, d.h. das generische Maskulinum haben sie auch hier nicht totgekriegt:

Würde des Einzelnen, Partner, Hersteller, Arbeitgeber, Garanten, Akteure, Kapitalgeber, Betreiber, Nutzer, Anbieter, Entwickler, Beitragszahler, Spätaussiedler, EU-Bürger, Patientenlotsen, Verfahrenslotsen, Makler, Verwalter, Senioren, Händler
(keine Garantie auf Vollständigkeit, einige davon kommen außerdem auch in Paarformeln vor)

Besonders schön die Terroristen und Terroristen, daneben noch ein Kommafehler:
Die weit überwiegende Zahl der Waffenbesitzerinnen und -besitzer ist rechtstreu. Terroristen und Terroristen sowie Extremistinnen und Extremisten gilt es, konsequent zu entwaffnen.

Und Gendern ist natürlich viel wichtiger als Grammatik:
Den Europäischen Auswärtigen Dienst gilt es zu reformieren und zu stärken, einschließlich der Rolle der Hohen Vertreterin bzw. des Hohen Vertreters als echte "EU-Außenministerin" bzw. echtem "EU-Außenminister".
Was denn nun, Nominativ oder Dativ, oder nicht doch lieber Genitiv?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.11.2021 um 21.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47692

Kardinal*innen und Päbst*innen darf es ja nicht geben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.11.2021 um 16.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47691

Da sind Sie mir nun zuvorgekommen, Herr Schardt. Die Suche nach »innen und« ergibt 108 Treffer. Beim 109. Treffer handelt es sich um das Ressort des Innenministeriums: »Die SPD stellt die Leitung folgender Ministerien: Innen und Heimat […]«.

Einige Leckerbissen:
- Anglerinnen und Angler (wie viele Anglerinnen gibt es eigentlich oder sollte es nach dem Willen der Koalitionäre geben?)
- Zeitzeuginnen und Zeitzeugen (wer um alles in der Welt denkt bei »Zeitzeugen« nur an Männer??)
- Whistleblowerinnen und Whistleblower
- Imaminnen und Imame
- Zivilgesellschaften – insbesondere Journalistinnen, Aktivisten, Wissenschaftlerinnen und andere Menschenrechtsverteidiger – sind unverzichtbar für den Aufbau und Erhalt funktionierender Gemeinwesen.
- haushalteerisch (hübsch)
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 24.11.2021 um 16.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47690

Der Koalitionsvertrag ist erwartungsgemäß komplett mit Doppelnennungen durchgegendert, an mindestens einer Stelle auch mit Wechselnennung. Nur wenige Ausreißer wie "Arbeitgeber".

"Jede und Jeder hat die gleichen Rechte, ..." Das hat gleich zwei Macken:
1. die falsche Großschreibung bei "Jeder".
2. "Jeder" ist Singular, "Jede" auch, aber wenn man die beiden mit "und" verbindet, haben wir ja Plural und es müßte lauten: "Jede und jeder haben die gleichen Rechte...".
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.11.2021 um 02.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47687

Neulich habe ich bei einem Händler im Westerwald ein Käsemesser bestellt. Der Pappkarton, in dem das gute Stück transportiert wurde, war mit Zeitungspapier ausgepolstert. Die Lektüre der lokalen Stellenanzeigen ist erhellend.

Aus einem Inserat der Evangelischen Kirchengemeinden Kirchen und Freusburg:

Jugendleiter/in (m/w/d)
Regelmäßige Mitarbeit in der Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden
Konfirmandenunterricht
Konfirmandenfreizeiten
mit einem Abschluss als Gemeindepädagog*in, Diakon*in, Religionspädagog*in
Sozialpädagog*in oder Erzieher*in

Auch hübsch: Planung und Durchführung von Angeboten für Kinder- und Jugendliche

Die Jonas Schaltanlagenbau GmbH versucht es mit lockeren Sprüchen:

DU hast alles im Griff und keine Angst vor einer neuen Herausforderung!
DU bist Elektrohandwerker oder Schaltanlagenbauer.
Dann kannst DU uns mal…
Deine Bewerbung schicken!

Hinter Elektrohandwerker und Schaltanlagenbauer ist etwas erkennbar, was zunächst wie ein winziger Farbklecks anmutet. Wenn ich meine stärkste Lesebrille aufsetze und das Gebilde zusätzlich mit dem Zoom meiner Handykamera vergrößere, lese ich: (m/w/d).
Ins Auge springt dagegen der reißerische Titel in überdimensionierten Großbuchstaben:
POWER
MANAGER

Ein Artikel soll Lust auf den Beruf des Fachverkäufers machen. In dem Text wird durchgängig, insgesamt siebenmal (!), von Fachverkäufer/innen gesprochen. Darüber prangt in riesigen Lettern die Überschrift: Der Kunde ist König.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.11.2021 um 00.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47686

Vielleicht ist diese Schreibung authentischer als die »richtige« …
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 23.11.2021 um 23.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47685

Phishing-Mails, mit denen Internet-Ganoven auf der Jagd nach Kontozugängen sind, waren ja lange Zeit richtig plump. Eingestreute kyrillische Buchstaben, miserable Rechtschreibung und absurde Formulierungen entlarvten die Täuschung umgehend.
Dann wurden sie aber immer ausgefeilter, so daß auch der Kenner mittlerweile genau hinschauen muß, bevor er die Mail in den Orkus befördert.

Nun möchten sie anscheinend eine neue Stufe der Authentizität erklimmen und fangen an, zu gendern.
Ich würde sagen, mißglückt:

Verehrter Kunde*in, ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.11.2021 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47668

Verkäufer (m/w/d) gesucht

Die Formel erkennt das generische Maskulinum gleich doppelt an: erstens durch die Wahl der maskulinen Stammform, zweitens durch die Explikation, daß sie alle Geschlechter umfaßt. Wenn das aber so ist – wozu dann die ganze Verklausulierung?

Spätere Philologen werden historische Texte nach dieser Epochensignatur datieren können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2021 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47606

Der Corona-Aufruf der 35 Wissenschaftler ist schlecht formuliert und schwächt seine Wirkung zusätzlich durch kapriziösen Umgang mit dem Genus/Sexus; er will alles gleichzeitig:

Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger
Verantwortungsträger
Fachexpert*innen
Patientenzahlen
Bürger*innen
Bürgerinnen und Bürger
Wissenschaftler*innen
Intensivpatienten

 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.11.2021 um 08.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47577

Ich meine, die flüchtige Andeutung eines kessen Backfischlächelns bei Göring-Eckardt gesehen zu haben. Immerhin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2021 um 08.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47576

Beim Gendern setzt der Verstand aus.

Hat wenigstens jemand gelacht?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.11.2021 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47575

„Ich glaube, wir werden nicht umhinkommen, werden diesem Ganzen nicht Herr und Frau werden, wenn es uns nicht gelingt, die Älteren ein drittes Mal zu impfen …“ (Katrin Göring-Eckardt gestern abend im Interview)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2021 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47543

Ich vermute, daß es mit der Freiwilligkeit des Genderns bald vorbei sein wird. Auch die Ampel wird, wie es aussieht, eher eine Genderpflicht als eine Impfpflicht einführen. (Danke, Herr Lindner!)

Die Gleichstellungsbeauftragten wissen, daß Landesregierungen, besonders rot-grüne, der Locus minoris resistentiae sind. Schon jetzt herrscht weithin ein Gruppendruck, besonders unter Akademikern, die gewohnheitsmäßig der Faszination durch „Theorie“ erliegen und daher der feministischen Ideologie viel abgewinnen können. Geschlecht als gesellschaftliches Konstrukt – das macht uns Intellektuelle noch viel wichtiger.

Übrigens fällt wieder auf, daß die Gleichstellungsbeauftragten sich überproportional auf die Schriften homosexueller Autoren und Autorinnen stützen. Gegenargumente werden oft als „biologistisch“ abgefertigt. Sex ist biologistisch, Gender ist das Wahre. Die Allgegenwart von Werbung und Pornographie bezeugt zwar das Gegenteil, aber das muß man ja nicht zur Kenntnis nehmen. Credo quia absurdum – welche Wonne!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.11.2021 um 17.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47538

Aufstand der Mietenden

https://derstandard.at/story/2000130973078/wohnungspolitik-aufstand-der-mietenden
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.11.2021 um 00.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47528

Besonders schön: tote Radfahrende
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2021 um 16.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47526

Hier findet man das ideologisch korrekte Dokument der Landeskonferenz:

https://lakog-bw.de/wp-content/uploads/LaKoG-Empfehlung-Geschlechtergerechte-Sprache-2021.pdf

"Nicht verpflichtend"? Noch nicht, aber das kommt schon noch. Und außerdem sind Akademiker erfahrungsgemäß immer gern zu Diensten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2021 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47525

Das Genderwörterbuch ist Zeile für Zeile ein Dokument haarsträubender Dummheit.

Mutter – Elternteil
Lehrerberuf – Lehrberuf
(schon besetzt, aber das weiß die Verfasserin nicht)
Mädchen für alles – Mensch für alles
Nonne – Ordensperson

(Das ist ja eine Einladung zur Promiskuität in Klöstern... Sollte man hier nicht die Kirche fragen?)
Milchmädchenrechnung – Trugschluss; Irrtum; falsche Erwartung; Fehlschluss; Illusion
(Warum muß „Milchmädchenrechnung“ überhaupt geändert werden? Lautet der Auftrag, die Kategorie Geschlecht völlig zu beseitigen? Personen werden dabei ja nicht geschont oder „sichtbar gemacht“.)
Opfer – [als Neutrum ist dieses Wort schon gendergerecht: DAS Opfer]
(Hier scheint es bei jemandem wegen -er geklickt zu haben, das Wörterbuch gibt sogar die Zurückweisung noch als eigenen Eintrag.)
Herrenfahrrad – Diamantrahmenfahrrad
Ingenieurberuf – Ingenieursberuf
(?)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.11.2021 um 09.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47523

Die Gleichstellungsbeauftragten geben die Richtlinien vor. Was kann da schon schiefgehen?

An den Hochschulen in Baden-Württemberg soll eine geschlechtergerechte Sprache Einzug halten. Dazu hat die Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an den wissenschaftlichen Hochschulen Leitlinien verabschiedet. "Sprache erzeugt Bilder im Kopf, und wir wollen diese Bilder so divers wie möglich halten, damit unsere Handlungen dieser Vielfalt gerecht werden", sagte die Sprecherin der Landeskonferenz, Birgid Langer, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Hochschulen sollen sich in ihrer internen und externen Kommunikation an den kürzlich verabschiedeten Empfehlungen orientieren. Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Studierenden sind die Vorschläge nicht verpflichtend.
https://swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/gender-sprache-an-hochschulen-100.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.11.2021 um 01.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47521

Der Drachenlord ...

(das ist der hier: https://spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/der-fall-drachenlord-ein-jahrelanges-martyrium-in-deutschland-und-niemand-haelt-es-auf-kolumne-a-91b94ce3-ab01-4ac1-9286-d85bea144928)

... wird jetzt gegendert:

"herrschende Drachenperson" (www.geschicktgendern.de)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.11.2021 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47517

Ohne Rücksicht auf Verluste. Kein Preis ist zu hoch für die Durchsetzung des rechten Glaubens. Man muß immer wieder an Luise Pusch erinnern: "Die hier vorgeschlagene Umstrukturierung tut dem deutschen Sprachsy­stem nicht mehr Gewalt an als dieses System uns Frauen antut."
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.11.2021 um 00.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47515

Wer nicht gendert, hat den Vorteil, erzählen zu können, was Menschen tun. Wer gendert, muß jedesmal deutlich machen, daß die Menschen, von denen er erzählt, verschiedenen Geschlechts sind oder sein könnten, auch wenn es, wie meist, überhaupt nichts zur Sache tut.

Ich zitiere Auszüge eines Textes der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz (https://www.fraenkische-schweiz.com/de/erleben/sehenswert/sehenswert.html):

Entdecker aufgepasst! In kaum einer anderen deutschen Ferienregion gibt es so viel zu sehen wie in der Fränkischen Schweiz […].

Besucher der Fränkischen Schweiz erleben zwischen Burgen, Ruinen und Tropfsteinhöhlen eine einzigartige Reise in die Vergangenheit. […] In historischen Zügen erleben Gäste auf ihrer Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft des Wiesenttals Technik und Geschichte hautnah.

Wissen Sie eigentlich, was Osterbrunnen oder Tanzlinden sind? Die Bewohner der Fränkischen Schweiz informieren Sie gerne über regionales Brauchtum.«

Und hier ein Text aus der wundersamen Welt der Genderer. Es handelt sich wohlgemerkt um wichtige Informationen einer deutschen Landesregierung zur Coronapandemie für ein breites Publikum (https://wm.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/meldung/pid/corona-beschraenkungen-fuer-geimpfte-und-genesene-werden-weitgehend-aufgehoben-1/):

Anbieterinnen/Anbieter, Veranstalterinnen/Veranstalter, Betreiberinnen/Betreiber und Dienstleisterinnen/Dienstleister sind generell verpflichtet, ein Hygienekonzept zu erstellen und die Kontaktdaten der Besucherinnen und Besucher bzw. Kundinnen und Kunden zu erfassen.

Das konsequente Durchgendern ist den Verfassern eine Aufblähung des Textes um über 50 Prozent wert. Die gebetsmühlenartige Wiederholung der Banalität, daß Veranstalter, Kunden usw. Männer oder Frauen sein können, läßt die eigentliche Aussage völlig verblassen, ja sie geht fast unter. Die Erfassung des Sinns dieses ohnehin nicht gerade leichtfüßigen Satzes wird so zusätzlich erschwert.

Bei der Lektüre kommt bei mir an (und soll wohl auch ankommen):

Frauen und Männer, die etwas anbieten, Frauen und Männer, die etwas veranstalten, Frauen und Männer, die etwas betreiben, und Frauen und Männer, die eine Dienstleistung erbringen, sind generell verpflichtet, ein Hygienekonzept zu erstellen und die Kontaktdaten der Frauen und Männer zu erfassen, die die Veranstaltungen oder Etablissements besuchen bzw. die Dienstleistungen kaufen.

Hier zum Vergleich der Text in normalem Deutsch:

Anbieter, Veranstalter, Betreiber und Dienstleister sind generell verpflichtet, ein Hygienekonzept zu erstellen und die Kontaktdaten der Besucher bzw. Kunden zu erfassen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.11.2021 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47514

Als einstiger Arnsberger habe ich die Auszüge aus dem Newsletter der Firma Graefe mit besonderem Vergnügen gelesen. Da Arnsberg (die Perle des Sauerlandes) im schönsten Westfalen liegt, hilft es, bei den zitierten Stellen an Jürgen von Manger zu denken, dann gehen sie wirklich zu Herzen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.11.2021 um 00.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47512

Die Firma Graef aus Arnsberg schickt mir den ersten Newsletter. Schon die Anrede läßt mich aufmerken: »Liebe(r) GRAEF Freund(in)«. Was die fetten Buchstaben sollen, weiß ich nicht, vielleicht sollen sie mein Herz anrühren. Und solche Klammerkonstruktionen kenne ich aus amtlichen Formularen; in Produktwerbung eines privaten Unternehmens wirken sie auf mich besonders unbeholfen. Leider wird es dann aber nicht besser. Im Text selbst werde ich plötzlich geduzt. Das finde ich zwar unangemessen, und ich bezweifle auch, daß sich die Zielgruppe damit mehrheitlich richtig angesprochen fühlt, aber sei’s drum. Ich halte noch ein wenig durch, kämpfe mich durch Sätze wie »Nachhaltigkeit is Key!«, »Mehr denn je liegt der Fokus beim Konsum auf einem achtsamen Genuss« und »Das gilt übrigens auch für Filterkaffee, der durch frisch gemahlene Bohnen ein echtes Upgrade erfährt«, aber der gute Wille ist aufgebraucht, als ich lese: »Du bist selbst passionierte:r Kaffeetrinker:in oder auf der Suche nach einem tollen Weihnachtsgeschenk?« Nein, eigentlich nicht. Vielleicht hast du, liebe(r) Verfasser:in des Newsletters, bei anderen Empfangenden mehr Erfolg.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.11.2021 um 21.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47511

Da ich es angekündigt habe, muß ich es wohl nachreichen.
https://youtube.com/watch?v=6ThI3fcR5k8
Naja, einmal hören reicht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.11.2021 um 12.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47495

Hallervorden demnächst mit Lied gegen Gendersprache. Junge Freiheit, die sich auf dpa-Meldung bezieht; sonst habe ich nichts dazu gefunden.
https://jungefreiheit.de/kultur/gesellschaft/2021/dieter-hallervorden-veroeffentlicht-lied-gegen-gendersprech
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2021 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47475

Heute dürfen wir in Bayern schon wieder nicht tanzen oder sonstige Tätigkeiten von "fröhlichem" Charakter ausüben (Allerheiligen). Die Grünen wollen diesen Zopf abschneiden, dafür aber viele neue Zöpf:innen einführen. Da die anderen seriösen Parteien keinen Widerstand leisten werden, ist ein edler Wettbewerb zu erwarten: "Wer gendert mehr?"
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.10.2021 um 22.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47466

Auf Twitter meint ein Nutzer aus der Schweiz, die »Städterinnen und Städter« seien die neuen »Sündenböcke« (!) der SVP. Da ist die taz schon einen Schritt weiter: sie kennt außer »Sündenböcken« auch »Sündenziegen«. Wenn das mit der Farbe nicht so verteufelt knifflig wäre, könnte man auch gleich die »Schwarze Petra« in die Wunderkammer der Gendersprache aufnehmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.10.2021 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47450

Alan Posener pflegt (jetzt vor allem in der ZEIT) seine feministische Marotte, so daß seine Texte stellenweise wie lustige Selbstparodien wirken. Daß es dem Ernst der Sache schadet, scheint er nicht zu spüren.

Außerdem hat die SPD eine Deckelung der Sozialabgaben der Bürgerinnen bei 40 Prozent versprochen. (ZEIT 12.10.21)

Nein, das hat sie nicht versprochen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2021 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47445

Als wäre es nicht so, daß die meisten Whistleblowerinnen versuchen, Schaden von ihrem Arbeitgeber abzuhalten. (SZ 27.10.21)

Der Verfasser gibt zu verstehen, daß für ihn Maskulinum und Femininum genau dasselbe bedeuten. D. h. er kann kein Deutsch.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.10.2021 um 00.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47427

Ist mir auch aufgefallen. Wörtlich hat sie gesagt: »Doch Politik ist nur dann gut, wenn sie auch verständlich ist. Das ist auch ein großes Versprechen der Demokratie. Und das hat viel mit unserer Sprache zu tun. Verstecken wir uns nicht hinter einem komplizierten Fachjargon, hinter Meinungen von Expertinnen und Experten. Ich wünsche mir, daß wir schwierige juristische Fragen, mit denen wir es zu tun haben, in die Sprache übersetzen, die in unserem Land gesprochen und verstanden wird.« (Applaus des ganzen Hauses.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.10.2021 um 19.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47425

Die neue Bundestagspräsidentin hat sich für eine verständlichere Sprache ausgesprochen. Mal sehen. Mit Gendern wird das nicht zu erreichen sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.10.2021 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47394

Man muß der Frau nicht glauben. Es geht ums Geschäft, und da versucht das Unternehmen irrtümlicherweise, sich – sogar "proaktiv", wie man den vorauseilenden Gehorsam heute nennt – an die Spitze des Zeitgeistes zu setzen, um jung und modern zu erscheinen. Grundlage ist eine gewisse Unkenntnis sprachlicher Tatsachen, sowohl systematischer als auch soziologischer. An dieser Bildungslücke trägt die Schule die Hauptschuld.
Die Betriebsamkeit der Frauenbeauftragten ("Diversitätsmanagerinnen" usw.) können sich der Staat und Großunternehmen leisten, die so manches mitschleppen, was eigentlich die Konkurrenzfähigkeit beeinträchtigt. Bis schlankere Konkurrenten ohne solchen Ballast vorpreschen... Unnötige Pöstchen und klumpfüßige Kommunikation werden dann abgestoßen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.10.2021 um 01.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47393

Die WELT hat die »Diversitätsmanagerin« von Audi dazu befragt, wie die Einführung des Genderns in jenem Unternehmen so läuft, was das alles kostet und welche Ergebnisse damit bisher erzielt worden sind. Ich würde gern schreiben, daß es sich um Frau Wadé handelt, denn ich lese in dem Artikel, daß diese Person (bisher war »diese Person« eher ein Schimpfwort, aber das wird jetzt halt geändert) mit Vornamen Antonia heißt. Auf dem Foto sieht diese Person eindeutig wie eine Frau aus, aber ich will ihr nicht zu nahe treten, also verwende ich im folgenden, der Empfehlung dieser Person entsprechend, den Vor- und Nachnamen, ohne spekulative und genderunsensible Zusätze wie »Herr« oder »Frau«.

Gleich in der Antwort auf die erste Frage sagt Antonia Wadé: »In der schriftlichen externen Kommunikation mit Kunden (sic!) und Partnern (sic!) gendern wir konsequent. Es kann sein, dass mal eine Formulierung durchrutscht, aber das ist eher die Ausnahme.« Da ist dieser Person offenbar gleich zweimal hintereinander etwas durchgerutscht. Aber ein Interview mit der WELT, selbst wenn man davon ausgehen darf, daß die interviewte Person den Entwurf des Artikels gelesen und genehmigt hat, fällt wohl nicht unter »schriftliche externe Kommunikation«.

Das Credo der für die Spracherziehung zuständigen »Audianer_innen«, verrät sie uns wenig später, sei, »bisherige Formulierungen nicht einfach durch den Gender Gap zu ergänzen, sondern Texte anders aufzusetzen. Das schult auch den bewussten Umgang mit Sprache ganz allgemein.« Wir erinnern uns, auch die Rechtschreibreform hat, wenn sie denn sonst schon nichts Positives bewirkt haben mag, immerhin dafür gesorgt, daß alle mal wieder so richtig über Sprache nachgedacht haben! Auf die Bitte, ein Beispiel zu nennen, sagt Antonia Wadé: »Elegant (sic!) sind neutrale Formulierungen mit allumfassenden Begriffen: etwa „Mitarbeitende“ statt „Mitarbeiter“ oder „Führungskraft“ statt „Chef“.« Ein gedrechseltes Kunstwort wie »Mitarbeitende«, das von der übergroßen Mehrheit als bürokratisch und eher unbeholfen empfunden werden dürfte, wird aber nicht dadurch »elegant«, daß es eine Spur weniger sperrig erscheint als »Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter« oder »Mitarbeiter_innen«. Man sieht hier sehr schön, wie durch die künstliche Veränderung der Bezugsgröße kurzerhand die Bedeutung von Allerweltswörtern im Sinne einer Ideologie verschoben wird.

Audi betreibt einen ungeheuren Aufwand, auch finanziell, um die eigenen Mitarbeiter umzuerziehen. Das ficht Antonia Wadé nicht an: »Für uns geht es hier um eine Haltungsfrage, nicht um eine monetäre Bewertung.« Donnerwetter! So spricht nur jemand, der von ganz oben freie Hand bekommen hat. Noch ist die falsche Haltung im Unternehmen nicht verboten, denn offiziell beruht ja alles auf Freiwilligkeit. Aber wie lange noch?

Sogar die gesamte IT wird umprogrammiert, um der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen. Die WELT fragt lapidar: »Ein IT-System neu zu programmieren dürfte allerdings äußerst teuer sein. Was erhoffen Sie sich davon?« Antonia Wadé: »Generell geht es uns darum, Sichtbarkeit für alle Geschlechter zu erzeugen, die mehr Chancengerechtigkeit zum Ziel hat. Eindeutig messen lassen sich entsprechende Erfolge aber kaum.« (!!)

Das bemerkenswerte Interview endet so:

»WELT: Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit in der Bevölkerung genderneutrale Formulierungen ablehnt. Gibt Ihnen das zu denken?

Wadé: Genderneutrale Sprache gehört gerade bei der jungen Generation zum gängigen Sprachgebrauch. Als moderner Arbeitgeber ist es uns wichtig, den Blick nach vorne zu richten und als verantwortungsvolles Unternehmen wahrgenommen zu werden.«

Ach so!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.10.2021 um 19.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47392

Das Buch "Die Abgehobenen" (Untertitel "Wie die Eliten die Demokratie gefährden") von Michael Hartmann, erschienen 2018 im Campus Verlag, liest sich soweit vom Stil her recht flüssig, was wohl auch daran liegt, daß kaum gegendert wird.

Aber als ich es durch hatte, las ich die erste Anmerkung (die entsprechende Fußnote zu Beginn des Buches hatte ich übersehen):

1. Hier wie im gesamten Buch wird nur die männliche Form verwendet, weil es bei einem Anteil der Männer in den Eliten von ungefähr 90 Prozent der Realität weitgehend entspricht.

Sehr interessant! Ab welchem Prozentsatz von Frauen genau kann man sie denn vernachlässigen?

Er verwendet also nicht etwa das generische Maskulinum, sondern "die männliche Form".

Nun ist allerdings im gesamten Buch durchaus nicht nur von den Eliten die Rede, sondern auch von
Arbeitern, Bürgern, Wählern, Touristen, Schülern, Journalisten, Autoren, Rechtspopulisten, Empfängern von Hartz IV, ...,
d. h. es geht sehr wohl ohne Genderei quer durch die ganze Gesellschaft mit weit höherem als nur zehnprozentigem Frauenanteil!

Das gilt jedoch bis auf genau drei Seiten: Von Seite 49 bis 51 tummeln sich
Hochschulabsolventen und -absolventinnen, Kandidaten und Kandidatinnen, Absolventen und Absolventinnen, Bewerber und Bewerberinnen (2x), Kollegen und Kolleginnen, des Bewerbers bzw. der Bewerberin.
Sonst nirgends, obwohl solche Personengruppen noch öfters im Buch vorkommen. Man hat den Eindruck, diese drei Seiten seien von jemand anderem geschrieben worden.

Lediglich auf den neun Seiten 55 bis 63 kommt noch 13mal das Wort Studierende vor (Studenten gibt es nirgends), alle anderen o.g. Gruppen (z. B. Absolventen) sind auch dort wieder wie im gesamten sonstigen Buch nicht gegendert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2021 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47373

Von einer "Aktivistin", die auch Romane schreibt, darf man nicht erwarten, daß ihre flotten Berichte auch noch wahr sind. Es geht schließlich um Höheres.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.10.2021 um 04.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47371

Unsere Autorin bekam als Schülerin noch Punktabzug für das Gendern. Dass jetzt die rein männliche Form bestraft wird, weckt heimliche Freude

(...)

Wenn ich jetzt lese, dass manche Dozierende das generische Maskulinum in ihren Kursen mit Punktabzug bestrafen – ja, dann wünschte ich, ich könnte sagen: Nein, man sollte das Gendern nicht erzwingen! Aber mein 18-jähriges, mit Punktabzug bestraftes Ich klatscht dafür gerade einfach zu laut in die Hände, es hüpft, applaudiert und ruft: Ha! Endlich! Die Angst hat die Seite gewechselt.

https://freitag.de/autoren/elsa-koester/die-angst-hat-die-seite-gewechselt

Richtig glaubwürdig finde ich die Geschichte nicht. Vor 20 Jahren sagte man doch noch nicht "gendern".
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.10.2021 um 02.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47370

Es ist vor allem sehr gewählt und zugleich weltoffen. Der gemeine Pöbel weiß doch gar nicht, daß es solche Zeichen gibt und wie man sie herbeizaubert.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.10.2021 um 22.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47369

Aber meine Herren, das ist doch sehr kreativ! Ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Einführung des generischen Femininums. Das Trema dürfte von vielen gar nicht wahrgenommen, geschweige denn ausgesprochen werden. So werden wir auch den törichten Schluckauf wieder los.

Ich zitiere noch einmal Luise Pusch, die sich dem Thema bereits ähnlich phantasievoll genähert hatte:

Weitgehend ignoriert wird in der deutschen Sprache die Mehrheit, die Frauen nämlich. Die Intersexuellen und Nichtbinären sind eine Minderheit, aber natürlich hat auch sie ein Recht auf sprachliche Repräsentanz. Deshalb habe ich einen Kompromiss vorgeschlagen, etwa eine Fusion aus dem großen I und dem Gendersternchen, geschrieben als kleines i mit Sternchen anstelle des i-Tüpfelchens. Wichtig ist, dass der Genderstern das schöne Femininum nicht in drei Teile zerlegt, zerreißt, zerstückelt und die Frauen symbolisch an dritter Stelle stehen, nach den Männern und der Queer-Gruppe. Das ist nicht akzeptabel. Die Sprachgemeinschaft muss letztlich entscheiden, welche Form sich in der Praxis durchsetzt. Die Queer-Bewegung mit ihrem hohen Männeranteil hat jedenfalls sehr viel mehr Lobbypower gehabt als die Feminist:nnen und der Debatte viel Schwung verliehen. (spiegel.de, 6.3.21)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.10.2021 um 19.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47368

Wahnsinn!
Im Text kommen außerdem noch
Großverdienerïnnen,
Literatïnnen
Autorïnnen (ca. 15mal),
Nutzerïnnen,
Unterzeichnerïnnen
und schließlich sogar
die Gesetzgeberïn,
wobei es aber wohl dïe heißen sollte.

Und warum eigentlich nur
der Bundesrat
anstatt
dïe Bundesrätïn?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.10.2021 um 17.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47367

Liebe Leserïnnen
https://steadyhq.com/de/ennopark/posts/8101e357-fb34-425a-a41c-96ca7a39b77b
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2021 um 06.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47365

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) nannte die Senkung der EEG-Umlage eine «sehr gute Nachricht» für die Umwelt, aber auch für Verbraucherinnen und Verbraucher. «Es ist in Zeiten steigender Preise für Kohle, Öl und Gas ein Glücksfall für Deutschland, dass wir die erneuerbaren Energien haben. Wind- und Sonnenkraft sind längst keine Preistreiber mehr, sondern Preisbremser.»

(Nanu? Sollte man hier nicht von Treiberinnen und Bremserinnen sprechen? Die Schulzin ist doch sonst sehr rigoros.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.10.2021 um 20.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47361

Na bitte, geht doch!

In einem Wasserkochertest lese ich: »Material innen: …«. Sie ahnen, was ich sagen will. Ich glaube, ich bin urlaubsreif!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.10.2021 um 10.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47358

Gallien besteht insgesamt aus drei Teilen, von denen die Belgerinnen und Belger einen bewohnen, die Aquitanierinnen und Aquitanier den zweiten und den dritten die in ihrer eigenen Sprache als Keltinnen und Kelten, in der unseren als Gallierinnen und Gallier bezeichneten. Sie alle unterscheiden sich voneinander in Sprache, Gebräuchen und Gesetzen. Der Fluß Garumna trennt die Gallierinnen und Gallier von den Aquitanierinnen und Aquitaniern, Matrona und Sequana trennen sie von den Belgerinnen und Belgern. Die Belgerinnen und Belger sind von allen die Härtesten, weil sie von der Lebensart und der Kultur der römischen Provinz am weitesten entfernt sind, Händlerinnen und Händler bei ihnen am seltensten ein- und ausgehen und mitbringen, was zur Verweichlichung des Charakters führt, und weil sie die nächsten Nachbarinnen und Nachbarn der Germaninnen und Germanen sind, die jenseits des Rhenum wohnen, und mit denen sie unentwegt Krieg führen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.10.2021 um 08.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47357

Es gibt Textsorten, da hilft nur noch "ens".

1. Die Spielvorbereitung
Jeder Spieler sucht sich eine Spielfigur aus. Bis zu 6 Spieler können mitspielen – mindestens braucht es jedoch Zwei. Die Spielfiguren werden auf das „Los“-Feld gestellt.

Die Gemeinschafts- und Ereigniskarten werden, verdeckt, auf die markierten Felder in der Mitte des Spielbretts gelegt.

Danach würfelt jeder Spieler einmal mit beiden Würfeln. Der Spieler mit der höchsten Würfelzahl beginnt, dann werden die Würfel im Uhrzeigersinn weitergereicht.

Ein Spieler muss die Funktion des Bankhalters übernehmen – also über die Ein- und Auszahlungen in die Bank wachen. Bei fünf Spielern kann der Bankhalter auch nur diese Funktion übernehmen und nicht am eigentlichen Spielgeschehen teilnehmen.


Die alternierende Beidnennung ist sicher ganz besonders progressiv. Aber gerade da müßte auffallen, daß man sich nie ernsthaft um die sprachliche "Repräsentation" des dritten Geschlechts gekümmert hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2021 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47354

Wenn zum Beispiel eine Ölspur auf der Straße festgestellt wird, lautet die Frage immer: Wer ist der Verursacher? Kommen Frauen gar nicht Frage? Ich finde das ungerecht.

Eine weitere und vielleicht die stärkste Bastion des Maskulinums sind Gerätebezeichnungen usw. Eine Fliehkraftreglerin gibt es nicht. Der Stamm des Nomen agentis ist zugleich die maskuline Form. Es gibt keinen Grund, warum dies bei Personenbezeichnungen anders sein sollte – außer wenn man das natürliche Geschlecht ausdrücklich hervorheben will. Die Genderer wollen, daß man eben dies IMMER tun muß, und das ist der Angriff einer "Community", wie es treffend heißt, auf die Gesellschaft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2021 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47353

In „Max Planck Forschung“ werden im selben Beitrag verschiedene Gendertechniken nebeneinander angewandt, außer Sternchen und Schrägstrich.
Eine davon ist die alternierende Beidnennung: Wüssten Ärztinnen, ob ein Patient... Überweist der Hausarzt die Patientin... Damit sind aber nicht alle genannt, sondern man könnte die Nennung allenfalls im Sinne von Beispielen verstehen. Zwischendurch überwiegen maskuline Formen, aber der Leser weiß nicht, ob er sie in der üblichen Weise generisch verstehen darf. Die Texte in diesem Gratis-Magazin sind seit längerer Zeit unangenehm zu lesen, weil die Ausdrucksweise nicht selbstverständlich geworden ist, sondern verkrampft und aufgesetzt wirkt. Die Forscher (Max-Planck-Forschenden) haben Besseres verdient als eine solche redaktionelle Bevormundung. Der Gegensatz zwischen erstklassiger Forschung und kriecherischer Anpassung der Pressestelle ist ein dauerhafter Makel.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.10.2021 um 22.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47352

Eines überrascht die Beraterin und Investorin Tijen Onaran immer wieder: Am Ende der von ihr veranstalteten Diversity-Workshops äußern sich die teilnehmenden Geschäftsführer und Top-Manager häufig erfreut, dass sie keine Gendersternchen gefordert, sondern vor allem die Vorteile von Vielfalt für das Unternehmen herausgearbeitet hat.
https://wiwo.de/27708724.html

Immerhin ist das Gendersternchen siebenmal beliebter als der Unterstrich:

In der Kommunikation innerhalb der eigenen Belegschaft halten nur sieben Prozent der deutschen Entscheider das Gendersternchen (Manager*innen) für geeignet, um alle Geschlechter anzusprechen. Das Binnen-I (ManagerInnen) befürworten nur fünf Prozent, den sogenannten Gender-Gap (Manger_innen) gerade einmal ein Prozent.

Ob es an den Strahlen liegt? (genderleicht.de sagt ja: Die Queercommunity wünscht sich die vorrangige Nutzung des Gendersterns. Seine vielen Strahlen stehen für die vielfältigen Formen der geschlechtlichen Vielfalt. Dem Doppelpunkt dagegen fehlt diese Symbolkraft.)

Es geht im Artikel auch um Diversity in Unternehmen. Manche Daten wie sexuelle Orientierung dürfen gar nicht erfragt werden. Dennoch:

Einzelne Unternehmen geben sich aber hierzulande durchaus selbst Quoten für Gruppen, die bislang im Arbeitsleben unterrepräsentiert sind. So hat die Unternehmensberatung BCG kürzlich angekündigt, den Anteil der Beschäftigten aus der „LGBTQ+"-Community zu erhöhen. Menschen, die lesbisch, schwul, bi- oder transsexuell sind oder eine andere Geschlechtsidentität haben, sollen, so das Ziel, in Deutschland und Österreich bis zum Jahr 2025 mindestens 5 Prozent der Belegschaft ausmachen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.10.2021 um 18.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47351

Munske meint nicht nur die direkte Anrede. In einem früheren Artikel hat er die Agenturen für ihre neue Sprachregelung, die auf eine allmähliche Abschaffung des generischen Maskulinums hinausläuft, über den grünen Klee gelobt. Siehe auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46418. Er hat das klassische Paarformelgendern längst akzeptiert und kämpft nun (nur noch?) gegen das ungrammatische Knacklautgendern. Ob er das aus strategischen Überlegungen tut, weil er den Kampf gegen das klassische Gendern für verloren hält, oder ob er dieser Form des Genderns tatsächlich etwas abgewinnen kann, weiß ich nicht. Wenn er es aus Resignation tut, wäre das aus meiner Sicht zwar ein nachvollziehbares Motiv. Aber man muß sich klarmachen: Wenn nun auch ein öffentlich beachteter emeritierter Germanist wie er, also nicht nur die ideologisch getriebenen, opportunistischen oder phlegmatischen Nachwuchskräfte so argumentieren, ist der Ruf nach mehr Unterstützung aus der Sprachwissenschaft im Kampf gegen die Agitation für eine vermeintlich »geschlechtergerechte« Sprache wohl als hinfällig zu betrachten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.10.2021 um 15.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47350

Munske argumentiert etwas um die Ecke:

Ganz anders beim Gendern. Diese Zeichen werden jetzt gegen alle Regeln der normierten Rechtschreibung im Wortinneren eingesetzt als Bürger*innen, Bürger:innen oder Bürger_innen – und zwar bei allen Personenbezeichnungen. Auf diese Weise soll systematisch das generische Maskulinum, die neutrale geschlechtsunspezifische Form Bürger, ersetzt werden. Diese Zeichen sollen jetzt eine ideologische Botschaft vermitteln, die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Sprache.

Dies geschieht nicht nur mit den drei Sonderzeichen, sondern auch durch einen Trick: die Pluralendung -innen, die ja im System der deutschen Wortbildung weiblichen Personen vorbehalten ist, soll jetzt generisch, also für beide Geschlechter, verwendet werden. Stern, Doppelpunkt oder Unterstrich sind die Signale dieser grammatischen Umpolung. Diese besondere Funktion, der Verwendungszwang für alle Personenbezeichnungen und die Position der Zeichen im Wortinneren – das sind die Merkmale dieser Form des Genderns. Mit der vertrauten Rechtschreibung hat dies nichts gemein.

Die Konstruktion einer neuen generischen Form hat aber weitere einschneidende Folgen für einen zentralen Bereich der deutschen Grammatik: die Kongruenz in Numerus und Genus, welche zwischen Artikeln, Pronomen und Adjektiven und ihrem Bezugssubstantiv besteht. Dazu nur ein einfaches Beispiel. Der bekannte Satz aus der Pharmaziewerbung „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“ ist gendermäßig so umzuformen: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren/Ihre Ärzt*in oder Apotheker*in“.

Daß das Pluralsuffix -innen jetzt generisch zu verstehen ist, scheint mir nicht so klar. Eigentlich sehen wir nur eine modernisierte Fortführung älterer Behelfslösungen mit Schrägstrich oder Klammern. Zwar haben die neuen Genderformen oft den Charakter eines generischen Femiinums. Aber nur dann, wenn man sagt: „Fragen Sie Ihre Ärzt*in oder Apotheker*in“.

Zweierlei lässt auf das Bessere hoffen: einerseits der wachsende Widerspruch aus dem konservativen politischen Lager, andererseits die zunehmende Praxis des gemäßigten Genderns, liebe Bürgerinnen und Bürger.

Hier ist nicht klar, ob Munske nur die direkte Anrede meint. Nehmen diese Doppel-Anreden überhaupt zu? Sie werden doch schon lange gebraucht, aber nur in sehr formaler (unfreier) Rede. So machen es dagegen Kinder:
https://youtube.com/watch?v=k7j-CceRTI8&t=5m16s
"Tschüs, liebe Zuschauer!" (5:16)
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 16.10.2021 um 08.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47349

Von Horst Haider Munske erschien gestern in der "Welt" (Bezahlschranke) ein Artikel überschrieben mit "Die entscheidende Parallele zwischen Rechtschreibreform und Gendern".
Er weist darin auf die zwangsweise Einführung einer von einer kleinen Gruppe gewünschten Sprachänderung hin. Bei der Rechtschreibreform hatte dieses Vorgehen Erfolg (Erfolg im Sinne von Durchsetzung), beim Gendern beobachten wir gerade, wie der Zwang losgeht.

Der Artikel endet mit folgendem Absatz:
"Zweierlei lässt auf das Bessere hoffen: einerseits der wachsende Widerspruch aus dem konservativen politischen Lager, andererseits die zunehmende Praxis des gemäßigten Genderns, liebe Bürgerinnen und Bürger. Das allein ist geschlechtergerecht und sprachgerecht."

Seltsam, daß ausgerechnet er als Germanist nicht erkennt, daß die Doppelnennung – die sich ja bereits seit dreißig Jahren verbreitet – das Grundübel ist, indem sie ja mit stetigem Tropfen für die Aushöhlung des generischen Maskulinums sorgt.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 14.10.2021 um 12.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47328

Gerade kam diese Email herein:
Liebe Sängerinnen und Sänger, liebe Organistinnen und Organisten,
vielleicht kennen Sie noch Sängerinnen und Sänger oder Organistinnen und Organisten, die eventuell an unserem Kirchenmusiktag teilnehmen möchten. Gerne die Anmeldungen der Interessentinnen und Interessenten per Mail an mich.


Fabian Payr hat in seinem gerade erschienenen Gendersprachen-Buch ein Kapitel mit Der Schrecken der Konsequenz überschrieben und fragt darin "Wo hören wir auf?".

Das ist es halt, es gibt eben kein natürliches Ende der Umstellerei. Wenn man erst einmal angefangen hat, das generische Maskulinum zu delegitimieren, dann gibt es auch kein Halten und man muß die Sache durchziehen.

Wie kurz und elegant wäre die Botschaft doch formulierbar:

Liebe Sänger und Organisten,
vielleicht kennen Sie noch Gleichgesinnte, die eventuell an unserem Kirchenmusiktag teilnehmen möchten. Gerne die Anmeldungen per Mail an mich.

 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.10.2021 um 22.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47321

Die heutige Tagesschau berichtete über den Großen Zapfenstreich zur Ehrung der "Soldatinnen und Soldaten" des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr und über das Gedenken an die 59 "Soldaten", die diesen mit ihrem Leben bezahlten.

Hätte man die Toten auch als "Soldatinnen und Soldaten" bezeichnet, es wäre falsch gewesen, denn es sind tatsächlich nur Männer.
Aber auch die ausdrückliche Hervorhebung, daß es ausschließlich "Soldaten" waren, die umgekommen sind, ist irgendwie seltsam peinlich bis fast makaber. Das Geschlecht hat in einem solchen Zusammenhang einfach nichts verloren. Merkt man das in der Tagesschauredaktion nicht, oder geht die Genderei jetzt im wahrsten Sinne des Wortes schon über Leichen?

Unsere Sprache braucht geschlechtsneutrale Bezeichnungen, und sie hat sie, solange wir die Sprache nicht absichtlich künstlich kaputtmachen.
 
 

Kommentar von Fleischhauer Stephan, verfaßt am 13.10.2021 um 16.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47317

Neues aus der Anstalt
Nur durch Zufall drauf gestoßen, ich guck den Mist sonst nicht. Die quälen sich merklich mit Gendersprech.
https://zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-5-oktober-2021-100.html

4:19 bis 5:14 Wechsel zwischen der Wähler/ die Politiker*innen. Aber so, daß wirklich jeder darüber stolpern muß.

Ab 6:39 (Kontext ab 6:17)
Jede vierte volljährige Berliner*in darf zum Beispiel nicht mitwählen (...) jeder siebte Erwachsene

Aber irgendwie paßt es auch in den typischen Politkabarett-Predigerton. Haben die in der Anstalt eigentlich keine Aufseher im weißen Kittel?
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 09.10.2021 um 12.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47287

Nochmal Spiegel Online zum Friedensnobelpreis für Maria Ressa, wieder eine Agenturmeldung:
"In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters nannte sie den Preis »eine globale Anerkennung der Rolle des Journalisten bei der Reparatur, der Wiederherstellung unserer kaputten Welt«. Noch nie sei es so schwer wie heute, ein Journalist zu sein, sagte die 58-Jährige. »Dies ist wirklich für alle Journalisten auf der ganzen Welt«, sagte Ressai".
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.10.2021 um 07.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47286

Meine Schwiegermutter, seit vielen Jahren bettlägerig im Heim, lebt vor allem in ihren Erinnerungen an die Vergangenheit. Das Gewohnte, Verläßliche ist für sie wie für alle Alten dort ein wichtiger Halt. Neuerdings belehrt man selbst die Hinscheidenden unter ihnen anhand aufdringlicher Hinweise und Broschüren darüber, daß sie Bewohner*Innen seien. Langsam wirds geschmacklos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2021 um 03.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47283

Aus Ratgebern werden Richtlinien, aus Richtlinien Verordnungen und Gesetze. So wird das Gendern zur Pflicht. An den Universitäten kann man es schon beobachten.

Vom deutschen Historikertag wird berichtet, daß viele jüngere Historiker heftig gendern. Es paßt zum Bild des deutschen Akademikers. Auch er muß seine Ware nicht verkaufen, sondern nur der Obrigkeit und der DFG andienen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 08.10.2021 um 14.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47281

Es geht auch immer noch anders, selbst bei Spiegel online.
https://www.spiegel.de/ausland/stockholm-friedensnobelpreis-geht-an-maria-ressa-und-dmitri-muratov-a-6914a77d-c0ae-462f-bab7-a29851987580

Titel: "Friedensnobelpreis geht an die Journalisten Maria Ressa und Dmitri Muratov"
Einleitung: "Der Friedensnobelpreis 2021 geht an die philippinische Journalistin Maria Ressa und den russischen Journalisten Dmitri Muratov." Da in letzterem Satz der Unterschied der Preisträger (das Land) als Unterscheidung ins Spiel kommt, ist die damit einhergehende Anbringung der genus-konformen Berufsbezeichnung in Ordnung.
Im Text dann wieder: Journalisten (4x), Agenten, Preisträger.

Wie kommt es zu so einem Text bei Spon? Es ist eine Agenturmeldung, die offenbar nicht durch die Hände eines übereifrigen Praktikanten gegangen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2021 um 12.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47280

Seinen völlig unbelegten Vorwurf des Wahlbetrugs hatte er auch am 6. Januar vor Anhängerinnen und Anhängern in Washington wiederholt, als der Kongress Bidens Wahlsieg zertifizieren wollte. Trump rief seine Zuhörerinnen und Zuhörer dabei auf, zum Kapitol zu marschieren und "auf Teufel komm raus zu kämpfen". Hunderte radikale Trump-Anhängerinnen und -Anhänger stürmten in der Folge das Parlamentsgebäude. (ZEIT 9.10.21)

Ist das die sprachliche Zukunft? Ich kann es immer noch nicht glauben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2021 um 17.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47279

Viele Sprachwissenschaftler würden wahrscheinlich wie seinerzeit zu Rechtschreibreform sagen: "Das interessiert uns nicht." (Germanist Oskar Reichmann)

Viele Professuren sind auch auf dem Frauen-Ticket besetzt worden oder haben sogar das Unfach "feministische Linguistik" zum Hauptthema gemacht.

Die meisten wären vielleicht dagegen, machen aber mit (ebenfalls wie damals).
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 07.10.2021 um 15.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47278

Spiegel online zitiert Christoph Ploß (CDU): "...gegen eine vermutlich große Mehrheit der Mitgliedschaft...". Er meinte natürlich die Mehrheit der Mitglieder, also hätte er zumindest Mitgliederschaft sagen müssen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.10.2021 um 13.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47277

Die Linguisten sind nicht befragt worden, aber was hätten die denn gesagt? Soweit ich die öffentliche Diskussion verfolgt habe, haben nur emeritierte Sprachwissenschaftler gegen das Gendern Stellung bezogen (und mußten sich dann sagen lassen, daß sie die aktuelle Studienlage nicht kennen), einer hat sich zuletzt sogar ausdrücklich fürs Gendern ausgesprochen und nur die schlimmsten Auswüchse kritisiert. Von den Aktiven hört man eher Positives. Würde die Befragung der heute tätigen Linguisten etwas anderes zutage fördern als allgemeine, wenn auch verhaltene Zustimmung?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.10.2021 um 11.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47276

Rolf Mützenich bringt sich in Stellung für das Amt des Bundestagspräsidenten. Die neue Grammatik hat er schon drauf: »Es muss jemand werden, der oder die sich seit Beginn ihres Mandats für die Stärkung des Parlaments eingesetzt hat.« (Er meint sich selbst.) Damit dürfte er zumindest schon mal für FDP und Grüne, die neuen Reformkräfte in unserem Land, wählbar sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2021 um 08.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47275

Mir ist nicht bekannt, daß eine Universität zum Thema Gendern ihre eigenen Linguisten konsultiert hätte, ganz zu schweigen von einer offenen Diskussion der Frage, bevor sie von Genderbüro und Pressestelle entschieden wurde.
Diese praktische Geringschätzung der Sprachwissenschaftler wird, wie bei der Rechtschreibreform, durch deren Stillhalten jeden Tag bestätigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2021 um 08.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47274

An den bayerischen Hochschulen, die bekanntlich von ihren Genderbüros (früher: Frauenbeauftragte) regiert werden, ist das Gendern klammheimlich eingeführt worden und wird immer mehr verpflichtend. Zu den Leitfäden gab es nie eine Diskussion der Betroffenen, hier geht es immer noch vordemokratisch zu, ungeachtet des radikaldemokratischen Getues. Die traditionelle Duckmäuserei der Professoren macht es möglich.

Interessant:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/geschlechtergerechte-sprache-gibt-es-eine-genderpflicht-an.1001.de.html?dram:article_id=503922
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2021 um 07.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47273

Die Medien mögen am Gendersternchen herummäkeln – die Wahnvorstellung vom geschlechtergerechten Sprachgebrauch haben sie sich völlig zu eigen gemacht. Das hatte ich mit meiner ironischen Bemerkung ausdrücken wollen. Da ist im Augenblick nichts zu machen, auch wenn die Journalisten sich durch die eigene Praxis ständig selbst widerlegen (ohne es zu merken).

Im Deutschlandfunk wurden die drei Physik-Nobelpreisträger "Preisträgerinnen" genannt!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 07.10.2021 um 06.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47272

Frau Lambrecht ist mit ihrem Ministeriumsschreiben keinesfalls vom Saulus zum Paulus geworden.
Sie fordert ja weiterhin, das generische Maskulinum abzuschaffen, und möchte die Behörden anweisen, durch die üblichen Verfahren wie Doppelnennung, Partizipien und Ausweichformen an dieser Abschaffung mitzuwirken.
Die Beschädigung des generischen Maskulinums, also eines wesentliches Strukturelement der deutschen Sprache, ist die eigentliche Sünder der Sprachfeministen.
Und von diesem Vorsatz macht sie ja keine Abstriche. Lediglich die übelsten Auswüchse sollen nicht offiziell benutzt werden.
Leider wird das in der Berichterstattung und in den Kommentaren dazu nicht wirklich erkannt. Stattdessen findet man Bezeichnungen wie "sinnvoller Kompromiß, Rückkehr zur Vernunft, damit kann ich leben, wird beiden Seiten gerecht...".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.10.2021 um 00.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47268

Sehr richtig! Man sollte auch nicht vergessen, daß jüngere und ältere Frauen und Männer unterschiedliche Blutgruppen und Rhesusfaktoren haben, keiner davon, auch nicht mit einer seltenen Kombination, darf nicht nur mitgemeint werden!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.10.2021 um 23.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47267

Wie sehr die sprachliche Sensibilisierung zur Lösung realer gesellschaftlicher Probleme beiträgt, kann man an einem einfachen Beispiel verdeutlichen. Vor dreißig Jahren brachte der SPIEGEL (Heft 50/1981) einen Artikel, der mit dem folgenden Anreißer beginnt:

Die Bundesregierung will den Zuzug von Ausländern eindämmen, CDU-Politiker möchten abschieben, unter den Bürgern kommt Fremdenfeindlichkeit auf. Das Kernproblem bleibt ungelöst: In den Türkenvierteln sammelt sich sozialer Sprengstoff, Politiker warnen vor Konflikten »wie zwischen Holländern und Molukkern«.

Schlimm. So ein Text wäre heute undenkbar. Heute würde der SPIEGEL ungefähr so formulieren:

Die Bundesregierung will den Zuzug von Personen aus anderen Ländern begrenzen, CDU-Politikerinnen und -Politiker möchten abschieben, unter den Bürgerinnen und Bürgern kommt Fremdenfeindlichkeit auf. Das Kernproblem bleibt ungelöst: In den Vierteln mit einer hohen Konzentration von Menschen mit Einwanderungsgeschichte sammelt sich sozialer Sprengstoff, Politikerinnen und Politiker warnen vor Konflikten »wie zwischen Niederländerinnen und Niederländern und Menschen von den molukkischen Inseln«.

Diesem Text fehlt die menschenverachtende Kompaktheit des Originals. Alle Gruppen werden wertschätzend angesprochen, Frauen sind sichtbar gemacht!

Das Problem scheint also gelöst. Aber Vorsicht! Menschen, deren Eltern oder Großeltern oder die selbst aus anderen Ländern zu uns gekommen sind, nicht mehr als »Ausländer« zu bezeichnen, reicht nicht. Frauen sichtbar zu machen, die wir bisher einfach nicht sehen wollten, ist richtig und wichtig, aber ebenfalls völlig unzureichend. Strukturelle Alters-, aber auch Jugenddiskriminierung ist ein mindestens ebenso großes Problem wie die Benachteiligung von Frauen oder falsche Bezeichnungen für Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Deshalb hier mein Vorschlag für einen weiteren, vorsichtigen Schritt auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit:

Die Bundesregierung will den Zuzug von älteren und jüngeren Personen aus anderen Ländern begrenzen, ältere und jüngere CDU-Politikerinnen und -Politiker möchten abschieben, unter den älteren und jüngeren Bürgerinnen und Bürgern kommt Fremdenfeindlichkeit auf. Das Kernproblem bleibt ungelöst: In den Vierteln mit einer hohen Konzentration von älteren und jüngeren Menschen mit Einwanderungsgeschichte sammelt sich sozialer Sprengstoff, ältere und jüngere Politikerinnen und Politiker warnen vor Konflikten »wie zwischen älteren und jüngeren Niederländerinnen und Niederländern und älteren und jüngeren Menschen von den molukkischen Inseln«.

Natürlich können wir hier nicht stehenbleiben. Wenn wir nicht zulassen wollen, daß die Sprache Unterschiede zwischen Personengruppen zukleistert, müssen wir alle noch einige Schippen drauflegen. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt, wir müssen nur wollen. Damit so etwas wie 1981 nie wieder geschehen kann!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2021 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47266

Ministerin Lambrecht will Gendersternchen unterbinden

Was für eine böse Frau!

Das Frauenministerium empfiehlt aber geschlechtsneutrale Begriffe wie „Pflegkraft“, „Belegschaft“ oder „Vorsitz“ und den Verzicht auf das generische Maskulinum.

Ach so, doch nicht böse. Nur ein bißchen unwissend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2021 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47255

In einem Bericht der Tagesschau über Korruption (Pandora-Papers) sind nur die Journalistinnen und Journalisten, Reporterinnen und Reporter durch Doppelnennung geehrt, alle anderen müssen sich mit dem schnöden generischen Maskulinum begnügen.
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/pandora-papers-schattenfinanzplaetze-101.html

Entscheidend ist letzteres: Noch nie hat jemand in der Praxis widerlegen können, daß das generische Maskulinum klaglos funktioniert. Das entzieht den mehr oder weniger grotesken feministischen Eskapaden die Grundlage.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 02.10.2021 um 10.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47243

Gerechtigkeit, die man nicht bemerkt:
Besonders gelungen sind Meldungen immer dann, wenn man selbst gar nicht mehr merkt, dass sie geschlechtergerecht formuliert wurden.
https://deutschlandfunk.de/aus-der-nachrichtenredaktion-geschlechtergerechte-sprache.2533.de.html?dram:article_id=477770

Das Interview ist schon älter, aber ganz interessant, weil einerseits gesagt wird, Gendersprache sei nicht schwer, anderseits die Worte "verzwickt" und "knifflig" fallen.

Grundsätzlich muss man aber sagen, dass es nicht schwierig ist, geschlechtergerecht zu formulieren und dabei auch verständlich zu bleiben. [...]

Besonders kniffelig wird es für uns immer dort, wo wir keine neutralen Formulierungen und keine Partizipialkonstruktionen finden, und eben nicht in jedem zweiten Satz die weibliche und männliche Formulierung benutzen möchten. [...]

Das sind vor allem die langen Wörter, für die es keine neutralen Formulierungen gibt, die sind immer sehr verzwickt. Wörter wie zum Beispiel Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, Regierungschefs und Regierungschefinnen.

 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.09.2021 um 14.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47220

„Von Menschen und Mensch*innen“ ist ein schöner Titel, steht (wenn auch ohne Sternchen) seit 2013 als Überschrift in meinem Blog. Da langsam auch die Tierwelt ins Visier der Genderer gerät, werden die Mäusinnen nicht lange auf sich werten lassen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.09.2021 um 11.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47219

Ich hatte schon darauf hingewiesen, daß Constantin van Lijnden eine Podcast-Reihe zum Thema Gendersprech macht. Wahrscheinlich ist das Thema mit den bisherigen zwei Folgen abgeschlossen. Hier die Links:

https://welt.de/podcasts/con-und-pro/article233967530/Podcast-Die-Kritik-am-Gendern-basiert-oft-auf-albernen-Uebertreibungen.html
(mit Prof. Damaris Nübling, Institut für Historische Sprachwissenschaft des Deutschen, Uni Mainz, Autorin des Lehrbuchs „Genderlinguistik. Eine Einführung in Sprache, Gespräch und Geschlecht“.)

https://welt.de/podcasts/con-und-pro/article234116480/Podcast-Gendern-ist-unwissenschaftlich-und-sexistisch.html
(mit Fabian Payr, Germanist, Musiker und Autor des Buchs „Von Menschen und Mesch*innen“)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2021 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47211

Ich höre mit halbem Ohr: ...die Suche nach einem neuen Vorsitzenden oder nach einer neuen Vorsitzenden... (bei Spitzenkandidat verheddert sich die Sprecherin, muß noch einmal ansetzen). – Wie kompliziert die einfachsten Sätze werden! Es trägt jedesmal ein Quentchen zur allgemeinen Unlust bei, das Radio überhaupt noch anzuschalten.

Wie viele Prozentpünktchen kostet das Gendern bei der Bundestagswahl? Wer sonst überall die Flöhe husten hört, müßte doch auch dafür ein Ohr haben und das mal untersuchen. Aber es gibt radikale Feministen, die sagen: Wenn morgen die Welt untergeht (und wir aus dem Parlament fliegen) – gegendert muß sein!

Wer das Gendern ablehnt, wird mit einer Selbstverständlichkeit als Rechter eingestuft, die mir aufs Gemüt schlägt. Erst gestern hat sich die SZ das wieder in einem Nebensatz erlaubt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.09.2021 um 00.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47210

Wie Frau Göring-Eckardt ein selbstgemachtes Problem löst

Interview in den ARD-Tagesthemen. Katrin Göring-Eckardt wird nach den Lehren gefragt, die sie aus den gescheiterten Jamaika-Verhandlungen vor vier Jahren gezogen hat. Zunächst einmal, so antwortet sie, müsse man ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Und dann sagt sie dies: »Das haben wir in den letzten Jahren getan, das war mir jedenfalls wichtig, mit den Kollegen [sie betont die letzte Silbe, wobei dies aber ungeplant wirkt] von der FDP – das sind ja eigentlich alles Männer.« In normalem Deutsch würde man hier einfach »Kollegen« sagen, ohne besondere Betonung. Denn Männer und Frauen ticken in der Kommunikation zwar teilweise unterschiedlich, aber wenn es darum geht, Vertrauen zu Menschen aufzubauen, zu denen man bisher bewußt Distanz gehalten hat, spielt das Geschlecht zunächst keine Rolle. Nun hat sich Frau Göring-Eckardt aber eine Redeweise antrainiert, in der das generische Maskulinum nicht vorkommen darf (sie praktiziert sogar den Schluckauf). Um ja nicht in den Verdacht zu geraten, sie hätte ein Maskulinum generisch verwendet, muß sie die irrelevante Information nachreichen, daß es sich überwiegend um Männer handele. So werden die Texte immer geschwätziger, und es wird immer schwerer, dem eigentlichen Gedankengang zu folgen.

Die nachgereichte Rechtfertigung der Verwendung eines Maskulinums als geschlechtsspezifisch wirkt aber nicht nur kleinlich und verbissen, sie verkehrt auch das Prinzip der Genderer, Frauen (und/oder Nichtbinäre) auch dann explizit zu nennen, wenn sie in der Gruppe der zu bezeichnenden Personen eine winzige Minderheit bilden. Wenn Frau Göring-Eckhardt dabei bleibt, kann sie künftig auch wieder getrost von »Lokführern« reden (Männeranteil 95 %) oder sich bei den knapp 500 »Soldaten« bedanken, die am Evakuierungseinsatz in Afghanistan beteiligt waren (Männeranteil 96 %).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2021 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47199

The term man is sometimes used to describe the experience of all human beings.
However this practice ignores the experience of women as equal members of the human race and contributes to their omission from public life. It can have a real impact on their lives, for example if the word man is used throughout a job advert a woman may be less likely to apply.
You should not use man to refer to the experiences of all people. 

Example

Gender-discriminatory language
Under the law, all men are equal.

Gender-neutral language
Under the law, all people are equal.

Gender-sensitive language
Under the law, all women and men are equal.

Tip: When writing about the history of human achievement it is very important not to use the male as generic.
...
Man in the street > Average person

(European Institute for Gender Equality https://eige.europa.eu/publications/gender-sensitive-communication/challenges/invisibility-and-omission/do-not-use-man-neutral-term)

(Eine Einrichtung der EU, 2006 gegründet)

Wie üblich, ist die Wirkung von Sprache und Sprachregelung nur ausgedacht; das genügt heutzutage.

Wie die SZ berichtet, sind die Cricket-Regeln gegendert worden, batter statt batsman usw.

All dies geschieht "von oben nach unten", durch das eine oder andere Sprachamt; die Sprecher werden nicht gefragt.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 26.09.2021 um 23.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47190

Es geht sogar noch besser. Jörg Schönenborn: "für die SPD-Wählerinnen und Wählerinnen"
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.09.2021 um 22.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47189

Wählerinnen und Wähler, Wählerinnen und Wähler, Wählerinnen und Wähler. Hinter dem Moderator die bildschirmfüllende Graphik „Wählerwanderung“.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.09.2021 um 10.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47188

https://virchblog.wordpress.com/2021/09/25/zeit-fur-einen-doppelten/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2021 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47184

ALS PAT:IN ZUKUNFT SCHENKEN! PAT:IN WERDEN (Werbung von „Plan International“)

Ob das mehr Geld in die Kasse spült?

Auf den Kinderspielplätzen mahnt die Stadt Erlangen, Rücksicht auf die "Anwohner*innen" zu nehmen.

Ob sinnvoll oder nicht – eine Minderheit tut es einfach, und die Mehrheit nimmt es hin.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 25.09.2021 um 18.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47181

Etwas ähnliches wollte ich auch gerade schreiben. Daher hier nur eine Ergänzung: Die sprachkonformen Gender-Varianten wie Doppelnennung, "jeder und jede", "der ein oder die andere" usw. werden wie Sie es sagten, Herr Metz, nicht einmal mehr als Gendern erkannt. Dabei sind sie meines Erachtens die Ursünde der Genderei, weil durch sie die Beschädigung des generischen Maskulinums am wirksamsten erfolgt ist und nach breiter Durchsetzung den anderen, nicht-sprachkonformen Unsinn fast zwangsläufig nach sich zog.

Ist die Wechselnennung noch sprachkonform? Könnte man annehmen, denn formal enthalten solche Sätze zwar nichts falsches. Aber die z.B. "Ingenieurinnen" werden dabei generisch gemeint, was ja sprachlich nicht möglich ist.

Trotzdem greift letztere Form auch bei den Pseudo-Gender-Gegnern um sich. Ich habe sie zuletzt bei Lindner (bzgl. der Genderei ein Oberbeflissener) und auch bei Laschet gehört.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.09.2021 um 17.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47180

Diejenigen Politiker (außer von der AfD), die am lautesten über das Gendern schimpfen, gendern selber, daß es nur so eine Art hat. Wobei sie unter »Gendern« längst nur noch das Sternchen und den Schluckauf verstehen. Sollte das eigentliche Ziel der Knacklautfanatiker gewesen sein, das brave, das »klassische« Gendern vor der Drohkulisse des radikalen Genderns als das kleinere Übel erscheinen zu lassen und ihm so zu allgemeiner Verbreitung auch bei eher konservativen Politikern zu verhelfen, dann haben sie dieses Ziel erreicht. Ich nehme an, daß ein Friedrich Merz und ein Markus Söder auch von den Paarformeln herzlich wenig halten. Offenbar meinen sie aber, sie ausgiebig verwenden zu müssen, um nicht als rückschrittlich dazustehen. Für mich hat das etwas Anbiederndes.

Jüngstes Beispiel ist die Fernsehdebatte der Spitzenkandidaten von sieben Parteien (»Schlussrunde«). Darin übertraf Söder beim Gendern sogar den bekennenden Feministen Scholz, und zwar um Längen. Während Scholz, für seine Verhältnisse zurückhaltend, ab und zu mal die üblichen »Bürgern und Bürger« abspulte, zündete Söder geradezu ein Genderfeuerwerk: »Aber es gibt so viele, viele Menschen, engagierte Medizinerinnen und Mediziner, Pflegerinnen und Pfleger, als (sic) Journalistinnen und Journalisten, Kommunalpolitikerinnen, Kommunalpolitiker, die einem Druck ausgesetzt sind.«

Das alles wird aber nichts daran ändern, daß das Gendern, in welcher Form auch immer, in der Alltagssprache – und damit auch in Filmen, in der Literatur, in der Werbung usw. – eine Randerscheinung bleiben wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2021 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47173

… "Schlussrunde" in ARD und ZDF – die dieses Mal unter Anwesenheit von Vertreterinnen aller Bundestagsparteien stattfand … (ZEIT 24.9.21)

Abwechselnd das Maskulinum und das Femininum generisch zu benutzen ist besonders irreführend. Die ZEIT-Leser scheinen es zu schlucken.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.09.2021 um 00.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47171

"Es geht den Parteien jetzt um jede Stimme, jede und jeden noch Unentschlossenen."

(Nachrichtensprecher, ZDF, 23.9.2021, 19.00 Uhr)
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 22.09.2021 um 07.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47166

Söders Formulierung "die Gesellschaft nicht überfordern" ist so oder ähnlich immer wieder aus dieser Ecke zu hören, auch jüngst von Laschet.
Man schiebt damit den schwarzen Peter auf die Tumben, die es nicht hinbekommen, und adelt implizit die Gutwilligen und ihre hehren Absichten.
Das ist feige, es geht am Kern vorbei und schwächt die eigene Position.
Die Genderei an sich ist sprachzerstörend, spalterisch, autoritär, sexistisch, und allein aus diesen Gründen abzulehnen.
Aber kaum einer der Gegner wagt es deutlich zu sagen, keiner geht wirklich auf Kontra.
Wäre nicht jetzt die Stunde der Konservativen? Ist es nicht das ureigenste Feld des Konservativen, kulturelle Errungenschaften zu erkennen, zu bewahren und zu verteidigen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2021 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47162

Hausärzt:innen wollen simultan impfen
Einzelne Hausärzte sehen das aber durchaus anders.
(dpa 19.9.21)

Die Männer scheren wieder mal aus...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2021 um 04.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47161

Markus Söder hält offenbar nicht viel vom Gendern. Deshalb soll es in Bayern auch keine Sanktionen für Schüler und Studenten geben, die in Prüfungen keine gendergerechte Sprache verwenden. »Das ist etwas, was nicht prüfungsrelevant sein darf«, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach einer Sitzung des bayerischen Kabinetts. Es dürfe nicht zu einer »Überforderung« der Gesellschaft durch das Gendern kommen. »Sprache ist frei«, sagte Söder.

Diese Einsicht hätte man sich bei der Rechtschreibreform auch schon gewünscht. Aber immerhin! Ein Musterprozeß, damals vermißt, wäre jetzt sehr willkommen. Alle Forderungen gendergerechter Sprache in Prüfungsordnungen sind nichtig und rechtswidrig. Die Sekte muß unter sich bleiben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.09.2021 um 22.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47159

Schüler streicht Gendersprech-Suffixe aus Arbeitsblatt:
https://twitter.com/DrRodenb1/status/1440255024274104327
(Arwin Dunkelelf - @adunkekelf - ist seine Ethiklehrerin, hat Tweet gelöscht.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.09.2021 um 20.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47158

Mit penetranter Besserwisserei über die Einsichten und Bedürfnisse der großen Mehrheit hinwegzutrampeln ist alles, aber bestimmt nicht höflich.

So, wie es im wirklichen Leben oft praktiziert wird, macht das Gendern Frauen übrigens vollends unsichtbar. Wenn »Touristen« nur Männer sind, sind »Touristen und Touristen« noch mal so viele Männer! Eine schallende Ohrfeige für alle Gerechten.

Hier ein weiteres erschütterndes Beispiel (ab 01:59): https://www.welt.de/politik/bundestagswahl/live232931519/Bundestagswahl-Empoerung-ueber-CDU-Wahlwerbespot-mit-Querdenker.html
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.09.2021 um 19.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47157

Leicht erträglich ist Frau Baerbock nicht. Gendern eine Frage der Höflichkeit? Es erfordert schon einige Impertinenz, der großen Mehrheit zu bescheinigen, sie habe keine Manieren.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.09.2021 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47152

Das Ziel nimmt sich eigentlich hübsch aus: eine harmonische Welt ohne Geschlechterrollen und geschlechtliche Eigenheiten, dafür mit beliebig vielen, frei wählbaren Geschlechtern. Das Elysium soll durch einen sprachlichen Moriskentanz heraufbeschworen werden, der immerzu mindestens zwei Geschlechter getrennt aufruft und das einzige problemlos verfügbare, alle vereinende Genericum meidet wie die Pest – weil es sich dabei um ein Maskulinum handelt. Wer zuvor nicht wußte, was "generisch" bedeutet, weiß nun, daß das generische Maskulinum etwas Böses ist, von dem die Sprache befreit werden muß. Mit dem Ergebnis, daß Mädchen keine Schüler mehr sein dürfen und Frauen keine Autofahrer. Erstaunlich, was simpler Männerhaß auslösen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2021 um 03.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47148

Das gemischte Tripel selbst und die Berichte darüber haben in der Tat offengelegt, daß die deutsche Sprache in den Händen der Ideologen und ihrer naiven Anhänger an einem Punkt angelangt ist, wo man sich sagt: So geht es nicht weiter. Gerade weil die sprachlichen Eiertänze nicht mehr auf Konventikel-Texte beschränkt sind, um die man einen Bogen machen kann.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 20.09.2021 um 02.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47143

Oder noch einfacher: Bei der Verwendung des generischen Maskulinums muß man nur den Artikel vor dem Substantiv (abhängig von Kasus und Numerus) anpassen, während die Genderei eine ganze Reihe an numerischen, sachlichen und grammatischen Problemen hinter dem ersten Substantiv erzeugt.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 20.09.2021 um 00.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47142

Nachtrag zum Vorausgegangenen:
1. Laschet stutzte, bevor er die beiden Gegener jeweils im Plural ansprach. Es kam ihm merkbar seltsam vor. Jedoch blieb ihm keine Alternative. Wer die Beschädigung des generischen Maskulinums gedankenlos mitmacht, kommt eben zwangsläufig in diese Schwierigkeiten.
2. Das "Problem der kleinen Zahl" könnte man so beschreiben: Die korrekte Ansprache einer Gruppe brauchte bislang zwei Formen, Singular und Plural.
Durch die Aufspaltung in Mann und Frau braucht sie jetzt bis zu fünf unterschiedliche Formulierungen. Je kleiner die Zahl der Angesprochenen ist, desto größer ist die Chance, daß eine der beiden Gruppen im Singular genannt werden muß und damit der generelle Doppelplural nicht funktioniert (sondern irritiert).
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 20.09.2021 um 00.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47141

Dazu passen meine Notizen:
Laschet (blickt die beiden Gegner im "Triell" an): "Das ist fundamentale Unterschied zwischen mir und den beiden Mitbewerberinnen und Mitbewerbern."

Maybrit Illner:
"Dank an die drei Kandidaten und Kandidatinnen".

Ich würde es mal das Problem der kleinen Zahlen nennen: Wenn wir mit einer Bezeichnung auskommen (wie das generisches Maskulinum), dann haben wir nur die Unterscheidung Einer/Viele zu beachten.
Wenn wir zwei Bezeichnungen brauchen, dann wird es schon erheblich komplizierter: Bei zwei Angesprochenen gibt es schon drei Unterscheidungen, nämlich zwei Männer (die Teilnehmer), zwei Frauen (die Teilnehmerinnen) ein Mann und eine Frau (der Teilnehmer und die Teilnehmerin). Bei drei Angesprochenen sind es bereits vier Unterscheidungen, nämlich drei Männer (die Teilnehmer) zwei Männer eine Frau (die Teilnehmer und die Teilnehmerin), ein Mann und zwei Frauen (der Teilnehmer und die Teilnehmerinnen), drei Frauen (die Teilnehmerinnen). Bei vier Angesprochenen haben wir fünf Unterscheidungen, nämlich die vier vorigen sowie zwei Frauen und zwei Männer (die Teilnehmerinnen und Teilnehmer).
Bei allen größeren Zahlen bleibt es bei diesen fünf Unterscheidungen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.09.2021 um 23.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47140

Aus dem letzten TV-Dreikampf der Kanzlerkandidatinnen [!] und -kandidaten vor der Bundestagswahl ist SPD-Kandidat Olaf Scholz einer Umfrage zufolge als Sieger hervorgegangen. […] In den vergangenen Wochen hatte es bereits zwei TV-Diskussionen der drei Kanzlerkandidaten gegeben. […] Für die Umfrage befragte Forsa nach Senderangaben 2291 wahlberechtigte Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Umfrage bezieht sich somit nicht auf alle Wahlberechtigten in Deutschland, sondern nur auf die TV-Zuschauer.

(tagesspiegel.de, 19.9.21, Hervorhebungen von mir)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2021 um 03.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47132

Vielen Dank, Herr Metz! Ich hatte so etwas auch schon vermutet. Daß man sozusagen mit der Lupe hinschauen muß, um den Tribut an die PC zu erkennen, bestätigt die Sinnentleerung des Rituals. Es paßt zu "Scholzomat" (obwohl ich sonst nichts gegen den Mann habe).

Wo ich schon beim Politisieren bin oder eher bei der Medienkritik:

Wenn Laschet geraten wird, im letzten Triell polemischer, aggressiver aufzutreten, wäre er damit schlecht beraten. So etwas wirkt immer unsouverän. Die Wähler wollen etwas Staatsmännisches, das sollte doch inzwischen klar geworden sein. Ein Behördenleiter aus der Provinz, der die zarten Fäustchen ballt (oder in Boxhandschuhe steckt...), wäre das Letzte.

Die Medien beklagen die von ihnen selbst erzeugte Zuspitzung auf Personen; das ist so lächerlich wie die Ratlosigkeit angesichts der Tatsache, daß Merkel und nun Scholz so viel Zustimmung finden, obwohl sie doch "keine guten Redner" sind. Fiel mir gerade wieder ein, weil ich zum zweiten- oder drittenmal Wilfried Strohs "Die Macht der Rede" lese, ein Buch, das ich auch gern geschrieben hätte. (Natürlich sind alle Aussagen über die Wirkung rhetorischer Mittel spekulativ.)

Folgerungen der Rhetoriklehrer für die Gegenwart, für die Schule usw. halte ich für problematisch. Merkel und Scholz sind nicht durch Debattierklubs gegangen. Sie folgen eher dem Faustschen Grundsatz: „Es trägt Verstand und rechter Sinn / Mit wenig Kunst sich selber vor.“ Die Folge ist, daß bei ihnen nichts aufgesetzt wirkt. Man kann es „Authentizität“ nennen (was nicht heißt, daß sie immer ehrlich sind...), oder einfach "bei der Sache sein". Die Frage nach der Rhetorik stellt sich nicht, wenn man den durchweg konzentriert vorgetragenen Gedanken folgt. Für die meisten Journalisten ist das natürlich zum Verzweifeln. Sie suchen den Fehler aber nicht bei sich selbst.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.09.2021 um 18.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47131

Eben gesehen ...
https://abload.de/img/img_20210917_173739590pj5g.jpg

Ist Giovanni L an der Frage gescheitert, wo man den Genderstern setzen muß? geschicktgendern.de hat auch keinen Rat. An das ursprünglich französische Movierungssuffix wurde wohl noch das deutsche angehängt, ähnlich Äbtissin.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.09.2021 um 17.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47130

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_deutschsprachigen_Einrichtungen,_die_Genderzeichen_nutzen
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.09.2021 um 23.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47121

Auf Youtube kann man die Wiedergabegeschwindigkeit eines Videos verändern, zum Beispiel um den Faktor 0,5 oder 1,25 (unten rechts auf das Rädchen für die Einstellungen klicken). Bei der verlangsamten Wiedergabe von gesprochenem Text erkennt man bestimmte Aussprachemerkmale viel besser als in der Originalgeschwindigkeit, zum Beispiel die Färbung und Länge von Vokalen, Betonungsgipfel oder die Sorgfalt der Artikulation. Bei Olaf Scholz hat mich vor allem interessiert, wie sich die »Bürgern und Bürger« usw. anhören.

Hier zwei Beispiele (stellen Sie spaßeshalber mal 0,5 ein):
Mitarbeitern und Mitarbeiter, Kollegin und Kollegn: https://youtu.be/8fuVgiU2RDQ?t=662
Fußgängern und Fußgänger, Fahrradfahrern und Fahrradfahrer: https://youtu.be/8fuVgiU2RDQ?t=5526
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 15.09.2021 um 14.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47105

Sprachliche Diskriminierung ist auch in Griechenland verpönt. Die Frau meines Automechanikers hat mir gestern davon abgeraten, den Wagen im Winter draußen stehen zu lassen, er werde sonst womöglich von den "Gyphtes" geklaut. Sie hat aber gleich angefügt, daß man "Gyphtes" nicht mehr sagen dürfe. Erlaubt seien nur noch "Roma" und "Zigani". Eine Zigeunersoße gibt es hier zum Glück nicht, auch keine Gyphtessoße.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.09.2021 um 12.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47103

Wer unbedingt will, kann im Deutschen Feminina generisch benutzen, er sollte nur nicht damit rechnen, daß er dann auf Anhieb oder überhaupt richtig verstanden wird. Am schlechtesten stehen die Chancen, wenn er diese private Sprachspielerei nur punktuell betreibt. Wenn ich im SPIEGEL lese: »Tausende Afghanen planen die Flucht vor den neuen Taliban-Machthabern. Deutschland will nun Aktivisten und Künstlerinnen aufnehmen«, dann bin ich nicht sicher, ob wirklich nur weibliche Künstler gemeint sind (was in diesem speziellen Fall durchaus sein könnte) oder doch Männer und Frauen, so wie ja wohl auch mit »Afghanen« und »Aktivisten« Männer und Frauen gemeint sind. Erst der überübernächste Satz bringt Klarheit: »Das Bundesinnenministerium hat nun für gut 2600 Menschenrechtsaktivisten, Künstler, Wissenschaftler, Journalisten und andere potenziell gefährdete Menschen aus Afghanistan eine Aufenthaltszusage erteilt.«

Stellen wir uns vor, der Autor des Artikels hätte wirklich nur von Künstlerinnen im heute üblichen Sinne, also von Frauen, berichten wollen, was hätte er dann wohl geschrieben? »Künstlerinnen« fällt aus, weil er diese Wortform ja offenbar generisch verstanden wissen will. »Weibliche Künstler« kommt ebenfalls nicht in Betracht, weil in jener Sondersprache »Künstler« nur Männer sein können. Er müßte also »weibliche Künstlerinnen« schreiben. Vielleicht würde er das aber bestreiten und darauf hinweisen, daß er das generische Femininum nach Belieben im Wechsel mit dem generischen Maskulinum verwendet, so daß er eventuell auch »weibliche Künstler« schreiben würde. Das wäre dann endgültig die rausgestreckte Zunge gegenüber den Lesern.

Solange es im Deutschen kein allgemein akzeptiertes generisches Femininum gibt, haben die movierten Formen die eindeutige Funktion, das weibliche Geschlecht anzuzeigen. Eine parallele Verwendung von generischem Maskulinum und generischem Femininum produziert unverständliche Texte, wie man nun täglich beobachten kann. Daß ausgerechnet Journalisten, deren Handwerkszeug doch die Sprache ist, diese Unverständlichkeit um kleiner moralisierender Sticheleien willen in Kauf nehmen, geht mir nicht in den Kopf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2021 um 07.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47100

Fleisch und Speck teilen sich die Einwohnerinnen und Einwohner. (tagesschau.de 15.9.21 über die Delphinjagd der Färinger)

Das ist nett, daß auch die Frauen etwas bekommen. Nicht so beim SPIEGEL.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.09.2021 um 19.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47096

zu "Leser:innenmagazin" Was ist denn ein "innenmagazin"?
Die deutsche Sprache wird immer unverständlicher
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.09.2021 um 17.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47092

Constantin van Lijnden will in seinem Podcast "Con und Pro" demnächst Sprachwissenschaftler zum Gendern befragen. Er ist selbst kein Befürworter. Vielleicht wird das ganz interessant.
https://youtube.com/watch?v=mC5VhL48r7U
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2021 um 20.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47077

Im ICE liegt bekanntlich "DB Mobil" aus, das "Leser:innenmagazin", in dieser Weise radikal durchgegendert. Die Leser (ja, die Leser!) wollen das nicht, aber das ist den Macher:innen egal; es muß ja nicht verkauft werden.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 12.09.2021 um 21.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47065

Laschet: "Das ist fundamentale Unterschied zwischen mir und den beiden … (zögert) … Mitbewerberinnen und Mitbewerbern."
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2021 um 15.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47051

Sicher, das wäre dann Bequemlichkeit. Manche haben vielleicht auch schon vergessen, wie man es normal ausdrückt. Ich habe aber den Eindruck, daß viele von denen, die gern sagen, sie fänden das Gendern »grundsätzlich« gut, gar nicht so recht wissen, was sie tun, wenn sie die Partizipien auch im Singular verwenden. Man will halt irgendwie mitmachen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.09.2021 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47050

Wer sonst gern gendert, könnte halt argumentieren, wegen des Vorteils im Plural grundsätzlich das substantivierte Partizip zu wählen.

Nicht klar ist jedoch, ob und wieso der geschlechtsneutrale Plural auch den Plural der *-"Geschlechter" einschließt.

Noch ein Beispiel aus dem heutigen MM (S. 32):

[...] waren die Täter überwiegend Männer [...]
87 Prozent männliche und 13 Prozent weibliche Täter wurden festgestellt.
Zehn Prozent der Täter und Mittäter waren Mütter.

Lediglich in der dazugehörigen Graphik ist von "Täterinnen und Tätern" die Rede.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.09.2021 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47048

Genau darum ging es mir. Wer sich als Lehrender bezeichnet statt als Lehrer, übersieht, daß er die Genderei damit ad absurdum führt. Die von den Genderleitfäden angebotenen Ausweichformen (Teilnehmende, Zu-Fuß-Gehende usw.) können ihre vermeintlich geschlechtsneutralisierende Wirkung ja nur im Plural entfalten, im Singular funktioniert das nicht. (Man könnte Teilnehmende*r bzw. der*die Teilnehmende* bilden, aber was soll das bringen? Dann kann man auch gleich Teilnehmer*in bzw. der*die Teilnehmer*in schreiben.) Offenbar wird im vorliegenden Fall aber nicht einmal eine Neutralisierung angestrebt, der Kandidat präsentiert sich eindeutig als Mann. Somit hat er die Genderregeln nicht richtig angewendet und sich in diesem Sinne »vergendert«. Es steht ihm natürlich frei, aus dem Genderwort Hochschullehrende eine männliche Singularform zu bilden, aber mit Gendern hat das dann eigentlich nichts mehr zu tun. Die einzige Funktion des Wortes Hochschullehrender auf dem Stimmzettel ist das Signal an den Leser: Seht her, ich gendere!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2021 um 04.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47045

Ich verstehe es so: Hochschullehrende zeigt kein Geschlecht an, der Singular Hochschullehrender aber sehr wohl, so daß der inklusive Effekt wieder verlorengeht. Warum auch nicht? Der Mann wird ja wissen, ob er Männlein oder Weiblein ist. Dann hätte man aber auch gleich das übliche Hochschullehrer verwenden können.

Gestern abend in der "Wahlarena" fiel mir wieder auf, wie oft Olaf Scholz Bürger und Bürger usw. sagte. Jedenfalls für meine Ohren war das movierende Suffix oft nicht wahrnehmbar. Mit der Doppelnennung an sich war der herrschenden Ideologie Genüge getan.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 08.09.2021 um 00.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47044

Ehrlich gesagt verstehe ich den Beitrag nicht. Er ist "Hochschullehrender", ja, das ist auch in meinen Augen töricht und schädlich. Weil es umständlich ist und weil es eine grammatische Unterscheidungsmöglichkeit einebnet. Aber in seinem System konsequent. Wo hat er sich "vergendert"?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.09.2021 um 21.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47043

Auf einem Stimmzettel zur Bundestagswahl firmiert ein Kandidat als »Hochschullehrender«, ein anderer gibt seinen Beruf mit »Werkzeugmacher« an. Was lernen wir daraus? Wer nicht gendert, kann sich auch nicht vergendern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2021 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47016

Posener schreibt:

"Amerika, du hast es besser / Als unser Kontinent, das alte, / Hast keine verfallene Schlösser / Und keine Basalte." So reimte Deutschlands Dichterfürst 1827, und man muss feststellen: Goethe, du hattest es besser: Um den Reim auf "Basalte" zu ermöglichen, veränderte er einfach das Geschlecht des Worts "Kontinent".

Es ist nicht einzusehen, was sich dadurch am Reim ändert; beim Zitieren des bekannten Verses wird das Genus ja auch meist an den heutigen Gebrauch angepaßt. Aber Goethe hat auch nichts verändert, das neutrale Genus war damals durchaus noch üblich.

Interessanter wäre die Frage, warum es besser sein soll, keine Basalte zu haben... Der Streit zwischen Vulkanisten und Neptunisten tobte damals wie heute der zwischen den laut Posener progressiven Genderern und uns verknöcherten Konservativen. Die neuen „Sensibilitäten“, denen die Sprache angeblich gerecht werden muß, sind nicht einfach gegeben, wie Posener annimmt. Die Interessen dahinter sieht er nicht, nur die hinter der Kritik des Genderns.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2021 um 05.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47015

Wahrscheinlich habe ich gestern aus alter Gewohnheit WELT statt ZEIT angegeben, ohne noch einmal nachzusehen.

Posener hat aber seine Stellung zum Gendern selbst klargemacht, so daß mit einer Nachbearbeitung nicht zu rechnen ist: https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-06/gendern-sprache-grammatik-deutschland-amerika-dichtung-gesellschaft/komplettansicht vom 3.6.21

Dazu wäre manches zu sagen, es ist aber schon oft genug gesagt worden.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 04.09.2021 um 01.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47014

Ich fand den Alan-Posener-Kommentar nicht auf welt.de sondern auf zeit.de, hier:
https://www.zeit.de/mobilitaet/2021-09/bahnstreik-kritik-gdl-deutsche-bahn-tarifkonflikt-lokfuehrer-evg-konkurrenz

Vermutlich vom Gender-Team der Zeit nachbearbeitet, denn normalerweise schreibt Posener ja bei der Welt und sicherlich ungegendert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.09.2021 um 19.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47013

Die EVG organisiert nicht nur die Lokführer – die Elite der Arbeitnehmerinnen – und profitiert daher vom Tarifeinheitsgesetz ... GDL-Chef Weselsky versucht daher, der EVG Mitglieder abzuwerben, indem er mit radikaleren Forderungen auftritt, denen er ja dank der Schlüsselrolle der Lokführerinnen Nachdruck verleihen kann und die nach seinen Vorstellungen für alle GDL-Mitglieder gelten sollen, Tarifeinheit hin oder her. ...die Arbeitsplätze der Lokführer ... Bosch weist darauf hin, dass schon im Juli 2016 37 Städte weltweit über vollständig automatisierte Metrolinien verfügten. Schon seit 2009 fährt die U2 in Nürnberg ohne Fahrerinnen. Kurz und gut: Lokführerin ist kein Beruf mit Zukunft. Und je mehr ein Claus Weselsky seine Muskeln spielen lässt, desto härter werden die Bahn-Chefs über Möglichkeiten nachdenken, den Betrieb auch ohne die aufsässigen Lokführer aufrechtzuerhalten. (WELT 3.9.21, Alan Posener)

Ein solches Durcheinander ist immer die schlechteste Lösung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.09.2021 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47012

Amüsant finde ich dort auch die "5 sich als demokratisch identifizierenden Parteien", auch "alle fünf potentiellen Regierungsparteien". Das sollen dann SPD, Linke, Grüne, CDU/CSU und FDP sein.

Meines Wissens identifiziert sich die AfD sogar als demokratischste Partei von allen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.09.2021 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47011

Nein, der Tweet wurde nicht zitiert. Ihn kannte ich nicht, die Wahl-o-mat-Zitate schon. Am besten gefällt mir dort "Wir haben Respekt vor und für die Menschen." (SPD)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.09.2021 um 12.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47010

Wurde bei facebook dieser Tweet zitiert?
https://twitter.com/_homoduplex/status/1433100945500643336

Gendersprache ist wohl auch Thema beim Wahl-o-maten:
https://twitter.com/_homoduplex/status/1433527795427131394/photo/1
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.09.2021 um 09.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47008

Im Facebook gesehen: „Gendersprache ist der Zwang, beim Schreiben oder Sprechen über jegliches Thema regelmäßig ein politisches Glaubensbekenntnis abzulegen, das nichts mit dem Thema zu tun hat. Das ist völlig einmalig in unserer Sprache.“ (Johnny Renner)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.08.2021 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47003

Es ist von vornherein ausgeschlossen, daß alle oder auch nur die meisten Mitarbeiter der Frankfurter Rundschau die verordnete Sprachverhunzung richtig finden. Sie fügen sich der Sklavensprache, weil sie Sklaven sind.
Auch muß dort jemand eigens dafür abgeordnet sein, die Doppelpunkte per Hand einzufügen, denn es können nicht alle Zivilisten automatisch durch Zivilist:innen ersetzt werden, z. B. nicht bei Doppelnennung und nicht, wenn wirklich mal nur Männer gemeint sind. Ähnlich bei anderen Blättern. Es ist peinlich anzusehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2021 um 15.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#47001

Die Verfassenden sind inzwischen tausendfach belegt, aber eigentlich verfassen sie den jeweiligen Text nicht, sondern haben ihn bereits verfaßt, so daß sie die Verfaßthabenden heißen müßten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2021 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46996

Im "Triell" der Kanzlerkandidaten (und -kandidatinnen?) ging es kurz auch ums Gendern. Baerbock und Scholz praktizierten es (teilweise, wie immer), wollen es aber niemandem vorschreiben, obwohl sie es für moralisch geboten halten.
Bei Scholz habe ich durchweg nur Bürger und Bürger usw. gehört. Die Moderatorin verfiel einmal in den Sternchen-Schluckauf, sehr häßlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2021 um 04.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46984

Auch die geschätzte Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt (SZ) läßt sich zu Parlamentarierinnen und Bürger hinreißen, obwohl sie sonst nicht gendert. Das ist nicht geschlechtergerecht, sondern ein sprachlicher Salto mortale.

Wenn man bedenkt, wieviel Spezialwissen unsere Schulen vermitteln, sticht die linguistische Unbildung besonders hervor. Nicht einmal die Grundzüge der eigenen Sprache scheinen im Kapitel "Reflexion über Sprache" vermittelt zu werden. Ich bin schon lange raus, aber ich kann mir denken, was die Deutschlehrer unseren Kindern beibringen, weil sie es nach Bearbeitung durch die Stefanowitschs an den Universitäten selbst nicht besser wissen.

Wenn schon diese Bundesregierung dem Genderwahn so wenig Widerstand entgegensetzt, ist für eine rötlich-grünliche erst recht nichts zu erhoffen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 27.08.2021 um 14.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46974

Ein Teil der Anti-Männlichkeits-Kampagne des Auswärtigen Amts gehört eigentlich hier her.

(Mein Kommentar dazu: http://sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1042#46971)

Den Verweis auf geschicktgendern.de (laut Bild online) habe ich jetzt gefunden, er befindet sich auf der letzten Seite eines Sprachleitfadens:

https://zeichensetzen.jetzt/wp-content/uploads/2021/07/2021_AA_Leitfaden_geschlechtergerechte_Sprache-1.pdf

In dem PDF werden auch gleich einige Argumente gegen das Gendern ausgeräumt.

„Geschlechtergerechte Sprache ist kompliziert, umständlich, unnatürlich und missverständlich!“
Dass geschlechtergerechte Sprache kompliziert und umständlich sein kann, kann - je nachdem wie sie angewendet wird - nicht wirklich abgestritten werden. Sätze wie „Der/die Mitarbeiter/in , der/die in der Mittagspause…“ erfordern tatsächlich Geduld und sehen zugegebenermaßen nicht schön aus. Außerdem ist es sehr anstrengend, wenn man darauf achten muss, dass der Satz auch ohne die Schrägstriche noch Sinn ergibt. Aber es gibt ja genügend Alternativen, die problemlos verwendet werden können. Wie wäre es beispielsweise mit: „Die Mitarbeiter:innen, die …“ oder „Die Mitarbeitenden, die…“? [Damit gibt man zu, daß Gendersprache im Singular nicht funktioniert.]
Zur vermeintlichen Unnatürlichkeit möchten wir entgegnen, dass Sprache einem kontinuierlichen Wandlungsprozess unterliegt und wir diesen auch mitgestalten können. In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche Wörter aus anderen Sprachen ins Deutsche übernommen (ob man das persönlich schön findet, sei dahingestellt!) und Wörter wie Pointe, googlen, Jeans oder Sneakers sind fester Bestandteil unseres Wortschatzes – auch wenn es natürlich auch hier Gegner:innen gibt. Ferner ist es auch ganz natürlich, dass gewisse Wörter in einer Sprache aussterben oder nur noch selten verwendet werden. Wissen Sie beispielsweise, was eine „Kaltmamsell“ ist oder wann haben Sie das letzte Mal die Wörter „Muhme“ oder „Oheim“ benutzt?
Missverständlich ist geschlechtergerechte Sprache aber auf gar keinen Fall.

„Gendern nervt!“
Das ist kein valides Argument. Menschenrechte mögen bestimmt auch einige Personen nerven. Aber macht sie das weniger wichtig und wertvoll? Sollte man tatsächlich gewisse Dinge abschaffen oder gar nicht erst einführen, nur weil sie ungewohnt sind oder eventuell Mehrarbeit verursachen?

„Binnen-I, Sternchen, Gendergap oder andere Varianten sind nach dem Duden oder juristisch nicht richtig!“
Okay, sie sind aber auch nicht wirklich falsch. Das „Handbuch geschlechtergerechte Sprache“ aus dem Dudenverlag sagt dazu:
„Aktuell, im Frühjahr 2020, sind diese Möglichkeiten, d. h. Binnen-I, Genderstern, Gendergap, Doppelpunkt und Mediopunkt zwar noch nicht Bestandteil der amtlichen Rechtschreibung, doch sind die drei zuerst genannten als weitverbreitete und legitime Mittel des Strebens nach geschlechtergerechtem schriftlichen Ausdruck durchaus anerkannt und werden auch in den Sitzungen des Rats für deutsche Rechtschreibung zumindest diskutiert – besonders der Gebrauch des Gendersterns wird von Rechtschreibrat intensiv beobachtet.“
Da aber diese Normierungen, wenn sie einmal stehen, selten infrage gestellt werden, gelten sie als „feststehend“ und werden im Laufe der Zeit nicht weiter verändert, sondern einfach nur reproduziert. Des Weiteren stellt sich auch die Frage, ob unsere Grammatik und/oder Rechtschreibung tatsächlich als wichtiger und unveränderlicher angesehen werden sollten als Gleichstellung.

„Auch viele Frauen lehnen geschlechtergerechte Sprache ab!“
Ja, das ist allerdings wahr, aber auch kein wirkliches Argument. Es gibt auch viele Frauen, die aus verschiedenen Gründen das Fortbestehen patriarchalischer Strukturen bejahen oder die einfach generell keine Änderungen bei altbekannten Mustern wünschen und diese damit aber replizieren.
Es gab und gibt beispielsweise auch Frauen, die dagegen waren, dass Frauen ohne Einverständnis ihres Ehemannes arbeiten gehen dürfen, eigenes Vermögen haben durften oder dass Vergewaltigung in der Ehe als Straftat angesehen wurde. Die Zeiten ändern sich und oftmals ändern sich Meinungen auch erst mit der Zeit.


Wenn es mit dem Gendern mal nicht klappt, hat man noch eine Bastelanleitung für den "Genderwürfel" beigefügt. Wie man ihn benutzt, wird leider nicht mitgeteilt. Vielleicht sollte man da mal anfragen.
Lassen Sie sich auf jeden Fall nicht entmutigen: Der Versuch zählt, oftmals funktioniert nicht jede hier vorgeschlagene Lösung für ein Problem und es ist Kreativität und Ausprobieren gefragt.
Falls Sie sich nicht entscheiden können, haben wir auf der nächsten Seite für Sie einen „Genderwürfel“ gebastelt, der für Sie vielleicht eine kleine Alltagshilfe darstellen kann: [Bastelbogen]


In dem Leitfaden wird auch auf die Bezeichnung Sekretärin hingewiesen. Das finde ich ganz interessant, weil ich es tatsächlich nicht anders kenne, daß die üblichen Schreibkräfte in Schulen oder Anwaltsbüros immer Frauen sind.

Wenn nun aber nicht mehr von Chefs und Sekretärinnen, sondern vielleicht von Leitung/Team oder Führungskraft/Sekretariat die Rede ist, verändert sich auch langsam und allmählich unser Bild davon, wer in unserer Gesellschaft welche Rolle übernehmen kann.

Auf Wiktionary besteht eine Asymmetrie der Bedeutungsbeschreibung:

https://de.wiktionary.org/wiki/Sekretär
[1] Person, die für ihren Dienstgeber das Vorzimmer führt, den Arbeitstag organisiert, Kommunikation vorbereitet oder durchführt
[2] Person, die in einer Organisation an leitender Stelle arbeitet
[3] Beamtenposition im mittleren Dienst

https://de.wiktionary.org/wiki/Sekretärin
[nur 1] Verwaltungsangestellte, die sich unter anderem um Korrespondenz, Büro- und Assistenzaufgaben kümmert
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 25.08.2021 um 02.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46938

Stern, Doppelpunkt und Unterstrich sowie Partizip Präsens haben gerade einen Lauf bei den Woken.
Denn sie versprechen eine vergleichsweise schlanke Lösung des Nicht-nur-Mitmeinen-Problems (im Gegensatz zur Doppelnennung).
Leider funktioniert das nur für den Plural, wo alle Genera denselben Artikel haben. Im Singular sieht es anders aus. Und wenn dann noch unklar ist, ob Singular oder Plural zu benutzen ist, wird es gänzlich verworren.

Schön zu sehen ist das am Bericht der FR über das Verbrechen in Darmstadt (Vergiftungen auf dem Campus).
https://www.fr.de/rhein-main/darmstadt/staatsanwalt-wertet-giftanschlag-in-darmstadt-als-versuchten-mord-90939869.html
Man liest:
"...die Motivation des Täters oder der Täter:innen."
Korrekt im Sinne der FR wäre aber "des Täters/der Täterin oder der Täter:innen".
Dann:
"...Mordkommission, die nun zügig den oder die Verursacher:innen ausfindig machen will. "
Korrekt wäre statt dessen so etwas wie "den oder die Verursacher:in oder die Verursacher:innen ".
Zuletzt bleibt man dann wieder ganz einfach beim generischen Maskulinum:
".. keine Hinweise auf einen möglichen Täter "
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.08.2021 um 15.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46935

Ronya Othmann (eine 28jährige islamkritische Schriftstellerin halb-kurdischer Herkunft) schreibt in der FAS vom 22.8.21; sie will, daß 19 Mill. afghanische Frauen sich nicht verschleiern müssen, ihre Nägel lackieren dürfen usw. Das hat die Bundeswehr nicht erreicht – aber was geht es die NATO überhaupt an?

In der SZ vom 23.8. setzt sich Kia Vahland für die westlichen Werte ein, vor allem Frauenrechte. Nicht nur Ortskräfte müßten ausgeflogen werden. Wie das alles geschehen soll, sagt sie nicht, spricht aber schon mal von den „Wählenden“ im Westen.

Was als Vergeltung für 9/11 begann, wenn auch am untauglichen Objekt, und nach einer Viertelmillion Toten endet, soll als Kampf für westliche Gesellschaftsmodelle weitergehen. Allerdings steht dann nicht nur Afghanistan auf der Liste, sondern mindestens die Hälfte der Welt.

An den „Wählenden“ sieht man übrigens das Problem: Wähler sind auch die Wahlberechtigten, also die potentiellen Wähler, Wählende sind nur die tatsächlich Wählenden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.08.2021 um 11.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46931

Hab mir mal spaßeshalber die heutige Seite 1 des MM komplett hinsichtlich der Genderei angesehen.

generisches Maskulinum (insgesamt 13mal):
Experten (2), Häuslebauer, Kritiker, Zivilisten (2), US-Soldaten, Ideologen, Staatsbürger, Politiker, Teilnehmer, Sozialdemokraten, Immobilienbesitzer

gemischte Aufzählung (insgesamt einmal):
Oppositionelle, Journalistinnen, Menschenrechtsaktivisten und auch Ortskräfte

(kein weiteres generisches Femininum oder Genderformen mit Sonderzeichen)

Kleines Schmankerl zum Schluß (auch S. 1):
Wahlumfragen sind allerdings generell unsicher und geben nur die Stimmung zum Befragungszeitpunkt wider.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2021 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46904

Im Rundfunkprogramm wurde gestern für RTL eine Sendung über die schönsten Hunde und ihre Halter:innen angekündigt. Warum werden die Hunde nicht gegendert? PETA sollte einschreiten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.08.2021 um 00.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46902

funk, das "Content-Netzwerk" von ARD und ZDF über Braunbären und Vegetarier:innen
https://instagram.com/p/CStl1KpIopu
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.08.2021 um 19.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46901

Wenn man "innen" mit Pause davor spricht, ist es ein eigenes Wort wie ein nachgestelltes Adjektiv und berechtigt zu der Frage, was diese Leute "außen" sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2021 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46897

Die Böll-Stiftung produziert unlesbare Texte, genau wie Baerbock und andere, die sich lieber ins Abseits manövrieren, als sich linguistisch sachkundig zu machen. Die Frankfurter Rundschau, der das gefällt, referiert:

Gerade weist die Heinrich-Böll-Stiftung darauf hin, dass zum Beispiel die kanadische Regierung auch andere besonders gefährdete Gruppen in ihr Aufnahmeprogramm einbezogen habe: „Menschenrechtsverteidiger:innen, Autor:innen, Künstler:innen, Sportler:innen, Angehörige religiöser und sexueller Minderheiten“. (FR 18.8.21)

Andererseits leitartikelt sie in der gleichen Ausgabe:

Olaf Scholz verwendet „liebe Bürgerinnen und Bürger“. Er würde nicht mehr das generische Maskulinum verwenden, eckt auch nicht an mit Gendersternchen oder indem er „innen“ mit Pause spricht.

Wie kann man mit etwas anecken, was angeblich der moderne deutsche Sprachgebrauch ist? Oder geht es etwa doch um die Umerziehung der Deutschen, die nicht so gut ankommt, wie die Zeitung will?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 20.08.2021 um 05.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46894

Bei Korinthenkacker steht noch unter Statistischen Angaben:
Partizipial­form (keine Form wie der/die Studierende möglich)

Warum ist das nicht möglich?

Seltsam auch diese Angabe:
Kurzformen der/die Korinthenkacker*in
grammatikalisch falsch, wird aber als korrekt postuliert (= generisches Femininum wie Kolleg*innen)

 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.08.2021 um 00.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46893

Aus Spaß an der Freude habe ich mal in dem hier schon erwähnten »Genderator« das unfeine Wort »Arschloch« eingegeben. Ich war wohl nicht der erste, denn die Verfasser merken an, daß sie es »wegen der häufigen Suche nach diesem Wort (oder Hinweises an uns)« in das Wörterbuch aufgenommen haben. (www.genderator.app/wb/arschloch)

Die einleitenden Hinweise klingen vielversprechend: »Sie möchten das Wort ›Arschloch‹ geschickt und korrekt gendern? In diesem Wörterbucheintrag des Genderwörterbuchs finden Sie sämtliche möglichen Formen, Informationen zur Grammatikalität, Anmerkungen zum Wort und mögliche alternative Formulierungen.« Und man wird tatsächlich nicht enttäuscht:

Es folgt zunächst eine als Tatsachenfeststellung getarnte Ermahnung: »Dass es nicht gebraucht werden sollte, ist klar.« Dann die erhellende Auskunft: »Warum es nicht gegendert werden kann oder sollte: Es ist neutral (das) und kann nicht auf ein Geschlecht referieren (vgl. Mitglied).« Sehr informativ. Jetzt weiß ich immerhin, daß ich das Wort beim Gendern bedenkenlos verwenden könnte, wenn es denn nicht als solches schon tabu wäre. Eine Partizipialform ist übrigens leider »nicht bildbar oder nicht bedeutungsgleich«.

Nach diesem Erfolgserlebnis wollte ich noch wissen, wie ich denn »Korinthenkacker« geschickt und korrekt gendere. Ich kann die Fülle der Möglichkeiten hier nicht wiedergeben, aber wer interessiert ist, der kann es hier nachlesen: www.genderator.app/wb/korinthenkacker

Laut lachen mußte ich über den nachstehenden Ratschlag. Wenn ich den Verfassern dieses Wörterbuchs auch nur einen Funken Humor zutraute, würde ich so etwas wie Selbstironie vermuten, aber ich fürchte, das kann man in dem Fall wirklich vergessen.

»Besser nicht: Korinthenkacker wollen alles bis ins kleinste Detail beschreiben und regeln.
Besser so: Korinthenkackerinnen und Korinthenkacker wollen alles bis ins kleinste Detail beschreiben und regeln.«

Hanns Dieter Hüsch hätte gesagt: »So etwas kann man nicht erfinden. Zuhören, aufschreiben, vortragen!«
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 19.08.2021 um 22.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46892

Die*der Bundeswahlleitende
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.08.2021 um 20.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46891

Der Bundeswahlleitende spricht ja auch schon seit langem von Briefwählenden ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2021 um 18.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46890

Bei der Bundestagswahl 2021 sind rund 5,1 Millionen Jungwählende, also Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren zur Wahl aufgerufen, davon sind 2,8 Millionen Erstwählende. (tagesschau.de 19.8.21)

Als Quelle wird der Bundeswahlleiter angegeben, im Text selbst heißt es Erstwähler, Jungwähler.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2021 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46882

Die Frauenquote bringt Frauen in höhere Positionen, weil sie Frauen sind (ein Verstoß gegen das Grundrecht der Chancengleichheit); aber die gesetzlich vorgeschriebene „geschlechtsneutrale“ Stellenausschreibung dürfte noch keiner Frau zu einer Stelle verholfen haben. Es zweifelt ja ohnehin niemand daran, daß Stellen nicht nur für Männer ausgeschrieben werden. Was nicht heißt, daß nicht in manchen Berufen Männer, in anderen Frauen überwiegen. Das hat aber keine sprachlichen Gründe.
Schlichte Wahrheiten, die aber in unserer ideologisch hochgerüsteten Gesellschaft keine Chance haben.
 
 

Kommentar von Theodor Icler, verfaßt am 19.08.2021 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46881

Wenn ein Sprachwissenschaftler ideologisch verzerrte, offensichtlich falsche Behauptungen über sprachliche Tatsachen aufstellt (z. B. über die Obsoletheit des generischen Maskulinums), ist er ein schlechter Sprachwissenschaftler, und ich würde meinen Kindern und Enkeln nicht raten, seine Lehrveranstaltungen zu besuchen. Dies muß einmal deutlich gesagt werden. Eine Checkliste zur Professorenbewertung sollte diesen Punkt enthalten.
Das gleiche gilt für Zeitungen und Bücher. Gegendert oder gar mit Genderthesen verziert? Ab in die Tonne!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.08.2021 um 12.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46879

Vielleicht hätte man sich bei der Förderung von Gender Mainstreaming nicht so auf die Ring Road konzentrieren sollen. Hier erzählt ein ehemaliger Bundeswehrsoldat etwas über Topographie und Familienstrukturen des Landes:
https://youtube.com/watch?v=UCg30D8Y3rM

Man hätte mehr Fachfrauen für Medienarbeit einsetzen sollen, Elisabeth Wehling zum Beispiel. Immerhin gab es noch 50 Millionen für ein Taliban-Aussteigerprogramm.
https://spiegel.de/politik/deutschland/afghanistan-strategie-berlin-zahlt-50-millionen-fuer-taliban-aussteiger-a-674048.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2021 um 06.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46877

"Die Amerikaner senden Soldaten nach Afghanistan" – hier würde niemand "die Amerikaner und Amerikanerinnen" sagen oder erwarten. Gibt das den Journalisten nicht zu denken? Aber wenn es nicht einmal Linguisten wie Horst Simon zu denken gibt...

Ich habe den achtseitigen Politikteil der gestrigen SZ durchgesehen. Nur auf der Meinungsseite kommen einmal die bereits erwähnten „Afghaninnen und Afghanen“ vor und zweimal die schon automatisierten „Schülerinnenundschüler“, was man ja nicht als Gendern im eigentlichen Sinne ansehen kann. Sonst gar nichts, obwohl es Dutzende von Gelegenheiten gegeben hätte. Das ist die Wirklichkeit, und die Herrschaft des generischen Maskulinums fällt NICHT auf, im Gegensatz zu Horst Simons Behauptung.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 18.08.2021 um 06.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46876

Gendern in Afghanistan? Ihr Freund, Herr Metz, rennt da offene Türen ein. Es wurde z.B. im Zeitraum 2010–12 mit 2.000.000 Euro von uns gefördert. Siehe Seite 3 in https://dserver.bundestag.de/btd/17/082/1708256.pdf
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.08.2021 um 04.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46873

Ich lese gerade Texte zum Thema ambulante und stationäre Altenpflege. Auf pflege.de gibt eine Frau aus der Praxis Auskunft und Ratschläge. Zur Frage, wann eine vollstationäre Pflege unausweichlich wird, sagt sie unter anderem: »Immer dann, wenn eine psychische oder physische Gefährdung vorliegt – sowohl für den Pflegebedürftigen als auch für den pflegenden Angehörigen. Wenn es beispielsweise nachts häufiger vorkommt, dass der Pflegebedürftige alleine aufsteht und fällt, kann der Angehörige ja nicht mehr ruhig schlafen und sich erholen.« Ich lese diese Sätze und frage mich, was in den Köpfen von Menschen vorgeht, die uns weismachen wollen, daß hier nur von Männern die Rede ist, daß Frauen hier nicht »angesprochen« würden und allenfalls »mitgemeint« seien. »Da gibt es vielleicht auch noch Frauen, aber vielleicht auch nicht.« Auf welchem Planeten leben diese Leute? Und wer gibt ihnen das Recht, ihre verkorkste und weltfremde Sicht auf die Dinge Abermillionen von Menschen aufzudrücken? Wenn man die Wirklichkeit nur lange genug verbiegt, erscheint sie manchen tatsächlich irgendwann krumm, und sie glauben dann, sie begradigen zu müssen.

Ein Freund fragte mich gestern, ob man den Frauen in Afghanistan nicht wenigstens ein bißchen helfen könnte, indem man dort das Gendern einführt. Ich konnte dazu leider nichts sagen, weil ich nicht weiß, wie es das Paschtunische mit dem Genus bei Personenbezeichnungen hält. Wie heißt »Wählerinnen und Wähler« auf paschtunisch (oder in den vielen anderen in Afghanistan gesprochenen Sprachen)? Keine Ahnung.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 17.08.2021 um 18.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46871

Heißen die weiblichen Afghanen-Windhunde auch Afghaninnen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.08.2021 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46870

Zu #46861: In den Zeitungen haben wir diese Frauenquote ja schon, und zwar beträgt sie exakt 50 Prozent: Afghaninnen und Afghanen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2021 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46868

Zum Gendern befragt die SZ (17.8.21) den Sprachhistoriker Horst Simon. Da ist natürlich klar, was dabei herauskommt. Er selbst gendert (wenn auch nicht lückenlos) und behauptet, ein 10 Jahre alter Text im generischen Maskulinum „fällt inzwischen auf“. (Leuten wie ihm vielleicht, aber sonst nicht. Die meisten Texte der SZ sind nicht gegendert, und das fällt überhaupt nicht auf. Man sollte bei der Wahrheit bleiben.)

Vgl. DLF vom 8.6.18:
(Horst Simon:) „In meiner Vorlesung sitzen 100 Studenten“: Mit diesem Maskulinum im Beispielsatz will der Professor für Historische Sprachwissenschaft an der FU Berlin zeigen, worum es hier geht: „Dass das die schlechteste aller Lösungen ist, dazu gibt es eine Menge Forschungen mittlerweile.“ Bei rein maskulinen Formen würden sich die Leute vorstellen, es gehe im Wesentlichen um Männer. „Da gibt es vielleicht auch noch Frauen, aber vielleicht auch nicht“, so Horst Simon. Zwar seien Sternchen, Binnen-I oder Unterstrich nicht gerade schön – doch „besser als das Maskuline auf jeden Fall“.

Und vgl. schon http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=188#1064
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2021 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46866

Eigentlich sollte uns nach 25 Jahren Rechtschreibreform nichts mehr schrecken, aber das Gendern setzt noch eins drauf. Diese sprachliche Abgestumpftheit bei Journalisten, die man doch zu den Sprachberufen im weiteren Sinn rechnen kann!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.08.2021 um 09.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46864

Das kommt dabei heraus, wenn man aus Unwissenheit oder ideologischer Verkrampftheit (oder beidem) die generische Form verschmäht, die allen kostenlos zur Verfügung steht und von freien und informierten Schreibern auch ganz selbstverständlich benutzt wird. Es ist ein Trauerspiel.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.08.2021 um 08.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46862

"Er ist ohne Zweifel einer der einflussreichsten deutschsprachigen Autorinnen und Autoren des 20. Jahrhunderts: Heute vor 65 Jahren starb Bertolt Brecht." WDR3
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2021 um 07.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46861

Brauchen wir eine "Frauenquote für Geflüchtete"? Dann sollte wir die Herkunftsländer überreden, uns nicht so viele Männer zu schicken.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.08.2021 um 17.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46843

Zahlreiche Medien richten einen dringenden Appell an die Bundeskanzlerin und den Bundesaußenminister, Mitarbeiter und Helfer, die ihre Arbeit jahrelang in Afghanistan unterstützt haben, jetzt nicht im Stich zu lassen. Der Text des offenen Briefs ist noch chaotischer gegendert, als wir das von der täglichen Zeitungslektüre kennen. Offenbar soll für jeden etwas dabeisein. Ich meine jetzt wohlgemerkt nicht die Betroffenen, sondern die an der Initiative beteiligten Medien. In der vom SPIEGEL veröffentlichten Fassung geht alles kunterbunt durcheinander: Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, MitarbeiterInnen, Mitarbeiter:Innen (wobei nicht einmal die taz in ihrer Fassung den Doppelpunkt verwendet, was sie in ihren eigenen Texten ja durchgehend tut, und wobei das i in dem Fall klein zu schreiben wäre und nicht groß). Das muß man erst einmal hinkriegen in einem so kurzen Text!

Selbst bei einem derart ernsten Thema gelingt es den Handelnden also nicht, von ihrer notorischen Kinderei abzusehen. Statt ihren Forderungen mit prägnanten Formulierungen Nachdruck zu verleihen und es den Empfängern durch eine konzentrierte, stringente Argumentation Zeile für Zeile unmöglich zu machen, sich der angemahnten Schlußfolgerung zu entziehen, lenken sie deren Aufmerksamkeit um einer albernen Marotte willen in fast jedem Satz auf ein Nebenthema und schwächen damit ihr eigenes Anliegen, zumindest rhetorisch, aufs empfindlichste. Haben die Damen und Herren Journalisten tatsächlich kein Gespür mehr für so etwas? Ich empfinde das als unglaublich kokett, um nicht zu sagen schändlich.

SPIEGEL-Fassung (15.8.21, 16.30 Uhr):

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
JournalistInnen, Stringern und ÜbersetzerInnen [was ist mit den Stringerinnen?]
Mitarbeiter:Innen
Mitarbeiter:Innen
Mitarbeiter:Innen
Journalisten
Täter
Mitarbeiter
Journalist:Innen
MitarbeiterInnen
Übersetzer
Mitarbeiter:Innen
Afghanen
Bundeswehrübersetzer
Mitarbeiter:Innen
Mitarbeiter
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2021 um 07.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46838

Die SZ (14.8.21) berichtet über „Solarfarmen im Weltall“. Die Forscher sind durch Forschende ersetzt, alle anderen maskulinen Personenbezeichnungen bleiben erhalten. Dieser Zustand könnte in den Medien noch eine ganze Weile herrschen. Wen kümmert’s? Genau das ist unser Problem. Den meisten ist es wurscht, was die da (oben oder drüben) treiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2021 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46827

Wenn die Motion noch eine Funktion haben soll - und das wird ja nicht bestritten -, kann ein Mann nicht Bundeskanzlerin werden. An dieser Tatsache wird die öffentlich-rechtliche Umerziehung scheitern.

Die grammatisch maskuline Form ist zugleich der geschlechtsneutrale Stamm, oft ein Nomen agentis. Es gibt Tausende von Beispielen wie Bestäuber. Gelegentlich wird eine Biene oder Fliege Bestäuberin genannt, aber nicht wegen ihres Geschlechts (ich habe Arbeitsbienen mal als "sexuell abgerüstet" bezeichnet), sondern als grammatische Angleichung (wie bei den Tochterfirmen usw.). Man könnte von einer grammatischen Gefälligkeit sprechen. Anders sieht es aus, wenn in amerikanischen Texten die Biene mit she pronominalisiert wird; das ist dann Ideologie, leider auch in der Wissenschaft.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.08.2021 um 01.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46826

Marietta Slomka im »heute journal«: Auf die Frage »Wen hätten Sie am liebsten als Bundeskanzlerin?« sprechen sich 44 Prozent für Olaf Scholz aus, das ist ein Zuwachs von 10 Prozentpunkten gegenüber dem letzten Politbarometer. Scholz wird also immer mehr als Frau wahrgenommen. Das ist in der heutigen Zeit sicher kein Nachteil.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.08.2021 um 23.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46813

Noch zu #46729: Die Wörterbuchmacher waren immer schon anfällig fürs Moralisieren. Als Kinder und Jugendliche haben wir uns darüber geärgert, daß die Englischwörterbücher damals noch sämtliche Vokabeln zur Beschreibung des Geschlechtsakts sorgsam mieden. Die heutige Verfälschung der sprachlichen Wirklichkeit entspringt im Grunde derselben Haltung wie die damalige Prüderie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.08.2021 um 15.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46807

Der übliche Widerspruch ist hier besonders klar zu sehen: Man greift in die Sprache ein und tut zugleich so, als beobachte man diesen Eingriff wie ein Geschehen, das sich einfach so ereignet.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.08.2021 um 13.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46806

Der Diversity-Beirat des WDR wird in der Mitarbeiterzeitschrift Fünkchen zitiert:

Sprache bildet gesellschaftliche Strukturen ab und ist wandelbar. Als Medienhaus nehmen wir mit unseren Texten Einfluss auf die Veränderung des Sprachgebrauchs – und prägen damit auch die Wahrnehmung von gesellschaftlicher Vielfalt. Deshalb achten wir konsequent auf eine gendergerechte und wertschätzende Sprache.
https://twitter.com/VDS_weltweit/status/1425331602268250114
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.08.2021 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46784

Eine Berliner Grundschullehrerin berichtet in der WELT (8.8.21) darüber, wie sie während des Studiums und ihres Referendariats unter Druck gesetzt wurde zu gendern, zunächst in der klassischen Form mit Doppelnennungen, dann mit Gendergap einschließlich Aussetzer beim Sprechen. Angeblich ist sogar damit gedroht worden, Kandidaten durchfallen zu lassen, wenn sie die Gendervorgaben nicht befolgten.

[…] die verordneten Sprechpausen habe Jasmin M. nur bei Unterrichtsbesuchen und in ihren Abschlussprüfungen gemacht. „Für die meisten Kinder war das schwierig, weil im Alltag fast niemand so redet“, sagt die junge Lehrerin. Sie habe sich daher auch angewöhnt, wenn möglich geschlechtsneutrale Begriffe zu verwenden – „Kinder“ oder „Lehrkräfte“.

Ob das in der Lehrerausbildung Alltag ist oder ob hier nur ein paar übereifrige Prüfer übers Ziel hinausgeschossen sind, weiß ich nicht. Wichtiger erscheint mir die Erkenntnis, daß das Ganze schon im Ansatz falsch ist:

Im Kern gehe es darum, dass jedes Kind sich angenommen fühle. „Wenn jetzt ein Kind zu mir sagen würde, ich finde schlimm, dass du Schülerinnen und Schüler sagst, würde ich eben fragen: Wie möchtest du denn, dass wir sagen?“

Dass das Gendern in ihrer Ausbildung, auch schon im Studium, immer wieder eine große Rolle gespielt habe, kann Jasmin M. nicht verstehen. Im Schulalltag gebe es andere Herausforderungen: dass zum Beispiel alle Kinder mit auf Klassenfahrt könnten. Bei manchen Mädchen sei das nicht selbstverständlich. In vielen der Fälle, die Jasmin M. kennt, kämen die Schülerinnen aus arabischstämmigen Familien, in denen Bildung für Frauen niedrig gewichtet würden – weil die Tochter später Hausfrau und Mutter werden solle.

„Eine Zwölfjährige muss sich um den Haushalt kümmern, hat kaum Zeit für Hausaufgaben“, sagt sie. „Ein anderes Mädchen bleibt zu Hause, um mitzuhelfen, nachdem ihre Mutter ein Kind bekommen hat. Was hilft es diesen Mädchen, wenn ich gendere?“ M. fragt sich, ob man Kinder aus Familien mit stark patriarchalen Vorstellungen durch Gender-Unterstriche nicht sogar eher verliert – weil sie das Gefühl bekommen könnten, in der Schule eine Welt vorzufinden, die mit ihnen nichts zu tun hat.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 09.08.2021 um 11.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46783

Eine Journalistin twittert:

Geil. Beim #BR darf man jetzt nicht mehr mit * #gendern. So viel zum Thema Journalist:innen wird "von oben" was vorgeschrieben. Das ist das erste Mal, dass ich so eine "von oben" Ansage erlebe und - siehe da - es ist eine, die konservativen Kräften gefallen will. Yo. Gute Nacht.
https://twitter.com/mrshalser/status/1422852822828265473

Sie übersieht da etwas. Sie selbst würde nicht gendern, wenn es gewisse Autoritäten ihr nicht vorgegeben hätten. Nur sind diese Autoritäten nicht Führungspersonal beim BR, sondern "Influencer" ihres selbstgewählten Umfelds. Es gibt also auch für sie eine Ansage "von oben". Diese selbstgewählte Unfreiheit läßt sich immer dann sehr gut erkennen, wenn gerade eine neue Sau durch Twitter getrieben wird. Soll irgend ein Wort nicht mehr gesagt werden, irgend eine Person nicht mehr eingeladen werden, sind die Sektenmitglieder ihrer Blase innerhalb von Sekunden überzeugt und einer Meinung. Und wer sich dem entgegensetzt, wird exkommuniziert.

Die starren Regeln einer religiösen Sekte gelten in erster Linie ihren Mitgliedern.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.08.2021 um 08.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46779

Eine Spielerfrau hat sich Gedanken über das Gendern gemacht und aus dem Ergebnis ihrer Überlegungen Konsequenzen gezogen: https://www.stern.de/lifestyle/cathy-hummels-will-auf-instagram-zukuenftig-nur-noch-gendern-30650088.html
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.08.2021 um 18.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46775

Die große Mehrheit war damals auch gegen die Rechtschreibreform, aber wirklich bekämpft hat sie kaum jemand. Die meisten wollten einfach mit dem Thema Rechtschreibung in Ruhe gelassen werden, es interessierte sie nicht. Sie waren gegen die Reform aus Trägheit, nicht weil sie sie für falsch oder die herkömmliche Rechtschreibung für bewährt und besser hielten. Das brauchten die Reformer nur auszunutzen.

Ich fürchte, ähnlich ist es jetzt mit der Genderei. Solange die Leute sich dafür anstrengen müssen, lehnen sie sie ab. Aber was Computerprogramme ohne ihr Zutun automatisch machen, regt niemanden auf.

Meine Zuversicht schöpfe ich nur daraus, daß die Genderei und die neue sogenannte Geschlechtergerechtigkeit, wenn sie denn wirklich komplett durchgezogen würden, unüberhör- und -sehbar lächerlich und eigentlich unmöglich sind.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.08.2021 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46774

Dieser Tage mußte ich öfter an die Hauptstadtdebatte vor dreißig Jahren denken.

Damals verbanden viele mit dem Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin die Hoffnung auf mehr »Bürgernähe« der Politiker. Noch ein Jahr vor der ersten Sitzung des Bundestages im umgebauten Reichstagsgebäude, im Oktober 1998, formulierte Wolfgang Thierse: »Die Stadt ist lauter, aggressiver, widersprüchlicher als das idyllisch anmutende Bonn. Das Verhältnis zwischen Politik und Kultur, Wissenschaft und städtischem Leben wird sich ändern. Dem können sich die Abgeordneten nicht entziehen. Berlin ist eine Anti-Idylle. Und die Abgeordneten werden sich nicht einigeln. Dann fahren sie auch U-Bahn oder S-Bahn. Und dann werden sie die unfreundlichen Berliner erleben. Sie werden auch davon etwas mitnehmen und lernen.« (https://www.politische-bildung-brandenburg.de/ausstellungen/wendepunkte/hauptstadtdebatte)

Angesichts der erstaunlichen Gleichgültigkeit fast aller politischen Parteien gegenüber der Ablehnung des Genderns durch die große Mehrheit der Bevölkerung muß man sich fragen, ob sich diese Hoffnung erfüllt hat und was genau die Politiker eigentlich in Berlin gelernt haben und bei wem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2021 um 15.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46764

Ich dachte an die unflektierte Formel analog Schülerinnen und Schüler, aber natürlich weiß man es nicht, und es kommt ja tatsächlich nur auf die Gedankenlosigkeit des Herunterleierns an.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 07.08.2021 um 12.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46763

"von Ingenieurinnen und Ingenieure"
Es ist kaum vorstellbar, daß eine automatische Ersetzung so abgrundprimitiv ist und diesen einfachen Fall nicht korrekt behandelt.
Eher wurde das wohl von einem Menschen geschrieben, der beim Schreiben von demselben Grauschleier beeinträchtigt wird, wie der dem Leser zugemutet wird. Die aufgeblasenen Konstruktionen erschweren die korrekte Kasusmarkierung, wie die regelmäßigen Fehler dieser Art belegen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2021 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46762

Die Universität Erlangen hat das Gendern automatisiert, ohne die Tücken der Ersetzungsfunktion zu bedenken:

die nächste Generation von Ingenieurinnen und Ingenieure aus Erlangen (https://www.fau.de/files/2021/07/13_alexander_116_2021_web.pdf)

Während die Textproduzenten das Bewußtsein ausgeschaltet haben, soll das der Leser erzieherisch beeinflußt werden. So ist es von ganz oben (dem Gleichstellungsbüro) angeordnet.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.08.2021 um 15.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46754

Microsoft schreibt allen Ernstes: Kaufen Sie bei den folgenden Handelnden einen Windows 11-kompatiblen PC
https://microsoft.com/de-de/windows/windows-11

Interessant wird es, wenn IT-Dienstleister die Autovervollständigung auf Gagasprech umstellen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.08.2021 um 15.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46753

Die Titelgeschichte des aktuellen SPIEGEL (32/2021) ist auch unter dem Aspekt des Genderns interessant. Die Autoren hatten nämlich 37mal die Gelegenheit, das generische Maskulinum zu vermeiden (wobei ich Fälle wie Chiphersteller, Ausreißer und Vorgängerbericht nicht mitgezählt habe). Davon haben sie 35 ungenutzt gelassen! Allein 9mal ist die Rede von Forschern, 5mal von Wissenschaftlern, man begegnet Experten, Meteorologen, Besuchern, Landwirten, Warnern, Autoren, Kollegen und Regierungschefs. Es kann jeden treffen, heißt es da, jeder Bergwanderer wisse dieses oder jenes, usw. Keine Spur von Forschenden, keine umständlichen Umschreibungen von Allerweltswörtern wie 250-Einwohner-Dorf, nichts von alledem.

Man kann den ganzen Artikel von der ersten bis zur letzten Zeile ganz normal lesen. Die Autoren gewähren ihren Lesern die beim SPIEGEL inzwischen selten gewordene Gunst, sich ganz auf den Inhalt zu konzentrieren, und nötigen sie nicht, in jedem dritten Satz einen Gedankenausflug in die sicher auch ganz interessante Welt des Feminismus zu absolvieren. Nur an zwei Stellen wurde eine Paarformel in den Text hineingequetscht: Forscherinnen und Forscher, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Es geht wohl nicht ganz ohne beim SPIEGEL, aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen. Den Autoren ist hoch anzurechnen, daß sie einen solchen Text abgeliefert (und womöglich auch gegen interne Widerstände durchgesetzt) haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2021 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46729

Die Wörterbücher haben ihren klassischen (Grimmschen) Grundsatz aufgegeben, die Sprache so zu dokumentieren, wie sie ist, und geben statt dessen an, wie sie sein sollte. Diese Beobachtung machte zu Beginn der Rechtschreibreform Frau Wahrig-Burfeind, ich wiederhole das Zitat:
„Vor diesem turbulenten orthographischen Hintergrund ein Wörterbuch der deutschen Sprache zu bearbeiten, kehrt die lexikographische Tätigkeit, die sich üblicherweise mit der Vergangenheit und der Gegenwart des Sprachgebrauchs befasst, in ihr Gegenteil. Die heute alles beherrschende Frage lautet: Wie schreibt man in Zukunft?“
Was die Rechtschreibreform betrifft, war mein Wörterbuch das letzte vom alten Schlag. Ungefähr zur gleichen Zeit führte Dudens Universalwörterbuch über 3000 weibliche Personenbezeichnungen ein, darunter völlig unbelegte. Das war also keine Dokumentation mehr, sondern eine Anleitung zum Gendern. Auf diesem volkserzieherischen Weg ist der Verlag weitergegangen und produziert heute eine ganze Menge solcher Ratgeber, damit wir bessere Menschen werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.08.2021 um 23.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46728

Auf den Wiesen tummeln sich Grashüpfende und Zitronenfaltende. Gendern für Anfangende.
https://twitter.com/_homoduplex/status/1422898319613906949
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.08.2021 um 22.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46727

Doch, doch, den »Perso« gibt es schon, wenn auch bisher nur als Kurzwort für »Personalausweis«. Und die »Menschin« kennt der Duden schon seit 1994 (Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, 2. Aufl.). Siehe auch den aktuellen Eintrag im Online-Duden: https://www.duden.de/rechtschreibung/Menschin
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.08.2021 um 21.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46726

So wie ich die Genderei verstehe, ist im Singular "der Mensch" ein Mann und "die Person" eine Frau, weil es "die Menschin" und "den Perso" nicht gibt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.08.2021 um 13.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46721

Interessant, wie Baerbock gendert:
https://youtube.com/watch?&v=7TJp8Ii4dM4
Generisches Femininum. Allerdings berichtet sie auch von ihren "Freunden", nicht Freundinnen.

Man hat wie so oft den Eindruck, daß es nur um Rollenumkehr geht.

Gibt es eigentlich auch Redeausschnitte, in denen sie nachdenklich wirkt und in Ruhe ihre eigenen Gedanken setzt? In der Art einer Auseinandersetzung mit Gegenargumenten? Auf mich wirkt das immer wie Geplapper.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2021 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46698

Entspricht ganz meiner Erfahrung und meiner Meinung.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.08.2021 um 18.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46697

Die allgemeine Schulpflicht garantiert tatsächlich weder Wissen noch „Kompetenz“. Was ich während der Gymnasialzeit meiner Kinder an Lehrermurks mitansehen mußte, hat mir jahrelang die Zehennägel hochgerollt. Dann die unzähligen Unterrichtsausfälle, die ständigen Vertretungsstunden, die läppischen Projektwochen, die Betriebspraktika, die Girls’ Days bzw. Boys’ Days und so fort. Und dann die Einführung des Schulfachs „darstellendes Spiel“, heiliger Bimbam!

Abgesehen davon, daß es verantwortungslos und rücksichtslos ist, die Lebenszeit junger Menschen zu verplempern, ist es kein Wunder, wenn mittlerweile selbst höchste Kreise mit Blödheit geschlagen sind. Hohle Phrasen nachplappern kann man zwar auch aus anderen Gründen; Frau Pareigis etwa wird einfach nur ein sicheres Gefühl dafür haben, was ihrer Karriere beim ZDF nützt. Daß aber Menschen mit Schulabschluß das Impfen für böse halten können, daß die Hälfte der Grünen an Globuli und Bachblüten glaubt, daß die einstige Arbeiterpartei SPD völlig losgelöst gegen die eigene Klientel angendert, weist bedenkliche Defizite nach.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2021 um 03.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46693

Einerseits kann man es diesen Leuten nicht durchgehen lassen, wie sie sich auf Kosten anderer einen Pluspunkt zu verschaffen suchen, andererseits muß man ihnen im Hinblick auf ihre eigene Praxis zugestehen: Sie wissen buchstäblich nicht, was sie tun.

Wer es sich leisten kann, in jeden zweiten Satz eine "Pause" einzuschalten, in der er über Geschlechtliches nachdenkt, hat bestimmt nicht viel zu sagen.

Das Nachplappern der feministischen Parolen geschieht mittlerweile flächendeckend bis in die höchsten Kreise und ist erschreckend bei einem Volk mit allgemeiner Schulpflicht.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 02.08.2021 um 00.12 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46692

Zu Jana Pareigis: Das Interview machte die Runde und die anmaßende Attitüde, die sie von Petra Gerster übernommen hat, und deren Begründung sich letztlich in der Wiedergabe der unreflektierten Slogans erschöpft (nicht nur mitmeinen, alle ansprechen, sich in Frage stellen, zum Nachdenken bringen) sind wirklich sehr ärgerlich. Für Zwangsgebührenzahler sowieso.
In der Praxis scheint es sich aber zu relativieren: Die Sendung vom 31.7.21 schmückt sie mit gerade mal mit Tourist__innen und Menschenrechtler__innen, jeweils recht dezent artikuliert.
Die Einspieler erzählen dagegen unverdrossen von Hoteliers, Eifelianern, Touristen, Gastronomen, Nachbarn, Kurden.
Auch scheint ihr zu entgehen, daß sie ihren eigenen Prämissen widerspricht, als sie im allerersten Anreißer der Sendung sagt: "Jeder Fünfte zwischen 12 und 17 Jahren..."
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.08.2021 um 23.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46691

Daß die einfache, unmarkierte Form, die nach wie vor auch im Bestimmungswort von Zusammensetzungen immer noch fast ausschließlich verwendet wird, bereits alle Geschlechter gleichermaßen anspricht, ist nicht vergessen, weil es auch gar nicht anders geht. Die das Gegenteil behaupten sind Idealisten, denen der Blick auf die Realität völlig fehlt. Irgendwann wird diese Dummheit von allen belächelt werden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.08.2021 um 21.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46690

Jana Pareigis führt beim ZDF die wichtige Arbeit von Petra Gerster fort:

In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hatte Pareigis vor ihrem Debüt zu dem Thema noch erklärt: „Mir ist es wichtig, dass man alle anspricht, nicht nur Männer und Frauen. Da ist das Gendersternchen jetzt das Instrument, das man dafür hat“.

Auch privat gendere sie, auch wenn sie sich daran gewöhnen müsse und es ein Prozess sei. „Ich finde es aber gut, weil man sich auch selbst hinterfragt. Diese Pause, die man beim Sprechen des Sternchens macht, ist ein Moment, in dem man überlegt.“

(welt.de, 28.7.21)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2021 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46689

Wenn die Nachrichtenagenturen sich zusammentun, um – wie seinerzeit bei der Rechtschreibreform – eine gemeinsame Genderstrategie zu vereinbaren, tun sie es wohl nicht aus idealistischen Beweggründen, etwa um die Einheitlichkeit der Schriftsprache zu wahren. Vielmehr dürfte es ihnen wie damals um eine Kartellbildung gehen, um die Ausschließung von Wettbewerb. Außerdem hilft es bei der Verschleierung von Verantwortung für etwas, was eigentlich keiner will.
Bei der Rechtschreibreform ist es ihnen leidlich gelungen, zum Schaden der deutschen Sprache. Das Gendern wird selbst in der vereinbarten gemäßigten Form allen schaden, auch der Auflage. Der Leser wird auf jeder Seite viel deutlicher als bei der Rechtschreibung merken, daß die Zeitungen sich von der allgemein üblichen Sprache abwenden, um ihn umzuerziehen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.08.2021 um 09.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46686

Das Interview ist leider hinter Paywall, aber Baerbock sagt wohl bezüglich auf Gesetzestexte: „Ich will Politik für alle Menschen machen und das bedeutet, auch alle mit anzusprechen – und nicht nur mitzumeinen.“

Jeder Text wird inzwischen als Anrede interpretiert. Gerade bei Gesetzestexten Probleme dürfte das Gendern Probleme verursachen. Gendersprache bekommt dadurch auch einen offiziellen Status.

Ich hatte unten das Zündfunk-Interview mit Stefanowitsch erwähnt. Dort sagt er:

In den Bereichen, wo Aktivismus oder Sprachplanung betrieben wird, sollte man sich überlegen: Was wollen wir eigentlich erreichen mit unserer Sprache? Was wollen wir signalisieren? Und dann sollte man die Formen des Genderns auswählen, die zu diesem Vorhaben passen. Ich glaube, es geht erstmal gar nicht unbedingt darum, die Zustimmung der Bevölkerung zu kriegen, sondern darum, überhaupt erstmal ein Wissen zu verankern, worum es hier geht. Dafür ist ganz viel Bildungsarbeit nötig, ganz viel Aufklärungsarbeit und auch ganz viel Diskussion.

Er kommt nahtlos von Aktivismus über Sprachplanung zu Bildungs- und Aufklärungsarbeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2021 um 08.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46684

"Sprache verändert sich" – und darum muß man sie verändern?

Ich wünsche den Grünen viel Erfolg, sie werden gebraucht, aber die Dummheiten zum Gendern, jetzt auch wieder aus dem Mund von Frau Baerbock, kosten viele Stimmen. Wie kann man ein solches Nebenthema so katastrophal als Mordwaffe gegen sich selbst richten?

Die Nachrichtenagenturen bekleckern sich auch diesmal nicht mit Ruhm, wenn sie statt der allgemein üblichen Sprache eine ideologische Kopfgeburt zur Norm machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2021 um 18.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46660

FR zum Erntenotstand in GB:

Die Kombination aus Corona-Pandemie und Brexit habe es so gut wie unmöglich gemacht, Erntehelfende vom europäischen Kontinent zurück auf die Insel zu holen. Doch die Geschäftsführenden der Farmen und Betriebe sehen die Hauptursache für die verheerende Lage auf den Feldern Großbritanniens beim Brexit, nicht bei den coronabedingten Reisebeschränkungen. Die Anstellung von Kräften aus dem Ausland müsse unbürokratischer gestaltet werden. Zusätzlich braucht es nach Ansicht der Landwirt:innen eine Kampagne der Regierung, die europäische Arbeitskräfte zur Rückkehr auf die Insel bewegt. (29.7.21)

Zwischendurch fehlt es an „Kunden“, während es arbeitslose „Briten“ und warnende „Experten“ gibt. Da stimmt doch etwas nicht! Von den Leserbriefschreibern gendert kein einziger. Das zeigt, wie sich das ideologisch gleichgeschaltete Blatt von den Kunden entfernt. Es wird böse enden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2021 um 03.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46646

Der normale Unterschied zwischen Volks- und (konservativer) Bildungssprache ist aber doch nicht vergleichbar mit der gegenwärtigen Sprachspaltung.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.07.2021 um 01.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46645

In Rom sprachen die Bürger das "Bürgerlatein", das in den romanischen Sprachen überlebt hat. Das "klassische" Latein wurde geschrieben und im Senat gesprochen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.07.2021 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46644

zu #46632, Herr Fleischhauer:
"In einer Welt, in der Leute sich durch Negerküsse beleidigt fühlen"

So eine Welt, denke ich, haben wir nicht.
Wir haben eine Welt, in der Leute glauben, sich wegen Negerküssen schämen oder fremdschämen zu müssen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2021 um 21.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46643

Meinen Sie das Humanistenlatein als Schul- und Hochschulsprache? Das war aber doch kein willkürlich verhunztes, und das Volk sprach auch längst kein Latein mehr. Aber vielleicht haben Sie ein anderes "Damals" im Sinn?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.07.2021 um 21.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46642

Es gibt jetzt also zwei hochdeutsche Sprachen: Das "normale" Hochdeutsch, das von den Menschen gesprochen wird, und das "Gender-Hochdeutsch", das in der Schule gelehrt wird. Beim Latein hat es damals genauso angefangen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2021 um 16.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46638

Wir sehen immer die gleiche Autoritätsgläubigkeit, Verantwortungsscheu, den Verzicht aufs eigene Denken.
Als die Zeitungsverleger die Rechtschreibreform durchsetzen wollten, beriefen sie sich auf die Vorgaben der dpa (die ihnen gehörte), während die dpa sich auf die Wünsche der Zeitungsverleger berief. Das haben beide mir seinerzeit schwarz auf weiß gegeben.
Was das Gendern betrifft, so höre ich ständig: Es gibt eine Partei, die das ablehnt. – Kein guter Grund, die Rechtsextremen zu wählen, aber immerhin ein Grund. Man sollte die Wut der Bürger nicht unterschätzen. Gerade bei einer solchen Nebensache ist es sehr riskant, gegen das Volk zu regieren.
Freie Texte werden niemals gegendert sein, die unfreien aus der Schule werden also immer kraß an der Allgemeinsprache vorbeigehen und Tag für Tag eine schulspezifische, ideologische Sondersprache vorführen. Und wie steht es mit Sanktionen (Noten)? Weiß diese Frau, was da auf sie zukommt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2021 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46637

Das grüne Kultusministerium von BW will in den Schulen gendern lassen:

„Der Rechtschreibrat habe den Asterisk („Gender-Stern“) oder den Unterstrich („Gender-Gap“) nicht in sein Regelwerk aufgenommen, ihn aber auch nicht als falsch verboten. Diese Regelungslücke macht sich das Ministerium offenbar zunutze.“ (FAZ 28.7.21)

Man sieht hier, wie solche Dinge laufen. Der Rechtschreibrat kann den Kultusministern Vorschläge machen, mehr nicht. Die Kultusminister können sich weder auf den Rat noch auf Lücken in dessen Empfehlungen berufen, um sich selbst vor einer Entscheidung zu drücken.

Nur weiter so, Frau Minister! Wer nicht hören will, muß fühlen (beim Stimmenzählen). Anders geht es nicht.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 28.07.2021 um 13.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46636

Frage: Haben wir es bei der Azubi/die Azubi wirklich mit Differentialgenus zu tun oder vielmehr mit zwei unterschiedlichen, homonymen Wörtern? Können die Pluralformen Ahnen, Azubis und Hindus eine geschlechtsspezifische Bedeutung (weiblich) haben, da man im Singular die Ahne, die Azubi etc. sagen kann? Setzt die Geschlechtsneutralität von Ahnen im Plural das generische Maskulinum (DER Ahne) voraus? Wie sieht es mit substantivierten Adjektiven aus, könnte Vorsitzende gar als Pluraletantum (→ vorsitzende Leute) verstanden werden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2021 um 13.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46635

Auch wer, wie die SZ, die nachgerade groteske Verfremdung der deutschen Sprache nicht mitmacht, teilt doch meistens den Mythos von der gerechten und ungerechten Sprache. Man könnte es zurückhaltend Sprachidealismus (nach Humboldt usw.) nennen oder schlicht Aberglauben und Atavismus.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.07.2021 um 11.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46634

Noch was vergessen. Hier steht, wer den Kanal finanziert: https://entr.net/de (runterscrollen)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.07.2021 um 11.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46633

Alle benutzen vermeintlich das Pronomen ich
= Alle Personen im Video benutzen ...
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.07.2021 um 11.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46632

Das Wort Anrede hat im Kontext der political correctness einen Bedeutungswandel durchgemacht. In einer Welt, in der Leute sich durch Negerküsse beleidigt fühlen, ist das auch folgerichtig, es verschieben sich jetzt manche Kategorien. Wir Alten werden uns nicht nur von überkommenen Geschlechterbildern, sondern auch von Unterscheidungen wie 1./2./3. Person verabschieden müssen. Wie das funktioniert, kann man sich in diesem Video anschauen:
https://youtube.com/watch?v=VDFiSajLwTY
(Das hier gehört wohl noch dazu: https://youtube.com/watch?v=_aQnGiYeOeM)
Alle benutzen vermeintlich das Pronomen ich, aber hier muß ich schon zögern, denn ist benutzen noch das alte benutzen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.07.2021 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46631

"Die Anrede Fräulein ist nur noch üblich, wenn die angesprochene Frau diese Bezeichnung selbst wünscht." (Duden online)

Eine etwas geschraubte Aussage, weil sie das Übliche konditioniert, ohne zu sagen, wie üblich die Konditionierung selbst ist. Sollte man Frauen nicht zureden, die Bezeichnung Fräulein nicht zu wünschen? (Wie ist es mit Zigeunern und Negern?) Überflüssig zu sagen, daß die Tilgung aus dem Amtsdeutschen nichts zur Besserstellung der Frauen beigetragen hat. Magie hat noch nie geholfen.

Übrigens wäre Fräulein ein Kandidat für die Verklausulierung als „F-Wort“, wenn nicht inzwischen Frau und Mann/Herr selbst zur Unterdrückung anstünden. Es geht auch nicht nur um "Anrede", wie der Duden kurzsichtig meint.

Nebengedanken bei der Lektüre eines Beitrags, in dem die SZ ihren gemäßigten Umgang mit dem Gendern erläutert (28.7.21).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.07.2021 um 00.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46628

Gendern nach Art des SPIEGEL, noch ’n Beispiel: Artikel über die Flutfolgen für die Winzer im Ahrtal (https://www.spiegel.de/panorama/flutfolgen-fuer-winzer-im-ahrtal-wenn-wir-das-nicht-wiederaufbauen-wird-das-hier-ein-geistertal-a-17a93723-5383-4f92-8a50-cd7f3d98996f):

Unterüberschrift:
Flutfolgen für Winzer im Ahrtal

Anreißer:
Die Winzer im Ahrtal hat das Hochwasser hart getroffen

Haupttext:
Vor zwei Wochen war die Welt der Winzerinnen und Winzer entlang der Ahr noch ziemlich in Ordnung
wünschen allen Winzern bis dahin starke Nerven [O-Ton Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr]
die Weinbauern brauchen jetzt nicht nur starke Nerven
wie die anderen 465 Winzerinnen und Winzer
Zahlreiche Weinbauern können das Ausmaß des Schadens noch nicht voll erfassen
Es sind Zehntausende, die er und seine etwa ein Dutzend Helferinnen und Helfer einzeln reinigen
Nach Aussagen mehrerer Winzer
Ein Hoffnungsschimmer für die Winzerinnen und Winzer im Ahrtal
Laut Baltes warteten die Winzer auf staatliche Sondergenehmigungen
damit Hubschrauber großflächig Pestizide versprühen dürfen*
Die Winzerinnen und Winzer wollen daher dem ökologisch schonenden Anbau jetzt keinen Vorrang einräumen
hofft auf die Hilfe heimischer Bauunternehmer und der Bundeswehr, um die Straßen freizuräumen. Und auf die Unterstützung von Winzerinnen und Winzern außerhalb des Tals.
Es fehle an Gerät und Handwerkern, um die Betriebe rasch wieder auf Vordermann [!] zu bringen. Er selbst will befreundete Kollegen [nur Männer oder bei der Vergenderung übersehen?] im Burgund fragen, ob sie ihm nicht mit Maschinen aushelfen könnten.
Er soll diejenigen Weinproduzentinnen und -produzenten unterstützen, die Existenznöte haben

* Achtung, Satire! (Oder doch nicht?)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.07.2021 um 01.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46606

Der SPIEGEL befragt die Vizepräsidentin des Technischen Hilfswerks, Sabine Lackner, zu Anfeindungen gegen ehrenamtliche Helfer des THW (https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/thw-vizechefin-sabine-lackner-ueber-hilfe-im-flutgebiet-manche-sagen-jetzt-erst-recht-a-e695c827-2ef2-4c69-bf4f-0b00e2840ed4). Wer wissen möchte, wie der SPIEGEL es mit dem Gendern hält, sollte das Interview lesen (Hervorhebungen von mir):

Unterüberschrift: »THW-Vizepräsidentin zu Übergriffen auf Helfer«

Anreißer: »Die freiwilligen Helfer in den Flutgebieten gehen »physisch und psychisch an ihre Grenzen«, sagt THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner – und doch werden sie angegangen und beleidigt. Wie geht man damit um?«

Im Text des eigentlichen Interviews wird dann viel von »Einsatzkräften« gesprochen, auch die »Ehrenamtlichen« und »Freiwilligen« kommen vor. Ansonsten gehen generisches Maskulinum und Doppelformen scheinbar munter durcheinander.

Aber vielleicht stecken doch gewisse Überlegungen hinter der Verteilung der Gendersignale über den Text. So scheinen die Autoren des SPIEGEL Häufungen von Doppelformen vermeiden zu wollen, vielleicht um die Geduld ihrer Leser nicht überzustrapazieren. Sie verfahren oft nach dem Schema »Eins links, eins rechts, eins fallenlassen«, das heißt, generisches Maskulinum, Doppelform und formal neutrale Bezeichnung (Teilnehmende, Ehrenamtliche) wechseln einander ab. Außerdem scheint man Wert darauf zu legen, daß sich Befrager und Befragter in ihrem Bemühen um sprachliche Gerechtigkeit nicht gegenseitig übertrumpfen. Wenn der Interviewer gegendert hat, muß der Interviewpartner, zumindest teilweise, erst einmal normal formulieren, und umgekehrt.

Drei typische Beispiele aus dem Gespräch mit Frau Lackner:

»SPIEGEL: Sind die Helferinnen und Helfer von ihren Arbeitgebern freigestellt für diese Arbeit?

Lackner: Ja. Das ist auch im THW-Gesetz festgelegt. Ich frage an jedem Einsatzort, an dem ich bin, wie es mit den Arbeitgebern läuft und bisher sagen alle, dass es super klappt. Deshalb ganz herzlichen Dank an die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber! Viele von ihnen verzichten sogar auf die Lohnfortzahlung, die ihnen eigentlich zusteht, wenn sie ihre Mitarbeiter entsenden.«

»SPIEGEL: Es war die Rede von Anfeindungen gegen THW-Helfer, offenbar auch aus der Querdenker-Szene. Was haben Sie da erlebt?

Lackner: Mir hat ein Helfer davon erzählt, wie das THW nach vier Tagen in ein bis dahin völlig abgeschnittenes Dorf gekommen ist. Da waren die Bewohner regelrecht sauer, weil sie das Gefühl hatten, es kümmere sich niemand um sie. Das kann ich nachvollziehen. Was ich aber nicht verstehe: Es gibt Menschen, die filmen und fotografieren unsere Helferinnen und Helfer und behaupten, die staatlichen Stellen würden nichts tun und nur sie selbst würden wirklich helfen.«

»SPIEGEL: Hat schon jemand gesagt, das belastet ihn oder sie zu sehr, um weiterzuarbeiten?

Lackner: Nein. Bisher nicht. Eher im Gegenteil, manche sagen ›Jetzt erst recht‹.

SPIEGEL: Könnte grundsätzlich etwas besser laufen bei der Hilfe für die Betroffenen?

Lackner: Wer nach einem Einsatz nicht sagt, man könnte noch etwas verbessern, der irrt.«

Das alles lenkt leider sehr vom Inhalt ab, was professionelle Journalisten eigentlich um den Schlaf bringen müßte. Als Leser habe ich das Gefühl, ungefragt zum Zeugen einer chaotischen Gruppentherapiesitzung gemacht zu werden, obwohl ich mich eigentlich nur über einen bestimmten Sachverhalt informieren wollte.

Sosehr das halbherzige Gendern nervt und Kopfschütteln verursacht, es kann nur auf dem Fundament eines gefestigten und richtig verstandenen generischen Maskulinums existieren. Gelegentliches Gendern kann jederzeit abgeschafft werden, ohne daß die Texte dadurch unverständlich würden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2021 um 14.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46584

Das katholische Magazin „Leben“ ist ebenso (unvollständig) gegendert wie sein evangelisches Pendant mit dem exotischen Titel „Chrismon“ – obwohl die Kirche selbst ja von Gleichstellung nichts wissen will.

Interessant: Die Pandemie wirkt oft als Verstärker in beide Richtungen. Hier handelt es sich um das unpersönliche reine Nomen agentis, per default im generischen Maskulinum.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.07.2021 um 22.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46562

Aus den Tagesthemen, heute abend im Ersten:

Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, Anwälte und Politiker, sie sind weltweit mit einer mächtigen Spionagesoftware ausgespäht worden, ohne es bemerkt zu haben.

Wenn ich diesen Satz oder einen gleichwertigen irgendwann einmal perfekt gegendert im öffentlich-rechtlichen Fernsehen höre, egal wie, dann werde ich wahrscheinlich im fortgeschrittenen Wahn auch anfangen zu gendern.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 18.07.2021 um 17.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46552

Gibt es eigentlich schon Studien, die zeigen, daß sich die mentale Repräsentation von Intersexmenschen durch _ * oder : erhöht? Frage für 1 Bekanntschaft/Lieblingsmensch/Bezugsperson.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2021 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46550

S. a. Deutsches Wörterbuch Bd. 10, Sp. 2118/ zu "inhaben" (seit 15. Jhdt.)
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 18.07.2021 um 09.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46549

Oh, wie ich sehe, ist inhabend kein reines Genderphänomen:

https://www.google.de/search?q=%22inhabender+Gesch%C3%A4ftsf%C3%BChrer%22

Dagegen kaum Ergebnisse für innehabender Geschäftsführer.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.07.2021 um 21.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46545

Was nun Armin Laschet auch immer gesagt hat, es war auf jeden Fall unsensibel.

Er hätte wissen müssen, in welchem Kontext er hier spricht. Ein Kontext der Traumatisierung, denn "junge Frau" – das kommt ja nicht so aus dem Nichts. Wir erinnern uns:

Vier Männer sitzen auf dem Podium. Ich setze mich auf den reservierten Platz in die erste Reihe.

Vorsitzender vom Podium aus: ,Die Staatssekretärin ist nicht da. Ich würde sagen, wir fangen mit den Reden dennoch an.‘ Ich antworte ihm aus der ersten Reihe: ,Die Staatssekretärin ist da und sitzt vor Ihnen.‘ Er antwortet: ,Ich habe keine so junge Frau erwartet. Und dann sind Sie auch so schön.‘


Da wird es nicht besser, wenn Laschet solche Kränkungen chiffrenartig verkürzt.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 17.07.2021 um 14.49 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46544

Spiegel Online: "Doch wer von Ihnen, liebe Leserin, lieber Leserin, hat eine solche App in Betrieb?"
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.07.2021 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46543

Ungefähr gleichaltrige junge Leute würden sich gegenseitig nie mit "junger Mann" ansprechen, höchstens wenn es scherzhaft gemeint ist. Als ich selbst jung war, empfand ich diese Anrede von Älteren immer als gönnerhaft und überheblich, also jedenfalls als unangenehm. Jetzt als Rentner werde ich z. B. als Kunde in Geschäften manchmal immer noch so angesprochen, es soll wohl höflich oder als Kompliment verstanden werden, aber nun ist es mir aus anderen naheliegenden Gründen immer noch unangenehm. Es klingt für mich albern, ich fühle mich verschaukelt. Manchmal habe ich das den netten Verkäuferinnen auch schon schonend beigebracht.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 17.07.2021 um 09.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46542

Zu Laschet und der "jungen Frau": Laschet sagte in diesem Interview genau das Richtige, indem er letztlich auf den langfristigen Horizont aller getroffenen Maßnahmen verweist. Die Moderatorin bearbeitet ihn aber recht penetrant, verlangt im Grunde eine Panikreaktion und wirft ihm als Gipfel vor, kein Aktivist zu sein. WDR eben.

Hätte er in dieser Situation die väterlich-herablassende Anrede "junge Frau" verwendet, könnte ich ihm das durchaus nachsehen. Er hat es aber gar nicht, wenn ich es richtig höre:
https://youtu.be/SdpCoM9Eyi8?t=1440
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2021 um 09.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46540

Das entspricht genau meinen Beobachtungen. So ist es auch allgemein akzeptiert. Man muß schon einen besonderen Geschmack haben, um daran etwas auszusetzen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.07.2021 um 09.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46539

Meine Beobachtung: Zur Anrede junge Frau wird in vielen Regionen Deutschlands gegriffen, wenn der Name der Angesprochenen nicht bekannt ist oder vergessen wurde. (Man sagt halt nicht mehr gnädige Frau.) Junger Mann ist ebenso verbreitet. Im Dialog ist das jung nicht üblich; stattdessen läßt man das Herr in einem äh ausklingen: "Sie haben völlig recht, Herräh …" Auf dem Wochenmarkt ist eher mit "Was darfs sein, junge Frau" zu rechnen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.07.2021 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46538

Zu #46535: Eine unsägliche Debatte angesichts der Katastrophe, die sich gerade ereignet hat. Sie zeigt noch einmal, wie künstlich und unverhältnismäßig die Aufregung ist, die von den Sprachhysterikern organisiert wird.

Als ich mir den Ausschnitt zum erstenmal ansah und anhörte, verstand ich tatsächlich »junge Frau«. Allerdings habe ich aufgrund des Hinweises hier regelrecht auf »junge Frau« gewartet. Stunden später ließ ich die ganze Sendung im Hintergrund laufen und hörte dabei auch das gesamte Interview. Diesmal konzentrierte ich mich auf den Inhalt und bemerkte erst ein paar Sekunden nach der bewußten Äußerung, daß sie gerade gefallen war. Denn jetzt verstand ich einfach nur »Entschuldijung … äh … Frau …«. Ich glaube, daß meine zweite Wahrnehmung die unbefangenere ist. Deshalb stimme ich all denen zu, die sagen, daß Laschet gar nicht »junge Frau« gesagt hat, darunter auch die Interviewerin, Frau Wieseler, selbst.

Wäre es denn schlimm gewesen, wenn Laschet »junge Frau« gesagt hätte? Eine Zwitscherin weist unter dem genannten Hastag darauf hin, daß sie diese Anrede sehr respektvoll fand, als ein älterer Herr ihr einmal die Tür aufgehalten hat. Aber der Ton macht natürlich die Musik. Wenn eine Mutter ihrer zehnjährigen Tochter, die nicht hören will, sagt: »So nicht, junge Frau!«, dann ist das nicht eben freundlich gemeint. Laschet war in dem Interview sichtlich und hörbar genervt von den kritischen Nachfragen der Journalistin. Hätte er im selben Tonfall tatsächlich »junge Frau« gesagt, hätte ich das auch als zurechtweisend wahrgenommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2021 um 03.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46537

Während Werbung und Unterhaltungsindustrie sexualisiert sind wie noch nie, ist jeder Hinweis auf die Existenz verschiedener Geschlechter als Sexismus verpönt.

Zur "dummen Gans": richtig wäre "intellektuell herausgeforderte Gans".

Zu Behinderten: https://www.deutschlandfunkkultur.de/diskriminierung-durch-sprache-behinderter-ist-ein-unwort.1005.de.html?dram:article_id=492753

(Konfabulationen eines Schriftstellers über edle Wilde, die niemanden ausschlossen, bevor die europäischen Konquistadoren kamen).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.07.2021 um 01.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46536

Zur Frage von Herrn Fleischhauer, was der Eintrag »Tote – Getötete; zu Tode/ums Leben Gekommene« soll:

Man kann ja nur mutmaßen, aber vielleicht hat die Autorin mal läuten hören, daß man nicht mehr »Flüchtlinge« sagen soll, sondern »Geflüchtete«, um die Flüchtlinge nicht auf ihre Flucht zu »reduzieren«. So wird jedenfalls gern argumentiert. Das Partizip soll demnach verdeutlichen, daß die Flucht nur einer von ganz vielen Aspekten im reichen Leben der Betroffenen ist. Sie haben diesen oder jenen Beruf, sprechen diese oder jene Sprache, hören diese oder jene Musik usw., und außerdem sind sie auch noch aus ihrer Heimat geflohen.

Das ist natürlich blanker Unsinn, denn die Bezugnahme auf die Flucht ist in den allermeisten Fällen ja sinnvoll oder sogar zwingend, wenn man über Flüchtlinge spricht, denn es geht dabei fast immer um ihr Flüchtlingsein. So gesehen ist jede solche Bezugnahme eine willkommene Reduktion auf das jeweils Wesentliche. Wenn ich einer Kollegin von einem Arztbesuch berichte und den Arzt dabei als »Arzt« bezeichne, reduziere ich ihn auf sein Arztsein, was denn sonst? Ich bestreite damit nicht, daß er auch Familienvater und Schalke-Fan ist, außerdem katholisch und farbenblind. Vielleicht ist er das alles aber auch nicht, es ist mir egal und kann auch meiner Kollegin egal sein, es tut nichts zur Sache. Außerdem lügen sich die Sprachsensiblen in die eigene Tasche, wenn sie so argumentieren. Denn auch »Geflüchtete« nimmt ja ausdrücklich Bezug auf die Flucht! Sie bürden damit einer sprachlichen Formalität, die kaum ein normaler Mensch wahrnimmt, eine Bedeutung auf, die sie gar nicht tragen kann. Das mögen sie untereinander gerne so halten, aber sie können nicht erwarten, daß alle anderen es übernehmen.

Im übrigen glaube ich, daß die oben beschriebene Argumentation nur vorgeschoben ist. In Wahrheit sind wir wieder in der Euphemismustretmühle gelandet. Weil sich manche eher negativ über Flüchtlinge äußern, muß das Wort ersetzt werden, so einfach ist das. Mal sehen, wie lange »Geflüchtete« durchhält. Spätestens wenn auf Plakaten »Geflüchtete raus!« zu lesen stehen wird, muß wieder ein neues Wort her. Vielleicht sollte man auch gar nicht mehr von »Flucht« sprechen, das hat etwas Feiges, Unsouveränes. Wie wäre es mit »Akutmigration«?

Jedenfalls könnte es sein, daß die Autorin des Glossars – um darauf zurückzukommen – auch die Toten nicht auf ihr Totsein reduzieren mag, daher »Getötete«. Da aber nicht alle Toten getötet worden sind, fehlt eigentlich noch »Gestorbene«. Aber wer weiß, vielleicht meint sie ja, daß man Gestorbene als »ums Leben Gekommene« bezeichnen kann. Ihr Deutsch scheint ja nicht sehr gut zu sein, man kann das also nicht ausschließen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.07.2021 um 22.05 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46535

Nicht erlaubt ist junge Frau. Auf Twitter geht jedenfalls der Hashtag #JungeFrau um. Weil Laschet bei 24:18 "junge Frau" sagt.

https://youtube.com/watch?v=SdpCoM9Eyi8&t=24m16s
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.07.2021 um 20.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46534

Gänse als dumm zu bezeichnen, halte ich rein vom Gefühl her für grenzwertig. Soweit ich das beurteilen kann als alter weißer heterosexueller nichtbehinderter Mann. Vielleicht besser unwissende Gans?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2021 um 18.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46533

Ich frage mich die ganze Zeit, ob dumme Gans noch erlaubt ist.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 16.07.2021 um 16.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46532

Fauler Sack, faule Säckin.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.07.2021 um 16.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46531

Mir geht es gerade so, daß ich etwas nachschlage, mich schüttele und die Seite ganz schnell wieder schließe. Dann fällt mir etwas ein, und das ganze beginnt von vorne.

Jetzt schaue ich unter Engel und erwarte sowas wie geflügelte Jahresendfigur. Aber da ist noch kein Eintrag.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 16.07.2021 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46530

Diese Seite ("gg") ist so bescheuert, daß sie nur Satire sein kann.

Theoretiker (pl.) – theoretisch Arbeitende
Gehören dazu auch faule Säcke, Lehrer, Beamte ...?

Zauberer (pl.) – Zauberkunstschaffende
Harry Potter geschickt gegendert.

Zuhörer (pl.) – [...] Zuhörerschaft
Ohne Worte.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.07.2021 um 16.32 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46529

Tante und Onkel sind jetzt Geschwister der Eltern.
Sohn und Tochter haben keinen Eintrag.

Den Eintrag verstehe ich nicht:
Tote – Getötete; zu Tode/ums Leben Gekommene
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.07.2021 um 16.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46528

Bei den Vätern (die es wohl nicht mehr gibt) haben sie janlicherseits und olaflicherseits.

Hagen und Siegfried waren wohl zu südländisch.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.07.2021 um 16.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46527

Quizfrage: Was sind "feindliche Spielende"?

Das hier wird sicher Begeisterung hervorrufen:
geehelichte Person; Ehemensch (für Ehepartner)
Statt "mütterlicherseits" heißt es jetzt [vornamen-]licherseits [mit Infobox, dort die Beispiele brittalicherseits, martinalicherseits – soll irgendwas mit gleichgeschlechtlichen Ehen zu tun haben]
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.07.2021 um 15.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46526

Interessant auch, wo die Grenze gezogen wird: bürgerlich ist okay, bürgernah ist sexistisch.
Man wird beobachten müssen, ob sich nicht doch ein paar Menschen ausgegerenzt fühlen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.07.2021 um 10.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46525

Neuling für Amateur geht schon deshalb nicht, weil es gleich doppelt unkoscher ist: maskulin und auf -ling endend.

Ich war irgendwann schon einmal auf geschicktgendern.de gestoßen, aber daß es so schlimm ist, war mir nicht klar. Ich stelle mir für eine Sekunde vor, ich könnte dem Gendern ein klein wenig abgewinnen und wäre nun auf der Suche nach praktischen Tips – ich käme mir hemmungslos verschaukelt vor! Dort steht ja fast nur unbrauchbarer Schwachsinn. Man könnte fast meinen, hier wäre irgendein automatisches »Übersetzungsprogramm« zum Einsatz gekommen. Jemand, der des Deutschen einigermaßen mächtig ist, kann so etwas eigentlich nur fabrizieren, um die Absichten der Genderer zu sabotieren. Steckt womöglich Putin dahinter …?

Einerseits wird Genderwilligen gern empfohlen, auf genaues Formulieren zu achten, so auch in den Tips auf genderleicht.de: Seien Sie präzise. (Gemeint ist aber wohl nur: Nennen Sie außer der männlichen auch die weibliche Form.) Andererseits werden gängige präzise Begriffe einzig und allein wegen ihres grammatischen (!) Geschlechts massenhaft für tabu erklärt und sollen durch oft recht lange Umschreibungen ersetzt werden, die nicht nur unpräzise sind, sondern häufig etwas anderes bedeuten. Allerspätestens da hört der Spaß auf. Auch aus anderen Gründen ist das Glossar ein Witz.

Nur einige wenige Beispiele:

Sporttreibende ist kein Synonym für Athleten. Muß man das wirklich erklären?

Journalisten sind vielleicht auch Medienschaffende, aber nicht alle Medienschaffenden sind Journalisten.

Ein Kriminalbeamter soll zu einer Person im Beamtenverhältnis bei der Kriminalpolizei mutieren. Alles klar!

Was ich bisher für meine Erfindung hielt, taucht nun tatsächlich in besagter Wörterliste auf: die Backenden!!!

Was drückt den Sachverhalt präziser aus: Arzt-Patient-Verhältnis oder ärztliches Vertrauensverhältnis bzw. medizinisches Behandlungsverhältnis?

Ein Abonnent bezieht zwar eine Zeitung, Zeitschrift usw., ist aber doch bitte etwas anderes als eine Bezugsperson!

Ein Abteilungsleitertreffen ist ein Treffen der Abteilungsleiter, meinethalben auch der Abteilungsleiter und/oder Abteilungsleiterinnen, aber nicht ein Treffen der Abteilungsleitungen! Der Abteilungsleitung können mehr Personen als der/die Abteilungsleiter(in) angehören, zum Beispiel auch dessen/deren Stellvertreter(in).

Kennen Sie noch das Wort Astronaut? So nannte man früher eine ins Weltall reisende Person. Richard Branson hat erst vor ein paar Tagen so eine Reise unternommen (jedenfalls, wenn man keine allzu strengen Maßstäbe an die Definition von Weltall anlegt).

Atheist ist nicht dasselbe wie religionsfreie/nichtgläubige/irreligiöse/glaubenslose/areligiöse Person.

Welche Gefahr geht wohl von dem Satz Anna und Peter sind Arbeitskollegen aus? Daß Anna meinen könnte, man hielte sie für einen Mann?? Ist es wirklich so schlimm, ein Mann zu sein?

Man kann Augenzeugen nicht einfach als Beobachtende bezeichnen!

Vor Bankräubern hätte ich Respekt, vor Bankausraubenden kaum.

Demokraten sind nicht unbedingt Demokratiebegeisterte. Viele halten die Demokratie unter allen Staatsformen für das geringste Übel. Man sieht hier sehr schön, daß beim Gendern, entgegen allen Beteuerungen, das Streben nach formaler Korrektheit absoluten Vorrang vor dem Bemühen um inhaltliche Korrektheit hat.

Selbst englische Wörter sind vor der Umbenennungsmeute nicht sicher. Bachelor klingt irgendwie männlich, weshalb es durch die Abkürzung B. A. bzw. B. Sc. zu ersetzen ist. Das kommt mir ziemlich duckmäuserisch vor. Maskulines hinter Abkürzungen zu verstecken müßte eigentlich unter der Würde der Sprachrevolutionäre sein. Komischerweise soll Bachelor dann aber doch erlaubt sein in einem Satz wie Sie hat den Bachelor of Arts in Geschichte, keinesfalls aber in Sie ist Bachelor of Arts in Geschichte. Merke: Frauen können Männer haben, aber nicht sein.

Waghals als »geschlechtergerechtes« Synonym für Abenteurer soll ja hoffentlich ein Scherz sein.

Auf dem Index steht auch jemand, der …. Was ist daran nun wieder auszusetzen, das man in jemand oder das maskuline Relativpronomen der? jemand scheint okay zu sein, sonst würden die Autorin und ihre Helferlein es ja nicht in ihren eigenen Vorschlägen verwenden, zum Beispiel gleich im nächsten Eintrag: Ich suche jemanden mit guten Englischkenntnissen statt Ich suche jemanden, der gut Englisch spricht. Das Relativpronomen ist also der Bösewicht. Aber halt! Warum wird dann empfohlen, jemand, der … in ein Mensch, der … aufzulösen??

Noch ein hochinteressanter Fall zum Schluß. Ich habe hier schon mal in einem Beitrag geschrieben, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß jemand, der sich unter Parlamentarier (Pl.) nur Männer vorstellt, bei Abgeordnete plötzlich auch an Frauen denkt, nur weil dieses Wort nach der Theorie der Sprachwandler perfekt genderneutral ist und deshalb diese Wirkung erzielen soll. In ihrem Eintrag zum Stichwort Ältestenrat räumt die Autorin nun ungewollt selbst mit dieser Theorie auf, mit einer unscheinbaren Anmerkung in Klammern, deren Tragweite weder ihr selbst noch vielen ihrer Mitstreiter bewußt sein dürfte. Sie schreibt nämlich (ich übernehme alle Fehler): [dieses Wort ist schon gendergerecht; wer sich unter dem Begriff dennoch eine Rat aus Männern, kann diese Alternativen verwenden: Senat; Rat weiser Menschen; Rat der Erfahrenen; Beratungsgruppe der ältesten Menschen; Gremium der ältesten Menschen; Senioritätsrat].

Das Ganze ist so niveaulos und so dilettantisch gemacht, daß man sich eigentlich nicht näher damit beschäftigen sollte. Die Website hieße besser totalungeschicktgendern.de. Ich bin mir aber ziemlich sicher, daß sie von vielen Wohlmeinenden tatsächlich benutzt wird. Sollten sich einige von ihnen hierher verirren, regen sie unsere Kommentare vielleicht zum Nachdenken an. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2021 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46523

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46520

Wenn ein Amateur ein Neuling wäre, bestünde für mich noch Hoffnung. Ich bin ein Amateur auf dem Klavier und mache seit 50 Jahren keine Fortschritte, weil ich zu wenig übe.

Die Verfasserin gibt weiter an:

Amateure – Anfangende, Beginnende

und beweist damit, wie mit ihrem ganzen Machwerk, daß sie die deutsche Sprache nicht beherrscht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2021 um 03.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46521

Moritz Rauchhaus hat Boccaccios "Büchlein zum Lobe Dantes" neu übersetzt und dabei gegendert. Aus agli altri italiani wird den anderen Italienerinnen und Italienern usw. (Aufgedeckt von Gustav Seibt in der SZ)

Übersetzer sind Verräter, wie die Italienerinnen und Italiener sagen. Aber dies hier ist eine Sauerei. Es handelt sich ja nicht um einen Gebrauchstext wie die Bibel (in gerechter Sprache), den man nach den Bedürfnissen der Gebrauchenden ummodeln darf.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.07.2021 um 18.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46520

Amateur auf geschicktgendern:

Neuling; Person ohne Vorkenntnisse

Man wollte wohl nicht liebhabende Person vorschlagen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 15.07.2021 um 01.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46508

Lächerlich, das ist es.

https://virchblog.wordpress.com/2018/08/01/pc-das-toedliche-furzkissen/
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.07.2021 um 22.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46507

Ich sehe es so: Wer nicht gendert, schreibt für 100 Prozent, aber eine Minderheit will davon nichts mehr wissen. Wer klassisch gendert (Bürgerinnen und Bürger), schreibt für fast 100 Prozent, nämlich alle minus Nichtbinäre, die sich damit nicht angesprochen fühlen, aber die Mehrheit findet das störend, übertrieben, überflüssig. Und wer radikal gendert (Bürger*innen), schreibt nach offizieller Lesart wieder für 100 Prozent, aber fast niemand versteht, was das Ganze überhaupt soll, und viele fühlen sich damit gerade nicht angesprochen.

Daß das Gendern gut zu den Grünen als erklärtermaßen feministischer und queerfreundlicher Partei paßt, ist nicht schwer zu verstehen, aber was daran links sein soll, habe ich bis heute nicht kapiert. Die Linke (die Partei) mag treiben, was sie will, aber daß die SPD als – ihrem Selbstverständnis nach – antielitäre (Volks?-)Partei da mitmacht, läßt betrüblich tief blicken.

Im Diskussionsforum von Spiegel Online kommentiert ein Leser den x-ten Artikel von Margarete Stokowski über sprachliche Rücksichtnahme auf »trans Personen« mit treffenden Worten:

Tut mir leid aber das die Probleme einer sehr sehr kleinen Minderheit vom großteil der Bevölkerung Ignoriert wird ist nur menschlich. Menschlich in dem Sinne das viele ihre eigenen Probleme haben, und diese einfach ignoriert werden von den Medien weil es nicht kontrovers genung ist. Was für Demütigung erleben Harz 4 Kinder Tag für Tag in Schulen? Wenn es einen Artikel im Jahr dazu gibt ist das schon viel. Was ist mit den Menschen die sich keine Wohnung mehr leisten können. Was ist mit den Frauen die weil sie sich um die Kinder gekümmert haben in Altersarmut gefallen sind. Über Armut wird in Deutschland geschwiegen. Aber alle sollen sich Kopf stellen für die Trans Leute. Was man damit macht man treibt die Leute in die Arme der Populisten....
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2021 um 19.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46504

Wer gendert, schreibt nicht für alle, sondern nur für die Minderheit, die das gut findet. So gäbe es für die Grünen durchaus einiges zu tun, aber mit dem stumpfsinnigen Gendern verderben sie alles. Auch über Baerbocks Buch, das mich freilich ohnehin nicht interessiert, ist jemand mit der Sternchentüte drübergegangen. Daß die Leute dessen gar nicht überdrüssig werden! Was glauben sie denn damit zu erreichen? Daß wir endlich die Existenz von Frauen bemerken? Es ist einfach lächerlich, und die meisten Menschen sehen es ebenso.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2021 um 17.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46501

Was wird eigentlich aus den Verbindungen (vor allem in der Anrede) Herr Meier, Frau Müller? Werden eigentlich Sir und Madam noch gebraucht?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 17.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46500

Naja, man unterschätzt ja leicht das exponentielle Wachstum.

Es lohnt sich aber wirklich, auf jeden Link zu klicken. Eine Sache finde ich noch ganz bemerkenswert: Es gibt da eine Anleitung, perfekt gendern in 7 Schritten oder so ähnlich:
https://genderleicht.de/gendergerecht-schreiben-in-sieben-schritten

Den Tonfall dort kennt man auch von anderen Texten der Sprachmissionare. Aber zur Erfolgskontrolle wird man dann auf diese Seite geleitet, die offenbar aus einem ganz anderem Zusammenhang stammt:
https://genderleicht.de/gendercheck

Da sieht man dann, was dem ganzen tatsächlich zugrundeliegt: frauenpolitische Forderungen

Das sind die eigentlichen Ziele.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2021 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46498

Danke für die Links! Da wird man ja fast in jeder Zeile fündig! Eine solche sprachliche Abgestumpftheit würde man kaum für möglich halten. "Dummheiten von A bis Z" wäre ein passender Titel.

Ich bleibe bei meiner These, daß niemand, der sich diesem Geschäftszweig widmet, auf anderen Gebieten Nennenswertes geleistet hat. Es ist immer das gleiche Völkchen von Beratern, Coaches usw. Allerdings treten sie sich inzwischen gegenseitig auf die Füße, was die Verdienstmöglichkeiten in Grenzen halten dürfte.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 15.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46497

Ich dachte erst, Angelmensch kann nicht sein.
https://bild.de/politik/inland/politik/gender-sprache-auskundschaftende-person-anstatt-spion-77060222.html

Aber von der Genderleicht-Seite wird man an dieses Wörterbuch verwiesen: https://geschicktgendern.de

Und für Angler bekommt man dann folgende Vorschläge:
angelnde Person; Fisch fangende Person; Angelsport betreibende Person; Mensch mit Angel; wer gern angelt, ... ; Person, die angelt; Angelmensch
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 13.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46496

Diese vom Bundesfamilienministerium geförderte Seite ist wirklich Gold.

https://genderleicht.de

Da muss man sich mal durchklicken, man kommt aus dem Kopfschütteln nicht heraus.

Ein Appetithäppchen:
Die Queercommunity wünscht sich die vorrangige Nutzung des Gendersterns. Seine vielen Strahlen stehen für die vielfältigen Formen der geschlechtlichen Vielfalt. Dem Doppelpunkt dagegen fehlt diese Symbolkraft.

Es gibt auch eine Seite zur Aussprache. Formen wie jede:r werden da leider nicht behandelt, aber ich glaube, man kann Anfragen stellen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 11.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46494

Horst Haider Munske: Das radikale Konzept des grünen Genderdeutschen
https://welt.de/kultur/plus232469601/Wahlprogramm-Buendnis-90-Gruene-Linguist-prueft-das-gruene-Genderdeutsch.html
(hinter Paywall)

Munske schreibt regelmäßig für die Welt und hat sich diesmal das grüne Wahlprogramm vorgenommen.
https://gruene.de/artikel/wahlprogramm-zur-bundestagswahl-2021

Ich hab mir das Programm selbst noch nicht angesehen.

Munskes Artikel ist eher eine Beispielsammlung ohne besondere Analyse. Er interpretiert aber ganz richtig:
Es geht um das Gendern, den Umbau aller maskulinen Personenbezeichnungen in feminine Formen mit Genderstern. (erkennbar an Formen wie Bäuer*innen, Junglandwirt*innen)

Ein paar Skurrilitäten habe ich mal herausgepickt:

Heilmittelerbringer*innen
Menschenrechtsverteidiger*innen sind Held*innen
Bildungslots*innen
Kindersoldat*innen
Imam*innen
(Munske: Mit dem Letzteren reformieren die Grünen das patriarchalische System des Islam.)

Viele schwerfällige Komposita nach dem Muster Mieter*innenschutz (Munske: Das ist linguistisches Neuland. Denn im Kompositum ist das Genus der Substantive neutralisiert. In der Regel stehen hier nur Grundwörter.)

Der Singular wird laut Munske vermieden, er nennt aber zwei Beispiele:
jede*r siebte Europäer*in (S. 90)
ein*e Nachfolger*in (S. 49)

Es wurde wohl relativ konsequent gegendert, jedoch abweichend:
Jüdinnen und Juden (Doppelnennung statt Asterisk)
Judenhass
Judenfeindlichkeit
Beraterverträge
Fahrgastrechte
Vorreiterrolle
Unternehmerketten
Mindestkurzarbeitergeld
Verbraucherschutz
Künstlersozialkasse
Verbraucherzentrale
„Berufsverbrecher“
(in Anführungszeichen)
Player (doch Whistleblower*in)

Sonstiges Neusprech:
Ein-Eltern-Familien
Mehr-Eltern-Familien
Zwei-Mütter-Familien

 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.07.2021 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46493

Das habe ich auch schon gedacht. Aber wie viele mag es überhaupt geben, die bei »Gästin« nicht sofort an eine satirische Wortbildung denken? Wohl um diesem Eindruck entgegenzuwirken, hat der Duden (duden.de) seinen Wörterbucheintrag inzwischen mit auffällig vielen Beispielen gespickt. Sie dürften überwiegend erfunden sein. Die Redaktion hat sich, wie leider immer öfter, nicht am tatsächlichen Sprachgebrauch orientiert, sondern einfach »Gast/Gäste« aus gängigen Verwendungen durch »Gästin/Gästinnen« ersetzt. Wie leicht dieses Vorgehen zu durchschauen ist, zeigen Beispielsätze wie »in dieser Saison wurden nur wenige Zimmer an ausländische Gästinnen vermietet«. Mit Verlaub, das ist doch idiotisch!

Übrigens wäre die Lufthansa – sollte ihr das wichtig sein – mit »Sehr geehrte Fluggäste« durch die aktuellen Dudendefintionen gedeckt. Denn anders als etwa beim »Mieter«, der laut Duden neuerdings grundsätzlich ein Mann ist, präsentiert das Wörterbuch uns den »Gast« immer noch ausdrücklich als männliche oder weibliche Person.

Und dann gibt es ja immer noch das bürokratische »Flugreisende«. Was der Bahn recht ist, könnte der Lufthansa billig sein.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.07.2021 um 08.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46491

Nun rächt sich die altkluge Einführung der "Gästin". Wie unverkrampft könnte die Lufthansa ihre Fluggäste als Fluggäste an Bord begrüßen!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.07.2021 um 07.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46489

Kommentare aus der rechten Ecke

Je nach dem, ob Gendersprachler in der Offensive oder in der Defensive sind, präsentieren sie die Sache als Schaffung einer gerechten Gesellschaft durch Reformierung des Bewusstseins oder als Nebensächlichkeit, die gar nicht der Rede wert ist
https://twitter.com/_homoduplex/status/1414905765488472067

"Herzlich willkommen an Bord" ist keine Anrede. Es müsste nach der Anrede kommen. Dass es keine Anrede mehr gibt, ist schon spürbar.
https://twitter.com/_homoduplex/status/1414912585342783489

"Sehr geehrte Damen und Herren, sowie verachtenwert-bigotte Umweltschweine..."
https://twitter.com/_donalphonso/status/1415062670407999489
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2021 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46480

Es freut mich als Frau und als Astronautin, aber auch einfach als Mitglied der ESA. Den Frauenanteil zu erhöhen, war ein Ziel von uns, gerade weil der Weltraum mehr und mehr zu dem Leben auf der Erde gehören wird. Nicht, dass wir in 30 oder 40 Jahren dastehen und sagen: Raumfahrt ist von Männern für Männer gemacht worden. Frauen müssen teilhaben, um mitzuwirken.

Warum das sein muß, wird gar nicht mehr gefragt. Das Proporzdenken versteht sich von selbst.

Ich habe übrigens auch Zweifel, was die Idee von einer Besiedelung des "Weltraums" angeht. Es ist ja bemerkenswert, daß seit 50 Jahren keine Menschen mehr auf dem Mond waren und schon die Versorgung der ISS kaum noch zu stemmen ist. Flüge zum Mars werden wahrscheinlich nicht einmal unsere Enkel erleben.

In den letzten Tagen wurde gefragt, wie viele Impfdosen man für das Geld hätte kaufen können, die Herr Branson für seinen Hüpfer ins "Weltall" ausgegeben hat. (Bei der Fußball-EM fragt keiner.) Um wieviel mehr müßte man bei der bemannten Raumfahrt fragen, was auf der Erde zu tun bleibt. Der Forschungsertrag steht in keinem Verhältnis zum Aufwand und ist auch immer nur ein Vorwand gewesen. "Weltraum gehört zu unserer Kultur" titelt t-online als Zitat jener Astronautin, einer italienischen Kampfpilotin. Vager geht es nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.07.2021 um 00.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46477

Wie mehrere Medien berichten, will die Lufthansa ihre Fluggäste künftig nicht mehr mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ begrüßen. Auch das englische „Ladies and Gentlemen“ soll der Vergangenheit angehören. Stattdessen sollen Formulierungen wie „Guten Tag“, „Guten Abend“ oder „Herzlich willkommen an Bord“ benutzt werden.

Fast 100 Prozent der Fluggäste werden also künftig nicht mehr so angesprochen, wie sie es gewohnt sind und vermutlich auch als angemessen und höflich empfinden. Ein merkwürdiges Verständnis von Willkommenskultur!

Wie verlogen das Ganze ist, zeigen die Äußerungen einer Unternehmenssprecherin, die unter anderem das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zitiert (https://www.rnd.de/reise/lufthansa-schafft-bord-begruessung-damen-und-herren-ab-kuenftig-geschlechterneutrale-sprache-PI5DIXBKTZEUXEIVL22MOWXR2A.html):

Die Entscheidung [welche Formulierung verwendet wird] liege dabei in der Verantwortung der Purser und Purserinnen der Kabine, so die Sprecherin gegenüber dem RND.

Mit anderen Worten, die Fluggäste sollen vor der Ansprache als Frau oder Mann geschützt werden, weil nach Schätzungen 1 von 300 Passagieren sich nicht korrekt angesprochen fühlen könnte, die eigenen Mitarbeiter müssen aber nach wie vor ins Frau-Mann-Schema (Purser und Purserinnen) passen! Wie sicher muß sich ein Unternehmen fühlen, wenn es meint, sich eine solche Volksverdummung leisten zu können? Die jüngste Rettungsaktion mit Steuermitteln scheint ihm allerdings recht zu geben. Systemrelevanz verleiht Narrenfreiheit.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.07.2021 um 17.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46474

Es war bei der Rechtschreibreform durchaus hilfreich, die Theorien der Reformer zu kennen, denn so konnte man sie Punkt für Punkt widerlegen. Daß die meisten Durchsetzer und Mitläufer die Details nicht kennen oder die Theorien, auf die sie sich in allgemeiner Form berufen, durch ihre selbstgebastelten Argumente sogar ad absurdum führen, gehört dazu.

Ich glaube übrigens nicht, daß jemand das bewußte Kunststück fertigbringt. Im Hintergrund wird sicher schon emsig an einer Alternative zum Glottisschlag gearbeitet. Nicht umsonst werden wir immer wieder darauf hingewiesen, daß wir uns mitten in einem »spannenden« Prozeß befinden und der Weisheit letzter Schluß noch nicht gefunden ist.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.07.2021 um 15.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46473

Ich hatte noch nie den Eindruck, daß sich bei den Sprachsensiblen irgend jemand mit Detailfragen beschäftigt. Da sind einige "Theorien" im Umlauf, die eher den Status nachträglicher Rationalisierungen haben (z.B. Repräsentation Nichtbinärer). Das darf man alles gar nicht ernstnehmen.

Mich interessiert hier eigentlich nur, ob man es tatsächlich fertigbringt, einen Glottisschlag vor dem r einzufügen. Das gibt es ja eigentlich nur in der Grundschule beim Buchstabenlernen, daß man das r einzeln spricht: rrrrr

Das möchte ich gern mal hören.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.07.2021 um 14.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46472

Selbst wenn sie es tut, ihre Äußerungen zeigen, wie wenig sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat. So scheint auch sie zu glauben, das Sonderzeichen sei dazu da, nichtheterosexuelle Menschen anzusprechen. Meint sie wirklich, daß beispielsweise lesbische Frauen nicht mit »Frau« angesprochen werden wollen? Oder daß ein bisexueller Mann sich nicht als Mann fühlt, weil er Frauen und Männer liebt? Die übergroße Mehrheit der »LGBTQ-Gemeinschaft« fühlt sich perfekt »repräsentiert«, wenn man sie als Mann oder Frau anspricht, ebenso wie die übergroße Mehrheit des übergroßen »Rests« der Bevölkerung. Biologisches Geschlecht und sexuelle Orientierung sind zwei Paar Stiefel. Hat sie auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht? Wohl nicht. Die Gruppe, der Frau Klum angeblich etwas Gutes tun will, muß sich verulkt vorkommen.

Niemand ist verpflichtet, sich mit dem Thema näher zu beschäftigen, aber wenn jemand es nutzt, um damit sein eigenes Produkt zu bewerben, dann kann man schon ein Mindestmaß an Kenntnissen verlangen. Sonst liegt der Verdacht nahe, daß es sich um einen billigen Marketinggag handelt.

Typisch auch: »Jeder soll sich in der Show willkommen fühlen.«
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.07.2021 um 12.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46471

Vielleicht spricht es die Moderatorin Johanna Klum mit hörbarem Gendersternchen. Würde mich schon interessieren.
https://www.rnd.de/medien/johanna-klum-gendert-in-neuer-show-jeder-soll-sich-willkommen-fuehlen-SA6KETLP6FBR5LEC5CS6XIPQNI.html
Auf der Seite des Senders sind die Aufzeichnungen wohl nicht frei verfügbar.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.07.2021 um 10.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46470

Zu #46466: Man sieht hier sehr schön, wie die Marotte von Leuten übernommen wird, die mit der Sache selbst überhaupt nichts am Hut haben, sondern ganz andere Interessen verfolgen. Geschrieben wird, ganz zeitgemäß, EINE:R, aber gesprochen wird, ganz normal, »einer«. Hier noch eine kleine Erweiterung: https://www.youtube.com/watch?v=LWnfu4ez_dM. Der Moderator erklärt uns, daß es in der Show darum geht, nie »der oder die Letzte« zu sein, eingeblendet wird dann aber: 99 MAL NICHT LETZTE:R WERDEN!, und auch hier wird der Doppelpunkt vom Off-Sprecher komplett ignoriert. Damit wird die Genderei ad absurdum geführt.

Die Anhänger des Genderns für Nichtbinäre (also mit Sonderzeichen) treibt genau diese Sorge um. Je mehr mitmachen, um so mehr wird ihr Anliegen verwässert, weil eigentlich kaum jemand weiß, worum es dabei geht. Das sprechen auch die »Diskutierenden« im Weblog des Herrn S. unverblümt an.
Einer schreibt: »Gerade in eigentlich wohlmeinenden Artikeln über Asterisk und Co. wird oft formuliert, dass diese Sonderzeichen angeblich auf trans Menschen oder sogar auf die gesamte LGBTTIQ+-Community aufmerksam machen sollten. Der Grundgedanke scheint zu sein: Es gibt Männer, Frauen und “Sonstige”, und in die letzte Schublade packen wir nicht etwa nur nichtbinäre Menschen, sondern auch schwule Männer, lesbische Frauen, alle trans Männer und trans Frauen und alle intersexuellen Menschen, obwohl sich auch von diesen sehr viele eindeutig binär verorten.« (http://www.sprachlog.de/2021/06/18/funktioniert-das-gendersternchen-und-wie/#comment-1564612) Ob das die Macher der SAT1-Show wissen …?
Ein anderer warnt: »Das Sternchen (oder auch jedes andere Störsignal) wieder (sic) […] gerade dadurch entwertet, dass es im (gehobenen) Mainstream angekommen ist und vermehrt unreflektiert verwendet wird.« (http://www.sprachlog.de/2021/06/18/funktioniert-das-gendersternchen-und-wie/#comment-1564624)

Die Ausbreitung des folkloristischen Genderns trägt ungewollt zur weiteren Festigung des generischen Maskulinums als unentbehrlicher Ausdrucksform bei.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.07.2021 um 04.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46467

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) klärt die "Kids" über Gendersprech auf.
https://youtube.com/watch?&v=LkiyBKwFeMo
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.07.2021 um 04.11 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46466

Jetzt weiß ich endlich, wie eine:r ausgesprochen wird. Man höre und staune:
https://youtube.com/watch?v=P_YmGrKlMJg

Man könnte denken, das sei ein generisches Maskulinum.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 12.07.2021 um 10.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46464

Wenn Trainer nur für das männliche Geschlecht gelten soll, ist mRNA-Impfstoffe als gute Trainer:innen (so in Das Impfbuch für alle) in der Tat konsequent. Ebenso: Staubsauger*innen, Salzstreuer*innen.

Ansonsten könnten es Genderer auch so halten: Wir haben die geschlechtsspezifische feminine Personenbezeichnung Trainerin, wenn also von Trainern im Maskulinum die Rede ist, kann mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, daß mindestens ein nichtweiblicher Trainer dabei ist, da sonst Trainerinnen gesagt werden könnte. Wenn Trainerinnen dabei sind, soll dies zum Ausgleich des non-female bias daher erwähnt werden (vgl. #46124). Das Gendersternchen oder dergleichen wäre in dieser Hinsicht jedoch nicht nötig, wenn so etwas nicht erst eingeführt worden wäre, denn das Maskulinum würde bereits alles Nichtweibliche abdecken, seien es Nichtlebewesen (Salzstreuer) oder Hermaphroditen bzw. (wenn wir uns nicht auf das gonadische Geschlecht festlegen) Genderqueere/Nichtbinäre.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 12.07.2021 um 01.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46456

Was ist mit "Otto Normalverbraucher"?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.07.2021 um 00.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46454

Noch zu #46450: Die ZDF-Redakteurin, Shakuntala Banerjee, ließ in dem Interview jede Gelegenheit zum Gendern aus und sprach wiederholt von »Wählern«, was ja schon fast als AfD-Sprech verpönt war. Selbst Frau Wissler benutzte das Unwort! Allerdings sagte sie auch irgend etwas über die »Mieterinnen und Mieter«. Das ging zwar von ihrer Redezeit ab, aber darüber dürfte sie in dem Fall nicht unglücklich gewesen sein, denn sie schien mir bei den meisten Fragen nicht so recht zu wissen, wie sie die Zeit füllen sollte, ohne daß ihr ständiges Ausweichen allzu offensichtlich wird.

Das ZDF-»heute journal« gestern erneut genderfrei. Hier die verpaßten Gelegenheiten:
– »wir Normalbürger« (Moderatorin Bettina Schausten)
– »Bei CDU und FDP träumt mancher von einer Deutschlandkoalition« (Schausten)
– »die obersten Herrscher der deutschen Banken« (Andreas Künast im Off)
– »Tausende Anwohner wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen« (Gundula Gause im Nachrichtenblock)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.07.2021 um 00.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46453

Die Mühe des Autors verdiente allerdings mehr Respekt, wenn er sie statt auf komplizierte Zeichenpuzzle darauf verwendet hätte, leserfreundlich zu formulieren.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 12.07.2021 um 00.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46452

Stimmt, Herr Riemer, danke fürs genaue Hinschauen. Den Dativ Pural hatte ich tatsächlich nicht beachtet. Der Autor hat in seinem System perfekt geschrieben. Hut ab vor Ihnen, daß Ihnen das aufgefallen ist. Und vor dem Autor, der sich der Mühe unterzogen hat, die grammatische korrekte Binnensetzung des Schrägstrichs perfekt auszuführen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.07.2021 um 23.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46451

Lieber Herr Schardt,
es sieht zwar nicht schön aus und ist schlecht lesbar, aber in sich konsistent und der eigenen Logik entsprechend ist es schon, d.h. kein Schrägstrich zuviel oder falsch sitzend. Man muß den Kasus jeweils mitbeachten:
"Den Protagonist/inn/en, Träger/inne/n [...]"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2021 um 21.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46450

Linken-Vorsitzende Janine Wissler weist die Kritik zurück. Im ZDF-Sommerinterview sagt sie in Bezug auf die schlechten Umfragewerte der Linken: "Ich glaube nicht, dass es am Gendern liegt." Eine sensible Sprache sei nicht zuviel verlangt. Wissler sagt: "Es verliert doch niemand etwas, wenn man eine sensible Sprache wählt."

Die Sprache verliert, alle verlieren. Wie kann man das übersehen? Wie kann man das Kauderwelsch für "sensibel" halten? In welcher elitären Nische will die Linke überleben?
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 11.07.2021 um 20.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46449

"Protagonist/inn/en, Träger/inne/n"

Da ist ein Schrägstrich zuviel und säße ohnehin falsch. Es klappt einfach nicht. Später dann noch:
Anhänger/inne/n...Befürworter/inne/n...Unterstützer/inne/n
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2021 um 17.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46447

Fast möchte man Hoffnung schöpfen. Kann die Unbelehrtheit es so weit treiben, daß ein Kippunkt erreicht wird?

Die Vorschläge könnten im einzelnen kommentiert werden. Ich will nur darauf hinweisen, daß eine Rednerliste nicht dasselbe ist wie eine Redeliste.

Die vielen tausend Gleichstellungsbeauftragten zu entlassen oder anderswo zu verwenden scheint inzwischen eine so riesige Aufgabe, daß sich wohl kein Politiker rantrauen wird.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.07.2021 um 17.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46446

Die neue Genderrichtlinie der Stadt Bonn hat ein interessantes Detail: Das Pronomen "man" soll nicht mehr verwendet werden. Stattdessen wir/sie.

https://www.bonn.de/themen-entdecken/soziales-gesellschaft/geschlechtergerechte-sprache.php

Dort unter "Umformulierungen"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2021 um 16.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46445

Den Protagonist/inn/en, Träger/inne/n und Sympathisant/inn/en der neurechten Sammlung treten ihre Gegner/innen mit Verachtung gegenüber. (...) In dieser Konstellation kann auch die Verachtung der profitierenden Verlierer nicht sie selbst bleiben. [Verlierer und Gewinner sind durchweg generisch maskulin gebraucht.] (Peter Wiersbinski in https://philoklesonline.files.wordpress.com/2017/11/philokles22_final.pdf)

Das Interesse an der Lesbarkeit der eigenen Texte ist bei manchen nicht besonders ausgeprägt. Manchmal haben sie recht, der Lektüre vorzubeugen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 11.07.2021 um 15.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46443

Besser: "mit ihrer eigenen Wahl der Tempora".
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 11.07.2021 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46442

"Der ganze Strand war knallvoll, alles Touristinnen und Touristen" wäre tatsächlich schräge. In Alltagsgesprächen mit ihren vielen Auslassungen und kurzen Hauptsätzen, ihren eigenen Tempora und ihrer eigenen Wortwahl hat das Gendern keine Chance.

"Wir sitzen gestern abend beim Italiener und wollten gerade bestellen, da kommt ne Horde Motorradfahrende rein"? Nö. Auch Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer kommen nicht rein, und Motorradfahrer*innen schon gar nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.07.2021 um 00.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46440

Es gibt auch Ermutigendes zu berichten. Einige Beispiele:

Anne Will hat das Knacklautgendern in ihren Sendungen dem Vernehmen nach inzwischen aufgegeben.

In der Tagesschau kommen meist nur ein oder zwei pflichtschuldigst aufgesagte Paarformeln pro Sendung vor, ansonsten herrscht nach wie vor das generische Maskulinum.

Selbst beim ZDF ist seine Stellung unter dem Strich bisher unangefochten.

Die Studenten der Universität St. Gallen haben im Frühjahr in einer Urabstimmung mehrheitlich gegen die Umbenennung ihrer Studentenschaft in »Studierendenschaft« votiert (https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/genderdebatte-hsg-studierende-stimmen-gegen-namensaenderung-studentenschaft-wird-nicht-in-die-gendergerechte-form-studierendenschaft-umbenannt-ld.2113972). Der Durchgenderung der Statuten der Studentenschaft haben sie zwar zugestimmt, aber wer liest die schon?

Heute habe ich in einer deutschen Buchhandlung bestimmt sieben oder acht Reiseführer verschiedener Verlage durchgeblättert, die gerade erst neu oder in einer überarbeiteten Auflage erschienen sind. Von Gendern keine Spur! Es wimmelt von Wanderern, Naturfreunden, Musikliebhabern, Passagieren, Unternehmern, Bewohnern, Wienern usw. Vor Konstruktionen mit man oder des Musters jeder, der … / wer …, der … kann man sich kaum retten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.07.2021 um 21.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46439

Wir sollten nicht voreilig die Flinte ins Korn werfen. Das generische Maskulinum ist fest in unserem Sprachgebrauch verankert, und auch wenn uns in Zukunft immer mehr gegenderte Texte begegnen werden, wird die Mehrheit sich nicht so schnell einreden lassen, ihre Sprache sei diskriminierend.

Wir werden erleben, daß mehr junge Leute (nicht jedoch die Mehrheit) den Knacklaut sprechen, aber das werden sie nach einiger Zeit auch wieder aufgeben, da bin ich ziemlich sicher. Wir werden erleben, daß immer mehr Behörden-, Verbands- und Unternehmenstexte Sternchen oder Doppelpunkte enthalten, aber die breite Masse wird das auch noch in vielen Jahren als eine Art Jargon empfinden, der mit ihrer eigenen Sprache nichts zu tun hat. Diese Kluft war schon immer da und wird jetzt noch etwas größer. In der Alltagssprache werden wir noch mehr »Man soll ja«- und ähnliche Sätze hören: »Bei Nasenbluten soll man ja den Kopf nicht mehr in den Nacken legen.« »Gestern haben wir weiße Negerküsse gegessen, sehr lecker! Obwohl … ›Negerkuß‹ soll man ja nicht mehr sagen.« »Die Wähler – oder meinetwegen auch Wählerinnen und Wähler – wissen auch nicht, was sie wollen.« Davon abgesehen wird sich wenig ändern. Kein normaler Mensch wird »Touristinnen und Touristen«, »Impfschwänzende« oder »Pendler:innen« sagen.

Das generische Maskulinum wird nicht unlädiert davonkommen, aber es wird dem Dauerbeschuß am Ende standhalten. Dafür sorgen schon die Genderer selbst, indem sie ihre Marotte fast nie konsequent durchziehen. Jeder nur teilweise gegenderte Text ist nicht bloß eine willkommene Bestätigung der Funktionsfähigkeit des generischen Maskulinums, sondern stellt sich auch kraftvoll seiner Tabuisierung entgegen. In offiziellen Verlautbarungen mag es diese Tabuisierung geben, aber das wird auf die Dauer nicht verfangen. Eher werden die Leute das Gendern als hyperkorrekten Sprachgebrauch wahrnehmen und nur so weit mitmachen, wie es unbedingt nötig ist. Darin steckt die Bestandsgarantie des generischen Maskulinums.

Das oben Gesagte gilt selbstverständlich nicht für bestimmte intellektuelle Kreise, denen ich mit meiner Prognose nicht zu nahe treten möchte. Ihr Elfenbeinturm wird noch ein Stück weiter in den Himmel wachsen und hier und da einen noch größeren Schatten werfen als bisher. Aber das sei nur am Rande erwähnt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.07.2021 um 11.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46438

Impfstoffe als Trainer:innen – gruselig. Klingt obendrein wie "Wellness für Ihr Haar".
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.07.2021 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46437

Man muß wohl davon ausgehen, daß das Ganze nicht satirisch gemeint ist, denn Humor spielt bei diesem Thema ja eher eine untergeordnete Rolle. Wenn es aber ernst gemeint ist, dann werden hier gleich beide Seiten verhöhnt: die Gegner und die Befürworter des Genderns. Die Gegner fühlen sich in ungehöriger Weise zurechtgewiesen, wenn ihnen derart provokativ vorexerziert wird, wie man korrekt zu schreiben habe. Und die Befürworter, jedenfalls die seriösen, werden ebenfalls sofort merken, daß der Bogen hier überspannt worden ist, und fragen sich vielleicht sogar, ob das RKI sich mit diesem Schundwerk über ihr Anliegen lustig machen will.
Jedenfalls kann die Leitung des RKI nicht aus Überzeugung hinter dem ach so wichtigen Anliegen der Genderer stehen, wenn es zuläßt, daß so etwas veröffentlicht wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2021 um 09.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46436

Regierungen, die so etwas an die Öffentlichkeit bringen, machen sich lächerlich, und das ist ziemlich das Schlimmste, was ihnen passieren kann. Ich bin versucht, es dem zuständigen Minister (Spahn) zu schreiben, aber nach jahrzehntelangen Erfahrungen mit Behörden und Papierkörben lasse ich es bleiben.

Die Redaktion des Büchleins lag zwar bei Scholz & Friends, aber verantwortlich sind natürlich die Herausgeber.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.07.2021 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46435

Impfstoffe sind Trainer:innen, was denn sonst? Das RKI möchte auch diejenigen Impfstoffe korrekt ansprechen, die sich nicht in das binäre Geschlechtersystem einordnen können oder wollen. Das ist eine Frage der Höflichkeit. Außerdem tut es nicht weh, und niemandem wird damit etwas genommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2021 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46434

Das kostenlose „Impfbuch für alle“ vom RKI ist aufs lächerlichste gegendert (Zu dieser Bewegung gehörten: Vegetarier:innen und Naturfreund:innen, Antikapitalist:innen und Antisemit:innen, Staats- und Technikkritiker:innen, christliche Fundamentalist:innen und Anthroposoph:innen), wendet sich also nur an eine Minderheit und nicht an alle. Besonders amüsant: Impfstoff-Forschernde. So steht es auch im Netz: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Gesundheit/Broschueren/BMG_Impfbuch-fuer-alle_210602_bf.pdf
Man sieht also noch, was zunächst im Text stand und wie es dann von der Hilfskraft schlecht und recht überarbeitet wurde. Während normal vom Erreger einer Krankheit und Impfstoffkandidaten gesprochen wird, heißt es dann: Wie ein/e Sparringpartner:in übt der Impfstoff mit dem Immunsystem, wie es den Kampf gegen das echte Virus am besten führen und gewinnen kann. (...) Auch nach den ersten Monaten im Impfeinsatz und weltweit mehreren 100 Millionen damit geimpften Menschen haben sich die beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe als gute Trainer:innen unseres Immunsystems erwiesen.

So kommen auch die Impfstöffinnen zu ihrem Recht. Es gibt keine Krise ohne Krisengewinner:innen und extreme Situationen bringen regelmäßig nicht nur Held:innen sondern auch Schurk:innen hervor. (...) Die oder der Forschende kann zwar ganz auf sich allein gestellt einen Impfstoff finden, aber sie/er kann ihn nicht alleine zulassen; sie/er kann ihn nicht alleine millionenfach produzieren und auch nicht im ganzen Land oder der ganzen Welt verbreiten. (...) Die Pest wurde im 14. Jahrhundert von Fernhändler:innen aus der Schwarzmeer-Region nach Europa gebracht.

An einigen Stellen vergessen sie aber ihre guten Vorsätze: … mit Plattform-Spezialist:innen zusammenzuarbeiten, was die Zahl der möglichen Impfstoffentwickler (!) und damit auch die der möglichen Impfstoffe deutlich erhöht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 10.07.2021 um 00.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46431

Es tut gar nicht weh.

Edeka: Student*innenfutter (neues Produkt in unserem Sortiment) geht gerade auf unserem Facebook-Auftritt steil.
Welche Gefühle genau verletzt #Gendern eigentlich?

https://twitter.com/EdekaWollny/status/1413204084694437888

Krautreporter: Mittlerweile #Gendern wir bei @krautreporter auch fast alle beim Sprechen. Auf einmal unterbricht es unseren Redefluss, wenn wir *nicht* gendern. Das ist dann, als würde dich jemand zwicken – nur, dass es gar nicht weh tut.
https://twitter.com/BentFreiwald/status/1413516683797581827

Verstehe ich das richtig: das generische Maskulinum tut gar nicht weh?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.07.2021 um 19.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46430

Bei "Eingeborenen" denke ich an die inoffizielle westdeutsche Nationalhymne von 1948: "Wir Sind die Eingeborenen von Trizonesien".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2021 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46422

Die Sache mit den Nomina agentis (*Reiser) wird noch dadurch kompliziert, daß der Wortbildungstyp zwar heute unmittelbar an die Verben angeschlossen wird (auch von Sprachwissenschaftlern wie Eisenberg), aber eigentlich von anderen Substantiven abzuleiten ist. Daher Redner, Lügner, Sänger usw. (nicht Reder, Lüger, Singer); das hatten wir schon besprochen. Und daher auch die große Gruppe Patzer, Versprecher, Aussetzer, Hingucker, Aufkleber usw., die keine Täter bezeichnet.
Wir sprechen von Kulturschaffenden, obwohl Schaffer auch denkbar wären. Es gibt noch viele Zufälligkeiten und Gewohnheiten auf diesem Gebiet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2021 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46421

In einer Rezension (SZ 9.7.21) verwendet Nils Minkmar nun das generische Maskulinum und nur ein einziges Mal engagierte Wissenschaftler und Naturschützerinnen. Gerade diese sporadische Verwendung des Femininums kann nur (soll aber offensichtlich nicht) bedeuten, daß nur Frauen gemeint sind. Der Verfasser ist in die selbstgestellte Falle geraten. Er kann selbst einen sehr einfachen Gedanken nicht mehr so ausdrücken, daß er verstanden wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2021 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46420

Die Gegner könnten argumentieren: Das generische Maskulinum war nicht diskriminierend, ist es aber geworden, seit wir die Möglichkeit des Genderns entdeckt haben. So wie Neger, Zigeuner, Eskimo, Eingeborene nicht rassistisch waren, bevor wir auf die Möglichkeit der Umschreibung oder Vermeidung aufmerksam wurden.
Man könnte hier den schon zitierten Satz sinngemäß anwenden: „Der Ersatz ist vor dem Verluste da und wird Ursache des Verlustes.“ (Wilhelm Scherer: Zur Geschichte der deutschen Sprache. Berlin 1868:XV)
Je länger gegendert wird, desto unmöglicher wird das generische Maskulinum. Spüren wir das künstlich herbeigeführte "Veralten" nicht schon selbst? Das ist wie bei der Rechtschreibreform: Die Sprachwandler verweisen auf den von ihnen selbst verursachten Sprachwandel als neue Tatsache, der man sich anpassen müsse. Wegen der Konventionalität der Sprache läuft das sogar ziemlich glatt, auch wenn es insgesamt überflüssig und verlustreich war.
Ein pessimistischer Blick in die Zukunft: Alle gendern, aber keiner tut es wirklich konsequent. Na und? Es geschieht soviel Sinnloses in der Welt...
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.07.2021 um 23.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46418

Wenn man eine Veränderung X gegen den Willen einer Gruppe Y durchsetzen will, malt man am besten ein Schreckensszenario an die Wand, zum Beispiel 5X, und bekommt am Ende die – wenn auch zähneknirschende – Zustimmung von Y zu X. Ein Unternehmensvorstand, der 50 Mitarbeiter entlassen will, kündigt den Abbau von 250 Stellen an und läßt sich dann vom Betriebsrat auf 50 (oder 60) »runterhandeln«.

So läuft es auch gerade beim Thema Gendern. Nach monatelanger quälender Diskussion über »Pendler*_:innen« und »Pendelnde« empfinden wir die »Pendlerinnen und Pendler« fast wie Balsam auf unsere geschundene Sprachseele. Indem man die Grenze zwischen bedenkenswert und unzumutbar grammatisch definiert, legitimiert man das penetrante »klassische« Gendern mit den Doppelformen, obwohl es nicht nennenswert weniger elitär und sprachspalterisch ist als das Sternchengendern und obwohl es von derselben falschen Prämisse ausgeht, nämlich daß Texte, die nicht permanent, also auch dort, wo sie nichts zur Sache tun, »Geschlechtsidentitäten« thematisieren, grundsätzlich diskriminierend sind und daher nicht mehr veröffentlicht werden sollten. Die gemeinsame Aktion der Nachrichtenagenturen, die Herr Munske neulich in der WELT geradezu euphorisch gelobt hat (»Chapeau!«), hat genau diese Legitimierung zum Ziel: »Pendlerinnen und Pendler« ja, Gendersternchen nein!

Jeder soll sprechen und schreiben, wie er will, aber wenn seriöse Nachrichtenagenturen verkünden, sie wollten künftig »diskriminierungssensibel« formulieren und hätten sich deshalb vorgenommen, das generische Maskulinum zurückzudrängen, dann ist das einfach nur unverschämt. Man mag sein eigenes Verhalten im Rückblick als diskriminierend oder nicht »diskriminierungssensibel« genug (das läuft aufs selbe hinaus!) empfinden oder wider besseres Wissen so bezeichnen, aber es ist ein Unding, der überwältigenden Mehrheit einer riesigen Sprachgemeinschaft quasi im Vorbeigehen zu attestieren, sie benutze diskriminierende Sprache.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.07.2021 um 11.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46409

Die reguläre Substantivierung wäre eigentlich "Reiser" (von reisen).
Tomas Kubelik hat in seinem Buch "Genug gegendert!" eine Liste von 12 Wörtern, für die es keine "-er"-Form gibt (S. 96):
Liebende, Trauernde, Reisende, Hungernde, Notleidende, Streikende, Flüchtende, Wartende, Abwesende, Vorsitzende, Vortragende, Unterrichtende.

Ich weiß nicht, inwieweit die Liste vollständig ist (neben den Abwesenden dürfte es natürlich auch die Anwesenden geben, aber darauf kommt es wohl nicht an). Interessant wäre, warum die gewöhnliche Ableitung auf -er vermieden wird.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2021 um 10.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46408

Ich denke, daß das auch auf die Sichtweise ankommt. Meiner Ansicht nach reist ein Reisender sehr wohl gerade, auch wenn er im betrachteten Augenblick nicht im Zug, Auto, Schiff oder Flugzeug sitzt.

Allerdings müßte dieses Argument einer etwas erweiterten Sicht dann auch beispielsweise für Studierende zutreffen.

Ich sehe darum den Reisenden eher als praktikable und begründbare Ausnahme und Notlösung, weil es den "Reiser" nun mal nicht gibt. Für Studierende ist aber die Differenzierung zu Student möglich und sollte deshalb auch wie bei Partizipien üblich angewandt werden.

Daß Student auch auf ein Partizip zurückgeht, dem kann man wohl mit dem Argument begegnen, daß es bei der heutigen Verwendung nur auf die heutige Grammatik und Bedeutung ankommt. Etymologisches ist zwar nützlich, um die Sprachentwicklung zu erklären, spielt aber keine Rolle in der aktuellen Sprache.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.07.2021 um 00.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46402

Richtig. Allerdings weisen die Geschlechtergerechten gern darauf hin, daß beispielsweise »Student« ebenfalls aus einem Partizip Präsens abgeleitet sei und daß »Reisende« auch nicht immer gerade reisen, wenn von ihnen die Rede ist.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.07.2021 um 00.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46401

Das Partizip Präsens drückt die Gleichzeitigkeit aus. Folglich bedeutet "die Trinkenden", daß jemand gerade jetzt am Trinken ist, während "die Trinker" das nicht unbedingt gerade jetzt tun. Es ist ein Mißbrauch des Partizip Präsens.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.07.2021 um 22.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46400

Lese gerade: »Berliner Zeitung – Für Berliner, von Berlinern«. Viel Spaß bei der Suche nach einer diskriminierungsfreien Alternative!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.07.2021 um 18.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46399

"… niemand will ein Streber sein!“ Hoffentlich kommt das nicht Herrn Stefanowitsch zu Ohren. Er würde die negative Konnotation bestimmt wieder in der Endung orten wie beim -ling.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2021 um 18.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46397

Nicht zu vergessen das bekannteste und schlagendste Beispiel Trinker. Sind die Trinkenden schon aufgetaucht mit ihrer Trinkendenleber?

Sie haben recht: Es ist kein besonderes Sprachgefühl nötig, sondern die Sprachgemeinschaft hatte das mit ihrem gesunden Durchschnittsverstand längst geregelt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.07.2021 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46396

»Auch im Hamburger Impfzentrum verfallen derzeit täglich Hunderte Termine.
Hauptgrund seien aber nicht die sogenannten Impfschwänzerinnen und Impfschwänzer, heißt es aus der Gesundheitsbehörde, sondern Menschen, die versuchen, das System auszutricksen, um früher eine Zweitimpfung zu bekommen.«

(https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/coronavirus/Impfzentrum-Hamburg-Hunderte-Termine-verfallen,impfung746.html)

Sogenannt? Nein, niemand nennt Impfschwänzer »Impfschwänzerinnen und Impfschwänzer«, das tun nur die übereifrigen Nachrichtenredakteurinnen und Nachrichtenredakteure des NDR. Googeln Sie mal, Sie werden staunen!

Die taz schreibt derweil ungerührt »Impfschwänzer:innen« und »Impfschwänzende.« Diese künstlich gebildeten Partizipien sind nicht viel besser als die Konstruktionen mit Sonderzeichen. Letztere haben erklärtermaßen die Funktion, unser Sprachgefühl zu stören, sie sollen uns aufrütteln und dazu zwingen, immer und immer und immer wieder über Geschlechtlichkeit nachzudenken, auch wenn sie für die Aussage nicht relevant ist. Das lehne ich zwar ab, aber da sind die Fronten sozusagen von vornherein geklärt, man sieht mit einem Blick, was los ist. Die Partizipien dagegen werden in die Welt gesetzt, um Genderzweifler einzufangen und Genderkritiker einzunebeln. In Genderleitfäden werden sie als »elegante« Möglichkeit angepriesen, unschöne Konstruktionen zur Benennung beider bzw. aller möglichen Geschlechter zu vermeiden.

In Wirklichkeit richten sie große Schäden an. So machen sie viele Wörter saft- und kraftlos und nehmen ihnen bestimmte Konnotationen oder verändern sogar ihre Bedeutung. Das Abwertende an »Schwänzer« etwa steckt nicht nur in der Bezeichnung des Vorgangs als Schwänzen, sondern auch in der prägnanten Wortform, die stigmatisieren und nicht neutral beschreiben soll. Viele Schimpfwörter sind nach diesem Muster gebildet: Blender, Kriecher, Schwätzer, Spinner, Streber, Wichser usw. Jemand, der ab und zu mal ein Schwätzchen hält, ist kein Schwätzer, jedenfalls nicht deswegen. Und jemand, der nach etwas strebt, muß kein Streber sein.

Die Partizipien neutralisieren Wörter, die nicht neutral verstanden werden sollen. Stellen wir uns vor, jemand erwacht morgen aus einem zweijährigen Koma und liest in der Zeitung von »Impfstrebenden«. Da er von der Pandemie nichts mitbekommen hat, wird er nur Bahnhof verstehen. Bei »Impfstreber« müßte er zwar auch rätseln, was genau damit gemeint ist, er wüßte aber sofort, daß es sich um eine abschätzige Bezeichnung handelt. »Strebende« ist neutral, warum sollte man nicht streben wollen? Aber niemand will ein Streber sein!

Das zu verstehen erfordert nicht mal ein überdurchschnittliches Sprachgefühl. Wie desorientiert muß man sein, um bei so etwas mitzumachen, ohne dazu genötigt zu werden?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.07.2021 um 15.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46395

Wie heißt die weibliche Form von "Profi"? "Profine"? Und die weibliche Mehrzahl? "Profinen"? Es gibt sicher noch mehr lustige Beispiele.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.07.2021 um 13.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46394

Der MM erscheint heute mit einer Sonderbeilage zum 75. Jahrestag seines Bestehens. Ich lese und frage meine Frau, wie heißen eigentlich die Einwohner von Zweibrücken, Zweibrückener oder Zweibrücker? Letzteres stand in der Zeitung. Sie sagt sofort, Zweibrückener*innen, darauf kommt es an, das andere ist egal.

Wir lachen und ich sehe mir den halbseitigen Artikel über Pfälzer, Kurpfälzer u.a. Einwohner, Völker und Herrscher (Beilage S. 8) genauer an. Er enthält genau 43mal ein generisches Maskulinum (keine andere Form) und endet dann mit guten Wünschen an die "Kolleginnen und Kollegen" und die "Leserinnen und Leser".

Man muß sich also um das Aussterben des generischen Maskulinums keine Sorgen machen. Ich würde zu gern einmal wissen, wie Leute wie Herr Stefanowitsch diesen Artikel geschrieben hätten. Wahrscheinlich so, daß man nach den ersten zwei Absätzen völlig entnervt die Zeitung weglegte.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.07.2021 um 01.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46393

Das Wort »Terrorist« ist schon öfter als Beispiel dafür angeführt worden, daß sich die Vorstellung von einem Objekt mit dem Objekt ändert und nicht mit der Bezeichnung. Wie haben wir uns in den siebziger und achtziger Jahren Terroristen vorgestellt? Das waren Männer und Frauen, teilweise sogar überwiegend Frauen (ich erinnere mich an manches Fahndungsplakat), und sie sahen aus wie alle anderen »Biodeutschen«. Heute denken wir, vom NSU mal abgesehen, eher an islamistischen Terror und damit an Männer, genauer: bärtige Männer, die irgendwie arabisch anmuten. Das Wort hat sich nicht geändert, wohl aber die Vorstellung, die wir damit verbinden, weil heute nun mal andere Leute Terror ausüben als damals. Welches grammatische Geschlecht das Wort »Terrorist« hat, tut dabei nichts zur Sache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2021 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46392

Inzwischen korrigiert: https://www.deutschlandfunk.de/niedersachsen-entdecktes-erddepot-wurde-von-den.1939.de.html?drn:news_id=1277197

Anscheinend hat jemand etwas gemerkt. Es gibt aber genügend weitere Belege beim DLF, auch im Archiv.
 
 

Kommentar von Mitgliederin, verfaßt am 05.07.2021 um 15.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46391

Deutschlandfunk, Nachrichten um 14:00 Uhr:

"Die Mitgliederinnen und Mitglieder führten meist ein bürgerliches Leben und planten die Anschläge in ihrer Freizeit, weshalb sie auch als „Feierabendterroristen“ bezeichnet wurden".
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 05.07.2021 um 13.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46390

"Reporter (!) ohne Grenzen hat heute eine neue Liste mit den weltweit größten „Feindinnen und Feinden der Pressefreiheit“ veröffentlicht".

https://www.reporter-ohne-grenzen.de/pressemitteilungen/meldung/rsf-veroeffentlicht-neue-feinde-der-pressefreiheit
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2021 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46385

Die Vermeidung des generischen Maskulinums (besonders Forscher) führt bei heilpraxisnet.de zu einem regelrechten Tanz der Wörter um die leere Mitte herum. Ein Beispiel: https://www.heilpraxisnet.de/naturheilpraxis/neue-effektive-behandlung-fuer-einige-der-toedlichsten-krebsformen-20210702542341/.

Google News verlinkt einen Artikel gleichen Inhalts, aber ohne die Scheuklappen: https://www.wirtschaftsblatt-bg.com/gesundheit/eine-neue-wirksame-behandlung-fur-einige-der-todlichsten-krebsarten-ist-entdeckt-worden/.

Der Vergleich läßt das Treiben des heilpraxisnet-Redakteurs noch alberner erscheinen (wieder mal Alexander Stindt, aber seine Kollegen müssen es ebenso halten). Beiden liegt dieselbe englische Vorlage zugrunde: https://www.eurekalert.org/pub_releases/2021-06/uol-nto063021.php
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.07.2021 um 12.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46383

Es gibt ja beim generischen Maskulinum theoretisch das gleiche Problem, aber das hatte sich bereits eingespielt, und wo es darauf ankam, daß tatsächlich nur Männer gemeint waren, wurde das im Kontext besonders ausgedrückt. Bei dem jetzigen Durcheinander aber weiß man gar nichts mehr, man ist ständig irritiert, und ohne ständige genaue Erklärung im Kontext geht es einfach nicht.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 04.07.2021 um 11.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46382

Gute Debattenkultur in der taz. Das Blatt hat sich dem Gendern per Doppelpunkt verschrieben, läßt aber andere Stimmen zu Wort kommen:
https://taz.de/Gendern-als-Ausschlusskriterium/!5782080/
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 04.07.2021 um 11.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46381

Spiegel online titelt heute: "Giffey kritisiert Umgang mit Plagiatsverdacht bei Politikerinnen"

Springt sie jetzt ihren Geschlechtsgenossinnen bei oder generell den Personen in der Politik? Man kann es nicht sagen, da Spiegel online mittlerweile die Wechselnennung der Geschlechter mit beabsichtigtem generischen Sinn weiträumig eingeführt hat.
Man muß bis zum Ende des Artikels lesen, bis man anhand der Formulierung "beklagt einen härteren Umgang mit Frauen als mit Männern" erkennt, daß sie sich speziell für die Frauen einsetzt.

Das Reden über Menschen im allgemeinen sowie Frauen und Männer im speziellen wird zunehmend erschwert, wenn das generische Maskulinum beschädigt wird und wenn die markierte Form als generische Femininum in ihrer Bedeutung aufgeweicht wird.
Man bleibt in Unsicherheit und muß im weiteren Text nach Hinweisen fahnden, was denn nun tatsächlich gemeint ist.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.07.2021 um 16.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46366

Wann wäre er denn ein fähiger Linguist? Wenn er die Tatsachen kennt oder wenn er sie nicht kennt?

Mit feministischer Sprache beschäftigt er sich meines Erachtens weit über 10 Jahre, auch wenn sein Hauptgebiet wohl Anglistik ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2021 um 15.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46365

Auch sind alle Fortschritte zur Gleichberechtigung der Frauen von Menschen erreicht worden, die das generische Maskulinum verwendeten, auch Frauen.

Kann man so sprechen, als ob die Welt nur aus Männern bestünde, wenn man nicht glaubt, daß die Welt nur aus Männern besteht? Was soll das überhaupt bedeuten?

Ich halte es immer noch für möglich, daß Stefanowitsch die Tatsachen nicht kennt. Allerdings habe ich seine Schriften nicht gelesen und weiß nicht, wie fähig er als Linguist ist. In Sachen Gender ist er jedenfalls von seinem moralischen Engagement überwältigt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.07.2021 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46364

"Es geht im Kern darum, dass wir lange Zeit, ca. 150 Jahre, das sogenannte generische Maskulinum im Deutschen gepflegt haben. Also über die Welt gesprochen haben, als ob sie nur aus Männern bestünde."

"Fehlende Sachkenntnis" ist ein sehr höflicher Kommentar dazu. Stefanowitsch weiß selbstverständlich, daß seine Behauptung falsch ist, sie ist deshalb eher verlogen zu nennen. Dazu paßt seine bizarre Auslegung des mißliebigen Umfrageergebnisses:

"Wir haben eine Gesellschaft, die zu heterogen und zu divers ist, um sich das [das generische Maskulinum] noch gefallen zu lassen."

https://virchblog.wordpress.com/2021/06/14/das-letzte-gefecht/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2021 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46357

Unserer Ansicht nach war der Auslöser für den Anstieg der Heuschreckenzahlen die Veränderung des Klimas ...

Kohle ist ein Energielieferant...


Der Stamm der Nomina agentis wird als grammatisch maskuline Form verwendet, generisch.

Gelegentlich kommt es zur Angleichung: die Bank als Kundin, als Tochter(gesellschaft) usw. – Wie im letzten Beispiel wirkt auch ein Hang zu stimmigen Metaphern mit, aber im wesentlichen ist es eine "mechanische" Angelegenheit wie Assimilationen usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2021 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46355

Wo die Sachkenntnis fehlt, genügt die "Moral". Was der Germanistin Nübling recht ist, kann dem Nichtgermanisten Stefanowitsch billig sein. Die neuen "Wahrheiten" dieser Gruppe werden sich unaufhaltsam verbreiten.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.07.2021 um 01.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46354

Das Interview ist hier:
https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/meinungsumfragen-zum-thema-gendern-extreme-positionen-anatol-atefanowitsch-100.html
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 01.07.2021 um 01.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46353

Ich frage mich manchmal, ob Anatol Stefanowitsch selbst glaubt, was er behauptet. In irgend einem Vortrag meinte er, es gebe mehr Schimpfwörter für Frauen als für Männer. Und "Schlampe" sei ein Synonym für Frau. Jetzt lese ich in einem Interview folgendes:

Was muss bei der Aufklärungsarbeit hauptsächlich transportiert werden?

Es geht im Kern darum, dass wir lange Zeit, ca. 150 Jahre, das sogenannte generische Maskulinum im Deutschen gepflegt haben. Also über die Welt gesprochen haben, als ob sie nur aus Männern bestünde. Das war nie in Ordnung, aber es gab natürlich eine lange Zeit, in der Männer im öffentlichen Leben so eindeutig das Sagen hatten, dass das niemand angezweifelt hat, dass das die richtige Art ist darüber zu sprechen. Und diese Zeit ist vorbei. Wir haben eine Gesellschaft, die zu heterogen und zu divers ist, um sich das noch gefallen zu lassen.


Was meint er mit diesen 150 Jahren? Und was für eine Sprache hat man davor gesprochen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.06.2021 um 20.29 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46349

Nur zur Klärung: Das mit der "Plage" ist natürlich auf die Textsorte Populärwissenschaftliches Buch eines*einer Politiker*in bezogen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 30.06.2021 um 20.26 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46348

Durch die unermüdliche und wegweisende Arbeit der Sprachwissenschaft nimmt die geschlechtergerechte Sprache langsam Form an.

Ehrlicher wäre es, über die Textsorte „Populärwissenschaftliches Buch eines*einer Politiker*in, verfasst mit Hilfe eines*einer (offen benannten!) Ghostwriter*in“ zu sprechen. Diese Textsorte ist eine Plage, niemand braucht diese Bücher, und niemand sollte sie schreiben (müssen).
https://twitter.com/astefanowitsch/status/1409881007579353089

Wie man hier sieht, wurde das Genitiv-s geschickt auf die Artikel konzentriert. Das entlastet die Substantive und macht alles noch einmal eleganter! Die Artikel-Dopplungen werden in nächster Zeit noch überarbeitet werden, so daß die Effizienz noch weiter gesteigert wird.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.06.2021 um 12.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46343

Leserbrief im heutigen Mannheimer Morgen:

Sprachwandel verläuft grundsätzlich evolutionär und ungesteuert, das heißt von unten. In letzter Zeit gab es zwei größere Ansätze des gesteuerten Wandels: zuerst die Rechtschreibreform und nun der Versuch, Gendersprache durchzusetzen.

Der Einfluss Goethes und Luthers mit der Bibelübersetzung ist anders zu bewerten: Es gab keine Sprachvorschriften, und die Menschen mochten einfach deren Sprache. Im heutigen Bemühen, eine vermeintlich patriarchale Sprache den Ansprüchen geschlechtergerechter Gleichstellung und Vielfalt anzupassen, forciert eine Minderheit von Aktivisten semantische und orthografische Konstruktionen, die keine realen Probleme lösen, dafür aber die Sprache verkomplizieren, entstellen und sexualisieren.

Für Gleichstellung sind die rechtlichen und sozialen Regeln beziehungsweise Einstellungen maßgeblich, nicht die Sprachstruktur. Und die Bevölkerungsmehrheit sieht die angemahnte Vielfalt in unserer Sprache verwirklicht. Durch Gendersprache wird nur das Sprechen und Hören sowie das Schreiben und Lesen und nicht zuletzt das Lernen erschwert. Und die Sprache wird dabei zum seelenlosen Bastelkonstrukt, ohne Not und Gewinn.

Ihre Sinnlosigkeit, Hässlichkeit und Unpraktikabilität sind die wichtigsten Gründe für die anhaltende Ablehnung der Gendersprache. Laut neuester Umfrage des Allensbach-Institutes sind das 71 Prozent der Gesamtbevölkerung, in Abstufungen Männer wie Frauen, Alte wie Junge, quer durch alle politischen Parteien. Nur 19 Prozent bejahen hiernach die Gendersprache. Ablehnung finden auch die Durchsetzungsmethoden. Das Gendern mancher Sprecher, Moderatoren und Redakteure in den Medien irritiert viele Menschen, die sich nicht in „ihrer“ Sprache angesprochen fühlen und – im Falle der Öffentlich-Rechtlichen – dafür auch noch zwangsweise bezahlen müssen.

Gleichstellungsbeauftragte in Behörden und manchen Unternehmen schreiben ihren Mitarbeitern Gendersprache für die interne und externe Kommunikation vor. Und in vielen Bildungseinrichtungen werden Dozenten sowie Schüler und Studenten zum Gendern angehalten. Nicht Freiwilligkeit, sondern Vorschriften und strenge „Empfehlungen“ beziehungsweise Erwartungen sind das Mittel der Wahl. Immerhin darf, wer nicht „Untertan“ eines Gleichstellungsbeauftragten ist, vorerst weiter normales Deutsch einsetzen.

Peter Roemer, Mannheim
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.06.2021 um 22.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46335

Was sprachwissenschaftlich korrekt wäre, interessiert leider außer Sprachwissenschaftler und ein paar Interessierte anscheinend niemanden. Die "Guten" und "Geschlechtergerechten" bestehen darauf, daß "Studien" angeblich gezeigt hätten, daß das generische Maskulinum Frauen benachteilige.

Ich weiß, welche Mängel solche Studien haben, aber das wird viel zu wenig, so gut wie gar nicht, thematisiert, darum ist es auch in der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt.

Enttäuschend für mich ist vor allem, daß sich die hier gefragten Sprachwissenschaftler, auch die Personen, für die Sprache zum Werkzeug gehört, wie die vielen guten Schriftsteller, kaum engagieren, kaum zu Wort melden. Die wenigen Ausnahmen, zu denen Sie, lieber Professor Ickler, gehören, können allein nichts ausrichten. Warum haben die Gerechtigkeitsfanatiker so leichtes Spiel gegen die Vernunft?

Unter Freunden, Bekannten und Verwandten höre ich immer wieder, daß sie die Sprachverhunzung verabscheuen. Aber sie werden leider von der Wissenschaft allein gelassen, sie kennen die richtigen Argumente nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.06.2021 um 17.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46333

Wenn man vom generischen Maskulinum sagt, weibliche Personen seien "nur mitgemeint", packt man schon die ganze Ideologie in die vermeintliche Beschreibung des Sachverhalts und impliziert den Appell, hier etwas zu ändern. Sprachwissenschaftlich korrekt wäre es, den Sachverhalt in Begriffen wie "markierte vs. unmarkierte Form" und "Neutralisation" darzustellen; dann sieht die Sache gleich ganz anders aus.

Die entsprechende Manipulation wird ganz offen und sozusagen amtlich ausgeübt, wenn man die Leute mit Begriffen wie "geschlechtergerecht" ködert.

Die Rechtschreibreform wurde als "Vereinfachung" und "Erleichterung" verkauft; auch darauf fielen manche herein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.06.2021 um 03.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46328

Auch wenn die vorgeschriebene "neutrale" Form von Stellenausschreibungen nichts nutzt, macht es sich doch gut, ein Gesetz dazu erlassen zu haben. Vor allem: es kostet nichts. Auch sonst neigt der Staat dazu, eher ein Strafgesetz zu verschärfen als die Polizei besser auszustatten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.06.2021 um 07.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46327

Referendare (w/m/d) für alle Rechtsgebiete
BEITEN BURKHARDT Düsseldorf

Referendar (Anwalts-/Wahlstation) (m/w/d)
Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH London


Mal so, mal so.

Hat jemals eine Juristin geglaubt, sie könne sich auf die Stelle eines Referendars nicht bewerben? Und wenn nicht, was folgt daraus für den millionenfachen Hinweis „m/w/d“ oder noch besser „w/m/d“ (aber nie d/w/m)?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.06.2021 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46326

Nach einem Bericht von Jochen Buchsteiner in der FAS gibt es in GB schon eine Gegenbewegung zur sich selbst überschlagenden Politischen Korrektheit (cancel culture), auch seitens der Regierung, zumal an Colleges jetzt auch schon die Queen abgehängt wird. Konsequenterweise müßte man die ganze Vergangenheit der Damnatio memoriae übergeben, weil die Menschen früher natürlich noch nicht so gut waren wie wir.

Mit dem Gendern könnte es ähnlich laufen. Ich könnte klischeehaft sagen: Die Welt steht vor großen Herausforderungen, und das wäre gewiß nicht falsch. Ein gewisser Überdruß an der Gender-Schnüffelei wäre verständlich. Kein bedeutender Kopf hat sich je daran beteiligt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.06.2021 um 23.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46324

Das generische Maskulinum für »nicht zulässig« zu erklären, egal in welchem Bereich, erscheint mir ungefähr so weltfremd und lachhaft wie ein Verbot aller Wörter, die mit einem bestimmten Buchstaben anfangen. Morgen ächtet jemand das Präsens zur Beschreibung künftiger Ereignisse, und ab übermorgen muß man sagen »Die Woche hat sieben Tage und Nächte«. Wie kann man sich nur so verrennen?
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.06.2021 um 14.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46323

Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, vielleicht waren es auch Zeichensetzungsfehler.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.06.2021 um 13.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46322

Des Öfteren ist ja auch nur ein Rechtschreibfehler, das wurde bei uns in der Schule nur als halber Fehler gewertet.
 
 

Kommentar von tk, verfaßt am 26.06.2021 um 13.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46321

Witzig, daß sie „Ärzt*in“ als grammatischen Fehler bezeichnen (und offenbar keine machen wollen), aber dann „des Öfteren“ schreiben.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 26.06.2021 um 12.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46320

Die Schweizer Bundeskanzlei hat einen Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren veröffentlicht.

https://bk.admin.ch/bk/de/home/dokumentation/sprachen/hilfsmittel-textredaktion/leitfaden-zum-geschlechtergerechten-formulieren.html

PDF:
https://www.bk.admin.ch/dam/bk/de/dokumente/sprachdienste/sprachdienst_de/20210615_Weisung%20der%20BK%20zum%20Genderstern.pdf.download.pdf/20210615_Weisung%20der%20BK%20zum%20Genderstern.pdf

Gendersonderzeichen sollen nicht verwendet werden, aber auch das generische Maskulinum gilt als "nicht zulässig". Einen großen Raum in der Begründung nimmt die angeblich beabsichtigte "Repräsentation" nichtbinärer Menschen ein.

Die Bundeskanzlei ist sich bewusst, dass Menschen, die vom herkömmlichen binären Geschlechtermodell nicht erfasst werden, auch in einer Sprache, die ebenfalls nur zwei Geschlechter kennt, nicht gleich repräsentiert sind wie Frauen und Männer. Die Bundeskanzlei anerkennt deshalb auch das Anliegen, das hinter dem Genderstern und ähnlichen neueren Schreibweisen zur Gendermarkierung steht: eine Sprache zu verwenden, die möglichst alle Menschen einbezieht und niemanden ausschliesst. Aus Sicht der Bundeskanzlei sind typografische Mittel wie der Genderstern, Genderdoppelpunkt, der Gender-Gap und Gender-Mediopunkt aber nicht geeignet, diesem Anliegen gerecht zu werden: Zum einen leisten sie nicht, was sie leisten sollten, und zum andern verursachen sie eine ganze Reihe von sprachlichen Problemen. Ausserdem sprechen auch sprachpolitische und rechtliche Gründe gegen die Verwendung dieser Mittel (vgl. hierzu Teil B, Ziff. 3).
In den Texten des Bundes werden der Genderstern und ähnliche Schreibweisen deshalb nicht verwendet. Stattdessen kommen je nach Situation Paarformen (Bürgerinnen und Bürger), geschlechtsabstrakte Formen (versicherte Person), geschlechtsneutrale Formen (Versicherte) oder Umschreibungen ohne Personenbezug zum Einsatz. Das generische Maskulin (Bürger) ist nicht zulässig.


Immerhin werden ein paar grundlegende Schwierigkeiten der Genderspracge angesprochen.

(b) Beeinträchtigung der Lesbarkeit: Der Gebrauch des Gendersterns oder ähnlicher typografischer Mittel kann bei einer konsequenten Verwendung zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lesbarkeit eines Textes führen (Der*die Leiter*in bezeichnet eine*n geeignete*n Mitarbeiter*in, die*der ihn*sie bei Abwesenheit vertritt).

(c) Grammatisch falsche Formen: Die gegenwärtig zu beobachtende Verwendung des Gendersterns führt laufend zu grammatisch falschen Formen (Ärzt*in, Bauer*in, ein*e gute*r Schüler*in). Es herrscht ein gewisser Wildwuchs (z. B. findet man des Öftern auch Verwendungen wie Frauen* und Liebe*r Hans Müller). Es bräuchte demnach klare Regeln. Solche zu formulieren, ist jedoch schwierig, weil sich typografische Mittel wie der Genderstern nicht einpassen lassen in das morphologische und syntaktische System des Deutschen. Zudem bräuchte es nicht nur Regeln für die Setzung des Zeichens selber, sondern man müsste auch eine Reihe von Folgeproblemen in den Griff bekommen, z. B. die Artikelverwendung oder die pronominale Wiederaufnahme von Nomen mit solchen Zeichen (vgl. das Beispiel unter Bst. b).

[...]

(g) Politisches Statement:
Mit dem Genderstern und ähnlichen Zeichen wird nach wie vor stark experimentiert. Die Zeichen sind heute noch vorwiegend Ausdruck einer bestimmten gesellschaftspolitischen Haltung, sie haben den Aspekt eines «Statements»: Man zeigt damit, dass man offen ist für das Anliegen von Menschen, die vom binären Geschlechtermodell nicht erfasst werden. Der Bund sollte mit seinen Texten keine solchen Statements abgeben, bevor die entsprechenden gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Diskussionen geführt und entsprechende Beschlüsse gefasst worden sind.


Ich frage mich nur, wie man da ohne Beibehaltung des generischen Maskulinums heil herauskommen will.

Die Weisungen im einzelnen:
Weisungen für die Bundesverwaltung

1. Der Genderstern, der Gender-Gap, der Genderdoppelpunkt werden in deutschsprachigen Fliesstexten des Bundes nicht verwendet. Stattdessen werden Sprachmittel wie Paarformen, geschlechtsabstrakte oder geschlechtsneutrale Ausdrücke und Umschreibungen ohne Personenbezug verwendet. Das generische Maskulinum wird nicht verwendet.
2. Genderstern und ähnliche Schreibweisen zur Gendermarkierung werden auch in verknapptem Text, wo Sparschreibungen ausnahmsweise zulässig sind (z B. in einer Tabelle, einem Formular), nicht verwendet. Stattdessen wird der Schrägstrich (Antragsteller/in) verwendet. Das gilt auch für Kurztexte in den sozialen Medien.
3. Wenn Externe im Auftrag des Bundes Texte schreiben, die später auf den Webseiten des Bundes publiziert werden sollen (z. B. Berichte, Gutachten), ist darauf hinzuwirken, dass auch in diesen Texten die Schreibweisungen des Bundes beachtet werden.
4. Wo die Bundesverwaltung Texte des Parlaments übersetzt (z. B. Vorstösse), gibt sie in der Übersetzung den Genderstern und ähnliche Schriftzeichen nicht wieder, zeigt aber, wo dies sinnvoll erscheint, in einer Klammer die Schreibung im Original an.
5. Die Bundeskanzlei akzeptiert die Verwendung des Gendersterns im Text einer Volksinitiative, die sie vorprüft, unter Verweis auf die Schreibweisungen des Bundes nicht.
6. Verwendet ein Initiativ- oder Referendumskomitee in seinem Text für die Abstimmungserläuterungen den Genderstern oder ähnliche Schreibweisen, so wirkt die Bundeskanzlei darauf hin, dass diese Zeichen weggelassen werden.
7. Der Bund antwortet auf Texte, die an ihn gerichtet sind und Gendersterne oder ähnliche Schreibweisen verwenden, mit Texten ohne diese Zeichen. Wo nötig, wird der abweichende Sprachgebrauch thematisiert.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2021 um 09.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46305

Ergänzend: Wenn den Leuten ab und zu eine gegenderte Form auffällt, gewinnen sie leicht den Eindruck, der Text sei gegendert. Die normalen Ausdrucksweisen übersehen sie. Daher das falsche Bild und die übertriebenen Hoffnungen.
Bei Durchsicht der Süddeutschen Zeitung finde ich ganze Seiten, auf denen kein einziges Mal gegendert ist, es herrscht ausschließlich das generische Maskulinum. Nicht auszudenken, das würde alles umgestellt!

Suchen Sie mal nach weniger häufigen Personenbezeichnungen, z. B. Grenzschützerinnen. Man stößt auf Genderwörterbücher – oder die taz bzw. neuerdings auch die Frankfurter Rundschau, die ihre Pflichtübung abziehen.

Übrigens: Mit https://www.genderator.app/ wird man sozusagen automatisch ein besserer Mensch. Darauf wird es wohl hinauslaufen. Wenn die Überzeugung längst abhanden gekommen ist, übernehmen die Programme.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2021 um 14.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46289

Die Ablehnung des Genderns wäre wohl noch deutlicher, wenn die Leute wüßten, wie ein wirklich konsequent gegenderter Text aussieht. Bisher haben sie ja fast immer nur halb oder noch weniger gegenderte zu Gesicht bzw. zu Gehör bekommen.
Im übrigens trifft leider zu, was Herr Virch sagt: Nur auf der extremen Rechten gibt es einen einigermaßen geschlossenen und programmatischen Widerstand, das ist wirklich schade. Aber es gilt eben auch hier: Das allgemeinste Interesse ist am schwersten zu organisieren und gerät leicht unter die Räder.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.06.2021 um 13.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46288

Mannheimer Morgen, 22.6.21, S. 17 (Hervorhebungen von mir):

Weinheimer gewinnt Jackpot im Spiel 77
Mit 2,50 Euro zum Millionär

Ein Lottospieler aus dem Rhein-Neckar-Kreis hat mehr als eine Million Euro gewonnen. Nun sucht die Lotteriegesellschaft in Baden-Württemberg den Glücklichen.
[...]
Damit hat der oder die Gewinnerin mit einem Einsatz von 2,50 Euro den Jackpot geknackt.

Na, so ein oder eine Glückspilz!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.06.2021 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46287

Daß dieses diffuse Unbehagen nicht nur die Abwendung von den Medien, sondern auch die Zuwendung zu unseriösen Quellen und rechten Gruppierungen fördern dürfte, wird von der Gendergemeinde höhnisch bestritten: solches Unbehagen ist für sie schlicht ein Zeichen rechter Gesinnung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2021 um 02.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46286

Das "gemeinsame Vorgehen" ist wichtig. Niemand soll sich einen Vorteil verschaffen, indem er besser lesbare Texte verkauft.

Auf der Seite der freien oder ungebundenen Texte steht dann neben der Alltagssprache immer noch die schöne Literatur. Die Kluft wird tiefer, und ich vermute, daß ein diffuses Unbehagen an der krampfhaft umgestellten Sprache sich zu einem gewissen Verdruß und Überdruß verdichten wird, der die Abwendung von den Medien beschleunigen dürfte.

Wie bei der RSR schieben sich die Agenturen und ihre Kunden, also die Zeitungen und anderen Medien, gegenseitig die Verantwortung zu. Nur die Endabnehmer, die Leser und Hörer, werden wieder einmal nicht gefragt. Auch darum ist die Einheitsfront so wichtig: Niemand soll eine Ausweichmöglichkeit haben.

Nachdem wir erlebt haben, daß sogar namhafte Journalisten die reformierte Rechtschreibung für gesetzlich verpflichtend hielten (übrigens ohne daran Anstoß zu nehmen – auch das war bemerkenswert), könnte sich auch zum Gendern die Meinung einstellen: "Das macht man jetzt so, das muß man doch jetzt so machen!" Ein entscheidender Schritt wird getan sein, wenn die Regierungen, besonders die Schulministerien, einen "geschlechtergerechten" (magisches Wort!) Umgang mit der Sprache anordnen. Das ist zweifellos möglich, und auch hier wird man vielleicht eines Tages sagen: "Alle waren dagegen, aber unterschrieben haben sie doch!" (Rechtschreibreformbetreiber Niehl über die Kultusminister)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.06.2021 um 21.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46285

Druck dürften auch diejenigen Medien auf die Agenturen ausüben, die selbst gendern und keine Lust haben, die Agenturmeldungen immer erst umzuschreiben, damit sie sie ihren Leser*innen zumuten können.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.06.2021 um 21.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46284

Mit der Ankündigung, die Entwicklung des Sprachgebrauchs zu beobachten, lassen sich die Agenturen ein Hintertürchen offen. Der Text liest sich fast wie eine Verlautbarung des Rats für deutsche Rechtschreibung. Ich kenne die Hintergründe nicht, aber das Ganze wirkt auf mich, als hätte man erst mal irgendwie auf den immensen Druck reagieren wollen, den jetzt alle spüren, um damit Zeit zu gewinnen.

Noch ist unklar, ob und welches der Sonderzeichen (Genderstern, Unterstrich, Doppelpunkt etc.), die auch nicht-binäre Geschlechtsidentitäten abbilden sollen, sich im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen wird. Bis auf weiteres verzichten die Nachrichtenagenturen daher auf die Verwendung dieser Zeichen. Bislang entsprechen sie auch weder dem amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung noch dem allgemeinen Sprachverständnis beziehungsweise der allgemeinen Sprachpraxis. Aber viele andere Möglichkeiten zur Vermeidung diskriminierender Sprache und zur Sichtbarmachung von Diversität sind konsequent zu nutzen.

Die Nachrichtenagenturen wollen die Entwicklung der Sprache in den nächsten Jahren gemeinsam beobachten und in enger Abstimmung mit ihren Medienkunden regelmäßig neu bewerten.

Also künftig öfter als bisher (aber wieviel öfter, wird nicht gesagt): Schülerinnen und Schüler (statt: Schüler); ärztlicher Rat (statt: Rat des Arztes); die Leitung (statt: der Leiter); alle, die dieses Programm nutzen (statt: alle Nutzer dieses Programms) usw. usf.

Das möchte ich erleben, daß eine Nachrichtenagentur schreibt »alle, die dieses Programm nutzen«!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2021 um 20.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46283

Auf genau die gleiche Weise haben die Agenturen die Rechtschreibreform gegen den Wunsch der Leser durchgesetzt. Aber die Änderung der Grammatik wird schwerer, das haben inzwischen viele eingesehen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.06.2021 um 20.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46282

Herr S. leidet darunter, daß diese komischen menschlichen Wesen, deren Sprache möglichst genau zu beobachten und objektiv zu beschreiben seine Aufgabe als Sprachwissenschaftler wäre, durch die Bank Waschlappen sind. Mit diesem müden Haufen ist kein Blumentopf zu gewinnen. Ich verstehe seinen Frust. Er sollte sich ein anderes Betätigungsfeld suchen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.06.2021 um 20.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46281

Stefanowitsch meint in den Kommentaren:
Das Englische und das Deutsche sind sprachtypologisch grundverschieden, nicht nur, aber auch im Bereich der Versprachlichung von Geschlecht. Das Englische hat das grammatische Geschlecht vor über 500 Jahren durch Lautwandelprozesse komplett verloren, wodurch diese Kategorie für die Sprechenden weitgehend ihre Relevanz verloren hat – mögliche morphologische Geschlechtermarkierungen (-ix in aviatrix, ‑ette in usherette oder ‑ess in waitress) konnten sich danach nicht durchsetzten und blieben auf jeweils eine Handvoll Wörter beschränkt. Nur bei den Pronomen findet sich überhaupt noch eine Unterscheidung nach Geschlechtern. Im Deutschen ist das anders – das grammatische Geschlecht ist hier eine fest verankerte Kategorie, die von alleine nicht so schnell verschwinden wird. Und das grammatische Geschlecht von Wörtern korreliert bei Menschen (und uns vertrauten Tieren) sehr stark mit dem biologischen und/oder sozialen Geschlecht der Bezeichneten. Diese Verbindung lässt sich nicht einfach auflösen, indem man erklärt, man wolle „den Weg des Englischen gehen“. Sicher, wir könnten das grammatische Geschlecht abschaffen – Wege dahin haben feministische Linguist_innen und andere kreative Menschen immer wieder aufgezeigt. Aber dass sich derartig weitreichende Eingriffe in die Grammatik in einer Sprachgemeinschaft durchsetzen lassen würden, die schon beim Gendersternchen Schnappatmung bekommt, halte ich für ausgeschlossen.

Spricht er sich also gegen tiefe Eingriffe in das deutsche Genussystem aus? Fragen über Fragen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.06.2021 um 17.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46280

Mich stört auch, daß er keine ordentlichen Quellenangaben macht. Die den Studienteilnehmern gestellten Aufgaben wären schon interessant, es sind zudem mehrere Studien. Vielleicht läßt sich das konkretisieren, wenn man recherchiert, hatte nur noch keine Zeit. Aber bessere Quellenangaben würden es erleichtern.

Ich setze hier mal rein, was ich kommentiert habe (überarbeitet).

Nach drei Personen zu fragen, statt nur nach einer, hat zwei Vorteile: Die Fragen können im Plural gestellt werden, und die Versuchspersonen können ein flexibleres Assoziationsverhalten zeigen.

Es hat noch einen anderen Vorteil: Man sieht nicht, wie schlecht das Gendern im Singular funktioniert, siehe zum Beispiel die neue Geschäftsordnung des Neusser Rathauses.

Schema „männlicher Wortstamm + weibliche Nachsilbe“

Da hat Herr Stefanowitsch das Schema meines Erachtens noch nicht richtig durchschaut. Wo ist denn bitte der "männliche Wortstamm" bei Ärzt*in, Bäuer*in, Französ*in?

Zur Frage der mentalen Repräsentation von Transpersonen möchte ich nur darauf verweisen, daß es im Gendersprech keine nichtbinären Formen für den Singular gibt (Ärzt* – für eine nichtbinäre Person mit medizinischer Qualifikation?). Kaum zu glauben, daß die Transaktivisten das vergessen haben. Und ebenso kaum glaubhaft, daß sie sich Sonderzeichen und Glottisschläge zu ihrer Repräsentation gewünscht haben. Wie überhaupt wäre ein Glottisschlag im Singular zu realisieren? Wie muß man jede*r aussprechen, das auch Stefanowitsch im schriftlichen Interview schon verwendet hat? Was wäre die nichtbinäre Entsprechung zu den Wortpaaren Mann/Frau, Junge/Mädchen, Bruder/Schwester?

Ich halte ohnehin nichts von der Prämisse, daß man sich Personen, die bei welcher Gelegenheit auch immer erwähnt werden, immer ganz konkret – mitsamt ihrer Geschlechtlichkeit – vorstellt. Sprache dient ja nicht dazu, eine Folge von photorealistischen Bildern im Hirn zu erzeugen, und das funktioniert auch nicht. Aber von solchen grundsätzlichen Einwänden abgesehen ist die Erklärung für eine mangelnde "Repräsentation" von Nichtbinären ganz einfach: Die Sternchen-, Unterstrich- und Doppelpunktformen sind nie etwas anderes gewesen als wichtigtuerisches Aufbrezeln der inzwischen 40 Jahre alten Binnen-I- und Schrägstrich-Schreibungen – man will ja sein Anliegen immer wieder allen bewußt machen und durchaus damit nerven. So erklärt sich auch der mehrfache Wechsel der Sonderzeichen. Vor Jahrzehnten schon haben manche Leser behelfsmäßig eine Sprechpause eingefügt, um die Neubildungen von der Femininform lautlich unterscheiden zu können. Das ist nicht einmal kreativ.

Um eine echte sprachliche Integration aller Geschlechter, sofern es mehr als zwei sind, hat man sich also nie bemüht. Das sieht man schon am nach wie vor binären Singular. Und nicht ohne Grund sind alle Gendersprecher immer auch mit Herzblut Feministen, ist der Transaktivismus ein eher umstrittenes Randthema (siehe TERF). Wie es Stefanowitsch einmal in der Zeit dargestellt hat, ist das Gendern ein Community-Marker, das Ziel bloß ein anderes, als er vorgibt. Es geht um Frauenpolitik an allen Ecken und Enden. (Und damit übrigens um auch das Aufbürden neuer Rollenerwartungen, nicht die Befreiung davon.)

Eine Frage nebenbei: Woher weiß eigentlich Stefanowitsch die Antwort auf seinen vielrezitierten moralischen Imperativ? Woher will er oder sonst jemand wissen, was er "wollen würde", wenn er nicht der wäre, der er ist? Aus den ständig wiederkehrenden Umfragen, die uns zeigen, wie Frauen und Minderheiten sich sprachlich repräsentiert wünschen?

Die Studienergebnisse, die Stefanowitsch hier vorstellt, sind wie zu erwarten inkonsistent. Mal macht die Doppelnennung den Unterschied, mal nicht. Daraus kann man schließen, daß man nichts so recht schließen kann. Auf die prinzipiellen methodischen Schwierigkeiten geht er auch gar nicht ein, etwa das Lenken der Aufmerksamkeit auf die Opposition, die ja gerade das Gegenteil der Neutralisierung ist, oder die politische/feministische Vorbildung der Versuchspersonen.

Stefanowitsch spricht hier als Aktivist, nicht als Wissenschaftler. Aber das macht er ja gern.

Es läßt sich übrigens vielfach belegen, daß die neuen Genderschreibungen als Femininum interpretiert werden. Quasi ein Femininum mit kleiner Unterbrechung des Redeflusses. Die durchbrochene weibliche Form schließt zwar vorgeblich alle mit ein, ist deshalb aber keineswegs "neutral". Man nennt sie folglich auch gar nicht "neutral". Man nennt sie "gerecht". Diesen – politischen – Bias der Gendersprache erkennt man auch in all diesen Studien, die von der Art sind, wie Stefanowitsch sie hier vorstellt. In der Disziplin "mehr an Frauen denken" gewinnt nämlich regelmäßig die Genderschreibung vor der Beidnennung. Und das entspricht ganz der gelebten Praxis in der kleinen Blase der Gendersprecher. Es haben sich durchgehend Formen wie "die Ärzt*in" / "eine Ärzt*in" etabliert – das ist ohne lebensfremde Laborfragebögen zigtausendfach belegbar. Arzt*in oder A*ärzt*in oder sonst abweichende Formen kommen praktisch nicht vor.

Wenn nun Stefanowitsch selbst bekennt, daß das alles nicht wirklich konsequent ist – sollte man sich freuen oder lieber fürchten?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.06.2021 um 16.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46279

Eine "neue psycholinguistische Studie" nach altbewährtem Muster. Man erfragt die Namen bekannter Musiker, Sportler etc. und erhält das abzusehende Ergebnis, daß vorwiegend Männer genannt werden. Wüßten die Probanden nicht, um was es geht, fielen ihnen überhaupt keine Frauen ein; niemand würde Helene Fischer als Musiker bezeichnen. Das Geschlecht berühmter Individuen ist nun mal wichtig – im Gegensatz etwa zu jenem berühmter Sinfoniker. Das Leipziger Gewandhausorchester "gehört international zu den führenden Orchestern und gilt mit derzeit etwa 185 Berufsmusikern als weltweit größtes Berufsorchester". (Wikipedia)

Immerhin räumt Stefanowitsch ein, das Gendersternchen sei "nicht die Lösung für das Problem der Unsichtbarkeit nicht-binärer Menschen", sondern "nur ein erster Schritt. … Indem wir das Gendersternchen bewusst und aus eigener Entscheidung verwenden, zeigen wir der betroffenen Gruppe wenigstens, dass wir sie wahrnehmen wollen." Damit liegen wir moralisch auf jeden Fall weit vorn.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.06.2021 um 16.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46278

Herr S. und Konsorten versuchen verzweifelt, die Existenz und das Funktionieren des generischen Maskulinums zu widerlegen, indem sie nachweisen, daß nichtgenerisch verwendete Maskulina keine generischen Maskulina sind. Das ist so armselig, daß man sich fast schon für sie schämt.

Die Ergebnisse dieser psychologischen Experimente auf Sextanerniveau sind nicht nur deshalb wertlos, weil sie überwiegend mit Anekdoten und Fallbeispielen arbeiten, in denen die männlichen Personenbezeichnungen gar nicht generisch, sondern spezifisch verwendet werden; sie gehen auch von der falschen Prämisse aus, daß die Welt und das Leben der Menschen einem strikt paritätischen Muster folgen: alles ist zu gleichen Teilen auf Frauen und Männern verteilt, nur die böse deutsche Sprache macht daraus ein null zu hundert.

Wenn mir bei so einem Test mehr Romanhelden als Romanheldinnen (die man im übrigen wohl auch immer so bezeichnen würde) einfallen, dann könnte das ja auch daran liegen, daß es in Romanen schlicht viel mehr männliche als weibliche Helden gibt. Wenn ich die Probanden aber durch die explizite Nennung der weiblichen Form sozusagen durchrüttle und sie so dazu zwinge, angestrengt darüber nachzudenken, ob sie nicht vielleicht doch noch ein paar mehr Romanheldinnen kennen, dann ist doch völlig klar, daß mehr Frauen genannt werden. Nicht die ursprüngliche Frage führt zu einer Schieflage bei den Antworten, sondern, im Gegenteil, erst der ausdrückliche Hinweis auf eine Untergruppe verfälscht die Ergebnisse. Man könnte auch etwas unfeiner von Manipulation sprechen. Wenn ich Probanden bitte, mir fünf Hauptstädte Europas zu nennen, erhalte ich selbstverständlich andere Ergebnisse, als wenn ich dazusage: »Sie dürfen auch gerne Hauptstädte kleinerer Länder nennen«. Es kann doch nicht sein, daß ein Linguist so etwas übersieht!

Hinzu kommt das grundsätzliche Problem, daß die Probanden im Grunde schon dadurch von vornherein für den Test »versaut« sind, daß sie in der Regel wissen, daß sie an einem sprachpsychologischen Experiment teilnehmen. Wenn die Aufmerksamkeit erst einmal auf den Untersuchungsgegenstand gelenkt ist, kann man den Versuch eigentlich abbrechen. Es fehlt der natürliche Kontext, der in realen Situationen fast immer dafür sorgt, daß die Aussagen praktisch in Echtzeit richtig verstanden werden.

Probanden wollen auch gern alles richtig machen und hören besonders genau hin. Sie wittern in Betonungen, Formulierungen usw. versteckte Hinweise, die es entweder nicht gibt oder die sie falsch verstehen. Dazu gehört auch die bewußte Uminterpretierung der an sich richtig verstandenen generischen Form in eine spezifisch männliche.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.06.2021 um 16.35 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46277

https://presseportal.de/pm/8218/4947122
Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen AFP, APA, dpa, epd, Keystone-sda, KNA, Reuters und SID haben ein gemeinsames Vorgehen vereinbart, um diskriminierungssensibler zu schreiben und zu sprechen. Das generische Maskulinum wird in kompakter Nachrichtensprache noch vielfach verwendet, soll aber schrittweise zurückgedrängt werden. Ob die Nachrichtenagenturen in einigen Jahren ganz darauf verzichten können, hängt von der weiteren Entwicklung der Sprache ab.

Da drücken wir die Daumen, das muß doch zu schaffen sein.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 21.06.2021 um 14.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46275

Stefanowitsch hat jetzt noch bessere Beweise, wie gut das Gendern funktioniert.

http://sprachlog.de/2021/06/18/funktioniert-das-gendersternchen-und-wie

Ich habe da mal zwei Kommentare hinterlassen, aber ich bekomme bei ihm selten etwas durch.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.06.2021 um 01.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46272

Es wird jetzt oft so getan, als handele es sich beim Streit ums Gendern um einen Generationenkonflikt: hier die Jungen, die es wollen, dort die Alten (besonders Männer), die es ablehnen. Da scheint auf den ersten Blick etwas dran zu sein. Die Lust auf Experimente zur Veränderung der Welt schwindet nun einmal bei den allermeisten mit wachsender Lebenserfahrung. Das ist ganz normal und wird schon bald auch diejenigen Jünglinge ereilen, die jetzt noch glauben, mit einem Gummischwert den Drachen töten zu können, der den Menschen, zumal den schwachen, so arg zusetzt. Bis dahin werden massenhaft Gummischwerte ausgegeben werden. Viele werden damit in der Luft herumfuchteln und sich hinterher besser fühlen, auch wenn der Drache nicht einmal Notiz von ihnen genommen haben wird.

Wenn man aber genauer hinschaut, sieht man ganz andere Zusammenhänge. Keine Volontärin entscheidet beim ZDF oder beim Deutschlandfunk, wie der Sender es mit dem Gendern hält. Frau Gerster hat in Interviews unumwunden zugegeben, daß sie persönlich mit dem generischen Maskulinum überhaupt kein Problem hat, weil sie sich damit immer angesprochen gefühlt hat und noch immer fühlt. Gefragt, warum sie denn dann gendere, verweist sie auf junge Frauen, die das offenbar anders sähen.

Eine ältere Leserin bekennt in einem Online-Diskussionsforum, sie halte eigentlich nichts vom Gendern, weil es die Welt eben gar nicht besser, sondern nur die Sprache schlechter mache, fügt aber hinzu, sie wolle ihren Standpunkt überdenken, denn das sei ja offenbar eine Forderung der Jugend, und der Jugend gehöre die Zukunft.

Im SPIEGEL wanzt sich Christina Pohl mit einer Kombination aus gespielter Lockerheit und unappetitlicher Selbstkasteiung an die Jugend heran: »Es ist längst überfällig, dass die Gleichberechtigung in der Sprache Einzug hält, aber auch in meinem Gehirn haben sich mehr als 50 Jahre Sprecherziehung mit dem generischen Maskulinum eingebrannt. Ich brauche eine jugendliche Bewegung, die das alles mal gründlich durcheinanderbringt. Die mir eine neue Sprache beibringt.«

Überall ist zu beobachten, daß sich alternde Menschen auf »junge Leute« beziehen, die entweder gar nicht wissen, wie ihnen geschieht, weil ihnen das ganze Gewese genauso auf den Zeiger geht wie der übergroßen Mehrheit der Reiferen, oder die ihr Glück kaum fassen können, weil sie nicht damit gerechnet hatten, daß Ältere ihre unausgegorenen Ideen ohne jede kritische Nachfrage eins zu eins übernehmen und dann mit missionarischem Eifer über etablierte Kanäle in die Sprachgemeinschaft pumpen.

Nein, die aktuelle Misere ist nicht in erster Linie das Ergebnis eines Generationenkonflikts, und sie geht schon gar nicht auf das Konto der jungen Leute, die sich das Gendern nach der aktuellen Allensbach-Umfrage in ihrer übergroßen Mehrheit genausowenig vorschreiben lassen wollen wie die Älteren. Natürlich gibt es junge Experimentierer, und dagegen ist gar nichts zu sagen. Schuld sind nicht die Jungen, die ein Problem mit den Alten haben; schuld sind die Alten, die ein Problem mit dem Altern haben! Und damit meine ich nicht etwa »alte weiße Männer«, die zurück in die Vergangenheit wollen (die gibt es auch). Ich meine jene angegrauten intellektuellen Herrschaften, die plötzlich nicht mehr mit ihrem saturierten Leben klarkommen und jetzt ohne Rücksicht auf Verluste nach Auswegen aus dieser Sinnkrise suchen. Inspiriert von bereits »erweckten« Leidensgenossen, verfallen manche auf die Idee, sich das Büßerhemd (allerdings ein neonfarbenes!) anzuziehen und öffentlich alles in Frage zu stellen, was sie und ihresgleichen bisher so gedacht und getrieben haben. Das erweist sich bei genauerer Betrachtung nämlich als frauenfeindlich, rassistisch und auf jeden Fall viel zu wenig »empathisch«. Statt abzuwarten, wie sich die »woke« Marotte im Laufe der Zeit von selbst totläuft, verhelfen sie ihr maßgeblich zu dauerhafter Verbreitung. Die Sprachgemeinschaft zahlt den Preis für diese egozentrischen Selbsttherapieversuche. Die Benachteiligten und Unverstandenen gehen derweil leer aus, denn ihnen helfen keine sprachformalistischen Sandkastenspiele und opportunistischen Mitmachrituale – im Gegenteil.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.06.2021 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46261

Die ausdrückliche Nennung weiblicher Personen war schon immer möglich und wird heute nur viel häufiger praktiziert als früher und in "gebundenen" Texten häufiger als im Alltag. Auch wo sie konsequent durchgeführt ist, impliziert sie an sich noch keine ausdrückliche Leugnung des generischen Maskulinums, sondern einfach den Verzicht darauf. Dahinter kann sich die theoretische Leugnung verbergen, aber das ist Interpretation. Man könnte von einem "Frequenzspezifikum" sprechen (in den Begriffen, die ich in meinem Fachsprachenbuch zur stilistischen Differenzierung nutze).

Je mehr Beidnennung, desto pedantischer, bürokratischer, schwerfälliger, elitärer, volksfeindlicher. Alle anderen Formen des Genderns greifen dagegen in die Grammatik und/oder Orthographie ein.

Die Zwecklüge von der Allgemeinüblichkeit des Genderns erinnert an die Rechtschreibreform, wo gleich nach den Sommerferien, in denen die Reform beschlossen und bekanntgegeben wurde, die Schulminister behaupteten, die Neuschreibung sei an den Schulen eingeführt und könne mit Rücksicht auf die Schüler nicht mehr zurückgenommen werden.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 19.06.2021 um 23.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46260

Mir war der Spiegel-Artikel auch aufgefallen, und es hätte mich interessiert, ob sich Frau Amann tatsächlich als moderate Stimme einbringt.
Leider steht der Artikel hinter der Bezahlschranke.

Die Einschränkung des Begriffs "Gendersprache" auf den neuesten Zeichen-Firlefanz ist mir in letzter Zeit auch aufgefallen.
Dabei ist es genau so, wie Sie es sagen, Herr Metz: Die Doppelnennung bestreitet das generische Maskulinum und die Wechselnennung behauptet das generische Femininum. Beides ist falsch, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.06.2021 um 22.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46259

Wer wissen will, wie man beim SPIEGEL tickt, sollte den jüngsten Artikel von Melanie Amann, seit kurzem Mitglied der Chefredaktion, lesen (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/gendergerechte-sprache-wer-veraenderungen-will-braucht-gute-argumente-a-8a738833-0002-0001-0000-000177967136). Er bestätigt, was ich seit langem beobachte: Unter »Gendersprache« versteht man in diesen Kreisen nur noch Sternchen und Schweigesekunde. »Sozialhilfeempfängerinnen und Sozialhilfeempfänger«, neuerdings auch »Ärztinnen und Pfleger«, halten SPIEGEL-Redakteure längst für normal und akzeptiert. Klar, sie schreiben ja selber so. Nun warnt Amann vor einer Vertiefung der »Kluft zwischen jungen, großstädtischen, linksliberalen Milieus, in denen der Glottisschlag längst gelebte Normalität ist, und der ›Lebenswirklichkeit der Bürger‹ (Allensbach), die sich kulturell marginalisiert und bevormundet fühlen.« Das ist rührend. Gehören die bleiernen Doppelformen etwa zur Lebenswirklichkeit der Bürger? Wer sagt denn bitte im echten Leben »Wortführerinnen und Wortführer« oder »Journalistinnen und Politiker«, wie Amann es in ihrem Artikel tut? Die Warnung vor der Vertiefung der Kluft zwischen bestimmten Milieus und der breiten Masse wäre glaubhafter, wenn die Autorin nicht selbst durch ihre Sprache an dieser Vertiefung mitwirken würde, wenn auch (bisher noch) in einer anderen Spielart.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2021 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46256

Im Prädikat steht üblicherweise die Rolle, nicht das Individuum. Eben das, was ausgesagt wird. Auch eine Ärztin übt den Arztberuf aus.

Die SZ widmet heute eine ganze Seite der Genderdiskussion. Die Journalisten sehen manches Problem ganz richtig, aber man kann nichts anderes erwarten, als daß sie es am Ende auch nur für eine Frage der Gewohnheit und der Zeit halten, bis sich das Gendern durchgesetzt hat. Selbst wenn sie Germanistik studieren – wir sehen ja, bei wem sie es studieren... (und was für Lehrer und Materialien auf die Schüler losgelassen werden).
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.06.2021 um 10.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46255

"Denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß." Selbst im Singular hat das generische Maskulinum also schon immer anstandslos funktioniert, wenn es etwa um das gesellschaftliche Sein ging, die Stellung, das Amt, die Funktion, den Beruf. Tritt das Individuum auf den Plan, bekommt das Geschlecht Gewicht – es sei denn, die Kategorie bleibt im Vordergrund: "Meine Frau ist ein unverbesserlicher Optimist."
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.06.2021 um 10.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46254

Angesichts der schlagenden Beweise finde ich es sehr höflich anzunehmen, daß Nübling nur schlecht informiert ist. Sie wird ganz opportunistisch tun, was sie ihrem Ticket schuldig ist, und die Realität leugnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2021 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46251

Es gibt selbstverständlich sehr gute Sprachwissenschaftlerinnen. Man muß aber kein wütender alter Mann sein, um festzustellen, daß viele Linguistinnen über das Frauen-Ticket zu Professuren gelangt sind und daß sich mittlerweile der unvermeidliche Qualitätsverlust bemerkbar macht. Er hat auch noch andere Gründe, teils in der Hochschulpolitik, teils in der Geschichte des Faches selbst; die Männer sind auch nicht besser. (Einiges habe ich unter "Abfall für alle" exemplifiziert.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2021 um 05.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46250

Auch wer gendert, beweist durch den ausschließlichen Gebrauch von die Amerikaner (= die USA), die Russen (= Rußland) und natürlich auch die Autohersteller Tag für Tag, daß das generische Maskulinum entgegen der Behauptung klaglos funktioniert. Niemals liest man: Die Chinesinnen und Chinesen treiben ihr Projekt Neue Seidenstraße voran. – Ob es mal jemandem auffällt?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.06.2021 um 22.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46248

Gerade lief "Tootsie" auf ZDF Neo. Der Film wurde von der Kritik 1982 vor allem als Travestiekomödie aufgefaßt und mit "Charleys Tante" verglichen. Er parodiert aber vor allem sämtliche feministischen Klischees, die heute zum Sturmgepäck der woken Genderisten gehören.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.06.2021 um 21.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46247

Schottland gegen England,
der ZDF-Kommentator der Fußball-EM:

22500 Zuschauer innen, etwas mehr als 2000 Schotten, sollen im Stadion sein.

Na so was, gar keine Schott innen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2021 um 19.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46246

Nachtrag: Man sieht an den Beispielen wieder einmal, daß das generische Maskulinum (meist mit dem Stamm identisch) besonders im Prädikatsbereich herrscht: Herr sein, König sein, der größte sein usw. Wenn die Königin kommt, würde man nicht sagen: Der König kommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2021 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46245

Zu Nübling s.

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#15801

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42120

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=843#15810

Zum generischen Maskulinum (unter anderer Bezeichnung) kurz

Jacob Wackernagel: Vorlesungen über Syntax II:28f. über maskuline Epicoena, mit älterer Lit.

Einem Weibe aber gestatte ich nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie des Mannes Herr sei.

Maria Stuart:
Regierte Recht, so läget Ihr vor mir
Im Staube jetzt, denn ich bin Euer König.


Nübling ist auch in dieser Frage schlecht informiert.

Übrigens: Nicht erst bei Luther, sondern schon bei Lukas finden wir das generische Maskulinum:

Wer dieses Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß.

(Die „Bibel in gerechter Sprache“ läßt hier das Korrelat der weg, korrigiert also auch den Urtext im feministischen Sinne. Man kann das nur so verstehen: Der liebe Gott, die Griechen, Lukas und Luther wußten es eben nicht besser, jedenfalls nicht so gut wie wir.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.06.2021 um 15.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46244

Hach, die bunte Welt der Linguistik!

https://abendblatt-berlin.de/2021/05/06/linguistin-erklaert-sprachdebatte-wuetende-maenner-wollen-zurueck-in-die-vergangenheit/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.06.2021 um 11.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46233

Sehr gut! (Könnte von meiner Frau sein, die tickt genauso.)

Heute feiert die Zeitung die Regensburger Spätzle als Schritt der "Emanzipation", was mir doch etwas übertrieben erscheint. Jeder kann einen Mädchenchor gründen, das war noch nie revolutionär. Der junge Brahms leitete in Hamburg einen Frauenchor, und da er ein großer starker blonder Mann war, kann man sich denken, woran die Sängerinnen immer nur dachten (s. o.).
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.06.2021 um 07.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46232

Als heute früh im Fernsehen von Studierenden die Rede war, habe ich meine Frau gefragt: "Jetzt mal ehrlich, wenn damals an der Uni von Studenten die Rede war – hast du da nur an Männer gedacht?" Lakonische Antwort: "Ich habe immer nur an Männer gedacht." Das Problem der Sprachfeministen in einem ironischen Satz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2021 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46228

Meine jüngste Tochter, selbst Chorsängerin, schlägt Dom-Spätzle vor, mit zugehörigem Spezialitäten- bzw. Spätzialitäten-Restaurant.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 16.06.2021 um 11.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46227

Domseln? Dann würde ich aber noch die Konsonanten etwas umsortieren, damit es auch dem Stand der akademischen Forschung nach Hornscheidt entspricht:
ens Regensburgens Dolmens

Die einschlägigen Gender-Ratgeber fordern ja immer wieder, daß man sprachlich kreativ vorgehen sollte. Schön, daß man hier in der Gruppe diese Ermunterung beherzt aufnimmt und kreativ-iterativ zu perfekten Lösungen kommt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.06.2021 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46226

Vielleicht könnte man sie Regensburger Domseln nennen (in Anlehnung an die Amsel).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.06.2021 um 09.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46225

Was ist eigentlich mit Orchesternamen wie »Berliner Philharmoniker« oder »Bamberger Symphoniker«? Müssen die nicht auch endlich verzeitgeistigt werden? Auf Auslandstourneen wäre so auch dem Rest der Menschheit schnell klarzumachen, wie fortschrittlich man in Deutschland »unterwegs« ist: Berliner Philharmoniker*innen, Bamberger Symphonikerinnen und Symphoniker. Es gibt noch viel zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2021 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46222

Die Regensburger Domspatzen nehmen jetzt auch Mädchen auf. Schon überlegt man, wie sie in Zukunft heißen sollen. "Domnachtigallen" wurde verworfen, weil die Spatzen-Marke weltbekannt sei. "Domspätzinnen" hat wohl auch keine Chance. Da ist guter Rat teuer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2021 um 04.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46219

Die Europäische Metropolregion Nürnberg lädt zum 14. Wissenschaftstag ein:

Unter dem Motto „Raum für Vielfalt –Zeit für Zukunft“ greifen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen im Dialog mit der Praxis aus Unternehmen, Institutionen und Gesellschaft in fünf Panels aktuelle Herausforderungen auf. (...) Wissenschaftliche Gastgeber sind in diesem Jahr die Hochschule Ansbach, die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, dieAugustana-Hochschule Neuendettelsau, die Hochschule fürangewandtes Management Treuchtlingen sowie der kunstoff-campus bayern. Öffentliche Partner sind der Bezirk Mittelfranken, die Stadt Ansbach sowie die drei Landkreise Ansbach, Neustadt a.d. Aisch/Bad Windsheim und Weißenburg-Gunzenhausen. (...) Wir danken den Premiumpartnern Siemens und der Sparkasse Ansbach sowie den lokalen Sponsoren GEKA und Oechsler für die Unterstützung des diesjährigen Wissenschaftstages.

Es lebe das generische Maskulinum!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.06.2021 um 01.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46218

Voll im Trend: alles durcheinander

»Unsere Musiker*innen im Porträt
Wer sind die Menschen hinter dem Orchestermitglied? Was bewegt sie, weshalb sind sie ausgerechnet Musikerin geworden und nicht Arzt oder Lehrerin? Wie lebt es sich in der Gemeinschaft Orchester?
Lernen Sie unsere Musikerinnen und Musiker von einer ganz persönlichen Seite kennen in den Porträts von Melanie Kollbrunner.«
(https://www.tonhalle-orchester.ch/orchester/musiker-innen/)

Hier will jemand es mal wieder allen recht machen, aber so kann es niemals funktionieren. Dröseln wir es mal auf:

Weiblich:
Frau Müller, weshalb sind Sie Musikerin geworden und nicht Arzt?
Frau Müller, weshalb sind Sie Musikerin geworden und nicht Lehrerin?

Männlich:
Herr Müller, weshalb sind Sie Musikerin geworden und nicht Arzt?
Herr Müller, weshalb sind Sie Musikerin geworden und nicht Lehrerin?

Divers:
Bernd/Christa/Helge Müller, weshalb sind Sie Musikerin geworden und nicht Arzt?
Bernd/Christa/Helge Müller, weshalb sind Sie Musikerin geworden und nicht Lehrerin?

Ich will den Autoren nicht unterstellen, daß sie das generische Femininum durch die Hintertür einführen wollen, so weit reichen ihre Gedanken vermutlich gar nicht. Aber es fällt mir doch auf, daß nach unseren heutigen Sprachregeln, die trotz aller Störmanöver immer noch weithin anerkannt sind, und nach dem mutmaßlichen Sprachgefühl der überwältigenden Mehrheit einzig die Fragesätze unter »Weiblich« einen Sinn ergeben. Weiter fällt auf, daß nicht nur Männer, sondern auch nichtbinäre Personen sich geradezu verhohnepipelt fühlen müssen, wenn sie diese Sätze lesen. Wer nicht als Mann oder Frau »gelesen« werden möchte, muß sich mit dem hingeworfenen Genderstern in der Überschrift begnügen und ansonsten im Haupttext tapfer alle explizit weiblichen und männlichen Formen überlesen und damit viel mehr »Angriffen« standhalten, als je von der alle inkludierenden generischen Form ausgehen könnten. (Explizit weiblich oder männlich sind die Personenbezeichnungen, weil es nicht gleichzeitig ein generisches Femininum neben einem generischen Maskulinum geben kann.)

Der wohlmeinende Leser erkennt das Bemühen um »gendersensiblen« Sprachgebrauch, muß aber doch, wenn er gewisse Mindestanforderungen an den Informationsgehalt und die Verständlichkeit von Texten stellt, zu dem Schluß kommen, daß dies keine Zukunft hat.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 15.06.2021 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46212

Die Kommentare zur Focus-Hymne scheinen durchweg scharf ablehnend zu sein. Nebenbei: was soll „ohne großes Plem-Plem“ bedeuten? Und wieso darf es „alle freuen, dass Apple hier den Schritt ergreift“? Wieso darf Apple das? Als Hallervorden unlängst den schrittgreifenden Trump besang, wurde er von den Kritikern zerrissen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2021 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46211

Kürzlich wurde über Forschungen zur Geräusch-Überempfindlichkeit berichtet (https://www.spektrum.de/news/misophonie-ein-hypersensibler-spiegel/1882024).

Nix Genaues weiß man nicht. Aber abgesehen von dieser Leere: Man bemüht sich um Geschlechtergerechtigkeit, bis dann doch wieder die "Kollegen" unterlaufen, obwohl im "Team" der "Forschenden" auch Frauen waren.

Dafür sind zweifellos bald Geldstrafen fällig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2021 um 19.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46209

Besonders beschämend finde ich die Lobeshymnen des FOCUS-Redakteurs. Immerhin jubelt hier ein Riesenkonzern den Menschen etwas unter, was sie mehrheitlich nicht wollen. Die wunderbare Rechtschreibreform wird als Vorlage gepriesen.

In Erinnerung an damals könnten manche bald auch die Regierung um mehr Zwang zum Gendern bitten. Wir wollen die Geschlechtergerechtigkeit nicht verweigern dürfen! Bestraft uns, wenn wir nicht gendern! Anders geht es in Deutschland nicht!

Die gesetzlichen Grundlagen sind schon längst gelegt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.06.2021 um 18.10 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46208

Apples neues mobile Betriebssystem iOS 15 wird mit Doppelpunkt gendern.
https://p6.focus.de/img/fotos/id_13388923/ios-gendern.jpg?im=Resize%3D%28800%2C450%29&hash=bec4be9985d289d2fc479231891b29df3cd84b986ec825c3538d3b050b6cdbd5
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.06.2021 um 17.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46190

Katrin Göring-Eckardt:

Es gibt kaum jemanden, die so klar, differenziert und eindringlich gegen jede Menschenfeindlichkeit eintritt

https://twitter.com/GoeringEckardt/status/1403794623366041602
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.06.2021 um 14.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46185

"Die Antworten Hanikas sind aber allesamt in alter Rechtschreibung, die Fragen jedoch in neuer"

Na ja, ein paar "daß" haben sie ihr zwar gelassen, auch ein "muß" und ein "müßte", aber ansonsten gibt es auch in den Antworten jede Menge "dass" (fast so viele wie "daß") sowie "jedes Mal" und "alles Mögliche".
Die Zeitungen können heutzutage gar nicht mehr richtig schreiben, das Herkömmliche haben sie schon vergessen und die Reform nie richtig begriffen (was ja auch verständlich ist).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.06.2021 um 11.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46184

Interessantes Interview mit Iris Hanika, einer Preisträgerin der Leipziger Buchmesse.

Sie spricht sich gegen das Gendern und für die alte Rechtschreibung aus.

https://mainpost.de/ueberregional/kulturwelt/kultur/buchpreis-gewinnerin-iris-hanika-das-gender-sternchen-ist-irrwitzig-art-10615244

Bemerkenswert finde ich noch etwas anderes, und das paßt thematisch hier nicht ganz rein (ich habe aber keinen passenden Thread im Forum gefunden). Es handelt sich laut Einleitung um ein Telefoninterview, das nachträglich verschriftlicht wurde. Anders wäre wohl auch folgende "Antwort" nicht möglich.

Frage: Lächeln oder lachen Sie eigentlich beim Schreiben?
Hanika (lacht): . . . .

Die Antworten Hanikas sind aber allesamt in alter Rechtschreibung, die Fragen jedoch in neuer (am Ende findet man die Schreibung "Schluss").

Ich vermute mal, daß Hanika dies bei der Autorisierung durchgesetzt hat.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.06.2021 um 09.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46182

Sehr penetrant ist auch das ständige Beschwören der Demokratie. Man sollte vielleicht über eine Umbenennung in Deutsche Demokratische Republik nachdenken, Umbenennungen sind ja zur Zeit in Mode.

Das Magazin kann man sich runterladen und vorlesen lassen (echte Stimme).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2021 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46177

Das erwähnte Regierungsmagazin "Schwarzrotgold" wird übrigens zu einem knappen Viertel von Carolin Emcke gefüllt, die ja gleichzeitig als Gastrednerin auf dem Parteitag der Grünen Aufsehen erregte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2021 um 12.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46174

Nicht taufrisch, aber immer noch nett:

Bitte eine Radlerin!

- Tut mir leid, die Zapfhenne ist kaputt.


Wenn ich noch Einführungskurse gäbe, würde ich es benutzen, um auf verschiedene sprachliche Dinge hinzuweisen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2021 um 07.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46173

„Schwarzrotgold“, das Magazin der Bundesregierung, liegt wieder der Zeitung bei und ist penetrant durchgegendert. Nur die Aussteiger, denen Frau Merkel helfen will, und die Schleuser, die nichts anderes verdient haben, bleiben männlich. Und über dem Kapitel, das die Ausbildung von Polizistinnen und Polizisten behandelt, steht der Kürze halber "Demokraten in Uniform" - das generische Maskulinum lebt!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 12.06.2021 um 01.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46170

Jetzt verstehe ich. Das geschlechtslose Wesen Lann Hornscheidt hat ein Buch geschrieben, und das war für die Tagesthemen wohl der Anlaß, sie aus der Versenkung zu holen.

Dort behauptet sie ja, ihr neuester Vorschlag sei ganz leicht umzusetzen: "ein Käufer und sein Einkaufskorb" wird zu "ens Käufens und ens Einkaufskorb" (sie wiederholt direkt darauf es noch einmal: "ens Käufer [sic] und ens Einkaufskorb", und zeigt damit, daß es gar nicht so einfach ist).

In einem Interview mit der Berliner Zeitung sagt sie jedoch, der unbestimmte Artikel wäre nicht "ens", sondern "einens".
https://berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/lann-hornscheidt-der-staat-wird-seinen-eigenen-gesetzen-nicht-gerecht-li.135480.amp?__twitter_impression=true

Können diese Leute ihre Hirngespinste eigentlich beliebig weit treiben, oder gibt es da irgend eine Grenze, ab der man sie nicht mehr ernst nimmt?

Sie liebäugelt auch mit dem Zwang per Verwaltungsakt.

Wenn ich in einem Telefongespräch sage, ich verstehe mich nicht als Frau oder Mann, dann entschuldigen sich viele sofort. Es ist keine Diskussion mehr. Natürlich hat das auch so Blüten, wie dass die GEZ nach mehrmaligen Aufforderungen, die gegenderte Anrede sein zu lassen, mir im letzten Brief geschrieben hat, ich könne sicher sein, dass sie mich nicht diskriminieren wollen, aber damit sie es nicht machen, würden sie jetzt nicht mehr mit mir kommunizieren. Das habe ich jetzt weitergegeben an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Ich fürchte ja, daß sie hier die "GEZ" hier auch nicht korrekt benannt hat.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 11.06.2021 um 17.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46164

ARD (Tagesthemen) macht Gender-Propaganda.
https://youtube.com/watch?v=DpqEcD0oKsA
Sendung von vorgestern

Die Befürworter Carolin Müller-Spitzer und Moritz Rödler verwenden natürlich selbst das generische Maskulinum:
Wenn jemand nicht gendern möchte, dann kann er ...
Jeder, der will ...

Daß es längst Zwang gibt, wird nicht erwähnt, es wird auch vom Moderator nicht kritisch nachgefragt, stattdessen immer wieder die versteckte Behauptung, daß der Widerstand von rechts käme, daß Frauen sich das Gagasprech wünschten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2021 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46152

Die SZ (10.6.21) kommentiert den Genderstern zwar recht oberflächlich, kommt aber zu dem begrüßenswerten Ergebnis, daß das generische Maskulinum die beste Lösung wäre. Es vermittelt (im Gegensatz und Widerspruch zur ebendort weitergetragenen Annahme) kein männlich dominiertes Weltbild. Unser Weltbild steckt in dem, was wir sagen, nicht in der Sprache, in der wir es sagen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.06.2021 um 17.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46150

Du musst kein Wort sagen, aber ich freue mich über das kleinste. Mit mir ist das anders. Ich bin wohl der Einfachere von uns beiden [...]

Das schrieb Ingeborg Bachmann 1949 an Paul Celan (Herzzeit Briefwechsel, Suhrkamp Taschenbuch, 2008, S. 14).

Vor solchen lyrischen Texten wirkt die heutige "geschlechtergerechte" und gegenderte Sprache wie ein Verbrechen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2021 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46149

„Ist es denn überhaupt so wichtig, das Geschlecht eines Menschen zu erfahren?“ (Aus einem Bericht über Bestrebungen tschechischer Feministinnen, die weibliche Endung von Familiennamen (Navrátilová) aufzugeben.) Bei anderen Gelegenheiten scheint den Genderern nichts wichtiger zu sein als die Erwähnung des Geschlechts. Immer das gleiche Dilemma der Identitätskämpfer. Übrigens: Das Anhängsel sei „besitzanzeigend“. Das stimmt natürlich nicht. Auch wenn der Knecht von „seinem“ Herrn spricht, drückt er nicht dessen Besitz aus (wenn er nicht gerade Hegel gelesen hat).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2021 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46147

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46142

Herr Voß hat laut Wikipedia auch eine "Auszeichnung" erhalten: eine Übersetzungsförderung. Ich habe auch mal einen Druckkostenzuschuß erhalten.

Hat er eigentlich persönlich unter der Nazi-Erfindung der Zweigeschlechtigkeit zu leiden? Das ist in diesem Zusammenhang nicht unwichtig. Die eigene "Betroffenheit" wird doch immer als theoretischer Faktor ins Spiel gebracht, vor allem wenn es um Stellenbesetzung geht.

(Manche Wikipedia-Artikel neigen dazu, das eigene Leben in Echtzeit wiederzugeben.)
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 09.06.2021 um 01.43 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46145

Tolle Dokumentation, Herr Metz.
Mir geht es so: Als Sprachbewegter habe ich immer ein Ohr auf den Gender-Anteil dessen, was ich höre und lese. Und ich protokolliere es oft mit, für meine eigene Dokumentation. Aber packt mich dann das Thema eines Beitrags selbst, ist alle Buchführung vergessen.
Vielleicht ist es hier ähnlich: Die Machtergreifung ist ausgeblieben, aber alle sind noch erregt durch die Prognosen vor der Wahl. Und daher reden sie aus sich heraus, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.06.2021 um 01.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46144

Vorhin im Fernsehen (frontal 21, ZDF) gehört:
Das große Beben [Kunstpause] es ist ausgeblieben.
Kurz darauf:
Der Gewerkschafter [Kunstpause] er innert sich.
Oh! Da habe ich wohl was falsch verstanden.

Auch ganz im Trend:
Und doch hat sich eine Partei festgesetzt, die die Bundesrepublik als Diktatur und seine Repräsentanten als Volksverräter sieht.

Aber wie sieht es mit dem Gendern aus? In 43 Minuten kommen in 6 Beiträgen zu diversen Themen 46 Personen verschiedenen Alters, beiderlei Geschlechts und mit höchst unterschiedlichen Berufen und Funktionen zu Wort, nicht mitgerechnet eine Handvoll Personen, die griechisch sprechen und deren Sätze vom Off-Sprecher in deutscher Übersetzung wiedergegeben werden. Die Moderatorin im Studio sagt einmal Seniorinnen und Senioren, scheut sich aber, wie eine Stichprobe zeigt, in anderen Folgen der Sendung nicht, Ärzte, Polizisten usw. zu sagen, sie macht es mal so, mal so. In einer Texttafel am Ende eines Beitrags steht zu lesen: Autor*innen.
Ansonsten: Fehlanzeige! Weder die Off-Sprecher noch die Reporter vor Ort, auch nicht die interviewten Passanten, Privatleute und Praktiker gendern, selbst Frau Kemfert vom DIW sagt die Bürger:
Wahlkämpfer
Politiker
Bürger 2 x
Pendler 2 x
Touristen 4 x
Griechen 3 x
Ärzte 2 x
Chefs
Schüler 2 x
zwei Grundschüler (= ein Grundschüler und eine Grundschülerin)
Gefährder
Autoren
Wissenschaftler
Risikopatienten
Lehrer
Pflegeexperten
der Patient
Patienten
Immigranten
Repräsentanten
Volksverräter
Wähler
Täter

Außerdem:
wer …, der …
jeder, der
jeder Fünfte
keiner
Herr der Lage

Aus der Reihe tanzt nur wieder ein Politiker, in dem Fall Olaf Scholz, der schriftlich mit Bürgerinnen und Bürger zitiert wird.

Robert Habeck hat sich kurz nicht im Griff: vom Säugling bis zum Senior, […] vom Millionär bis zum Hartz-IV-Empfänger.

Wenn so das Ende des generischen Maskulinums aussieht, wird es sich wohl noch über einige Generationen hinziehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.06.2021 um 00.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46143

Voß schreibt:
"Aber ich hoffe, dass dann Kinder, die weder Junge noch Mädchen sind, in Ruhe aufwachsen können, ohne gewaltsame geschlechtszuweisende Eingriffe."

Das ist so das Typische, erst den Teufel an die Wand malen ("gewaltsame geschlechtszuweisende Eingriffe"), wogegen selbstverständlich jeder vernünftige Mensch sein muß, um dann völlig harmlose Dinge mit unnötigen Forderungen zu belegen, wie z. B. daß man auf dem Standesamt weder das Kreuz bei männlich oder weiblich machen noch ganz weglassen könne, oder daß man in der Anrede unbedingt mit einem Sternchen ausdrücklich kenntlich machen müsse, der Angesprochene könne ja vielleicht homo-, hetero-, a-, bi-, trans-, super-, mega-, uni- oder unsexuell sein, oder daß man unbedingt für 0,1 Promille der Bevölkerung eine dritte Art von Toiletten bräuchte.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 08.06.2021 um 22.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46142

Schreck laß nach. Ich lese gerade, daß die Zweigeschlechtlichkeit von den Nazis erfunden wurde:

https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2013/weder-mann-noch-frau-19543

Heinz-Jürgen Voß muß es wissen: Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind biologisch-medizinische Geschlechtertheorien, Sexualwissenschaft, Queer Studies und Intersektionalität.
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz-J%C3%BCrgen_Vo%C3%9F_(Sozialwissenschaftler)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2021 um 23.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46137

Daß die Genderer und Gendererinnen immer noch nicht moniert haben, daß das vermeintlich neutrale Pronomen (Nom. es) diskriminierende Ableitungen bildet, die eindeutig und einseitig den männlichen Ableitungen (von er) entsprechen:

seiner, ihm sowie possessiv sein!

Ebenso der vermeintlich neutrale Artikel (das), der wie männlich des, dem dekliniert wird, sowie unbestimmt gleich dem männlichen ein lautet.

Und der weibliche Artikel (die) heißt im Genitiv und Dativ sogar der, das geht ja nun gar nicht!

Daß im Plural die weiblichen Formen die sowie ihr, sie auch für männliche Wörter mitverwendet werden, gleicht dieses Manko nur unzureichend aus.

Das gesamte grammatische System von Pronomen und Artikeln samt ihrer Deklination im Deutschen gehört endlich von Grund auf überarbeitet und an Schulen, in öffentlichen Institutionen und in den Massenmedien verpflichtend eingeführt!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 07.06.2021 um 15.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46135

Manche Gendersterntexte sind so gut, daß man sie sich beiseitelegen muss. Vielleicht trifft man ja mal eine Person, die einem zeigen kann, wie man sie vorliest. Heute stieß ich wieder auf ein paar Sätze, die mir ohne Hilfe von Expert*innen nicht von den Lippen gehen wollen.

https://editionf.com/sechs-tipps-gegen-hass-und-verschwoerungstheorien

Ob am Ende ein*e religiöse*r Fanatiker*in oder ein [sic] Neonazi herauskommt

Hat sie*er persönlichen Kontakt zum*r Anführer*in?

Könnten ein*e neue*r Partner*in, neue Freund*innen oder neue Internetkontakte sie*ihn beeinflussen?

Auch wenn sie*er wirkt, als seist du ihr*m egal


Das generische Maskulinum entfaltet nicht nur als Neonazi seine Macht:
Möchte sie*er seinen [sic] Alltag als sinnvoll(er) erleben?
Gerade diese subtile Eindringen des Maskulinums in vermeintlich neutrale Sprache zeigt, wie nötig das Gendern ist.

Mir gefällt der Text auch inhaltlich. Da sitzt einfach alles, gerade der letzte Satz und besonders das letzte Wort:
Sollte dein Gegenüber Gewalt verherrlichen, kontaktiere Beratungsstellen wie EXIT, MBR (Berlin), der Goldene Aluhut oder die Polizei.

Ein paar Infos zur Autorin sind auch dabei:

Dana Buchzik
Autorin, Journalistin und Dozentin. Lehrauftrag an der FU Berlin, Workshops zum Umgang mit Hass im Netz u.a. für die Bertelsmann Stiftung. Journalistische Beiträge für bpb, FAZ, Goethe-Institut, SPON, SWR, SZ, taz, WDR, WELT, ZEIT

Die Journalistin Dana Buchzik ist in einer radikalen Sekte aufgewachsen – seit ihrem Ausstieg beschäftigt sie sich mit den Themen Radikalisierung und Deradikalisierung. Sie erklärt, wie man am besten mit Menschen umgeht, die in eine extreme Richtung abzudriften drohen.

 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.06.2021 um 17.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46125

Als ich vor einiger Zeit das Fehlen einer spezifisch männlichen Endung beklagte und mit Blick auf den Enterich einen Lösungsvorschlag machte, hätte ich nicht gedacht, daß ihn ausgerechnet eine Feministin, Stefanie Lohaus, aufgreifen würde. Leider hat sie den Gag sehr weiblich vergeigt.

https://www.youtube.com/watch?v=e1xD72fvy3M
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 06.06.2021 um 17.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46124

Ickler: „Die psycholinguistischen Experimente isolieren stets das Unterscheidende, erfassen daher – weil eben der natürliche Kontext fehlt – die Neutralisationen nicht.“ Es geht aber auch ohne psychologisches Gesülze über angebliche Assoziationen oder Bilder im Kopf: Eine spezifisch weibliche Bezeichnung wie Lehrerin wird der nicht movierten Entsprechung normalerweise vorgezogen, wenn es um eine reine Frauengruppe geht, während es kein nur für das männliche Geschlecht reserviertes Pendant gibt. Konsequenz: Wenn es um eine bestimmte Gruppe geht und die Personen bloß als Lehrer bezeichnet werden, befindet sich (andere Faktoren außen vor gelassen) mit etwas größerer Wahrscheinlichkeit eine männliche Person darunter als eine weibliche. So gesehen gibt es hier einen male bias.

In einigen Fällen ist das Vorhandensein von Frauen allerdings sowieso klar („Deutschland hat 83 Millionen Einwohner“ – natürlich hat Deutschland auch Einwohnerinnen), bei Allaussagen wie „Jeder Interessierte ist eingeladen“ würde die weibliche Form nichts hinzufügen. Man könnte also gelegentlich Doppelnennungen vornehmen (oder es auch sein lassen, zumal Wahrscheinlichkeitsunterschieden ein längerer Text gegenübersteht), ohne alles durchzugendern. Gelegentliche Doppelnennungen gibt es nicht erst seit dem Zweite-Welle-Feminismus.

Herrn Kubeliks Vortrag mag stellenweise gut sein, die Plattform (Demo für Alle) ist furchtbar.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 06.06.2021 um 16.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46123

Anatol Stefanowitsch, der Lauterbach des Genderthemas, meint in diesem Interview, die Umstellung aufs Gendern wäre ganz leicht. Die Eingangsfrage, wie man den Satz "ich gehe zum Arzt" richtig gendert, kann er allerdings nicht beantworten.
https://sat1.de/tv/fruehstuecksfernsehen/video/2021369-gendersprache-sorgt-fuer-diskussionen-clip
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.06.2021 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46120

Die Lücke wird von Genderpropagandisten ja genutzt, indem sie etwa zur Nennung dreier bedeutender Politiker auffordern und dann triumphieren, wenn drei Männer genannt werden. Kunststück – Individuen haben halt ein biologisches Geschlecht. Für meine Frau war es trotzdem selbstverständlich zu sagen „Ich bin Arzt“, wenn gefragt wurde, ob ein Arzt anwesend sei. Daß „die beste Ärztin der Stadt“ generisch aufgefaßt wird, glaube ich nicht. Auf dem Praxisschild der Nachfolgerinnen meiner Frau steht „Ärzte für Frauenheilkunde“.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.06.2021 um 09.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46119

Die Lücke ist mir bewußt, ich hatte ja selbst schon von einer »Schwäche« des Deutschen an dieser Stelle gesprochen (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45701), und wir haben das Thema auch schon mal im Diskussionsforum erörtert (http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=97#11248). Ich glaube aber, daß die aktuelle Diskussion die Lage noch unübersichtlicher macht, weil sie das Augenmerk sehr einseitig auf das biologische Geschlecht lenkt, was die Art und Weise beeinflussen könnte, wie wir versuchen, die Lücke zu schließen. Bei der Wahl von Formulierungen und ihrer Interpretation scheinen sehr unterschiedliche Faktoren eine Rolle zu spielen. Das allgemeine Unbehagen, eine Frau im Singular mit einem maskulinen Pronomen zu benennen, gehört dazu. Vor allem aber ist das enzyklopädische Wissen hier im Dauereinsatz. Selbst ein vermeintlich unproblematischer Satz wie »X ist die erste Kanzlerkandidatin der Partei Y« kann nur mit dem nötigen Hintergrundwissen richtig verstanden werden. Wenn er sich auf die Grünen bezieht, sollen wir denken: Stimmt, die hatten ja noch nie einen Kanzlerkandidaten. Wenn die SPD bei der nächsten Bundestagswahl eine Frau fürs Kanzleramt ins Rennen schickt, sollen wir denken: Stimmt, das waren bisher ja immer Männer!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2021 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46115

Hier gab es schon immer eine Ausdrucksnot, auch vor unserer fatalen "Sensibilisierung" durch die Genderideologie. Beim Mädchen, Fräulein usw. haben wir oft das grammatische Geschlecht zugunsten des biologischen sausen lassen und mit sie, ihr statt es, sein weitergemacht – auch wenn Schulmeister in Leserbriefen darauf bestanden, das sei falsch. Es gibt die Rolle des Bundeskanzlers, aber trotzdem widerstrebt es uns, vom Bundeskanzler Merkel zu sprechen, und erst recht, mit er fortzufahren. Dieses Problem hat, wie gesagt, mit Geschlechtergerechtigkeit fast nichts zu tun.

Wie sind die Tatsachen? Ich vermute, daß die meisten, wenn man sie nicht eigens auf ein Problem hinweist, die bedeutendste Bundeskanzlerin generisch verstehen, auch wenn es kein generisches Femininum gibt; sie verstehen es "ad sensum". Entgegenkommender wäre die bedeutendste unter den Bundeskanzlern (was grammatisch auch "falsch" ist; aber wenn man es groß schreibt, ist Merkel sowohl Bundeskanzlerin als auch bedeutend in irgendeiner Hinsicht – und das ist ja nicht gemeint).

Wahrscheinlich haben alle Sprachen irgendwo solche Systemlücken. Aber sie kommen irgendwie damit zurecht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.06.2021 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46114

Die Tagesschau berichtete gestern über den Tod der österreichischen Schriftstellerin Friederike Mayröcker. Sie habe zu den »bedeutendsten Dichterinnen der Gegenwart« gehört. Der Trend zur Kennzeichnung des biologischen Geschlechts auch dort, wo es nichts zur Sache tut (oder tun sollte), verdunkelt immer häufiger den Sinn einfachster Aussagen. Vielleicht liegt es an mir, aber für mich sind Dichterinnen immer noch weibliche Dichter. Demnach zählte Frau Mayröcker nur unter den weiblichen Schriftstellern (ich schalte den Synonymmodus mal aus, in den die Tagesschau sofort im zweiten Satz verfiel) zur Spitze und war damit wesentlich weniger bedeutend, als wenn sie zur Spitze der männlichen und weiblichen Schriftsteller gehört hätte. Aber ist das wirklich gemeint? Bei der Schriftstellerei kann es Gründe geben, zwischen Frauen und Männern zu unterscheiden, insofern ist diese Interpretation nicht abwegig. Aber bei all dem antiemanzipatorischen Getue um das biologische Geschlecht in der Sprache, das wir zur Zeit erleben, glaube ich eher, daß hier wieder mal zwei Aussagen durcheinandergeraten sind, nämlich die – relevante – Aussage, daß Frau Mayröcker gut schreiben konnte, und die – irrelevante – Aussage, daß sie eine Frau war. Immer öfter bin ich verunsichert, wenn ich solche Sätze lese.

In ihrem jüngst in der FAZ erschienen Gastbeitrag »Die Siegerin bleibt Zweite« (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/sprache-warum-das-generische-maskulinum-erhalten-bleiben-muss-17150583.html?premium) macht Dorothea Wendebourg anhand von zwei Beispielen anschaulich klar, worum es hier geht:

»Vor Jahren schrieb eine große Zeitung der Vereinigten Staaten: „Angela Merkel is the leading politician of the Western world.“ In einem Interview mit Markus Lanz bezeichnete Barack Obama A.M. als „one of my favorite partners on the world stage“. Das erste Zitat wurde in der deutschen Presse wiedergegeben mit: „Angela Merkel ist die führende Politikerin der westlichen Welt.“ Und das zweite übersetzte der ZDF-Dolmetscher mit den Worten, dass A.M. eine von Obamas „Lieblingspartnerinnen auf der Weltbühne“ gewesen sei. Beide Übersetzungen sind falsch.

Und, was mir hier wichtiger ist: Sie sind ganz und gar frauenverkleinernd. In ihnen wurde A.M. zur Nummer 1 der kleinen Zahl leitender Politikerinnen gemacht – eine Minikönigin in einem Minireich. Die amerikanischen Sätze hingegen machten sie groß: Sie sei die Nummer 1 unter allen Politikern der westlichen Welt, unter allen politischen Partnern auf der Weltbühne – einschließlich der Männer.

Woran liegt dieser Fehler zu Lasten einer Frau? Daran, dass „politician“ und „partner“ in den Übersetzungen mit sprachlichen Frauenformen wiedergegeben werden. Hieße es, A.M. sei „der führende Politiker der westlichen Welt“ beziehungsweise „einer meiner Lieblingspartner auf der Weltbühne“ – dann wäre diese Frau als die weltweite große Nummer erschienen, als welche die amerikanischen Sätze sie priesen. Das -in-Suffix nimmt ihr diese Bedeutung. Und daran könnte auch das Gendersternchen nichts ändern: „A.M. ist die führende Politiker*in der westlichen Welt“ – da hört und versteht man eben doch: die Politikerin.

In weit kleinerem Rahmen ist mir vor Jahren dasselbe geschehen. Ich wurde von einem Journal zur „Theologieprofessorin des Jahres“ erklärt. Als ich mich etwas spöttisch bedankte, das sei ja ein umwerfendes Kompliment angesichts der geringen Zahl von Theologieprofessorinnen, die es damals noch gab, erhielt ich die entrüstete Antwort: Nein, man meine doch die gesamte Theologieprofessorenschaft! Dieselbe Frauenverkleinerung durch sprachliche Reduktion auf die eigene Gruppe.«
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 05.06.2021 um 07.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46113

Neulich bin ich auch auf eine Seite gekommen, auf der alle Formen des Genderns durcheinandergewürfelt werden: https://hpd.de/artikel/rachepornos-und-digitale-gewalt-ganz-mexiko-verboten-19302

Es geht um ein neues Gesetz in Mexiko, das sich angeblich gegen "Ex-Partner" richtet. Mir ist nicht klar geworden, ob das auch Frauen sein können.

In der Kommentardiskussion wird noch die Rede vom "Femizid" aufgegriffen. An dieses Wort werden wir uns wohl auch gewöhnen müssen.

Nicole Diekmann gendert übrigens im verlinkten Podcast nicht. Sie sagt Freunde, kein anderer, Höckes Jünger. Ist sie am anderen Ufer schon angekommen? Beisenherz erwähnt, daß viele Leute irritiert seien, weil er jetzt auch gendere – "auch hier im Podcast". Aber auch er verwendet in dieser Folge nur das generische Maskulinum (vielleicht ist auch mal eine Beidnennung dabei, dafür müsste ich es nichmal durchhören). Offenbar merkt es selbst nicht, sonst müsste er es bei der Gelegenheit ansprechen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2021 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46112

In einem Gastbeitrag von Jutta Allmendinger in der SZ (5.6.21) wird wild durcheinandergegendert: generisches Maskulinum, generisches Femininum, Beidnennung. Sehr unerfreulich und so ablenkend, daß ich nicht zu Ende lesen konnte. Bezeichenderweise bleibt im Prädikat das generische Maskulinum unangefochten: Bildung lässt Menschen nicht zu Bittstellern werden. Woraus folgt: Das generische Maskulinum funktioniert nach wie vor – aber wozu dann der ganze Aufwand, der doch voraussetzt, daß es nicht mehr funktioniert?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2021 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46111

Wir benutzten auch die Erbsensprache: erbs, rerbs, berbs, serbs, erbs

Mehr davon: https://de.wikipedia.org/wiki/Spielsprache

Der Vergleich ist gut, darauf war ich noch nicht gekommen!

Allerdings: Wer gern mit Privatsprachen experimentiert, sollte sich fragen, ob Journalismus der richtige Beruf ist. Und wie schon bei Frau Gerster: Wie gut es den Journalistinnen selbst gefällt, ist dem Publikum ziemlich egal.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 05.06.2021 um 01.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46110

Köstlich! Ja, Herr Metz, auch mich erinnert das Getue von Diekmann und Konsorten an alte Kinderspiele: Rückwärtssprechen als Geheimsprache, keiner in der Straßenbahn konnte einen verstehen, oder Vertauschung von Worten, Dekonstruktion als infantiles Experiment.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.06.2021 um 01.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46109

Frau Diekmann experimentiert halt gern. Das ist doch sympathisch und beweist geistige Frische und Aufgeschlossenheit für Neues, und wenn es noch so idiotisch ist. Als Kinder waren wir auch so drauf. Da haben wir in der Schule eine eigene Sprache erfunden. Das Vokabular war, bis auf wenige Ausnahmen, mit dem identisch, was wir kannten, aber wir erfanden eine ganz neue Grammatik. Ich meine mich zu erinnern, daß Infinitive eine zentrale Rolle spielten und daß an Substantive ein langgezogenes »das« angehängt wurde. Eigenwillige Interjektionen, die in jedem zweiten Satz zu wiederholen waren, hatten ebenfalls eine wichtige Funktion. Aussprache und Intonation wurden leicht verfälscht, um weitere Unterschiede zur Normalsprache einzubauen.

Anders als das, was Frau Diekmann treibt, handelte es sich bei uns um harmlose Spielereien. Die große Gemeinsamkeit besteht darin, daß es auch uns damals darum ging, uns von dem Öden, das wir kannten, abzuheben, die Erwachsenen zu provozieren und durch die Sondersprache eine Art Gruppenidentität zu etablieren. Wir sind da irgendwann rausgewachsen. Wenn es bei Frau Diekmann & Co. soweit sein wird, werden sie betonen, wie wertvoll es trotz allem gewesen sei, das ungemein wichtige Thema auf mutige und unkonventionelle Weise ins Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit zu heben. Wir sollten also unsere Bedenken überwinden und ihnen schon jetzt dankbar sein, auch wenn wir aufgrund unserer intellektuellen Trägheit gedanklich noch etwas hinterherhinken.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 04.06.2021 um 15.56 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46108

Nicole Diekmann – die mit dem besonders hervorgehoben Genderpausen bei Maischberger – erklärt die Vorzüge von Gendersprech:

Ich bin gar nicht sicher, ob ich in ein, zwei Jahren noch gendere, ich halte das für ein Experiment, ja. Ich finde das interessant, ich find’s [wird unterbrochen, nimmt Stichwort Brückentechnologie auf] Vielleicht ist es eine Brückentechnologie, hoffentlich kommen wir auch irgendwann mal an ein Ufer, ja, und ... Also, ich glaube nicht, daß wir zurückgehen werden, das ist jetzt irgendwie in der Welt, und ... Egal, wieviel Häme man dafür bekommt, und die bekomme ich zum Beispiel im Moment, ich hab ja Die Shitstorm-Republik geschrieben, habe das dann auch im Fernsehen mal vorgestellt in den letzten Wochen, unter anderem in der Sendung Maischberger, und habe da gegendert, und was habe ich darauf bekommen? Haha, einen Shitstorm.

Das ist famos gekontert. Wer möchte da nicht mitgendern, aus Solidarität?

aus
Zeiten gendern Dich (mit Nicole Diekmann)
ab 28:22
https://apokalypse-und-filterkaffee.podigee.io/201-zeiten-gendern-dich-mit-nicole-diekmann
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.06.2021 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46103

Mit dem grammatischen Geschlecht tun sich die Medien wirklich schwer.
Freie Presse, 3.6.21, Seite 1 (Hervorhebungen von mir):

Bildunterschrift:
Die Spornschildkröte Helmut krabbelt mit seinem Spezial-Rollbrett durch das Freigehege der Zoom-Erlebniswelt.

Helmuth ist eine 108 Kilogramm schwere Spornschildkröte aus dem Gelsenkirchener Zoo. Das 24 Jahre alte Tier leidet an Schulterarthritis. Deshalb konnte die Schildkröte nicht mehr ihre Runden durch das Freigehege ziehen. Doch jetzt ist Hellmuth wieder mobil. Dank eines kevlarverstärkten Spezial-Rollbretts krabbelt die Spornschildkröte wieder durch sein Außengehege in der "Zoom-Erlebniswelt" in Nordrhein-Westfalen.

Vielleicht sind es ja drei verschiedene Tiere, zwei männliche und eine weibliche Schildkröte? Etwas später im Text wird er oder sie noch einmal Hellmuth genannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2021 um 04.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46101

Die implizite Voraussetzung, daß Grundform und movierte Form dasselbe bedeuten, also auch generisch gebraucht werden können, ist unhaltbar. Eine Frau kann die Rolle eines Radfahrers (Nomen agentis) ausfüllen, ein Radfahrer aber nicht die Rolle einer Radfahrerin.

Die weitere Voraussetzung, daß man gegen Strukturgesetze der Sprache verstoßen darf, um der "Geschlechtergerechtigkeit" zu genügen, ist nur mit Zwang durchzusetzen. Das spüren sicher auch die unbedeutenden Journalisten, die da mitmachen und stets aufpassen müssen, daß ihnen kein natürlicher Ausdruck unterläuft.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.06.2021 um 21.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46100

Fährt ein Bus auf eine Haltestelle zu, blinkt er meist – oft rechts, manchmal schaltet er die Warnblinkanlage ein. Nicht immer wissen nachfolgende Autofahrerinnen und Radfahrer jedoch, was die Blinkzeichen für sie bedeuten. Das führe immer wieder zu gefährlichen Situationen, erklärt die Prüforganisation Dekra. (so die ZEIT und viele andere Medien Anfang März 2020 aufgrund einer dpa-Meldung)

Wenn das nicht Sexismus ist!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.06.2021 um 19.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46099

Guter Vortrag! Danke für den Link!
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 03.06.2021 um 06.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46097

Das erinnert mich an die Geschäftsordnung des Neusser Rathauses. Man schreibt dort der*des Bürgermeisterin*Bürgermeisters. Nicht ohne Grund, denn wie bringt man ein Genitv-s beim Gendern unter? Die Frage stellt auch Tomas Kubelik in seinem Vortrag "Wie Gendern unsere Sprache verhunzt" (und https://youtube.com/watch?v=Ri-kVYDTEAk)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.06.2021 um 22.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46094

»Bei den Wählerinnen und Wählern kommt das [Benzinpreiserhöhung] gar nicht gut an. Fast drei Viertel halten das Vorhaben demnach für falsch. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL. […] Unter Autofahrerinnen und -autofahrern ist die Ablehnung mit 81 Prozent sogar noch größer.« (spiegel.de, 2.6.21)

Klar, Autoautofahrer sind erst recht dagegen. – Ab zur Gendernachhilfe!
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 01.06.2021 um 23.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46086

https://www.zeit.de/2021/20/soziale-ungleichheit-corona-krise-einkommen-armut-reichtum-wirtschaft/komplettansicht

"Die oft schlechter bezahlten Berufe des Herzens und der Hand aber, vom Pfleger bis zur Fliesenlegerin, mussten weiter im Kontakt mit anderen erledigt werden. Manche verloren sogar ihren Job, wenn sie etwa Kellner oder Köchin waren."

Eher ungewöhnliche Rollenverteilung. Vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl der Redakteurin an die Fortschrittlichen in der Redaktion.

Abgesehen davon komplett mit generischem Maskulinum, sogar in der Wendung "Forscher wie die Ökonomin ...", nur einmal mit Verdopplung ("Schülerinnen und Schüler").
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 01.06.2021 um 09.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46084

Nicole Diekmann auf Twitter:

„Eine Linguistik-Professorin schreibt übers Gendern. In den Kommentaren wird ihr empfohlen, mal ein Proseminar Linguistik zu besuchen. Das bildet die Debatte wunderhübsch ab & das Prinzip Mansplaining & das Phänomen Social Media-Expert:innen @& Populismus.“

https://twitter.com/nicolediekmann/status/1399025424932409347

Ich habe in die Kommentare geschaut – die Sache mit dem Proseminar betraf nicht die Professorin, zudem ging es um eine Frage, die gegebenenfalls mit ja beantwortet werden kann; Zitat (Hervorhebung von mir): „Wenn und weil man voraussetzt, dass Sie Grips haben, auch den, wo es weh tut. Bei allen anderen müsste man fragen, ob sie das Proseminar wissenschaftliches Arbeiten im ersten Semester nicht bloß besucht, sondern auch dem Sinn nach und dem tieferen Sinn nach verstanden haben und verinnerlicht haben.“

Dafür wurde dem Kommentator von der Bloggerin erklärt, sie wisse viel mehr zu dem Thema als er. Wie war das mit Mansplaining?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.06.2021 um 08.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46083

Ein bemerkenswertes Bekenntnis von jemandem, der 1966 geboren wurde. Herr Minkmar war also zeitlebens ein unhöflicher Mensch ohne Herzensbildung – bis er erweckt wurde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2021 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46082

Jedem Menschen mit etwas Höflichkeit und Herzensbildung leuchtet ein, dass man nicht an der männlichen Form festhält, wenn nicht nur Männer gemeint sind. (SZ 1.6.21)

Nils Minkmar, früher FAZ, seit 1.5.21 SZ, gendert seinen ganzen Artikel, aber nicht konsequent. (Nachbarn, Hotelier; Duden kennt auch die Hotelierin.) Die anderen Beiträge der Zeitung halten fast immer am generischen Maskulinum fest, verfallen also Minkmars Urteil. Wie soll das weitergehen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2021 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46074

Im Nachruf auf Ulrich Engel schreibt IDS-Direktor Lobin:

Das IDS und seine vielen Weggefährtinnen und Weggefährten werden diesem großen Germanisten und Brückenbauer ein ehrendes Andenken bewahren.

Er nutzt die Gelegenheit noch für weiteres Gendern. Das ehrende Andenken wird ins Amtdeutsche verschoben und dadurch spürbar unglaubwürdiger. Niemand spricht nach solchen Richtlinien, wenn er es wirklich meint.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2021 um 05.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46073

Ein Gastbeitrag von Eva Horn in der FAS (29.5.21) befaßt sich kritisch mit Querdenkern und Besserwissern. Er gendert auf verschiedene Weise, aber die kritisierten Querdenker und Besserwisser selbst bleiben stets männlich. Man findet das oft, gleichsam als doppelte Pädagogisierung: Erstens geschlechtergerecht gendern, zweitens diese Gunst den Kritisierten vorenthalten. Negative Personenbezeichnungen werden seit je viel seltener gegendert. Das fiel uns ja schon am Duden auf (vgl. die lange vermißte Dauerausscheiderin...).
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 08.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46068

Sorry, der Kommentar sollte nicht hierhin.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.05.2021 um 08.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46067

Das ist der Übeltäter: https://de.wikipedia.org/wiki/Prime_(Typografie)

Prime, Hochstrich oder auch Minutenzeichen
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.05.2021 um 19.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46056

Richtig interessant wird es, wenn Texte, die eine größere Verbindlichkeit haben, umgeschrieben werden müssen. Wikipedia, Gesetze und Verordnungen, Schulbücher usw. Dann kann man nämlich nicht mehr gendern, wie es gerade paßt. Wir hatten schon die zu Fuß Gehenden (war es in der StVO?). Spieleanleitungen stelle ich mir besonders schwierig vor. Irgendwann werden die Inkonsistenzen für jeden wahrnehmbar werden. Bei der Rechtschreibreform wurde vieles letztlich nicht umgesetzt. Aber aus dem Genderthema kommt man nicht so einfach raus.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.05.2021 um 15.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46055

In der öffentlichen Diskussion scheinen sich die Begriffe »gendern«, »Gendersprache« und »geschlechtergerechte/geschlechtersensible [usw.] Sprache« allmählich auf die Verwendung von Sternchen und Partizipien zu verengen (Pendler*innen, Pendelnde). Die Doppelformen (Pendlerinnen und Pendler) werden offenbar kaum noch als Gendern wahrgenommen. Erst der für alle sofort erkennbare Grammatikbruch, verbunden sogar mit der Forderung, Wörter anders auszusprechen, hat konservative Politiker auf die Idee gebracht, gegen das »Gendern« Stellung zu beziehen. Der Beifall der Mehrheit ist ihnen sicher, auch wenn das Wettern folgenlos bleiben dürfte.

Christoph Ploß, der jetzt die »Gendersprache« an staatlichen Einrichtungen verbieten will, sagt zum Beispiel (SPON, 24.5.21): »In der deutschen Sprache gibt ja (sic) jetzt schon sehr viele Möglichkeiten, unterschiedlichen (sic) Nuancen auszudrücken und dabei auch die einzelnen Geschlechter hervorzuheben.« Mit den vielen Möglichkeiten, gegen die er nichts hat, dürfte er vor allem die Paarformeln meinen. Ein Aufschrei gegen diese Art des Genderns wäre von seiten der CDU auch unglaubhaft, denn mittlerweile ist sie bei allen Parteien links der AfD Standard, wenn sie auch unterschiedlich konsequent vollzogen wird.

Ähnlich Friedrich Merz. Als er dem SPIEGEL im April ein längeres Interview gab, vermied er in den Sätzen, in denen er die »Gendersprache« in öffentlichen Institutionen kritisierte, den Gebrauch des generischen Maskulinums und sprach von »Nachrichtenmoderatorinnen und -moderatoren«, »Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern«, »Studentinnen und Studenten«. War das eine Persiflage? Ich glaube eher, daß er signalisieren wollte: Die Doppelformen sind nicht das Problem, mit denen können wir leben. Zumal er im selben Interview in einem anderen Zusammenhang ebenfalls von den »Wählerinnen und Wählern« sprach.

Auch bei der neulich hier erwähnten Erhebung von infratest dimap zur »gendergerechten Sprache« wurden die Teilnehmer nur nach ihrer Meinung zu Binnen-I, Gendersternchen und Partizipien gefragt, nicht zu den Doppelformen (https://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/umfragen/aktuell/weiter-vorbehalte-gegen-gendergerechte-sprache/).

Nach der vom SPIEGEL in Auftrag gegebenen Umfrage von Civey (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/spiegel-umfrage-haelfte-der-deutschen-befuerwortet-gender-verbot-fuer-staatliche-stellen-a-f611d490-cf36-4358-9054-f08392af9fdf) befürwortet eine Mehrheit von 53 Prozent der Deutschen ein Genderverbot für öffentliche Institutionen, 38 Prozent sind dagegen. Die Fragestellung laut SPIEGEL: »Wie bewerten Sie den Vorschlag, staatlichen Stellen gesetzlich zu verbieten geschlechtergerechte Sprache zu benutzen?« Ob den Teilnehmern die Frage näher erläutert wurde, weiß ich nicht. Aber wer wird sich schon gegen Gerechtigkeit aussprechen?

Im Moment geht alles kunterbunt durcheinander. Aber das ist egal. Man ist entweder dafür oder dagegen. Wer dafür ist, braucht sich nicht weiter zu erklären. Wer dagegen ist, kann sich den Mund fusselig reden und wird am Ende doch in die reaktionäre, oft auch gleich in die rechtsradikale Ecke gestellt, auch wenn er vielleicht einfach nur Sozialdemokrat ist, mit der Linken sympathisiert, soweit sie noch die Interessen der sozial Benachteiligten vertritt, sich als Liberaler volkspädagogischen Bestrebungen widersetzt oder einfach nur stramm konservativ ist. Die wenigen, denen es egal ist, verweisen achselzuckend auf den unvermeidlichen »Sprachwandel«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2021 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46054

Meine Frau meint in ihrer mütterlichen Art, ich sollte den hoffnungsvollen jungen Mann nicht so bloßstellen. Das liegt mir fern, schuld sind die oberen Herrschaften, die beim zwangsfinanzierten Rundfunk das Gendern angeordnet haben. Beim Deutschlandfunk kann man nicht einmal die Nachrichten noch ohne Haarsträuben hören.

Übrigens gibt es ein Vorbild:

“Curiouser and curiouser!” cried Alice (she was so much surprised, that for the moment she quite forgot how to speak good English).”
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 28.05.2021 um 14.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46053

Bäuern, Französen, Jüden …
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 28.05.2021 um 12.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46052

Mein Vorschlag zur Vereinfachung:
Bäuer_innen mit einem deutlichen Bäuerchen in der Mitte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2021 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46051

Es kommt noch besser:

Beim Deutschlandfunk unterhielt sich gestern der Volontär Gregor Lischka mit einem Bauernvertreter. Mehrmals sprach er von Bäuerinnen und Bäuern.
Das Gendern suspendiert offenbar das Sprachgefühl so fundamental, daß dem jungen Mann nichts auffiel. Zwischendurch kamen dann wieder die Bauern allein vor, aber auch die europäische Steuerzahlerin. Der Bauernvertreter genderte gar nicht.

Zum Nachhören:
"Ist die neue EU-Agrarpolitik zukunftsfest?" Udo Hemmerling vom DBV im Interview
https://srv.deutschlandradio.de/themes/dradio/script/aod/index.html
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.05.2021 um 18.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46028

Noch gibt es keines. Aber daß es darauf gar nicht mehr ankommt, ist einer der Unterschiede zu damals.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.05.2021 um 18.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46027

ändert nichts daran, daß es den identitätspolitisch bewegten Genderern hauptsächlich um die Diversen geht, jedenfalls geben sie das vor

Letzterem würde ich teilweise zustimmen, aber schauen Sie sich mal Artikel der etablierten Medien oder Sendungen z.B. des öffentlichen Runfunks zum Thema an und Sie werden feststellen, daß es fast ausschließlich um vermeintliche Interesse der Frauen geht. Ich sehe auch nicht, daß sich Gruppen von "Nichtbinären" zu Wort melden. Jedenfalls nicht in relevanter Weise Vermutlich hat man sie eh nicht gefragt.

Das Binnen-I sollte ausdrücklich diesem Ziel dienen [Sichtbarmachung von Frauen], hat sich aber unter anderem deshalb nicht durchgesetzt, weil diejenigen in den öffentlichen Institutionen, die im Prinzip offen dafür waren, kreuzbrav auf das Fiat aus Mannheim gewartet haben, das aber nie kam.

Welches "Fiat" kam denn beim Genderschluckauf?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 25.05.2021 um 17.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46026

Herr Fleischhauer hat es noch einmal auf den Punkt gebracht. Man muß, wie gesagt, unterscheiden zwischen den Motiven und Argumenten der Aktivsten in ihren verschiedenen Lagern (auf die ich mich ausdrücklich bezogen habe) einerseits und der Rezeption des Sternchens durch die breite Öffentlichkeit andererseits. Daß bei den meisten Normalsterblichen statt Wähler*innen nur Wählerinnen ankommt – nicht nur beim Lesen, sondern auch beim Hören, weil manche Mitmachwillige nicht genau wissen, wie man das Sternchen zu sprechen hat, oder es schlicht nicht hinbekommen – ändert nichts daran, daß es den identitätspolitisch bewegten Genderern hauptsächlich um die Diversen geht, jedenfalls geben sie das vor. Die sprachliche »Sichtbarmachung« von Frauen ist ja in vielen Bereichen längst Realität. Das Binnen-I sollte ausdrücklich diesem Ziel dienen, hat sich aber unter anderem deshalb nicht durchgesetzt, weil diejenigen in den öffentlichen Institutionen, die im Prinzip offen dafür waren, kreuzbrav auf das Fiat aus Mannheim gewartet haben, das aber nie kam. Das Gendersternchen dagegen soll erklärtermaßen ein Platzhalter für alle Geschlechtsidentitäten zwischen bzw. jenseits von männlich und weiblich sein. Das ist das entscheidende Argument, mit dem es jeweils durchgedrückt wird, weshalb es auch in jedem Hausgenderleitfaden sofort im ersten Absatz wiedergekäut wird (gleich nach dem bekannten Hinweis auf die Wirkmacht der Sprache im allgemeinen). Daß es grammatisch und in der Sprachpraxis vorne und hinten nicht funktioniert und von vielen, vielleicht den meisten mit dem feministischen Gendern gleichgesetzt wird und daß zudem manche es womöglich nutzen wollen, um das generische Femininum durch die Hintertür einzuführen, steht auf einem anderen Blatt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.05.2021 um 17.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46025

Sprache und Wirklichkeit im Bild:

http://pics.virch.net/fmhaar.jpg
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.05.2021 um 15.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46024

Zum Thema Geschlechterdimporphismus/Intersexualität hier mal die Durchsagen von WDR Quarks & Co.

https://twitter.com/_homoduplex/status/1397164431449198594

https://twitter.com/quarkswdr/status/1396928426230140932
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 25.05.2021 um 12.51 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46021

Auch zu https://taz.de/Gendergerechte-Sprache/!5769880/

Bemerkenswert an diesem kurzen Kommentar ist die Selbstentlarvung in zwei Punkten:
1. Der unverhohlen autoritäre Anspruch (einem Kommentator kommt dabei das Wort "Totalitarismus" in den Sinn).
2. Es geht letztlich um die Selbstdarstellung ("Sie könnten... damit zeigen, dass Sie gerecht und inklusiv sind.").

Ebenfalls interessant ist die Tatsache, daß die Kommentare nahezu durchgehend ablehnend sind, und das auf dem taz-Portal.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 25.05.2021 um 11.58 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46020

Hier nochmal ein schöner Beleg:

https://taz.de/Gendergerechte-Sprache/!5769880/

"Nun, Tür ­schreiben Sie auch nicht mehr Thür. Im Stile eines Thomas Mann verfasst heute kaum noch ein:e Au­to­r:in ihre Texte."

- "ihre", nicht "seine" Texte. Ich weiß nicht, ob es Absicht ist oder nur ein Versehen, aber "ihr" und "sein" haben unterschiedliche Wortstämme, hier läßt sich also nicht so flussig gendern. Muß es ihre:seine heißen?

Im Zweifel gilt eben das Femininum. Da braucht es auch kein Sonderzeichen mehr, um Nichtbinäre zu inkludieren.

Auch sonst hübsche Textstellen:

"Noch tun sich zwei Drittel der Deutschen schwer mit dem Gendern. Früher oder später werden sie sich aber doch damit arrangieren müssen."

"Den Veränderungen ist nicht zu entkommen"

"Sie könnten aber auch versuchen, die Neuerungen anzunehmen und damit zeigen, dass Sie gerecht und inklusiv sind. Sie schaffen das. Ganz bestimmt."
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 24.05.2021 um 19.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46014

Daß das Gendersternchen Frauen (und Mädchen) an dritte Stelle rückt, ist nicht mein Eindruck. Gendersprache dient meines Erachtens eher der Hervorhebung von weiblichen Markierungen, es ist z.B. niemals von Bauer*innen die Rede, und die Sprechpause hindert Nicole Diekmann im kürzlich verlinkten Video nicht, alle femininen Suffixe hervorzuheben. Die Endposition ist dafür auch nicht ungeeignet.

Das Gendersternchen ist in der Tat nur ein Update der 40 Jahre alten Binnen-I-Schreibung. Um "Nichtbinäre" geht es nur am Rande, da wird ja auch politisch nichts Substantielles gefordert, nichts was irgendwie vergleichbar wäre mit der ständigen Frauenförderung.

Die Sprechpause kam auch nicht erst mit dem Genderstern auf. Daß diese Pause irgend jemanden repräsentiert, erscheint mir ohnehin ziemlich absurd. Ebensowenig erscheint es mir besonders "respektvoll", wenn man ständig wechselt zwischen Unterstrich, Asterisk, Punkt und Doppelpunkt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.05.2021 um 11.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46012

Ich freue mich über die Zustimmung, vielen Dank! Das Thema bewegt mich, und manchmal hilft es, gegen die gefühlte Ohnmacht anzuschreiben.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 24.05.2021 um 11.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46011

Ich habe mir erlaubt, den Beitrag auf meinem Blog zu verlinken.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 24.05.2021 um 07.34 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46006

Herr Metz, vielen Dank. Ich schließe mich Herrn Icklers Urteil uneingeschränkt an.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2021 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46005

Lieber Herr Metz, Ihr Beitrag ist kein bißchen zu lang, sondern das Beste, was es in diesem Strang zu lesen gibt. Wem könnte man es noch zu lesen geben?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.05.2021 um 00.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46003

Die Äußerung von Frau Lambrecht bestätigt meinen Verdacht, daß viele wirklich nicht wissen, daß der Einsatz von Sonderzeichen und Schweigesekunden etwas völlig anderes ist als das Aufschreiben und Aufsagen der Paarformeln. Sternchen, Unterstrich und Doppelpunkt sind nicht etwa dazu da, die sperrigen Paarformeln abzukürzen, sprich Wähler*innen ist nicht einfach die Kurzform von Wählerinnen und Wähler. Das Mißverständnis rührt wohl daher, daß unterschiedslos vom »Gendern« gesprochen wird. Nichteingeweihte reimen sich das Ganze vermutlich so zusammen: Erst hat man Wähler zu Wählerinnen und Wähler aufgebläht, und jetzt ist dieses Gebilde implodiert, das Ergebnis ist Wähler*innen.

Weit gefehlt. Der Gebrauch der Paarformeln ist eine feministische Praxis, die Frauen in der Sprache »sichtbar« machen sollen, wo sie bisher angeblich unsichtbar waren. Man müßte wohl noch »hörbar« hinzufügen. Wobei viele Feministen, darunter nicht zuletzt Luise Pusch, radikalere Lösungen wollen und jegliche Formen, die Frauen als »Anhängsel« von Männern erscheinen lassen, also auch die Endung -in, eigentlich als diskriminierend ablehnen.

Dagegen zielt das Sternchen- und Knacklautgendern darauf ab, Menschen, die weder als Mann noch als Frau angesprochen werden möchten, sprachlich sicht- und hörbar zu machen. Die fatale Folge: das sprachliche Tamtam um diese Gruppe lenkt das Augenmerk plötzlich wieder weg von den Frauen (jenen 50 Prozent) und hin zu den Diversen (0,5 Prozent?). Die Frauen werden dabei ganz nach hinten geschoben, an die dritte, die letzte Stelle, noch hinter die Diversen, die mit Stern und Knack einen prominenten zweiten Platz zu erobern sich anschicken. Sehr zum Mißfallen vieler Feministinnen. Ihre einstige Forderung nach Durchsexualisierung der Sprache zwecks Sichtbarmachung ihrer eigenen Gruppe erweist sich nun als Bumerang. Zähneknirschend müssen sie anerkennen, daß man anderen Gruppen nicht verweigern kann, was man für sich selbst in Anspruch genommen hat.

Frau Lambrecht und viele andere scheinen zu denken, die Sternchen seien nur so etwas wie eine erweiterte Spielart der Paarformeln, also praktisch das gleiche, nur vielleicht noch eine Spur korrekter. In Wirklichkeit schließen die binären Pärchen die Diversen explizit aus. Denn wer die generische Redeweise ablehnt, weil sie den nichtmännlichen Teil der Bevölkerung ausgrenze, und deshalb immer und überall zusätzlich jene Gruppe mit buchhalterischer Pedanterie benennt, die von der generischen Form angeblich nicht erfaßt ist, hat sich für eine erschöpfende Aufzählung entschieden und kann nicht für sich in Anspruch nehmen, nichtgenannte dritte Gruppen mitzumeinen. Das ist keine Rabulistik, sondern ein zentraler Punkt, der allzu häufig übersehen wird. Entweder generisch, dann kann man darüber streiten, inwieweit die benutzten Formen (noch) funktionieren; oder spezifisch, dann kann man aber keine generische Aussageabsicht reklamieren und muß sich überlegen, wie viele Gruppen man der Aufzählung noch beitreten lassen will.

Mit anderen Worten, wer sich für das Sternchen entscheidet, setzt Frauen zurück, und wer die Paarformeln benutzt, grenzt Diverse aus. Beides wohlgemerkt nur, wenn man der Logik der jeweiligen Lager folgt. Aber wer kennt die schon so genau? In Wahrheit will keiner der Wohlmeinenden, ob sie nun knacken oder doppelmoppeln, irgendwen ausschließen oder benachteiligen, im Gegenteil (ebensowenig übrigens wie die anderen 90 Prozent, die klassisch generisch formulieren). Hier zeigt sich, wie gefährlich es ist, sich auf ein Spiel einzulassen, das einem von einer kleinen, aber zum Teil recht aggressiven Interessengruppe aufgezwungen wird, die sehr genau weiß, welche Hebel sie bedienen muß, um ihrem Ziel näher zu kommen.

Sich mit Kritik an sprachlichen Konventionen ernsthaft auseinanderzusetzen sollte in einer demokratischen Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sein. Aber wenn Bestehendes durch gezielte Eingriffe geändert werden soll, liegt die Beweislast immer bei denen, die diese Eingriffe wollen. Dieser Grundsatz wird hier in eklatanter Weise mißachtet, genau wie damals bei der Rechtschreibreform. Es kann nicht sein, daß öffentliche Sendeanstalten auf eine Sprache umschalten, die nicht die Sprache ihrer Hörer und Zuschauer ist, nur weil irgendwann einmal eine Volontärin der Geschäftsleitung in einer zwanzigminütigen Powerpoint-Präsentation dargelegt hat, warum das dringend geboten sei. Auch die öffentliche Verwaltung ist zur Neutralität verpflichtet und hat nicht das Recht, sich zum Handlanger einer sprachagitatorischen Sekte zu machen und die Bürger, die das in ihrer großen Mehrheit strikt ablehnen, mit einer von dieser Sekte erfundenen Kunstsprache zu belästigen.

Die Wechselwirkungen zwischen Sprache und Wirklichkeit sind meiner Ansicht nach hochkomplex. Die paar »Studien«, die immer wieder ins Feld geführt werden, sind nicht nur wegen handwerklicher Fehler und Mogeleien wertlos, sondern sie kratzen schon von ihrer Fragestellung her nur an der allerobersten Oberfläche und versprechen nicht einmal ansatzweise Antworten auf die wirklich interessanten Fragen. Daß trotz dieser kümmerlichen Beweislage sämtliche Parteien links der AfD mehr oder weniger widerstandslos (einige auch bereitwillig, weil sie sich davon etwas versprechen) auf die Linie der Sprachmanipulierer eingeschwenkt sind, dürfte die Politikverdrossenheit mehr schüren als der x-te Korruptionsskandal und erschwindelte Doktortitel. Überdies rückt so das angeblich damit verfolgte Ziel, nämlich Abbau von Diskriminierungen, in noch weitere Ferne. Unausgesetzte Belehrungen und Direktiven von Personen und Institutionen, denen die erdrückende Mehrheit das Recht dazu abspricht, können nichts Gutes bewirken. Statt erst einmal breite Aufklärung zu betreiben und um Verständnis für die Situation von Menschen zu werben, die in der überkommenen binären Ordnung, aus welchen Gründen auch immer, nicht glücklich werden und deshalb einen Weg einschlagen, der den meisten verständlicherweise zunächst suspekt ist, werden diese Menschen uns zuallererst als eine Besonderheit vorgestellt, die zwingend unseren Verzicht auf unsere sprachlichen Gewohnheiten erfordere. »Vorgestellt«, weil ich glaube, daß die allermeisten Menschen über dieses Thema so gut wie gar nichts wissen! Solange das so ist, mutet das Hauruckverfahren, mit dem jetzt unsere Sprache umgeformt werden soll, wie eine Vergewaltigung an. Selbst Luise Pusch, die nicht zimperlich ist, wenn es darum geht, die deutsche Sprache im Namen einer Weltanschauung umzubauen, hat eingeräumt, daß die Sprache zum Intimbereich gehört, in dem niemand etwas zu suchen hat: »Wenn andere da eindringen und wollen, dass ich anders spreche, ist das fast, als ob mir jemand in der Nase bohrt.« (DER SPIEGEL 10/2021, S. 10)

Es hat viele Jahrzehnte gedauert, bis eine breitere Öffentlichkeit zu einem nüchternen Umgang mit dem Thema Homosexualität gefunden hat. Viele Vorurteile konnten nach und nach überwunden werden. Das ging nur durch sachliche Information und die Bereitschaft zu einer differenzierten Betrachtung der Lebenswirklichkeit der allermeisten Schwulen und Lesben, die genauso facettenreich, aber eben auch unspektakulär ist wie die heterosexueller Menschen. Erst das genauere Hinsehen, die Abwendung des Blickes von einer kleinen, schrillen Szene im grellen Scheinwerferlicht auf jene vielen im Halbdunkel, die Entdeckung der Gemeinsamkeiten, hat das Verständnis nachhaltig gemehrt, nicht die Betonung tatsächlicher oder vermeintlicher Unterschiede.

Daraus hätte man lernen können. Stattdessen hat man wieder zum Holzhammer gegriffen. Statt die Menschen behutsam in das Thema einzuführen, halten die Aktivisten ihnen Vorträge darüber, welch arme Würstchen sie doch sind, daß sie noch immer nicht kapiert haben, was die Stunde geschlagen hat. Damit erweisen sie denen, als deren Fürsprecher sie sich ausgeben, einen Bärendienst. Im besten Falle wird der Aufklärungsprozeß dadurch nur verzögert. Wahrscheinlicher aber ist der schlimmere Fall, nämlich daß an sich aufgeschlossene Zeitgenossen die moralische Hoffart der Regulierer derart abstößt, daß sie alsbald ihr Visier herunterlassen. Und mit ganz viel Pech wählen sie im September auch noch die AfD!

Daß die notorischen Volkserzieher nicht so weit denken, ist schlimm genug, wenn auch nicht überraschend. Daß sie aber ihre Narrenfreiheit einzig dem intellektuellen Phlegma, der Naivität und zum Teil auch der Rückgratlosigkeit der Verantwortlichen in Politik und Verwaltung und in den öffentlich-rechtlichen Medien verdanken, halte ich für besorgniserregend. Wer nicht verstanden hat, was es bedeutet, wenn die überwältigende Mehrheit der Zuschauer eines Fernsehsenders ihre Ansprache als verfehlt empfindet, ohne daß die Sendeleitung darauf reagiert, oder wenn ein Student an einer deutschen Universität mit Notenabzug rechnen muß, weil er sich dem Sprachdiktat der von der Gleichstellungslobby eingenordeten Hochschulleitung nicht beugen mag, sollte fortan nur noch wandern, stricken oder Radieschen züchten, aber bitte keine Verantwortung mehr für große Gruppen von Menschen tragen.

Pardon, der Beitrag sollte viel kürzer werden. Und vielleicht sind meine Sorgen auch übertrieben und meine Analyse zu einseitig, ich weiß es nicht. Aber so stellt sich mir die Lage im Moment dar. Ich gelobe, erneut vorzutragen, sobald ich Anzeichen für eine Besserung sehe …
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.05.2021 um 14.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46002

Ups ... da fehlt ein "auch"
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.05.2021 um 14.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#46001

Kommt ja wie gerufen:

My friend gave a talk to some 9th graders and was told to avoid the use of any gendered pronouns because half the class identified as non-binary
11:59 nachm. · 22. Mai 2021

https://twitter.com/wesyang/status/1396224243495546882

Da muss beim deutschen Gagasprech nachgearbeitet werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.05.2021 um 04.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45999

„Warum muss sich die Hälfte der Bevölkerung mitgedacht fühlen, wenn nur die männliche Form verwendet wird?“ (Bundesjustizministerin Lambrecht, WamS 23.5.21)

Sie weiß es nicht besser. Insgesamt zeigt sich weiterhin eine große Ablehnung des Genderns:
https://www.welt.de/politik/deutschland/article231304851/Politisch-korrekte-Kommunikation-Die-Gender-Sprache-ist-eine-Top-Down-Veranstaltung.html
Viele wissen nicht, was das Ganze bedeutet, aber die Praxis zeigt ihnen, wohin es führt.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.05.2021 um 22.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45997

Ansprechen im Sinne von erwähnen?

Sehr gute Frage. Gilt aber auch für den Plural. Wenn das Geschlecht bekannt ist, soll man ja durchaus die herkömmlichen Formen verwenden. Aber solche gibt es eben nur in männlich und weiblich. Was macht man mit den anderen Geschlechtern? Da bräuchte man noch eigene Formen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.05.2021 um 21.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45996

J_u*ü_d_en*innen

Schwierig wird es auch, wenn man man eine*n Angehörige*n des diversen Geschlechts im Singular ansprechen will. Ist es dann z. B. ein* Jud*e oder ein*e Jüd*in?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.05.2021 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45992

Gekonnt konsequent:

https://www.youtube.com/watch?v=9xhHZydl5Xs
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 22.05.2021 um 11.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45991

Die Jüdische Rundschau stört sich an der Schreibweise "J_üdinnen"
https://juedischerundschau.de/article.2021-05.j_uedinnen-wo-gender-wahn-den-letzten-respekt-fuer-juedische-menschen-vermissen-laesst.html

Hatte ich schon geschrieben, daß gegenderte Begriffe als Femininum interpretiert werden? Der erste Satz der unten verlinkten Neusser Stadtverordnung beginnt mit "Die Bürgermeister*in".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2021 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45972

Einzelne Wörter können strenggenommen nicht lügen, aber geschlechtergerecht, gendergerecht sind nahe dran. Wenn man darüber diskutiert, ob und wann und wo geschlechtergerecht formuliert werden soll, wird schon vorausgesetzt, daß Sprache geschlechtergerecht sein könne oder eben nicht. Gerade das steht aber in Frage.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.05.2021 um 04.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45966

Ich habe das Heft von S&W durchgesehen. Ungefähr die Hälfte der Personenbezeichnungen ist gegendert, den Rest hat man übersehen.

Die gequälte Erklärung erinnert an die Durchsetzung der Rechtschreibreform: Die Redakteure wissen, daß es Unsinn ist, können aber gegen die Entscheidung von ganz oben nichts machen.

Ich selbst kann über gelegentliches Gendern hinwegsehen wie über Fettflecken und Eselsohren, aber die grundsätzliche Entscheidung eines Verlags zur Umerziehung der Leser ertrage ich nicht, daher habe ich dieses Opfer gebracht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.05.2021 um 03.20 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45965

Die Sache hat sich noch ein wenig entwickelt, siehe hier:
https://de.rt.com/inland/117560-kommandeurinnen-und-kommandeure-hamas-tagesschau/
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.05.2021 um 02.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45964

Aus einem Bericht der @tagesschau zum Nahostkonflikt: "In einer früheren Version dieses Textes war von Kommandeurinnen und Kommandeuren die Rede. Bei der Hamas gibt es jedoch keine Kommandeurinnen. Dies wurde redaktionell hineinredigiert. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen"
https://twitter.com/Bundesheerbauer/status/1393481306571411458
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 16.05.2021 um 21.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45963

Das Wort "Tribut" deutet gleichzeitig darauf hin, daß der Verlag spürt, daß seine Entscheidung mit Kosten verbunden ist. Man gibt die Gepflogenheiten, die Selbstverständlichkeit, die Verständlichkeit und die Einfachheit preis, um dafür die Zugehörigkeit zu den "Fairen und Weltoffenen" zu erlangen.
Weltoffen? Was hat die Bestreitung des generischen Maskulinums mit Weltoffenheit zu tun? Natürlich nichts. Aber die Wortwahl zeigt, daß hier ein unreflektiertes Benutzen der woken Begrifflichkeit erfolgt, die letztlich nur eines transportieren soll: Wir gehören zu den Guten, was auch immer das gerade ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.05.2021 um 21.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45962

Man beachte den gedanklichen Salto mortale in dem Satz: »Das ist kein politisches Statement, sondern ein Tribut an die Fairness und Weltoffenheit.« Tribut hat ja etwas Unfreiwilliges, Auferlegtes, dem man sich beugt. Was aber sollte man gegen Fairness und Weltoffenheit haben können? Und wie sähe denn ein politisches Statement aus, wenn das hier keins sein soll? In einer Phase der Debatte, in der man durchaus noch abwarten könnte, wie die Sache ausgeht, schlägt sich der Verlag eindeutig auf eine Seite. Politischer kann ein Signal nicht sein.

Ehrlicher wäre gewesen: Für uns braucht es das alles nicht, wir haben mit dem Gendern eigentlich nichts am Hut, aber alle machen es jetzt so, und da schwimmen wir halt mit, sorry!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 16.05.2021 um 14.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45961

Wir reihen uns mit diesen Anpassungen in die Gepflogenheiten anderer Medien und Wissenschaftsorganisationen ein.
"Gepflogenheiten"? Verlogenheit wäre das passende Wort, denn es handelt sich ja um das genaue Gegenteil, einen Bruch mit den Gepflogenheiten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.05.2021 um 14.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45960

zu #45953:
Nach meinem Verständnis schlage ich nicht Pflöcke ein, sondern halte mich nur an denen fest, die die Natur selbst eingeschlagen hat.

Es ist schwer, "meiner Meinung nach" zu sagen, wenn es um grundlegende Tatsachen geht. Es wirkt dann, als zweifelte man selbst noch daran. Es ist immer gut, einen Ausweg offenzulassen, aber bei bestimmten Grundfesten kann ich es einfach nicht. Ich kann nicht sagen, "ich halte 1+1=2 für die richtige Lösung", ich sage "1+1=2". Wenn das basta ist, na ja, dann meinetwegen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.05.2021 um 13.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45959

Ob Verwaltungssprache gegendert sein soll, wäre doch eine klassische Frage für einen Volksentscheid.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.05.2021 um 13.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45958

Ich weiß nicht, was an der Auffassung, daß es nur zwei Geschlechter gibt, zu beanstanden sein soll. Wie viele Geschlechter gibt es denn sonst?

Man muß das begrifflich davon unterscheiden, daß das Geschlecht einer Person nicht immer eindeutig ist – aber deshalb kann man ja nicht von einem anderen oder neuen Geschlecht reden. Welchen Sinn soll das haben, außen vielleicht einer politischen Positionierung?

Natürlich kann es auch biologisch begründet sein, wenn sich jemand nicht in die "heteronormative Matrix" einordnen kann (wie manche Aktivisten es ausdrücken).

Aber selbst wenn man die biologische Ursache gefunden hat (z.B. auf hormoneller Ebene), bedeutet das doch nicht, daß man ein neues (biologisches) Geschlecht gefunden hat.

Wenn die biologische Zweigeschlechtlichkeit aus irgendwelchen Gründen "außer Kraft gesetzt" ist, hat man damit noch kein neues Geschlecht gefunden. Man befindet sich deshalb auch nicht auf einer Art Geschlechtskontinuum, selbst dann, wenn männliche und weibliche Anteile gleichzeitig vorhanden sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2021 um 12.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45957

Zweierlei fällt mir bei solchen Gelegenheiten immer wieder auf:
Kein Verlag wagt es, seine Leser zu fragen.
Und wenn das Gendern ein Teil des Sprachwandels ist – warum muß man es dann beschließen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2021 um 12.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45956

Die Gesellschaft und die Sprache entwickeln sich weiter. Bislang hatten wir in unseren Texten ausschließlich das generische Maskulinum verwendet. Im Spektrum Verlag haben wir beschlossen, von nun an auch eine geschlechtsneutrale und inklusivere Sprache umzusetzen. Das ist kein politisches Statement, sondern ein Tribut an die Fairness und Weltoffenheit. Wir reihen uns mit diesen Anpassungen in die Gepflogenheiten anderer Medien und Wissenschaftsorganisationen ein. (Sterne und Weltraum 6/2021)

Es klappt zwar nicht so richtig, aber mit den „Beobachtenden“ von Sternen möchte ich nichts zu tun haben. Ich habe mein Abo natürlich sofort gekündigt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.05.2021 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45955

Ich wollte nur andeuten, welch grenzenlose Spielwiese sich die Genderforschung herbeiformuliert hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.05.2021 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45953

Mit Butler und anderen kann ich nichts anfangen. Andererseits versucht Herr Riemer mit "biologisch", "genetisch" und "fest vorgegeben" Pflöcke (eben doch "basta!") einzuschlagen, die mir nicht so sicher zu sein scheinen.
Herrn Riemers Ausdrucksweise "darüberhinaus sein möchte oder subjektiv zu sein glaubt oder wozu er sich äußerlich macht oder machen läßt" verschiebt das Problem des Transsexuellen zu sehr ins Subjektive, in Wunsch und Einbildung. Ich fürchte, das reicht nicht aus.
Aber ich muß mich ja hier zum Glück nicht festlegen, Laie, der ich bin.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.05.2021 um 08.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45951

Seit Judith Butler die Anatomie zum sozialen Konstrukt erklärt hat, spielen biologische Fakten eine untergeordnete Rolle. "Die Vorstellung vom Körper als ahistorische Universalie ist, so Butler, Wirkung von Macht. Diese verschleiert den Vorgang seiner kulturellen Herstellung." (Hannelore Bublitz)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.05.2021 um 01.01 Uhr  
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So meinte ich es nicht, und das glaube ich auch nicht.

All die möglichen Defekte und Mißbildungen muß man m. E. sowieso gesondert behandeln. Damit läßt sich auch kein drittes biologisches Geschlecht begründen. (Wobei ich aber keinesfalls jede Abweichung vom physischen oder psychischen Mittelwert für irgendwie defektiv halte.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 16.05.2021 um 00.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45945

Ich würde Petra Gerster gern mal zuhören, wie sie die unten verlinkte Neusser Stadtverordnung vorliest. Das ist der Text mit den vielen gegenderten Pronomen und Artikeln (die*der). Besonders die glottalen Plosive könnten Gesetzestexte neu und aufregend klingen lassen. Menschen dritten Geschlechts fühlen sich verständlicherweise damit angesprochen. Also Glottisschlag bei die*der!

Diese Stadtverordnung würde auch gut in den Kopfrechnen-Thread passen. Darin steht der folgende Satz: Ein*e Stadtverordnete*r darf nur das Wort ergreifen, wenn ihm die*der Bürgermeister*in das Wort erteilt hat.

Das ist nicht richtig, es muß heißen ... wenn ihm*ihr die*der Bürgermeister*in das Wort erteilt hat.

Aber da kann man natürlich durcheinanderkommen bei soviel Geschlechtern. Daß es nicht Bürger*innenmeister*in heißt, ist wohl ein Zugeständnis an die alten weißen Männer, die nicht zu viele Neuerungen vertragen.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.05.2021 um 23.49 Uhr   Mail an
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Das habe ich nicht verstanden. Spricht man nur bei Transsexualität von Gender? Warum?

Mit dem biologischen Geschlecht ist es manchmal auch recht kompliziert. Z.B. gibt es Menschen, die genotypisch männlich, aber phänotypisch eher weiblich sind (mit gewissen Einschränkungen), siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Komplette_Androgenresistenz

Ich würde nicht sagen, daß Geschlecht in jedem Einzelfall eindeutig männlich oder weiblich ist. Andererseits finde ich es irreführend, wenn man nun vorgibt, Geschlecht sei ein Kontinuum oder es gäbe mehr als zwei Geschlechter. Das bringt das Verständnis dieser komplexen Materie kein bißchen weiter. Ganz auf dieser Linie war ja das BVerfG mit seiner unsinnigen Entscheidung zum Personenstandsrecht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.05.2021 um 21.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45943

Ja, das alles ist mit Transsexualität nicht vereinbar, da weicht sie von nur zwei Verhaltensmustern, die man den biologischen Geschlechtern zuordnen könnte, ab. Deshalb spricht man im Zusammenhang mit Transsexualität ja auch eher vom Gender statt vom biologischen Geschlecht. Allerdings benutzt man das biologische Geschlecht manchmal, um bestimmte Transgender zu erläutern (Transmann, Transfrau, Frau-zu-Mann, Mann-zu-Frau). Das sind keine biologischen Geschlechter.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.05.2021 um 18.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45942

Mit normaler Zweigeschlechtlichkeit meinte ich auch Verhaltensaspekte. Paarungsverhalten, Rollenverhalten, Arbeitsteilung usw. Also ganz allgemein das, was man als geschlechtertypisch bezeichnen könnte, nicht nur das Körperliche.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.05.2021 um 16.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45941

Frau Gerster macht keinen Hehl daraus, daß sie sich über den Willen ihres Publikums hinwegsetzt. Eine Erzieherin richtet ihr Verhalten ja auch nicht nach dem Willen der Kinder aus.

»Die ZDF-Moderatorin Petra Gerster hat nach eigenen Angaben viele wütende Nachrichten bekommen, seit sie begonnen hat, in der Nachrichtensendung „heute“ zu gendern. „Die Mehrheit der Zuschauer lehnt das ab“, sagte Gerster am Mittwochabend in der Talkshow „Maischberger“. „Ich bekomme viel Zuschauerpost und muss jede Woche sehr viele Briefe beantworten.“«

(https://www.rnd.de/medien/petra-gerster-zum-gendersternchen-zdf-moderatorin-erhalt-wutende-nachrichten-3LKMHZNGTWWEUCUP5O2CF6HU2Q.html)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.05.2021 um 16.26 Uhr  
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Was heißt "normale Zweigeschlechtlichkeit"? Ich nehme an, Sie meinen die beiden biologischen Geschlechter. Wieso sollte Transsexualität damit nicht vereinbar sein?

Jeder Transsexuelle ist biologisch ein Mann oder eine Frau wie jeder andere Mensch. Was er darüberhinaus sein möchte oder subjektiv zu sein glaubt oder wozu er sich äußerlich macht oder machen läßt, hat mit dem genetisch fest vorgegebenen biologischen Geschlecht nichts zu tun, sondern das gehört zum Gender-Gebiet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2021 um 16.08 Uhr  
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Petra Gerster beschreibt in einem ihr gewidmeten SZ-Magazin, wie leicht sie sich daran gewöhnt hat, den Gender-Gap (Schluckauf) zu sprechen und wie gut ihr das gefällt. Ob es auch den Hörern gefällt, fragt sie mit Recht nicht – die sind ja zahlungspflichtig, ob sie es hören wollen oder nicht.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.05.2021 um 14.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45938

Zitat Manfred Riemer
Hetero- und Homosexualität und alle verschiedenen Arten sexuellen Verhaltens sind psychische Erscheinungen, die die physischen nicht ändern.
Da gibt es auch andere Meinungen. Es könnte z.B. durch ein Ungleichgewicht der Sexualhormone in bestimmten Abschnitten der Schwangerschaft die Hirnentwicklung gestört sein. Auch eine epigenetische Verursachung wurde schon diskutiert. Vielleicht gibt es sogar evolutionäre Vorteile (kin selection). Homosexualität ist interkulturell relativ stabil.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 15.05.2021 um 14.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45937

Wir sollten einen Streit um Begriffsdefinitionen vermeiden. Wenn ich z.B. sage, Geschlecht ist durch den Chromosomensatz bestimmt und damit basta, ist das nicht unbedingt eine Aussage über die Welt, sondern vielleicht nur über den persönlichen Gebrauch eines Worts. Je nach Fachgebiet kann eine solche Definition sinnvoll und etabliert sein oder auch nicht.

Vielleicht wäre es hilfreicher, konkrete Beispiele heranzuziehen und diese genauer zu beschreiben. Dafür werden Begriffe wie männlich, weiblich, Geschlecht und Gender vermutlich nicht ausreichen.

Herr Ickler hatte Transsexuelle genannt. Das ist nur ein spezieller Fall von vielen, die mit der normalen Zweigeschlechtlichkeit nicht vereinbar sind.

Man kann für solche Fälle Begriffsdefinitionen ändern, aber besser wäre es vielleicht, sich auf neue Begriffe zu einigen.

Man müßte sich auch darüber klären, inwieweit man die Dinge auf einer biologischen oder überhaupt aus einer wissenschaftlichen Basis betrachtet. Wie behandelt man z.B. Phänomene, die sich nur im Verhalten bemerkbar machen? Nehmen wir Hengameh Yaghobifarah, die von sich behauptet, weder männlich noch weiblich zu sein.

Ob jemand jemand eine verengte Sichtweise hat, hängt meines Erachtens nicht davon ab, wie konservativ er bestimmte Begriffe verwendet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.05.2021 um 13.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45936

Vielleicht bin ich hier in meiner Wortwahl auch deswegen so strikt und eingeengt, weil es sich im Grunde um einen Zirkelschluß, eine Art Tautologie handelt.
Wenn ich das (biologische) Geschlecht als die Kategorie verstehe, für die nur fortpflanzungsrelevante Merkmale eine Rolle spielen, dann ist es nicht anders, als wenn ich das Geschlecht gleich als Zusammenspiel und Gegensatz von männlich und weiblich definiere.

Hetero- und Homosexualität und alle verschiedenen Arten sexuellen Verhaltens sind psychische Erscheinungen, die die physischen nicht ändern. Wenn man sie dennoch unters biologische Geschlecht subsumiert, findet man keine neuen Geschlechter nach der ursprünglichen biologischen Sicht, sondern man erweitert diese Sicht.

Diese Erweiterung ist aber m. E. genau das, wofür der Begriff Gender bereits steht.
Es bringt nichts Neues, das biologische Geschlecht mit dem Gender zu vermischen.

Um den Gender-Begriff wird ja eine ganze Ideologie aufgebaut, siehe Gendersternchen usw. Ihre Verfechter merken wohl auch, daß ihre Sprachregelungen im sprachlich einfacheren biologischen Geschlecht einen starken Konkurrenten haben. Deshalb versuchen sie nun, das biologische Geschlecht umzudefinieren und aufzuweichen, indem sie ihm, wie Herr Virch schon schrieb, ebenfalls soziale Aspekte andichten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2021 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45933

Lieber Herr Riemer, ich möchte Ihnen nichts unterstellen, aber nun tun sie wieder genau dasselbe: Sie erklären etwas für einfach und evident, was ich mit einer gewissen Begründung nicht so sehen kann. Schon daß es nur um Fortpflanzung gehe, trifft meiner Ansicht nach nicht zu. Übrigens ist lange Zeit die Homosexualität auch deshalb als widernatürlich verurteilt worden, weil sie der Fortpflanzung entgegenstehe. Welchen Sinn sie haben könnte, ist von Platon bis Schopenhauer mit mehr oder weniger abstrusen Ergebnissen erörtert worden. Die katholische Kirche sieht in der Fortpflanzung die einzige Rechtfertigung des Geschlechtsverkehrs, der daher in jedem Fall "offen für die Empfängnis" sein müsse und nicht etwa purer Lust dienen dürfe. Darum erkennt sie heute zwar die Homosexuellen als Gottes Geschöpfe an, untersagt ihnen aber den Geschlechtsverkehr.

Ich glaube auch nicht, daß die heutige Biologie, Medizin, Sexualwissenschaft die Sache so sehen. Fortpflanzung, Chromosomen, Hormone usw. sind objektive Tatsachen, aber sie sind nicht die einzigen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.05.2021 um 20.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45931

Ich denke, manch einer sagt "Basta!", wenn es um eine wirklich strittige Behauptung geht, und er hat keine Lust weiter zu streiten, sondern legt das jetzt einfach fest, weil er gerade die Möglichkeit dazu hat. Das würde ich nie wollen, und es täte mir leid, wenn es so rübergekommen ist.

In diesem Fall mit den zwei biologischen Geschlechtern denke ich einfach, daß es so klar und evident und unstrittig ist, daß es gar keine andere Ansicht geben kann. Ist das Paar männlich/weiblich denn nicht genauso ein Paar wie die zwei Seiten eines Blattes, wie Yin und Yang, wie rechts und links? Was sollte es da noch geben, worüber man überhaupt streiten könnte?

Wir sprechen doch hier übers biologische Geschlecht. Das definiert sich nur über das Leben, die Fortpflanzung. Geschlechtliche Fortpflanzung ist überall auf der Erde zweigeschlechtlich. Ein drittes hätte gar keine Funktion, keinen Sinn, außer vielleicht auf einem anderen Planeten. Es gibt allenfalls organische Abweichungen bis hin zur Unfruchtbarkeit, aber dadurch wird doch kein drittes biologisches Geschlecht bestimmt. Ich möchte das wirklich nicht im Basta-Ton verstanden haben wollen, sondern ich bin eher ratlos darüber, wie man über solch eine Selbstverständlichkeit überhaupt diskutieren kann.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 14.05.2021 um 12.57 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45930

Die Frage nach der Anzahl der Geschlechter hängt davon ab, was man unter Geschlecht versteht, wie man es definiert.

In der Biologie gilt es als sinnvoll, die Keimzellen als Maßstab zu nehmen. Denn diese bilden das Fundament der geschlechtlichen Vermehrung.

Bei den Keimzellen gibt es keine Zwischenformen.

Ebenso gibt es keine Menschen, die Zwischenformen von Keimzellen ausbilden. Oder gleichzeitig männliche und weibliche Keimzellen.

Phänotypische Abweichungen vom Geschlechterdimorphismus werden deshalb mit anderen Begriffen bezeichnet.

Man muss sich natürlich nicht an die Fachsprache der Biologie halten. Aber man sollte Dinge, die nicht zusammgehören, begrifflich trennen.

Solche Diskussionen lassen sich im gegenwärtigen Klima allerdings nicht führen, man sollte ihnen lieber aus dem Weg gehen. Insofern letztlich alles egal.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2021 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45928

Ob Paulus einen Apostel Iunias oder eine Apostelin Iunia meint, läßt sich schlechterdings nicht feststellen.

Seit 2012 gibt es in Deutschland eine Apostelin-Junia-Kirche: Die alt-katholische Gemeinde Augsburg hat in der Gemeindeversammlung vom 2. Oktober 2011 über die Namensgebung der neu gebauten Kirche im Sheridan-Park abgestimmt und sich mit großer Mehrheit für die Apostelin Junia entschieden. Die Kirche wurde am 8. Juli 2012 durch Bischof Matthias Ring geweiht. (Wikipedia)

Das erinnert an die Rechtschreibreformer, die auch manchmal linguistische Fragen durch Mehrheitsbeschluß entschieden haben. In religiösen Dingen ist es allerdings unschuldiger.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2021 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45926

Was die Gendersprache betrifft, sind wir uns ja einig. Der Eintrag von Herrn Virch bestätigt, daß "Gender" ein Sammelbegriff ist, also im logischen Sinn eigentlich gar kein richtiger Begriff, sondern mehr eine Überschrift über die verschiedensten Thesen.
Beim biologischen Geschlecht wollte ich mein Unbehagen an "Basta!"-Thesen zum Ausdruck bringen wie "Es gibt nur zwei Geschlechter". Woran will man das festmachen? An den Chromosmen? Und warum nur daran? Ich bin dafür, erst mal die Tatsachen zusammenzutragen, von denen ich eine erwähnt habe, zusammen mit meiner Ratlosigkeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2021 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45925

Warum ich nicht mehr nach China reise
China setzt deutsche Wissenschaftler unter Druck, das Kanzleramt schweigt. Thorsten Benner erklärt hier, warum er Reisen nach China meidet.

(Tagesspiegel 10.5.21)
Professor Benner verwendet abwechselnd generisches Maskulinum und ein generisches Femininum, das es im Deutschen nicht gibt: Expertentreffen mit Politikerinnen und Unternehmensvertretern... Sehr verwirrend.
(Die Leser schildern in Zuschriften, wie sie alle Produkte aus China meiden. Natürlich nur wenn es draufsteht. Das wird den Chinesen eine Lektion sein! Ebenso der Entschluß, nicht mehr nach China zu reisen.)
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 13.05.2021 um 23.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45924

Wer hätte das gedacht? Carola Rackete Mitglied im Verein für deutsche Sprache.

In der Tat sind viele Prominente im Verein Mitglied – wie ich schon mal in MG Direkt erwähnte auch Carola Rackete. Will man der nun auch schon Fremdenfeindlichkeit unterstellen? :grinning: Sie hat beim Gendern (zu meinem Erstaunen) eine harte Haltung und besteht zum Beispiel darauf, Kapitän genannt zu werden und nicht Kapitänin.

https://forum.massengeschmack.tv/t/themenvorschl%C3%A4ge-mediatheke/76128/3792
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.05.2021 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45923

Selbstverständlich müssen wir jedem Menschen Gerechtigkeit widerfahren lassen. Es gibt ja bei uns auch keinen Zwang, sich nach althergebrachten Geschlechtermoden zu kleiden, und für wen es ein sonst unlösbarer Konflikt wäre, der mag sich halt umoperieren und seinen Eintrag im Paß ändern lassen, womit er zwar genaugenommen sein biologisches Geschlecht auch nicht ändert, aber zumindest äußerlich und körperlich im anderen Geschlecht zufrieden leben kann. Für diese Menschen ist das biologische Geschlecht zwar ausnahmsweise auch eine eigene Entscheidung, aber doch eine, die amtlich und medizinisch begleitet und wohlüberlegt ist und nicht alle naselang wieder geändert werden kann.

Das hat aber alles mit der ganzen Genderei, mit sämtlichen Arten sexueller Ausrichtung und mit den zwei biologischen Geschlechtern, außer denen es nun mal keine anderen gibt, nichts zu tun. Ich habe für alles Verständnis, nur nicht dafür, daß eine absolute Minderheit von vielleicht einem oder zwei von je einer Million Menschen sich nicht für eine von zwei Toiletten (M oder F) entscheiden kann, und ich habe auch kein Verständnis dafür, daß man sich per Sternchen oder Pause in den Anreden ständig außer aufs biologische Geschlecht auch noch ausdrücklich aufs Gender beziehen muß.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.05.2021 um 18.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45922

Der Begriff Gender ist nicht einfach mit "soziales Geschlecht" zu übersetzen. Er bezieht sich sowohl auf die selbstempfundene Geschlechtsidentität als auch auf die mittels Bewertung von Aussehen, Körpersprache etc. definierten Geschlechterrollen. Ihm steht das biologische Geschlecht gegenüber. Daß es sich auch bei letzterem um ein soziales Konstrukt handeln soll, macht die Sache nicht übersichtlicher. Sollte das "Gewese" Menschen helfen, die es schwer haben, hätte es zumindest diesen Sinn.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2021 um 17.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45920

Ich habe mich damit nicht beschäftigt und verstehe wenig davon. Insbesondere weiß ich nicht, was es bedeutet, daß ein Mann sich als Frau fühlt oder umgekehrt – ohne homosexuell zu sein, wohlgemerkt.
In die logopädische Praxis kommen zuweilen Männer, die sich seit ihrer Kindheit als Mädchen bzw. Frauen fühlen und so weit gehen, daß sie sich sukzessive umoperieren lassen. Das muß also schon ein enormer Druck gewesen sein. Logopädisch soll dann eine höhere Sprechstimme eingeübt werden. Ich habe keine Ahnung, wie das erlebt wird, daß man sich im falschen Körper fühlt. Es ist für mich schwerer vollstellbar als eine homosexuelle Orientierung. Aber ich zweifle natürlich nicht daran, daß es das gibt, und finde schon, daß man diesen Menschen Gerechtigkeit wderfahren lassen muß.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.05.2021 um 16.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45918

Ich nehme an, daß die Verfechter der Gender-Ideologie meinen, das sog. soziale Geschlecht hätte sich auch niemand ausgesucht, sondern es sei jedem in seiner Eigenheit oder Persönlichkeit vorgegeben. Vor allem meinen sie wohl, es sei irgendwie wichtiger als das biologische Geschlecht.

Aber wer sollte dieses soziale "Geschlecht" letztlich festlegen, wenn nicht jeder für sich selbst? Daher eignet es sich auch nicht zur Identifikation einer Person, denn jeder kann ja jederzeit behaupten, jetzt fühle er sich eben anders als früher.

Ich halte das "Gender" bzw. das sog. soziale Geschlecht nicht für blanken Unsinn, nicht für nichtexistent, aber ich meine, es ergibt gar keinen Sinn, so viel Gewese darum zu machen. Es läuft letztlich darauf hinaus, daß jeder Mensch seinen individuellen Charakter, seine Vorlieben, seine Persönlichkeit, sein eigenes Gender hat.

Ich halte es nur für absoluten Humbug, das biologische Geschlecht durch "Gender" ersetzen zu wollen. Männer und Frauen bleiben biologisch, was sie sind, egal zu welchem Gender sie sich sonst noch zählen oder wie sie sich auch kleiden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2021 um 16.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45917

Wenn jeder sein Gender frei wählen könnte, brauchte man ihm nicht mit gegenderter Sprache entgegenzukommen. Deren Begründung ist doch Nichtdiskriminierung, und die gilt gerade schicksalhafter Identität, die man sich nicht aus Jux und Dollerei ausgesucht hat.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.05.2021 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45916

Vollends verlogene Propaganda ist die Bezeichnung "nichtdiskrimimierend" fürs Genderdeutsch.

Mit dem sozialen Geschlecht scheinen die gesellschaftlich vorgegebenen Geschlechterrollen gemeint zu sein, die von "Cis-Menschen" relativ leicht auszufüllen seien, von Transmenschen jedoch nicht. Daß die Bezeichnung "Cis-Menschen" für korrekt erachtet wird, wundert mich, schließlich verortet sie alle anderen im Jenseits.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.05.2021 um 15.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45914

Es hat zwar nicht viel mit meinem Versuch zu tun, die FAZ-Frage zu verstehen, aber ich muß gestehen, daß ich das mit dem sozialen Geschlecht immer noch nicht ganz verstanden habe. Ist es eine Rolle, die man "sich selbst aussuchen kann", wie Sie sagen? Dann wäre ja jeder für sein Gender selbst verantwortlich. Meinen das die Gender-Leute tatsächlich? So habe ich es bisher nicht gesehen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 13.05.2021 um 13.46 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45913

Gestern bei Maischberger: Nelson Müller, Fernsehkoch und Restaurantbesitzer, schildert seine aktuellen Nöte in normaler Sprache. Dann Nicole Diekmann, ZDF, mit penetrant gegenderter Sprache: Nachgeschobenes "innen", mit hartem, deutlichen Glottisschlag und langer Pause, wie z.B. "Pendler___INNEN". Mancher ihrer Sätze wird zu einem Meinungsbeitrag unterbrochen von zwei bis drei unangemeldeten Demos.
Susanne Gaschke, die Dritte am Tisch, läßt sich davon nicht irritieren und spricht wie immer normal. Aber bei Nelson Müller merkt man eine Wirkung, er spricht in der Antwort von "Pendlerinnen". Ohne akustisches Schnickschnack, also eigentlich von Frauen. Er merkt es und bekommt ein Lächeln im Gesicht. Vielleicht wollte er auch nur dezent persiflieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.05.2021 um 13.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45912

Ich bin jetzt nicht sicher, ob Sie meinen, man könne das Wort Gender, also die Rede vom sozialen Geschlecht an sich nicht ernst nehmen, oder ob Sie meinen, daß die Fast-Lüge nur im aktuellen Gebrauch von gendergerecht und -sensibel steckt.

Im deutschen Reisepaß steht zwar nach wie vor auf deutsch nur "Geschlecht", aber daneben auf englisch "Sex", was eindeutig darauf hinweist, daß es sich um das biologische Geschlecht handelt. Das gilt m. E. für alle Gesetzestexte und amtlichen Dokumente. Meiner Ansicht nach hat man bei der ganzen Genderdiskussion und Einführung des dritten "Geschlechts" versäumt, stärker auf diesen Punkt hinzuweisen,

Es gibt nun einmal nur zwei biologische Geschlechter. Das sog. dritte ("divers") ist eine formale, rein bürokratische Lösung für Personen, bei denen das biologische(!) Geschlecht nicht medizinisch klar nachweisbar ist.

Im Gegensatz zum sozialen Geschlecht, das jeder für sich selbst finden und selbst bestimmen mag, von dem es auch mehr als drei gibt und das amtlich und vor dem Gesetz keine Rolle spielt, kann man sich das biologische Geschlecht ebensowenig selbst aussuchen, wie man sich die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Spezies (Mensch oder Tier) selbst aussuchen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2021 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45907

Die FAZ meldet:

Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer hat die Nutzung der gendergerechten Schriftsprache an Schulen und in seinem Ministerium verboten.

Außerdem fragt sie die Leser:

Finden Sie eine gendersensible Sprache gut?

Die Meldung ist zwar erfreulich, aber die Ausdrücke gendergerecht, gendersensibel sind nahe an einer Lüge – es sei denn, man ist aufgeklärt genug, das Wort Gender als bloßes Zitat zu verstehen, ohne es ernst zu nehmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2021 um 03.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45900

Man stößt, wie bei der Rechtschreibreform, immer wieder auf die Tatsache, daß die Mitschwimmer im Mainstream von keiner eigenen Gesinnung (Ideologie) getrieben sind, sondern der Losung folgen "Das macht man doch jetzt so, oder nicht?" Und wenn viele es so halten, dann macht man es tatsächlich so. Daher meine Formulierung von der "Tyrannei des Vermeintlichen". Die ganze Political Correctness lebt davon, sonst würde sie nicht zur selbstverstärkenden Massenbewegung. Ich habe Einblick in die Unternehmenskommunikation und finde (selbstverständlich!) nirgendwo eine feministische Ideologie, aber überall den Zwang des "Das macht man doch jetzt so".
Wer sich auf seine bessere Einsicht verläßt, steht mit seinem "Ego non" auf verlorenem Posten. Eine kluge Regierung, die etwas durchsetzen will, wendet keinen Zwang an, sondern verbreitet das Gerücht: "Das macht man jetzt so" – und überläßt alles andere der Gruppendynamik. Irgendwann macht man es wieder anders, und alles geht von vorn los.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.05.2021 um 21.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45899

»Was uns bewegt

Kund*in

Im Mittelpunkt unseres Handelns stehen immer unsere Kund*innen. Der Fokus liegt auf ihren Bedürfnissen

Wir kennen die Anforderungen unserer Kund*innen […], wir beziehen Kund*innenbewertungen in unsere Optimierungsprozesse ein und gehen mit ihnen in den Austausch […] Doch eine so kund*innenzentrierte Haltung will gelernt sein. Wie ist der/die OTTO-Kund*in überhaupt, was möchten sie und wie hören sie sich an? Um diese Fragen direkt zu Beginn ihrer Zeit bei OTTO zu beantworten, durchlaufen alle neuen Mitarbeiter*innen in den ersten Tagen des neuen Jobs ein Programm mit dem Namen „Love Your Customer”. So arbeiten alle Kolleg*innen für zwei Tage im Kund*innencenter von OTTO, sprechen und chatten mit Kund*innen. Der Fokus steht im gesamten Programm auf der Kund*innenorientierung.«

(https://www.otto.de/unternehmen/de/was-uns-bewegt/kundin-kunde)

Besonders erfolgreich scheinen all diese Bemühungen nicht zu sein. Oder glaubt man in der Firmenzentrale allen Ernstes, daß die Kunden so angesprochen werden möchten? Schlechter kann man es kaum machen. Der Text ist eine Zumutung und derart respektlos gegenüber den vorgeblich so geschätzten Kunden, daß man an Selbstverspottung glauben könnte, wenn man es nicht besser wüßte. Wie lange bewahren sich wohl die bedauernswerten neuen »Mitarbeit*innen« ein Gefühl dafür, daß hier etwas ganz gewaltig nicht stimmt?

Immerhin drückt man sich nicht um die Beantwortung der immer noch ungeklärten Frage, wie man denn bitte im Singular geschlechtsneutral formulieren soll. Die hier gewählte Lösung »der/die Kund*in« dürfte aber kaum Chancen haben, sich durchzusetzen. Nicht, weil Männer (der Kund?) damit »unsichtbar« werden (damit könnten die Genderaktivisten bestens leben), sondern weil diejenigen, für die man den ganzen Aufwand angeblich treibt, ja gerade nicht mit »der« oder »die« identifiziert werden wollen. Neulich habe ich irgendwo einen durchgegenderten Text gelesen, in dem auf Artikel ganz verzichtet wurde. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der Umbau der deutschen Grammatik hat gerade erst begonnen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.05.2021 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45897

Ich hatte mir so vorgenommen durchzuhalten, aber ich konnte mir Scholz’ Rede nicht länger als zehn Minuten anhören. Das ist nicht ironisch gemeint. Die Atmosphäre auf so einem Online-Parteitag empfinde ich sowieso schon als gespenstisch, bedrückend, sauerstoffarm, ich weiß nicht, wie ich es nennen soll. Das ist dem Redner nicht anzulasten, das hat er sich nicht ausgesucht. Um so stärker ist meine Erwartung an ihn, daß er dieses erstickende Ambiente mit seiner Rede vergessen macht. Das gelingt den wenigsten, und es kann überhaupt nicht gelingen, wenn der Redner sich permanent selbst unterbricht. Bei Scholz kommt hinzu, daß er dadurch noch weniger überzeugt. Die Art, wie er das Mikrofon hält, sein kontrolliertes Treten auf der Stelle, seine Blickführung und eben auch das Durchdeklinieren der Paarformeln – das alles wirkt auf mich emsig eingeübt und unecht. Ich versuche, ihm zuzuhören, aber es gelingt mir nicht, weil ich mir immer nur vorstellen muß, wie seine »Coachs« ihm eingebimst haben, wohin er zu gucken hat, wann er welches Wort zu betonen hat usw. Ein authentisch verschnarchter Scholz, der einfach sagt, was er zu sagen hat, wäre mir tausendmal lieber gewesen als das, was er mir dort geboten hat.

Die teuer bezahlten Berater haben vermutlich eine präzise Vorstellung von der Zielgruppe des Gendersignals in Scholz’ Rede. Sie übersehen, daß die »Sozialdemokratnn und Sozialdemokratn« es sich am wenigsten leisten können, eine pseudointellektuelle Kunstsprache zu pflegen. Nicht, weil die »Arbeiter« so nicht sprechen – die sind der SPD schon vor längerem abhanden gekommen –, sondern weil fast niemand so spricht. Die Anbiederung an jene, die Sarah Wagenknecht »Lifestylelinke« nennt, wird nichts bringen, die wählen gleich das Original. Wenn die SPD ihren Status als Volkspartei erhalten will, muß sie die Leute in der Mitte überzeugen. Diese Mitte ist breiter – oder vielleicht besser: die Ränder dieser Mitte sind schmaler, als Frau Esken & Co. offensichtlich meinen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2021 um 04.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45892

Wenn man, wie Olaf Scholz, kein hinreißender Redner ist, fällt dem geduldigen Zuhörer besonders auf, wie sehr das Gendern gerade auf Parteitagen den Redeschwung lähmt. Die Zeitungen zitieren es getreulich, fallen aber in eigenen Zusammenfassungen sofort in normales Deutsch zurück.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2021 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45887

Das Lesbenfrühlingstreffen wird wegen Transfeindlichkeit kritisiert.

Ich kenne die Einzelheiten nicht, aber die Meldung überrascht mich nicht. Identitätspolitik erzeugt ihre eigenen Widersprüche, nur Universalismus geht.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 08.05.2021 um 00.47 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45868

Es wird spannend:
„Ziel ist es, ein Grundsatzurteil zu erstreiten, um diesem opportunistisch-heuchlerischem Gender-Wahn einen Riegel vorzuschieben.“
Das schreiben die Anwälte des Klägers, der von Audi nicht gezwungen werden möchte, die Gendersprache zu verwenden. Der VDS unterstützt die Klage, siehe
https://vds-ev.de/mitteilungen/klage-gegen-audi-im-gender-streit
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2021 um 06.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45853

Im Programm der Grünen stören mich die Gendersternchen fast noch mehr als die abgestandenen sozialistischen Ideen bei der Wohnraumbewirtschaftung. Diskussion in beiden Fällen zwecklos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2021 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45836

Lieber Herr Metz, ich kenne Ihre Selbstzweifel nur zu gut. Aber ich schätze Ihre sachlichen und sachkundigen Beiträge sehr und speichere sie größtenteils in meiner eigenen Materialsammlung. Ob ich noch mal was Zusammenhängendes dazu schreiben werde, weiß ich nicht, viele Projekte liegen herum, und ich werde älter (plane aber mit der Unvernunft eines 18jährigen).
Sie haben ganz recht: Man wird bald nicht mehr wissen, wie es gekommen ist. Und man wird es nicht einmal mehr wissen wollen... Den Journalisten ist sowieso alles wurscht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.05.2021 um 01.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45834

Inzwischen beschleicht mich eine gewisse Scheu, hier den x-ten Beleg für das Genderkauderwelsch beizubringen, der dieser Tage in einigen Medien herrscht, denn ich möchte niemanden langweilen, und es kostet mich, nebenbei gesagt, auch (wertvolle) Zeit. Andererseits finde ich, daß das alles dokumentiert werden sollte, weil in zehn oder fünfzehn Jahren vermutlich niemand mehr genau wissen wird, wie es zu dem hat kommen können, was wir dann haben werden.

In SPIEGEL ONLINE fand man gestern ein besonders eindrückliches Beispiel für das heillose Durcheinander, das manche Journalisten anrichten, weil sie glauben, irgendwie mitmachen zu müssen – mit Betonung auf »irgendwie«. Maria Stöhr berichtet in einem Artikel über die Beschneidung von Freiheitsrechten in manchen Ländern unter dem Vorwand der Seuchenbekämpfung (https://www.spiegel.de/ausland/coronakrise-wie-regierungen-weltweit-in-pandemie-zivilrechte-einschraenken-a-b21dc6f9-4186-4c70-8851-1963475ab0cd).

Die Lektüre vernebelt den Kopf, man wird ständig gezwungen, über Dinge nachzudenken, die nichts zur Sache tun, zum Beispiel darüber, ob ein bestimmter Bericht nun von Männern und Frauen oder doch nur von Männern geschrieben worden ist oder ob unter Kritikern auch Frauen oder nur Männer sind. Mit dieser Vergewaltigung ihrer Leser verstößt die Autorin gegen eine Grundregel effektiver Kommunikation, nämlich die, daß wenn irgend möglich nichts von der Botschaft des Textes ablenken sollte. Das ist ihr entweder nicht bewußt, oder sie nimmt es in Kauf, um eines vermeintlich höheren Zieles willen (Überzeugung, Anpassung an die Wünsche der Redaktion?).

Der Text beginnt sprachlich unauffällig: »Da ist das Beispiel des 43-jährigen Anwalts Javier Ordóñez aus Kolumbien, der im September während des strengen Lockdowns seine Freundin besuchen wollte. Polizisten fingen ihn ab, verletzten ihn durch Elektroschocks und Schläge so schwer, dass er starb.« Waren unter den Polizisten womöglich auch Frauen? Keine Ahnung. Ist auch egal, der Mann ist tot, das Geschlecht der Handelnden ist völlig unwichtig.

Dann ist die Rede von einer »Aufforderung an Sicherheitskräfte und Polizei, gegen Protestierende und Regierungskritiker mit Gewalt vorzugehen.« Wieder wird die generische Form korrekt verwendet: ob Männer oder Frauen die Regierung kritisieren, ist unerheblich.

Nun aber lese ich: »Drei Politikerinnen der wichtigsten Oppositionspartei wurden im vergangenen Frühsommer in der Hauptstadt Harare bei einer friedlichen Demonstration festgenommen.« Früher wäre für mich klar gewesen, daß es sich um Frauen handelt. Heute aber zweifle ich. Zu oft habe ich in den letzten Monaten im SPIEGEL und anderswo von »Klinikleiterinnen«, »Expertinnen« usw. im generischen Femininum gelesen (und die weitere Lektüre des Artikels, siehe unten, bestätigt meine Skepsis). Der übernächste Satz schafft immerhin Klarheit: »Der Staat […] klagte die Frauen an.«

In der nunmehr gefestigten Erwartung, daß dieser Artikel offenbar doch in normalem Deutsch verfaßt ist, lese ich weiter. Doch urplötzlich drängen sich »Bürgerinnen und Bürger« in den Text. Geschenkt, denke ich da, »Bürger« gibt es ja eigentlich nur noch bei der AfD, wahrscheinlich ist es der Autorin nicht mal aufgefallen, daß sie hier die Doppelform verwendet hat. Am Ende des Absatzes ist auch wieder von »Bürgerbeteiligung« die Rede.

Im nächsten Absatz aber wird klar, daß es sich nicht um einen Ausrutscher gehandelt hat: »Regierungen verletzten in der Pandemie die Meinungs- und Pressefreiheit und bauten die Überwachung von Bürgerinnen und Bürgern, Kritikerinnen und Kritikern aus.«

Der übernächste Absatz bestätigt diesen Eindruck: »Zwei von drei Menschen weltweit leben laut der Autorinnen und Autoren in einem Land, in dem Protest oder aktives Engagement für die Gesellschaft unterdrückt werden. Aktivistinnen und Aktivisten, Medienvertreter und Menschenrechtsorganisationen werden zum Schweigen gebracht.«

Markiert das Wort »Medienvertreter« womöglich das Ende des (pflichtschuldigen) Genderausflugs in dem Artikel? Schwer zu sagen, denn jetzt ist erst mal viel von »Menschen« die Rede (zur Erinnerung, das ist der Plural von »der Mensch«). Doch dann: »Studienmacher«, »Menschenrechtsverteidiger«, »Journalisten«.

So weit, so gut. Dann aber wieder ein Moment völliger Verwirrung: »Die philippinische Journalistin Maria Ressa, eine der schärfsten Kritikerinnen Dutertes, warnte im SPIEGEL, dass die Maßnahmen gegen Covid-19 zum ›Tod der Demokratie‹ führen könnten. Kritiker sagen, die Befugnisse gehen viel weiter als das, was er zur Bekämpfung des Virus bräuchte.« Frau Ressa ist eine Kritikerin, aber ist sie nur Teil einer Gruppe von Frauen oder Teil einer – viel größeren – Gruppe von Männern und Frauen? Und sollen die »Kritiker« aus dem nächsten Satz dann wieder Frauen und Männer sein??

Der Rest des Artikels scheint wieder die Vermutung zu bestätigen, daß der Text grundsätzlich im ach so schrecklichen generischen Maskulinum geschrieben ist. Die »Autorinnen und Autoren« der zitierten Studie begegnen uns nun auf einmal als »Autoren« und, erneut, als »Studienmacher«.

Dann noch ein Knaller zum Schluß, den ich, inzwischen durch das heftige Hin und Her völlig gebeutelt, nur noch gedämpft wahrnehme: »Das Virus wirke, so die Autorinnen [!], ›wie ein Brandbeschleuniger‹, was Unruhen und soziale Ungerechtigkeiten im Land angehe.« Es folgen noch die »Menschenrechtsaktivisten«. Aha, also doch die generische Form?! Wieso ist von »Brandbeschleunigern« die Rede, denke ich, was ist mit Brandbeschleunigerinnen??

Ich fahre den PC runter und begebe mich zur Nachtruhe, in dem unbehaglichen Gefühl, gestern viel weniger zur Bekämpfung von Diskriminierung beigetragen zu haben als die Autorin des Artikels.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 04.05.2021 um 20.24 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45833

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=897#45831
taz: "Schüler*innen nur Mittelmaß"

Ich stelle mir diesen Satz gelesen vor, denke dabei an eine Meldung der letzten Tage über die Vorteile des Freiluftunterrichts und ergänze unwillkürlich:

Schüler*innen nur Mittelmaß, außen aber richtig gut.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 29.04.2021 um 20.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45801

Ich gehe davon aus, daß kaum jemand privat gendert. Denjenigen, die öffentlich gendern, merkt man ihre fehlende Routine deutlich an, da sie in freier Rede fast immer das Gendern vergessen. Das wäre sicher anders, wenn sie sich auch privat um die angebliche Geschlechtergerechtigkeit bemühten. Dann müßte das besser sitzen.

Heute habe ich einen Podcast gehört (NDR "Die Idee" mit Karagiannidis vom DIVI), den ich fast abgeschaltet hätte, weil der Interviewer so betont – gendert. Aber es waren eigentlich nur die einleitenden Phrasen, die er sich vorher offensichtlich zurechtgelegt hatte. Nach diesem Fähnchenschwenken wechselte er in normale Sprache.

Wäre dieser Interviewer ein Beleg dafür, daß Gendersprache sich durchgesetzt hat? Oder eher ein Beleg für das Gegenteil?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2021 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45795

Die Sprachbastler behaupten zwar, ihre Neusprache sei in der Gesellschaft "angekommen", aber ich meine nach wie vor, daß dies ein Wunschtraum ist. Leider wird die sprachsoziologische Frage, wer überhaupt gendert, kaum gestellt und nicht wissenschaftlich bearbeitet. Die veröffentlichte Rede erzeugt ein falsches Bild. Das Gendern ist und bleibt eine Angelegenheit bestimmter Konventikel, die zwar groß sind, aber bei weitem nicht so groß, wie sie glauben.

Wer den Zentralrat in diese Konventikel hineinzieht, entfernt ihn ein Stückchen weiter von den Gläubigen selbst, die weiterhin Normaldeutsch sprechen werden.
Sollten die Pfarrer ihre Predigten gendern (ich habe keine neuere Erfahrung mit dieser Textsorte), werden die Kirchenaustritte sich beschleunigen, auch wenn man wohl nie eine Korrelation nachweisen wird.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 28.04.2021 um 23.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45794

"Auch zeigen Studien, dass die Lesbarkeit von Texten kaum beeinflusst wird."
Das liest man in der Begründung des Beschlusses des ZdK zur Vorgabe der Gendersprache, und man liest es so oder ähnlich in allen vergleichbaren Publikationen.
Jeglicher noch so geringe Ansatz von Empirie spricht ja dagegen. So wie z.B. die Betrachtung der Neusser Ratsverordnung, die Herr Metz heute verlinkt hat, ein Dokument des Grauens mit 258 Sternen auf 15 Seiten.
Das ganze wird für das ZdK sicher ein Eigentor werden, wie Herr Ickler vermutet. Mir als Katholik ist die Schadenfreude daran leider verwehrt. Ich möchte stattdessen flehen "Herr lass regnen was immer diesen Leuten fehlt!".
 
 

Kommentar von , verfaßt am 28.04.2021 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45792


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2021 um 16.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45791

Verpflichten, zwingen... – die Sprache sagt alles.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.04.2021 um 14.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45790

Einer der besten Texte zur eigentlichen Funktion der Gendersprache ist lustigerweise von Anatol Stefanowitsch.

Er erklärt uns ganz freimütig, daß diese Sprache ein Erkennungszeichen bestimmter Communities ist:

Binnen-I, Gendersternchen usw. werden dagegen mit bestimmten „Communities of Practice“ in Verbindung gebracht: Gruppen von Menschen mit ähnlichen Zielen und Wertvorstellungen, wie eben die queere Community, die Frauenbewegung und andere.

Indem man die Bediensteten der Stadt Hannover zum Gendersternchen verpflichtet, zwingt man sie kurzfristig in eine Community of Practice, zu der sie eigentlich nicht gehören. Mittelfristig löst man damit dann die Verbindung des Markers zu dieser Gemeinschaft auf: Solange ich das Gendersternchen freiwillig – vielleicht sogar gegen gewisse Widerstände – verwende, kommuniziere ich damit auch, dass ich mich zu einer Gruppe von Menschen mit bestimmten Vorstellungen über Geschlecht rechne. Je mehr Menschen eine bestimmte Form verwenden, weil sie dazu gezwungen sind, desto schlechter lassen sich solche Rückschlüsse ziehen. Das Gendersternchen verliert so nicht nur seine Bedeutung im engeren Sinne, sondern auch seine Fähigkeit, die Weltsicht derjenigen zu vermitteln, die es verwenden.

(https://zeit.de/kultur/2019-01/gender-sprache-geschlechtergerechtigkeit-hannover-leitfaden-gleichstellung/komplettansicht)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 28.04.2021 um 13.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45789

Der Papst ist hoffentlich nicht gegen die ZdK-Entscheidung, denn in der Bergpredigt heißt es künftig:
Niemand kann zwei Herr*innen dienen; er/sie wird entweder den/die eine/n hassen und den/die andern/andere lieben oder er/sie wird zu dem/der einen halten und den/die andern/andere verachten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.04.2021 um 13.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45788

Und schon ist man in Neuss dem Ziel der Chancengleichheit wieder ein Stück näher gekommen. Leider aber nur in der Theorie. Denn in der Praxis bewirkt die Entstellung von Texten nur eins: daß sie unlesbar und unvorlesbar werden und damit noch unzugänglicher, als sie es ohnehin schon waren, gerade für die, die man ansonsten doch auch so angelegentlich fördern möchte. Selbst studierten Lesern, die einigermaßen abgehärtet sind, wenn es um die Lektüre schwerfälliger Rechts- und Verwaltungstexte geht, dürfte es schwerfallen, dem Gedankengang zu folgen, wenn zusätzlich sperrige Doppelgebilde und unzählige Asteriske die Aufmerksamkeit davon ablenken und den Fließtext zur Stolperstrecke machen. Wobei genau das ja sogar das erklärte Ziel der Verantwortlichen ist. Man soll ja stolpern und gerade nicht bequem durch den Text gleiten. Wir müssen raus aus unserer allzu kommoden Haltung und uns immer wieder und wieder klarmachen, daß es außer Männern auch noch Frauen gibt, und uns das ständig gegenseitig vorsagen.

Das vom BMJ herausgegebene und hier schon öfter zitierte »Handbuch der Rechtsförmlichkeit« gilt zwar nicht für Statute kommunaler Organe, aber danach würde die Geschäftsordnung des Rates der Stadt Neuss schon deshalb durchfallen, weil sie drei wesentliche Anforderungen nicht erfüllt:

»Der Text muss so formuliert sein, dass er auch dann verständlich ist, wenn er vorgelesen wird.
Der Text muss übersichtlich bleiben.
Die Formulierung sollte nicht zu sehr vom allgemeinen Sprachgebrauch abweichen.«
(Rn. 112: http://hdr.bmj.de/page_b.1.html#an_112)

Es ist auch nicht ersichtlich, inwiefern diese Eseleien der sprachlichen Gleichbehandlung von Männern und Frauen dienen sollen. Männer und Frauen sprachlich gleich zu behandeln bedeutet, sie gleich zu benennen. Genau das leistet das generische »Maskulinum«. Daß es völlig schnuppe ist, ob ein Mann oder eine Frau eine bestimmte Funktion ausübt, bringt man gerade nicht dadurch am besten zum Ausdruck, daß man das Mann- oder Frausein der Betroffenen ständig hervorhebt, sondern durch eine generische Benennung. Die haben wir längst, und sie muß nicht durch irgend etwas Kompliziertes und Unaussprechliches ersetzt werden, nur weil die immer selben vier oder fünf von Genderaktivisten gebetsmühlenartig zitierten unwissenschaftlichen »Studien« ein für allemal belegt haben sollen, daß die generischen Formen unser Bewußtsein in schlimmer Weise manipulieren. Das tun sie nicht, und es ist leicht zu erklären, aber niemand will es hören. Solange die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, in Unternehmen und Verbänden und an den Hochschulen in der Realität das Gefühl haben, keine zufriedenstellenden Erfolge im Kampf für mehr Chancengleichheit vorweisen zu können, verfahren sie nach dem Karottenprinzip. Der Sprachfetischismus als Möhre vor dem Maul kann den Esel eine Zeitlang in Bewegung halten, stillt aber seinen Hunger nicht. Mal sehen, wann der Esel das merkt und was er dann tut.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 28.04.2021 um 13.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45787

Endlich: kurz vor Schließung wegen Geschäftsaufgabe stellt das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) noch schnell um auf "geschlechtersensible bzw. -gerechte Sprache".

In der Begründung zu einem Änderungsantrag heißt es, das Buch Genesis zu zitieren, sei "angesichts von Genesis 1,27 (als Mann und Frau schuf er den Menschen) und der Einbeziehung von "nicht-männlichen Menschen" (w, d) eher kontraproduktiv."

https://antrag.zdk.digiv.de/std
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 28.04.2021 um 09.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45786

Die Stadtverordnung ist ein Lesegenuß:
https://neuss.de/rathaus/ortsrecht/pdf/30-02-geschaeftsordnung.pdf

Fängt gleich an mit Die Bürgermeister*in.

Mich würde dabei interessieren, wie man jede_r korrekt ausspricht. Vielleicht kann hier jemand helfen?
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 26.04.2021 um 06.50 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45764

Die ARD-Moderatorin Eva-Maria Lemke schreibt auf Twitter:
"Hey, ihr @rbbabendschau-Zuschauerinnen – ich hätte da mal ne Frage. Vielleicht auch zwei.
Meldet Euch per DM bei mir. Ick freu ma.
(Übrigens: kein generisches Femininum – wirklich nur Frauen!)"


So umständlich wird es halt, wenn man die Markierung "-innen" ihres Sinnes beraubt.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 26.04.2021 um 06.13 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45763

Notizen zur der Anne-Will-Sendung gestern abend:
Anne Will gendert wie immer penetrant, gestern ohne Gender-Gap aber mit Doppelnennung, koste es was es wolle: "wenn die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern...".
Schreckt sie plötzlich vor dem gesprochenen Gender-Gap zurück? Oder sollen die zermürbenden Ausdrucksungetüme dem Gender-Gap den Weg bereiten?

Annalena Baerbock: "ich bin jemand, der... und der.....", es gibt also das generische Maskulinum und es rutscht ihr bisweilen durch.

Naturwissenschaftler tendieren dazu, normal zu sprechen. Anders die Physikerin Viola Priesemann, die derzeit oft in Talkshows zu sehen ist. Sie beherrscht den Gender-Slang und bedient sich der Stilmittel Doppelnennung und Abwechslung.
Schmunzelnd nimmt man aber zur Kenntnis, daß ihre Wendung "Frage an die Juristen und Politikerinnen" im simultanen Untertitel (optional einschaltbar in der Mediathek) normalisiert wird: "Frage an die Juristen und Politiker".
Anders als bei Youtube, wo die Untertitel per Spracherkennung – also akustischer Transkription – erzeugt werden, ist hier ist offenbar ein Mensch am Werke. Und der übersetzt in normale Sprache. Unter Zeitdruck spricht und schreibt man offenbar normal. Köstlich!
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 25.04.2021 um 18.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45760

In der ZEIT mal wieder ein Artikel, in dem es random hin- und hergeht zwischen generischem Maskulinum und modischer weiblicher Form, inkl. hübschem Wortspiel:

"Wenn sich nun Liefers und rund 50 weitere Schauspielerinnen in den kurzen ironischen Clips der AllesDichtMachen-Aktion aus heimeligen Innenräumen heraus für bedingungslosen Gehorsam gegenüber Regierungshandeln aussprechen;"

Auch sonst sprachlich recht bunt, gesteltzt wirkende
"hülfe" und "fürderhin", dann wieder "sorry to say", "well" und "nope". So muß man wohl als Kulturwissenschaftler schreiben.

https://www.zeit.de/kultur/film/2021-04/allesdichtmachen-schauspieler-corona-massnahmen-pandemie-politik/komplettansicht
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.04.2021 um 11.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45739

Einmal an der Regierung, hätten die Grünen dann wohl die Lizenz zum Nervtöten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2021 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45732

Wie gesagt: Im Corona-Podcast des NDR haben Drosten und Ciesek ausreichend Zeit, ihre Kenntnisse vorzutragen. Sie gendern nicht. Anders die inhaltlich gut vorbereiteten Wissenschaftsjournalistinnen, die offenbar gehalten sind, möglichst konsequent zu gendern. Je besser es ihnen gelingt, desto unangenehmer ist die Wirkung, und zwar auch deshalb, weil ihre Redeweise wie eine ständige implizite Zurechtweisung der beiden Wissenschaftler wirkt. Die moralische Überlegenheit scheint ihnen das Recht zu geben, den Fachleuten alle drei Minuten auf die Finger zu klopfen.

Wenn das Gendern in Prüfungsnoten einfließt, könnte man dagegen klagen. Ich bin aber nach meinen Erfahrungen mit der Justiz nicht sicher, wie das ausgehen würde. Das Bundesverfassungsgericht hat dem Staat das Recht zugesprochen, in die Sprache einzugreifen; das läßt sich ausbauen.

Ein grüne Mehrheit im Bundestag verspricht in dieser Hinsicht auch nichts Gutes. Aber die schwarzbraune Alternative würde ich deshalb noch lange nicht wählen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2021 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45731

Merz fordert ein Verbot der Gender-Sprache:

"Wer gibt zum Beispiel Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern das Recht, Prüfungsarbeiten auch danach zu bewerten, ob die Gender-Sternchen verwendet werden oder nicht?", fragte der CDU-Politiker. "Wer gibt Nachrichtenmoderatorinnen und -moderatoren das Recht, in ihren Sendungen einfach mal so eben die Regeln zur Verwendung unserer Sprache zu verändern?" (t-online.de 23.4.21)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.04.2021 um 10.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45725

Die Forschungsgruppe Wahlen in Mannheim ("Politbarometer" und Wahlhochrechnungen fürs ZDF) benutzt statt Anhänger und Anhängerinnen gern den Begriff Anhängerschaft.
Dort würden sie schreiben:
ein Viertel der Unionsanhängerschaft

Allerdings sind immer mehr "Genderierende" auch damit unzufrieden und würden die Unionsanhänger*innenschaft vorziehen. Dann könnten sie aber auch gleich bei Unionsanhänger*in(nen) bleiben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.04.2021 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45724

Außerdem hätte er dann auch schreiben müssen: »nur jeder Vierte und jede Vierte«.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.04.2021 um 09.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45723

Die Grundgesamtheit sind in dem Fall alle Unionsanhänger (wobei der Autor konsequenterweise natürlich »Unionsanhänger und Unionsanhängerinnen« hätte schreiben müssen). Wenn innerhalb dieser Gruppe Männer und Frauen gleich verteilt sind, stimmt die Aussage, sofern zusätzlich die Bedingung erfüllt ist, daß das Meinungsforschungsinstitut Civey, das die Umfrage durchgeführt hat, tatsächlich mit einer quotierten Stichprobe gearbeitet hat, »die sicherstellt, dass sie beispielsweise in den Merkmalen Alter, Geschlecht und Bevölkerungsdichte der Grundgesamtheit entspricht«, wie es in den Erläuterungen zur Methodik im SPIEGEL heißt (https://www.spiegel.de/backstage/die-methodik-hinter-den-civey-umfragen-a-b50353b3-b072-43c8-ab70-7fab20d48710?d=1612960628). Allerdings glaube ich nicht, daß der frömmelnde Autor des Artikels auch nur eine Sekunde an diesen Aspekt gedacht hat. Er wollte uns einfach nur zeigen, wie gut er im Genderunterricht aufgepaßt hat.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 22.04.2021 um 07.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45719

Haargenau dieselben beiden Stellen des SPIEGEL sind gestern unter dem Stichwort "Tohuwabohu" in meinem Notizkasten gelandet.

Daniel Eckert in der welt-online heute kann es besser:
"Fest steht auch, dass die künftige deutsche Regierung mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Juristen geführt werden wird. Sowohl Armin Laschet von der CDU als auch Annalena Baerbock von den Grünen haben ein rechtswissenschaftliches Studium hinter sich."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2021 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45718

Der SPIEGEL schafft den Salto mortale beim Gendern:
Ausgerechnet unter Unionsanhängern hat Laschet laut einer repräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstitutes Civey für den SPIEGEL einen schweren Stand. Nur jeder Vierte oder jede Vierte hält die Entscheidung gegen Söder als Kanzlerkandidat für richtig.
(Das würde, abgesehen von der Inkonsequenz, einschließen, daß Frauen und Männer gleiche Zustimmungswerte aufweisen – aber steht das überhaupt fest?)
Daß Olaf Scholz bei der „Kanzlerin-Frage“ nicht gut wegkommt, liegt vielleicht daran, daß er keine gute Kanzlerin wäre? – Usw. – es geht alles durcheinander.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.04.2021 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45713

Es gibt offenbar auch einen Verband, der sich offiziell
Bundesverband der Berufsbetreuer/innen e.V. (BdB)
nennt, und auf diesen (ich schrieb irrtümlich "freier" statt "der") hat sich die Sendung Plusminus bezogen. Also wohl doch korrekt.

Was es allerdings mit diesen zwei irritierenden Namen genau auf sich hat und ob es sich evtl. um eine erneute Umbenennung desselben Verbandes handelt, konnte ich nicht herausfinden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.04.2021 um 22.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45711

Wikipedia:

» Der Bundesverband freier Berufsbetreuer e.V. (BVfB) ist eine berufsständische Vertretung für selbständige Berufsbetreuer in Deutschland. [...]
Der Verein wurde 1995 in Münster als Verband freiberuflicher Betreuer/innen gegründet, verlegte 1998 seinen Sitz nach Berlin und wurde 2004 in „Bundesverband freier Berufsbetreuer“ umbenannt. 

Das ficht Das Erste (ARD) natürlich nicht an. In der heutigen Sendung Plusminus wurde ständig vom
Bundesverband freier Berufsbetreuer/innen
gesprochen (mit glottalem Plosivlaut) und dieser Name so auch bildlich eingeblendet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.04.2021 um 14.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45704

In den Zeitungen kommt heute aus gegebenem Anlaß das Wort "Kanzlerkandidatin" sehr oft vor. Zum Beispiel auch im Mannheimer Morgen, mehrfach gleich auf Seite 1.

Aber dann wird es auf Seite 18 komplizierter (Hervorhebungen von mir):

Grüne aus der Region gratulieren Annalena Baerbock zur Kanzlerinnenkandidatur.
Annalena Baerbock zieht für die Grünen als Kanzlerinnenkandidatin in den Wahlkampf.
"Wir haben mit Annalena Baerbock eine großartige Kanzlerkandidatin", [...]
[...] die damals noch als Kanzlerin-Kandidatin geltende Annegret Kramp-Karenbauer[!]
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.04.2021 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45702

Vielleicht hat die Frauenfeindlichkeit mit der Männerfeindlichkeit zu tun, die in woken Kreisen so gewissenhaft gepflegt wird. Als Mann per se unrecht zu sein, gefällt nicht jedem. Und wem geht das allgegenwärtige "taffe" Frauenideal nicht auf die Nerven, das die Szene seit Jahren beherrscht? Ob Fernsehkommissarin oder unbeugsame Feministin, die Abziehbilder sind immer die gleichen. Da kommt Annalena Baerbock gerade recht. "Schon wieder ne Frau", seufzt selbst meine eigene: "Ich finde, langsam wärs mal wieder an der Zeit für Testosteron." Dieses Empfinden könnte es übrigens sein, das Söder beim Wahlvolk soviel beliebter macht als Laschet.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.04.2021 um 10.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45701

Mir ist schon klar, wie der Satz gemeint war, nur meine ich, daß die Verschränkung der beiden Gedanken in dieser Weise problematisch ist, und ich wollte vorführen, welche ungewollte Konsequenz es hat, wenn man so formuliert, nur weil man sich lieber auf die Zunge beißt, als eine Frau einen Kandidaten zu nennen. Man liest ja auch oft, Merkel sei die »erste Bundeskanzlerin«, die dieses oder jenes getan hat. Auch das ist richtig, reduziert aber die Kanzlerin auf die Gruppe der Frauen, die bisher dieses Amt bekleidet haben, und die ist mit einer Person doch wesentlich kleiner als die Gruppe aller acht bisherigen Amtsinhaber. »frauenverkleinernd« nannte Dorothea Wendebourg das in der FAZ Anfang des Jahres.

Der Satz »Nur eine kann es werden«, hörbar verunsichert vorgetragen von Robert Habeck, der offenbar nichts falsch machen wollte, ist mir auch aufgefallen. Auch diesen Satz kann ich nicht generisch verstehen. Wenn klar war, daß es nur »eine« werden konnte, warum hat man Frau Baerbock dann nicht schon vor Monaten nominiert? Ich glaube übrigens, daß es tatsächlich schon lange klar war, so gesehen könnte es sich sogar um einen Freudschen Versprecher handeln (was ich aber nicht glaube, ich denke, er wollte das generische Maskulinum umschiffen).

Dazu passend: »Das WC zwischen Hauptbahnhof und Platzspitz ist das meistbesuchte WC der Stadt. Am Montag überraschte die Stadt Zürich die millionste Besucherin mit einem Blumenstrauss. Auch das Reinigungspersonal erhielt von der Stadt Anerkennung.« (toponline.ch, 19.4.21)

Das Deutsche hat an dieser Stelle eine Schwäche, keine Frage, denn der Sprecher oder Schreiber möchte bei der Schilderung einer konkreten Situation meist sofort das Geschlecht der handelnden Personen deutlich machen. Warum das so ist und ob man gegen dieses offensichtlich vorhandene Bedürfnis ankämpfen sollte, steht auf einem anderen Blatt. Phettbergs »Arztys« und »Lesys« sind nett, aber spätestens bei »Terroristys« und »Kinderschändys« hätte ich keine Lust mehr mitzumachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2021 um 08.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45700

Baerbock ist eine Frau und grün – mehr brauchen die Giftzwerge nicht zu wissen, um die Schmähungen auf sie niederprasseln zu lassen, die sie bisher Merkel zugedacht haben. Auch der frauenfeindliche Ton ist eins zu eins übernommen. Ein guter erster Schritt ist schon mal, sie „Annalena“ zu nennen.

Schon wenn man las, was alte Männer über junge Mädchen wie Greta Thunberg öffentlich sagten, fragte man sich ständig, welche Kinderstube solche Leute eigentlich genossen haben. Menschen, die selbst etwas können und leisten, erniedrigen sich nicht so weit, daß sie – im Schutz feiger Anonymität – andere Menschen in dieser Weise herabsetzen. Das gilt ohne Ausnahme. Überhaupt war mein ständiges Kriterium immer: Würdest du einer Person das, was du anonym über sie schreibst, auch ins Gesicht sagen? Merkel „dumm“, „Flintenweib“ usw. nennen? Nicht? Dann gehörst du zum Pack und bist nicht wert, daß man mit dir redet.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 20.04.2021 um 06.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45699

"Die Grünen haben ihre erste Kanzlerkandidatin."
Wie ist das zu verstehen? Frauen an der Spitze haben wir schon lange, bei den Grünen sowieso. Nur die Kanzlerkandidatur ist etwas neues.
Von daher habe ich den obigen Satz zweifelsfrei generisch verstanden, offenbar anders als Sie, Herr Metz ("Wo muß man leben, um die Tatsache, daß eine Partei, zumal die Grünen, anno 2021 eine Frau auf den Schild hebt, für etwas Historisches zu halten?").
Aber das zeigt genau den Schaden, der durch die Beseitigung des generischen Maskulinums entsteht: Beim Reden über Menschen kann man nicht mehr präzise und irritationsfrei sprechen, und zwar weder beim Reden über Menschen allgemein noch beim Reden über Frauen vs. Männer.

Die gestrigen vielfachen Äußerungen von Habeck, Baerbock und vieler Kommentatoren ("es kann nur eine geben", "wer die bessere Kanzlerkandidatin ist", usw.) zeigten in geballter Form diese Verwirrung und gleichzeitig die fortgeschritten wirksame Verpönung des generischen Maskulinums.

Bei diesem Chaos kommt einem der Vorschlag von Hermes Phettberg geradezu elegant vor. Danach würde es heißen "...haben ihr erstes Kanzlerkandidaty" oder "...kann nur eines geben".

Übrigens ist Baerbock dann doch einer durchgerutscht, als sie am Abend nämlich zu Karen Miosga sagte "...so wie sich jeder in seinem Leben weiterentwickelt". Na bitte.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.04.2021 um 01.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45693

Nun sollen die Grünen also »ihre erste Kanzlerkandidatin« bekommen, so als hätten sie bisher immer nur Männer ins Rennen geschickt. Die Formulierung wird der Bedeutung des Vorgangs nicht gerecht und schmälert die Rolle von Frauen. Wo muß man leben, um die Tatsache, daß eine Partei, zumal die Grünen, anno 2021 eine Frau auf den Schild hebt, für etwas Historisches zu halten? Die Grünen erheben erstmals den Anspruch, das Kanzleramt zu besetzen (= den Kanzler zu stellen), das ist ungleich mehr.

Man kann die beiden Aussagen »erste Kanzlerkandidatur der Grünen« und »Frau wird damit betraut« nicht in dieser Weise sinnvoll kombinieren, und zwar weder nach den bisher geltenden Grammatikregeln noch nach der Logik der Gendersprache, denn auch in dieser Parallelwelt kann »Kanzlerkandidatin« immer nur eine Frau bezeichnen. Wer die klassische generische Form unbedingt vermeiden will, muß auf pedantische und unaussprechliche Konstruktionen ausweichen, die das Pathetische der Aussage restlos zerstören. Dann hätten die Grünen »ihre(n) erste(n) Kanzlerkandidatin/-en«. Bei Einbeziehung der Diversen ist eine Bezeichnung im Singular sogar unmöglich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.04.2021 um 00.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45684

Eine Frau kann, so scheint sie also zu denken, nichts wie ein Mann sagen, sondern nur wie eine andere Frau. Was für irre Blüten doch die Genderei treibt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.04.2021 um 22.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45683

Anne Will im Ersten, 18.4.21:

... um es mal ganz spießig und oberlehrerinnenhaft zu sagen.

Das muß man ihr lassen, sie kommt langsam in Übung.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 17.04.2021 um 23.25 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45674

Ich bin ja mit den Gepflogenheiten in anderen Ländern nicht so vertraut. Aber fest steht wohl, daß die englischsprachigen uns bezüglich der Menschenfreundlichkeit weit voraus sind.

Nur verstehe ich das mit den Pronomen noch nicht so ganz. Die australische Seite 7News schreibt z.B.:

"Individuals are also encouraged to take note of the pronouns people use for themselves and politely ask when unsure."

(https://7news.com.au/news/education/fresh-push-to-drop-gendered-terms-like-mum-dad-husband-or-girlfriend-c-2572877)

Was sollen das für Pronomen sein, die die Leute für sich selbst verwenden? Ich würde ja jederzeit sagen: "ich" oder - je nach Fall - "mir" oder "mich", im Englischen also "I" und "me".

Manchmal lese ich auch, daß es Personen gibt, die mit besonderen Pronomen angesprochen werden wollen. Normal wäre im Englischen wohl "you". Früher waren auch andere üblich, "thou" z.B.

Nun lese ich aber immer wieder von "they" umd "them". Das ist überraschend. Wie soll man sich das vorstellen? Reden die Leute jetzt von sich in der dritten Person Plural? Oder sprechen sich damit an?

Seltsam.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.04.2021 um 14.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45673

Darüber brauchen wir uns zum Glück keine Gedanken zu machen, das müssen die sich schon selber überlegen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.04.2021 um 13.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45672

Ein schöner Aspekt. Die Frage ist nur, wie soll die Sternchentrennregel überhaupt aussehen?

Ratgeber- *innen
oder
Ratgeber*- innen

sind ja nicht besser, denn man trennt auch bisher nur

Ratgebe-
rinnen
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.04.2021 um 13.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45671

Mich hat interessiert, ob die taz ernsthaft »Schulabbrechende«, »Abbrecher*innenquote« usw. schreibt. Dabei stieß ich in einem Artikel auf dies:

Ratgebe-
r*innen

Das Trennprogramm will wohl noch nicht so wie die Redaktion und ignoriert einfach das neckische Sternchen. Das sollte sie dringend korrigieren, denn solche Trennungen nähren den Verdacht, daß es der Zeitung und ihren Gesinnungsgenießenden gar nicht um die Ansprache einer verschwindend kleinen Minderheit geht, sondern um die Einführung des generischen Femininums durch die Hintertür. Das menschenverachtende Spiel mit dem Atemaussetzer zur Bezeichnung von Personen hat ohnehin keine Zukunft. Schon jetzt ist zu beobachten, daß immer mehr Wohlmeinende ungerührt die weibliche Form aussprechen, als hätten sie das Stigma gar nicht bemerkt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.04.2021 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45670

Klar, ein Reisender ist auch dann einer, wenn er gerade im Hotelbett schläft, aber manche Partizipien gehen einfach nicht. Ein Sprechender (gerade in einem Artikel über Anglizismen gelesen) muß schon reden, um die Bezeichnung zu rechtfertigen. "Nachrichten Sprechender"ist keine Berufsbezeichnung wie Nachrichtersprecher. So brav der Artikel ansonsten auch gegendert ist – "die Sprachen der Eroberer“ sind hineingerutscht. https://de.babbel.com/de/magazine/kolonialisiert-englisch-andere-sprachen?bsc=languagecolonialism-deu&btp=fb&fbclid=IwAR3CIuN0Xg4kHgr5OhtpQzYJydjlrLN5MF05w_KWIX53uGvBeIKdmVzGhPk&utm_campaign=languagecolonialism&utm_medium=social&utm_source=facebook&utm_term=organicpost
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.04.2021 um 23.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45663

Ich erhielt vor ein paar Tagen eine Rundmail, überschrieben mit Liebe Mitglieder*innen, Fördernde und Freund*innen des ...,
Die Verfasserin engagiert sich seit vielen Jahren in der Organisation eines gemeinnützigen Vereins. Sie schrieb bislang völlig normal, gelegentlich mit Doppelnennungen. Jetzt schaltet sie um und läuft prompt in die altbekannte Falle.
Es juckt in den Fingern, zumindest auf den Fehler aufmerksam zu machen. Oder sogar eine Meinung zu dem Umschwenken auf Gender-Sprech zu äußern.
Sicher geht es den meisten wie mir: Ich lasse es bleiben, denn in Anbetracht des unschätzbaren Engagements der Dame, das sich in hunderten und aberhunderten von Stunden freiwilliger Arbeit für den gemeinnützigen Verein (neben Familie und Beruf) manifestiert, erscheint so eine Reaktion unweigerlich als Korinthenkackerei. Also läßt man sowas.

Wenn man sich in Kirchen- und Ehrenamtskreisen bewegt, hat man immer öfter mit derartigen Situationen zu tun. Und – wie gesagt – man unterläßt das Herumkritteln an der Sprache, da man allen Beteiligten für ihr Engagement und ihren Fleiß dankbar sein muß.

Umgekehrt kann es einem aber passieren, daß bei der Ansprache an eine Gruppe die Verwendung des generischen Maskulinums von jemandem aus der Gruppe mit einer "freundlichen Ergänzung" versehen wird ("UND SängerINNEN").

Ersteres wirkt also wie Korinthenkackerei, letzteres wie ein hilfreiches Beispringen im Sinne der Gerechtigkeit.

Gewissermaßen ein asymmetrischer Konflikt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.04.2021 um 22.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45662

"Pariser und Pariserinnen" sehen zu:

"Die Handwerker stützen das Gewölbe."

(Tagesthemen, Das Erste, 15.4.21)

Toll, man weiß sofort, es waren keine Frauen dabei.
Oder besser:
Es sollen keine Frauen dabeigewesen sein.

Wenn etwas wirklich sexistisch ist, dann ist es die Genderei!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.04.2021 um 19.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45661

Von der geplanten Bundesstiftung Gleichstellung erwarte ich leider auch neue Anschläge auf die deutsche Sprache. Nachdem die Gleichstellung schon gesetzlich geregelt ist, könnten hier noch weitere Forderungen durchgesetzt werden. Wer würde sich widersetzen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.04.2021 um 19.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45660

In der Sendung Brisant (Das Erste) stand heute der Geschäftsführer des Pilgerheims Weltersbach kurz vor der Kamera. Er erwähnte zuerst

"Bewohnerinnen und Bewohner und Mitarbeiter",

und kurz danach

"regelmäßige Testungen der Besucherinnen und Besucher, der Mitarbeitenden und Mitarbeitenden".

Solche Versprecher müßten nicht sein, wenn man einfach nur die unsinnige Genderei sein ließe.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.04.2021 um 06.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45654

Spiegel Online betitelt heute einen Artikel:
Wie geht es Arbeitnehmern in der Pandemie?
Gleich danach liest man aber im Aufreißer:
Die einen bekommen eine Prämie von der Chefin, wenn Sie sich impfen lassen.
Offenbar nutzt der Autor die Wechselnennung der Geschlechter, um seine Tugendhaftigkeit zu belegen.
Im nächsten Absatz scheint sich das zu bestätigen: ..wer als Vorgesetzter oder Chefin auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter...
Dann verfällt er allerdings in einen Arbeitsmodus, bei dem er sich aufs Thema konzentriert, und daher von der Geschlechtszählerei abgelenkt wird.
Man liest
...Arbeitnehmern
...Teilnehmer
...Arbeitnehmer
...Arbeitnehmer
...jeder Zweite
...Kolleginnen und Kollegen
...Arbeitnehmer
...Chefs
...Arbeitgeber
...das Verhältnis zwischen Arbeitnehmerinnen und Vorgesetzten verändern,
...Mitarbeiter
...Arbeitnehmer


Einzig die Kolleginnen und Kollegen stechen mitten drin heraus (die "Kollegen" sind ein Ausdruck, der das Gendern zuverlässig triggert).
Und am Ende muß er noch einmal eine Marke setzen. Aber so wie er es tut ("...das Verhältnis zwischen Arbeitnehmerinnen und Vorgesetzten..."), bringt er unweigerlich eine Irritation in den Text. Denn man wird aufgrund der aktuellen Me-Too-Debatten unweigerlich auf das Thema "sexuelle Belästigung" gelenkt, um dann festzustellen, daß es nichts damit zu tun hat. Hier geht es nur um Corona.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.04.2021 um 03.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45652

„Die sich aufopfernden Ärztinnen, Ärzte, Pflegerinnen, Pfleger, Assistentinnen und Assistenten“ (SZ 14.4.21) – gerade in einem appellierenden Text geht das angestrebte Pathos im bürokratischen Gendern unter. Dafür fehlt anscheinend das Gespür. (Der Text ist aber nur zur Hälfte gegendert, was die Sache nicht besser macht.)

Auch die Zusammenstellung von Herrn Metz widerlegt die Behauptung, das Gendern sei in der deutschen Sprache angekommen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.04.2021 um 00.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45651

Gute Zusammenstellung, Herr Metz, danke.

Dafür sind unsere Regierungsbeamten perfekt eingenordet. In einer Antwort des Gesundheitsministeriums an Herrn Kubicki liest man "...die Anzahl an Covid-19 Patientinnen und Covid-19-Patienten..."
so heute in einem Welt.de-Artikel.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.04.2021 um 00.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45650

Aktuelle Überschriften und Anreißer auf tagesschau.de (14.4.21):

SPD verteidigt Infektionsschutzgesetz
Spitzenpolitiker der SPD haben dazu aufgerufen, die Änderungen am Infektionsschutzgesetz zügig umzusetzen. Es gehe jetzt darum, "die Gesundheit der Bürger zu schützen", sagte Vizekanzler Scholz.

Ministerium weist Ärzte-Kritik zurück
Verbände der niedergelassenen Ärzte kritisieren, dass die Praxen deutlich weniger Impfstoff bekämen, als ihnen zugesichert worden wäre. Nach Ansicht des Gesundheitsministeriums ist das jedoch nicht der Fall.

Brandenburg stoppt Terminvergabe für Erstimpfungen
Weil unter 60-Jährige nicht mehr mit Astrazeneca geimpft werden dürfen, erhalten etwa 60.000 Brandenburger ihre zweite Impfdose mit Biontech oder Moderna. Deshalb muss an anderer Stelle gespart werden: bei denen, die auf eine baldige Erstimpfung gehofft haben.

BASF impft Mitarbeiter
Als erstes Unternehmen in Deutschland impft BASF von heute an ausgewählte Mitarbeiter gegen Corona im eigenen Impfzentrum. Weitere Konzerne erklären sich startklar und dringen auf eine Erlaubnis.

In 100 Tagen geht es los – oder nicht?
In 100 Tagen sollen die Olympischen Spiele in Tokio beginnen. Ob das wirklich klappt, kann jetzt noch niemand sagen. Die Athleten bereiten sich mit Hochdruck auf das sportliche Highlight vor – so gut es eben geht.

Mehr Schutz für Kleinanleger geplant
In den vergangenen Jahren zeigte sich: Der gesetzliche Schutz von Kleinanlegern reicht nicht aus. Nun berät der Bundestag, wie Risiken künftig leichter erkennbar werden. Auch ein Verbot ist geplant.

DAX bleibt im Seitwärtstrend
Die heimischen Anleger tun sich derzeit schwer damit, auf das hohe Niveau am Aktienmarkt noch draufzusatteln. Auch Rekorde an der Wall Street locken sie derzeit nicht aus der Reserve.

Der harte Kampf um Gleichberechtigung
Etwa 30 US-Bundesstaaten haben Gesetze in Arbeit oder schon beschlossen, die Trans-Mädchen vom Mädchen-Sport ausschließen. Die Republikaner wissen, dass das emotional aufgeladene Thema bei ihren Wählern ankommt.

Und so weiter. Im Haupttext wird nur selten gegendert, und wenn, dann sehr lückenhaft.

In Leitfäden zu »geschlechtergerechter« Sprache findet man gelegentlich den Hinweis, daß in Überschriften und einleitenden Absätzen im Interesse der Kürze und Effizienz auch das generische Maskulinum gestattet sei, solange man dann im eigentlichen Text wieder gerecht formuliere. Das ist widersinnig. Denn wenn es stimmte, daß Wörter wie »Verbraucher« und »Touristen« in den Köpfen der Leser die einseitige Assoziation »Mann« auslösen, wären sie gerade am Anfang von Texten verheerend, denn dort würde das Mißverständnis ja entstehen und wäre also auch dort unbedingt zu vermeiden. In Wirklichkeit ist dieses vermeintliche Zugeständnis der Beweis, daß das generische Maskulinum funktioniert und den Leser eben nicht in die Irre führt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2021 um 03.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45640

In Nachdrucken des "Struwwelpeter" peitscht der bitterböse Friederich nicht mehr "seine Gretchen gar", wie es der Hesse Heinrich Hoffmann tat, sondern "ach, sein Gretchen gar".

Immerhin ist der kohlpechrabenschwarze Mohr, der nichts dafür kann, noch erhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2021 um 12.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45615

Zervakis galt unter ihren Kolleginnen und Kollegen im "Tagesschau"-Team immer auch als eine der unprätentiösesten Nachrichtensprecher. (t-online 9.4.21)

Das geht grammatisch auch nicht (auch abgesehen vom prätentiösen unprätentiösest).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2021 um 16.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45592

Nicht die "Identität" von Verfasserin und Übersetzern ist das eigentliche Problem, sondern die Nichtwiederholbarkeit der Situation dieses "Gelegenheits-Gedichts" im wahrsten Sinne. So hat auch Martin Luther King mit seiner Dream-Rede Geschichte geschrieben, aber wer möchte solche Texte denn nachlesen? "Dann hat er die Teile in seiner Hand, fehlt, leider, nur das geistige Band." – So könnte man sinngemäß sagen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.04.2021 um 14.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45591

Tja, so was kommt von so was. Auf Feldern, die man selbst vermint hat, ist nicht gut spazierengehen. Wenn Schwarze nicht einfach schwarz sein dürfen, sondern stets und überall »Schwarz« sein müssen, weil es immer nur darum gehen kann, sie als Opfer von Rassismus zu begreifen und darzustellen, dann landet selbst ein so harmloses Wort wie »Farbe« auf dem Index. »Flüchtlinge« soll man nicht mehr sagen, um die Betroffenen nicht auf ihre Flucht zu »reduzieren«. Menschen mit schwarzer Hautfarbe dürfen, ja müssen dagegen auf ihre Rassismuserfahrungen reduziert werden. Wieso regt sich dagegen eigentlich kein Widerstand?

Herr Heibert ist höflich und deutet nur an, was er von der Übersetzung hält. Daß er den »Sound der 20- bis 30-jährigen deutschen Spoken-Word-Poeten« nicht gut hinbekommen hätte, kann ich mir kaum vorstellen. Er hätte es sicher nicht schlechter gemacht als das erlesene Kollektiv, das jetzt diesen hochheiklen Auftrag gewissenhaft erfüllt hat, indem es in vielen Fällen »Kompromisse« geschlossen hat, wie man liest! Lyrik nicht als Kunst, sondern als Verhandlungsmasse, das muß man sich mal vorstellen. Ich lasse mich gern belehren, aber wenn Formulierungen wie »alleinerziehende Mutter«, »Wir streben vielmehr nach Verbundenheit, gemeinsamen Perspektiven und Zielen« und »Soll an erster Stelle die Zukunft stehen, müssen wir erst von unseren Differenzen absehen« typisch für den Tonfall dieser Literaturgattung sind, dann ziehe ich das Original vor und lese lieber amtliche Merkblätter, Parteiprogramme und holländische Sinterklaas-Gedichte.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.04.2021 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45590

Wenn man auf politisch korrektes Behördendeutsch hinauswill, kann man "raised by a single mother“ zwar mit "Kind einer alleinerziehenden Mutter“ übersetzen lassen, aber um das Ergebnis „brillant“ zu finden, muß man schon der Verleger sein. Interessant ist die sachliche, praxisnahe Sicht des Übersetzers Frank Heibert: https://www.n-tv.de/leute/buecher/Gorman-Streit-setzt-an-der-falschen-Stelle-an-article22471293.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2021 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45588

Die taz ist natürlich begeistert, besonders wegen der Sklavinnen:

„Das (!) an dieser Stelle im Deutschen ein generisches Femininum steht, ist sprachlich wie politisch eine kluge Wahl, weil diese Variante den Geist des Ausgangstexts trifft.“
Aber woher soll der Leser wissen, daß das Femininum generisch gemeint ist? Nur ein taz-Leser ahnt das.

Der Verleger versucht die Wahl der beiden Aktivistinnen neben der eigentlichen Übersetzerin zu rechtfertigen:

https://www.ndr.de/kultur/Gorman-Gedicht-Verleger-Tim-Jung-ueber-die-deutsche-Uebersetzung,jung322.html

Im Sozialismus stand ein Parteikommissar neben jedem Experten und paßte auf, daß ideologisch nichts anbrannte. Vorbild war die Kirche, ohne deren Imprimatur nichts gedruckt werden konnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2021 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45568

Es gibt im Deutschen kein generisches Femininum. Natürlich kann man eine künstliche Sprache konstruieren, in der es eins gibt. Aber man kann die Sprachgemeinschaft nicht zwingen, es zu verstehen. Ich könnte mich auch darauf kaprizieren, die Arme eine Menschen als Beine zu bezeichnen, was sie ja "genau genommen" auch sind. Beim Essen sollte man die Vorderbeine auf dem Tisch lassen usw.

Die Sprache, wie sie ist, transportiert keine bestimmte Ideologie, im Gegensatz zu den Sprachidealisten, die das glauben oder zu glauben vorgeben. Man kann in derselben Sprache sämtliche Weltanschauungen ausdrücken, die der Menschheit je eingefallen sind. Ich selbst sehe nur zu deutlich, daß in der Alltagssprache eine gewisse "folk psychology" enthalten ist, aber ich habe keine Mühe, die antimentalistische Gegenposition zu vertreten. Theisten und Atheisten benutzen dieselbe Sprache usw. Die Belehrung und Bekehrung fängt erst beim Gesagten an, nicht schon mit der Wahl der Sprache.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.04.2021 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45566

Sprachlich und politisch eine kluge Wahl? Wie soll eine Formulierung in einer Übersetzung, die in eklatanter Weise gegen die Grammatik der Zielsprache verstößt, sprachlich klug gewählt sein? Das kann nur finden, wer zwischen »sprachlich« und »politisch« keinen Unterschied sieht, zum Beispiel weil er selbst von früh bis spät Sprachpolitik betreibt. Wobei man »politisch« vielleicht besser durch »ideologisch« ersetzen sollte. Die taz will uns wohl sagen: Gäbe es im Englischen ein generisches Femininum (bzw. wäre es formal konstruierbar wie im Deutschen), hätte Amanda Gorman es bestimmt verwendet. – Und solche spekulativen Überlegungen und gezielten Manipulationen sollen nun die Überlegenheit der eingesetzten Kommission gegenüber normalsterblichen Übersetzern belegen, die ganz und gar unempathisch »Sklaven« übersetzt hätten??
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.04.2021 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45565

Die lahme deutsche Übersetzung des hymnischen Gorman-Gedichts ist Gegenstand vieler Verrisse. Die tapfere "taz" hält, wenn auch verhalten, dagegen und attestiert den Autorinnen Strätling, Haruna-Oelker und Gümüºay: "Mission erfüllt".

Das Original sei schließlich auch nicht so doll. Anhand des nackten Textes lasse sich "schon bald nicht mehr nachvollziehen, warum der Auftritt der 22-jährigen Lyrikerin die Amtseinführung von Joe Biden überstrahlte. Mit etwas Abstand und bei genauer Lektüre fällt die simple Machart der Funktionspoesie eben auf".

Besonderes Lob hat die "taz" für die Übersetzung von skinny Black girl / descended from slaves and raised by a single mother mit Nachfahrin von Sklavinnen, Kind einer / alleinerziehenden Mutter "Das [!] an dieser Stelle im Deutschen ein generisches Femininum steht, ist sprachlich wie politisch eine kluge Wahl, weil diese Variante den Geist des Ausgangstexts trifft."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2021 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45560

Viele meinen anscheinend, gelegentliches Gendern könne nicht schaden oder man erfülle damit sein Soll auf eine unverfängliche Weise. Das ist falsch gedacht. Das gelegentliche Gendern widerlegt permanent die Grundvoraussetzung der feministischen Sprachregeung; daß das generische Maskulinum Frauen ausschließe. Die gemischten Texte zeigen: das generische Maskulinum lebt und funktioniert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2021 um 15.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45531

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat am Freitag zwar die Anerkennung des Gendersternchens nochmals verweigert, ohne aber die Legende von der "geschlechtergerechten" Sprache anzuzweifeln. Das war bei dieser Besetzung auch nicht anders zu erwarten.

Leider erfährt man nichts über die Modalitäten der Sitzung. Aber eigentlich interessiert es auch niemanden mehr.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 28.03.2021 um 11.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45525

Lieber Herr Metz, zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen, daß die letzte Lünepost nicht in meinem Briefkasten steckte. In den vorherigen Ausgaben lagen die Sternchengegner klar in Führung. Mir schien übrigens schon die Einladung zur Diskussion einen süffisanten Unterton zu haben, der denn auch von einem Leser als tendenziös gerügt wurde. Daß die Meinungen ausgeglichen seien, behauptet die schamlose Redaktion bestimmt nur, um das Publikum nach dem Sturm wieder in Harmonie zu wiegen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.03.2021 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45524

Zu #45513:

Die Dudenredaktion versucht sich abzusichern, indem sie die umgeschriebenen Einträge mit dem Standardhinweis versieht:

»In bestimmten Situationen wird die maskuline Form (z. B. Arzt, Mieter, Bäcker) gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen. Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere. Deswegen wird seit einiger Zeit über sprachliche Alternativen diskutiert.«

Nein, deswegen gibt es diese Diskussion ganz gewiß nicht. Diese Begründung ist hanebüchen, die Autoren stellen sich dumm. Daß etwas »sprachlich nicht immer eindeutig« ist, ist überhaupt kein Problem. Im Gegenteil, es ist ja der entscheidende Vorzug der generischen Verwendung, daß sie es uns ermöglicht, uneindeutig zu bleiben, wo Eindeutigkeit nur stören würde, weil sie von der Sache ablenkt. Und dort, wo sie erwünscht ist, kann sie leicht hergestellt werden. Die wahren Motive derer, die diese Diskussion vom Zaun gebrochen haben, liegen ganz woanders, und sie sind allgemein bekannt, schon weil die Einheizer selbst sie bei jeder Gelegenheit ausposaunen.

In ihrem Eifer scheint die Redaktion völlig zu übersehen, daß sie so einen Systemwechsel nicht nur halb vollziehen kann. Wenn man in den Bedeutungserklärungen von der generischen zur spezifischen Lesart wechselt, muß man auch die Beispiele anpassen. Jahrzehntelang war für die Dudenredaktion ein Einwohner »jemand, der in einer Gemeinde, einem Land seinen ständigen Wohnsitz hat«. Dazu paßte das Beispiel »die Einwohner des Saarlandes«. Nach der Neudefinition ist ein Einwohner laut Duden heute eine »männliche Person, die in einer Gemeinde, einem Land ihren ständigen Wohnsitz hat«. Trotzdem steht immer noch dasselbe Beispiel unter diesem Lemma. Es führt die neue Bedeutungserklärung ad absurdum, zumindest wenn man sich am tatsächlichen Sprachgebrauch orientiert, was die Dudenredaktion ja für sich in Anspruch nimmt. Der zitierte »Disclaimer« kann diesen Widerspruch nicht auflösen, im Gegenteil, er zeigt eindrücklich, daß nicht der herkömmliche Sprachgebrauch das Problem ist, sondern seine manipulierte Darstellung im Duden. Wie sollte ein Beispiel aussehen, das zur neuen Definition paßt? Etwa »Die Einwohner des Saarlandes verdienen im Schnitt immer noch mehr als die Einwohnerinnen des Saarlandes«?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.03.2021 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45517

Wenn ich es zu Ende denke, sehe ich eigentlich nur noch eine Möglichkeit, korrekt mit dem Gedicht umzugehen: Frau Gorman liest es sich selbst vor! Aber bitte nicht zu laut, damit niemand mehr gestört wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2021 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45515

Unter den Zuhörern Amanda Gormans bei der Inauguration Bidens waren auch einige Weiße, das habe ich genau gesehen. Sie konnten das Gedicht nicht verstehen. Warum hat sie es überhaupt vorgetragen, sozusagen Perlen vor die Säue geworfen?

Das Problem mit dem Übersetzen stellt sich doch ebenso beim Hören und Lesen: Identität!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.03.2021 um 01.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45514

Lieber Herr Virch, Sie haben uns vorenthalten, wie die Diskussion ausgegangen ist. In der LÜNEPOST vom 24. März 2021 (https://www.luenepost.de/epaper/e0e570de6dca05c209f3e915b28c1698/LP-24_03_2021.pdf) lese ich:

Liebe Leserinnen und Leser,

dieses Thema bewegt die Massen: Nach der komplett „durchgegenderten“ Lünepost vom 13. März erreichten auch in dieser Woche noch viele Lesermeinungen die Redaktion. Während die einen die geschlechtergerechten Formulierungen ausdrücklich begrüßen, sind viele andere gegen die Veränderung der Schriftsprache.

Was auffällt: Die Zahlen der Pro- und die der Contra-Meinungen halten sich nahezu die Waage. Daher werden wir in der Redaktion weiter schreiben, wie gehabt – auch wenn diese Entscheidung natürlich nicht in Stein gemeißelt ist. Mit der heutigen Ausgabe schließen wir die Diskussion ums Gendersternchen – vielen Dank an alle Leser*innen für ihre Meinungen!

Die Redaktion

Hier aber noch ein paar Leckerbissen aus der Ausgabe vom 13. März:

Sparfüchse, aufgepasst!

Der bisherige „tejo‘s SB-Lagerkauf“ wird zu einem modernen Trendmöbel-Mitnahmemarkt, dem Opti-MegaStore, umgebaut, der besonders preiswerte Wohnideen zum Abholen hat. Das alles – Umbau des Einrichtungshauses und Umbenennung des bisherigen „tejo‘s SB-Lagerkauf“ – machen einen Sortimentswechsel mit Abverkauf im großen Stil nötig, bei dem besonders Schnäppchenjäger*innen auf ihre Kosten kommen dürften. (S. 4)

Der Online-Duden führt selbstverständlich auch die »Sparfüchsin« und bringt das erfundene Beispiel: »sie war nicht immer so eine Sparfüchsin«. Demnach hätte es heißen müssen: »Sparfüchs*innen, aufgepasst!«

Nicole E. ist Bürokauffrau, die Lüneburgerin verdient sich gerne mal mit Heimarbeit etwas dazu, betreibt auch selber einen kleinen Onlineshop. Und: „Ich bin schon einmal auf eine Stellenanzeige hereingefallen, bin sensibilisiert für dieses Thema.“ Vor rund drei Jahren ließ sie sich online für Heimarbeit anstellen und machte einen entscheidenden Fehler: „Ich gab damals meine Identität online über das Video-Identverfahren preis.“ Das Ergebnis: Betrüger*innen räumten ihr Konto ab. Jetzt ist sie vorsichtiger. (S. 5)

Nach Monaten mit Corona-bedingtem Online-Training und der Sorge, ob die Mitglieder*innen dem HCL treu bleiben, durften in dieser Woche die ersten Kids wieder auf den Platz. (S. 6)

Gewächshäuser im Garten können auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken. Schon die alten Römer*innen erstellten solche Gebäude, um ihre Pflanzen zu schützen und wachsen zu lassen. (S. 13)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.03.2021 um 00.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45513

Wenn der Duden (online) z. B. zum Eintrag Teilnehmer schreibt,
Substantiv, maskulin – männliche Person, die an etwas teilnimmt,
dann ist das geradezu eine Lüge, eine Fälschung des Sprachgebrauchs. Auch weibliche Personen zählen zu den Teinehmern einer Veranstaltung.

Ein Bäcker sei ein
Handwerker, der Backwaren für den Verkauf herstellt,
und ein Handwerker ist wiederum eine
männliche Person, die berufsmäßig ein Handwerk ausübt.
Also hole ich meine Brötchen jetzt immer bei den Backenden. (Achtung, Falle! Der Artikel ist ganz wichtig, nicht etwa "bei dem ..."!)

Daß der Duden so dreist die Sprache zurechtbiegt, zeigt, daß er sich längst nicht mehr nur um die richtige Rechtschreibung, Bedeutung, Grammatik, Stil usw. kümmert, sondern sich anmaßt, uns Bürgern den Mund zu verbieten bzw. uns die angeblich korrekten Worte zum Nachsprechen vorzusetzen.

So war es auch schon bei selbständig. Ich höre jetzt ständig im Rundfunk und Fernsehen, wie sich die zutiefst untertänigen Sendeanstalten und ihre genötigten Sprecher deutlich abmühen, selbstständig zu sagen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.03.2021 um 23.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45512

Zu #45509: Übersetzen ist ein Akt kultureller Aneignung und damit per se rassistisch. Es sollte geächtet werden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.03.2021 um 19.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45511

Die Genderwelle hat das Lüneburger Anzeigenblättchen erreicht. Der Aufmacher der vorletzten Lünepost kündigte an, daß zunächst nur eine Ausgabe gegendert werden solle (diese aber konsequent!), und lud die Leser*innen zur Stellungnahme ein. So ganz klappte das mit der Konsequenz dann doch nicht, und die Anzeigen sahen eh aus wie immer. Inzwischen liegen jede Menge Leserbriefe vor. Eine Dame ist begeistert und läßt Lüneburg wissen, daß sie Sprachphilosophin sei. Die meisten anderen Reaktionen sind grantig, man droht sogar damit, das Lesen einzustellen. Ich bewerte das alles positiv. Demnächst wird es das Gendern noch als Gebäck geben, als Gesellschaftstanz, als Haartönung und als App gegen Blähungen, und dann findet die ganze Seifenoper hoffentlich ein Ende.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.03.2021 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45510

https://virchblog.wordpress.com/2021/03/24/strange-fruit/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2021 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45509

Schon wieder eine Diskussion über die Frage, ob Gedichte einer jungen Schwarzen nur von einer jungen schwarzen Übersetzerin übersetzt werden sollten. (Daß die abgewiesene holländische Übersetzerin „nicht-binär“ ist, scheint ein Pluspunkt gewesen zu sein, der aber nicht ausreichte, sie zu halten. Das wäre inkonsequent, wenn Amanda Gorman nicht ebenfalls nicht-binär sein sollte. Eine Untersuchung ihres Geschlechtslebens ist dringend notwendig.) Es ist kein Geheimnis, daß es für Gorman enorm wichtig ist, einen hartnäckigen Sprachfehler überwunden zu haben. Diese Erfahrung sollte die junge schwarze Übersetzerin ebenfalls gemacht haben. Ist Gorman Vegetarierin? Auch das ist für viele Menschen existentiell.
Wir hatten schon das Paradox mit dem Bildungsziel „Nachahmung der alten Griechen“, die ihrerseits niemanden nachgeahmt haben, jedenfalls nicht bewußt, und auch keine Fremdsprachen lernten, schon gar keine 2000 Jahre alten.

Zuvor hatte ich im Küchenradio eine Besprechung neuer Kinderbücher gehört, die sich an Corona angehängt haben. Die Sendung war so widerwärtig gegendert, daß ich den Inhalt nicht ganz mitbekommen habe. Zwischen den willkürlich movierten Formen immer wieder die Leserschaft, die ich so bürokratisch finde wie Herr Metz den Reisenden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.03.2021 um 23.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45496

Da ich vorgestern nacht sowieso nicht schlafen konnte, habe ich im Internet die Übertragung der Pressekonferenz von Merkel, Söder und Müller verfolgt. Außer den Corona-Beschlüssen selbst interessierte mich, wie die ermüdeten Herrschaften es nach einem 15stündigen Sitzungsmarathon zu nachtschlafender Zeit mit dem Gendern halten. Nun, so, wie erwartet. Die Kanzlerin sprach ganz normal. Nur am Anfang sagte sie einmal »von jedem (!) und jedem einzelnen«, danach ging es bis zum Schluß herkömmlich weiter: Forscher, Ärzte, Patienten, jeder, Hausärzte, Mitfahrer, Rückkehrer, Passagiere. Genderstreber Müller aus Berlin schwächelte gelegentlich: Hausärzte, Arbeitgeber, Ministerpräsidenten, Bewohner, Besucher, brachte aber auch zu nächtlicher Stunde immerhin die sicher eingeübten Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Lehrerinnen und Lehrer unfallfrei über die Lippen. Söder sprach relativ kurz und unauffällig: Intensivmediziner.

Heute im Bundestag war das Bild bei der Kanzlerin schon gemischter. Sie bat – selbstverständlich – die Bürgerinnen und Bürger um Verzeihung, sprach von den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten, aber auch mal von den Ministerpräsidenten, von Experten, von Haushaltspolitikern und vom Steuerzahler, von Unternehmerinnen, sie verhaspelte sich in dem Satz »Wir haben dann mit den Arbeitgeberinnen … [kurzes Stutzen und Kopfschütteln] … mit den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern verabredet, daß […]«, und einmal mußte sie nachsetzen: »die Testzentren, wo jedem Bürger der Bundesrepublik Deutschland … und jeder Bürgerin jede Woche mindestens ein Test zur Verfügung steht«. Interessant auch dieser Satz: »Erst einmal danke, daß Sie die erwähnt haben, die jeden Tag wirklich Tag und Nacht, kann man sagen, neben den Medizinern und den Krankenschwestern und Krankenpflegern … äh, oder Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern, um’s etwas zeitgemäßer zu sagen […]«, wobei es ihr hier vermutlich mehr um das altmodische Wort Krankenschwester als ums Gendern ging.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2021 um 08.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45478

Im DLF wurde ein Bundestagsabgeordneter der SPD interviewt. Seine Antworten waren so mit Hausärztinnen und Hausärzten, Betriebsärztinnen und Betriebsärzten durchsetzt, daß ich in bänglicher Erwartung der nächsten gar nicht mitgekriegt habe, was er eigentlich gesagt hat. Solche Texte bekommen durch die Doppelnennungen unvermeidlich etwas Leierndes, weil die vielen Silben ja doch immer unter einen einzigen Wortgruppen-Hauptakzent gebracht werden müssen. Die Konnotation ist: Aha, ein Funktionär!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2021 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45466

Um Vielfalt zu demonstrieren und mehr Frauen zu gewinnen, bezeichnet sich die Deutsche Bahn jetzt als ArbeitgeberIN. Die grammatische Angleichung des Genus bei Substantiven wie Firma, Aktiengesellschaft usw. war schon lange üblich, hat aber nichts mit dem Gendern als Teil der Frauenbewegung zu tun. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36915.
Die DB hat schon früher bewiesen, daß sie sich leicht etwas einreden läßt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.03.2021 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45463

Man könnte meinen, Behindertinnen usw. seien völlig undenkbar, und schaut gar nicht erst nach. Sollte man aber.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.03.2021 um 10.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45461

Mir ist jemand eingefallen, zu dem mein kleines Sonett übers Gendern passen könnte. Ich habe es an Petra Gerster geschickt und sie bei der Gelegenheit gefragt, ob ihr feministisches Ringen mit dem generischen Maskulinum nicht ein herrliches Thema für einen Lore-Roman wäre.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 18.03.2021 um 18.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45457

Ich hatte vor einem dreiviertel Jahr mit einer hessischen Verordnung zu tun, aus der ich hier bereits zitiert hatte:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43451
Die Situation damals änderte sich im Dreiwochentakt und entsprechend gab es dann Neufassungen der Verordnung.
Für Altenheimleiter war das ganze rechtlich verbindlich, und daher müssen sie das alles lesen und verstehen.

Ich lag damals mit einem Altenheimleiter im Clinch, es ging buchstäblich um Leben und Tod. Meine vielen Mails in dieser Zeit versuchte ich immer knapp zu halten und wirkungsvoll zu formulieren. Als ich mich in meinen Mails dann im Detail auf diese Verordnung beziehen mußte, kürzte ich allen Genderballast heraus (obwohl ein copy&paste problemlos möglich gewesen wäre).
In dieser Situation erschien mir das ganze verbale Posieren nicht mehr nur lästig und lächerlich. Es kam mir vor dem Hintergrund des Kampfes um unsere Mutter abgrundtief pervers vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2021 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45456

Ich kann beim stillen Lesen eher über den Grauschleier hinwegsehen als beim Vorlesen solcher Texte. Und da meine Frau und ich uns täglich gegenseitig vorlesen, um dann desto besser über den Gegenstand sprechen zu können, empfinden wir beide diese Marotten als äußerst lästig. Wir haben sogar schon manchen Text beiseite gelegt. Darum kann ich mir auch gut vorstellen, daß das Gendern den Auflagenschwund nicht gerade bremst. Mal sehen, wie es mit der Frankfurter Rundschau weitergeht, die besonders rigoros gegen ihre Leser kämpft.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.03.2021 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45455

Besonders verwirrend sind Texte, in denen die beiden Formen nicht wie in »Ärztinnen und Pfleger« direkt hintereinander stehen. Mit etwas Glück erkennt man im Laufe der Lektüre das angestrengte Bemühen des Autors, männlich und weiblich ungefähr gleich auf den Text zu verteilen. Da das aber vollkommen unsystematisch geschieht und in vielen Fällen dennoch Zweifel bleiben, ob eventuell doch eine nichtgenerische Aussage beabsichtigt war (wie im Beispiel »die Anhängerinnen Trumps« in #44823), ist diese Praxis nichts anderes als eine Rüpelei gegenüber dem Leser. Genausogut könnte der Autor in jedem dritten Satz eine unpassende Zeitform verwenden oder einfach mal ein paar falsche Artikel in den Text einstreuen (die Tisch und das Stuhl), im Vertrauen darauf, daß der Leser es sich schon zusammenreimen wird.

Wenn Zeitungsartikel, Merkblätter von Stadtverwaltungen und interne Firmenschreiben nur noch als Gelegenheiten angesehen werden, eine bestimmte Gesinnung zu demonstrieren, dann läuft etwas gewaltig schief. Die verantwortlichen Damen und Herren sollten sich fragen, welche Meinung sie eigentlich von ihren Lesern, ihren »Kunden«, haben, wenn sie ihnen bei jeder neuen dieser Gelegenheiten wieder die Zunge herausstrecken.

Eben gelesen:

Das Wort »Schmierinfektion« ging mir locker über die Lippen, und weil ich innerhalb von zwei Wochen mich wie sämtliche meiner Journalistenkollegen und Legionen von Twitter-Nutzerinnen zum kompetenten Virologen gegoogelt hatte, konnte ich auch jedem ziemlich genau erklären, warum eine Maske ziemlicher Unfug war in dieser Pandemie.

(https://www.spiegel.de/politik/ausland/corona-als-die-pandemie-italien-erreichte-a-b44285c6-5bfb-4954-94f7-21dd79278b8d)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2021 um 11.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45454

Ein Beitrag im Wissens-Teil der SZ vom 18.3.21 beginnt so:

Es ist genauso gekommen, wie es viele Expertinnen und Experten prognostiziert hatten. Die Mathematiker und Physikerinnen sahen in ihren Modellierungen eine sich erst langsam, dann immer schneller auftürmende Welle der Neuinfektionen. Die Epidemiologen und Virologinnen...

Später im Text wie auch in der Überschrift herrscht dann das generische Maskulinum: Experten, Modellierer.

Das ist nicht nur inkonsequent, sondern logisch widersprüchlich. Die Beidnennung widerspricht dem Gebrauch des generischen Maskulinums und des hinzuerfundenen generischen Femininums. Dagegen war die gelegentliche Beidnennung mit dem generischen Maskulinum verträglich, weil es nur die Neutralisierung des Geschlechts für den Einzelfall wiederaufhob. (Übrigens heißen die „Physikerinnen“ Viola Priesemann...)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.03.2021 um 10.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45453

DLF, 18.3.21, gegen 10.10 Uhr:

Bitte melden Sie sich über unser Hörer- und Hörerinnentelefon ...

Die Bürger- und Bürgerinnenmeister- und -meisterinnenkandidaten und -kandidatinnen gibt es fast schon.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.03.2021 um 08.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45431

Ja, die Anrede, zumal die mündliche bei physischer Anwesenheit der Angeredeten, ist ein anderer Fall. Allerdings hätte er durchaus »Liebe Mitbürger« sagen können, ohne daß sich die anwesenden Frauen ausgeschlossen gefühlt hätten (dieses Sich-angesprochen-Fühlen soll ihnen jetzt ja ausgetrieben werden), während »Meine Herren« hier nicht in Frage gekommen wäre.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2021 um 03.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45427

Danke, daß Sie sich die Mühe gemacht haben! Dabei ist die Anrede nicht einmal eine wirkliche Ausnahme, weil etwa "Damen und Herren" schon lange üblich war und nichts mit dem feministischen Gendern zu tun hat.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 13.03.2021 um 00.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45426

Neulich habe ich nach langer Zeit mal wieder zwei Stunden am Stück vor der Glotze gesessen. Im WDR liefen »Rheingeschichten«. Ganz nett gemacht, mit historischen Aufnahmen, die ich teilweise noch nicht kannte, nicht sehr tiefschürfend, aber das muß auch nicht immer sein, vor allem nicht am Ende einer sehr anstrengenden Arbeitswoche.

Dann noch eine Folge aus der Reihe »Unser Westen«. Diesmal ging es um »besondere Plätze und Straßen«. Die Gezwungenheit, mit der hier eine Art NRW-Identität herbeigefilmt und -geredet werden soll, geht mir ein wenig auf die Nerven. Ständig wird betont, daß auch Nordrhein-Westfalen hübsche Ecken hat und daß »wir im Westen« darauf stolz sein können.

Mich interessiert aber natürlich die sprachliche Seite: Wie reden die Leute, was trägt der Sprecher vor? Und siehe da, sowohl die Off-Sprecher als auch sämtliche befragte Personen aller Altersgruppen und beiderlei Geschlechts, ob im Studio oder auf der Straße, haben NICHT gegendert. Und es handelte sich um aktuelle Produktionen. In den Sätzen, die da gesprochen wurden, wimmelte es von Besuchern, Patienten, Autofahrern, Künstlern, Kunden, Pilgern, Schülern und Studenten, Journalisten, Freunden, Dortmundern, Münsteranern, Siegenern (Siegener*innen?) – halt ganz normales, modernes Deutsch. Einzige Ausnahme: In einer historischen Aufnahme aus dem Jahr 1979 sprach ein Redner (vermutlich der damalige Oberbürgermeister) die Zuhörer auf dem Marktplatz vor dem Aachener Rathaus mit »Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!« an …

Es folgte »WDR aktuell«. Auch hier regierte das generische Maskulinum, nicht nur bei allen Normalsterblichen, die irgendwas ins Mikrofon des Reporters sagten, sondern (sogar) beim Moderator im Studio und bei den Off-Sprechern. – Und dann, nach fast zwei genderfreien Stunden, tritt Jens Spahn auf die Bühne! Man zeigt uns einen Ausschnitt aus der Bundespressekonferenz. Und was hören wir? »Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen«, »Bürger … [kurzes Stocken] … rinnen und Bürger«. Das kommt völlig unvermittelt. Es wirkt seltsam deplaziert, wie aus einer anderen Welt. Aber es steht nun mal so auf seinem Zettel, deshalb trägt er es brav vor. Dann benutzt der Moderator wieder ganz normale Wörter: Händler, Teleshopper, Fernsehmacher. Sogar der Bürgermeister von Dülmen (SPD) spricht in einem Interview von Händlern (hoffentlich hat Frau Esken das nicht gehört!).

Es ist schon merkwürdig: während Politiker und Funktionäre sich jahrzehntelang leidlich bemüht haben, ihren abgehobenen Jargon der Alltagssprache anzunähern, reißen sie jetzt, wie ferngesteuert, die alte Kluft wieder auf. Bei den wenigsten habe ich den Eindruck, daß sie es aus Überzeugung tun. Es klingt eher wie phonetisch auswendig gelernt.

Ähnlich bei den öffentlich-rechtlichen Medien. Lange Zeit bemühten sich die Redaktionen, den regierungsamtlichen Verkündigungsstil der Nachrichten (früher hielten viele Zuschauer Karl-Heinz Köpcke & Co. für Regierungssprecher!) abzulegen. Damit tat sich vor allem das ZDF hervor. Auch in den Unterhaltungssendungen zog nach und nach eine etwas normalere Sprache ein. Aber der Drang zur Erziehung ist wohl doch übermächtig. Und so kehrt man nun wieder zurück zu einer »korrekten« Sprache. Immer geht es darum, dem Publikum in überzeichnender Weise vorzuführen, wie man sich richtig verhält. Früher war es ein gepflegter Sprachstil, an dem die verehrten Hörer und Zuschauer sich ein Beispiel nehmen sollten, wobei die Grenze zwischen gepflegt und gespreizt regelmäßig überschritten wurde. Heute manifestiert sich Korrektheit wieder als Abweichung von der Normalsprache, nur wird der Erziehungsauftrag diesmal gesellschaftspolitisch überhöht.

Allerdings erkennt das Publikum, daß es sich um eine Inszenierung handelt, und hält an seinen Sprachgewohnheiten fest. Wie wohl auch die Inszenatoren. Oder glaubt irgend jemand ernsthaft, daß Frau Will und Frau Gerster, Herr Maas und Herr Hans im privaten Gespräch Sternchen verschlucken?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2021 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45425

In der SZ gendert Kurt Kister auf die „bunte“ Art: alles durcheinander. Wenn er dann mittendrin schreibt: Die 61-jährige Durchschnittswählerin der Zukunft, die in der Stadt lebt, neigt mal den Grünen zu, mal vielleicht einer Wählerinitiative ..., dann kann man auf keine Weise herausfinden, ob er dies nun generisch meint oder weiblich, was ja hier auch Sinn gäbe. Ich habe den Beitrag nicht ganz zu Ende lesen können, so schwindlig war mir.

Soviel sprachliche Unbildung bei einem Spitzenjournalisten ist nicht zu fassen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 12.03.2021 um 00.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45423

Ein ganz interessanter Fall:

Im Dezember diskutierte im ZDF Markus Lanz fast anderthalb Stunden lang mit der Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats Alena Buyx, Karl Lauterbach, Heiner Breme und Thomas Middelhoff über die Coronakrise. Keiner der Gesprächsteilnehmer hat in der ganzen Sendung auch nur ein einziges Mal gegendert! Einzig Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, der kurz zugeschaltet war, sprach von »Lehrerinnen und Lehrern« usw.

Aber ich will auf etwas anderes hinaus. Frau Buyx genderte nicht nur nicht, sie leistete sich die Ungeheuerlichkeit zu sagen, daß der Bund sich nun einmal jedesmal mit den »Ministerpräsidenten«, mit »16 Mann«, auf Maßnahmen verständigen müsse.

Dieselbe Frau Buyx hat jetzt den Kinderreportern des SPIEGEL ein Interview gegeben. Und wie lautet ihr erster Satz? »Der Deutsche Ethikrat ist eine Gruppe von Expertinnen und Experten.« Ich bin ganz sicher, daß das nicht auf ihrem Mist gewachsen ist. Entweder die Redaktion hat ihre Aussage im nachhinein (im besten Fall mit ihrer Genehmigung) »korrigiert«, oder aber sie hat sich verstellt, weil sie meinte, heute so mit Kindern reden zu müssen. (Preisfrage: Was ist schlimmer?) Jedenfalls hat im weiteren Verlauf entweder die Redaktion oder sie nicht aufgepaßt. Denn was müssen wir dort lesen? »Wenn klar ist, dass Geimpfte das Virus nicht weiterverbreiten, müsste man wohl Quarantäne-Regeln ändern. Restaurant-Besitzer (sic!) könnten sagen: Bei mir kommen nur Geimpfte rein. Es gibt aber Situationen, in denen es komplizierter wird. Ein Beispiel: In einem Dorf gibt es nur eine Buslinie, die von einer privaten Firma betrieben wird. Die dürfte nicht sagen: Ich fahre in diesem Bus nur noch geimpfte Leute. Denn die Leistung des Unternehmens ist für das ganze Dorf wichtig. Aber der Italiener (sic!) um die Ecke, der kann das machen, wenn es ganz viele andere Restaurants gibt. Beim einzigen Bäcker (sic!) im Dorf wäre es schon wieder schwierig.«

Das Ganze ist übrigens nicht nur unter dem Aspekt des Genderns interessant. Die vermeintlich kindgerechte Aufbereitung des Textes erinnert stark an den Stil der »Leichten Sprache«. Ein paar zusätzliche Bindestriche und eine Portion mehr Parataxe hier und da, gekennzeichnet durch den neckischen Doppelpunkt, macht einen Text noch nicht verständlicher. »Quarantäne-Regeln ändern«, »Leistung des Unternehmens«, »von einer privaten Firma betrieben« – das sind doch, wenn überhaupt, die Stolpersteine in so einem Text!a
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2021 um 06.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45417

Die SZ (11.3.21) macht sich Gedanken, ob man geschlechtsneutrale Pronomina (ens) für das Deutsche erfinden könnte. Auch Lann Hornscheidt wird natürlich wieder aus der Versenkung geholt. Solche Sandkastenspiele gibt es seit Jahrzehnten (Pusch); das kindische Niveau im Vergleich mit anderen Beiträgen wird anscheinend nicht bemerkt.

Wer wirklich etwas mitzuteilen hat, nimmt an diesen Spielchen nicht teil.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2021 um 17.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45411

Wenn wir uns dumm stellen, sammeln wir Texte aller Art, zählen die gegenderten Formen und stellen dann fest: Das Gendern ist in der Sprachgemeinschaft angekommen.

Es ist übrigens möglich, daß das Gendern auch wieder aufgegeben wird. Auf keinen Fall kann es so bleiben wie heute. Sprachhistoriker würden dann vor der einzigartigen Tatsache stehen, daß eine sprachliche Neuerung rückgängig gemacht wird. Das kommt nicht vor. Die althochdeutsche Lautverschiebung kann sich nicht zurückbilden, schon weil die unverschobenen Formen für den heutigen Sprecher nicht mehr "erreichbar" sind. Allenfalls in einem künstlichen Sprachexperiemnt kann ein Gelehrter den früheren Stand wiederherstellen.

Zurück zur Gegenwart! Die erste Frage, die der Chronist und besonders der Wörterbuchmacher stellen muß, ist die sprachsoziologische: Sind die Texte in meinem Korpus frei formuliert oder gebunden (an Verordnungen, Richtlinien, Style sheets...)?

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat vor Jahren (in meinem neuen Buch dokumentiert) zugeben müssen, daß die Beobachtung von Texten in der Schule sinnlos ist, weil die Schulen verpflichtet sind, die Reformschreibung zu unterrichten und Abweichungen notenrelevant als Fehler zu bewerten. Ebenso ist das Gendern in unfreien oder eben gebundenen Texten zu beurteilen. Sie sind im philologischen Sinn "korrupt" und müßten emendiert werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2021 um 09.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45407

Gestern wieder ein ausgezeichnetes Coronavirus-Update vom NDR mit Frau Ciesek. Die Journalistin genderte immer, Ciesek nie. Ähnlich läuft es mit Drosten. Dabei machen die beiden Wissenschaftsjournalistinnen ihre Sache gut, aber dies nervt. Man fragt sich ständig: Wer gibt nach? Es wirkt ja wie ein permanenter stiller Vorwurf an die beiden Virologen, eine implizite Korrektur und Zurechtweisung. Nie wird der Unterschied zwischen freien und gebundenen Sprechern deutlicher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2021 um 08.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45395

In der SZ lese ich einen Artikel über Steuerberater. Generisches Maskulinum, generisches Femininum und Doppelnennung gehen wild durcheinander. Wahrscheinlich glaubt der Verfasser, es "gerecht" zu machen, wenn er all diese Formen als gleichberechtigt behandelt und willkürlich zwischen ihnen wechselt. Er versteht zu wenig von Sprache, um den Irrtum zu erkennen. Opposition und Neutralisation sind nicht Beliebigkeit, sondern streng geregelt. Solche gemischten Texte sind nicht nur unangenehm zu lesen, sondern objektiv sprachwidrig und ohne Zukunft.

In den Schulen läuft etwas falsch, wenn aus Tausenden von Deutschstunden so wenig sprachliche Bildung hervorgeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2021 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45391

Der Deutschlandfunk gendert heftig, aber unter jedem Interview steht:

Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

Er merkt nicht, daß er Frauen unsichtbar macht, und sie merken es auch nicht. (Vielleicht sollte ich keine schlafenden Hunde wecken...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.03.2021 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45390

Sie will uns erziehen, dafür bezahlen wir sie.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 07.03.2021 um 23.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45388

Gerade bei Anne Will: Alle fünf Gäste reden normal "... Bürger, Besucher, Mitarbeiter, Experten, Lehrer, Ärzte, Unternehmer, … tausende Menschen, Mann an Mann ..."
Nur Anne Will selbst bleibt konsequent penetrant.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2021 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45385

Männlich und weiblich sind Gegensätze, aber im Kontext kann dieser Gegensatz aufgehoben werden zugunsten des einen Pols. Dasselbe in der Synonymik überhaupt, wie unter diesem Titel dargestellt.

"Kontext" ist wichtig, denn "im Lexikon" bleibt der Gegensatz natürlich erhalten.

Eigentlich ist der Begriff der Neutralisation schon im Markiertheitsbegriff enthalten. Ärztin ist abgeleitet, aber man würde es nicht außerdem noch markiert nennen, wenn es das Prinzip der Neutralisation nicht gäbe.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 07.03.2021 um 08.03 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45384

...sollte man das Grundprinzip von Markiertheit und Neutralisation deutlich machen.

Markiertheit ist intuitiv verständlich, aber was bedeutet in diesem Zusammenhang Neutralisation?
Im Netz finde ich nur unverständliche Definitionen, meist im Zusammenhang mit Phonologie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2021 um 08.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45379

In überschaubaren Kreisen ist das Gendern halbwegs durchgreifend eingeübt, aber meistens wirkt es gezwungen und wird ständig durch Rückfälle ins generische Maskulinum unterbrochen oder beschränkt sich auf Standardformeln wie Schülerinnen und Schüler, Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten und läßt andere Teile des Vokabulars aus. (Die Erstnennung der femininen, markierten und meist längeren Form wird kaum noch diskutiert.) Der Zustand „gebundener“ Texte, wie ich es nenne, läßt sich nicht ohne weiteres als Beleg natürlicher Sprachentwicklung bewerten. Behörden oder Redaktionen erzwingen eine redaktionelle Überarbeitung, das ist eine politische und soziologische Tatsache, aber kein Schritt in der Sprachentwicklung. Wenn zum Beispiel die Dudenredaktion sich entscheidet, freie und gebundene Texte gleichrangig auszuwerten, geschieht das auf ihre eigene Verantwortung, ist aber sprachwissenschaftlich problematisch.

Die SZ (6.3.21) spricht mit der Duden-Chefin Kunkel-Razum über das Gendern im Duden. Auf seiten der Gender-Kritik wird ein Vertreter des rechtslastigen VDS gehört, mit passendem Hinweis auf die AfD. Gender-Kritik ist eben reaktionär, das haben nun alle verstanden.

Das generische Maskulinum bleibe erhalten, so wird versichert – aber wie kann das sein, wenn es zugleich als unzeitgemäß gebrandmarkt wird? Statt Tausende von männlichen und weiblichen Formen aufzulisten, sollte man das Grundprinzip von Markiertheit und Neutralisation deutlich machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2021 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45364

Übrigens: "Familienvater" hat bei Google 2 Mill. Einträge, "Familienmutter" nur 400.000. Die Zahlen stimmen natürlich nicht, nur die Größenordnung, und selbst da müßte man genauer hinsehen, weil "Familienmutter" wohl erst in neueren Texten häufiger vorkommt.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 02.03.2021 um 19.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45361

Unfreiwilliges Wortspiel in der ZEIT oder Absicht ?

"Houston in Texas, [..], samt teils 26-spuriger Hauptverkehrsader, die Vorstädterinnen zur ansonsten kaum bewohnten Innenstadt in die Arbeit bringt."

https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-02/einfamilienhaeuser-klimaschutz-debatte-eigenheim-gruene-stadt-land/komplettansicht
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2021 um 06.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45349

Man könnte z. B. in den USA keinen Handlungsbedarf sehen, weil Weiße und Nichtweiße "vor dem Gesetz" gleichberechtigt sind. Ich hatte schon auf das neue Buch des Republikaners und Wahlkampfmanagers Stuart Stevens hingewiesen, das auch in dieser Hinsicht lesenswert ist (voter suppression – nur ein Aspekt).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.02.2021 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45348

Auf einem unendlichen Weg erreicht man das Ende nie, aber wenn man auf dem Gipfel eines Berges steht, gehts nicht mehr höher.
Wenn alle Menschen gleiche Rechte haben, wenn vor dem Gesetz Männer und Frauen nicht mehr unterschieden werden, ist das Ende der Entwicklung erreicht.
Mit dem A und O bin ich natürlich einverstanden, aber es ist eine andere Sichtweise.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2021 um 13.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45347

Ich will das Thema hier nicht noch breiter treten. Aber etwas scheint mir doch erwähnenswert: Bis vor kurzem mußte eine Frau die Genehmigung ihres Mannes (der automatisch "Haushaltsvorstand" war) einholen, wenn sie berufstätig sein wollte. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein durfte eine Lehrerin nicht verheiratet sind und wurde entlassen, wenn sie heiratete (marriage ban auch in den USA). Usw. All das galt mal als vollkommen naturgegeben, eben mit der Biologie. Uns kommt es verrückt vor. Warum sollte heute das Ende der Entwicklung erreicht sein?

Übrigens kann man aus verschiedenen Gründen auf Nichtdiskriminierung klagen. Aber selbst wenn es anders wäre, würde ich das "ausgerechnet Frauen" nicht gelten lassen. Frauen ist das A und O oder etwa nicht?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.02.2021 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45345

"Frauen, die schwanger werden könnten ... haben eindeutig schlechtere Chancen auf eine Anstellung"

Ich fühle mich hier noch mißverstanden. Dies bestreite ich ja gar nicht, sondern ich frage, warum wir glauben, dagegen etwas tun zu müssen. Chancen, und zwar nicht nur die auf eine Anstellung, sind schließlich über die ganze Menschheit ungleich verteilt.

Wir sehen keinen Anlaß einzugreifen, obwohl Häßliche, Behinderte, Ausländer usw. schlechtere Chancen bei Einstellungen, Wohnungssuche, Partnersuche ... haben (trotz moralischer Appelle sind diese Gruppen de facto alle in irgendeiner Weise benachteiligt).
Weshalb finden wir es dann so wichtig, ausgerechnet die Benachteiligung von Frauen bei Einstellungen zu beseitigen? Sie ist genausowenig absolut abschaffbar wie die anderen Benachteiligungen anderer Gruppen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.02.2021 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45344

Frauen, die schwanger werden könnten oder nur eingeschränkt einsetzbar sind, weil sie Kinder haben, haben eindeutig schlechtere Chancen auf eine Anstellung. Daß in den Stellenangeboten „m/w/d“ stehen muß, ist eine kosmetische Vorschrift, die den Staat nichts kostet und keiner Bewerberin nützt. Nützlich sind Kinderkrippen und -tagesstätten. Der Chef eines Kleinbetriebes stellt trotzdem lieber einen Mann ein, weil er sich Ausfälle nicht leisten kann und weiß, wie oft Kinder krank werden und die Mutter brauchen. Daran haben auch alle staatlichen Bemühungen, die Väter familiär stärker einzubinden (Elternzeit etc.), nicht viel geändert.

Feministen unterstellen als Grund gern männliche Obstinanz, es gibt aber auch weibliche Gründe wie eine geringere Risikobereitschaft, wenn es beispielsweise um eine ärztliche Niederlassung geht. Die meisten Ärztinnen wünschen sich eher eine Anstellung, oder eine eigene Praxis sollte zumindest nahebei in der Stadt mit dem Fahrrad erreichbar sein. Letzteres ist natürlich nicht statistisch belegt, sondern nur eine private Beobachtung, aber es würde mich wundern, wenn sie tröge.

Gewiß muß der Staat der Benachteiligung von Frauen energisch entgegenwirken. Er darf dabei aber nicht so weit gehen, weibliche Wünsche und Vorlieben zu vernachlässigen. Mädchen, die sich für MINT-Fächer einfach nicht begeistern können, sollen ihre eigene Wahl treffen – ohne sich von der Behauptung unter Druck gesetzt zu sehen, es gebe keinen Geschlechterunterschied. Sie unterstellt ja nicht nur männlichen Chauvinismus, sondern auch weibliches Versagen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.02.2021 um 22.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45343

Vielleicht meinen wir wirklich dasselbe, aber ich nenne die Wirtschaft nicht familienfeindlich. Kein Wirtschaftsmagnat hat jemals verfügt, daß Männer nur arbeiten und daß nur Frauen Kinder kriegen sollen. Im Gegenteil, die Wirtschaft hat sich ausgesprochen familienfreundlich mit diesen Grundgegebenheiten arrangiert.

Frauen müssen sich mit den biologischen Gegebenheiten abfinden? Woher wissen wir, daß nicht noch mehr Frauen darin sogar ein Privileg sehen? Müssen sich Männer nicht auch damit abfinden, nur Arbeitstier zu sein, keine Kinder gebären und mit ihrem Körper nähren zu können?

Die Sicht, daß Männer angeblich alles können und nur Frauen irgendwie benachteiligt sind, finde ich einseitig. Männern und Frauen wurden von der Natur verschiedene Rollen im Leben zugewiesen. Trotzdem steht es jedem Mann und jeder Frau frei, sich darüber mit allen Kräften hinwegzusetzen. Wir haben alle das gleiche Recht für alles, nur eben nicht die gleichen natürlichen Möglichkeiten.

Mit unterschiedlichen Fähigkeiten sind auch verschiedene Männer begabt, und die Natur hat auch Frauen nicht alle gleich ausgestattet. Man muß diese „Ungerechtigkeit“ der Schöpfung, die sich Individualität nennt und die niemand wollte und niemand verschuldet hat, nicht genau an der Geschlechtergrenze festmachen.

Mit gleichen Rechten für alle tun wir alles, was wir vernünftigerweise tun können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2021 um 18.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45342

Wenn man zurückblickt, ist schon alles mögliche auf die "natürlichen biologischen Unterschiede" geschoben worden. Gesellschaftliche Verhältnisse sind aber nicht biologisch und haben sich schon in einem Maß geändert, das man vor 150 Jahren nicht für möglich gehalten hätte.
Übrigens habe ich ja dasselbe wie Sie gemeint, als ich die Wirtschaft "strukturell familienfeindlich" nannte. Ich bin nur nicht bereit, das hinzunehmen. Frauen sind heute ebenso qualifiziert wie Männer – wozu, wenn sie sich dann mit den "natürlichen biologischen Unterschieden" abfinden müssen?
Es ist schon viel geschehen, aber auch noch viel möglich.

Wie Sie wissen, bin ich alles andere als ein Feminist, aber ich war immer ein Befürworter der Emanzipation und zugleich ein "Familienmensch", der sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen möchte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.02.2021 um 16.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45341

"inoffizielle Zurücksetzung ... daß Frauen nur befristete Stellen bekommen, weil man befürchtet, sie könnten schwanger werden"

So gehen eigentlich die üblichen Begründungen der Verfechter von Quotenregeln. Aber sind denn solche Befürchtungen nicht richtig?

Ist es für Arbeitgeber etwa kein Problem, daß eine Frau plötzlich für ein Jahr oder länger ausfallen könnte? Wieso nennt man das dann Zurücksetzung? Das ist m. E. Teil der objektiven biologischen Unterschiede.

Es gibt tausend Dinge, die man als ebenso "diskriminierend" anprangern könnte. Zum Beispiel das Aussehen. Kann man es einem Modedesigner verübeln, wenn er zur Präsentation seiner Ware nur schlanke junge Frauen oder kantige junge Männer einstellt?

Wegen einer Behinderung darf auch niemand diskriminiert werden. Aber ist es nicht verständlich und im Grunde selbstverständlich, daß das Fernsehen als Nachrichtensprecher niemanden mit einem Sprachfehler einsetzt?

Und so weiter. All diese Dinge überläßt man ganz einfach dem Wettbewerb. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen. Frau Merkel war keine Karriere auf dem Laufsteg vergönnt, dafür gehört sie zu den respektiertesten Politikern der Welt. Niemandem fällt das Wort Diskriminierung ein, solange dieser allgemeine Wettbewerb nicht über Geschlechtergrenzen geht. Aber dann wird es plötzlich heikel, müssen Quoten und Sondergesetze her. Warum?

Es sind nun mal nicht alle Menschen gleich, auch nicht innerhalb des gleichen Geschlechts. Was nötig ist, sind gleiche Rechte für alle, sonst nichts.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 26.02.2021 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45339

https://virchblog.wordpress.com/2020/07/18/quotennote/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2021 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45337

Das stimmt formal. Wie ich aber aus jahrzehntelanger eigener Erfahrung weiß, gibt es eine inoffizielle Zurücksetzung der Frauen, die zum Beispiel darin besteht, daß Frauen nur befristete Stellen bekommen, weil man befürchtet, sie könnten schwanger werden.

Das gilt nicht nur für die freie Wirtschaft, die man mit Recht "strukturell familienfeindlich" nennt, sondern auch für staatliche Stellen. Überall wird der frei bewegliche Mann bevorzugt.

Kinder muß es geben, aber im Berufsleben stören sie, das ist das Kernproblem der "Vereinbarkeit von Familie und Beruf".

Es gibt keine einfache Lösung. Der Staat muß die Nachteile ausgleichen, die einem Betrieb durch die Einstellung von Frauen (Müttern) entstehen, nicht durch Quoten, sondern durch Geld. (Kinderlose zahlen zu wenig Steuern – das ist keine Frage der "Bestrafung", sondern es geht um Familienlastenausgleich; der ist ins Stocken geraten.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.02.2021 um 22.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45336

Ich bin der Ansicht, Frauen sind bei uns bereits voll gleichberechtigt. Bei allen weiteren Bestrebungen, mittels Quoten oder anderen Maßnahmen die sogenannte Lage der Frauen weiter zu verbessern, geht es in Wirklichkeit nicht um Gleichberechtigung, für die wir natürlich alle sind, sondern um Nötigung und Gleichmacherei unter Mißachtung unterschiedlicher Interessen sowie körperlicher, psychischer und biologisch-sexueller Unterschiede von Männern und Frauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.02.2021 um 07.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45334

Das Ende wird, wie üblich, so aussehen:

Das Gendern hat zwar die Lage der Frauen nicht nachweisbar verbessert, aber es hat das Bewußtsein für ein Problem geweckt und war deshalb verdienstvoll. (Die Opfer, die es gekostet hat, verschwinden unter dem Mantel der Geschichte...)

So macht man es ja auch mit der Rechtschreibreform. Zehetmair pflegte in seiner gemütvollen Art zu sagen, die Reform sei zwar nicht nötig gewesen, habe aber dazu geführt, daß sich die Menschen wieder mehr Gedanken über die Sprache machten. Und das ist ja was Schönes. So hat jeder Skandal seine wohltätigen Seiten.

Nicht so schön für uns: Wir haben uns eigentlich umsonst abgestrampelt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.02.2021 um 22.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45332

Ja, das ist sehr gut geschrieben. Deswegen glaube ich auch nicht an die Zukunft der Genderei. Es ist eine vorübergehende Modeerscheinung.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.02.2021 um 19.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45331

Ich empfehle die Lektüre dieses – nicht von einem alten weißen Mann verfaßten – Artikels: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article227000843/Sprache-Gendern-das-erinnert-mich-inzwischen-an-einen-Fleischwolf.html
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.02.2021 um 23.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45326

Köstlich!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 23.02.2021 um 20.39 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45325

Das scheint zunächst erstaunlich, denn bei 2000 Euro/Sekunde Kosten zur besten Werbezeit würde dieser Tugendschlenker ja mit ca. 1500 bis 2000 Euro zu Buche schlagen. Jedes einzelne Mal.

Das ist es ihnen wirklich wert?

Aber dann kommt die Lösung (https://www.ard-werbung.de/tvtarife/?tab=1): Der sog. OTC-Pflichthinweis ist kostenfrei und wird nicht auf die Werbezeit angerechnet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.02.2021 um 20.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45324

Einmal mußte es ja kommen, heute habe ich es zum ersten Mal gesehen und gehört
(ZDF, kurz vor halb acht, Werbung für ein Mittel gegen Erkältungen):

bildlich eingeblendeter Text:
Zu Risiken oder Nebenwirkungen
lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie
Ihre(n) Arzt/Ärztin oder Apotheker/Apothekerin.

dazu gesprochener Text:
... und fragen Sie
Ihre Ärzt innen oder Apotheker innen.

Bemerkenswert ist der Unterschied im Numerus. Im Singular klappt das eben nicht.
Danach gab es noch mehrmals Medikamentenwerbung in der bisherigen Form (Ihren Arzt oder Apotheker).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.02.2021 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45310

Wenn überhaupt, dann gehört inzwischen eher Mut dazu, nicht zu gendern, jedenfalls wenn man Redakteur bei einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt ist oder in einer Behörde, einem Verband oder einer Hochschule arbeitet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2021 um 04.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45309

Die FR findet, zum Gendern gehöre „Mut“, und den behauptet sie zu haben. Das kann man nicht bestreiten, wenn man die sinkende Auflage betrachtet.
https://www.fr.de/politik/der-schwangere-patient-90037253.html

Die Frankfurter Rundschau war schon immer in einem bestimmten "Milieu" zu Hause, und das ist allmählich immer kleiner geworden. Nach meinem Eindruck verdeckt das Volkserzieherische inzwischen die Reste von politischer Richtung. In der Gleichgültigkeit gegenüber den Leserwünschen gleicht man sich dem zwangsfinanzierten Rundfunk an, als wenn auch den Zeitungsabonnenten die Möglichkeit der Abstimmung mit den Füßen fehlte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.02.2021 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45293

Ja, natürlich. Hier die Nr. des Mitarbeitenden für alle zum Nachhören: 0621 2932253.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.02.2021 um 09.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45290

Wundervoll, vielen Dank, Herr Riemer! Ich hab es mir gleich heute früh angehört. (Habe mich natürlich nicht zu einem Mitarbeitenden durchstellen lassen.) Ich darf Ihre Beobachtung hoffentlich weitergeben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2021 um 09.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45289

Um das Problem zu entschärfen, verfolgen Wissenschaftlerinnen und Entwickler drei Strategien.. (SZ 18.2.21)

Es geht um Windräder und deren gegenseitige Störung in Windparks. Ich weiß ganz genau, daß auch Wissenschaftler daran arbeiten. Mein alter Rechtschreibkumpel Carsten Ahrens hat mir vor 20 Jahren am Juister Strand genau erklärt, was es mit Windrädern und Turbulenzen auf sich hat. Inzwischen sind wir beide Ruheständler:innen.

(LaiInnen fragen sich ja oft, warum die Räder nur drei Flügel haben und sich so langsam drehen und nicht dichter stehen...)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.02.2021 um 22.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45288

Telefon-Hotline des Gesundheitsamtes Mannheim:

Wenn Sie zu einem Mitarbeitenden durchgestellt werden möchten, wählen Sie die 9.

Ich wollte eigentlich lieber zu einer Mitarbeitenden durchgestellt werden und habe daraufhin spontan die 10 gewählt. Da war ich wieder draußen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2021 um 06.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45270

In der pädagogischen Subkultur geht Schülerinnenundschüler flott von den Lippen. Das ist ein leicht automatisierbares Pluraletantum.

Wie es in der Schülersprache selbst zugeht, ist noch gar nicht untersucht worden. Arschloch ist ja Neutrum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2021 um 06.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45269

Max Planck Forschende - so nennen sie sich zwar nicht selbst, aber so werden sie von der Pressestelle genannt, die alle Texte entsprechend redigiert. Alle Forschungsinstitutionen werden von einer Handvoll Leuten in Pressestelle und Gleichstellungsbüro beherrscht, und dagegen ist kein Appell möglich.

Die Folgen werden als Sprachwandel vorgezeigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.02.2021 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45260

Wenn die Frankfurter Rundschau jemanden interviewt, trimmt sie dessen Antworten ebenso (und ebenso unsystematisch) aufs Gendern wie die eigenen Texte, z. B. hier:
https://www.fr.de/wirtschaft/rente-doppelbesteuerung-altersvorsorge-olaf-scholz-finanzministerium-absprache-heinrich-braun-klaus-schindler-90198804.html
Das Durcheinander und die Bevormundung sind ein Graus, der hoffentlich Folgen für die Auflage hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.02.2021 um 08.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45258

Wie viele Menschen das Gendern billigen, ist objektiv kaum feststellbar. Manche finden es grundsätzlich gut, würden aber einen konsequent gegenderten Text nicht gern lesen. Viele halten einen Text für gegendert, obwohl er es in Wirklichkeit nicht ist. Gestern wieder im DLF: "Senatorinnen und Senatoren" (x-mal wiederholt), aber dann "Republikaner". Das ist der Normalfall, wie ja auch bei der Frankfurter Rundschau schon beobachtet.
Die Rücksichtslosigkeit, mit der das Gendern auch gegen den Wunsch der Leser und Hörer durchgesetzt wird, fällt noch stärker auf als bei der Rechtschreibreform. Die folgsamen Zeitungen vertrauen wohl darauf, daß auch diesmal nicht viele Abonnenten allein deswegen kündigen, aber unterschwellig dürfte es den Verdruß an Druckmedien verstärken. Bei der Rechtschreibreform war ihnen der Schulterschluß sehr wichtig: es sollte keine Ausweichmöglichkeiten geben. Das hat geklappt. Das Gendern ist noch im Versuchsstadium, aber manche wie die taz und jetzt die FR machen den gleichen Fehler wie damals die WOCHE: ganz vorne mitzuspielen. Die sexbesessenen Texte wirken aber nicht fortschrittlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.02.2021 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45239

Die Esa sucht neue Astronauten – Diversität von „größter Wichtigkeit“
Zum ersten Mal seit elf Jahren sucht die Europäische Weltraumagentur Esa neue Astronauten, der Bewerbungsstart ist am 31. März.
Diversität sei dabei von großer Wichtigkeit, weshalb ausdrücklich Frauen aufgerufen werden sich zu bewerben.
Auch für Menschen mit Behinderungen soll ein neues Projekt gestartet werden.
Sämtliche Gruppen unserer Gesellschaft sollen abgebildet werden, versicherte David Parker, ESA-Direktor für Astronautische und Robotische Exploration.
(8.2.21)

Wirklich? Warum nicht alte Menschen, Dialysepatienten usw.? Muslime? Diskriminierung allerorten.
Dabei ist auf der Erde genug zu tun. So sind in Kitas und Grundschulen noch längst nicht genug Männer beschäftigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.02.2021 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45238

Pressesprechende gibt es schon:

Clara Mayer ist eine 18 Jährige deutsche Klimaaktivistin und eine der Pressesprechenden von Fridays for Future. (https://www.itb-kongress.de/de/Programm/Personendetail.jsp?personId=633460)

Daß sie außerdem noch jährig ist, überrascht nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.02.2021 um 20.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45237

Noch zu Herrn Wrase:

Nicht ohne Grund gibt es in der freien Normalsprache zwar »Trinker«, aber keine »Ertrinker«. Trinker können auch mal nicht trinken, Ertrinkende sind aber immer nur mit dem Ertrinken beschäftigt.

Eines nicht allzu fernen Tages werden uns die Sprecher*innen eines Ministers oder einer Ministerin oder einer nichtbinären Ministerialpersönlichkeit als »Sprechende« begegnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2021 um 14.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45233

Zu wenig werden die Demokratinnen und Demokraten präsentieren können, um 17 republikanische Senatoren, die es für eine Mehrheit braucht, auf ihre Seite zu zwingen. (...) Die Demokraten im Repräsentantenhaus hatten das Verfahren eingeleitet, als Trump noch Präsident war. Ihre Anklage bezieht sich außerdem auf Handlungen während seiner Amtszeit. Es gibt durchaus Streit unter Juristinnen, ob die Verhandlung verfassungsrechtlich gedeckt ist (...) Eine Gruppe von Demokratinnen im Kongress, die das Amtsenthebungsverfahren managt, reagierte daher am Montag abweisend auf Trumps Stellungnahme. (...) Und laut einer aktuellen Umfrage von Politico sind zwar 54 Prozent der befragten Bürger der Meinung, Trump solle des Amtes enthoben werden, unter republikanischen Wählerinnen sagen das aber nur 19 Prozent. Das wird die Republikaner nicht unbedingt zu einer mutigeren Entscheidung motivieren. (...) Wenn in vier Jahren der nächste Präsident oder die nächste Präsidentin gewählt wird (...) (ZEIT 9.2.21, Rieke Havertz )

(Dieses Kauderwelsch hat keine Zukunft. Übrigens: „die nächste Präsidentin“?)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 09.02.2021 um 06.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45224

Gerade lese ich: Auf der A2 bei Bielefeld verbrachten Fahrer und Mitfahrende die ganze Nacht auf der Straße und mussten bei klirrender Kälte zum Teil zwölf Stunden lang in ihren Autos ausharren.

Nanu, warum nicht Fahrende und Mitfahrende? Dafür scheint es einen nachvollziehbaren Grund zu geben. Fahrende klingt nämlich mehr als Fahrer so, als ob sie gerade fahren, aber das tun sie in dem Fall ja nicht. Hingegen stellt man sich Mitfahrer immer als passive Geschöpfe vor, auch dann, wenn man sie Mitfahrende nennt, also ist diese Umbenennung eher möglich. Ergo Fahrer und Mitfahrende. Sehr feinfühlig, diese Schreibenden von Spiegel Online.
 
 

Kommentar von A.B., verfaßt am 08.02.2021 um 21.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45221

Könnte sich nicht einfach jemand das Gender-Binnen-* als Gebrauchsmuster schützen lassen? (Am besten den assoziierten Glottisschlag gleich hinzu.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.02.2021 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45220

Die Werbung hat das *innen als Gütesiegel entdeckt. Die Firma Scoyo verbindet das Versprechen mühelosen Lernens mit der Anmutung fachlich zeitgemäßer Gesinnung.

https://www.youtube.com/watch?v=jHsIRLa34WM
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2021 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45219

Aus einem Beitrag der Frankfurter:innen Rundschau:

Donald Trumps Lügen kosten Steuerzahlende Millionen
Ein besonders teurer Punkt, der auf die Steuerzahler zurückfällt: Der Sturm auf das Kapitol. (...) hat nicht nur Millionen Amerikaner:innen getäuscht (...)
(...) Nein, es sorgt auch für immense Kosten, die am Ende des Tages an den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern in den USA hängen bleiben. (...) Interviews mit Staatsbeamten geführt (...) Gewaltdrohungen von Trump-Unterstützenden (...) Die Demokraten könnten im Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump, das am Dienstag (09.02.2021) beginnt, die immensen verursachten Kosten anbringen - denn sie werden von Steuerzahler:innen getragen. (...) Strafverfolger (...) Extremisten

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2021 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45218

Wenn im durchgegenderten (und sehr unangenehm zu lesenden) Magazin Max Planck Forschung plötzlich steht Wissenschaftler können solche Hüllen bereits in großer Menge herstellen, dann muß man annehmen, daß Wissenschaftlerinnen es nicht können.

Zu den penetranten Forschenden sollte der Duden vermerken, daß es ein Pluraletantum ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2021 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45214

Wenn meine derzeitige Abonnementszeitung sich nach dem Vorbild der Frankfurter Rundschau entschließen sollte, das Gendern zur Regel zu machen, werde ich kündigen, das steht fest. Da wir einander gern vorlesen, bemerken wir das bisher inkonsequente Gendern besonders deutlich. Ich merke auch, wie ich in bangem Warten auf den nächsten Zwischenfall vom Inhalt abgelenkt werde.

In den letzen Monaten haben wir die Tagesschau aus dem Archiv gesehen, vor allem wegen der USA, anschließend einiges aus dem US-Fernsehen. Inzwischen haben wir es wieder aufgegeben zugunsten des Vorlesens gescheiter Bücher. Die ohnehin dürftige Tagesschau wird durch das Gendern unerträglich. Ich weiß, daß die Abstimmung mit den Füßen wegen der Zwangsfinanzierung ohne Wirkung bleibt, das muß ich leider in Kauf nehmen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.02.2021 um 22.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45213

Das Gendern soll ja Medizin gegen angeblich krankmachende Substanzen sein: bittere Tropfen gegen böse Wörter, die durch ihre Einnistung im Unterbewußtsein der Menschen ein System von Unterdrückung und Benachteiligung verfestigen. Daß einige Therapeuten versuchen, die Tropfen irgendwie zu versüßen, um den Patienten die Einnahme zu erleichtern, mag anerkennenswert sein, weil es zeigt, daß sie deren Befindlichkeit immerhin nicht ganz aus dem Auge verloren haben. Wenn aber die Substanzen nicht nur harmlos, sondern nützlich sind und die Ursachen der Krankheit ganz woanders liegen, sollte man die übel schmeckenden Tropfen schleunigst absetzen. Auch sollte man sich die Symptome noch einmal genauer ansehen. Nicht jedes Phänomen ist ein Krankheitssymptom, und die Symptome, die tatsächlich auf eine Krankheit hindeuten, verlangen ganz andere Therapien.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2021 um 19.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45211

Leichen seien geschlechtsneutral.

Ach ja? Aber auch nur, weil die Leiche grammatisch weiblich ist. Bei grammatisch männlichen Personenbezeichnungen kommt unweigerlich ein -in dran. Die Ausnahme Mensch zählt nicht, außerdem ist sie eh bald keine mehr.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2021 um 18.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45210

Also statt Bäcker soll man gemäß diesen Schreibenden jetzt Backende sagen, und natürlich im Plural.

Na schönen Dank auch. Dann geh ich jetzt mal zu den Backenden Brötchen holen.

Backe, backe Kuchen, die Backenden haben gerufen, ...

Fuchs, du hast die Gans gestohlen, ...
sonst werden dich die Jagenden holen, ...

Oder die bösen Wörter vermeiden. Geh ich eben in die Backfactory.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2021 um 18.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45209

Danke für die Hinweise! Natürlich muß es so etwas geben.

Vermeidungssprache ist ebenso unfrei wie gegenderte, nur bemerkt man es schwerer, wie Sie ja auch sagen. Erst die Statistik deckt es auf.

Ich habe auch schon mal alle ß vermieden, wenn eine Zeitung sie nach Heyse in ss umwandeln würde, also vor allem kein "daß". Niemand merkt es, aber es ist natürlich keine Lösung für jemanden, der Klartext reden will.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.02.2021 um 16.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45208

Es scheint bereits einige gegenderte Romane zu geben, allerdings wohl keinen mit Gender-Sonderzeichen. Hier beschreibt ein Autor, wie er das generische Maskulinum unverkrampft zu vermeiden sucht:

https://www.tor-online.de/feature/buch/2020/08/romane-gendergerecht-schreiben/

Selbstverständlich kann man das so machen, und die Texte müssen nicht schlechter sein als solche ohne die Einschränkungen. Das Formulieren wird ja auch beim Gedichteschreiben durch Versmaß, Reime etc. gegängelt. Ein gelungenes Gedicht unterscheidet sich aber in einem entscheidenden Punkt von einem gelungenen Gendertext dieser Art: es bietet mit seiner Form einen besonderen Reiz. Der Gendertext ist dagegen unauffällig. Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Der Autor muß schon über seine Verdienste reden, um sie ins Licht zu rücken. Das ist sympathischer als die Selbstbeweihräucherung mit Gendersternen, aber wo bleibt die Sichtbarmachung der Frau?
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 07.02.2021 um 13.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45207

Ja, es gibt ein Gegenbeispiel: Ein Schriftsteller, der in seinen Romanen gendert.
In hr-info wurde er am 6.3.2020 (Weltfrauentag) mit einer eigenen Sendung bedacht.
Die Journalistin interviewt ihn sehr wohlwollend aber durchaus mit kritischem Hinterfragen. Sein "Erweckungserlebnis" war ein Luise-Pusch-Buch, auf das er in einer Büchertelefonzelle gestoßen ist.
Und natürlich käut der die Mythen von Pusch wieder. Mit konstruierten und selektierten Beispielen. Die ganze Inkonsequenz und Absurdität wird bei ihm deutlich.
Denn die Umständlichkeit kommt durchaus zur Sprache und er räumt ein, die ganze Sache irgendwie "in Balance halten" zu wollen (sprich: eben doch nicht konsequent zu sein).
Letztlich bleibt der Wille "Aufmerksamkeit zu erzeugen" (für die Frauen). Zumindest ihm mit seinen Romanen ist am Weltfrauentag die Aufmerksamkeit sicher. Ob danach immer noch? Ich glaube eher nicht. Den Namen habe ich vergessen.
Der Link auf den Podcast funktioniert leider nicht mehr:
https://www.hr-inforadio.de/podcast/kulturlust/gendern-ohne-sternchen–wie-literarische-sprache-frauen-einbeziehen-kann,podcast-episode-65886.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2021 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45206

Manche halten ja das Gendern für einen Sprachwandel, dem man sich vernünftigerweise nicht entziehen kann.

„Für den Leser ist in dreißig Jahren ein Roman, in dem kein Binnen-I vorkommt, wahrscheinlich völlig kurios. Die werden denken: Haben das nur Männer geschrieben?“, glaubt der Typographie-Professor Victor Malsy. (FAS 7.2.21)

Anscheinend hat er nicht bemerkt, daß gerade Romane nicht gegendert werden. Auch Helmut Berschin hat das kürzlich festgestellt.

(Gibt es Gegenbeispiele?)

Wenn es in dreißig Jahren noch Zeitungen gibt, werden sie wahrscheinlich nicht gendern. (Man wird dann sagen: Das Gendern war zwar ein Irrweg, es hat aber die Menschen für die Probleme sensibilisiert und dadurch viel Gutes bewirkt...)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.02.2021 um 13.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45203

Ich fürchte, sowas schätzen nur Liebhaber. Seit ich weiß, daß Herr Bellut seine Praktikanten hier mitlesen läßt, habe ich immerhin die Hoffnung, daß die Bosheit den einen oder anderen Adressaten trifft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2021 um 06.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45199

Das ist großartig! Können Sie es nicht einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 05.02.2021 um 17.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45197

Die Frau war unsichtbar im Nirgendwo verloren,
grammatisch eingekerkert in geheimnisvollen Tiefen.
Wenn wir nach Bürgern, Bäckern, Baggerführern riefen,
kam sie ja bestenfalles mitgemeint zu Ohren.

Der Sprache gab das Maskulinum hart die Sporen,
saß hoch zu Roß in Dokumenten, Büchern, Briefen,
tat ungerührt, als ob die Opfer selig schliefen,
und tat es obendrein generisch unverfroren.

Doch davon gilt es nunmehr Abstand zu gewinnen.
Es droht die Faust im Venuszeichen auf den Zinnen!
Wir sind gefordert, unsere Männerwelt zu ändern.

So wollen wir nun kühn das ernste Werk beginnen
Als Dichtende mit Unterstrich und Binnen*Innen.
Nicht ganz bei Sinnen? Ausgezeichnet. Auf zum Gendern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2021 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45191

Das SZ-Magazin erfreut seine lieben Leser*innen mit einem ausdrücklich gegenderten Teil, in dem homosexuelle und andere Schauspielende „mehr Sichtbarkeit“ fordern. Es ist wie bei den Feministinnen: Durchaus nicht alle legen Wert darauf, daß ihr Geschlecht ununterbrochen hervorgehoben wird; aber zu Wort kommen logischerweise die anderen. Die sexuellen Vorlieben von Schauspielern interessieren doch nur in der Promi-Klatschpresse.
Übrigens wirkt es ein wenig komisch, daß das Magazin sich eine Pionierrolle zuschreibt, wo doch das Thema und die feministische Sprachregelung seit vielen Jahren allgegenwärtig sind. Wie schätzen die Verfassenden (Carolin Emcke und Lara Fritzsche) eigentlich die Leser*innen ein? (Die beiden bekunden am Ende, wie „beglückend“ es für sie war, die Interviews zu führen. Das ist bezeichnend für diesen Betroffenheitsjournalismus.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2021 um 11.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45166

Das Bundesverfassungsgericht hat eine Klage auf tatsächliche Geschlechterparität im Bundestag abgewiesen. Das ist zwar noch keine Entscheidung in der Sache selbst, aber das Gericht hat schon mal festgestellt, daß der Bundestag kein verkleinertes Abbild der Gesellschaft sein müsse.

Es ist abzusehen, daß ein entsprechendes Gesetz die Freiheit der Wähler einschränken würde. Selbst diese "Bastion" könnte aber angesichts der Macht guter Gesinnung geschleift werden. Nicht die Freiheit, sondern die Geschlechtergerechtigkeit ist der höchste Wert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2021 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45155

Wir sehen seit einiger Zeit die Tagesschau bei Youtube, werden es aber bald wieder aufgeben. Zur allgemeinen Öde, der entsetzlichen Kameraführung usw. kommt das immer konsequentere Gendern. Meine Frau verdreht die Augen, wenn zum drittenmal die "Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten" erwähnt werden.

Hochgradige Künstlichkeit der öffentlich-rechtlichen Welt. Man tritt im Geiste einen Schritt zurück und fragt sich: Worauf habe ich mich da eingelassen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.02.2021 um 00.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45153

Noch zu #45120: Ob Frau Razum-Kunkel wirklich nicht weiß, daß man seit undenklichen Zeiten beim Eintritt einer Lehrerin sagen würde: »Die Lehrerin kommt zur Tür herein«? Man mag es sich nicht vorstellen.

Hier wie so oft werden unbedarft oder absichtsvoll grundverschiedene Kategorien durcheinandergewirbelt. Ich empfahl neulich einem Freund (ein Mann, sonst hätte ich »einer Freundin« geschrieben): »Du solltest mal wieder zum Augenarzt gehen.« Weder wußte ich noch war es relevant, ob sein Augenarzt ein Mann oder eine Frau ist. Als er mir dann drei Wochen später von dem Termin berichtete, sprach er von seiner »Augenärztin«, und ich machte es daraufhin selbstverständlich genauso. Zwar tat eigentlich das Geschlecht immer noch nicht viel zur Sache, aber jetzt wurde eine konkrete Situation geschildert, und dem folgten eben auch der Sprachgebrauch und das Sprachverständnis. Hätte ein Mann den Termin als Vertretung wahrgenommen, hätte der Freund mir erzählt, was »der Augenarzt« gesagt hat, und es wäre sofort klar gewesen, daß er nicht, wie ich im ersten Gespräch, das generische Maskulinum verwendet, sondern von einer bestimmten männlichen Person redet.

Dieser Wechsel wird von Sprechern und Hörern völlig automatisch und problemlos vollzogen. Und genau das ist den Sprachfummlern ein Dorn im Auge. Deshalb versuchen sie, den Leuten einzureden, mit »Zuschauer« u. ä. würden nur Männer angesprochen. Der Plan ist einfach: Wenn man das Publikum nur lange und penetrant genug mit »Zuschauerinnen und Zuschauer« bestreicht, glauben sie irgendwann tatsächlich, daß »Zuschauer« Männer seien. Der Plan wird aber nicht aufgehen, und zwar schon deshalb, weil die kommunikativen Vorzüge der generischen Form viel stärker sind als irgendwelche ideologiegetriebenen Kopfgeburten.

Man kann sehr wohl sprachlich sensibel mit Menschen umgehen, die in irgendeiner Weise benachteiligt oder besonders verletzlich sind, ohne auf die Holzhammermethoden der Ideologen zurückzugreifen. Allerdings ist das etwas anstrengender, weil man genauer hinsehen und sich um einen guten Ausdruck bemühen muß. Wer sich bei fast jeder Äußerung das Gros der Anzusprechenden als wehrlose Opfer einer allgegenwärtigen Diskriminierung vorstellt, die man nur dadurch schützen könne, daß man sie aus den Kommunikationsgepflogenheiten der übergroßen Mehrheit ausgrenzt, und dann diese sprachliche Quarantäne zur Pflicht für alle machen will, damit auch ja nichts mehr schiefgehen kann, macht es sich zu leicht. Diese intellektuelle Bequemlichkeit, um nicht zu sagen Einfalt, kontrastiert auffallend mit dem hohen moralischen Anspruch.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.02.2021 um 12.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45149

Heute habe ich gelernt, daß Freiberufler im Gendersprech »Freiberufliche« heißen. Ein großer gesellschaftlicher Fortschritt! Da will auch das katholische Online-Magazin »Kirche + Leben« nicht nachstehen. Auch dort wird in einem Artikel über die durch Corona arg gebeutelten Kirchenmusiker von »Freiberuflichen« gesprochen. Außerdem begegnet uns zweimal die Paarformel »Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker« und einmal »Musikerinnen und Musiker«. Ansonsten aber herrscht das generische Maskulinum:

Künstler (1 x)
Kirchenmusiker (6 x)
Organist (3 x)
Musiker (1 x)

Zum Glück ist die Sache bei den Priestern eindeutig, so daß man sich hier bis auf weiteres sprachlicher Eingriffe enthalten kann.

(https://www.kirche-und-leben.de/artikel/keine-gottesdienste-wegen-corona-was-machen-die-kirchenmusiker/print.html)
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 01.02.2021 um 11.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45148

"Autorinnen und Autorinnen" ist offenbar nichts besonderes, bei Google ergeben sich sage und schreibe 41.800 Treffer.

Gleich der zweite davon ist dieses Dokument auf verdi.de:
https://vs.verdi.de/++file++5edb55eaca29009227bc5340/download/Krisenhilfe%20fu%CC%88r%20Autorinnen%20und%20Autoren%20in%20Deutschland_NetzwerkAutorenrechte.pdf
Dieses 8-seitige PDF zeigt eindrucksvoll das zwangsläufige Chaos, das die Gerechtschreibung verursacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2021 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45147

Zum Faszinosum von Sammelbänden gehört, dass man auf interessante Beiträge oder fesselnde Autorinnen und Autorinnen stoßen kann. (SZ 1.2.21)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2021 um 07.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45129

Auf der Grundlage seiner Forschungen entwickelte er ein Textproduktionsmodell, das er auf einer längeren Reise durch die USA und Kanada im Austausch mit dortigen Kollegen verfeinern konnte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Gisbert_Keseling)

Muß man das erwähnen? Übrigens ist nichts leichter als Textproduktionsmodelle entwickeln.

Ich habe seinerzeit in ein Seminar des frisch nach Marburg berufenen Keseling hineingeschnuppert, bin aber gleich weggeblieben, weil es da zeitgemäß und Marburg-spezifisch formlos emanzipatorisch zuging, geraucht wurde usw.; auch war die generative Grammatik gerade bekanntgeworden, und man dilettierte eifrig darin herum. Behauptungen über das Deutsche standen unwidersprochen im Raum, die jedes Erstsemester hätte widerlegen können. Es ging drunter und drüber. So wie jetzt das Gendern im Wikipedia-Eintrag.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.01.2021 um 22.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45126

Ich muß dabei immer an den Opa denken, der mit einem Fußtritt in den Allerwertesten die Kellertreppe hinunterbefördert und dann gehässig gefragt wird: »Aber Opa, warum hast’es denn so eilig?«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2021 um 17.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45125

In beiden Fällen bezeichnen die Veranstalter und deren Helfer ihre Eingriffe als "Sprachwandel", und gegen den kann man doch nichts einwenden – oder?

Verwandt ist der Trick, das Geplante als das Übliche zu bezeichnen.

Sprachwandel, der durch Ministererlasse und Redaktionsbeschlüsse ausgelöst wird, ist nicht das, was der Sprachhistoriker sich darunter vorstellt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.01.2021 um 17.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45124

Vor allem haben damals die Gegner der Reform überwiegend sachlich und unbequem fundiert argumentiert, während die Gegenseite trotz Beweislast über allgemeines Gerechtigkeitsgeplänkel und wirklichkeitsferne Prognosen meist nicht hinauskam. Darin sehe ich, bei allen Unterschieden, eine Parallele zur heutigen Genderdebatte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2021 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45122

Bei dieser Gelegenheit sagt Frau Kunkel-Razum (Duden) auch:

Aber ich mache jetzt das dritte oder vierte Mal in meinem Berufsleben die Erfahrung, dass Sprachthemen zu einer derartig aufgeladenen Auseinandersetzung führen. 1997 habe ich in der Duden-Redaktion angefangen und auch die damalige Auseinandersetzung um die Rechtschreibreform ist in dieser Schärfe geführt worden, nur eben mit anderen Mitteln. Das war auch ohne soziale Medien schon eine extrem hässliche und emotionale Auseinandersetzung.

Damals haben wir sie zwar nicht wahrgenommen, aber es ist interessant zu hören, wie die Dudenredaktion die Einführung der Rechtschreibreform erlebt hat und daß sie uns so gehaßt hat. Dabei haben die Reformer und nicht wir den Duden ruiniert, und er hat sich davon nie wieder erholt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2021 um 09.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45120

Im ZEIT-Interview sagt die Duden-Chefredakteurin:

Wenn wir sagen "der Lehrer kommt zur Tür rein", sehen wir keine Frau vor uns. Wir sehen eine männliche Person, die reinkommt.

Man sieht, wie die Irreführung funktioniert. Um solche Fälle ging es ja nie. Beim Kunstturnen der Frauen hat noch niemand auf eine Sportlerin am Reck gezeigt: "Sieh mal den Turner am Reck!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2021 um 05.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45115

In Leitfäden zum "geschlechtergerechten" Sprachgebrauch (schon die Bezeichnung ist eine Unverschämtheit) fehlt selten die Aufforderung an den Nutzer, selbst "kreativ" zu werden und sich eine elegante Lösung einfallen zu lassen (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38291).

Ausgeschlossen ist nur die nächstliegende und eleganteste.

Das generische Maskulinum ist nur ein Teil des in vielen Sprachen genutzten Ordnungsprinzips der "inklusiven Opposition", also des Zusammenspiels von Markierung und Neutralisierung. Eine ingeniöse Gruppenleistung, die man bewundern und nicht abschaffen sollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.01.2021 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45114

Das Online-Portal heilpraxisnet.de gendert besonders rigoros, schreibt aber auch:

Insgesamt umfasste das COVID-19-Register zum Zeitpunkt der Analyse 7.102 Patientinnen und Patienten. Von diesen waren 172 aktive und 910 ehemalige Raucher.

Können Patientinnen Raucher sein? Wahrscheinlich hat der Verfasser gespürt, daß es um eine reine Funktionsbezeichnung geht, die ein nochmaliges Gendern unpassend macht. Im übrigen gehören die Texte dieses Magazins aber zu den unangenehmsten überhaupt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2021 um 06.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45112

Die Fußgänger haben den Sprachverbesserern und Sprachverbessererinnen auch schon Kopfzerbrechen beschert. Besonders Straßenschilder sollen ja knapp und schnell lesbar sein.

Und ist es nicht speziesistisch, anderen Tieren die Anerkennung des weiblichen Geschlechts zu verweigern? Bären sind Sohlengänger? Gibt es denn keine Bärinnen, also Sohlengängerinnen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2021 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45105

Die Dudenredaktion versucht die Existenz und das Funktionieren des generischen Maskulinums zu leugnen, wird aber durch die Sprachwirklichkeit ständig widerlegt, vor allem wenn man freie Texte untersucht, d. h. solche, die nicht von Amts wegen oder nach Beschluß von Herausgebern (Beispiel FR) usw. zum Gendern verpflichtet sind. Auch wenn manche Journalisten es immer wieder mal versuchen, bleibt die Tageszeitung eine Apotheose des generischen Maskulinums.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 23.01.2021 um 09.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45087

Ich warte nur noch auf die Menschin. Oder ist die etwa auch schon irgendwo aufgetaucht?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.01.2021 um 09.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45086

Im NDR war gestern ein Bericht über Falschgeld zu hören. An bestimmten Scheinen, so der Sprecher, würden sich die Fälscherinnen und Fälscher besonders abarbeiten. Trotz des ernsthaften Tones hatte ich den Eindruck einer gewissen Ironie. Vielleicht wars aber auch nur ein besonders eifriger Pudel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2021 um 04.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45079

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45074

Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1217#34236

Das Ministerium hat sich von engagierten und ideologisch gefestigten Laiinnen beraten lassen. Steuergeld wird nicht immer sachgemäß ausgegeben.

Nicht alle Komposita sind durch Bindestrich aufgelöst:
Leitfaden, Lautsprecher, Teilnehmer, Teilnehmerin, Fremdwort, Unterlage, Durchführen, Unterstützer, Anmeldung, Überschrift...
Das ist angesichts von Kaffee-Tasse schwer zu verstehen.
Auch wird eine Groteskschrift empfohlen, weil Serifen als „Schnörkel“ gelten – das ist so pauschal nicht gerechtfertigt.
Die Fehler der Erstfassung von 2014 sind nicht korrigiert: Essen gehen.

Wie überall in der Literatur zur "Leichten Sprache" wird das Prüfverfahren ganz oberflächlich behandelt. Ein irgendwie behinderter Testleser wird wie einst der "native speaker" eingeführt, als sei er das Heilige Offizium, gegen dessen Urteil kein wissenschaftlicher Appell zählt – als ob es tatsächlich verbesserte Lesbarkeit garantiere.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.01.2021 um 09.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45077

Was ist eigentlich aus dem guten alten Ichsachma geworden? Es fehlt mir. Kein Mensch sagt mehr ichsachma, dabei wurde lange Jahre jeder zweite Satz so eingeleitet. Kann man, statt zu gendern, nicht lieber wieder ichsachma sagen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.01.2021 um 22.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45074

In einem Leitfaden informiert das Bundesministerium für Arbeit und Soziales darüber, worauf man bei der Abfassung von Texten in Leichter Sprache achten sollte (https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a752-ratgeber-leichte-sprache.pdf;jsessionid=5C90D5B315F061FCC8CACB26A058EC6F.delivery1-replication?__blob=publicationFile&v=1). Die empfohlenen Eingriffe in die normalen Schreibgewohnheiten können gar nicht drastisch genug sein, um den Angehörigen der – leider nur sehr schwammig definierten – Zielgruppe die Lektüre zu erleichtern:

Da werden Allerweltswörter durch Bindestriche gegliedert, weil man offenbar meint, ein Wort sei grundsätzlich leichter zu lesen und zu verstehen, wenn seine Struktur im Schriftbild kenntlich gemacht wird. (Worauf diese Annahme basiert und ob sie stimmt, steht allerdings dahin. Ich bezweifle zum Beispiel, daß »etwas heraus-finden« von vornherein leichter verständlich ist als »etwas herausfinden«. Oder welchen Vorzug soll die Schreibung »Stell-Vertreter« haben? Werden Texte durch solche Sonderschreibungen nicht oft sogar noch schwerer, weil sie den Leser zu unnötig belastenden, aber letztlich fruchtlosen etymologischen Überlegungen und Spekulationen nötigen?)

Da wird der Genitiv für tabu erklärt.

Da wird vom Gebrauch von Redewendungen und Sprachbildern abgeraten.

Da werden kurze Sätze angemahnt.

Da wird vor komplizierten Konstruktionen gewarnt.

Aber an einem darf nie und unter keinen Umständen gerüttelt werden: dem Gendern! Damit wirft man umstandslos alles über den Haufen, was man vorher in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut hat. Da setzt sich jemand hin und bemüht sich nach Kräften, all die gutgemeinten Tips zu beherzigen und einen Text so einfach wie möglich zu formulieren, und wenn er fertig ist, muß er noch einmal Zeile für Zeile mit der Gendersetzmaschine über den ganzen Acker walzen!

Das ist so grotesk, daß man darüber lachen könnte. Aber ich finde es gar nicht lustig, sondern fast schon kriminell. Was denken sich Leute, die so etwas aushecken?! Es ist doch Realsatire, wenn man erst die Regel aufstellt: »Benutzen Sie kurze Wörter. – Schlecht: Omnibus. Gut: Bus« (Quelle: besagter Leitfaden), dann aber überall »Politiker und Politikerinnen« usw. schreibt. Das ist so, als würde man aus einer Stofftasche mit fadenscheinigem Boden nach und nach behutsam schwere Einkäufe herausnehmen, damit die Tasche nicht reißt, und dann urplötzlich die frisch erworbenen 5-Kilo-Hanteln hineinwerfen, weil die noch viel dringender als alle anderen Einkäufe nach Hause transportiert werden müssen.

Menschen mit Leseschwäche oder Lernschwierigkeiten dürfen nicht hoffen, in puncto Gendern schonender behandelt zu werden als der Rest der Menschheit. Das Anliegen ist von so überragender Bedeutung, daß alles andere zurückzustehen hat.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.01.2021 um 12.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45073

»Leichte« Sprache à la BMI:

Spitzen-Sportlerinnen und Spitzen-Sportler sind Menschen,
die den Sport als Beruf haben.


Spitzen-Sportlerinnen und Spitzen-Sportler
sind ein Vorbild für andere Menschen.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2021 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45065

Frankfurter Rundschau vom 19.1.21:

Seine teils wirren Aussagen lassen die Reporter:innen verblüfft zurück. (...) Die Pressevertreter:innen fragen, was Christopher Miller von dem Programm halte.

Aber auch:

Joe Biden, gewählter US-Präsident, bekommt seit der Wahl Anfang November mehrheitlich positive Noten von den Amerikanern. Und stets: Demokraten, Republikaner.

Das Korrekturprogramm (oder seine Entsprechung im vergatterten Kopf des Redakteurs) ändert nur die zufällig dafür vorgesehenen Wörter.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2021 um 16.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45062

Heute fiel mir im Deutschlandfunk ein besonders heftiges Gendern auf. Ob das Zufall war – oder ist eine Anweisung von oben ergangen? Die Interviewten und Interviewtinnen genderten allerdings nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2021 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45060

Das Streiflicht der SZ macht sich über „herrenlos“ lustige Sorgen, z. B. über herrenlose Damenhandtaschen. „Damenlos“ wäre aber nicht die weibliche Entsprechung.
Man könnte noch erwähnen, daß es „herrinnenlos“ durchaus gibt, aber nach meinen Recherchen nur auf Femdom-Pornoseiten. Interessante Asymmetrie.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 18.01.2021 um 23.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45053

Doppelt hält besser im DLF ("Deutschland heute", Sendung vom 18.01.21):

".. nicht alle Seniorinnen und Seniorinnen sind so fit darin .."

https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2021/01/18/impf_chaos_in_niedersachsen_keine_benachrichtigungen_fuer_dlf_20210118_1411_62ca439c.mp3

(ab 0:24)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.01.2021 um 10.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45042

Informationstafel der Stadt Mannheim:

Liebe Besucherinnen und Besucher!

Hier leben Feldhamsterinnen und Feldhamster!
[...]

Die Stadt Mannheim und das Land Baden Württemberg haben Verträge mit Landwirtinnen und Landwirten geschlossen. Sie bewirtschaften Flächen feldhamsterfreundlich, indem sie z. B. Luzerne anbauen, die den Feldhamsterinnen und Feldhamstern Nahrung und Sichtschutz vor Fressfeindinnen und Fressfeinden bietet. [...]

Die Hilfe der Landwirtinnen und Landwirte ist sehr wichtig für den Schutz der Feldhamsterin und des Feldhamsters, denn nur in einer geeigneten Umgebung können die Tiere selbstständig überleben.

Na gut, ich gebe zu, ich habe leicht gemogelt, im Original sind nur Besucherinnen und Landwirtinnen enthalten, Feldhamsterin[nen] und Fressfeindinnen habe ich ergänzt.

Mit dem Tierschutz und der geschlechtergerechten Tierbenennung hapert es noch ein wenig. Aber das wird in absehbarer Zeit auch noch werden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.01.2021 um 19.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45029

mdrAKTUELL berichtete gerade über den 20. Jahrestag der Wikipedia-Gründung. Fast alle Beitragsschreiber seien Männer. Und dann:

„Nur jede zehnte Autorin ist eine Frau.“
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 13.01.2021 um 11.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45020

Daß selbst Genderprimus Gysi nur halb soviele umständlich gegenderte Ausdrücke benutzt wie generisch maskuline, zeigt, daß er mit ersteren nur Gesinnungssignale senden will. Er könnte stattdessen auch eine Mütze aufsetzen, deren Bommel in regelmäßigen Abständen lila blinkt. Das Gendersternchen im Schriftbild ist ja nichts anderes.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 13.01.2021 um 00.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45017

Korrekterweise eher "Heldinnen beziehungsweise Helden". Ginge halt zu Lasten der Sendezeit.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.01.2021 um 22.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45015

Tagesthemen im Ersten, 12.1.21, 22.40 Uhr, Caren Miosga:

"Zu Beginn der Pandemie haben wir die Pflegerinnen und Pfleger ununterbrochen Helden genannt, ..."

Nicht Heldinnen und Helden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2021 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45009

So ist es: Sie wollen es, aber sie können es nicht.

Wenn sich immer weniger Menschen für diese Art von "Geschlechtergerechtigkeit" erwärmen, ist es Zeit für den Staat, sie verbindlich einzuführen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk bemüht sich schon redlich, auch wenn die Tagesschau dadurch noch öder wird. Es braucht ja niemand zu gucken, die Gebühren kommen auch so herein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.01.2021 um 02.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45008

Das wären also bei Gysi in diesem Interview nach meiner Zählung (die Kleingärtner lasse ich mal als Genderei gelten)
6 gegenderte Ausdrücke und 12mal generisches Maskulinum
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.01.2021 um 01.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45007

Ich wollte Ihnen beiden, lieber Herr Schardt und lieber Herr Metz, eigentlich zustimmen, denn auch mir ist Gysi schon als eifriger Genderer aufgefallen.

Aber dann habe ich mir doch mal das von Herrn Schardt empfohlene, auch sonst ganz unterhaltsame Interview von Gregor Gysi mit Franz Müntefering angesehen bzw. angehört.
Münte ("Meine Eltern waren Zentrumswähler") gendert nie, es sei denn, ich habe es einmal überhört.

Bei Gysi dagegen hört sich das ganz anders an.
Nach dem markanten, von Herrn Schardt gerade zitierten und von mir für kokett gehaltenen Satz bringt er noch in Gendersprache je einmal "Genossinnen und Genossen" sowie "Facharbeiterinnen und Facharbeiter" und:
"Was glauben Sie, wieviel Kleingärtner und Kleingärtner in meinem Wahlkreis leben?"
(Ich habe mir die Stelle zweimal angehört: "Kleingärtner und Kleingärtner"!)

Aber sonst im dem immerhin fast zweistündigen Gespräch?
Das Sprichwort von den dümmsten Bauern mit den größten Kartoffeln tastet er nicht an.
Außerdem:
Amerikaner und Briten,
Fotografen,
Facharbeiter,
Unternehmer,
zitiert sich selbst: "Als Bundesminister kann man zurücktreten, aber nicht, ohne ein Wort zu sagen, als Parteivorsitzender",
Rechtsanwälte,
Spitzenverdiener,
Unternehmer,
Despoten.
Alles generisch gemeint.

Für die Vollständigkeit der Liste möchte ich mich nicht verbürgen, aber sie zeigt immerhin, daß auch Gysi, selbst wenn er wirklich wollte, das generische Maskulinum nicht abschaffen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2021 um 16.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45006

Für Geschlechtergerechtigkeit ist kein Preis zu hoch. Es gibt absolute Werte, die nicht verhandelbar sind. So sind ja auch schon Max-Planck-Institute oder ganze Industrieviertel nicht gebaut worden, weil etwa eine Gelbbauchunke just dort ihren Wohnsitz hatte.

(Habe ich jetzt Frauen mit Lurchen und Lurchinnen verglichen?)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.01.2021 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45004

(Ich hatte den Beitrag von Herrn Schardt noch nicht gesehen. Das »eher« bezieht sich noch auf die Vermutung von Herrn Riemer.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.01.2021 um 16.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45003

Ich glaube eher, daß Gysi das Gendern derart intensiv eingeübt hat (warum, das ist eine andere Frage), daß er die sperrigen Wortgebilde mechanisch runterleiert. Im Bundestag hat er im Laufe der Jahre viel von seiner Redezeit dafür geopfert. In seinen Äußerungen wimmelt es nur so von »Sozialhilfeempfängerinnen und Sozialhilfeempfängern«, von »Britinnen und Briten«, von »Demonstrierenden«. Dabei scheut er auch keine Häufung bleierner Konstruktionen in ein und demselben Satz. Aus einem Interview von 2011: »Doch weder die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer noch die Rentnerinnen und Rentner noch die Sozialleistungsbeziehenden tragen eine Schuld an der Krise.« (https://www.bundestag.de/webarchiv/textarchiv/2011/37153215_kw52_gysi-207274) Die Zahl solcher Beispiele ist Legion. Das wirkt nicht wie Koketterie auf mich.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 11.01.2021 um 15.42 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45002

Nein, Gysi kokettiert nicht. Hier kann man sich überzeugen: https://youtu.be/VVPeL0UWL_U?t=255
Gysi fällt mir schon seit langem als einer der konsequentesten Durchzieher der Doppelnennung auf. Den Vorwurf der Übertreibung würde er sicher zurückweisen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.01.2021 um 13.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#45001

Dieser Satz von Gysi kommt mir so vor, als ob er die Genderei absichtlich auf die Spitze treibt, um einen Witz draus zu machen.

Aber andererseits gendert er auch sonst viel und will sich sicherlich nicht über das Gendern im allgemeinen lustig machen. Er kokettiert nur ein bißchen mit dieser Übertreibung.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 10.01.2021 um 22.59 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44995

Zu Gysi: Er ist auf jeden Fall konsequent, ohne Rücksicht auf Verluste, Zeitverluste. Sein Satz...

Dieses schwierige Verhältnis zwischen Rheinländerinnen und Rheinländern auf der einen Seite und Westfalinnen und Westfalen auf der anderen Seite – kannst du uns Berlinerinnen und Berlinern das irgendwie erklären?

...ist fast doppelt so lang wie der bedeutungsgleiche Satz:

Dieses schwierige Verhältnis zwischen Rheinländern und Westfalen – kannst du uns Berlinern das irgendwie erklären?

Und er ist ein schönes Beispiel für die Entwertung des Wörtchens "und". Viermal kommt es vor, aber nur einmal davon hat es Bedeutung, nämlich als Verbindung eines Gegensatzpaares (Rheinländer vs. Westfalen). Die übrigen drei und sind "Signalrauschen", wertlos und störend.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.01.2021 um 21.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44994

Peter Eisenberg kritisiert in der FAZ die Dudenredaktion für ihre Versuche, die Tatsachen ins Gegenteil zu verkehren, und erklärt und verteidigt nochmals das quicklebendige generische Maskulinum. Eine Leserin will seinen Standpunkt nicht gelten lassen, schließlich sei er schon seit vielen Jahren emeritiert und kenne daher die aktuelle Studienlage nicht. Das Muster ist bekannt: Polen klauen wie die Raben, Frauen können nicht autofahren, und alte weiße Männer reden nur Unsinn. (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/der-duden-und-der-unsinn-der-gegenderten-sprache-17135087.html)

Gregor Gysi im Gespräch mit Franz Müntefering: »Dieses schwierige Verhältnis zwischen Rheinländerinnen und Rheinländern auf der einen Seite und Westfalinnen (sic!) und Westfalen auf der anderen Seite – kannst du uns Berlinerinnen und Berlinern das irgendwie erklären?«

In einem Fernsehkrimi sagt eine Frau, die sich zu Unrecht verdächtigt fühlt, beschwörend zur Kommissarin: »Ich bin kein Verbrecher!« Sie hätte auch sagen können: »Ich bin keine Verbrecherin.« Beide Sätze sind grammatisch korrekt, der erste drückt aber besser aus, was sie sagen will, nämlich daß sie zu Unrecht verdächtigt wird, nicht daß sie als Frau zu Unrecht verdächtigt wird.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 10.01.2021 um 15.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44992

Die ZEIT-Journalistin, die sonst überaus eifrig gendert, kann auch ganz normal schreiben (Anhänger, Randalierer, Mitbürger, Bürger, Senatoren). Oder sie glaubt, daß es tatsächlich nur um Männer geht, auch wenn die dazugehörige Bilderstrecke recht viele Frauen zeigt.

https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-01/sturm-auf-us-kapitol-donald-trump-demokratie-usa?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 10.01.2021 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44991

Man argumentiert anders:

Die generische Verwendung des Maskulinums werde auf duden.de auch nicht abgestritten, sie sei aber „nicht Bestandteil der lexikografischen Kategorie Bedeutung“.

https://rp-online.de/kultur/der-online-duden-wird-gegendert_aid-55572005

Genau umgekehrt sieht es Thomas Becker:

The so-called “generic masculine” nouns in German are personal nouns that appear to be ambiguous having one reading that refers to male persons only and another that refers to both sexes. […] The present article relates this much-discussed topic to the findings of L. Horn (1984), which point to a description of that assumed ambiguity as a case of “autohyponymy” triggered by a conversational implicature. Under that analysis the politically incorrect generic reading, which is supposed to be charmed away, turns out to be the unique lexical meaning of those nouns, the other reading being an implicature.

https://buske.de/zum-generischen-maskulinum-bedeutung-und-gebrauch-der-nicht-movierten-personenbezeichnungen-im-deutschen.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2021 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44986

Was immer die Dudenredaktion plant, die ja nur noch ein Schatten ihrer selbst ist: sie scheint wie bei der Rechtschreibreform mit dem Taschenspielertrick arbeiten zu wollen, das Verordnete für das Übliche zu erklären. Demnach wird heute gegendert, das generische Maskulinum ist obsolet.

Damit verhebt sie sich an einem Sachverhalt, der denn doch mehr Gewicht hat als die Rechtschreibung.

Ich sehe eine Ausgabe der Süddeutschen Zeitung durch. Es wimmelt von Abgeordneten, Republikanern, Franzosen, Medizinern, Kandidaten, Beobachtern usw., weit und breit kein Gendern. Die Frankfurter Rundschau pflegt ihre leserfeindliche Marotte, aber wird sie nicht durchhalten.

Den jetzigen Eigentümern des Duden ist es wahrscheinlich egal, ob dieses Produkt noch Gewinn bringt, sie haben andere Pferde im Stall.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2021 um 08.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44968

Die Frankfurter Rundschau will mir „das optimale Nutzererlebnis bieten“. Aber mit dem Gendern geht das nicht. In den Überschriften herrscht das generische Maskulinum, im Text wird dann gegendert:

Ärzte unterschlagen systematisch Interessenkonflikte - Eine groß angelegte Recherche von Buzzfeed News zeigt, dass zehntausende Mediziner:innen von der Pharma-Industrie gefördert werden ohne es transparent zu machen. Ärztinnen und Ärzte werden häufig in der Forschung von Pharma-Konzernen gefördert.

Corona-Leugner bleiben allerdings maskulin, sie haben es nicht anders verdient.

„Trump und seine Unterstützer sollten endlich die Entscheidung der amerikanischen Wähler*Innen akzeptieren und aufhören, die Demokratie mit Füßen zu treten“, schrieb Maas am Mittwochabend im Onlinedienst Twitter. (Agenturen 7.1.21)

In den Überschriften werden daraus Anhänger. Das generische Maskulinum funktioniert also. Das zeigen auch die Unterstützer, die Maas übersehen hat.

Die Verknappung des Raums wirkt ähnlich wie andere Ernstfälle. Das umständliche, sprachwidrige Gendern stört in jedem Fall die Wirkung auf den Leser.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2021 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44941

Im Deutschlandfunk spricht ein Theologe über das AT und erwähnt "Menschen, die männlich konnotiert sind". Das sind vermutlich Männer (pfui!).

Er spricht auch von der "Menschwerdung des Wortes Gottes". Ich verstehe, daß er an die Logos-Metaphysik des Johannes-Evangeliums anknüpfen möchte, um ja nichts falsch zu machen, aber kann man es verstehen? Die Kirchen grübeln seit Jahrzehnten darüber nach, wie sie ihre Botschaft in einer zeitgemäßen Sprache rüberbringen können, und wie erwähnt, war ich vor vielen Jahren mal in entsprechenden Kreisen unterwegs, aber wie ich sehe, hat sich seither nicht geändert. Mit der Werdung wird das nichts. Es bleibt kryptisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2021 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44939

Am Anfang ihrer Neujahrsansprache gendert die Bundeskanzlerin ein bißchen, dann gibt sie es auf. Der Text ist schriftlich fixiert, aber wahrscheinlich merkt jeder Redner, daß das Gendern gerade bei eindringlichen Reden bürokratisch lähmend wirkt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.01.2021 um 21.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44938

»Kinder aus armen Familien seien die besonderen Verliererinnen und Verlierer dieser Krise.«

(https://www.spiegel.de/politik/deutschland/politiker-nachwuchs-von-diesen-politikerinnen-unter-30-werden-sie-2021-noch-hoeren-a-5d9f80a8-b955-42b1-b4cd-9e84b38d8d50)

Bei »Kinder« dachte ich noch an Mädchen und Jungen, aber unter »Verlierer« hätte ich mir nur Jungen vorgestellt, deshalb bin ich dankbar für die klärende Ergänzung.

Würde man übrigens nicht eher von den größten Verlierer[innen und Verlierer]n sprechen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2020 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44905

Während Schüler und Schülerinnen besonders im pädagogischen Milieu flott von den Lippen geht, verteilt sich das Gendern sonst sehr ungleich auf die deutschen Substantive.

Einzelhändlerinnen und Einzelhändler ist vergleichsweise selten und nur in bürokratischen Texten aus der Stadtverwaltung usw. zu finden, zum Beispiel hier: file:///C:/Users/User/AppData/Local/Temp/corona-initiative-bruehl-digital.pdf, wo aber alsbald das generische Maskulinum wiederkehrt. Noch viel seltener ist Einzelhändler und Einzelhändlerinnen. Einzelhändlerinnen wird von Google sogar unterringelt, als sei es ein Schreibfehler. Es ist kaum vorstellbar, daß jemand gesprächsweise sagt: „Aus unserer Innenstadt verschwinden immer mehr Einzelhändler und Einzelhändlerinnen.“ Es ist und bleibt Krampf.

Bundespräsident Steinmeier wurde erwähnt. Vielleicht kann jemand seine Weihnachtsansprache hören und auf das Gendern achten. Ich kann es nicht wegen der Nebenwirkungen (Narkolepsie).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2020 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44900

Im Interview mit dem SZ-Magazin vertritt Luise F. Pusch die gleichen Ansichten wie vor 50 Jahren: "Die Grammatik gerade im Deutschen ist ein System struktureller Gewalt gegen Frauen." Usw.
Zusätzlich gibt sie Einblick in ihr Leben als Lesbierin, den autobiografischen Roman, ihre späteren Liebesbeziehungen usw. - alles nicht neu, aber in dieser Zusammenstellung relativiert es doch ihr krassen Thesen. Die meisten Frauen haben eben doch einen anderen Lebenshintergrund und daher auch andere Ansichten. Da Pusch mehrmals ihren Psychoanalytiker erwähnt, müßte sie zustimmen.
Es gibt ja ähnliche Fälle, und letzten Endes sind es diese wenigen Personen, die einen enormen Einfluß auf die deutsche Sprache ausgeübt haben. Ich denke auch an die beiden Frauen, die Deutschland auf der Weltfrauenkonferenz in Peking vertraten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.12.2020 um 22.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44897

»Es ist eine schwere Zeit, gerade für die Kultur, für unsere Kulturschaffenden, für alle Musikerinnen und die Mitarbeiter an den Häusern.«
(Bundespräsident Steinmeier, Videobotschaft anläßlich des Festkonzerts zum 250. Tauftag von Ludwig van Beethoven)

Wegen der abgrenzenden Herausstellung der beiden Glieder (alle A und die B) ist diese Konstruktion eigentlich noch schlimmer als »Ärztinnen und Pfleger«. Hier hat sich der Sprecher noch lauter auf etwas festgelegt, was er gar nicht meint. Eigentlich tragisch, zumal wenn man bedenkt, daß die gewählte Formulierung nichts Positives zu bewirken imstande ist, sondern bloß einen Text ohne Not schlechter macht, als er sein könnte.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.12.2020 um 13.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44890

Kurz noch zu meiner letzte Notiz: Die Anmaßung der Oberlehrer macht mich fassungslos. Wie kann man hergehen und eine alberne Mode, einen biedersinnigen Zeitgeist, das eigene opportunistische Geschwätz über alles stellen, was viel Größere hervorgebracht haben?
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 21.12.2020 um 10.15 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44889

Nach der Zeit und der Frankfurter Rundschau reiht sich ja auch Spiegel Online in die Riege der Spracherzieher ein. So wurde dann auch jüngst Jürgen Klopp "Welttrainer*in des Jahres".
Umso überraschender ist man, wenn man dann hier https://www.spiegel.de/politik/deutschland/annalena-baerbock-ja-ich-traue-auch-mir-das-kanzleramt-zu-a-b2307386-aa63-4273-9f27-ef92745bed88 plötzlich folgendes liest:
"...Baerbock hält sich ...für kanzlertauglich. »Ja, ich traue auch mir das Kanzleramt zu«, sagte Baerbock... Im anstehenden Bundestagswahlkampf wollen die Grünen erstmals einen Kanzlerkandidaten aufstellen. Baerbock ...: »Für alle ..gilt: Niemand ist als Kanzler vom Himmel gefallen. Alle müssten im Amt dazulernen.«
Nanu? Wie kommt es zu dieser "Entgleisung" (sowohl von Baerbock als auch des Redakteurs)?
Einzige Erklärung: Die Vorstellung "Baerbock im Kanzleramt" hat beide so elektrisiert (wahlweise als Verzückung oder Entsetzen), daß sie die Kontrolle verloren und einfach redeten und schrieben, wie ihnen der Schnabel gewachsen war.
Auf jeden Fall ein interessantes Fund- und Beweisstück.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.12.2020 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44888

Einwohner der Schweizer Gemeinde Kilchberg am Zürichsee leiden seit Januar im Bereich des Holzbirrliweges und der Nidelbadstraße unter einem unerträglichen Geräusch, einem tief grummelnden, erdbebenhaften Rollen und Knirschen. Die Folgen sind Konzentrations- und Schlafstörungen, Kopfschmerzen, einzelne Häuser zeigen bereits Risse im Mauerwerk. Als Ursache vermuten die Kilchberger den Umstand, daß die Hansestadt Lübeck sich im Januar zum Gendern entschlossen hat, weshalb Thomas Mann nun in seinem Grabe rotiere.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2020 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44886

Ich kann mir vorstellen, wie Redaktionskonferenzen ablaufen, in denen so etwas beschlossen wird. Man kennt es ja aus anderen Gremien. Der Trick, der alles vorab entscheidet, ist die Wortwahl: "geschlechtergerecht". Indem man undiskutiert unterstellt, der Eingriff in die deutsche Grammatik sei "geschlechtergerecht", oder dies mit scheinplausiblen Hinweisen auf die "Macht der Sprache" begründet, erzeugt man auch gegen die eigene Überzeugung eine Zwangslage: Wer könnte gegen Geschlechtergerechtigkeit sein? Und so nehmen die Dinge ihren Lauf. Es gibt auch jene besondere Feigheit in Gruppen, man könnte auch milder sagen: Resignation. So erfüllt sich die These von der Macht der Sprache selbst.
Manche freilich schwelgen masochistisch in der Selbsterziehung durch sprachliche Zwangsmaßnahmen, stellen die Bekämpfung ihres alten Adams lustvoll zur Schau. Es sind durchweg nicht die größten Leuchten, aber nun marschieren sie an der Spitze des Fortschritts.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.12.2020 um 21.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44885

In einem FR-Artikel war kürzlich die Rede von zwei »Unterstützer:innen« Trumps, die irgendeinen Quatsch gefordert hätten (Militär einsetzen oder so was). Die beiden wurden auch namentlich genannt, sie trugen – bürgerlich gesprochen – Frauennamen. Ich dachte zunächst an ein Versehen und fragte mich, ob es schon Programme gibt, die normal geschriebene Texte auf Knopfdruck durchgendern, also eine Art Genderprüfung, analog zur Rechtschreibprüfung. Dann fand ich aber, daß die Doppelpunktschreibung recht besehen nur konsequent ist und auch dann zum Einsatz kommen muß, wenn nach traditionellem Verständnis nur Frauen oder nur Männer bezeichnet werden sollen. Denn wer weiß schon – Name hin oder her –, welche »Geschlechtsidentität« die Betroffenen (momentan) für sich als gegeben ansehen. Zwei Sätze weiter dann aber plötzlich: »die beiden Unterstützerinnen«. Nanu?

Man muß der Gendergemeinde wohl noch ein bißchen Zeit geben. Daß Feministen und Transaktivisten in fast entgegengesetzte Richtungen marschieren, wird oft übersehen. Ich kenne wohlmeinende Zeitgenossen, die das Gendersternchen (selbst das gesprochene) »im Prinzip gut« finden und gleichzeitig für die Doppelformen (»Expertinnen und Experten«) trommeln. Sie scheinen nicht zu wissen, daß die beiden Positionen nicht zusammenpassen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2020 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44884

Die Frankfurter Rundschau hat kürzlich ihren Lesern eine Form des Genderns mit Doppelpunkt vorgeschlagen und dann entschieden, es tatsächlich so zu machen. Aus den Texten geht nicht hervor, daß die Leser das so gewollt haben, wahrscheinlich ist es nicht. "Es muß alles demokratisch aussehen", fällt mir dazu ein. Aber es bleibt Bevormundung, Erziehung erwachsener Menschen großenteils gegen ihren Willen, die zweite konformistische Unterwerfung nach der Rechtschreibreform.

Hier sind die beiden Texte:

https://www.fr.de/politik/wie-gendern-sprache-editorial-frankfurter-rundschau-90037079.html

https://www.fr.de/meinung/liebe-leserinnen-und-leser-90072151.html

Die FR schreibt also:

Berater:innen des Präsidenten, darunter auch Donald Trumps persönlicher Anwalt Rudy Giuliani, gegen den Plan wehrten, Powell zur Sonderberaterin zu machen.

Der amtierende US-Präsident will zur Unterstützung der beiden republikanischen Senatskandidat:innen eine Wahlkampfveranstaltung in Georgia abhalten.

Ebenso Anhänger:innen, Wähler:innen usw.

Ob das die Auflage rettet?
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 19.12.2020 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44875

Die ZEIT ist wieder besonders eifrig ...

"Die Naturschützer*innen und -schützer hatten sich gegen eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Frankfurt (Oder) gewandt, das zuvor die Fällung der Bäume genehmigt hatte."

https://www.zeit.de/mobilitaet/2020-12/gigafactory-gruenheide-brandenburg-tesla-us-elektro-auto-rodung-urteil

Eine kurze Suche ergibt, daß alle mögliche Publikationen diese dpa-Meldung übernommen haben, aber nur die ZEIT diese Verrenkung unternimmt. Selbst ZDF und Deutschlandfunk berichten nur über Naturschützer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2020 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44864

Ein Münchner Geigenbogenbauer verwendet nur Schweifhaare von Hengsten aus der Inneren Mongolei. Sexistisch? Nein, Stuten verderben das Haar durch Pieseln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2020 um 09.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44862

Schüler gendern natürlich nicht. Das ändert sich, wenn sie zu Schülersprechern gewählt werden und mit den erwachsenen Funktionären verhandeln. Dann werden sie selbst welche und ihre Sprache unfrei. Es ist betrüblich zu beobachten. Man mißbraucht die Gutwilligkeit junger Menschen, wenn man ihnen die scheinplausiblen Voraussetzungen der feministischen (und sonstigen) Sprachregelung kritiklos vermittelt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2020 um 03.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44856

In dem erwähnten Magazin "KlarText" (https://klartext-preis.de/meldungen/die-beste-wahl/) ist gleich dreimal von Abgeordnetinnen und Abgeordneten die Rede.
Man kann der absoluten Gedankenlosigkeit bei der Arbeit zusehen. Und das soll den Frauen helfen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 11.12.2020 um 02.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44849

Spannend wird es, wenn es mal nur noch eine Ministerpräsidentin geben sollte. Wird man dann immer noch von den »Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten« sprechen? Oder wird es dann heißen »die Ministerpräsidenten und die Ministerpräsidentin«? Will man dann ständig mit dem Finger auf die arme Frau zeigen? Womit hätte sie das verdient?

Apropos, vorhin im ZDF gehört: »Wenn jetzt schon die Kanzlerin und etliche Ministerpräsidentinnen und -präsidenten so vehement von Verschärfung der Coronamaßnahmen reden, dann könnten die auch bald folgen.« Es gibt in Deutschland derzeit zwei Ministerpräsidentinnen. Selbst wenn beide vehement von irgend etwas reden sollten – zwei Personen würde man doch niemals als »etliche« bezeichnen. Ich verstehe »etliche A und B« jedenfalls als »etliche A und etliche B«. Wahrscheinlich würde ich »etliche der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten« als weniger störend empfinden, weil man es mit viel gutem Willen im Sinne von »etliche aus der Gruppe der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten« interpretieren könnte. Das Problem entsteht überhaupt erst dadurch, daß man die Frauen als eine eigenständige Untergruppe sprachlich markiert, so als ob das Geschlecht für die Frage relevant wäre, wie jemand über eine bestimmte Sache denkt (Sexismus). Gleichstellung durch Absonderung – kann das je funktionieren?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.12.2020 um 20.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44848

In der Tagesschau um acht war heute mehrmals von den Innenministern die Rede. Welch ein Wunder, daß der Sprecher nie "Innenminister innen" gesagt hat, obwohl doch auch ein weiblicher darunter ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2020 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44842

Es gibt zwar keine Frauen, sie verdienen aber weniger als Männer, und das muß aufhören. Das gleiche Problem wie beim Antirassismus.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.12.2020 um 21.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44840

Aus der "Kompakt Grammatik Niederländisch":

Auf "-mensen" enden viele Substantive, die keine Berufsbezeichnungen sind oder einen Beruf im allgemeineren Sinne bezeichnen und sich sowohl auf männliche als auch auf weibliche Personen beziehen können. Diese Art der Pluralbildung kommt im modernen Niederländisch immer häufiger vor:

kantoormensen Büropersonal
onderwijsmensen Lehrpersonal
wetenschapsmensen Wissenschaftler
zakenmensen Geschäftsleute
u.a.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.12.2020 um 16.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44839

Sicher ist das schwer, aber es wird zumindest versucht, und der MM nennt im gleichen Artikel auch den sog. "bereinigten" Wert, 6 statt 19 Prozent, die Frauen angeblich bei gleicher Tätigkeit und Qualifikation weniger verdienen als Männer.

Aber für die Kommentatorin Roana Rettig (auf der gleichen MM-Seite) ist diese Bereinigung nur Augenwischerei und Schönreden, wie sie schreibt.
"Es sollte doch ums Ganze gehen - oder? Und im Großen und Ganzen verdienen Frauen hierzulande 19 Prozent weniger als Männer."

Frauen sollen also immer noch im Durchschnitt möglichst 2 bis 3 Kinder mehr gebären als Männer, sollen jedes einzelne ein knappes Jahr länger als Männer im Bauch tragen und ein weiteres knappes Jahr länger als Männer an die Brust legen, und danach sollen sie die gleichen Tätigkeiten ausüben und über die gleiche berufliche Qualifikation verfügen wie Männer.

Wozu gibt es eigentlich die Familie, wenn sie nicht auf Arbeitsteilung beruht und dabei die nun einmal nicht abzuändernden biologischen Gegebenheiten berücksichtigt? Solchen Leuten wie Frau Rettig steht es ja frei, die ihr biologisch zustehende Rolle links liegen zu lassen und alle Männer gehaltsmäßig zu überholen, nur die Durchschnittsgehälter von Frauen und Männern wird sie damit auch nicht angleichen, jedenfalls solange Kinder noch von Frauen geboren und gestillt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2020 um 15.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44838

Es ist immer schwer, die Einkommen für genau gleiche Tätigkeiten herauszufinden. Frauen neigen ja bei der Berufswahl schon zu zwar verdienstvollen, aber weniger lukrativen Jobs.

Vor drei Wochen ging durch die Medien, daß weibliche Mitglieder in Dax-Vorständen mehr verdienen als ihre männlichen Kollegen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.12.2020 um 12.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44837

Übrigens kann man auf gehaltsvergleich.com noch haarsträubendere Unterschiede finden. So verdienen Softwareentwickler im Schnitt um die 4000 €, das sind gleich 50% weniger als Geschäftsführer mit über 8000 €. Was für eine Ungerechtigkeit!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.12.2020 um 11.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44836

Weibliche Beschäftigte erhielten im vergangenen Jahr durchschnittlich 19% weniger Entgelt als ihre männlichen Kollegen, [...]
(MM, 9.12.20, S. 6)

"Männliche Kollegen"? Ist das nun doppelt gemoppelt oder gibt es doch auch weibliche Kollegen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2020 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44833

Die Klaus Tschira Stiftung verleiht Preise für Wissenschaftskommunikation und berichtet darüber in einem Magazin „KlarText 2020“. Es ist gegendert, wenn auch nicht konsequent. Ein Telefoninterview mit Sonderpreisträger Drosten ist anfangs durchgegendert, obwohl jeder Hörer des NDR-Corona-Updates weiß, daß Drosten nicht gendert – ein klarer Fall von Fälschung. Gegen Ende des Textes läßt die kriminelle Energie nach und das generische Maskulinum kehrt zurück.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.12.2020 um 01.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44832

Niederdeutsch ist die Lösung!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.12.2020 um 21.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44831

»Aufruf an alle Hoteliers und Vermieter, an Gastronomen, Watt- und Gästeführer, und an alle Pellwormerinnen und Pellwormer:
Lasst euch zu Sternenkiekers ausbilden!«

(pellworm.de)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.12.2020 um 14.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44830

Luise F. Pusch legt die inklusive Opposition hierarchisch aus. Im „Cicero“ erklärte sie kürzlich zum generischen Maskulinum wieder einmal: „Der Mann als Norm und Standardversion des Menschen wird uns von den Sprachen aufgezwungen, die Frau erscheint entsprechend als Abweichung von dieser Norm.“ Eine gerechte Sprache solle erreichen, „dass die Sprache uns Frauen keine Gewalt antut, indem sie uns den Männern symbolisch unterordnet“.

Wenn ich das Prinzip recht verstehe, tue ich mit der Ankündigung, zwei Tage verreisen zu wollen, mindestens einer mitgemeinten Nacht Gewalt an.

Natürlich darf Frau Pusch alles für symbolisch halten und alles anregen, was ihr einfällt. Am liebsten wären ihr „gerechte“ Formen wie Freundin (Frau), Freundis (Mann) und Freundil (divers), Plural Freundinne, Freundisse, Freundille; die Medien lobt sie aber auch schon fürs gesprochene Gendersternchen.

Das Lob ist fehl am Platz. Meine Frau hat in mehr als dreißig Jahren gynäkologischer Praxis unzählige Gespräche mit Frauen aller Schichten geführt. Keine habe jemals gegendert, sagt sie, alle hätten sich in bewährtem Deutsch klar und deutlich ausgedrückt (Fremdsprachlerinnen ausgenommen). Von Unterdrückung und Gewalt sei zuweilen leider die Rede gewesen, doch an Unterdrückung durch die Sprache habe keine Patientin gelitten.

Ungeachtet aller Realität sucht uns eine vermeintliche Elite immer lauter einzuhämmern, wie wir „gerecht“ zu reden und zu schreiben haben. Selbstüberschätzung und Anmaßung sind tatsächlich im Begriff, damit noch größeren Schaden anzurichten als mit der Rechtschreibreform.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.12.2020 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44827

DER SPIEGEL scheint sich auch auf ein gelegentliches Alibi-Gendern zu beschränken, um seinen Gehorsam zu beweisen. Beispielartikel:
„Auf der Bühne der Nation“, Nr. 49a / 2.12.2020, S. 60 bis 65:

Es sind Virologinnen und Virologen, Epidemiologen, Klinikerinnen und Pharmakologen, Mathematiker und Gesundheitsexpertinnen, die maßgeblich die Geschicke der Welt im vergangenen Jahr gelenkt haben.

Dieser Satz sticht hervor, ansonsten kommt Genderei nur noch so vor: Forscherinnen und Forscher (2mal) und Kolleginnen oder Kollegen.

Zusätzlich zu den bisher genannten Fällen kommen aber im gleichen Artikel viel häufiger folgende generische Maskulina vor (in der Reihenfolge des ersten Auftretens, in Klammern die Anzahl, wenn >1):

Politikberater, Wissenschaftler (8), Epidemiologe, Forscher (5), Politiker (5), Kritiker, Protagonisten, Laien, Einwohner, Engländer, Anhänger, Quacksalber, Amerikaner, Gäste, Löwen, Bürger, Freunde, Schweden (7), Reporter (2), Stockholmer, Städter, Patienten, Follower, Pandemieerklärer, Twitternutzer, Kollegen, Gegner, Teilnehmer, Politikjournalisten, Forscher, Medizinerkollegen, Nebenwissenschaftler

Ich habe nicht alle Artikel gelesen, aber dieser scheint in Bezug auf Genderei typisch fürs ganze Heft zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2020 um 17.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44826

Herr Metz legt den Finger auf den linguistischen Kern: Solange männliche UND weibliche Formen verwendet werden, können sie nicht gleichbedeutend sein. Entweder sie bezeichnen die beiden Geschlechter unter einem gemeinsamen Oberbegriff (Männer und Frauen sind Menschen), oder einer der beiden Begriffe bezeichnet zugleich den gemeinsamen Oberbegriff (sogenannte "inklusive Opposition": im US-Senat sitzen 100 Senatoren, darunter 25 Senatorinnen). Diese Neutralisation hebt die Opposition nicht auf. Das ist wahrscheinlich ein universales Instrument der Sprachen. So alltäglich wir davon Gebrauch machen, so wenig wird es verstanden. Der Grund ist leicht zu sehen: Im Schulunterricht wird es nicht behandelt, obwohl es einfach zu verstehen und mindestens so wichtig ist wie die Keilerei bei Issos. (Die Deutschlehrer wissen es aber auch nicht.)
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 07.12.2020 um 16.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44825

In den Tickern und Liveblogs diverser Medien, die sonst fleißig gendern, wird dies nur getan, wenn jemand zitiert wird. Bei den kurzen Meldungen ist offenbar einfach kein Platz für diese Spielereien.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.12.2020 um 11.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44823

Daneben gibt es ein weiteres höchst ärgerliches Phänomen, nämlich die inkonsequente Benutzung des generischen Femininums. Da ist die Rede von »Wirtschaftsexpertinnen«, die sich geäußert hätten, und dann werden eine Frau und ein Mann zitiert. Einige Sätze vorher war noch von den »Bundesbürgern« gesprochen worden. Oder es werden die »Anhängerinnen« Trumps erwähnt, obwohl nicht nur Frauen gemeint sind. Das ist nicht nur inkonsequent, wenn in dem Artikel ansonsten das generische Maskulinum verwendet wird, es ist vor allem irreführend, weil im Präsidentschaftswahlkampf die Motive weiblicher Trump-Unterstützer besonders in den Vororten durchaus ein Thema waren (»Suburban women, will you please like me?« usw.).

Manchmal weiß ich bei der Lektüre eines Artikels nicht, ob an den ein, zwei Stellen mit weiblichen Personenbezeichnungen wirklich Frauen gemeint sind oder ob hier nur der Geßlerhut gegrüßt wird. Wenn ich am Ende der Lektüre festgestellt habe, daß der Text ansonsten nicht gegendert ist, neige ich zur zweiten Interpretation, aber sicher bin ich nie.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2020 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44821

In der Mediensprache gibt es zur Zeit mehrere Formen des inkonsistenten Genderns.

1. Nur bestimmte Wörter sind gegendert:

Was, wenn so viele seiner Anhängerinnen und Anhänger daran glauben, dass es nicht für die beiden Sitze in Georgia reicht, weil nicht genug republikanische Wählerinnen und Wähler zur Wahl gehen? (ZEIT 6.12.20; andere Wörter wie Republikaner sind nicht gegendert)

2. Nur einzelne Textteile (in der Regel aus verschiedener Hand) sind gegendert:

Kein Land der Welt ist für Journalistinnen und Journalisten so gefährlich wie Mexiko. Seit 2000 starben dort mindestens 119 Reporterinnen und Redakteure. So der Vorspann eines ganzseitigen Beitrags in der SZ vom 7.12.20. Der Beitrag selbst ist nicht gegendert.

3.In Interviews und Podcasts mit Experten gendern die Journalisten, nicht aber die befragten Experten. So zum Beispiel im Corona-Update des NDR mit Drosten und Ciesek.

Je solider die Wissenschaft, desto weniger wird gegendert, also praktisch nie in Physik oder Mathematik, sehr viel in der Pädagogik.
 
 

Kommentar von Tante Google, verfaßt am 01.12.2020 um 22.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44796

https://www.faz.net/aktuell/technik-motor/fuenf-am-freitag-heute-einfach-nur-rock-n-roll-17061688/rollt-zum-schluss-17061693.html

"[..]

Bei so viel Selbständigkeit kann man sich Eigenwilligkeit leisten, zum Beispiel das Festhalten am Eszett, wo ihm die Rechtschreibsense weithin den Garaus gemacht hat: Daß, muß, paßt überlebten in Scooter & Sport, einer Quelle der Information und Unterhaltung aus der Welt des Motorrollers. Damit ist nun Schluß.

[..]

Schade, daß es so gekommen ist."
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 28.11.2020 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44776

Pressemitteilung der Siemens AG:

"Maria Ferraro wird neuer Chief Diversity Officer von Siemens"

https://press.siemens.com/global/de/pressemitteilung/maria-ferraro-wird-neuer-chief-diversity-officer-von-siemens

Pressemitteilung der Siemens Energy AG:

"Siemens Energy ernennt Chief Inclusion & Diversity Officerin"

https://press.siemens-energy.com/global/de/pressemitteilung/siemens-energy-ernennt-chief-inclusion-diversity-officer
(Im Link hat sich wohl ein Redakteur geschlechtergerächt)

Dazu dann noch der ganze Kitsch von Vielfalt, Respekt, kreativ, innovativ usw.
Von solchen Leuten gefeuert zu werden, fällt dann schon fast unter Wellness.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2020 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44775

Die "Top-Rezensenten" bei Amazon heißen neuerdings "Top-Beitragende".

Ein schönes Beispiel dafür, daß man um der sprachlichen Gleichschaltung willen etwas anderes sagt, als man eigentlich sagen will.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 17.11.2020 um 22.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44723

(Bitte ins Diskussionsforum "Bewährte Rechtschreibung gibt es noch" verschieben. Beim Versuch, dort etwas einzutragen, wird der Beitrag immer wieder "verschluckt": Nach Klicken auf "Vorschau" erscheint die Fehlermeldung "Das Feld "Beitrag" muß ausgefüllt werden".)

In der FAZ von heute auf der letzten Seite im Technik-Teil ein kurzer "Nachruf" auf die Zeitschrift "Scooter & Sport", die demnächst eingestellt wird. Lobend hervorgehoben wird die Eigenheit, nicht auf Reformschreibung umgestellt zu haben. Daher ist der Artikel selbst in klassischer Rechtschreibung gehalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.11.2020 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44719

Auch ich glaube, daß der direkte Kampf gegen den Unsinn zur Zeit nicht möglich ist. Ich setze meine Hoffnung, wie schon gesagt, auf die Unterscheidung freier und unfreier (gebundener) Texte. Die einen wollen gelesen und verkauft werden, die anderen müssen gelesen werden oder werden gar nicht gelesen, sondern nur "verteilt". Baerbock und tausend andere rasseln ihren Funktionärsjargon herunter. Wenn sie merken, daß sie damit mehr Wähler abschrecken und keine neuen gewinnen (das ist das Äquivalent der Marktkräfte), könnten sie vielleicht umschwenken; allerdings bezweifle ich es bei ideologisch verbohrten Parteimenschen, die gehen lieber glanzvoll unter (wie sie es sehen).
Schlimm wird es, wenn der Staat (d. h. die Mehrheit der Abgeordneten gegen bessere Einsicht) verordnet, daß alle Texte gegendert werden müssen. Das scheint noch in weiter Ferne zu liegen, aber da wäre ich mir nicht so sicher. Der Tugendterror hat schon manches erreicht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.11.2020 um 15.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44718

Ich habe die Sendung nicht eingeschaltet, weil mir Will und Baerbock im Doppelpack zuviel sind. Baerbocks schneidende Stimme setzt dem Gegender die Krone auf, beim Warten auf die Nachrichten habe ich sie Merz noch niederkeifen hören. Daß Scholz sich den Damen angepudelt hat, überrascht mich nicht. Die SPD hat sich schließlich ins Stammbuch geschrieben, wer die menschliche Gesellschaft wolle, müsse die männliche überwinden.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 16.11.2020 um 01.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44712

Anne Will schneidet in der heutigen Sendung am Ende tatsächlich das Thema "Gendern" an. SPD-Justizministerin Lambrecht ist ja gerade erst mit ihrem feminin formulierten Gesetzentwurf gescheitert, was auch im Vorspann dargestellt wird. Olaf Scholz findet es trotzdem toll, weil ja das Nachdenken angeregt würde und nur die verstockte CDU die Sache verhindert hätte. Meint er, das bürgerliche Aushängeschild der SPD, das wirklich? Würde er es wirklich selbst so verabschieden wollen? Kaum zu glauben aber mittlerweile nicht mehr auszuschließen. Jedenfalls nutzte er die Gelegenheit, um Merz eine zu verpassen.
Der einzig vernünftige in der Runde ist Friedrich Merz, ihm rollt es sichtbar die Fußnägel hoch. Aber leider versagt er als Anwalt der richtigen Sache. Denn er trägt keine wirklichen Argumente vor (nur implizit, als er sagt, es wäre ja alles ok gewesen, wenn das Gesetz "Schuldnerinnen und Schuldner" gesagt hätte), sondern zieht sich auf das schwache "wir haben doch ganz andere Probleme" zurück. D.h. er zieht nicht die eigentlichen Argumente aus dem Köcher sondern lenkt ab. So gerät er leider argumentativ und rhetorisch gegen Baerbock ins Hintertreffen, die ihre wirkungsvollen Slogans in üblicher Maschinengewehrart herunterrattert.

Ich befürchte, diese Diskussion hat ziemlich deutlich gezeigt, warum im Moment eine fast erdrutschartige Verbreitung der Genderei zu beobachten ist: Die Gegner wissen gar nicht so genau um ihre Argumente. Sie fühlen, daß es überflüssig ist und daß es Schaden anrichtet, können es aber meistens nicht benennen. Dagegen sind die Slogans der Verfechter griffig und eingängig ("nur mitgemeint", "die Hälfte ausgeschlossen", "genderGERECHT", "alle ansprechen") und stellen die Gegner wirkungsvoll in die moralische Schmuddelecke.

Meine Erwartung aus den Neunzigern, als die Doppelnennung aufkam, daß sich das schon aus Gründen der Ökonomie erledigen würde, habe ich begraben und sehe im Moment überhaupt keinen Punkt, an dem irgendwie ein Halten zu erhoffen sein könnte. Die Idiotie hat im Moment freien Lauf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2020 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44708

Noch ein öffentlich-rechtlich verwahrloster Text:

Wasserwerfer gegen "Querdenken"-Demo und Gegendemonstrant:innen

In Frankfurt am Main ist die Polizei mit Wasserwerfern gegen Gegendemonstrant:innen einer "Querdenken"-Demo vorgegangen. Sie begründete dies auf Twitter damit, dass die Strecke des Demonstrationszuges blockiert und auch nach mehrfacher Aufforderung nicht wieder freigegeben worden sei. Zudem seien Beamt:innen angegriffen worden. Vereinzelt setzte die Polizei Schlagstöcke ein. Anlass der Gegendemo waren Proteste der Initiative "Querdenken". Sowohl ihn Frankfurt als auch in anderen Städten waren mehrere hundert Menschen gegen die Corona-Beschränkungen auf die Straßen gegangen. Die Veranstaltung in Hessen stand unter dem Motto "Kein Lockdown für Bembeltown". Die Polizei hatte den Protestzug mehrfach angehalten, weil viele Teilnehmer gegen Hygieneauflagen verstoßen hätten. Auch gegen diese Demonstrierenden ging die Polizei vor. Die Route durch die Frankfurter Innenstadt sei zudem verkürzt worden. Die Polizei löste die „Querdenken“-Versammlung auf und setze auch gegen diese Demonstrant:innen Wasserwerfer ein, nachdem sich einige Teilnehmende geweigert hatten, den Rathenauplatz zu verlassen. "Querdenken" organisiert seit Monaten bundesweit Demonstrationen gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Auch Rechtsextreme, Reichsbürger:innen und Verschwörungsideolog:innen mobilisieren für die Proteste.
(tagesschau.de 14.11.20)

Auch Wikipedia kann sich einiges erlauben, weil die Texte nicht einzeln verkauft werden müssen:

2020 veröffentlichte sie das Buch Nerds retten die Welt ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch, in dem sie Interviews mit Wissenschaftler*innen und Expert*innen veröffentlichte. (Wikipedia "Sibylle Berg")
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2020 um 03.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44700

Das Alternieren (Wissenschaftlerinnen und Ärzte) ist die schlechteste Lösung. Man tut so, als seine sowohl das Maskulinum als auch das Femininum generisch verwendbar, anders gesagt: Die Motion existiert zwar, hat aber nichts zu bedeuten. Das kann es in keiner Sprache geben.

Die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) prüft derzeit private Börsengeschäfte ihrer Mitarbeiterinnen, bei denen der Kurs der Wirecard AG eine Rolle spielte, also zum Beispiel Kauf oder Verkauf von Aktien des Unternehmens. Es besteht der Verdacht, dass Mitarbeiter der Finanzaufsicht einen möglichen Informationsvorsprung zum privaten Vorteil genutzt haben könnten. (ZEIT 14.11.20)

Warum sollen die Mitarbeiter für etwas einstehen, was die Mitarbeiterinnen verbockt haben? In den vielen Leserzuschriften wird natürlich nicht gegendert. Das tut nur die Umerziehungsagentur ZEIT-Redaktion.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.11.2020 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44689

Ich höre und sehe oft die öffentlich-rechtlichen (weil werbefreien) Radio- und Fernsehsender, unterwegs im Auto besonders DLF. Wir haben ja leider nichts Besseres. Es leuchtet mir schon ein, wenn Journalisten und Kommentatoren den „Empfehlungen“ der Sendeanstalten zum Gendern folgen, schließlich möchten sie ihren Job behalten oder noch etwas aufsteigen.

Was mich aber sehr wundert, ist, daß andere, nicht beim Sender angestellte Leute, wie Wissenschaftler, Politiker, Bürgermeister, Direktoren, alle möglichen kleineren und größeren Amtsinhaber in den Gesprächen und Interviews den ganzen Quatsch so mitmachen. Nicht etwa, daß irgendeiner von ihnen darin ganz konsequent wäre, aber die meisten glauben immerhin, mit einer gelegentlichen Doppelnennung oder einem gelegentlich gesprochenen Glottis-Sternchen oder einem gelegentlichen generischen Femininum ihre Folgsamkeit beweisen zu müssen. Wieso ist kaum jemals einer mit Arsch in der Hose dabei, der sagt, diesen Unsinn mache ich nicht mit?

Ich kann mich nur an ein einziges Interview im DLF erinnern, bei dem ich schmunzeln mußte, weil der Interviewte immer die vom Fragesteller verwendeten Doppelformen in seinen Antworten mit dem bewährten einfachen generischen Maskulinum wiederholte. Aber das war eben nur einmal von ungezählten Fällen.

Wikipedia:
»Der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) ist die Interessenvertretung professioneller Autoren bzw. Schriftsteller in Deutschland [...] Nach einem Mitgliederentscheid im Oktober 2015 änderte der Verband die ursprüngliche Selbstbezeichnung „Verband deutscher Schriftsteller“ in „Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller“.«
(Hervorhebung von mir)

Von denen ist also auch nichts zu erwarten. Wie kommt das bloß? Ist dieser Gesellschaft langsam alles egal, gebraucht sie ihren Verstand nicht mehr? Warum machen selbst die mit, die nicht müssen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.11.2020 um 18.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44687

DLF, heute 18.24 Uhr
(nach Gehör mitgeschrieben):

Viele Einzelhändler innen in den Innenstädten ...
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.11.2020 um 13.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44681

Richtig, Herr Virch, es war als Quellenangabe gemeint, ich wollte mich nicht mit fremden Federn schmücken.

Hinweis der Redaktion: Herr Metz hatte seinen vorigen, längeren Beitrag zunächst in zahlreichen Teilen gepostet und später die Redaktion darum gebeten, die Teilbeiträge zu löschen, samt jener Bitte. Bei diesen Löschungen wurde versehentlich auch ein Beitrag von Herrn Virch gelöscht, auf den sich der obige Beitrag von Herrn Metz bezieht. Der Beitrag von Herrn Virch (13.18 Uhr) lautete wie folgt:

Ich nehme an, Andreas Rebers gehört nicht zu den „Befindlichkeitsvirtuosen", sondern ärgert sich über sie.
"Während man sich hierzulande mit einer albernen und lächerlichen Bubusprache durch die Wohlstandsverwahrlosung gendert, machen in Europa die Dschihadisten mobil.“ (Rebers, "Nuhr im Ersten")
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.11.2020 um 12.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44673

Noch mal zur Reaktion des ZDF auf Herrn Virchs erstes Schreiben (#44532). Die Empfehlung der Geschäftsleitung zum Thema Gendern bezieht sich nach dem Wortlaut der Antwort des Zuschauerservice nicht auf die Sendungen, sondern nur auf den Schriftverkehr:

»Die Empfehlung der Geschäftsleitung des ZDF, den Genderstern für den internen und externen Schriftverkehr zu nutzen, ist im Laufe dieses Sommers ausgesprochen worden. Die Bereiche unseres Hauses sind aufgefordert, die Empfehlung mit Sinn und Verstand und mit Blick auf die jeweilige Zielgruppe, das betrifft insbesondere die Redaktionen, miteinander zu diskutieren.«

Wenn man das liest, könnte man meinen, die Geschäftsleitung hätte lediglich eine behutsam zu führende Diskussion darüber angeregt, was von ihrer Empfehlung zu halten sei, im Schriftverkehr zu gendern. Der Hinweis auf die Zielgruppen der Redaktionen macht aber klar, daß es um mehr geht als um interne Rundschreiben und die Beantwortung von Zuschauerzuschriften. Natürlich wird die Geschäftsleitung die Redaktionen nicht explizit auffordern, in den Moderationstexten zu gendern, schon gar nicht durchgängig. Vielmehr schafft man mit der Empfehlung eine Spielwiese für diejenigen, die dem kurzen Sprachaussetzer viel abgewinnen können. Sollte sich die Sache irgendwann totgelaufen haben, braucht man das nicht mal weiter zu kommentieren, dann hat eine fortschrittliche Diskussion eben dieses Ergebnis gezeitigt, und man geht zur Tagesordnung über.

Beim ZDF scheint die Feministin Petra Gerster die treibende Kraft hinter den Gendersternchen zu sein. Sie ist erfahren genug, um es damit nicht zu bunt zu treiben. Deshalb begnügt sie sich vorerst mit kleinen Nadelstichen. In jeder von ihr moderierten »heute«-Sendung bringt sie im Schnitt eine gesprochene Sternchenkonstruktion unter, ansonsten verwendet sie die sperrigen Doppelformen oder eben das ganz normale generische Maskulinum. Dafür wird sie von den Befindlichkeitsvirtuosen (Andreas Rebers) gefeiert:

»Petra Gerster nutzt „ZDF heute“ immer wieder, um Frauen eine Stimme zu geben. Mit cleveren Tricks will sie Gruppierungen, die sich noch immer unterdrückt sehen, in unseren Alltag integrieren.« (hier und im folgenden: https://www.derwesten.de/panorama/promi-tv/zdf-heute-programm-nachrichten-moderatorin-petra-gerster-neuerung-gendern-gleichberechtigung-frauen-id230774750.html).

Das klingt interessant. Wie mögen diese »cleveren Tricks« wohl aussehen? Hier die Antwort:

»Damit das ZDF-Publikum ihrer Moderation weiterhin folgen kann (sic!) , versucht sie, etwas kreativer zu werden. „Immer beide Geschlechter zu nennen ist bei den Nachrichten schwierig, weil es auf die Sekunden ankommt. Und das kann auf Dauer auch ermüdend sein. Zur Abwechslung kann ich ja auch in der Aufzählung variieren. Wenn es zum Beispiel bei Verdi gerade um den Kampf für eine Gehaltserhöhung geht, kann ich von ‚Erziehern‘ und ‚Ärztinnen‘ sprechen.“«

Respekt! So elegant ist wohl noch nie ein eingebildetes Problem gelöst worden.

Ganz typisch ist übrigens die Argumentation, man mache das alles ja nicht für sich selbst, sondern im Namen der jungen Leute. Bei der Rechtschreibreform wurde ähnliches vorgetragen. Vorsicht ist immer dann geboten, wenn ein älterer Mensch urplötzlich als Protektor der Jugend auf den Plan tritt. Meist stecken andere, wenn auch allzu menschliche Motive dahinter.

Bei Petra Gerster klingt das so:

»Das generische Maskulinum hat mich – und vermutlich viele Frauen meiner Generation – lange nicht gestört. Ich fühlte mich tatsächlich mitgemeint, immer. Aber bei jüngeren Frauen ist das anders, sie fordern ganz selbstverständlich, auch sprachlich sichtbar zu werden.«

Und da wir gerade beim ZDF sind: den Vogel hat neulich ein Off-Sprecher in der Sendung »heute journal up:date« geschossen. Ein Beitrag über die Coronainfektionsgefahr in Kitas endet mit dem Satz: »Von 800 Kindern steckte sich keines an, aber 2 Erzieher Sternchen innen.« Wohlgemerkt, er hat das Wort Sternchen ausgesprochen (https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal-update/heute-journal-update-vom-5-november-2020-102.html, 20:36). Entweder der Mann weiß es nicht besser, oder dies war sein ganz persönlicher, diebischer Beitrag zu der von der Geschäftsleitung so sehr herbeigewünschten Diskussion.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.11.2020 um 12.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44672

Wenn es für die Aussage egal ist, ob man »Wähler«, »Wählerinnen« oder »Wählerinnen und Wähler« schreibt, ist schon aus sprachökonomischen Gründen nicht damit zu rechnen, daß sich alle drei Formen nebeneinander halten werden, sondern es wird sich die kürzeste Form durchsetzen. Damit liefern die, die so schreiben, ungewollt einen schlagenden Beweis für die Überlegenheit des generischen Maskulinums. Ein weiterer Vorteil dieser knappen Ausdruckform ist, daß sie alle Personen gleichermaßen anspricht und bezeichnet, also auch diejenigen, die sich mit keinem der beiden klassischen Geschlechter identifizieren. Das alles hatten wir natürlich schon immer, es war nur vorübergehend ein wenig in Vergessenheit geraten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2020 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44671

Die Verfasserin, die erst kürzlich von der taz zur ZEIT gekommen ist, schreibt auch:

All das trifft im Verhältnis sehr viel häufiger auf Schwarze und Bürgerinnen mit lateinamerikanischen Wurzeln zu.

Aber nur: die Demokraten

Sie praktiziert das Durcheinander ganz bewußt:

Auf Nummer sicher zu gehen hieß für die Demokraten: auf die Wechselwähler zu schauen, auf die vermeintliche Mitte. Aber diese Mitte hat allerspätestens Trump endgültig zerschlagen. Alle Daten, die Wissenschaftlerinnen so eifrig erheben, zementieren die Spaltung, die durch das Land verläuft. Demokraten misstrauen Republikanern und andersherum. (...] Und viele junge Wählerinnen und Wähler, und unter ihnen viele schwarze Wähler, werden das der Partei nicht verziehen haben.

Wenn aber maskuline und feminine Formen dasselbe bedeuten, warum werden dann „Wählerinnen und Wähler“ aufgezählt? Das hat doch dann keinen Sinn mehr.

Ist es kein korrektes Deutsch, so ist es doch pädagogisch wertvoll und paßt zum Erziehungsauftrag, den die ZEIT zu haben glaubt.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 09.11.2020 um 23.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44670

Die ZEIT variiert ja gerne statt doppelter Nennungen, in diesem Fall aber hätte ich zumindest die umgekehrte Zuordnung erwartet.

"Joe Biden aber hat herumlaviert beim Thema Rassismus: Statt das Problem klar zu benennen und Änderungen zu erzwingen, wollte er die Polizistinnen nicht vor den Kopf stoßen, den Vorstädtern gefallen, die ob möglicher Ausschreitungen auf der Straße doch lieber wieder alles unter den gepflegten Vorgarten kehren wollen."

https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-11/us-demokraten-joe-biden-praesidentschaftswahl-niederlage?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2020 um 05.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44636

Sehr gut! Die Windmühlen, gegen die man hier anrennt, heißen eigentlich "Öffentlich-rechtlich" und "Zwangsfinanzierung". Nur deshalb können sie sich alles erlauben, und deshalb bleibt auch nur die Abstimmung mit den Füßen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.11.2020 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44633

https://virchblog.wordpress.com/2020/11/03/zdf-duckt-sich-weg/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2020 um 04.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44631

In der gestrigen Bundespressekonferenz wirkte die Bundeskanzlerin wieder sehr gut – klar in Gedanken und Worten, wie sogar Kritiker zugeben. Nur das gelegentliche Gendern stört, auch wenn es in offiziellen Kreisen inzwischen allgegenwärtig ist. Man fragt sich, wann und wie es mal wieder aufhören könnte. Daß es nicht durchgehend geschieht, zeigt ja, wie überflüssig es ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2020 um 14.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44619

Die feministisch engagierte Autorin Caroline Jebens zitiert in einer konfusen, aber kraß gegenderten Sammelrezension aus einem Buch von Ezra Klein: „liebe Leserin“ (FAS 1.11.20). Im Buch selbst heißt es aber: „liebe Leserin und lieber Leser“. Und im Original steht, wie man sich denken kann: „dear reader“. Man kann sich auf nichts mehr verlassen, die Ideologie walzt alles nieder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2020 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44613

Die ZEIT, die schon immer einen Neigung hatte, ihre lieben Deutschen zu erziehen, setzt ihren Lesern ab und zu so etwas vor:

"Unsere Ärzte bekommen mehr Geld, wenn jemand an Covid stirbt", behauptete Trump, ohne dafür Beweise zu liefern. Er unterstellte ihnen damit indirekt, ein Interesse an der Ausweisung von Corona-Todesfällen zu haben. Expertinnen wiesen darauf hin, dass diese Aussage nicht stimme. (...) Unterdessen nutzten bereits etwa 87 Millionen US-Amerikanerinnen die Möglichkeit, schon vor dem offiziellen Termin am 3. November per Brief oder in vorab geöffneten Wahllokalen abzustimmen. (ZEIT 31.10.20)

Niemand hat die Leser gefragt, ob sie es so wollen. Für eine Abstimmung mit den Füßen reicht es wahrscheinlich auch nicht, weil es eben nicht konsequent geschieht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 23.10.2020 um 00.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44551

Bisher hatte Deutschland etwa 80 Millionen Einwohner. Nach neuer Sprachregelung sind es 40 Millionen Einwohner und 40 Milionen Einwohnerinnen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.10.2020 um 19.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44549

Noch etwas zum Stichwort "Aus-dem-Kontext-Reißen“. Wenn Denise und Max häufig Besuch von Freunden bekommen, sind das vermutlich Menschen beiderlei Geschlechts. Wenn ein Max häufig Besuch von Freunden bekommt, dürfte es sich um Männer handeln, und wenn eine Denise häufig Besuch von Freunden bekommt, liegt der Verdacht nahe, daß die Männer dafür bezahlen. Ein schlichtes Beispiel; in der Realität kann der Kontext generischer Maskulina weitaus umfänglicher und komplexer sein (wenn es nicht gerade um einen Polizeibericht oder einen Arzneiwaschzettel geht). Was deutlich macht, wie hanebüchen der Genderismus an die Sprache herangeht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.10.2020 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44546

In einem Antragsformular lese ich: »Name der Ansprechpartner*in«. Das Beispiel zeigt anschaulich, daß die Sternchenlösung im Singular grundsätzlich nicht funktionieren kann. »Name des/der Ansprechpartner(s)*in« würde das Problem nur scheinbar lösen, denn es würde Menschen mit nichtbinärer Geschlechtsidentität »ausgrenzen«, da zu ihnen weder der männliche noch der weibliche Artikel paßt. Analog zur Pluralvariante der Sternchenlösung könnte man eventuell »des*r« schreiben: »Name des*r Ansprechpartner(s)*in«. Aber wie soll hier das erste Sternchen beim Vorlesen artikuliert werden, damit sich auch wirklich alle angesprochen fühlen? Denkbar wäre ein Pfiff, ein Räuspern oder auch ein Bäuerchen. Auch für die Klammer müßte man noch was finden, aber mir fällt gerade nichts Passendes ein.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.10.2020 um 00.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44539

Wer sich dafür interessiert, wie Befürworter einer »korrekten« und »gendersensiblen« Sprache ticken, dem sei die Lektüre folgender TV-Kritik in der Frankfurter Rundschau empfohlen: https://www.fr.de/kultur/tv-kino/dieter-nuhr-ard-schenkelklopfer-ueber-geschlechtergerechte-sprache-90064971.html
Die besonders kritisierten Teile der Sendung findet man zwischen 19:15 und 27:32 hier: https://www.youtube.com/watch?v=7Lzb6oI0PtA
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.10.2020 um 14.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44537

Übrigens werden auch die zigtausend blinden Menschen in Deutschland, die zwar nicht fern-sehen können, aber trotzdem das Gerät einschalten, um zu hören, vom ZDF nicht richtig angesprochen, ergo »diskriminiert«. Mithin gehören die Wörter Zuschauer und Zuschauerin aus dem Wortschatz der Anstalt getilgt. Das wird aber wohl (erst mal) nicht passieren. Die Lösung der Genderfrage fordert bis auf weiteres schon genug Kraft. Man sollte sich auch nicht verzetteln. Besser man räumt die großen Ungerechtigkeitsbrocken dieser Welt Stück für Stück aus dem Weg in eine glorreiche Zukunft.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.10.2020 um 10.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44535

Es ist schon verrückt: da erklärt eine agitierende Minderheit eine einfache, leicht zu handhabende und ohne Verrenkung der Sprechwerkzeuge zu artikulierende grammatische Form, die alle Menschen gleichermaßen anspricht und mit der die überwältigende Mehrheit stets bestens zurechtgekommen ist und noch immer -kommt, quasi über Nacht und ohne valide Begründung für tabu und findet damit relativ schnell Unterstützung bei Leuten, die sich selbst der intellektuellen Elite zurechnen.

Die Suche der Besorgten nach einer Alternative zum verdächtig praktischen und dummerweise weithin akzeptierten generischen Maskulinum wird schwierig werden. Es ist wohl außerhalb jeder Diskussion, daß die tapsigen Versuche mit Strichen und Sternchen dem wichtigen gesellschaftspolitischen Anliegen nicht entfernt gerecht werden. Oder meint irgend jemand ernsthaft, daß Menschen, die sich keinem der beiden klassischen Geschlechter zugehörig fühlen, adäquat angesprochen werden, wenn man sie mit einem vielleicht 50 Millisekunden dauernden Sprachaussetzer bedenkt? Ist das nicht »menschenverachtend« (um eine Lieblingsvokabel der Sprachidealisten zu verwenden)? Die kauzige Sternchenformel beseitigt mitnichten das ach so verhaßte »bloße Mitmeinen von Frauen«. Im Gegenteil, sie meint selber bloß mit, indem sie alle menschlichen Wesen bezeichnen soll, in Wirklichkeit aber weder Frauen noch Männer noch Nichtbinäre anspricht.

Ich jedenfalls fühle mich mit »Liebe Zuschauer*innen« nicht angesprochen. Was nun?! Und was, wenn auch Frauen sich nicht angesprochen fühlen, wenn die weibliche Form mit einem Glottisschlag unkenntlich gemacht wird? Wenn nur 0,5 Prozent aller Frauen und Männer sich durch die Sternchenformel nicht angemessen angesprochen fühlen, müßte sie nach der Logik der Sprachidealisten eigentlich sofort aus dem Verkehr gezogen werden. Oder sollten die Gefühle dieser 0,5prozentigen Minderheit weniger beachtlich sein als die jener 0,5 Prozent, die nach Schätzungen nichtbinär sind?

Minderheitenschutz ist ein hohes Gut. Zivilisierte Gesellschaften akzeptieren, daß die Mehrheit die Interessen von Minderheiten nicht pauschal als irrelevant abtun und ignorieren darf. Das gilt für die Rechte der Opposition in Parlamenten, für die Mitsprache kleinerer Mitgliedstaat in der EU, für gesellschaftliche Gruppierungen, die nicht dem Mainstream entsprechen. Aufgeklärter Minderheitenschutz bedeutet aber nicht, daß 99,5 Prozent der Bevölkerung von höherer Stelle in penetranter Weise zur Verwendung einer gekünstelten Sprache gedrängt werden, die diesen fast 100 Prozent völlig fremd ist. Die sprachliche und sonstige Herabwürdigung von Menschen ist auch dann nicht hinzunehmen, wenn sich die überwältigende Mehrheit unausgesprochen darauf verständigt haben sollte. Aber davon sind wir weit entfernt, das ist hier nicht das Thema. Und die Interessen von Menschen mit jedweder Geschlechtsidentität werden nicht berührt, wenn man sie in einer Form anspricht, die seit je als neutral empfunden wird und in der Alltagssprache der Menschen völlig unangefochten ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.10.2020 um 18.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44533

Es gibt also eine Empfehlung der Geschäftsleitung des ZDF zum Genderstern.
Wahrscheinlich gibt es solche Empfehlungen auch beim Ersten, beim DLF u.a. Sendern.

Auffallend dabei ist, wie beflissen fast alle Sprecher dieser Empfehlung folgen, wenn auch niemals fehlerfrei (im Sinne von durchgängig).
Wenn z. B. im DLF jemand gar nicht gendert, kann man darauf wetten, daß es kein DLF-Mitarbeiter, sondern ein Interviewter bzw. ein Gesprächspartner von außerhalb ist.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 20.10.2020 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44532

Antwort des ZDF ganz wie erwartet:
https://virchblog.wordpress.com/2020/10/16/zdf-gender-propaganda/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2020 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44529

Wie seinerzeit bei der üblen Dauerausscheiderin beobachtet, die in Wörterbüchern ausgespart wurde, findet man jetzt kaum Superspreaderinnen, auch in sonst gegenderten Texten. Das ist Rosinenpickerei. Allerdings setzt das Gendern auch aus bei der täglich tausendfach gedruckten Angabe pro 100 000 Einwohner.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.10.2020 um 23.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44524

Es ist übrigens nicht auszuschließen, daß Herr Bellut Ihnen persönlich antworten wird. Vor vielen Jahren, als er noch das ZDF-Politbarometer moderierte, ist er – immerhin – recht ausführlich auf meine kritischen Fragen zur Methodik der Meinungserhebungen der Forschungsgruppe Wahlen eingegangen. Danach stieg er zum Programmdirektor auf, und mittlerweile ist er eben Intendant. Warten wir seine bzw. die Reaktion ab. Sie wird, so oder so, aufschlußreich sein.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.10.2020 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44523

Danke! https://virchblog.wordpress.com/2020/10/16/zdf-gender-propaganda/
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 17.10.2020 um 12.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44519

Nur zu, Herr Virch.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.10.2020 um 11.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44518

„Da hat es Herr Metz aber dem ZDF leicht gemacht, brauchen sie nur noch hier abzuschreiben.“

Das wäre das schönste Resultat. Wahrscheinlicher ist, daß der nächstbeste Praktikant mit einer kurzen Abfertigung betraut wird. Darf ich Ihre Antwort in meinen Blog stellen, Herr Metz?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.10.2020 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44513

Da hat es Herr Metz aber dem ZDF leicht gemacht, brauchen sie nur noch hier abzuschreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.10.2020 um 02.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44508

Genial! Alle Textbausteine sind bekannt und vielfach belegbar.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 16.10.2020 um 20.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44506

Wie könnte die Antwort von Herrn Bellut wohl aussehen? Vielleicht so:

– Es trifft nicht zu, dass in den Nachrichtensendungen des ZDF bei allen Berufsbezeichnungen ein hörbares »Innen« angehängt wird. Vielmehr verwenden unsere Redakteurinnen und Redakteure ganz unterschiedliche Formen nebeneinander, vom generischen Maskulinum über die weiblich-männlichen Doppelformen bis hin zum gesprochenen Gendersternchen.
– Die Redakteurinnen und Redakteure entscheiden unabhängig und eigenverantwortlich über die Formulierung der Texte. Die Anstaltsleitung macht den Redaktionen weder sprachliche noch sonstige Vorgaben.
– Die inkriminierte Ausdrucksweise nimmt einen Trend auf, der nicht nur bei den Medien, sondern auch in anderen Gesellschaftsbereichen wahrzunehmen ist. Das ZDF als Anstalt des öffentlichen Rechts sieht sich – gerade auch im Sinne der von Ihnen selbst angesprochenen Sicherung der Meinungsvielfalt – in der Pflicht, derartige Entwicklungen im Zuge einer wichtigen gesellschaftlichen Debatte in den eigenen Sprachäußerungen wenigstens teilweise abzubilden. Diesen Sprachwandel zu ignorieren würde dem Neutralitätsgebot just zuwiderlaufen.
– Im Übrigen wird durch einzelne Formulierungen in Nachrichtensendungen niemandem etwas »oktroyiert«.
– Sprache prägt das Denken mit, und es gibt durchaus ernstzunehmende wissenschaftliche Belege dafür, dass bei ausschließlicher Verwendung des generischen Maskulinums auch dort männliche Assoziationen ausgelöst werden, wo nicht nur Männer gemeint sind.
– Das ZDF legt Wert darauf, das Publikum in seiner ganzen Breite und Vielfalt anzusprechen, nicht nur Männer, nicht nur Männer und Frauen, auch Menschen mit nichtbinärer Geschlechtsidentität.
– Wir befinden uns mitten in einem gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozess, der noch nicht abgeschlossen ist. Warten wir doch alle einfach ab, was am Ende dabei herauskommt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.10.2020 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44505

Gut geschrieben!
Die Antwort würde mich auch interessieren.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.10.2020 um 09.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44504

Müßig, aber man tut seine Bürgerpflicht.

ZWEITES DEUTSCHES FERNSEHEN
ZDF-Straße 1
55127 Mainz
Herrn Dr. Thomas Bellut
Herrn Frederic Huwendiek

*Innen

Sehr geehrter Herr Intendant, sehr geehrter Herr Huwendiek,

ich sehe Ihre Nachrichten regelmäßig und habe mich immer darauf verlassen, daß Sie sich Ihrem grundgesetzlichen Auftrag und dem Rundfunkstaatsvertrag verpflichtet fühlen. Wie Sie natürlich wissen, haben öffentlich-rechtliche Nachrichtensendungen einen wichtigen Beitrag "zur Sicherung der Meinungsvielfalt und somit zur öffentlichen Meinungsbildung“ zu leisten, haben also ein hohes Maß an Neutralität zu wahren.

Deshalb befremdet es mich, daß die Moderatoren Ihrer Nachrichten neuerdings „gendern“, indem Sie allen Berufsbezeichnungen mit grammatisch männlichem Geschlecht ein hörbares „Innen“ anhängen. Damit stellen Sie sich nicht etwa in den Dienst der Geschlechtergerechtigkeit, sondern beziehen propagandistisch Stellung für eine feministische Minderheit, die der fragwürdigen Überzeugung ist, man könne mit oktroyierten Änderungen der Sprache die Gleichstellung der Geschlechter erreichen. Abgesehen davon, daß diese Überzeugung kein valides wissenschaftliches Fundament besitzt, sondern ideologisch geprägt ist, wendet sie sich aggressiv gegen das authentische Sprachempfinden und den Willen der Bevölkerungsmehrheit.

Mir ist jede sachliche Meldung, jeder objektive Bericht zum Thema Gleichstellung bzw. Gleichberechtigung willkommen; auf Propaganda bitte ich Sie jedoch zu verzichten.

Mit freundlichen Grüßen

Erich Virch
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2020 um 13.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44501

Wer grundsätzlich nichts liest, was mit dieser Duftmarke versehen ist, versäumt nichts. Andererseits dürfte das im selbstreferentiellen System der Akademiker niemanden jucken. Bedauerlich ist der Zwang, der mehr oder weniger auf andere ausgeübt wird.

Die Literaturangaben sind übrigens ein Panoptíkum der Verrücktheit.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.10.2020 um 11.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44500

Nun ist der Text durchgekommen. Er enthielt einen Apostroph. Nach dessen Beseitigung funktioniert es.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.10.2020 um 11.38 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44499

Der Inhalt der folgenden Broschüre überbietet alle Gender-Leitfäden, die mir bislang untergekommen sind, nochmal um eine Absurditätsstufe:
https://stura.uni-leipzig.de/fsr-philosophie/doc/genderleitfaden-des-philosophischen-instituts
Immerhin Versuchen die Autoren zu argumentieren:
"Dennoch ist der geschlechtsabstrahierende Gebrauch der männlichen Form ungenau, da sich das generische Maskulinum und das geschlechtsspezifische Maskulinum nicht voneinander unterscheiden."
Das ist natürlich Unsinn, denn sobald es aufs Geschlecht ankommt, macht man es spezifisch und redet z.B. von "männlichen Teilnehmern". Dann weiß der Hörer,
daß aus einer offenbar gemischten Gruppe die Teilmenge der Männer gemeint ist.
Ungenau ist eher das Wort "Teilnehmerinnen". Denn es gibt ja nicht wieder, ob zufällig nur Frauen anwesend sind, oder ob die Teilmenge der Frauen in einer beliebigen Gruppe gemeint ist. Die Verwendung von "die weiblichen Teilnehmer" - in gesprochener Sprache noch mit einer Betonung auf dem Adjektiv - würde hier sofort Klarheit schaffen. Aber dieses Mittel wird ja nach und nach unmöglich gemacht, wenn die Abschaffung des generischen Maskulinums voranschreitet.
Und wie wenig das Argument der Ungenauigkeit überhaupt reflektiert (oder ernst gemeint) ist, wird ja auch an folgendem klar: Die Postulierung eines generischen Femininums durch Wahl der "...innen"-Form läuft gegen jegliche Sprach- und Denklogik und läßt jeden Text, der von Menschen handelt ins Nebulösen abtauchen. Geht es um Frauen? Um Männer? Um beide? Ist es sowieso egal?
Bestes Beispiel gestern auf SPON, ein wohlwollender Artikel über den feministischen Gesetzentwurfstext der Justizministerin.
Im Artikel liest man "...sorgt nun für Unmut bei den Kolleginnen des Innenministeriums" und später von den "Mitarbeiterinnen".
Aha, haben sich nur die Frauen zu Wort gemeldet? Wohl kaum, oder sogar eher die Männer...man weiß es nicht und kann es dem Text nicht entnehmen. Am ehesten ist zu vermuten, daß der Spiegel den Mitarbeitern des Innenministeriums noch symbolisch einen mitgeben wollte. Kindisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2020 um 11.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44498

Ich habe gerade mit Erfolg zwei Einträge gemacht, ein allgemeines Problem scheint es also nicht zu sein. Dieser Hinweis ist vielleicht nützlich.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.10.2020 um 11.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44496

Da ich gebranntes Kind bin, habe ich den Textentwurf hier im Editor gespeichert.
Ich sende ihn gerne an den Programmierer dieser Seite, damit er endlich diesem üblen Bug einmal auf den Grund geht.
Wer kann den Kontakt herstellen?
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.10.2020 um 11.06 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44494

Ich habe alles versucht, die Kontrollzeichen für Schrägschrift entfernt, den Link entfernt ... mein Text kommt nicht durch.
Nach Klick auf "Kommentar eintragen" kommt die Seite mit "Zu Ihrem Kommentar", doch dann erscheint er einfach nicht.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.10.2020 um 10.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44493

Mein Text kommt nicht durch, trotz vielfacher Versuche gestern und heute ... wer kann helfen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 15.10.2020 um 10.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44490

Danke fürs Verlinken der Studie. Es haben also 86 Versuchspersonen drei Varianten eines Textes von weniger als 200 Wörtern gelesen und (gewiß ganz unbefangen) beurteilt. Rückenwind für die Geschlechtsbesessenen, und doch – irgendwie sind andere Verschwörungstheorien überzeugender. Im Netz kursiert zum Beispiel ein Video, das gleich 80 wissenschaftliche Beweise dafür vorlegt, daß die Erde eine Scheibe ist. Den Mißstand gleichen die Genderer mit Inbrunst aus. Als der Verein Deutsche Sprache e.V. letztes Jahr einen Aufruf gegen die Ausbreitung der „geschlechtergerechten Sprache veröffentlichte, reagierte Daniel Kretschmar von der taz mit einem wahren Tobsuchtsanfall. „Oh, fuck off“, schrieb er und erklärte die Erstunterzeichner, darunter Literaturpreisträger, angesehene Wissenschaftler und prominente Kabarettisten zu einer „jämmerlichen Parade kleinbürgerlicher Würstchen“. Dazu wälzte er sich in Urinphantasien: „Würde selbstgerechter Zorn den Körper durch die Harnröhre verlassen, ertrinken würden die hundert Erstunterzeichner*innen des Aufrufs ‚Schluss mit dem Gender-Unfug’ in ihren eigenen Ausscheidungen.“ Nicht mal Attila Hildmann ist leidenschaftlicher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2020 um 03.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44487

Wie ich schon mehrmals gesagt habe, sind die üblichen psychologischen Experimente mit geschlechtsspezifischen Assoziationen "ökologisch unangemessen", weil Neutralisationserscheinungen augenblicklich verfälscht werden, wenn man sie zum Gegenstand der Aufmerksamkeit macht. Das ist eine besondere Form des "Aus-dem-Kontext-Reißens".

Ganz verschiedene Sprachgemeinschaften, ganz verschiedene Menschen (Männer, Frauen, Frauenverächter und Frauenverehrer usw.) sind mit dem generischen Maskulinum gut zurechtgekommen. Wie ja auch Fromme und Unfromme sich derselben Sprache bedienen und auch sonst der Sprachidealismus ("Weltansicht der Sprache") Tag für Tag durch die Praxis widerlegt wird. Nur wo die Sprache "feiert", also in der Sonderwelt der Philosophen und Spinner, bestimmt die Sprache, wo es langgeht.

Es sollte mich nicht wundern, wenn der Sprachfeminismus seinen Triumphzug erst in der Dämmerung beginnt. Wenn kaum noch jemand an diesen Unsinn glaubt, wird er von Staats wegen durchgezogen. Hunderte von Professorinnen stehen bereit.

Übrigens hat die Rassismus-"Forscherin" Susan Arndt nun ein Handbuch über Sexismus herausgebracht, das z. B. von der Süddeutschen Zeitung in die zweifellos wohlverdiente Pfanne gehauen wird. Auch angesehene Verlage verlieren jedes Maß, wenn solche gutgemeinten Sachen sich aufdrängen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.10.2020 um 00.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44486

Zwar interessiert uns hier hauptsächlich die sprachliche Seite des Feminismus, aber diese ist nicht so leicht durchschaubar wie andere. Daß es den Feministen schon lange nicht mehr nur um Gleichberechtigung, sondern um allgemeine Gleichmacherei geht, beweisen sie am anschaulichsten auf anderen Gebieten. Ein Beispiel aus dem "Magazin", der Beilage der SZ vom 9.10.2020, Seiten 28 ff.:

Noch nie war eine deutsche Frau im All. Seit Jahren kämpft eine Raumfahrt-Ingenieurin darum, dass sich das endlich ändert.

Obwohl die NASA nun Frauen befördert, hat sie immer noch deutlich mehr Männer ins All entsandt.
männlich 305 weiblich 50

Rund 500 Menschen waren im All, davon nur 64 Frauen

Als ob Reisen ins All ein Vergnügungsprivileg wären. Als ob sie nicht besondere Anforderungen vor allem an die physische Leistungsfähigkeit stellten. Als ob überhaupt gleich viele männliche und weibliche Kandidaten zur Auswahl stünden.

Ebenso naiv der Spiegel, Nr. 41, 2.10.2020, S. 106:

Die Nobelpreise gehen meist an alte Männer

Ja, aber wirklich, wo doch junge Frauen viel hübscher sind! Das verstehe wer kann.

Insgesamt liegt die Frauenquote bei nicht einmal vier Prozent.

Klar, um die Quote geht es, nicht um die wissenschaftliche Leistung.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.10.2020 um 00.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44485

Die "Studie von 2007 von Friederike Braun" ist hier einzusehen:
https://wiki.kif.rocks/w/images/0/08/Braun-et-al.pdf
Die Studie ist, was Fragestellung, Methodik und das verwendete Textbeispiel angeht, äußerst dürftig und rechtfertigt keinesfalls den vollmundigen Bezug darauf ("Kritik wurde durch Studie widerlegt").
 
 

Kommentar von HJ Martin, verfaßt am 14.10.2020 um 21.17 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44484

Das einzige valide Argument für das Gendern, von dem sich Feministen ja die Gleichstellung aller Gruppen der Gesellschaft (Frauen, Männer, Diversen) auch in der außersprachlichen Realität versprechen, ist die nachweisbare Existenz von Assoziationseffekten: Genus löst manchmal (oft stereotype) Assoziationen zum Sexus aus, wie die Linguistin Ewa Trutkowski im Juli in der Neuen Zürcher Zeitung anmerkte.

Nun nähme vermutlich niemand Anstoß daran, wenn in bestimmten Fällen, in denen etwa Jahrzehnte oder Jahrhunderte lang bestimmte Berufe nur von Männern ausgeübt wurden, neben dem "männlichen" Genus ("Maurer", "Pilot" etc.) auch einmal der weibliche benutzt wird, um die erwartete Assoziation nur mit dem biologisch männlichen Geschlecht (Sexus) vorausschauend zu korrigieren.

Die aktuell zu hörende und zu lesende (vermeintliche ) sprachliche Pflichtübung penetranten Genderns ist allerdings trotz aller Mühe nicht nur stets fehlerhaft und inkonsistent, sie "gendert" auch ganz grundsätzlich: möglichst überall, wo Personen gemeint sind, und sogar bei Institutionen und Tieren mit weiblichem Genus. Das Motiv ist folglich kein pragmatisches, sondern ein ideologisches. Gerade deshalb sind die Praktikanten solch sprachlicher Verrenkungen von ihrer Mission so überzeugt.

Alle anderen Mitglieder der deutschen Sprachgemeinschaft assoziieren mit Corona-Patienten, Fernsehzuschauern, Kinogängern, Museumsbesuchern, Passagieren, Touristen, Wählern etc. einfach nur Menschen welchen Geschlechts auch immer, die Corona-krank sind, fernsehen, ins Kino gehen, ein Museum besuchen etc.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.10.2020 um 16.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44483

Ein Artikel in der taz kommentiert den Referentenentwurf wie zu erwarten. Bemerkenswert ist der Hinweis auf "eine Studie von 2007 von Friederike Braun und anderen, die widerlegt, geschlechtergerechte Sprache mache Texte unverständlich.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.10.2020 um 18.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44478

Daß im Bundesjustizministerium allen Ernstes ein Referentenentwurf im generischen Femininum vorgelegt werden kann, zeigt, wie weit es schon gekommen ist. Gutachten werden wahrscheinlich zu dem Ergebnis kommen, die Sache sei "umstritten", in jener "pervertierten Objektivität" (Susan Jacoby), die auch dem intelligent design einen Platz neben der Wissenschaft sichert. Anything goes. Wenn es bisher kein generisches Femininum gab, dann machen wir eben eines!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.10.2020 um 23.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44471

In ZEIT ONLINE schreibt Johanna Roth (früher taz) über die Wahlchancen Trumps. Machen Sie sich den Spaß und lesen Sie die nachstehende Liste laut vor. Beantworten Sie dann die zweiteilige Preisfrage: 1. Gibt es in den USA Frauen? 2. Dürfen Frauen in den USA wählen?

Teilnehmende
Wählerinnen und Wähler
Trump-Wähler
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
US-Amerikanerinnen und -Amerikaner
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
Trump-Wählerinnen (hier sind Frauen und Männer gemeint)
Wählerinnen und Wähler
Wähler
Wählerinnen und Wähler
Teilnehmende
Trump-Wählerinnen und -Wähler
Nichtwähler
Nichtwählerinnen und Nichtwähler
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
Teilnehmende
Wählerinnen und Wähler
Senioren
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
Bewohnerinnen und Bewohner
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
Vorortbewohner
Hochschulabsolventen
Plünderer
Vorortwähler
Rentner
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler
Independent-Wählerinnen und -Wähler
Wählerinnen und Wähler
Wählerinnen und Wähler

Um es etwas schwieriger zu machen: Sie schreibt durchweg »Republikaner« und »Demokraten«, außerdem »Wählergruppen«, »Wählerschaft«, »Wählerstimmen«.

Nun sind Sie dran. Viel Erfolg!
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 09.10.2020 um 22.16 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44470

Argumente gegen das Gendern, die Sie anderswo nie lesen. Empfehlenswerter Artikel auf welt-online, der seinem Titel gerecht wird.

https://www.welt.de/kultur/plus217170354/Argumente-gegen-das-Gendern-die-Sie-anderswo-nie-lesen.html

Der Autor befaßt sich insbesondere mit den Studien, die von den Gender-Befürwortern immer wieder ins Feld geführt werden. Sehr fundierte Darstellung, auch von Widerlegungsstudien, am Ende eine lange Referenzliste.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2020 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44428

Die "fratelli tutti" der neuen Enzyklika haben naturgemäß Kritik der sorelle hervorgerufen, und in die deutsche Übersetzung soll im letzten Augenblick die "Geschwisterlichkeit" eingefügt worden sein.

Eine neue Gesellschaftordnung oder gar Weltordnung zu fordern ist leicht. Verständlicherweise haben auch wohlmeinende Beobachter gleich zurückgefragt, ob die katholische Kirche nicht zunächst im überschaubaren Bereich ihrer eigenen Ordnung einiges ändern könnte. Aber ein großer Aufreger wird die Enzyklika (150 Seiten) ohnehin nicht werden. Im Archiv ruht schon zuviel desgleichen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2020 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44423

Wirklich moralisch fragwürdig sind die auf den „Melania Tapes“ festgehaltenen Äußerungen zu Migrant*innenkindern. (FR 4.10.20)

Das entspricht ungefähr der "Eselinnenmilch", die nach Jacob Grimm der Pedant seiner schwangeren Frau verabreicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2020 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44407

Heribert Prantl (SZ 2. 10.20) prangert die Kirche wegen des "Missbrauchsskandals" an und sieht darin die Hauptursache der Kirchenaustritte, aber dann schließt er sich doch der Sprachregelung "sexuelle Gewalt" an. Ich wundere mich jeden Tag über diese sprachliche Gleichschaltung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2020 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44400

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43914

Die Attacken der Gender-Meute auf J. K. Rowling werden immer wüster. Nach ihrem neuen Buch ("Troubled Blood") hört man von Bücherverbrennungen und Boykott, was insgesamt dem Absatz zugute kommen dürfte. Das Buch ist erst seit einigen Tagen auf dem Markt, die meisten Erregten dürften es noch nicht gelesen haben, aber von Rowling kann ja nichts Gutes kommen...
Ich habe es übrigens gelesen, will aber nichts verraten, weil es ja ein Krimi ist. Nur soviel: Für Gender-Aktivisten gibt es nichts her. Die beiden Hauptfiguren der Serie haben bekanntlich ihr Päckchen zu tragen, sind allerdings im übrigen durchaus ein richtiger Mann und eine richtige Frau...
Der Rowling-Leser wünscht natürlich seit dem ersten Band, daß die beiden zusammenkommen, weiß aber gleichzeitig, daß die wachsende Anziehung zwischen ihnen aus dramaturgischen Gründen möglichst in die Länge gezogen werden muß, so daß wir leider auch am Ende von Band 5 noch nicht am Ziel unserer Wünsche sind. Immerhin vergißt er diesmal nicht ihren Geburtstag und schenkt ihr sogar ein Parfum (die Marke ist erwähnt). Das ist ganz altmodisch. Heutzutage liegen ja die Liebenden, wenn sie einander ihre Liebe "gestanden" haben (was man kaum sagen kann), in der nächsten Sekunde zusammen im Bett oder wenigstens auf dem Küchentisch. Cormoran und Robin hingegen denken bloß beide daran, daß das Bett nur eine Treppe entfernt ist. Rowling teilt uns nämlich von beiden und nur von diesen mit, was sie denken und fühlen.
Nicht zu tadeln ist, daß die Frau zwar auf eine zurückhaltende Art sexy, im Beruf jedoch dem ehemaligen Boxer und Militärpolizisten Cormoran mehr und mehr ebenbürtig dargestellt ist.
Im übrigen raucht er leider, wie schon berichtet, eine Benson & Hedges nach der anderen, sogar eine, die er gar nicht hat, denn eine Seite vorher waren sie ihm ausgegangen. Als ich nachsah, ob andere Leser diesen Fehler auch schon bemerkt hatten, stieß ich gleich auf einen Eintrag, wenige Tage vorher, wo auch noch andere Versehen aufgelistet waren. Trotzdem ein schönes dickes Buch mit ausgezeichneten Dialogen, wie immer.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 29.09.2020 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44388

"Das Hinterherpfeifen ist eher Sache der Straßen- und Bauarbeiter."

So nicht. ZEIT Online macht vor, wie es richtig geht:

"Musk hat bei seinem Besuch Anfang September schnell noch Richtfest gefeiert, ist für seine Motivationsrede vor den Bauarbeitenden in eine Zimmermannskluft geschlüpft und hat den wartenden Journalistinnen zugeworfen: "I believe in speed."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2020 um 19.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44386

Ergänzung zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44373

In einer Rezension, die offenbar noch vor seinem Tod geschrieben wurde, ist vom Opportunisten Wolfgang Clement die Rede, der „sich zum Büttel der großen Energiekonzerne machen ließ und im Bundestag Texte aus der Presseabteilung des Energieunternehmens RWE verlas“. Das ist heute noch genauso. Die Politiker verwenden wörtlich die gleichen Wendungen wie die Atomwirtschaft in ihrer genannten Broschüre: „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ usw. Heute im Radio gehört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2020 um 07.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44383

Jede und jeder, der oder die usw. – diese Doppelformen werden nie wirklich üblich werden, sondern immer etwas Zwängliches behalten. Das trägt zu meinem Eindruck bei, daß die politisch korrekte Sprache im gleichen Maße, wie sie sich in unfreien Texten (Rundfunk, Politiker usw.) verbreitet, immer unbeliebter wird. Es erscheinen auch immer mehr Proteste.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2020 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44382

Zwei Drittel aller Frauen haben schon erlebt, daß Männer hinter ihnen herpfiffen.

Eine Petition will erreichen, daß auch das unter Strafe gestellt wird. Das bedeutet Millionen von Anzeigen gegen unbekannt, hunderttausend weitere Stellen in Polizei und Justiz. Das Hinterherpfeifen ist eher Sache der Straßen- und Bauarbeiter, die z. T. auch unter Gruppenzwang handeln; sie glauben das tun zu müssen. Bier wird ausdrücklich erwähnt. Wir Akademiker tun das nicht. Die Forderung der Fuldaer Studentin (!) ist auch ein Stück Klassenkampf. Mit zwanzig weiß man das noch nicht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.09.2020 um 21.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44380

Aus dem »Wörterverzeichnis der Neuen deutschen Medienmacher*innen (NdM) mit Formulierungshilfen, Erläuterungen und alternativen Begriffen für die Berichterstattung in der Einwanderungsgesellschaft«
(https://glossar.neuemedienmacher.de/glossar/fluechtlinge/):

»Sprachlich ist der Begriff ›Flüchtling‹ umstritten. So sind Worte mit dem Ableitungssuffix ›-ling‹ im Deutschen verkleinernd und teils negativ konnotiert (Vgl. Eindringling, Schönling, Schädling etc.). Gleichzeitig werden Menschen durch die Bezeichnung ›Flüchtling‹ auf einen Teil ihrer Biografie reduziert.«

Wenn ich jetzt sage, daß »die Autor*innen« noch etwas vergessen haben (nämlich daß das Wort Flüchtling abscheulicherweise männlich ist), habe ich sie auch »auf einen Teil ihrer Biografie reduziert« – allerdings auf den einzigen, der hier interessiert. Es ist nämlich egal, ob sie Fleisch essen oder nicht, für oder gegen aktive Sterbehilfe sind, lieber am Meer oder in den Bergen Urlaub machen. Hier geht es nur darum, daß sie diesen Eintrag verfaßt haben.

Die Reduzierung auf die relevanten Aspekte des Redegegenstandes ermöglicht überhaupt erst ein effektives Gespräch. Jede Ablenkung erschwert die Verständigung, ohne daß dem irgendein erkennbarer Nutzen entgegenstünde (abgesehen von rhetorischen Manövern). Was haben die Menschen in Moria davon, wenn man sie »Geflüchtete« nennt? Auch dieses Wort »reduziert sie auf einen Teil ihrer Biografie«, aber eben auf genau den, von dem hier die Rede ist.

Schon bald wird also wohl ein neues Wort fällig werden. Die Euphemismustretmühle läuft mal wieder heiß. Haben nicht überhaupt Flucht und das ganze Wortfeld etwas sehr Gehetztes? Tiere zeigen Fluchtverhalten, aber Menschen? Wollen wir Menschen wirklich mit Tieren gleichsetzen? Wie wäre es mit »Personen mit Ausweichgeschichte«? Es sollte doch möglich sein, für die nächsten sechs Monate etwas Passendes zu finden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.09.2020 um 22.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44379

Abgesehen von dem Versprecher, eine einzelne Personenbezeichnung wie Mitarbeiter wird von den Genderverirrten meistens gegendert, aber sobald es um eine Aufzählung oder andere Gruppierung wie hier geht, wird ausnahmslos doch wieder auf das angeblich veraltete generische Maskulinum zurückgegriffen. Wer sagt schon

der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Nachkomminnen und Nachkommen?

Übrigens, das Wort Nachkomminnen ist sowieso ziemlich exotisch, es kommt vor allem im Duden und auf Grammatikseiten vor.

Google-Funde:

"Nachkommen" ................. fast 14 Millionen
"Nachkomminnen" .............. 842 (0,006% der ersteren!)
"Nachkomminnen und Nachkommen" 6
"Nachkommen und Nachkomminnen" 0
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.09.2020 um 13.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44378

(Der Sprecher war in dem Fall übrigens der Chefhistoriker von VW. Und hinter Heinrich-Plagge-Assoziation steckt vermutlich Associação Heinrich Plagge.)
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 26.09.2020 um 12.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44377

Vorgestern in der Tagesschau, ein VW-Sprecher äußert sich zu den beschlossenen Entschädigungszahlungen im Zusammenhang mit Repressalien gegen Werksmitarbeiter in Brasilien vor rund fünfzig Jahren:

»Wir erkennen das Leid der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen an. Die Hälfte der Summe geht daher an die Heinrich-Plagge-Assoziation, der Zusammenschluß der betroffenen Mitarbeiter und deren Nachkommen.«
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.09.2020 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44374

Vor ein paar Tagen habe ich im ZDF zweimal die Schreibweise "Kritiker*nnen" gesehen, vielleicht war es auch ein anderes Wort, jedenfalls mit einem sozusagen zum * entarteten i-Punkt.
Auch ein schöner Gag. Mit der Aussprache wird es da allerdings noch schwieriger.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2020 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44373

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung wirbt in einer Broschüre, die den Zeitungen beiliegt, für ihr Projekt: „Der gesuchte Standort soll für die Lagerung hoch radioaktiver Abfälle die bestmögliche Sicherheit für eine Million Jahre gewährleisten.“ Von der „Rückholbarkeit“ hat man wohl Abstand genommen. Der Text gibt sich sehr offen, „dialogorientiert“, und will offenbar vor allem eine jüngere, eher grüne Population bzw. Gorleben-Veteranen ansprechen. Er ist daher strikt mit Sternchen gegendert. Am Problem selbst ändert sich durch Dialoge mit „Kritiker*innen“ nichts. Die Standortsuche sei eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, was ja nach dem Entsorgungsdeal mit dem Steuerzahler buchstäblich zutrifft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2020 um 13.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44322

Weibliche Dienstgrade in der Bundeswehr seien "überfällig", mein ein (männlicher) Personalrat. Die Soldatinnen selbst hätten lieber passende Schutzwesten, Stiefel usw.

Über Hauptfrau wird jetzt schon gespottet.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.09.2020 um 01.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44300

»WAS IST DAS EUROPÄISCHE ÜBERSETZER-KOLLEGIUM?
Das Europäische Übersetzer-Kollegium in Straelen ist das weltweit erste und größte internationale Arbeitszentrum für professionelle Literatur- und Sachbuch-Übersetzerinnen und Literatur- und Sachbuchübersetzer.«

(https://www.euk-straelen.de/deutsch/das-kollegium)

Man kann nur hoffen, daß die Übersetzungen von höherem Niveau sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2020 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44245

Der menschliche Geschlechtstrieb findet unzählige Wege und Umwege, und gerade das Internet verschafft uns einen Einblick in die mehr oder weniger skurrilen Vorkehrungen und Hilfsmittel, mit denen Menschen (vor allem Männer?) zu sexueller Befriedigung zu kommen versuchen, und die früher nur in Spezialwerken zur Psychopathia sexualis zu finden waren. So auch bei der Objektwahl. Darunter fallen auch Kinder, die nach heutiger Auffassung und Gesetzeslage noch nicht als Sexualpartner in Frage kommen (früher war man da manchmal großzügiger). Wenn das nun der Fall ist, kann man sicher nur selten annehmen, daß der Täter den Drang hat, endlich wieder einmal Gewalt anzuwenden, um Lust zu empfinden. Das unterstellt aber die Fügung "sexualisierte Gewalt" mit ihrer Verschiebung von Kern und Beifügung. Der sprachliche Mißgriff spiegelt, wie gesagt, die Ideologie: Sex ist gut, Gewalt ist böse.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2020 um 12.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44244

Die meisten Pädophilen und gewiß auch die 650 Ordensleute, von denen gerade in der Presse berichtet wird, würden es zurückweisen, Gewalt angewendet zu haben. Sexualisierte Gewalt ist ungefähr die Definition von Sadismus. Das ist aber in den meisten Fällen nicht das, worum es beim sexuellen Mißbrauch von Minderjährigen geht. Ein Machtgefälle liegt immer vor, aber Macht ist nicht Gewalt – diese Taschenspielerei ist nur in gewissen Kreisen üblich. Es gibt natürlich auch wirkliche Vergewaltigung, die aber gewissermaßen verharmlost wird, wenn man sie mit den Verführungstricks der Pädophilen in einen Topf wirft.

Kann man den Justizministern die Verirrung nicht doch noch ausreden? Es ist ja abzusehen, daß Juristen künftig um den ausgeweiteten Gewaltbegriff streiten werden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.09.2020 um 10.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44242

Wie halten wir es nun mit brutaler Gewalt, sanfter Gewalt, häuslicher Gewalt und nackter Gewalt? Nahe lägen brutalisierte Gewalt, besänftigte Gewalt, domestizierte Gewalt und nackig gemachte Gewalt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.09.2020 um 05.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44237

Jetzt wird es offiziell: Der Begriff "sexualisierte Gewalt" zieht ins Strafgesetzbuch ein und ersetzt "sexuellen Mißbrauch". Ein Sieg der feministischen Ideologie. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1358#39560

Von den meisten zuständigen Politikern kann man wohl sagen: Sie wissen nicht, was sie tun. Sie könnten es aber wissen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.08.2020 um 23.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44098

Heute war ein Faltblatt der Waldorfschulen im Briefkasten. Davon ein paar Zitate:

Werden Sie Oberstufenlehrer*in.
Für die Fächer der Oberstufe suchen Waldorfschulen gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer.

Wie denn, Lehrer* werden nicht gesucht? Wie stellen sich die Waldorfer*innen das vor?

-> Weiterbildung Oberstufenlehrer*in
Dieser Studiengang ergänzt ein vorheriges wissenschaftliches Studium und bildet Sie zur Lehrerin/ zum Lehrer in den Klassen 9 bis 13 aus.

Und zum Lehrer* wird niemand ausgebildet?

Unsere Studiengänge und Weiterbildungen
Studiengänge
- Klassenlehrer mit Wahlfach
- Klassenlehrer mit Schwerpunkt Inklusive Pädagogik
Weiterbildung
- Oberstufenlehrer*in
- Waldorfklassenlehrer*in
- Fachlehrer*in

Weder Klassenlehrerinnen noch Klassenlehrer* in den Studiengängen!

Akademikerinnen und Akademiker gesucht!
Waldorfschulen suchen Lehrkräfte für die Oberstufe - ...

Also auch hier sind weder Akademiker* noch Lehrkräfte* gesucht?

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht - und natürlich auch darüber, dass Sie diese Karte an andere interessierte Menschen weitergeben.

Aber die Weitergabe an Menschen* ist anscheinend unerwünscht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.08.2020 um 12.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44085

Die Pressestelle der Erlanger Uni berichtet in einem ihrer peinlichen Texte, was ein "Forschendenteam" über Corona herausgefunden hat. Nach einigen Verrenkungen geht sie schlicht zu "Forschern" über, so daß auch ein deutscher Leser es verstehen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2020 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44045

Birx ist schon die zweite Medizinerin in Trumps Beraterkreis, die der Zorn des Präsidenten trifft. Vor ihr fiel bereits ihr Kollege Anthony Fauci bei Trump in Ungnade. (SZ 5.8.20)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 04.08.2020 um 01.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44036

Aus dem Formular eines Bundesministeriums zur Förderung von Kultureinrichtungen:

Wir sind

- Mieter/in
- Pächter/in
- Eigentümer/in

Die Tatsache, daß das grammatische Geschlecht bei Organisationen überhaupt keine Rolle spielt, scheint den Gender-Robotern in der Verwaltung nicht bewußt zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2020 um 04.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#44025

In der SZ (1.8.20) ein Rückblick auf die Revolution in Bayern:

Die Historiker Elisabeth Angermair und Andreas Heusler...
Dabei lassen die Autorinnen und Autoren...
Die Autoren, allesamt Frauen und Männer vom Fach...
So erhält der Leser...


Ein typischer Text von heute: Manchmal fällt dem Verfasser das Gendern ein, dann vergißt er es wieder. Und das soll den Frauen helfen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2020 um 10.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43967

Zur Ergänzung:

Sexualisierung aufgrund des grammatischen Geschlechts war schon lange vor der feministischen Bewegung üblich: Muttergesellschaft, Tochterfirma usw. So auch in der Allegorese: Grammatica als Frau usw. Ich nehme an, daß ein Teil der kirchlichen Dogmatik (Kirche, Ecclesia = Braut Christi), darauf zurückgeht. Der buddhistische Samgha würde kaum so ausgedeutet werden.
 
 

Kommentar von Stephan Fleischhauer, verfaßt am 23.07.2020 um 23.02 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43965

https://www.nzz.ch/feuilleton/gendergerechte-sprache-die-diskussion-ist-politisch-vergiftet-ld.1567211

»Wer gendert, ist lieb und links. Wer es nicht tut – und auch nicht tun will –, böse und rechts.«
 
 

Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 22.07.2020 um 14.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43963

Zum Urteil des Thüringer Verfassungsgerichtshofs in Weimar zur Paritätsregelung im Landeswahlgesetz:

Die Verfassungswidrigkeit der Regelung war und ist jedem klar, der sich klarmacht, was ein Wahlrecht bedeutet. Deutlich wurde das, wie Theodor Ickler kürzlich anmerkte, in der unsinnigen Aussage, in den deutschen Länderparlamenten seien teils deutlich mehr Männer als Frauen vertreten: Wenn tatsächlich "mehr Männer als Frauen vertreten" sind in einem Parlament, dann heißt das schlicht, daß sich "mehr Männer als Frauen" an der Wahl beteiligt haben. Ob, wen oder was Wähler wählen, ist allein ihre Sache.

Auch weitere Gründe sprechen aber gegen eine Paritätsregelung:

1. Nach dem Beschluß des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Oktober 2017, daß es künftig einen dritten Geschlechtseintrag im Geburtenregister für intersexuelle Menschen geben müsse, hätten doch auch für diese kleine Gruppe einige Listenplätze (und Parlamentssitze) reserviert werden müssen – oder?

2. Die Idee des Proporzes unterstellt – m. E. absichtlich fälschlich –, durch 50% Frauen (oder 49%, siehe Punkt 1) in einem Parlament würde wenigstens zu 50% Politik für Frauen gemacht. Es mag ja grundsätzlich sein, daß Frauen die besseren Menschen sind, ich kann allerdings nicht erkennen, daß z.B. das CSU-geführte Landwirtschaftsministerium bessere Arbeit leistet als das CSU-geführte Verkehrsministerium. Weibliche Politiker machen erfahrungsgemäß ebenso gute und schlechte Politik wie männliche, und so wie kluge Männer lieber eine kluge Frau in ein politisches Amt wählen, so wählen kluge Frauen lieber einen klugen Mann – politische Baustellen (Klimawandel, Artenschwund, Verarmung etc.) gibt es wahrlich genug.

3. besteht die Bevölkerung bzw. Wählerschaft nicht nur aus Frauen, Männern und Inter- & Transsexuellen, sondern auch aus Alterskohorten, Bildungskohorten, Berufsgruppen, Selbständigen & abhängig Beschäftigten, reichen & armen Bürgern, Religionsanhängern & Atheisten etc., und es gab immer schon Forderungen, mehr Nicht-Akademiker, mehr junge Menschen etc. in die Parlamente zu bringen. Wäre ein Proporz mit der Verfassung und den Menschenrechten vereinbar, könnten und müßten alle diese Gruppen gemäß ihren Anteilen an der Bevölkerung in den Parlamenten repräsentiert sein. Solche auf Proporz gegründete Parlamente gab es schon früher (Ständeordnungen, Zensuswahlrecht etc.), und es gibt sie tatsächlich weiterhin in etlichen, oft "gescheiterten" Staaten (nicht nur Afghanistan, Libanon etc.), die der Westen gerne hochmütig als "tribalistisch" beschreibt, obwohl die so geschmähten Staaten meist durch Kolonialmächte geschaffene künstliche Gebilde sind. In Deutschland allerdings wäre eine umfassende Proporzregelung das Ende aller Demokratie.

Offenbar sind wir noch sehr weit entfernt von der Überzeugung, daß ein Politiker (Handwerker, Manager, Beamter etc.) ganz unabhängig von seinem Geschlecht, Alter, Glauben, Schulwissen etc. beurteilt werden sollte.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 22.07.2020 um 13.30 Uhr   Mail an
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Ach ja, "bento": Ich stolpere über die Überschrift:
"Was Absolventinnen später verdienen wollen – und was sie wirklich bekommen."
https://www.bento.de/future/einstiegsgehaelter-gehaltsvorstellungen-von-studierenden-auf-jobsuche-im-realitaetscheck-a-86202435-0e1b-44ab-9984-33e334f5ad84

Hat die Autorin tatsächlich speziell weibliche Absolventen gemeint? Immerhin deutet darauf hin, daß da nicht "AbsolventInnen" steht, also könnte es durchaus so gemeint sein.
Andererseits: Gehaltswunsch vs. Realität ist ja durchaus ein Thema, was beide Geschlechter gleichermaßen interessieren könnte. Also was nun?
Erst ein Blick in den Artikel gibt Aufschluß: Im ersten Absatz lese ich "...Fragen, die sich jeder Studierende mal stellt."
Aha, "jeder (sic!) Studierende", es geht offenbar um Männer und Frauen.
Warum dann also "Absolventinnen" im Titel? Vermutlich infolge der Strategie des bunt abwechselnden Femininums und Maskulinums als generisches Genus.
Wieder mal ein Beispiel für die Verwirrung, die sich durch die vielen kleinen Unklarheiten und Inkonsistenzen einstellt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.07.2020 um 11.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43961

»bento«, die Schülerzeitung »vom SPIEGEL«, berichtet über Unregelmäßigkeiten bei der Lohnauszahlung an Fahrer von Essenslieferdiensten wie Lieferando. Bemerkenswert ist, daß der 30jährige Autor fast durchgehend das generische Maskulinum verwendet. Er schreibt »Werkstudierende« und einmal »Fahrerinnen und Fahrer«, ansonsten aber:

Fahrer (Pl.), 11 x
Kurierfahrer (Pl.)
Essenskurier
Essenskuriere
Kuriere
Rider (Pl.)
Kollegen
Mitarbeiter (Pl.), 4 x
Mini-Jobber (Pl.)

Gastronomen
Parteifreunde

Der Artikel liest sich denn auch ganz normal. Die einzigen Stolpersteine sind Zitate aus Schreiben von Lieferando! Wie in solchen Texten inzwischen weithin üblich, sind sie in einer offiziösen Kunstsprache verfaßt, in der das Gendern nicht fehlen darf. Daß keine Überzeugung dahintersteckt, sondern nur das Signal abgegeben werden soll: »Wir machen auch mit«, erkennt man allein schon an der Inkonsequenz, mit der die Autoren die selbstverordneten Regeln anwenden. So entstehen immer wieder unfreiwillig komische Sätze, die das ganze Unterfangen ad absurdum führen.

»Im seltenen Fall, dass es ein Problem mit der Abrechnung gab und Gehalt oder Trinkgeld einmal nicht korrekt an einzelne FahrerInnen ausgezahlt wurde, können diese sich selbstverständlich direkt an den jeweiligen Vorgesetzten wenden.«

Man sieht hier wieder sehr schön, wie es funktioniert. Fahrer sind immer »FahrerInnen«, auch wenn die Zahl der Essenskurierinnen nicht sehr hoch sein dürfte. Darüber wird gar nicht mehr nachgedacht, das Versatzstück »FahrerInnen« wird mechanisch in den Text gefügt. Ausgerechnet aber dort, wo die Geschlechtergerechten den größten Umformulierungsbedarf sehen, nämlich wenn es um die Machtverhältnisse geht, hat man schon wieder vergessen, daß man sich der Bewegung angeschlossen hat. Das sagt alles.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2020 um 11.04 Uhr  
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In Österreich nicht, aber hierzulande wohl schon, wenn der Dozent einverstanden ist. Aus der gleichen Zeit noch:

Die explorative Studie wird mit zwei weiblichen Schülerpaaren aus einer zehnten Gymnasialklasse einer Gesamtschule durchgeführt. Die Auswahl der Schülerinnen erfolgte hier zunächst auf Basis freiwilliger Teilnahme an der Studie. Die konkreten Schülerinnen der Untersuchung werden...
(https://www.pedocs.de/volltexte/2018/16013/pdf/ZISU_2013_2_Voelzke_Arnold_Kremer_Denken_und_Verstehen.pdf)

Weibliche Paare und konkrete Schülerinnen zeugen von einer gewissen Unbeholfenheit. Der Deutschunterricht beschäftigt sich mit allem möglichen, aber zu wenig mit Übungen im schriftlichen Ausdruck.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 21.07.2020 um 10.41 Uhr   Mail an
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Bei den Schülerpaaren handelt es sich ausschließlich um weibliche Teilnehmerinnen.

Ohnehin schlechtes Deutsch. Richtig:
Die Schülerpaare bestanden ausschließlich aus weiblichen Teilnehmern.

Interessant aber: "Schüler" wird auf Seite 10 generisch eingeführt ("...sondern Schüler und Schülerinnen (Schüler) sollen auch...") und dann durchgehend so verwendet. Die Arbeit ist von 2012, würde sie heute durchkommen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2020 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43955

Bei den Schülerpaaren handelt es sich ausschließlich um weibliche Teilnehmerinnen. (Katja Völzke: Lautes Denken bei kompetenzorientierten Diagnoseaufgaben zur naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung. Univ. Kassel 2013:38)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.07.2020 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43939

»Will man nicht genau das überwinden?«

Nein, im Gegenteil, das Individuum soll überwunden werden zugunsten der gesellschaftlichen Segmente (Gemeinschaften). Im Grunde also eine Neuauflage ständestaatlicher Vorstellungen. Letztlich geht es darum, daß die jeweiligen communities Organisatoren und Sprecher brauchen, welchen Macht zufällt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.07.2020 um 05.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43937

„Nobel“? Manchmal, nicht immer. Es gibt auch viel Eigennutz, dazu die Naivität der Mitfühlenden, die mit der scheinbaren Kälte der juristischen Argumentation nicht zurechtkommen.

Es ist geradezu lächerlich, mit welcher Sicherheit man voraussagen kann, welche Zeitungen das Thüringer Urteil begrüßen und welche es kritisieren. Natürlich wird den Richtern Rückständigkeit unterstellt usw.

Vorbereitet war das alles in dem zweideutigen Begriff der Gleichstellung, verschärft durch den Zusatz: tatsächliche Gleichstellung. Auch so konnte man darunter noch die Gleichberechtigung oder Chancengleichheit des einzelnen verstehen, ein Grundrecht. Man konnte es aber auch auf das Abstraktum Geschlecht oder die Kohorte der Frauen, Männer, Transsexuellen usw. beziehen, im konkreten Entscheidungsfall auch zuungunsten einzelner Bewerber. Dann landet man beim Proporz. Grundrechte gelten eigentlich nur für den einzelnen Menschen, aber dieser Gedanke kann vor der Macht der Wohlgesinnten nicht bestehen. Der Mehltau der Gesinnung legt sich über die Gesellschaft.
 
 

Kommentar von S. H., verfaßt am 15.07.2020 um 20.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43934

Die Absichten hinter vielen solcher Initiativen sind sicher nobel. Doch wird in meinen Augen zuwenig das Ende bedacht: Führt man so nicht ebenjene Konzepte, die es eigentlich zu bekämpfen gilt, überhaupt erst wieder in unser Zusammenleben ein und sorgt durch perpetuierende Quoten dafür, daß sie niemals vergehen, daß man immer erst die Gruppe und niemals den einzelnen sieht? Will man nicht genau das überwinden?

So steht man vor der Repräsentation (und ihren sprachlichen Verrenkungen) wie Goethes Zauberlehrling.

Serjosha Heudtlaß
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2020 um 17.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43933

Hier geht es wohl um ein Mißverständnis. Zur Wahl steht ja nicht, ob mehr Männer oder mehr Frauen ins Parlament kommen, sondern dies ist einfach das logische Ergebnis der Wahlentscheidungen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 15.07.2020 um 15.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43932

Wieso Unsinn? Nicht ein Gesetz, sondern das Wahlergebnis soll bestimmen, ob mehr Männer oder mehr Frauen ins Parlament gelangen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2020 um 14.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43930

Genau das wollte ich vorhin auch noch schreiben und kann mir nicht vorstellen, daß es so in der Urteilsbegründung steht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.07.2020 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43929

Die Entscheidung an sich ist richtig, aber der Satz in der Begründung

So könnten die Wählerinnen und Wähler nicht mehr frei entscheiden, ob sie etwa mehr Frauen oder mehr Männer ins Parlament schicken wollen.

ist ausgemachter Unsinn. Als ob so eine Frage jemals zur Debatte stünde. Und wenn, dann wäre jede Entscheidung darüber genauso verfassungswidrig wie die jetzt gekippte Paritätsregelung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2020 um 11.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43928

Parteien müssen in Thüringen ihre Kandidatenlisten für Landtagswahlen nicht abwechselnd mit Männern und Frauen besetzen. Das hat der Thüringer Verfassungsgerichtshof in Weimar am Mittwoch entschieden und damit eine sogenannte Paritätsregelung im Landeswahlgesetz gekippt. Zur Begründung führte das Gericht aus, diese Regelung beeinträchtige das Recht auf Freiheit und Gleichheit der Wahl. So könnten die Wählerinnen und Wähler nicht mehr frei entscheiden, ob sie etwa mehr Frauen oder mehr Männer ins Parlament schicken wollen. Freiheit der Wahl bedeute auch das Recht, sich ohne staatliche Beschränkung zur Wahl zu stellen.

Gute Entscheidung. Das Recht der freien Wahl (aktiv und passiv) ist wichtiger als das abstrakte Prinzip des Proporzes. Das hätte man sich vorher klarmachen können, statt es sich von der AfD sagen zu lassen.

In den deutschen Länderparlamenten sind teils deutlich mehr Männer als Frauen vertreten.

Nein, es sitzen dort mehr Männer als Frauen, aber wen sie vertreten, ist nicht festzustellen und nicht relevant, weil sie offensichtlich ihre Wähler „vertreten“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2020 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43925

Verschwörungstheorie trifft hier tatsächlich nicht zu, Beziehungswahn ist besser.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 14.07.2020 um 14.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43924

Ich habe jetzt keine Zeit für eine längere Antwort, aber ich bin NICHT mit Ivo Sasek identisch. Ich engagiere mich schon seit der Zeit von www.rechtschreibreform.com gegen die Rechtschreibreform. Mir wurde damals vorgeworfen, "Verschwörungstheorien" zu verbreiten – ich kannte damals dieses Wort noch gar nicht –, weil ich (aufgrund von Nachrichtensendungen) feststellte, daß vier Länder Europas, namentlich Deutschland, Frankreich, Die Niederlande und Norwegen, zeitgleich eine Rechtschreibreform durchführten. Seit damals ist mir klar, daß dieses Wort "Verschwörungstheorie" ein Kampfbegriff ist, eine Art moderner Zauberspruch, um die Gedanken der Leute in eine bestimmte Richtung zu manipulieren. In diesem Sinne wäre es vielleicht auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht interessant, sich für derartige Begriffe und ihr funktionieren zu interessieren. Mein Ziel ist, die Leute aufzuklären, so wie ich seit damals versuche, die Leute über die Rechtschreibreform aufzuklären, nicht irgendwelche "Theorien" zu verbreiten. Wenn andere dies so mißverstehen, dann ist das nicht meine Schuld.
 
 

Kommentar von S. H., verfaßt am 13.07.2020 um 22.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43922

Das eigentlich Fatale besteht ja darin, daß jene postmoderne „Identität“ aus Gruppenzugehörigkeiten zusammenkonstruiert wird, was weit das Tor öffnet für rechts wie links, Schmu mit dem Konzept zu treiben.

Identitätspolitik ist insofern die neueste Wende im Universalienstreit. Das Pendel schlägt um, und wir kehren zurück zum Realismus des Mittelalters. Pathetisch gesprochen, aber mit wahrem Kern: Der postmoderne Platon triumphiert über den Nominalismus der Neuzeit und begräbt Freiheit und Würde des Individuums unter ideologischen Quotenträumen.

Können wir als aufgeklärte Menschen einen solchen Antihumanismus wirklich wollen?

Serjosha Heudtlaß
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.07.2020 um 04.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43914

Auch unter Frauen gibt es Frauenfeindlichkeit, aber daraus läßt sich wenig machen. Neuerdings kommt Transphobie hinzu, die man auch Frauen vorhalten kann (wie im Falle Rowling). Nach einer gewissen Ermüdung des traditionellen Feminismus verspricht Transphobie neuen Schwung; allerdings ist die Interessengruppe der Transsexuellen viel kleiner als die der „Frauen“, von denen neuerdings gar nicht mehr gesprochen werden sollte (das „F-Wort“ laut SZ vom 11.7.20).
Wie aber, wenn man Transphobie als sexuelle Orientierung wie jede andere erkennen und anerkennen sollte? Früher hat man in diesem Sinn für Pädophilie geworben, ohne auf die Dauer deren Strafwürdigkeit verändern zu können.
Alles, was irgendwie queer ist, unter einem Titel zusammenzufassen, dürfte nicht dauerhaft möglich sein. Die Interessen sind zu verschieden, die Gruppierung ist zu offen. Vgl. die „People of Color“, unter denen es auch Streit gibt, wie auch unter Migranten, die keineswegs am selben Strang ziehen (u. a. was Entschädigungsansprüche betrifft). Die „Charta der Vielfalt“ verdeckt die Interessenkonflikte. Das ist der innere Widerspruch der Identitätspolitik; als einzige Lösung haben die Philosophen schon immer die schlichte Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz erkannt. Was darüber hinausgeht, zerfällt früher oder später oder schlägt in neue Gewalt, Unterdrückung und Vernichtung um. Die Revolution frißt ihre Kinder.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2020 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43890

Der Anonymus Pt hat mir kürzlich unterstellt, seine Einträge "reflexartig" zu löschen - schon das wäre ein hinreichender Grund, sie zu löschen. In Wirklichkeit versucht er immer wieder, sich in meinem Tagebuch einzunisten, um von dort auf Klagemauer-TV, d. h. die verschwörungstheoretische Website von Ivo Sasek zu verlinken (mit dem er möglicherweise identisch iat). Vermutlich bin ich nicht das einzige Opfer. Ich lasse den letzten Eintrag samt meiner Antwort eine Weile stehen, damit die anderen Leser sich ein Bild machen können, was es alles gibt. Jeder sieht ja, wie Pt es schafft, von jedem Punkt aus die Kehre zu seinem Lieblingsthema zu finden. Ich empfehle ihm aber dringend, sich einen anderen Wirt zu suchen, sonst setzen meine "Reflexe" ein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2020 um 04.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43889

Ich dachte weniger an den Höllenfürsten Bill Gates samt "Machenschaften" und "Hintergrund" als an ganz aktuelle Beispiele von sehr jungen Menschen, die ihre kleineren oder größeren Programme an Firmen verkaufen. Es kann sich um Spiele handeln oder etwa um die übersichtliche Präsentation von Infektionsdaten.

(Sie schreiben: "Bill Gates Vater war Rechtsanwalt, somit hatte Billy beste Voraussetzungen etwas zu programmieren, wo andere in seinem Alter andere Jobs machen mußten." Wenn Sie damit meinen, daß die Familie nicht am Hungertuch nagte, dann müßten Millionen in dieser angenehmen Lage sein.)
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 09.07.2020 um 19.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43888

Ich vermute mal, daß damals die Leute auf eine andere Weise Kontakt mit Computern bekamen als heute. Früher gab es Leute, die professionell rechneten, weiß leider nicht, wie die damals bezeichnet wurden. Eine Möglichkeit wäre, daß diese Leute dann zu Programmierern (bzw. Programmiererinnen) wurden, als die ersten "Großcomputer" aufkamen und dafür Programme geschrieben werden mußten.

Später kamen dann die Homecomputer auf, die sich interessierte Leute für ein paar hundert Mark kaufen konnten. Zu dieser Zeit konnte man (für eine kurze Zeit) für relativ einfache Programme noch relativ "viel" Geld bekommen, oder aber für Raubkopien von Spielen.

Die Zeit, man mit 17 etwas erfindet, was dann für viele Jahre oder gar Jahrzehnte bestimmend ist (Bill Gates, Microsoft BASIC), dürften vorbei sein. Und auch hier sollte mal überprüft werden, was da wirklich im Hintergrund war: Bill Gates Vater war Rechtsanwalt, somit hatte Billy beste Voraussetzungen etwas zu programmieren, wo andere in seinem Alter andere Jobs machen mußten. Weiterhin sind noch weitere Aspekte zu berücksichtigen, da Verwandte eine gewisse Rolle bei Organisationen wie Planned Parenthood spielten, also in "zwielichtige" bzw. okkulte Machenschaften verwickelt waren oder noch sind. Auch bei Zuckerberg würde ich derartige Verstrickungen erwarten.

Wenn viele Künstler aus Hollywood sowie Musiker in diese Machenschaften verwickelt sind, dann ist das bei derart wichtigen Technologien wie Computer oder Internet ebenfalls zu erwarten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2020 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43886

Ja, das hatte ich im Internet auch gelesen, es ist ja auch Gegenstand einiger Filme (Apollo-Mission) usw. Aber warum ging der Anteil dann zurück? Der typische Nerd, der mit 17 etwas erfindet und vielleicht seine erste Firma gründet, ist männlich. Auch an den Gymnasien wird man fündig.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 09.07.2020 um 14.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43884

Zum Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2020 um 05.43 Uhr

"Interessanterweise fordert man Geschlechterproporz bei Wahllisten und in Aufsichtsgremien o. ä., aber nicht bei den genannten Grundschullehrern und auch nicht bei Programmierern (über 90 % männlich). Was besagt das über die jeweils erforderliche Eignung und Neigung?"

Nichts! In früheren Zeiten (lange vor dem PC) waren die meisten Programmierer weiblich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2020 um 11.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43882

Wegen mehrerer Corona-Fälle sind drei Koblenzer Studierendenwohnheime unter Quarantäne gestellt worden. Drei Bewohner hätten Symptome gespürt und sich ins Krankenhaus begeben, ein Schnelltest sei positiv ausgefallen, teilte die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz mit. Auch Kontaktpersonen zeigten nach den Angaben Symptome und wurden getestet.
Zwei nachweislich Infizierte leben in einem Wohnheim, der dritte in einem anderen. Das dritte Wohnheim sei wegen Kontakten der Bewohner zu den anderen beiden Gebäuden ebenfalls unter Quarantäne gestellt worden.
Die drei Wohnheime bieten insgesamt Platz für rund 350 Bewohnerinnen und Bewohner. "Es sind nicht alle da", sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung. Alle Bewohner würden auf das hoch ansteckende Coronavirus getestet.
Zahlreiche Polizisten kontrollierten alle Ausgänge der drei Studierendenwohnheime. Mitarbeiter vom Deutschen Roten Kreuz und von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft kamen in weißer Schutzkleidung und mit Masken, um Abstriche von den Bewohnern zu nehmen.
(ZEIT 9.7.20)

Hier enthält jeder Satz etwas vom Kampf mit dem Gender, und das Ergebnis ist: Kraut und Rüben. Man erkennt auch, wie die Redaktion ihre Leser einschätzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2020 um 05.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43879

Interessanterweise fordert man Geschlechterproporz bei Wahllisten und in Aufsichtsgremien o. ä., aber nicht bei den genannten Grundschullehrern und auch nicht bei Programmierern (über 90 % männlich). Was besagt das über die jeweils erforderliche Eignung und Neigung?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2020 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43874

Eine Frauenquote ist schnell gefordert. Aber auch wenn man von der Frage unterschiedlicher Eignung absieht: Wie steht es mit der unterschiedlichen Neigung? Die Überrepräsentation von Frauen in sozialen Berufen beklagt man nur wegen der geringeren Bezahlung (Pflege), aber nicht wegen eines Frauenanteils von 87 % an den Grundschullehrern. Ob sich bei besserer Bezahlung daran viel ändern würde? Dabei verdienen alle deutschen Lehrer sehr gut, rund das Doppelte des OECD-Durchschnitts. Für Frauen offenbar ein sehr erstrebenswerter Beruf.
Und bei Wahlämtern bedeutet die Quote eine Beschränkung der Wahlfreiheit. Die Parteien können den Wählerwillen zwar nicht direkt einschränken, aber durch die Zusammenstellung der Listen sehr wohl. Das wird praktisch nicht diskutiert.
Proporz ist das Gegenteil von Chancengleichheit.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 30.06.2020 um 01.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43814

Der Wikipedia-Artikel zu "Praktischer Arzt" beginnt mit "Praktischer Arzt oder Praktische Ärztin ist eine seit der Weiterbildungsordnung von 1992 nicht mehr neu vergebene Berufsbezeichnung für einen niedergelassenen Arzt ohne eine zum Führen der Bezeichnung „Facharzt“ obligate Weiterbildung." Anschließend ist nur noch vom Praktischen Arzt die Rede.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.06.2020 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43804

Schon wahr!

Argumente sind allerdings zwecklos, da die Linke alle Kulturkämpfe gewinnt, sozusagen als Trostpreis dafür, daß die Besitzverhältnisse nicht angetastet werden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.06.2020 um 02.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43799

Nochmals zum Genderwahnsinn:

Die informierteren Befürworter des Genderns kennen durchaus den Unterschied zwischen Genus und Sexus. Deshalb kommt man in der Diskussion nicht weiter, wenn man sie – wie es oft geschieht – über die Funktion des generischen Maskulinums belehrt. Sie irren aber in zwei wesentlichen Fragen.

Erstens glauben sie, daß vor dem geistigen Auge der Hörer oder Leser automatisch Männer erscheinen, wenn irgendwo maskuline Personenbezeichnungen auftauchen. Mich überzeugt das nicht. Ob in meinem Kopf überhaupt irgendeine Assoziation hinsichtlich des natürlichen Geschlechts ausgelöst wird, weiß ich nicht. Mit manipulativen Fragetechniken kann man das jedenfalls nicht klären. Viel naheliegender erscheint mir der Gedanke, daß Bilder im Kopf, falls sie denn wirklich existieren sollten, zunächst das Vorfindliche widerspiegeln.

Mag sein, daß die Leute bei »Lokführer« erst einmal an einen Mann »denken«. Aber liegt das wirklich am generischen Maskulinum oder daran, daß die Loks in der Realität fast ausschließlich von Männern geführt werden? Sind »Putzkräfte« in unserer Vorstellungswelt deshalb zunächst Frauen, weil das Wort »Putzkraft« grammatisch weiblich ist oder weil diese Tätigkeit nun einmal zum allergrößten Teil von Frauen ausgeübt wird? Bei den »Rettungskräften« sehe ich trotz grammatischer Weiblichkeit eher Männer in Aktion, ebenso bei den »Feuerwehrleuten«. Und wären ab morgen 95 Prozent der »Backenden« Frauen, würden vielleicht schon in ein paar Jahren die meisten das Wort »Bäcker« mit Frauen assoziieren – aber eben auch das Wort »Backende«. Wenn vom besonderen Humor der »Berliner« die Rede ist, fallen mir ebenso viele Frauen wie Männer ein. Die vermeintlich genderneutralen »Abgeordneten« des Deutschen Bundestages sind weit überwiegend Männer. Was löst das Wort im Hirn der Leute aus? Ich weiß es nicht, ich vermute aber nichts anderes als die »Parlamentarier«. In Holland sind seit dem 15. Juni Touristen wieder willkommen. Wer um alles in der Welt denkt bei »Touristen« nur an Männer??

Der zweite große – eigentlich noch viel größere – Irrtum der Genderer besteht in der Annahme, die Welt über einen gewaltsamen Eingriff in die Sprache in ihrem Sinne verändern zu können. Sie mögen damit die Sprachgewohnheiten beeinflussen, aber nicht die tatsächlichen Verhältnisse. Wenn junge Leute jahrelang »Studierende« hören oder lesen, glauben sie irgendwann vielleicht wirklich, daß mit »Studenten« nur Männer gemeint seien. Daß aber ein Arbeitgeber eher bereit wäre, eine Frau auf einen Chefposten zu setzen, wenn er nur lange genug – sei es aus Überzeugung oder als Mitläufer – geübt hat, auf den Gebrauch des generischen Maskulinums zu verzichten, ist derart unwahrscheinlich, daß es erheblicher, ja fast übermenschlicher Anstrengungen bedürfte, die Richtigkeit dieser Behauptung zu beweisen. Solche Anstrengungen werden aber nicht mal ansatzweise unternommen! Wie kann es sein, daß etwas als plausibel durchgeht, was bei genauerer Betrachtung völlig unplausibel ist? Warum lassen sich so viele ohne Not in den Schraubstock einer reaktionären feministischen Kunstsprache einspannen?

Die sprachlichen Mätzchen lenken von der eigentlichen Frage ab, ob Frauen gegenüber Männern bei uns tatsächlich noch nennenswert benachteiligt sind. Wenn ja, dann muß man dagegen endlich etwas tun! Dann lehnt man es ab, mit dekadenten Sprachspielchen seine Zeit zu vertun. Wenn nein, dann ist alles in bester Ordnung, und man kann sich entspannt zurücklehnen. Ich vermute, daß die Wirklichkeit irgendwo dazwischenliegt. Und was wäre denn, wenn sich in bestimmten Bereichen herausstellen würde, daß Frauen zwar gleiche Chancen haben, Position X zu ergattern, die bisher ausschließlich von Männern besetzt worden ist, vielleicht aber gar keine Lust auf diese Position haben – sei es aus Bequemlichkeit, sei es aus mangelnder Neigung, sei es aus besserer Einsicht? Muß man sie dann zu ihrem Glück zwingen? Und wäre das dann nicht eine sehr patriarchalische Haltung?! Haben Frauen nicht das Recht, Chancen liegenzulassen? Haben Männer nicht das Recht, Chancen liegenzulassen …?

Über all das wird kaum noch gesprochen. Wie kommt es eigentlich, daß die Ansprüche an eine Diskussion unter mündigen Erwachsenen derart gesunken sind?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2020 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43787

Vier sonst unbekannte Autoren verlassen die Literatur-Agentur, die J. K. Rowling betreut, wegen ihrer Äußerungen zu Transgender. Auch die SZ berichtet darüber, erwähnt aber nicht einmal die vier Namen.
Rowling darf eine persönliche Meinung zu Geschlechterfragen haben, sollte sie aber für sich behalten, sonst setzt es Hiebe. Andere Meinungen sind eben gar nicht zu ertragen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2020 um 16.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43759

In einem Text der SZ zu Corona heißt es:

Sängerinnen und Sänger
Forscherinnen und Forscher
Erntehelferinnen und Erntehelfer
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen
Patienten
Überträger
Forscher
Freunde


Dieser Mischmasch ist weit verbreitet. Eine grammatische Kategorie wie Genus/Sexus kann aber auf die Dauer nicht einfach unterschiedslos mal eingesetzt werden und dann wieder nicht. Die ungezwungene mündliche Rede normaler Menschen kennt so etwas auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2020 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43754

Die quasi-staatlichen Umerziehungsversuche an erwachsenen Menschen wirken impertinent.

Hat jemand Erfahrung mit frei finanziertem bzw. werbefinanziertem Rundfunk? Vielleicht über Deutschland hinaus?
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 15.06.2020 um 00.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43750

HR Info macht das inzwischen fast durchgängig und macht es damit immer schwerer, zum eigentlichen Kern der Nachrichten, Kommentare oder Interviews durchzudringen, weil ständig Stolpersteine in die Texte eingebaut werden. Schließlich spricht außerhalb der Elfenbeintürme kaum jemand so.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2020 um 16.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43745

Laut Deutschlandfunk wurden Teilnehmer innen auseinandergerissen. Feministischer Schluckauf, zwangsgebührenfinanziert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2020 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43722

Über Rowling:

Nachdem die Autorin im Netz betont hatte, dass lediglich Frauen menstruieren würden, erntete sie einen heftigen Shitstorm – der Grund: Sie habe mit ihren Worten die Trans-Gemeinschaft diskriminiert.

Ich bin ein Mann und will auch menstruieren wie jeder andere!

Im Ernst: Es ist noch nicht verboten, eine Meinung zu äußern, aber das Spektrum ist sehr eng geworden. Fast immer meldet sich eine empörte „Gemeinschaft“ (Meute). So klein sie ist, zur Rufschädigung reicht es allemal.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2020 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43717

Bei einer Untersuchung unter der Leitung von Forschenden des University College London (UCL) wurde festgestellt, dass repetitives negatives Denken das Risiko einer Alzheimer-Erkrankung deutlich erhöht. (Alexander Stindt, heilpraxisnet.de 9.6.20)

Britische Forscher haben jetzt herausgefunden, dass negatives Denken über einen längeren Zeitraum einen Risikofaktor für Demenzerkrankungen darstellt. (RTL 9.5.20)

Ähnlich andere Medien, nur Stindt ist auf eine „Untersuchung unter der Leitung von Forschenden“ gekommen, was ja auch abgesehen vom Gendertick ein dolles Ding ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2020 um 09.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43706

Die FAS bringt wegen der Rassenunruhen einen Beitrag des afroamerikanischen Autors Maurice Carlos Ruffin, übersetzt von Tanja Handels. Wahrscheinlich ist schon im Original das Adjektiv „Black“ immer groß geschrieben, daher auch „Schwarz“ in der Übersetzung, aber das Gendern muß die Übersetzerin hinzugefügt haben: „Bürgerinnen und Bürger“, „Autofahrende“ usw. Es macht die Lektüre pädagogischer und beschwerlicher als nötig.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 05.06.2020 um 08.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43699

In einem Gastbeitrag in der FAZ äußern sich die Staatsoberhäupter Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zur Klimapolitik. Wenn es nicht so traurig und offensichtlich anbiedernd wäre, könnte man sich amüsieren über die Fehler, die beim angestrengten Gendern passieren, und zwar sowohl den Autoren als auch der Zeitung. Der deutsche Bundespräsident hätte vermutlich »Bürgerinnen und Bürger« geschrieben, vielleicht sogar auch mal nur »Bürger«. Das war aber wohl mit dem österreichischen Kollegen nicht zu machen, also steht nun »Bürger*innen und Bürger« im Text! Ein beliebter Fehler bei Genderanfänger*_Innen. Ich stelle mir vor, wie in der ersten Textfassung »Bürgerinnen und Bürger« stand, dann aus Wien (oder Bern, ich tippe aber auf Wien) die dringende Bitte kam, auch mal das Gendersternchen zu verwenden, und dann hat irgendwer in Wien oder Berlin halt diesen Bock geschossen.

Vielleicht war es aber auch jemand aus der FAZ-Redaktion, und der Fehler bei ist bei der letzten Durchsicht in den Hauptstädten übersehen worden. Jedenfalls ist aus dem hübschen »jede und jeder« im Text in der Zwischenüberschrift nun ein »Jeder und jeder« geworden. Ein Paukenschlag: Männer und Männer! – zumindest nach feministischer Lesart. Das geht wohl aufs Konto der Zeitung, denn Zwischenüberschriften werden dem Autor oft nicht zur Genehmigung vorgelegt.

Apropos »Autor«, unter dem Artikel lesen wir den Hinweis: »Die Autoren (sic) sind die Staatsoberhäupter Deutschlands, der Schweiz und Österreichs.« Man hat in Frankfurt noch viel zu lernen.

(https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/gastbeitrag-zum-weltumwelttag-wachstum-durch-kluge-klimapolitik-16800362.html)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.05.2020 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43658

Tausende von Bürgerinnen und Bürger... (FAZ 27.5.20)

Wie zu vermuten, liefert die Suche nach von Bürgerinnen und Bürger über 100.000 Belege, und das ist ja nur eine der vielen feministischen Wendungen, die beim Heunterleiern amputiert werden und bei empfindlicheren Menschen einen Phantomschmerz hinterlassen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 22.05.2020 um 01.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43629

Zur Vermeidung der sperrigen Doppelformen weichen Genderer gelegentlich auf das Partizip I aus. So werden aus den Forscherinnen und Forschern auch schon mal die Forschenden (= Forscher). Das stört zwar das Sprachgefühl der übergroßen Mehrheit empfindlich, kommt aber den Forderungen der Sprachökonomie entgegen. Neu ist die Praxis, bei Nennung von zwei Personengruppen der einen das weibliche und der anderen das männliche Geschlecht zuzuweisen. Das war schon in dem neckischen der eine oder die andere angelegt, bei Konstruktionen wie Bürgermeisterinnen und Landräte aber hört der Spaß auf, weil hier die Aussage verfälscht wird, jedenfalls solange das generische Maskulinum im Deutschen quicklebendig und der Normalfall ist:

Der Landtag hat in der vergangenen Woche mit den Stimmen von CDU und FDP beschlossen, dass Bürgermeisterinnen und Landräte in NRW rückwirkend zum 1. Januar 2020 mehr Geld erhalten sollen. (SPD Euskirchen)
In der Überschrift übrigens noch richtig: Mehr Geld für Bürgermeister und Landräte kommt zur Unzeit

Neulich in einem Anreißer in Spiegel Online: Unter den Infizierten in Deutschland sind laut einem Bericht besonders viele Ärztinnen und Krankenpfleger.
Im Text selbst dann richtig: Unter den Coronavirus-Infizierten sind laut einem Medienbericht viele Mitarbeiter von Krankenhäusern, Arztpraxen, Rettungsdiensten und Pflegeheimen.

Offenbar meinen die Autoren, einer gefühlten Ungerechtigkeit abzuhelfen, indem sie einmal die Männer und einmal die Frauen sprachlich »benachteiligen« – das hebt sich dann irgendwie gegenseitig auf. Das ist natürlich blanker Unsinn. Bei den Bürgermeisterinnen mag man noch schnell erkennen, daß kaum nur weibliche Amtsinhaber gemeint sein können (obwohl man selbst das nicht von vornherein ausschließen kann, Stichwort: positive Diskriminierung). Aber als ich Ärztinnen las, dachte ich wirklich nur an Frauen, schon weil die Frage, welches Geschlecht stärker von Corona betroffen ist, in den letzten Wochen immer wieder diskutiert worden ist.

Das Gendern mag sich in den Sondersprachen bestimmter Bereiche (Politik, Verbände, Unis) relativ ungestört ausbreiten, weil die Sprecher die Kluft zur normalen Ausdrucksweise – entweder als Überzeugungstäter oder, wohl in der Mehrheit, als Mitläufer – hinnehmen. Aber das generische Femininum trägt allzu deutlich die Züge einer (wenn auch gegenstandslosen) Retourkutsche, als daß sich ein nennenswerter Teil der Sprachgemeinschaft dafür erwärmen könnte. Es trägt auch nichts zur Lösung irgendeines tatsächlichen Problems bei. Soweit Frauen in einigen Gesellschaftsbereichen immer noch benachteiligt sind, wird sich das nicht dadurch ändern, daß alle plötzlich sagen »Du solltest mal zur Ärztin gehen«. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2020 um 12.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43606

Nachtrag zu Drohnen: Die Drohne mit dem hübschen Namen „Reaper“ (typisch amerikanisch, vgl. „Fat Man“, „Little Boy“) räumt gründlich auf, kostet aber 20 Mill. $ pro Stück. Die Zukunft gehört vielleicht den kleinen und billigen Drohnen, die man ja fast schon im Spielwarengeschäft kaufen kann. Aufwendige Sonderkommandos erübrigen sich dann. Auch Exilrussen, -nordkoreaner usw. sollten auf der Hut sein; statt des Amazon-Päckchens kann jederzeit und überall etwas anderes angeflogen kommen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.05.2020 um 10.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43605

"Der Abbruch verlief jederzeit sicher", teilte die Betreiberin des Meilers, der Energieversorger EnBW, kurz nach der Sprengung mit.
(MM, 15.5.20, S. 1)

"Die Betreiberin", aber "der Energieversorger". Wieso nicht Energieversorgerin?

Und wieso überhaupt das Suffix -in für die EnBW, die Energie Baden-Württemberg AG, sind die Energie oder die Aktiengesellschaft Frauen, vermehren sie sich geschlechtlich?

Wird irgendeine wirkliche Frau beleidigt oder diskriminiert, wenn man den Konzern EnBW einen Betreiber des Atommeilers oder eben, wie es die Zeitung anscheinend nur versehentlich tat, einen Energieversorger nennt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2020 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43588

Die Bibel ist voller Gewalt. Auch wenn vieles nicht historisch ist, sondern nur Gewaltphantasien. Darum lieber nur Wolldecken.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.05.2020 um 14.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43587

Über die Bewaffnung der Drohnen dürfen wir nicht vergessen, daß auch unsere Soldatinnen und Soldaten selbst direkt todbringende Waffen tragen. Das ist sehr, sehr unmenschlich! Wir sollten die gesamte Ausrüstung unserer Armee künftig auf Bibeln und warme Decken beschränken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.05.2020 um 12.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43585

Zum Schutz unserer Soldatinnen und Soldaten brauchen wir bewaffnete Drohnen (Kramp-Karrenbauer). Und unsere Polizistinnen und Polizisten? Darüber reden wir später.

(Obamas Drohnenkrieg soll ausdrücklich nicht das Vorbild sein. Sondern irgendwie anders.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2020 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43572

In Berichten über die neue Wehrbeauftragte und in deren eigenen Äußerungen konnte man oft Soldaten und Soldaten hören. Meine Frau meint, Soldatin und Soldaten gehört zu haben, aber eine Silbe fehlte praktisch immer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.05.2020 um 04.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43570

Auf feministische Proteste hin werden die Wörterbücher der Oxford University Press antisexistisch überarbeitet, vor allem in den Beispielsätzen. "I was doing housework" statt "She was doing housework". Auch Adjektive sind betroffen, die den weiblichen Körper als sexuell interessant beschreiben. Diese volkspädagogische Maßnahme wird allerdings durch eine Milliardenindustrie unterlaufen. Die will z. B. das Haar der Frauen gerade so herrichten, wie es laut neuem Wörterbuch nicht mehr sein soll ("lustrous").
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.05.2020 um 19.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43569

Es geht um eine Schülerin einer Schule in Bosnien-Herzegowina
(MM, 22.1.20, S. 3, Bildunterschrift):

Azra Keljalic eine der Schüler, die sich gegen ethnische Trennung wehren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2020 um 09.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43561

Die Website der Erlanger Uni ist streng durchgegendert, aber die Alumni sind dem Gender-Sprachamt entgangen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2020 um 04.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43511

Ich widme dieses Buch der Erde, welche Mutter, Tochter, Freundin und Geliebte ist, damit alle Menschen einen Weg finden werden, sowohl sie als auch einander mehr zu lieben.
Ich widme dieses Buch weiters der ägyptischen Göttin Sachmet, die das antike Bild der weiblichen Kraft ist und uns helfen kann, die Wege der Mütterlichkeit zu beschützen und frei von Abhängigkeiten und falschen Vorstellungen eine bessere Gesellschaft zu schaffen.
(Genevieve Vaughan)

Schwärmerisch feministisch, gilt aber auch als Semiotikerin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.04.2020 um 14.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43469

"Max Planck Forschung" wird bekanntlich nicht verkauft, sondern verschenkt, ist folglich gegendert. Die "Forschenden" sind bestimmt nicht gefragt worden.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 19.04.2020 um 11.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43451

Aus einer aktuellen hessischen Verordnung:

l) Medizinisch-technische Laboratoriumsassistentinnen und Medizinisch-technische Laboratoriumsassistenten gemäß § 1 Abs. 1 Nr. 1 des MTA-Gesetzes vom 2. August 1993 (BGBl. I S. 1402), zuletzt geändert durch Gesetz vom 15. August 2019 (BGBl. I S. 1307),

m) Medizinisch-technische Radiologieassistentinnen und Medizinisch-technische Radiologieassistenten gemäß § 1 Abs. 1 Nr. 2 des MTA-Gesetzes,

n) Medizinisch-technische Assistentinnen für Funktionsdiagnostik oder Medizinisch-technischer (sic!) Assistenten für Funktionsdiagnostik gemäß § 1 Abs. 1 Nr. 3 des MTA-Gesetzes,


Und so weiter im gesamten zwölfseitigen Dokument.
Immerhin konsequent.
Der Fehler in Punkt n) fällt dann bei diesem Getöse gar nicht mehr auf.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 18.04.2020 um 10.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43438

Gehören Schausteller zur Speerspitze des Feminismus?

Hätte wohl keiner vermutet aber ich wurde plötzlich unsicher, als ich in einer privaten Email über das Wort "Schaustellendenverband" stolperte.
Kurze Google-Anfrage ergibt null Treffer.

Der Text aus der Feder eines ev. Pfarrers war auch sonst perfekt durchpartizipiert, dann ist die Schaffung eines neuen Verbandes in gewisser Weise konsequent.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2020 um 15.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43422

Um die Corona-Pandemie, das Virus SARS-CoV-2 und die Krankheit Covid19 verstehen und behandeln zu können, waren in den vergangenen Wochen Epidemologinnen, Virologinnen oder Pneumologinnen die ersten Ansprechpartner. (...)Als Bürgerin hätte ich jedoch in der Corona-Krise ein deutlich besseres Gefühl, wenn ich wüsste, die Bundesregierung würde nicht so zugespitzt auf Theoretiker und Theoretikerinnen hören.
(Usw.) So gehen die Kommentare einer gewissen Lamya Kaddor bei t-online.

Zum Expertenrat der Leopoldina rechnet sie vor:

Genauer gesagt, zählt man 24 Professoren und 2 Professorinnen. Ein erstaunlicher Frauenanteil von 0,08 für ein Gremium, das Empfehlungen für eine gesamte Gesellschaft machen soll.

Ihre Bücher sind, soviel ich sehe, nicht gegendert. Die sollen ja gekauft werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.04.2020 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43421

Fußnoten aus einem Stundenentwurf:

1 Der Einfachheit halber wird im Folgenden der Begriff „Lehrerin“ für beide Geschlechter verwendet.
2 Der Einfachheit halber wird im Folgenden der Begriff „Schüler“ für beide Geschlechter verwendet.

(/https://www.deutschlandfunk.de/lyrix-unterrichtsmaterialien-juli-2009-deutsch-als.media.8402db702af395aa651c8650527121cf.pdf)

Es geht um Deutschunterricht!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 14.04.2020 um 22.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43412

Der Arbeitsgruppe der Leopoldina, die die aktuelle Stellungnahme zu COVID-19 vorbereitet hat, gehören 24 Männer und 2 Frauen an. Dieses Ungleichgewicht kann man nicht beseitigen, indem man ungerührt von »Expertinnen und Experten« spricht. Dennoch geschieht genau das. Denn die Bekenntnisformel erfüllt immer ihren Zweck, auch dann, wenn in der so bezeichneten Gruppe nur eine oder überhaupt keine Frau auszumachen ist.

Wie naiv muß man sein, um zu glauben, daß man »böse« Männer, die alles unter sich aufteilen, zu einem Umdenken bewegen könnte, indem man sie solche Sprüchlein aufsagen läßt (die lachen sich doch innerlich kaputt)? Und wie wenig Vertrauen muß man andererseits zu den »guten« Männern haben, die bereit sind, etwas von ihrer Macht abzugeben, wenn man nicht auf ihre Taten setzt, sondern auf Lippenbekenntnisse?
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 14.04.2020 um 14.41 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43411

Es ist sehr zu wünschen, daß diese bewährte Ausdrucksweise wieder zum Normaldeutsch wird.

Ja, dann käme man zu der kürzlichen gehörten Feststellung eines Lehrers "Ich kenne jetzt meine Schüler im Schlafanzug." nicht zwangsläufig auf die provokante Ergänzung: "Die SchüleRINNEN kannte er offenbar schon so."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2020 um 08.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43410

Sie ist der dritte Bundeskanzler seit dem Vertrag von Maastricht. (FAZ 14.4.20)

Es ist sehr zu wünschen, daß diese bewährte Ausdrucksweise wieder zum Normaldeutsch wird.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 12.04.2020 um 13.52 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43397

Ansprache Steinmeier gesehen und mitnotiert:

- Bürgerinnen und Bürger
- Lebensrettern
- Freiberufler
- Künstler
- Jeder von Ihnen
- Jeder von Ihnen
- Politiker
- Experten
- Bürgern
- Jeden und jede
- Jeder und jede

"Bürgerinnen und Bürger" ist Pflicht. Und am Ende greift er aufs allseits beliebte "jeder und jede" zurück. Aber dazwischen zeigt er, wie einfach es funktionieren könnte.

Ob ihm für das doppelte "Jeder von Ihnen" die Telefone durch Anrufe der 50% nicht Sichtbaren heißlaufen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2020 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43395

In einem längeren Text über studentische Erntehelfer (FAZ 11.4.20) kommen vor: Student, Studentin, Landwirte, Arbeiter usw., er ist auf den ersten Blick nicht gegendert. Nur ein Wort kommt nicht vor: Studenten; es ist stets durch Studierende ersetzt. Studierende stechen Spargel usw. Es könnte sein, daß dieses Partizip lexikalisiert wird wie früher Reisender; dann müßte allerdings der Singular hinzukommen. So ist es nicht Fisch und nicht Fleisch, wirkt nur bemüht.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.04.2020 um 23.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43374

Kaum jemand scheint zu bemerken, daß diejenigen, die Frauen in der Sprache »sichtbar« machen möchten (»Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter«), und jene, die von Geschlechtern nichts wissen wollen (»Mitarbeitende«) in völlig unterschiedliche Richtungen marschieren. Es geht keineswegs um stilistische Nuancen, sondern um zwei unvereinbare Positionen. Die arglosen Papageien wissen von alldem nichts.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.04.2020 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43373

AKK heute morgen im DLF (und der Mann – pardon: die Person – im Studio natürlich auch): »Reservistinnen und Reservisten«. Das muß nicht sein! Man kann genausogut von »Reservierten« sprechen. Damit vermeidet man nicht nur die etwas unschöne Doppelform und schon gar das reaktionäre »Reservisten«, man umgeht damit auch die Beantwortung der unbehaglichen Frage, warum man überhaupt eine Sprachgemeinschaft von Abermillionen Erwachsener »geschlechtergerecht« umerziehen will, wenn es doch gar keine Geschlechter gibt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2020 um 04.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43369

Wie wir gesehen haben, stehen die Universitäten kurz davor, die Verweigerung des Genderns zur Dienstpflichtverletzung zu machen. Peter Eisenberg andererseits lehnt zwar das Gendern an, aber mit dem Argument, es verstoße gegen die amtliche Rechtschreibung, deren Mißachtung wiederum eine Dienstpflichtverletzung sei usw.

Diese Exzesse können nur zu einem bösen Ende führen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.04.2020 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43368

In der "Rechtfertigungspflicht" sollen also nun alle stehen, die freie Texte verfassen wie z. B. die Zeitungen usw. Das könnte euch so passen! Den triumphierenden Ton können sie sich nur leisten, weil Tausende von "Gleichstellungsbeauftragten", die meisten aus Steuermitteln bezahlt, die Szene beherrschen und sich um ihren Stand keine Sorgen machen müssen. Vom hohen moralischen Roß treiben sie einen Keil in die Sprache und die Gesellschaft. Wer sich verweigert, ist böse. Es ist eine gemeingefährliche Gesinnungsdiktatur, wie ja auch der Tonfall zeigt. Da vergeht mir das Lachen, ehrlich gesagt.

Ich vermute, daß man dieser (und damit der ganzen?) Sprachwissenschaft eines Tages bescheinigt: Kann wegfallen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.04.2020 um 00.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43366

Schon der Klappentext ist amüsant, da werden gleich zweimal die "Autorinnen" des Buches erwähnt, und kurz danach erfährt man auf eben dieser Webseite, daß der "Autor" Gabriele Diewald ist.

Der Stil des Klappentextes spricht auch sonst Bände:
"... und es führen die Autorinnen an zahlreichen Texten aus unterschiedlichen Bereichen vor, wie ..."
Schwülstiger geht’s wohl nicht, was soll diese Einleitung mit dem unpersönlichen "es" a la "Es zogen auf sonnigen Wegen ..."?

Also wer seinen Spaß haben möchte, kommt mit diesem Buch sicherlich auf seine Kosten.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 06.04.2020 um 23.09 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43365

"Handbuch geschlechtergerechte Sprache"

Hier sind die ersten 98 Seiten einsehbar (Klick auf das Auge-Symbol):

https://ernster.com/detail/ISBN-9783411745173/Diewald-Gabriele/Handbuch-geschlechtergerechte-Sprache#r81340-0-84355:89051:101949

Das Vorwort kommt ziemlich triumphierend daher:
Nicht mehr diejenigen, die sprachlich fair und nicht diskriminierend kommunizieren wollen, sind in der Rechtfertigungspflicht, sondern diejenigen, die die Auffassung vertreten, dass es so, wie es bisher war, auch bleiben soll.

Und so selbstbewußt geht es auch weiter.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2020 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43363

Dudenredaktion (Herausgeber), Gabriele Diewald (Autor): "Handbuch geschlechtergerechte Sprache"

(erscheint am 20.4.2020)

Solche gelben Bände werden wohl von vielen als kanonisch und verpflichtend angesehen werden. "Geschlechtergerecht" klingt unwiderstehlich.

Germanistinnen haben eine Marktnische gefunden.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer , verfaßt am 02.04.2020 um 19.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43339

Die Adjektivschreibung mit Bindestrich und großem Anfangsbuchstaben (Personen-große, Personen-hohe) empfinde ich hier auch als abwegig. Das mag in bestimmten adjektivischen Zusammensetzungen möglich sein, aber m. E. nicht in diesen einfachen Fällen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2020 um 17.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43338

Aktivist_innen positionieren Personen-große rote Buchstaben mit einer klaren Botschaft vor dem Gebäude. (https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200312_OTS0136/einladung-tierversuchskritik-mit-personen-hohen-buchstaben)

Eigentlich sagt man im Deutschen mannshohe Buchstaben, aber das geht hier nicht, weil der Tierschützertext durchgegendert ist.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 02.04.2020 um 15.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43337

Um die Verwechslung mit dem Ei zu vermeiden, schlage ich die italienische Form "-ia" vor.

Weil ein großer Teil des englischen Wortschatzes auf die altisländische Wikingersprache zurückgeht, schlage ich altisländisch "hendi" = Dativ Singular "für die Hand" vor.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 02.04.2020 um 11.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43336

„‚Aber ich habe Satz X konstruiert, bei dem sich das generische Maskulinum nicht einfach durch eine weibliche Form oder eine Beidnennung ersetzen lässt, ohne dass die Bedeutung sich verändert.‘ Tja, was machen wir da bloß… ich glaube, es gibt keine Lösung, denn Sätze lassen sich bekanntlich nicht umformulieren“, so Stefanowitsch.

Klar lassen sich Sätze umformulieren, dennoch hat man mit dem Gendern eine weitere potentielle Fehlerquelle, so stellt sich eben die Frage, ob die Befindlichkeiten von Sprachfeministen wirklich mehr Gewicht haben.

„‚In der Weihnachtsbäcker*innenrei‘? Wir haben mit Rolf Zuckowski seine Lieder umgeschrieben.“

In Bäckerei steckt kein Suffix -rei, sondern -ei. Auf der Website von bento wurde zu Weihnachtsbäcker*innenei korrigiert, allerdings ist die Pluralendung -en in der Derivationsbasis überflüssig: Weihnachtsbäcker*innei. Grimm hat es beinahe vorgemacht („aus dichter kann dichterisch, aus gärtner gärtnerei gebildet werden, aus dichterin, gärtnerin kein dichterinnisch, gärtnerinnei“).

Im Wörterbuch GESCHICKT GENDERN finden sich „gendergerechte Alternativen“ wie Bezugsperson (zu Abonnent!), Abenteuer mutige Person und Abschluss inhabende Person (richtig wäre einen Abschluss innehabende Person), das ist nicht sehr geschickt, sondern grenzt an Realsatire, wie der Anglizismen-Index, wo zum Beispiel chat’n chuck cell phone eingetragen ist (in der Online-Version eigentlich mit ASCII-Apostroph, aber mein Kommentar wird sonst womöglich nicht angenommen, daher ersetzt), obwohl ich für diesen Ausdruck nur einen Beleg gefunden habe – und zwar im Englischen, nicht im Deutschen –, und Wegwerfhändi mit ä und i als Ersatz vorgeschlagen wird, während bei handy² (irrsinnigerweise in Kleinschreibung) die Übertragung Händi kursiv gesetzt ist („Gewagte oder spöttische Übertragungen sind kursiv gesetzt“); chatter (wieder in Kleinschreibung) ist der Klasse 2 (differenzierend) zugeordnet, als Übertragungen sind (Netz-)schwatzpartner und Netzplauderer eingetragen – warum nicht Gesprächspartner?

Zurück zum Gendern: In Österreich gibt es Verordnungen mit Kurztiteln wie Kunststoffformgebung-Ausbildungsordnung und Maler/in und Beschichtungstechniker/in-Ausbildungsordnung, angebracht wäre hier eigentlich ein Gedankenstrich (mit Abständen wie bei Sanitär- und Klimatechnik - Ausbildungsordnung), bei einem echten Kompositum wäre ein Fugenelement zu erwarten, darüber hinaus fehlt beim Motionssuffix streng genommen ein Ergänzungsstrich. Mit einer Anbindung der ersten Berufsbezeichnung landen wir bei Maler-/-innen- und Beschichtungstechniker-/-innen-Ausbildungsordnung.

VerbraucherInnenschützerInnen (so gesichtet in dieStandard) suggeriert für mich Innenschützer als Bestandteil, man könnte mit dem Bindestrich nachhelfen: BürgerInnen-MeisterInnen-KandidatInnen. Sehr einfach und LeserInnen-freundlich, gell?

Wie sieht es eigentlich mit der Worttrennung am Zeilenende aus? Da manchmal ein Knacklaut gesprochen wird, könnte man so trennen:

Schüler-
*innen

Zuschauer-
Innenraum

Letzteres kann auch für Zuschauer-Innenraum stehen. Wie soll andererseits eineN neueN SchülerIn ausgesprochen werden? Man könnte natürlich eine neue SchülerIn schreiben (damit hätte man eigentlich ein generisches Femininum, aber gut, man sieht ja die Varianten Schüler und Schülerin). Begegnet ist mir diese Trennung:

Gender-Gegner_
innen

Der Gender-Gap erfüllt hier also auch die Funktion eines Bindestrichs, manchmal wird denn auch Gender_Gap geschrieben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 31.03.2020 um 23.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43324

Ich kann mir nicht helfen, aber wenn ich höre, daß sich ein Kommunalpolitiker im Fernsehen an dem unaussprechlichen Monstrum »Jenaerinnen und Jenaer« abarbeitet, muß ich unwillkürlich an die »Närrinnen und Narrhalesen« denken.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer , verfaßt am 31.03.2020 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43321

Astronauten geben Tipps für zu Hause
[...]
Nicht so viel Platz zur Verfügung zu haben und nicht einfach vor die Türe zu können – das kennen Astronautinnen und Astronauten sehr gut.
(Mannheimer Morgen, 30.3.2020, S. 6)

Aber im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen behalten die Vertreterinnen der Zunft anscheinend ihre allgemeinnützigen Erfahrungen lieber für sich.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 31.03.2020 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43319

Womöglich werden solche Beiträge nicht aus Überzeugung veröffentlicht, sondern um möglichst viele Reaktionen zu provozieren; schon ein paar alberne Absätze sorgen für unzählige Klicks. Liest man sowas nicht nur, um dann die Kommentare zu überfliegen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2020 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43317

Danke für den Hinweis! Die Frau ist eine grüne Pädagogin ohne sprachwissenschaftliche Kenntnisse, äußert sich aber kraft Amtes über Sprache. Lammfromm nimmt man es hin, das ist hier an unserer Uni genau so. Korrekte Gesinnung siegt über Sachkenntnis. Entsprechend das Selbstbewußtsein dieser Damen.

Man sollte alle Genderbeauftragten entlassen.
 
 

Kommentar von C. Schardt, verfaßt am 31.03.2020 um 17.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43315

Nicht repräsentativ aber interessant: Die Kommentare unter diesem Artikel (680 an der Zahl) wenden sich vehement (schätzungsweise 90%) gegen die Gendersprache. Und das im Spiegel.

https://www.spiegel.de/panorama/gendergerechte-sprache-ich-frage-mich-wovor-diese-menschen-eigentlich-angst-haben-a-968ab99e-ee39-4f59-9f77-47590da829c6#

Das Interview selbst ist ein Gefälligkeitsinterview. Kritische Nachfragen bleiben aus. Stattdessen kommt die perfide Formulierung "...wovor diese Menschen eigentlich Angst haben." in den Titel.

Und die zwei Kommentarempfehlungen der Redaktion verweisen auf zwei zustimmende Beiträge, die substanzlos und dümmlich sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2020 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43314

Ganz meine Meinung. Und gerade was die Meinung betrifft, so interessiert mich, wie schon öfter gesagt, was die Leute tun, und nicht, was sie "meinen". Zumal eben die sogenannte Meinung in vielen Fällen erst entsteht, wenn man danach fragt.

Die tägliche Karikatur der Meinungsumfragen sind ja die anzukreuzenden Alternativen auf den Websites der Medien. Aus Sicht der empirischen Sozialforschung ein Witz - aber sind die professionellen immer soviel besser?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.03.2020 um 11.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43313

Außerdem, das muß man ja bei aller berechtigten Liebe zur Gerechtigkeit auch sagen, geht es nicht nur um Gerechtigkeit, sondern daneben auch noch um eine vernünftige, unverkrampfte und unverkitschte Ausdrucksweise. Das alles wird mit der alleinigen Vorlage von "gendergerecht" unter den Tisch gewischt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.03.2020 um 11.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43312

Die unzulässige Beeinflussung bei Umfragen beginnt schon mit dem Wort "gendergerecht". Wer möchte nicht gerecht sein?

Es geht ja bei der Umfrage genau um den Punkt, ob die Genderei überhaupt gerecht ist und darum, daß es nicht ungerecht ist, wenn statt mehrerer Wörter nur ein Wort für alle Geschlechter benutzt wird.

Wenn das entscheidende Wort den Menschen schon mit der Frage einseitig suggestiv vorgelegt wird, kann man solche Umfragen vergessen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2020 um 03.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43305

Wie Sie selbst andeuten, kommt es auf die Frage an. Und selbst wenn die Leute verstehen, worum es geht, entspricht ihre Praxis nicht unbedingt ihrem Urteil. Viele Leute glauben ja auch, die Auslautverhärtung sei eigentlich falsch und es müsse [kind] mit stimmhaften d lauten. (Ich habe auf einem Spielplatz in Berlin mal einer Mutter zugehört, die ihrem Kind "richtiges" Deutsch beibringen wollte...)

Der Zirkel von Menschen, denen das Gendern wirklich einigermaßen zur Gewohnheit geworden ist, läßt sich immer noch recht gut begrenzen. Wobei ich natürlich gelegentliches Damen und Herren nicht dazurechne.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 31.03.2020 um 01.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43303

„Das Gendern wird von einer großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt und hat etwas Sektiererisches.“

Ist es wirklich eine Mehrheit? In einer YouGov-Umfrage (2017) lehnten 19 Prozent „voll und ganz“ ab, 23 Prozent lehnten „eher“ ab, 23 Prozent befürworteten „eher“, 14 Prozent befürworteten „voll und ganz“ und 21 Prozent machten keine genaue Angabe. Hier also mehr Ablehnung als Befürwortung, aber letztlich nur von etwa 42 Prozent eine explizit ablehnende Antwort.

Von INSA-Consulere wurde eine Umfrage durchgeführt; „Mehrheit der Deutschen lehnt gendergerechte Sprache ab“ (FAZ), wurde vermeldet, doch gefragt wurde tatsächlich etwas anderes, nämlich: „Wie wichtig oder unwichtig ist Ihrer Meinung nach gendergerechte Sprache für die Gleichstellung der Frau in Deutschland?“ Gendersprache als „eher unwichtig“ für die Gleichstellung der Frau zu erachten, bedeutet nicht, sie abzulehnen, in der Tat kann ihr bei einer solchen Bewertung eine gewisse, wenn auch kleine, Rolle diesbezüglich zugestanden werden; eine andere Frage ist, ob man die Maßnahme gutheißt. Es ist (um es überspitzt zu halten), als würde ich „Ist Klimaschutz die Lösung aller Probleme?“ fragen statt „Ist Klimaschutz sinnvoll?“, so kann man natürlich ein bestimmtes Ergebnis (mehrheitliche Ablehnung) provozieren.

(Nebenbei bemerkt habe ich von der Umfrage in einem maskulistischen Blog erfahren, in dem es heißt: „Über Kommentare, auch gerne kritische freue ich mich, ich bitte allerdings darum sie sachlich zu halten.“ Mein Kommentar, in dem ich meine Skepsis über die Interpretation des Ergebnisses bekundete, wurde jedoch nie freigeschaltet.)

Gefunden habe ich noch das hier (2014):

„Wie ‚profil‘ in der aktuellen Ausgabe berichtet, spricht sich eine knappe Mehrheit der österreichischen Bevölkerung (55%) für eine Bezugnahme auf Frauen in der Sprache aus (Binnen-I, Verwendung von männlicher und weiblicher Form).

40% der Befragten sind laut der vom Meinungsforschungsinstitut Unique research für ‚profil‘ durchgeführten Umfrage dagegen. 5% wollten sich dazu nicht äußern.

[…]

(Online-Befragung, n=500)“

Hier wurde „Knappe Mehrheit laut Umfrage für Binnen-I“ getitelt, wenn es aber lediglich allgemein um die Bezugnahme auf Frauen in der Sprache ging, dann gibt das Ergebnis dies nicht wirklich her, neben dem Binnen-I ist ja auch Splitting möglich, selbst die Verwendung eines generischen Maskulinums mit dem Zusatz (m/w) oder Frauen sind mitgemeint kann als sprachliche Bezugnahme auf Frauen verstanden werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2020 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43300

In einem Interview (FAZ 30.3.20) spricht Staatsministerin Grütters anfangs von ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, dann geht es bis zum Schluß weiter mit dem generischen Maskulinum. Möglicherweise von der Redaktion bereinigt.

Die Empfehlung des Deutschen Ethikrates „Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise“ ist überhaupt nicht gegendert. (https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Ad-hoc-Empfehlungen/deutsch/ad-hoc-empfehlung-corona-krise.pdf)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.03.2020 um 07.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43268

Die „Philosophie des Geistes“ wird hauptsächlich von Männern betrieben, aber sie beschäftigen sich nur mit Frauen: a thinker could think the very contentful thoughts she in fact thinks in her actual environment usw. Die Frauen werden gleichsam zoologisch erforscht. Ob sie das gern lesen? Sie lesen es aber nicht, weil ihnen das Ganze abstrus vorkommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2020 um 03.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43259

Zu http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=754#11092

In dem Dokumentenband ist stets von Studierendentexten die Rede, und das Wort Student ist konsequent vermieden. Andererseits Schülertexte... Es klappt einfach nicht, und das Ganze wirkt verkrampft und abseitig.

Ich glaube aber nicht, daß außer mir irgendeine Menschenseele den Text liest, und es ist ja sowieso alles egal. Corona wäre eine gute Gelegenheit, die Maisitzung des Rates ausfallen zu lassen und dann die Sitzungen überhaupt aufzugeben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.03.2020 um 11.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43252

Wenn’s wirklich drauf ankommt, ist für sprachfeministische Turnübungen kein Platz. Die NRW-Verordnung zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 vom 22. März 2020 (https://www.land.nrw/sites/default/files/asset/document/2020-03-22_coronaschvo_nrw.pdf) hält sich durchgehend an das generische Maskulinum: Reiserückkehrer, Patienten, Kunden, Floristen, Handwerker, Dienstleister, Friseure, Tätowierer, Physiotherapeuten, Hörgeräteakustiker, Optiker, Schuhmacher etc. pp. Nicht auszudenken, wenn dieser Text durchgegendert worden wäre! Man könnte ihn gar nicht ernst nehmen und teilweise nur schwer verstehen. Wie unernst das ganze Unternehmen ist, wird in einer Notlage wie dieser besonders deutlich. Wenn die Krise vorbei ist und niemand mehr die Verordnung lesen und verstehen muß, kann der Text gerne nachträglich »gerecht« umformuliert werden, aber bitte keine Sekunde früher!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.03.2020 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43245

Ist Ihnen das auch aufgefallen?

»IV. Der Weg zur Arbeit, zur Notbetreuung, Einkäufe, Arztbesuche, Teilnahme an Sitzungen, erforderlichen Terminen und Prüfungen, Hilfe für andere oder individueller Sport und Bewegung an der frischen Luft sowie andere notwendige Tätigkeiten bleiben selbstverständlich weiter möglich.« (Hervorhebung von mir)

Hätte man hier nicht erwartet: »Teilnahme an erforderlichen Sitzungen, Terminen und Prüfungen«? Oder sind Sitzungen immer erforderlich? Wie steht es mit Sitzungen des Bundeskabinetts? Vorerst kann die Kanzlerin die Sitzungen ja ohnehin nicht persönlich leiten, aber treten die Kabinettsmitglieder überhaupt noch zusammen, oder sind bis auf weiteres Videokonferenzen geplant?

Man darf gespannt sein, wie eine »Besprechung mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder« umgetauft wird, wenn zufällig wieder nur ein Bundesland von einer Frau regiert wird. »Besprechung mit der Regierungschefin und den Regierungschefs der Länder«??
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2020 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43243

Auch bei ihrem Auftritt am Sonntag (22.3.20) ist die Kanzlerin vom gelegentlichen Gendern alsbald zum generischen Maskulinum übergegangen.

Die FAZ möchte auch bei Lieferschwierigkeiten ihren Abonnentinnen und Abonnenten entgegenkommen und macht den Abonnenten dann ein kostenloses Angebot. Die Abonnentinnen gehen leer aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2020 um 19.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43239

Es ist ja auch kein Theorem, sondern eher ein Bonmot. Übrigens erscheint im Schweizer Monat ein knapper Beitrag von mir, der den Gegenstand behandelt und mit besagtem Satz schließt. Er kommt auch Ihrem Einwand entgegen. In einem fertigen Buchmanuskript lege ich sehr viel ausführlicher die Lobbyarbeit der Schulbuchverleger offen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.03.2020 um 17.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43238

zu #43190:
Das Forsthoff-Theorem ist eigentlich unlogisch, denn mögen irgendwelche Randgruppen und Minderheiten soviel krakeelen, wie sie wollen, sie könnten ohne Mehrheit nirgendwo Schaden anrichten.

Wie kommen Minderheiten also doch zum Ziel? Indem sie genau die besagten "arglosen Trottel mit ins Boot holen". Das würde ich nicht den größten Triumph nennen, sondern so machen sie es immer, wenn sie Erfolg haben.

Das Theorem beruht, obwohl dies immer verschwiegen wird, auf der Voraussetzung, daß die Mehrheit des Volkes dumm und somit gutmenschlichen Versprechungen leicht zugänglich, d.h. manipulierbar ist.

Wer die dumme Mehrheit am geschicktesten in die Pfanne haut, gewinnt. Das ist die eigentliche Aussage des Theorems.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.03.2020 um 02.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43220

Die Fernsehansprache der Bundeskanzlerin ist auch unter dem Aspekt der »geschlechtergerechten Sprache« interessant. In dem rund 1600 Wörter zählenden Text hatte sie (wenn ich richtig gerechnet habe) 28mal die Gelegenheit zu gendern. Sie hat es 21mal, also zu 75 Prozent, NICHT getan. Dort, wo sie die weibliche Form zusätzlich verwendet hat, kann man darüber streiten, ob das nötig war.

Was sagt uns das? Wer eine wichtige Botschaft hat, verzichtet auf sprachliche Narreteien, die nur von der Sache ablenken. Eigentlich eine ganz einfache rhetorische Erkenntnis. Aber in der Flut der Äußerungen von Politikern und Funktionären, mit der wir tagtäglich überschwemmt werden, scheint sie völlig unterzugehen, obwohl die Leute manchmal durchaus etwas zu sagen haben. Sie merken offenbar nicht, daß sie mit ihrer künstlichen Sondersprache nicht nur ihre eigenen Aussagen empfindlich schwächen, sondern auch die Distanz zu den »Bürgerinnen und Bürgern«, denen sie doch so nah sein wollen, noch weiter vergrößern, statt sie zu verkleinern.

Das gilt besonders für die umständlichen Doppelformen. Wenn gendernde Politiker, Beamte oder Verbandsfunktionäre interviewt werden, klingt es oft, als hätten sie einen Sprachfehler. Neulich lief im ZDF ein Gespräch mit dem hessischen Sozialminister Kai Klose (Grüne). Sein unfreiwillig komisches »Ministerpräsident’n und Ministerpräsident’n« preßte er unter soviel Anstrengung heraus, daß er auf mich wirkte wie ein debütierender Schauspieler beim Vorsprechen. Wenn man nicht so genau hinhört, könnte man sich bei durchgegenderten Reden auch an liturgische Texte erinnert fühlen. Wenn die Form den Inhalt verschüttet, hören viele nicht mehr hin. Wem ist damit eigentlich gedient?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.03.2020 um 23.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43219

Hmm, das zeigt, daß ich, obwohl Bayernfan, kein echter Bayer bin. Auf die Radlermaß wär ich nicht gekommen, wohl ebenso wenig wie Ludwig Zehetner sich anscheinend vorstellen konnte, daß es noch ein Deutschland außerhalb Bayerns gibt.

Laut Duden sagt man der oder das Radler. Ich hätte vor allem das gedacht, vielleicht vom Grundwort Bier oder Wasser oder Getränk.

Aber wie auch immer, in jedem Fall kommt dieses Geschlecht nicht vom Bestimmungswort der Radler (=Radfahrer), sondern vom Grundwort, so wie man auch das Pilsner selbstverständlich auf das Bier bezieht.

Wenn es nun ein Getränk für Radler, kurz der oder die oder das Radler genannt, gibt, so war meine Überlegung, dann müßten doch Gendergeschädigte ebenso nach einem Getränk für Radlerinnen, kurz der oder die oder das Radlerin genannt, lechzen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.03.2020 um 22.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43218

Laut Ludwig Zehetner, Bairisches Deutsch und Robert Sedlaczek, Das Österreichische Deutsch gilt:
der Radler = Radfahrer, also männlich belebt;
in Deutschland die Radler = Abkürzung von die Radlermaß,
in Österreich der Radler = Getränk.
Die Genderisierung von Radler ist also ein österreichisches Problem, kein bundesdeutsches.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.03.2020 um 19.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43216

Wann gibt es eigentlich die erste Radlerin zu trinken?
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 20.03.2020 um 13.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43215

Zeit online bringt heute einen Artikel des bulgarischen Politikwissenschaftlers Ivan Krastev: "Sieben Schlüsse aus der Coronavirus-Krise". Im englischen Original war der Artikel beim European Council on Foreign Relations erschienen. Daraus nur ein Satz: "In 1929, following the Great Depression, people demanded strong government intervention to offset the failings of the market." Das modelt die Übersetzerin Meike Dülffer sich so zurecht: "Nach der Großen Depression verlangten die Bürgerinnen und Bürger 1929 entschiedene Regierungsinterventionen, um die Verluste der Märkte auszugleichen."
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.03.2020 um 10.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43214

Krise ab jetzt Chefinnensache
...
Von diesem Zeitpunkt an war klar – die Krise ist ab jetzt Chefinnensache.
(Mannheimer Morgen, 20.3.20, S. 2)

Klingt, als sei die Krise überhaupt nur von Frauen lösbar. Ein Mann als Chef käme gar nicht in Betracht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.03.2020 um 14.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43204

Am Anfang eines Genderisierungsrechtschreibkorrekturprogrammes muß die Frage "männlich belebt (z.B. Tellerwäscher) oder unbelebt (z.B. Geschirrspüler)" stehen. (Das erinnert an die slawischen Sprachen, in denen es um den Akkusativ geht.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2020 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43190

Nach dem Forsthoff-Theorem haben die allgemeinsten Interessen die geringsten Aussichten, weil sie sich nicht organisieren lassen. Zur Zeit tragen die (oft lesbischen) Feministinnen und die Transgender-Aktivisten den Machtkampf unter sich aus. Unter die Räder kommen die Normalos. Der größte Triumph besteht aber darin, die arglosen Trottel mit ins Boot zu holen, so daß ihnen z. B. die Sprachlenkung sinnvoll erscheint, mit der die Lobbygruppen ihnen das Leben schwermachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2020 um 21.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43177

Es gibt allerdings die "sexuellen Zwischenstufen", wie man das früher nannte. Sie sollen nicht benachteiligt werden. Mehr können sie nicht verlangen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.03.2020 um 18.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43175

zu #43172:

Aber was heißt möglich, ist es denn nicht selbstverständlich, bedarf es dazu überhaupt noch irgendeines Beweises, daß die Zweigeschlechtlichkeit von Lebewesen rein biologisch bedingt ist und ausschließlich der Fortpflanzung dient?
Ich kann mir nicht vorstellen, daß vernünftige Menschen etwas anderes behaupten. Die das doch tun, kann man doch nicht ernst nehmen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.03.2020 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43174

Die Genderisierung ist eine große Aufgabe für die Rechtschreibkorrekturprogramme.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2020 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43172

Wer eine biologische Grundlage des Geschlechtsunterschieds für möglich hält, gilt als transphob und hat mit Schwierigkeiten zu rechnen, bis hin zur Entlassung und zur Vernichtung seiner bürgerlichen Existenz.

Als J. K. Rowling sich in diesem Sinne äußerte, fiel die Meute über sie her, und Medien phantasierten zusammen, daß für viel Harry-Potter-Fans "eine Welt zusammenbrach". Welche Welt? Jedenfalls nicht die der Romane. (Auch wenn das Lehrpersonal in Hogwarts eigentümlicherweise ehe- und kinderlos ist wie in einer freilich gemischtgeschlechtlichen Klosterschule.)

Nun, die Menschheit überlebt durch den biologischen Sexus, nicht durch das ideologische Gender; insofern erledigt sich das Thema irgendwann von selbst.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.03.2020 um 03.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43170

Sehr schön auch diese Stelle:

[...], sofern ein Wahlhelfender seine Teilnahme zurückziehen muss.

Was ist dann der große Gendervorteil von Wahlhelfender gegenüber dem üblichen Wahlhelfer?
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 15.03.2020 um 00.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43169

Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf verhaspelt sich bei der Genderei auf ganzer Linie, hier der Link:
https://www.berlin.de/ba-steglitz-zehlendorf/politik-und-verwaltung/aemter/amt-fuer-buergerdienste/wahlamt/artikel.456557.php
Am Ende wurde allerdings ein Wort übersehen: Wahlhelferaufgaben.
Dort wir auf Videos des Bundeswahlleiters verwiesen:
https://www.bundeswahlleiter.de/mitteilungen/bundestagswahl-2017/20170628-wahlhelfer-video.html
Erstaunlich dabei: Die Videos nutzen durchgehend das generische Maskulinum, dessen Funktionieren sogar bestens belegt wird, indem die gezeichnete Illustrierung überwiegend aus Frauen besteht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2020 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43167

Als Wahlhelfende kann jeder tätig werden, der zum Europäischen Parlament wahlberechtigt und kein Wahlbewerber, Mitglied eines Wahlausschusses oder Vertrauensperson eines Wahlvorschlages ist.
(Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf)

Nicht ganz gelungenes Gendern, obwohl man sich ja in Berlin besonders viel Mühe gibt ...
 
 

Kommentar von A.B., verfaßt am 14.03.2020 um 11.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43166

Gewiß auch manche Lehrerin sehnt sich beim Betreten des Lehrer*innenzimmers nach dem Lehrer*außenzimmer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2020 um 03.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43162

Nur scheinbar flüssig geht es ihnen über die routinierten Lippen. Die Wirkung ist und bleibt unerfreulich. Im erwähnten DLF hört man oft den Knacklaut vor dem Suffix – sprachwidrig und daher ohne Zukunft.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.03.2020 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43161

Im DLF kam heute was über "Bürgermeisterinnen- und Bürgermeister-Kandidaten". Der Kandidat stand also auch für angehende Bürgermeisterinnen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.03.2020 um 19.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43160

Das Gegenteil von "innen" ist doch "außen" :-)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2020 um 18.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43159

Empfehlungen zum kirchlichen Leben in Zeiten der Corona-Pandemie
(an die Dekan*innen und Einrichtungsleiter*innen mit Bitte um Weiterleitung)
(...)
Für die Konfirmationsfeiern empfehlen wir den intensiven Dialog mit den Familien der Konfirmanden*innen.

Liebe Mitarbeitende in den Kirchenleitungen...


(Alles evangelisch, wie man sich denken kann.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2020 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43153

Amtspersonen verhaspeln sich jetzt ständig mit den Ärztinnen und Ärzten, die Patientinnen und Patienten zu versorgen haben. – Das Gendern packt jede Aussage in Watte, weich und wohltuend wie jede alliterierende Wortemacherei.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.03.2020 um 17.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43148

Ich habe vom "polnischen Gendern" auch noch nie gehört. Aus dem hier Gegebenen vermute ich aber, daß der Ausdruck in Anlehnung an die polnische Notation in der Mathematik gebildet wurde. Die polnische Notation heißt so, weil sie ein Pole erfunden hat. Es ist eine sehr kompakte, klammerfreie Schreibweise für beliebig geschachtelte Rechen- oder logische Operationen, wobei der Operator entweder vorangestellt (normale poln. Notation, pN) oder nachgestellt (umgekehrte polnische Notation, upN) wird, z. B.:

3+4
pN: + 3 4
upN: 3 4 +

(a+b)×(c-d)
upN: ab+cd-×

Hierbei häufen sich bei mehrfacher Schachtelung die Operatoren am Ende, was vielleicht ähnlich aussieht wie die Suffixe bei diesem poln. Gendern.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 12.03.2020 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43147

Hier ein Beispiel: „Die Motive der Teilnehmernnnie, transportiert werden zu wollen, sind ungefähr immer gleich: Veränderung.“

https://books.google.de/books?id=fkx0DwAAQBAJ&pg=PT230&dq=%22der+Teilnehmernnnie%22

Warum eigentlich polnisch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2020 um 04.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43144

In den progressiven Teilen dieses Buchs wird das sogenannte „polnische“ Gendering benutzt: Alle für alle Geschlechter nötigen Buchstaben kommen in gefälliger Reihenfolge ans Wortende. (Ann Cotten: Lyophilia, auch zitiert im Wikipedia-Eintrag über Cotten)

Ich habe das Buch nicht zur Hand, würde aber gern mal ein Beispiel für polnisches Gendern sehen, wovon ich noch nie gehört habe.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 09.03.2020 um 16.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43124

In Spanien kürzte man zu Francos Zeiten z. B. in Personalausweisen m/h ab, macho/hembra. Das wurde dann geändert in h/m, hombre/mujer, das genaue Gegenteil.
 
 

Kommentar von Ivan Panchenko, verfaßt am 09.03.2020 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43122

m/w/d – männlich/weiß/deutsch? m/w/x, dann ist die Reihenfolge alphabetisch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2020 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43121

Um den kostspieligen Angriffen der "AGG-Hopper" (Scheinbewerbung mit anschließender Klage wegen Diskriminierung) zuvorzukommen, schreiben die Unternehmen in ihre Stellenanzeigen meistens m/w/d hinter die Funktionsbezeichnung. Diese Reihenfolge sollte überdacht werden, sie ist ja sexistisch. Außerdem soll d oft als "deutsch" mißverstanden werden.
Für Unternehmen wird es immer schwieriger, ihre Wünsche durchzusetzen, aber es dürfte ihnen dennoch gelingen. Das ist so ähnlich wie die Chiffrierung und Dechiffrierung von Arbeitszeugnissen oder die Koevolution von Säbelzahntiger und Riesenschildkröte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2020 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43081

Querverlag zu einem Buch der lesbischen Autorin Koschka Linkerhand: „Dabei wird bewusst aus der Perspektive von Frauen argumentiert.“ Haben alle Frauen dieselbe Perspektive? Oder auch nur die lesbischen? Das wird in diesen Kreisen vorausgesetzt, stillschweigend auch, daß Frauen im Normalfall lesbisch sind. (Wie „für Männer“ oder „Männersachen“ eine Zeitlang sich meistens auf Homosexuelle bezog.) Immerhin beharken sich die Feministinnen seit langem gegenseitig heftiger, als sie gegen die Männer zu Felde ziehen; das gibt Hoffnung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.03.2020 um 23.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43061

"Emma Hinze ist der neue Superstar"
(Tagesthemen, heute im Ersten)

Gibt’s die Starin noch nicht?
Ab und zu bemerken die SprachkorrektInnen jedenfalls doch, daß prädikativ zum Subjekt nicht notwendigerweise Kongruenz im grammatischen Geschlecht besteht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2020 um 08.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43059

IDS-Direktor Henning Lobin teilt mit:

"Die Forderung nach geschlechtergerechtem Sprachgebrauch wird heute in vielen Institutionen erhoben, ob man das nun gut findet oder nicht. In Hessen etwa wird das Gleichstellungsgesetz in Gestalt von Abschnitt III in der Anlage 3 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Landesregierung über die Ministerien an “nachgeordnete Behörden”, wie es mein Arbeitgeber, die Justus-Liebig-Universität Gießen, ist, weitergereicht." (https://scilogs.spektrum.de/engelbart-galaxis/kampf-um-hoeflichkeit/)

Es ist nicht bekannt, ob Lobin in diesem „Weiterreichen“ an die Universitäten ein Problem sieht. Der Text („ ob man das nun gut findet oder nicht“) deutet eher auf Folgsamkeit hin (wie bei Eisenberg). Vom IDS ist aber sowieso nichts anderes zu erwarten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2020 um 08.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43038

Bewusstsein – Selbst – Ich
Die Hirnforschung und das Subjektive
HerausgeberInnen: Helmut Fink und Rainer Rosenzweig

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2020 um 05.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43034

Zum vorigen:

Die kleine lexikologische Beobachtung zeigt den ideologischen Hintergrund: In den heiligen Hallen des Feminismus kennt man die Feindschaft nicht. Ich zitiere noch einmal die gefühlige Grundstimmung:

„Im Idealfall, stelle ich mir vor, ist Frauensprache eine Art von Kommunikation unter Frauen, wo wir uns einander verbunden und miteinander verbunden fühlen, ohne uns lang zu kennen, ohne vorausgehende Prüfung der Charaktere, über Nationalität, Rasse, Alter und Klassen hinweg, weil wir zuallererst Frauen sind, bewußt uns als Frauen erleben mit demselben Anliegen, uns gegen unsere Unterdrückung zu wehren. Im Idealfall ist Frauensprache unterstützender Dialog, Offenheit, Kreditgeben, Akzeptieren, Verstehen (...)“ (Senta Trömel-Plötz 1984)

Wie soll da Feindinnenschaft aufkommen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.02.2020 um 07.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#43024

Freundinnenschaft: mehrere tausend Belege und viel liebliche Literatur.

Feindinnenschaft: fast gar keine Belege und Rückfrage von Google: „Meintest du: Freundinnenschaft“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2020 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42977

Dass Macht und Gewalt begriffshistorisch miteinander verwoben sind, kann eine Erklärung dafür liefern, warum es neben Hannah Arendt so gut wie keine_n Theoretiker_in gibt, der oder die sich Macht in Abgrenzung von Gewalt widmet. (https://soziologieblog.hypotheses.org/9953)

Steht es so um die deutsche Sprache, daß es nicht möglich ist, einen ganz einfachen Gedanken ohne schauderhafte Verrenkungen auszudrücken?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.02.2020 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42964

Es klingt auch für mich etwas schräg, ich würde sagen: "es sei denn, eine Infizierte wird schwanger" oder so ähnlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.02.2020 um 01.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42962

„[...], es sei denn, der Infizierte ist weiblich und wird schwanger.“

(aus einer Finnlandkrimiserie, gestern im ZDF)

Ich frage mich, wie die „Genderexperten“ so etwas in ihrem Sinne ausdrücken wollten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2020 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42955

Jeder vierte Professor meint, an den Hochschulen sollte die Verweigerung der "gendergerechten" Redeweise nicht zulässig sein (Allensbach).

Daß "gendergerecht" gendergerecht ist und die ganze feministische Ideologie setzt man also schon als wahr voraus.

Ich bin nicht überrascht. Ich kenne den deutschen Professor und weiß, daß z. B. an der Uni Erlangen nicht nur ein Viertel, sondern alle mitmachen werden, wenn die Verwaltung im Griff der Frauenbeauftragten demnächst das Gendern vorschreibt. Über den ersten Vorstoß habe ich berichtet. Den Testlauf mit der Rechtschreibreform haben sie schon bestanden. Nicht ist so leicht und lustvoll wie seine Freiheit abzuschütteln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.02.2020 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42943

Seit die Gleichberechtigung der Frauen in den modernen Gesellschaften selbstverständlich geworden ist (zumindest als Forderung), muß auch die katholische Kirche sich dazu äußern. Die herkömmliche Linie lautet: Gerade die Diskriminierung (im wörtlichen Sinne) ist ein Ausdruck besonderer Wertschätzung. Ds hängt mit dem Marienkult zusammen. Die letzten Päpste haben sich durchweg in diesem Sinn geäußert, Franziskus hat es gerade noch einmal in seinem Amazonien-Schreiben bekräftigt.

Auch in dieser Gegenwelt dreht sich alles um die Frau.

Wenn ich mich nicht irre, ist die Diskussion um dieses explosive Thema weiter fortgeschritten als in der muslimischen Welt. Unsere iranischen Bekannten sehen aber auch dort die Sprengkraft der Frauenfrage.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.02.2020 um 14.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42877

Im einem DLF-Beitrag ging es heute nachmittag um "Lebensmittel und ihre Erzeugerinnen und Erzeuger".

Das hört sich an, als ob Lebensmittel vor allem von Einzelpersonen erzeugt würden. In Wirklichkeit sind es fast ausschließlich Erzeugerbetriebe, die gar kein biologisches Geschlecht haben.

Es ist so, als ob die Bundesrepublik alle Länder, mit denen sie Handel treibt, als ihre Handelspartnerinnen und -partner bezeichnete.
Wörter auf -er wie Erzeuger usw. lösen eben bei Gutmenschen den Innen-Reflex aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2020 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42868

Die FAS, die ich aus irgendwelchen Gründen abonniert habe, brachte gestern eine ganze Seite von der Jurastudentin Franziska Heinisch. Als ich sah, daß sie das generische Femininum benutzt, das es ja im Deutschen nicht gibt und nicht geben kann, habe ich aufgehört zu lesen, zumal mich eine Polemik gegen Jonathan Franzen ohnehin nicht interessiert. Ich habe dann lieber eine sehr gute Doppelseite über Oktopusse gelesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2020 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42867

Das Online-Magazin "jetzt.de", das die SZ nicht mehr drucken wollte, gendert wie verrückt und kann es sich leisten, weil es nicht verkauft werden muß. Was zu beweisen war.

Es wendet sich an junge Erwachsene und wirkt wie eine Fortsetzung von "Bravo", ranschmeißerisch und ganz furchtbar liberal (Cannabis, Sex).

Ob die Nutzer das Gendern mehrheitlich gut finden, wird nicht gefragt. Man hat ja einen Erziehungsauftrag.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2020 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42860

Drucksache 18 / 20 040


18. Wahlperiode

Schriftliche Anfrage
der Abgeordneten Jeannette Auricht (AfD)
vom 25. Juni 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 26. Juni 2019)
zum Thema:
Wem nützt das „Gendersternchen“?
und Antwort vom 09. Juli 2019 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 17. Juli 2019)

Senatsverwaltung für Inneres und Sport

Frau Abgeordnete Jeannette Auricht (AfD)
über
den Präsidenten des Abgeordnetenhauses von Berlin
über Senatskanzlei - G Sen -


Antwort

auf die Schriftliche Anfrage Nr. 18/20 040
vom 25. Juni 2019
über Wem nützt das „Gendersternchen“?


Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Schriftliche Anfrage wie folgt:


1. Basierend auf welcher rechtlichen Grundlage verwendet der Senat in Schriftstücken das sogenannte Gendersternchen?

Zu 1.:
Eine ausdrückliche rechtliche Grundlage, die eine Verwendung des so genannten Gendersterns regelt, besteht nicht. Die GGO I sieht grundsätzlich die Verwendung von geschlechtsneutralen Formulierungen vor. Ist dies nicht möglich, sollen Paarformulierungen verwendet werden. Die Vorschriften der GGO I werden gegenwärtig dahingehend überprüft, ob aufgrund des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts vom 10. Oktober 2017 zur 3. Geschlechtsoption sowie der nachfolgenden Änderung des Personenstandsrechts und der Einführung des Geschlechtseintrags „divers“ Anpassungen erforderlich werden. Es ist dem Senat ein Anliegen, grundsätzlich keine Personengruppe sprachlich auszuschließen.

2. Wer soll mit einem „Gendersternchen“ angesprochen werden?

Zu 2.:
Der Genderstern wird von Teilen der Bevölkerung verwendet. Eine Verwendung zielt darauf ab, alle Menschen unabhängig von einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten Geschlechtsidentität anzusprechen.

3. Wie genau wird das „Gendersternchen“ in der mündlichen Sprache verwendet?
3.1 Wird das Sonderzeichen ausgesprochen, also z.B. „Bankräuber-Sternchen-Innen“?
3.2 Wird statt des ausgesprochenen Sternchens wie in 3.1. etwa eine Pause gelassen? Falls ja, reicht eine Verzögerung von einer Sekunde oder sind zwei Sekunden oder eine längere Pause empfehlenswerter?
3.3 In welchem Regelwerk finden sich Hinweise zur korrekten Aussprache des „Gendersternchens“?

Zu 3.1 bis 3.3:
Allgemein gültige Regelungen, wie das Aussprechen eines Gendersterns zu erfolgen hat, sind dem Senat nicht bekannt.

4. Was ist damit gemeint, wenn es in der Gemeinsamen Geschäftsordnung für die Berliner Verwaltung, Allgemeiner Teil (GGO I) im § 2 Absatz 2 heißt: „Die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern ist zu beachten. Dies soll primär durch geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen und, wo dies nicht möglich ist, durch die Ausschreibung der jeweils weiblichen und männlichen Form geschehen. In Schriftsätzen, die sich an Einzelpersonen richten, ist die im Einzelfall jeweils zutreffende weibliche oder männliche Sprachform zu verwenden.“? (Bitte mit Beispielen erläutern.)

Zu 4.:
Die derzeitigen Regelungen der GGO I sehen vor, dass in der Berliner Verwaltung vorrangig eine geschlechtsneutrale Personenbezeichnung zu verwenden ist, z. B. anstelle von „Arbeitnehmern“ die Bezeichnung „Beschäftigte“. Dort, wo eine passende alternative Bezeichnung nicht möglich ist, sollen Paarformulierungen verwendet werden im Sinne der Ausschreibung der jeweils weiblichen und männlichen Form, z. B. „Kandidatinnen und Kandidaten“.

5. Wie viele Einwohner hat Berlin nach aktuellem Stand?
5.1 Wie viele Einwohner Berlins sind weiblich?
5.2 Wie viele Einwohner Berlins sind männlich?
5.3 Wie viele Einwohner Berlins können oder wollen nicht einem unter 3.1. oder 3.2. genanntem Geschlecht zugeordnet werden?

Zu 5.:
Der Senat geht davon aus, dass in Frage 5.3 nach Einwohnenden Berlins gefragt ist, die sich nicht einem Geschlecht nach 5.1 oder 5.2 zuordnen. Nach Auswertung des Melderegisters waren zum Stand 1. Juli 2019 von den insgesamt 3.756.581 mit Haupt- oder alleinigem Wohnsitz in Berlin gemeldeten Personen
- 1.896.901 weiblich,
- 1.859.635 männlich und
- 45 ohne einen weiblichen oder männlichen Geschlechtseintrag.
Statistische Angaben zu Menschen, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen, werden im Land Berlin nicht erhoben.

6.Welche wissenschaftlichen Untersuchungen untermauern die These, dass es Teile der Bevölkerung gibt, die sich ohne „Gendersternchen“ in ihrer Menschenwürde herabgesetzt fühlen würden? (Bitte Quellen und Anzahl der Befragten angeben.)

Zu 6.:
Dem Senat ist eine solche wissenschaftliche Untersuchung nicht bekannt.

7. Welche Umfragen sind dem Senat zur Akzeptanz des „Gendersternchens“ in der Gesamtbevölkerung bekannt?

Zu 7.:
Eine Erhebung zur Akzeptanz des Gendersterns in der Gesamtbevölkerung ist dem Senat nicht bekannt.

8. Ist die Verwendung des „Gendersternchens“ bereits Teil der Berliner Rahmenlehrpläne oder gibt es Planungen, dieses mitten in deutschen Wörtern befindliche Sonderzeichen in den öffentlichen Schulen einzuführen?

Zu 8.:
Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie orientiert sich an dem Beschluss des Rats für deutsche Rechtschreibung vom 16. November 2018 mit den Empfehlungen zur „geschlechtergerechten Schreibung“. Verschiedene Schreibweisen in den Berliner Schulen werden zur Kenntnis genommen und in der Verwendung zugelassen.

9. Wird den dank einer weltoffenen Senatspoltik neu und meist ohne Deutschkenntnisse hinzugekommenden Bürgern unserer Stadt die Bedeutung des „Gendersternchens“ in Willkommensklassen erläutert, so dass diese Neubürger Formulare Berliner Behörden besser verstehen können?

Zu 9.:
Die Bedeutung des Gendersterns wird in Willkommensklassen im Rahmen des Unterrichts alters- und bedarfsgerecht erläutert.

10. Gibt es Senatsstudien zur Akzeptanz des „Gendersternchens“ unter muslimischen Einwanderern?

Zu 10.:
Nein.

Berlin, den 09. Juli 2019

In Vertretung
Torsten Akmann
Senatsverwaltung für Inneres und Sport
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.01.2020 um 15.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42851

Noch einmal Hogrefe:

Die Manuskripte sollen nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung abgefasst werden. Bitte richten Sie sich nach der 26. Auflage des Dudens (2014). Wenn unterschiedliche Schreibweisen möglich sind, verwenden Sie bitte die vom Duden gelb hinterlegte Empfehlung.

Bei der Erstellung des Manuskripts ist auf eine geschlechtergerechte Sprache zu achten. Dies soll vor allem durch die Verwendung von geschlechtsneutralen Bezeichnungen (z.B. Studierende, Reisende, ärztliche Tätige) und/oder die Verwendung beider Formen (z.B. Sportler und Sportlerinnen) geschehen. Eine Fußnote, die darauf verweist, dass aufgrund der „besseren Lesbarkeit“ das generische Maskulinum oder Femininum verwendet wird ist hingegen nicht zulässig.


https://www.hogrefe.de/fileadmin/user_upload/global/journals/Hogrefe_Goettingen/KIE/KIE_Richtlinien_zur_Manuskriptgestaltung.pdf

(Entspricht den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychologie)

Zur orthographischen Seite vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1123
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2020 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42826

Interview mit der Redaktionsleiterin des Diercke-Weltatlas:

Schreiben Sie in der nächsten Auflage „Einwohnerinnen“?

- Nein, das ist aktuell nicht vorgesehen (lacht). Wir befinden uns im Prozess und beobachten natürlich die Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung.
(FAS 26.1.2020)

Man sieht auch hier, wie der Rat in der Bevölkerung nach und nach als Sprachamt angesehen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2020 um 06.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42750

Es ist heute fast unmöglich, ein Tabu zu brechen und mal so richtig Skandal zu machen. "Ich ficke Babys" war noch ein schöner erster Satz, aber das ist 30 Jahre her.

Jetzt ist es J. K. Rowling gelungen, etwas unfaßbar Anstößiges zu sagen: "Sex is real."

Eine Feministin, die sich dazu äußert, berichtet stolz, wie sie ihrem Freund erklärt habe, sie sei an Penetrationssex nicht interessiert. Uns Romantikern hat diese rüde Sprache nie gefallen. Glücklicherweise bin ich nie gefragt worden: Papa, was ist Penetrationssex?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2020 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42735

Die FAS zitiert eine Schweizer Abgeordnete: „In keinem Land können die Bürgerinnen und Bürger so häufig abstimmen und wählen wie in der Schweiz, und dennoch weiß die Bevölkerung nichts darüber, woher das Geld der Wahl- und Abstimmungskomitees kommt.“ Dann fährt die Zeitung fort: Hier für mehr Transparenz zu sorgen verbessere die Meinungsbildung der Bürger und stärke das Vertrauen zur Politik. (FAS 12.1.20)

Die Funktionärin spricht gebunden, die Zeitung frei. Immer dasselbe Schema.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.01.2020 um 04.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42725

Windbeutel und Windbeutelinnen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 06.01.2020 um 21.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42724

Auf Wiedersehen dann nächstes Jahr auf dem Dreikönig*innen Treffen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.01.2020 um 21.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42723

Parteichef Lindner erklärte heute auf dem Dreikönigstreffen, wer für die Menschen von den "Facharbeiterinnen und Facharbeitern" bis zu den "Landwirtinnen und Landwirten" die beste Politik macht. Das seien die "Freien Demokraten". Da muß er wohl an der Frauenquote seiner Partei noch ein bißchen arbeiten, oder hält er seine Frauen in dieser Beziehung etwa für völlig unfähig?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.01.2020 um 16.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42722

Das schon erwähnte Produkt "Richtig gendern" wird bei Amazon so angezeigt:

Richtig gendern: Wie Sie angemessen und verständlich schreiben
von Dudenredaktion (Herausgeber), Anja Steinhauer (Autor), Gabriele Diewald (Autor)


Munske, dessen Schülerin einer der "Autoren" war, bemerkt:

"Und es ist eine Anmaßung, unter dem Logo DUDEN Ratschläge für richtiges Gendern zu erteilen. Als ginge es nur um das Wie und nicht auch um das Ob überhaupt. Der Verlag zahlreicher unentbehrlicher Werke zum Deutschen darf seine Autorität nicht für strittige Sprachexperimente verschwenden."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2020 um 05.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42708

Weiße Baumwollsocken, auf denen man jeden Blutspritzer sieht, hießen bisher Arztsocken, jetzt steht auf der Packung Ärztin & Arzt Socken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2020 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42701

Das ist eine sehr interessante Beobachtung, die auch in der bisherigen Diskussion kaum vorgekommen ist: Das Gendern haftet gewissermaßen an bestimmten Vokabeln (Lexemen). Fast möchte man schreiben Schülerinnenundschüler usw.

Nicht nur das Partizip I hat ernorm zugelegt, sondern auch der Plural. Er wird zur unmarkierten Form, aus der man einen unsicheren Singular irgendwie ableiten muß.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 04.01.2020 um 01.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42700

WDR-Intendant Tom Buhrow hat offenbar keine Lust zu gendern. Um so befremdlicher nehmen sich die »Seniorinnen und Senioren« aus, die er in einem Interview mit dem SPIEGEL (https://www.spiegel.de/plus/tom-buhrow-ueber-wdr-umweltsau-video-ich-bin-nicht-eingeknickt-a-00000000-0002-0001-0000-000168763984) gleich zweimal bemüht. Es war wohl ein Gruß an den Geßlerhut, wie man ihn jetzt so häufig beobachten kann. Hier sämtliche Stellen des Interviews, an denen er zusätzlich Gelegenheit zum Gendern gehabt hätte (Hervorhebungen von mir):

»Wir konnten die Mechanismen erkennen, aber wir konnten auch unterscheiden zwischen dem, was orchestriert ist, und dem, was echte Gefühlsäußerungen von ansonsten wohlmeinenden Hörern sind. Und da hatten wir wirklich Hunderte Seniorinnen und Senioren und deren Enkel am Telefon.«

»Mein Thema ist, dass wir in einer Familienwelle viele, viele Hörer verletzt haben.«

»Kinder spielen im Fernsehen und im Hörfunk überall eine Rolle, auf Spendengalas, bei Weihnachtskonzerten. Ich glaube, selbst auf Wahlplakaten von Politikern

»Ich reagiere nicht auf jede Politikeräußerung

»Ich erlebe auch den WDR nicht so, dass hier eingeschüchterte Redakteure herumlaufen.«

»Wir können uns doch nicht hinter der Satirefreiheit verstecken und sagen: Wir haben recht, lieber Hörer, und dass du so empfindest, das ist eben falsch.«

Mehrere Medien zitieren überdies wie folgt aus einem Brief der Redakteursvertretung des WDR an Buhrow:

»Wir sind außerordentlich irritiert über diese eklatante Verletzung der inneren Rundfunkfreiheit und das schlechte Krisenmanagement der Geschäftsleitung, das Kolleg*innen und Kollegen beschädigt und dem Ansehen des WDR zudem schadet.« Aua!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2019 um 07.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42673

Im Radio spricht eine Pädagogin über die Lehrerausbildung und gendert ausnahmslos: Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler. Als sie dann aber auf die Ausbildung von Ärzten zu sprechen kommt, scheint es nur noch Männer zu geben. Man spürt richtig, daß sie die Automatismen nur auf ihrem Fachgebiet gelernt hat. Fast könnte sie einem leid tun, wie jede Marionette, die sich frei wähnt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2019 um 04.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42655

Was treiben die Gender-Studierenden eigentlich, z. B. an der HU?

Sphinxen der Moderne Oder: Konstruktion von Weiblichkeit von 1800 bis Anfang des 20. Jahrhundert am Beispiel der Sphinx (Seminararbeit)

Solche Titel sind für künftige Archäologen Leitfossilien unserer Epoche.

In der Seminararbeit wird natürlich auch das Gedicht Lasker-Schülers zitiert, das ich hier schon gerühmt habe: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1407#33372

Die Sphinxen sind übrigens einer der vielen Plurale, zwischen denen man sich nicht entscheiden kann. Der feine Mann sagt Sphingen und behandelt das Wort als maskulin, statt Weiblichkeit zu konstruieren.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 27.12.2019 um 22.44 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42654

Aha, es regt sich was:
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/lehrer-gestaendnis-weg-mit-den-gender-wortmonstern-a-1301850.html
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 22.12.2019 um 11.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42643

In der DLF-Sendung "Europa heute" am 20.12.2019 um 9.22 Uhr über Finnland (von Jenni Roth) wurde in knapp 7 Minuten tatsächlich kein einziges Mal gegendert:

Finnen (5x)
Experten
der Finne (als Gruppenbezeichnung, 2x)
Minister
Populisten
Nazis
Deutsche, Spanier und Franzosen
Politiker (4x)
Wissenschaftler (2x)
Mediziner
Taliban
Kommunisten

Das ständige "Finninnen und Finnen" wäre in diesem Bericht auch besonders lächerlich gewesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2019 um 08.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42642

Beim Zentrum für digitale Lexikographie der deutschen Sprache wird zwar gegendert, aber sehr nachlässig:

Ehemalige Mitarbeiter und Studierende

Wissenschaftliche und wissenschaftlich-technische Mitarbeiter


Sollte es in diesen gottlosen Kreisen ein generisches Maskulinum geben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2019 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42637

Zwangsgebührenfinanziert. Darum ändert Abschalten nichts. Q. e. d.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.12.2019 um 13.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42636

Zum penetranten Gegendere im Deutschlandfunk: Erst gestern wieder hörte ich ein Interview zwischen einem korrekten Redakteur im Studio und einem nicht minder korrekten Oberbürgermeister, nämlich dem von Bonn, über das Beethovenjahr. Alle naselang wurde einem da ein »Besucherinnen und Besucher«, »Bürgerinnen und Bürger«, »für jeden und jede« ins Ohr gehämmert, wo der Unterschied zwischen Männlein und Weiblein rein gar nichts zur Sache tat. (Einmal allerdings ging es schief, da war die Rede von den »Wienern«, und mehrmals hörte ich »Menschen«, auch »Popstars«.) Als letzte Ohrfeige gab’s dann noch einen Jahresendgruß des Kommunalpolitikers an seinen Gesprächspartner und das wehrlose Auditorium: »Das wünsche ich Ihnen und Ihren Hörerinnen und Hörern auch«. Als dann anschließend der Beitrag eines Korrespondenten angekündigt wurde, der mit »Amerikanerinnen und Amerikanern« über die Fernsehdebatte zwischen »Kandidatinnen und Kandidaten« der Demokraten (sic!) gesprochen habe, wurde es mir zu bunt und ich habe abgeschaltet.

Übrigens ist mir aufgefallen, daß die Korrespondenten überwiegend nicht gendern, auch nicht in Schaltgesprächen, in denen sie mit der selbstverordneten Sondersprache der Kollegen in der Zentrale konfrontiert werden. Vielleicht liegt das daran, daß sie etwas zu sagen haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2019 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42626

Jenem gegenderten Magazin legt die Uni Erlangen liebreich eine Weihnachtspostkarte bei, die wir an unsere Freunde verschicken können. Über dem Bild einer Eule mit Doktorhut steht MERRY X-MAS, und verantwortlich ist das Referat Marketing der Universität.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendein Kollege dieses geschmacklose Produkt verwendet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.12.2019 um 22.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42624

Auch wenn einige namhafte Institutionen, wie z.B. der DLF, sich noch so sehr bemühen, sie werden das generische Maskulinum nicht ausrotten, weil es einfach unmöglich ist.

Ich höre unterwegs oft DLF, sie gendern dort zum Fremdschämen, und doch gibt es kaum einen Beitrag ohne generisches Maskulinum.

Beispiel
18.12.2019, 17.35 Uhr, aus der Sendung "Kultur heute" nur der ca. 5-minütige Beitrag über den Drill an der Wiener Ballettakademie, alle verwendeten Personenbezeichnungen, die sich jeweils auf beide Geschlechter beziehen, in der Reihenfolge der Nennung:

Schülerinnen und Schüler
Eleven
Ballettschülerinnen und -schüler
Ballettänzer
Ballettpädagoginnen und -pädagogen
Lehrerinnen und Lehrer
Auszubildende
Ballettänzer
Ernährungsberater, Psychologen und Physiotherapeuten
Auszubildende

Wie gesagt, ähnlich ist es in fast jedem DLF-Beitrag. Man muß das generische Maskulinum kennen, um den Beitrag komplett zu verstehen. Das wird sich nie ändern, dafür sorgt schon die Sprachökonomie.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer , verfaßt am 19.12.2019 um 20.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42623

Anscheinend sind alle Forschenden der Forschergruppe Forscher.
Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber so muß es wohl gemeint sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2019 um 12.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42622

Forschende der Universität Zürich entdeckten in einer Zelle erstmals ein Protein, das die Infektion von menschlichen Zellen durch Adenoviren ermöglicht.

Leserzuschriften:

"Nicht jeder Forschende ist ein Forscher und nicht jeder Studierende ein Student! Als langjähriger und international tätiger Wissenschaftler und Forscher verbiete ich mir dieses sinnlose Gendergeschreibe!" Dr. Geissner

"Vielen Dank! Sie sprechen mir aus meinem Forscherherzen!" Prof. Dr. Wolf-Dieter Schleuning

(https://www.nau.ch/news/forschung/in-zelle-forschende-entdecken-protein-mib1-65630863) >(19.12.19)

Die Forschenden gehören übrigens zur „Forschergruppe von Urs Greber“. Nanu?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2019 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42616

Der Pressestelle ist wohl nicht leicht klar zu machen, daß die Herausgebenden der Chronik grammatisch falsch ist. Es gibt doch die Studierenden der Germanistik usw.? Die gibt es zur Not, aber damit ist die bloße Zugehörigkeit ausgedrückt, die Valenz des zugrunde liegenden Verbs ist nicht erfüllt. Wer Goethe studiert, ist kein Srudierender Goethes. Er ist allenfalls ein Goethe Studierender, aber dies ist stilistisch unbeholfen, weil das Partizip im Deutschen usw. (siehe dieses: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1121; ich muß es ja nicht immer wieder sagen).

Ausrutscher beim Gendern kommen vor, aber interessant ist auf der letzten Seite des Magazins Rückkehrer, bezogen auf nicht zustellbare Hefte. Sind die Hefte alle männlich, vielleicht weil sie "Alexander" heißen wie der erste Milchzahn von Matthias Claudius’ Sohn? Nein, es ist einfach das Nomen agentis, per default im generischen Maskulinum. So einfach ist das Deutsche, wenn man es beherrscht.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 18.12.2019 um 15.21 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42614

Das ganze Heft ist wieder radikal gegendert ...

Nicht ganz, z.B. S. 10: "Oscar Pakos, einer von insgesamt vier wissenschaftlichen Mitarbeitern am Lehrstuhl von Professor Voigt"

Oder sind es vier Männer?

Oder wäre "wissenschaftlichen Mitarbeitenden" dann doch zu blöd? Das müßte ja ohnehin "wissenschaftlich Mitarbeitenden" heißen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2019 um 14.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42612

Im Magazin „Alexander“ der Universität Erlangen werden 30 Jahre Frauenbeauftragte gefeiert. Ein Foto zeigt „die Herausgebenden der Chronik“:
https://www.fau.de/files/2019/12/FAU-Magazin-alexander-112.pdf

Das ganze Heft ist wieder radikal gegendert, bis auf die Anzeigen, die das Ganze finanzieren, die bleiben alle beim generischen Maskulinum.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.12.2019 um 07.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42583

Jeremy Corbyn fand es nötig kundzutun, daß seine Pronomina he und him seien.

Hat wohl nicht geholfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2019 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42582

Die Bundesregierung soll eigentlich dem ganzen Volk dienen, das sie gewählt hat und auf dessen Wohl sie vereidigt ist. Ein "Bundeministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend" schließt jedoch eine gar nicht so kleine Gruppe aus (die Hälfte der Erwachsenen), die schon in der Selbstbezeichnung conspicuously absent ist. Man könnte von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sprechen. Wahrscheinlich sogar von Verfassungswidrigkeit. So ja auch die Bevorzugung von Frauen (= Zurücksetzung der Männer) "bei gleicher Eignung".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2019 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42580

Was sind eigentlich Mädchen*, Trans*personen? Wenn man solche Texte liest, wundert einen auch die Gomringer-Affäre an der Alice-Salomon-Hochschule nicht mehr. Bleibt nur noch hinzuzufügen: „Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend“.
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/wp-content/uploads/2019/12/Broschu%CC%88re-GR-P%C3%A4dagogik-GMF.pdf

"Treibt man etwas auf die Spitze, so übertreibt man und hat die Lächerlichkeit." (Fontane) – Das ist die letzte Hoffnung.

Übrigens tun die Korrekten recht daran, ihre Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit groß zu schreiben und GMF abzukürzen. Das sind zwei Schritte zur Sinnaustreibung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.12.2019 um 00.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42579

Ebenfalls von dieser Internet-Seite:

Diskriminieren Mädchen* und Jungen* anders?

So habe ich den Genderstern auch noch nicht gesehen. Die werden immer irrer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.12.2019 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42577

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/projekte/fachstelle-gender-und-rechtsextremismus/

Die Amadeu-Antonio-Stiftung schließt Antifeminismus mit Rassismus zusammen, alles unter „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“. Es ist nicht ratsam, den Feminismus zu kritisieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.12.2019 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42568

Zur Methode von Beatrice Primus und ihren Schülern hatte ich mal etwas Kritisches geschrieben:

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1044#25451
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.12.2019 um 07.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42552

Die Gesellschaft für deutsche Sprache schließt sich der Gender-Ideologie an:

https://gfds.de/standpunkt-der-gfds-zu-einer-geschlechtergerechten-sprache/

Die Meinung der Mitglieder spielt, wie bei der Rechtschreibreform, keine Rolle.

Nach Ansicht eines früheren Vorsitzenden sind die Mitglieder zu dumm, als daß sie in sprachwissenschaftlichen Fragen mitreden könnten. Es reicht gerade mal zum Zahlen der Mitgliedsbeiträge.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.12.2019 um 10.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42543

Beatrice Prima?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2019 um 08.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42541

Ratsmitglied Beatrice Primus ist verstorben, der Rat widmet ihr einen Nachruf.
Ist „Prof’in“ regelkonform? Man findet es auch mit Abkürzungspunkt: „Prof.’in“.
Anscheinend soll auch die einzelne Professorin noch gegendert werden. Wenn es nur um das Abkürzen ginge, wäre Prof. vor Frauennamen ohne weiteres als „Professorin“ lesbar (falls man das wünscht; „Frau Professor“ ging ja anstandlos durch und kann logischerweise nicht als Unsichtbarmachen der Weiblichkeit gelten). Wenn der Rat zweimal „Frau Prof’in“ schreibt, kommt mir das unpassend vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2019 um 03.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42533

Bei Olaf Krause (http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=130#11032) bin ich auf Studierendentexte gestoßen (die der Rechtschreibrat untersucht haben soll). Studentische Texte kann er nicht mehr sagen, weil da das verhaßte Maskulinum drinzustecken scheint.

Genderndentexte, Angepaßtentexte, Gehorchendentexte, Gleichgeschaltetentexte...
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.12.2019 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42519

Die Idee ist erstmal nicht schlecht, wir hätten dann Studentinnen und Studentriche, Schülerinnen und Schüleriche, Lehrerinnen und Lehreriche, Bürgerinnen und Bürgeriche.

Wem das zu lang ist, der kann dann wieder einfach Studenten, Schüler, Lehrer, Bürger sagen, was dann jeweils in eindeutiger Weise immer beide Geschlechter umfaßt.

Das einzige verbleibende Problem würde sein, daß ein einzelnes Exemplar z. B. der Gruppe Student, egal, ob männlich oder weiblich, dann immer noch der Student heißt.
Und daran würde es wohl scheitern.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.12.2019 um 22.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42518

Ich denke, die Endung ist eigentlich -rich, das r wird nur nicht noch einmal geschrieben, wenn schon eins da ist (Enter, Ganser/Ganter). Nach anderen Konsonanten wird noch ein e eingeschoben, -erich, z. B. Wegerich, Knöterich, Dieterich, Friederich (Friedrich).
-rich soll etymologisch auf das Wort herrschen zurückgehen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.12.2019 um 14.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42517

So sehr das generische Maskulinum auch bekämpft wird, noch existiert es. Eine damit verbundene Benachteiligung der Männer liegt auf der Hand und wurde, glaube ich, hier schon angesprochen. Frauen können Bürgermeister sein und sich obendrein mit der rein weiblichen Bezeichnung Bürgermeisterin schmücken. Eine rein männliche Endung fehlt jedoch. Ich fände -ich dafür passend. -ich ist bereits bei Gänserichen und Wüterichen üblich, daher wäre es zum Bürgermeisterich kein großer Schritt, und zwischen Altenpflegerich und Zahntechnikerich würde der Gerechtigkeit ein weites Feld geöffnet.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.12.2019 um 13.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42516

Vorher kommt noch die Bürgerinnenmeisterinnenkandidatin. Mark Twain hat dazu einiges gesagt in "Die schreckliche Deutsche Sprache".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2019 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42514

Ganz Eifrige schreiben Herr/Frau der Dinge sein.

Das ist bestenfalls ein etwas ärmlicher Witz. Es geht ja nicht um einen Mann der Dinge, dem man eine Frau gegenüberstellen könnte. Herrin wäre denkbar, aber das wollen ja die Feministen nicht, weil es abgeleitet ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.11.2019 um 23.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42513

Anatol Stefanowitsch:
"Natürlich geht das, natürlich kann ich von Bürger*innenmeister*innen sprechen. Und dann immer mit diesem kleinen Plosiv, mit diesem kleinen glottalen Plosivlaut, die eben diese Gendersternchen anzeigen. Das ganze Wort wird dadurch in diesem Fall sehr lang. Wenn einen das stört, dann wäre man eben gefordert, ein ganz anderes Wort dafür zu finden, in dem eben das Wort Bürger dann nicht mehr vorkommt."

Die Hervorhebung ist von mir.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.11.2019 um 19.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42512

In der Sendung "Wer hat Angst vorm Genderwahn", heute 19.20 Uhr in 3sat, hat Herr Stefanowitsch allen Ernstes gesagt, dann müsse man eben das Wort Bürger*innenmeister*innen benutzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.11.2019 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42500

Welche Schülerin kommt heute bei „Schülerschaft“, „Schülervertretung“ überhaupt noch auf die Idee, sie sei nicht gemeint? Durch das Gendern wird sie erst auf die Möglichkeit einer solchen Interpretation gestoßen, und das alle paar Zeilen. Das Gendern verewigt die Zurücksetzung der Frau.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2019 um 14.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42479

Soweit ich sehe, ist die Elternzeitschrift des bayerischen Schulministeriums nicht gegendert. Vielleicht will sie gelesen werden.

https://www.km.bayern.de/schueler/schule-und-mehr/magazin-schule-und-wir.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2019 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42472

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40524

Ich habe bei der HU (Frau Kirstein) angefragt, auf welcher Rechtsgrundlage die Verpflichtung zur Reformorthographie beruht, aber bisher keine Antwort erhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2019 um 15.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42466

Das Studium beendete sie 1990 mit dem Magistra Artium. (Wikipedia über Doris Ahnen)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2019 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42452

Neutralisation ist ein sensibler Gegenstand. Wenn man das generische Maskulinum thematisiert, zerstört man es. Daraus lassen sich gegensätzliche Folgerungen ziehen, und das geschieht auch. Darum sind Diskussionen mit Feministen nicht sinnvoll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2019 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42451

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41844

In der Unternehmenskommunikation ist die Rechtschreibreform seit langem zu 100 Prozent durchgesetzt; dort ist einfach kein Platz für Zweifel. Das Gendern im Prinzip ebenfalls, weil man das eben jetzt so macht – Ausnahmen unterlaufen nur ungewollt.

In der Verbandszeitschrift der Übersetzer MdÜ bespricht eine österreichische Übersetzerin und Übersetzungswissenschaftlerin (Innsbruck) zwei Duden-Bände zum Gendern, natürlich zustimmend. Sie selbst gendere immer, auch mündlich, nach den Richtlinien des Kulturministeriums, was man gern glaubt.

So ist man immer auf der sicheren Seite.

Diese Welten sind so geschlossen und für unsere Argumente unzugänglich, daß man sich wie von einem anderen Stern fühlen könnte – wenn da nicht die Zeitungen usw. wären und eben auch die Außenwerbung besagter Unternehmen.

Im Radio hört man die Funktionäre mit ihrem heruntergeleierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Glaubt man wirklich, damit etwas für die Gleichberechtigung getan zu haben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2019 um 08.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42416

Nachtrag:

Bürger sollen „auch im Alter von 41 oder 52 Jahren noch mal eine neue Berufsausbildung machen können“, findet Bundesfinanzminister Scholz. Zugleich verteidigt er seinen umstrittenen Vorstoß für eine Streichung von Steuervorteilen für reine Männervereine. (welt.de 17.11.19)

Immer die Hand am Puls der Zeit...

(Wer wird einen Berufsanfänger Mitte oder Ende fünfzig einstellen? Vielleicht der Bund?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.11.2019 um 08.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42415

Friederike Haupt (FAS) hat einen Männergesangverein besucht und beschreibt sehr anschaulich, wie es im wirklichen Leben zugeht, nämlich ganz anders, als Olaf Scholz es sich vorstellt.

Man kann sich nach allen möglichen Kriterien zusammentun: Katholiken, Behinderte, Jugendliche, Frauen, Schwarze... Anrüchig sind nur Vereine von Männern, Weißen... also das geht gar nicht!

Scholz vermischt zwei Probleme: Gemeinnützigkeit und Geschlechtergerechtigkeit (aber nur im Hinblick auf Frauen, darum erwähnt er keine Frauenvereine).

Die Gemeinnützigkeit besteht nicht im Nutzen für die Mitglieder.

Beim THW sind 15% Frauen. Selbst wenn beim THW nur Männer wären, würde es die Gemeinnützigkeit nicht beeinträchtigen.

Am gemeinnützigsten sind die Parteien; das beweist die überaus großzügige Parteienfinanzierung, für die sie selbst gesorgt haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2019 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42412

Typischer Text, der die Sprachspaltung zeigt:

„Anders Wirtschaften für nachhaltigen Wohlstand – auf dem Weg in die sozial-ökologische Marktwirtschaft“ ist das Papier überschrieben, an dem neben den Fraktionsvorsitzenden auch der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, die Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und die neue wirtschaftspolitische Sprecherin Katharina Dröge mitgearbeitet haben. „Wir brauchen nicht noch mehr Verfügbarkeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern“, heißt es darin. Stattdessen sollen Mitarbeiter ihre Arbeitszeit zwischen 30 und 40 Wochenstunden frei wählen dürfen. (FAZ 15.11.19)

Der zitierte Text der Grünen gendert, der laufende Text der Journalistin natürlich nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2019 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42409

Zu Olaf Scholz:
Männerchöre nützen auch Frauen, weil viele Frauen gern Musik für Männerchor hören.
(Laut Paul Kirchhof nützt das Fernsehen auch Menschen, die es nicht nutzen.)
Ein bekanntes Orchester nahm lange keine Frauen auf, obwohl Frauen ebenso gut musizieren wie Männer. Das war ungerecht und hat sich inzwischen geändert, nicht zum Schaden des Orchesters.
Man sollte Vereinen beitreten, die lieber auf Gemeinnützigkeit und Steuerprivilegien verzichten. Allerdings werden auch diese bald verboten werden, wenn sie sich der feministischen Stampede entgegenstellen, wetten daß...?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2019 um 04.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42407

Wolfgang Schindler schreibt: Schreiberinnen und Leserinnen probierten mit der Zeit immer mehr schreibgrammatische Neuerungen aus, die sie dann gegenseitig gut fanden (Evolutions- bzw. Selektionstest bestanden) oder eben nicht. (http://wolfgang-schindler.userweb.mwn.de/index.html)

Wenn man gemerkt hat, daß der Verfasser das generische Femininum gemeint hat, bleibt der Eindruck der Beflissenheit zurück, aber keine zusätzliche Einsicht in die Beteiligung von Frauen an der Schriftgeschichte. Deren bedeutende Rolle hat der vielgescholtene Otto Jespersen schon vor 100 Jahren gewürdigt.

Schindler wird das bestimmt nicht beibehalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.11.2019 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42383

"Olaf Scholz will Steuervorteile für Männervereine abschaffen"

Man sollte die Gemeinnützigkeit sowieso durchforsten. Die Freiwillige Feuerwehr oder das THW nützen allen, aber ein Gesangverein nützt nur den Sängern, während er den Zuhörern eher schadet. Falsches Motiv, aber richtige Folgen.
Bei dieser Gelegenheit: Auch auf Waren sollte ein gleicher Mehrwertsteuersatz erhoben werden, weil es dem Staat nicht zusteht, Tampons oder Bücher gegen Notebooks und Schnittblumen abzuwägen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2019 um 06.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42341

Nächste Woche verleiht der Verein TOTAL E-QUALITY e. V. in München seine jährlichen Auszeichnungen. Die Preisträger sind überwiegend staatliche und öffentlich-rechtliche Institutionen, die nicht dem wirtschaftlichen Wettbewerb ausgesetzt sind. Die Liste hier:

https://www.total-e-quality.de/media/uploads/liste_der_pr%C3%A4dikatstr%C3%A4ger_2019.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2019 um 05.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42318

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25560

„Menschen mit einer lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender- oder intersexuellen Identität“
Das ist auch nicht selbstverständlich. Man lehnt den „biologistischen Essentialismus“ ab, aber was ist mit „Identität“ gemeint? Ich bin heterosexuell, aber das definiert mich nicht, es gibt auch noch anderes.

Für Menschen, die heute aus ihren sexuellen Vorlieben eine Berufskarriere machen, sieht das vielleicht anders aus, aber ich halte dieses Insistieren auf Diversität für "essentialistisch".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2019 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42316

SPD-Mitglieder sprechen ganz selbstverständlich von der "Rettung" ihrer Partei, um die es jetzt gehe.
Ob zum Niedergang nicht auch so etwas beigetragen hat: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30418?

Das Gendern wird von einer großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt und hat etwas Sektiererisches. Gerade die Arbeiterschaft will nicht, daß die Politiker sich auf solchen akademischen Spielwiesen verausgaben.

Nein, man muß nicht fürchten, als AfD-Nachahmer angesehen zu werden, wenn man endlich die Gründe gegen das Gendern ernst nimmt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2019 um 12.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42308

Der Riß verläuft nicht zwischen amtlicher und nichtamtlicher Sprache. Besser scheint mir die Unterscheidung zwischen gebundenen und freien Texten. Gebundene Texte sind solche, die sich einer von außen gesetzten Norm unterwerfen (weil sie müssen oder auch nur müssen glauben).

Auch damit ist nicht das ganze Spektrum erfaßt, aber doch schon viel mehr als mit amtlich/nichtamtlich.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) schrieb nach dem Bekanntwerden der Baumängel und der Schulschließung an den Lörracher Oberbürgermeister: „Als zuständigen Schulträger bitte ich die Stadt Lörrach darum, dem Sanierungsbedarf im hier einschlägigen Fall so nachzukommen, dass der Unterricht für die Schülerinnen und Schüler ohne Abstriche gewährleistet werden kann.“ (FAZ 25.10.19)

Im Artikel selbst ist nur von Schülern die Rede. Die Ministerin bzw. ihr Ministerium sprechen die gebundene Verlautbarungssprache. Kein natürlich formulierter Text passiert den Filter.

Eine Zeitschrift wie "Sterne und Weltraum" gendert natürlich nicht. Nur auf der Seite, wo didaktische Materialen für die Schule angeboten werden, ist von Schülerinnen und Schülern die Rede, aber nur ganz vorübergehend, dann nur noch von Schülern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.10.2019 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42304

Mehr Studienanfänger, höherer Frauenanteil
(...)
Nicht einmal ein Viertel der Studienanfänger war damals weiblich.

1971 führte der damalige Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) die staatliche Ausbildungsförderung Bafög ein. Die Zahl der Studienanfänger stieg daraufhin stark an und wächst seither stetig.
(ZEIT 23.10.19)

Das generische Maskulinum funktioniert.

(Aus der Grafik geht hervor, daß der Anstieg schon vor 1970 einsetzte; tatsächlich gab es bereits das „Honnefer Modell“, mit dem ich ab 1963 mein ganzes Studium finanzierte, bis ich als studentische Hilfskraft selbst etwas verdiente.)
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 21.10.2019 um 07.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42284

Und wie immer bekommen sie es nicht ganz auf die Reihe: Abweichler, Diabetiker, Bewohner, Whistleblower (3x).
Na gut, daß Whistleblowerinnen nicht sichtbar gemacht werden möchten, ist verständlich.
Dagegen haben Abweichlerinnen, Diabetikerinnen und Bewohnerinnen Grund, sich bitter zu beklagen.
Wobei die Abweichler ein besonderer Fall sind: Im Text beziehen sie sich auf Tumorzellen, und in der Paarung die Zelleder Abweichler belegen sie ein funktionierendes generisches Maskulinum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.10.2019 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42283

Das Magazin kann noch so auf Hochglanz poliert sein, man merkt doch gleich, daß man in eine andere Welt tritt: Schon das kurze Geleitwort des Präsidenten enthält dreimal Doppelnennung beider Geschlechter. Ob der Mann auch so redet, etwa mit seiner Frau? Es ist eben die Spielwiese der Ideologen. Keine Zeitung oder Zeitschrift, die sich auf dem Markt behaupten muß, leistet sich eine derart verkorkste Sprache. Hier ist die Auflage (6.500) garantiert, auch wenn keiner das Zeug lesen mag. Es ist nicht das Außenbild der Universität, sondern eine ideologisch entstellte Karikatur.
Pressestelle und Genderbüro haben still und leise die Macht ergriffen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2019 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42274

Das kostenlose Forschungsmagazin unserer Universität ist aufs lächerlichste durchgegendert: Expertinnen und Experten sprechen auch von optischer Biopsie. usw. (Sonst könnte jemand auf den Gedanken kommen, daß nur Experten, nicht aber Expertinnen von optischer Biopsie sprechen.)
Die Wissenschaftler (und Wissenschaftlerinnen) der Universität haben bei dieser ihrer Außendarstellung nicht mitzureden, das macht die Pressestelle, vermutlich im Bündnis mit dem Büro für Gender und Diversity.

Eine Genderforscherin der Uni behauptet im selben Heft:

„Es gibt viele Menschen, die geschlechtergerechte Sprache ablehnen, darunter auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Aber das sind in der Regel nicht diejenigen, die sich tatsächlich fachlich mit Sprache und Kognition befassen.“

Ziemlich unverschämt.

Hier kann man das ganze Heft sehen:

https://www.fau.de/files/2019/10/friedrich119_Im-Verborgenen.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2019 um 08.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42245

Die WELT meint zwar, Duflo sei erst die "zweite weibliche Gewinnerin" des Wirtschaftsnobelpreises, aber im übrigen kann man anläßlich des gemischten Trios sehr gut sehen, daß das generische Maskulinum in allen Medien nach wie vor funktioniert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2019 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42221

"Gut" im moralischen Sinn (Stefanowitsch’sch).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 11.10.2019 um 00.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42220

Behauptet ja keine und keiner. Bloß gerecht soll es sein.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.10.2019 um 14.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42219

In den DLF-Nachrichten wurde heute schon mehrmals gesagt:

"... müssen sich nun einen anderen Kandidat oder Kandidatin suchen."

Das soll nun gutes Deutsch sein?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2019 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42204

Es lagen auch Daten zum Schlaf der Teilnehmenden vor, da die Patienten bereits eine Nacht in einem Schlaflabor zwischen dem Jahr 1991 und 1998 verbracht hatten. (https://www.heilpraxisnet.de/ 5.10.19)

Hier sieht man, wie der Verfasser (Alexander Stindt) reflexartig auf die maskuline Endung -er reagiert, nicht aber auf das lexikalisch maskuline Patient. Das hält er auch in seinen anderen Texten durchgehend so. Das Gendern geschieht völlig gedankenlos – ob das den Frauen wirklich hilft?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2019 um 07.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42202

Die Metaphorisierung von Mutter- und Tochterfirma führt zwar zur Sexualisierung des grammatischen Genus (Firma), die aber nicht bis zur Allegorese weitergetrieben ist. Es bleibt bei einer mechanischen Kongruenzerscheinung. Bei der Kirche ist es etwas anders. Hier scheint die „Mütterlichkeit“ zur Theologie zu gehören, so daß die Metapher vielleicht mehr ist:
In Amazonien hat die katholische Kirche im Laufe des letzten Jahrhunderts einen Rollenwandel vollzogen und ist von der bekehrenden Missionarin zur Anwältin der Indigenen geworden. (FAZ 5.10.19)

(Paradoxerweise besteht diese Mutter größtenteils aus Männern.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2019 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42180

Nach Ansicht der Gleichstellungsbeauftragten

„heben die neuen Empfehlungen nicht auf einen sprachsystematischen Eingriff ab, sondern sie möchten die Sprecherinnen und Sprecher auf der Ebene des Sprachgebrauchs anregen, die verfügbaren sprachlichen Mittel so nutzen, dass sich alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen können und geschlechtliche Vielfalt auch ihren sprachlichen Niederschlag findet.“

Dieses Argument findet man oft. Die Unterscheidung von Sprachsystem und Sprachgebrauch ist aber nicht haltbar. Das „Sprachsystem“ darf nicht zu einem Wesen eigener Art hypostasiert werden. Nur den Sprachgebrauch gibt es wirklich, das „System“ wird daraus vom Linguisten erschlossen bzw. konstruiert. Anders gesagt: Die Unterscheidung der „verfügbaren Mittel“ und des Gebrauchs, den man davon macht, ist ein einleuchtendes, aber falsches Modell der Sprache. Diese alte Einsicht (etwa bei Hermann Paul: „Prinzipien der Sprachgeschichte“) hat der Strukturalismus mit seiner Unterscheidung von Vorrat und Auswahl zeitweise verdunkelt, aber heute besinnt sich die Linguistik eines Besseren.
Um es am konkreten Beispiel zu erläutern: Wenn der „Gebrauch“ des generischen Maskulinums a limine ausgeschlossen wird (wie in den „Empfehlungen“), so ist damit selbstverständlich eine Änderung des deutschen Sprachsystems verbunden. Die „Empfehlungen“ implizieren geradezu die Behauptung, daß das generische Maskulinum nicht mehr funktioniere – eine empirisch falsche Behauptung über das Sprachsystem.

Auch falsche Behauptungen können allerdings die Sprache (den Gebrauch und damit auch das System) verändern. Die Problematisierung des generischen Maskulinums ist selbsterfüllend: sie macht das generische Maskulinum problematisch. Das ist auf anderen Gebieten der „politischen Korrektheit“ schon geschehen, aber bei grammatischen Mitteln, die wesentlich im Hintergrund operieren, ist die Thematisierung des Unthematischen besonders folgenreich.

Solange sie die Hochschulleitung hinter sich haben, können Gleichstellungsbeauftragte ohne sprachwissenschaftliche Kenntnisse ihre naiven und falschen Ansichten über die deutsche Sprache verbreiten und daraus ihr praktischen Forderungen ableiten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2019 um 05.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42179

Die bloße Erwähnung von männlichen und weiblichen Personen ist noch kein Gendern im Sinne des Feminismus. Entscheidend ist, ob das generische Maskulinum verwendet wird. Die Neutralisation ist immer nur eine Möglichkeit.

Ich höre einige Interviews im DLF. Die Sprecher wechseln zwischen Beidnennung (Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer) und generischem Maskulinum (Arbeitgeber). Das ist nur ein wenig pedantisch, aber ansonsten der herkömmliche Zustand. Ob die Sprecher es wollen oder nicht: Sie bestätigen durch die Praxis, daß das generische Maskulinum funktioniert. Damit ist die Hauptvoraussetzung der Sprachfeministen widerlegt.

Das Online-Magazin jetzt.de gendert mit dem Sternchen, anders als die „Süddeutsche“ selbst. Man will wohl junge Erwachsene ansprechen, ohne ihnen etwas verkaufen zu müssen. (Ich habe nur mal einen Blick reingeworfen. Seltsam missionarisch für die „offene Ehe“.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.09.2019 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42171

Es steht ihr frei, beispielsweise den Begriff Kopulation zu benutzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2019 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42170

EMMA über Luise F. Pusch:

Bei der Prostitution, sagt sie zum Beispiel, wären wir weiter, „wenn wir das, was da passiert, nicht länger als ´Sex´ bezeichnen würden. Denn Sex bezeichnet einen für beide Seiten lustvollen Akt.“

Wieso denn?
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 28.09.2019 um 09.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42168

Sallust, Epistula ad Caesarem I 1,2: "Appius ait fabrum esse suae quemque fortunae". An Luise Pusch haben weder Appius noch Sallust gedacht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2019 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42167

In der Basisarbeit der Kirchen ist das Gendern besonders beliebt. "Gender mainstreaming im Kindergottesdienst" usw. – Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2019 um 03.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42166

Jede ist ihres Glückes Schmiedin. Allerdings dürften Schmiedinnen selten gewesen sein, als das Sprichwort entstand. Luise Pusch entkräftet den Einwand, weil sie ja das generische Femininum vertritt. So konnte ein Mann den Beruf der Schmiedin ergreifen.

Jeder das Ihre. (Suum cuique.) Diese oft propagierte Neufassung stand wenigstens nicht in Buchenwald.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2019 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42165

Wie ich die Gleichstellungsbeauftragten kenne, werden sie uns immer auffordern, mit ihnen gemeinsam nach Lösungen zu suchen, aber niemals zugeben, daß es das zu lösende Problem nicht gibt und nie gab. Ich möchte behaupten, daß durch Wer hat seine Geldbörse verloren? noch niemals Frauen sich nicht angesprochen gefühlt haben.
 
 

Kommentar von A.B., verfaßt am 27.09.2019 um 14.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42164

Wer hat den ihr oder ihm gehörenden Lippenstift liegenlassen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.09.2019 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42163

2 Lösungsvorschläge:

Were (oder werin) hat ihren Lippenstift im Bad liegengelassen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 27.09.2019 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42162

Auch „Wer hat seinen Lippenstift im Bad liegen gelassen?“ und „Wer hat ihren Lippenstift im Bad liegen gelassen?“ sind nicht gleichbedeutend interpretierbar. Im ersten Fall hat jemand seinen eigenen Stift oder den eines (zuvor genannten) anderen vergessen, im zweiten Fall kann es nicht die Besitzerin gewesen sein (Helga ist sauer: Wer hat ihren Lippenstift im Bad liegen gelassen?).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2019 um 04.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42160

Ich habe die Leiterin des Genderbüros auf "Wer hat denn hier seinen Lippenstift liegen lassen?" angesprochen. Sie antwortet, man könne doch "den Lippenstift" sagen.

Das zeigt die Bedenklichkeit des ganzen Ansatzes: Die beiden Ausdrücke sind ja nicht gleichbedeutend. Um der vermeintlichen Geschlechtergerechtigkeit willen etwas anderes zu sagen, als man eigentlich sagen wollte, ist eine Zumutung, über deren Unzulässigkeit man nicht weiter zu reden braucht.

Die ganze Antwort-Mail, die ich hier nicht wiedergeben kann, ist von einer erschütternden Naivität in linguistischen Dingen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2019 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42154

Früher gab es an der Universität Erlangen eine Frauenbeauftragte. Das Team des Genderbüros samt angeschlossenen Stellen umfaßt inzwischen rund 20 Personen, im Kernbereich ausschließlich Frauen. Für die ist also schon mal gesorgt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2019 um 04.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42136

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17903

Gerade haben wir wieder Anlaß, uns über das Autoritäre, Wissenschaftsfeindliche der Universitätsverwaltungen zu beschweren, wie es in den Verlautbarungen einer enthemmten Gender-Bürokratie zum Ausdruck kommt. Der zitierte Text fuhr schon damals fort:

Gleichstellungspolitik ist eine zentrale Querschnittsaufgabe an der Universität Erlangen-Nürnberg, die sich in einer Vielfalt von Aktivitäten und  Perspektiven widerspiegelt. Ein umfassendes, modernes Gleichstellungskonzept soll alle gleichstellungspolitischen Aktivitäten bündeln und deren strukturelle Einbindung sowie die strategische Ausrichtung der Gleichstellungspolitik als bedeutsamen Bestandteil des Leitbildes der Universität Erlangen-Nürnberg aufzeigen.
Das Gleichstellungskonzept dient sowohl der internen wie externen Kommunikation bestehender und geplanter Gleichstellungsmaßnahmen als auch der Sichtbarmachung  des Standortvorteils unserer Universität.
Das Gleichstellungskonzept der Universität Erlangen-Nürnberg wird derzeit in Kooperation von Universitätsleitung, Frauenbeauftragten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Büros der Frauenbeauftragten ausgearbeitet. Die Fertigstellung ist für April 2010 geplant.
Ansprechpartnerinnen sind:
Prof. Dr. Johanna Haberer
Dr. Sabina Enzelberger


Die einzigen, die nicht mitreden dürfen, sind die Fachleute.

(Für Außentehende: Die Uni Erlangen leistet sich einen Lehrstuhl für Christliche Publizistik. S. a. "Universitätsprediger".)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2019 um 03.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42135

Die Wikipedia möchte lesbar bleiben, gendert also nicht. Diskussionen gab es natürlich:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Meinungsbilder/Geschlechtergerechte_Sprache

Ein Beiträger schrieb: Wikipedia ist keine Umkleide.
 
 

Kommentar von Theodor Icler, verfaßt am 20.09.2019 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42130

Die Universität Erlangen gib Rat, wie man sich gegen sexuelle Belästigung wehrt:

„Herr Dr. S., bitte unterlassen Sie diese anzüglichen Bemerkungen!“;

„Frau Prof. K., ich bin an einem privaten Verhältnis mit Ihnen nicht interessiert! Bitte drängen Sie mir keine Verabredungen auf!“;

„Herr J., ich verbitte mir solche Berührungen! Das ist mir unangenehm und ich will, dass Sie das nicht mehr tun!“


(Man beachte, daß nur die Frau es zum Professorentitel gebracht hat! Allerdings kann sie es nicht lassen, Mitarbeiter sexuell zu belästigen. Der Text stammt übrigens von der LMU München; das Genderbüro der Erlanger Uni ist nicht besonders kreativ.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2019 um 03.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42128

Vater der Rosetta-Mission entschuldigt sich unter Tränen für geschmackloses Hemd (Focus 15.11.14)

(Auf dem Hemd sind einige Frauen in Sommerkleidung abgebildet. „Viele Zuschauer hielten dies für unangebracht und sexistisch, Taylor schien es ehrlich Leid zu tun.“)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2019 um 03.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42127

Der Bayerische Rundfunk bemüht sich um "geschlechtergerechte Formulierungen". In einem internen Flyer mit dem Titel "Faire Sprache" werden die Mitarbeiter dazu aufgerufen, nicht immer automatisch die männliche Variante eines Wortes zu benutzen: lieber Abteilungsleitung als Abteilungsleiter. Eine BR-Sprecherin bestätigte am Donnerstag Berichte des "Münchner Merkur" und der "tz" und betonte: "Bei dem Flyer "Faire Sprache" handelt es sich nicht um eine verbindliche Anweisung, sondern um eine reine Orientierungshilfe, um Tipps für den Arbeitsalltag." (PNP 27.11.14)

Der quasi-staatliche ö.r. Rundfunk kann gendern, erst recht seit der Einführung des Zwangsbeitrags, weil die Einnahmen fließen, auch wenn niemand mehr hört und guckt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2019 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42120

Zum Beispiel könnten Richter auf den Gedanken kommen, zum Gendern den neuen Direktor des IDS zu befragen. Wo denn sonst ist der linguistische Sachverstand zu suchen? So könnte der Laie fragen.

Henning Lobin hat zusammen mit der Fachfrau Damaris Nübling einen Aufsatz veröffentlicht, der sich vorbehaltlos für das Gendern und für den zugrunde liegenden Sprachidealismus ausspricht. Daß das wissenschaftlich haltlos ist – woher sollen die Juristen das wissen?

Man denke an die KMK, die sich in ihrer Hilflosigkeit an den Rat für deutsche Rechtschreibung (!) wandte, um etwas Brauchbares zum Gendern in die Hand zu bekommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2019 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42118

Schon Aristoteles dachte darüber nach, wie Laien die Qualität von Fachleuten beurteilen können. (Hintergrund war die "demokratische" Wahl von Gemeindeärzten, Heerführern usw.)

Das Bundesverfassungsgericht hat uns Linguisten angehört, gefolgt ist es den schlechten. Daher das beklagenswerte Niveau des Urteils, was sprachliche Tatsachen betrifft.

Die "Fachleute", welche auch immer, sind manchmal der letzte Strohhalm der Richter, wenn sie nicht weiterwissen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.09.2019 um 13.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42116

Ziehen eigentlich Richter auf einem Gebiet, wo sie Laien sind, keinen Sachverständigen zu Rate?
Das müßte doch in diesem Fall ein Sprachwissenschaftler mit einiger Erfahrung und allgemeiner Anerkennung sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2019 um 03.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42112

Aus OLG Karlsruhe, Urteil v. 13.9.2011-17 U 99/10, Zusammenfassung:

Geschlechtsneutral ist eine Ausschreibung nur dann formuliert, wenn sie sich in ihrer gesamten Ausdrucksweise sowohl an Frauen als auch an Männer richtet. Dem ist jedenfalls dann Rechnung getragen, wenn die Berufsbezeichnung in männlicher und weiblicher Form verwendet oder ein geschlechtsneutraler Oberbegriff gewählt wird. Der Begriff "Geschäftsführer" ist eindeutig männlich. Es handelt sich bei ihm nicht um einen geschlechtsneutralen Oberbegriff. Die Anforderungen an die Begrifflichkeiten im Alltag oder in Gesetzestexten sind andere als bei einer Stellenausschreibung. Selbst wenn im allgemeinen Sprachgebrauch oder teilweise auch noch in der Gesetzessprache der männliche Begriff wie ein Oberbegriff verwendet wird, so wird er dadurch im Rahmen einer Stellenanzeige nicht geschlechtsneutral.

Die Behauptung, daß es in Stellenausschreibungen kein generisches Maskulinum gibt, ist offenbar nicht deskriptiv, sondern normativ: es soll keines geben. Einzig in Stellenausschreibungen soll eine Sonderform des Deutschen Verwendung finden, die sich systematisch von der Alltagssprache, aber auch von der sonstigen Rechtssprache unterscheidet. Erst wenn dieser Eingriff akzeptiert wird, ist analytisch wahr: Der Begriff "Geschäftsführer" ist eindeutig männlich. Es handelt sich bei ihm nicht um einen geschlechtsneutralen Oberbegriff.

Dieses Urteil war eines der folgenreichsten in der ganzen Genderdebatte und -praxis.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.09.2019 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42111

#42108:
Nur spiegelt eine Zusammensetzung weder unbedingt einen Genitiv wider (das hatten wir auch schon diskutiert), noch deckt der Genitiv oder dessen Ersetzung mit "von" einen notwendigen Numerus auf.

Ärztinnenrechnung kann man grammatisch sinnvoll (ich rede natürlich nicht vom Sinn der Genderei) sowohl mit Ärztin als auch mit Ärztinnen deuten bzw. umschreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2019 um 16.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42110

Warum die schöne Literatur niemals gendern wird, hat Arthur Brühlmeier vor Jahren an einem Stück aus Goethes "Dichtung und Wahrheit" vorgeführt:

In ruhigen Zeiten will jeder/jede nach seiner/ihrer Weise leben, der Bürger/die Bürgerin sein/ihr Gewerb, sein/ihr Geschäft treiben und sich nachher vergnügen; so mag auch der Schriftsteller/die Schriftstellerin gern etwas verfassen, seine/ihre Arbeiten bekannt machen und, wo nicht Lohn, doch Lob dafür hoffen, weil er/sie glaubt, etwas Gutes und Nützliches getan zu haben. In dieser Ruhe wird der Bürger/die Bürgerin durch den Satiriker/die Satirikerin, der Autor/die Autorin durch den Kritiker/die Kritikerin und so die friedliche Gesellschaft in eine unangenehme Bewegung gesetzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2019 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42109

Vor einigen Jahren hat die EU beschlossen, daß die Werbung keine Frauen bei hausfrauentypischen Beschäftigungen mehr zeigen soll.
Ohne dem Stand der Dinge nachgehen zu wollen: Ist es unproblematischer, Frauen in frauentypischen Berufen zu zeigen: Erzieherinnen, Krankenschwestern usw., deren niedrige Entlohnung ja der Hauptgrund für den "gender gap" bei den Einkommen ist?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 16.09.2019 um 14.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42108

Im Süddeutschen Deutsch wird der Genitiv durch "von" ersetzt. Er ist nur in kirchlichen Begriffen üblich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2019 um 05.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42106

Kürzlich ferngesehen, dabei auch die Arzneimittelwerbung. Auf dem Bildschirm erscheint durchweg: "...fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker", ohne die 2005 beschlossene Doppelnennung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.09.2019 um 19.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42105

Entschuldigung, lieber Germanist, das war auf Prof. Icklers Antwort bezogen.
Aber welches Pronomen wäre dann in Ärztinnenrechnung weggelassen worden? Ich glaube, das hilft nicht weiter.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer , verfaßt am 15.09.2019 um 19.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42104

Ja, das verstehe ich. Auch daß -(e)r- wohl aus sprachhistorischen Gründen nicht als Fugenelement in Frage kommt (obwohl es wie -en- nicht nur den Plural, sondern auch eine Art Genitiv bildet, z. B. Bremer Rathaus). Umso besser, dann gibt es noch mehr Beispiele als ich dachte, nicht nur Pluraliatantum, für Bestimmungswörter im Plural.

Aber was spricht dann dagegen, daß in Ärztinnenrechnung auch ein richtiger (nicht nur ein vermeintlicher) Plural steckt? Die bloße Existenz des Fugenelements -en- macht ja noch nicht jeden Plural auf -en- in Komposita zum Singular, oder?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.09.2019 um 19.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42103

Meiner Meinung nach entstehen zusammengesetzte Substantiva durch den Wegfall eines Pronomens. Wenn mann also die entsprechende Rückbildung macht, sieht man sofort, ob das Bestimmungswort im Plural oder Singular stehen muß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2019 um 18.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42102

Eine Seenplatte könnte nicht Seeplatte heißen. Es gibt hier eine klare Opposition: Alle Komposita werden mit der neutralisierten (unmarkierten) Form See- gebildet (Seegurke, Seenot, Seerose, Seeufer usw.), nur nicht Seenkunde, Seenplatte, wo tatsächlich die Mehrzahl gemeint ist.
(Ich habe zwei Komposita beigemischt, die sicherstellen, daß der Unterschied der/die See keine Rolle spielt.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.09.2019 um 12.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42101

zu #42097:
Aber alle Ihre Beispiele stehen doch, jedenfalls für mich, im Verdacht, ebenfalls nur vermeintliche Plurale zu sein. Es gibt Fugenelemente -s-, -(e)n-, -d-, -t-, ...[?], warum nicht auch -(e)r-?

Diese Wörter könnten genauso gut Seeplatte, Buchregal, Hausmeer heißen. Wer dagegen semantische Gründe anführt, ist schon wieder bei der Frage, was das Bestimmungswort in einer Zusammensetzung bedeutet, bzw. bei Karl Valentins Semmelnknödeln. Auch im Kartoffelsalat sind normalerweise mehrere Kartoffeln verarbeitet, trotzdem ist das Wort mit dem singulargleichen Wortstamm gebildet.

Ich habe also mit Bedacht als Beispiel das Pluraletantum Ferien gewählt, weil man nur damit nicht darum herumkommt anzuerkennen, daß es sich bei Ferienwohnung um eine Zusammensetzung mit einem Plural handelt. Es beweist, daß Zusammensetzungen mit dem Plural existieren!

Meine letzte Frage in #42094 sehe ich also noch nicht beantwortet, ich formuliere sie noch einmal:
Was erlaubt uns, in Seenplatte, Bücherregal, Häusermeer jeweils einen Plural, kein Fugenelement -n-, -er-, zu sehen, in Ärztinnenrechnung jedoch ohne weiteres nur das einfache (singulargleiche) Wort Ärztin mit Fugenelement -en-?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2019 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42098

Sie suchen Redner, Keynote Speaker oder Moderatoren? (Referentenagentur Bertelsmann)

Nicht gegendert – es geht ums Geschäft.

Übrigens weiß ich nicht, ob ich auf so einer Liste stehen möchte. Mietredner waren auch die antiken Sophisten; ihr Ruf ist nicht der beste.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2019 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42097

Doch, auch mit dem Plural kann man Zusammensetzungen bilden: Seenplatte, Bücherregal, Häusermeer.

Ferien hat keinen Singular, darum ist das Beispiel nicht so geeignet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.09.2019 um 23.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42094

Ich glaube, ich kann meine letzte Frage selbst beantworten. Das Wort Ferienwohnung hat zweifellos ein Bestimmungswort im Plural und kein Fugenelement.

Wenn es nun einerseits Zusammensetzungen mit verschiedenen Fugenelementen, andererseits aber auch Zusammensetzungen mit dem Plural gibt, woher wissen wir dann, zu welchem dieser beiden Fälle das Wort Ärztinnenrechnung gehört?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.09.2019 um 23.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42093

Bedeutet das, daß es überhaupt keine Zusammensetzungen mit dem Plural eines Bestimmungswortes gibt?

Werden alle Zusammensetzungen immer mit dem Singular und ggf. einem Fugenelement (ggf. Umlaut und Konsonantenverdopplung inclusive) gebildet?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2019 um 17.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42092

Über die Herkunft (also eine historische Frage) der Fugenzeichen haben wir immer wieder mal diskutiert, so auch schon hier: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=373#2584
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.09.2019 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42091

Ist es denn nur ein vermeintlicher Plural? Wie kann man das unterscheiden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2019 um 03.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42088

Die Empfindlichkeit zarter Augen und Ohren gegen Darstellungen von „Gewalt“ usw. in alter und sehr alter Literatur und Kunst wirkt ein wenig seltsam angesichts der geballten Ladung in heutiger Literatur, Filmen, Raptexten usw. Kaum auszudenken, was sich Schulkinder schon alles reingezogen haben, bevor sie sich Wort für Wort durch Ovid hangeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.09.2019 um 03.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42086

Der (vermeintliche) Plural als Kompositionsstammform auch in:

Kanzlerinnendämmerung (alljährlich in der Presse zu lesen)

Hebammenrechnung
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.09.2019 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42085

Interessant:
Man sagt ja i. a. Arztrechnung, nicht Ärzterechnung
(bei Google ca. 50mal häufiger).

Mit der weiblichen Form wird jedoch der Plural gebildet:

Nicht Ärztinrechnung, sondern Ärztinnenrechnung.

Das findet man sogar in ein und demselben Satz:
- Hat jemand statt einer Arztrechnung je eine Ärztinnenrechnung gefordert ...
- Die Idee war eigentlich einmal, dass mit den Monatsprämien die Arzt- und Ärztinnenrechnung und der Spitalaufenthalt bezahlt sind.

Das ist m. E. ein klarer Hinweis darauf, daß es in Arztrechnung nicht um die Person des Arztes geht, sondern nur um den Wortstamm der Berufsbezeichnung, wie in ärztlich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2019 um 16.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42084

Kundinnennummer, Kundinnen-Nummer, KundInnennummer findet man fast nur auf österreichischen Seiten; Ärztinnenrechnung ist aber auch dort kaum belegt. Warum diese Ungleichbehandlung?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2019 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42082

Wenn ein Dichter eine erotische Affäre aus seiner Sicht darstellt und nichts über die Gefühle der Partnerin sagt, dann kann auch der Leser nichts darüber sagen. Sonst wären wir wieder auf der Suche nach der "Wahrheit über Rotkäppchen" usw.
Als Schriftstellerin konnte Christa Wolf natürlich ihrerseits das Innenleben fiktionaler Heldinnen erfinden. Das geht dann gänzlich auf ihre Kappe und ist keine Forschung, wo es nichts zu forschen gibt.

Wesselmanns Vorschläge (übrigens durchgegendert) zur feministischen Lektüre römischer Dichtungen laufen auf das geschmähte inhaltlich identifikatorische Lesen hinaus, nur eben ideologisch umgepolt, wie es der heutigen Mode entspricht.

In der Ilias gibt Helena einen knappen Einblick in ihr Innenleben, und Homer deutet noch etwas mehr an, aber das war es dann auch. Wenn Lehrer ihren Schülern aufgeben, sich noch Genaueres auszumalen – bitte sehr, das ist didaktische Freiheit und kann vielleicht das Interesse an den alten Stoffen stärken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2019 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42075

In der ZEIT diskutiert eine Altsprach-Didaktikerin "sexuelle Gewalt" in antiken Texten (https://www.zeit.de/kultur/2019-09/lateinunterricht-sexuelle-gewalt-antike-texte-metoo-10nach8/komplettansicht).

Beim Studium lateinischer und griechischer Texte drängen sich nach dem Perspektivwechsel durch #MeToo unangenehme neue Realitäten auf: Die Handlung von Homers Ilias wird durch Geschacher um die entführte Sklavin Briseis in Gang gebracht, Catull bedroht seine Dichterrivalen mit analer und oraler Penetration, bei Terenz gilt die Eheschließung von Vergewaltiger und Opfer als Happy End.

Das soll erst im Gefolge von #MeToo bemerkt worden sein? Ich bin schon eine Weile aus dem Geschäft, aber das kann ich mir wirklich nicht denken.

Die deutschsprachige Altphilologen-Community hat auf #MeToo bisher nicht reagiert. In der Schule zielt die Vermittlung meist auf absolute Identifikation, um Jugendliche für die Antike zu faszinieren.

Immerhin will die Verfassserin die alten Texte weißer Männer nicht verbannen (natürlich nicht, sie lebt ja davon), sondern als Gelegenheit zur antisexistischen Erziehung nutzen und in diesem Sinne dann für den Lateinunterricht werben. (Ick hör dir trapsen – eigentlich von der ersten Zeile an...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.09.2019 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42071

Den Übermut der Ämter erkennt man wieder daran, daß die Leiterin des Genderbüros an unserer Universität, eine Politologin, sich lediglich der Rückendeckung der Universitätsleitung versicherte, nicht aber die Germanisten und Sprachwissenschaftler der Universität zu konsultieren für nötig hielt. So läuft es überall in Deutschland. Als Quellen für sprachliche Erfindungen im Sinne der PC werden immer wieder dieselben Pamphlete aus radikalfeministischen Konventikeln genannt. Das sind die heiligen Schriften unserer Zeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2019 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42067

Wie Luise F. Pusch gern anführt, hat schon Ina Seidel über ihre Freundin Agnes Miegel geschrieben „Wer war’s, die das Brot gebrochen hat“, und Pusch meint, dies sei eine Vorwegnahme ihres eigenen Vorschlags: „Wer hat ihren Lippenstift im Bad liegen gelassen?“
Dem ist aber nicht so. Es handelt sich bei Seidel um einen freien Relativsatz mit Vorgreifer-es. Die Antwort wäre etwa: „Die das Brot gebrochen hat, war Agnes.“ Hier entfällt die Kongruenzforderung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2019 um 03.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42066

Am vorigen Eintrag sieht man, welche Macht die früher so genannten Frauenbeauftragten inzwischen bekommen haben. Früher saßen sie in Berufungskommissionen herum und sagten kein Wort, auch wegen fehlender Kompetenz, bis auf die obligate Frage, ob denn auch die besondere Situation der weiblichen Bewerber hinreichend berücksichtigt sei (was sie selbstverständlich immer war).
Seither ist ihr Pöstchen zu ganzen Stabsstellen ausgebaut, und sie stehen hoch über der gesamten übrigen Verwaltung. Sie führen nämlich das Schwert der Moral ("Gender mainstreaming"), dem nicht einmal der Rektor bzw. Präsident gewachsen ist. So schaffen sie es, ohne Konsultation der ihnen unterworfenen Professoren Maßnahmen wie den "geschlechtersensiblen Sprachgebrauch" durchzusetzen. Widerstand ist möglich, aber zwecklos.
An den Gender-"Empfehlungen" unserer Universität kann man die Verbindung von Dummheit und Frechheit studieren; es ist aber im ganzen Land dasselbe.
Leider sind beamtete Hochschullehrer nicht die mutigste Spezies, wie man schon bei der Übernahme der Rechtschreibreform gesehen hat. Zum normalen Konformismus tritt nun noch das Kuschen vor dem pseudomoralischen Totschlagargument.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2019 um 20.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42065

Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat nun auch Empfehlungen zum Gendern herausgebracht:

https://www.gender-und-diversity.fau.de/gender/geschlechtersensible-sprache/

Ich kommentiere ein bißchen.

Was bedeutet im Titel der Empfehlungen „erfolgreich kommunizieren“, und in welchem Verhältnis steht dies zu „geschlechtersensibel“? Bedeutet es, daß etwa Anträge weniger Aussicht auf Erfolg haben, wenn sie nicht im Sinne des Büros für Gender und Diversity „geschlechtersensibel“ abgefaßt sind? Seit wann gibt die Universitätsverwaltung Empfehlungen zum erfolgreichen Kommunizieren heraus, und ist dies überhaupt ihre Aufgabe?
Die Wortwahl „geschlechtersensibel“ und „geschlechtergerecht“ ist eine Captatio benevolentiae, denn wer möchte schon unsensibel und ungerecht sein? Auch suggeriert sie, daß der bisher übliche Sprachgebrauch solche Mängel gehabt habe – eine unsaubere und unsensible Subreption schon vor dem Einstieg in die Sache selbst..

Die Empfehlungen beginnen mit einer starken Behauptung:

Sprache beeinflusst unser Denken, Bewusstsein und unsere Wahrnehmung, steuert unsere Bewertung von Sachverhalten, spiegelt und transportiert Werthaltungen und schafft damit Wirklichkeit. Durch einen geschlechtersensiblen, inklusiven Sprachgebrauch können wir als Universität dazu beitragen, alle Menschen gleichermaßen zu berücksichtigen und zu adressieren und dadurch erfolgreiche Kommunikation zu unterstützen.

Woher wissen die Verfasser das alles? Der Sprachidealismus, zu dem sie sich vorbehaltlos bekennen, hat unter Sprachwissenschaftlern kaum noch Anhänger. (In Deutschland war der Ahnenerbe-Keltologe Weisgerber der letzte einflußreiche Vertreter.) Alle Versuche, ihn empirisch zu untermauern, sind mehr oder weniger gescheitert. Wenn Sprache das Bewußtsein steuerte, müßten die Angehörigen einer Sprachgemeinschaft in ihrem Denken, in der „Bewertung von Sachverhalten“ usw. weitgehend übereinstimmen. Es ist aber nicht gelungen, die „Weltansicht“ ganzer Sprachgemeinschaften zu bestimmen.

Der „Anwendungsbereich“ der Empfehlungen soll zwar Vorlesungen, nicht aber die schriftlichen Veröffentlichungen umfassen, obwohl sie in gleicher Weise zum „sprachlichen Erscheinungsbild der FAU“ beitragen.

Das generische Maskulinum, also der initiale Hinweis in Texten, dass mit männlichen Personenbezeichnungen auch Frauen gemeint seien, ist zwar konform mit den Rechtschreibregeln. Allerdings wird es von vielen auf die Bezeichnung von Personen männlichen Geschlechts reduziert und daher von den hier vorliegenden Empfehlungen ausgeschlossen.

Die Verfasser scheinen nicht zu wissen, was man unter dem „generischen Maskulinum“ versteht. Jener „initiale Hinweis“ ist nicht selbst das generische Maskulinum, sondern weist darauf hin.

Die mehrmals apostrophierte „amtliche Rechtschreibung“ (Schulorthographie) ist für Wissenschaftler ohnehin nicht verbindlich.

Hinweis: Bei der Beidnennung ist es üblich, aber nicht vorgeschrieben, die weibliche Form zuerst zu nennen.

„Vorgeschrieben“? Wer schreibt denn plötzlich vor, wo es doch um Empfehlungen gehen soll? (Die Erstnennung von Frauen stammt noch aus der alten Galanterie und steht eigentlich im Gegensatz zur modernen Gleichstellungspolitik. Einer Dame in den Mantel zu helfen oder ihr die Tür aufzuhalten und den Vortritt zu lassen wäre heute als Ausdruck der Geringschätzung zu werten.)

Die Empfehlung, die scheinbar maskuline Form auch als Erstglied von Komposita zu vermeiden (Rednerpult soll zu Redepult werden), beweist, daß die Verfasser die deutsche Wortbildung nicht verstanden haben. Sie verwechseln den Stamm des Nomen agentis mit der maskulinen Form. Man muß sich wundern, daß sie nicht auch den Stamm von Ableitungen wie redner-isch in Angriff genommen haben.

Geschlechterneutrale Pronomen sind z.B. wer oder alle.[/i]

Aber wer wird durch das generische Maskulinum wiederaufgegriffen: Wer hat seinen Lippenstift hier liegenlassen? Was sagen die Verfasser zu diesem klassischen Beispiel aus der feministischen Diskussion?

Die „Empfehlungen“ sind durch eine gewisse Ängstlichkeit geprägt: als könne man, wenn man nicht aufpaßt, unversehens ein großes Unrecht gegen Frauen oder sonstwie geschlechtlich geprägte Mitmenschen begehen.

Die immer weiter wuchernde Vermeidungssprache wird die Kommunikation ungemein erschweren und keineswegs „erfolgreicher“ machen. Bezeichnenderweise unterbleibt das Gendern in Zeitungen und Romanen, also in Texten, die verkauft werden müssen. Das Gendern und daher auch diese "Empfehlungen" treiben einen Keil in die Sprachgemeinschaft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.09.2019 um 08.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42055

Körperteil ist nach Duden maskulin, aber jeder weiß, daß daneben das Neutrum üblich ist. Bei der ZEIT z. B. hat man eine erstaunlich gleichmäßige Zunahme des Neutrums gefunden: http://www.sprachlog.de/2014/06/30/von-maennlichen-koerperteilen/ (mit weiterer Erörterung des Problems).

Maskuline Teile entstehen durch Teilung, neutrale sind funktionierende Einheiten. Daher hat sich das Geschlechtsteil durchgesetzt, und Körperteil folgt derselben Logik oder gleich demselben Muster.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2019 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42046

In den Unternehmenstexten, die meine Tochter übersetzt, spielt durchweg der Schutz vor sexueller Belästigung – und schon vor dem Anschein einer solchen – eine große Rolle, ganz anders als noch vor wenigen Jahren. Eigenartiges Menschenbild, jedenfalls offiziell. Laut einer amerikanischen Studie wirkt sich „MeToo“ bereits auf die Einstellungspraxis und das Verhalten der Angestellten aus, meistens zum Nachteil der Frauen. Je attraktiver sie sind, desto geringer ihre Chancen. Man meidet auch Besprechungen unter vier Augen, gemeinsame Dienstreisen usw.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 30.08.2019 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42032

Es gibt am nullachten November eine vom „Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration“ geförderte Tagung „Critical Whiteness, Powersharing und Empowerment in der Jugend(sozial)arbeit“ (https://www.lvr.de/media/wwwlvrde/jugend/jugendfrderung/2019_11_Critical_Whiteness.pdf). Der Text ist mit seíner Kombination aus dummen Anglizismen mit häßlichem Gendersprech (oder umgekehrt?) der Brüller bei jedem Bullshit-Bingo.

Kostprobe:

„Powersharing“, „Frauen*beauftragte“, „Alice Salomon Hochschule“ (Deppen Leer Zeichen!), „Durchpowern, Selfcare und Empowerment“, „Tools“, „Mädchen*arbeit“, „Teilnehmer*innenzahl“, „Die zwei Formen des Empowerments in der Theorie der trilemmatischen Inklusion“, „Professorin für Diversität und Soziale Arbeit“, „Fachreferentinnen* der LAG Mädchen*arbeit“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2019 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42028

der oder die gemäßigtere Führungsfigur (FAZ 29.8.19)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2019 um 08.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#42024

Die DASD hat in ihrem Forum fast drei Jahre gar keine Einträge mehr gehabt, dann kam dieser betuliche, wahrhaft präsidiale Text:

Drei Fragen zu „gendergerechter Sprache“
Zu den erklärten Aufgaben der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zählt es,
- die Sprachentwicklung in der Verbindung von sprachwissenschaftlicher, literarischer und literaturkritischer Kompetenz aufmerksam zu begleiten, und
- sich für den freien Austausch der Meinungen in Wort und Schrift einzusetzen und zu einer differenzierten Debattenkultur beizutragen.
Keine Frage, die deutsche Sprache betreffend, wird derzeit so heftig diskutiert wie die nach ihrer „Gendergerechtigkeit“. Sie ist nicht neu, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat ihr bereits ihre Herbsttagung 1991 unter dem Titel Hat die deutsche Sprache ein Geschlecht? gewidmet, und ein Blick auf den Tagungsbericht zeigt, dass viele der damals vorgebrachten Gesichtspunkte auch heute noch die Auseinandersetzung bestimmen. Die Kontroverse ist jedoch weitaus schärfer geworden, sie hat sich von der Frage, ob Frauen sprachlich benachteiligt seien, auf ein ganzes „Genderspektrum“ ausgeweitet, und sie hat eine Reihe von heftig umstrittenen Vorschlägen für gendergerechte Ausdrucksweisen gezeitigt.
Die Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung versteht sich, wenn es zu öffentlichen Kontroversen über die deutsche Sprache kommt, nicht als Richter; das wäre allein schon deshalb nicht möglich, weil ihre Mitglieder in diesen Kontroversen oft ganz verschiedene Ansichten vertreten. Sie ist nicht einmal ein Schlichter, denn die derzeitigen Vorschläge lassen sich schwer versöhnen. Sie kann aber vielleicht im Sinne ihrer genannten Aufgaben zu einem freien und fairen Austausch der Meinungen und zu einer differenzierten Debattenkultur beitragen, nicht durch einen Vergleich der verschiedenen Vorschläge und ihrer Begründungen, sondern durch den Vorschlag, über drei grundsätzliche Fragen nachzudenken, die für eine gendergerechte Sprache leitend sind. Der folgende Text, den das Präsidium der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verantwortet, ist ein solcher Vorschlag.
Um welche Benachteiligung geht es?
1. Es zählt nicht zu den üblichen Aufgaben von Gesetzgebern und Behörden, über die Regeln der deutschen Sprache zu entscheiden oder gar, sie zu ändern. Wo dennoch ein staatliches Handeln erforderlich ist, beispielsweise beim Deutschunterricht in den Schulen, muss es sich daran ausrichten, was in den allgemein anerkannten Grammatiken und Wörterbüchern über das Deutsche gesagt ist. Der Staat hat allerdings auch die Aufgabe, auf die Wahrung der im Grundgesetz garantierten Gleichberechtigung hinzuwirken; dies mag auch die Sprache betreffen, beispielsweise beim Recht auf einen Übersetzer vor Gericht oder bei dem Recht auf Klarheit und Verständlichkeit bei verbrauchernahen Verträgen. Grundsätzlich sollte sich jedoch die Obrigkeit möglichst wenig in die Freiheit derer einmischen, die die deutsche Sprache gebrauchen.
2. Nicht alle Gruppen der Gesellschaft sind in der Öffentlichkeit gleichermaßen „sichtbar“. Ist dies eine Benachteiligung im Sinne des Grundgesetzes, die möglicherweise ausgeglichen werden muss? Von Vertretern und Vertreterinnen der feministischen Linguistik wird seit längerem die Ansicht vertreten, dass die deutsche Sprache, so wie sie derzeit gebraucht wird, eine wichtige Ursache dafür ist, dass Frauen öffentlich weniger sichtbar sind als Männer. Dies gilt insbesondere für den Gebrauch von grammatischen Maskulina, wo beide Geschlechter gemeint sind. Nach dieser Ansicht liegt vielleicht bereits in Artikel 5 des Grundgesetzes selbst eine solche Asymmetrie und damit Benachteiligung vor: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern.“, denn jeder und seine sind grammatische Maskulina.
3. Etwa die Hälfte aller Sprachen kennt keine grammatische Genusunterscheidung, bekannte Beispiele sind Chinesisch und Japanisch, in Europa Türkisch und Ungarisch; in anderen ist sie extrem reduziert, etwa im Englischen, wo sie auf he und she (samt Flexionsformen) beschränkt ist. Sind Frauen in Gesellschaften mit diesen Sprachen öffentlich sichtbarer als in deutschsprachigen Ländern? Das ist schwer zu entscheiden, und es sind auch keine einschlägige (!) vergleichende (!) Untersuchungen bekannt.
Wie sind die sprachlichen Fakten?
4. Im Deutschen haben alle Nomina, gleich ob sie sich auf ein Lebewesen beziehen oder nicht, ein grammatisches Genus. Es bestimmt Flexion und Kongruenz, besagt aber nicht direkt etwas über das Geschlecht. Allerdings sind die meisten deutschen Wörter für weibliche Lebewesen Feminina, die meisten für männliche Lebewesen Maskulina; charakteristische Ausnahmen sind Diminutiva wie Mädchen oder einzelne Wörter wie die Person, die Geisel, die Koryphäe, die man nicht nur auf Frauen bezieht. Die bevorzugte Zuordnung von Geschlecht zu grammatischem Genus führt dazu, dass indirekt Maskulina bei Lebewesen oft mit „Geschlecht männlich“ und Feminina mit „Geschlecht weiblich“ assoziiert werden. Die Stärke dieser Assoziation schwankt; so käme sicher niemand auf die Idee, dass es sich in Auf der Fensterbank döste eine Katze in der Sonne. nicht um einen Kater handeln könne und dass mit Der Hund stammt vom Wolf ab. gemeint sei, dass nur männliche Hunde vom Wolf abstammen. Bei der Kontroverse geht es jedoch vor allem um Personen; da ist die Assoziation zwischen grammatischem Genus und Geschlecht besonders stark, insbesondere dann, wenn sie durch außersprachliche Fakten gestützt wird, etwa durch typische Berufe. So wird auch im Englischen doctor vorrangig mit „Geschlecht männlich“ assoziiert, obwohl es kein grammatisches Genus hat.
5. Bei Lebewesen kann man im Deutschen einem einfachen Wort im Maskulinum durch das Ableitungssuffix –in das Kennzeichen „Geschlecht weiblich“ hinzuzufügen; das Genus ist dann regelhaft femininum. Bei Personen ist dies sehr gängig (Lehrerin, Diebin); bei Tieren wird es nur gelegentlich angewandt (Hündin, Löwin). Ein vergleichbares Suffix für „Geschlecht männlich“ gibt es nicht. Deshalb kann man die einfachen Formen Lehrer, Dieb in zwei Weisen verstehen: A. neutral, d.h. sie machen keinerlei Angabe über das Geschlecht, können daher für Frauen, Männer oder auch Intersexuelle verwandt werden, oder B. restriktiv, d.h. sie treffen ausschließlich auf Männer zu. Die neutrale Deutung A ist die herkömmliche; sie entspricht den geschlechtsneutralen Formen in eng verwandten Sprachen (englisch teacher, thief, niederländisch leraar, dief), und sie entspricht weitgehend dem faktischen Sprachgebrauch in Geschichte und Gegenwart. Wenn gesagt wird Der Halter haftet, so gilt das unabhängig vom Geschlecht, und ein Satz wie Die meisten Diebe sind Männer wäre sinnlos, wenn Diebe sich ohnehin nur auf Männer beziehen würde, gleichwie ja Viele Diebinnen sind Frauen sinnlos ist. Die restriktive Deutung B kann darauf verweisen, dass dort, wo - implizit oder explizit - ein Gegensatz im Spiel ist, die einfache, grammatisch maskuline Form nur auf Männer bezogen wird, etwa in Lehrer verdienen im Schnitt mehr als Lehrerinnen oder Es gibt weitaus mehr Diebe als Diebinnen. Sonst wäre der Gegensatz sinnlos.
Man kann daher die Fakten am einfachsten so zusammenfassen, dass einfache Formen wie Lehrer oder Dieb der Wortbedeutung nach geschlechtsneutral sind, dass sie aber in bestimmten Kontexten – insbesondere wenn ein Gegensatz ausgedrückt oder mitgedacht wird - auf „männliches Lebewesen“ eingeschränkt werden können. Zu solchen Kontexten können auch Debatten über gendergerechte Sprache zählen.
6. Im Deutschen gibt es keine grammatischen und nur wenige lexikalische Mittel, sich spezifisch auf Personen zu beziehen, die sich nicht eindeutig als Mann oder als Frau – oder als beides - empfinden. Das Preussische Allgemeine Landrecht von 1794 spricht von der Zwitter und er, d.h. es nutzt das Maskulinum; das moderne Personenstandsrecht seit 2013 spricht von Personen, die sich nicht dauerhaft dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen, d.h. es verwendet das Femininum (die Person). In beiden Fällen ist aber die biologische Unterscheidung gemeint, nicht ein darüber hinausgehender Begriff von „Gender“. Sieht man Wörter wie Lehrer, Dieb, Person als geschlechtsneutral an (Deutung A), so sind sie naturgemäß auch „genderneutral“. Bei Deutung B wären nur Männer gemeint; dann muss man nach einer eigenen Ausdrucksweise suchen. Der bekannteste Vorschlag nutzt dazu ein neues Zeichen, das „Gendersternchen“ in Verbindung mit dem Suffix –in und dem Femininum: die Lehrer*in, die Dieb*in; ein Femininum wie Person wird hingegen von Anfang an als genderneutral angesehen. Anders gesagt, das grammatische Maskulinum gilt nicht als neutral, das grammatische Femininum hingegen wohl. Hier liegt eine gewisse Inkonsistenz. Das „Gendersternchen“ schafft allerdings keinen Ausdruck spezifisch für Personen, die sich weder als Mann oder Frau – oder auch als beides – empfinden; es soll vielmehr Genderneutralität andeuten. In dieser Hinsicht besagen Lehrer*in, Dieb*in jedoch auch nicht mehr als die einfachen Formen Lehrer, Dieb, solange der Kontext bei diesen nicht eine Einschränkung nahelegt.
Wie soll man die deutsche Sprache gebrauchen?
7. Man kann die Frage der „gerechten Sprache“ unter rechtlichen Aspekten und im Hinblick auf die sprachlichen Fakten betrachten. Man kann diese Fakten auch nach verschiedenen Aspekten bewerten - moralischen, praktischen, ästhetischen. Wie bei allen solchen Bewertungen gibt es hier individuelle Unterschiede. Das Präsidium der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ist der Ansicht
- dass der Gebrauch der Sprache wie jedes Handeln durch Achtung vor dem Mitmenschen geleitet sein soll; dazu zählt es auch, Bezeichnungen zu vermeiden, die andere kränken können.
- dass die Sprache des Rechts und der Verwaltung nach Möglichkeit einfach und klar sein soll, sodass sie von allen Betroffenen verstanden werden kann; das gilt in besonderem Maß für all jene, die besondere Schwierigkeiten haben, solche Texte zu verstehen;
- dass man nicht nur in der Literatur, sondern auch im sonstigen Sprachgebrauch, insbesondere in den Medien, Plumpheit vermeiden und nach bewusstem Ausdruck streben soll.
Diese Kriterien für den guten Sprachgebrauch sind nicht immer leicht zu erfüllen, insbesondere dort nicht, wo sie gegenläufig sind; deshalb kann es auch keine einfache (!) Regeln geben. Auch muss man differenzieren, mit wem man sich mit welchen Mitteln – gesprochene Sprache, geschriebene Sprache, neue Medien - und mit welchen Absichten verständigt. Für all dieses bietet die deutsche Sprache, so wie sie sich im Lauf der Jahrhunderte entwickelt hat, ein schier unerschöpfliches Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten. Alle Sprecher, Sprecher und Sprecherinnen, SprecherInnen, Sprecher!innen, Sprecher_innen, Sprecher*innen, Sprecher/innen, Sprecherïnnen, Sprechex und Sprechys sind aufgefordert, von diesem Reichtum guten Gebrauch zu machen. Dazu kann man Ratschläge geben; pauschale Vorgaben oder gar Vorschriften sollte sich niemand anmaßen.
Das Präsidium der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Juli 2019
-
Wie schon bei der Rechtschreibreform drückt sich die DASD um ein Urteil mit dem Argument, die Mitglieder seien nicht alle einer Meinung. (Ist diese Meinung je erfragt worden?) Von Abstimmungen und Mehrheitsbeschlüssen scheint sie nichts zu halten.
Die englische „grammatische Genusunterscheidung“ ist eine Sexusunterscheidung. Auch sonst werden die Begriffe Genus, Sexus und Gender etwas unbestimmt gebraucht.
„Im Deutschen haben alle Nomina, gleich ob sie sich auf ein Lebewesen beziehen oder nicht, ein grammatisches Genus.“ - Nur im Singular, daher nicht Ferien usw.
„Ein [mit -in] vergleichbares Suffix für „Geschlecht männlich“ gibt es nicht.“ Doch, -er: Witwer, Hexer. Dazu müßte es allerdings mehr generische Femina geben. (Im Text wird „neutral“ statt „generisch“ gesagt.)
„Das Preussische Allgemeine Landrecht ...“ - Was soll das sein? Der Orginaltitel nicht, und die Schreibweise mit ss bleibt rätselhaft.
„Das Präsidium der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ist der Ansicht
- dass der Gebrauch der Sprache wie jedes Handeln durch Achtung vor dem Mitmenschen geleitet sein soll; dazu zählt es auch, Bezeichnungen zu vermeiden, die andere kränken können.“
Wie verhält sich das zur Meinungsfreiheit, die auch und gerade Kritik einschließt?
Man soll „Plumpheit vermeiden und nach bewusstem Ausdruck streben“ - was soll denn das bedeuten? Plumpheit ist eine Folge von Ungeschicktheit, und „bewußter“ Ausdruck, wie man in solchen Zusammenhängen oft sagt, soll vielleicht „wohlüberlegt“ heißen. Man spricht ja selten unbewußt oder wie in Trance. Die Forderung der DASD, die sich sogar auf die „Literatur“ richtet, wirkt recht plump und undurchdacht. Der mehrmals angemahnte „gute Gebrauch“ der Sprache bleibt leer, wenn jeder Hinweis fehlt, worin er besteht, und außerdem überflüssig. Jeder Sprecher will ja wohl so gut wie möglich ausdrücken, was er will.
Der Text enthält mehrere Grammatikfehler und eine eigenwillige Interpunktion.
Insgesamt kommt der „Vorschlag, über drei grundsätzliche Fragen nachzudenken“, reichlich spät, weil dieses Nachdenken seit vielen Jahren die Seiten füllt und die Gemüter erhitzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2019 um 09.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41994

An den Details für die neuen Einreisebestimmungen für EU-Bürgerinnen werde derzeit noch gearbeitet, sagte die Sprecherin in London. "Wir werden zum Beispiel sofort sehr viel strengere Regeln zu Kriminalität einführen für Leute, die nach Großbritannien kommen." EU-Bürger, die in dem Land leben wollen, sollen Premierminister Boris Johnson zufolge künftig anhand eines Punktesystems nach australischem Vorbild ausgewählt werden. (...) Wie die britischen Grenzbeamtinnen aber künftig zwischen EU-Bürgern mit und ohne Aufenthaltsrecht unterscheiden sollen, ist bislang unklar. (...) Derzeit leben schätzungsweise 3,6 Millionen EU-Bürger in Großbritannien. Unter Theresa May wurde ihnen angeboten, einen Antrag auf einen dauerhaften Aufenthaltstitel zu stellen. Davon machten inzwischen rund eine Million EU-Bürgerinnen Gebrauch. (ZEIT 20.8.19)

Ob die ZEIT mit dieser Marotte, die in keiner Sprache systematisiert sein kann, neue Leser gewinnt? Jedenfalls entspricht es dem erzieherisch-bevormundenden Stil des Blattes.

Im selben Text:

Die Rechte von EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern, die bereits in Großbritannien leben, seien davon nicht betroffen.

D. h. der Verfasser unterscheidet sehr wohl die beiden Geschlechter; dann kann er nicht im selben Text so tun, als hätten die beiden Wörter keine verschiedenen Bedeutungen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.08.2019 um 04.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41974

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40410

Ein Berliner Gericht hat nun entschieden, daß ein Knabenchor keine Mädchen aufnehmen muß. Mein hypothetischer Fall von Streichern in Posaunenchören ist noch offen. – Was wird aus meinem Traum, von einer Gynäkologin behandelt zu werden? Überall Diskriminierung.

Es gibt trotzdem Unzufriedene, die sich gegen die Unterstellung wehren, Mädchen könnten nicht singen. Das hat allerdings niemand behauptet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2019 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41950

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37517
und den sexuellen Konnotationen der beiden Kleidungstypen:

Einen meiner Lehrer, der mir erzählte, er habe einer solchen Geistesaustreibung durch den Rabbi beigewohnt, fragte ich, warum der Dibbuk mit Vorliebe in Frauen fahre. Darauf erwiderte er mir, weil ihre Kleider unten offen sind, könne er leichter in sie hineinschlüpfen. (Mark Lidzbarski: Auf rauhem Wege. Gießen 1927:89)

Das war um 1870 in einer polnischen Kleinstadt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2019 um 17.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41901

"Der Bundesregierung liegen Erkenntnisse vor, wonach chinesische Behörden versuchen, sowohl chinesische Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland als auch deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zu China forschen, in ihrem Handeln zu beeinflussen", heißt es. (...) Auch für deutsche Wissenschaftler in China hat dies Auswirkungen. (SPON 31.7.19)

Man sieht hier den Unterschied zwischen der Normalsprache der Redaktion und der gendermäßig gemainstreamten Verlautbarungssprache der Bundesregierung.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.07.2019 um 09.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41892

Der hessische Innenminister Peter Beuth bedankt sich nach Pressemeldungen bei den »couragierten Bürgerinnen und Bürgern«, die den Täter festgehalten und so seine Festnahme ermöglicht haben. Es waren also mindestens zwei Frauen und zwei Männer. Oder war es doch anders? Waren es vielleicht drei Männer und eine Frau? Oder nur Männer? Nur Frauen? Ach, egal, hier geht es ja um ein höheres Ziel. Die Pedanterie solcher Paarformeln steht in merkwürdigem Kontrast zur Irrelevanz oder Gegenstandslosigkeit der damit ausgedrückten Unterscheidung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2019 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41855

Arno Frank schreibt u. a. für den SPIEGEL und gendert dort in irreführender Weise: Irgendwann schafft es sogar ein Eiswagen durch die Absperrung, versorgt Polizistinnen wie Demonstrierende. (21.7.19) – In „Meute mit Meinung“ (2013) zitiert er die New York Times: Yvonne Brill, a Pionieering Rocket Scientist, Dies at 88. Das ist natürlich nicht richtig. – Er trennt auch: in emb-ryonaler Haltung (So – und jetzt kommst du. Stuttgart 1917:350) Das ist reformgerecht, liest sich aber recht stumpfsinnig.

In "Meute mit Meinung" geißelt er wortreich die "Schwarmdummheit".
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 18.07.2019 um 14.22 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41847

Gerade erlebt: Abiturfeier einer Mädchenschule. Letzter Programmpunkt ist ein Quiz a la Wim Thoelke, Lehrermannschaft (drei Männer, zwei Frauen) gegen Schülermannschaft (fünf Abiturientinnen, wie ja nicht anders möglich).
Die Abiturientin, die das Vergnügen eloquent und humorvoll moderierte, sprach dabei eine gute Viertelstunde lang durchgängig und ausnahmslos von "den Lehrern" und "den Schülern".
Erstaunlich!
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 18.07.2019 um 11.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41846

"...normales Deutsch, wie in Zeitungen und Romanen."

Dann schauen Sie sich einmal DIE ZEIT genauer an. Dort wimmelt es inzwischen von solchen fast schon unerträglichen "Doppelungen". Auch manchen Krimi (allerdings der einfacheren Art) habe ich schon beiseite gelegt, weil ich das Gegendere einfach nicht mehr lesen konnte.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.07.2019 um 08.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41845

Keine Sorge, in Romanen und Romaninnen kommt das auch noch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2019 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41844

Wie schon gesagt: Unternehmen passen sich in ihren Verwaltungstexten mehr oder weniger der Political correctness an:

Der/die einstellende Vorgesetzte weist dem neuen Mitarbeiter bzw. der neuen Mitarbeiterin einen Betreuer/eine Betreuerin zu, der/die den Anforderungen des Mitarbeiters bzw. der Mitarbeiterin gerecht wird.

Aber natürlich nicht in der Werbung. Dort schreibt man normales Deutsch, wie in Zeitungen und Romanen. Darüber sagen die Moralapostel (wie Stefanowitsch) nichts, soweit ich sehe.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2019 um 18.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41822

Aus einem amtlichen Schreiben der Stadt Mannheim, 26.6.2019:

Erläuterungen

Sprachliche Gleichstellung: Personenbezeichnungen im Bescheid gelten jeweils in der männlichen und weiblichen Form.

Seltsame Ausdrucksweise, na ja, Beamte.
(In dem betreffenden Bescheid kommen genau folgende Personenbezeichnungen vor:

Frau (in der Adresse und als Anrede)
Bearbeiter/in (im Briefkopf, Absenderangaben)
Sachbearbeiter (im Text))
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2019 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41779

Wie gut muss sich eine Angreiferin oder ein Angreifer auskennen, um ein Smart-Home-Gerät zu hacken? (...) Heute nutzen es fast alle, Userinnen und User kommen kaum noch daran vorbei. (...) Experten fordern immer wieder eine Zertifizierung von Geräten. So könnten Nutzerinnen und Nutzer sehen, welche Sicherheitsstandards ein Smart-Home-Gerät besitzt. (ZON 30.6.19)

Das Interview ist nur teilweise gegendert. Wieder sieht man, daß das Suffix -er den Reflex auslöst, während der Experte durchschlüpft.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 28.06.2019 um 20.33 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41773

Zum DLF:
Journalisten waren meiner Beobachtung nach lange Zeit gefeit gegen den Genderismus. Schließlich haben sie etwas mitzuteilen und haben dafür begrenzten Raum und begrenzte Zeit zur Verfügung.
Aber diese Bastion der Vernunft und des Pragmatismus scheint zu wanken.
Jüngst auf DLF einen Bericht zu den Schülerdemos gehört. Durchgehend (vier oder fünf mal) sprach der Autor von den "Schülerinnen und Schülern", einmal von "Expertinnen und Experten".

Anne Will benutzt mittlerweile ebenfalls durchgehend die Doppelnennung. Konsequent penetrant.
Die Politiker in Talkshows mittlerweile nahezu durchgehend ebenfalls. Selbst CDU und FDP. Nur die AfD-Vertreter verweigern sich konsequent diesem Dikat und sprechen von Freunden, Bürgern usw. Das mutet dann fast rebellisch an.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.06.2019 um 20.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41772

DLF, "Hintergrund", heute gegen 19.45 Uhr:

Zum O-Ton (Rede der Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam) "... my most sincere apology to all people of Hongkong ..." übersetzt der DLF:
"Dafür möchte ich mich bei den Bürgerinnen und Bürgern von Hongkong aufrichtig entschuldigen."

"People" werden also ohne weiteres zu "Bürgerinnen und Bürgern". So ähnlich in diesem Beitrag mindestens dreimal.

Im gleichen Beitrag gibt es dennoch immer wieder, sicher dann doch aus Zeitgründen, völlig ungegenderte Aktivisten, Elitepolizisten, Teilnehmer, Schüler, Studenten, Anwälte, Senioren, Hongkonger und Hongkonger Bürger (einige davon mehrfach so).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2019 um 18.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41757

Das neue Gender-Papier des Vatikans ("Als Mann und Frau schuf er sie") sorgt für Klarheit über die beiden Geschlechter und ihre natürlichen Aufgaben. Es wird daher von der AfD und folglich auch vom Forum deutscher Katholiken begrüßt (das sich auch zum Rechtsstaat, zur Meinungsfreiheit, zum Klimawandel usw. fast wortgleich wie die Partei äußert).

Zum WELT-Bericht darüber gibt es Hunderte von Zuschriften. Die Leser wissen ganz genau, daß es, verdammt noch mal, nur zwei Geschlechter gibt und auch sonst alles so ist, wie man es schon immer für richtig gehalten hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.06.2019 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41743

Vom Erlanger Stadttheater:

2019 ist es endlich Zeit für Female Dominance! FemDom definiert die Frau als Alphatier und den Mann als das „Nebenihr“. Wir fordern eine neu gelebte Weiblichkeit, die sich nicht mehr in Abhängigkeit vom Mann definiert. Die Frau fragt nicht, sie tut. Die Frau an sich ist Macht.
In unserem theatralen Versuchsaufbau durchlaufen eine Frau und ein Mann eine Vielzahl an Utopien, schaffen sich ab und erschaffen sich neu, um am Ende eine Regierungsform anzubieten, die das Patriarchat endgültig beendet und durch eine neue, bessere Welt ersetzt. Und vielleicht führt dieses Experiment über einen Weg durch die Extreme zu einem Plädoyer für die Gleichberechtigung.


Die Forderung nach Gleichberechtigung ist aber doch nicht neu, und Weiberfastnacht gibt es laut Wikipedia seit dem Mittelalter.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.06.2019 um 15.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41681

DLF, Informationen am Abend, 13.6.19, ca. 18.20 Uhr:

Eines steht fest: Da die beiden einzigen weiblichen Kandidatinnen heute ausschieden, wird der nächste britische Premierminister garantiert wieder ein Mann sein.

Anscheinend gibt es auch männliche Kandidatinnen?

Und der Premierminister könnte theoretisch auch eine Frau sein?

Letzteres war ja schon immer Konsens, der DLF tut sich aber seit kurzem besonders penetrant mit seiner Genderei hervor. Nur manchmal, wie hier, kommen eben die guten alten Zeiten wieder durch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2019 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41626

Ein Alexander Stindt bei heilpraxisnet.de – täglich unter Google News – schreibt stets von Forschenden und Teilnehmenden, aber die maskulinen Autoren und Patienten entgehen ihm, ebenso der Hausarzt. Er ist wahrscheinlich auf das Suffix -er fixiert, das dann den Genderreflex auslöst. Gern weicht er auf Team aus. Man merkt in jedem Beitrag das Beflissene.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2019 um 03.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41607

Stimmt ja. Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen. (Ex 22,17)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 30.05.2019 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41605

Vermutlich weil sie nicht als Hexen verbrannt werden möchten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2019 um 17.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41604

Dawkins weist beiläufig darauf hin, daß Zauberer (auf der Bühne, nicht im Märchen) fast immer Männer sind.

Zauberinnen haben uns bisher nur wegen der Wortbildung interessiert (s. Haplologie), aber wir sollten unbedingt klären, warum sie nicht zaubern können oder wollen. Oder liegt es an den Zuschauern, die keine sehen wollen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.05.2019 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41558

Gestern mal ein Video aus der Bundespressekonferenz gesehen. Zwei Jugendliche von "Fridays for Future" und einige Experten diskutierten über Klimawandel. Ausnahmslos alle genderten, eine Expertin gebrauchte sogar das generische Femininum und war dadurch noch schwerer zu verstehen als ohnehin. Die Namen habe ich vergessen bis auf v. Hirschhausen, der mir schon vorher bekannt war und in der Runde ziemlich überflüssig wirkte.

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Bei allen verschwammen die Doppelformen zu so etwas wie Vertreter und Vertreter, kein einziger sprach die femininen Ableitungen ordentlich bis zu Ende. Enttäuschend die beiden Schüler, die dies und den ganzen Jargon auch schon voll drauf hatten, besonders die "deutsche Greta" redete wie auswendig gelernt, irgendwie unfrisch. Die Syntax verlor sich bei allen im Gestrüpp angefangener Sätze.

Ich bin ja selbst durch und durch öko, aber was hier geboten wurde, war rein sprachlich zweitklassig. Eine vertane Gelegenheit.

Ob die "Schülerinnen und Schüler" auch untereinander schon gendern? Oder nur die Klassensprecher und künftigen Politiker?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.05.2019 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41547

Die Biologie an der Uni Basel ist heute immer noch schwergewichtig auf die Molekularbiologie und das Biozentrum ausgerichtet. Doch seit drei Jahren gibt es ein interdisziplinäres Biologie-Curriculum, das allen Biologiestudierenden eine breite Ausbildung ermöglicht: Angehende Molekularbiologinnen sollen nebst Genen auch ganze Organismen und Ökosysteme kennen lernen; angehende Zoologen die Grundlagen der Molekularbiologie rudimentär beherrschen. (http://www.blauen-institut.ch/s2_blue/tx_blu/tp/tpf/f_portmann.pdf)

Diese schwankende Ausdrucksweise widerspricht der beibehaltenen Genus- bzw. Sexusunterscheidung und dürfte kein Dauerzustand sein. Die diensteifrige Verfasserin (hier wirklich eine Frau) muß sich zwingen, so unnatürlich zu verfahren.

Der Beitrag gilt dem Andenken Adolf Portmanns. Nach dem Krieg wurde dieser Biologe noch viel gelesen; ich erinnere mich eines Rowohlt-Taschenbuchs. Das Fromme, Antimaterialistische, "Gestalthafte" war gefragt; auch Karl Jaspers und Karl Barth waren damals in Basel. Portmann wurde durch die Molekularbiologie buchstäblich an den Rand gedrängt. Seine Lehre von einer nicht-adaptionistischen Selbstdarstellung der Lebewesen gilt heute als Mystifikation.
Wir bewundern das Prachtkleid der Schmetterlinge. Neuerdings weiß man, daß etwa der farbige Rand zur Auflösung der Kontur beiträgt, das Prachtvolle macht also für Freßfeinde gerade unsichtbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2019 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41415

Duden-Newsletter vom 7.5.19 zum Schrägstrich:

„Weiterhin kann man ihn verwenden, um mehrere gleichberechtigte Möglichkeiten platzsparend zusammenzufassen: Schüler/-innen, und/oder. Wenn diese Alternation am Anfang eines Satzes steht, müssen Sie darauf achten, dass alle entsprechenden Wörter großgeschrieben werden – denn theoretisch könnte der Satz mit jedem dieser Wörter beginnen: Ich/Wir bestätige(n) hiermit, dass …

In den gerade beschriebenen Beispielen steht der Schrägstrich für beziehungsweise.“

Dann wäre die Großschreibung aber falsch, vgl.: *Ich beziehungsweise Wir...

(Man sollte auch anmerken, daß die "platzsparende" Schreibweise nur fürs Auge ist und daher außerhalb bürokratischer Normsprache vermieden werden sollte.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2019 um 04.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41383

Das Lehrendenteam und die Studierenden bilden mit ausgewählten Lehrpersonen und Schulklassen des Gymnasiums Arbeitsgruppen, innerhalb derer sich Lehrendentandems von Studierenden bilden. (Uni Salzburg 2019)

Das „Center für lebenslanges Lernen“ der Uni Oldenburg gendert eigentlich auch, vergißt es aber manchmal und stellt sein Konzept so vor:

Wissenstransfer auf universitärem Niveau
mit hohem Anwenderbezug durch ein ausgewähltes Professorenteam und renomierten Praktikern

(https://uol.de/c3l/studiengang/bwlsport/lehrende/)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2019 um 04.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41369

Die Apothekerkammern heißen immer noch so und gendern erst „weiter unten“:

Die Berliner Apothekerinnen und Apotheker haben ihre 15. Delegiertenversammlung, das Parlament der Apothekerkammer, gewählt. Fünf Wahlvorschläge mit insgesamt 127 Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich zur Wahl gestellt. (2019)

Wie lange halten die das durch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2019 um 04.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41358

Bei SPON versucht ein Eike Kühl sich im Gendern, indem er mal Nutzerinnen und Nutzer erwähnt, mal nur Nutzerinnen im generischen Sinn, gegen Ende dann nur noch Nutzer. (https://www.spiegel.de/netzwelt/web/alternative-browser-opera-cliqz-brave-es-muss-nicht-immer-chrome-sein-a-1263546.html)
Auf die Dauer ist es unmöglich, die Kategorie Genus formal beizubehalten, ihr aber zugleich jegliche Funktion anzusprechen, als ob hier der reine Zufall herrschte. Dem widerspricht dann wieder die ausdrückliche Erwähnung beider Geschlechter. Das einzige Signal, das aus solchem Durcheinander hervorgeht, ist der Hinweis auf die PC des Verfassers, aber wer will das ständig hingerieben kriegen?

Kann der feministische Umbau der Sprache ebenso gegen den Willen der Mehrheit durchgesetzt werden wie seinerzeit die Reformschreibung? Nur wenige dürften ein Abonnement wegen der Rechtschreibreform gekündigt oder die Lektüre eines reformierten Romans verweigert haben. Dazu war der Eingriff der dummen und folgsamen Verlage nicht schwer genug.
Die entscheidende Frage ist, ob die Macht des Verbrauchers ausreicht, die feministische Sprachverhunzung aufzuhalten. Belletristik hält noch stand, bei Zeitungen und Zeitschriften ist es nicht so sicher. Mit sinkenden Auflagen kämpfen sie alle, werden darum alles vermeiden, was die Leser noch mehr abstößt; aber diese schwache Hoffnung kann täuschen, vor allem, wenn sie sich absprechen und wenn die Diffamierung der herkömmlichen Sprache erfolgreich weitergeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2019 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41345

Mich interessiert seit meiner Schulzeit, wie so etwas möglich ist, genauer: wie und wann jemand so entgleist, daß er sagen kann: "Mein Körper ist eine offene Proposition" usw. In der Schule noch nicht, da lachen ihn die Klassenkameraden aus. Es muß also an der Universität passieren. In Seminararbeiten kann man es schon mal wagen; man weiß zwar selbst nicht, was es bedeutet, aber so hat man es gelesen bei hoch anerkannten Autoritäten. Und siehe da: es geht durch, wird sogar gelobt! Die Konditionierung geht weiter, man wird promoviert, habilitiert, verbeamtet.

Auf der Website der Sprechwissenschaftler der Uni Marburg, zu denen die Verfasserin gehört, scharen sich drei Leute um das Modell eines menschlichen Gehirns. Das ist eine weitere Verirrung, mit der sich Erfolge einfahren lassen: Neurobluff.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2019 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41344

Schönes Beispiel für den postmodernen Galimathias, der nicht nur hier kritiklos hingenommen wird, weil er gesinnungsmäßig irgendwie korrekt zu sein scheint.

Solange die Finanzierung gesichert ist, gibt es keinen Filter mehr, weil die Kollegen viel zu feige sind, auf den nackten Kaiser zu zeigen (erst recht die Kaiserin...).
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 24.04.2019 um 18.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41343

PDF heruntergeladen, zufälligen Beitrag angesteuert und durch folgenden einleitenden Absatz belohnt:
"Der Körper als offene Proposition, als Deutungsvielfalt, als Performanz, die des Gegenübers und der eigenen Intentionalität bedarf, um im Prozess von Konstruktion und Dekonstruktion Annäherungen zur Figuration vom Selbst zu finden, ehe er in der Zirkulation des Dialogischen die Konturiertheit gleichsam wieder verliert: Dieses konstruktivistische Körperkonzept sperrt sich gegen Präskriptionen, gegen Ein-Deutigkeit und gegen Wiedererkennung und natürliche Verfasstheit und gerät im Kontext sprechsprachlicher Kommunikation zur Provokation."
Die Preziose steht auf S. 63.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2019 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41342

Sibel Vurgun: Gender und Raum (Hans-Böckler-Stiftung 2005)
Kurzbeschreibung:
Welche Räume gelten als eher männlich konnotiert, welche werden als vorrangig weiblich belegt? Wie bedingen sie sich gegenseitig? Wie lassen sich traditionelle Zuordnungsmuster aufbrechen? Unter welchen Bedingungen sind Grenzüberschreitungen möglich und inwiefern finden sie tatsächlich statt? Kurz: Welche Beziehungen bestehen zwischen Gender und Raum? Diesen Fragen gehen die Autorinnen des vorliegenden Bandes aus unterschiedlichen geistes- und sozialwissenschaftlichen Blickwinkeln nach. Der Raumbegriff wird dabei häufig, aber nicht ausschließlich, sehr konkret gefasst. Behandelt werden sowohl metaphorische Rauminterpretationen als auch sehr spezifische Räume wie Zugabteil, Warenhaus oder Gebäranstalt. Zusätzlich ist die Tagungsdokumentation der 11. Wissenschaftlerinnen-Werkstatt der Hans-Böckler-Stiftung enthalten, die seit ihrer Entstehung 1993 Promotionsstipendiatinnen und geladenen Frauen aus Wissenschaft und Praxis ein Forum für fachlichen Austausch und persönliche Vernetzung bietet. "Räume für uns schaffen" war der Titel der Wissenschaftlerinnen-Werkstatt 2004 in Charlottenberg – diese Veröffentlichung versucht der Forderung ein Stück weit nachzukommen. Der Band setzt sich aus vier Hauptkapiteln zusammen: "Echo-Raum: Die 11. Wissenschaftlerinnen-Werkstatt der Hans-Böckler-Stiftung" Gender und sozialer Raum" Gender-Raum-Konstellationen in der Literatur" Frei-Raum

(https://www.boeckler.de/5248.htm?produkt=HBS-003408&chunk=13&jahr=)

Man kann das vergriffene Buch herunterladen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 19.04.2019 um 14.23 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41305

"Eine Auswahl unserer Speaker*innen für einen CLUB OF ROME Vortrag bei Ihnen"
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.04.2019 um 15.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41258

Der Vorwurf der Sprachverhunzung hat immer etwas Anmaßendes, weil dabei die Ästhetik eine Rolle spielt und nicht alle Menschen denselben Geschmack haben. Sprachverstümmelung hingegen ist keine Geschmackssache. Die im Gang befindliche Abschaffung des generischen Maskulinums ist verstümmelnd und sollte auch so genannt werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2019 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41256

Marie Bonaparte, eine von Freuds Schülern... (Sophie Freud: Im Schatten der Familie Freud. Berlin 2006:171)

Das war eine elegante und allseits akzeptierte Möglichkeit, sich geschlechtergerecht auszudrücken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2019 um 03.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41226

Wieder wird diskutiert, ob die Wikipedia gegendert werden soll: https://netzpolitik.org/2019/wikipedia-fuer-alle-petition-fordert-geschlechtergerechte-sprache/#spendenleiste

Man muß immer damit rechnen, daß die scheinbar so einleuchtende Begründung sich durchsetzt und dann dieses einflußreiche Medium auf unabsehbare Zeit und gegen den allgemeinen Sprachgebrauch von einer ideologisch verblendeten Minderheit verdorben wird. (Die Reformschreibung wurde auch gegen den Willen der Mehrheit durchgesetzt.) Retardierend wirkt noch, daß die Sekte sich nicht einigen kann, u.a. wegen der „nicht-binären“ Menschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2019 um 16.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41074

Bei heilpraxisnet.de scheint man sich nun endgültig die Forschenden verordnet zu haben. Forschendenteams überwiegen auf Schweizer und österreichischen Websites.

Die Forschenden aus Großbritannien und China überwachten für ihre Untersuchung zehn Jahre lang 500.000 chinesische Teilnehmende.

Ich kenne niemanden, der so redet. Ein weiterer Schritt ins sprachliche Abseits.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2019 um 05.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41068

„Die Sprecherinnen und Sprecher sind freie Mitarbeitende, die für eine Sendung ein festes Honorar bekommen. Zur Orientierung: Für die Hauptausgabe der Tagesschau bekommt ein Sprecher 259,89 Euro.“ (t-online.de 15.3.19)
Und eine Sprecherin?
(Überschrift: Das verdient ein „Tagesschau“-Sprecher)
Das wird nie klappen. Aber vielleicht genügt ja auch hier die Andeutung des guten Willens, und das Durcheinander bildet gerade die gewünschte Nichtanerkennung der Kategorie „Geschlecht“ ab?
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 14.03.2019 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41054

Sie haben völlig recht. Allerdings klingen die Partizipien für meinen Geschmack irgendwie gestelzt.

Statt

Theoretisch können alle 30.000 Einwohner sowie in Rheinberg Arbeitende und zur Schule Gehende teilnehmen.

vielleicht besser

Theoretisch können alle teilnehmen, die in Rheinberg wohnen, arbeiten oder zur Schule gehen.

Auch hier bleibt natürlich die Frage, ob man als Radfahrer oder als Fußgänger ("zur Schule GEHEN") mehr für die Umwelt täte ...
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 14.03.2019 um 05.27 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41053

@Vollgasfahrer:
https://www.rheinberg.de/de/aktuelles/stadtradeln-2014-in-rheinberg/

"Theoretisch können alle 30.000 Einwohner sowie in Rheinberg Arbeitende und zur Schule Gehende teilnehmen."


Das ist allerdings völlig korrekte und sinnvolle Sprache, wie auch die andere Stelle zeigt, wo der Verfasser "in Rheinberg zur Schule gehende Schüler" schreibt. So wie er an alles Stellen durchgehend von Bürgern, Radlern, usw. spricht (ausgenommen das eine "SchülerINNEN", das aus dem Rahmen fällt).
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 14.03.2019 um 00.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41052

Im Videotext von DMAX (fast so gut wie der von RTL II) war gestern abend zu lesen:

"Vor dem weltweiten Aktionstag gegen Klimawandel haben zur Schule gehende (!) in Neuseeland die Unterstützung von Premierministerin Ardern erhalten."

Leider kein Foto gemacht, online ist daraus überall wieder Schüler gemacht worden. Irgendwem bei der dpa muß wohl aufgefallen sein, daß es albern wäre, wenn die "zur Schule Gehenden" am Freitag eben nicht zur Schule gehen wollen. Der Ausdruck ist aber online durchaus belegt, etwa hier:

https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/Fast-200/-/id=47428/did=4985042/38uzf8/index.html

"Nach den aktuellsten Zahlen wurden 2017 noch rund 557.000 Studierende und zur Schule Gehende gefördert."

https://www.rheinberg.de/de/aktuelles/stadtradeln-2014-in-rheinberg/

"Theoretisch können alle 30.000 Einwohner sowie in Rheinberg Arbeitende und zur Schule Gehende teilnehmen. In der Vergangenheit haben einige Schulen sehr gut und erfolgreich ihre SchülerINNEN motiviert."

An der folgenden Stelle muß der Verfasser dann gemerkt haben, wie bescheuert die Umschreibung "zur Schule Gehende" wäre. Der Rest des Textes ist dann normales Deutsch:

"Quasi jeder Schüler kann den täglichen Weg zur Schule mit dem Rad zurücklegen"
 
 

Kommentar von , verfaßt am 13.03.2019 um 22.31 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41051

Herr Ickler bemerkte, wie ich gerade sehe, am 3.1.2019: "Römer und Römerinnen erobern im 1. Jh. v. Chr. den Ostmittelmeerraum."

Das erinnert mich an einen Besuch des Neanderthal-Museums in Mettmann: Im Museumsshop öffnete ich ein neues Buch über diese Menschenart und las schon im Vorwort „Neandertalerinnen und Neandertaler“. Ich brauchte einige Sekunden, bis ich glauben konnte, was ich sah. Auf die Klärung der Frage, ob die beiden an der Ausrottung der Mammutinnen und Mammuts beteiligt waren oder nicht, habe ich dann verzichtet und das Buch ins Regal zurückgestellt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.03.2019 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41049

Bei der Rechtschreibung macht die Fatz zu 99,5% mit. Der männliche Anteil an der Leserschaft liegt gefühlt im selben Bereich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.03.2019 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41048

Wirklich durchgängiges Gendern ist ja kaum möglich. Erst kürzlich hörte ich in einer DLF-Sendung, wie sich sowohl der DLF-Sprecher als auch der Interviewpartner in sehr penetranter Weise bemühten, immer z. B. Ärztinnen und Ärzte zu sagen, und zwischendurch war dann doch immer wieder mal nur von Physiotherapeuten und Psychotherapeuten oder sogar nur von Patienten die Rede.

Wir hatten hier auch schon Beispiele nach den Mustern "jede zweite Teilnehmerin ist eine Frau" oder "unsere Korrespondentinnen und Korrespondenten", wenn schon bekannt ist, daß genau ein männlicher und genau eine weibliche gemeint sind.

In all diesen Fällen wäre die Genderei ganz offensichtlich einfach lächerlich oder nur mit besonders umständlichen Formulierungen durchzuhalten. Deshalb glaube ich, es ist gar nicht möglich, daß das generische Maskulinum völlig ausstirbt. Es wird immer zumindest eine Mischung von genererischem Maskulinum und Genderei bestehen bleiben.

Vielleicht helfen schließlich sogar die absurde 3-Geschlechter-Theorie und die n-Geschlechter-Genderei, doch wieder zu einer vernünftigeren Ausdrucksweise zurückzukehren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2019 um 09.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41047

Wahrscheinlich halb mitmachen, wie bei der Rechtschreibung. Als Signal reicht das ja auch.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.03.2019 um 07.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41046

Ja, so wird es kommen, und die Fatz wird sich drei Jahre sträuben und dann mitmachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2019 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41045

Es besteht eine gewisse Gefahr, daß die Zeitungen sich – wie bei der Rechtschreibreform – zu einer "konzertierten Aktion" absprechen und sich verpflichten, alle Texte "geschlechtergerecht" zu gestalten. Der Deutsche Presserat könnte dabei eine Rolle spielen, der ja auch bisher schon darüber wacht, daß keiner aus der Reihe tanzt. Dann hätte der Leser keine Wahl mehr – außer der einen: auf Zeitungslektüre (und -abonnement) ganz zu verzichten. Dazu hat die Rechtschreibreform nicht ausgereicht, außer vielleicht bei ganz wenigen, die durch ihre Kündigung das Überleben der Zeitungen nicht gefährdeten. Sogar ich selbst habe nach einer Pause wieder abonniert. Durchgängiges Gendern wäre mir allerdings zuviel. Mein FAZ-Abo ist schon jetzt prekär.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2019 um 06.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41044

Studenten sind wohl besonders empfänglich für moralisch begründete, wenn auch theoretisch schwachbrüstige Ideen; daher auch unterwerfungsbereiter als andere Menschen.

theologiestudierende.de usw. – alle Texte strikt gegendert. "Kosten" spielen da keine Rolle. Besonders in den Para- und Pseudowissenschaften findet man den Typ des überzeugten Mitläufers.

Der Sprachwissenschaftler Stefanowitsch trägt die Moral schon im Titel seines Dudenbuches vor sich her - wer könnte da widerstehen?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.03.2019 um 22.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41033

Am Anfang stand das neckische der eine oder die andere.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2019 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41032

Danke für den Link! Dort findet man noch mehr:

Wird eine Falschmeldung ungeschickt widerlegt, erinnern sich Leser oder Zuhörerinnen später nicht an die Korrektur, sondern nur an die schon eingeprägte Falschinformation. (...) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Am Ende schreiben die beiden Jungwissenschaftler aber: Denn es reicht nicht, auf die Argumente der Skeptiker immer nur zu reagieren. - Das ist typisch: der Gegner wird nicht gegendert, er ist einfach böse und männlich.
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 10.03.2019 um 15.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41031

"Landwirte, Försterinnen, Naturschützer, Binnenschiffer – sie alle haben weiterhin mit der Trockenheit zu kämpfen."

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-11/klimagipfel-in-katowice-klimawandel-fakten-mythen-globale-erwaermung-wissenschaft
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2019 um 10.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41030

In der FAS heute ein guter Artikel über die seltsamen Reaktionen sogenannter Erwachsener auf Greta Thunberg.

Leider versucht sich der Verfasser Tobias Rüther seit einiger Zeit im Gendern (Demonstrantinnen und Demonstranten), das liest sich unangenehm beflissen.

Vor einigen Monaten hat er es mit dieser Methode versucht:

Wie viele schwarze Regisseure und Darstellerinnen sind für den Oscar nominiert? (...) Man kann, das wissen Austauschschülerinnen genauso wie Migranten, aus dem Fernsehen die Sprache eines neues Landes lernen, in dem man jetzt lebt.

Vielleicht hat er selbst gemerkt, daß das nicht geht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2019 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41026

Tausende Berliner demonstrieren für Gleichberechtigung (ntv 9.3.19)

Schönes Beispiel für die Gender-Resistenz der Medien!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2019 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41024

Aber das sagen sie doch!
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.03.2019 um 13.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41022

Warum sagen Politiker immer nur "liebe Freunde" und nicht "liebe Freundinnen und Freunde"? "Freundinnen" scheint noch nicht gesellschaftsfähig zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2019 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41021

Zum Aufruf gegen den Gender-Wahn:

Für den Linguistik-Professor Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin führt der Aufruf "mit Vollgas zurück in die Vergangenheit". Unterzeichnet hätten ihn "vorwiegend ältere Herrschaften, die ihre Sprachgewohnheiten verletzt sehen".

Das kennen wir doch? Aber wer ständig die Moral im Mund führt, sollte nicht so reden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2019 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#41019

Nachtrag zum Weltfrauentag:
Garry Wills zeigt (u. a. in „Papal Sin“), wie die antike (aristotelische, stoische und jüdische) Frauenfeindlichkeit wieder in das erstaunlich egalitäre frühe Christentum einsickerte und bis heute besonders in der katholischen Kirche fortdauert. Er zitiert auch aus immer abenteuerlicher werdenden päpstlichen Begründungen der Inferiorität der Frau, vor allem im Zusammenhang mit der Frage der Frauenordination. Ein Hauptmotiv der Ablehnung ist heute die Gefahr, fast zwei Jahrtausende Irrlehre zugeben zu müssen. Wie ein Kardinal mal in bezug auf das Verhütungsverbot sagte: Was machen wir mit den Millionen von Menschen, die wir deswegen in die Hölle geschickt haben?
Die bedeutende Rolle der Frauen um Jesus und in den frühen Gemeinden, an die Paulus schreibt, wurde nach und nach versteckt und weggefälscht („Junias“ usw.). In unserer Zeit verkünden Päpste: Frauen sehen nicht aus wie Jesus, können daher den Gläubigen nicht überzeugend die Eucharistie spenden... Infolge dieser „structures of deceit“ lebten und leben Milliarden von Katholiken an der amtlichen Lehre vorbei, großenteils in dauerhafter Todsünde, was ihnen aber wurscht ist. Im Vatikan weiß man das natürlich. Bei Johannes Paul II. mit seinem Marienkult ("Totus tuus") kam noch die Obsession mit der Jungfräulichkeit hinzu, aber das ist nur die gesteigerte Form jenes archaischen Horrors vor der weiblichen "Unreinheit".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2019 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40987

Wenn also vorgeschlagen wird, dass Personenbezeichnungen durch ein großgeschriebenes Binnen-I „gegendert“ werden sollen, muss er feststellen, dass Großschreibung innerhalb von Wörtern im Deutschen systemwidrig ist, also falsch. Das (geschriebene) Wort ist im Deutschen nun einmal dadurch definiert, dass es zwischen zwei Leerstellen steht und am Anfang dann großzuschreiben ist, wenn es sich um ein Wort handelt, das eine Nominalgruppe dominiert. Meistens sind das Substantive.

Ich bin ja auch dagegen, aber die Begründung finde ich schwach. Man darf das System nicht hypostasieren, und man darf nicht dem naturalistischen Fehlschluß verfallen. (Derselbe Verfasser wendet gegen Anatol Stefanowitsch ein, Moral sei Sache des Theologen, nicht des Sprachwissenschaftlers...)

Das Sprachsystem einschließlich des orthographischen ist auch nicht scharf begrenzt. Es gibt viele Ausnahmen, also Tatsachen, die sich nicht in das aus dem Befund extrapolierte System fügen.

Auch kann man es ändern (wie durch die Rechtschreibreformer ein wenig versucht), und es kann sich ändern (wie in der Werbesprache). Man hätte die Kleinschreibung einführen können – ein toller systemwidriger Fehler, aber danach dann eben nicht mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2019 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40956

Grußwort einer Bürgermeisterin. Das Haar männlich kurz, weiblich blondiert. Sie gendert perfekt, vergißt niemals den weiblichen Teil. Das trägt wesentlich zum Eindruck des Roboterhaften bei.

Natürlich kann sie an der Veranstaltung, die sie eröffnet, nicht selbst teilnehmen, wegen anderer Termine, wünscht aber einen schönen Abend. Man applaudiert höflich und ist froh, als sie geht.

Es hat etwas Unwirkliches, gerade weil man genau denselben Ablauf schon so oft erlebt hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2019 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40897

Mit Recht kritisiert Helmut Glück das verordnete Gendern der Stadt Hannover. Allerdings kann man der feministischen Linguistik nicht allgemein vorwerfen, daß sie Genus und Sexus verwechsele. So einfach ist es nicht. Es geht auch nicht mehr um die irrwitzige Tilgung des vermeintlichen Maskulinums aus Zusammensetzungen usw., sondern im Kern um die Frage, ob das generische Maskulinum bei Personenbezeichnungen noch in aller Unschuld funktioniert oder ob es durch die Diskussion um eben diese Frage in eine Schieflage geraten ist.
Die Verteidiger der Sprache schwächeln. Sie haben meines Wissens nirgendwo tatkräftig für das generische Maskulinum gekämpft, sondern in der Regel um des lieben Friedens willen nachgegeben, wenn wieder mal ein Ausschreibungstext neutralisiert oder gegendert werden sollte (was auf dasselbe hinausläuft). Die Schwäche betrifft aber auch noch andere Bereiche:

In einem Artikel in der FAZ (20.2.19) über die sexuelle Nötigung und Vergewaltigung von Ordensfrauen durch Priester spricht Daniel Deckers wieder ein dutzendmal von „sexualisierter“ bzw. „sexueller Gewalt“.

Heute schreibt Matthias Rüb an gleicher Stelle über dasselbe Thema und kommt ganz ohne die feministische, den Sachverhalt verzerrende Redeweise aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2019 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40861

Rogers räumte in seiner Replik zunächst ein, dass er und mit ihm wohl viele Psychologen und Psychologinnen zumindest in einige Punkten mit Skinner übereinstimmen würden. (Mark Galliker: Ist die Psychologie eine Wissenschaft? Wiesbaden 2016:145)

Der gemeinte Text ist: Rogers, C. R., & Skinner, B. F. (1956). Some issues concerning the control of human behavior: a symposium. Science, 124, 1057-1066.
Die damaligen Diskutanten haben zweifellos Psychologinnen stets mitgemeint, aber gegendert haben sie an keiner Stelle. Der Fall ist deshalb ein wenig komplizierter als die „Bibel in gerechter Sprache“, weil der Verfasser indirekte Rede benutzt, die nicht den Anspruch erhebt, das Original wortgetreu wiederzugeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.02.2019 um 07.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40852

Die gesetzlich verordnete paritätische Vertretung der Geschlechter auf den Wahllisten entspricht nicht der Mitgliederstruktur der Parteien. Dadurch kommt es zu dem wohl verfassungswidrigen Ergebnis, daß Frauen eine mehr als doppelt so große Chance wie Männer haben, gewählt zu werden. (Darauf weist ein Leser in der FAZ hin.) Daß sich mehr Frauen in der Politik engagieren, läßt sich nicht gesetzlich festlegen.
Die Verfassungsgerichte werden aber möglichweise auch das zurechtbiegen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer , verfaßt am 06.02.2019 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40781

Im MM steht heute auf Seite 29 ein Artikel des Redaktionsmitglieds Stefanie Ball zu Feminismus und „Geschlechtergerechtigkeit“. Sie bringt wieder die üblichen falschen Behauptungen (die Hälfte einer Schulklasse fühle sich ausgeschlossen, wenn nur von Schülern die Rede ist, usw.). Der Artikel endet so:

Immerhin, einen Vorteil hat das Englische: Es ist auch ohne sprachliche Verrenkungen und Empfehlungen genderkonform. Nach Worten wie „teacher“ (Lehrer) etwa oder „friend“ (Freund) kann sowohl die weibliche Form „she“ (sie) als auch das männliche „he“ (er) folgen.

Sie gibt also zu, daß Sie sich sprachlich verrenken muß!

Und dabei kann man auch im Deutschen ganz ohne sprachliche Verrenkung Worte wie Lehrer oder Freund mit er oder sie verbinden: Sie war der beste Lehrer der Schule, usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2019 um 18.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40772

„genderstudies“
Herausgeberin Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung
der Universität Bern IZFG


Übrigens wird auch Anrufbeantworterin nicht nur in satirischer Absicht gebraucht. -er ist eine sehr böse Buchstabenverbindung, die überall getilgt oder wenigstens versteckt werden sollte.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.02.2019 um 23.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40750

Da der Spiegel nur aus englischsprachigen Quellen abschreibt (sofern seine preisgekrönten Reporter nicht gleich alles frei erfinden) und dort US als Singular aufgefaßt wird, muß es zwangsläufig zu Interferenzen kommen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.02.2019 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40749

Im Spiegel liest man "Die USA kündigt den INF-Vertrag zum Verzicht atomarer Mittelstreckenraketen“ (http://www.spiegel.de/politik/ausland/inf-vertrag-gekuendigt-furcht-vor-neuem-wettruesten-in-europa-a-1251297.html). Was hat es nur mit diesem Femininum auf sich? Es wird doch nicht gegendert sein?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2019 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40745

In einem Beitrag über Wohngeld schreibt die ZEIT (Nadine Oberhuber):

Wirtschaftsforscherinnen und -forscher
Bezieher
Bevölkerungsforscherinnen beobachten, dass gerade Ältere wegziehen, wenn ihnen die Stadt zu teuer wird.
Vielleicht sucht man Geringverdiener bald vergeblich in den Städten. Und Wohngeldbezieherinnen damit auch.


Usw. – alles so bunt wie möglich gemischt. Bei der FAZ hat Oberhuber es nicht so närrisch getrieben. Es soll offenbar signalisiert werden, daß die Motion durch -in keinerlei Unterschied bewirkt. Forscherin kann auch einen Mann bedeuten, so wie bisher Forscher auch eine Frau. Ich kann mir nicht vorstellen, daß dies das Deutsch der Zukunft ist, es widerspricht der sprachlichen Ökonomie, und die Ideologie fast Satz für Satz nervt.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.02.2019 um 00.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40742

Die Liste ist wirklich eine Fundgrube. Allerdings enthält sie sachliche Fehler. So ist Rechtsanwalt etwas anderes als Rechtsbeistand. Dolmetscher kann man nicht als übersetzende Fachkräfte bezeichnen (auch nicht als simultanübersetzende Fachkräfte, es sei denn, sie dolmetschen gerade simultan und nicht konsekutiv). Elternteil ist kein genderneutraler Ersatz für Vater oder Mutter, weil es der Elternteil, nicht das Elternteil heißt! Was soll an Student im Singular auszusetzen sein, wenn die betreffende Person männlichen Geschlechts ist? Oder soll man das nun auch schon schamhaft verschweigen? Elternmilch statt Muttermilch – geht’s noch?!

Vielleicht werden die Texte wenigstens stilistisch besser, wenn man die Wörterliste benutzt. Denn: »Gendergerechte Sprache kann beim Schreiben wie Lesen elegant sein.« Ich hab’s mal versucht. Urteilen Sie selbst!

Vorher:

Ein Student hatte viele Fans. Seine Tante mütterlicherseits etwa, eine Putzfrau, lobte seinen Ordnungssinn. Die Gründerzeitvilla, in der er zusammen mit ein paar Schulabbrechern wohnte, wurde vom Hausmeister fachmännisch betreut. Die Mitbewohner verdienten sich als Animateure etwas dazu, und so konnten sich die Mannsbilder sogar einen Gärtner leisten. Als der Vater des Studenten eines Tages zu Besuch kam, begrüßte dieser ihn freudig: »Vater, sei unser Gast! Wir saufen, bis der Arzt kommt! Der Vermieter hat bestimmt nichts dagegen. Und wenn, dann gibt es keine Zeugen.« Das hörten zufällig die Nachbarn. »Wir machen mit! Sollen wir noch Bier bei der alten Hexe im Tante-Emma-Laden um die Ecke besorgen?« Darauf erhielten sie nie eine Antwort. Warum, das wissen die Götter.

Nachher:

Ein Mitglied der Studierenden hatte viele in besonderem Maße begeisterte Personen. Seine Tante martinalicherseits etwa, eine Reinigungskraft, lobte seinen Ordnungssinn. Die Gründungszeitvilla, in der er zusammen mit ein paar Menschen ohne Schulabschluss wohnte, wurde vom Gebäudemanagement fachkundig betreut. Die Powermenschen verdienten sich als Freizeitbetreuungspersonen etwas dazu, und so konnten sie sich sogar eine Gartenfachkraft leisten. Als ein Elternteil des Mitglieds der Studierenden eines Tages zu Besuch kam, begrüßte dieses es freudig: »Elternteil, sei unser Besuch! Wir saufen, bis ärztliches Fachpersonal kommt! Die vermietende Person hat bestimmt nichts dagegen. Und wenn, dann gibt es keine Bezeugenden.« Das hörten zufällig die nebenan Wohnenden. »Wir machen mit! Sollen wir noch Bier bei der schwarze Zauberkraft innehabenden Person im Laden für Waren des täglichen Bedarfs um die Ecke besorgen?« Darauf erhielten sie nie eine Antwort. Warum, das wissen die übernatürlichen Wesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2019 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40736

Wer Munition gegen den Genderwahn sucht, kann sich hier bedienen:

https://geschicktgendern.de/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2019 um 06.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40734

Natürlich ist es eine Illusion, daß Abgeordnete, sobald sie gewählt sind, die Interessen des ganzen Volks vertreten und nicht mehr das Programm der Partei, für die sie angetreten sind und der sie formal keine Rechenschaft mehr schuldig sind („freies Mandat“). Im Bundestag sitzen nicht lauter kleine Bundespräsidenten; das wäre auch nicht wünschenswert.

Wenn es sich bei der Politik um die Lösung klar definierter Probleme handelte, könnte man sie einem Computerprogramm übertragen. (Diesen Gedanken haben kürzlich mehrere meiner Bekannten und Verwandten unabhängig voneinander geäußert. Schönes Thema für Abituraufsätze.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2019 um 04.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40732

Die gesellschaftliche Entwicklung (nicht die feministische Bewegung) hat dazu geführt, daß den Frauen so gut wie alle alle Möglichkeiten offenstehen, wenn da nicht die Mutterschaft wäre, von sehr vielen Feministinnen mit Verachtung belegt, als sei sie ein Verrat an den hehren Idealen. Der Konflikt zwischen den Interessen der Wirtschaft und der Aufzucht des Nachwuchses ist unauflösbar, man kann nur die Folgen mildern. Wer sich hier nicht engagiert, ist nicht satisfaktionsfähig.
Meiner Ansicht nach sind die Männer gar nicht so schlimm. Sie sind durchaus bereit, sich halbtot zu arbeiten, wenn es der Vereinbarkeit von Familie und Beruf dient. Jedenfalls viele.
Diesem Ziel nützen Quotenfrauen im Landtag oder im Aufsichtsrat von Großunternehmen gar nichts.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 01.02.2019 um 01.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40731

Ein Freund schreibt mir aus Berlin: »Songwriter und -writerinnen – eben in Radioeins. Ausgesprochen: Reiterinnen.«
 
 

Kommentar von Manfred Riemer , verfaßt am 31.01.2019 um 22.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40729

Männer und Frauen sind gleichberechtigt, aber sie sind nicht gleich. Sie haben unterschiedliche biologische Funktionen und daraus resultierend unterschiedliche körperliche und geistige Voraussetzungen, auch unterschiedliche Interessen. Es ist deswegen nicht möglich, aus einer unterschiedlichen Beteiligung von Männern und Frauen an bestimmten Institutionen oder Tätigkeiten eine Unterdrückung eines der beiden Geschlechter zu folgern. Unterschiedliche Anteile von Männern und Frauen wegen unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen sind gerade bei absoluter, wirklicher Gleichberechtigung unbedingt zu erwarten und nicht zu beanstanden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2019 um 18.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40727

Aus der Gleichberechtigung der Geschlechter hat der brandenburgische Landtag gefolgert, daß auch die Kandidatenlisten zur Landtagswahl geschlechterparitätisch und zwar abwechselnd mit Männern und Frauen besetzt werden müssen. Das ist unlogisch und führt zu unabsehbaren Folgen. Daß das Verfassungsgericht dem einen Riegel vorschiebt, ist nicht sicher, da die Politik schon lange auf die tatsächliche gleichmäßige Vertretung der Geschlechter auf allen Posten hinarbeitet (affirmative action) und dafür auch Grundrechtsverstöße in Kauf nimmt, die dann von Juristen gebilligt werden.
Der nächstliegende Einwand ist, daß auch andere Gruppen Parität fordern könnten: Alterskohorten, Menschen mit ausländischer Herkunft, Religion usw. Auch ist die Zweigeschlechterordnung ja gerade überholt worden.
Außerdem kann, was auf der Spielwiese Landtag folgenlos angehen mag, nicht in allen Berufsgruppen durchgesetzt werden, wo es oft ein enormes männliches oder weibliches Übergewicht gibt.
(http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40058)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2019 um 17.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40726

Nach einigen neueren Sendungen im Bayerischen Rundfunk (Bayern 5) scheint es so, als sei jetzt Mitarbeitende zwingend vorgeschrieben. Unternehmen suchen MItarbeitende.

Damit legt man sich praktisch auch auf den Plural fest, und das könnte Folgen haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2019 um 03.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40723

Die Lyrikerin Barbara Köhler hat ihre 15 Minuten Ruhm, aber ich hätte es ehrenhafter gefunden, bei der Gomringer-Posse nicht mitzuspielen, erst recht nicht zugunsten einer eigenen Produktion.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2019 um 03.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40671

Darüber brüten Gutachtende, von Steuerzahlenden (oder Steuer Zahlenden?) finanziert, und eine neue Broschüre zum korrekten Gendern wird sicher bald vorliegen.

Ich wundere mich jeden Tag aufs neue, wie ein Clique es geschafft hat, ihre Ideologie gegen die große Mehrheit der Wissenschaftler und gegen den Wunsch der leidtragenden Bevölkerung durchzusetzen, genau wie bei der Rechtschreibreform. Darum interessiere ich mich auch so für die Gruppendynamik in Gremien.

Das Argument, die deutsche Sprache sei bisher dem weiblichen Geschlecht nicht gerecht geworden, hat eine oberflächliche Plausibilität. Hinzu kommt der Gedanke "Schad’t ja nix!" (um es mit Augst zu sagen). Und die allgemeine Duckmäuserei (warum wegen so einer Kleinigkeit Streit anfangen?). Wer viel in Kommissionen sitzen mußte, wird wissen, wovon ich rede.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.01.2019 um 23.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40670

Wie nennt man in Hannover jetzt eigentlich geschlechtslos und diskriminierungsfrei Personen, die kein Fleisch essen? Vegetierende?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2019 um 16.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40649

Die Stadt Hannover gendert in Zukunft alle ihre Texte. Dem werden sich viele oder alle anschließen. Wer wird schon ankündigen, nicht "geschlechtergerecht" oder "gendergerecht" sprechen und schreiben zu wollen? Das ist vor allem bei Gremienentscheidungen unvorstellbar. Schicksal, nimm deinen Lauf!
Das einzige, was sich jeder klarmachen kann, ist, daß diese Sprache sich noch ein Stück weiter von der allgemein üblichen entfernt. Aber das ist den Ideologen egal, sie sind bereit, jeden Preis zu zahlen und von anderen zu verlangen. (Wie wäre es mit einem Referendum? Aber so demokratisch ist man dann wohl doch nicht.) !
Die Begründung "Sprache ist in Bewegung" entspricht dem, was schon die Rechtschreibreformer zur Rechtfertigung ihres gewaltsamen Eingriffs vorgebracht haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2019 um 07.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40647

Spiritualität ist weder eine eigentlich esoterische noch religiöse Praktik, sondern eine grundlegende Dimension des Menschseins. Damit ist Spiritualität auch kein Reservat von Gurus, Religionsstiftern, Propheten oder Priestern, sondern von jederfrau.

Von der Website eines Erlanger Psychologen, der sich neuerdings Diplom-PsychologInne nennt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.01.2019 um 22.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40645

Sie schreibt dort auch (Hervorhebungen von mir):

"Die Vernichtung von Jüdinnen, Roma, Sinti, Homosexuellen, Kranken infrage zu stellen, Witze darüber zu machen, als feister Sack an Orten des absoluten Grauens rumzublaffen, ist das Ende der Zivilisation."

Ich muß sehr an mich halten. Daß Leute, die sich wie diese Frau Berg noch klug dabei vorkommen, selbst Witze über das Unfaßbare zu machen, inzwischen ihr Geblaffe in so etablierten Blättern wie dem SPIEGEL veröffentlichen können, ist das eigentliche Ende der Zivilisation. Welchen Respekt vor KZ-Opfern hat denn Frau Berg?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.01.2019 um 19.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40643

Auf die „Besucherordnung“ der Gedenkstätte Buchenwald verweist Sibylle Berg im SPIEGEL mit einem Link „Besucherinnenregeln“. Sie schreibt auch: „In der Hoffnung, auch noch den letzten Nazi als Wählerin zu gewinnen, verweigern Politikerinnen einer KZ-Überlebenden den Respekt.“ Und: „Ja, es sind Menschen, Enkel, Urenkel der Mörderinnen, die an Orten pöbeln und höhnen, die doch so grauenhaft sind, so unfassbare kurze 70 Jahre her, dass man vermeint, das Elend, die Bestialität noch spüren zu können.“

Der Text wird durch diese Privatsprache schwerverständlich, denn es gibt ja im Deutschen weiterhin ein nicht-generisches Femininum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2019 um 05.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40620

Franz und Michelle Müntefering trennen 41 Jahre. Dies ist für den ehemaligen SPD-Chef kein Problem. Sie halte ihn aktiv. (t-online.de 17.1.19)

Das hatten wir schon öfter: Wenn ein alter Mann eine junge Frau heiratet, fragen die Journalisten besorgt, ob ER damit kein Problem habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2019 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40587

In Brasilien ist es künftig leichter, Waffen zu kaufen. Präsident Jair Bolsonaro unterzeichnete ein Dekret, wonach jeder Brasilianer künftig bis zu vier Schusswaffen kaufen und sie zu Hause oder am Arbeitsplatz aufbewahren kann. "Das Volk will Waffen und Munition kaufen und wir können ihm das nicht verweigern", sagte er. Bislang mussten Bürgerinnen und Bürger einzeln nachweisen, warum sie eine Waffe benötigen. (ZEIT 16.1.19)

Man gendert nur ab und zu, zeigt also den guten Willen, möchte aber den Leser auch nicht abstoßen. Die Erstnennung der Frauen entspricht einer Phraseologisierung der alten Galanterie (Damen und Herren), auch wenn Waffenbesitz und -gebrauch überwiegend Männersache ist. (Man denkt an die „Römerinnen“, die laut Jugendbibel den Ostmittelmeerraum eroberten. Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40464)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2019 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40563

Schreibende schreiben im Dienste der Lesenden. (https://www.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/dateien/Remote/km/180629_Rechtschreibrahmen-Klassen-1-bis-10.pdf)

Aber auch der eindeutig männliche Lesende im Singular wird oft erwähnt, einmal sogar der Leser, wohl aus Versehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2019 um 04.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40553

Schon die Grundschüler lernen, "Schülerinnen und Schüler" usw. zu sagen. Das ist das perfekte Mißbrauchsalter. Eigentlich sollten sie Deutsch lernen, aber sie beten die feministische Ideologie nach, als sei es das heilige Evangelium.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2019 um 04.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40545

Durch das Studium dieses Artikels kann man Credit Points erwerben, das läßt ihn um so tiefer einsinken.

Auch hierzulande, wo man nicht ganz so psychologiegläubig ist, haben wir ja lernen müssen, wer wirklich schwer krank ist: der heterosexuelle Mann.

Ich kann mich nicht erinnern, je einen Bericht über Erkenntnisse der Psychologie gelesen zu haben, der nicht sofort als Unsinn zu erkennen gewesen wäre.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 12.01.2019 um 02.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40543

Die "American Psychological Association" erklärt in ihren neuesten Richtlinien Männer schon deshalb für behandlungsbedürftig, weil sie Männer sind. Vgl. https://www.apa.org/monitor/2019/01/ce-corner.aspx

Empirie scheint hier keine Rolle mehr zu spielen, sondern nur noch Ideologie und "Theorie".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2019 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40540

Die Verkehrsinfo-Zentrale in Berlin gendert: Warnungen und Ankündigungen sollen künftig möglichst geschlechtsneutral formuliert werden. Aus dem „Radfahrer“ wird der „Radfahrende“.

So liest man es nun in der Tat, entsprechend der „Autofahrende“ usw. – Der Widersinn wird nicht bemerkt. Im Singular kann ja von Geschlechtsneutralität keine Rede sein, der Radfahrende ist maskulin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.01.2019 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40539

Wenn die HU aus ihrem Status als „Einrichtung öffentlichen Rechts“ ihre Pflicht zur Befolgung der Schulorthographie herleitet, müßte das für alle Anstalten des öffentlichen Rechts gelten, also auch für die Kirchen, entgegen Eisenbergs Meinung.
Daß er ausdrücklich die Rundfunkanstalten verpflichten will und mit dem Begriff "Dienstpflichtverletzung" herumfuchtelt, könnte die so Verwarnten zu einer Stellungnahme bewegen.

Was er über "unabsehbare kulturpolitische Konsequenzen" sagt, die mit einer Gender-Selbstverpflichtung des Berliner Senats verbunden wären, erinnert mich an die fast identischen Worte, die er mir vor über 20 Jahren bei der Mannheimer Anhörung vom 23.1.1998 entgegenhielt. („Ein Kippen der Rechtschreibreform wäre eine kulturpolitische Katastrophe." Damals kam er seinem Dienstherrn und Parteigenossen Kultusminister Wernstedt zu Hilfe. Vgl. auch: „Die Orthographiereform ist beschlossene Sache, der Streit um das Für und Wider einzelner Regelungen hat vorerst ein Ende. Es kommt jetzt darauf an, den Übergang auf die neue Orthographie im Alltag des Schreibens zu sichern, ihn so unaufwendig wie irgend möglich zu machen.“ (Eisenberg 1996) Man erkennt das Muster.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2019 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40532

Man muß noch eine Variante beachten, die beinahe der Normalfall zu sein scheint. Unsere Universität hat sich scheinbar "selbst unterworfen", indem sie sowohl Reformschreibung als auch Genderwahn bedingungslos übernommen und auch die alberne "Charta der Vielfalt" unterzeichnet hat. Aber in Wirklichkeit war es nicht die Universität; es ist ja auch niemand gefragt worden. Vielmehr haben einzelne Leitungspersonen das alles im Alleingang gemacht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.01.2019 um 10.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40531

Die DFG ist als Verein organisiert, obwohl sie im Grunde als öffentliche Einrichtung fungiert. Ihre Angestellten sind keine Beamten und unterliegen keinem Dienstrecht.

Andererseits kann die DFG natürlich beschließen, sich der jeweils gerade gültigen Schulorthographie zu unterwerfen. Hier besteht, anders als Eisenberg glaubt, kein Unterschied beispielsweise zur EKD.

Die Selbstunterwerfung unter die jeweils gerade gültige Geschlechtsideologie verspricht aber wahrscheinlich mehr Prestige.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2019 um 10.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40529

Eisenberg stellt für alle Institutionen, die er exemplarisch erwähnt, also viel mehr als die "Verwaltung", als Tatsache fest, daß Verstöße gegen die amtliche Regelung "Dienstpflichtverletzungen" sind, "die disziplinarische Maßnahmen nach sich ziehen können." Was sagen die Genannten dazu, also etwa die DFG?

In Wirklichkeit geht es ihm um ein juristisch haltbares Verbot der Genderschreibweisen, aber er vermischt das mit der Frage der Geltungsreichweite der Neuregelung und der Freiheit der Dudenredaktion.

Die "Kriterien", die der Rechtschreibrat für eine künftige Genderschreibweise aufgestellt hat, sind unverbindliche Überlegungen, die Eisenberg aber wie eine ebenfalls amtliche vorbeugende Maßnahme gegen das verhaßte Sternchen liest.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2019 um 09.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40527

Selbstunterwerfung gibt es, aber auch Anweisungen von oben. Und die Frage ist, was "Verwaltung" und "Behörden" alles umfaßt.

Eisenbergs Text enthält krasses Zeug, das ich hier nicht kritisieren will; ich empfehle die Lektüre.

Er kritisiert nicht nur die Dudenempfehlungen als eigenmächtigen Verstoß gegen die Absichten des Rates, sondern auch die Tatsache, daß sich der Duden zwischen die amtliche Regelung und den Wörterbuchbenutzer schiebt – als wenn er nicht wüßte, daß die amtliche Regelung gar nicht benutzbar ist. Im übrigen handelt der Duden auf eigenes Risiko und darf es, denn er ist ja nicht amtlich und kann, wie jedermann, nach Belieben verfahren und dann sehen, ob es sich verkauft.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.01.2019 um 09.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40526

Solange die Selbstunterwerfung von Behörden unter die Schulorthographie nicht gerichtlich untersagt worden ist, wird sie wohl erlaubt sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2019 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40524

Peter Eisenberg lehnt das Gendern ab, ich tue es auch, es ist unser gutes Recht. Aber nun geht er in einem Aufsatz für die FAZ (10.1.19) mit einer neuen Waffe in den Kampf. Weil Genderstern und andere typographische Erfindungen nicht in der amtlichen Orthographie vorgesehen und daher auch nicht zulässig seien, dürften sie wenigsten in der Schule und in Behörden, ja allen Einrichtungen des öffentlichen Rechts nicht verwendet werden. Er zitiert von der Website der Humboldt-Universität:
„Die Humboldt-Universität zu Berlin ist als Einrichtung öffentlichen Rechts dazu verpflichtet, die amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung anzuwenden. In ihrer Funktion als Bildungseinrichtung müssen die Webseiten der HU daher in korrekter Rechtschreibung und Grammatik verfasst sein. Dieser Anspruch trägt in besonderer Weise zur Außenwirkung der Universität bei.“

Dieser Position schließt Eisenberg sich an. Kirchen und Parteien zum Beispiel dürften gendern. „Alle vergreifen sich damit allerdings an der Einheitsorthographie. Nicht verwenden dürfen solche Gebilde die Gleichstellungsbeauftragten öffentlicher Einrichtungen, Bundesbehörden, Lehrer und Schüler öffentlicher Schulen, die DFG, die ARD oder die KMK sowie der Senat von Berlin.“

Eisenberg schließt dann noch eine Dudenkritik an, wobei er schon die gelben „Empfehlungen“ des Duden als unzulässig einschätzt, wie seinerzeit, allerdings folgenlos, der Rat für deutsche Rechtschreibung, dem Eisenberg damals noch angehörte. (Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1074#36257) Auch kritisiert er, daß im Duden die amtliche Regelung, die er selbst für minderwertig erklärt, nicht mehr abgedruckt ist – aber warum sollte sie? Der Duden ist dazu nicht verpflichtet, die Regelung steht ja im Netz. Was der Dudenverlag schließlich in Broschüren zum Gendern rät, ist rechtlich gleichgültig. Obwohl die Reformer und auch Eisenberg die Aufhebung des Dudenprivilegs feiern, tun sie manchmal so, als sei der Duden immer noch amtlich. (Eisenberg fragt sonderbar genug: „Und wo steht der Duden, unsere letzte und damit einzige Sprachautorität?“)

Was aber eigentlich erstaunt, ist die rigoros autoritätshörige Auslegung der Rechtslage. Das Bundesverfassungsgericht hat 1998 die Geltung der Neuregelung auf die Schulen beschränkt, was Eisenberg erwartungsgemäß nicht erwähnt. Wieweit die Ausweitung auf die „Verwaltung“ – so der ausdrückliche Anspruch der im Rechtschreibrat versammelten Reformdurchsetzer – überhaupt berechtigt ist, steht dahin. Es gibt zwar Anweisungen einzelner Ministerien und Dienststellen, über deren Rechtmäßigkeit ist aber meines Wissens nie gerichtlich entschieden worden. Eisenberg geht aber noch weit über die „Verwaltung“ hinaus. Er scheint sogar die Hochschullehrer auf die Orthographie der Kultusminister verpflichten zu wollen, was mit der Freiheit von Forschung und Lehre in Konflikt gerät.

Fast alle Institutionen, die Eisenberg vom Gendern abhalten will, tun es schon mehr oder weniger. Was werden sie zu diesem Angriff sagen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2019 um 04.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40522

Wenn man heute jemandem erzählt, daß z.B. in Baden-Württemberg Lehrerinnen im Fall der Heirat aus dem Dienst ausscheiden mußten (Lehrerinnenzölibat), stößt man wahrscheinlich auf Unglauben. Der Feminismus hatte keinen Anteil an der Änderung von Zeitgeist und Gesetzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2019 um 07.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40464

Aus einem anderen Eintrag gehört auch hierher:

Römer und Römerinnen erobern im 1. Jh. v. Chr. den Ostmittelmeerraum. (Neue Jugendbibel mit Kommentar und Lexikon, hg. vom Deutschen Katecheten-Verein. Verlag Katholisches Bibelwerk 2002)

Von einer Römerin erobert zu werden muß nicht so schlimm sein (vgl. Goethe).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.01.2019 um 20.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40451

Ziemlich unglaubhaft ist auch, daß Seemänner und Seefrauen eine unterschiedliche Sprache sprechen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2019 um 19.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40450

Die VeranstalterInnen des Boys’ Days haben sich dieses Jahr unter dem Motto „Geschichte zum Anfassen: Wir bauen eine Römerboot“ etwas Besonderes ausgedacht und möchten die Schüler an dem Bau eines römischen Patrouillenbootes beteiligen. An diesem Tag werden ProfessorInnen der Universität interessante Informationen zum Bau des römischen Patrouillenbootes aus kulturwissenschaftlicher, geschichtlicher und archäologischer Sicht präsentieren sowie ein Quiz mit Schülern zur Seemannssprache im Englischen durchführen, dass die Fächer Englisch, Deutsch, Geschichte und Nautik miteinander verbindet. Im darauffolgenden Praxisteil haben die Schüler dann die spannende Möglichkeit den Bootsbau aktiv mitzuerleben. (Büro für Gender und Diversity der Universität Erlangen 6.3.17)

Ein Fach "Nautik" kennt die Schule zwar nicht, wohl aber Grammatik und Rechtschreibung, eigentlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.12.2018 um 22.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40438

Der Wirt schafft in
der Wirtschaft.

Wirt und Wirtin sind dann wohl Wirtschaffende.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.12.2018 um 18.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40437

Das Suffix "-schaft" bedeutet nicht immer, daß etwas "geschaffen" wurde, z.B. in "Eigenschaft", aber eine Dissertation im Ingenieurwesen kann durchaus etwas Neues schaffen, z.B. eine neue Maschine oder ein besseres Verständnis von technischen und physikalischen Vorgängen. Hier dauert eine Dissertation ja auch viel länger als in anderen Fächern.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.12.2018 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40436

Zu #40430, nämlich daß ein Wissenschaftler erst einmal Wissen erwerben muß, paßt auch der Beitrag im MM vom 15.12.2018, Beilage S. 5 (auf diesen bezieht sich die Leserkritik aus http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1500#40432). Der MM schreibt über den Autor des kritisierten Artikels:

Hasan-Hüseyin Kadioglu (24) kommt aus dem behaglichen Ansbach in Mittelfranken und war bis Oktober dieses Jahres Volontär, also auszubildender Journalist, dieser Zeitung [...] Der Politikwissenschaftler macht derzeit seinen Master Conflict Resolution in Divided Societies am King’s College London.

Ich finde, einen Studenten sollte man wirklich erstmal seine Abschlüsse machen lassen, bevor man ihn Wissenschaftler nennt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2018 um 06.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40433

Die Naturwissenschaftsredakteurin Sibylle Anderl (FAS zu Silvester 2018) gibt einen kurzen Einblick in die vielen Zuschriften von Menschen, die die Weltformel oder etwas ähnliches entdeckt zu haben glauben. Nebenbei erwähnt sie, daß es sich dabei stets um Männer handelt. Diese Tatsache hat noch kein Genderologe erklären oder wegdiskutieren können. Mit einem gewissen Typ von Sprachkritikern verhält es sich genau so. Die Rechtschreibreform wurde ja auch von Männern erdacht; unter den Kritikern waren anfangs viele Frauen, aber sie scheinen die Lust verloren zu haben. Das kann an gesunder Abwehr von Besserwisserei liegen, es kann auch ein Mangel an jener Hartnäckigkeit oder Verbissenheit sein, der Männer oft in den Wahnsinn, aber manchmal auch zu schönen Entdeckungen oder Erfindungen treibt. Gerade wurde kritisiert, daß Patentanmeldungen fast nie von Frauen kommen; angeblich würden sie nicht genug „gefördert“. Das scheint aber bei weitem keine ausreichende Erklärung zu sein.
(Anderl warnt junge Wissenschaftler davor, sich auf eine Diskusssion mit solchen Originalgenies einzulassen: es führt zu nichts. Kürzlich habe ich einem bekannten Physikquerulanten, der Einstein widerlegen kann und Neutrinos und vieles andere für nichtexistent hält, geantwortet, daß ich seine Thesen kenne – nur um ihn von deren Darlegung abzuhalten. Prompt fragte er mich, was ich davon halte. Ich habe aber nicht mehr geantwortet.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2018 um 04.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40430

Unsere Partizipienliebhaber (Philometochoi) haben sich vor einigen Jahren die Wissenschaffenden ausgedacht und glauben wohl wirklich, daß die Wissenschaft so heißt, weil sie Wissen schafft. (Vgl. Grillparzers Kalauer: Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.)

Die Zentrale Frauenbeauftragte der Freien Univesität (sic) Berlin hat den neuen Rundbrief für Wissenschaffende 2/2015 mit dem Schwerpunkt: Queer herausgegeben.

Manche Wissenschaftler sollten, bevor sie Wissen zu schaffen versuchen, erst einmal Wissen erwerben.

(Übrigens liefert Google für die Fehlschreibung Univesität rund 26.000 Belege.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2018 um 04.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40419

Im Englischen KANN Sam auch ein weiblicher Vorname sein, in heutigen Fachtexten MUSS es ein solcher sein:

The view that is ruled out is that for Sam to judge that ducks run is for her to perform an operation on representations of a radically different kind than those on which she would operate were she to make a corresponding assertion. (https://mindmodeling.org/cogsci2010/papers/0031/paper0031.pdf)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 27.12.2018 um 11.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40417

In Wirklichkeit (aber in der leben diese Leute ja nicht) gibt es keinen »letzten, chirurgischen Schritt«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2018 um 06.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40415

Übrigens wundere ich mich immer über meine eigene Unfähigkeit, mich in Menschen hineinzudenken, die sich im falschen Körper fühlen und unbedingt zum anderen Geschlecht wechseln wollen. Wie wäre das denn, wenn ich mich als Frau fühlte? Das muß etwas ganz anderes sein, als sich sexuell zu eigenen Geschlecht hingezogen zu fühlen (was sich wohl jeder von uns als mehr oder weniger entfernte Möglichkeit immerhin noch vorstellen könnte), aber was? Ich weiß von mehreren Männern, die alles Erdenkliche auf sich nehmen, um endlich als Frauen leben zu können, angefangen von der Stimmtherapie bis zum letzten, chirurgischen Schritt. Irgendwie verblaßt das ganze modische Gender-Gerede vor solchen Fällen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 25.12.2018 um 19.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40413

Doch, die Operationen sind nötig, denn mit denen und mit den teuren Hormonen wird doch das Geschäft gemacht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 25.12.2018 um 12.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40412

OP ist gar nicht nötig, es bestimmt doch jede/r/s ihr/sein Geschlecht selbst. (Notfalls nach Tageszeit oder Wetterlage.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 25.12.2018 um 11.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40411

Aus Sicht der Geschlechterforschung liegt keine Diskriminierung vor, weil die Mädchen ja jederzeit leicht zu Knaben umoperiert werden können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.12.2018 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40410

Knabenchöre bestehen – wie der Name schon verrät – ausschließlich aus männlichen Sängern. Ein Verstoß gegen das Grundgesetz, meint die Berliner Rechtsanwältin Susann Bräcklein und versucht dagegen vorzugehen.
Dass in Knabenchören wie den berühmten "Thomanern" keine Mädchen singen dürfen, ist nach Ansicht der Berliner Rechtsanwältin Susann Bräcklein ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz. Wenn Mädchen keinen Zugang zu bekannten Knabenchören hätten, die staatlich gefördert würden, sei dies eine Diskriminierung nach Artikel 3, Abs. 3 der Verfassung, der Benachteiligung aufgrund des Geschlechts verbietet, sagte die Juristin dem Evangelischen Pressedienst.
(domradio.de 22.12.18)

Es gibt Knabenchöre, Mädchenchöre und vor allem gemischte Kinder- und Jugendchöre, darunter alle Schulchöre im Zeichen der Koedukation. Es gibt auch Posaunenchöre, in denen keine Streicher geduldet werden – ein klarer Verstoß gegen das Grundgesetz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.12.2018 um 05.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40408

Der „Skeptiker“ gendert brav (jedenfalls im Fließtext) und pflegt auch die Partizipien bis zum Lächerlichen, aber die unaufgeklärten Anhänger der Alternativmedizin bleiben einfach Anhänger. Das ist wie mit den „Dauerausscheidern“ und anderen unangenehmen Zeitgenossen, die auch in den Wörterbüchern männlich bleiben dürfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2018 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40401

Feministinnen wie Evelyn Fox Keller haben irrigerweise in der Alchimie eine Art Rehabilitation der Frau gegenüber der "mechanistischen" männlich-dominanten Wissenschaftsauffassung Bacons sehen wollen. William R. Newman und viele andere haben es widerlegt. Es kam meistens darauf an, das unreine Weib völlig entbehrlich zu machen, den Homunculus ohne weibliches Zutun zu erzeugen. Bezeichnend auch dies aus (Pseudo-)Paracelsus De natura rerum:

Nun aber damit ich widerumb auf mein fuernemen kom, von dem basilisco zuschreiben, warum und was ursach er doch das gift in seinem gesicht und augen habe. Da ist nun zu wissen, das er solche eigenschaft und herkomen von den unreinen weibern hat, wie oben is gemelt worden. Dan der basiliscus wechst und wird geboren aus und von der groessten unreinikeit der weiber, aus den menstruis und aus dem blut spermatis.

Also da ist nicht viel zu holen, vgl. auch Wouter J. Hanegraff, Jeffrey J. Kripal; Hidden Intercourse: Eros and Sexuality in the History of Western Esotericism. Leiden 2011.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.12.2018 um 04.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40397

Selbst beim Ventilatorenhersteller EBM-Papst, der vor allem Maschinenbauer und Elektrotechnikerinnen sucht, sieht es so düster nicht aus. (ZEIT 21.12.18)

Es ist unwahrscheinlich, daß die Firma Elektrotechnikerinnen sucht; das ist eine Zutat der politisch korrekten ZEIT.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2018 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40384

Jeremy Corbyn soll im Parlament stupid woman vor sich hingemurmelt haben. Ist das frauenfeindlich? Er hat ja nicht gesagt, daß er May für dumm hält, weil sie eine Frau ist (mit der unausgesprochenen, für den Schluß notwendigen Prämisse "Frauen sind dumm").
Der Vorwurf ist bezeichnend für die eher assoziative als logische Vorgehensweise heutiger Tugendwächter. Ähnlich die Klage gegen das Wort Altweibersommer.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2018 um 07.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40351

Der vorige Eintrag war durch Schlagzeilen über Kinderehen veranlaßt. Ich wollte noch etwas aus meinen Erinnerungen nachtragen. Ich habe nette alte Menschen, die im Dritten Reich selbst rassistische Verfolgung mit knapper Not überlebt hatten, rassistische Ansichten äußern hören, die mich erstaunten. Es stand für sie fest, daß es minderwertige Rassen gibt, und die politischen Unruhen in Südamerika zum Beispiel führten sie auf die Rassenmischung zurück. Natürlich fange ich in solchen Fällen keine Diskussion an, sondern höre schweigend zu und mache mir Gedanken über unsere Befangenheit im "Zeitgeist". Sich nicht über andere erheben, sondern immer dazulernen.

Es ist der Hintergrund der Semantik, und hier spielt sich auch der Wandel ab, der die "Kreativität" unserer Sprache ausmacht, nicht die Kombinatorik.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.12.2018 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40350

Nebenbei gefragt: Es scheint ja festzustehen, daß die Pubertät bei Mädchen immer früher einsetzt. Nun teilen aber Mediävisten mit, daß in der adeligen Gesellschaft des Mittelalters Geburten von Müttern im Alter von 15 und sogar 12 Jahren immer wieder belegt sind. Old enough to bleed... der kaltschnäuzige Vers scheint wörtlich verstanden worden zu sein, ohne daß jemand Anstoß nahm. Freilich war ein früher Beginn ratsam, weil die Frauen ohnehin nicht alt wurden. Aber was wird aus der Akzeleration?

Durch die moderne Ausdehnung der "Kindheit" im rechtlichen und moralischen Sinn sind manche Probleme entstanden. Jedenfalls haben sich unsere Begriffe und Anschauungen gewandelt. Erst gestern erzählte mir ein betagter Bekannter, wie er und seine Geschwister im Nachkriegsdeutschland rangenommen wurden, aus heutiger Sicht skandalöse Kinderarbeit.

Etwas später fanden die meisten von uns Jungs, daß die Haartracht der Beatles tatsächlich das Allerletzte war und Elvis sowieso der Inbegriff des Verwerflichen, worin die USA wieder mal vorangingen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2018 um 05.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40219

Der "Tagesspiegel" meldet radikalkonformistisch:

Studierendenrekord

Aber dann doch:

Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer ist mit einem Studenten aneinandergeraten.

Denn sogar die Leser dieser Zeitung würden nicht glauben, daß der junge Mann nachts auf der Straße studierte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2018 um 03.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40175

"Divers" – das ist Wasser auf die Mühlen der Abmahnvereine, ich meine natürlich: Geld in die Kassen.

Berlin hinkt mal wieder hinterher mit dem geplanten Frauen-Feiertag am 8. März.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2018 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40168

Noch einmal Lann Hornscheidt:

Ex steht für Exit Gender, das Verlassen von Zweigeschlechtlichkeit. Diese Formen haben Lio Oppenländer und ich zusammen uns ausgedacht.
Ein Beispielsatz: „Lann liebt es mit anderen zu diskutieren. Ex lädt häufig dazu ein, einen Roman zu besprechen. Lann ist Lesex von vielen Romanen.“
Die Endung kann an den Stamm von Personenbezeichnungen angehängt werden: Schreibex, Schwimmex, Musikex. Die Form drückt aus, dass die Person, die so bezeichnet wird, sich als entzweigendernd versteht, als nicht weiblich oder männlich. Die Form ist identisch in allen Fällen. Ein Beispielsatz: „Lann und ex Freundex haben ex Rad bunt angestrichen.“


(http://www.lannhornscheidt.com/)

Jeder kann machen, was er will. Eine andere Frage ist, ob außer den Freundexen irgend jemand es lesen mag. Daran sind bisher alle Neuerungen gescheitert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2018 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40108

In der FAZ diskutieren zwei Professoren über Zulassen oder Verbieten von Handys usw. in Lehrveranstaltungen. Der Österreicher spricht stets von "Studierenden", auch im Singular: "der Studierende". Aber das macht den feministischen Gewinn wieder zunichte.

Der andere, ein Anglist, der möglichst alles digitalisieren will, strebt ausdrücklich an, überhaupt kein Wissen mehr zu vermitteln, nur noch Medienkompetenz, und scheint es darin schon weit gebracht zu haben. Eigentlich würde man ein solches Ziel eher dem anderen, einem Juristen, zuschreiben wollen, denn das juristische Wissen ist eher externalisierbar als das philologische.
Aber wenn man Englischlehrer ausbildet, die ebenfalls nichts wissen, sondern nur nachzuschlagen verstehen, dann fällt die Besonderheit der Ausbildung durch einen unwissenden Professor nicht weiter auf.

Der Jurist (Prof. Vec) setzt eher auf das Charismatische, das besondere Erlebnis, wenigstens ein Zeitlang nicht am Bildschirm, sondern in leibhaftigem Kontakt mit einer Person studiert zu haben. Aber er steht wohl auf verlorenem Posten. Die Bundesregierung setzt ja voll und ganz auf die industriefreundliche Lösung.

Ob Philologen, die gar nichts mehr wissen (keine Karikatur, Prof. Handke sagt es ja selbst!), irgend etwas Neues, noch nicht Aufbereitetes, entdecken werden? Oder werden die Maschinen und Programme auch dies noch erledigen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2018 um 04.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40058

Justizministerin Barley will das Wahlrecht ändern, damit im Bundestag mehr Frauen sitzen (idealerweise ebenso viele wie Männer).

Das wäre ein weiterer Schritt zur Aushöhlung der Demokratie zugunsten des Proporzes. Keiner Frau geschieht ein Unrecht, wenn weniger Frauen in irgendeinem Gremium sitzen. Die Gleichheit bezieht sich nach dieser Ideologie auf Kollektive, nicht mehr auf die einzelne Person und deren Chancen. Aber soweit denken viele Menschen nicht. "Parität überall!" klingt ja auch zu schön, da kann man doch nicht nein sagen.

Übrigens hat in Bayern der Wähler bisher noch die Möglichkeit, bestimmte Personen innerhalb der Liste nach vorn zu wählen. Das müßte auch geändert werden, sonst wählt er am Ende noch Männer an den Kandidatinnen vorbei an die Spitze!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2018 um 05.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40053

In seiner neuen Geschichte der Erlanger Universität erwähnt Gregor Schöllgen, daß die "Frauenzeitschrift EMMA" Emmy Noether zur bedeutendsten Mathematikerin des 20. Jahrhunderts gekürt habe. Das wird sie wohl gewesen sein (ich kann es so wenig beurteilen wie Schöllgen), aber EMMA ist vielleicht nicht die geeignetste Instanz.

Schöllgens Qualitätsmerkmale für Professoren sind die Zahl ihrer Bücher und die Öffentlichkeitswirkung. In beidem glänzt er selbst. Noether müßte eigentlich schlecht abschneiden, weil sie wie die meisten Mathematiker fast nur Aufsätze geschrieben hat.
Auch in anderen Fächern (z. B. der gar nicht erwähnten Indogermanistik) enthalten eine Handvoll Aufsätze oft mehr Wissenschaft als ein Dutzend "Monographien" (zumal der kompilierenden Art).

Nebenbei möchte ich bemerken, daß in diesem offiziösen Buch (vom Rektor vorgestellt und an alle Hochschullehrer verschickt) erstaunlich scharfe Urteile über noch lebende Kollegen gefällt werden. Zum Beispiel in der Philosophie:
Auf die „Blütezeit“ des Erlanger Konstruktivismus (Lorenzen, Kamlah) folgte Manfred Riedel als „bedeutender Vertreter der praktischen und breit aufgestellter Interpret der klassischen Philosophie“. „Als man 1996 einen nicht habilitierten Philosophen ohne erkennbares Profil auf diesen Lehrstuhl berief, der sich bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand gerade einmal zwei schmale Monographien abzuringen vermochte, begann der Niedergang. (...) Es gibt Ordinarien, die wie dieser wissenschaftlich und publizistisch krass versagen (...)“.

Der Geschmähte ist für Hiesige leicht zu identifizieren. Ich bin nicht mit ihm befreundet, aber ich frage mich, ob ein solches Buch der richtige Ort ist, persönliche Hühnchen zu rupfen. Wenn man nichts Positives über einen Kollegen sagen kann, sollte man ihn (wie 1000 andere) eher nicht erwähnen, als solches Gift ins doch immer noch bestehende Kollegium zu spritzen. Schließlich trifft man einander bei vielen Gelegenheiten, so auch bei der Vorstellung dieses Buchs...

Am ausführlichsten gelobt wird ein ebenfalls nicht namentlich bezeichneter Historiker, der für die kommerzielle Verwertung der Wissenschaft als "Dienstleistung" bekannt geworden ist: Schöllgen selbst. S. auch https://www.gregorschoellgen.de/de/Willkommen.

S. https://www.sueddeutsche.de/bayern/erlangen-fau-fakultaet-schoellgen-1.4241927
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 07.11.2018 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#40038

Zur "geschlechtergerechten Sprache" hier ein interessanter Artikel in der NNZ:
https://www.nzz.ch/meinung/lassen-wir-die-sprache-menschlich-sein-ld.1433844
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2018 um 03.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39998

Was für eine "Meinung"? Wie soll die Frage lauten? Und wie und wozu soll das "ausgewertet" werden?

Ich frage nach, weil ich schon die vielen Meinungsumfragen zu Gerichtsurteilen hierzulande skeptisch sehe. Es geht nie darum, ob die Gesetze richtig angewendet worden sind, sondern immmer um das Strafbedürfnis des gesunden Volksempfindens.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.11.2018 um 20.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39994

Man sollte einmal eine repräsentative Umfrage unter allen in Deutschland Lebenden machen, welche Meinung sie zu diesem pakistanischen Gerichtsentscheid haben. Das Ergebnis sollte dann nach Religionszugehörigkeit ausgewertet werden.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.11.2018 um 15.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39991

Es ist ihnen ja aufgefallen – deshalb die Sternchen-Schreibweise, die allerdings unaussprechlich ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.11.2018 um 15.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39990

Zur geschlechtlichen "Korrektheit" (#39982):

Kürzlich wurde ja das sogenannte dritte Geschlecht eingeführt. Da müßte es doch bald auch den PC-Fanatikern auffallen, daß sie mit "Bürgerinnen und Bürger" usw. ständig gerade das vermeintlich Falsche, die biologische Zweigeschlechtlichkeit, betonen. Ob das dem generischen Maskulinum wieder auf die Sprünge hilft? Daß sich diese Leute vielleicht mit ihren eigenen Waffen selbst beseitigen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.11.2018 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39985

Der schrecklichste der Schrecken: die haßerfüllten Gesichter der Männer, die in Pakistan gegen den Freispruch einer wegen Blasphemie zum Tode verurteilten Christin demonstrieren. Sie wollen diese Mutter von fünf Kindern steinigen. Fürsprecher sind bereits ermordet worden. Die Richter sind auch gefährdet, ihr Mut verdient Bewunderung.
Vor diesem Hintergrund scheint mir die Betonung der Geschlechtergerechtigkeit im UN-Entwurf berechtigt. Das ist kein Luxus-Feminismus wie bei unseren Sternchen-Liebhabern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.11.2018 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39982

Personenbezeichnungen, die in diesem Dokument aus Gründen der Lesbarkeit nur in der männlichen Form wiedergegeben sind, umfassen Personen jeden Geschlechts. (Entwurf des UN-Pakts zur Migration)

Ich empfinde diese inzwischen weit verbreitete Klausel als irgendwie beschämend. Als ob die deutsche Sprache, wenn man sie "korrekt" gebrauchte, unlesbar wäre. Man gebraucht sie also unkorrekt und entschuldigt sich ausdrücklich dafür. Wann hat es je so etwas gegeben?

Der Text selbst gebraucht sehr oft den Ausdruck geschlechtersensibel (= gender-responsive), was man ihm zum Teil nachsehen kann, weil es um die Rechte der Frauen gerade in vielen Herkunftsländern (und auf dem Migrationsweg) schlecht bestellt ist. Das hätte man offener sagen können, aber dann wären einige Lander ausgestiegen.

Ich habe den Text gelesen und finde nichts, was die rechtsgerichtete Polemik und die überraschenden Ausstiegsabsichten einiger Mitverfasser rechtfertigen würde. Aber es ist schon klar, daß die Gerüchte über die Wahrheit siegen werden, schon weil letztere die unzumutbare Arbeit der Lektüre voraussetzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2018 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39969

http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39797

Nach einigem Hin und Her wendet sich in der FAZ heute der Historiker Manfred Hettling gegen die Verpflichtung der Historiker auf bestimmte "Lehren der Geschichte". Ganz gut zu lesen. Meine Meinung dazu:

In der Deutung der Geschichte kommt man über viel Wissenswertes (Jacob Burckhardt) – und eben Meinungen nicht hinaus, in der Deutung wird man niemals Einigkeit erzielen, darum sind solche Appelle und Deklarationen wie vom Historikerverband grundsätzlich verfehlt.

Darum sollte man ja auch in gewissen Umgebungen nicht über Politik und nicht über Religion diskutieren, wenn man sich nicht verfeinden will.


Hettling erzählt eine schöne Anekdote, die mir bisher unbekannt war und die ich hier in der Fassung Kosellecks wiedergebe:

Friedrich von Raumer, bekannt als Historiograph der Hohenstaufen, berichtet uns aus dem Jahre 1811, als er noch Sekretär Hardenbergs war, folgende Episode: Bei einer in Charlottenburg gehaltenen Beratung verteidigte Oelssen [Sektionschef im Finanzministerium] lebhaft die Ausfertigung vielen Papiergeldes, um damit Schulden zu bezahlen. Als alle Gegengründe nicht anschlugen, sagte ich (meinen Mann kennend) mit übergroßer Kühnheit: „Aber Herr Geheimer Staatsrat, erinnern Sie sich doch, daß schon Thukydides erzählt, wie große Übel entstanden, weil man in Athen zuviel Papiergeld gemacht hatte.“ – „Diese Erfahrung“ erwiderte er beistimmend, „ist allerdings von großer Wichtigkeit“, – und so ließ er sich bekehren, um den Schein der Gelehrsamkeit festzuhalten. Raumer bemühte in den hitzigen Debatten um die preußische Schuldentilgung eine Lüge, denn er wußte, daß die Antike niemals Papiergeld gekannt hatte. Aber er riskierte seine Lüge, weil er – rhetorisch an die Schulbildung seines Opponenten appellierend – deren Wirkung einkalkulierte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2018 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39966

Die ZEIT über Blackrock und Friedrich Merz:

Dabei ist die Fondsgesellschaft tief in der deutschen Wirtschaft verankert. So tief, dass es einige Expertinnen und Experten beunruhigt. (...) Blackrock ist ein Unternehmen, das das Geld seiner Kundinnen und Kunden weltweit in Fonds sammelt und vor allem in Aktien investiert.

Am Anfang zweimal Pfötchen geben, aber im Rest des Artikels wird nicht mehr gegendert; das Maskulinum bleibt die unmarkierte Form.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.10.2018 um 17.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39849

Oli Herbert war einer der Gründungsmitglieder, die die Gruppe 1998 ins Leben riefen. (t-online 18.10.18)

Diesen Fehler findet man tausendfach, wahrscheinlich widerstrebt es den Schreibern, sich mit es auf eine männliche Person zu beziehen (vgl. das Mädchen ....sie).

Es gäbe sogar eine gewisse Rechtfertigung, wenn man versteht: "Unter den Gründungsmitgliedern ist einer..." (nämlich ein Mann).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2018 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39820

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32554

B. F. Skinner had made corrections to his personal copies of Verbal Behavior. His notations are shown below.
[Skinner typed and pasted on the front fly leaf the following statement:]
If Verbal Behavior were published today (1987), it would be different in two ways. I would avoid sexist terms and I would not speak of "reinforcing people." I have thought of revising the manuscript in these respects but it would be a very laborious task.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2018 um 05.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39814

Zur Erinnerung: Große Verehrung genoß und genießt noch immer die Feministin Sandra Harding.

Harding referred to Newton’s Principia Mathematica as a "rape manual" in her 1986 book "The Science Question in Feminism", a characterization that she later said she regretted. (Wikipedia)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2018 um 18.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39799

Dann wäre die Universität allerdings schon tief gesunken. Man kann die Thesen der Gender- und Diversitätsideologie vorsichtig als umstritten bezeichnen. (Einige Staaten schaffen die Förderung ab.) Das heißt, die Wissenschaftler, deren Korporation die Universität doch eigentlich sein sollte, diskutieren noch. Dann kann ihr gewählter Vertreter doch nicht von oben herab dekretieren, was allenfalls das Ergebnis sein könnte.
Die Professoren nehmen es bisher hin, weil sie das Blabla auf der Website sowieso nicht ernst nehmen – sofern sie es überhaupt kennen.
 
 

Kommentar von Frank Daubner, verfaßt am 10.10.2018 um 16.08 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39798

Nun, ein großer Unterschied ist der, daß die Universitätsleitung immer als irgendwie geartete "Obrigkeit" gesehen werden kann, die im Zweifelsfall ohnehin gegen das fachliche und persönliche Interesse des Professoren arbeitet, während der Historikerverband als Berufsverband doch unseresgleichen sein sollte. (Ich bin schon vor Jahren wegen anderer Dinge ausgetreten.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2018 um 14.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39797

Der Historikerverband wird kritisiert, weil er, ohne ein allgemeinpolitisches Mandat zu haben, eine Resolution gegen rechts verabschiedet hat, noch dazu mit einem sehr zweifelhaften Akklamationsverfahren. Man kennt das ja aus früheren Zeiten, als Astas Resolutionen für die Vietcong verabschiedeten, alles hübsch demokratisch mit Mehrheiten usw.

Nun aber: Ist es denn etwas anderes, wenn Universitäten von ihren Rektoraten auf Gender mainstreaming und die "Charta der Vielfalt" verpflichtet werden, ohne daß die Professoren überhaupt gefragt worden wären?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 10.10.2018 um 09.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39795

»Nikki Haley ist eine der wenigen Politikerinnen, die das Trump-Team verlassen und durch die Zeit in seiner Regierung nicht als politisch beschädigt gelten.«

(http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/rueckzug-der-un-botschafterin-nikki-haley-haelt-sich-bedeckt-15830206.html)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2018 um 09.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39782

Die Schweiz übt nicht zuletzt wegen seines hoch entwickelten Finanzdienstleistungssystems eine ungebremste Anziehungskraft auf ausländisches Kapital aus. (https://www.geldwaescherei.ch/)

Das massenhafte Vorkommen solcher Kongruenzfehler auf engstem Raum beweist, daß das grammatische Genus keine starke funktionale Last mehr trägt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.10.2018 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39729

Das Gendern ist immer noch überwiegend eine Duftmarke der Grünen, dann auch der SPD, wo man folglich die "Kandidierenden" am meisten findet; aber es breitet sich aus. Überraschenderweise scheint nach Google-Suche die Schweiz hier einen Schritt voraus zu sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2018 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39725

abgeordnetenwatch.de fragt: Welche Positionen vertreten Ihre Kandidierenden?

 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.10.2018 um 00.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39715

Dieselfahrerinnen und Dieselfahrer!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2018 um 03.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39705

„Alles Handeln ist politisch.“ (Lann Hornscheidt, zustimmend zitiert in einem neuen Dudenbuch über Gendern)

So reden sie daher, denken sich nichts dabei. „Politisch“ müßte also in die Definition von „Handeln“ eingehen. Vielleicht als Unterscheidungsmerkmal gegenüber „Verhalten“? Man weiß es nicht, weil es eben bloß Geplapper ist.

Es ist wissenschaftlich belegt, dass beim generischen Maskulinum im Gehirn auch ein männlicher Prototyp entsteht. (https://digitalcourage.de/themen/feminismus/leitfaden-fuer-eine-gendergerechte-sprache)

Natürlich nicht. Die Experimente (übrigens ziemlich praxisfern und methodisch fragwürdig) waren traditionell psychologisch angelegt und hatten nichts mit Neurologie zu tun.

Die Sprache der Zeitungen ist mit ihrem Massendurchsatz wahrscheinlich die mächtigste Ausformung der Schriftsprache überhaupt. Sie ist vom Gendern so gut wie unberührt. Um so weltfremder wirken die immer weiter gehenden Entstellungen in der selbst- oder fremdverordneten Sprache von Behörden und Konventikeln. Irgendwann wird man es satt haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2018 um 04.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39694

In einer neuen Studie zeigte sich, dass Personen, die sich mediterran ernähren, deutlich weniger von Depressionen bedroht sind. Die Forschenden schlagen daher vor, eine Ernährungsberatung in die Depressionstherapie zu integrieren. (...) Die Forschenden analysierten Daten aus 41 Studien... (heilpraxis.net 29.9.18)

(Zwischendurch Wissenschaftler)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2018 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39676

DUDEN macht jetzt auch in "Streitschriften", vor allem zum Gendern. Zum Beispiel:
"Eine Frage der Moral: Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen" von Anatol Stefanowitsch

Außerhalb der Gemeinde finden sie wenig Anklang. Es gibt ja auch schon sehr viel davon.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 25.09.2018 um 16.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39660

Zu #39646:

Die wortwörtliche Übersetzung “im Austausch für“ ist natürlich verfehlt.

Im Deutschen würde man einfach „gegen“ oder, wenn man es umständlich mag, „als Gegenleistung für“ sagen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 25.09.2018 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39649

Beispiel für Normaldeutsch aus dem gestrigen MM, Seite 1:

Ohne Migranten kollabiert Pflegesystem
In Deutschland fehlen viele Tausend Pflegekräfte und Ärzte. Ohne Personal aus dem Ausland kollabiert das System, sagen Experten. Daher werden Flüchtlinge zu Pflegern ausgebildet. > Seite 4

Im ausführlichen Artikel auf Seite 4 genauso. Wäre dieser Text konsequent durchgegendert, wäre er kaum noch lesbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2018 um 19.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39646

Wikipedia über den Philosophen John R. Searle:

Im März 2017 wurde öffentlich, dass Searle sexualisierte Gewalt gegen eine 24-jährige wissenschaftliche Mitarbeiterin vorgeworfen wird. In diesem Zusammenhang wurden mehrere weitere entsprechende Fälle bekannt. Die Direktorin des John Searle Center for Social Ontology erklärte, Searle habe mehrfach sexuelle Beziehungen zu Studentinnen im Austausch für akademische und finanzielle Vorteile gehabt.

Man sieht, wie der Gewalt-Begriff gedehnt wird. Schon die Rede vom „Austausch“ widerlegt den Gewalt-Vorwurf. Es ging um ein Geschäft, jede Partei hatte etwas zu geben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.09.2018 um 09.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39645

Bezeichnenderweise bleibt der innerbetriebliche Sprachgebrauch meistens beim generischen Maskulinum ("Kunde" usw.). Nun nach außen hin fügt man sich der feministischen Tyrannei. Der beste Beweis, daß man das Ganze für Firlefanz hält. Normaldeutsch ist nicht ganz und gar vergessen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.09.2018 um 04.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39627

Lesenwert: https://www.nzz.ch/feuilleton/ian-buruma-chefredaktor-der-new-york-review-of-books-verlaesst-das-blatt-nach-strittigem-artikel-zu-metoo-ld.1421900

Die Affäre Buruma zeigt, wie gefährlich die Anschuldigungskultur von #MeToo allmählich wird. Jeder Vorwurf, der aus dieser Richtung kommt, ist ein Selbstläufer, wie bei den Hexenprozessen.

Kandidat Kavanaugh soll sich als – wie ausdrücklich gesagt wird – sturzbetrunkener Teenager an ein Mädchen herangemacht haben. Dagegen zählt sein ganzes Leben nichts. Vom Werfen des ersten Steins scheint die christlichste aller Nationen noch nichts gehört zu haben. (Oder gerade doch? "Wer unter euch den ersten Stein wirft, ist unschuldig." So ähnlich hat doch Jesus gesprochen.)
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 20.09.2018 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39612

Jüngst las ich einen Text, in dem jemand im EU-Wahlprogramm der „Grünen” (offiziell wohl: „Grün*innen”) die Genderisierung systematisch, wenn auch unvollständig, untersucht hat. Bei all den vielen Ungereimtheiten und Misoandrismen (oder wie immer das heißt...) ist möglicherweise noch niemandem aufgefallen, daß die befohlene Schreibnorm bei vielen Worten schlichtweg Unfug erzeugt, bspw.:

Beamter - Beamte/Beamtinnen
Bauer - Bauern/Bäuerinnen
Jude - Juden/Jüdinnen

Die offiziellen Grün*innen-Konstrukte „Beamt*innen”, „Bäuer*innen” und „Jüd*innen” sind übel sexistisch (um nicht zu sagen: blödsinnig), denn hier bleibt nur die feminine Form übrig. Gäbe man sich Mühe, entstünde etwa „Beamte*r*innen” „Ba*ä*u*ern*innen” und „J*u*ü*d*e*innen”.

Wer wählt so etwas?!?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.09.2018 um 16.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39596

Genau, denn in
Bürgerinnen- und Bürgermeisterinnen- und -meisterkandidatinnen und -kandidaten
kämen ein paar unsinnige Kombinationen vor. Ebenso in
BürgerInnenmeisterInnenkandidatInnen
Darum geht es nur auf diese Art:

Bürgerinnen- und Bürgermeisterinnenkandidatinnen und -meisterkandidaten
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.09.2018 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39594

Noch ein paar schöne Beispiele: Bürgermeisterinkandidatin, Kanzlerinkandidatin, Beamtinanwärterin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2018 um 15.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39592

Inzwischen wird bekannt, daß einer der bisherigen Staatssekretäre in den einstweiligen Ruhestand versetzt wird, ein SPD-Mann. Die acht sind ja auch schon mehr als in jedem anderen Ministerium.

(Über die Wegbeförderung Maaßens zerfleischt sich inzwischen die SPD, sicher nicht zum Mißfallen der Union.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2018 um 06.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39589

Maaßens Wegbeförderung ist eigentlich kein Aufreger, da gibt es ganz andere Fälle.
Bemerkenswert ist aber, daß zu Seehofers acht männlichen Staatssekretären nun noch ein neunter hinzukommt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2018 um 04.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39586

Danke für den Hinweis! Es wurde Zeit, wieder mal nachzusehen. Besonders BürgerInnenmeisterInnen kommt vor, meistens nur als Beispiel gegenderten Redens, aber auch schon in wirklichem Gebrauch. Vgl. auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693#6574.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 18.09.2018 um 23.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39585

Immer öfter wird auch das Erstglied von Zusammensetzungen mit durchgegendert:
Pfarrerinnen- und Pfarrertag.
Die Bürgerinnen- und Bürgermeisterinnen und -meister sind kein Witz mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2018 um 20.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39584

Er sprach beim Deutschen Pfarrerinnen- und Pfarrertag am 18. September vor 400 Pfarrern in Augsburg.
(https://www.idea.de/politik/detail/scharfe-kritik-beim-pfarrertag-am-kreuzerlass-von-soeder-106597.html)

Man sieht hier sehr schön, wie die Presse nach dem gegenderten offiziellen Namen sofort zur eigenen Normalsprache zurückkehrt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2018 um 16.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39578

Gut dem Dinge!
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 18.09.2018 um 14.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39576

https://virchblog.wordpress.com/2017/11/02/ihr-me-too/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.09.2018 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39568

Kandidat Kavanaugh soll als betrunkener Teenager eine ebensolche sexuell belästigt haben, wie ihr gut 35 Jahre später einfällt, gerade rechtzeitig zur Kandidatur des Unholds. Nun nimmt die Gerechtigkeit ihren Lauf.

Männer, besinnt euch! Habt ihr nicht auch irgendwo einen dunklen Fleck in eurem Leben? Einen gescheiterten Annäherungsversuch, also sexualisierte Gewalt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2018 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39528

Was ist Materie? Diesen Titel schlug Michael Blume vor, als ich auf Facebook fragte, was sich meine Lesenden als Blog-Thema wünschen würden.“ (Joachim Schulz https://scilogs.spektrum.de/quantenwelt/warum-materie-hart-ist/)

Der Physiker hat sich auch ausdrücklich mit Gender in den Wissenschaften befaßt. Vermutlich spürt er, daß er kein richtiges Deutsch schreibt, kann sich aber nicht erklären, was an meine Lesenden falsch ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2018 um 06.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39525

Aufruf bei Wikipedia (wg. Urheberrecht):

An all unsere Lesenden in Deutschland

Viel nützt es nicht, denn im Singular haben wir denselben Schlamassel: mein Lesender/meine Lesende oder wie?

Die Anrede Lieber Lesender, liebe Lesende ist auch kein Scherz, sondern dutzendfach belegt. Aber dann hätte man gleich bei Lieber Leser, liebe Leserin bleiben können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2018 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39519

Fairerweise muß ich hinzufügen, daß solche Verhaltensrichtlinien heute nicht nur die Männer als Übeltäter ins Auge fassen. Soviel Gleichstellung muß sei. Auch Frauen machen Männer an, besonders beliebt scheinen "graphische" E-Mails zu sein. Da ist guter Rat teuer.
Einen großen Raum nehmen auch Beispiele ein, bei denen man nicht selbst Opfer, sondern nur Beobachter ist, und empfohlen wird auf breiter Front ein Verhalten, das man nur als Denunziantentum bezeichnen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2018 um 09.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39516

Das stimmt natürlich, ich hatte auch die "Übernahme" nur ironisch gemeint, in der Sache ist es eher eine absurde Konvergenz aus sehr verschiedenen Richtungen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 10.09.2018 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39515

Es handelt sich offensichtlich nicht um eine Übernahme aus dem islamischen Kulturbereich, sondern aus Kalifornien – einem Bundesstaat, aus dem die »weiße« Mittelschicht mittlerweile massenhaft abwandert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2018 um 07.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39514

Ich habe ein wenig Einblick in den Verhaltenskodex, den große Firmen entwickelt haben, um Diskriminierung, insbesondere sexuelle Belästigung unter Mitarbeitern zu verhindern. Dazu werden auch Schulungen mit abschließendem Test angeboten. Das Ganze wirkt oft weltfremd und unfreiwillig komisch.

Das Grundproblem bleibt naturgemäß ungelöst. Man kann Menschen nicht hindern, geschlechtliches Interesse an einander zu bekunden. Sie wissen aber nie, wie es ankommt; der Versuch bleibt also riskant. Die Bemerkung, Frisur oder Kleid stehe einer Frau gut, sei an sich nicht zu beanstanden, könne aber als Belästigung empfunden werden usw. – das ist eine der Formeln für das Dilemma. Die wirkliche oder instrumentelle Empfindlichkeit kann unendlich gesteigert werden.

Wir übernehmen freiwillig die strengste muslimische Leitkultur: ein Mann und eine Frau sollten nie allein im Zimmer oder im Fahrstuhl sein usw.

In der letzten FAS kritisierte eine schwedische Schriftstellerin den Widerspruch von Catherine Deneuve und anderen Frauen gegen MeToo. Das hing wohl auch mit Unterschieden zwischen schwedischer und französischer Flirtkultur zusammen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.09.2018 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39509

Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, gratuliert in einer Anzeige den „Jüdinnen und Juden“ in Deutschland zum Neujahrsfest und zugleich zum „70jährigen Bestehen“ des Staates Israel. Wie man sieht, ist der Text durchgegendert (die Frauen werden immer zuerst erwähnt, was der Gleichbehandlung zuwiderläuft, sprachlich-stilistisch auch dem Gesetz der wachsenden Glieder), aber der Bindestrichgebrauch der Reformschreibung wird nicht beachtet.
Im übrigen ist nicht klar, ob der Text sich an die Juden wendet (dann wären die Belehrungen über den jüdischen Kalender nicht angebracht) oder über sie spricht, wie es zu Beginn scheint (trotz Großschreibung von „Ihren Familien, Freundinnen und Freunden“).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2018 um 17.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39384

tagesschau.de:
Ungarn will „Gender studies“ abschaffen.

Das Vorhaben könnte gegen die verfassungsrechtlich verankerte Wissenschaftsfreiheit und geltendes EU-Recht verstoßen.
Denn über die Einrichtung eines Studiengangs entscheiden in demokratischen Rechtsstaaten wissenschaftliche Kriterien – und nicht die Regierung.


Das stimmt doch gar nicht.

SPIEGEL dazu:

Die ungarische Regierung will den Studiengang Geschlechterforschung an staatlichen Universitäten verbieten. Was absurd anmutet, ist Teil einer kulturpolitischen Offensive gegen regierungsunabhängiges Denken.

Man sieht, wie gehirngewaschen der SPIEGEL ist. Was hat die „Geschlechterforschung“ mit ihrem ungeheuren Aufwand bisher entdeckt? Immer wieder wird erwähnt, der Anteil von Frauen an Kunst und Wissenschaft sei bekannter geworden. Bedarf es dazu ganzer Studiengänge und Hunderter von Professuren? Typische Themen dieser Art wurden auch vorher schon an Doktorandinnen vergeben.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.08.2018 um 23.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39342

Mir ist noch nicht klar, ob jemand Diverses und jemand Männliches zusammen ein schwules oder ein heterosexuelles Paar bilden, und zusammen mit jemand Weiblichem ein lesbisches oder ein heterosexuelles Paar.

Selbstverständlich hingegen dürfte sein, daß ein Diverser mit einer Diversen ein Heteropaar bilden, während ein Diverser und ein weiterer Diverser eindeutig schwul und eine Diverse mit einer weiteren Diversen eindeutig lesbisch sind.

Auch im ersten Fall kommt es wahrscheinlich darauf an, ob sich das diverse Wesen lieber mit er oder mit sie referenzieren läßt bzw. ob es mit Herr oder mit Frau angesprochen zu werden wünscht.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.08.2018 um 19.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39341

Divers sollte sich eigentlich schon wegen der Nähe zu pervers verbieten, aber bitte sehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2018 um 19.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39340

Ursprünglich hatte das Bundesinnenministerium "Anderes" als Name für die dritte Geschlechtsoption vorgesehen, was nicht nur von Interessensverbänden, sondern auch den SPD-Ministerinnen Giffey und Katarina Barely (Justiz) als diskriminierend zurückgewiesen wurde. Erst wurde die Bezeichnung in einem Referentenentwurf zu "Weiteres" abgeändert, jetzt also zu "Divers".

Segen des Fremdwortes! Allerdings könnte es sein, daß divers bald als diskriminierend empfunden wird, dann beginnt die nächste Runde.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2018 um 16.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39195

Die vermeintlich geschlechtergerechte Sprache wird durchgezogen, "was immer es kostet". – Das ist ungefähr die Maxime dieser Leute. Eigentlich eine Art von Untertanengeist.
Aller Erfahrung nach ist es ausgeschlossen, daß alle Verantwortlichen vom Gendern überzeugt sind. In Wirklichkeit dürften sich die Meinungen etwa so verteilen wie in der übrigen Bevölkerung. Aber wie das in Gremien so ist: Man hält den Mund und macht mit; gruppendynamisch verdummt (um es schonend auszudrücken).
Aber wer würde solche Parteien wählen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2018 um 14.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39193

Der Text des Koalitionsvertrags nervt ungemein. Die Verfasser wissen offensichtlich nicht, was ein Nominalstamm ist, daher Bürger*innenschaftliches Engagement usw., und manchmal vertun sie sich auch in geradezu rührender Weise: Pädagogen*innen. Blödmänninnen eben.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.07.2018 um 11.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39192

Das Gegenteil von "innen" ist "außen". Es ergibt lustige neue Begriffe, "innen" spaßeshalber durch "außen" zu ersetzen: VerbraucherAußenschutz usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.07.2018 um 05.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39189

Linke und Grüne sind für VerbraucherInnenschutz. Andernfalls würden zwar die Verbraucher geschützt, aber nicht die Verbraucherinnen. Die SPD Berlin schreibt im Koalitionsvertrag:

Die Koalition wird die verbraucher*innenpolitische Strategie in Berlin mit den Zielen fortschreiben, eine sozial verantwortliche Verbraucher*innenschutzpolitik sowie die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Verbraucher*innenentscheidungen zu fördern, Transparenz zu schaffen, Verbraucher*innenrechte zu stärken, die Realität in der Einwanderungsgesellschaft und die sozialen, interkultu­rellen und demografischen Besonderheiten in Berlin anzuerkennen und somit die Verbraucher*inneninteressen gegenüber den Marktinteressen der Wirtschaft zu stärken.

(Warum findet man solche Monstrositäten auf der linken Seite? Wo bleibt die BürgerInnenfreundlichkeit?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2018 um 06.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39137

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36366

"Redepult" statt "Rednerpult" ist inzwischen in vielen Ratgebern zum Gendern enthalten, auch sogenannte philosophische Fakultäten haben es beschlossen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2018 um 04.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39116

Eine solche Zweiteilung würde die zu Erziehenden auf falsche Gedanken bringen, ja traumatisieren. Alle sexuellen Zwischenstufen sind proportional zu berücksichtigen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.07.2018 um 23.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39114

Der Mannheimer Morgen schreibt heute auf Seite 1:

Männliche Erzieher fehlen
Der Anteil der männlichen Betreuer in den Kindertageseinrichtungen in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt. [...] Dennoch ist die Quote sehr gering.

Nach gewissen "Genderer*Innen" müßten Erzieher ja sowieso schon nur männliches Geschlecht haben.
Auch sonst noch 3- oder 4mal im Text ganz einfach und natürlich das generische Maskulinum Erzieher.
Und auf Seite 2 sagt eine Psychologin im Interview:

Am besten wäre es, wenn die Hälfte der Pädagogen männlich und die andere Hälfte weiblich wäre.

Es geht ja so leicht, wenn man nur will.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2018 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39095

Der neue Direktor des IDS, Henning Lobin, ist ein Befürworter der "geschlechtergerechten" Sprache. Man wird sehen, ob er das ganze Institut darauf verpflichtet. Dort ist man ja insgesamt nicht abgeneigt, die deutsche Sprache von oben zu verändern. Zur Rechtschreibreform hat sich keiner der sehr zahlreichen Mitarbeiter kritisch zu äußern gewagt, obwohl die meisten den Unsinn durchschaut haben dürften.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.07.2018 um 18.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39084

Die Babyboomerinnen wurden wieder einmal unterschlagen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2018 um 13.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39083

Besonders hoch war die Geburtenrate in Deutschland schon einmal. Die in den Jahren zwischen 1950 und 1960 geborenen Menschen nennen Demographinnen und Demographen Babyboomer. (...) Ähnliches beobachteten Forscherinnen und Wissenschaftler auch, als der Koreakrieg vorbei war. Beobachten ließ sich dieser Effekt etwa bei türkischen Migrantinnen und Einwanderern aus dem ehemaligen Jugoslawien. (ZEIT 6.7.18)

Aus der ausdrücklichen Markierung des Geschlechts könnte man schließen, daß es hier von besonderer Bedeutung sei; aber es soll im Gegenteil gerade keine Rolle spielen, darum wird es erwähnt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2018 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39037

Kleingeister diskutieren über das Händeschütteln, das sie Ausländern aufnötigen wollen, obwohl es auch unter Einheimischen immer mehr aus der Mode kommt.
Aber wie ist es mit der Sitte, daß die Frau mit ihrem Kopftuch zwei oder drei Schritte hinter ihrem Ehemann einherwandelt? Bei Bosniern usw. sieht man das jeden Tag, es ist zur zweiten Natur geworden. Die abgearbeitete Frau, die ihrem Pascha viele Kinder geboren hat, aber das untergeordnete Arbeitstier bleibt... Auch wenn es wenig über die wirkliche Machtverteilung sagt, sehe ich es mit Widerwillen, das muß ich gestehen. Aber ich habe auch selbstbewußte Studentinnen aus diesen Regionen erlebt, das "Problem" dürfte sich also von selbst erledigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2018 um 04.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#39012

In der älteren Musikkritik (fast nur von Männern) hat man oft lesen müssen, dieses oder jenes Stück, vor allem Klavierwerke, werde besser von einem Mann gespielt. "Tastentornado" war ehrend gemeint.
Das ist selten geworden. Dynamik ist keine Frage der Lautstärke allein, sondern eine der Abstufung, Differenzierung. In der klassischen Musik war sowieso nicht daran zu denken, daß die Wände wackelten, wenn ein Klavierlöwe in die Tasten griff. Auch nicht, wenn Schumann "Mit aller Kraft" vorschrieb. Erst der moderne Konzertbetrieb hat das citius, fortius (auch altius) hervorgebracht.
(Schrieben die Komponisten nicht auch und gerade für Frauen? Schumann und Brahms wußten, daß Clara besser spielen konnte als sie selbst.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2018 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38995

Aber Herr Riemer, das ist doch das generische Femininum! Alle Menschen sind Frauen, bis auf die Männer.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.07.2018 um 10.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38994

Der DLF heute gegen 9.45 Uhr in einem Beitrag über die Weltkirchenkonferenz 1968 in Uppsala
(https://www.deutschlandfunk.de/weltkirchenkonferenz-1968-revolution-in-namen-jesu.886.de.html?dram:article_id=422126):

Nicht mal jede zehnte Delegierte in Uppsala ist eine Frau.

Wenn sie, die Delegierte, keine Frau ist, was für eine ist sie dann?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.07.2018 um 03.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38989

Übrigens schreiben in den Sprachnachrichten des VDS nur Männer (bis auf die Kolumne einer jungen Schwarzafrikanerin, die als studierte Linguistin hervorhebt, wie wichtig das Deutschlernen sei).

Unter den Urhebern und Kritikern der Rechtschreibreform fiel das Übergewicht der Männer auch schon auf, und hier sind ja auch nur Männer übrig geblieben. Diese Tatsachen werden in der feministischen Linguistik nicht behandelt, obwohl es schon in der traditionellen Sprachwissenschaft Ansätze dazu gab (Jespersen u. a.).

Eine erste, oberflächliche Feststellung dazu: Rechthaberei ist Männersache. Weiteres bei John L. Locke, wie hier erwähnt.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 15.06.2018 um 13.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38964

Auf FAZ-online heute ein Interview mit Peter Gallmann. Genderisierung sei Selbstdarstellung. Aber was ist das, wenn jemand Milionen von Menschen zwingt, seine persönliche, häßlich-dümmliche Extrem-Großschreiberitis zu übernehmen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2018 um 03.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38956

Der neue Auftrag an den Rechtschreibrat geht über die bloße Rechtschreibung hinaus. Offenbar will die Politik dem verordneten Gendern ein wissenschaftliches Mäntelchen umhängen.
Noch wird abgewiegelt: Es werde sich nur um "Empfehlungen" handeln. Das ist aber nicht amtlich und verdient nach unseren bisherigen Erfahrungen kein Vertrauen. In den Bereichen, über die der Staat "Regelungsgewalt" zu haben glaubt, wird es verpflichtend sein, und besonders unter Akademikern wird es genügend Beflissene geben, die sich durch besondere Folgsamkeit empfehlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2018 um 21.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38955

Gespräch der Hannoverschen Allgemeinen mit Josef Lange:

Für wen sind Empfehlungen des Rates zur geschlechtergerechten Schreibung wichtig?

Die Empfehlungen haben zwei Geltungsbereiche: Die Schulen und der gesamte Bereich von Verwaltung und Rechtspflege.


Ein riskantes Spiel. Die Kultusministerien könnten versuchen, mit Hilfe des Rechtschreibrates das Gendern verpflichtend in die Schulen zu drücken. Schüler würden schlechte Noten bekommen, wenn sie nicht gendern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2018 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38944

Um den Kultusministerien möglichst viel Genderforschung vorweisen zu können, haben die Universitäten alles zusammengekratzt, was sich allenfalls darunter subsumieren läßt. Daraus machen die Genderforscher dann wieder einen Beweis für die Fruchtbarkeit und Notwendigkeit ihres Fachs. Das ist zum Beispiel in Medizin und Medizinsoziologie ganz klar zu erkennen. Die Arbeiten wären sowieso erschienen, aber jetzt heißen sie Genderforschung. Auch in der Literaturwissenschaft wurden schon immer gern "Frauenthemen" verteilt, jetzt gibt es für die gefällig umbenannte Forschung aber mehr Geld.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2018 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38943

Christa Binswanger, Dozentin an der Universität St. Gallen und geschätzte Expertin für Genderfragen im Schweizer Radio und Fernsehen SRF, sagt in einem Plädoyer ganz unverblümt: «Bei mir ist die gendergerechte Sprache ein Beurteilungskriterium.» Das betreffe auch Bachelor- und Masterarbeiten. Das heisst mit anderen Worten: Dozentin Binswanger verteilt Gesinnungsnoten – und das ausgerechnet unter dem Titel der Antidiskriminierung. (NZZ)

Gerade an den Universitäten ist das möglich. So haben ja auch viele Dozenten rechtswidrig die reformierte Rechtschreibung erzwungen. Ich selbst habe meinen Töchtern schon während ihrer Schulzeit geraten, mit den Wölfen zu heulen, weil ich nicht möchte, daß sie ausgerechnet in der Zeit ihrer größten Verwundbarkeit zu Märtyrern werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2018 um 04.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38942

Am Freitag hat der Rat für deutsche Rechtschreibung über «geschlechtergerechte Schreibungen» diskutiert – nachdem die Berliner Landesstelle für Gleichbehandlung den Rat vor einiger Zeit um entsprechende Formulierungsempfehlungen gebeten hatte. Eine solche mochte das 41-köpfige Gremium nun aber vorerst nicht abgeben: Es kann in der bisherigen Sprachpraxis noch keine «klare Präferenz» erkennen und will die Dinge bis zu seiner nächsten Sitzung im November weiter beobachten.

Man kann den Schreibbrauch nicht "beobachten", ohne schon bei der Auswahl der Stichproben zwischen jenen beiden Textgruppen zu unterscheiden (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38904).

Die verordnete Sprache "entwickelt" sich nicht, und die zwischen beiden Gruppen stehende ideologisch-freiwillige Kunstsprache wird immer marginal bleiben. Die Verfechter des Genderns verfassen gegenderte Diskussionsbeiträge über das Gendern, aber sonst werden sie scheitern, weil niemand Lust hat, sie zu lesen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2018 um 10.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38919

Der Rechtschreibrat hat seine Entscheidung vertagt.

Wie schon die Bezeichnung "geschlechtergerechte Schreibweise" zeigt, soll der Rat in jedem Fall seine Zuständigkeit über die Rechtschreibung hinaus erweitern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2018 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38917

Im Themateil der ZEIT wurde eine Gruppe Fußball-Fans erwähnt, die grölend zum nächsten Bierkiosk zieht, wo man dann überrascht erfährt, daß es sich nicht (nur) um Männer handelt. Der Grund der Überraschung ist aber nicht das generische Maskulinum (Fan), sondern die ausgewählte Gruppe, die eben typischerweise männlich ist. Das weiß die Verfasserin auch.
Tatsächlich wird man in deutschen Texten selten in dieser Weise irregeführt, anders als im Englischen, woher dieses Argument denn auch hauptsächlich geborgt ist. „The teacher“ erweist sich oft erst einige Sätze später als Frau.
Daß die feministische Redeweise überhaupt etwas zur Gleichstellung der Frauen beitragen könne oder beigetragen habe, dürfte sich schwer beweisen lassen. Man zieht sich gern auf die Behauptung zurück, sie schärfe wenigstens das Bewußtsein. Geschenkt!
Wenn man die Gleichstellung der Geschlechter fördert, wird die Sprache folgen, soweit notwendig. Das kann auf ganz andere Weise geschehen, als die Feministen heute annehmen und praktizieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2018 um 08.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38907

So auch Eisenberg: "unter anderem auf Betreiben des Berliner Senats". Eisenberg weiß auch aus dem Rat selbst, daß mit einer Entscheidung "kurzfristig nicht zu rechnen ist". Aber da habe ich Zweifel: Wenn die Politiker drängen, wird der Rat auch kurzfristig "entscheiden" (= abnicken), bei Strafe der Auflösung – es wäre ja nicht das erstemal, daß die Politiker eine solche Rasselbande heimschicken und sich eine neue besorgen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.06.2018 um 08.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38906

Gunnar Schupelius (B.Z.) hat in Erfahrung gebracht, daß die Frage von außen an den Rat herangetragen worden ist. Daher auch die flankierende Medienkampagne.
https://www.bz-berlin.de/berlin/wird-uns-jetzt-die-schreibweise-mit-dem-sternchen-aufgezwungen
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2018 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38904

In der heutigen FAZ kritisiert u. a. Peter Eisenberg die geplante Einführung des Genderns in die amtliche Rechtschreibung.

Seltsamerweise kommt fast nie zur Sprache, was mich zum Haupteintrag veranlaßt hat: die weiter wachsende Spaltung der Sprachgemeinschaft. Nur Behörden und Sklaven werden sich fügen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2018 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38900

Um über das Gendersternchen zu beraten, fahren die Ratsmitglieder (aus denen unwissende Journalisten "40 Sprachwissenschaftler" machen) auf Staatskosten nach Wien. Wäre Hermann Zabel noch dabei, würde er wie einst berichten: "Wien ist immer eine Reise wert."

Wie relevant ist das Gendern eigentlich für die Schule, den einzigen Bereich, für den die KMK "Regelungskompetenz" hat?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2018 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38898

Der Rechtschreibrat könnte versucht sein, sich durch Gendermanipulationen wieder ins Gespräch zu bringen. Andererseits könnte es sich bewußt sein, daß es zwar ein wenig seine Bekanntheit, nicht aber sein Ansehen heben würde. Die amtliche Anerkennung der Genderschreibweise würde wie bisher schon das ganze Gendern nur amtliche Texte erfassen – und solche, die es gern wären, also nicht die Zeitungen und keinesfalls die schöne Literatur. Die Kluft wächst.
Schon die Beschäftigung mit „geschlechtergerechtem Schreiben“ (und „geschlechtergerechter Sprache“) setzt voraus, daß es so etwas überhaupt gibt, ist also dieser Ideologie verpflichtet.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.06.2018 um 17.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38897

Das ist ulkig, da ja der Asterisk gerade nicht für bloß zwei Geschlechter stehen soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2018 um 17.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38896

Süddeutsche Zeitung:

Der Rat für deutsche Rechtschreibung befasst sich am morgigen Freitag mit dem Thema "geschlechtergerechte Schreibung".
Er könnte beschließen, das Gendersternchen offiziell ins deutsche Regelwerk aufzunehmen.
Das ist sinnvoll, sagen der Linguist Henning Lobin und die Linguistin Damaris Nübling, wer die Gleichstellung der Geschlechter will, muss sie auch beide ansprechen.


(http://www.sueddeutsche.de/kultur/genderdebatte-tief-in-der-sprache-lebt-die-alte-geschlechterordnung-fort-1.4003975)

Es folgt ein Aufsatz der beiden mit dem üblichen Inhalt.

Ich traue dem Rechtschreibrat durchaus zu, das Gendersternchen (und das Binnen-I) aufzunehmen; dagegen spricht allenfalls die Kritik von noch radikaleren Ideologen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 07.06.2018 um 10.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38887

Jede und jeder in Berlin weiß, wer an dem Todesfall schuld ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2018 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38885

Mindestens ein Toter. Eine Radfahrerin. Sollte man nicht „Mindestens eine Tote“ formulieren?
(Leserbrief zur „Verfolgungsjagd“ der Berliner Polizei auf Diebstahlverdächtige)
Der Tausendfüßler soll sagen, mit welchem Bein er zu gehen anfängt, kommt infolgedessen gar nicht mehr von der Stelle. Auch die schicke Gender-Grübelei führt zu Stillstand. Die scheinbar so skrupulösen Besserwisser dürften sonst ein ganz normales Leben führen.
-
Übrigens weiß ein anderer Leser, wer an dem Todesfall schuld ist:
So ist es eben, in dem Land, in dem wir gut und gerne leben. Leider lebt die Fahrradfahrerin nun nicht mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2018 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38882

Das Gendern wird sicher nicht an der kritischen Literatur zugrunde gehen, sondern am Überdruß und der unaufhebbaren Sprachwidrigkeit (vgl. Norwegen).
Vorige Woche brachte die ZEIT drei ganze Seiten dazu, pro und kontra usw., nach ZEIT-Manier breit und dünn ausgewalzt, ich habe es nicht lesen mögen. Es ist ja längst alles gesagt.
Man sieht den Mainstream-Sprachpflegern zu, wie sie aus den selbstgestellten Sprachfallen wieder herauszukommen versuchen ("Richtig gendern" – was für ein trübsinniges Produkt!), und wendet sich nahrhafteren Dingen zu.
 
 

Kommentar von Charlotte, verfaßt am 06.06.2018 um 14.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38880

Ja, das ist mir auch aufgefallen. Und die 1-Stern-Bewertungen sind ziemlich wirr.
Autor des Buches ist übrigens Tomas Kubelik.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.06.2018 um 14.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38879

Bemerkenswert zu diesem Buchtip sind die Rezensionen bei Amazon:
Von 36 Rezensionen 32mal 5 Sterne und 1mal 4 Sterne.
Ansonsten nur 2mal 1 Stern und 1mal 2 Sterne.

Interessant, daß diese 3 Ablehner auf ihre Rezensionen fast nur ablehnende Antwortkommentare erhalten.
 
 

Kommentar von charlotte, verfaßt am 06.06.2018 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38878

Buchtip zum Thema (für alle, die es noch nicht kennen):
Genug gegendert! Eine Kritik der feministischen Sprache
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.05.2018 um 10.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38848

Ja, das mag zum Teil stimmen, ist aber auch sehr kontextabhängig. Für "auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft" gibt es unzählige Belege.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 29.05.2018 um 08.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38847

»Fach« wäre ohnehin besser gewesen, »Gebiet« bezeichnet eine kleinere Einheit.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.05.2018 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38846

Der MM hat letzten Sonnabend einen Leserbrief von mir (zum Thema 1040#38737) veröffentlicht, s. auch https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-leserbrief-reine-wahrheit-kann-niemanden-diskriminieren-_arid,1255350.html.

Leicht gekürzt, leider wie üblich auch die Rechtschreibung geändert (ß -> ss), ist beides geschenkt. Aber an einer Stelle hat der MM ein Wort eingefügt:

Stefanowitsch fragt: „Zählt wissenschaftliche Wahrheit mehr als die Diskriminierungserfahrung einer Gruppe?“ Damit verhöhnt er sein eigenes Gebiet – nämlich die Sprachwissenschaft.

Dieses "nämlich" ist nicht mein Stil und klingt schön dämlich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.05.2018 um 11.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38845

Manche Politiker haben das Gendern schon so automatisiert, daß ihnen Ungereimtheiten gar nicht mehr auffallen.
Udo Bullmann, Vorsitzender der Sozialdemokraten im Europaparlament, forderte heute im Interview der Woche des DLF (nachzulesen auf http://www.deutschlandfunk.de/verhaeltnis-deutschland-usa-transatlantisch-auf-die-knie.868.de.html?dram:article_id=418812)

"Bildungschancen für jedermann und jede Frau".

Wenn schon ausdrücklich für "jede Frau", dann hätte er auch "für jeden Mann" und nicht "für jedermann" sagen müssen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.05.2018 um 17.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38823

zu #38737:
Vom gleichen Prof. Stefanowitsch gab es heute morgen ein Interview im DLF (nachzulesen auf http://www.deutschlandfunk.de/diskriminierende-sprache-es-gibt-leute-die-wollen-einfach.694.de.html?dram:article_id=418485).

Natürlich darf man niemanden beleidigen oder sprachlich diskriminieren. Dazu führt er dann Beispielwörter wie Idiot oder Schwachkopf an. Er meint aber sinngemäß, wenn A geistig Behinderte sind und jemand B einen Schwachkopf nennt, dann beleidige er nicht nur B, sondern diskriminiere auch alle A.

Das stimmt aber nicht! Schwachkopf ist immer eine Beleidigung, egal ob man einen Gesunden oder Behinderten so nennt. Es gibt keine Automatik, nach der das Wort Schwachkopf besonders geistig Behinderte diskriminiert. Es ist eine allgemeine Beleidigung und hat damit nichts mit dem Thema Diskriminierung bestimmter Gruppen zu tun.

Von solchen Selbstverständlichkeiten, daß man bestimmte Wörter gar nicht oder nur beleidigend benutzen kann, geht er dann über zu allgemeineren angeblichen sprachlichen Diskriminierungen. Diese muß er sich aber nun in Ermangelung wirklicher Diskriminierungen erst selbst ausdenken, um danach dagegen anwettern zu können. Beispielsweise behauptet er, Frauen würden sprachlich ausgeblendet. Er sagt zwar in diesem Interview nicht wie, aber natürlich meint er wieder das generische Maskulinum. Ein biologisch weibliches Wesen würde ausgeblendet, wenn auf es ein Wort mit grammatisch männlichem Genus angewandt wird. Was haben Genus und Sexus miteinander zu tun? Dies war solange überhaupt kein diskriminierendes Problem, bis Leute wie Prof. Stefanowitsch auf Dummenfang gingen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.05.2018 um 19.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38807

Alle diese Bezeichnungsversuche beweisen nur, daß es kein drittes Geschlecht gibt. Es gibt genau zwei biologische Geschlechter, außerdem relativ seltene Fälle, wo diese beiden physisch undeutlich oder gemischt ausgeprägt sind.

Bei der ganzen Euphorie um drei oder mehr Geschlechter kommt mir ein Punkt immer zu kurz: Jeder Mensch hat das Recht, entweder als Mann oder als Frau zu gelten. Nur in den Fällen, wo sich das biologische Geschlecht nicht medizinisch klar bestimmen läßt, darf der Betroffene selbst mit entscheiden, ob in seinem Paß männlich, weiblich oder divers steht (was dann aber auch nicht alle naselang geändert werden kann).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.05.2018 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38804

SPD-Ministerinnen engagieren sich jetzt für eine passende Geschlechtsbezeichnung in Geburtsurkunden und Ausweisen ("divers"?, "inter"?). Das wird viele Stimmen bringen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.05.2018 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38748

Um gegen die Vereinigten Staaten wie ein Mann oder eine Frau aufzustehen, müssten die Mitgliedsländer der Europäischen Union eine gemeinsame Interessenlage haben. (FAZ 14.5.18)

Gendern als Zwangsneurose. Und warum „Interessenlage“? Gemeinsame Interessen! Man schiebt immer noch eine Abstraktion dazwischen und verbannt den eigentlichen Gegenstand ins Attribut oder ins Erstglied eines Kompositums.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 12.05.2018 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38738

Habe gestern mit einem Freund aus den Iran gesprochen (der seinerseits nur von Persien spricht). Mit Blick darauf, daß es im Persischen keine Genusunterschiede wie im Deutschen gibt („Wir haben kein der, die, das“!), regte er an, man möge in Deutschand einmal untersuchen, inwieweit sich diese sprachliche Wirklichkeit günstig auf die gesellschaftliche Stellung der Perserinnen auswirkt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 12.05.2018 um 12.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38737

Heute steht ein Artikel des Berliner Sprachwissenschaftlers Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch im Mannheimer Morgen (Wochenendbeilage, S. 5). Gleich mit dem ersten Satz deckt er seine Kompetenzen auf:

Dass Frauen als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft behandelt werden, ist eine mühsame Errungenschaft der jüngeren Vergangenheit.

Das macht neugierig darauf, was Frauen seiner Meinung nach sind.

Im folgenden dann wieder die bekannte Vermischung bzw. Nichtunterscheidung von Genus und Sexus, Verfechter/innen, allen Ernstes schlägt er das Wort Kontoinhabende vor.

Seiner Meinung nach ist die Verwendung des generischen Maskulinums das gleiche, als wenn Männer und Frauen gemeinsam mit Ausdrücken mit dem Suffix -in angesprochen würden.

"Wissenschaftliche Wahrheit" müsse hinter die "Diskriminierungserfahrung einer Gruppe" zurücktreten.

Einzig für "Menschen mit geringerer Bildung oder mit kognitiven Einschränkungen" dürfe man "ausnahmsweise das gegnerische Maskulinum" (Druckfehler oder Programm?) verwenden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2018 um 03.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38716

Jede/r von uns – auch der/die psychologische Forscher/in – weiß ... (Jochen Müsseler/Wolfgang Prinz (Hg.): Allgemeine Psychologie. Heidelberg, Berlin 2002:5)

Die Herausgeber bedanken sich für die wertvolle Unterstützung des Spektrum Akademischer Verlags (S. V).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2018 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38690

Talkers traffic in the behaviors for which we have no symbols. They nod, smile, murmur, and move together. They take on the face and body language of their fellow talkers. They dance. Women are clearly more active in theses ways than men, since they are generally more empathic and emotive. If you doubt this, do a little (more) eavesdropping and cast a furtive glance at two women friends who are talking over a glass of wine. What you will see is matching facial expressions. When one woman discusses something that frightened or pleased or worried her, similar emotions usually appear on the face of her friend. (Locke Duels 123f.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2018 um 04.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38672

Gute Menschen erregen sich, weil Lidl Haushaltsgeräte als Muttertagsgeschenke anbietet und damit ein überholtes Frauenbild bedient. Dieser Tag soll eigentlich den Blumengeschäften und Parfümerien zugute kommen.
Man könnte auch einwenden, daß Mütter gegenüber anderen Frauen bevorzugt werden, Frau-Sein also auf Mutterschaft reduziert wird, obwohl die moderne Frau doch kinderlos ist.

Andererseits kommt der Vorwurf reichlich spät. Die Frauenzeitschriften und die allgegenwärtige Werbung für Mode und Kosmetik steuert das Bild der Frau ohnehin gänzlich in eine bestimmte Richtung, sozusagen überzeitlich-konservativ.

Also regt euch ab! Ihr müßt die schönen neuen Bügeleisen ja nicht benutzen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.05.2018 um 12.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38662

Maischberger, ja. Gottseidank war kein Sprachwissenschaftler dabei – ihm wäre das Hirn geschmolzen. Die Gäste: Peter Hahne (evangelisches Urgestein mit viermal erwähntem neuem Zigeunerschnitzelbuch und somit ausgewiesener PC-Experte), Bushido (Experte für Frauen und Sprachkunst), Annabelle Mandeng (den Raum völlig losgelöst vollquatschende Moderatorin), Florian Schröder (Kabarettist, Experte für Moral und erläuternde Gemeinplätze), Teresa Bücker (geschlechtergerecht durch und durch), Marlies Krämer (Frau Bückers senile Variante). Für den Höhepunkt der Sendung sorgte die geschlechtergerechte Teresa Bücker, als sie ausgerechnet Bushido in den Hintern kroch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2018 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38659

In einer Talkshow wurde über das Gendern und andere Formen der PC diskutiert. Wenn man die Berichte liest, weiß man, daß Sprachwissenschaftler dort nichts zu melden hätten. (Gestern hat sich Helmut Glück in der FAZ damit beschäftigt.)
In Ellwangen haben 150 edle Wilde die Abschiebung eines ebensolchen verhindert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2018 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38618

Wenn John L. Locke (Duels and Duets) recht hat, gibt es biologische Gründe für unser Unbehagen an Politikerinnen, die den männlichen Redestil (Faust ballen und schreien) nachahmen. Wenn die Frau laut wird, wirkt sie nicht mächtig, sondern lächerlich. Wir alle wissen doch auch, daß die Frau uns mit ihrem niedlichen Fäustchen zwar puffen, aber nicht zusammenschlagen kann. Frauen sollten uns die Welt in vernünftigen Worten erklären. Die Raute zum Beispiel ist eine interessante geometrische Figur und paßt dazu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.04.2018 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38615

Viele fassen das Genus der Substantive als eine diesen "inhärente" Eigenschaft auf, die an Artikelwörtern usw. "sichtbar" gemacht werde. Diese Mystifikation wirkt sich unmittelbar aus, wenn Modelle der Sprachproduktion tatsächlich das Genus als "Merkmal" in einem Speicher für Substantive verzeichnen. So Theo Herrmann (Sprachproduktion und erschwerte Wortfindung, Heidelberg 1992 und in "Sprache und Kognition" 11, 1992). In Wirklichkeit besteht das Genus in der Verkettung mit genusflektierten anderen Wörtern, ist also wie jede Rektion eine syntagmatische Beziehung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2018 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38542

Die Grünen-Politikerin Ekin Deligöz hält von einem solchen Kopftuchverbot nicht viel. „Persönlich finde ich es furchtbar, wenn Kindergartenkinder oder junge Mädchen schon ein Kopftuch tragen müssen. Wir sollten ihnen ihre Kindheit lassen“, fordert die Bundestagsabgeordnete. Sie halte es aber juristisch für extrem schwierig, das Elternrecht auf Religionsfreiheit einzuschränken. „Ich kann Eltern ja auch nicht verbieten, ihr Kind taufen zu lassen oder zum Kommunionsunterricht zu schicken“, sagte Deligöz dem Tagesspiegel. „Ich sehe keine juristisch wasserfeste Möglichkeit, ein solches Verbot durchzusetzen.“ (Tagesspiegel 8.4.18)

Christian Lindner hatte im Sinne des Liberalismus für ein Kopftuchverbot bis 14 (Religionsmündigkeit) plädiert. Man kann eben mit denselben Gründen dafür oder dagegen sein.

(Lindner hat vor vielen Jahren für die Trennung von Staat und Kirche plädiert. Aus Opportunismus stellte er das dann ein und beschäftigt sich nun lieber mit dem Islam...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2018 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38541

Noch eine Bemerkung zum vorigen (obwohl sie auch zu "Friede sei mit euch" paßt):

Über den Biologen Steven Rose sagt Wikipedia:

Born in London, United Kingdom, he was brought up as an Orthodox Jew, Rose says that he decided to become an atheist when he was eight years old.

Die Vorstellung eines achtjährigen Atheisten ist leicht komisch, ebenso wie die eines achtjährigen orthodoxen Juden oder einer achtjährigen Muslima. Aber ich kann gut nachfühlen, daß manche Kinder, wenn sie sich überhaupt mit solchen Dingen beschäftigen, die religiösen Erzählungen ab einem gewissen Alter einfach nicht glauben, sondern mit den Märchen zusammenstellen oder mit dem Geflunker von Onkel Franz. Von theologischer Dogmatik brauchen sie keine Ahnung zu haben, das ist für die meisten Gläubigen sowieso irrelevantes Geschwätz.

Kinder von orthodoxen Juden sind orthodoxe Juden, auch wenn sie noch Windeln tragen; ebenso Katholiken usw. So rekrutiert sich eben im Sinne des Elternrechts der religiöse Nachwuchs. Aber unter den Kopftüchern, Kippas und Kreuzen regt sich manch ungewollter Widerstand. Aus Lektüre und eigener Anschauung ist mir z. B. bekannt, wie sehr viele Iranerinnen wirklich denken, verstärkt gerade durch die Gängelung des äußeren Verhaltens.

Kurzum: Religiöse Indoktrination ist Elternrecht, hat aber nicht immer die gewünschte (oder befürchtete) Wirkung. Und noch einmal: Es gibt hier keine "saubere" Lösung, nur an radikalen Meinungen besteht kein Mangel.

Bei uns legt der Staat das Elternrecht sehr weit aus und zögert oft, das Kindeswohl höher zu stellen. Ich habe selbst Familien kennengelernt, in denen die Kinder ein ziemlich fanatisch-verrücktes religiöses Weltbild mitbekommen haben, aber solange sie nicht dem verpflichtenden Schulunterricht entzogen wurden, sah das Jugendamt keinen Grund einzuschreiten. In der öffentlichen Meinung wird oft dafür plädiert, sich in die "dichten" ausländischen Familien einzumischen und sie von mutmaßlich integrationshinderlichen Gewohnheiten abzubringen. Sogar deutsch sprechen sollen sie untereinander, obwohl sie es nicht können. (Man stelle sich vor, eine deutsche Familie in China werde aufgefordert, untereinander chinesisch zu radebrechen!) Eine dichte ausländische Familie bringt wahrscheinlich stabilere Menschen hervor als eine dysfunktionale deutsche, von denen wir leider auch eine ganze Reihe kennengelernt haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.04.2018 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38540

Dazu noch eine Ergänzung:

Was immer eine "Vorstellung" sein mag, in Erzählungen und ähnlichen Texten verlangt der Hörer nach etwas, was er sich anschaulich vorstellen kann. Darum werden meistens Begriffe einer mittleren Abstraktionsebene gewählt, wie auch die Prototypensemantik herausgearbeitet hat. Wir erfahren also, daß jemand einen Dackel an der Leine führte. Den stellen wir uns nach bisheriger Dackelerfahrung vor, der eine so, der andere so (denn auch Dackel sind verschieden, aber in irrelevanter Weise). Wird einfach ein Hund erwähnt, dann springt eine kontextbezogene Prototypensemantik ein, und wir denken beim Hund an der Leine etwa an einen Schäferhund oder Golden Retriever, beim Hund auf dem Schoß eher an einen Mops oder Pinscher. Das geht gerade noch, während ein "Tier" an der Leine nicht geht. Stuhl geht, Möbelstück geht nicht. Usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2018 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38524

Geschlechtslose Bezeichnungen wie engl. teacher haben ihre Vorteile. In Richtlinien für den Schulunterricht und ähnlichen Texten, die nur mit der Funktion zu tun haben, braucht man sich die Lehrperson nicht konkret vorzustellen. Das hat man im Deutschen bisher mit dem generischen Maskulinum erledigt; neuerdings ergehen sich die Verfasser in Lehrerinnen und Lehrer, was die Geschlechtszugehörigkeit in unangemessener Konkretheit hervorhebt.

In englischen Romanen und ähnlichen Texten ist man manchmal eine halbe Seite lang im Ungewissen, ob ein Lehrer oder eine Lehrerin aufgetreten ist. Gute Schriftsteller lassen alsbald ein aufklärendes Pronomen folgen oder machen auf andere Weise klar, was man sich vorstellen soll. Denn vorstellen soll man sich etwas, und eine "Lehrperson" kann man sich nicht vorstellen.

Übersetzer kennen das Problem, sie müssen oft mehrere Absätze durchgehen, bis sie auf ein klärendes Wort treffen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2018 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38523

Natürlich drängen Eltern das Mädchen in eine gewisse Rolle, wenn sie ihm ein Kopftuch überziehen (wie eine türkische Journalistin gerade anklagend feststellte). Aber das gilt für alles, was aus dem Elternrecht folgt. Es gibt Bestrebungen, die Erziehung zu herkömmlichen Geschlechterrollen zu verbieten, viele versuchen es auch aus freien Stücken (Pink stinks). Um das durchzusetzen, müßte man die Kinder nach der Entwöhnung den Eltern wegnehmen und in die Obhut staatlicher Erziehungsprofis geben. Platon und andere Konstruktivisten haben so etwas immer schon angestrebt. Dann würden die Kinder zwar auch geprägt, aber eben richtig...
Darf man die Kinder religiös erziehen? Ist nichtreligiöse Erziehung nicht auch eine willkürliche Festlegung? Man sollte wenigstens zugeben, daß es hier keine saubere Lösung gibt. Warum haben unsere Kinder ausgerechnet Deutsch gelernt? (Wir haben übrigens versucht, bei den Mädchen auch mathematisch-technische Interessen zu wecken, meine Frau hat sogar eine Montessori-Schule mitgegründet, die inzwischen sehr gut gedeiht.)

Der Genderwahn wird, wie gesagt, an den kosmetischen Tatsachen zuschanden:

Though they spent so much time trying to make themselves beautiful, you were not supposed to admit to women that beauty mattered.

(Als ich mir diese hübsche Formulierung aus einem Roman aufschreiben wollte, stellte ich fest, daß sie bereits in mehrere Zitatsammlungen im Internet aufgenommen war, also auch anderen gefallen hatte.)
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 10.04.2018 um 13.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38473

Genderismen aus dem ersten Englischwörterbuch meiner Kinder (sinngemäß aus dem Gedächtnis, da viele Jahre her):

- doctor: Arzt oder Ärztin
- judge: Richter oder Richterin
- teacher: Lehrer oder Lehrerin
- thief: Dieb
- worker: Arbeiter oder Arbeiterin
- ...

Finde den Fehler! Oder ist es eine Verschwörung? Ich denke ja. Und ist es jemandem aufgefallen außer mir? Nein!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2018 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38455

Was sollen wir eigentlich dem kleinen Kind beibringen?
Sollen wir ihm das generische Maskulinum von Anfang an vorenthalten? Lehrerinnen und Lehrer, Kaufmann und Kauffrau?

Werden die Kinder ihre Doktorspiele durch Genderspiele erweitern oder ersetzen, und soll man sie dazu anleiten? Bisher haben sie ihr Geschlecht entdeckt, in Zukunft vielleicht auch ihr Gender? Das wird allerdings weniger entdeckt als entlarvt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2018 um 16.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38451

Bei der ZEIT gibt es einen Journalisten, der ziemlich konsequent gendert: Karsten Polke-Majewski.

Münsteranerinnen und Münsteraner, Ermittlerinnen und Ermittler, Anwohnerinnen und Anwohner, Polizistinnen und Polizisten, Radfahrerinnen und Fußgänger usw.

Laut Wikipedia-Eintrag (von ihm selbst verfaßt?) war er "als Alumni Teil des German-American Editors Program der Robert Bosch Stiftung".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2018 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38413

As fetuses, males already have more testosterone than females, and are also more physically active in the birth canal. They remain so after birth. Within the first two years of postnatal life, males are already physically pushing others more than females do, and may continue to do so as they get older. At 18 months, boys kick their siblings more often than girls do. At 2 and 3 years of age, males continue to out-kick females, and assume an advantage in two other acts of aggression, biting and hitting. How sensitive are these postnatal sex differences to cultural expectations? Do male infants see their father wrestling in the grass with the man next door, and surmise that this sort of behavior is expected of them? (Locke: Duels and Duets)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2018 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38412

Schwimmer ertrinken öfter als Nichtschwimmer. Vielleicht weil es mehr Schwimmer gibt oder weil Nichtschwimmer gar nicht erst in tiefes Gewässer gehen. Bergsteiger stürzen ungleich häufiger ab als Nichtbergsteiger, Skiläufer geraten in Lawinen usw.

Zurück zu Seehofer. Ich habe seit Jahren den Eindruck, daß er ein Problem mit Frauen (als Berufskollegen) hat, besonders natürlich mit einer. Dies mag der Grund sein, warum ihm in diesem Fall eine strategische Ungeschicklichkeit unterlaufen ist. Die acht Männer um ihn herum wirken wie eine Leibgarde – gegen jene Frau. Und es bleibt dabei: Eine Regierung, die den Frauenanteil in der privaten Wirtschaft regelt, aber in den eigenen Reihen nichts davon wissen will, ist nicht glaubwürdig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.04.2018 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38400

Es war nur ein Beispiel, das zeigen sollte, wie stark solche Wahrscheinlichkeiten von der Zusammensetzung des Pools abhängen.

So schrieb der MM am 28.2.18, daß laut DLRG von den 404 im Jahr davor in Deutschland ertrunkenen Menschen 77% männlich waren. Die "naheliegende" Schlußfolgerung, daß Männer soviel schlechter schwimmen können als Frauen, ersparte der MM dem Leser zwar, aber weiter hieß es, daß Ältere besonders gefährdet seien, weil gut 36% der Getöteten über 55 Jahre alt waren. Um die Gefährdung von Älteren wirklich einordnen zu können, muß man eben auch erst mal wissen, wie hoch ihr Anteil insgesamt an den Badenden war. Das stand aber nicht im Artikel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.04.2018 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38398

Wer interessiert sich für den "Beruf eines Staatssekretärs"? Diese Posten werden aus einem Pool besetzt, der immer noch nicht so viele Frauen wie Männer umfaßt, aber doch auch nicht gar so wenige. Und wo bleibt das offizielle Gender mainstreaming?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.03.2018 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38372

Es hängt davon ab, wie viele Frauen sich überhaupt für den Beruf eines Staatssekretärs interessieren.
Sucht man blind aus einem Pool von 1000 schwarzen und 10 weißen Kugeln 8 beliebige heraus, ist die Wahrscheinlichkeit, daß alle schwarz sind, sehr groß (92%).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2018 um 05.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38363

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß acht Männer und keine Frau die besten Staatssekretäre sind? 1 : 256?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2018 um 08.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38351

Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre

(Einladung der Linde AG zur Hauptversammlung)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2018 um 08.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38318

Die Journalistin Claudia Neumann ist die erste Frau im deutschen Fernsehen, die Fußballspiele bei einer Männer-EM kommentiert. Seither muss sie sich üble Beschimpfungen anhören, nicht, weil sie Fehler gemacht hat, sondern, weil sie als Frau in einem von Männern dominierten Metier mitmischt. Das stinkt unserer Kommentatorin, die solche Kritik am eigenen Leibe erlebt. (DLF)

Usw., es ist viel darüber geschrieben worden. Ich interessiere mich nicht für Fußball oder andere Leibesübungen fremder Leute. Aber ich kann es nicht vermeiden, im Küchenradio (mein einziger Kontakt zum Rundfunk) immer wieder Fußballreporterinnen zu hören, und mein intutives Urteil hat sich über Jahrzehnte nicht verändert: Paßt nicht!

Das Buch von Locke (voriger Eintrag) enthält Anregungen, die dieses Gefühl erklären. Eine bestimmte Art des "Kompetitiven" liegt den Frauen einfach nicht und macht sie unattraktiv, wo es dennoch versucht wird. Lockes Titel "Duell" (abzüglich des Ehrbegriffs) versucht es zu fassen, z. B. berichtet er über Rededuelle, Debattierclubs usw., wo man vergeblich den Frauenanteil zu erhöhen versucht habe. Gerade Jurorinnen bewerten die rhetorische Leistung ihrer Geschlechtsgenossinnen viel negativer als die Männer usw.

Ich brauche nicht zu betonen, daß mir jede frauenfeindliche Einstellung fremd ist und daß meine Wertschätzung der Frauen nicht die eines betagten Schwerenöters ist.

Die Sensationsstimme des teichoskopischen Sportberichts, bis hin zur gespielten Aufregung des "Tooor!"-Geschreis wirkt bei Frauen aufgesetzt, proporzmäßig. Man sollte niemanden, der sich so äußert, von vornherein verurteilen, sondern lieber den Voraussetzungen nachgehen. Es ist ja auch kein Makel, diese ganze Inszenierung einfach zu dumm zu finden, als daß eine wirklich interessante Frau dort mitmachen sollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.03.2018 um 09.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38313

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38217

In their personal lives, few women participate in jokey greeting rituals or maintain joking relationships, but as previously mentioned it is not unusual for some men, upon seeing an old friend, to give him a playful punch in the belly and say, “How are you, you old son of a bitch?“ It is equally common for one man to comment on the growing paunch or baldness of another. How easy is it to imagine a woman who, upon seeing a lady friend on the street, feigns a playful punch in the midriff and says, “How are you, you old whore?” How often do women joke about a friend´s bulging midriff, varicose veins, or sagging breasts to her face? (Locke 58)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.03.2018 um 03.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38291

Anleitungen zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch enden oft mit der Formel, der Kreativität seien hier keine Grenzen gesetzt. Anders gesagt: Laßt euch etwas einfallen, wie ihr aus der selbstgestellten Falle wieder herauskommt!

Anders als bei der Rechtschreibreform machen Schriftsteller und vor allem Zeitungen nicht mit.

Auf die Professoren dagegen kann sich die Obrigkeit verlassen; nicht alle, aber doch sehr viele sprechen lustvoll nur noch von Studierenden, Doktorandinnen und Doktoranden, sogar im privaten Gespräch.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.03.2018 um 15.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38284

Und schließlich: Gegen auf Trump gemünzte »Haßbotschaften« hätte die Ministerin bestimmt nichts einzuwenden gewußt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 22.03.2018 um 13.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38283

Ein Beispiel auch für den plattfüßigen Indikativ, der sich am Ende so vieler Politiker- und Journalistensätze findet. Anstelle von schützen werde, schützen wolle, zu schützen vorhabe etc. schützt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.03.2018 um 12.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38281

Die deutsche Justizministerin Katarina Barley meint, Facebook müsse erklären, „wie es die Privatsphäre seiner Nutzerinnen und Nutzer künftig besser schützt“, und zeigt sich entsetzt, dass Nutzer (!) „gezielt mit Trump-Werbung oder Hassbotschaften gegen Hillary Clinton bombardiert wurden“. (FAZ 22.3.18)

Die Zeitung zitiert korrekt das Genderdeutsch der Politikerin und fährt dann im eigenen Normaldeutsch fort. Ein schöner Beleg für die Volksferne der Amtspersonen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2018 um 16.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38217

John L. Locke: Duels and duets. Why men and women talk so differently. Cambridge 2011.

Endlich mal ein gescheites Buch zum Thema, auch sehr gut und klar geschrieben. (Erstaunlich preiswert außerdem.)

Locke macht sehr umsichtig von evolutionärer Psychologie und Soziobiologie Gebrauch. Keine neurosophischen Spekulationen und keine feministischen Scheuklappen. Der Titel deutet die Hauptthese schon an.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.03.2018 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38210

Daß Jochen Bär feministische Positionen nicht ignoriert, erscheint mir vernünftig – es gibt sie schließlich. Und selbstverständlich haben Maskulina wie Arzt oder Bürger eine "doppelte" Bedeutung. Die Paarformel Bürgerinnen und Bürger nimmt dem Maskulinum den generischen Charakter, und je stärker sich diese Formeln verbreiten, desto schwächer wird vermutlich die Geschlechtsneutralität auch sonst empfunden. Die Feministen haben das Problem, das ihnen so schrecklich auf den Nägeln brennt, selbst geschaffen.

Am Tage des BGH-Beschlusses war das generische Maskulinum übrigens Thema im ZDF-Morgenmagazin. (https://www.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/videos/streitgespraech-zur-gendergerechten-sprache-100.html) Ein Mann im Publikum wurde einem „Test“ unterzogen; er wurde gebeten, fünf "Schauspieler oder Sportler" zu nennen. Er nannte nur Männer. Peter Eisenberg war zu Gast und kritisierte etwas zerfahren das „Design“ des „Tests". Der war tatsächlich irreführend, was daran lag, daß nach Individuen gefragt wurde. Wenn es sich auf einzelne Personen bezieht, verliert das Genus naturgemäß an Geschlechtsneutralität. Bärs Bezeichnung pseudogenerisch ist deshalb unglücklich; die fraglichen Maskulina sind ja nicht scheinbar generisch, sondern je nach Kontext mehr oder weniger.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2018 um 22.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38200

Zu Bär vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1540#29619

(Bitte wirklich mal dem dortigen Link folgen, es lohnt sich!)
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 16.03.2018 um 19.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38199

Zum Aufsatz von Jochen Bär wäre noch anzumerken, daß er gelegentlich feministischen Positionen sehr nahe kommt.

So schreibt er in bezug auf weibliche Ableitungen von generischen Maskulina (Arzt/Ärztin): „Sie werden aber im Plural aus sprachökonomischen Gründen häufig vermieden, sodass nur von Lehrern, Rechtsanwälten, Wissenschaftlern, Bürgern, Antragstellern usw. die Rede ist, wo auch Lehrerinnen, Rechtsanwältinnen usw. gemeint sind.“

Damit entzieht er dem Begriff des generischen Maskulinum schon fast die Grundlage. Denn wenn es sich tatsächlich um ein solches handelt, dann sind Paarformeln wie Ärzte und Ärztinnen schlechterdings überflüssig.

Außerdem teilt er offenbar die von Feministen in diesem Zusammenhang vertretene Meinung, daß die Sprache das Bewußtsein beeinflusse: „Da die Sprache die Bewusstseinsinhalte einer Sprachgemeinschaft nicht nur abbildet, sondern auch beeinflusst, wird ein solches Verschweigen weiblicher Beteiligung vielfach als Form der Diskriminierung angesehen ...“

Abgesehen davon, daß damit überhaupt nichts „verschwiegen“ wird, ist das ist eine bemerkenswert apodiktische Aussage über etwas durchaus fragliches.

Diese Auffassungen ergeben sich eben leicht aus der Annahme, daß generische Maskulina wie Arzt eine doppelte Bedeutung hätten - mal geschlechtsneutral, mal geschlechtsspezifisch männlich.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 16.03.2018 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38196

Lieber Herr Riemer,

vielen Dank. Jetzt lichtet sich bei mir etwas der Nebel.

Allerdings entspricht Ihr Verständnis nicht meiner Auffassung und auch nicht dem allgemeinen Verständnis.

Als Beispiel nenne ich den kürzlichen Beitrag von Peter Eisenberg in der FAZ unter dem Titel „Wenn das Genus mit dem Sexus“. Dieser Titel wird noch in der zweiten Überschrift näher erläutert: „Wann begreifen die Leute endlich, dass das grammatische Geschlecht mit dem biologischen nichts zu tun hat? Eine Verständnishilfe.“

Daß Eisenberg ganz eindeutig davon ausgeht, daß es sich bei den generischen Maskulina nur um solche grammatisch männlichen Geschlechts handelt, geht auch aus seinem Hinweis auf Wörter wie Öffner und Bohrer hervor.

Auch der Bundesgerichtshof ist dieser Meinung. In seiner kürzlichen Entscheidung zur Verwendung der Bezeichnung „Kunde“ in Bankformularen, heißt es: „Der Bedeutungsgehalt grammatisch männlicher Personenbezeichnungen kann nach dem allgemein üblichen Sprachgebrauch und Sprachverständnis Personen umfassen, deren natürliches Geschlecht nicht männlich ist ("generisches Maskulinum").“

Schließlich ist Bibliothekarin im „allgemein üblichen Sprachgebrauch“ kein generisches Femininum sondern bezeichnet ausschließlich Frauen. Daran ändert nichts, daß manche Feministen (generisches Maskulinum!) das Wort gern als solches etablieren möchten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2018 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38192

Im Feuilleton der FAZ eine sehr gute Analyse des Historikers Ronald G. Asch zur Quotierung in den Wissenschaften. Am Ende die bittere Einsicht, daß so etwas wohl nur die Geisteswissenschaften betrifft, dort aber unvermeidlich sein dürfte, zu deren Selbstmarginalisierung beiträgt und damit letztlich auch die Frauen schädigt.
Alle Versuche der Feministen, auch in den Naturwissenschaften den Wahrheitsbegriff quotengerecht umzudeuten, sind gescheitert. Aber in den Geisteswissenschaften merkt es niemand, wenn ein paar Millionen Seiten Unsinn hinzukommen.

Wieder mal versucht, Evelyn Fox Keller zu lesen, aber an derselben Stelle aufgehört wie früher. Enorme Frustration.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2018 um 09.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38175

Die Nichtsnutzin, die ich hier erfunden zu haben glaubte: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1546#33906, steht längst im Duden, ist aber schwerer zu belegen als die Taugenichtsin, die nicht drinsteht. Eine Tunichtgutin scheint es auch noch nicht zu geben.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 14.03.2018 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38159

Hohle Floskeln wie „heutiges Sprachverständnis” und „wissenschaftlicher Kenntnisstand” dienen hier mal wieder nur dazu, Propaganda pseudowissenschaftlich zu untermauern. Mir fällt da immer „zeitgemäß” ein, noch so ein Kandidat für „Bullshit-Bingo”.

Im übrigen, technisch gesehen, würde ich als Sparkasserer einfach drei Formulare anbieten, die man wahlweise ausdrucken kann: für Kunde, Kundin und ________; letzteres enthält leere Felder, in welche man die Anrede handschriftlich einfügen kann, denn es gibt ja bekanntlich abzählbare viele Gechlechter*innen.

Oder gleich alles auf Englisch: customer
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2018 um 15.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38151

Dazu:

Der BGH verpasst eine Chance auf Fortschritt
Das Gericht behauptet, die männliche Form "Kunde" sei neutral. Das stimmt schlicht nicht und entspricht weder dem heutigen Sprachverständnis noch dem wissenschaftlichen Kenntnisstand.

(Kommentar von Wolfgang Janisch SZ 13.3.18)

Janisch scheint nicht bemerkt zu haben, daß die Süddeutsche Zeitung im allgemeinen nicht gendert. Wer hindert sie daran?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2018 um 13.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38149

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37895

Der BGH hat die Klage zurückgewiesen und sich auf den allgemeinen Sprachgebrauch berufen, allerdings mit Hintertürchen. Die Frau will zum Bundesverfassungsgericht und Europäischen Gerichtshof gehen.

Sie hält sich zugute, den Wetterdienst zur Änderung der alten Praxis gebracht zu haben, Tiefdruckgebiete weiblich zu benennen. Das ist eine magische Folgerung aus der Bezeichnung "schlechtes Wetter" – als wenn Regen nicht ebenso gut wäre wie Sonne. Freizeitperspektive?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.03.2018 um 23.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38126

Lieber Herr Achenbach,
was ich mit der Bezugnahme auf den Sexus meine:
Wenn ich vom generischen Geschlecht (männlich oder weiblich) spreche, dann denke ich nicht ans grammatische, sondern ans natürliche Geschlecht, welches generisch eingesetzt wird.

Beim generischen Maskulinum ist das vielleicht nicht so deutlich, aber nehmen wir das Beispiel eines generischen Femininums (#25778):
ETHIKKODEX FÜR BIBLIOTHEKARINNEN
(gemeint waren alle m. und w. Berufsangehörigen).
Warum das? Doch nicht, weil es grammatisch feminin ist, sondern weil das Suffix -in(nen) das natürliche weibliche Geschlecht kennzeichnet. Ausdrücklich dieses wird sodann generisch auf beide natürlichen Geschlechter bezogen.

Zu Bärs Unterscheidung zwischen generisch und pseudogenerisch:
Er nennt Mensch, Person schon generisch, weil sie sich »immer« auf beide natürlichen Geschlechter beziehen, während z. B. Lehrer »nicht immer« generisch gebraucht wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2018 um 10.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38122

Familienministerin Barley unterstützt Frauenquote in der Filmbranche

(...)

Schweden, wo nicht nur Gelder und Posten, sondern auch Drehbuchinhalte quotiert werden.


Vgl. Deutschquote bei Schlagern usw. Man kann sehr vieles quotieren und wird dadurch ein immer besserer Mensch. Die quotierten Filme und Schlager wird vielleicht niemand mehr sehen und hören wollen, aber den Preis ist es wert. (Gerechtigkeit hat keinen Preis.)
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 10.03.2018 um 18.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38114

Lieber Herr Riemer,

ich stimme Ihnen vollkommen zu, daß es das Substantiv und nicht das Genus ist, das generisch ist. Ich hatte ja auch schon mein Unbehagen an dem Begriff generischer Genus geäußert. Wir drohen uns allerdings in subtile Formulierungsfragen zu verlieren. Es scheint mir auch schwer zu sein, ganz befriedigende Formulierungen zu finden, die nicht allzu schwerfällig sind. Nicht so klar ist mir noch, was Sie mit der Bezugnahme auf Sexus genau meinen.

Was Bär mit generischem Genus meint, scheint mir jedenfalls hinreichend klar, nämlich Substantive, die Wesen beiderlei natürlichen Geschlechts bezeichnen. Weniger klar ist mir seine Unterscheidung zwischen echtem generischen Genus (egG) und pseudogenerischem Genus (pgG). Anscheinend meint er mit pgG ein Substantiv mit doppelter Bedeutung, das sowohl beide Geschlechter als auch nur ein einzelnes Geschlecht bezeichnen kann. Als Beispiel nennt er Arzt, weil es wohl die Gesamtheit der Ärzte als auch nur den männlichen Arzt im Gegensatz zur Ärztin bezeichnen könne. Dasselbe scheinen Sie auch zu meinen, wenn Sie sagen: „Lehrer steht für Lehrerinnen und Lehrer.“

Dieses stelle ich jedoch grundsätzlich in Frage. Ich bestreite, daß Arzt in gleicher Weise wie Mann ein männliches Individuum bezeichnet. Wie sollte man denn zuverlässig zwischen beiden Bedeutungen unterscheiden?

Es trifft zu, daß man in manchen Gesprächssituationen einen bestimmten weiblichen Arzt fast immer als Ärztin bezeichnet (etwa als Personenbezeichnung). Wenn man in solchen Situationen von Arzt spricht, wird zumeist angenommen, daß man einen männlichen Arzt meint. Das ist aber erstens nicht zwingend und zweitens nicht vergleichbar mit der Bezeichnungsweise eines Wortes wie Mann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.03.2018 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38109

Der Koalitionsvertrag ist in herkömmlicher Weise gegendert (Bürgerinnen und Bürger), nur an einer Stelle zieht er sich anders aus der Affäre:

Angesichts der weltweiten Bedrohung kritischer Künstlerinnen, Intellektueller, Journalistinnen und Wissenschaftler, aber auch aus unserer historischen Verantwortung heraus unterstützen wir eine Initiative für die Freiheit von Kunst und Wissenschaft, Presse und Meinungsfreiheit, auch im Hinblick auf Exilerfahrungen.

Die "herkömmliche" Art entfernt sich nur von der deutschen Allgemeinsprache, die zweite verstößt auch gegen die deutsche Grammatik. Das abwechselnde Nennen beider Geschlechter bedeutet nicht, daß tatsächlich immer beide gemeint sind. Im Gegenteil: Die ausdrückliche Thematisierung des Geschlechts würde normalerweise bedeuten, daß wirklich nur Personen des genannten Geschlechts gemeint sind. Die Parteien müßten ihrem Text die Erklärung voranstellen, daß sie sich nicht der deutschen Standardsprache bedienen, sondern einer als geschlechtergerecht angesehenen Sondersprache mit eigenen Regeln.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.03.2018 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38099

Gendern ist prima, aber wenn Texte verkauft werden müssen, läßt man es lieber. Ebenso der Kampf gegen den Sexismus: Kosmetik, Mode und überhaupt die Unterhaltungsseiten stellen Tag für Tag das „gewagte Dekolleté“ und den „knackigen Po“ dieser oder jener Prominenten zur Schau. Manche Frauen behaupten, sie wollten nicht den Männern, sondern sich selbst gefallen. Wie abartig ist das denn? Der Mensch ist ein Säugetier.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.03.2018 um 23.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38085

Finden Sie es so abwegig, beim generischen Maskulinum eher ans Maskulinum des Sexus als ans Maskulinum des Genus zu denken?

Es gibt mit dem Wort Maskulinum (M.) eine Zweideutigkeit: Als M. wird einerseits ein m. Substantiv bezeichnet, andererseits aber auch das m. Genus. Analog Femininum (F.).

Wenn wir Mensch ein generisches M. nennen, meinen wir offenbar, es sei ein generisches m. Substantiv und nicht ein generisches m. Genus. Analog ist Person ein generisches f. Substantiv und kein generisches f. Genus. Der übergeordnete Begriff für alle generischen M. und F. wäre also generisches Substantiv, und eben nicht "generisches Genus".

Deshalb sagte ich bereits, daß "generisches Genus" bei mir den Eindruck erweckt, das Genus M. oder F. sei diejenige Eigenschaft, von der die klassenbildende Sexusneutralität ausgeht. Das Genus ist dabei aber vollkommen zufällig. Es ist die Semantik des Wortes Mensch oder Person, die das Generische ausmacht.

Die Semantik eines Wortes hat aber mehr mit dem natürlichen Geschlecht zu tun als mit dem grammatischen. Deshalb bezweifle ich die Sinnhaftigkeit des Ausdrucks "generisches Genus" und denke beim generischen M./F. weniger an das m./f. Genus, sondern daß die Formen des m./f. Sexus dabei generisch gebraucht werden.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 07.03.2018 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38084

Jetzt bin etwas perplex. Wie haben Sie es denn "bisher anders verstanden"?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.03.2018 um 17.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38083

"wenn man von einem generischen Maskulinum spricht, verwendet man Maskulinum doch im Sinne von maskuliner Genus"

Ja, bei Bär ist es offenbar so, aber ich selbst habe es bisher anders verstanden. Vielleicht gibt es auch für beide Ansichten plausible Gründe. Leider wird eben bei Mask./Fem. nie dazugesagt, ob Genus oder Sexus gemeint ist.

Es führt ja auch nirgends zu Problemen, außer bei Bär, der extra das generische Genus betont und dadurch auch noch zwischen generisch und pseudogenerisch unterscheiden muß.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 07.03.2018 um 16.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38082

Lieber Herr Riemer,

wenn man von einem generischen Maskulinum spricht, verwendet man Maskulinum doch im Sinne von maskuliner Genus. Also ist ein generisches Maskulinum doch ein generischer maskuliner Genus und somit auch ein generischer Genus. Richtet sich also Ihre Argumentation nicht genausogut auch gegen das generische Maskulinum?

Was mich an dem Begriff generischer Genus allerdings stört, ist daß nach meiner Auffassung der Genus grundsätzlich keinen Sexus impliziert, also schon von seiner Bedeutung her immer in diesem Sinne „generisch“ ist. Daher ist die Bezeichnung generischer Genus in meinen Augen ein Pleonasmus ebenso wie dasgenerische Maskulinum.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.03.2018 um 23.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38073

Es fällt schon auf, daß Bär (soweit ich es bisher sehe) als einziger von einem "generischen Genus" spricht, was ihn dann noch (wieder als einzigen) zur Unterscheidung von generisch und pseudogenerisch zwingt.
Ist das so? Weder bei Eisenberg, von dessen FAZ-Artikel diese Diskussion ausging, noch bei anderen Linguisten (Metzler, Bußmann) finde ich diese Begrifflichkeit, und, wie gesagt, auch nicht in diesem Tagebuch.

In Metzler Lexikon Sprache steht (ich kürze leicht):

Generisch (lat. generatim >klassenweise, im allgemeinen<) 1. Ausdrücke für Gattungsnamen oder Typenbezeichnungen - 2. geschlechtsneutral gemeinte Verwendung von Personenbezeichnungen. [...]

Ja, der Punkt 1. trifft für Wörter wie Mensch, Person zu, Bär mag sie also in seiner Begrifflichkeit als generische Maskulina bzw. Feminina bezeichnen, weil sie in diesem Sinne generisch sind und maskulines bzw. feminines Genus haben, also Maskulina bzw. Feminina im Genus sind.

Aber gibt es ein "generisches Genus"? Das würde m. E. bedeuten, daß es das Genus ist, von dem die klassenbildende Sexusneutralität ausgeht, das halte ich dann doch für nicht zutreffend.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 06.03.2018 um 19.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38072

Lieber Herr Riemer,

Sie haben ja völlig recht, daß der Streit nicht oder kaum um den "echtem generischem Genus" geht, sondern fast ausschließlich um den sog. „pseudogenerischen Genitiv“. Darauf hatte ich ja schon in meinem Beitrag #38018 hingewiesen.

Andererseits meine ich schon, daß man jedes Wort, daß unabhängig von seinem grammatischen Geschlecht männliche, weibliche und geschlechtlose Individuen bezeichnen kann, als generisches Maskulinum, Femininum oder Neutrum bezeichnen kann (ich vermeide hier absichtlich den Ausdruck generischer Genus, da er mir etwas pleonastisch vorkommt). Das erscheint mir auch das übliche Verständnis zu sein. Deshalb hatte Herr Virch mit seiner ursprünglichen Auffassung nach meinem Verständnis durchaus recht.

Natürlich kann man definieren, wie man will. Man sollte aber nicht die Schwierigkeit, eine andere Definition klar zu formulieren, unterschätzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2018 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38069

Zu Senta Trömel-Plötz (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17899):

Als wegweisend für die Herausbildung einer feministischen Sprachwissenschaft im deutschsprachigen Raum gilt ihr soziolinguistischer Text Linguistik und Frauensprache, der erstmals 1978 in der Fachzeitschrift Linguistische Berichte veröffentlicht wurde. Mit diesem Aufsatz wurde „zum ersten Mal eine problematische Verquickung von grammatikalischem und biologischem Geschlecht“ nahegelegt. Trömel-Plötz „leitete damit die Debatte um das vermeintlich geschlechtsneutrale generische Maskulinum [...] ein und kritisierte, dass diese Form eben nicht geschlechtsneutral wirke [...], sondern Frauen gedanklich auslösche.“ (Wikipedia)

Zur These von Senta Trömel-Plötz, daß Einstein sich bei der Mathematik zu Speziellen Relativitätstheorie von Mileva Marić helfen lassen mußte, vgl. Allen Esterson:
http://www.butterfliesandwheels.org/2006/
who-did-einstein-s-mathematics-a-response-to-troemel-ploetz/
und:
http://www.esterson.org/Defending_Mrs_Einstein.htm

Es gab dazu dann noch weitere Diskussion, die man sich aber schenken kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2018 um 05.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38061

"Auch ich habe meine Karriere durch sexuelle Gefälligkeiten erkauft. (Das sehe ich aber erst heute so.)"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2018 um 18.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38060

Wem sagen Sie das! Ich habe zwei Brüder und leider keine Schwester und habe früher mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung gehadert. Aber längst habe ich drei Töchter und keinen Sohn, das ist schon okay.

Es muß immer was zu reden geben. Darum fühlt sich jene Frau ohne Geschmack und Verstand, deren Namen ich schon wieder vergessen habe, zur Staatsdichterin berufen, statt sich um den Kabinettsproporz zu kümmern...

Nachtrag: Frauen und Männer, Osten und NRW: Durch Proporz-Regelungen ist die Besetzung der SPD-Kabinettsposten schwierig. (welt.de)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.03.2018 um 17.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38059

Wenn es genau gleichwahrscheinlich ist, ob ein Ministerposten von einem Mann oder einer Frau belegt wird, ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß alle drei Minister das gleiche Geschlecht haben, keineswegs fast null, sondern auf je drei Fälle mit unterschiedlichem Geschlecht kommt einer mit nur einem Geschlecht:
FFF FFM FMF FMM MFF MFM MMF MMM

Wenn bei einem Verhältnis von 1:3 wirklich einmal der Fall mit der geringeren Wahrscheinlichkeit eintritt, dann muß man noch lange nicht gleich von einem Anachronismus sprechen. Die Aufregung darüber ist nicht gerechtfertigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2018 um 16.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38058

Viele kritisieren und die SZ bezeichnet es als "anachronistisch", daß alle drei CSU-Minister Männer sind. Das kann man so sehen. Aber ist Proporz, welcher auch immer, nicht anachronistisch? Die Kompetenz muß immer zurückstehen, das ist das Wesen von Proporz. Andererseits spielt Kompetenz bei Ministern nur ein untergeordnete Rolle, wie man an den ständigen Kabinettsrochaden sieht. Wiederum andererseits: Ist mit Geschlechterproporz in Regierungen und Unternehmensvorständen den Frauen geholfen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.03.2018 um 22.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38042

Lieber Herr Achenbach,

diese kleine Verwechslung ist wirklich nicht erwähnenswert, und meine Frage danach ist mir peinlich, denn ich hatte den Link bzw. Hinweis von Prof. Ickler auf den Namen Bär zuerst übersehen, hatte also den Irrtum "Frau Bär" zunächst selbst nicht bemerkt. Den Aufsatz hatte ich erst später gelesen. Viel wichtiger als dieser kleine Lapsus wäre mir aber eine Klärung der sachlichen Begrifflichkeit.

Herr Bär benutzt den Ausdruck pseudogenerisch, wo es hier im Tagebuch sonst immer generisch heißt, z.B. generisches Maskulinum: Lehrer steht für Lehrerinnen und Lehrer.

Mensch bzw. Person seien hingegen Wörter mit "echtem generischem Genus", dazu müßte man, wie Sie richtig sagen, dann auch die Fachkraft zählen. Aber sind das nicht eigentlich ganz triviale Fälle, um die es uns hier noch nie gegangen ist?

Ich war deswegen der Meinung, wenn hier im Tagebuch vom generischen Maskulinum oder vom generischen Femininum die Rede ist, beziehen sich Mask. bzw. Fem. nicht aufs Genus, sondern immer auf den Sexus.

Wen interessiert es, ob ein Wort, welches sexusneutral ist (Mensch, Person, Fachkraft usw.), zufällig männliches oder weibliches oder neutrales Genus hat? Das ist doch völlig irrelevant. Deswegen erscheint mir das "generische Genus" von Herrn Bär als überflüssiger Begriff, deswegen habe ich diese Wörter als ganz normale allgemeine (nichtgenerische) Ausdrücke bezeichnet.

Bei meiner Definition generischer Ausdrücke beziehe ich mich nur auf den Sexus, ich war der Meinung, genau und nur darauf käme es an, auch in der sprachpolitischen Auseinandersetzung.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 04.03.2018 um 18.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38040

Lieber Herr Riemer,

vielen Dank für den diskreten Hinweis auf Herrn Bär.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2018 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38029

Monica Lewinsky sieht ihre berühmte sexuelle Dienstleistung heute in einem anderen Licht. Glaubte sie bisher, es freiwillig getan zu haben, so erkennt sie unter dem Einfluß der großen Enthüllungsbewegung (MeeToo), daß es Freiwilligkeit gegenüber dem Mächtigen nicht geben kann, sie folglich mißbraucht worden sein muß, ohne es zu merken. Das ist ein psychoanalytisches Denkmuster.
Und es ist nicht zu widerlegen: Wäre sie nicht mit dem mächtigsten Mann der Welt, sondern beispielsweise mit dessen Chauffeur in einem Zimmer gewesen, hätte sie sich kaum zu der unappetitlichen Gefälligkeit bewegen lassen. Die Macht ist bekanntlich ein sexuelles Stimulans ersten Ranges und macht sogar Ekliges attraktiv.
Daher läßt sich jede sexuelle Beziehung als Mißbrauch deuten, das ist nur eine Frage der Opportunität. Zur Zeit trägt der Mann das Risiko; früher fühlte er sich nicht selten als Opfer, beschuldigte aber vor allem in vorchristlicher Zeit nicht unbedingt die Frau, sondern schob die Schuld auf einen Gott.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.03.2018 um 02.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38027

Ehrlich gesagt, Herrn Bärs Aufsatz hat mich gerade etwas verunsichert. Entweder liege ich ganz falsch, oder seine Terminologie ist doch völlig anders?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.03.2018 um 02.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38026

Entschuldigung, ich hatte Prof. Icklers Link zu Jochen A. Bär zunächst nicht verfolgt, habe diese Arbeit aber inzwischen gelesen.
Ich denke, Herrn Bärs noch feinere Unterscheidung generisch/pseudogenerisch ist in bezug auf Fachkraft gar nicht nötig, da dieses Wort auch in seinem Sinne überhaupt nicht generisch ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.03.2018 um 23.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38023

Lieber Herr Achenbach,

die Frage mag nebensächlich sein, aber sie wurde nun mal hier gestellt. Wenn auch bereits indirekt beantwortet, so ziehe ich immer eine ganz klare Antwort entsprechend der Frage vor. Indem ich also explizit betone, daß Fachkraft kein generisches Femininum bedeutet, möchte ich einfach jedes Mißverständnis ausschließen. So hoffe ich, daß z. B. ein evtl. Irrtum von mir oder von Ihnen nicht nicht einfach untergeht.

Ich weiß nicht, auf welche Frau Bär Sie sich beziehen und was ihre Terminologie ist, aber benutzen wir doch einfach die allgemein übliche Terminologie.

Mit einem ganz normalen allgemeinen Ausdruck meinte ich hier einen nichtgenerischen Ausdruck.

Ich finde genau wie Sie, daß Fachkraft im Prinzip das gleiche ist wie Person, weibliches Genus zur Bezeichnung von Menschen beider Sexus. Und genau deswegen sind beide Wörter nicht generisch gebraucht. Generischer Gebrauch heißt, entweder eine männliche (bzgl. Sexus) Bezeichnung oder grammatische Form wird auf beide biologischen Geschlechter (Sexus) bezogen oder eine weibliche (bzgl. Sexus) Bezeichnung oder grammatische Form wird auf beide biologischen Geschlechter (Sexus) bezogen. Beispiele beider Arten gibt es ja hier genug.

Da sowohl Fachkraft als auch Person nur weibliches Genus haben, aber den Sexus offenlassen (das meinte auch Prof. Ickler mit "Sexus hat hier gar keine Anwendung"), sind dies keine generischen Ausdrücke.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 03.03.2018 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38018

Lieber Herr Riemer,

ich kann Ihnen da nicht ganz folgen, zumal ich nicht recht weiß, was „ein ganz normaler allgemeiner Ausdruck“ ist. Die Fachkraft ist jedenfalls nicht etwa mit der Gravitationskraft zu vergleichen. Sie bezeichnet vielmehr eindeutig Menschen, und es gibt männliche und weibliche Fachkräfte. Das Wort unterscheidet sich daher nicht grundsätzlich von dem Wort Person, das nach der Begrifflichkeit von Frau Bär ein „echter generischer Genus“ ist.

Wörter wie Putzkraft oder Schreibkraft sind ja gerade dazu geprägt worden, um jeden Bezug zum Sexus zu vermeiden (anstatt Putzfrau, Sekretärin). Infolgedessen genießen sie ja das Wohlwollen der Gender-Ideologen. Aus deren Sicht sind sie sogar besser als Wortschöpfungen wie Studierende oder Lehrende, da diese nur in der Mehrzahl geschlechtsneutral sind.

Fachkraft läßt sich aus demselben Grund auch nicht mit Wahrheit oder Leben vergleichen, und die männliche Fachkraft zeigt ja, daß hier Sexus durchaus „Anwendung hat“.

Der entscheidende Unterschied zwischen Fachkraft und etwa Lehrer ist der, daß von ersterem keine den Sexus bezeichnende Ableitung mit der Endsilbe -in bilden läßt. In der Terminologie von Frau Bär handelt es sich bei Lehrer daher um einen „pseudogenerischen Genus“.

Es ist ja gerade dieser pseudogenerische Genus, der der Stein des Anstoßes für die Anhänger „gendergerechter Sprache“ ist. Infolgedessen ist die Frage, ob Fachkraft ein generisches Femininum ist, nur ein Nebenkriegsschauplatz.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2018 um 10.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38002

Berufsrisiko: Hand am Hintern (ZEIT über Kellnerinnen)

Na ja, man kann nicht hektoliterweise Bier an Männer ausschenken und dann erwarten, daß sie sich benehmen wie in der Kirche. "Eklig" schon, aber irgendwie auch verständlich. Es gibt viel Ekligeres, worüber mir Frauen berichten und wovon wir Männer gar nichts mitkriegen.

Die Überschrift alliteriert und folgt außerdem dem Gesetz der wachsenden Glieder (no pun intended), aber eigentlich handelt es sich wie so oft um einen Parallelismus membrorum (same again), nämlich doppelten Trochäus: Hánd am - Híntern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2018 um 09.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38001

Sehr gut gesagt. Ich hatte auch nicht den Eindruck, daß Sie das Wort falsch verstanden haben. Aber die Sache ist kompliziert, daher mein Hinweis auf den Aufsatz von Bär, der es im wesentlich ganz gut erklärt.

Man muß auch immer mit einer pragmatischen "Konversationsmaxime" rechnen (wenn man es mit Grice sagen will). Wenn wir z. B. einen Hund sehen, werden wir kaum Säugetier sagen und damit verleugnen, wie genau wir bereits informiert sind. Und in den meisten Fällen werden wir eine Frau, die aus dem Sprechzimmer kommt, nicht Arzt nennen, sondern eben Ärztin, generisch hin oder her.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 02.03.2018 um 09.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#38000

Die Bedeutung von „generisch“ war mir schon klar, der Hinweis auf den Eisenberg-Artikel in der FAZ hatte mich aber auf den Gedanken gebracht, daß eine ältere Notiz von mir fehlerhaft sein könnte (sie ist es immer noch: https://virchblog.wordpress.com/2013/07/09/von-menschen-und-menschinnen-warum-mannliche-professorinnen-elitare-kackscheise-sind/). Mir war nicht klar, wie eng der Begriff des generischen Femininums zu fassen ist, daß also Abstraktbildungen wie „Fachkraft“ ungeachtet ihres Femininums und ihrer generischen Anwendung nicht hineingehören.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.03.2018 um 20.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37995

Ich habe den Eindruck, bitte entschuldigen Sie, falls ich mich irre, daß Herr Virch das Adjektiv generisch von Genus ableitet. Es geht bei "generisch" aber nicht ums Genus, sondern ich lese es etwa wie "allgemein" (detaillierter siehe Wikipedia). "Fachkräfte" sind also kein generischer Ausdruck (kein generisches Femininum) für Menschen beiderlei Geschlechts, sondern es ist ein ganz normaler allgemeiner Ausdruck, der eben zufällig weibliches Genus hat.

Ein generisches Femininum wäre, wenn eine grammatische Form, die immer für weiblichen Sexus steht, auf alle Individuen bezogen wird.

Mir fällt dazu die Gottesanbeterin ein, der Name gilt allgemein für das Insekt, sowohl für männliche als auch weibliche Vertreter, sie ist also ein Beispiel fürs generische Femininum. Zur Unterscheidung ist man gezwungen, von "männlichen Gottesanbeterinnen" zu sprechen, denn die Tierart Gottesanbeter gibt es nicht.

Das ist anders als z.B. bei männlichen und weiblichen Katzen (oder Ziegen). Katzen (oder Ziegen) haben weibliches Genus und können sich im Sexus sehr wohl in männlich und weiblich unterscheiden. Das Wort Katze (oder Ziege) mit weiblichem Genus hat also bzgl. Sexus nichts Generisches, sondern ist ein sexus-neutraler Oberbegriff.
Aber das Suffix -in zeigt eigentlich nur weibliches Sexus an. Bezieht man es trotzdem auf Männchen und Weibchen (wie bei der Gottesanbeterin), kann das nur generisch gemeint sein, hier also generisches Femininum, generische Verwendung des Suffix -in.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.03.2018 um 15.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37991

Danke!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2018 um 14.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37990

Enten sind natürliche Arten mit geschlechtlicher Fortpflanzung, Kraft ist eine Abstraktbildung ("Anspannung") wie Krankheit, Unfall usw.

Zur Begrifflichkeit vgl. www.baer-linguistik.de/beitraege/genus_und_sexus.pdf

(nicht fehlerfrei! Der Verfasser kann kein Griechisch.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.03.2018 um 11.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37989

"Fachkraft ist grammatisch feminin, wie Hilfe usw., das ist Genus; Sexus hat hier gar keine Anwendung.“ Darum ging es mir. Ist das nicht eine Form generischen Femininums? Eisenberg selbst verweist auch auf die Ente. Tatsächlich sind Erpel ja auch Enten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2018 um 10.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37987

Fachkraft ist grammatisch feminin, wie Hilfe usw., das ist Genus; Sexus hat hier gar keine Anwendung.
"Ich bin die Wahrheit und das Leben", hat mal ein junger Mann(!) gesagt, und das ist wenigstens in grammatischer Hinsicht nicht zu beanstanden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.03.2018 um 09.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37986

Ich verstehe, aber nicht ganz, fürchte ich. Wenn ein Betrieb erklärt, seine Fachkräfte seien bestens geschult, können damit doch Männer wie Frauen gemeint sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2018 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37985

Dumm ist die Frage durchaus nicht, vgl. aber http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1135#27578

Hans Müller ist eine Fachkraft.

Hier ist keine Kongruenz erforderlich, im Prädikat kann Beliebiges stehen. Bei Nomina agentis oder anderen Personenbezeichnungen kommt ein generisches Maskulinum in Frage: der Versager/die Versagerin Anna Müller ist auch ein Dieb/eine Diebin. In solchen Fällen dürfte aber der sachgemäße Sexus als besser empfunden werden.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 01.03.2018 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37984

Dumme Frage: Ist die Fachkraft Hans Müller kein generisches Femininum?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2018 um 08.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37983

Schon wieder hat US-Präsident Donald Trump einen Mitarbeiter aus seinem inneren Zirkel verloren. Mit Hope Hicks geht nicht nur die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses, sondern auch eine langjährige und persönliche Vertraute Trumps. (SZ 1.3.18)

Das generische Maskulinum gedeiht prächtig – wenn ein Text verkauft und nicht von Amts wegen gelesen werden muß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.02.2018 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37966

In der FAZ (28.2.18) bricht Peter Eisenberg eine Lanze für das generische Maskulinum.
„Die Sexualisierung des Maskulinums und des Femininums wurde bis in die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts mit Energie betrieben, auch Jacob Grimm war mit einem konsequenten Animismus dabei.“
Das ist nur halb richtig und betrifft die Theorie zur Entstehung der Genera. Aber Grimm hat auch geschrieben: „Der pedant wird seiner schwindsüchtigen frau nicht eselsmilch, nur eselinnenmilch zu trinken anrathen ...“ (Über das pedantische in der deutschen sprache. 1847).
Eisenberg geht auch nicht auf die Asymmetrie der Geschlechtsbezeichnungen ein. Er erwähnt nicht, daß die maskuline Form zwar zur Neutralisierung des Geschlechtsunterschieds dient, aber nicht in jedem Verwendungszusammenhang. In „Lehrer-Schüler-Verhältnis“ liegt Neutralisierung vor, in „Da drüben kommt ein Lehrer“ aber nicht.
Daß das generische Femininum „nicht möglich“ sei, ist leider übertrieben. In der Sondersprache der Akademiker, z. B. in den USA, ist es schon weitgehend durchgesetzt: eine Machtfrage wie die Rechtschreibreform.
Eisenberg schreibt etwas änigmatisch:
Im Deutschen sind bis heute viele Plurale („Mehrheiten“) identisch mit femininen Formen. Substantive verwenden im Plural die Artikelform „die“. Sollten Männer aus der Form „die Menschen“ etwa schließen, sie seien nur „mitgemeint“, gemeint seien eigentlich nur Frauen?
Wieso „bis heute“? Der Zusammenfall der Formen setzt keine alten Verhältnisse fort, sondern ist ein rezenter Zufall der Sprachgeschichte.
Mit seiner berechtigten Kritik an „Duden: Richtig gendern“ zielt er auch auf die nicht namentlich genannte Mitverfasserin Gabriele Diewald.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.02.2018 um 04.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37936

Daniel Dennett rechtfertigt den Titel seines neuen Buches: From bacteria to Bach and back. Erstens sei die Versuchung der Alliteration zu stark gewesen, und zweitens habe er kein Frau von ähnlich "ikonischem" Rang gefunden wie so viele Männer. Der Leser möge sich in dieser Hinsicht selbst prüfen.
Alles ein bißchen witzelnd, aber der Rechtfertigungszwang ist nun mal da und wird augenzwinkernd anerkannt.

Anderswo lese ich:

First, I appeal to the reader’s own sense of her experience. (http://www.3ammagazine.com/3am/the-splintered-skeptic/)

Das generische Femininum ist der neue Standard, auch wenn, wie hier, die Leserschaft überwiegend männlich sein dürfte. Es ist aber noch kein Teil der Sprache, sondern gehört zur allgemein üblichen Heuchelei. Eben "splintered mind" – wie gerade dieser Autor es treffend nennt.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 21.02.2018 um 14.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37899

Der „Postillon” schlug jüngst eine männliche Form vor, die mit "-er" gebildet werden soll, also:

- Professor (m oder w)
- Professorin (w)
- Professorer (m)

Das halte ich für eine brauchbare Idee. Die von mir unterschlagenen, weiteren 58 Geschlechter könnte man oben mit einordnen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 21.02.2018 um 10.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37897

Wo Frauen ohnehin das Privileg genießen, nicht nur durch das generische Maskulinum repräsentiert zu sein, sondern obendrein mit der Endung -in bzw. -innen ihr biologisches Geschlecht betonen zu können! Wir Männer sind immer nur mitgemeint.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2018 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37895

Der BGH muß sich mit der Klage einer älteren Dame beschäftigen, diesmal einer Sparkassenkundin (Marlies Krämer, 80), die seit Jahrzehnten eine „geschlechtergerechte“ Formulierung der Vordrucke usw. verlangt. Das Urteil wird am 13.3.18 erwartet.
Nachdem der Staat und auch einige Gerichte sich in unzähligen Texten gegen die Sprachwissenschaft und für die Politische Korrektheit (Gender-Ideologie) entschieden haben, kann das Gericht kaum dahinter zurückgehen. Es hat keinen Zweck, dagegen zu protestieren. Caesar supra grammaticos, trotz allem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2018 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37784

Bewusstseinsbildende Maßnahmen

§ 63. Die Universität Salzburg setzt aktiv Maßnahmen zur Bewusstseinbsbildung (!) durch
1. die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache insbesondere in Aussendungen, Formularen, Mitteilungen, Protokollen sowie Internetauftritten. Die Verwendung von Generalklauseln zur Rechtfertigung einer nicht geschlechtergerechten Sprache ist dabei nicht zulässig [...]

Satzung der Universität Salzburg, Auszug aus Teil IV Frauenförderung.


(https://www.uni-salzburg.at/fileadmin/multimedia/Praktische%20Theologie/documents/Anderes/Leitfaden_f%C3%BCr_gerechten_Sprachgebrauch.pdf)

Läse jemand dort den eigenen Leitfaden, hätte er vielleicht den Tippfehler bemerkt. Gleichwohl – als Student oder Mitarbeiter würde ich der Verwaltung nicht gern erlauben, mein Bewußtsein ändern zu wollen. Schon das Geständnis, ein falsches Bewußtsein zu haben, würde mir schwerfallen, weil es mich zu sehr an Selbstbezichtigungen in kommunistischen Schauprozessen und "1984" erinnerte. Wie viele kriechen zu Kreuze, weil sie ihre Stelle nicht verlieren wollen?

Versteht sich, daß der Leitfaden wie seine gesetzliche Grundlage dann fortfahren, gewagte Behauptungen über Sprache und Denken aufzustellen und dafür Glaubensgehorsam zu fordern wie die Kirche. So steht gleich am Eingang des akademischen Lebens ein Denkverbot.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.02.2018 um 11.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37738

Dame zu Frau entspricht genau dem Verhältnis von Herr zu Mann: Herrensocken, Klo für Herren, Handball-Herren.
Ausnahme ist die Anrede: Herr und Frau Müller.
Wenn jemand von der "Dame Merkel" spricht, klingt das eher spöttisch als bewundernd oder im gesellschaftlichen Kontext.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2018 um 10.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37736

Das ist wahrscheinlich nicht aufzuhalten (die Euphemismen-Tretmühle). Es gibt ja schon die Damenbinde und das Klo für Damen (D), auch Handball-Damen usw.
Die Lyrik ist konservativ, noch wäre die Bewunderung einer Dame nicht dasselbe wie die Bewunderung einer Frau. Gibt es nackte Damen - mit Brüsten usw.?
Dame ist eben gesellschaftlich, Frau und auch immer noch Weib (in den Ableitungen) ist biologisch.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 30.01.2018 um 15.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37679

Mir scheint, das Wort "Frauen / mujeres / pani" ist in seiner Bedeutung abgewertet worden wie früher das einmal ehrenwerte Wort "Weib". Es würde genügen "mujeres / Frauen" zu ersetzen durch "Senoras / Damen / damy",
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2018 um 18.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37613

Zu Gomringers Gedicht:

So reproduziere es eine „klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren“, erklärten die Studentenvertreter. „Es erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen alltäglich ausgesetzt sind.“ Die Studenten forderten, das Gedicht zu übermalen. (welt.de 24.1.18)

Man sollte vorsichtig sein. Die Studentenvertreter verraten mehr über sich selbst, als ihnen vielleicht lieb ist.

Umfrage:

Finden Sie das Gedicht "avenidas" von Eugen Gomringer sexistisch?
- Ja, Frauen werden darin zum Objekt männlicher Bewunderung degradiert.
- Nein, die Aufregung ist völlig überzogen.
(welt.de 24.1.18)

Der größte Teil der Lyrik aller Zeiten und Völker sollte vernichtet werden ("Ich übergebe der Flamme...").
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2018 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37605

An der Berliner Alice Salomon Hochschule geschieht das Unvermeidliche: das Gedicht von Gomringer wird beseitigt. Es könnte ja jemand – wie die Aktivisten selbst – auf den Gedanken kommen, der Text sei irgendwie sexistisch.
Das Gedicht ist ja absichtsvoll verrätselt, weil es jede Aussage vermeidet. Gerade das scheint einige rasend zu machen; sie vermuten hinter dem Unverstandenen eine besondere Niedertracht. Das unanständige Wort "Frauen" löst wie "Neger" den Reflex der guten Gesinnung aus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2018 um 15.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37604

Kein normaler Mensch in Europa glaubt, dass er oder sie durch das Europaparlament unmittelbar demokratisch vertreten wird. (Timothy Garton Ash, Schweizer Monat Juli 2017)

Nein, nicht oder sie; das geht einfach nicht.

(Auch sonst nicht unbedingt lesenswert.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2018 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37564

Die Suchmaschine unterringelt Herausgeberinnenschaft, es steht auch nicht im Duden. Man findet es hauptsächlich bei Veröffentlichungen von Universitäten und Ministerien, also auf Spielwiesen. Gute Bücher können das nicht sein.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 09.01.2018 um 10.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37535

„kreativ” ist offenbar ein Euphemismus für „dumm”.

Genitivitiskranke Blasenkonstrukte wie „entsprechend der Wirklichkeiten” werden in der angelsächsischen Fachsprache, glaube ich, als Bullsh*t bezeichnet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.01.2018 um 07.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37530

"Kreativität"! Die braucht man, um sich vollkommen konformistisch zu verhalten:

https://www.uni-marburg.de/fb05/studium/studiengaenge/diplom-kirch-ex/studienverlauf/studium/pruefungen/inklusivesprache
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.01.2018 um 14.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37520

Auch ein schöner Beitrag zur politischen Korrektheit
(aus einem satirischen bayrischen Lied, gestern abend auf BR Heimat gehört):

die Wildererin
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.01.2018 um 06.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37517

Wie weit das Gendern in die Verkehrszeichen vorgedrungen ist, habe ich nicht verfolgt. Besonders in Österreich scheint man aktiv geworden zu sein.

Die Frau mit Pferdeschwanz, die an einem Erdhaufen schippt, ist insofern unrealistisch, als man im Straßenbau praktisch nur Männer schaufeln sieht. Auch für die ist es nicht besonders gesund.

Fahrräder für Männer sind der Prototyp, vgl. auch Rennräder. Der niedrige Einstieg der Damenräder nimmt auf Röcke Rücksicht, und solange Frauen noch solche Kleidung vom Typ "Wrap-around" tragen, werden auch die extrem stilisierten Menschen ohne Herrenhut, aber eben mit "Separate-leg-garment", zunächst als Männer gedeutet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2018 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37482

Die neue Regierung Österreichs will den Genderwahn stoppen. Die Stimmung ist günstig, weil gerade Österreich es auf die Spitze getrieben hat (Nationalhymne, Gehrers Sprachregelung, Gender-Spielplätze usw.). Auch sonst viel gesundes Volksempfinden im Sinne der „Krone“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.01.2018 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37444

Unser Ziel ist es, den verschiedenen Nutzer/inneninteressen weitestgehend gerecht zu werden und die notwendigen Informationen bereitzustellen, um schnell Antworten auf sprachliche Zweifelsfälle zu präsentieren. Damit uns dies gelingt, muss der Nachschlagende selbst entscheiden können, in welcher Form bestimmte Informationen dargestellt bzw. angeordnet werden.
(Storjohann vom IDS über das geplante Paronymwörterbuch)

Weibliche Nachschlagende werden hier unsichtbar gemacht, während sie als Nutzerinnen ausgerechnet im Kompositum sichtbar sein sollen? Das ist doch nicht gerecht!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2017 um 07.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37424

Kann ich meine Frau „verstehen“? Dann müßte ich mir z. B. vorstellen können, wie es ist, mit mir verheiratet zu sein. Das fällt mir schwerer, als mich in eine Fledermaus zu versetzen.
Man sollte verständnisvoll sein, aber den Begriff des „Verstehens“ nicht sinnlos überreizen. Es hätte auch keinen Wert. Wenn ich meine Frau, meine Kinder und nun die kleine Enkelin „wirklich“ verstünde, im Sinne der Hineinversetzung – was hätten sie denn davon? Dann wäre ich eben nicht der Mann, Vater, Großvater, an dem sie aus welchen Gründen auch immer hängen. Verstünde meine Frau mich vollkommen, wäre sie wirklich die sprichwörtliche Schlaftablette; dann hätten wir einander nichts zu sagen. Einer wie ich reicht mir!
Spaß beiseite: Die Verschärfung der Begriffe über jeden normalen Gebrauch hinaus schafft Scheinprobleme, die uns von der Lösung der wirklichen ablenken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.12.2017 um 07.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37423

In einem "Spezial Männer" der Silvesterausgabe der FAS träumt Harald Staun wieder einmal von der "Abschaffung der Geschlechter", wie schon vor zwei Jahren, mit Shulamith Firestone, "Xenofeminismus" usw., immer dieselbe sparsame Bewirtschaftung eines begrenzten Gedankenvorrats. (Meistens steckt ja dahinter etwas Persönliches.)

Am Horizont taucht noch sehr unbestimmt ein neuer Mensch auf, dem diese Abschaffung nichts ausmacht. "Sie fragen nicht nach Mann und Weib, und keine Kleider, keine Falten umgeben den verklärten Leib." (Das war jetzt nicht Staun.) Einstweilen umgeben noch Falten den gar nicht verklärten Leib, und auch die Kosmetikindustrie macht Milliarden mit der Verschönerung der Sexobjekte. Vielleicht sollte Staun dort ansetzen statt bei der Macho-Gehirnwäsche.

Schon früher haben sich Frauen dagegen gewehrt, den von Staun erträumten neuen Mann für den Mann ihrer Träume halten zu sollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2017 um 17.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37378

Stefan Heym ist einer der langweiligsten Leute, die unter uns sind. (Johannes Gross 14.10.88)

Leute ist Pluraletantum, regiert also kein Genus. Um so bemerkenswerter diese partitive Konstruktion, die ein Maskulinum aussondert.

Es gibt Tausende von Belegen für er war einer der Leute, aber so gut wie keine für sie war eine der Leute, aber auch nicht für ein generisches Default-Maskulinum wie sie war einer der Leute, das man erwarten könnte. Gelegentlich wird von einer Frau gesagt, daß sie eine von den Leuten ist oder war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2017 um 16.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37376

„Jede zweite Frau wurde schon einmal sexuell belästigt, da ist die Statistik recht klar.“ (FAZ 23.12.17)
Keineswegs. Der Begriff der sexuellen Belästigung ist so unbestimmt wie kaum ein anderer und vom Zeitgeist abhängig. Die Statistik beruht auf Umfragen unter den Opfern, daher:
„Als Opfer sexueller Belästigung betroffen sind Frauen (je nach Umfrage 28-58 %) wesentlich häufiger als Männer (ca. 10 %).“ (Wikipedia)
28 bis 58!
In unserer Kultur (und auch sonst weithin) gilt als ausgemacht, daß der Mann bei der Anbahnung intimer Beziehungen die aktivere, werbende Rolle spielt. Damit steigt sein Risiko, als belästigend angeschwärzt zu werden. Die Frau gilt wieder grundsätzlich als engelhaft rein, ohne Ahnung von unterleiblichen Gelüsten. Abartige Ausnahmen bestätigen die Regel: Wie mir eine Elvis-Biographin mitteilt, wurde das „Sexsymbol“ von unzähligen Frauen bedrängt, auch durch zehntausend Briefe mit eindeutigem Inhalt und entsprechender Bebilderung. Substanzlose Vaterschaftsklagen enttäuschter Verehrerinnen mußten abgewiesen werden usw.
Mit dem Dirigenten Charles Dutoit wollen vier bekannte Orchester nichts mehr zu tun haben, nachdem Vorwürfe sexueller Belästigung gegen ihn erhoben wurden. Eine Sopranistin, der er sich vor über 30 Jahren unangemessen genähert haben soll („Zungenküsse“ – brr!), habe sich damals Freunden anvertraut, mehr aber nicht, weil sie damit gerechnet habe, daß man ihr nicht glaube. Solche Solisten sind nicht einmal vom Dirigenten abhängig wie Filmsternchen vom Produzenten. Dutoit mag als Schürzenjäger bekannt gewesen sein, das hat außerhalb seiner Künstlerkreise niemanden interessiert. Das Ganze ist schäbig, reicht aber immer noch aus, eine Karriere für immer zu ruinieren. Strafrechtlich relevant ist wahrscheinlich gar nichts, und einem ordentlichen Verfahren wird es nicht kommen. Die bloßen Anschuldigungen gegen den 81jährigen haben aber sofort einen Abschnitt in der englischsprachigen Wikipedia bekommen, die deutsche wird in diesen Tagen nachziehen. Hunderte von Karrieren werden im modischen Shitstorm versanden. Ein Freispruch ist nach Logik der Hexenprozesse fast nicht möglich, die Anschuldigung ist das Urteil.

Nachtrag 31.12.17: Die Vorwürfe gegen Dutoit sind inzwischen auch in der deutschsprachigen Wikipedia eingetragen, wenn auch konfus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2017 um 03.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37372

Es wird oft behauptet – so jetzt wieder von Kardinal Marx –, der Staat könne und dürfe die Ehe nicht einfach umdefinieren (gemeint ist natürlich die Öffnung für Gleichgeschlechtliche).

Aber ist das richtig gesehen? Logisch würde man sagen: nur extensional. Zum Vergleich: Definiert der Staat den Begriff "Volljährigkeit" um, wenn er das Alter von 21 auf 18 Jahre herabsetzt? Niemand bezweifelt doch wohl, daß so etwas möglich ist.

Die Öffnung der Ehe ist für Reinhard Kardinal Marx ein großer Fehler – auch weil „man das Kind in solchen Debatten zum Produkt macht“. (welt.de 22.12.17)

Auch das ist schwer nachvollziehbar, wie so vieles, was Kleriker über Geschlecht und Fortpflanzung sagen. Sie meinen, daß Kinder schicksalhaft und nicht geplant über ein – natürlich ordnungsgemäß getrautes – Ehepaar kommen müssen, weshalb auch jeder Geschlechtsakt nur dann zulässig sei, wenn er "offen für die Empfängnis" ist. So die Dogmatik.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2017 um 13.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37347

Schweden treibt die sexuelle Korrektheit auf die Spitze (welt.de)

Keineswegs. Zwar müssen Erwachsene, die zum Beispiel von ihrem Ehepartner Sex wollen, in Zukunft ausdrücklich dessen Einverständnis einholen, aber wie jeder weiß, sind mündliche Auskünfte nie eindeutig, insbesondere wegen des analogen Charakters der Prosodie und der nonverbalen Begleitkommunikation. Ohne Schrift-Verkehr wird es nicht gehen; und selbst schriftliche Dokumente sind nicht immer eindeutig ernstgemeint, z. B. „Sklavenbriefe“ und ähnliche Spielformen. Ein zufriedener (ehemaliger) Partner wird immer Möglichkeiten finden, nachträglich jedes Einverständnis abzustreiten.
Zum rationalen Verhältnis der Schweden zum Sex vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20244
Geschlechtsverkehr kann natürlich auch als reine Hygienemaßnahme verstanden werden. Wenn Zeitungen nun schreiben, Sex sei in Schweden in Zukunft so unromantisch wie in Saudiarabien, so ist das aber ganz falsch. Wo die Sittenpolizei Wache hält, müssen die Geschlechtspartner ihr Zusammensein einer dritten Macht abluchsen, und das kann sehr romantisch sein. Die extreme Vernünftigkeit der Schweden ist gerade das Gegenteil.

In den schlimmen Büchern, die ich in meiner Jugend gelesen habe, standen manchmal solche Stellen: "Sie fielen übereinander her." Auch in Filmen kommt so etwas vor. Ist das nicht furchtbar?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2017 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37322

Fragen Sie Ihre oder Ihren...

Linguistisch Unbelehrte geben keine Ruhe, auch 12 Jahre nach dem Vorstoß des Gesundheitsministeriums unter Ulla Schmidt:

Dr. med. Christiane Groß, M.A., Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. macht anlässlich des Internationalen Frauentage 2017 auf diese sprachliche Unstimmigkeit aufmerksam: „Sprache und damit auch die Amts- und Rechtssprache bringt mit Vokabular, Orthographie und Grammatik auch das Verhältnis zur Gleichstellung zum Ausdruck. Der DÄB fordert daher seit vielen Jahren, bei Berufsbezeichnungen eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden und mahnt dies immer wieder an. Die ausschließlich männliche Form ist unserer Ansicht nach nicht mehr zeitgemäß und verkennt, dass in Deutschland 63 Prozent der Medizinstudierenden Frauen sind, es über 170.000 Ärztinnen und über 30.000 Zahnärztinnen gibt und neun von zehn Apotheken von Frauen geführt werden. Ich meine, dass eine geschlechtergerechte Sprache keine Schwierigkeiten bereitet, sie ist nur nach wie vor etwas gewöhnungsbedürftig“.

Vorschriften geschlechtergerecht und zugleich fachlich und sprachlich einwandfrei zu formulieren, erweist sich in der Praxis manchmal als schwierig. Die deutsche Sprache bietet jedoch eine Vielzahl von Optionen, um maskuline Bezeichnungen als Oberbegriff für männliche und weibliche Personen zu vermeiden. Als Hauptargument bei der ausschließlichen Nennung der männlichen Form wird zum Beispiel immer wieder vorgebracht, Frauen würden bei der männlichen Form einfach mitgedacht. Warum? Genauso gut könnte man die weibliche Form verwenden und sagen, Männer werden mitgedacht.

Wir regen eine Nachbesserung des Heilmittelwerbegesetzes an, damit Ärztinnen, Zahnärztinnen und Apothekerinnen künftig auch sprachlich sichtbar sind und sich nicht hinter maskulinen Subjektiven verstecken müssen. Für eine geschlechtergerechte Sprache stehen zum Beispiel der Schrägstrich bei der Berufsbezeichnung Arzt/Ärztin und Apotheker/Apothekerin zur Verfügung und das so genannte Binnen-I mit ÄrztIn und ApothekerIn sowie der Unterstrich mit Ärzt_in und Apotheker_in. Nur für Stellenausschreibungen gibt es schon eine Soll-Vorschrift: Wird zum Beispiel ein Arzt oder Apotheker gesucht, muss eine solche Stelle geschlechtsneutral mit „m/w“ ausgeschrieben werden. Das bedeutet, männliche und weibliche Bewerbungen sind gleichermaßen willkommen.

(https://www.aerztinnenbund.de/Augen_auf_im_Alltag.2640.0.2.html)

(Man beachte den Widerspruch: Es gibt keine Schwierigkeiten, man kann sie aber auf verschiedene Arten überwinden.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2017 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37321

Man hat vorgeschlagen:

Der/die Besitzer(in) kann die Herausgabe der Sache verweigern, wenn er/sie oder der/die mittelbare Besitzer(in), von dem/der er/sie sein/ihr Recht zum Besitz ableitet, dem/der Eigentümer(in) gegenüber zum Besitze berechtigt ist.

Oder mit amtlich noch nicht zugelassenem Binnen-I:

Der/die BesitzerIn kann die Herausgabe der Sache verweigern, wenn er/sie oder der/die mittelbare BesitzerIn, von dem/der er/sie sein/ihr Recht zum Besitz ableitet, dem/der EigentümerIn gegenüber zum Besitze berechtigt ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.12.2017 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37319

Wenn man nachrechnet, sind viele feministisch formulierte Texte grammatisch nicht korrekt:

durch Wissenschaftler(inne)n und Lehrer(inne)n (Thomas Herbst/Michael Klotz: Lexikografie. Paderborn 2002:102)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2017 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37250

Es dürfte nur wenige Texte geben, die das Gendern wirklich konsequent durchziehen, am ehesten vielleicht von österreichischen Germanistinnen, denen es egal ist, ob jemand außerhalb des eigenen Zirkels sie liest.

In Unternehmenstexten wird der Verfasser nur gelegentlich vom feministischen Rappel ergriffen:

wie der Teilnehmer oder die Teilnehmerin seine bzw. ihre Rolle als Geschäftsführer/in wahrnimmt

– und nach diesem Pfötchengeben geht es normal weiter.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2017 um 09.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37189

Duden: "Richtig gendern: Wie Sie angemessen und verständlich schreiben" (2017)

Erwerbszweig Gendern. (Gibt es ein richtiges Schreiben im falschen? "Angemessen" heißt politisch korrekt, also linientreu, und verständlich soll es trotzdem sein.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2017 um 06.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37154

Die strikte Beachtung des Genus ist schon lange vor dem Gendern unbequem:

Als Hauptsatz wird das erste Modul oder eine erste Modulkombination bezeichnet, mit dem oder mit der eine Exposition beginnt und welche die Haupttonart festigt.

Wie man sieht, verlassen den Schreiber schon bald die Kräfte (welche). Möglich wäre der Plural: mit denen...
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 30.11.2017 um 16.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37152

"Wenn jemand zwölf Jahre lang ein Land dominiert, dann ist sie ohne Frage mitverantwortlich für den Zustand eines Landes.“ (Spiegel Online)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 30.11.2017 um 14.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37150

Alles hoffnungslos veraltet, wo es doch jetzt Vertreter*innenversammlung heißen muß.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 30.11.2017 um 13.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37149

"Vertreterversammlung"! Das ist aber nicht korrekt. Also mindestens eine Vertreterinnen- und Vertreterversammlung sollte es schon sein, vielleicht auch eine Vertretendenversammlung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2017 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#37148

§ 3 Vorsitzende und deren Stellvertreterinnen und Stellvertreter

(1) In der Vertreterversammlung und im Vorstand übt das Amt der oder des Vorsitzenden in Ausgleichsangelegenheiten die Vertreterin oder der Vertreter der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aus, die oder der den Vorsitz oder den stellvertretenden Vorsitz in der Vertreterversammlung oder im Vorstand innehat, soweit die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nichts anderes beschließen.
(Ausgleich der Arbeitgeberaufwendungen nach dem Aufwendungsausgleichsgesetz (AAG)

Die Beschwerlichkeit solcher Texte kommt auch daher, daß oder in zwei verschiedenen Funktionen gebraucht wird. Erstens gegenstandsbezogen. Es gibt ja tatsächlich Vertreter und Vertreterinnen. Zweitens sprachbezogen: Das Alternieren zwischen der und die ist ja rein grammatisch erzwungen, um die Genusrektion bzw. -kongruenz zu erfüllen. Der Sprecher muß also diese beiden Aufgaben lösen, und der Hörer muß es nacharbeiten – obwohl beides für die Katz ist und der zitierte Text um ein gutes Drittel kürzer und viel übersichtlicher sein könnte. Jeder weiß das und ärgert sich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2017 um 06.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36986

Zum hoffnungslosen Streit über Gomringer nun auch dies: http://www.fr.de/kultur/literatur/sexismusdebatte-spott-und-hermeneutik-a-1383484

Gomringer permutiert ein paar Wörter, bildet keinen Satz, also auch keine Aussage. Das stört die Hypermoral nicht im geringsten, sie schafft sich bei Bedarf ihren Stein des Anstoßes selbst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2017 um 05.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36915

Wenn die Universität sich als Eigentümerin ihrer Liegenschaften bezeichnet, ist die Motion als mechanische Angleichung an das grammatische Geschlecht zu verstehen. Institutionen haben ja kein Geschlecht. Ebenso: Die AfD will Tabubrecherin und Protestpartei sein.

Allerdings gibt es Verallgemeinerungen. So sind Unternehmen vielleicht wegen Firma weiblich:

In die Führung des Verlags, der eine Tochter von Bertelsmann ist, war sie drei Jahre zuvor eingetreten. (FAZ 4.3.17)

Der Verlag müßte ein Sohn sein, aber das kommt nicht vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2017 um 06.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36823

Gerade in den Geisteswissenschaften, die durch ihre starke Orientierung an Texten maßgeblich an der Schaffung von Sprachkorpora beteiligt sind, ist es deshalb unumgänglich gegen das Gender-Bias vorzugehen. Es trägt auch zur Qualitätserhöhung der Forschung in diesem Bereich bei – denn wenn Wissenschaften, die sich mit Gesellschaft(en) beschäftigen, 50% der Mitglieder dieser Gesellschaft(en) sprachlich ausklammern, so können sie nicht behaupten den geltenden Kriterien der Wissenschaftlichkeit zu folgen.
Nicht zuletzt legen AbsolventInnen beim Abschluss des Studiums an der Universität Innsbruck einen Eid ab, indem sie geloben zum „Abbau von Irrtum und Vorurteilen beizutragen“. Diese Verpflichtung muss deshalb erst recht auch für Forschung und Lehre an der Universität gelten.

(https://www.researchgate.net/publication/261062332)

Posch hat auch einen Ratgeber zum „Argumentieren“ veröffentlicht. Außerdem das UTB-Buch „Kritisch Denken und Argumentieren“ (2014, nicht lieferbar); mit der Rechtschreibung kann sie sich wohl nicht anfreunden. Ihr eigenes Argumentieren macht nicht neugierig.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2017 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36790

Über das Paronymie-Projekt des IDS habe ich anderswo berichtet (das Wörterbuch soll noch dieses Jahr ins Netz gestellt werden): http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1029#28026

Wer nicht viel zu sagen hat, macht in Gender. Bei der Projektleiterin liest sich das so:

Vorausgesetzt, der oder die Nachschlagende hat genügend Kenntnis über diese kontextuellen Bedingungen, kann er/sie aus der Vielzahl oftmals kontextlos aufgelisteter Bedeutungsäquivalente in den meisten Nachschlagewerken eventuell einen passenden austauschbaren Ausdruck finden. Nun stelle man sich folgende Nutzungssituation vor: Ein Sprachinteressierter/eine Sprachinteressierte sucht ein Bedeutungsäquivalent für den Ausdruck effizient. Er bzw. sie schlägt im „Duden 8 – Das Synonymwörterbuch“ nach und findet u. a. das Synonym effektiv. Er/sie prüft, ob auch umgekehrt für effektiv der Ausdruck effizient gebucht ist und hat Glück. Ein anderer Nutzer oder eine andere Nutzerin hat das gleiche Interesse... Usw.
(Petra Storjohann in Sprachreport 1/2014)

Gleich darauf kommt ein Versehen (im Sinne des Feminismus):

Einen Nachschlagenden beider Wörterbücher sollten diese widersprüchlichen Einträge ratlos hinterlassen.

Das Partizip I haben die Feministen ja wegen des Plurals eingeführt, der Nachschlagende ist in peinlicher Weise sexistisch, weil es Frauen unsichtbar macht. Außerdem ist jemand, der in einem Wörterbuch nachschlägt, natürlich nicht der Nachschlagende des Wörterbuchs. Sollte man nicht Deutsch können, bevor man ein IDS-Projekt leiten darf, sei es auch noch so dilettantisch?

(Was für ein gedankenloses Geplapper das alles ist, sieht man auch an der "deskriptiven Beschreibung", die das Paronymenwörterbuch liefern soll.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.10.2017 um 14.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36788

die Lockvögelin
die Pechvögelin
die Unglücksräbin
die Backfischin
[...]?

Klingt lustig, aber bei den allgemein akzeptierten Bildungen wie Teenagerin, Gästin, Beamtin, Friseurin usw. denke ich, warum nicht auch diese noch?

Die Lockvögelin (tagesspiegel.de)

Den lockt zum Beispiel eine scheinschwangere weibliche Lockvögelin in ein Krankenhaus [...] (zeit.de)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2017 um 06.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36780

Beim Übergang vom neutralen Mädchen zum natürlichen Geschlecht des Pronomens hat man einen gewissen Spielraum. Dringlicher ist er bei Metaphern, deren Genus nicht mit dem Sexus der bezeichneten Person übereinstimmt:

Der Lockvogel ist etwa 1,70 Meter groß, schlank und zwischen 25 und 30 Jahren alt. Sie hat lange blonde Haare, war dunkel gekleidet und trug weiße Turnschuhe. (Der Westen 26.10.17)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2017 um 04.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36608

Die im Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland vereinigten LehrerInnen, FreundInnen und FörderInnen sowie Ehrenmitglieder fühlen sich verpflichtet, den Menschen zu dienen.
(https://www.yoga.de/der-verband/vereinssatzung/)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.10.2017 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36592

In Erlangen gibt es eine "Muslimische Studierenden Gemeinde". Integrierter kann man nicht sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2017 um 13.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36578

Die Regeln zum Umgang von Mann und Frau werden heute von Personen bestimmt, die an so etwas ohnehin kein Interesse haben. Auf dem entscheidenden Weltfrauentag in Peking 1985 wurde Deutschland, wenn ich mich recht erinnere, hauptsächlich von Lesbierinnen vertreten. Solche sind auch auf Gender-Lehrstühlen überrepräsentiert.

Es ist regulär kaum möglich, Interesse an einer Frau zu zeigen, ohne mit einem Bein vor dem Strafrichter zu stehen; leicht ist auch die akademische Karriere ruiniert. Unter heutigen Bedingungen hätte ich die Studentin nicht "erobern" ("verführen"?) können, mit der ich immer noch verheiratet bin. Schon meine erste Einladung zu einem Spaziergang (oder was war es noch mal? - Briefmarkensammlung hatte ich jedenfalls keine) hätte als unziemliche Annäherung über die fachliche Beziehung hinaus angesehen werden können usw.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.10.2017 um 18.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36561

Für alte Berufe gibt es die Benennung "-leute": Bergleute, Landleute, Seeleute, Wachleute u.a. Für neue Berufe müssen sie erst gebildet werden, z.B Flugleute oder so. In manchen Berufen scheint es nur Männer zu geben: Fährmann, Eismann.
 
 

Kommentar von kratzbaum, verfaßt am 13.10.2017 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36555

In ein Flugzeug, in dem "Leute" die Besatzung bilden, würde ich mich nicht setzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.10.2017 um 05.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36553

Zur Erinnerung an das segensreiche Wirken der UNESCO:
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31985

Natürlich ist jeder für die Gleichberechtigung der Geschlechter, aber was hat die UNESCO wirklich geleistet? (Das müßte man auch bei UNICEF fragen.)


Nachtrag:

„Die Unesco fördert Alphabetisierung und Tsunami-Vorwarnung, schützt Regenwald und Pressefreiheit, kämpft gegen Armut und Versteppung.“ (FAZ 13.10.17)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2017 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36522

Laut Urteil des Landesverfassungsgerichts in MV müssen Gleichstellungsbeauftragte weiblich sein. In verschiedenen Medien wird zusätzlich angeführt, offiziell gebe es nur die weibliche Form, denn nur so stehe es im Duden.

Abgesehen von der doppelten Fehleinschätzung der Amtlichkeit des Duden (als orthographischer wie allgemein sprachlicher Autorität) ist der Grundgedanke bemerkenswert: Menschen wird die Fähigkeit abgesprochen, die Interessen von Menschen des jeweils anderen Geschlechts zu vertreten. Im Sinne des Mainstreamings müßte das überall gelten, nicht nur bei der Besetzung dieser Pöstchen. Wissen die Leute, was sie damit sagen? Und warum sollte es nur vom Geschlecht gelten?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2017 um 07.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36477

Das Frauenbüro Lübeck gibt eine „Wegweiserin“ heraus: http://www.frauen-luebeck.proaktiv.de/
Auch anderswo gibt es solche weiblichen Informationen.
"Anrufbeantworterin" ist noch selten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2017 um 06.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36403

Das größte Passagierflugzeug der Welt befand sich mit 497 Passagieren und 23 Leuten Besatzung in etwa elf Kilometer Höhe südöstlich von Grönland, als es passierte. (welt.de 1.10.17)

Ja, Mann geht gar nicht, wegen der Stewardessinnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2017 um 17.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36366

Schmachthagen teilt mit, daß in Elmshorn die hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte das Rednerpult in Redepult umbenannt wissen will. (HA 26.9.17)

Die Dummheit dieser Leute ist in der Tat empörend, man sollte sie alle entlassen. (Es soll deren 2000 geben, und keine hat je etwas Vernünftiges geleistet.)

Noch etwas zu Schmachthagen:

Luther, der teilweise tagelang um ein deutsches Wort rang, bevor er den passenden Ausdruck für seinen Bibeltext gefunden hatte...

Wieso teilweise? Manchmal!

Schmachthagen schreibt, er sei ein Glied der evangelischen Kirche. Die Ausdrucksweise ist angemessen mystisch. Sonst sagt man Mitglied.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.09.2017 um 07.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36319

In der "Berliner Runde" nach der Wahl, die ich mir ausnahmsweise angesehen habe, unterwarfen sich alle Redner ohne Ausnahme dem Gendern: Wählerinnnen und Wähler usw.

Man könnte danach meinen, daß die feministische Sprachregelung im Deutschen angekommen sei, aber das wäre ein Fehlschluß. In der schönen Literatur, in der Werbung und auch im größten Teil der Presse hat sie nicht Fuß gefaßt, also überall dort, wo Texte verkauft und gelesen werden wollen.

Im Munde der Politiker schwächt diese Redeweise den Eindruck, sie wirkt gelabert, auf Zeitgewinn angelegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.09.2017 um 18.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36245

Menstruationsblut enthält bekanntlich das stärkste aller Gifte, weshalb man daraus auch einen Basilisken erzeugen kann, dessen Blick tötet. Auch im Auge der Frauen selbst ist ein Gift verborgen, man muß sich vor ihnen in acht nehmen. So jedenfalls Paracelsus oder einer seiner Schüler (de rerum natura).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 11.09.2017 um 19.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36187

zu #36181:
Was nützen uns diese Zahlen, solange wir nicht wissen, welche Antworten die übrigen 58% gegeben haben? Stand das nicht im ARD-Text?
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 11.09.2017 um 13.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36185

Zum Thema „Gendersprache” stieß ich letztens (nicht völlig zufällig) auf folgenden kurzen Text, der aus einer ganz anderen Ecke kommt, nämlich aus der Praxis der Computerei:

https://www.tutonaut.de/derdiedas-genderismus-konfigurieren/
 
 

Kommentar von ARD-Text, verfaßt am 11.09.2017 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36181


Aus aller Welt: Nachrichten

Gegen geschlechtergerechte Sprache

Nur eine Minderheit der Erwachsenen in
Deutschland spricht sich einer Umfrage
zufolge für eine geschlechtergerechte
Sprache aus. Nur wenige benutzen außer-
dem im eigenen Schriftverkehr bewusst
geschlechtsneutrale Wörter wie etwa
Studierende statt Studenten. Das ermit-
telte das Meinungsforschungsinstitut
YouGov in einer Umfrage.

Auf die Frage, wie sie zur Sprache etwa
mit Binnen-I oder Sternchen (Beispiel:
KollegInnen, Schüler*innen) stehen, ga-
ben 42 % eine ablehnende Antwort: 19 %
lehnen es "voll und ganz" ab, 23 % leh-
en es "eher" ab.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.09.2017 um 16.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36139

In einem langen Beitrag in der FAZ wehrt der Schriftsteller Michael Lentz den dummen Angriff des Asta auf Gomringers Gedicht ab, aber der Text ist so aufwendig formuliert, daß wohl niemand ihn zu Ende gelesen hat, ich auch nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2017 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36093

Die "Konkrete Poesie" hat mich immer gelangweilt. Sie kommt mir kunstgewerblich vor, wie für Deutschlehrer gemacht, damit sie was zum Interpretieren haben. Zum Beispiel das unvermeidliche "Schweigen" von Gomringer. Weil man so schnell versteht, wie es gemacht ist, glauben viele, sie wüßten nun etwas über Dichtung. Manchmal wird auf die sehr lange Geschichte hingewiesen, und es ist ja in der Tat nichts Neues dabei, nur daß die "Vorläufer" witziger waren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.08.2017 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36092

Und die Weißenstädter haben sich unter der angegebenen Adresse diesen Text ausgedacht:

Das Stundenbuch von Eugen Gomringer setzt sich entsprechen den 24 Stunden eines Tages aus 24 Wörtern plus dem Gegensatzpaar dein – mein zusammen. Die 24 Wörter sind frei vom Dichter gewählt, haben aber allgemein menschliche Bedeutung wie auch das dein und mein. Jedermann besitzt diese Wörter, jedem sind Sie vertraut.

Aber mal zurück zum Thema: Es ist also sexistisch, wenn man Bewunderung für Frauen ausdrückt. Verachtung sowieso, also am besten gar nichts sagen, und das Sternchen hinter Frau bedeutet ja auch etwas. Wahrscheinlich ist die Kategorie "Frau" überhaupt zu verwerfen, weil es die sogenannten Geschlechter gar nicht gibt. Wer etwas anderes sagt, wird entlassen.

Das Ganze ist ein Beispiel für Machtgewinn und -ausübung ohne eigene Anstrengung, einfach nur durch Gesinnung (aber sogar das ist zweifelhaft, in Wirklichkeit dürfte sich keine einzige Frau je herabgesetzt gefühlt haben, wenn jemand seine Bewunderung für Frauen ausdrückte; es ist alles nur inszeniert).

Bezeichnenderweise sind es wieder einmal die Studenten, die sich für solche Spielchen hergeben. Übrigens sollten sie meiner Ansicht nach keine Mitsprache haben, wenn es um die Kunst am Bau geht, weil sie nur vorübergehende Gäste und nicht die Hausherren sind. (Eine meiner Töchter hat an der ASH studiert.)
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 29.08.2017 um 20.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36091

Eugen Gomringer hat den Weißenstädter See (die kurz nach der Quelle gestaute Eger) mit "Poesie" verschandelt, die auch von Kristiane Allert-Wybranietz stammen könnte.

http://www.weissenstadt.de/tourismus/kultur/poesie-um-den-see.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.08.2017 um 18.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36088

Der Gender-Wahnsinn hat einen neuen Höhepunkt:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/asta-der-alice-salomon-hochschule-will-ein-gedicht-von-der-fassade-entfernen-lassen-15172671.html
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.08.2017 um 11.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36023

zu #36020:
War das alles, die Fahr-Erfahrung mit der Zeitdauer des Führerscheinbesitzes gleichzusetzen?

Es könnte ja sein, daß Männer aus beruflichen Gründen oder wegen anderer Rollenverteilung innerhalb eines Jahres viel häufiger Auto fahren als Frauen, und daß daher das bessere Einparken doch nichts mit einer geschlechtsbezogenen Begabung zu tun hat, sondern einfach mit mehr Übung.

So wie der Artikel geschrieben ist, scheint das jedenfalls nicht berücksichtigt worden zu sein. Wie auch immer, der Leser wird wieder mal für dumm verkauft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2017 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36022

Durch die Presse geht gerade: Die sexuelle Orientierung von Adoptivkindern wird nicht dadurch beeinflußt, ob sie von homo- oder heterosexuellen Paaren aufgezogen werden.

Daraus könnte geschlossen werden, daß Geschlecht eine biologische Kategorie und kein gesellschaftliches Konstrukt ist ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2017 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36021

Man liest ständig, daß die Gehirne von Männern und Frauen bei bestimmten Aufgaben mehr oder weniger verschieden arbeiten. Gibt es eigentlich Aufgaben, bei denen sie genau gleich arbeiten? Könnte es sein, daß die "bildgebenden Verfahren" (Hirnscan) stets Unterschiede produzieren? Ist das untersucht worden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2017 um 04.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#36020

Bei einigen wenigen räumlichen Denkprozessen weisen Männer teilweise eine deutliche Überlegenheit auf, wobei es Männer besonders gut können, sich vorzustellen, wie ein kompliziertes Objekt, das im Raum gedreht wird, aussehen würde, wenn die Drehung zu Ende ist, d.h., sie sind in Belangen der mentalen Rotation besser. Einige Dinge, die daraus folgen, liegen diesem Kern zugrunde, denn Frauen sind überall dort, wo das Rotationsprinzip eine Rolle spielt, im statistischen Mittel, weniger begabt, wobei es sich dabei um einen statistischen, sehr robusten Effekt handelt, der seit 40 Jahren und über alle Kulturkreise hinweg nachgewiesen werden konnte. In diesem Fall kann man mit großer Wahrscheinlichkeit von einem biologischen Faktor ausgehen, wobei auch die links-rechts-Verwechslung ist bei Frauen etwas stärker ausgeprägt, wenn auch der Unterschied nicht so deutlich ist wie bei der mentalen Rotation. Frauen parken daher experimentell nachweisbar schlechter ein, was sowohl mit der weniger ausgeprägten Begabung der räumlichen Vorstellung als auch vermutlich einem geringeren Selbstbewusstsein von Frauen angesichts von Parklücken zu tun hat. Frauen brauchen länger, um schlechter einzuparken. In Experimenten hat man Fahranfänger untersucht, die den Führerschein maximal zwei Wochen hatten, und etwas erfahrenere Autofahrer und Autofahrerinnen, die den Führerschein schon ungefähr ein Jahr hatten. In beiden Gruppen sind die Frauen, sowohl was die Geschwindigkeit des Einparkens als auch was die Präzision des Einparkens angeht, deutlich schlechter gewesen. Zunächst scheint es stark biologisch beeinflusst zu sein: Frauen sind hormonell bedingt bei einer ganz bestimmten Denkleistung schlechter als Männer. Das betrifft die mentale Rotation, also die Fähigkeit, sich eine Drehung vorzustellen. Aber nach einem Jahr müssten auch Fahranfängerinnen das Einparken gelernt haben, doch jetzt kommt das gängige Vorurteil ins Bild. Frauen können nicht einparken. Das wiederum führt zu einem psychologischen Faktor, denn jetzt haben die Frauen Angst vor der Parklücke. Am Anfang ist es noch die Biologie, am Ende ist es die Psychologie, aber der Unterschied ist da. Vermutlich haben in diesem Fall auch self-fulfilling prophecies Einfluss auf die Denkleistungen genommen. Der mentale Rotationstest, der das räumliche Vorstellungsvermögen untersucht, indem dabei mehrere dreidimensionale Figuren auf Übereinstimmungen überprüft werden müssen, wofür man die Figuren im Kopf drehen muss, fällt Männern leichter. Man vermutet, dass Hormone dafür verantwortlich sind. Testosteron hilft offenbar beim mentalen Rotieren, denn Frauen mit hohen Testosteronwerten schneiden dabei ebenso wie Männer besser ab. Östrogene dagegen blockieren das geistige Drehen. Die Werte ändern sich auch mit dem monatlichen Zyklus, denn während der Menstruation, wenn die Östrogenwerte niedrig sind, beherrschen auch Frauen das Rotieren besser. Männer verarbeiten Sprache und räumliche Aufgaben eher getrennt in rechter und linker Hirnhälfte, während Frauen beide Hirnhälften gleichzeitig symmetrischer nutzen. Während der Menstruation verarbeitet auch das weibliche Gehirn Aufgaben asymmetrisch – links Sprache, rechts Raum. Und nach den Wechseljahren, wenn die Konzentration an weiblichen Sexualhormonen sinkt, funktioniert das Gehirn der Frauen ebenfalls eher nach männlichem Muster. Frauen denken also zu ganz bestimmten Zeiten in ihrem Leben anders.

Quelle: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/GESCHLECHT-UNTERSCHIEDE/Rotationstest-Mann-Frau.shtml
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2017 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35996

Sebastian Merkens kämpft für eine geschlechtergerechte Sprache. Daher will der schwule Linken-Politiker aus Möchengladbach in offiziellen Papieren zur Bundestagswahl als ErzieherIn bezeichnet werden.

Da hat einer wohl etwas mißverstanden. In akademischen Kreisen kommt dasselbe auch vor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2017 um 05.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35988

Es ist ungefährlich, die besonderen Fähigkeiten von Frauen auf bestimmten Gebieten zu preisen. Zwar ist es ebenso sexistisch, aber niemand muß fürchten, deshalb entlassen zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2017 um 11.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35924

Ob Männer im Durchschnitt besser programmieren können als Frauen, ist eine empirische Frage. Von der einen oder anderen Hypothese dazu "distanziert" man sich nicht (wie jetzt bei Google), sondern man widerlegt sie.

Von der sexistischen These, daß Frauen leichter Fremdsprachen lernen, hat sich noch niemand "distanziert".
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.08.2017 um 21.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35918

"Bei der EM im eigenen Land krönen sich die Niederlande erstmals zur Fußball-Europameisterin." (NTV, heute)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2017 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35903

Warum eine Broschüre zum Nahostkonflikt für StudierendInnen in Deutschland? (Uni Marburg 2011)

Niemand ist folgsamer, opportunistischer, verführbarer als die Hochschulen und dort wieder die StudierendInnen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2017 um 06.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35828

Unter "Beruf und Chance" berichtet die FAZ über das Studienfach Geschlechterforschung. Ein paar StudentInnen werden interviewt. Sie klagen über viel Gegenwind, scheinen aber sonst zufrieden. Die Genderideologie wird ganz unkritisch ausgebreitet, man glaubt sich einige Jahrzehnte zurückversetzt.
Die Student*innen überwachen einander, damit jede/jeder auch im Gespräch immer hübsch gendert.

Auch die Universalausrede fehlt nicht: Wenn das Gendern sonst nichts verändert, so "sensibilisiert" es doch immerhin, auf Schritt und Tritt. Messen kann man diese Wirkung nicht, sie zeigt sich wieder nur im Gendern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.07.2017 um 05.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35791

Die Feministen behaupten, das generische Maskulinum mache das weibliche Geschlecht unsichtbar. Was sagen sie aber zur Bank als Eigentümerin eines Unternehmens? AfD könnte die größte Wahlhelferin der Kanzlerin werden (welt.de 25.7.17) Hier täuscht das grammatische Feminimum das weibliche Geschlecht einer an sich geschlechtslosen Institution vor. Am Ende fordert die Bank noch Mutterschaftsurlaub für ihre "Töchter".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.07.2017 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35782

In einem Beitrag über Demenz gendert ein Leser jede männliche Personenbezeichnung, auch Alzheim*er. Das funktioniert inzwischen rein mechanisch, wie das sogenannte Denken selbst.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.07.2017 um 10.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35742

Was wäre, wenn Geschlecht gar keine Rolle spielen würde, wenn es um die Personen an sich gehen würde? (Lann Hornscheidt, welt.de 18.7.17)

Wir wissen, daß es hier um ein persönliches Problem der Verfasserin geht (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33977), aber darüber hinaus denke ich, daß zur Person für die allermeisten Menschen ihr Geschlecht gehört. Man kann das nicht einmal in Gedanken abtrennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.07.2017 um 05.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35730

Ich habe jahrelang beobachtet, daß die Universität das zugewiesene Geld ausgeben mußte, weil es nicht auf das nächste Haushaltsjahr übertragen werden konnte und sonst verloren gewesen wäre. Also hat man irgendwas angeschafft. Gemeinden haben es ähnlich gemacht, daher die vielen Mehrzweckhallen, Schwimmbäder usw. Heute heißt das "Mindestdrehzahl für Investitionen" oder so ähnlich.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 17.07.2017 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35729

Die TV-Dokumentation des Norwegers Harald Eia wäre bestimmt ein spannendes (!) Thema für ein Projekt, und einen deutlichen Gender-Bezug hat sie auch.
(http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gender-debatte-tv-bericht-biologen-widersprechen-gender-theorie/8309672.html)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2017 um 15.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35728

In Bayern ist noch Geld aus dem Genderprogramm übrig, und wir werden aufgefordert, uns Projekte auszudenken, damit es ausgegeben werden kann. Sie müssen nur einen deutlichen Gender-Bezug haben...
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 13.07.2017 um 22.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35705

Im Bairischen ebenso: der Bäck, die Bäckin (allerdings nur noch auf dem Land; in den Städten verwenden auch Dialektsprecher diese Form meist nicht mehr).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.07.2017 um 10.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35704

Im Erzgebirge sagt man auch der Bäck.
Allerdings der Müll oder der Schneid oder der Lehr u.v.a. würde man nicht verstehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.07.2017 um 10.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35703

Die FAZ beschäftigt sich humorvoll mit der geschlechtergerechten Personenbezeichnung und findet, daß z. B. in Bäckerin, auch mit "phallischem" großem Binnen-I, doch immer noch das männliche -er enthalten ist. Warum also nicht Bäck/Bäckin sagen und schreiben?

Dieser Vorschlag ist nur scheinbar kühn. Denn genau so hieß es früher, und der Familienname Beck bezeugt es bis heute. In Franken ist sogar die Bäckerei-Filialkette Der Beck jedermann bekannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2017 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35625

Zur Sicherung rechtsstaatlicher Verfahren in der Zeit der zu erwartenden Proteste rund um den G20-Gipfel in Hamburg am 07. und 08. Juli 2017 haben Rechtsanwält*innen zusammen mit dem Republikanischen Anwältinnen- und Anwälteverein e.V. (RAV) einen anwaltlichen Notdienst eingerichtet. Der Notdienst ist in enger Kooperation mit dem Hamburger Ermittlungsausschuss (EA), der Roten Hilfe e.V. und weiteren Antirepressionsgruppen eingerichtet worden. (https://www.anwaltlicher-notdienst-rav.org/de/startseite)

Der SPIEGEL und andere Medien bieten der Gruppe Gelegenheit zur Selbstdarstellung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.07.2017 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35622

Als im Zuge der Aufklärung die Forscher ihren Blick von Gott abwendeten und begannen, ...
(Seite 7)

Die Abgebende bzw. Vorlegende dieser Arbeit scheint selbst noch einen recht voraufklärerischen Blick zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2017 um 15.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35620

In der Titelei einer schon erwähnten Hamburger Bachelor-Arbeit heißt es übrigens:

Betreuende Prüfende: Prof. Dr. Sabine Stövesand
Zweite Prüfende: Prof. Dr. Carmen Gransee


opus.haw-hamburg.de/volltexte/2010/1120/pdf/WS.Soz.BA.10.1271.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2017 um 17.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35526

Der SPIEGEL hat daran erinnert, daß ausgerechnet der Deutsche Germanistenverband seine Mitglieder als Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder anredete.

Er gehört eben nicht nur bei der Rechtschreibreform zu den verdienten Mitläufer-Verbänden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.06.2017 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35497

Gestern hörte ich ein Interview mit der Vorsitzenden des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands. Sie hatte das Gendern unfehlbar verinnerlicht, versäumte niemals die Doppelform. Das kann man bei vielen Funktionären und Politikern beobachten, und es ist gewisser Weise bewundernswert, weil ja die Spontansprache der weniger gebundenen Menschen es anders macht. Lehrer sind allerdings besonders gelehrig; ein Wink der Obrigkeit genügt, auch bei Professoren.

Gestern fand ich auf der Website unserer Universität:

Das Forum für Integration und interkulturellen Dialog „FAU INTEGRA“ versteht sich als zentrale Vernetzungsstelle für alle Aktivitäten der FAU in Bezug auf Geflüchtete. Initiiert wurde die Koordinationsstelle aus Mitteln des interdisziplinären Masterstudiengangs „Ethik der Textkulturen“.
FAU INTEGRA verbindet das Programm „Studienorientierung für Geflüchtete“ mit einer wissenschaftlichen Begleitung des Integrationsprozesses und der Kommunikation der Universität mit der städtischen Öffentlichkeit.

 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 16.06.2017 um 21.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35376

»Er blieb sechzehn Jahre lang Regierungschef, länger als jeder vor ihm und bisher jede nach ihm.« (Berthold Kohler über Kohl, SchröderIn und MerkelIn)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2017 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35331

Die geplante Einschränkung der Meinungsfreiheit wäre eine gute Gelegenheit, die geschlechtergerechte Sprache auch im privaten Bereich verbindlich vorzuschreiben. Zwar profitiert die Politische Korrektheit auch bisher schon vom vorauseilenden Gehorsam, aber in den Medien herrscht noch weitgehend das herkömmliche Deutsch mit seiner Frauendiskriminierung.
Wenn man ruinöse Geldstrafen vermeiden will, wird man nicht um Vorzensur herumkommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.06.2017 um 12.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35248

An unserer Universität gibt es ein "Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerfortbildung". Die Lehrerinnen und Lehrer werden dort bestimmt nicht über die Regeln der deutschen Wortbildung aufgeklärt. Wäre lehrer- eine maskuline Form und nicht der Stamm des Nomen agentis, müßten sich die Lehrerinnen eigentlich dagegen wehren, als Anhängsel des Mannes bezeichnet zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2017 um 05.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35213

„Die Wissenschaft stellt für den Mann, für die Frau auf der Straße oft etwas zutiefst Beunruhigendes dar, einfach weil Wissenschaftler alles in Frage stellen“, erklärt der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Helmut Schwarz. (dpa 21.4.17)

Schön, daß der Mann auch an die "Frau auf der Straße" denkt.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.05.2017 um 17.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35160

Neuesten Forschungen zufolge ist der Penis am Klimawandel schuld:
http://www.skeptic.com/reading_room/conceptual-penis-social-contruct-sokal-style-hoax-on-gender-studies/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.05.2017 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35158

Das Gendern wird bis in Lexikonartikel hinein getrieben, obwohl das Geschlecht dort besonders irrelevant ist:

Allerdings betrachten viele Syntaxtheoretiker/innen semantische Rollen als problematisch, da bislang keine vollständige und allgemeingültige Liste solcher Rollen gefunden wurde. (https://de.wikipedia.org/wiki/Subkategorisierungsrahmen)

In dieser Mechanisierung könnte auch der Schlüssel zur Überwindung der Marotte liegen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.05.2017 um 23.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35142

"auf dem Kapitol" – nein, diese Schweizer aber auch, klingt, als würden die Russen nach Rom schauen. Oder fast so sonderbar wie "auf Schalke".
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 19.05.2017 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35140

Zu #35138: Jede auffahrend lachende Dritte würde aber die erregte Arbeit auch daran sicher ohne weiteres Bedenken auf sich nehmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.05.2017 um 10.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#35138

Als lachender Dritter beobachtet die russische Regierung das Treiben auf dem Kapitol. (NZZ 19.5.17)

Aus diesem Bereich ist das generische Maskulinum nur schwer zu vertreiben.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 29.04.2017 um 07.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34970

"In manchen Gegenden Österreichs wird Knoblauch auch als „Vanille des armen Mannes" bzw. "der armen Frau“ bezeichnet. Der dort bekannte „Vanillerostbraten“ wird daher nicht mit Vanille, sondern mit Knoblauch gewürzt." (https://de.wikipedia.org/wiki/Knoblauch#K.C3.BCche)

Tu, felix austria ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.04.2017 um 08.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34966

Wilhelm Havers erwähnt einmal „die wunderbar ausdrucksvolle Melodie der Kindersprache“. Auch Frauen intonieren melodischer als Männer. Letzteren wird es abgewöhnt. Es ist cool, entweder lapidar (= wie in Stein gehauen) oder beiläufig zu reden. Beides ist einer ausdrucksvollen Modulation nicht zuträglich. Man könnte das auch so deuten, daß der "Beziehungsaspekt" zurückgenommen wird. Sachlichkeit bis hin zur Fachsprache kann natürlich auch zur Pose werden, Kompetenz vorspiegeln. Aber vielleicht zieht gerade das die Frauen an?
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 21.04.2017 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34937

> keine Unterrepräsentanz ... _mehr_ vorliegt.

Das impliziert, daß es eine solche gegeben hat, womöglich noch vor einem Kurzen. Und dieser Misssstand wurde durch den jahrelangen, mutigen und selbstlosen Einsatz des Büros für LSBTTI*, Frauen, Karneval und Umwelt endlich beseitigt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2017 um 13.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34929

Von der Erlanger Universität:

Förderung besonders begabter Nachwuchswissenschaftlerinnen der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie
Negativliste: Fächer, die auf Promotionsebene nicht förderfähig sind, da ab einem Frauenanteil von 50% keine Unterrepräsentanz von Wissenschaftlerinnen mehr vorliegt.
(Die angegebenen Frauenanteile resultieren aus der Erhebung der abgeschlossenen Promotionen im Zeitraum von 2011-2015 für die Fächer der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie)

Klassische Archäologie (50%)
Islamwissenschaften (67%)
Semitische Philologie (100%)
Romanistik (83%)
Amerikanistik und Anglistik (54%)
Psychologie (81%)
Pädagogik (50%)
Grundschulpädagogik und -didaktik (100%)
Religionspädagogik und Didaktik des Evangelischen Religionsunterrichts (100%)
Didaktik des Deutschen als Zweitsprache (67%)
Didaktik der Chemie (100%)
Didaktik der deutschen Sprache und Literatur (67%)
Kunstpädagogik (100%)
Soziologie (57%)
Medienwissenschaft (50%)
Buchwissenschaften (60%)
Kunstgeschichte (89%)

-

Seltsamerweise scheint das Büro für Gender und Diversity aus den Zahlen keine Forderung abzuleiten, Männer zu fördern, bis ein gleicher Anteil der Geschlechter erreicht ist.

Die früher zitierte Förderung "gendersensibler" Forschung (nicht bloß Stellenverteilung!) bedeutet auch einen Abschied vom alten Ideal der Wissenschaft, die nur der Wahrheit verpflichtet sein sollte. Man bekennt sich ganz offen zu grundgesetzwidrigem Verhalten, wodurch es freilich nicht legaler wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.04.2017 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34928

Zentralratsvorsitzender Ayman Mazyek sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Frau Petry hatte in dieser Partei nie die Hosen an.“ (NOZ 20.4.17)

Was ist denn das für eine Metapher? Der Islam ist wirklich nicht integrierbar!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.04.2017 um 07.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34860

„Die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie finanzieren aus eigenen Mitteln im kommenden Wintersemester drei Lehraufträge mit thematischem Gender-Bezug, um hiermit einen Beitrag zur Schaffung einer geschlechtersensiblen Lehre zu leisten.“
(Rundmail der Erlanger Universität)

Es ist nicht zu erwarten, daß jemand gegen diese Ideologisierung protestiert, auch wenn die Mittel anderswo fehlen. Man beachte auch die verkorkste Grammatik, die allerdings nicht aus der Gender-Ideologie stammt, sondern aus der unsinnigen Zusammenlegung zweier unvereinbarer Fakultäten. (Im Ausschreibungstext heißt es dann: „Die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie finanziert aus eigenen Mitteln  jeweils zwei Lehraufträge sowie einen Anschub für zwei Drittmittel-Forschungsprojekte pro Jahr, um hiermit einen Beitrag zur Schaffung einer geschlechtersensiblen Forschung und Lehre zu leisten.“)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.04.2017 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34851

Der Indogermanist Klaus Strunk setzt Sprachen mit einem einzigen Genus an (Englisch, Altarmenisch), aber das geht logischerweise nicht. Die Kategorie Genus ist dann eben nicht anwendbar. Typischerweise führt er Sprachen an, die das Genus verloren haben, nicht solche, die es nie hatten wie das Chinesische und wo man gar nicht auf den Gedanken käme, es ihnen zuzuschreiben. (Vgl. Klaus Strunk: „Grammatisches und natürliches Geschlecht in sprachwissenschaftlicher Sicht“. In: Venanz Schubert, Hg.: Frau und Mann. St. Ottilien 1994:141-164.)

Man liest auch sonst oft von Sprachen, die "nur ein Genus" haben: „Das Englische besitzt nur ein Genus, das Romanische zwei.“ (http://othes.univie.ac.at/8481/1/2010-01-31_0302276.pdf)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.04.2017 um 23.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34825

Mann über Bord!

So der Schreckensruf beim "Tod einer Kadettin" (Filmtitel), des "Matrosen Borchert", einer jungen Frau, die 2008 auf der Gorch Fock vermißt und Tage später tot aus dem Meer geborgen wurde. Gegendert wird in diesem Film nur selten, nur bei dem Wort Kadettin.

Im TV Morgen (Programmbeilage des MM) heißt es zu dem heute im Ersten gelaufenen Film: "Eines Nachts geht sie während ihrer Schicht über Board." [sic] und "Die Dokumentation erzählt von dem Schicksal der jungen Kadettin Jenny Böken und ihrer Familie, die aus ungeklärten Gründen ertrank." Gar so schlimm war es nun doch nicht, nicht die ganze Familie ist damals ertrunken.

Der Spielfilm und die anschließende Dokumentation waren bedrückend, sehr offen, stimmten sehr nachdenklich, machten auf mich nicht den Eindruck, daß etwas vertuscht werden sollte. Letztlich bleibt ungeklärt, wohl für immer, ob es sich um Mord, Selbstmord oder ein selbst- oder fremdverschuldetes Unglück handelte.

Aber eins hat der Film meiner Meinung nach, zwar kaum mit Absicht, aber trotzdem sehr deutlich, gezeigt: Es ist einfach ein Unding, ich finde, geradezu ein Verbrechen, Frauen die Teilnahme an militärischen Diensten (ausgenommen Innendienste) zu gestatten.

So, wie man vielleicht manchmal auch noch in modernen Gesellschaften Männer per Gesetz in ihrem Hochmut bremsen muß, so muß man halt auch Frauen gesetzlich vor ihrem eigenen Übermut schützen. Es gibt nun einmal objektive, biologisch bedingte Unterschiede und Grenzen. Wirkliche Gleichberechtigung gibt es nur, wenn man das anerkennt und beachtet, aber nicht durch sprachlichen Genderquatsch und Frauenquoten.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 23.03.2017 um 22.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34740

Welche Version ist besser?

[1] Vor mir sehe ich sie, die Bürgerinnen und Bürger, die sich den neuen Entwicklungen in Gegenwart und Zukunft wirklich stellen und den Vereinfacherinnen und Vereinfachern und den Verführerinnen und Verführern mit der Kraft der Vernunft begegnen. Sie widerstehen dem traditionellen politischen Extremismus, verschließen aber auch die Augen nicht vor neuem Populismus und auch nicht vor der Demokratieferne, dem Nationalismus oder Islamismus unter Teilen unserer Einwanderinnen und Einwanderer. Sie unterstützen den Dialog mit unseren engeren und weiteren Nachbarinnen und Nachbarn, wollen aber auch nicht hilflos werden gegen Destabilisierungsversuche von außen, egal ob sie durch offene Provokationen oder anonyme Cyberattacken erfolgen. Demokratinnen und Demokraten wissen: Freiheit ist notfalls auch dadurch zu verteidigen, dass sie für die Feindinnen und Feinde der Freiheit begrenzt wird.

[2] Vor mir sehe ich sie, die Bürger, die sich den neuen Entwicklungen in Gegenwart und Zukunft wirklich stellen und den Vereinfachern und Verführern mit der Kraft der Vernunft begegnen. Sie widerstehen dem traditionellen politischen Extremismus, verschließen aber auch die Augen nicht vor neuem Populismus und auch nicht vor der Demokratieferne, dem Nationalismus oder Islamismus unter Teilen unserer Einwanderer. Sie unterstützen den Dialog mit unseren engeren und weiteren Nachbarn, wollen aber auch nicht hilflos werden gegen Destabilisierungsversuche von außen, egal ob sie durch offene Provokationen oder anonyme Cyberattacken erfolgen. Demokraten wissen: Freiheit ist notfalls auch dadurch zu verteidigen, dass sie für die Feinde der Freiheit begrenzt wird.

(https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Bulletin/2017/03/31-3-bpr-gauck-eidesleistung.html)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 21.03.2017 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34731

gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Formen:

Wieder werden Äpfel und Birnen verglichen.
Die "weibliche Form" (auf -in) bezieht sich aufs natürliche Geschlecht, die "männliche Form" jedoch zunächst nur aufs grammatische Geschlecht, welches neutral gegenüber dem natürlichen ist. Erst durch die mutwillige Umdeutung der "PC"-Anhänger wird diese "männliche Form" auch aufs natürliche Geschlecht bezogen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.03.2017 um 04.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34730

Tausendmal so oder ähnlich zu lesen:

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Formen verzichtet, sämtliche Formen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht. (Konrad Adenauer Stiftung)

Für eine bessere Lesbarkeit kann es sein, dass nur eine Geschlechtsform verwendet wird, obwohl alle Geschlechter gemeint sind. (https://www.ausbildung.de/berufe/logopaede/gehalt/)

Man gesteht also ohne weiteres zu:

1. Das generische Maskulinum funktioniert nach wie vor.
2. Es ist besser lesbar.

Meliora probant, deteriora sequuntur. (Anderswo schon zitiert, bleibt aber ewig wahr und erklärt die Hälfte des Weltgeschehens.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 18.03.2017 um 11.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34723

Der Rassenproporz ist in den USA ja auch älter als die Frauenquote. Er spielte bloß hierzulande aus naheliegenden Gründen keine größere Rolle, von den drei Königen einmal abgesehen, wo er jetzt aber abgeschafft werden soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2017 um 08.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34716

Mainstreaming nur für Gender ist inkonsequent. Proporz muß allumfassend sein. Jeder, der A sagt, kann dafür kritisiert werden, nicht auch B gessagt zu haben. Das wird auch weitgehend beherzigt. Werbung für Kinderkleidung zeigt zwei weiße und ein schwarzes Baby, vielleicht noch eins der sinotibetischen Rasse (obwohl es "Rassen" ja gar nicht gibt). Das funktioniert auch ohne verordnete "Charta der Vielfalt". Der Staat kann gar nicht so schnell und wirksam regulieren, wie es Wirtschaft und akademische Welt aus freien Stücken tun.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 17.03.2017 um 07.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34714

Ich habe mich als Liberaler seit langem darüber aufgeregt, daß Konservative den Leuten vorschreiben wollten, wie sie zu leben haben. Die Hysterie, die die politische Linke in bezug auf die Sexualität offenbart, ist aber ebenso erschreckend.

Warum können diese Ideologen nicht akzeptieren, daß Liebe und Sexualität Privatsache sind und keiner staatlichen Förderung bedürfen? Natürlich darf es daneben auch keine staatliche Diskriminierung geben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2017 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34713

Schade auch, dass es keinen lesbischen Moment gibt. Während der Fluch des Schlosses im Film aufgehoben wird, Tassen und andere sprechende Gegenstände sich zu Menschen zurückverwandeln, wird sich geküsst. Da hätte es genug Gelegenheit auch für homosexuelle Küsse gegeben. Der Kinderfilm hat das Potenzial, jungen Menschen sanft und unaufgeregt verschiedene Lebensweisen und Identitätskonzepte zu vermitteln, ohne diese zu problematisieren. Das hat Disney bisher leider versäumt. (FREITAG 17.3.17 über „Die Schöne und das Biest“)

Kein Kinderfilm, ohne daß sich gefragt wird, ob die volle Breite der sexuellen Orientierungen berücksichtigt ist! "Gelegenheiten" gibt es genug.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2017 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34684

Wenn man eine feministische "Magistra Artia", zum Beispiel diese: http://www.gender.lu.se/irina-schmitt, auf die Monstrosität ihrer lateinischen Grammatik hinwiese, würde sie vielleicht sagen, das sei Absicht und solle uns auf die Benachteiligung der Frauen aufmerksam machen. Sie könnte Pusch zitieren: "Die hier vorgeschlagene Umstrukturierung tut dem Sprachsy­stem nicht mehr Gewalt an, als dieses System uns Frauen antut."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.03.2017 um 04.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34682

Der „Stern“ erfindet einen Skandal: Ein Politologe wird vor laufender Kamera von seinen Kindern gestört, schiebt sie beiseite und spricht weiter. Frage: Wo ist der Skandal? Der besteht darin, daß der Professor, wäre er eine Frau, einen Shitstorm ausgelöst hätte. „Wie gesagt, nichts gegen Professor Kelly. Nur mal laut gedacht. Weil ja gerade erst Internationaler Frauentag war.“ (http://www.stern.de/familie/kinder/kinder-stoeren-bbc-interview–waere-professor-kelly-eine-frau–haette-es-einen-shitstorm-gegeben-7363678.html?google_editors_picks=true)
So steckt die Welt voller unentdeckter Skandale. Zum Beispiel: Wäre die Redakteurin ein Mann, hätte sie/er diesen Artikel gar nicht erst geschrieben. Wenn das kein Skandal ist!
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 03.03.2017 um 09.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34631

>Personenbezeichnungen auf -ling gelten als "abwertend".

Als nächstes wird der Zwilling abgeschafft. Ersatz gibt es schon: den Twinn (vom DUDEN empfohlene Schreibweise: mit Doppel-Enn).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.03.2017 um 08.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34629

So oder so steckt dahinter das krampfhafte Bemühen, ja niemandem zu nahe zu treten. Außer dem armen Leser, versteht sich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2017 um 03.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34627

Mir war dieser Text auch aufgefallen, ich führe die verkrampfte Sprache aber auf eine andere Doktrin als das Gendern zurück: Personenbezeichnungen auf -ling gelten als "abwertend". Muster war Lehrling (daher dann der Azubi).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 02.03.2017 um 21.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34626

»Polizeischüsse auf ghanaischen Geflüchteten«

(http://www.spiegel.de/panorama/justiz/hamburg-polizei-schiesst-auf-ghanaischen-gefluechteten-die-hintergruende-a-1136453.html)

Auf der Flucht angeschossen sozusagen. Im Singular ist mit dem »Geflüchteten« PC-mäßig nichts gewonnen, aber das fällt dem Autor gar nicht auf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2017 um 07.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34575

Der US-Präsident hat eine Regelung seines Vorgängers zur Nutzung von Toiletten in Schulen rückgängig gemacht. (Zeit online 23.2.17) (Transsexuelle sollen sich nicht mehr aussuchen dürfen, welche Toiletten sie benutzen.)

Schönes Beispiel für Trumps Tatkraft. Hat die schlappe Merkel sich je um die Klos der Nation gekümmert?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.02.2017 um 18.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34512

Nach wie vor sind viele Abgeordnete nicht glücklich damit, dass es CDU/CSU nicht gelungen war, einen eigenen Kandidaten beziehungsweise eine Kandidatin ins Rennen zu schicken. (SZ 12.2.17)

Ich weiß, um welche geheimnisvolle "Beziehung" es sich handelt. Soll ich es verraten? Es ist das Geschlecht!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2017 um 14.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34353

Die Referenten aus der FAU führen das Gespräch miteinander und mit den Zuhörenden. (Vortragseinladung der Universität)

Aber solange sie zuhören, können sie doch nicht sprechen? Für Zuhörer wäre es kein Problem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2017 um 11.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34352

Die schon zitierte Vorbemerkung der BA-Prüfungsordnung (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=577) ist auch der Habilitationsordnung der Universität Erlangen vorangestellt:

Vorbemerkung zum Sprachgebrauch:
Die Bezeichnung weiblicher und männlicher Personen durch die jeweils maskuline Form in der nachstehenden Satzung bringt den Auftrag der Hochschule, im Rahmen ihrer Aufgaben die verfassungsrechtlich gebotene Gleichstellung von Mann und Frau zu verwirklichen und die für Frauen bestehenden Nachteile zu beseitigen, sprachlich nicht angemessen zum Ausdruck. Auf die Verwendung von Doppelformen oder andere Kennzeichnungen für weibliche und männliche Personen (z. B. Bewerberin/Bewerber) wird jedoch verzichtet, um die Lesbarkeit und Übersichtlichkeit zu wahren. Mit allen im Text verwendeten Personenbezeichnungen sind stets beide Geschlechter gemeint.


Es hat etwas Devotes, besonders weil es von Wissenschaftlern verbreitet wird. Weder Verstand noch Rückgrat, es ist zum Fremdschämen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2017 um 06.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34333

Das BBB-Merkblatt zur sprachlichen Gleichbehandlung von Frauen und Männern (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22899) ist zwar überall verlinkt, besonders an den Universitäten, aber über das Bundesverwaltungsamt selbst scheint es nicht mehr erreichbar zu sein.

Ich finde den Text besonders aufschlußreich, weil es sprachphilosophische und linguistische Fragen, über die man sich in der Wissenschaft den Kopf zerbricht, muftihaft für längst beantwortet erklärt. Das ist typisch für den Erfolg der Lobbyarbeit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2017 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34322

Das mühsam erzeugte private und privatwirtschaftliche Engagement für die historischen Stadt- und Ortskerne sowie das hohe Maß bürger/innenschaftlicher Identifikation mit ihnen würden versiegen. (Prof. Bajohr, Uni Düsseldorf)

Bürger*innenschaftliches Engagement (Die Linke Berlin)

Im oftmals sehr persönlichen und freund*innenschaftlichen Verhältnis, werden Kritik und Beschwerden erschwert. (Jusos Berlin)

Der Irrtum, den Derivationsstamm für maskulin zu halten, eint die Linken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.01.2017 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34315

Wie Ministerin Schwesig immer betont, soll das Lohngleichstellungsgesetz mehr Gerechtigkeit "für Frauen und Männer" schaffen. Dann wird sich kein Mann mehr darüber beschweren, daß er mehr verdient als seine Kollegin.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 31.12.2016 um 09.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34196

Die beim Bier in Bayern üblichen Ausschankmengen sind weiblich: die Halbe, die Maß.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 31.12.2016 um 09.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34195

Nicht zu vergessen die Schorle!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2016 um 07.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34189

Die Genuszuweisung ist schwach semantisch motiviert, und kein neuerer Linguist läßt sich die Bemerkung entgehen, daß alkoholische Getränke maskulin sind (paßt zu uns Kerlen). Dummerweise ist das alkoholische Getränk schlechthin neutrum: das Bier, und das nichtalkoholische Getränk schlechthin (für die weibliche Begleitung) maskulin: der Saft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2016 um 05.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34167

Vor allem die neuen Verfahren der Hirnforschung zur funktionellen Bildgebung zeigen in aller Deutlichkeit, dass jede Form subjektiven Erlebens im Gehirn seine objektive, das heißt, physiologische Entsprechung hat. (Politische Studien 385/2002)

Hier sieht man noch einmal sehr schön, wie zwei dazwischentretende Nichtfeminina die Genusrektion durcheinanderbringen.

(Im selben Heft des CSU-Blattes schimpft ein Politologe auf die Regierung Schröder wegen ihrer Zurückhaltung im Irakkrieg – aus heutiger Sicht lesenswert. Reinhard C. Meier-Walser: Editorial: „Deutschland – Allein zu Haus“ – Rot-Grün hat die transatlantischen Beziehungen beschädigt und Berlin international isoliert.)
(www.hss.de/uploads/tx_ddceventsbrowser/politische_studien_385.pdf)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2016 um 16.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34141

Eine österreichische Feministin schreibt:

„Die Feministische Linguistik hat gezeigt, dass die Verwendung des generischen Maskulinums im Deutschen dazu führt, dass Frauen durch die Sprache vergessen oder absichtlich ausgeschlossen werden. Dies ist noch immer in allen Bereichen des öffentlichen Diskurses erkennbar und, trotz aller Bemühungen, auch in allen Bereichen der Wissenschaft. So würde man erwarten, dass in dem vermutlich generisch gemeinten Titel Die wichtigsten Philosophen (Grabner-Haider 2006) durchaus auch Philosophinnen Platz hätten. Dem ist jedoch nicht so, die Philosophinnen wurden für dieses Überblickswerk also entweder als nicht wichtig genug erachtet oder schlichtweg vergessen.“

Gibt es Philosophinnen? Mir fällt gerade keine ein. Das ist übrigens kein Makel, wie ich nach meinen Bemerkungen über Philosophie nicht noch einmal zu erklären brauche. Über die Rechtschreibreform diskutieren ja, wie man sieht, auch nur Männer. Das alles liegt aber nicht am generischen Maskulinum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.12.2016 um 06.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#34050

In der FAZ vom 8.12.16 zeigt die Juristin Judith Froese, daß die Leichte Sprache sich nicht mit dem Gendern vereinbaren läßt. Sie führt auch das „Handbuch der Rechtsförmlichkeit“ an. Knapp und klar. (http://www.faz.net/aktuell/politik/staat-und-recht/gendergerechtigkeit-exklusion-durch-inklusion-14563961.html)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2016 um 05.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33977

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30044

Wenn Sie mit Lann Hornscheidt Kontakt aufnehmen wollen, verwenden Sie bitte respektvolle Anreden, die nicht Zweigeschlechtlichkeit aufrufen. Bitte vermeiden Sie zweigendernde Ansprachen wie "Herr ___", "Frau ___", "Lieber ___", oder "Liebe ___". Es gibt nicht die eine richtige und gute Anrede, sondern es bedarf respektvoller neuer Anredeformen – ich freue mich auf Ihre kreativen anti-diskriminierenden Ideen.

Falls Sie nicht kommunizieren, sondern nur Ihre Irritation zurückwerfen wollen, statt sie als Impuls für sich zu benutzen über eigene Normen und Weltbilder nachzudenken, dann schicken Sie dies bitte an folgende Mail-Adresse: hatemail.an.hornscheidt@gmail.com

Oder – Sie nehmen sich die Zeit, um was Nettes und Respektvolles stattdessen an eine Person Ihrer Wahl zu schreiben – und schauen mal, wie sich eine solche Handlung anfühlen würde.

Lann Hornscheidt gibt keine Lehrveranstaltungen mehr an der Humboldt-Universität.

(https://www.gender.hu-berlin.de/de/zentrum/personen/ma/1682130)

Im „curriculum vitae“ (http://www.lannhornscheidt.com/home/curriculum-vitae/) kann man den "wandernden Unterstrich" besichtigen. Mir ist nicht klar, wie man Professor an der HU sein kann, ohne seinen Lehrverpflichtungen nachzukommen. Erstaunlich auch, was für Auslassungen die HU auf ihrer Website duldet (s. o.).
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 18.11.2016 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33879

Auf Ö1 kommt heute wieder »Intrada«, eine Sendung, in der österreichische Musiker vorgestellt werden. Untertitel: »Österreichs Musizierende im Porträt«. In Sachen PC sind und bleiben die Öschis Spitzenreitende.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 05.11.2016 um 22.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33774

Aber da im faz.net rauh mit h und sogenannt ein Wort, also nach etwas eigener Art:

Politisch korrekt oder unsäglich? Sogenanntes Gender-Deutsch treibt Befürworter und Gegner auf die Barrikaden. Der Ton an den Unis wird rauher.
 
 

Kommentar von Serjosha Heudtlaß, verfaßt am 05.11.2016 um 21.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33773

Die FAZ bringt einen (recht oberflächlichen) Artikel zum „Gender-Deutsch“:
http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/campus/gender-deutsch-an-unis-professx-trifft-student-innen-14511321.html?printPagedArticle=true

Darin findet sich auch die folgende Passage:
„Die Münchner Frauenbeauftragte Margit Weber setzt jedoch darauf, dass sich die Menschen an die neuen Begriffe gewöhnen, wie sie auch die Rechtschreibreform akzeptiert hätten.“

Es sollen also wohl wieder die bewährten antidemokratischen Methoden zum Einsatz kommen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2016 um 07.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33722

Die "Tagespost" vergleicht das Gender mainstreaming mit der Rechtschreibreform:

Dabei ist die Willfährigkeit der Kultusminister deprimierend und empörend zugleich. Anscheinend fürchten sie nichts so sehr wie den Vorwurf der Unzeitgemäßheit. Wir erleben die gleiche Tragödie wie vor zwanzig Jahren mit der Einführung der „Rechtschreibreform“: Ein Grüppchen von „Experten“ kann einem ganzen Volk seinen Willen aufzwingen, weil es zuständigen Ministern an Widerstandskraft fehlt(e). „Totalschaden für die Orthographie“, war ein Artikel in der FAZ zum 20. Jahrestag der Einführung der „Rechtschreibreform“ überschrieben. Sie habe „die Anzahl der Fehler vervielfältigt, was zu bleibenden Defiziten führt“, hieß es darin. Die einzige Lösung aus der Misere bestehe „in einer Rückkehr zur Schreibung von 1996. Das allerdings wird ganz gewiss nicht geschehen, denn dann müssten die Kultusminister, die fahrlässig und ahnungslos eine Rechtschreibreform beschlossen, öffentlich ihren Fehler rückgängig machen“ (Heike Schmoll).
Die Hauptursache für solche fatalen Fehlentscheidungen ist mangelnde Sachkenntnis, die durch Hinzuziehung von Experten ausgeglichen werden muss. Deshalb entscheidet sich alles an der Frage, nach welchen Kriterien die ratgebenden und damit auch mitentscheidenden Experten ausgewählt werden. Hier lassen es deutsche Kultusminister wie bei der Rechtschreibreform, so auch jetzt bei der Entscheidung über den Inhalt des Sexualkundeunterrichts an Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein fehlen. Nur so ist es zu erklären, dass es immer wieder Außenseiter sind, die den größten Einfluss gewinnen.

 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 21.10.2016 um 00.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33602

Müßte man nach Eisenberg nicht eigentlich jn. aufmerksammachen schreiben ...?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.10.2016 um 14.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33601

Rundmail der Universität

Vergabe von Gender-Lehraufträgen und Forschungsanschüben

Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich möchte Sie auf die finanzielle Förderung von Gender-Lehraufträgen und Drittmittel- Forschungsprojekten mit thematischem Gender-Bezug aufmerksam machen.
Die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie finanzieren aus eigenen Mitteln (5.000 Euro pro Jahr) jeweils zwei Lehraufträge sowie einen Anschub für zwei Forschungsprojekte pro Jahr, um hiermit einen Beitrag zur Schaffung einer geschlechtersensiblen Forschung und Lehre zu leisten.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.10.2016 um 06.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33556

Bei Facebook kann man zwischen 50 bzw. (für GB) 71 Gender-Kategorien wählen: http://www.telegraph.co.uk/technology/facebook/10930654/Facebooks-71-gender-options-come-to-UK-users.html
In Deutschland zwischen etwa 60. Matthias Heine sagt mit Recht, das werde nicht reichen, und berichtet, daß Hirschfeld 43.046.721 sexuelle "Zwischenstufen" errechnet habe.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 13.10.2016 um 19.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33531

In der Südd. Zeitg. vom 13.10.16 steht im Feuilleton ein interessanter Artikel über "Die Feminisierung des Polnischen". Ich halte ihn deswegen für bemerkenswert, weil dieser Vorgang der erste mir bekannte in der slawischen Sprachfamilie ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2016 um 06.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33505

Bei Bodo Kirchhoff stoße ich zum erstenmal auf Frisösinnen – warum nicht, es gibt ja auch die hier schon erwähnten Diakonissinnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2016 um 04.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33493

Es wäre ein Treppenwitz, wenn Trump wegen einer lange zurückliegenden frauenverachtenden Äußerung zu Fall käme und nicht wegen seines gegenwärtigen Seins und Wesens. Er war ja immer derselbe, Überraschendes kommt nicht zutage. Seine Anhänger haben ihn so weit kommen lassen und tun nun so fassungslos, wie sie über sich selber sein müßten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.10.2016 um 19.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33460

Zu Reff gibt der Duden als typische Verwendung "er ist ein langes Reff". In Wirklichkeit ist "altes Reff" häufiger und typischerweise auf Frauen bezogen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.10.2016 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33437

Zwischen Genus und Flexionsklasse gibt es eine lockere Beziehung, durchkreuzt vom natürlichen Geschlecht zum Beispiel.
Ich wollte nicht wörtlich zitieren, sondern frühere Erörterungen wiederaufgreifen, die der Ansicht galten, sowohl Adjektive als auch Substantive hätten Genus (oder das "Merkmal" Genus), nur einmal offen, einmal "inhärent", verdeckt, "covert" (was für ein Wort!).
Anders gesagt: "hortus ist maskulin" bedeutet etwas ganz anderes als "amoenus ist maskulin". S. auch hier: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1448#32705
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.10.2016 um 20.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33436

In dem Zitat wird nicht behauptet, daß das Adjektiv ein Genus habe. Was soll man allerdings von einer »overten Markierung« halten, die unzuverlässig ist? Es gibt ja auch lateinische Substantive, die auf a enden und trotzdem Maskulina sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2016 um 18.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33435

Noch ein Beispiel für die Fehldeutung von "Genus":

"Im Lateinischen ist am Nomen puell-a, 'Mädchen', durch die Endung -a overt das Merkmal Genus (nämlich Femininum) markiert. Das ist auch innerhalb einer einzigen Sprache nicht immer durchgehend der Fall: puer, 'Junge' trägt keine overte Markierung für das Genus Maskulinum. Dennoch ist, z.B. durch Hinzutreten eines Adjektivs klar, dass es sich um ein Maskulinum handelt: puer stult-us. Hier ist das Merkmal Genus also nicht overt realisiert, sondern dem Nomen inhärent oder covert."
(https://de.wikipedia.org/wiki/Overte_Markierung)

Beim genusflektierten Adjektiv bedeutet "Genus haben" etwas ganz anderes als bei nicht genusflektierten Substantiv. Hier ist es keine gehemnisvolle verdeckte Eigenschaft, sondern die schlichte Rektion (wie der Kasus beim Verb).
 
 

Kommentar von Thedor Ickler, verfaßt am 01.10.2016 um 16.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33429

So sei sie als "Küsten-Barbie" betitelt worden und Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) habe über sie gesagt, sie solle nicht so weinerlich sein. Das sei "nichts Weltbewegendes, aber damit fängt es an", sagte Schwesig. (focus.de 1.10.16)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.09.2016 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33385

Das soll allerdings Satire sein, auch wenn sie schon einen mächtigen Bart hat.

Unter nordbayern.de lese ich gerade:

Geburtstag mit Gabriel: SPD Nürnberg feiert seinen 150. Ehrentag
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 26.09.2016 um 20.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33384

Antrag [der Ratsfraktion der Linken in Flensburg]:

Ab sofort werden Arbeitsgeräte/-mittel aus allen Arbeitsbereichen der Stadt Flensburg genderneutral bezeichnet. Dies gilt insbesondere für grammatisch mit maskulinem Artikel („der“) bezeichnete Arbeitsgeräte/-mittel:

• Bezeichnungen, die Berufsbezeichnungen nachgebildet sind: der/die ScannerIn, der/die ComputerIn, der/die BleistiftanspitzerIn, der/die KopiererIn, der/die StaubsaugerIn usw.
• weitere Bezeichnungen sollten bestehenden Doppelformen kreativ nachgebildet werden: der/die Papierkorb/-körbin, der/die Briefkopf/-köpfin, der/die AbfalleimerIn usw.
[Warum nicht PapierkörbIn und BriefköpfIn?]

Ausgenommen davon sind Nomen,..

• die mit einem Nominalisierungssuffix (-keit, -heit, -ung usw., insbesondere wenn sie dabei den femininen Artikel „die“ tragen) gebildet werden, z.B. die Sitzung, die Tagesordnung usw.
• die grammatisch einen neutralen Artikel („das“) tragen: das Papier, das Dokument usw.
• die einen Ort bezeichnen (der Flur, die Kantine, die X. Etage, der Wartebereich usw.)

https://ratsinfo.flensburg.de/sdnetrim/Lh0LgvGcu9To9Sm0Nl.HayIYu8Tq8Sj1Kg1HauCWqBZo5Ok4KfyIfuCWt8Ur4Ri2Pe-Hd.CYt8Wm5Sm4LeyGavEZs9Tn8Sr1Ni1MbyIar9Ur8Si3RgzGhuHcGJ/Beschlussvorlage_LINKE_RV-109-2016_1.–Ergaenzung.pdf
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 15.09.2016 um 17.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33314

"Der Haferflock":
Manchmal ist es aber auch nicht eindeutig: der Zeh ~ die Zehe
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.09.2016 um 17.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33313

Mira Kadric, Klaus Kaindl, Hg.: Berufsziel Übersetzen und Dolmetschen Grundlagen, Ausbildung, Arbeitsfelder. UTB 2016

(Ein Produkt aus Österreich; alle Beiträge mit Binnen-I durchgegendert, deshalb von der Übersetzerzeitschrift MDÜ ausführlich gelobt; die Rezensentin ärgert sich über vereinzelte generische Maskulina und bedauert, daß das Buch nicht wie ein früheres derselben Autoren ganz im generischen Femininum gehalten ist.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.09.2016 um 14.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33305

Die "Rüde" Morgensterns ist ein Sprachscherz wie der "männliche Briefmark" bei Ringelnatz. Als unsere Jüngste noch sehr klein war, stocherte sie mit dem Löffel in ihrem Hafermüsli und sagte dann ganz ernst mit vorwurfsvollem Blick: "Da fehlt ein Haferflock!" Der Genuswechsel gehörte sicher nicht zu ihrem Scherz, sondern Haferflocken wird praktisch nur im Plural gebraucht, so daß der korrekte Singular für ein Kind gar nicht leicht zu bilden ist. Zur Erklärung vgl. Anna Wierzbicka über "Oats and wheat".
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.08.2016 um 19.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33102

Wenn die Konzernsprache seit »Langem« Englisch ist, kann von sprachlicher Vielfalt bei Siemens jedenfalls keine Rede sein.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.08.2016 um 19.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33101

"Diversity" kann auch Signalübertragung gleichzeitig auf mehreren Wegen bedeuten, wobei der Empfänger sich das stärkste Signal aussucht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.08.2016 um 17.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33100

Diversity ist eines der beliebtesten Ziele in den Strategien der Unternehmen – doch im Alltag spielen vielfältige Teams kaum eine Rolle. Das muss sich ändern.
Wer weltoffen sein will, muss sich mit möglichst unterschiedlichen Menschen umgeben. Das gilt für Menschen wie auch für Konzerne: „Nicht zuletzt weil wir viele internationale Kunden haben, wollen wir diese Vielfalt auch in unserer Mitarbeiterschaft spiegeln“, findet Bettina Volkens, Personalchefin der Lufthansa.
Auch Siemens-Personalvorstand Janina Kugel betont: „In einer Gruppe von sieben bringt jedes neue Mitglied eine Veränderung mit sich, und die Vielfalt ist entscheidend.“ Und es ist bereits mehr als drei Jahre her, als der damalige Henkel-Chef Kasper Rorstedt sagt: „Konzernsprache ist seit Langem Englisch. Wir brauchen große Diversität.“
(Wirtschaftswoche 12.8.16) Weiter hier:
http://www.wiwo.de/erfolg/beruf/diversity-management-unbeliebte-quote/13997224-2.html

Am Ende weiß man kaum noch, was Diversität bedeutet oder vielmehr nicht bedeutet. Ich möchte vor allem auf die neue Verwendung von vielfältig hinweisen: vielfältige Teams (dazu ein Foto: zwei Männer und zwei Frauen)

Kürzlich ließ Siemens in Erlangen eine Woche lang eigens angefertigte Regenbogenfahnen wehen, um sich zur Diversity zu bekennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2016 um 04.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33077

„Auch Männer werden in Deutschland diskriminiert.“ Das sagt der erste Männerbeauftragte, Matthias Becker in Nürnberg. Eigentlich waren die Frauenbeauftragten schon in Gleichstellungsbeauftragte umbenannt worden, aber nun zeigt sich, daß das nur Sprachkosmetik war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2016 um 04.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33047

Die wenigsten kennen das Gedicht Morgensterns, aus dem einer der meistzitierten Halbverse stammt:

Die unmögliche Tatsache

Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Straßenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.

»Wie war« (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
»möglich, wie dies Unglück, ja –:
daß es überhaupt geschah?

Ist die Staatskunst anzuklagen
in bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?

Oder war vielmehr verboten,
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln, – kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht –?«

Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!

Und er kommt zu dem Ergebnis:
»Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil«, so schließt er messerscharf,
»nicht sein kann, was nicht sein darf.«


Morgenstern hat bekanntlich nicht nur die Rüde, sondern noch viele andere Tiere erfunden.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 08.08.2016 um 00.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33046

Lieber Herr Markner,

Sie haben ja grundsätzlich recht. Aber die Wortfelder sind nicht etwas Starres, einem isolierten Wort Inhärentes. Die Bedeutung eines Worts, also seine Wortfelder, hängt von dem textlichen und tatsächlichen Zusammenhang ab. Deshalb geht es bei der Frage der „wörtlichen Übersetzung“ nicht um isolierte einzelne Wörter, sondern um Texte. Die Frage „Was ist die ‚wörtliche Übersetzung‘ von friend?“ erscheint mir daher wenig sinnvoll.

Der Zusammenhang kann dazu führen, daß ursprünglich unterschiedliche Wortfelder des fremdsprachlichen und des deutschen Worts deckungsgleich werden. In diesem Fall kann man von einer „treffenden“ Übersetzung sprechen. Gelingt es nun, in einem Text, also einer Wortfolge, jedes Wort durch ein treffendes zu ersetzen und zugleich den Sinn des Gesamttextes richtig zu übertragen, dann kann man sehr wohl von einer „wörtlichen Übersetzung“ sprechen.

Das ist, wie ich meine, bei der fraglichen Äußerung von Bill Clinton der Fall. Es ist offenkundig, daß er friend hier im Sinn gebraucht, denn Sie als „Freund (M/F)“ bezeichnen, also als generisches Maskulinum. Ebenso offenkundig wird Freund in der wörtlichen Übersetzung in derselben Bedeutung gebraucht. Deshalb halte ich daran fest, daß man hier mit Fug und Recht von einer wörtlichen, ja wortwörtlichen Übersetzung reden kann.

Natürlich stutzt man als Deutscher für einen Moment bei dieser Übersetzung, da hat Herr Wrase ja schon recht. Aber auch der Angelsachse stutzt für einen Moment bei der englischen Urfassung. Das ist ja die Pointe der Aussage, die sonst geradezu unerträglich banal wäre.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 07.08.2016 um 23.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33045

Einfachste Erklärung: Morgenstern wußte nicht, was ein(e) Rüde ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.08.2016 um 19.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33042

Ja, das Versmaß ist es. Daran hatte ich zwar gedacht, aber den Gedanken wieder verworfen, weil die Taktanzahl sowieso ganz unterschiedlich ist:
4 - 4+1/2 - 4
3+1/2 - 5 - 6

Wenn er wollte, hätte er z. B. mit der einfachen Änderung
Er allein ist frisch wie'n junger Rüde!
sowohl den Rhythmus als auch die Verslänge und schließlich die Grammatik besser hinbiegen können.

Aber daß er augenzwinkernd nur so tut, als erforderten die Trochäen sozusagen eine "Rüdin", das paßt ganz genau zu Morgenstern, diesen Gedanken finde ich sehr einleuchtend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2016 um 16.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33041

Von einem Witz würde ich hier auch nicht sprechen, es ist eher das Absurde wie in anderen Morgensternschen Gedichten, also am ehesten Sprachwitz. Er tut auch noch so, als sei er um des Verses willen dazu gezwungen.
Man könnte auch an "die Drohne" denken.
Aber letzten Endes kann ich auch nicht erklären, warum gerade dieser Dichter mich so zum Lachen reizt; es muß mit meiner kindlichen Natur zusammenhängen.

Robert Gernhardt trifft es auch manchmal.
 
 

Kommentar von Hugo, verfaßt am 07.08.2016 um 15.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33040

Herr Riemer, es dürfte schlicht am Versmaß liegen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.08.2016 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33039

Ich gäbe etwas darum zu verstehen, warum Morgenstern "eine junge Rüde" und nicht "ein junger Rüde" schreibt, zumal es dem Witz, den ich an sich zu verstehen glaube, nicht abträglich wäre, im Gegenteil, es höbe eine Irritation auf. Irgendetwas muß mir hier entgehen. Ich weiß, nichts ist öder als Witze zu erklären, aber vielleicht erbarmt sich jemand meiner.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2016 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33033

Seit Jahren versuche ich meiner Frau das folgende Gedicht vorzulesen, schaffe es aber wegen Lachkrampf nie:

Christian Morgenstern:

Der vorgeschlafene Heilschlaf

Palmström schläft vor zwölf Experten
den berühmten Schlaf vor Mitternacht,
seine Heilkraft zu erhärten.

Als er, da es zwölf, erwacht,
sind die zwölf Experten sämtlich müde.
Er allein ist frisch wie eine junge Rüde!

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2016 um 07.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33032

Ich möchte den etwas heftigen Kutschera nicht unbedingt verteidigen, aber in evolutionstheoretischen Schriften sind beliebter Kürze halber teleologische und quasi-deontische Ausdrucksweisen üblich, weil der Verfasser darauf vertraut, daß man sie richtig (naturalistisch) versteht.
 
 

Kommentar von Georg Hilscher, verfaßt am 04.08.2016 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33012

Die besten Verteidiger der Gender Studies sind immer noch ihre Gegner. Sie mögen im wesentlichen recht haben, aber wenn sie vom „Gender-Wahn“ reden und die „Gender-Ideologie als Gesellschaftskrebs“ (http://de.richarddawkins.net/articles?tags=Genderismus) bezeichnen, dann nimmt mich das immer sehr für die andere Seite ein. Wer sich sicher ist, völlig im Recht zu sein, könnte sich auch leisere Worte erlauben.
Richtig düster wird’s, wenn Kutschera sich um die Renten Sorgen macht, weil die Deutschen nicht mehr genug Kinder bekommen. Schuld daran sind unsere „Homo-Lifestyle-Society“ und vor allem die „vermännlichten (meist lesbischen) Damen“, die so dreist sind, mit „leichte[n] Büro- bzw. Bla-Bla-Tätigkeiten“ „viel Geld [zu] verdienen“ und „subordinierten Männern die eigentliche Arbeit [zu] übertragen“! Frauen als Vorgesetzte von Männern, vor allem aber Frauen, die das gleiche machen wollen wie Männer: Was für ein Verstoß gegen die natürliche Ordnung! Denn: „In lebenden, das heißt kinderreichen Gesellschaften, haben die Geschlechter  –  evolutionär bedingt  – grundverschiedene, sich ergänzende Rollen zu erfüllen.“ Ja, richtig gelesen: Die Evolution führt nicht einfach dazu, daß die Geschlechter verschiedene Rollen erfüllen, nein, sie haben die zu erfüllen, da folgt tatsächlich mal aus einem Sein ein Sollen.
Solche Beiträge (http://de.richarddawkins.net/articles/lebende-gesellschaften-und-aussterbende-gender-unisexmenschen) machen es mir ziemlich leicht, die Gender Studies doch ein klein wenig liebzuhaben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.08.2016 um 06.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#33007

Eine Sammlung von Beiträgen zur Gender-Debatte:

http://de.richarddawkins.net/articles?tags=Genderismus
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.08.2016 um 04.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32986

Man kann alles (Sinnvolle) übersetzen, aber nicht immer auf der wörtlichen Ebene. Im vorliegenden Falle haben wir es, wie Herr Markner gerade zusammengefaßt hat, einerseits semantisch mit dem Stamm friend-/freund- zu tun, andererseits grammatisch mit dem Genus- und Sexusproblem. Für beide Inkongruenzen hat der Übersetzer seine Routinen, aber manchmal bleibt es auch einfach so stehen und befremdet dann den Leser mehr oder weniger.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 02.08.2016 um 00.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32985

Die Wortfeldgrenzen entsprechen sich nicht genau, weshalb die Übereinstimmung trügerisch ist. friend kann Freund (M), Freund (M/F) oder Freundin (F) bedeuten. Daher She is my best friend auch dann, wenn eine Frau von ihrer sprichwörtlichen »besten Freundin« spricht. Freundin wiederum bedeutet friend oder girlfriend.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 02.08.2016 um 00.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32984

Lieber Herr Markner,
bitte begründen Sie das etwas näher.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.08.2016 um 23.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32983

Diese Wortwörtlichkeit ist eine bloß scheinbare (wie strenggenommen immer, aber hier ganz offensichtlich).
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 01.08.2016 um 23.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32982

Die Übersetzung eines Worts hängt bekanntlich vom Zusammenhang ab. Hier geht es aber nicht um das einzelne Wort „friend“, sondern um einen bestimmten Satz in einem bestimmten Zusammenhang: „I married my best friend.“ In dem gegebenen Zusammenhang ist dieser Satz eindeutig. Genauso eindeutig ist in diesem Zusammenhang auch die wortwörtliche deutsche Übersetzung: „Ich habe meinen besten Freund geheiratet.“

Die hier vorgeschlagenen deutschen Paraphrasen sind daher schlicht redundant.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 31.07.2016 um 21.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32969

AE my great friend Dick – BE: Richard
AE completely awesome – BE: quite nice
usw.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 31.07.2016 um 18.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32968

Zu #32964 "Was ist die "wörtliche Übersetzung" von «friend»?"
Diese Frage könnte man nur in einem längeren Artikel beantworten. Ich weiß nicht, wie es im brit. Englisch ist, aber hier in Amerika sage ich - wie die andern auch - "friend" für Leute, die ich deutsch "gute Bekannte" nennen würde. Aber ich sage nicht "good acquaintance(s)", denn das würde doch irgendwie beinhalten, daß ich die Bezeichnung "friend(s)" absichtlich vermeide, etwas, was ich wiederum aus guten Gründen zu vermeiden versuche. Nun, when in Rome, ...
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.07.2016 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32967

Erschwerend kommt hinzu, wenn Vornamen erlaubt sind, die keine Aussage über das Geschlecht enthalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2016 um 07.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32964

Was ist die "wörtliche Übersetzung" von friend?
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 29.07.2016 um 23.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32944

Ob Freund oder Freundin, für Christian Goiny von der CDU Steglitz-Zehlendorf ist das alles kein Problem. Auf Facebook stellt er sich so vor: Christian Goiny, MdA, PolitikerIn.

Wie ging das noch mit dem kategorischen Imperativ? Dann wäre Hitler DiktatorIn. StalIn auch.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 29.07.2016 um 18.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32942

In dem Zusammenhang, in dem Clinton das gesagt hat, kann man es sehr wohl wörtlich übersetzen. Es war ja klar, daß er von Hillary sprach. Wäre es anders gewesen, hätte er sich kaum so ausgedrückt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 29.07.2016 um 16.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32937

"Sie war mein bester Freund, bevor ich sie geheiratet habe." Danach siehts ja leider oft anders aus.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 29.07.2016 um 12.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32935

"We were married in that little house on October the 11th, 1975. I married my best friend. I was still in awe after more than four years of being around her, at how smart and strong and loving and caring she was, and I really hoped that her choosing me and rejecting my advice to pursue her own career was a decision she would never regret."
=> Wir heirateten in jenem kleinen Haus am 11. Oktober 1975, und ich hatte damit/so meinen besten Freund geheiratet / und ich heiratete damit/so meinen besten Freund. Nach über vier Jahren ...
Viele amerikanische Sprecher, auch sehr gebildete Sprecher, benutzen das Plusquamperfekt nicht so philologisch-akribisch, wie ich das manchmal gern hätte; aber man versteht schon, was gemeint ist (wenn auch doch nicht in jedem Fall). Aber daß es das Plusquamperfekt praktisch gar nicht mehr gibt, wie manche Englischlehrer hier leichtsinnig behaupten, das stimmt auch nicht. Die Zeitenfolge drückt man aber viel öfter durch einfache Nebenordnung aus, wenn nötig mit entsprechenden Zeitadverbien, weniger mit der Verwendung des Plusquamperfekts.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 29.07.2016 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32934

Sie war mein bester Freund, bevor ich sie geheiratet habe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.07.2016 um 08.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32932

Ich habe den Menschen geheiratet, der mein bester Freund war.
Oder: die Frau, die mein bester Freund war

Im Prädikatsnomen ist das generische Maskulinum unauffälliger. Dabei geht allerdings verloren, daß sie es immer noch sein könnte.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.07.2016 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32931

Ich habe meine beste Freundin geheiratet finde ich – als Übersetzung – sehr fragwürdig. Es entsteht der Eindruck, es werde die Auswahl unter allen Frauen betrachtet, zu denen Bill Clinton eine Beziehung hatte. Bei I married my best friend wird dagegen die Auswahl unter allen Menschen betrachtet, zu denen Bill Clinton eine Beziehung hatte, einschließlich der Männer. So empfinde ich es jedenfalls. Im Deutschen könnte das besser durch ein generisches Maskulinum ausgedrückt werden: Ich habe meinen besten Freund geheiratet.

Noch ein anderer Aspekt. Daß Bill Clinton unter allen Frauen diejenige geheiratet hat, die am besten zu ihm paßt, ist sozusagen nichts Besonderes, das wäre kaum mitteilenswert. Das wollte er nicht sagen. Er wollte nach meinem Verständnis sagen: Sie war für mich auch das, was (normalerweise) für einen Mann der beste Freund ist – oder (normalerweise) für eine Frau die beste Freundin. Gemeint war also eher die Rolle des besten Freundes, die seine Frau ausfüllte, obwohl sie eine Frau war. Im Deutschen könnte das wiederum besser durch Maskulinum ausgedrückt werden: Ich habe meinen besten Freund geheiratet.

Ich habe meinen besten Freund geheiratet klingt aber so irritierend, daß man lieber Ich habe meine beste Freundin geheiratet sagt. Aber dann ist es nicht mehr das, was Clinton meinte.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.07.2016 um 22.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32924

Man kann es übersetzen – fragt sich nur, wie gut. Ich habe meine beste Freundin geheiratet ist schon akzeptabel und jedenfalls besser, als es das irritierende Ich habe meinen besten Freund geheiratet wäre. Denkbar wäre aber z. B. auch In ihr habe ich meinen besten Freund geheiratet, wenngleich das nicht die schlichte Einfalt des Originals hat.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 28.07.2016 um 19.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32923

In seiner Rede beim Parteitag der Demokraten sagte Bill Clinton über seine Heirat:
I married my best friend.

Das kann man nicht ins Deutsche übersetzen, wie mir scheint. Aber wenn man müßte, wie soll man es übersetzen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2016 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32894

„Lieber erträgt man durchgeknallte Theorien, als dass man sich mit der Gleichstellungsbeauftragten anlegt.“ (FAS 24.7.16)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.07.2016 um 07.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32882

Damaris Nübling hat sich 2013 in einem Vortrag u. a. mit dem neutralen Genus weiblicher Eigennamen beschäftigt, das besonders in westdeutschen Regionen üblich ist, vgl. dazu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1365#20910.

„Neutrale Streicheleinheiten gibt es nur für solche Frauen, die sich im männlichen Kontrollbereich aufhalten, also in Haus und Hof: Es ist die domestizierte, die ungefährliche, verwandte, befreundete, junge Frau, das Mädchen, das ins freundliche Neutrum tritt. Frauen, die dies jedoch nicht sind, die womöglich als Konkurrentin in den beruflichen Aktionsradius des Mannes „eindringen“ und sich dort seiner Kontrolle entziehen (oder gar ihn kontrollieren), werden mit dem sexuskongruenten Femininum bezeichnet. Solche „gefährlichen“ Frauen werden also grammatisch ernstgenommen, hier gilt die sonst – und bei Männern immer – übliche Sexus-Genus-Kongruenz."

Mag sein. Aber es ist eben Deutung, und es gibt Bedenken. Werden Frauen in den betreffenden Regionen anders behandelt als im übrigen deutschen Sprachgebiet, und wenn nicht: was bedeutet es dann für die ganze Konstruktion? Natürlich ist das Geschlechterverhältnis überall auf der Welt unsymmetrisch, wie die biologischen Funktionen, an die man kaum noch zu erinnern wagt, obwohl sie das Sinnen und Trachten der Menschheit seit Millionen Jahren beherrschen. Als Konkurrentin und Partnerin auf dem Arbeitsmarkt tritt die Frau erst in neuester Zeit auf, und die dialektal gefärbte Umgangssprache kann sich nicht sofort darauf eingestellt haben.

Außerdem wäre zu berücksichtigen, daß die Verweigerung des natürlichen Geschlechts zu den bekannten Mitteln der Herabsetzung gehört, daher die Memme, die Schwuchtel (nur Männer), der Hausdrache, das Reff (nur Frauen) usw., eine lange Liste.

Nübling widmet sich dann dem anderswo bereits erwähnten, äußerst despektierlichen Merkel. Schmähungen der Bundeskanzlerin sind in den primitiveren Blogs (Foren von "Welt", "Focus" usw.) tatsächlich ungemein häufig und unterschreiten jedes Niveau. Abgesehen davon sollte man aber mitbedenken, daß der Name Merkel sich formal zur mutwilligen Deutung als Diminutivum anbietet, daher auch gelegentlich, wie von Nübling erwähnt, das Schäuble, aber natürlich nicht das Kohl. Manche Giftzwerge glauben nun wunder was geleistet zu haben, wenn sie die Bundeskanzlerin das Merkel (oder eben Mutti) nennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2016 um 13.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32804

Ich habe unsere bisherige Diskussion so verstanden, daß es nicht um Begrapschen in der Öffentlichkeit geht, sondern um erotische Beziehungen vom Flirten bis zur Ehe, daher auch mein Zitat jenes Juristen und die literaturgeschichtlichen Erinnerungen. Es ist anzunehmen, schlimmstenfalls zu befürchten, daß der eiserne Besen der (feministisch belebten) Justiz hier in eine unaufhebbare Zweideutigkeit der erotischen Sprache hineinfährt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.07.2016 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32803

Nein, wer sowas machte, war seinen Job nicht mit Sicherheit los. Lehrer und Pfarrer beispielsweise wurden oft nur versetzt (und das nicht unbedingt gleich beim erstenmal). Die Ächtung hielt sich in scheinheiligen Grenzen.

Die Rechtslage mag nun geringfügig verändert sein, doch wird auch künftig im Zweifel für den Angeklagten entschieden werden müssen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.07.2016 um 11.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32802

Die sechs Gesetzesvorschläge sind sehr gut.
Aber, jetzt machen Sie mich nicht irre, lieber Herr Virch, Vergewaltigung und Kindesmißbrauch wurden ja auch schon immer streng bestraft, oder etwa nicht?
Bei dem neuen \"Nein heißt nein\" geht es doch vor allem ums Begrapschen u.ä., sicher kam das auch früher vor, aber die gesellschaftliche Ächtung war abschreckend genug, daß solche Vorfälle die absolute Ausnahme blieben. Wer sowas machte, war seinen Job doch mit Sicherheit los.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.07.2016 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32801

Nein, in Deutschland wurden Frauen schon immer begrapscht, vergewaltigt und als Kind mißbraucht, und zwar die meisten (Feministinnen haben da genaue Zahlen). Damit ist jetzt endlich Schluß. Dumm, daß nicht schon früher jemand auf die Idee gekommen ist, „nein heißt nein“ in Gesetzesform zu gießen. Das Verfahren könnte auch anderen Unsitten ein Ende bereiten, zum Beispiel der Raserei auf Deutschlands Straßen. Dafür wären nur sechs neue Gesetze nötig: 30 heißt 30, 50 heißt 50, 70 heißt 70, 100 heißt 100, 120 heißt 120 und 130 heißt 130.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.07.2016 um 01.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32799

Ich falle aus allen Wolken.
Nein hieß bisher gar nicht nein?
Bisher durfte man also Frauen immer, sogar öffentlich, beliebig begrapschen, anfassen, belecken, ...
Habe ich mich etwa die ganze Zeit ganz umsonst beherrscht?
Weiß vielleicht jemand, ab wann das neue Gesetz in Kraft tritt?

Nein, es muß wohl anders sein, wir hatten bisher eine Kultur, in der bestimmte Dinge einfach selbstverständlich waren. Es mußte nicht alles schwarz auf weiß gesetzlich geregelt und mit hohen Strafen sanktioniert werden. Die gesellschaftliche Ächtung bei Verletzung bestimmter Tabus war Strafe genug.

Das ist nun überholt. Hoch lebe die bunte Kultur!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2016 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32798

Übrigens: Nein heißt nein, aber was heißt nicht doch!? (Vgl. http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=593)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2016 um 04.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32795

Rechtzeitig in Erinnerung gebracht! Das Sträuben der Frau gehörte damals (?) zum Verführungsspiel, ist auch in der Kunst unendlich oft dargestellt. Es war die Bedingung, unter der Lust und Sittsamkeit vereint werden konnten.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 08.07.2016 um 21.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32794

Herr Staatsanwalt, übernehmen Sie:

https://www.youtube.com/watch?v=NTgcwny1PnU

Ludwig van Beethoven Der Kuß Lyrics
Ludwig van Beethoven Lyrics
Ludwig van Beethoven Fotos
Ludwig van Beethoven Tabs
Der Kuß Songtext
By Christian Felix Weiße (1726-1804)

Ich war bei Chloen ganz allein,
Und küssen wollt ich sie.
Jedoch sie sprach,
Sie würde schrein,
Es sei vergebne Müh.

Ich wagt' es doch und küßte sie,
Trotz ihrer Gegenwehr.
Und schrie sie nicht?
Jawohl, sie schrie,
Doch lange hinterher.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.07.2016 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32783

Die Einzelheiten des neuen Sexualstrafrechts setzen unvermeidlicherweise die pornographische Phantasie in Gang. Ein Jurist erläutert, was das neue Gesetz bedeutet:

„Ein Mann macht von einer Frau einvernehmlich Nacktfotos. Dann bittet er sie, sich für die Aufnahmen nach vorne gegen eine Wand zu lehnen. Plötzlich dringt er unvermittelt in sie ein. Die Frau ist perplex und wehrt sich nicht. Bislang war der Mann dafür schwer zu belangen. Künftig ist das einfacher, weil der Täter nach der neuen Gesetzgebung das fehlende Einverständnis des Opfers durch die Überraschung missachtet hat.“ (Süddeutsche Zeitung 7.7.16)

Frage: Wozu muß es Nacktfotos von Frauen in Primatenkopulationsstellung geben? Was heißt: "Die Frau ist perplex und wehrt sich nicht"? Bleibt sie wie ein Gorillaweibchen "nach vorne gegen die Wand" gelehnt? Könnte ein Mann, zumal wenn die Versuchung auch für ihn selbst erst nachträglich entsteht, dieses Verhalten nicht als Zeichen der Einwilligung deuten, ein bißchen über das Fotografieren hinauszugehen? Wie echt ist die "Überraschung"? Hätten die Beteiligten vorher schriftlich festlegen sollen (am besten mit Notar), bis wohin die Einvernehmlichkeit reicht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2016 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32772

Die Sprachwandlerin – Luise F. Pusch. Zurufe von Freundinnen und Weggefährtinnen. Göttingen:Wallstein 2014.

Zu den Freundinnen gehört auch Anatol Stefanowitsch. Er schreibt über das generische Femininum, das er befürwortet, aber nicht selbst verwendet.
Er teilt mit, daß die Promotionsordnung Informatik am KIT seit 2006 das generische Femininum benutzt.

S. aber hier: https://www.informatik.kit.edu/2008.php – generisches Maskulinum; im Text von 2006 heißt es:

Vorbemerkung zum Sprachgebrauch
Aus Gründen der Lesbarkeit ist in dieser Satzung nur die weibliche Sprachform gewählt worden.
Alle personenbezogenen Aussagen gelten jedoch stets für Frauen und Männer gleichermaßen.


Das kann man nicht einmal als echtes generisches Femininum bezeichnen. Es wirkt mehr wie ein Gag, und es ist auch fraglich, ob die Fakultät das zehn Jahre später noch so machen würde. Übrigens studieren am KIT im Bereich Informatik nur 10,5% Frauen (https://www.informatik.kit.edu/1649.php).

Für das größte Hindernis hält Stefanowitsch „die Angst der Männer vor sprachlichem Bedeutungsverlust“. Dafür beruft er sich allerdings im Gegensatz zu seiner sonstigen Argumentation nicht auf empirische Untersuchungen. Solche Unterstellungen müssen in seinen Augen wohl nicht begründet werden; hier genügt die richtige Einstellung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2016 um 08.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32771

Die anhaltende Debatte über "Nein heißt nein" hat unvermeidlicherweise etwas Peinliches. Einerseits soll der Tatbestand in Gesetzesform gegossen werden, andererseits ist er, wie jeder und jede sofort erkennt, rational nicht recht erfaßbar. Man muß, um die Empirie zur Geltung zu bringen, beinahe bekenntnishaft aussagen, daß die "Sprache des Begehrens" (brrrr!) nicht besonders logisch ist. Manche bejahen das Nein usw.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.06.2016 um 15.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32742

Amüsant sind manchmal die Beispiele im Netz, z. B. bei Wikipedia unter Gerundivum:

die auf den Anstand zu nehmende Rücksicht

Man nimmt doch keine Rücksicht auf den Anstand, sondern auf irgendetwas, und diese Rücksicht ist dann der Anstand.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2016 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32741

Bei der Herleitung des "Gerundivs" (http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23659) ist auf jeden Fall zu beachten, daß das zu eigentlich nur aus dem Infinitiv stammen kann. Die frühneuhochdeutsche Grammatik von Ebert et al. (S. 328) geht darauf nicht ein, erwähnt nur, daß eine zu erwartende (!) Zwischenform *die zu erledigenne Sache bisher nicht belegt ist. Die ganze Konstruktion sowieso erst in der Kanzleisprache des 17. Jahrhunderts.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2016 um 06.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32717

Berufsrückkehrende und sogenannte „Aufstocker“ (Beziehende aufstockender Leistungen nach dem SGB II)

Wie schon mehrmals gezeigt, behält das substantivierte Partizip I Beziehender die Rektion des Verbs, während das Nomen agentis (Bezieher) nur ein Genitivattribut zuläßt.

Der Aufstocker entzieht sich bisher weitgehend dem Gendern.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.05.2016 um 15.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32714

Wie kommt es eigentlich, daß diese linken Korrektheitsfanatiker einfach so hinnehmen, daß alle Dinge wie Stadtführer, Flaschen- und Dosenöffner, Staubsauger, Salz- und Pfefferstreuer, Schrauben- und Korkenzieher usw. mit männlichen Begriffen bezeichnet werden? Suggeriert man damit nicht, daß alle wichtigen Dinge männlich sind, was wiederum bedeutet, daß dem männlichen Geschlecht die Hauptrolle im Leben zukommt? Werden damit nicht Frauen auch zumindest indirekt diskriminiert?

Als Marburger Studierender würde ich jedenfalls auf einem, nein, auf einer, oh Gott, das geht alles nicht, also ich würde auf mindestens zwei Studierendenstadtführenden bestehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2016 um 07.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32713

An allen (?) deutschen Hochschulen ist der "Studierendenschaftsbeitrag" einführt worden, ohne Widerstand, schon weil die "Studierendenschaften" wie seit je links dominiert sind, solche Sprache also für fortschrittlich halten. Die Stadt Marburg drückt den Studenten einen "Studierendenstadtführer" in die Hand.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2016 um 07.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32712

Es ist vielleicht ganz interessant, daß Panini, der keine gesonderte Wortart Adjektiv kennt, die Geschlechter so einteilt: stri- (weiblich), pum- (männlich) und na-pumsaka (neutral); die ersten beiden faßt er als a-na-pumsaka zusammen, also nichtneutral). (Ich habe die Bindestriche eingefügt, um die Wortbildung durchsichtig zu machen.) Das alles wie immer nur aus rein technischen Gründen, um gewisse Regeln an anderen Stellen der Grammatik möglichst einfach formulieren zu können.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.05.2016 um 09.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32706

Es gibt vielleicht mehr weibliche Fans als männliche, ganz zu schweigen von Transfans, aber wie soll man sie geschlechtergerecht nennen? Fanin ist belegt, verstößt aber gegen andere Regeln, Fannin wäre konsequent. Oder Fanny in beiden Geschlechtern?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.05.2016 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32619

In seinem Buch „Das Hohe Haus“ kritisiert Roger Willemsen die Abgeordnete Bettina Kudla (CDU/CSU), weil sie sagt: „Lassen Sie mich als letzter Redner der Debatte einige wichtige Punkte zusammenfassen“ – aber nicht wegen des Nominativs, sondern wegen des generischen Maskulinums: „Wählt erst mal Rednerinnen, die sich selbst nicht 'Redner' nennen.“ (S. 132; Auszug hier: https://books.google.de/books?id=ctlvAgAAQBAJ&pg=PT86&lpg=PT86&dq=%22w%C3%A4hlt+erst+mal+rednerinnen%22&source=bl&ots=TH8CF1UOpF&sig=-FjhFcx_IvgS-PQ8ujvytb_45ls&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiu3Jfq9OPMAhXJKiwKHTuYBd4Q6AEIIzAA#v=onepage&q=%22w%C3%A4hlt%20erst%20mal%20rednerinnen%22&f=false)

Natürlich ergäbe sich bei der femininen Form wieder das Problem, daß Kudla zwar letzte Rednerin war, jedoch auch kein männlicher Nachfolger mehr vorgesehen war. Jedenfalls hatte Willemsen die feministische Sprachregelung verinnerlicht, und das wirkt im Zusammenhang etwas unter Niveau. Allerdings macht der Beobachter des Bundestages aus der Verteilung seiner Sympathie kein Geheimnis.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2016 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32554

Im Buch von 1957 gebraucht Skinner durchgehend he, him. In drei Fällen steht she, her, aber da bezieht es sich eindeutig auf zuvor erwähnte Mädchen – mutmaßlich eine seiner beiden Töchter, seine Hauptinformantinnen. Nur einmal heißt es: The new-born (!) child is not conspicuously patient or prudent, but to some extent it seems to acquire such an admirable character as soon as named.
 
 

Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 10.05.2016 um 22.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32551

B. F. Skinner beispielsweise verwendet im (relativ kurzen) Manuskript der Vorlesungen über Verbal Behavior (1948) überwiegend "it", wenn er sich auf "child" bezieht. Und zwar in mindestens sieben Fällen (sogar "the child itself"), etwas weniger oft "he", aber nur einmal "she", wo auch wirklich ein Mädchen gemeint ist.

(Es wäre interessant zu vergleichen, wie er's damit in der Buchausgabe von 1957 hält.)

Aus Gesprächen mit britischen Eltern weiß ich, daß die meisten dieses "it" für ein Kind unangemessen, gar unmöglich finden; für Babies allerdings, deren Geschlecht (etwa im Kinderwagen) nicht ersichtlich sei, zumindest mündlich akzeptabel, jedenfalls denkbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2016 um 21.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32550

Vielleicht weil auch Kinder Personen sind. Ich habe aber schon gezeigt, daß die Entwicklung in der entgegengesetzten Richtung weitergeht: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19160

"Gendern" ist also eigentlich "Sexualisieren". Und zwar als "Mainstreaming"...
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 10.05.2016 um 18.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32549

Warum nicht einfach "it"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2016 um 11.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32544

In einem Aufsatz von Sidney Hook aus den fünfziger Jahren lese ich gerade: As soon as the child is born he is subjected to some experience. - Heute ist das fast undenkbar. Die meisten nehmen die Substantivgruppe mit she wieder auf, viele auch mit he or she. Sind sie deshalb weniger vorurteilsbehaftet als ihre älteren Zeitgenossen? Die geschlechtergerechte Rede ist anders, weniger ungezwungen, bekenntnishafter, aber sie ist nicht gerechter gegenüber den Frauen, weil ihre Sprecher es nicht sind.
Sprachwissenschaftler haben kaum das Recht, den feministischen Umgang mit der Sprache zu kritisieren, weil sie größtenteils mitmachen oder schweigen, wie bei der Rechtschreibreform. Ihre berufsständischen Organisationen sind sogar führend, haben sich die verkrampfte Redeweise frühzeitig selbst verordnet.
 
 

Kommentar von B. Z., verfaßt am 10.05.2016 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32541

Gunnar Schupelius über Hiat und Sternchen:

http://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/eine-gruene-politikerin-erklaerte-mir-wie-sie-diskriminierungsfrei-spricht
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2016 um 04.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32467

Wenn jemand glaubt, das Erstglied Kanzler- könne keine Frau bezeichnen, was hat es dann mit Kanzlerinnendemokratie (z. B. FAS 1.5.16) auf sich? Dann kann der Plural auch keinen Singular bezeichnen, und das Wort schließt ein, daß der nächste Bundeskanzler wieder eine Frau sein wird.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.05.2016 um 12.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32466

Im Polnischen gibt es folgende förmliche Anreden: pane – der Herr (Vokativ von pan); pani – die Dame (Vokativ); panowie – Damen und Herren; panstwo – Herrschaften (Damen und Herren). Vi – Ihr (statt Sie) nur unter Freunden und Bekannten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2016 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32465

Wenn z. B. jemand nachdenkt, was sie in einer bestimmten Situation tun soll, gelten die kognitiven Prozesse, die zur Handlungsentscheidung fuhren, als psychologisch interessant. Wenn sie dann aber tut, was sie sich überlegt hat, gilt die Handlung selbst nur noch als mehr oder weniger triviales Ergebnis dieser Prozesse. (Wolfgang Prinz in Ders., Hg.: Experimentelle Handlungsforschung. Stuttgart 2014:12)

Der absichtsvolle Verstoß gegen die deutsche Grammatik wirkt beflissen. Der Text ist im übrigen keineswegs durchgegendert.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 01.05.2016 um 10.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32464

Noch zu #32290: In anderen Sprachen, z.B. Polnisch, sagt man bei gemischtem Publikum ganz offiziell "Meine Herrschaften".

Nicht nur in anderen Sprachen. Ich selbst benutze es noch manchmal im Gruß, wenn ich gemischten Paaren/Gruppen begegne, allerdings nicht mit dem Possessivadjektiv, sondern mit dem definiten Artikel: Guten Tag, die Herrschaften. Wo ich das herhabe, weiß ich nicht genau. Aber es geht bei mir zusammen mit "Guten Tag, der Herr" und "Guten Tag, die Dame" (ich habe große Schwierigkeit, Namen zu behalten), und ich komme aus Oberschlesien und hatte auch einen Vater, der Mitte vorigen Jahrhunderts durchaus manchmal noch Leute in der dritten Person anredete und Frau K. z. B. fragte: Würde auch das Frau K. gefallen? Hervorgeholt hatte ich wohl "die Herrschaften", weil ich mal das frz. "Bonjour, m'sieurs dames!" gehört hatte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2016 um 08.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32463

Nein heißt nein. Als Sprachwissenschaftler müßte man Einspruch erheben.
Es wird immer Versuche geben, das Kontinuum der Kommunikation durch eingeschlagene Pflöcke zu interpungieren. Ich hatte schon die Backenstreich-Theorie erwähnt. Hierher auch die Eidesformeln und andere Rituale, Ja-Worte usw. – In Institutionen funktioniert es einigermaßen, aber im Alltag kann man die grundsätzliche Mehrdeutigkeit nicht beseitigen, am wenigsten in erotischen Beziehungen. Man kann immer nein sagen, aber meint man es auch immer?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2016 um 04.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32399

Soll sexistische Werbung verboten werden?

Darüber läßt die Bayerische Staatszeitung ihre Leser abstimmen. Da die Wortwahl wertend ist und wie so oft darauf hinausläuft, ob man für das Gute und gegen das Schlechte ist, läßt sich das Ergebnis vorhersagen. Die meisten sind auch für die Abschaffung der Immunität von Abgeordneten (ebd.). Es kommt eben darauf an, ob man die Versuchspersonen darüber aufklärt, was wirklich an den Schlagwörtern hängt.

Man könnte sich jeden Tag an vielen Abstimmungen beteiligen. Unzählige Schreiber sind damit beschäftigt, Meinungen zu haben oder wenigstens zu verbreiten. Das lernen wir ja in der modernen Schule: Am wichtigsten ist es, eine Meinung zu haben (Spitze der Lernzielhierarchie). Im Fernsehen geht's dann weiter. Meiner Ansicht nach sollte sich jeder schämen, eine Meinung zu haben – oder wenigstens, sie zu äußern.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 16.04.2016 um 01.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32297

Die Anrede Liebe Kolleginnen und Kollegen allein hätte ich hier nicht kritisiert. Aber im Zusammenhang mit dem generischen liebe Freunde finde ich schon, daß letzteres mit der vorangestellten Doppelnennung nicht gut zusammenpaßt. Statt Kolleginnen und Kollegen läßt sich leicht die generische Form einsetzen. Eine ähnliche Kombination mit Damen und Herren fände ich weniger anstößig, weil dafür keine generische Form existiert.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.04.2016 um 23.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32292

Gut gegeben. Sagen wir also einfach »Verstoß gegen die Obligatorizität des generischen Maskulinums«. – Übrigens wurde Lübke ja in schmähkritischer Absicht angedichtet, er habe »Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger« gesagt. Aus heutiger Sicht natürlich doppelt verwerflich.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.04.2016 um 22.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32291

Ich würde es nicht Verstoß nennen – es ist einfach keins.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.04.2016 um 22.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32290

In anderen Sprachen, z.B. Polnisch, sagt man bei gemischtem Publikum ganz offiziell "Meine Herrschaften".
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.04.2016 um 21.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32289

»Meine Damen und Herren« – ist das jetzt auch ein Verstoß gegen das generische Maskulinum?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.04.2016 um 14.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32287

Ich habe eine E-Mail erhalten, in der es um die Verabschiedung eines Kollegen in den Ruhestand geht:

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde von Peter,

Dem Absender schien es wohl nicht so recht passend, sich an die "Freundinnen und Freunde von Peter" zu wenden. Warum dann nicht gleich ganz beim generischen Maskulinum bleiben?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 15.04.2016 um 07.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32284

Spiegel Online gestern: "Wenn wir denken, unsere Freiheit hinge davon ab, dass überall Brüste hängen, ist das ein schlechtes Zeichen für unser Frauenbild."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.04.2016 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32248

Die SPD hat sich von "Pinkstinks" beraten lassen. Man sieht dort wie auch in anderen feministischen Kreisen, daß die "Entlarvung der Heuchler" tatsächlich grenzenlos ist. Wer A erwähnt, hätte auch B erwähnen müssen, sonst diskriminiert er. (Determinatio est negatio.) An den Diskussionen der Pinkstinker sieht man, wie alle sich in voraussehbarer Weise verheddern. Gut, wenn man äußere Feinde hat, gegen die man dann wieder einig sein kann. In Deutschland empfiehlt sich der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 10.04.2016 um 01.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32233

Ganz ehrlich: Ich hatte den Eindruck einer Übertreibung erst beim Lesen des Wortes "übertreiben". Die Gendererziehung fruchtet.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.04.2016 um 00.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32232

Würde das ansonsten nicht recht kompliziert oder einseitig?
Unter "geehelicht" findet man Beispiele in beiden Richtungen, von den neuzeitlichen neuen Varianten ganz abgesehen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 09.04.2016 um 22.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32231

»Blonde Schweden ehelichten in Mittelalter und Neuzeit eher andere blonde Schweden als dunkelhaarige Italiener.« (Ronald D. Gerste, welt.de)

Man kann es mit dem generischen Maskulinum auch übertreiben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2016 um 15.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32228

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) will mit einer Gesetzesänderung geschlechterdiskriminierende Werbung verbieten. Das berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Der Entwurf von Maas sieht vor, dass künftig Plakate oder Anzeigen unzulässig sein könnten, die Frauen oder Männer auf Sexualobjekte reduzieren. Im Streitfall würde ein Gericht die Entscheidung treffen.

Die SPD hat ihre Pläne nach den Übergriffen an Silvester in Köln formuliert. Das deutet darauf hin, daß die Darstellung der Frau künftig radikal muslimischen Normen entsprechen soll, um muslimische Männer nicht in Versuchung zu bringen. Man wird darauf achten müssen, daß die schwarze Verhüllung des ganzen Körpers keine allzu attraktiven Augen frei läßt.
Die Modebranche hat sich auf Berufskleidung zu beschränken (Vorsicht! Manche Männer haben einen Krankenschwester-Fetisch), Kosmetik darf nicht beworben werden. Der Unterschied der Geschlechter entspricht einem überholten und verbotenen Klischee. Niemand darf eine Vorliebe für das vermeintlich andere Geschlecht zum Ausdruck bringen (Diskriminierungsverbot).
Aber es gibt Auswege, so daß Rechtsanwälte sich schon mal die Hände reiben können. Welche Werbung „reduziert“ Frauen auf Sexualobjekte? Eine „Frau als Sexualobjekt“ – das klingt nicht schön. Eine „attraktive Frau“ bedeutet zwar dasselbe, klingt aber schon viel besser.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 09.04.2016 um 08.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32224

dpa-genderiertes Unterbewußtsein: "Berlin (dpa [09.04.2016]). Die Grünen sollten sich nach Ansicht ihres Bundestagsfraktionschefs Anton Hofreiter für 2017 eine Koalition mit der Union offenhalten, trotzdem aber jetzt einen Abgrenzungskurs fahren. Mann sollte keinen Kuschelkurs mit der Union fahren, sagte Hofreiter der «Rheinischen Post» vor dem Kleinen Parteitag heute in Berlin."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.04.2016 um 04.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32179

Die Uni Erlangen lädt zum "Boys' Day" ein. Thema sind die Flüchtlinge. Man könnte meinen, es gehe dabei recht kämpferisch zu, so viele "Herausforderungen" gibt es:

Wie leben (jugendliche) Flüchtlinge in Erlangen, und welche Herausforderungen müssen sie in ihrem Alltag bewältigen?

Herausforderung – Erlebnis- und Kennenlernspiele
Beim gemeinsamen Spielen meistern wir verschiedene Herausforderungen. Das kann das (bessere) Kennenlernen der anderen Teilnehmer oder das gemeinsame Bewältigen einer Aufgabe sein.


Das Bewältigen einer Aufgabe kann man schlecht Aufgabe nennen, deshalb praktischerwiese "Herausforderung", da merkt man die Tautologie nicht gleich.

Außer den Diversity-Leuten sind auch die muslimischen Theologen beteiligt:

Die Propheten als Flüchtlinge – Die Flüchtlinge als Propheten
In jeder Buchreligion wird die Flucht von Propheten und Gläubigen als Erfahrung thematisiert. Ob Abraham, Moses, Jesus oder Mohammed, alle waren für einen Moment ihres Lebens Flüchtlinge und mussten ihre Heimatstädte verlassen. Als Flüchtlinge hat man sie empfangen, weil sie den Frieden mitbrachten! Heutzutage sind Millionen von Menschen aus Kriegsregionen zu uns nach Deutschland geflohen. Sie bringen den Wunsch nach Frieden mit. Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, den Frieden gemeinsam in Dankbarkeit zu gestalten.

Dr. Tarek Badawia, Elham Daniela Mazloum, M.A., Department Islamisch-Religiöse Studien
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2016 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32149

Manchmal staune ich über die Unmenge von Büchern, die man dem Genre "Wanderhuren"-Romantik zuschlagen könnte. Von Frauen für Frauen, immer sehr dickleibig und wie geschaffen für opulente Kostümfilme. Bin darauf gestoßen, weil eine amerikanische Freundin meinen Frauen mit der Serie "Outlander" in den Ohren liegt. Sie haben mich davor gewarnt, das würde mich als Mann nicht interessieren. Gewissermaßen das weibliche Spiegelbild des Westerns. Es wäre ganz interessant zu untersuchen, welche Merkmale der hollywoodmäßigen Gleichmacherei entgehen. Muskelmänner in Schottenröckchen allein sind es nicht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2016 um 08.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32117

Zweieiige Zwillinge heißen fraternal twins, daher: Mental rotation in female fraternal twins (Uni Düsseldorf) usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2016 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32107

Kappa Kappa Gamma is a women's fraternity, because it was founded before the term "sorority" came into use. (Wikipedia)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2016 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#32106

Als Gabalier am 22. Juni 2014 beim Großen Preis von Österreich die Österreichische Bundeshymne in der bis 2012 gültigen Version mit der Zeile „Heimat bist Du großer Söhne“ ohne die 2012 gesetzlich festgelegte geschlechtergerechte Änderung sang, wurde er unter anderem in einem Brief der Grünen, von der Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und der Ex-Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) kritisiert. In den Medien gab es wochenlange Diskussionen darüber. Gabalier forderte im Zusammenhang damit eine Rückkehr zum alten Text. In einem Interview meinte er: „Ich bin sehr für Frauenrechte. Aber dieser Gender-Wahnsinn, der in den letzten Jahren entstanden ist, muss wieder aufhören.“
Bei der Überreichung des Amadeus 2015 für den Best Live Act ließ Gabalier mit dem Satz „Es ist nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl heute noch auf ein Weiberl steht“ aufhorchen. Dies löste vielerorts Kritik aus, aber auch Unterstützung durch den Extremsportler Felix Baumgartner und FPÖ-Politiker.
(Wikipedia)

Eigentlich kann ja jeder singen, was er will. Und Heterosexualität wird sich nie beseitigen lassen, auch wenn man sich tunlichst nicht mehr dazu bekennen sollte.

Die Feministische Linguistik nimmt an der angeblichen Frauenfeindlichkeit des Liedes Anstoß. Das Motto: „Alle Menschen werden Brüder“ lege entweder die Interpretation nahe, dass Frauen keine Menschen seien, oder die Interpretation, dass Frauen sich vermännlichen müssten, um in den „Bruderbund“ einbezogen werden zu können, indem sie nicht „Schwestern“, sondern „Brüder“ würden. Eines der programmatischen Bücher der Feministischen Linguistik von Luise Pusch hat den Titel: „Alle Menschen werden Schwestern“. (Wikipedia)

Aber eigentlich ist schon Tochter aus Elysium anstößig, legt es doch nahe, daß man nur mit Frauen Spaß haben kann. Es gibt noch viel zu tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2016 um 17.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31985

Die Rechtschreibreformer haben früh begriffen, daß sie die Staatsmacht für sich gewinnen mußten, dann würden alle wissenschaftlichen Einwände wirkungslos verhallen. So "holten sie sich den Auftrag", wie einer von ihnen treuherzig berichtet.

Ähnlich haben es die Feministinnen gemacht. So sind wir zu UNESCO-Richtlinien gekommen, mit sehr weitreichenden Auswirkungen:https://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/.../eine_sprache.pdf

Beispiel:

Wer das nicht akzeptiert, der muss selbst einen Vorschlag machen.

Dies soll ersetzt werden durch:

Wird das nicht akzeptiert, muss selbst einen Vorschlag machen.

So steht es da, seit vielen Jahren, ich kann es nicht ändern. Übrigens wird auch empfohlen, das Pronomen man zu vermeiden, das erklärt vielleicht manches. Auch Mannschaft ist natürlich verpönt (Team).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.03.2016 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31956

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26144

Der Unsinn steht auch nach Jahren immer noch so da; ich zitiere dazu, wie die angeführte Buchreihe sich vorstellt:

Geschlechter Interferenzen

Buchreihe im LITVERLAG

Herausgegeben von Corinna Bath, Hanna Meißner, Stephan Trinkaus und Susanne Völker

‚Geschlecht‘ ist ein Begriff, der auf sehr verschiedene Dimensionen und Bedeutungsgehalte verweist: auf symbolische Geschlechterordnungen und Wissensordnungen, institutionalisierte Geschlechterverhältnisse, auf Subjektivierungsweisen und Selbstverhältnisse, auf Identitäts-, Sexualitäts- oder Körperkonstruktionen, ebenso auf Kategorien der sozialen Strukturierung, Differenzierung, Disziplinierung und Hierarchisierung als auch auf etwas, das in keiner Kategorie, keiner Konstruktion ankommen wird. Geschlecht ist insofern auch ein Begriff des Zwischen, eines Übergangs, der keinem dieser Bereiche ganz angehört.
In dieser Reihe soll Geschlecht in einem solchen weiten Verständnis als paradigmatisches Feld begriffen werden, in dem und über das sich Übersetzungen, Grenzziehungen und überschreitungen, Prozesse der Konstituierung soziomaterialer Phänomene, also ganz generell des ‚Arbeitens‘ am Vorstellbaren, Intelligiblen, Möglichen durch den Ausschluss des Unvorstellbaren, Unmöglichen, analysieren und begreifen lassen.
Interferenzen beziehen sich nicht auf ein Original. Während Reflexionen das Gleiche an einem anderen Ort spiegeln, stellen Interferenzen heterogene Muster vielfältiger Verschiebung dar, die gleichzeitig gegensätzliche Positionierungen ermöglichen. Mit dem Begriff ‚Geschlechter Interferenzen’ möchten wir dem Umstand Rechnung tragen, dass ‚Geschlecht‘ kein Feld an sich ist, es generiert mit anderen soziomaterialen Erscheinungen mehr oder weniger dauerhafte, kohärente oder flüchtige, schillernde Muster, Überlagerungen, Störungen, Bewegungen, Wellen, Dynamiken, die Gegenstand unterschiedlichster Disziplinen und Wissensformationen sind, zwischen denen wiederum – mit Blick auf ‚Geschlecht’ – Resonanzen oder produktive Dissonanzen entstehen können.
Im Fokus dieser Reihe, die unterschiedliche Wissenschaftsverständnisse und -kulturen zu den interferenten Beziehungen und Artikulationen von ‚Geschlecht‘ befragen will, steht die kritische Beleuchtung der Zusammenhänge von Praktiken, Materialisierungen, Wissensformen und Handeln/Handlungsfähigkeit. Inwiefern kann ‚Geschlecht‘ Teil einer kritischen Bewegung/Praxis sein, die beständig die Grenzen des Wahrnehmbaren und (An)erkennbaren zu erweitern sucht – und die diese Dehnung des Unbestimmten als Handlungsfähigkeit begreift?


(Hanna Meißner nennt sich übrigens Dr.in phil. - wie liest man das?)

Ein andere Mitherausgeberin, Corinna Bath, hat vor Jahren eine feministische ingenieurwissenschaftliche Dissertation vorgelegt: elib.suub.uni-bremen.de/edocs/00102741-1.pdf Die Zusammenhänge zwischen Technik und Gender für mich schwer erkennbar. Als Beispiel könnte man den Abschnitt über die Schreibmaschinentastatur nennen (S. 102ff.). Bei Lesen stößt man auf so wenig Technisches, daß man sich wundert, wie jemand mit einer eher ideologiekritischen, weitgehend aus Literaturbericht bestehenden Arbeit ein "Dr.-Ing." werden kann.
 
 

Kommentar von SP, verfaßt am 29.02.2016 um 22.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31819

Auf der Homepage der stay-Stiftung (.org) lesen wir: * Gendergerechtigkeit ist uns wichtig. Ausschließlich zur besseren Lesbarkeit wird auf dieser Internetseite die männliche Form für alle Personen verwendet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.02.2016 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31817

Müller, ein bekennender Frauenförderer, hätte gerne eine weibliche Bank-Chefin gehabt. (FAS 28.2.16)

Als das generische Maskulinum noch unangefochten galt, war es leichter, solche Albernheiten zu vermeiden: es gab weibliche Bank-Chefs (jedenfalls sprachlich).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.02.2016 um 04.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31815

Das erwähnte Gender-Heft des "fluter" feiert vier führende Feministinnen, darunter Butler:
http://www.fluter.de/de/154/thema/13911/
Die Zusammenfassung ihrer Lehre ist wahrscheinlich lesbarer als die Originaltexte. Ich frage mich gerade deshalb, wie man die jugendlichen Leser mit so etwas allein lassen kann.
Die Bundeszentrale hatte Butler immer wieder mal zu Wort kommen lassen:

http://www.bpb.de/apuz/26764/zwischen-den-geschlechtern
http://www.bpb.de/apuz/135431/soziologische-dimensionen-von-geschlecht?p=all

Es müßte uns auch interessieren, weil Butler viel von Sprache und "Diskurs" redet:

Für Judith Butler, der bekanntesten Protagonistin der Diskurs- beziehungsweise poststrukturalistischen Theorie, ist jede Bezugnahme auf die biologischen und materiellen Bereiche des Lebens eine sprachliche: "Wenn auf das 'biologische Geschlecht' Bezug genommen wird als etwas, was dem sozialen Geschlecht vorgängig ist, wird es selbst zum Postulat, zu einer Konstruktion, die in der Sprache als das offeriert wird, was der Sprache und der Konstruktion vorhergeht." Somit ist auch Geschlecht keine naturgegebene Tatsache, sondern ein Teil des sozialen Körperwissens und der Normen der Geschlechterdichotomie. Der Diskurs weist den Dingen einen Namen und damit eine Bedeutung zu, nicht umgekehrt. Wir können nur in Form von Sprache auf die Welt zugreifen, wodurch wir nie das rein Materielle benennen können, da es im Moment des Bezeichnens schon diskursiv überformt ist. Die diskursive Ordnung ist jedoch keine von außen einschränkende Barriere, sondern die Bedingung dafür, dass wir Begriffe haben. Die Dinge sprechen nicht selbst, wir interpretieren sie. Dadurch ist jeder Blick auf die Welt durch eine zeithistorische, spezifische Brille begrenzt.

So kann auch Geschlecht keine ontologische Tatsache, keine vordiskursive Gegebenheit sein, sondern muss als Effekt von Diskursen verstanden werden.
(Aus Pol. u. Zeitgesch. 2002)

Usw. im Stil Foucaults; man weiß nicht recht, was man damit anfangen soll. (Die Apposition im ersten Satz ist auch bemerkenswert.)

"fluter" faßt zusammen:

Judith Butler ist eine Art „Superstar der Theorie“, und deshalb ist es manchmal schwierig, sie auf Anhieb zu verstehen. Ihre Forderung ist jedoch eigentlich ganz einfach: Geschlechtsidentität muss als etwas Veränderbares verstanden werden, denn die eine richtige Identität gibt es eben nicht. Gar nicht so abwegig, oder?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2016 um 15.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31772

Man sollte meinen, daß ein Artikel zum 60. Geburtstag von Judith Butler nicht allzu schwer zu schreiben sein kann, aber Dietmar Dath bringt es in der FAZ wieder mal fertig, das Gegenteil zu beweisen. (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/geisteswissenschaften/die-umstrittene-natur-der-sache-judith-butler-wird-60-14086548-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2; vgl. auch http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25081)
Im Deutschlandradio wurde denn auch sogleich auf Daths "onduliertes Geburtstagsständchen" hingewiesen, was zwar komisch klingt, aber nicht unbegründet scheint.
Boshafte Leser könnten meinen, ein klar geschriebener Artikel über Butler sei nicht möglich außer als Verriß.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.02.2016 um 17.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31735

Bei Wikipedia gibt es zwar noch einen Eintrag "Studentenbewegung" (https://de.wikipedia.org/wiki/Westdeutsche_Studentenbewegung_der_1960er_Jahre), intern verlinkt ist er jedoch als "Studierendenbewegung", z. B. unter "Klaus Holzkamp".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.02.2016 um 06.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31679

Frauen sind was Wunderbares, aber wenn es um ihre Verschönerung geht (ein Derivat des Fortpflanzungsverhaltens), scheinen sie für sprachliche Manipulation besonders anfällig zu sein, ja geradezu gierig danach, sich etwas vormachen zu lassen. Wenn es nicht wirkte, würde die Industrie nicht Milliarden dafür ausgeben, um noch mehr Milliarden einzunehmen:

Sinnbild ewiger Schönheit und unvergänglicher Ausstrahlung, schenkt müder Haut neue Energie. Das kostbarste Element der Essence OR, 24-karätiges Gold, revitalisiert die Haut, glättet und macht sie zum schönsten Accessoire. Bernstein-Extrakt spendet ebenfalls Energie und hat einen Detox-Effekt. Tri-Peptide mit einem botox-ähnlichen Effekt lassen das Gesicht entspannt und sanfter aussehen. Der Pflanzenextrakt Centella asiatica stimuliert die Kollagensynthese und wirkt straffend.
Or Revitalisant (1 x 2,5 ml)


(Die Tinktur kostet über 4000 € pro Liter, die Herstellung vielleicht nur ein paar Cent, wer weiß?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.02.2016 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31620

Frauen schneiden überall besser ab als Männer, nur auf einem Gebiet nicht: beim Zusammenbauen von Ikea-Möbeln. Das haben skandinavische Forscher herausgefunden. Männer sind selbst dann deutlich schneller fertig, wenn sie die Instruktion nicht lesen. Ich vermute aber, daß sie gerade deshalb schneller sind. Text und Zeichnung sind oft eine zusätzliche Hürde. Männer neigen instinktiv dazu, sich auf die Logik der Sache zu verlassen; eine Musterung der Teile genügt ihnen, um zu wissen, was zu tun ist.
Eine andere Vermutung geht dahin, daß Männer mehr "competitive" sind ("Times"), daher weniger schnell aufgeben. Damit wären wir wieder bei der "erlernten Hilflosigkeit" der Frauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2016 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31549

In der genannten Broschüre wird auch wieder eine Eigentümlichkeit unserer Universität sichtbar, auf die ich schon mal hingewiesen habe. Wenn man Fremdwörter, zum Beispiel aus dem Lateinischen, nicht durchschaut, darf man sie deutsch trennen. Da dies für die Professoren unserer gelehrten Anstalt durchweg vorausgesetzt wird, trennt man stets Konst-ruktion, Rest-riktionen usw.
 
 

Kommentar von Wikipedia, verfaßt am 03.02.2016 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31524

Die Studentenwerke (in Baden-Württemberg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz amtlich als Studierendenwerke bezeichnet) sind [...].
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.02.2016 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31512

Eine Broschüre mit den Reden zum Personalwechsel an der Spitze der Erlanger Universität enthält das Unwort Student nicht mehr. Nur im Namen des Studentenwerks ist es noch enthalten, aber das ist nur noch eine Frage weniger Wochen. Die Pressestelle oder – wahrscheinlicher – alle Redner haben sich schnell und vollständig den Wünschen der politisch Korrekten unterworfen. Es ist ein Lehrstück. Ich kann nicht glauben, daß eine nennenswerte Zahl von Kollegen ihr Tun für richtig hält, dagegen sprechen ja alle Umfragen. Es sind eben alles Feiglinge.
Der neue Rektor versucht sich auch an Mann- und Frauschaft, gewiß halb scherzhaft, aber immerhin hat er sich schon mal abgesichert. (Die "Sprecherrätin" - nicht Sprecherinnenrätin? - verlangt vom Minister die Wiedereinführung der "Verfassten Studierendenschaft". Aber die Studenten interessieren sich gar nicht mehr dafür, wie ja die Wahlbeteilung zeigt. Man will bloß noch mehr Geld abgreifen und politische Karrieren vorbereiten.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.02.2016 um 14.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31508

Ist die Frage, ob es weibliche Studenten gibt, ernst gemeint? Es gibt sogar sehr viele, ich schätze, ungefähr jeder zweite Student ist weiblich. Oder glauben Sie etwa, lieber Herr Strasser, daß nur ungefähr jede zweite Studentin weiblich wäre?
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 02.02.2016 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31507

Man könnte sich auch auf Studenten- und Studentinnenwerk einigen, oder schlicht auf StudentInnenwerk.

Die Vorteile von Innenwerken gegenüber Außenwerken lassen sich schwer bestreiten, oder …
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 02.02.2016 um 13.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31506

Gibt es weibliche Studenten?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.02.2016 um 10.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31505

Der Berliner Senat will das Berliner Studentenwerk in "Studierendenwerk" umbenennen, damit auch Frauen mitgemeint sind. Was halten Sie davon?
Danke für Ihre Stimme.

Sehr gut! Ein weiterer Beitrag zur Gleichberechtigung.
7% [860 Stimmen]

Sinnloser Aktionismus! Ich finde die Debatte total lächerlich.
93% [10762 Stimmen]


(Tagesspiegel)

Es wird natürlich trotzdem gemacht, wie bei der Rechtschreibreform.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2016 um 13.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31494

Wird Studentenwerk in Erlangen zum Studierendenwerk?
ERLANGEN - Heißt das Studentenwerk Erlangen-Nürnberg bald Studierendenwerk? Berlin plant eine solche Umbenennung, andere Bundesländer haben es schon getan. Doch in Erlangen hat man gute Gründe, es beim alten Namen zu belassen.
Das Wort "Studenten" taucht in Schreiben des Studentenwerkes Erlangen-Nürnberg kaum mehr auf. Darauf legt Pressesprecher Uwe Scheer Wert. "Für uns sind geschlechterneutrale Bezeichnungen schon sehr wichtig", sagt er, "wir nehmen das Thema ernst und gehen sensibel damit um." Daher hat die Anstalt des öffentlichen Rechts in ihrem offiziellen Sprachgebrauch die Begriffe "Studenten" und "Studentinnen" auch schon längst größtenteils durch "Studierende" ersetzt.
Aber nun auch noch den Namen selbst in Studierendenwerk umzuwandeln, davon hält Sprecher Scheer nichts. Zum einen, erläutert er, sei die genaue Bezeichnung im bayerischen Hochschulgesetz geregelt — und liege damit also nicht im Ermessen seiner Einrichtung. Zum anderen hält er eine Umbenennung auch nicht für nötig bzw. sogar für kontraproduktiv. Denn das Wort "Studentenwerk" werde gerade von ausländischen Gästen besser verstanden als die Alternative "Studierendenwerk".
Außerdem sei das Studentenwerk nun unter seinem Namen bekannt: "Es ist ohnehin nicht so leicht, den Menschen zu vermitteln, wer wir sind und was wir machen — aber nun haben wir es mit unserem altbewährten Namen doch etwas geschafft." Der Name Studentenwerk stehe nun für eine Marke.
Und letztlich sei das auch eine Kostenfrage. Allein die Umdeklarierung des Geschirrs würde das Studentenwerk Erlangen-Nürnberg bis zu 300.000 Euro kosten. Zusätzlich müsste man alle Visitenkarten, Beschriftungen von Wohnheimen und etwa auch den Schriftzug "Studentenhaus" am Langemarkplatz ändern. "Da muss man fragen, ob die Sache die Summe rechtfertigt oder man das Geld nicht für etwas anderes ausgeben kann", so Scheer.
Das Berliner Studentenwerk jedenfalls will rund 800.000 Euro für die Umbenennung ausgeben. Das sieht der Entwurf zur Änderung des Berliner Studentenwerkgesetzes vor. Bis 2022 sollen Schilder und Stempel ausgetauscht sein. Die Initiative geht auf die dortige Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres zurück.
Berlin ist damit nicht allein. So haben Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hamburg und Rheinland-Pfalz bereits "Studierendenwerke". Doch der Dachverband, betont Studentenwerkssprecher Scheer, bleibt beim alten Namen. "Das ist für uns ein weiterer Grund, nichts zu verändern." 
(nordbayern.de 1.2.16)

Der Widerstand wird nichts nützen, denn der Feminismus ist allmächtig, und die korrekte Gesinnung ist ja durchaus schon vorhanden. Die tägliche Verletzung durch das Geschirr der Mensa ist nicht länger zu ertragen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2016 um 17.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31431

Beim Lesen der FAZ 23.1.16:

Nach einer Umfrage an amerikanischen Hochschulen „werden 13,5 Prozent der Frauen mindestens einmal während ihres Studiums zu Geschlechtsverkehr genötigt, während sie unter Alkohol- oder Rauschgifteinfluss oder anderweitig unzurechnungsfähig sind.“ (Wie viele Prozent der Frauen befinden sich insgesamt wie oft in einem solchen Zustand?)
„‚Es gibt Studentenverbindungen‘, sagt Marissa, ‚von denen jeder weiß, dass die Jungs vor Partys K.-o.-Tropfen in die Bowle mischen.‘“ (Warum gehen die Studentinnen trotzdem hin?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2016 um 10.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31423

Stimmt, ich habe mich verlesen, weil ich von CSB auch noch nie gehört hatte.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.01.2016 um 10.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31390

CSB (was auch immer das ist), nicht CSU. – Der Pressekodex ließe sich noch weiterentwickeln: In Berlin ist gestern nacht eine Person von einer anderen Person vor eine Maschine geworfen worden, was zum Tod einer der beiden Personen führte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2016 um 08.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31389

Die Regensburger CSU will "Lady-Zonen" in Bussen.

Diese Entwicklung ist wohl keine weitere Drehung im Euphemismenkarussell (Weib - Frau - Dame), sondern ein Seitenweg.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2016 um 17.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31350

Dawkins weist beiläufig darauf hin, daß Zauberkünstler fast immer Männer sind, weshalb er in diesem Fall der Notwendigkeit geschlechtergerechter Pronominalisierung enthoben sei. Es gibt auch bei uns Zauberkünstlerinnen, aber verschwindend selten, und nur wenige erreichen größeren Ruhm. Warum ist das so? Ich könnte natürlich sagen, Frauen brauchen nicht zu zaubern, weil sich schon bezaubernd genug sind, aber das wäre doch ziemlich altmännermäßig. Oder scheuen Frauen den uralten Ruf, Hexen zu sein? Voriges Jahr soll der IS einen zaubernden Straßenkünstler geköpft haben. Er glaubt also an Zauberei, wie auch die christlichen Hexenverfolger und das AT ("Hexen sollt ihr nicht leben lassen!").
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kann es auch nicht sein.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 14.01.2016 um 15.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31307

Warum verzichtet man dann nicht lieber gänzlich auf die Angabe des Geschlechts, z. B. wenn man in Formularen eine Anreden angeben soll?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2016 um 13.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31306

Das Herunterspielen des Biologischen zugunsten der gesellschaftlichen "Zuschreibung" bzw. Wahl nimmt in allen Veröffentlichungen zum Thema, auch im neuesten "fluter" der Bundeszentrale, sehr viel Raum ein. Man könnte fast meinen, dies sei das Hauptproblem unserer Gesellschaft. (Mit solchen Kommentaren mache ich mich natürlich unmöglich.)

In eigener Sache: Wir haben es schon mal angesprochen, aber auf diesen Seiten hier haben sich früher mehr Frauen gemeldet als jetzt (nur ganz selten mal eine). Man kann aber nicht sagen, daß wir jemanden weggebissen hätten. Wie die Rechtschreibreform selbst ist auch die Diskussion darüber weitgehend Männersache. Warum bloß? Jedenfalls sortiert sich manches ohne Zwang, das sollte man doch mal anerkennen.

(Spekulation: Diskutieren heißt recht behalten wollen...)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 14.01.2016 um 10.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31305

Dieter Nuhr hat letzthin die berechtigte Frage aufgeworfen, was wohl ein strammer junger Flüchtling sagen werde, wenn er an der Grenze erst einmal sein Geschlecht wählen soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.01.2016 um 06.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31301

Da nun massenhaft Deutschunterricht für Ausländer veranstaltet werden muß, sei noch einmal dringend davor gewarnt, den Schülern einen feministisch reformierten Sprachgebrauch zu vermitteln. Sogar Schuldidaktiker behaupten und verwenden ja zum Beispiel ein generisches Femininum, z. B. Jakob Ossner. Aber wer mit Schülerinnen auch Schüler zu bezeichnen glaubt, könnte in Schwierigkeiten kommen. Ebenso mit anderen Marotten aus dem privaten Gebrauch von Gutmenschen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2016 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31279

Aus dem genannten Heft:

Als Beispiel für die patriarchale Abwertung der Frau wird gern das Adjektiv „dämlich“ genannt. Es klingt nur nach „Dame“, tatsächlich leitet es sich vom lateinischen Wort „temulentus“ (betrunken) ab.

Da hat jemand den Herkunftsduden mißverstanden, der eine Urverwandtschaft zwischen den beiden Wörtern vermutet. Allerdings ist „dämlich“ nach den schriftlichen Belegen ein sehr junges Wort.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2016 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31135

Einblick in die Gender-Ideologie der Bundesregierung gibt es hier:

http://www.fluter.de/de/154/heft/13932/
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.01.2016 um 03.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31132

Nicht moviert wird z. B. auch der Lutscher oder Dauerlutscher (dies ist das Stichwort bei Wikipedia). Das Wort bezeichnet weder einen Handelnden noch ein Instrument noch eine kurze einmalige Tätigkeit.

Interessant ist der Hinweis zur Kurzform:
Dauerlutscher, Lutscher, Lolli (fälschlich oft auch Lolly geschrieben; aus dem Englischen: Lollipop) (Wikipedia)

Kann man das wirklich als eine falsche Schreibung bezeichnen?

Durch Wikipedia wird man immerhin auf ein Gerichtsurteil hingeführt:

Oberlandesgericht Köln
Urteil vom 03.05.2001
Az.: 1 U 6/01
Der Lollystiel
Für Stiele von Lutschern – auch Lolly genannt – sind keine Lizenzgebühren für das Zeichen "Der grüne Punkt" an das Duale System Deutschland zu entrichten, denn der Lollystiel ist Teil des Lutschers selbst und nicht dessen Verpackung. Mithin ist der Stiel eines Dauerlutschers wesensmäßiger Bestandteil des Lutschers. Ohne Stiel würde es sich nicht mehr um einen Lutscher handeln, sondern vielmehr um ein gewöhnliches Bonbon. Ist der Stiel aber notwendiger Teil des Produkts selbst, kann er nicht als Verpackung im Sinne der Verpackungs-Verordnung angesehen werden. Denn die Ware kann nicht zugleich Verpackung sein.


(Wodurch auch die vermeintliche Falschschreibung amtlich ist...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.12.2015 um 05.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31057

Oft stoße ich auf einen grammatischen Fehler, der durch die feministisch-korrekte automatische Ersetzung entstanden sein könnte:

Die Untersuchung von Röber (2006) zur Schreibung der i-Laute bei Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgangsstufen und Schularten...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2015 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31048

Schon längst wollte ich mal nachsehen, wie es eigentlich zu dem sonderbaren Ausdruck metrosexuell gekommen ist. Nun, der Wikipedia-Eintrag bestätigt, daß es ein ziemlich windiger Bestandteil des heutigen Mediengewäschs ist. Interessant besonders der Nachtrag "Sonstiges".

"Mark Simpson war bei der Begriffsprägung nicht klar, dass „Metro“ in „Metropolis“ für Mutter steht (μήτηρ, μητρός, also die Mutterstadt einer Kolonie). Wörtlich heißt der griechisch-lateinische Begriff Metrosexuell also Muttersexuell. Im Nachhinein erklärte Simpson in einem Interview, dass der Begriff wegen der postödipalen Natur trotzdem passe. (Wikipedia Metrosexualität)

Man beachte den Purzelbaum am Schluß! Die Psychoanalyse behält immer das letzte Wort.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.12.2015 um 04.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31046

Duden:

gen­dern
Wortart: schwaches Verb

Gebrauch: Politikjargon

Bedeutungsübersicht
das Gender-Mainstreaming (auf etwas) anwenden

Beispiel
die Behörde wurde gegendert


Weder die Zuordnung zum "Politikjargon" noch die Bedeutungsangabe sind korrekt. Daher ist auch das Beispiel eher untypisch, das eher die Festlegung einer Institution auf das Gendern belegt als das Gendern selbst. Gegendert wird meistens der sprachliche Ausdruck oder eine Toilette usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.12.2015 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#31037

Sie gilt als weltbeste weibliche Schachspielerin der Geschichte. (Wikipedia über Judit Polgár)

Gäbe es eine männliche Schachspielerin, wäre sie bestimmt noch besser.

Viele Ungarn spielen ja seit ihrer Kinderheit Schach, so auch mein Freund, der sich nicht mehr erinnern kann, wann er es gelernt hat, also jedenfalls früher als schreiben. Zu Weihnachten hat er mir ein schönes Schachspiel geschenkt, um auch hierzulande einen allzeit bereiten Partner zu haben. Er wußte allerdings, daß ich aus meiner Jugend gerade mal die Regeln im Kopf hatte, und war nicht wenig überrascht, als ich ihn in fünf Zügen matt setzte. Wie es mir in der Revanche erging, will ich lieber nicht erzählen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2015 um 08.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30918

Die Uni Erlangen lädt ein:

Alle zwei Jahre machen wir uns in der Tagungsreihe „Bildungschancen durch Diversity-Kompetenz“ gemeinsam mit Ihnen als den entscheidenden Akteur_innen in Bildungsprozessen von Kindern und Jugendlichen, mit Ihnen als Studierenden und Lehrenden Gedanken, wie wir uns gerechten Bildungschancen weiter nähern und uns dafür einsetzen können. 2016 stellen wir das Thema „Identität und Geschlecht“ in den Mittelpunkt. In pädagogischen Kontexten spielen geschlechtliche Identitäten und sexuelle Orientierungen der beteiligten Personen eine wichtige Rolle – wenn auch oft nicht als ausdrückliches Thema. Damit Bildung gelingen kann, ist es notwendig, professionell mit dieser Vielfalt umzugehen. Dazu gehört, sexuelle Diversität überhaupt wahrzunehmen, Kenntnisse über die Entwicklung des Sexualverhaltens und der geschlechtlichen Identität zu besitzen und jeglicher Form sexueller Diskriminierung ethisch begründet und methodisch angemessen entgegen zu treten. In einem breiten Angebot von Vorträgen und Workshops gewinnen Sie Eindrücke einer differenzsensiblen und diskriminierungskritischen Perspektive in Wissenschaft und pädagogischer Praxis, die Sie idealerweise für Ihre eigenen Aktivitäten inspirieren.
Wir freuen uns auf die Begegnung und die Gespräche mit Ihnen.


Man erkennt das Bemühen, das Thema überhaupt auf der Tagesordnung zu halten. Das wird immer schwerer, weil das routinierte Gerede einen gewissen Überdruß erzeugt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2015 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30913

Die Sprachwissenschaft kann forschen, solange sie will – der Staat hat die Wahrheit über das "geschlechtergerechte" Formulieren erkannt und setzt sie flächendeckend durch. Widerstand ist zwecklos, es gibt auch keinen. Nur ein Beispiel:

In schriftlichen Arbeiten sind Sie dazu angehalten, geschlechtergerechte Formulierungen zu verwenden. Eine geschlechtergerechte Sprache zeichnet sich u. a. dadurch aus, „dass entweder geschlechtsneutrale Bezeichnungen oder sowohl die weibliche als auch die männliche Sprachform verwendet werden‟, wenn explizit (Kastell, 2010, S. 2) beide Geschlechter angesprochen werden.
Fragen Sie sich beim Schreiben stets, wer sich angesprochen fühlen soll (ausschließlich Männer, ausschließlich Frauen oder Frauen und Männer) und wählen Sie danach Ihre Formulierungen. Anmerkungen meist am Anfang eines Textes, dass im Folgenden nur noch eine Geschlechterbezeichnung gewählt wird, „erfüllen nicht die Anforderungen geschlechtergerechter Formulierung‟ (Kastell, 2010, S. 5). Verwenden Sie geschlechtergerechte Sprache in Ihrer gesamten wissenschaftlichen Ausarbeitung durchweg.
Die folgenden Formulierungshinweise zur Ansprache geschlechtergemischter Gruppen (orientiert an den Richtlinien des Gleichstellungsbüros der TU Braunschweig) unterstützen Sie bei der Anwendung geschlechtergerechter Sprache in Ihren wissenschaftlichen Arbeiten.
(TU Braunschweig)

(Die Literaturangabe bezieht sich auf den Leitfaden des Gleichstellungsbüros: https://www.tu-braunschweig.de/Medien-DB/gleichstellung/gbsprache.pdf)

Wie damals eine Handvoll Rechtschreibreformer die Staatsmacht für sich gewann und mit ihrer Hilfe ihre obskuren Absichten durchsetzte, so heute die Feministinnen, im wesentlichen sogar nur die Frauenbeauftragten, die Hunderte von Pöstchen zu besetzen wußten. Aus dieser sprachlichen Zwangsjacke gibt es kein Entkommen, und wie damals könnte man sagen: Wer sich unterwirft, wird auch sonst ein braver Staatsbürger sein.

Beides zusammen:

„Nutzen Sie bitte die Vorteile eines Rechtschreibprogramms und lassen Sie ihre Arbeit ggf. vor der ersten Abgabe Korrektur lesen! Achten Sie bitte auf eine korrekte Zitierweise (Deutsche Gesellschaft für Psychologie, 2007) und geschlechtergerechte Formulierungen.“ (aus: Informationen zur Betreuung von Diplomandinnen/Diplomanden bei Ass.Prof.in Mag.a Dr.in Brigitte Jenull, Uni Klagenfurt)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.12.2015 um 05.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30832

Sapir's way of speaking (in particular, his use of „he“ in a generic sense) sounds outdated today... (Anna Wierzbicka: Imprisoned in English: The hazards of English as a default language. Oxford 2014:13)

Es ist seltsam, daß Wierzbicka, die sich ja gerade um die sprachspezifischen Weltansichten kümmert, diesen feministischen Eingriff mitmacht und nicht im generischen Maskulinum eine Besonderheit des Englischen und vieler anderer Sprachen anerkennt. Implizit behauptet sie also, es gebe im heutigen Englisch kein generisches Maskulinum mehr; die Weltansicht der Englischsprecher habe sich geändert. Ist das wirklich eine Entwicklung des Englischen gewesen oder doch nur ein Eingriff? Ist he/she bzw. he or she wirklich endgültig im Englischen angekommen? Im Deutschen jedenfalls ist das generische Makulinum fast unangefochten herrschend geblieben, vor allem in Zeitungen und der Belletristik, im täglichen Gespräch sowieso.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.11.2015 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30646

Auch Thomas Rietzschel glaubt wohl, der verhaßten Merkel nichts Böseres anhängen zu können, als sie innerhalb weniger Zeilen dreimal Bundesmutti zu nennen und sich über ihre Kleidung und ihre Frisur auszulassen. ...die Busenfreundschaft, die Angela Merkel von Anfang an mit Vladimir Putin und den chinesischen Genossen pflegte - wie bitte? War und ist Putins deutscher Busenfreund nicht ein anderer? Auf jeden Fall ist es ihr innerhalb eines Jahrzehnts gelungen, die bürgerliche Gesellschaft auf breiter Front in die Knie zu zwingen, Deutschland so zu destabilisieren, wie die Kommunisten, bei denen sie in Lehre ging, es sich immer gewünscht haben.

Tja, die kommunistischen Lehrjahre, die erklären natürlich alles, was dieser weibliche Teufel so tut.

Es gibt seriöse Analysen der gegenwärtigen Lage, aber man muß danach suchen (am ehesten im Wirtschaftsteil der großen Zeitungen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.11.2015 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30418

Die SPD weiblicher machen
Die SPD war immer dann bei Wahlen erfolgreich, wenn sie von vielen Frauen gewählt wurde. Seit 2002 ist der Anteil der Frauen, die ihre Stimme der SPD gegeben haben, um 40 Prozent gesunken – quer durch alle Altersgruppen, besonders aber in der Gruppe der jungen Frauen. Dieser Vertrauensverlust kommt nicht von selbst – er hat Ursachen.
Trotz konservativer Politik wirkt die Union bunter und weiblicher, während die SPD trotz fortschrittlicher Programmatik als Männerpartei wahrgenommen wird.

(Beschluß vom Bundesparteitag 2013)

Man unterstellt, daß Frauen vorzugsweise weibliche Politiker wählen.

Es geht weiter:

Geschlechtergerechte Sprache mag manchmal anstrengend sein. Sie ist für uns gut und unverzichtbar. Denn wenn wir Frauen und Männer erreichen wollen, müssen wir Frauen und Männer ansprechen. Je näher wir sie auch sprachlich in ihrer Lebenswirklichkeit abholen, desto besser. Frauen wollen anders angesprochen werden als Männer. Auch wenn Frauen per se keine homogene Gruppe sind, so ist ihnen sehr wohl gemeinsam, dass sie sich eine lebendige Ausdrucksweise wünschen. Nicht die wohlfeilende (!) Formulierung reizt, sondern Leidenschaft und Einsatz.

Hat man je überprüft, ob Frauen die „geschlechtergerechte“ Sprache anziehend finden – oder eher davon abgestoßen werden, wie die meisten anderen Leute auch? (wohlfeilend kommt in mein Archiv.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2015 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30222

Liebe Studierende, liebe Mitarbeitende der FAU,

Die Katholische Hochschulgemeinde (KHG), die Evangelische Studierenden- und Hochschulgemeinde (ESG) und die Studentenmission in Deutschland (SMD) laden alle Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden der FAU herzlich zum Ökumenischen Gottesdienst zum Semesterstart ein. Am Dienstag, 13.10.2015, beginnen wir um 20.00 Uhr in der St. Bonifazkirche (Sieboldstr. 1, nahe Stadtmensa) in Erlangen. Das Thema lautet „44.701.285,82 € – Mensch, bist du das wert?“ Anschließend „all for free“ – im großen Saal der KHG, Sieboldstr. 3, wird weiter gefeiert.

Im Namen der Einladenden
Daniel Wanke

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2015 um 09.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30219

In May 2014 Valleywag, a Gawker blog, released a set of emails written by Spiegel during his undergraduate career to fraternity members that were explicitly misogynistic and homophobic in nature. Spiegel later apologized for his actions and attitude towards women at the time the emails were sent, stating, "I'm obviously mortified and embarrassed that my idiotic emails during my fraternity days were made public. I have no excuse. I'm sorry I wrote them at the time and I was jerk to have written them. They in no way reflect who I am today or my views towards women." (aus dem Wikipedia-Eintrag zu Evan Spiegel, dem 25jährigen Snapchat-Erfinder und Milliardär)

Solche Kindereien werden heute gleichrangig neben anderen biographischen Daten dokumentiert. Nach und nach wird jeder Lebenslauf abgesucht, ob da irgendwo ein dunkler Punkt im Sinne der politischen Korrektheit ist. Lieblingsbeschäftigung der Versager.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2015 um 03.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30166

Nur sehr langsam setzt es sich durch, daß man auch Frauen einfach mit dem Nachnamen bezeichnet. Bei sehr bekannten wie Merkel geht es am ehesten. Nicht gerade frauenfeindlich, aber doch paternalistisch klingt es, wenn in Wikipedia-Einträgen und anderen biographischen Texten die Frauen überwiegend mit dem Vornamen genannt werden. Man vergleiche den Artikel über Mathilde Wesendonck mit dem über Richard Wagner.

Bei Biographien muß sich der Verfasser entscheiden, ob er den kleinen Wolfgang irgendwann in Mozart übergehen läßt oder einfach beibehält, was dann doch irgendwie plump-vertraulich klingt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2015 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30126

Unzählige Beiträge in den Foren minderer Medien sind auf diesen Ton gestimmt:

Holt doch die Merkel-Mutti-Tante, die schafft das!

Man muß leider sagen, daß es ein frauenfeindlicher Ton ist, natürlich zugleich allerunterste Kiste.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.09.2015 um 08.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30088

Leipziger Fortscher haben festgestellt, daß Frauen tiefere Stimmen haben "als angenommen". Nicht eine ganze, sondern nur eine halbe Oktave lägen sie höher als die Männerstimmen.
"Ob Frauen ihre Stimme bewusst tiefer legen oder ob es hormonelle Ursachen gibt, müsse noch erforscht werden."
Das ist keine vollständige Disjunktion. Frauen können ihre Stimmen auch unbewußt (ohne ausdrückliche Absicht) tiefer oder höher legen, Männer natürlich auch. Wie Ethnographen wissen, ist es in manchen Kulturen üblich, daß Männer machohaft tief sprechen, Frauen kindlich hoch, um dem sexuellen Geschmack entgegenzukommen oder aus anderen Gründen. Auch bei uns können solche Überlagerungen der anatomischen Gegebenheiten zu einer dauerhaft überanstrengten Artikulation führen. Das ist therapierbar.
Die neuen Ergebnisse (es geht ja um Durchschnittswerte) müssen sicher noch interpretiert werden. Ich kann mir kaum vorstellen, daß die früheren, sehr breit angelegten Studien zur Grundfrequenz so falsch gelegen haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.09.2015 um 16.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#30044

Zu 1040#28947

Bis vor einigen Monaten war mir der Begriff "Intersektionalität" (in diesem Zusammenhang) nicht bekannt, aber inzwischen weiß ich (nicht zuletzt durch die anderswo erwähnte Berliner Fachschaftsinitiative Gender Studies), daß es sich um den letzten (oder – wer weiß – vorletzten) Schrei aus Amerika handelt. Ich erwarte daher auch eine Umbenennung unseres Erlanger Büros für Gender und Diversity. Einstweilen verweise ich auf:

http://portal-intersektionalitaet.de/startseite/

und dort insbesondere auf

http://portal-intersektionalitaet.de/theoriebildung/schluesseltexte/hornscheidt/

Beispiel einer Kapitelüberschrift:

3.3 intersektionalität als entnannte weiße statisierte normsetzung zu gender, als rezentrierung einer weißen ableisierten statisierten norm zu frauisierung

Von dieser Seite scheint mir die deutsche Sprache nicht bedroht zu sein, es ist gar zu abseitig, eine private Eskapade (auch durch die vielen Unterstriche mitten in Wörtern), die allenfalls in sehr kleinen, aber auseinanderfallenden Konventikeln einige Nachahmer findet. Nur im fremdfinanzierten Schonraum der Universität kann so etwas sich eine Zeitlang halten.

Nachtrag: Professx Hornscheidt (Selbstbezeichnung) schreibt alles klein, auch Eigennamen, nur Schwarz nicht (gleichsam das neue Nomen sacrum); es hat aber anscheinend nichts genutzt. Auf der genannten Website erfährt man Näheres über dix autox.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2015 um 08.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29956

Es ist wohl unbestreitbar, daß man in den Zimmern junger Frauen viel eher als bei Männern die Kuscheltiere und Schnüffeltücher der Kindheit antrifft, und zwar durchaus noch in täglichem bzw. nächtlichem Gebrauch. Manche Frauen tragen auch Teddybären usw. mit sich herum, mindestens als unpraktische Schlüsselanhänger, und Mädchen bringen solches Getier mit in die Schule. Meine Frau meint allerdings, das liege nur daran, daß man es den Mädchen eher nachsieht, wie auch das ganze Umarmen, Weinen usw., eben die Körperlichkeit, derentwegen wir diese Spezies so lieben.
(Mein heutiger Beitrag zum Gender mainstreaming.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.09.2015 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29950

Leidtragender ist die Zivilbevölkerung. (FAZ 15.9.15)

Bei unbelebten Gegenständen und Abstrakta hat man die Wahl zwischen dem grammatischen Genus und dem generischen Maskulinum. Kompliziert wird es durch die Personifizierung, die dann aus dem Genus Sexus macht: Unternehmen werden als Mütter und Töchter metaphorisiert, und die haben natürlich auch ein Geschlecht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.09.2015 um 08.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29902

Die Wissenschaft darf forschen, soviel sie will – die Obrigkeit weiß schon, was dabei herauskommen muß. Darum verfügt die Leitung der Universität Erlangen:

Geschlechtergerechte Sprache als Mittel der Gleichstellung

In dem Wissen, dass sprachlicher Ausdruck und sprachliche Formulierungen einen signifikanten – wenn auch zumeist unbewussten und unreflektierten – Einfluss auf die Sozialisation, das Denken, auf Assoziationen, Wahrnehmung und Handeln haben, tritt die Universität dezidiert für die Verwendung geschlechtergerechter Sprache ein. Die Anwendung des verallgemeinernden Maskulinum stellt nicht nur eine Verzerrung der Realität dar, sondern sie trägt auch zur Diskriminierung von Frauen bei, indem Frauen nicht nur in der Sprache, sondern auch in der Gesellschaft unsichtbar gemacht und ihre Leistungen geringer bewertet werden. Dies wiederum hat gesellschaftspolitisch gesehen geschlechterspezifische soziale Ungleichheit, auch im Bereich der Forschung und Wissenschaft und hier wiederum insbesondere in Führungspositionen, zur Folge. Sprache spiegelt somit nicht nur die reale Diskriminierung der Frau wider, sie schafft und stabilisiert sie auch. Geschlechtergerecht formulieren heißt also Gleichstellung im Bereich der Sprache verwirklichen. Aus diesen Gründen strebt die Universität Erlangen-Nürnberg die Realisierung der von der Bayerischen Staatsregierung am 23.12.2003 veröffentlichten Organisationsrichtlinie zur sprachlichen Gleichbehandlung im öffentlichen Dienst ebenso wie des vom Bayerischen Staatsministerium des Inneren 2008 in der Broschüre „Bürgernahe Sprache in der Verwaltung“ dargelegten Leitfadens für die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern in allen Bereichen an.

Alle Mitglieder der Universität werden aufgefordert, ihren eigenen Sprachgebrauch und den ihrer Unterrichtsmaterialien kritisch zu reflektieren.“ So wird die Universität darauf achten, dass bei allen Auftritten in und gegenüber der Öffentlichkeit, auf allen Ebenen der Selbst- bzw. Außendarstellung, bei der Bezeichnung von universitären Einrichtungen, Gremien und Kommissionen, im allgemeinen Schriftverkehr, in allen Formularen und Vordrucken, in Rechts- und Verwaltungsvorschriften sowie in Studien- und Prüfungsordnungen Frauen und Männer in gleichem Maße angesprochen werden.

Wie sich sprachliche Gleichstellung herstellen lässt, wird in einem von der AG Chancengleichheit 2010 herausgegebenen Tischkalender zum Thema „Geschlechtergerechte Sprache“ für die universitäre Öffentlichkeit dargelegt.

(http://www.gender-und-diversity.fau.de/)

Wie man sieht, wird an einer Sondersprache gearbeitet. Nur die wissenschaftlichen Texte selbst sind noch ausgenommen, aber das wird schon noch kommen. Protestiert hat noch keiner der Wissenschaftler gegen diese Vorgaben.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.08.2015 um 09.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29803

Allgemein üblich ist Bumsinchen.
 
 

Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 28.08.2015 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29798

Oder ein Beispiel aus der Umgangssprache. Da fragt jemand an, wie amiguita auf deutsch heiße. Er bekommt, wohl von einem Landsmann, ungefähr diese Auskunft: Decimos Freundinchen para amiguita, pero no es común en todas partes. (Es sei also nicht überall gebräuchlich.)

Freundinchen habe ich gewiß häufiger von Deutschen als von Schweizern gehört, jedenfalls von Erwachsenen über Erwachsene. Hier im alemannischen Raum wird es eher auf Kinder bezogen oder zu Kindern gesagt: "Kannst du dein Freundinchen nicht finden? Komm, wir gehen es zusammen suchen." Das Wort ist wirklich allgemein üblich.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 27.08.2015 um 23.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29797

-ine kommt aus dem Französischen: Christine, Claudine, Pauline usw. Die entsprechende Form -ina im Italienischen ist zugleich ein Diminutiv. Einen Nachhall spürt man in »Paulinchen«, das besonders niedlich klingt.
 
 

Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 27.08.2015 um 21.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29796

Lieber Herr Riemer,

aber nein, Sie waren keineswegs sarkastisch, ich meinte meine eigene kurze und pauschale Nachbemerkung. Beim Schreiben war mir gerade nicht gegenwärtig, daß Sie (nicht ich) explizit Mädchen geschrieben hatten; denn daran hatte ich in erster Linie gedacht.

Was Sie zum verschieden lang gesprochenen -i- sagen, klingt vielversprechend und könnte die Sache klären helfen. Dann spielten wohl (auch) regionale Unterschiede der Aussprache eine Rolle. Ich möchte allerdings nicht darüber spekulieren und hoffe wie Sie, daß jemand hier Bescheid weiß.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.08.2015 um 19.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29795

Lieber Herr Herter,
ich bin mir nicht sicher, hoffentlich kann es jemand klären, aber Ihre Beispiele auf -ine -> -inchen werden alle mit langem -i- gesprochen. Deshalb nehme ich an, sie werden wohl mit der Endung -in mit kurzem -i- als weibliche Kennzeichnung vor allem von Berufsbezeichnungen nichts zu tun haben. Auch nicht, obwohl diese Wörter auf -ine alle weiblich sind.

Oh je, ich wollte doch nicht sarkastisch sein, ich finde nur, daß der Diminutiv normalerweise erstmal nichts mit "PC" oder so zu tun hat. Es gibt natürlich spezielle Bildungen und kommt auch auf den Zusammenhang an.
 
 

Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 27.08.2015 um 17.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29794

Wo kommt das Wort sonst noch vor?

Lieber Herr Riemer, wie oft nennen Sie einen (kleinen) Schneider Schneiderlein? Ich sage ja nicht, die Verkleinerungsform das tapfere Schneiderinchen sei häufig. Wie auch! Ich sage nur, so lautet(e) das weibliche Pendant zu das tapfere Schneiderlein.

Wir sind mit solchen Formen nicht in der Alltags-, sondern in der Märchensprache. Und hier wird derlei ohne weiteres gebildet. Ein Junge, der zittert, ist ein Zitterer. Nun handelt die Geschichte (bei Bechstein) aber von einem Mädchen (einer verzauberten Königstochter) – es ist das Zitterinchen. Oder gar Däumelinchen! Das erklärt sich nicht mehr simpel haplologisch. Doch wir lesen es, akzeptieren und verstehen es.

Vermutlich werden solche Bezeichnungen wie Namen behandelt, was sie ja eigentlich auch sind. Denn bei weiblichen Namen, die von männlichen abgeleitet sind, ist dieser Diminutiv nicht ungewöhnlich, etwa Paul -> Pauline -> Paulinchen.

(Zum sarkastischen Nachsatz – betr. Mädchen – vielleicht später ein Wort; es lohnt sich kaum.)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.08.2015 um 10.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29790

So wie in "Balzac und das chinesische Schneiderinchen"?

Wo kommt das Wort sonst noch vor?

"politisch ungehörig, eine Frau in irgendeiner Weise zu minimieren"

Es gibt viele Verkleinerungsformen weiblicher Personenbezeichnungen, nur eben keine auf -in.
Und wohl keiner dieser Ausdrücke hat etwas "politisch Ungehöriges":
Mädchen, Frauchen, Schätzchen, Mütterchen, ...
 
 

Kommentar von R. H., verfaßt am 27.08.2015 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29786

Keinen Diminutiv? Hat sie doch:

Das tapfere Schneiderinchen

– nur ist es heute eben politisch ungehörig, eine Frau in irgendeiner Weise zu minimieren.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.08.2015 um 23.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29784

Die tapfere Schneiderin

titelt die FAZ heute auf S. 10.
Tja, die Schneiderin hat leider keinen Diminutiv.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2015 um 15.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29780

Die Wendung ist sicher schon alt, aber so richtig bekannt wurde sie wohl durch Angela Merkel, die das Abhören unter Freunden so kommentierte. Ich hatte es als scherzhaftes Halbzitat gebraucht und dabei an diese Quelle gedacht.
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 26.08.2015 um 09.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29779

Gerade lese ich, daß ein Kleidungsstück "feminin" sei. Also das geht gar nicht.

Die Aussage, daß etwas ''gar nicht geht'' um etwas zu kommentieren, daß es offensichtlich gibt/das offensichtlich ''geht'' findet sich in den letzten Jahren häufig, früher hab ich das nie gehört.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.08.2015 um 06.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29778

Für die nächsten Jahre erwarte ich eine staatlich organisierte Jagd auf jegliche Werbung, die mit geschlechtsbezogenen Klischees arbeitet. Dadurch entfällt ein großer Teil der Mode- und Kosmetikreklame. Gerade lese ich, daß ein Kleidungsstück "feminin" sei. Also das geht gar nicht. Ich wundere mich, daß noch kein Abmahnverein unter Berufung auf das Gender mainstreaming und Antidiskriminierungsgesetze diese Goldmine entdeckt hat.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 13.08.2015 um 09.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29705

Aus dem Schreiben einer Behörde:

gerne entsprechen wir Ihrem Wunsch nach einem Wechsel Ihrer persönlichen Ansprechpartnerin. (Der bis dahin zuständige Beamte war ein Mann und fachlich vollkommen überfordert.)

Ab sofort wird Ihr Antrag von Herrn **** bearbeitet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.08.2015 um 11.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29697

Jemandem die Haare machen, sich die Haare machen

Das sagt man wohl nur von Frauen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2015 um 11.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29653

Vor ungefähr 20 Jahren nahm ich an einer Tagung über Frau und Sprache teil, veranstaltet von der GfdS und der Frauenbeauftragten der Stadt Wiesbaden. Frau Pusch war auch da. Herr Droswdowski hatte mich vor der Teilnahme gewarnt, weil er seine Pappenheimerinnen kannte, und es war auch alles ganz schrecklich. Ich habe mein Referat aus Notizen rekonstruiert und rücke es mal hier ein. (Ich hatte gerade das ähnliche Kapitel in meinem Buch "Die Disziplinierung der Sprache" geschrieben, deshalb habe ich mich auch zur Teilnahme überreden lassen.)


Frau und Sprache

Es gibt zahlreiche Äußerungen von feministischer Seite, die es einem Mann wörtlich oder im übertragenen Sinn verbieten, an dieser Diskussion überhaupt teilzunehmen. Wenn Männer auch nur den Mund aufmachen, vergewaltigen sie schon. Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte von Gewalt, die den Frauen von den Männern angetan wird. Männer gehören ein für allemal auf die Anklagebank, haben aber auch dort angesichts der Offensichtlichkeit und Größe ihrer Schuld keine Chance, sich zu verteidigen, ganz abgesehen davon, daß jedes ihrer Worte schon wieder ein Verbrechen wäre. Eigentlich bleibt nur die Möglichkeit, die Männer abzuschaffen, damit endlich friedliche Verhältnisse einkehren. Wo Schuld und Unschuld so klar verteilt sind, kann sich ein Mann nur mit dem Mut der Verzweiflung sozusagen das Recht zu einem Schlußwort unter dem Galgen erbitten, auch wenn er genau weiß, daß niemand ihm zuhört.

Auf den ersten Blick - oder vielmehr auf den zweiten - sieht die Geschichte der Menschheit, jedenfalls in dem uns bekannteren Teil, ganz eindeutig so aus, daß die Frau darin den beklagenswerten Part der weitgehend rechtlosen, unterdrückten und ausgebeuteten Dienerin des Mannes spielt, allenfalls ein wenig aufgehellt durch die Anerkennung, die ihr das Gebären von Söhnen verschafft. Die Frau ist von der Gestaltung des Gemeinwesens ausgeschlossen, sie hat in der Volksversammlung der Griechen so wenig zu suchen wie in der Hierarchie der Kirche. Usw., die Tatsachen sind ja bekannt genug.

Ich kann und will Tatsachen nicht bestreiten und möchte ausdrücklich feststellen, daß ich die allmähliche Aufhebung dieser Ungleichheiten in der jüngsten Neuzeit selbstverständlich begrüße und ebenso die notwendige Fortsetzung dieser Emanzipation.

Trotzdem reizt es mich, das Schwarz-Weiß der üblichen Darstellung zu relativieren. "Glück und Unglück in der Weltgeschichte" (J. Burckhardt) sind nie so eindeutig verteilt, daß die Bilanz so einfach wäre. Über vergangene Verhältnisse sind wir naturgemäß unzureichend unterrichtet, auch wenn nicht zuletzt dank feministisch angeregter Geschichtsforschung manches endlich ans Licht gekommen ist. Aber auch heute gibt es ja noch Gesellschaften, die der Frau eine wenig emanzipierte Rolle zuschreiben, stark männlich dominiert sind, bis hin zum weitgehenden Verschwinden der Frau aus dem Straßenbild und aus der Öffentlichkeit. Kenner versichern uns aber, daß dieses Bild ziemlich oberflächlich ist. In Wirklichkeit habe die Frau auch dort durchaus ihre Macht, ihren Einflußbereich, so daß Mann und Frau in Wirklichkeit zwar sehr ungleiche, aber eher komplementäre Rollen spielten, als daß das Bild von der einseitigen Männerherrschaft zuträfe. Wer je in solchen Ländern gelebt hat, Einblick in das Familienleben bekommen konnte usw., der weiß, daß man mit der Zeit immer mehr dazu neigt, dieses Bild zu relativieren. Noch etwas anderes kommt hinzu: Wir wundern uns ja manchmal ein wenig, daß z.B. in islamischen Staaten oder auch in anderen Ländern wie Indien und Sri Lanka Ministerpräsidentinnen auftreten, während wir noch keine Bundeskanzlerin und die USA noch keine Präsidentin hatten. Man könnte noch manches andere erwähnen.


Es gibt einen kruden Biologismus, mit dem Männer vor allem im letzten Jahrhundert die Emanzipation der Frau zu verhindern versucht haben. Frauen seien aufgrund ihrer leiblichen und geistigen Natur nicht fähig, dies oder jenes zu tun usw. Heute ist es vor allem die katholische Kirche, die noch so argumentiert und ihr biologistisches Menschenbild naturrechtlich und theologisch einkleidet. Denselben Biologismus finden wir übrigens, wo man versucht, aus dem Territorialverhalten der Säugetiere bevölkerungs- und ausländerpolitische Folgerungen abzuleiten, wie es z.B. Eibl-Eibesfeldt tut.

Andererseits halte ich es auch für falsch, biologische Einsichten für ganz irrelevant zu erklären und mit existenzialistischem Pathos zu behaupten, der Mensch sei frei, seine Identität nach Belieben zu wählen. Wir sind nicht einmal frei genug, um das Rauchen oder Trinken aufzugeben, obwohl Kant mit Recht darauf hingewiesen hat, daß jeder Mensch von einem geplanten Verbrechen abzubringen sei, wenn man ihm die Strafe unmittelbar glaubwürdig androhe. Der Raucher würde, wenn das Rauchen mit Todesstrafe bedroht wäre, angesichts des Hinrichtungskommandos das Rauchen wohl lassen können. Aber diese rigorose Auffassung hat mit dem wirklichen Leben nichts zu tun. Der sogenannte Geschlechtstrieb ist uns in anderthalb Milliarden Jahren Evolution andressiert worden. Man kann sagen, daß die Fortpflanzung unbestreitbar der Sinn und Zweck des Lebens ist, denn eine Spezies, die dieses Gebiet vernachlässigt, würde schon lange nicht mehr existieren. Ich spiele hier ein bißchen mit den Begriffen, dann natürlich weiß ich, daß der Schluß vom Sein auf das Sollen ungültig ist und daß das Leben als ganzes keinen Sinn und kein Ziel hat. Aber der evolutionistische Grundgedanke ist wohl begreiflich und unbestreitbar. Außerdem ist das eigentliche Fortpflanzungsverhalten weitgehend reflektorisch, und die bestbegründete Willensfreiheit kann ebensowenig wie die glaubwürdigste Strafandrohung zu erfolgreicher Kopulation führen. Aus evolutionsbiologischer Sicht ist jeder Mensch im Grunde nur ein Sexualorgan, mit dessen Hilfe sich seine Gene fortpflanzen...

Im Grunde wissen wir das auch alle. Die Sexualität beherrscht den Menschen, vieles andere ist mehr oder weniger offen davon abgeleitet, alle Liebe und Zärtlichkeit, Verantwortung und Solidarität. Die Psychoanalyse, über die man sonst verschiedener Meinung sein kann, hat dies, durchaus im Einklang mit Schopenhauer und vielen anderen, nachzuweisen versucht. Es gibt viele Menschen, die das als demütigend empfinden, der erwähnte Schopenhauer z.B., der sich da ganz im Einklang mit indischen Auffassungen vom Rad des Lebens und Leidens wußte. Mit der Geschlechtlichkeit kam der Tod in die Welt, das ist klar und kann evolutionsbiologisch nicht anders sein. Auf diese Einsicht und auf die Herrschaft des Sexus über unser ganzes Tun und Denken reagieren die Menschen verschieden. Manche gehen ins Kloster. Andere bejahen die Herrschaft des Sexus und finden, daß das Leben erst dadurch Sinn und Wert bekommt. Das ist wohl Sache des Temperaments und der Erziehung. In der feministischen Diskussion war vor allem in der Frühzeit oft ein sexfeindlicher Zungenschlag zu vernehmen. Wenn Frauen sich dagegen wehrten, als sogenanntes „Sexualobjekt“ angesehen zu werden und sich z.B. schon darüber empörten, daß Bauarbeiter hinter einem vorübergehenden Mädchen herpfiffen, konnte man den Eindruck gewinnen, daß sie von Geschlecht überhaupt nichts wissen wollten. Andere schienen Sex zu bejahen, aber nur lesbisch orientierten, weil dort angeblich die Machtverhältnisse, die zwischen Mann und Frau herrschen sollen, keine Rolle spielen.

Mir kommen grundsätzliche Sexfeindschaft und Männerhaß ziemlich neurotisch vor, und ich kann aus den genannten Gründen einfach nicht glauben, daß sie eine natürliche, unabhängig von irgendwelchen unglücklichen persönlichen Erfahrungen erklärbare Grundlage haben. Außerdem sehe ich, daß ein großer Teil der weiblichen Menschheit einen beträchtlichen Teil seiner Zeit und Mühe und auch viel Geld darauf verwendet, sich für Männer attraktiv herzurichten, sich also just zu dem "Sexualobjekt" zu machen, das sie angeblich nicht sein will. Ich schließe daraus, daß die weit überwiegende Mehrheit nichts dagegen hat, "Sexualobjekt" zu sein (wie das rüde Wort im zeittypischen Psychojargon lautet), vielmehr die Geschlechtlichkeit bejaht und sein Glück darin sucht, "zu lieben und geliebt zu werden" (wie man früher etwas netter zu sagen pflegte). Auch enthält die Schöne Literatur beinahe nichts anderes.

Es gibt auch - besonders in Amerika - radikale Feministinnen, die nicht im Geschlecht, sondern in der Macht und Gewalt das Primäre sehen und definitorisch festlegen: Wo immer Gewalt herrscht, ist der gewaltausübende Teil als „Mann“ zu identifizieren, mag er auch biologisch eine Frau sein. Der Mann ist das böse Prinzip. Dazu habe ich naturgemäß nichts zu sagen.

Manche Unterschiede im Verhalten von Männern und Frauen sind als Aspekte des natürlichen, mit der Fortpflanzung in Zusammenhang stehenden Geschlechtsdimorphismus zu sehen, der auch im Tierreich allgegenwärtig ist. Er ist natürlich beim Menschen kulturell überbaut. Wenn nicht alles trügt, ist die Frau in Aussehen und Verhalten wenigstens teilweise in Richtung Kindlichkeit geprägt (obwohl man neuerdings darauf hingewiesen hat, daß dies für die Kopf- und Gesichtsproportionen nicht zutrifft). Man hat auf die wenig behaarte, dünnere und durch Fetteinlagerung glatt und zart wirkende Haut der Frauen hingewiesen. Die Stimme liegt aufgrund bekannter anatomischer Unterschiede des erwachsenen Kehlkopfes eine Oktave höher. Dieser Unterschied wird, wie nicht erst seit feministischen Erhebungen bekannt ist, in manchen Kulturen noch überhöht, indem die Männer machohaft tiefer und die Frauen kindlich höher sprechen, als sie eigentlich müßten. In unserer Gesellschaft verschwindet dieses Verhalten meinem Eindruck nach ebenso wie die hohen Stöckelschuhe, die ja heute auch nur noch albern wirken, wenn man nicht gerade ein Deformationsfetischist ist. Größere Natürlichkeit läßt sich auf vielen Gebieten beobachten; man hat es weniger nötig, Geschlechtsidentität zu betonen. Das gilt männlicherseits z.B. für den Ansehensverlust des Soldatischen, auch wenn einige Vorgestrige das Rad gerade auf diesem Gebiet zurückdrehen wollen.

Der Geschlechtsdimorphismus "dient" sozusagen der Steuerung des Sexualverhaltens. Der Philosoph Bernd Guggenberger hat kürzlich in einem Buch und diversen anderen Äußerungen ernsthaft und in voller Naivität die These aufgestellt, Frauen seien schöner als Männer. Damit hat er als Mann natürlich vollkommen recht, denn die Natur selbst hat es so eingerichtet, daß er es so sehen muß. Schopenhauer hat bekanntlich in groben Worten das Gegenteil behauptet, aber wer seine Schriften liest, kann unmöglich glauben, daß es ihm ernst damit war. Wahrscheinlich hat er sich damit nur gerächt für die beschämende Faszination, die das Geschlechtliche und damit die Frau zeitlebens auf ihn ausübte.


Der entscheidende Unterschied zwischen Mann und Frau besteht in der Fähigkeit der Frau, ein Kind zur Welt zu bringen. Anna Wierzbicka hat in ihrer ingeniösen Semantik die Frau als den Mittelpunkt sämtlicher genealogischen Begriffe gestellt, indem sie definiert: Eine Frau ist ein Mensch, der ein Kind zur Welt bringen kann. Der Mann ist sekundär über die Frau definiert als ein Mensch, der verursachen kann, daß eine Frau ein Kind zur Welt bringt. Mir gefällt dieser Ansatz sehr gut, weil er Biologie und Sprache, also Kultur, zusammenzuführen erlaubt. Wenn Feministinnen den biologischen Unterschied herunterspielen und Geschlecht zu einer sozialen Konstruktion erklären, verleugnen oder verkennen sie, daß nicht eigentlich die Frau, sondern die Mutter bzw. die Mutter zu werden "drohende" Frau in unserer Gesellschaft diskriminiert ist. Nicht die Frau, sondern die Schwangerschaft ist das - auch wörtlich verstandene - „punctum saliens“.

Ich selber ziehe seit Jahren mit familienpolitischen Vorträgen durch die Lande und gebe damit schon zu erkennen, wo für mich der Schwerpunkt einer realen, nicht nur symbolischen Frauenpolitik liegt. Man hat mit Recht gesagt, daß die Armut in unserem Lande weiblich, alt und kinderreich sei. Auf die Gründe kann ich hier nicht eingehen. Es ist bekannt, daß der Nutzen der Kinderaufzucht bei uns sozialisiert, die Last jedoch privatisiert wird. Da die Sozialleistungen allesamt im Umlageverfahren von der jeweils arbeitenden Generation aufgebracht werden (Mackenroth-Theorem), sind Kinder für den Bestand des Sozialsystems absolut notwendig. Die enormen, mit riesigen Wohlstandsverlusten verbundenen Lasten der Kinderaufzucht werden so wenig honoriert, daß eine Frau bis zu den jüngsten Reformen 35 Kinder hätte großziehen müssen, um eine Rente von Sozialhilfeniveau zu beziehen. Die Belastung der Familie schlägt aus bekannten Gründen hauptsächlich als Belastung der Frau durch. Leider wollen die meisten Feministinnen von "Familie" und Familienpolitik nichts wissen, in Verkennung der wirklichen Zusammenhänge und sehr zum Schaden für die Sache der Frauen. Sie kochen lieber ihr Selbstverwirklichungssüppchen und bedenken nicht, daß es ihnen eines Tages vielleicht gar nicht mehr schmecken könnte.


Auf einige Unterschiede im Sprachverhalten von Mann und Frau habe ich bereits hingewiesen. Vieles ist noch umstritten. In diesem Zusammenhang wird oft Otto Jespersen genannt, der große dänische Anglist, der 1922 in seinem Buch "Language" als einer der ersten ein Kapitel über die Frau bot. Von feministischer Seite wird Jespersen oft als Beleg männlicher Voreingenommenheit angeführt; auch habe er bei seiner Charakterisierung von Frauensprachen den möglichen "Zusammenhang mit der jeweiligen Sozialstruktur, mit vorgegebenen Verhaltensnormen und kulturellen Werten" nicht berücksichtigt (Bußmann 1995: 130). Für beide Behauptungen habe ich bei Jespersen keinen Anhaltspunkt finden können. Er gibt vielmehr eine korrekte Bestandaufnahme des damals Bekannten und bemüht sich um eine sachliche Erklärung, vor allem unter Berücksichtigung der Arbeitsteilung.
Interessant ist Jespersens Beobachtung, daß Texte, z.B. in Lehrbüchern, die von Frauen geschrieben wurden, im allgemeinen leichter zu verstehen sind als die oft überformulierten Texte von Männern: "Woman as a rule follows the main road of language, where man is often inclined to turn aside into a narrow footpath or even to strike out a new path for himself. Most of those who are in the habit of reading books in foreign languages will have experien­ced a much greater average difficulty in books written by male than by fema­le authors, because they contain many more rare words, dialect words, tech­nical terms, etc." (Jespersen 1922: 248). Männer neigen zu sprachlichem Imponiergehabe, das ist bekannt. Hochschullehrer wissen es aus Seminararbeiten usw.

Die Deutung der Unterschiede im Sprachverhalten ist schwierig. Man hat festgestellt, daß Frauen eher standardsprachlich korrekt sprechen, weniger fluchen usw. Ich möchte noch die Beobachtung hinzufügen, daß Frauen weniger Lustgewinn aus Wortspielen und Sprachwitzen (puns) ziehen und weniger Parodien und Unsinnspoesie verfassen, so daß ein Kollege von mir, der eine Anthologie von Parodien herausgegeben hat, sich genötigt sah, mangels Autorinnen eine solche zu erfinden, die er dann auch mit einem fiktiven Lebenslauf ausstattete. Ich habe dies immer mit den Untersuchungen von Piaget zum Normbewußtsein von Kindern in Verbindung gebracht: Knaben scheinen eher zum Aufstellen von Regeln zu neigen, während Mädchen eher zur Einzelfallgerechtigkeit neigen. Daraus folgt aber, daß die Jungen die Regeln ernster nehmen und gerade deshalb aus dem spielerischen Durchbrechen der Regeln und Gesetze größere Lust ziehen. Männer sind ja auch viel krimineller als Frauen. Männer haben auch viel mehr Sprachfehler, stottern eher als Frauen usw. Dafür sterben sie auch früher und sind überhaupt, wenn man von den perinatalen Gefährdungen der Mütter absieht, auf allen Altersstufen anfälliger für Krankheit und vorzeitigen Exitus.


Die feministische Sprachkritik erinnert stark an die besonders in den USA jahrzehntelang sehr populäre "Allgemeine Semantik" (Korzybski, Hayakawa, Chase). (Vielleicht ist daher Amerika auch Ursprung und Mekka der feministischen Linguistik geworden.) Diese "General Semantics"-Bewegung kritisierte bekanntlich die "ptolemäischen Redensarten" in unserer Sprache, also Wendungen, die wie „die Sonne geht auf“ längst obsolet gewordenes Wissen fortleben lassen. Das Beispiel ist allerdings selbstwiderlegend, denn gerade die Astronomen halten ja am ptolemäischen Sprachgebrauch fest, ohne sich in der Sache davon im mindesten irreführen zu lassen.

Es gibt kaum Anhaltspunkte dafür, daß der Gebrauch einer bestimmten Sprache bestimmte Ansichten und Wertungen nahelegt oder gar erzwingt. Bußmann spricht die Voraussetzung dieser Humboldt-Sapir-Whorfschen Theorie aus, wenn sie sagt, daß „ein Denken außerhalb des sprachlich Vorgegebenen nicht möglich ist“ (1995:143). Dabei kommt natürlich alles darauf an, was man unter „sprachlich vorgegeben“ versteht. Die Wissenschaftsgeschichte zeigt, daß es eher die herrschenden Modelle sind, die neue Gedanken erst allmählich und wohldosiert möglich werden lassen. Zwar werden die Modelle auch sprachlich artikuliert und vorwiegend (aber nicht nur!) sprachlich tradiert, aber nicht zwingend in bestimmten sprachlichen Formen. Ich habe diese Probleme anderswo, im Zusammenhang mit der Behauptung vom erkenntnisfördernden Wert der Metapher, diskutiert. Metaphern sind in der Tat sprachliche Figuren, Modelle sind es nicht, und gerade deshalb sind Modelle Erkenntnismittel, Metaphern nicht. Vgl. „Tunneleffekt, Coulombscher Berg, Coulombsche Schwelle“ usw. Angesichts dieser Schwierigkeit ist es schon erstaunlich, mit welcher Leichtfertigkeit behauptet wird, ein Denken außerhalb des sprachlich Vorgegebenen sei nicht möglich. Die Sprache selbst denkt ja nicht, und jede sprachlich formulierte Erkenntnis ist nur so viel wert wie die Erfahrung und das Denken, das dahinter steht.

Umgekehrt spiegelt der Sprachgebrauch schon eher eine bestimmte Weltansicht wider, allerdings in viel weniger schlüssiger Weise, als lange Zeit angenommen wurde. Denn die Ausdrucksmöglichkeiten sind außerordentlich vielfältig, die Dinge haben nicht einen festen Namen ein für allemal, und vieles kann nur der historisch-etymologische Blick überhaupt noch entziffern. Bußmann zitiert Douglas Hofstadter, der nicht ohne gefällige Zerknirschung bekannte, er gerate wider Willen immer wieder auf „die rutschige Bahn des Sexismus“, als ob man durch die gegebene Sprache frauenfeindliche Gesinnungen auszudrücken genötigt sein könnte, die man in Wirklichkeit gar nicht teilt. Das halte ich für eine abenteuerliche Überschätzung und Verkennung der Sprache. Man braucht sich bloß vorzustellen, ein überzeugter Atheist müsse sich ständig vorsehen, daß er nicht durch seine Wortwahl („Gott sei Dank“) gleichsam aus Versehen zum Gottgläubigen werde. Wohlgemerkt: Mißverstanden werden kann man natürlich immer, aber darum scheint es nicht zu gehen. Hofstadter macht sich ernsthaft Sorgen um den alten Adam in ihm selbst. Er zählt für mich damit zu den Beflissenen, und das ist in meinen Augen keine sehr angenehme Spezies. Wenn ein männlicher Kollege auf jeder Seite drei- bis viermal schreibt „Wir als Sprachtheoretikerinnen und Sprachtheoretiker“, dann frage ich mich unwillkürlich, warum er die politische Korrektheit so aufdringlich heraushängen läßt und was für ein Kerl er wohl in Wirklichkeit sein mag.

Man scheint zu glauben, wenn selbst ein Mann solche Bekenntnisse ablegt, muß es wohl stimmen, so wie man umgekehrt die gleichen Redeweisen bei Frauen damit erklärt, die Frauen hätten eben die männliche Sicht der Dinge übernommen. Mit solchen Immunisierungsstrategien ist der Punkt erreicht, wo die Diskussion für mich aufhört und nur noch Gesinnungsbekundungen zur Kenntnis genommen werden können.

Die sprachlichen Tatsachen werden von feministischer Seite nicht durchweg korrekt dargestellt. Ganz allgemein verbreitet ist schon die irrige Auffassung, Genus sei im Deutschen wie Numerus und Kasus eine "Kongruenz"-Erscheinung. Peter Eisenberg hat als einer der wenigen klargestellt, daß Genus eine Rektionserscheinung ist.

Für die angebliche Schlechterstellung der Frau wird auch immer wieder und bis zum heutigen Tage die sogenannte Bedeutungsverschlechterung von „Weib“ angeführt, obwohl spätestens seit Franz Dornseiff klar ist, wie es wirklich gekommen ist: Am Anfang stand der Wunsch mancher Männer, den einfachen "Weibern" (wîp) aus dem nichtadligen Volk etwas Nettes zu sagen: Man nannte sie also euphemistisch „frouwe“, d.h. Herrin. Als dies üblich geworden war, mußte der Name „Weib“ als nicht mehr gut genug erscheinen. Später wiederholte sich das mit „Dame“, das zur Bedeutungsverschlechterung von „Frau“ führte. In beiden Fällen waren es also Galanterie und Frauenverehrung und nicht etwa Frauenverachtung, was die Bedeutungsverschlechterung des bisher gebräuchlichen Wortes auslöste. Völlig gleichartig ist die Entwicklung bei englisch „tart“ und deutsch „Dirne“ verlaufen, die sich von der Bedeutung „Mädchen“ zur Bedeutung „Prostituierte“ entwickelt haben, weil man eben die Prostituierten seit je und überall verhüllend als „Mädchen“ bezeichnete. Geringschätzung der Frauen wäre es, wenn sich der z.B. Brauch einbürgerte, alle Mädchen „Nutten“ zu nennen, aber daran denkt natürlich niemand, am allerwenigsten ein Mann.

Da wir gerade bei Mädchen sind: Das Wort „Mädchen“ ist aus leicht erklärlichen Gründen Neutrum. Der kurzschlüssige Sprachidealismus, dem die Feministinnen huldigen, würde uns zu der Folgerung führen, daß dieses Wort dazu verleite, junge Menschen weiblichen Geschlechts als "geschlechtslos" anzusehen. Das ist natürlich krasser Unsinn. Das Wort „Mädchen“ führt (wenn es nicht gerade durch Kontexte wie „kleines Mädchen“ ins Kindliche neutralisiert wird) für jeden normalen Mann erfreuliche Konnotationen mit sich. In Tausenden von Gedichten haben Männer ihre Mädchen besungen, weit davon entfernt, sich vom neutralen Genus beeinflussen zu lassen, und selbstverständlich ohne eine Spur von Geringschätzung des jeweiligen Ziels ihrer Wünsche.

Die größere Häufigkeit von maskulinen Formen, maskulinen Pronomina usw. in Texten wird von Bußmann ohne weiteres als „Bevorzugung“ (138) bezeichnet, und zwar „zuungunsten“ weiblicher Bezeichnungen (143) was ich für ein bloßes Taschenspielerinnenkunststück halte. Größere Häufigkeit bedeutet ja keine höhere Wertschätzung. Das Maskuline ist einfach das Gewöhnliche, mehr kann man dazu nicht sagen. Auch daß bei Neutralisierungen der unmarkierte Pol einer Dimension der sogenannte „positive“ ist, sagt nichts über Wertschätzung. Man fragt ja auch, wie schwer eine Krankheit oder eine Aufgabe ist und meint damit doch wohl nichts Schätzenswertes.

Kurzum: Durch bloße Untersuchung der Sprache kann man schlechterdings nicht herausfinden, wie es mit der Stellung der Frau und dem Verhältnis der Geschlechter steht.



Luise Pusch tritt immer wieder einmal mit Vorschlägen zur "Entpatrifizierung" der deutschen Sprache hervor. Vor einigen Jahren war es z.B. die Verallgemeinerung des Neutrums bzw. des Femininums:

Sie ist eine gute Student. Ihre Leistungen sind beachtlich und ihre Professor ist sehr zufrieden mit ihr. Früher war sie übrigens Sekretär bei einer Architekt.
–-
Dem Zulassungsausschuß gehören an:
1. das Rektor als Vorsitzendes oder das Prorektor für die Lehre als dessen Stellvertreter
2. zwei Professoren
3. ein Angehöriges des wissenschaftlichen Dienstes
4. ein Student
5. das Leiter der Studentischen Abteilung.1


Diese Vorschläge haben, soweit ich sehe, keine Nachfolge gefunden. Die Frage der Durchsetzbarkeit solcher sprachlichen Eingriffe nimmt Pusch wohl etwas zu leicht, wenn sie sagt:

"Die hier vorgeschlagene Umstrukturierung tut dem deutschen Sprachsy­stem nicht mehr Gewalt an als dieses System uns Frauen antut."
Das "Sprachsystem" scheint hier hypostasiert und dämonisiert zu werden und dadurch einen Vorwurf auf sich zu ziehen, der allenfalls gegen die Männer erhoben werden könnte. Aber wie dem auch sei - vom fachsprachlichen Standpunkt aus wird hier ein Problem gestellt, das durch die Möglichkeit der "inklusiven Opposition" bereits gelöst war. Man kann sogar sagen: Das linguistische "Problem" der sexisti­schen Sprache entsteht erst dadurch, daß es thematisiert wird, denn erst von da an werden sprachliche Zeichen mit einer ideologischen Bedeutung befrachtet, die sie vorher objektiv nicht hatten. Die über­lieferte, angeblich "sexistische" Sprache hat noch keinen ihrer Benut­zer an einer nichtsexistischen Praxis gehindert.

Sprachliche Kosmetik ist wie Sprachkritik ein billiges Vergnügen, aber kraftlos gegen die strukturellen Zwänge, die eine Frauenemanzipation verhindern.

Die bisherige feministische Sprachpolitik ist vollkommen wirkungslos geblieben. Es gibt gesetzlich erzwungene Sprachregelungen in offiziellen Texten, z.B. Stellenausschreibungen, aber eine praktische Wirkung läßt sich nicht nachweisen. Wenn allmählich mehr Frauen in Professuren und leitende Stellungen kommen, setzt sich eine geschichtliche Entwicklung fort, die schon lange vorher begonnen hat und durch die feministische Sprachregelung nicht nachweisbar beschleunigt worden ist. Behauptungen, das Bewußtsein habe sich immerhin dadurch gewandelt, sind wohlfeil, aber nicht beweisbar. Hierher gehört natürlich auch das vage Gerede, die Frauen würden durch das generische Maskulinum unsichtbar gemacht, wollten mehr wahrgenommen werden usw. Manchen Feministinnen scheint es mittlerweile schon zu genügen, wenn Frauen ständig eigens erwähnt werden, durch Suffixe, Schrägstriche und großes I. An den realen Verhältnissen, z. B. eben was die Familie betrifft, arbeiten sie schon gar nicht mehr. Krasser kann man die Frauenbewegung nicht verraten, und viele Frauen, die etwas mehr wollen als frivole Sprachspielereien, distanzieren sich mittlerweile von diesen Geschlechtsgenossinnen.

Daß durch das generische Maskulinum die Frauen aus den Gedanken der Männer verschwinden könnten, ist wohl nicht zu befürchten.

Feministinnen behaupten manchmal mit dem Mut der Verzweiflung, sie hätten mit ihren Sprachregelungen durchschlagenden Erfolg gehabt. Aber wie steht es wirklich?
Die tatsächliche Praxis ist schwer zu überschauen. Es gibt zahlreiche Wissenschaftler beiderlei Geschlechts, die sich mehr oder weniger der feministischen Sprachregelung anschließen und dies auch oft ausdrücklich kommentieren:
„In dieser Arbeit werden alternierende Konventionen geschlechtsneu­traler Formulierungen verwendet, um Frauen aus der Position des eventuellen 'Mitgemeintseins' herauszuholen und sprachlich sichtbar zu machen.“ (Günthner, Susanne (1992): Diskursstrategien in der interkulturellen Kommuni­kation. Tübingen: 1.)
Man vergleiche auch die folgende, nicht ohne Selbstironie vorgeführ­te Maskerade:
On Pronominalization
I will contribute to the present chaos of person pronominalization in English by adhering to the following conventions: Speakers, whether male, female or generic, will receive masculine pronominalization. Hearers or addressees will be treated as female. When there are two or more interlocutors (i. e., speakers/hearers), the first one will be male, the second one female, and so on in alternation. (Levelt, Willem J. M. (1989): Speaking. Cambridge (Mass.), London: XV, Author's Note)
Andere bleiben bei der traditionellen Praxis, kommentieren dies je­doch ihrerseits in einer sehr bezeichnenden Weise, deutet doch gera­de der Kommentar darauf hin, daß durch die beschriebene Diskussi­on ein gewisser Rechtfertigungsdruck entstanden ist:
Das Problem der Gleichberechtigung der Geschlechter ist auch sprachlich noch nicht gelöst. So sehr es mir nötig erscheint, die Präsenz von Frauen in allen Lebensbereichen im Bewußtsein zu verankern, so sehr stört mich andererseits die Pedanterie einer ständigen Doppelbezeichnung. Ich belasse es deshalb bei dieser Grundsatzerklärung, daß es ebenso Historikerinnen und Wissenschaftlerinnen gibt wie Kommissarinnen und Täterinnen, und hoffe, daß die Leserinnen und Leser dies ihrerseits ständig mitdenken. (Renate Zoepffel in Heinz-Dieter Ebbinghaus/Gerhard Vollmer (Hg.): Denken unterwegs. Stuttgart 1992:235)

Alle Gattungsbegriffe habe ich - wie es Lesbarkeit und Umfang des Buches nahelegen - in der männlichen Form benutzt, die im Deut­schen die Bedeutung 'männlich' und 'weiblich' signalisiert. (Lutz, Luise (1992): Das Schweigen verstehen. Berlin u.a.: XVIII)
Autorengespanne verschiedenen Geschlechts sind manchmal ver­schiedener Meinung und müssen sich einigen. Ein Autor wollte das generische Maskulinum vermeiden, während seine Partne­rin dagegen war; er gab schließlich nach:
Wenn also in diesem Buch allgemein über 'den Lerner', 'die Lerner' oder 'den Lehrer' gesprochen wird, dann sind dabei stets sowohl weibliche als auch männliche Repräsentant(inn)en gemeint. (Edmondson, Willis / House, Juliane (1993): Einführung in die Sprachlehrfor­schung. Tübingen, Basel: 1.)
Das Ehepaar Leisi plädiert gemeinsam dafür, daß die Frauen die maskulinen Berufsbezeichnungen noch mehr für sich erobern, d. h. "sich zäh und nachdrücklich dafür einsetzen, daß man bei 'Lehrer', 'Partner', 'Sänger', 'Minister' immer auch an die Frauen denkt." So würde man allmählich zu englischen Verhältnissen gelangen, und da­durch würde die Gleichstellung am besten ausgedrückt. Sie verwei­sen auch auf den Unterschied zwischen „Sie ist der beste Assi­stent“ und „Sie ist die beste Assistentin“.
In Schweden z.B. wehren sich die Frauen dagegen, jeweils eigens genannt zu werden.
Der tatsächliche Einfluß der feministischen Sprachregelungen reicht wahrscheinlich weiter als der Glaube an die Richtigkeit seiner Haupt­these: daß die traditionelle Sprache den Frauen "Gewalt antue". Man beugt sich dem moralischen Druck. Diese Beobachtung kann man in Gremien von Wissenschaftlern machen, von denen man genau weiß, daß sie die feministischen Thesen für Unsinn halten. Trotzdem stim­men sie einer feministisch reglementierten Formulierung ihrer ge­meinsam erarbeiteten Texte zu, sei es um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, sei es in geradezu freudig vorauseilendem Gehorsam. Der Wissenschaftsbetrieb wird neuer­dings bekanntlich einer Disziplinierung unterworfen, die man in den USA, wo neben einer mächtigen Antisexismus-Bewegung auch die rassistische und ethnizistische Diskriminierung eine Rolle spielt, "poli­tical correctness" nennt. Damit ist das Sachfremde dieser Freiheitsbe­schränkungen treffend bezeichnet.



Vielleicht haben die Kritikerinnen recht, die der traditionellen Sprachwissenschaft vorwerfen, sie sei männlich-parteiisch gewesen. Aber soweit sie das war, war sie eben nicht wissenschaftlich, und es folgt daraus keineswegs, daß nun eine parteiisch feministische Linguistik an der Tagesordnung sei, wie man noch bei Bußmann 1995 lesen kann. Ich bin konservativ genug, eine parteiische Wissenschaft für einen Widerspruch in sich zu halten. Allerdings ist mir bekannt, daß manche Feministinnen diese Auffassung, d.h. den Glauben an die Objektivität, für typisch männlich erklärt haben. Renate Möhrmann fordert für künftige Wissenschaft geradezu eine "Parteilichkeit für Frauen":

"Feministische Wissenschaft ist parteiliche Wissenschaft und stellt den herrschenden akademischen Betrieb radikal in Frage. Sie setzt dem von Männern gestellten Objektivitätspostulat kein neues weibliches entgegen. Sie entthront die Kategorie der Objektivität ganz generell." (1982)

Möhrmann gelangt nicht über die recht vage Forderung hinaus, daß jede wissenschaftliche Tätigkeit die "Erkenntnisinteres­sen der Frauen" berücksichtigen solle.

"Daraus folgt jedoch nicht, daß ein Wissenschaftler männlicher Provenienz (? Th. I.) keinen feministischen Ansatz vertreten könne, wohl aber, daß das erwähnte geschlechtsspezifische Erkenntnisinteresse zum Gegenstand der Reflexion gemacht und die Erfahrungen von Frauen ernst genommen wer­den müssen."
Solche Ankündigungen sind nicht neu, wir warten aber noch auf ihre Erfüllung, um beurteilen zu können, was parteiliche Wissenschaft taugen mag. Ich sehe jedenfalls nicht, daß die Gegenposition zu irgendwelchen Ergebnissen geführt hätte. Es hat Versuche gegeben, der angeblich jüdischen Physik Einsteins eine angeblich deutsche Physik entgegenzustellen, und der Sowjetkommunismus hat immerhin für den Bereich der Sozial- und Kulturwissenschaften Parteilichkeit als oberstes Prinzip gefordert. Wir wissen, was dabei herausgekommen ist. Die Parteilichkeit zeigt sich bestenfalls in der Wahl der Forschungsgegenstände, z.B. der Bauernkriege, aber die Qualität der Forschung erweist sich an traditionellen Werten wie sorgfältiger Dokumentation und logischer Schlüssigkeit.
Pusch meint: „‘Betroffenheit’ wird mehr und mehr - nicht nur in der feministischen Wissenschaft - zur Vorbedingung von Wissenschaft, die diesen Namen verdient.“ (1990: 14)

(Diese Betroffenheit wird näher expliziert als „Wut und Trauer über das, was unserem Geschlecht von den Männern angetan wurde und wird“ (14). Man denkt unwillkürlich an Eichendorffs Lorelei: „Groß ist der Männer Trug und List / Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist“. Den Mann freilich schaudert´s: „Jetzt kenn ich dich, Gott steh mir bei / Du bist die Hexe Lorelei!“)

Und Bußmann schreibt noch 1995, die Erforschung des sprachlichen Wandels solle „aus der weiblichen Betroffenheits-Perspektive“ betrieben werden (147). Was soll dabei herauskommen? Weder die Argumentation noch die Ergebnisse werden sich dadurch ändern. Oder sie ändern sich tatsächlich, aber das wirft nur ein umso trüberes Licht auf die Wissenschaftlichkeit derjenigen Disziplinen, auf die sich die feministischen Ansprüche stillschweigend oder auch erklärtermaßen (wie im Untertitel von Bußmann/Hof) beschränken. Die Wirklichkeit läßt sich eben nicht nach politisch korrekten Wünschen zurechtbiegen. Bezeichnenderweise wird in feministischen Kreisen (z.B. in dem neuen Sammelband von Bußmann/Hof) das fatale Habermassche Wort „Erkenntnisinteresse“ wiederbelebt. Man nimmt wieder als völlig normal an, daß Forschung an bestimmten Ergebnissen interessiert ist und nicht an einer objektiven Wahrheit, die als unerreichbar oder nicht einmal wünschenswert gilt. Bin ich zu naiv oder zu männlich oder beides, wenn ich diese Haltung nicht teile?

Bußmann fordert uns alle abschließend dazu auf, eine sprachliche Lösung zu finden, die ein Gleichgewicht findet „zwischen linguistischer Redlichkeit und weiblicher Parteilichkeit“ (144). Ich weiß nicht, warum das Ziel so sonderbar formuliert werden muß. Warum sollte denn die Sprache parteilich sein, für wen auch immer?

Es muß hinzugefügt werden, daß keineswegs alle Wissenschaftlerin­nen und wohl nicht einmal die Mehrheit der Feministinnen so radika­len Forderungen zustimmen, und nur sehr wenige würden sich mit der in Deutschland zeitweise tonangebenden Feministin Trömel-Plötz vom Sieg der Frauensprache geradezu ein Pfingstwunder erhoffen:

„Es ist vielleicht mehr eine Wunschvorstellung als Realität und deshalb wichtiger als alle empirischen Beobachtungen: Im Idealfall, stelle ich mir vor, ist Frauensprache eine Art von Kommunikation unter Frauen, wo wir uns einander verbunden und miteinander verbunden fühlen, ohne uns lang zu kennen, ohne vorausgehende Prüfung der Charaktere, über Nationalität, Rasse, Alter und Klassen hinweg, weil wir zuallererst Frauen sind, bewußt uns als Frauen erleben mit demselben Anliegen, uns gegen unsere Unter­drückung zu wehren. Im Idealfall ist Frauensprache unterstützender Dialog, Offenheit, Kreditgeben, Akzeptieren, Verstehen (...)“ (Trömel-Plötz (1984: 33)
Es ist mir nicht klar, warum von allen denkbaren Parametern, die einen Menschen kennzeichnen und von denen die Verfasserin ja auch die wichtigsten aufzählt, ausgerechnet das Geschlecht zu einem paradiesischen Zustand führen soll.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.08.2015 um 14.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29599

Sehr viele Familiennamen auf "-er" sind Handwerksbezeichnungen und stammen aus der Zeit, als Frauen diese Berufe verschlossen waren und ihnen durch die Innungsregeln die Meisterprüfung verboten war (die "Meisterin" war nur die Frau des Meisters). Insoweit wäre es eine Wiedergutmachung, bei Namen von Handwerksbezeichnungen die Endung "-erin" zuzulassen..
 
 

Kommentar von Pt, verfaßt am 31.07.2015 um 20.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29592

Und was machen Sie mit der Schwester und der Tochter?
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 31.07.2015 um 20.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29591

Ich hätte da einen Vorschlag, den man den Gender-Aktivisten (Verzeihung: Aktivistinnen und Aktivisten) vielleicht unterbreiten sollte, da sie selbst offenbar noch nicht auf diese Idee gekommen sind.
Alle Familiennamen, die auf -er enden, sollen (müssen?) in Zukunft mit der Endung -in versehen werden, wenn eine weibliche Person gemeint ist.
Das durchzusetzen sollte nicht allzu schwierig sein, da man ja auf alte Traditionen verweisen könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.07.2015 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29588

Evangelische Studierendengemeinde steht über dem Eingang derselben, ich weiß nicht, seit wann. Konformismus war schon immer das Privileg der akademischen Jugend, aber es schüttelt mich, wenn ich vorbeiradle.

Irgendwo ganz oben wird Gender mainstreaming (oder Rechtschreibreform) beschlossen, und dann verläßt man sich auf die Selbstgleichschaltung, da ist überhaupt kein Zwang nötig.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 28.07.2015 um 23.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29566

Das Adjektiv studentisch entzieht sich wohl der Gegenderei, denn *studentInnenisch oder *student_innenisch sind einfach monströs – oder ist doch noch mit „studierendenisch“ zu rechnen? Denn wenn es keine „Studenten“ mehr gibt, kann es auch kein „studentisch“ mehr geben. Eieiei…
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 25.07.2015 um 10.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29546

Wo es gerade um Gesetze und Verordnungen geht: Beim Stöbern in Wikipedia bin ich gestern auf die Formulierung "Ratsfrauen und Ratsherren" für Stadtrats- bzw. Magistratsmitglieder gestoßen. Wie eine Google-Suche zeigt, scheint das mittlerweile die gängige Bezeichnung zu sein, aber sie erscheint mir irgendwie als schief:

- Man spricht von Frauen und Männern, also: Ratsfrauen und Ratsmänner;

- Man redet ein Publikum mit "Damen und Herren" an, also: Ratsdamen und Ratsherren;

- Dann gibt es ja noch die Herrin: Ratsherrinnen und Ratsherren;

- Schließlich nicht zu vergessen die -männin (Landsmännin): Ratsmänninnen und Ratsmänner. ("Landsfrau" geriete semantisch schnell in Konflikt mit der "Landfrau").

Jede dieser Varianten verletzt wohl irgendeine Empfindlichkeit, so daß man anscheinend aus Verlegenheit oder Gedankenlosigkeit zu dieser "asymmetrischen" Lösung gekommen ist.

Ratsmitglieder wäre einfacher und benötigte weniger Platz (und Tinte).
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 24.07.2015 um 23.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29540

Da das Amt des Bundespräsidenten ja den Platz des Monarchen vertritt, wäre es eigentlich naheliegend, von »Mätresse« zu reden.

»Lebenspartner« scheint durch den spöttischen Gegenbegriff »Lebensabschnittspartner« unmöglich gemacht worden zu sein, daher jetzt nur noch kurz das geschäftsmäßige »Partner«.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2015 um 17.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29539

Wenn es sich um ein Gesetz handelte, könnte man von einer "Lex Schadt" sprechen, denn 2012 hieß es an gleicher Stelle noch:

Hierzu gehören auch entsprechende Ausgaben für repräsentative Verpflichtungen des Ehegatten des Bundespräsidenten, soweit diese Ausgaben nicht von Dritten übernommen werden.

Ungeordnet wie die Dinge sind auch die sprachlichen Verhältnisse. Das Wort Partner läßt mich immer zuerst an Geschäftspartner denken, trotz der jüngsten Veramtlichung der Lebenspartnerschaften. Oder ich mache mit jemandem halbe-halbe, dann sind wir Partner. Freundin des Bundespräsidenten geht auch nicht, obwohl es am treffendsten wäre.
Im Alltag hört man: Ich lebe mit jemandem zusammen. Aber der Bundespräsident kann wohl zu den gehobenen Kindergeburtstagen, für die er selber keine Zeit hat, kaum jemanden schicken, mit dem er zusammenlebt.
Die gelebte Herabstufung der Ehe kontrastiert eigentümlich mit der allseits propagierten "Ehe für alle". Die Dinge sind ziemlich in Fluß geraten, und man muß abwarten, was daraus wird.

Eine andere Kuriosität ist der Vorschlag eines SPD-Politikers, die Partei möge auf einen eigenen Kanzlerkandidaten verzichten, weil er eh nicht gewinnen könne und Frau Merkel doch ganz gut sei. Das ist an sich nicht unlogisch, scheint aber doch am Sinn der Wahl vorbeizugehen. Auch die kleinste Partei braucht einen Kanzlerkandidaten, am besten auch ein Schattenkabinett, auch wenn man das von außen als Kasperletheater ansehen könnte. Aber durch die Wahl soll ja nicht nur eine Regierung ins Amt kommen, sondern auch das Kräfteverhältnis festgestellt und dokumentiert werden. Die eigentliche Frage ist wohl, ob man jemanden findet, der sich auch für einen "aussichtslosen" (aber nicht sinnlosen) Kampf voll und ganz ins Zeug legt, sich u. U. verschleißen läßt. Wenn man solche Leute nicht hat, dann braucht man in der Tat gar nicht erst anzutreten.
Die Frage stellt sich nicht nur an der Spitze. Als ich mal für den Landtag kandidierte, habe ich mir mit dem Bestellen des Möbelwagens auch Zeit gelassen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 24.07.2015 um 14.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29538

Manches ist bisher unbemerkt geblieben. So heißt es im Einzelplan 01 des Bundeshaushaltsplans 2015 (Bundespräsident und Bundespräsidialamt) unter »Sächliche Verwaltungsausgaben« in den Erläuterungen zum Abschnitt »Außergewöhnlicher Aufwand aus dienstlicher Veranlassung in besonderen Fällen«:

»Hierzu gehören auch entsprechende Ausgaben für repräsentative Verpflichtungen des Ehegatten oder Partners des Bundespräsidenten, soweit diese Ausgaben nicht von Dritten übernommen werden.«

Mir ist bekannt, daß »Ehegatte« und »Partner« dem juristischen Sprachgebrauch entsprechen. Daß man in Fällen wie diesem aber zu einer solchen Lösung greift, ist um so erstaunlicher, als sie ja nicht ganz undelikat ist. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie eine Formulierung aussähe, die alle denkbaren Kombinationsmöglichkeiten beschriebe, einschließlich des Falls, daß das Amt einmal von einer Frau bekleidet wird, die ja durchaus eine Partnerin haben könnte (nicht aber, bis auf weiteres, eine Ehegattin) – usw. usf.

Sobald allerdings eine pragmatische Lösung nicht mehr zwingend notwendig ist, geht die Genderei wieder los:

»Die Ausgaben sind einzeln zu belegen. Aus den Belegen muss Anlass, Funktion und Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (Begünstigte) erkennbar sein.«

In beiden Zitaten ist das Geschlecht der beteiligten Personen für die Aussage völlig unerheblich.

Ich kenne zwar die Nöte derer, die sich beim Formulieren von Rechtstexten mit irgendwelchen Genderrichtlinien herumquälen müssen (siehe auch hier: www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19970), aber hat es nicht etwas Komisches, daß man sich dort, wo das generische Maskulinum ganz unauffällig gewesen wäre, dagegen entschieden hat, ausgerechnet dort aber, wo ein viel sensiblerer Bereich angesprochen ist, dafür?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2015 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29537

An der Universität Erlangen werden junge Wissenschaftler durch ein "Rising-Star-Programm" gefördert. Was tun, wenn eine Frau gefördert wird? Als "Starenweibchen" kann man sie nicht gut bezeichnen. Das Magazin der Universität sagt zweimal, Prof. Sabine Maier sei "eine der Rising Stars". Aber an das Prädikativum werden gar keine Kongruenzforderungen gestellt, ich könnte meine Frau ohne weiteres "mein Schatz" oder – um bei den Sternen zu bleiben – "mein Augenstern" nennen. Das wäre deshalb auch keine "Constructio ad sensum" (Synesis), wie manche Germanisten irrigerweise meinen.
Das Magazin ist im übrigen nur sehr unvollkommen gegendert. Zwar ist der Ausdruck "Student" schon lange tabu, aber sonst geht es wild durcheinander. Das Büro für Frauen und Gedöns scheint noch nichts bemerkt zu haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2015 um 15.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29493

Im Fall Hunt zeichnet sich tatsächlich eine Gegenbewegung ab. Ein Alumnus hat sein Testment geändert und entzieht den Narren vom University College London mal eben etwa 100.000 Pfund. Eine andere Sprache verstehen die Herrschaften wohl nicht.

In Deutschland kommt so etwas auch schon vor, juckt die Betroffenen aber nicht, weil sie wissen, daß dem Staat keine Ausgabe zu hoch ist, um die Politische Korrektheit durchzusetzen. "Mainstreaming" sagt ja schon alles.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.07.2015 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29488

Sì, è corretto.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.07.2015 um 11.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29487

„Keinem italienischen Bergführer ist übrigens bisher eingefallen, sich *guido alpino statt guida alpina zu nennen.“ (Miorita Ulrich in Sprachwissenschaft 13, 1988)

Ob das immer noch stimmt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.07.2015 um 05.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29457

Die beiden herkömmlichen Theorien zur Entstehung des grammatischen Geschlechts lassen sich so zusammenfassen:

Die von Grimm und vielen "romantisch" und psychologisch, später auch psychoanalytisch ausgerichteten Forschern vertretene Sexualisierungstheorie nimmt an, daß die Menschen früher die belebte Natur anthropomorphisch erlebt und daher auch mit Geschlechtszuordnungen versehen hätten, so wie man bis in unsere Zeit beobachten kann, daß z. B. handwerkliche Vorgänge und Werkzeuge sprachlich sexualisiert werden usw. Das ist dann analogisch ausgedehnt worden.

Die Junggrammatiker um Brugmann nehmen dagegen an, daß es zufällig Wörter für weibliche Wesen gab, die auf â oder î/iê endeten, und daß diese Endung dann als Suffix für Weibliches produktiv wurde. Beispiele solcher nachträglichen Zuordnung sind das „Tier-Suffix" (idg. *bho) im Indischen, Griechischen und Keltischen oder das Farbsuffix (*wo) im Germanischen, Lateinischen und Litauischen; zunächst waren diese Suffixe zufällig an einigen Wörtern der betreffenden Bedeutungsklassen aufgetreten, wurden dann produktiv.

Der einst sehr heftige Streit ist heute ein bißchen entschärft, weil man das Problem mehr im Rahmen universaler Theorien der Nominalklassifikation diskutiert. Ein gewisser Reflex findet sich aber noch in der Gender-Debatte.

Während heute die Genera mit den allerdings dürftigen Markierungen der Flexionsklassen korreliert sind, war das ursprünglich keinesfalls so – weshalb man ja in der Schule lernen muß, daß lateinische Substantive der ersten Deklination durchaus nicht alle feminin sind (agricola), und im Griechischen endet die sehr weibliche Jungfrau auf -os (parthenos).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2015 um 18.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29442

Einer schreibt's vom andern ab: Otto Jespersen habe behauptet, im alten Indien hätten die Männer Sanskrit und die Frauen Prakrit gesprochen. Helmut Glück ("Der Mythos von den Frauensprachen", OBST 9, 1977) gibt sogar die Stelle in seinem Buch "Language" an. Aber Jespersen spricht ausdrücklich von der Verteilung der Sprachen im altindischen Drama.
Im übrigen ist er einer der wenigen, die ein großes Kapitel über die Rolle der Frau in der Sprache geschrieben haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2015 um 10.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29415

Vielleicht tröstet es die Feministen, daß z. B. Kanonen, phallisch und schlimm wie sie sind, als weibliche Personen benannt werden, und zwar nicht erst die Dicke Bertha.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2015 um 18.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29400

Die Sprachstatistik, die immer wieder ergibt, daß Maskulina überproportional viele Bezeichnungen von tätigen Lebewesen umfassen, ist systematisch verzerrt durch die heute fast allein produktive Abstraktbildung mit Hilfe femininer Suffixe.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2015 um 18.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29399

Damaris Nübling hat in einem Gender-Vortrag (www.germanistik.uni-mainz.de/files/2015/03/Nuebling-2014-Femineutra-Akademie-Jb-2013.pdf) sehr viel aus das Merkel gemacht, obwohl dieses Neutrum meiner Ansicht nach nur marginal vorkommt und bei weitem nicht so verächtlich ist wie die allgegenwärtige Mutti (sogar in den Leserbriefen bei FAZ.NET), die Nübling nur beiläufig einmal erwähnt.

Was übrigens die FAZ betrifft, so scheint mir die Riege der Merkelhasser in der politischen Redaktion im Laufe der Jahre schwächer und geradezu kleinlaut geworden zu sein, es gibt sogar eine Menge Huldigungsartikel, vor allem wenn man die FAS hinzunimmt. Vielleicht weil man selber auch nicht weiterweiß.

Liest man nur die Shit-Stürme auf den Leserbriefseiten (und dann gar erst bei der ZEIT usw.), versteht man überhaupt nicht die hohen Beliebtheitswerte der Kanzlerin. Aber das ist wohl die alte Geschichte mit der Schweigespirale.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2015 um 04.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29387

Was mich ganz trübsinnig macht, ist der Gedanke, daß die Formulierenden dieses Galimathias ausnahmslos von der Unsinnigkeit ihres Tuns überzeugt sein dürften, aber trotzdem mitmachen, genau wie bei der Rechtschreibreform. Das Gendern ging in den Ministerien und Hochschulverwaltungen so schnell und reibungslos über die Bühne, daß man an finstere Beispiele von Gleichschaltung erinnert wird. Nur Mitläufertum, keine Zivilcourage weit und breit. Wo sollte Widerstand auch ansetzen? Man kann es verstehen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 09.07.2015 um 03.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29386

Tatsächlich, das gibt es alles schon. Bei Studienanfangende fragt Google zurück, ob Studienanfang Ende gemeint war. Vielleicht spart sich Google bald diese Rückfrage.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 09.07.2015 um 00.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29385

Offenbar wollen die Eidgenossen ihren östlichen Nachbarn in puncto Gendern nicht nachstehen:

Einmal im Jahr, normalerweise am St.Leodegar (2. Oktober), findet ein Studierendenausflug statt. Vorschläge und freiwillige Organisierende werden an der Studierendenversammlung besprochen und gesucht.

(http://studunilu.ch/fachschaft-tf/tf-wir-uber-uns/)

Solche Texte regen natürlich meine Phantasie an: Studienberatende, Studienbewerbende, Studienanfangende, Studienabbrechende, Studierendenunruhen, Regelstudienzeitstudierende. Dumm nur, daß es das alles schon gibt, wie ich gerade feststelle. Der Tag endet mit einer Enttäuschung. Hätte ich mir aber auch denken können.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.07.2015 um 23.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29384

Alles schön und gut, Herr Achenbach, aber erinnert studentisch nicht doch zu sehr an Student? Wir sollten kein Risiko eingehen und lieber von Studierendenvertretenden sprechen. An der Uni Mannheim klappt das teilweise schon ganz gut: http://fspsycho.sowi.uni-mannheim.de/Deine%20Fachbereichsvertretung%20Psychologie/Mitglieder/.

Unbehagen bereiten mir natürlich auch die Mitglieder. Was kann man da machen? Mit- und Ohneglied wäre wohl zu anzüglich für einen derart seriösen Text. Außerdem würde daraus im Plural ja Mit- und Ohneglieder, und was wäre gewonnen, wenn wir am Ende doch wieder bei -er, also ihm, landeten? Auch Mitgliederinnen und Mitglieder kann nicht die Lösung sein, denn es wird sogar von der vorbildlich korrekten Dudenredaktion abgelehnt. Wir müssen also wohl bis auf weiteres mit den Mitgliedern leben. Obwohl … Eigentlich kommt man auch ohne aus. Kann man nicht Mitglieder der Fakultät als Fakultätsangehörende und Mitglieder der Fachschaftsvertretung als Fachschaftsvertretende bezeichnen? Klar kann man!

Dann hätten wir also:

Die Vertretenden einer Fakultät bilden die Fachschaftsvertretung. Sie besteht aus sieben Vertretenden der Studierenden; soweit die Zahl der Studierenden, die Fakultätsangehörende sind, 2.000 übersteigt, erhöht sich die Zahl der Vertretenden der Studierenden je angefangene weitere 1.000 Studierende um eins. Der oder die Fachschaftssprechende ist der oder die Vertretende der Studierenden im Fakultätsrat, der oder die bei der Wahl die meisten Stimmen erhalten hat; die Fachschaftsvertretenden sind diejenigen Studierenden in der erforderlichen Anzahl, auf die bei der Wahl der Studierendenvertretenden zu den Fakultätsräten weitere Sitze entfallen würden.

Irgendwas stört mich zwar immer noch an dem Text, aber ich könnte jetzt nicht genau sagen, was. Na, Hauptsache, er erfüllt seinen Zweck.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 08.07.2015 um 19.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29383

Warum so inkonsequent? Wenn man meint, von Studierenden sprechen zu müssen, warum nicht auch von Vertretenden und von Fachschaftsvertretenden?

Dann lautete der Text:

Die Vertretenden einer Fakultät bilden die Fachschaftsvertretung. Sie besteht aus sieben Vertretenden der Studierenden; soweit die Zahl der Studierenden, die Mitglieder der Fakultät sind, 2.000 übersteigt, erhöht sich die Zahl der Vertretenden der Studierenden je angefangene weitere 1.000 Studierende um eins. Der oder die Fachschaftssprechende ist der oder die Vertretende der Studierenden im Fakultätsrat, der oder die bei der Wahl die meisten Stimmen erhalten hat; die weiteren Mitglieder der Fachschaftsvertretung sind diejenigen Studierenden in der erforderlichen Anzahl, auf die bei der Wahl der studentischen Vertretenden zu den Fakultätsräten weitere Sitze entfallen würden.

Ist das nicht noch schöner?

Außerdem erspart man sich damit immerhin gut 11% der Zeichen (einschl. Leerstellen).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.07.2015 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29381

Noch vor kurzem haben wir gewitzelt, aus den "Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen" würden sicher auch bald die "Bürgermeister und Bürgermeisterinnen und Bürgerinnenmeister und Bürgerinnenmeisterinnen".

Und nun sind aus Studentenvertretern über "Studentenvertreter und -vertreterinnen" tatsächlich schon "Vertreterinnen und Vertreter der Studierenden" entstanden.

Zusammensetzungen werden also schon auseinandergenommen, um auch das Erstglied dem Korrektheitswahn zu unterwerfen. Man sieht, es war damals leider kein Witz.
 
 

Kommentar von Theodor ickler, verfaßt am 08.07.2015 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29380

Vor 20 Jahren, als das Land und die Hochschulen noch nicht von Irren regiert wurden, lautete der entsprechende Abschnitt im Hochschulgesetz:

Die Studentenvertreter eines Fachbereichs bilden die Fachschaftsvertretung. Soweit die Zahl der Studenten, die Mitglieder eines Fachbereichs sind, 2000 nicht übersteigt, besteht die Fachschaftsvertretung aus sieben Studentenvertretern. Soweit die Zahl der Studenten, die Mitglieder eines Fachbereichs sind, 2000 übersteigt, erhöht sich die Zahl der Studentenvertreter, die die Fachschaftsvertretung bilden, je angefangene weitere 1 000 Studenten um eins. Fachschaftssprecher ist der Studentenvertreter im Fachbereichsrat, der bei der Wahl die meisten Stimmen erhalten hat; die weiteren Mitglieder der Fachschaftsvertretung sind diejenigen Studenten in der erforderlichen Anzahl, auf die bei der Wahl der Studentenvertreter in den Fachbereichsräten weitere Sitze entfallen würden.

(Die Zeichenzahl ist nicht genau vergleichbar, weil auch der Inhalt leicht abweicht.)

Niemand hatte damals wegen der Sprache geschlechtsbezogene Probleme.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.07.2015 um 16.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29379

Wenn ständig von Studierenden die Rede ist, fragt man sich schon, woher plötzlich die "studentischen" Vertreter kommen.

Nun war ich doch mal neugierig und habe Word nach der Zeichenanzahl (mit Leerzeichen) befragt. Dieser so umständlich "politisch korrekt" aufgeblasene Text (770 Zeichen) ist gegenüber dem inhaltlich gleichen, aber normal geschriebenen (620 Zeichen) ziemlich genau um ein Viertel größer. Alles nur Luft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.07.2015 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29378

Zu den jüngsten Hochschulwahlen teilt die Leitung der Uni Erlangen mit:

Die Vertreter und Vertreterinnen einer Fakultät bilden die Fachschaftsvertretung. Sie besteht aus sieben Vertretern und Vertreterinnen der Studierenden; soweit die Zahl der Studierenden, die Mitglieder der Fakultät sind, 2.000 übersteigt, erhöht sich die Zahl der Vertreter und Vertreterinnen der Studierenden je angefangene weitere 1.000 Studierende um eins. Fachschaftssprecher oder Fachschaftssprecherin ist der Vertreter oder die Vertreterin der Studierenden im Fakultätsrat, der oder die bei der Wahl die meisten Stimmen erhalten hat; die weiteren Mitglieder der Fachschaftsvertretung sind diejenigen Studierenden in der erforderlichen Anzahl, auf die bei der Wahl der studentischen Vertreter und Vertreterinnen zu den Fakultätsräten weitere Sitze entfallen würden.

Interessant ist auch diese Einzelheit:

Wahl zum Fakultätsrat PhilFak, Studierende:
Zahl der Wahlberechtigten: 9.413
Abgegebene Stimmzettel: 455
Ungültige Stimmzettel: 14
Gültige Stimmzettel: 441
Demnach betrug die Wahlbeteiligung: 4,83 %

 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.07.2015 um 19.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29336

Die neueste Wortschöpfung ist "Schlepperinnen". Hat man schon welche gesehen? (In islamischen Ländern eher schwierig.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2015 um 14.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29332

Die Landesregierung kann – wie auch die Bundesregierung – nicht zwischen Wörtern und Wortstämmen unterscheiden, daher der Eingriff in die Komposita. Der sprachliche Verstoß spielt hier so wenig eine Rolle wie die Kosten:

"Die hier vorgeschlagene Umstrukturierung tut dem deutschen Sprachsy­stem nicht mehr Gewalt an als dieses System uns Frauen antut." (Luise F. Pusch 1990)
 
 

Kommentar von derwesten.de, 2. Juli 2015, verfaßt am 04.07.2015 um 13.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29331

Studentenwerke laufen Sturm gegen teure Zwangs-Umbenennung

Essen/Bochum/Dortmund. Die Geschlechtergerechtigkeit erreicht Mensen und Wohnheime: Deren Betreiber sollen künftig für "Studierende" zuständig sein. Die Korrektur ist teuer.
Die Studentenwerke in NRW wehren sich gegen eine anstehende Zwangs-Umbenennung in „Studierendenwerke“. Sie fürchten Kosten von mehreren hunderttausend Euro, die durch den Namenswechsel entstehen würden, unter anderem durch zu verändernde Schilder, Briefköpfe und Broschüren.
Die Landesregierung hat den Begriff „Studierendenwerke“ ins neue Hochschulzukunftsgesetz geschrieben. Begründet wird dieser Schritt mit Geschlechtergerechtigkeit. Geschlechtsneutrale Bezeichnungen seien gesetzlich vorgeschrieben. […]

(… weiter hier: www.derwesten.de)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2015 um 18.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29322

„Sprache des idealen Sprechers bzw. der idealen Sprecherin“ (Hilke Elsen: Grundzüge der Morphologie des Deutschen. 2. Aufl. Berlin 2014) – das ist insofern irregeleitet, als der ideale Sprecher der generativen Grammatik gar keine menschliche Person ist, sondern gewissermaßen ein abstrakter Automat, dem man ja auch keine Automatin zur Seite stellt. Das Gendern hat hier keinen Ansatzpunkt, es geschieht gedankenlos.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2015 um 06.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29314

„In festen Verbindungen, wie einer Sache Herr oder Meister werden, kann das Femininum überhaupt nicht verwendet werden.“ (Ingerid Dal: Kurze deutsche Syntax. Tübingen 1966:2)

Eroms hat das in der Neubearbeitung (2014) stehen lassen. Da kennt er aber unsere Sprachmeisterinnen schlecht, besonders in Österreich!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.06.2015 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29294

Herr Wrase hat tatsächlich etwas entdeckt, was nicht nur mir bisher entgangen ist. Frauen können die krassesten Äußerungen über Männer von sich geben, ohne daß sie davon einen Nachteil befürchten müssen. Jedenfalls habe ich noch nie etwas anderes gehört oder gelesen. Es muß mit den wohltätigen Wirkungen des Opferstatus zusammenhängen, den man entweder hat oder eben nicht.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 28.06.2015 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29293

Ja, im Sport ist von Frauen die Rede, wo rohe Kräfte sinnlos walten: Fußball, Kugelstoßen, Speerwurf. Hingegen: Damentennis. Das liegt laut Wikipedia daran, daß viele Sportarten erst spät für Frauen zugänglich wurden, jedenfalls im Fall von Hockey: "... dass man im deutschen Sprachraum allgemein von Damenhockey, nicht von Frauenhockey spricht, beruht auf der vergleichsweise langen Tradition."

Es ist auch interessant, daß die Sportgeräte bei Frauen und Männern oft nicht dieselben sind. Beim Kugelstoßen 16 Pfund (7,257 kg) Gewicht bei Männern, 4 kg bei den Frauen. Der Speer für Männer wiegt 800 g, der für Frauen 600 g. Der Diskus der Männer wiegt 2 kg, der Diskus der Frauen nur 1 kg.

Das erinnert ein wenig an die Quote im Berufsleben: Die Regeln sorgen dafür, daß Frauen im Ergebnis mithalten können. Gut, beim Weitsprung oder im Sprint bewegen die Frauen auch leichtere Gewichte (ihr eigenes Körpergewicht ist geringer), insofern sind verschiedene Gewichte bei den Wurfsportarten plausibel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.06.2015 um 10.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29292

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19398

Hoffentlich werden alle Lesenden von Band 1 auch Lesende des Bandes 2!
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.06.2015 um 09.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29290

Interessanterweise heißt es Frauenfußball und nicht Damenfußball.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 28.06.2015 um 07.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29288

Wer hat im Fall Hunt eigentlich die Hexe umgehend exekutiert? Man hat ihn bekanntlich rausgeschmissen, ohne daß er sich überhaupt zu seiner umstrittenen Bemerkung hätte äußern können. Wer war "man", wer hat Hunt von seinen Posten entfernt? Feiglinge.

Hunt hatte gesagt: "... three things happen when they are in the lab … You fall in love with them, they fall in love with you and when you criticise them, they cry." Offensichtlich ein Scherz, das erkennt man an der Übertreibung. Die Karikatur liegt darin, daß das Extreme, vom Alltag Abweichende (allseitiges Verlieben und Heulen als Reaktion auf Kritik) sprachlich als Normalfall, ja als Naturgesetz präsentiert wird.

Feministinnen können am laufenden Band unfaire männerfeindliche Äußerungen in die Welt trompeten, die überhaupt nicht scherzhaft gemeint sind. Zum Beispiel: "Männer haben nur Sex im Kopf, sie verachten Frauen" usw. Niemand verbietet ihnen das Maul, obwohl sie damit das Verhältnis von Männern und Frauen beschädigen und Unfrieden sowie die allgemeine Verklemmung befördern.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.06.2015 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29286

Von Frauen, auch sehr jungen, hört man immer noch: "Ich bin Christ." Es fällt aber schon auf.

Die Hexenjagd, wie jetzt im Fall Tim Hunt, kann wohl nicht immer weitergehen, ohne daß es zu einer Gegenbewegung kommt. In allen Lexikoneinträgen zu Hunt und den anderen Opfern wird in alle Ewigkeit verzeichnet sein, daß sie sich antifeministisch geäußert haben und daher in Schwierigkeiten geraten sind. Nach einigen hundert Jahren werden sie dann rehabilitiert wie Galilei.

Bin ich Antifeminist, wenn ich sage, daß ich noch niemals einen vernünftigen Text im Bereich der feministischen Linguistik gelesen habe?

Täusche ich mich, oder wird zur Zeit der Frauenfußball von den Medien ganz bewußt propagiert? Ich kann es nicht recht beurteilen, weil er mich ebenso wenig interessiert wie der Männerfußball.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.06.2015 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29272

In der Geschäftswelt überwiegt immer noch der generisch maskuline "Anbieter". Als "Anbieterin" treten Firmen auf, deren Name das weibliche Genus regiert, die aber an sich kein Geschlecht haben. Dazu ausdrücklich erwähnte Frauen, die etwas anbieten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.06.2015 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29243

Dazu noch dies:

Yoga soll an zentralstaatlichen Schulen in Indien zum Pflichtfach werden.
Kinder der sechsten bis zehnten Klasse würden bald in der alten indischen Lehre unterrichtet, erklärte Bildungsministerin Smriti Irani laut der indischen Zeitung „Deccan Herald“ vom Dienstag. 80 Prozent des Schulfaches seien für Praxis-Übungen vorgesehen, 20 Prozent für Theorie.
Die meisten Schulen in Indien werden allerdings von den Bundesstaaten betrieben. Länder wie die Hauptstadt Delhi erklärten, sie wollten Yoga ebenfalls einführen. In Privatschulen, die rund 40 Prozent der Schulen in Indien ausmachen, wird Yoga zum Teil bereits unterrichtet.
(focus.de 23.6.15)

Das ist eigentlich ganz furchtbar, zumal man befürchten muß, daß auch die Bundesstaaten mitziehen werden, um die Muslime (und ein paar Millionen andere) aus dem staatlichen Schulwesen zu werfen und einen Bürgerkrieg vorzubereiten.

Hierzulande kann man dem staatlichen Religionsunterricht immerhin ausweichen, indem man sich einem freilich kastrierten Philosophieunterricht ("Ethik") aussetzt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.06.2015 um 06.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29217

Wenn 37 000 Menschen unter Anleitung des Ministerpräsidenten auf dem Rajpath in Neu-Delhi Yoga praktizieren, ist das nicht so friedlich, wie es aussieht. Die FAZ hat ebenfalls erkannt, daß es sich um eine neue Waffe der Hindunationalisten handelt. Provoziert werden die Muslime und sonstigen Anders- und Nichtgläubigen.

Wie berichtet, praktizierten zu meiner Zeit (vor 40 Jahren) sehr viele Studenten Yoga, aber nicht in der Öffentlichkeit - sehr im Unterschied zu Tai Chi, das man bekanntlich in China auf den Straßen, dem Campus und in Parks jeden Tag sehen kann.

Yoga hat zwar alte Wurzeln, ist aber wie vieles andere (auch "fernöstliche" Kampfsportarten) teilweise vom Westen und im Kontakt zu ihm weiterentwickelt worden. Es ist ein Jammer, daß die Inder aus einer harmlosen Privatsache nun so etwas machen und überhaupt in die nationalistische Barbarei abzugleiten drohen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.06.2015 um 17.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29126

Manche werden die Sache mit Nobelpreisträger Tim Hunt gelesen haben. Schon ist sie auch bei Wikipedia eingetragen, als wichtiges biographisches Faktum:

"Am 9. Juni 2015 hielt Hunt einen Vortrag auf der World Conference of Science Journalists in Seoul, in dem er eine Bemerkung zur Arbeit von Frauen in Laboren machte, die von ihm nachher als Scherz dargestellt wurde. Eine anwesende britische Universtätslehrerin sah diesen Kommentar jedoch als frauenfeindlich und verbreitete ihn entsprechend kommentiert über Twitter. Aus der sich daran anschließenden öffentlichen Entrüstung zog Hunt am 10. Juni die Konsequenz und trat von seiner Honorarprofessur an der Fakultät für Biowissenschaften am University College London zurück."

Dazu:

Tim Hunt, an English biochemist who admitted that he had a reputation for being a “chauvinist”, had made the comments at the World Conference of Science Journalists in Seoul, South Korea, where he said: “Let me tell you about my trouble with girls … three things happen when they are in the lab … You fall in love with them, they fall in love with you and when you criticise them, they cry.”

Wenn man keine Scherze über Frauen mehr machen darf, ist das Leben nicht mehr lebenswert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2015 um 05.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29111

Nicht zu vergessen der Seufzer und der Fehler... Aber mal im Ernst: Woher wissen Sie denn, welchem Substantivtyp das Suffix -er vorbehalten sein sollte? "Stört" Sie wirklich ein so großer Teil des deutschen Wortschatzes?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.06.2015 um 22.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29110

Aus männlich unbelebten Substantiven auf "-er" können mit der Endung "-in" weiblich belebte Sustantive gemacht werden: der Wasserkocher (Gerät) – die Wasserkocherin (Hausfrau), der Staubsauger – die Staubsaugerin. Schwierig wird die Unterscheidung bei Hausmännern, dann können Wasserkocher und Staubsauger auch männlich belebt sein. Das hat man grundsätzlich bei der Festlegung von männlichen Sachenbezeichnungen mit der Endung "-er" nicht bedacht, und das stört mich schon lange, z.B. bei Betonmischer, Schlagbohrer, Anhänger, Akkuschrauber usw., die Sachen und Personen sein können. Eigentlich ist es ein Mißbrauch der Aktions-Endung "-er", die belebten Substantiven vorbehalten sein sollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2015 um 17.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29109

Ist das nicht mit Genus vs. Sexus abgedeckt? Wo sonst spielt in der deutschen Grammatik belebt/unbelebt eine Rolle?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.06.2015 um 17.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29108

Es scheint nötig, männlich und weiblich um den Zusatz "belebt" oder "unbelebt" zu ergänzen: Hausfrau: weiblich belebt; Kaffemühle: weiblich unbelebt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.06.2015 um 15.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29106

Kirchentags-Sprecher Alexander Matzkeit stellte am Donnerstag gegenüber pro klar: Es handelt sich um einen Scherz, um auf das Bemühen, das Programm „geschlechtergerecht“ zu gestalten, aufmerksam zu machen. „Aufmerksame Leserinnen und Leser des Programmheftes haben in den letzten Jahren im Programmheft des Deutschen Ev. Kirchentages die ,Papphockerinnen und Papphocker‘ finden können – die Saalmikrofoninnen und -mikrofone sind ein kleiner Scherz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Programmheft für Stuttgart 2015.“

Mag sein. Aber der Scherz liegt zu nahe an der Wirklichkeit, um gleich als Scherz oder Satire erkannt zu werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2015 um 16.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29085

Sobald die Zeitungen in diesen kritischen Zeiten anfangen, ihre Leser mehr als nötig zu ärgern, ist es aus mit ihnen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.06.2015 um 13.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29083

Ich staune über die heutige Sonntagsausgabe des Mannheimer Morgen. Allein auf Seite 1 finde ich:

Wo bislang der[!] Finanzbeamte die Angaben des[!] Steuerpflichtigen geprüft ... hat
Der[!] Bürger soll das Finanzamt per E-Mail erreichen. Aus Sicht der Steuerzahler droht ein handfester Nachteil: Bislang hatte er[!] Rechtssicherheit ...
zu Ungunsten des[!] Betroffenen

Außerdem im Plural (teilweise mehrfach):
Finanzminister, Bürger, Steuerzahler, Finanzbeamte, Rechnungsprüfer, Politiker, Schüler, Studenten, Lehrer, G7-Gegner, Gipfelgegner, Demonstranten, Beamte, Sanitäter, Veranstalter, Teilnehmer, Organspender, Lebendspender

Kein einziges Mal -innen, kein einziges Mal -ende.
Sieg der Vernunft über die "PC" auf ganzer Linie!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2015 um 10.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29081

Die "Vorständin", die man jetzt nicht nur im Duden trifft, war erst möglich, nachdem der "Vorstand" vom Gremium (vgl. "Vorstandsvositzender") auf dessen einzelnes Mitglied übertragen worden war, ähnlich wie bei "Kader" (wo es aber noch keine movierte Form zu geben scheint).
Bei Schreiben an den Institutsvorstand könnte man sich aber weiterhin mit der maskulinen Form begnügen, denn welche Personen die Leitung bilden, ist nicht relevant und oft nicht einmal bekannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2015 um 04.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29061

Viagra für Frauen soll rosa sein, Viagra für Männer ist in weiser Voraussicht blau gefärbt worden. Diese Klischees müßten eigentlich Proteste hervorrufen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.06.2015 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29054

Zum Ev. Kirchentag in Stuttgart:

Es gibt kein Familienzentrum, dafür aber erstmals auf einem Kirchentag ein Zentrum „Gender“ und ein Zentrum „Regenbogen“, in dem „mit der Bibel gegen Homophobie“ gekämpft, die „Angst vor der Vielfalt von Beziehungsformen“ genommen und „Familie neu buchstabiert“ werden soll. (Tagesspiegel 4.6.15)

Es gibt auch einen "Regenbogen-Gedenkort für verfolgte LSBTTIQ in der Michaelskirche".

Galanterweise stellt die Abkürzung die Damen an die erste Stelle, obwohl sie hinsichtlich Verfolgung bisher nicht den ersten Rang einnehmen.

Was den Kampf "mit der Bibel gegen Homophobie" betrifft, so verweise ich auf den gründlichen Artikel "Bibeltexte zur Homosexualität", aus dem auch noch einmal der Unterschied zwischen historisch-philologischer und dogmatisch-theologischer Textinterpretation hervorgeht. (Gehört zu "Heilige Texte".) Um es mit der Bundeskanzlerin zu sagen: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg." Oder mit P. P.: "Was ist Wahrheit?"
 
 

Kommentar von Vollgasfahrer, verfaßt am 27.05.2015 um 15.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#29004

Flugzeuginnenreinigung
http://www.aviation.wisag.de/aviation/leistungen/airport-service/flugzeuginnenreinigung.html

Man ist durch die Qualitätsmedien schon so sensibilisiert, daß man beim Lesen erstmal stutzig wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.05.2015 um 09.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28986

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25037

Das generische Femininum wird in diesem kuriosen Buch so weit getrieben, daß man sogar liest:

„das Agens (von lat. agere, agens 'die Handelnde')“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.05.2015 um 06.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28974

Auch ohne Fernsehen erfährt man Kurioses genug, vor allem wenn man den ganzen Tag mit Frauen zu tun hat. Die Zusammensetzung Oberschenkellücke übersetzt thigh gap und bezeichnet ein Schönheitsideal, obwohl es sich auf den ersten Blick um den Namen eines anatomischen Defekts zu handeln scheint. Näheres bei Wikipedia. Dort auch der Hinweis auf knabenhaft, das wir ja schon besprochen haben.

Ebenfalls auf den ersten Blick könnte ein Besucher vom Mars den Eindruck gewinnen, daß die tatsächliche Übergewichtigkeit der Erdbewohner und die propagierte Magerkeit einander widersprechen, aber in Wirklichkeit handelt es sich wohl um dieselbe Erscheinung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.05.2015 um 06.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28956

Alle Belege für ZuschauerInnensaal kommen aus Österreich, was noch einmal bestätigt, daß dieses Land einen Vorsprung im Gendern hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.05.2015 um 11.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28949

Da kennen Sie aber unsere Theologen schlecht!
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 22.05.2015 um 10.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28948

Religionsbücher ohne Kreationismus wären ja auch irgendwie seltsam.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.05.2015 um 08.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28947

In alle Studiengänge wird ein Kapitel "Gender" eingebaut. In den medizinischen Fächern wird z. B. folgendes gelesen: Martina Dören: „Gender, Diversity und Intersektionalität als Herausforderung für die Medizin“ in: Krell u. a., Hg.: Diversity studies. 2007 (ein deutschsprachiges Buch!)

In formvollendeten Referaten wird der Inhalt wiedergegeben – aber wie referiert man das Nichts?

Das einzig Gute: Die jungen Leute entwickeln einen gesunden Überdruß – wie seinerzeit an ML-Kursen in der DDR. Aber es ist schade um die vergeudete Zeit.

Die Irren haben es beinahe geschafft, den Kreationismus in die Biologiebücher der Schulen zu drücken. In den Religionsbüchern ist er schon drin, meist als "Intelligent Design" verkleidet, was beinahe seriös klingt.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.05.2015 um 00.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28922

Zwischen Erziehern und Erzieherinnen gab es Kindergartenzoff.
(Vor einer knappen halben Stunde in den ZDF-Nachrichten gehört.)

Es klingt, als hätten sich Männer auf der einen Seite mit Frauen auf der andern Seite verkracht. Gemeint war aber einfach eine Meinungsverschiedenheit unter den Erziehern, die mit dem Geschlecht nichts zu tun hatte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.05.2015 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28854

Lieber Herr Riemer, Sie dokumentieren die traurige Wirklichkeit. Ich rate aber dringend, dies erstens dem Verlag mitzuteilen (hilft vielleicht) und zweitens bei Amazon einzutragen (tut richtig weh). Das Geschäftliche ist die einzige Waffe, die uns noch geblieben ist, nachdem, wie Sie richtig sagen, das Interesse an der Sprache verschwunden ist.
Amazon bietet ein kostenloses Forum, die tägliche Verunstaltung deutscher Texte anzuprangern, natürlich auch zu loben, was zu loben ist.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 10.05.2015 um 01.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28853

Ich habe gerade das Buch von Gabriele Krone-Schmalz gelesen: Russland verstehen, Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens, Verlag C.H.Beck, München 2015. Inhaltlich ein sehr gutes Buch, dem ich möglichst viele Leser wünsche.

Schade nur, daß auch sehr gute Journalisten sich offenbar kaum für Rechtschreibung interessieren und diese wohl dem Verlag überlassen ("Der Westen hat Vieles zunächst für Propaganda gehalten", S. 49; "dass zu Zeiten der Sowjetunion Vieles hochsubventioniert war", S. 127; "was diese Kompensationsangebote im Konfliktfall Wert waren", S. 105; "um Himmels Willen", S. 169 usw.).

Warum ich meinen Beitrag aber hier unterbringe, steht hinten auf dem Umschlag. Über die Autorin heißt es:

Als eine der führenden Russland-Experten Deutschlands ist sie regelmäßig im Fernsehen zu sehen.

Eine Experte.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 06.05.2015 um 20.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28816

Lieber Germanist, Sie haben natürlich recht, aber diese wohl brechtigten Bemühungen habe ich nicht gemeint. Ich meinte vielmehr Regulierungen der eigenen, etablierten Sprache, die mehr oder weniger angeordnet wurden. Und da drängt sich mir der Eindruck auf, daß es meist (immer?) diktatorische oder zumindest autoritäre Regime waren, die versucht haben, in ihrem Sinne regulierend auf den Sprachgebrauch einzuwirken. Ich kann das nicht belegen, daher habe ich meine Frage gestellt.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 06.05.2015 um 20.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28815

Lieber Herr Achenbach,

ich verstehe Sie gut, aber ist das, was Sie schildern, nicht auch eine Art von Beflissenheit? Schließlich sucht, so sehe ich es, der Beflissene ja auch meist den Weg des geringsten Widerstands - oder er versucht, "auf der Höhe der Zeit" zu sein.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 06.05.2015 um 19.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28814

Lieber Herr Chmela,

ich glaube nicht, daß Beflissenheit der Grund ist. Warum sollte ein gestandener Politiker, ja eine Bundeskanzler, gegenüber einer „Clique von Eiferern“ Beflissenheit an den Tag legen?

Ich sehe als Grund eher den Weg das geringsten Widerstands. Wenn ein Politiker ständig „liebe Bürger und Bürgerinnen“ sagt, vermeidet er, von irgendwelchen Feministen öffentlich angegriffen zu werden oder gar von barbusigen „Femen“ mit großem Gefolge von Pressefotografen und Kameraleuten heimgesucht zu werden. Außerdem: „Kleinvieh macht auch Mist“. Ein paar Wählende werden ja wohl an diesen Unsinn glauben. Warum auf deren Stimmen verzichten?

Selbst wenn die meisten Wähler sich darüber ärgern mögen, aber ihre Wahlentscheidung werden sie von einer solchen Quisquilie nicht abhängig machen. Zudem könnten sie es gar nicht, weil alle Politiker so reden. Ebensowenig haben die Öffentlich-rechtlichen Sanktionen zu fürchten.

Leider ist der unangemessene Einfluß von Minderheiten inzwischen allgegenwärtig. Die Politische Korrektheit beruht ja größtenteils darauf.

In solchen Verhältnissen sollte sich niemand über Poltikverdrossenheit in Teilen der Bevölkerung wundern.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.05.2015 um 17.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28811

Für neu entstehende Staaten ist die Festlegung einer eigenen Sprache sehr wichtig.
Beispiele: Die Flamen bestehen darauf, daß sie nicht Niederländisch, sondern Flämisch sprechen, Für die Slowakei war die Festlegung einer eigenen Slowakischen Sprache äußerst wichtig. Ähnliches gilt für die Ukraine, wo die Ukrainische Sprache zeitweise verboten war. In Israel mußte erst eine gemeinsame Neuhebräische Sprache erfunden werden. Die sogenannte Serbokroatische Sprache war ein Kunstgebilde, aber für das neue Jugoslawische Königreich wichtig.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.05.2015 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28809

Zu Herrn Chmela:

Genau diese Frage habe ich mir heute auch wieder gestellt, und ich mußte unwillkürlich an die Gruppe älterer Damen denken, die sich einmal im ICE schräg gegenüber von mir sehr abfällig über Zigeuner äußerten, dabei aber durchweg politisch korrekt von »Sinti und Roma« sprachen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2015 um 12.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28808

Die Emanzipation der Frau hat ohne Beteiligung des Sprachfeminismus stattgefunden. Ein anderer Anspruch wird auch nicht mehr erhoben. Man hat sich auf die Ansicht zurückgezogen, die Menschen seien durch die feministische Sprachkritik "sensibilisiert" worden. Ähnlich wurde als Erfolg der Rechtschreibreform behauptet, die Menschen interessierten sich nun wieder mehr für die Sprache. Beides ist unbeweisbar. Die Schäden liegen hingegen auf der Hand.

Es gibt wenig Deprimierenderes, als Frauenbeauftragte unwissend und gesinnungsstark über Sprache daherschwadronieren zu hören (und zu sehen, es gibt auch Videos im Internet, auch von den gerade Zitierten). Ihre Broschüren und Leitfäden sind meistens von Oberbürgermeistern und Intendanten unterzeichnet, die es vermutlich in ihrer Mehrheit besser wissen und keineswegs billigen, was sie da in die Welt schicken.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 06.05.2015 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28807

"Wieso gelingt es einer Clique von Eiferern – oder nein: Eiferinnen und Eiferern –, arglose Zeitgenossen mit (aufs Ganze betrachtet) geringem Aufwand dermaßen vor sich herzutreiben?"

Lieber Herr Metz,
Prof. Ickler hat an anderer Stelle bereits einmal einen ganz wesentlichen Grund für diese Erscheinung genannt: die Beflissenheit! Sie scheint weit verbreitet zu sein.
Ihr Kommentar hat mich aber noch zu einer anderen Frage geführt. Gibt es in der Geschichte irgendwelche Belege dafür, daß eine wie immer geartete Sprachregulierung (nicht Rechtschreibreform) zu einer positiven Veränderung des Sozialverhaltens geführt hat? Oder überhaupt irgendetwas Positives bewirkt hat?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 06.05.2015 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28806

Wer nicht genannt wird, ist nicht gemeint.

Stimmt. Wenn ich sage Liebe Männer, meine ich nicht die Frauen. Wenn ich aber sage Liebe Kunden oder Liebe Zuschauer, dann meine ich männliche und weibliche Kunden oder Zuschauer gleichermaßen. Alles andere wäre doch absurd und völlig weltfremd, und das weiß auch jeder. Oder will uns Herr Schächter allen Ernstes sagen, er hätte vor 15 Jahren, als er noch Liebe Kollegen schrieb, nur die männlichen Kollegen gemeint?

Wenn Sie Kolleginnen und Kollegen, wenn Sie Zuschauerinnen und Zuschauer erreichen wollen – dann sprechen Sie beide an.

Welche Kollegin und welche Zuschauerin wird nicht »erreicht«, wenn man von Kollegen und Zuschauern spricht? Welche Frau fühlt sich aufrichtig »ausgeschlossen«?

Sprache und Gesellschaft wandeln sich ständig und beeinflussen sich gegenseitig. Sprache spiegelt gesellschaftliche Werte und Normen wider und prägt wesentlich das Bewusstsein.

Daß Kinder in Holland ihre Eltern heutzutage immer seltener siezen, hat bestimmt damit zu tun, daß sich das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Aber da ist niemand gekommen und hat gesagt: Ab heute haben Kinder ihre Eltern zu duzen. Wir sagen auch heute nicht mehr Frau Dr. Müller, wenn Herr Müller promoviert hat. Hier vollziehen wir einen gesellschaftlichen Wandel in der Sprache nach.

Aber umgekehrt? Welcher gesellschaftliche Wandel soll mit dem verordneten Sprach»wandel« denn herbeigeführt werden? Hat Herr Schächter früher nur Männer gemeint, wenn er Liebe Kollegen schrieb? Hat sich eine Mehrheit oder auch nur eine nennenswerte Minderheit der weiblichen Kollegen nicht angesprochen gefühlt? Oder fühlten sich die Frauen zwar angesprochen, haben aber in ihrer Unbekümmertheit gar nicht bemerkt, daß sie tief, tief im Unterbewußtsein des Autors doch nicht »gemeint« waren? Welches Frauenbild hat eigentlich jemand, der so denkt? Und ist denn den Leuten, die sich so verbissen für die sprachliche Umerziehung eines ganzen Volkes stark machen, nicht wenigstens ein bißchen mulmig bei dem Versuch, aufgeklärte Erwachsene auf einen Weg zu zwingen, den sie offensichtlich gar nicht beschreiten wollen? Haben sie bei alldem keinerlei Selbstzweifel? Auf welche gesicherten Erkenntnisse stützen sie ihre Forderungen? Wieviel bleibt von dem wohlfeilen Geschwätz solcher Ratgeber übrig, wenn man alle ideologischen Aussagen und abgeschriebenen Standardbehauptungen abzieht? Neulich sagte mir ein Freund (der in der DDR aufgewachsen ist), für ihn hätten all diese Manipulationsversuche fast schon etwas Faschistoides.

Den Betreibern der Rechtschreibreform ist es mehr oder weniger gelungen, eine ganze Sprachgemeinschaft umzuerziehen, ohne daß sie überzeugende Beweise für die Notwendigkeit dieses Eingriffs vorgelegt hätten. Nun werden unter dem Banner der »geschlechtergerechten Sprache« schon wieder Millionen von Erwachsenen belästigt, ohne daß die Belästiger sich ernsthaft rechtfertigen müßten. Wieso gelingt es einer Clique von Eiferern – oder nein: Eiferinnen und Eiferern –, arglose Zeitgenossen mit (aufs Ganze betrachtet) geringem Aufwand dermaßen vor sich herzutreiben? Ich habe keine Erklärung dafür, aber kann es sein, daß dabei viel schlechtes Gewissen im Spiel ist? Es kommt im Leben ja schon mal vor, daß man sich ertappt fühlt, ohne bei näherer Betrachtung etwas Falsches getan zu haben. Mir drängt sich der Eindruck auf, daß sich die Geschlechtergerechten genau diesen Effekt zunutze machen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 06.05.2015 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28805

Besonders hinterhältig und dumm finde ich immer die Behauptung, mit der sogenannten männlichen Form seien weibliche Personen nur "mitgemeint", aber nicht genannt.

"Wer nicht genannt wird, ist nicht gemeint."

Ja, das stimmt zwar, aber mit der generischen Form sind alle Geschlechter genannt, also auch alle gemeint.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2015 um 05.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28804

Die Stadt Nürnberg empfiehlt:

Zufahrt haben ausschließlich Personen, die in dieser Straße wohnen.

Statt:

Zufahrt haben ausschließlich Anwohner.

Allerdings kommt der zu ersetzende Satz in Wirklichkeit nicht vor. Auf den Schildern steht:

Anwohner frei

Anlieger soll durch Anliegende ersetzt werden.

Die massenhaft eingeführten Partizipien und dem Umgangsdeutschen fremde Relativsätze beweisen noch einmal die Gedankenlosigkeit der "Verfassenden" dieser Texte, Frauenbeauftragte, die der Sprachwissenschaft durchweg fernstehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2015 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28803

Inzwischen dürfte jede Stadt ihre Richtlinien für einen "geschlechtergerechten" Sprachgebrauch haben. Sie ähneln einander und gehen auf wenige feministische Vorlagen zurück. Gemeinsam ist ihnen eine laienhafte Linguistik. Auch die zwangsgebührenfinanzierten Rundfunkanstalten leisten sich so etwas und dürfen es, weil sie sich von der Nachfrage abgekoppelt haben und ihre Staatsnähe pflegen:

Liebe Kollegin, lieber Kollege,
wie selbstverständlich wende ich mich in Texten oder Reden an die „Kolleginnen und Kollegen“ im ZDF. Unvorstellbar wäre es heute, bei Veranstaltungen oder in Anschreiben nur die Männer zu begrüßen.
Seit 15 Jahren gilt für offizielle Texte auch im ZDF die Praxis geschlechtergerechter Sprache – z.B. für Vorschriften oder Tarifverträge. Aus gutem Grund: Wer nicht genannt wird, ist nicht gemeint. Wer nicht angesprochen wird, wird nicht erreicht.
Sprache und Gesellschaft wandeln sich ständig und beeinflussen sich gegenseitig. Sprache spiegelt gesellschaftliche Werte und Normen wider und prägt wesentlich das Bewusstsein. In unseren Sendungen haben wir daran ganz besonderen Anteil.
Darum ist eine zeitgemäße, faire Sprache wichtig, sie steht für ein fortschrittliches Unternehmen und für ein modernes Programm.
Hier finden Sie für den Alltag der dienstlichen Kommunikation und für das redaktionelle Texten einige Tipps. Denken Sie daran:
Wenn Sie Kolleginnen und Kollegen, wenn Sie Zuschauerinnen und Zuschauer erreichen wollen – dann sprechen Sie beide an.

Markus Schächter

Tipps für Sprachprofis
Geschlechtergerechte Sprache ist kreativ:
Die deutsche Sprache bietet viele Möglichkeiten, originell zu formulieren. Nutzen Sie Ihre Phantasie und formulieren Sie Ihre Texte zeitgemäß. Geschlechtergerechte Sprache ist abwechslungsreich:
Das Fräulein ist passé, die Staatsfrau dafür aktuell.
„Die Eine oder der Andere“ klingt bunter als „so mancher“.
Geschlechtergerechte Sprache ist modern:
Werbeprofis texten „männer“- wie „frauenaffin“.
Sie wissen warum.

Mit Phantasie und Sprachgefühl
Dieses Faltblatt gibt Ihnen Anregungen für eine verständliche Sprache, die modern und auf der Höhe der Zeit ist. Eine Sprache, die niemanden ausschließt und beide meint: Frauen und Männer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Zuschauerinnen und Zuschauer.


Man beachte die Leichtfertigkeit, um nicht zu sagen Frivolität, mit der diese Leute einen "bunten Klang" in die deutsche Sprache einführen wollen: „Die Eine oder der Andere“ klingt bunter als „so mancher“. - Über die Folgen machen sie sich keine Gedanken. Zeitungen würden mit solchen Anmaßungen sofort pleite gehen, aber der Rundfunk... (s. o.).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.05.2015 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28755

Zu englischen "Bibel in gerechter Sprache" gibt es u. a. diesen Aufsatz:

http://www.bible-researcher.com/adelphos.html

Ich möchte noch eine Beobachtung hinzufügen, die Indogermanisten geläufiger sein dürfte: Wohl aus der idg. Grundsprache ererbt ist eine für uns nicht mehr recht nachfühlbare Konstruktion, die man etwa bei Homer trifft. Dort bedeutet "Aiante", also die beiden Aias (Dual), Aias und Teukros. Im Lateinischen haben wir die "Castores" = Castor und Pollux, die "Cereres" = Ceres und Proserpina. Im Altindischen sind die "pitarau" (Dual) nicht nur zwei Väter, sondern Vater und Mutter. Die beiden Himmel sind Himmel und Erde, die beiden Mitra sind Mitra und Varuna usw.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.04.2015 um 01.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28737

100 000ste Besucherin des Maimarkts empfangen
...
Kurz nach 14.30 Uhr dann die Überraschung am Haupteingang: Mutter Dagmar Sch... wurde als hunderttausendste Besucherin begrüßt.
(Wochenblatt, Mannheim, 30. April 2015, S. 7)

Wenn man annimmt, daß Männer und Frauen ungefähr zu gleichen Anteilen vertreten sind, dann müßten es bis dahin schon insgesamt um die 200000 gewesen sein. Es ist aber nicht üblich, nur weibliche Besucher zu zählen und auszuzeichnen.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 22.04.2015 um 17.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28683

Da die Verbrechen an den Armeniern am kommenden Freitag im Bundestag behandelt werden sollen, liegen inzwischen die drei Anträge als Bundestagsdrucksachen vor - allerdings zum Teil nur als Vorabfassungen.

Die Regierungsfraktionen verwenden zwar nun an zwei Stellen das Schibboleth „Völkermord“, vermeiden es aber sorgfältig, die Verbrechen ausdrücklich als solchen zu bezeichnen.

In der Überschrift und im Text wird nur von Armeniern gesprochen. Andererseits ist der Antrag insofern politisch sehr korrekt, als es dort heißt:
„Dabei wissen wir um die Einzigartigkeit des Holocaust, für den Deutschland Schuld und Verantwortung trägt.“

In den Anträgen der LINKEN und der GRÜNEN fehlt das Wort Holocaust völlig. Dabei ist es doch ganz und gar unverzeihlich, von einem anderen Völkermord zu reden, ohne die Einzigartigkeit des Holocaust zu erwähnen.

Andererseits ist dieser Satz der Regierungsfraktionen im Zusammenhang auch etwas heikel. Denn wenn „Deutschland“ Schuld und Verantwortung trägt, wer trägt dann Schuld und Verantwortung für die Verbrechen gegen die Armenier?

Alle drei Anträge sprechen nur von den Taten der damaligen türkischen Regierung, zugleich aber von der „unrühmliche Rolle“ oder „Mitverantwortung“ des „Deutschen Reichs“.

Im Antrag der Regierungsfraktionen mutet folgender Satz etwas merkwürdig an: „Das Gedenken des Deutschen Bundestages ist auch Ausdruck besonderen Respektes vor der wohl ältesten christlichen Nation der Erde.“

Sollte der Bundestag nicht auch für die Deutschen islamischen Glaubens sprechen?

Noch etwas Sprachliches:

Der Antrag der Regierungsfraktionen beginnt mit dem Satz: „Der Deutsche Bundestag verneigt sich vor den Opfern der Vertreibungen und Massaker an den Armeniern, die vor 100 Jahren ihren Anfang nahmen.“

Haben die Armenier vor 100 Jahren ihren Anfang genommen?

Die LINKEN wollen dabei mithelfen, „dass zwischen Türkinnen und Türken sowie Armenierinnen und Armeniern ein Ausgleich durch Aufarbeitung, Versöhnen und Verzeihen historischer Schuld erreicht wird“.
Sollen sich Türkinnen und Türken ausgleichen, und Armenierinnen und Armenier ebenso?

Zugegeben, diese sprachlichen Mäkeleien sind kleinlich, da jeder versteht, was gemeint ist.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 22.04.2015 um 15.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28682

Welch ein krasser Verstoß gegen jedwede feministisch-politisch Korrektheit!

Da liegt dem Bundestag doch wahrhaftig ein Gesetzentwurf der Bundesregierung (Drucksache 18/4653) vor, in dem es u.a. um die „Entlastung von Ländern und Kommunen bei der Aufnahme und Unterbringung von Asylbewerbern“ geht! Auch im weiteren Text ist nur von Asylbewerbern die Rede!
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 21.04.2015 um 19.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28677

Immerhin: »Vertreibungen und Massaker« ist genauer als das heillos verbrauchte Wort »Völkermord«.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 21.04.2015 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28676

Die verschiedenen Entwürfe für eine Entschließung des Bundestages zu den Verbrechen an den Armeniern unterscheiden sich (laut FAZ von gestern) auch bei der politischen Korrektheit:

„Die Grünen“ sprechen in der Überschrift ihres Entwurfs von ArmenierInnen, „Die Linken“ sprechen von Armenierinnen und Armeniern, die Regierungsfraktionen nur von Armeniern.

Politisch korrekter Politiker-Neusprech ist hier nicht nur anachronistisch, er passt auch schlecht zu der gehobenen Sprache, die man bei einem solchen Anlaß erwarten darf.

Alle drei Überschriften werfen darüber hinaus noch andere grammatisch-stilistische Fragen auf.

„Die Linken“ schreiben: 100. Jahresgedenken des Völkermords an den Armenierinnen und Armeniern 1915/16 – Deutschland muss zur Aufarbeitung und Versöhnung beitragen. Man kann zwar des Völkermords gedenken, aber das Gedenken kann sich nur an den Völkermord richten.

„Die Grünen“ schreiben richtiger: Gedenken an den 100. Jahrestag des Völkermords an den ArmenierInnen – Versöhnung durch Aufarbeitung und Austausch fördern. Allerdings wollen sie doch wohl des Völkermords und nicht des 100. Jahrestags gedenken.

CDU/CSU und SPD schreiben (vorläufig): Erinnerung und Gedenken an die Vertreibungen und Massaker an den Armeniern vor 100 Jahren. Hier paßt einer der Bezüge nicht richtig. Strenggenommen müßte es eigentlich ... die Vertreibungen der und die Massaker an den ... heißen. Derartige Fehler bei mehrfachem Bezug treten allerdings so häufig auf, daß man hier wohl von einer läßlichen Sünde sprechen kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2015 um 04.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28459

Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Rahmen dieser Arbeit auf eine gendergerechte Formulierung verzichtet. Mit den maskulinen Bezeichnungen sind Frauen und Männern gleichermaßen gemeint. (Katharina Anderl: „Die satzinterne Majuskel als Grenzsignal im Dienste der Erfassungsfunktion“. Diplomarbeit Wien 2012)

Obwohl das gut und richtig und auch ein bißchen mutig ist, weil die österreichische Regierung diese Konzession an die Lesbarkeit ja verboten hat, bleibt ein Unbehagen. Die Forderung nach "Gendergerechtigkeit" wird grundsätzlich nicht in Frage gestellt, die Möglichkeit des generischen Maskulinums aber ebenfalls anerkannt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2015 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28457

Die österreichische Diskussion um eine gendergerechte Steinigung war mit entgangen, und dann hielt ich die Meldung für einen vorgezogenen Aprilscherz, freilich von schlechtem Geschmack. Aber die österreichische Regierung kümmert sich tatsächlich um alles:

Schließlich weist auch die Durchführung der Steinigung selbst eindeutig Nachteile für Frauen auf, weil Männer nur bis zur Hüfte, Frauen hingegen bis zu den Schultern eingegraben werden. Dies ist bedeutend, weil im Falle des „Sich-Befreiens“ der (oder des) Verurteilten eine Begnadigung durchgesetzt werden kann. Dies ist bei Männern somit weitaus wahrscheinlicher. (Bundesministerin für Bildung und Frauen: Tradition und Gewalt an Frauen. Wien 2014)

Rein logisch gesehen ja richtig (soweit es sachlich zutrifft), aber jeder wird es so lesen, daß die Ministerin gleich tiefes Eingraben der Todeskandidaten fordert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2015 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28456

Im Berufsparcours sind viele Berufe vertreten, die eher technisch orientiert sind. Bei den Aufgaben wird darauf geachtet, dass sie gender- und migrationsgerecht sind. Migrationsgerecht ist eine Aufgabe dann, wenn sie ohne viele Sprachkenntnisse verstanden wird. "Gendergerecht heißt, dass die Firmen zum Beispiel darauf achten, Zangen bereitzustellen, die auch in die kleineren Frauen- und Mädchenhände passen", erklärt Karin Ressel. Ganz wichtig, wenn man weibliche Bewerber nicht vertreiben will: der Verzicht auf Styropor. "Das Quietschen von Styropor vertreibt alle Mädchen", sagt Ressel. RP online 23.3.15)

Danke für den Tip! Aber gibt es auch ein Geräusch, das Mädchen anlockt? Klappern von Stricknadeln? Babygeschrei?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2015 um 06.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28328

Gestern und vorgestern mit dem ICE durch Hannover gefahren. Die überwiegend jüngeren Leute, die wg. der CEBIT aus- und einsteigen, sind gefühlt zu 95 Prozent männlich. Frau Schwesig sollte mal mit der Frauenquote dreinfahren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2015 um 15.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28265

Wenn ich es recht verstanden habe, sollen Männer aufgrund ihres Geschlechts nicht nur bei gleicher Eignung, sondern sogar bei größerer Eignung zurückgesetzt werden. Im Hörfunk wurde berichtet, daß die Bundestagsabgeordneten nach dem Beschluß über die Frauenquote sich selbst minutenlang Beifall geklatscht haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2015 um 03.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28241

Ich habe die verwirrenden Statistiken zur sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz nur überflogen. Wenn ich recht verstehe, werden die meisten Fälle von den Belästigten gar nicht bemerkt, weil die Frauen z. B. das Zeitungsblatt an der Kantinenwand, das eine halb bekleidete Frau zeigt, nicht als sexuelle Belästigung empfinden, obwohl es nach dem Wortlaut einschlägiger Gesetze eine ist. Das ist ein interessanter Fall. Wir hatten schon mal den Linguisten-Beispielsatz, daß jemand "hinterhältig beleidigt" wird. Nun soll jemand belästigt werden können, ohne es zu bemerken, also gewissermaßen objektiv belästigt. Geht das? Die Marquise von O.... wurde vergewaltigt, ohne es zu bemerken. Aber belästigt wurde sie nicht, im Gegenteil.

(Man beachte, daß ich die Marquise mit vier Pünktchen versehen habe und nicht mit dreien wie Sembdner. Wikipedia widmet der Zahl der Pünktchen einen ganzen Absatz.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2015 um 05.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28225

Der SPIEGEL übertrifft sich mal wieder selbst. Einem zustimmenden Kommentar zum genannten Vorschlag der Familienministerin läßt er eine Umfrage folgen:

Sollten Gehälter transparent sein?
Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) will die Lohnstruktur in deutschen Unternehmen per Gesetz transparent machen. Wie finden Sie diese Idee?
– Ein überflüssiger und falscher Vorschlag. Wer gut verhandelt, darf auch mehr bekommen als seine Kollegen – und das geht niemanden an als ihn und den Chef.
– Ein überfälliges Gesetz – endlich wäre Schluss mit der Heimlichtuerei im Büro. Gleiche Arbeit muss gleich bezahlt werden – oder der Chef muss erklären, warum er Unterschiede macht.
– Hauptsache, ich verdiene genug – wer davon weiß, das ist mir egal.
– Um mir über solche Fragen Gedanken zu machen, bräuchte ich erstmal eine Arbeit.


(Spiegel 2.3.15)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.03.2015 um 04.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28217

Die Bundesfamilienministerin (so etwas gibt es in Deutschland) bringt sich durch den Vorschlag in Erinnerung, alle Gehälter offenzulegen. Warum gerade die Familienministerin? Weil die Frauen sehen sollen, ob sie ebenso viel verdienen wie die Männer in vergleichbaren Positionen.
 
 

Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 23.02.2015 um 18.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28177

Das Wichtigste ist für uns dabei, die Vorkommnisse, so weit dies irgend möglich ist, aufzuklären und so das Vertrauen in die taz zurückzugewinnen – bei LeserInnen, Interviewpartnern und Informanten ebenso wie unter den KollegInnen. (taz.de, 23.2.15)

- Warum aber nicht auch InterviewpartnerInnen und InformantInnen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.02.2015 um 12.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28173

„Ich glaube nicht, dass die Ehe zwischen Männern oder Frauen gleichen Geschlechts derjenigen zwischen Mann und Frau gleichwertig ist.“ (Matthias Matussek)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2015 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28163

Seit einigen Tagen gehen Meldungen durch die Presse, wonach NRW per Gesetz die Umbenennung der Studentenwerke in Studierendenwerke durchsetzen will. An einigen Stellen wehrt man sich noch (auch wegen der Kosten) und sucht "nach einem neuen Namen, der das Geschlechter-Problem langfristig löst." Natürlich gibt es dieses Problem gar nicht. Thomas Paulwitz hat die Machtdemonstration treffend kommentiert: http://jungefreiheit.de/kolumne/2015/der-unfug-der-studierendenwerke/

Entweder hat man keine Sprachwissenschaftler gefragt oder nur solche, die auf dem Gender-Zug mitreisen. Wir kennen das von der Rechtschreibreform, die allerdings nicht in Gesetzesform gegossen worden ist, sondern sich mit Erlassen begnügte.

In der FAS weist Ulf von Rauchhaupt darauf hin, daß das lateinische studens, studentes schon beide Geschlechter bezeichne. Das wird nicht viel helfen, weil es im Deutschen eben die Student nicht gibt. Die Ideologinnen können es leicht zurückweisen.

Man kann damit rechnen, daß queere Personen aller Art nicht zufrieden sein werden. Sie wollen nicht mitgemeint, sondern ausdrücklich genannt sein, vgl. den Vorschlag Queerversity. Vielleicht geht das Unwesen an seiner eigenen Unersättlichkeit zugrunde, aber bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter, vorbei an mittelmäßigen, aber geschlechtergerechten Universitäten.
 
 

Kommentar von Einohrhase, verfaßt am 20.02.2015 um 18.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28143

In der Sendung "Maybrit Illner" von gestern (19.2.2015) sprach die Journalistin Margarita Tsomou von "Griechinnen" und meinte damit alle Griechen bzw. das griechische Volk. Ich hatte das schon während der Sendung so verstanden und habe mir ihre Aussagen heute nochmals in der Mediathek angehört. Sie sagt eindeutig "Für die Griechinnen hatte man das Gefühl, daß sie sich in einen Kampf schmeißen, um zu verteidigen die Zukunft von Generationen." Und sie wiederholt dies kurz darauf erneut und aus dem Zusammenhang ist erkennbar, daß es sich nicht ausschließlich um Frauen handelt. Es kann sich kaum um einen Versprecher handeln, denn die Dame spricht fließend deutsch.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 20.02.2015 um 14.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28141

Nicht ganz ungewöhnlich, wenn man seinen Ohren trauen darf, ist wohl auch die Rede von den "Kollegen und Kollegen". Ich erinnere mich, wie jemand schon vor einigen Jahren, nachdem er mechanisch mehrere -innen- und nicht-innen-Paare heruntergeleiert hatte, fortfuhr mit "den verschiedenen Gruppen und, –- ääh, ja...". Es hat nicht viel zu den "Gruppinnen" gefehlt. Oder man macht es wie eine einstige Kollegin, die immer eifrig den Innen-Stö ("Kolleg*innen") pflegte, so daß man geneigt war zu fragen, hat die Schluckauf?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.02.2015 um 05.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28137

Die Kosten einer Griechenlandpleite müssen von den „Steuerzahlern und Steuerzahlern in Deutschland“ getragen werden, hörte ich gestern einen Politiker sagen. Eines davon sollte wohl feminin sein. Das Gendern ist Politikern aller Parteien in Fleisch und Blut übergegangen. Gibt es keine Ausnahmen? Was passiert denn, wenn einer nicht mitmacht und beispielsweise die bekannte Rolle des Steuerzahlers im generischen Maskulinum ausdrückt wie normale Menschen – von denen sich die Politiker auch in dieser Hinsicht entfernen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.02.2015 um 14.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28053

Es hört sich ja für mich ziemlich frech an, die "Schüler" einzuladen, wenn man eigentlich nur männliche Schüler haben will. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollen, das generische Maskulinum müssen sogar sie gelegentlich verwenden, weil es manchmal gar nicht anders geht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2015 um 12.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28051

Unser Büro für Gender und Diversity wirbt nach dem Girls' Day nun auch wieder für den Boys' Day:

Sehr geehrte Professorinnen und Professoren,
sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
 
wir möchten Sie auf den diesjährigen Boys´Day am 23. April 2015, von 9.00-13.30 Uhr, mit dem Thema „Abenteuer Sprache und Kultur“ aufmerksam machen und würden uns sehr über die Teilnahme Ihrer Söhne freuen.

Die Schüler der Klassen 7 bis 11 der Schularten Realschule, Gymnasium und FOS/BOS sind herzlich zum Boys’Day an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) eingeladen. Die Veranstaltung wird gemeinsam von dem Diversity-Beauftragten der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie, dem Büro für Gender und Diversity und der Geschäftsstelle des Zentrums für Lehrerinnen- und Lehrerbildung organisiert.

Die Schüler haben an diesem Tag die Chance, sich im Rahmen eines Fächerparcours im sprachlich-kulturellen Bereich auszuprobieren, neue Erfahrungen zu sammeln und unbekannte Potenziale zu entdecken.
Eine breite Palette an Workshop-Angeboten bietet die Möglichkeit, spannende Themen aus den Studienfächern Anglistik/Amerikanistik, Romanistik, Deutsch als Zweitsprache und Psychologie kennenzulernen und interessante Themen und Fragestellungen zu erleben.
Ziel des Boys’Day ist es, interessante Studienperspektiven aufzuzeigen.


Ob es nicht sinnvoller wäre, beide Geschlechter für die MINT-Fächer zu interessieren? Oder geht es darum, die Männer von diesen aussichtsreicheren Berufen wegzulocken, damit Platz für Frauen geschaffen wird?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2015 um 12.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#28000

Noch einmal zur Apothekerin: Das wird sowieso allmählich ein Frauenberuf. Ich möchte aber noch auf die sonderbare Kommunikationssituation hinweisen, die in Apotheken entstanden ist. Früher schob ein verschämter Kunde einen Zettel über den Tisch, von dem der - nach Möglichkeit männliche - Apotheker den Wunsch nach Präservativen (oft in volkstümlicher Synonymik) ablesen konnte. Heute erörtern die Kunden mit den Apothekerinnen alle möglichen Leiden und lassen sich "beraten", und drei bis fünf Kunden hören gezwungenermaßen mit. In Bankfilialen und sogar am Fahrkartenschalter gibt es Diskretionsabstände, und was hinter der Tür zum Sprechzimmer des Arztes gesagt wird, hört man meistens auch nur sehr undeutlich.
Der eigentliche Schrecken liegt aber für den unfreiwilligen Zuhörer im Inhalt der apothekerlichen "Beratung". Am besten, man vergißt sein Studium, seine Schulbildung und den gesunden Menschenverstand. Kürzlich kam übrigens heraus, daß fast alle ApothekerInnen bei Erkältungen nicht etwa gar nichts (wie es geboten wäre), sondern ein und dasselbe Mittel empfahlen, wie es die Pharmafirma ihnen nahegebracht hatte.
Schwarze Schafe gibt es überall, aber gibt es auch weiße? Ich wundere mich immer wieder, wenn z. B. gleich gegen 10 000 Ärzte wegen Abrechnungsbetrug ermittelt wird, alles über dasselbe Großlabor. Als Privatpatient liest man auch staunend, was der Arzt bei einem kurzen Besuch alles gemacht haben will. Sogar die Terminvereinbarung wird als "telefonische Beratung" abgerechnet. Zahnärzte verdoppeln gern alle Beträge wegen "erhöhter Zungenmotilität", besonders bei Kindern. Widerlegen kann man so etwas nur sehr schlecht. Die vielen Kürzel und der ganze Jargon sind wieder mal sehr nützlich.
 
 

Kommentar von Gunther Chmela, verfaßt am 20.01.2015 um 19.14 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27845

„Eine/r ist Zuhörer/in, der/die andere ist Vorleser/in. Eine/r liest den Abschnitt vor, der/die Zuhörer/in fasst das Gehörte zusammen.“
Warum greift man denn in solchen Fällen nicht einfach auf den reichhaltigen Fundus des alten Bairisch zurück, das ja ohnehin die Grundlage der gesprochenen Sprache in Österreich ist? Das Bairische nämlich verwendet für solche Fälle ganz einfach das Neutrum. Dann würde der zitierte Passus folgendermaßen lauten:
"Eins ist Zuhörer, das andere Vorleser. Eins liest den Abschnitt vor, das andere faßt das Gehörte zusammen."
Aber wer weiß, womöglich wäre das den Genderfanatikern und Genderfanatikerinnen auch wieder nicht recht - plötzlich nur Neutrum zu sein ... Und dann sind da ja immer noch die männlichen Substantive im ersten Satz - schrecklich!
 
 

Kommentar von Die Presse, 12.01.2015, verfaßt am 20.01.2015 um 11.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27843

»"Genderwahnsinn" in Schulbüchern

Elternvertreter laufen Sturm gegen geschlechtergerechte Formulierungen in österreichischen Schulbüchern. Die Lesbarkeit müsse an erster Stelle stehen.

Von Bernadette Bayrhammer (Die Presse)

Wien. „Arbeitet zu zweit“, heißt es in einem Deutschbuch: „Eine/r ist Zuhörer/in, der/die andere ist Vorleser/in. Eine/r liest den Abschnitt vor, der/die Zuhörer/in fasst das Gehörte zusammen.“ In den (neueren) österreichischen Schulbüchern wird auf geschlechtergerechte Sprache Wert gelegt – und zwar zu viel Wert, wie Elternvertreter finden.«

(weiter hier: http://diepresse.com/home/bildung/schule/4635964/Genderwahnsinn-in-Schulbuchern )
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2015 um 07.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27811

In den erwähnten Kerncurricula für die hessischen gymnasialen Oberstufenfächer kommen bemerkenswerterweise die "Schüler und Schülerinnen" nicht mehr vor, nicht einmal das Wort "Schüler"; es ist nur noch von "Lernenden" die Rede, der Singular wird vermieden. Diese zwanghafte Redeweise haben einige Seminarlehrer so verinnerlicht, daß sie Lehrprobenentwürfe kritisieren, die sich nicht daran halten. (Bericht eines Insiders)
 
 

Kommentar von Einohrhase, verfaßt am 15.01.2015 um 15.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27807

Die Volkshochschule Baar verschickt an ihre Dozenten, pardon Lehrenden, eine Information über das Semsterprogramm. Darin ist einerseits von "Lehrenden" und "Teilnehmenden" die Rede, andererseits wird auf eine "Teilnehmerliste" für die Kurse hingewiesen. Warum so inkonsequent? Warum nicht "Teilnehmendenliste"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2015 um 19.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27777

Die Mörder in Paris seien islamistische Terroristen. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sie mit den Millionen friedlichen Muslima und Moslems in den europäischen Gesellschaften gleichgesetzt werden“, sagte Kolat.

Tja, die arabischen Pluräler und Vokäler!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2015 um 07.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27750

Texte wie der angeführte sind ja in hohem Grade voraussagbar, bis in den Wortlaut hinein. Wenn wir wissen, wer ihn geschrieben hat, wissen wir auch, was dabei herauskommt ("Erkenntnisinteresse" nannte man das vor längerer Zeit).
Als interessierter Mann, der die Frauen liebt, habe ich den Feminismus jahrzehntelang beobachtet, und eben wegen meines eigenen Essentialismus (na ja, auch Darwinismus) einen bestimmten Eindruck gewonnen. Die Feministinnen stehen gewissermaßen fassungslos vor der Tatsache, daß es immer noch Steinzeitfrauen gibt, die einen Mann und nichts anderes wollen, und zwar einen biologisch definierten, keinen sozial konstruierten (der auch eine Frau sein könnte und besser auch sein sollte, wegen der Machtverhältnisse und so). Sie wollen sich sogar – jetzt kommt etwas ganz Schreckliches – ab und zu diesem Ungeheuer "hingeben", ja sogar ein Kind von ihm!
In der Verurteilung solcher Atavismen ist man sich ziemlich einig und spart nicht an gelehrten Worten. Wenn man dies weiß, können an sich öde Abhandlungen wieder richtig vergnüglich zu lesen sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2015 um 07.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27748

Cornelia Koppetsch, Professorin für Geschlechterverhältnisse, läßt auch in ihren empirischen Arbeiten keinen Zweifel daran, daß sie den „Essentialismus“ in der Sexualität für überholt hält. Grammatisch falsch, aber inhaltlich eindeutig vertritt sie eine feministische, gegen die vermeintlich naturgegebene Heterosexualität gerichtete „Soziologie“:

Während über die Arbeitsteilung im Haushalt, wie auch über das Geldverdienen und die Erwerbsarbeit verhandelt werden kann (und muss), wird Weiblichkeit und Männlichkeit in der Sexualität vor allem von den individualisierten Frauen (hier am Beispiel von Kerstin und Anne) als etwas Wesenhaftes, Essentielles, erlebt. Beide Paare reproduzieren damit populäre (heteronormative) Sichtweisen, wonach die "naturgegebene" gegengeschlechtliche Sexualität ein wesentlicher Kern der Identität von Frauen und Männern darstellt.
Selbstverständlich ist der lebensweltlichen Essentialismus unterschwellig auch in vielen sozialwissenschaftlichen Studien enthalten. Der Beitrag sollte demgegenüber deutlich gemacht haben, dass Sexualität als eine zutiefst soziale Praxis zu verstehen ist, die Geschlechterverhältnisse, je nach Kontext, mit unterschiedlichen Bedeutung anreichert und symbolisiert. Wir betrachten (Hetero- )Sexualität in unserer Studie daher nicht als Folge der erotischen Attraktion zweier Geschlechter, sondern fragen danach, welchen Beitrag sexuelle Praxis zur Symbolisierung, Hervorbringung und Stabilisierung oder möglicherweise auch zur Verunsicherung von Weiblichkeit und Männlichkeit in Paarbeziehungen leistet.


www.fk12.tu-dortmund.de/cms/ISO/de/soziologie/soziologie_der_geschlechterverhaeltnisse/Medienpool/AIM_2013_Tagung/Koppetsch_Speck_Sexualitaet_in_heterosexuellen_Paarbeziehungen.pdf
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 30.12.2014 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27656

Wieder einmal war heute jemand im Radio zu hören, der feststellte, irgendetwas gelte "für jedermann und jede Frau". Merken die Leute denn gar nichts?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2014 um 16.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27471

Pinkers Buch habe ich inzwischen bei Amazon rezensiert. Vom Kauf würde ich abraten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2014 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27469

Pinkers neues Buch "The sense of style" ist immerhin ein Stilratgeber.

Fußnote zu Kap. 2:
"To avoid the awkwardness of strings of he or she, I have borrowed a convention from linguistics and will consistently refer to a generic writer of one sex and a generic reader of the other. The male gender won the coin toss, and will represent the writer in this chapter; the roles will alternate in subsequent ones."
Unter dem 3. Kapitel erinnert eine Fußnote: „In this chapter, it's the female gender's turn to be the generic writer.“

Das hat mit dem Text nichts zu tun und bezeugt bloß die Politische Korrektheit des Verfassers.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2014 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27438

Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird im Folgenden immer die generische maskuline Form gewählt. Es sind jedoch immer beide Geschlechter gemeint, wenn von Schülern oder Lehrenden gesprochen wird.

Das ist zwar immer noch besser als das Gendern, aber trotzdem fühle ich mich jedesmal veralbert. Für wie blöd hält man den Leser? Abgesehen von der peinlichen Geducktheit des Verfassers, der glaubt, sich für eine Selbstverständlichkeit entschuldigen zu müssen.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 23.11.2014 um 19.54 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27422

Man sollte auch alle Missetaten von IS und anderen Übeltätern begrüßen, denn so bleibt das Interesse an den Menschenrechten erhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2014 um 16.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27420

"Die Forderung nach gendergerechten Begriffen mag anstrengend und komisch sein. Aber immerhin hält sie das Interesse an Sprache wach, meint Peter Praschl "

Praschl windet und witzelt sich dann durch das Thema.

"Deswegen sollte man jede neue Wendung in der Debatte über gendergerechte Sprache vorbehaltlos begrüßen. Sie hält das Interesse am Sprachlichen verlässlich wach (mit der neuen Rechtschreibung haben sich mittlerweile ja alle abgefunden), sie sorgt für Leidenschaft und bestätigt jeden, der an ihr teilnimmt, darin, dass er recht hat, aber so was von. In welchen anderen öffentlichen Auseinandersetzungen hat man das alles schon?" (WamS 23.11.14)

Praschl meint offenbar, weil er sich mit der Reform abgefunden hat, hätten sich alle mit ihr abgefunden. So denken diese Journalisten eben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.11.2014 um 06.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27314

Der Text des Bundespresseamtes, den Herr Metz anführt (siehe hier), zeigt noch einmal sehr schön, unter welchen Sonderbedingungen die radikalen Opportunisten ihre sprachlichen Eingriffe vornehmen können. Solche Texte werden nicht gekauft und brauchen nicht gelesen zu werden; die dienen nicht der Kommunikation.
Vor 30 Jahren, in den großen Zeiten von Pusch u. a., hieß es schon, kein Opfer an Verständlichkeit sei zu groß, um das Unrecht wiedergutzumachen, das die Sprache bisher an den Frauen verübt hat. Zwar sind die Menschen im Alltag und ebenso natürlich die Zeitungen nicht auf diesen Zug gesprungen, aber der Marsch durch die Institutionen war erfolgreich. Und so haben wir eine Sprachspaltung, die den amtlichen Text von der Allgemeinsprache noch stärker absondert, als es bisher schon unvermeidlich war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.11.2014 um 18.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27309

"Rentenbeziehende" – das scheint eine Schweizer Spezialität zu sein. Google fragt noch nach: "Meinten Sie Rentenbezieher?"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2014 um 05.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27289

Gerade wundere ich mich über das Wort Hausmannskost. Wikipedia zitiert aus dem Deutschen Wörterbuch: „Nahrung wie sie ein Hausvater gewöhnlich für sich und die Seinigen bereiten läszt“. Es sind also wohl die Frauen, die die Hausmannskost zubereiten.
Die weiteren Angaben sind durchaus nicht verkehrt, aber es ist doch erstaunlich, wie unbestimmt sie notwendigerweise bleiben. Was heißt eigentlich deftig usw.? Wir alle wissen es, solange uns niemand danach fragt... (Übrigens entspricht Pater familias nicht der Reformschreibung.) Am Ende wird noch ein Blick auf die gutbürgerliche Küche geworfen, die ähnlich vage definiert ist. Ich habe schon als Kind auf den Schildern der Gasthäuser diesen Ausdruck gelesen und assoziiere ihn seither mit dem nicht gerade anziehenden Einheitsgeruch aus Speck und Zwiebeln und Kohl, der früher die Straßen durchzog, bevor Pizza und Döner die Herrschaft übernahmen (außer auf den Dörfern).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.11.2014 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27284

Die sprachliche Gleichstellung der Geschlechter mag ja wichtig sein, räumen die Steuerzahler ein - Geld sollte es aber nicht kosten. Die von der grün-roten Landesregierung beschlossene Umbenennung der acht Studentenwerke im Südwesten in Studierendenwerke koste horrende Summen. So müsse neues Briefpapier beschafft werden. Und auch Broschüren, Onlineauftritte, Stempel und sogar die Bekleidung der Beschäftigten mit entsprechender Beschriftung müssen umfirmiert werden. Laut Steuerzahlerbund rechnet das Studierendenwerk Mannheim mit Kosten von bis zu 50 000 Euro, das Heidelberger mit 60 000 Euro und das Karlsruher sogar mit 120 000 Euro und rund 3000 Arbeitsstunden. «Gendern» muss nicht teuer sein, heißt es hingegen beim Wissenschaftsministerium. Zumindest «mit gesundem Menschenverstand». So könne man altes Briefpapier ja auch erst mal aufbrauchen. Grundsätzlich sei die Sprachanpassung aber wichtig. (Südkurier 7.10.14)

Stellen Sie sich ein Wissenschaftsministerium vor, das es "wichtig" findet, die Studentenwerke in Studierendenwerke umzubenennen! Nein, das kann man sich nicht vorstellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.11.2014 um 07.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27233

Der Apple-Chef ist stolz darauf, homosexuell zu sein. Damit verurteilt er alle Heterosexuellen, aber der "Stern" scheint es nicht bemerkt zu haben, regt sich diesmal jedenfalls nicht auf.
Ein CDU-Abgeordneter muß auf Druck von allen Seiten seine Äußerung zurücknehmen, Homosexualität sei nicht "normal". Denken darf er es noch, aber nicht sagen. Im Katechismus der Katholischen Kirche steht es zwar auch, aber ohne das böse Wort "normal", von dem auch die Dudenredaktion abrät, weil es impliziere, daß irgend etwas nicht normal sein könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.10.2014 um 05.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27206

Das werden sich die Leser auch fragen, aber manche Medien liegen eben immer auf der Lauer, ob nicht irgendwo ein Anlaß zu finden ist, die (vermutete) Empörungsbereitschaft der Leute zu entfesseln. Denken wir an den "inneren Reichsparteitag" und ähnliche Nichtigkeiten. Die unangenehme Folge ist, daß man kaum noch den Mund aufmachen kann, ohne über denselben gefahren zu werden. Der trostreiche Gedanke, daß solcher Unsinn auch schnell wieder verfliegt, macht es sich leider wohl etwas zu einfach.
Würde ich äußern, ich sei froh, kein Hund zu sein, kriegte ich etwas über "Speziesismus" zu hören. Das scheint im Augenblick noch etwas weit hergeholt, aber die Kämpfer für Tierrechte schlafen auch nicht.
Auf manchen Gebieten, vor allem Religionskritik, merken wir schon gar nicht mehr, daß in den Medien die Rücksichtnahme bis zur Tabuisierung fortgeschritten ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.10.2014 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27204

Was Lawrence sagen will, ist klar – Wozu dann die Aufregung?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2014 um 14.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27203

Das hochmoralische Blatt "Stern" schreibt:

Sie ist eines der berühmtesten Opfer des Nacktfoto-Skandals, doch durch einen gedankenlosen Spruch verspielt sich Jennifer Lawrence derzeit die Sympathien. Nicht nur bei intersexuellen Menschen.
(...)
In der Oktober-Ausgabe der "Vanity Fair" nimmt sie ausführlich Stellung zu ihrer gehackten Privatsphäre. Leider lässt sich die 24-Jährige zu folgendem Satz hinreißen: "Es hätte schlimmer sein können. Wenigstens bin ich kein Hermaphrodit. Dann wäre ich geoutet worden - Jennifer Lawrence, Hermaphrodit!"
Erst den Verstand einschalten!
Was Lawrence sagen will, ist klar: Gäbe es an ihrer Nacktheit etwas zu entdecken, mehr als nur nackte Brüste und einen nackten Po, hätten die Fotos ihre Privatsphäre auf noch ganz andere Weise zerstört. Sie hätten ein Geheimnis gelüftet.
Was Lawrence aber leider sagt, ist, dass sie zum Glück nicht intersexuell ist. Und nicht die äußeren Geschlechtsteile eines Hermaphroditen besitzt. Und damit verurteilt sie Menschen mit nicht eindeutigem Geschlecht.


Ich bin recht froh, daß ich nicht behindert bin. (Jetzt habe ich alle Behinderten verurteilt.) Frauen haben es auch schwer; ich bin froh, daß ich keine bin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.10.2014 um 12.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#27179

Wanka hat den zwölften "Studierendensurvey" vorgestellt. "Survey" ist kein Deutsch, und "Studierende" ist auch kein Deutsch. In den Presseberichten ist meistens von "Studenten" die Rede. Zumindest das wird also automatisch repariert. Die Amtssprache wird immer mehr zur Sondersprache.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.10.2014 um 07.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26900

In der Beschreibung des Yoga-Kurses (der nicht gerade billig ist, aber von der Krankenkasse bezahlt werden kann) heißt es: „Spezielle Atemübungen dienen z.B. der Reinigung und der Energieaufladung.“ Usw. Das beweist den esoterischen Charakter dieser Veranstaltung.

"Heute praktizieren mindestens drei Millionen Menschen in Deutschland Yoga, darunter etwa achtzig Prozent Frauen." (Wikipedia)

Nichts gegen Gymnastik, unter welchem Namen auch immer, aber die philosophischen Texte dazu sind indiskutabel. An meiner Universität in Indien haben sehr viele Studentinnen an Yoga-Kursen teilgenommen, das war so ähnlich wie Judo für Jungen.
 
 

Kommentar von Frank Daubner, verfaßt am 30.09.2014 um 09.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26892

Auf der "Frauenvollversammlung für Uni-Beschäftigte" der Stuttgarter Universität, zu der auch alle männlichen Beschäftigten eine Einladungsmail erhielten (man soll sich also wohl selbst entscheiden dürfen?), referiert die Lach-Yogatrainerin Claudia Lippkau über das Thema "Heiter und beschwingt in den Arbeitsalltag". Organisiert wird die Veranstaltung natürlich durch die Beauftragte für Chancengleichheit.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2014 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26888

Hatha-Yoga ist ein weiterer Schritt in die Esoterik. Sie kann sich an der Universität breitmachen, weil niemand, nicht einmal der Rektor (oder der am allerwenigsten) es wagen wird, sich mit dem Gender-Büro anzulegen. Es ist wie das Heilige Offizium. Man möchte ja nicht selbst ein Verfahren wegen Ketzerei an den Hals bekommen. Darum kann diese immer großzügiger ausgestattete Einrichtung auch niemals mehr abgeschafft werden. Man sieht ja auch, wie sie sich immer neue Aufgaben sucht. Benachteiligung von Frauen zu verhindern war gestern.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 29.09.2014 um 11.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26885

... und den üblichen Kommafehler haben die den Text geschrieben Habenden auch wieder eingebaut bzw. irgendwo dümmlich abgeschrieben. Aber Kommas vor "und" wurden ja eh endlich abgeschafft, soviel haben wir kapiert.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.09.2014 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26884

Das "Büro für Gender und Diversity" unserer Universität bietet nun auch Hatha-Yoga-Kurse an. Die Einladung zum neuen Programm beginnt so:

Sehr geehrte Dozierende, wissenschaftliche Mitarbeitende und Studierende
der FAU,
ab dem Wintersemester 2014/15 finden die Veranstaltungen des Büros für
Gender und Diversity in einem neuen Format unter dem Namen
„Kompetenzentwicklungsprogramm“ statt.


Wie man sieht, schlägt die "Kompetenz"-Orientierung nun auch auf die Phraseologie der Diversitäts-Gehirnwäscherei durch. Paßt zum Deutsch der Sprachverhunzenden.

Wir hoffen, Ihr Interesse geweckt zu haben und freuen uns über viele
Teilnehmende.


Wie viele Lesende werden hier zu Fremdschämenden?

Man sieht hier exemplarisch, wie ganze Organisationen, weil niemand sich wehrt, in die Hände radikaler Sekten fallen können.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.07.2014 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26411

Jedes Jahr zu Weihnachten kann man sehen, daß auch Tauben lesen können, nämlich die Erbsen für Aschenbrödel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2014 um 18.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26402

Vor vielen Jahren erschien in der Süddeutschen Zeitung eine Karikatur aus zwei Teilen

Ein Mann räumt auf. (Man sieht einen Revolverhelden in den Western-Saloon kommen und für Ordnung sorgen.)
Eine Frau räumt auf. (Man sieht eine Hausfrau aufräumen.)

-
Ebenso unkorrekt ist folgendes:

auf die Straße gehen 1. (männlich oder neutral) an einer Demonstration teilnehmen; 2. (weiblich) auf den Straßenstrich gehen.

Früher hat man an Deutschbüchern die Klischees kritisiert: Vater liest die Zeitung - Mutter liest Erbsen.

Das muß noch länger her sein, denn wann haben Sie zum letztenmal Erbsen gelesen? Unsere Kinder wissen wahrscheinlich gar nicht mehr, was das sein soll.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 22.07.2014 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26378

Durch eine Sendung heute morgen von PHOENIX über die französische Atlantikküste habe ich gelernt, daß in den dortigen Salzgärten nicht nur Salzgärtner, sondern auch Salzgärtnerinnen arbeiten.
 
 

Kommentar von P. Küsel, verfaßt am 15.07.2014 um 18.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26340

In Österreich regt sich Widerstand gegen das, was die Politik sich unter geschlechtergerechter Sprache vorstellt:

http://derstandard.at/2000003059367/Neuer-Kampf-um-eine-gendergerechte-Sprache
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.07.2014 um 05.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26287

Gender wächst und gedeiht. Unsere Erlanger Universität rühmt sich in einem Rundbrief (der natürlich nicht so heißt) gleich sechs ausgezeichneter Gleichstellungsprojekte, verweist auch auf Auswärtiges, z. B. die Angela Davis Gastprofessur am Cornelia Goethe Centrum der Goethe-Universität Frankfurt.

Das Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse (CGC) – die Schreibweise erinnert an das Bertelsmann-CHE - stellt sich selbst vor. Die Biographie Cornelia Goethes – sprachlich unbeholfen und grammatisch falsch – ist teilweise von Pusch übernommen.
Angela Davis war die Schutzheilige der DDR, natürlich nicht wegen ihrer lesbischen Veranlagung, die sie für das Cornelia Goethe Centrum attraktiv macht.

Rückschau auf die Angela Davis-Gastprofessur
Das Cornelia Goethe Centrum für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse hat zu Beginn des Wintersemesters 2013/2014 die Angela Davis-Gastprofessur für internationale Gender und Diversity Studies eingerichtet. Sie dient der Förderung internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit im Bereich Gender und Diversity.
Die Namensgeberin, Prof. Angela Davis, em. Professorin der University of California, Santa Cruz gilt als richtungsweisend für die weltweit geführte Race-Class-Gender-Debatte und als Wegbereiterin aktueller, kritischer Diskurse innerhalb der Gender und Diversity Studies. Ihre Perspektive auf sich überlagernde Formen der Ungleichheit auf Grund von Geschlecht, Ethnizität und Klasse ist als Triple Oppression oder aktuell – als Intersektionalitätsansatz – in die sozialwissenschaftliche Theoriebildung eingegangen.
Als erste Inhaberin der Gastprofessur war Prof. Davis vom 3. – 12. Dezember 2013 am Cornelia Goethe Centrum zu Gast. Nach dem erfolgreichen Auftakt wird die Gastprofessur Ende 2014 fortgesetzt und künftig einmal im Jahr mit einer international renommierten Frauen- und Geschlechterforscher_in besetzt.


Triple oppression ist natürlich ein sehr breites Dach.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2014 um 17.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26144

Der Wikipedia-Eintrag zu "Abstraktum" gehört zu den völlig wertlosen, was bei einem so geläufigen Stichwort etwas überrascht. Ich zitiere etwas vom Ende:

Ein Abstraktum kann wie ein Hilfsmittel eingesetzt werden: Es wird verwendet, so lange man es zu einem bestimmten Zweck benötigt, zum Beispiel, bestehende Verhältnisse neu zu betrachten. In diesem Sinne sieht Hanna Meißner die Funktion von Abstrakta:

„[B]egriffliche Abstrakta [sind] sinnvoll, um eine analytische Rekonstruktion von den je historischen Dispositiven oder Apparaten zu ermöglichen, die gestaltet werden könnten, um andere Beugungen zu erzeugen, andere Materialisierungen zu ermöglichen.“
– Hanna Meißner, 2013.[1]

Einzelnachweise
1.Hanna Meißner, Feministische Gesellschaftskritik als onto-epistemo-logisches Projekt, in: Corinna Bath, Hanna Meißner, Stephan Trinkhaus, Susanne Völker (Hg.): Geschlechter Interferenzen: Wissensformen - Subjektivierungsweisen - Materialisierungen. Berlin/ Münster: Lit, 2013, S. 163-208, Zitat S. 198-199. ISBN 978-3-643-10904-0


Die Namen führen in den feministischen Sumpf, wo er am tiefsten ist. Schon die Sprache ist hoffnungslos: Rekonstruktion von den je historischen Dispositiven usw.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 16.06.2014 um 08.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26064

Wenn ich mich nicht irre, wird das Wort "Vorstand" in Deutschland als Kollektivum aufgefaßt. Angesichts der vielen staatlichen, kirchlichen und sonstigen Bürokratien wäre es zwar durchaus möglich, daß sich auch eine Aufgabenbeschreibung bzw. Amtsbezeichnung mit dem Titel "Vorstand" fände, aber der erwähnte Fall scheint ein spezifisch österreichischer zu sein. Das deutsche Äquivalent wäre wohl das reichlich antiquiert wirkende "Vorsteher".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.06.2014 um 08.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26062

"Vorstand" ist ein grammatisch maskuliner Funktionsbegriff, der auch auf den Funktionsträger angewandt wird. Man könnte Wörter wie "Wachposten" vergleichen, wo es aber auch schon vereinzelt feminine Formen gibt, meist noch ohne Umlaut.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2014 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#26056

Österreich ist bekanntlich führend:

Landesschulrat für Tirol: Ausschreibung der Stelle einer Fachvorständin/eines Fachvorstandes an der Höheren Bundeslehranstalt für Tourismus, 6280 Zell am Ziller, Schwimmbadweg 4 BMUKK-618/0011-III/5/2013

Der/Die Institutsvorstand/ständin bzw. Abteilungsleiter/in wird per E-Mail darüber informiert, dass eine oder mehrere LVs zur Unterschrift vorliegen. (Wirtschaftsuniversität Wien)

Die Dekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät und die Vorständin des Instituts für Zeitgeschichte laden ein zur Buchpräsentation von Prof. Dr. Jörn Leonhard Die Büchse der Pandora: Geschichte des Ersten Weltkrieges am 11.Juni 2014, 18.00-19.30 Uhr, Alte Kapelle, Universität Wien, AAKH Campus

(und viele weitere Belege)

Die Vorständin war hier schon erwähnt: www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=618#9430
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.06.2014 um 06.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25973

Die FAZ (6.6.14) berichtet ausführlich über die Rückgabe von Kykladen-Raubkunst an Griechenland. Dabei behandelt die Verfasserin "Kykladen" durchgehend als Namen der Bevölkerung, am Ende ist sogar von einer "marmornen Kykladin" die Rede.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.06.2014 um 14.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25948

Richtig, aber das begreift heute auch keine(r) mehr. So heißt z. B. eine Bundesbehörde griffigerweise »Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik«, aber als eine Frau dieser überflüssigen Einrichtung vorstand, wurden natürlich gleich die Schilder ausgewechselt.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 03.06.2014 um 14.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25947

Dabei sind Aufgabenträger und Rechtsträger ja nicht einmal Personen, sondern Behörden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2014 um 04.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25943

Das Grundgesetz ist amtlich, soviel ich weiß, noch nicht geschlechtergerecht umgeschrieben, aber es gibt Entwürfe, z. B. hier: https://sites.google.com/site/geschlechtergerechtesgg/geschlechtergerechtes-gg

Textproben:

Niemand darf ihrer oder seiner gesetzlichen Richterin oder ihrem oder seinem gesetzlichen Richter entzogen werden.

Soweit Mittelbehörden eingerichtet sind, werden deren Leitenden (!) im Benehmen mit den Landesregierungen bestellt.

Frühere deutsche Staatsangehörige, denen zwischen dem 30. Januar 1933 und dem 8. Mai 1945 die Staatsangehörigkeit aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen entzogen worden ist, und ihre Abstammenden sind auf Antrag wieder deutsche Bürgerinnen und Bürger.

Menschen auf der Flucht (= Flüchtling)

Soweit es nach seiner ursprünglichen Zweckbestimmung überwiegend für Verwaltungsaufgaben bestimmt war, die nach diesem Grundgesetze nicht Verwaltungsaufgaben des Bundes sind, ist es unentgeltlich auf die nunmehr zuständigen Aufgabentragenden und, soweit es nach seiner gegenwärtigen, nicht nur vorübergehenden Benutzung Verwaltungsaufgaben dient, die nach diesem Grundgesetze nunmehr von den Ländern zu erfüllen sind, auf die Länder zu übertragen.

Verbindlichkeiten des Bundes oder anderer Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts, welche mit dem Übergang von Vermögenswerten nach Artikel 89, 90, 134 und 135 im Zusammenhang stehen, und Verbindlichkeiten dieser Rechtstragenden, die auf Maßnahmen der in Nummer 1 bezeichneten Rechtstragenden beruhen, ...

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2014 um 04.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25925

Ich bin untröstlich, daß einige Frauen unter meinen Freunden (zum Glück nicht viele) die Verwendung des unpersönlichen männlichen Pronomens so auffassen, als wollte ich die Frauen damit ausschließen. Wenn wirklich jemand ausgeschlossen werden müßte (glücklicherweise ist dies nicht der Fall), dann würde ich, glaube ich, eher die Männer ausschließen; als ich aber einmal versuchsweise meinen abstrakten Leser als »sie« ansprach, rügte mich eine Feministin wegen gönnerhafter Herablassung: »er-oder-sie« und »sein-oder-ihr« sollte ich sagen. Das fällt dem leicht, dem die Sprache gleichgültig ist; wem aber die Sprache gleichgültig ist, der verdient auch keine Leser, gleich, welchen Geschlechts. In diesem Buch bin ich nun zum normalen, traditionellen Gebrauch der Pronomen zurückgekehrt. Ich spreche den »Leser« mit »er« an, aber ich denke mir meine Leser ebensowenig spezifisch männlichen Geschlechts, wie sich ein französischer Redner einen Tisch als weiblich vorstellt. Ich glaube sogar, ich stelle mir meine Leser häufiger weiblich vor als männlich, aber das ist meine persönliche Angelegenheit, und ich fände es schlimm, wenn derartige Überlegungen den Umgang mit meiner Muttersprache beeinflussen würden.
(Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher, Vorwort)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.05.2014 um 11.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25825

„Viele Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sowie Mieterinnen und Mieter lassen sich inzwischen beraten und sichern ihre Häuser und Wohnungen“, erklärte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2013. Auch die Nachbarschaft sei aufmerksam und trage oft dazu bei, dass Täter häufiger als früher bei ihren Taten gestört würden. (Focus.de 15.5.14)

Fehlt da nicht was? Allerdings sagt die Kriminalstatistik, daß der typische Einbrecher männlich ist. (Es sind auch überproportional viele Ausländer darunter, aber das wird nicht direkt gesagt, sondern in der Angabe versteckt, daß bandenmäßige Einbruchsdiebstähle "in Grenznähe" besonders häufig vorkommen.)

Die gedrechselte Ausdrucksweise des politisch korrekten Senators wird im Deutschen niemals allgemein üblich werden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.05.2014 um 06.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25793

Mag die Wissenschaft diskutieren - die Bundeszentrale für politische Bildung schafft Tatsachen. Gender mainstreaming ist kein Diskussionsgegenstand mehr, sondern schlicht ein selbstverständlicher Auftrag:

"Da das Prinzip Gender Mainstreaming sowohl auf unsere Institution als auch auf unser Handlungsfeld angewandt werden soll, sind unsere Zielgruppen:
- Alle Beschäftigten der Bundeszentrale für politische Bildung
(insbesondere die Leitung, die Fachbereichsleitungen, die Gender Mainstreaming - Beauftragten, die Projektgruppen, die Personalabteilung)
- die Kooperationspartner
(insbesondere die freien Träger, die Landeszentralen für politische Bildung Autorinnen und Autoren, Referentinnen und Referenten etc.)
- Die Zielgruppen der BpB
(insbesondere Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und Meinungsführende)"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2014 um 08.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25779

Der Text (s.http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25775) endet so:

Diskriminierungen sind nicht vor allem Angelegenheit von Diskriminierten, sondern eine gesamtgesellschaftliche Struktur und als solche eine Verantwortung vor allem dixjeniger, dix privilegiert sind, ihr_e Privilegien sozial verantwortlich gegen Diskriminierungen einzusetzen.
Und – sich Sprachhandlungen (wieder) anzueignen, Neues auszuprobieren, genau hinzuhören, schafft viele neue Kommunikationen, ist eine herausfordernde Form, politisch aktiv zu sein, erweitert die eigene Wahrnehmung immer wieder und fortdauernd – und macht einfach sehr viel Spaß
]

Der Staat gibt soviel Geld aus, warum soll er nicht auch diesen "Spaß" noch bezahlen!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.05.2014 um 05.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25778

IFLA-ETHIKKODEX FÜR BIBLIOTHEKARINNEN(1) UND ANDERE IM INFORMATIONSSEKTOR BESCHÄFTIGTE

(1) Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird hier das generische Femininum verwendet. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass Frauen in bibliothekarischen Berufen deutlich in der Mehrheit sind. Männliche Berufsangehörige sollen dadurch nicht diskriminiert werden, sondern sind selbstverständlich mitgemeint. In anderen Fällen („Nutzer“) wird in gleichem Sinne das generische Maskulinum eingesetzt.
(http://go.b-u-b.de/19)
 
 

Kommentar von Abel Ickler, verfaßt am 05.05.2014 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25775

Ableismus, ableisiert, disableisiert: Ableismus ist das strukturelle Diskriminierungsverhältnis, das Nicht/beHinderung bzw. Dis/Ableisierung konstruiert. Personen, die in einer Gesellschaft nicht-beHindert sind, sind ableisiert.
(http://feministisch-sprachhandeln.org/wp-content/uploads/2014/03/onlineversion_sprachleitfaden_hu-berlin_2014_ag-feministisch-sprachhandeln.pdf)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.04.2014 um 05.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25703

Wenn es für "Migrationshintergrund" ein handlicheres Wort gäbe, könnte man ein Migrationshintergrundsmainstreaming in Erwägung ziehen. Es beträfe allerdings nicht nur Frauen und könnte insofern das Thema Gender allmählich verdrängen. Der andere Weg, also die bisher geübte immer weiter gehende Spezialisierung (behinderte muslimische Lesbierin usw.), scheint mir weniger zukunftsweisend.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.04.2014 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25666

Die Gleichstellungsstelle der Universität ist nun wirklich über "Frauenbeauftragte" hinausgewachsen. Sie gewinnt der Ungleichheit immer neue Aufgabenfelder ab:

Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

im kommenden Sommersemester 2014 bietet das Büro für Gender und Diversity/Kontakt- und Kompetenzstelle Interkultur

eine Veranstaltungsreihe an zum Thema:

„Internationalität und Chancengerechtigkeit in der Wissenschaft –
Karrierewege und Aufstiegsmöglichkeiten für Nachwuchswissenschaftlerinnen mit und ohne Migrationshintergrund“

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.04.2014 um 05.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25560


Kretschmann hat mit LSBTTI-Menschen gesprochen, „also Menschen mit einer lesbischen, schwulen, bisexuellen, transsexuellen, transgender- oder intersexuellen Identität“. Damit dürften die Möglichkeiten der Differenzierung noch nicht ausgeschöpft sein, nicht einmal auf sexuellem Gebiet. Weitere Interessengruppen werden sich finden. Daß Politiker, wo es um die Lehrpläne für Schulen geht, sich genötigt fühlen, mit all diesen Leuten zu verhandeln, ist ein Zeichen fortschreitender Verblödung unserer Gesellschaft.

Es ist auch unklug. Wie die Jugend nun mal ist, kann es nicht ausbleiben, daß das Gender-Mainstreaming irgendwann den wohlmeindenden, wenn auch heuchlerischen Politikern um die Ohren fliegt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.03.2014 um 06.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25424

In der FAZ vom 19.3.14 steht ein Zweispalter der Wissenschaftsministerin von Baden-Württemberg, Theresia Bauer. Der Text ist fast lückenlos gegendert. In einer Umgebung, die durchweg das generische Maskulinum verwendet, wirkt das wie eine Sondersprache, zugleich penetrant belehrend und moralisierend.

Der Beitrag verteidigt die Freiheit der Wissenschaft, aber es kann durchaus schon eine Direktive geben, die den "geschlechtergerechten" Sprachgebrauch auch im Hochschulwesen zur Pflicht macht. Wenn die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit mit der politischen Korrektheit konkurriert, dürfte der Sieger (Pardon: die Siegerin) feststehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.03.2014 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25296

Durch die amerikanische und dann auch deutsche Presse geisterte kürzlich der Brief einer Siebenjährigen an die Firma Lego mit der Bitte, mehr Mädchenfiguren anzubieten. Einem Leserbriefschreiber fiel auf, daß der Text von einer Genderforscherin ins Netz gestellt worden war, andere vermuteten ein Fake, entweder vom Vater des Mädchens angefertigt oder überhaupt eine Fiktion.
Der an verschiedenen Stellen abgebildete Text
(http://www.spiegel.de/fotostrecke/genderdebatte-siebenjaehrige-schreibt-beschwerde-brief-an-lego-fotostrecke-110681.html)
erinnert mich in der Tat an jene nachgemachten Kindertexte, die z. B. als Belege für Rechtschreibkatastrophen präsentiert werden. Ich nehme an, daß es sich um eine verstellte Erwachsenenschrift handelt. Allenfalls könnte das Kind einen vom Vater orthographisch korrekt niedergeschriebenen Text kopiert haben, aber soweit ich es erkennen kann, sind die Buchstaben bei aller Unregelmäßigkeit viel zu routiniert, die Krakeligkeit wirkt künstlich und stimmt nicht mit dem sonstigen Niveau überein.
Zutreffend auch der Hinweis zahlreicher Leser, daß Siebenjährige kaum von sich aus aufs Gendern verfallen.
Eigentlich wollte ich nur die Amazonin erwähnen, die im SPIEGEL-Text vorkommt. Das ist doppelt gemoppelt, wie die bekanntere Diakonissin. Suffixverdoppelungen hatten wir ja schon beim Afrikaner, wo dem lateinischen Suffix zwecks Verdeutlichung noch ein deutsches hinzugefügt ist.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.02.2014 um 18.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25246

Genaueres zur frühchristlichen Missionierung Mitteleuropas findet man bei wikipedia unter dem Suchbegriff "Iroschottische Kirche".
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 24.02.2014 um 18.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25244

Übrigens "steht aber so nicht bei Johannes." So ganz neu ist dieser Umgang mit den Heiligen Texten ja nicht. Wenn bei Markus klipp und klar steht adelphoi, hatte die katholische Kirche auch keine Hemmungen, das mit "Vettern" zu übersetzen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf!

 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 24.02.2014 um 17.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25243

In frühchristlicher Zeit "wurden auch ägyptische Missionare und Missionarinnen in alle Welt gesandt, nach Irland, in die Gebiete der Niederlande, Schweiz, Sudan und Äthiopien." Stimmt das eigentlich?
Die Frage ist falsch! Wenn es nicht stimmt (u.a. die Schweiz in frühchristlicher Zeit!), umso schlimmer für die Wirklichkeit!

Aber die Wirklichkeit überholt wieder mal die Satire: In einem Anzeigenblatt erschien jetzt ein als Artikel getarnter Werbebeitrag von Galeria Kaufhof. Darin heißt es tatsächlich: "Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiter freuen sich..."

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.02.2014 um 15.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25241

Demnächst ist wieder der Weltgebetstag der Frauen. Es gibt eine offizielle Broschüre mit der Gottesdienstordnung - scharf gegendert. Eine Lesung aus dem Johannes-Evangelium ist abgedruckt, aus der "Bibel in gerechter Sprache". Es ist also gegen den griechischen Wortlaut von Samaritanerinnen und Samaritanern die Rede. Das Heil kommt nicht von den Juden, sondern aus dem Judentum. Seine Jünger und Jüngerinnen waren nämlich weggegangen (...) Jüdische und samaritanische Menschen haben nämlich keine Gemeinschaft miteinander.

Usw., ganz hübsch, steht aber so nicht bei Johannes.

In frühchristlicher Zeit "wurden auch ägyptische Missionare und Missionarinnen in alle Welt gesandt, nach Irland, in die Gebiete der Niederlande, Schweiz, Sudan und Äthiopien." Stimmt das eigentlich?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.02.2014 um 23.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25141

Der Herr Friedrich hat außerdem den Antiamerikanismus erfunden als Bezeichnung für diejenigen, die gegen Abgehört-werden sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2014 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25140

Kürzlich hat ja die BBC angeordnet, daß es in Comedy-Shows und ähnlichen Sendungen keine reinen Männerrunden mehr geben darf. Einige Zuschauer meinen, Frauen seien einfach nicht so lustig, und sehen trübe Zeiten heraufziehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2014 um 16.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25139

Das ist sicher nur "Lectio facilior". Man sollte die Intelligenz dieser Leute nicht überschätzen.
Es zeichnet sich ab, daß Antifeminismus allmählich so vorwerfbar wird wie Antisemitismus und Homophobie.
Nach einer bekannten Einsicht haben die allgemeinsten Interessen die geringste Aussicht, sich durchzusetzen, einfach weil sie nicht genügend organisiert sind.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 14.02.2014 um 13.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25138

"Gegnerisches Maskulinum in der Wikipedia" (Artikelüberschrift) und
"gegnerisches-maskulinum-in-der-wikipedia" (Link) - ist das Absicht?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.02.2014 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25137

Neulich stand im "Freitag", die Wikipedia wolle das generische Maskulinum obligatorisch und "geschlechtersensible Sprache unmöglich machen". (http://www.freitag.de/autoren/andreas-kemper/gegnerisches-maskulinum-in-der-wikipedia).
Ich bin gegen solchen Zwang. Laßt sie doch schreiben, wie sie wollen! Die "geschlechtersensible" Sprache (wie der tendenziöse Ausdruck lautet) wird sich von selbst erledigen, das kann sie aber nicht, wenn Zwang herrscht. So schafft man nur Märtyrer. Wikipedia ist auch in vielen Bereichen so schlecht, daß eine solche Sprachregelung es nicht besser macht.
 
 

Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 10.02.2014 um 10.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25102

Die Charta für Vielfalt ignoriert die Neigung der Menschen, sich zu Sozialverbänden - gleich und gleich gesellt sich gern - zusammenzuschließen. Der anzustrebende Sozialverband soll stattdessen "unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität" sein. Das ist dann die "Belegschaft", in der ein "Klima der Akzeptanz und des gegenseitigen Vertrauens" geschaffen ist. Dabei bekommen wir alltäglich mitgeteilt, daß es gerade die traditionellen Sozialverbände sind, die am erfolgreichsten den Kopf herausstrecken.

Als man Mitte der 90er feststellen mußte, daß es trotz Subventionen in den "Neuen Ländern" nicht so recht voran ging, traf einer resümierend den Nagel auf den Kopf: "Im Sozialismus war Arbeit eine gesellschaftliche Veranstaltung".

In der Charta für Vielfalt wird das Modewort Team vermieden, statt dessen das etwas angestaubte Belegschaft. Gemeint ist, was im Sozialismus Kollektiv hieß.

http://www.youtube.com/watch?v=7EDSZJ_lgQQ
http://politische-oekonomie.org/Lehrbuch/kapitel_32.htm

(Ich sehe die Situation, ca '97, noch vor mir: Im Aufzug eines achtgeschossigen Plattenbaus, der vorher die MfS-Bezirkszentrale, nach Mauerfall Teile der Stadtverwaltung beherbergte, beklagte sich eine junge Dame über die unkollegiale Atmosphäre in ihrer Abteilung. Die angesprochene junge Dame riet ihr, das doch mal im Kollektiv zur Sprache zu bringen. Die Antwort kam prompt: "Pah, Kollektiv, det is ja nichma en Team.")



 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.02.2014 um 11.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25092

Kürzlich erschien im Tagesspiegel dieser Kommentar:
http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/sexuelle-vielfalt-der-satz-homosexualitaet-sei-privatsache-ist-nicht-liberal/9347192.html

"Der Satz, Homosexualität sei Privatsache, ist nicht liberal"
 Von Aletta Gräfin von Hardenberg

-
Darin wird betont, daß alle sexuellen Orientierungen gleichberechtigt auch an die Öffentlichkeit treten dürfen usw. Aber darum geht es der "Charta der Vielfalt" ja nicht. Vielmehr soll die Vielfalt der Orientierungen in einen betriebswirtschaftlichen Nutzen umgesetzt werden. In diesem Sinn betont der Verein, daß sexuelle Neigungen keine "Privatsache" seien. Es ist nur ein kleiner Schritt zum Bekenntniszwang. Denn wenn ein Angestellter dem Arbeitgeber z. B. verschweigt, daß er homosexuell ist, enthält er ihm einen Teil des Leistungspotentials vor und schadet dem Unternehmen zumindest indirekt.

Inzwischen rüstet man sich zum zweiten "Deutschen Diversity-Tag".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.02.2014 um 09.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25087

Zu http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25037:

„Die ‚erste Person‘, ich, bezeichnet die Sprecherin, die ‚zweite‘, du, den Angesprochenen.“

Das steht seit einem Vierteljahrhundert da, in einer Grammatik der deutschen Standardsprache (!),und kein Germanist hat den Mut, den Unsinn Unsinn zu nennen. Aber sie haben ja auch bei der Rechtschreibreform begeistert mitgemacht, was kann man da erwarten?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2014 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25081

Unser "Büro für Gender und Diversity" an der Uni Erlangen lädt zu einem Workshop "Judith Butlers Theoretische Interventionen - Grundlagen, Effekte, Kritik" ein.

Butler hat ja mal einen Preis für die schlechteste Prosa gewonnen (und sich auch noch dagegen gewehrt!); als Beispielsatz wird zitiert:

The move from a structuralist account in which capital is understood to structure social relations in relatively homologous ways to a view of hegemony in which power relations are subject to repetition, convergence, and rearticulation brought the question of temporality into the thinking of structure, and marked a shift from a form of Althusserian theory that takes structural totalities as theoretical objects to one in which the insights into the contingent possibility of structure inaugurate a renewed conception of hegemony as bound up with the contingent sites and strategies of the rearticulation of power.

Schade übrigens, daß ich nicht queer oder so etwas bin ("queervers" - gibt es das?), dann hätte auch ich aus meiner Veranlagung einen Beruf machen können.


 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.02.2014 um 12.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#25037

Das "Handbuch der deutschen Grammatik" von Hentschel/Weydt hält auch in der 4. Auflage 2013 - zehn Jahre nach der vorigen - am generischen Femininum fest. Das ist paradox, weil ja die deutsche Standardsprache dargestellt wird, zu der solche Ausdrucksweisen nicht gehören und niemals gehören werden. Es gibt außerhalb sehr enger feministischer Kreise keine Texte in dieser Privatsprache. Was sollen Ausländer denken, die vertrauensvoll ein solches Buch benutzen?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 18.01.2014 um 12.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24872

Nachträglicher Hinweis zu #21234

Herr Ickler hatte zu Schliemanns phänomenalen Sprachkenntnissen angemerkt: "Da er sich die Sprachen meist aus Büchern ... aneignete, litt wohl die Phonetik unter Vernachlässigung. Irgendwo habe ich gelesen, daß sein Englisch praktisch nicht zu verstehen war, kann aber die Stelle nicht mehr finden."

Daran fühlte ich mich gestern erinnert, als ich eine Fernsehdokumentation über Max von Oppenheim ansah. Sie enthält einen Video-Ausschnitt, in dem Oppenheim 1930 auf englisch die Welt in sein neueröffnetes Tell-Halaf-Museum nach Berlin einlädt.

Dasselbe Stück Film (ca. 1 Minute, ab 30:35) gibt es hier:
www.youtube.com/watch?v=eUUgsgP0hfg

Immerhin kann man Oppenheim verstehen. Er hatte ja auch viele Jahre lang im Ausland Englisch gesprochen. (Richtig amüsieren darf man sich nicht, bei der Leidenschaft und der Leistung dieses tatkräftigen Forschers.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.01.2014 um 06.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24813

Wolf Schneider polemisiert gegen die geschlechtergerechte Sprache, die er als Erfolg Alice Schwarzers versteht. (Luther-Gespräche in Erfurt) Aber Schwarzer war in dieser Bewegung nicht führend. In der Sache hat er natürlich recht.

Ein anderer Gesprächsteilnehmer gibt zu, daß er sich wegen behördlicher Vorschriften nicht so ausdrücken darf, wie er es für richtig hält und wie es sich Journalisten (noch) leisten können.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 03.01.2014 um 09.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24732

"Es ist etwas entspannter geworden in Deutschland, es ist kein großes Ding mehr, lesbisch zu sein oder schwul. Es reichen wenige Worte. Nachfragen anderer Medien dazu beantwortet Hendricks nicht.“ (http://www.taz.de/Barbara-Hendricks-outet-sich-als-lesbisch/!130276/)

Was mag die taz (beiläufig!) gefragt haben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2014 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24731

Nach dem beiläufigen Outing einer Bundesministerin als lesbisch wird heiß darüber diskutiert, wer beiläufiger davon spricht. Die Beiläufigkeit ist ein Gradmesser der politischen Korrektheit, aber das kann nur der erste Schritt sein. Es ist das alte Dilemma der Antidiskriminierung. Einerseits sollen Unterschiede gar keine Rolle spielen, andererseits sollen sie jederzeit beachtet werden (Mainstreaming). Daher nun die Aufforderung, es der Ministerin gleichzutun - aber worin? Im Bekennen oder in der Beiläufigkeit?

Es erinnert mich an Kardinal Meisner, der, wenn ich ihn recht verstanden habe, von Priestern zwar den Verzicht auf Sex verlangt, zugleich aber fordert, daß es der richtige, heterosexuelle Sex sei, auf den man verzichtet.


 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.12.2013 um 22.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24659

Bei der neuen Bundesdatenschutzbeauftragten hat die neue Bundesregierung "den Bock zum Gärtner gemacht". Oder wie muß es bei einer Frau politisch korrekt heißen?
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 19.12.2013 um 10.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24650

„… nicht nur Gauck, sondern auch alle Sportler müßten die Teilnahme in Sotschi verweigern.“

Hach, was solls. Ist doch nur Sport. Freuen wir uns drauf! Und auf die Fußball-WM.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.12.2013 um 04.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24647

Selbst wenn der russische Dirigent Gergiev eine ablehnende Haltung zur Homosexualität zum Ausdruck gebracht haben sollte (was anscheinend nicht der Fall ist), sollte er das Recht haben, seine Meinung zu äußern. Andernfalls müßten die Schwulenverbände, die jetzt seine Eignung als Münchner Chefdirigent in Frage stellen und ihn am Ende wahrscheinlich weggraulen werden, sämtliche Katholiken an den Pranger stellen, weil sie sich nicht vom Katechismus der katholischen Kirche distanzieren. Und nicht nur Gauck, sondern auch alle Sportler müßten die Teilnahme in Sotschi verweigern.

Am besten, wir führen ein allmorgendliches Pledge of allegiance ein: ein verpflichtendes Bekenntnis zu "Gender und Diversity". Vorher wird es keine Ruhe geben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2013 um 05.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24637

Bei dem angekündigten "Workshop" der Universität Erlangen sind die Frauen praktisch unter sich. In den 25 Euro Teilnahmegebühr ist ein "vegetarisches Mittagessen" enthalten, so daß auch in dieser Hinsicht vorgesorgt sein dürfte. (Aber aufgepaßt: Es gibt Religionen, die den Verzehr von Zwiebeln verbieten!)

Können Sie sich vorstellen, jemandem zu erklären, Sie seien im "Büro für Gender und Diversity" beschäftigt? Die Sprache dieser Leute verrät eigentlich alles.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.12.2013 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24632

Das "Büro für Gender und Diversity" an der Erlanger Universität läßt sich immer etwas einfallen:

Bildung – Migration – Gender - mit diesen Blickpunkten laden wir Sie sehr herzlich zur zweiten Veranstaltung in der Tagungsreihe „Bildungschancen durch Diversity-Kompetenz“ ein:
(...)
Gemeinsam mit Ihnen als den entscheidenden Akteuren in Bildungsprozessen von Kindern und Jugendlichen, als Studierende, Lehrende und Forschende wollen wir uns Gedanken machen, wie wir uns gerechten Bildungschancen weiter nähern und uns dafür einsetzen können. Dabei sind immer pädagogisch-didaktische und institutionell-administrative Rahmenbedingungen mitzudenken und ggf. zu verändern. In die Pluralisierung von Bildungsvoraussetzungen und -bedürfnissen begleiten uns 2014
 
Prof. Dr. Christiane Spiel, die Vorsitzende des Instituts für
Angewandte Psychologie der Universität Wien, und
Prof. Dr. Mechtild Gomolla, Bildungsforscherin von der
Helmut-Schmidt-Universität Hamburg,
 
sowie ExpertInnen aus dem universitären, vor- und außer- wie -schulischen Tätigkeitsfeldern in einem breiten Workshopangebot. Mit der Veranstaltung bieten wir Ihnen Eindrücke einer inklusionsorientierten, differenzsensiblen und diskriminierungskritischen Praxis in Bildungsprozessen und -einrichtungen, die Sie sicher für Ihre Praxis inspirieren.


Nix wie hin!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.12.2013 um 15.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24565

Zu einer Erlanger Tagung über "Homosexualität als Herausforderung der Schule" (infranken.de 7.12.13):

„Der 15-jährige Mark liebt Lukas. Aber das kann er niemanden sagen, nicht den Mitschülern, nicht den Eltern. (...) Zehn Prozent der Bevölkerung sind homosexuell", sagt Breckenfelder, "und an Schulen sollen es Null Prozent sein - das geht nicht". "Undenkbar, dass sich an unserer Schule ein Kollege outen würde", sagen auch Tagungsteilnehmerinnen in Erlangen.“

Die Zahl von 10 Prozent scheint mir viel zu hoch gegriffen. Da muß man schon psychoanalytisch-entlarvend vorgehen, um auch diejenigen zuerfassen, die selbst gar nicht wissen, daß sie homosexuell sind, und es daher auch nicht direkt angeben.

Mir ist ein Gymnasium bekannt, an dem ein homosexueller Lehrer problemlos unterrichtet, über den jeder Bescheid weiß, ob er sich nun geoutet hat oder nicht (eher nicht, würde ich sagen).

Ich weiß nicht mehr, in welches Mädchen ich mit 15 verliebt war, aber ich hätte darüber weder mit den Mitschülern noch den Eltern sprechen wollen. Man muß auch bedenken, daß Jugendliche, die ihre sexuelle Identität erst noch finden müssen, wohl niemals so auf- und abgeklärt sein werden, daß sie untereinander (das ist entscheidend) jede Spielart gleichmütig hinnehmen. "Schwuchtel" (wie im Bericht erwähnt) ist ein geläufiges, nicht besonders schlimmes Schimpfwort unter heutigen Pennälern, gerade gegen "normale" Mitschüler. (Nicht bei uns damals, wir kannten so etwas gar nicht, obwohl zotige Sprüche gerade am Jungengymnasium in der Mittelstufe sehr beliebt waren.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2013 um 11.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24514

Wir wissen, dass in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften Werte gelebt werden, die grundlegend für unsere Gesellschaft sind. (Aus dem Koalitionsvertrag)

Man vermißt ein "auch" oder eine vergleichbare Einschränkung. Wie er dasteht, bedeutet der Satz, daß gleichgeschlechtliche Partnerschaften für unsere Gesellschaft unentbehrlich sind. Prädikat "Besonders wertvoll" sozusagen.

Im Vertrag steht auch:

In vielen Ländern der Welt werden besonders Christen wegen ihres Glaubens bedrängt, verfolgt und vertrieben. Religiöse Konflikte vermischen sich oftmals mit sozialen und wirtschaftlichen Spannungen.

Sonderbar, worauf deutsche Parteien sich einigen zu müssen glauben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.12.2013 um 05.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24513

Sigmar Gabriel hat den Frauen seiner Partei zugesagt, dass sie in der schwarz-roten Koalition die Hälfte der SPD-Ministerposten bekommen. (Welt 1.12.13)

Ich finde das seltsam. Sind denn die Frauen eine eigene Partei oder Interessengruppe, so daß sie sagen könnten: "Wir haben die Hälfte der Ministerposten, wir haben 40 Prozent der Aufsichtsratsposten" usw.?

Das erinnert mich an die Schwärmerei von Trömel-Plötz, die ich hier zitiert hatte.

Das ist 30 Jahre her.

Ich würde niemals davon reden, was "wir Männer" alles geschafft haben usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.11.2013 um 12.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24511

Eine von zahllosen geschlechtsspezifischen Kollokationen: Mädchen (und kleine Jungen) kichern, Jungen wiehern. Das ist im alten Synonym-Duden und in seinem Schülerduden-Ableger auch richtig vermerkt. Bedeutungswörterbücher, die es verschweigen, sind eigentlich unbrauchbar. Selbstverständlich handelt es sich wie in den meisten Fällen um Frequenzspezifika, d. h. Abweichungen kommen vor.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.11.2013 um 21.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24502

Ich schlage vor, wegen der politischen Korrektheit alle deutschen Ortsnamen auf "Er-" in "Es-" umzunennen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2013 um 06.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24495

Das feministische Programm erledigt sich, wie vorauszusehen, nicht durch Zurückstecken, sondern durch Voranschreiten auf dem einmal eingeschlagenen Weg. Seit weitere Minderheiten ihre Ansprüche geltend machen, wirkt es antiquiert, auf Gleichberechtigung für Frauen zu bestehen. Der Koalitionsvertrag scheint der erste Regierungs-Bauchladen zu sein, der ausdrücklich Maßnahmen gegen "Transphobie" enthält.
Mein Mißtrauen gegen den Staat, dem ich eigentlich als Beamter treu gedient habe, wurde schon sehr geschärft, als die Regierung sich besorgt über meine Fernsehverweigerung beugte. Durch die Haushaltsabgabe erinnert sie mich daran, daß ich doch auch vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen profitiere.
Vielleicht kommen bald eine Transsexuellenabgabe und viele andere Abgaben, gegen die man aus moralischen Gründen und wegen Wiedergutmachung historischen Unrechts nichts einwenden kann. Die Kirchhofs werden die juristische Begründung nachliefern.
(Übrigens enthält der Wikipedia-Eintrag "Transphobie" bei aller Correctness sprachliche Fehler, und Haß ist den Aufpassern auch entgangen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.11.2013 um 21.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24481

Es muß einmal gesagt werden: Beim Googeln findet man fast 20mal so viele hübsche Frauen wie hübsche Männer. Schöne Männer sind häufiger, wenn auch nicht so häufig wie schöne Frauen. Natürlich sind Mädchen hübscher als Jungen, aber was wirklich überraschend selten vorkommt, ist ein schöner Junge.

Viel Stoff zum Nachdenken. Es geht einmal um die Kollokationen selbst, aber auch darum, wer sie gebraucht.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 23.11.2013 um 14.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24456

Ohne Klammer wäre ebenso zu lesen gewesen, daß Luise Duttenhofer nach einhelliger Auffassung zweigeschlechtlich sei.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 23.11.2013 um 06.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24453

Luise Duttenhofer ist nach einhelliger Auffassung eine der bedeutendsten deutschen Scherenschnittkünstlerinnen (und -künstler). (Wikipedia)

Wie hat man das eigentlich früher gesagt? Ich tippe darauf, daß man früher die Klammer weggelassen hätte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2013 um 05.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24390

Das deutsche Partizip I anstelle des lateinischen verstößt ja nicht gegen die Sprachökonomie wie etwa die Doppelnennung, deshalb kann man sich an den Studierenden gewöhnen wie an den Reisenden als Berufsbezeichnung. Der partizipiale und damit verbale Sinn ist dann einfach verschwunden.
Andererseits hat man ja das Partizip im Plural eingeführt, um den Sexus unbestimmt lassen zu können. Im Singular braucht es dann aber doch wieder einen genusflektierten Artikel, so daß der Feminist sich mit dieser Lösung auch nicht zufrieden geben wird.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 14.11.2013 um 23.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24389

Auf dem Parlamentskanal BT new 2 lief vor einigen Tagen die Übertragung des Staatsaktes aus dem Bundestag vom 24.5.1999 aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des Grundgesetzes.
In der Rede von Bundespräsident Herzog kam unzählige Male "der Bürger" vor. Nicht ein einziges Mal hörte ich "die Bürgerin". Das ist jetzt vierzehn Jahre her.
In den heutigen Reden unserer Politiker kommt das nicht mehr vor.
So schnell begibt man sich unter die Knute.
 
 

Kommentar von Andreas Blombach, verfaßt am 03.11.2013 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24330

Aus einem Interview mit dem Präsidenten des Deutschen Studentenwerks (www.zeit.de):

"Fast jeder vierte Studierende an deutschen Hochschulen hat einen Migrationshintergrund. Im Masterstudium haben 17 Prozent der Studenten ein Kind."

Das ist schon etwas bizarr. (Ganz interessant ist aber, dass er v.a. dann Studenten zu sagen scheint, wenn die Interviewführerin das Wort zuvor in ihrer Frage verwendet hat – ansonsten schwankt der Sprachgebrauch hier ziemlich.)

Insgesamt scheinen sich die Studierenden (zumindest im Universitätsbereich) inzwischen aber tatsächlich durchzusetzen, auch im Sprachgebrauch von Leuten, die von politisch korrekter Sprache gar nicht besonders viel halten oder sich darüber keine großen Gedanken machen – man spricht eben so, wie die anderen sprechen, und dann hört man von Kollegen auch Dinge wie "Wenn ein Studierender zu mir kommt". (Andere sprechen von Studis, das hat generell am wenigsten Silben, macht sich schriftlich aber vermutlich nicht ganz so gut.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.10.2013 um 15.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24306

Sprachliche Mißbildungen wie Teilnehmende der Gesprächsrunde findet man noch verhältnismäßig selten, aber das Institut für deutsche Sprache pflegt sie schon seit einigen Jahren – auch wenn nur Männer teilnehmen, wie auf einem beigefügten Foto zu sehen ist.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2013 um 07.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24219

Nicht ohne Heiterkeit folgt man dem Philosophieprofessor Ansgar Beckermann auf seinem Weg durch die Genderei.

1997 bekannte er sich zum generischen Femininum: Bisher sind die meisten Erkenntnistheoretikerinnen nämlich weniger an der Beantwortung dieser Fragen interessiert als an der Analyse oder rationalen Rekonstruktion der alltagssprachlichen Begriffe ‚Wissen‘ und ‚Rechtfertigung‘...

2001 ging er zur Beidnennung über: Was Erkenntnistheoretikerinnen und Erkenntnistheoretiker tun, wenn sie die Frage nach der Natur von Wissen behandeln, lässt sich kurz so beschreiben ... (Zusammen mit Reformschreibung – Recht haben – sehr nervig zu lesen)

Heute benutzt er wieder das generische Maskulinum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.10.2013 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24194

An der Universität Wien nennt sich die Studentenvertretung Studienvertretung. Auf der Seite der Finno-Ugristik liest man:

Die FU Mailingliste informiert Studierende und Interessierte an der Finno-Ugristik zu aktuellen Themen, Veranstaltungen und Lehrveranstaltungen. (www.finno-ugristik.at)

Interessierte an der Finno-Ugristik ist grammatisch falsch, aber politisch korrekt.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 02.10.2013 um 16.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24163

Zu #23920, "Die erste Fassung des Ereignisses kommt mir immer noch befriedigender vor": Den feinen Unterschied macht wohl das Adverb "immerhin" aus.

Und: Danke für die Information "[Z]ur Sache [...] noch". Sowas gehört den Redaktionen der Papierausgaben ins Tagebuch geschrieben (wie eigentlich so manches aus der Sprachforschungsdiskussion hier; als Demokrat meiner Art glaube ich eben immer noch an etwas Bewußtsein von der Verantwortung, die die Informationsmedien in unserer Art Gesellschaft haben).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.10.2013 um 09.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24161

Die feministische Mathematik hat viel Aufhebens davon gemacht, daß in Textaufgaben männliche Personen (und heterosexuelle Paare) überwiegen, wodurch Mädchen vom Mathematik-Unterricht abgeschreckt werden könnten. Gross und Levitt bemerken dazu in ihrem Buch "Higher Superstition":

„A young lady who makes a game stab at 'Maude and Mabel' problems but balks at 'Joe and Johnny' versions of the same is almost certainly without the knack for abstraction that is an indispensable ingredient of mathematical talent.“ (115)

Es erinnert an den schon erwähnten Austausch vom Mathematikbüchern, weil darin noch in D-Mark statt in Euro gerechnet wird. Journalisten haben sich fast ausnahmslos diese billigen Vorwände für Geschäftmacherei zu eigen gemacht. Textaufgaben in eine berechenbare Form zu bringen ist eine der größten Schwierigkeiten des Mathematikunterrichts (zugleich eine besonders lebensnahe Aufgabe), aber an D-Mark und Mannspersonen scheitern die SchülerInnen nicht!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.09.2013 um 14.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24151

So ist es, auch Neutra! Und auch der übertragene Gebrauch ist schon sehr alt. Das Urbild der schwangeren Männer ist ja der Knabe Theaitetos in Platons gleichnamigem Dialog (dem ersten der drei späten Dialoge, die für die Sprachwissenschaft viel wichtiger sind als der immer wieder referierte, aber weniger ergiebige Kratylos).
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 30.09.2013 um 14.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24150

PS: Ach so, es gab wahrscheinlich weibliche Tiere mit einem maskulinen Namen, stimmt's? Lateiner vor!
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 30.09.2013 um 14.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#24149

Was ist eigentlich davon zu halten, wenn Latein-Lexika das Wort für schwanger in der Form gravidus angeben? Gab es bei den Römern auch schon die Möglichkeit, daß ein Mann mit einem Plan schwanger geht? Oder ist die Vorführung der maskulinen Form eine übergeordnete Konvention in der Lexikographie?

Übrigens, die Getrenntschreibung schwanger gehen (übertragene Bedeutung) könnte man im Kontext der Reformregeln auch mal ansprechen, aber das gehört hier nicht zum Thema.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.09.2013 um 05.20 Uhr  
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Wir sollen ja nun keine Barilla-Nudeln mehr essen, weil der Chef der Firma gesagt hat, er mache keine Werbung mit Homosexuellen, und noch mehr dieser Art (mit angeschlossener "Entschuldigung bei den Schwulen").
Nun ist ein Boykottaufruf leicht in die Welt gesetzt, aber schwer zu befolgen, wegen der Verflechtung der Unternehmen. Zum Beispiel gehört Wasa-Knäckebrot auch zu Barilla.
Ich esse zwar weder Barilla noch Wasa, sondern kaufe in beiden Fällen billigere Produkte, aber kann ich sicher sein, daß meine Handelsmarken nicht von denselben Betrieben hergestellt werden? Noch mehr bedrückt mich die Ahnung, daß auch die Haferflocken, der Kaffee und das Hammelfleisch (halal) von Leuten geliefert werden, die zwar schlauerweise nicht sagen, was sie denken, aber in Wirklichkeit potzhomophob sind.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2013 um 04.05 Uhr  
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„Mit Frau Merkel besucht immerhin erstmals ein deutscher Kanzler die KZ-Gedenkstätte in Dachau“, sagte der Zentralratsvorsitzende Dieter Graumann zu „Spiegel Online“. (FAZ 21.8.13 online)

Angela Merkel hat als erste deutsche Regierungschefin die KZ-Gedenkstätte in Dachau besucht. (SZ 21.8.13 online)

Die erste Fassung des Ereignisses kommt mir immer noch befriedigender vor.

Zur Sache möchte ich noch bemerken, daß die Kritiker des Besuchs hier wohl ein Eigentor schießen.

Merkels Terminplan - erst das KZ, dann das CSU-Bierzelt - hatte schon vorab eine aufgeregte Diskussion ausgelöst. Die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, sagte der Leipziger Volkszeitung: "Wer es ernst mit dem Gedenken an einem solchen Ort des Grauens meint, der macht einen solchen Besuch garantiert nicht im Wahlkampf." Der Historiker Wolfgang Benz kritisierte im Bayerischen Rundfunk, es wirke beiläufig, "wenn man, kurz bevor man dann ins Festzelt zum Wahlkampf geht, noch den Kranz niederlegt und Betroffenheit äußert". (SZ 21.8.13)

Künast nannte es eine „geschmacklose und unmögliche Kombination“, direkt nach einem KZ-Besuch eine Wahlkampfrede im CSU-Bierzelt zu halten. (FAZ 21.8.13 online)

Aber:

Der Greis (Max Mannheimer), der einen großen Teil seiner jüdischen Familie durch die Shoa verlor, hatte von Merkels Wahlkampfauftritt beim Dachauer Volksfest gehört - und die Kanzlerin eingeladen. Ein geistig hellwacher 93-Jähriger (und SPD-Mitglied) hatte ein Ereignis ersonnen, das international Beobachtung findet. Es ist sein Coup. Mannheimer genießt ihn sichtlich.

Ähnlich Charlotte Knobloch. Merkel hat das ganz geschickt gemacht, indem sie das Heikle thematisierte:

Unmittelbar nach ihrem Besuch der KZ-Gedenkstätte trat sie in der Stadt Dachau in einem Bierzelt während einer CSU-Wahlkampfveranstaltung auf. "Einen größeren Kontrast kann es kaum geben", sagte Merkel zu Beginn ihrer Rede. Einen "Katzensprung von hier" sei die KZ-Gedenkstätte - "und jetzt bin ich auf diesem Volksfest der Fröhlichkeit und des Lebens". Merkel betonte: "Auch damals war das KZ mitten unter uns. Wer wollte, konnte damals auch sehen und hören."

Das hätte natürlich auch jedem anderen einfallen können, aber Merkel hat es gemacht. Ein anderes Arrangement wäre ebenfalls nur taktisch motiviert gewesen, wie ja die Kritik unfreiwillig zugibt durch ihre Ratschläge, wie man es mit der Betroffenheitsbekundung noch geschickter hätte einfädeln können. So wirkt nun die Kritik nicht nur kleinlich, sondern auch ohnmächtig und neidisch. Unangenehm ist Merkels Gegnern (auch Kurt Kister bei der Süddeutschen Zeitung), daß die Vertreter der jüdischen Gemeinden mit dem Besuch Merkels in Dachau hochzufrieden sind. In den Zeitungen und im Rundfunk stehen ja auch die Gedenkartikel und Massakermeldungen neben den Sportberichten und sonstigen Banalitäten und mitten dazwischen immer wieder Werbung. Dieses Nebeneinander trägt meiner Ansicht nach am meisten dazu bei, das Weltgeschen wie ein gleichgültig abrollendes Theater empfinden zu lassen. Die Medien können eben nicht glaubwürdig dagegen polemisieren, daß sie selbst alles und jedes für Unterhaltungszwecke verwursten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.08.2013 um 05.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23893

Übrigens:

„Gender-Mainstreaming” soll wieder durchgängiges Leitprinzip im Regierungshandeln sein. (Regierungsprogramm der SPD 2013-2017)

In der Verkehrsplanung wollen wir durch Gender-Mainstreaming auch die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen, die aufgrund sozialer und familiärer Aufgaben anders mobil sind. (...) Wir halten an der Strategie des Gender-Mainstreamings fest, mit der bei allen politischen Handlungen nach den Auswirkungen auf Frauen und Männer gefragt wird. (Wahlprogramm der Grünen)

Im Programm der SPD und der CDU heißt es durchgehend selbstständig, bei den Gürnen selbständig. Die SPD spricht von ihrem 150jährigen Bestehen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.07.2013 um 21.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23795

Heute kam ein Rundschreiben: Aus dem bayerischen Programm zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen ist noch Geld übrig, und nun sucht man nach Verwendungsmöglichkeiten, vielleicht "Symposien" zum Thema Gender und so. Es wird sich schon was finden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.07.2013 um 17.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23741

Schiffe sind feminin, danach auch Lufstschiffe und Flugzeuge (wenn der Name nicht morphologisch motiviert ist wie Airbus).
Wahrscheinlich liegt der indogermanische Gattungsbegriff (gr. als naus gegeben) zugrunde. Ob dahinter noch tiefere mythologische Begründungen liegen, weiß ich nicht.

Was ich nicht wußte:

Lloyd's List sinks the tradition of calling ships 'she'
By Andrew Hibberd and Nicola Woolcock
Telegraph 21 Mar 2002
SHIPS should no longer be called "she", the industry's newspaper has decreed.
Lloyd's List, the 268-year-old publication which claims to be the world's oldest daily newspaper, is to abandon centuries of seafaring tradition by calling all vessels "it".
The reason, explained in yesterday's issue, is to bring the paper "into line with most other reputable international business titles".
Julian Bray, the editor, wrote: "The shipping industry does need to move forward if it is not to risk becoming a backwater of international business. I decided that it was time to catch up with the rest of the world, and most other news organisations refer to ships as neuter.
"They are maritime real estate. The world moves on. I can see why 'she' would suit a magnificent cruise liner but to a rusting old hulk it could be rather offensive.
"However, I don't think there is anything wrong with calling ships 'she' in conversation. It's a respectable maritime tradition."
Mr Bray said he was expecting a "full and vibrant array of letters" about the decision from many of the publication's 10,000 readers. Columnists at the paper will still be free to refer to ships as female.
A spokesman for the Royal Navy said it would continue to refer to ships as female. It traditionally chooses masculine or geographical names, such as Iron Duke or Lancaster, for its vessels - although Andromeda, Penelope and Minerva all served in the Falklands War.
"Lloyd's List can do what it wants. The Royal Navy will continue to call its ships 'she' as we always have done. It's historic and traditional," he said.
"Ships have a soul. If I remember my history, they are female because originally the ship was the only woman allowed at sea and was treated with deference and respect - and because they are expensive."
The British Marine Industries Federation also said it had no plans to change.
"Our owners have always referred to them as 'she' and will continue to do so because, to many, they are part of the family," a spokesman said.
Among the theories as to why ships are referred to as female, one claims that crews believed the ship represented their mother, another that it is because early ships were dedicated to a goddess.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.07.2013 um 09.24 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23669

Nachtrag: Ich bin auch oft in der Münchner Fußgängerzone gewesen, habe neun Jahre in der Nähe gewohnt. Zur Selbsterkenntnis verhilft mir erst der Interviewer eines "Hungerstreikenden":

Ich war am Samstagnachmittag bei Eurem Camp und habe dort den für die Münchner Fußgängerzone typischen Wohlstandspöbel erlebt.

(www.refugeetentaction.net)

Was würde wohl passieren, wenn jemand probeweise vom "Asylbewerberpöbel" redete?
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 14.07.2013 um 16.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23666

Die grundlegenden Denkfehler begegnen als Zirkel oder als Aporie. Der Satz "Geschlechter sind eine Erfindung der Männer, um Frauen diskriminieren zu können" faßt für den Genderofeminismus beides zusammen. Zugleich läßt er für sich genommen nicht erkennen, ob er ernst oder als Persiflage gemeint ist. Für die einen bringt er eine tiefe Wahrheit auf den Punkt, die anderen lachen – bis es ihnen vergeht.

Nach dem Muster sind etliche andere Ismen bzw. Anti-Ismen gestrickt, etwa so: "Die [sogenannten] Zigeuner sind eine Erfindung der Ziganisten/Antiziganisten, um [andere Menschen als] Zigeuner diskriminieren zu können." Der Unterschied liegt in den zusätzlichen PC-Pirouetten, dem Umstand geschuldet, daß es bei den Zigeunern gerade nicht darauf ankommt, sie sichtbar, sondern sie vielmehr unsichtbar zu machen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.07.2013 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23659

Entweder liegen wirklich lateinische Gerundiva vor oder Formen, die analog diesem Muster folgen. So kann man zwar unklassisch, aber nicht falsch zwischen Asylant und Asyland unterscheiden.

Im Deutschen streiten sich die Gelehrten noch, woher die Form anzunehmend / zu glaubend stammt. Systematisch wohl aus dem Infinitiv ist anzunehmen / ist zu glauben, aber bei der Einfügung des d könnte das lateinische Gerundiv mitgewirkt haben; es ist ja eine bildungssprachliche Angelegneheit. Die Dudenwörterbücher und einige Grammatiken führen es einfach als Participium praesentis mit an, was natürlich bei der Funktionsbestimmung Schwierigkeiten bereitet. Allerdings war das Partizip genusneutral, wie man noch an eine vorhabende Reise, fallende Sucht usw. erkennen kann, was früher viel häufiger war.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.07.2013 um 11.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23658

Eigentlich heißen die Partizipien oder Mittelwörter so, weil sie sowohl Verbformen als auch Adjektive sind. Aber es gibt auch Partizipien, zu denen es gar keine Verben gibt, wie man an "Doktorand" sieht. Das ist wohl nur eine Analogiebildung zu wirklichen Partizipien. Oder es muß dringend ein Verb dazu her.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.07.2013 um 07.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23657

Zu den "Promovierenden":

Es mag da ja subtile Unterschiede geben, aber hieß diese Spezies nicht mal "Doktorand" (ebenso "Diplomand" und "Habilitand")?

An meiner Universität war man Diplomand bzw. Doktorand, bis man diplomiert bzw. promoviert wurde, und Habilitand, bis man sich habilitierte.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.07.2013 um 07.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23656

Geschlechter sind eine Erfindung der Männer, um Frauen diskriminieren zu können.

Deswegen waren es ja auch Männer, die die "Geschlechterforschung" erfunden haben, denn so können sie immer schön weiter diskriminieren...
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 14.07.2013 um 07.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23655

Es ist natürlich richtig, daß die ersten "Frauenbeauftragten" ohne spezielle Ausbildung und meist auch nur nebenher gearbeitet haben, so ähnlich wie Betriebsräte. Aber wie das in Großorganisationen meist so geht: irgendwann wird die Tätigkeit hauptamtlich, und Mitarbeiter werden geschult (irgend jemand muß ja die Schulungsunerlagen schreiben und die Fortbildungen veranstalten). Schließlich greift auch hier das eherne Gesetz der Organisationssoziologie: je mehr Untergebene man hat, desto höher das eigene Prestige – und die Macht natürlich.

Die Geschlechterforschung als wissenschaftliche Disziplin (Disziplin im Sinne von "Marxismus-Leninismus" im Ostblock) dürfte wohl teilweise unabhängig davon entstanden sein, zunächst natürlich in Geisteswissenschaften, aber inzwischen greift es auch auf Naturwissenschaften (vgl. z.B.: http://arsfemina.de) und die Medizin über (man suche im Internet einfach nach "feministische Medizin"). Irgendwann wurde eine eigene "Disziplin" daraus, und angesichts der zunehmenden "Professionalisierung" des Gleichstellungswesens sowie der Kompetenzausweitung ("Diversity-Management") ergeben sich zwangsläufig Arbeitsplätze für die Bachelors und Masters in "Gender Studies". Irgendwann wird es sicherlich auch noch entsprechende Schulfächer geben, so daß man die Absolventen, die nicht in der Verwaltung unterkommen, als Lehrer beschäftigen kann.

Zu den esoterischen und okkulten "Studien" der "Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe": Man darf nicht vergessen, daß die SS so etwas wie Staat im Staate war, mit eigenen Betrieben, eigenen Schulen, eigenen Studien- und Forschungseinrichtungen, eigener Armee, eigener Gerichtsbarkeit usw. Etwas Vergleichbares gibt es heute nicht, und ob die SS im Falle eines militärischen Sieges in der Lage gewesen wäre, auch noch die Hochschulen unter ihre Kontrolle zu bringen, muß Spekulation bleiben.

Jedenfalls florieren die Pseudowissenschaften heute an staatlichen Universitäten, auch innerhalb etablierter Fächer.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 13.07.2013 um 15.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23649

Die Abfolge war schon umgekehrt. Erst wurden überall Stellen für Geschlechtsbeauftragte geschaffen, später erst die passenden Studiengänge eingerichtet. – Im übrigen kann man den deutschen Universitäten nicht vorwerfen, nach 1933 Studiengänge in Welteislehre oder Gralssuche eingerichtet zu haben; mit der Rassenhygiene hielt man sich auch ziemlich zurück. Man verfolgte seinerzeit aber auch noch nicht das Ziel, die Hälfte jedes Jahrgangs zu Hochschulabsolventen zu machen.
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 13.07.2013 um 12.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23647

Gut gefallen hat mir dieser Leserkommentar: "Geschlechter sind eine Erfindung der Männer, um Frauen diskriminieren zu können."
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 13.07.2013 um 07.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23645

Eben. Erst kreiert oder fördert man Pseudowissenschaften wie die Welteislehre, Rassenhygiene, Gralssuche oder eben Gender- bzw. Diversity-Forschung, und dann werden massiv Stellen geschaffen, um die Absolventen materiell abzusichern und den Blödsinn zu perpetuieren, koste es, was es wolle. Man muß dazu übrigens auch nicht unbedingt auf die Nazi-Zeit rekurrieren – die Sowjetunion, die DDR oder sogar die Amtszeit G.W. Bushs liefern dafür reichlich Beispiele.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 12.07.2013 um 11.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23632

Das ist kein stichhaltiges Argument. Es gibt doch genügend Stellen für solche Absolventinnen, Geschlechtsbeauftragte sind überall gefragt.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 12.07.2013 um 08.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23630

Jan Fleischhauer zielt wieder einmal mitten ins Herz:

"An den deutschen Universitäten gehören die Gender Studies zu den am schnellsten wachsenden Wissenschaftszweigen. Wie ich bei Harald Martenstein von der 'Zeit' gelesen habe, der dafür auch in der Böll-Studie steht, hat die Zahl der Gender-Professoren inzwischen locker die der Slawisten überflügelt: 173 Professuren hat Martenstein gezählt versus 100 bei den Philologen.

Universitär gesehen ist die Genderforschung also ein Riesenerfolg. Das Problem ist nur, dass nicht ganz klar ist, was man anschließend damit macht. Nicht jeder kann ja bei Siemens oder BMW als 'GendertrainerIn' anfangen, um dort 'ein lustvolles und produktives Miteinander der Geschlechter' zu bewirken, wie es zum Beispiel das Genderwerk in Berlin anbietet. Solange es noch kein Gesetz gibt, das eine solche Beratung für Unternehmen zur Pflicht macht, bleibt in der Regel nur eine Stelle im Staatsdienst, als Gleichstellungsbeauftragte oder eben an einer Hochschule. Das mag auch einer der Gründe sein, warum sich dieser Bereich ständig fortentwickelt."

(Quelle: www.spiegel.de)

Es fällt mir als Historiker schwer, dabei nicht an Organisationen wie "Ahnenerbe" zu denken…
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 11.07.2013 um 16.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23622

Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft spricht in ihrer Vergütungsregelung von „Promovierenden“ – siehe www.dfg.de/formulare/55_02.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 10.07.2013 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23595

Ist das nicht putzig?

"Someday – perhaps sooner than we think – a new Edward Gibbon in China or India will surely sit down to write The History of the Decline and Fall of the American Empire. [...]

I think she’ll probably classify self-righteous American 'innocence' as one of the most toxic tributaries of national decline, with President Obama as its highest incarnation."

(Quelle: www.tomdispatch.com/blog/175440/)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2013 um 19.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23590

Das ergibt sich meistens aus der Aktionsart des Verbs. Eine belagerte Stadt ist eine Stadt, die belagert wird. Ein eroberte Stadt ist eine Stadt, die erobert worden ist. Man unterscheidet transformative und nichttransformative Verben, aber eigentlich geht es um etwas anderes. Das Erobern und das Promovieren sind keine realen Vorgänge, sondern Statusänderungen, etwas Abstraktes, sozusagen ein Wechsel der Interpretation. Sie haben keine zeitliche Ausdehnung. Ein Student, der sich um diese Statusänderung bemüht, bleibt am besten ein Promovend.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 09.07.2013 um 17.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23589

Da zeigt sich ein großes Handicap der deutschen Sprache: Sie hat kein Partizip Präsens Passiv. Es bleibt schwierig.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 09.07.2013 um 16.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23587

So sehe ich es auch: Die „politisch korrekte“ Bezeichnung die Promovierenden wurde in Anlehnung an die Studierenden gebildet, ohne weiter darüber nachzudenken.
 
 

Kommentar von MG , verfaßt am 06.07.2013 um 19.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23570

Ja, die allgemeine Partizipitis ist sicher feministisch motiviert. Motivierend aber ist sie nicht. :-)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.07.2013 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23563

Früher wurde man promoviert, so hieß es amtlich. Gemeint war das Ergebnis der Prüfung.
Heute promoviert man. Gemeint ist die Doktorarbeit und ihre Verteidigung.
Früher wurde man diplomiert, gemeint war das Ergebnis der Diplomarbeit und der Diplomprüfung.
Heute diplomiert man (sich)?
Kann man auch bachellorieren und mastern?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.07.2013 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23561

Die Erlanger Universität lädt folgerichtig zu einer Promovierendentagung ein. Scheinbar ist damit das -nd des lateinischen Gerundivs gewahrt, aber in Wirklichkeit stimmt das natürlich nicht. Die Promovierenden promovieren selbst, statt promoviert zu werden; sie sind also eher Promoventen. Die Universität hätte bis vor kurzem sorgfältiger formuliert, sowohl die Promotionsordnung als auch solche Rundschreiben. Es ist wohl die allgemeine feministisch motivierte Partizipitis, die einfach alles mitreißt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.07.2013 um 18.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23543

Ob Luise Pusch mit ihren Glossen, die auch regelmäßig in Buchform erscheinen, etwas anderes bezweckt als Unterhaltung, weiß ich nicht. Ihre Vorschläge zur "Feminisierung des Deutschen", wie sie es nennt, sind fast durchweg so abwegig, daß sie ihnen wohl selbst keine Chance gibt. Etwa so:

Meistawerk, Pendlapauschale, Fußgängazone usw. „Diese Wörter klingen wie die alten, schreiben sich aber fortschrittlicher. Das -a zeigt, dass beide Geschlechter gemeint sind.“ (Deutsch auf Vorderfrau. Göttingen 2011:37)

Zwischendurch prahlt sie mit ihren "reichlichen sexuellen Erfahrungen", feiert die lesbische Liebe und hackt auf den Männern herum. Statt Hommage will sie Femmage sagen und Mate statt Pate. Es hat bei aller Munterkeit was Trübsinniges.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 01.07.2013 um 15.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23517

Zu "Ich frage mich manchmal, ob sich nicht wenigstens ein Teil dieser "Gender"-Spezialisten, Verzeihung: Spezialist_innen, heimlich einen Ast lacht": Diese Frage stelle ich mir auch — irgendwie habe ich ja auch noch einen Glauben —, aber ich beantworte sie anders. Wenn ich mir nämlich die Gesichter dazu ansehe (und das habe ich real getan, weil mir dazu Gelegenheit geboten wurde), dann sehe ich, deren Trägerinnen und Trägern geht's nicht um irgendwie, wenn auch erdverbunden saubere Wissenschaft, denen geht's um die ewige Seligkeit alles Weltlichen, und das mit Missionseifer, der in unseren Tagen vielleicht nur von dem der Islamisten und Islamistinnen übertroffen wird. Aber bei uns brauchen sie keine Bomben — in unserm System verfügen sie über Druck genug: "Ich kenne [...] keinen Fakultätsangehörigen, [...] der sich in diesem Sinne zu äußern wagen würde."

Zum heutigen Bildungstand und Mangel an einfachem Wissen übrigens gestern abend im amerikanischen CBS-Programm "60 Minutes" ein erfahrener Historiker: "Unsere Lehrer sollten nicht Pädagogik studieren, sondern ein akademisches Fach." (In einem Feature zur Feier des Unabhängigkeitstages. Wer sich das am Rechner noch irgendwie einspielen kann, sollte es sich zum besseren Verständnis der USA auf jeden Fall ansehen.)
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 01.07.2013 um 15.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23516

Der Witz beim Geßlerhut ist doch, daß es einerseits völlig blödsinnig ist, Hüte zu grüßen, andererseits fast gar nicht weh tut. Schmerzhaft wird es nur für den, der den Gruß verweigert. Wer herrschen will, muß nicht geliebt, sondern gefürchtet werden. Das erreicht man nicht mit durchgehend vernünftigen Anordnungen, denen die Leute gerne und aus eigener Einsicht Folge leisten, soweit sie es nicht sowieso schon halten wie vorgeschrieben. Schlimmstenfalls macht man sich lächerlich, etwa mit einem Verbot, auf dem Kopf zu laufen.

Der Reiz politisch korrekter Sprachregelungen liegt darin, daß sie aus dem Nichts heraus Macht zu schöpfen erlauben. Einer schreit und strampelt so lange, bis sich niemand mehr "Eskimo" zu sagen traut. Ist das Wort erst einmal obsolet, läßt sich ein Verbot mühelos mit Sanktionen bewehren. Danach wird noch ganz anderes möglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2013 um 12.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23515

Diese Frage stelle ich mir auch, wenn ich die neue Promotionsordnung unserer Phil. Fak. lese. Ich kenne fast keinen Fakultätsangehörigen, der die Sprachverhunzung nicht lächerlich fände, aber auch keinen, der sich in diesem Sinne zu äußern wagen würde.

Während die Richtlinien für gute wissenschaftliche Praxis von 2002 noch in normalem Deutsch abgefaßt sind, schlagen bei der Promotionsordnung von 2013 Rechtschreibreform und Genderwahn voll durch:

Für die Organisation und Durchführung der Promotion zum Dr. phil. wird ein Promotionsausschuss bestellt. Ihm gehören sechs Vertreterinnen und Vertreter an, die das Fächerspektrum der Fakultät angemessen repräsentieren sollen.

(Sind das nun 6 oder 12 Personen?)

Diese Promotionsordnung (FPromO Phil) ergänzt die Rahmenpromotionsordnung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (RPromO) für die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie mit Ausnahme des Fachbereichs Theologie
und ist daher gleichermaßen strukturiert.


(Dies habe ich zitiert, um nochmals die Folgen der Umbenennung der Fakultät zu illustrieren. Deutsch kann man das nicht mehr nennen.)

Der Promotionsausschuss wählt aus seiner Mitte eine Vorsitzende oder einen Vorsitzenden sowie deren oder dessen Stellvertreterin oder Stellvertreter für jeweils ein Jahr.
-
Die Dekanin oder der Dekan ist über jedes Promotionsverfahren zu unterrichten; sie oder er hat das Recht, an den mündlichen Prüfungen teilzunehmen. Die Prüfungskommission besteht aus den für die Beurteilung der Dissertation bestellten Gutachterinnen und Gutachtern und zusätzlich für die mündliche Prüfung einer fachfremden Vertreterin oder einem fachfremden Vertreter. Ist an einem Promotionsverfahren eine auswärtige Gutachterin oder ein auswärtiger Gutachter beteiligt, wird, wenn diese oder dieser an der mündlichen Prüfung nicht teilnehmen kann, an ihrer oder seiner Stelle eine weitere an der FAU prüfungsberechtigte Person nach § 5 RPromO. bestellt. Die oder der Vorsitzende des Promotionsausschusses überträgt einem Mitglied der Prüfungskommission den Vorsitz.
-
Wird eine Juniorprofessorin bzw. ein Juniorprofessor bereits vor der Zwischenevaluation als Gutachterin bzw. Gutachter vorgeschlagen, ist eine weitere Gutachterin bzw. weiterer Gutachter gem. Abs. 2 notwendig.
-
Nach Anmeldung bei der oder dem Vorsitzenden der Prüfungskommission und mit Zustimmung der Kandidatin oder des Kandidaten können auch andere Studierende, Promovierende oder promovierte Personen als Zuhörerinnen und Zuhörer teilnehmen.
(...) Die oder der Vorsitzende des Promotionsausschusses lädt die Kandidatin oder den Kandidaten mit einer Frist von zwei Wochen zur mündlichen Prüfung. Zugleich fordert sie oder er sie oder ihn auf, binnen einer Woche die Thesen einzureichen, die Gegenstand der Disputation sein sollen.


Ja, sie oder er sie oder ihn oder umgekehrt ... Preisfrage: Wie kommt man, wenn der Spuk vorbei ist, von diesem haarsträubenden Unsinn wieder herunter?
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 01.07.2013 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23514

Ich frage mich manchmal, ob sich nicht wenigstens ein Teil dieser "Gender"-Spezialisten, Verzeihung: Spezialist_innen, heimlich einen Ast lacht und sich fragt, wieso irgend jemand das ernst nehmen kann – etwa so, wie die Bankster, die nichtsahnenden Kunden totalen Schrott mit Zertifikat angedreht haben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.07.2013 um 08.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23513

Wir haben an den Erstsemesterinnen und Mitgliederinnen gesehen, daß die feministische Umgestaltung vollständig automatisiert worden ist; der Mechanismus setzt ein, wenn die Lautkombination <er> zu vernehmen ist. In ähnlicher Weise haben ja die Amerikanerinnen, wohl nur halb zum Scherz, history umgedeutet, wobei immerhin noch ein gewisses Nachdenken vorauszusetzen ist. Gar nicht scherzhaft glauben bei uns viele, herrschen sei von Herr abgeleitet (auch wenn frauschen dann wieder nicht ganz ernst gemeint war).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.06.2013 um 18.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23508

Die Presseerklärungen der Münchner "Hungerstreikenden" sind feministisch korrekt abgefaßt. Die "Unterstützer_innen" formulieren zwar durchgehend im Namen der Hungernden ("wir Asylsuchende"), suchen aber weder Asyl noch hungern sie. Die Texte sind auch sonst bemerkenswert, die Lektüre lohnt sich, zumal in der Presse fast gar nichts davon wiedergegeben wird.:

http://www.refugeetentaction.net/index.php?lang=de
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.06.2013 um 08.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23491

Die Einzelheiten erinnern mich an die affirmative action, die zu meiner Zeit in Indien im Schwange war: Studienbewerber aus den "scheduled castes and tribes" wurden nach einer bestimmten Quote bevorzugt zugelassen. Es war allgemein bekannt, daß sie großenteils nach zwei Semestern wieder draußen waren, weil sie sich im Seminar nicht trauten, den Mund aufzumachen, und auch sonst nicht aus ihrer untergeordneten Rolle herausfanden.

Aber kann man das auf unsere Verhältnisse übertragen? Hier in Mittelfranken kommen sehr viele Studenten vom Lande, ich habe aber nicht feststellen können, daß sie deswegen gehemmt wären. Der Bildungsvorsprung von Kindern aus Akademikerfamilien ist natürlich eine Tatsache, wobei selbstverständlich immer nur der Durchschnitt gemeint ist. Das kann aber nicht durch Diversitätsprogramme ausgeglichen werden.

Wenn ich mich recht erinnere, hat die Herkunft zu meiner Schul- und Studienzeit keine große Rolle gespielt. Die Lehrer haben sehr darauf geachtet. Sie haben auch meine armen Eltern erst darauf hingewiesen, daß ich aufs Gymnasium gehöre. (Ein Bruder war schon vorangegangen, der andere folgte. In der Familie hatte es noch nie Akademiker gegeben, die Perspektive war ziemlich ungewohnt, was man sich heute nicht mehr so recht vorstellen kann.)

Ich hätte es bestimmt abgelehnt, auf meinen nichtakademischen Familienhintergrund angesprochen und einem besonderen Förderprogramm zugeführt zu werden.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 28.06.2013 um 06.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23489

Ich hoffe es wird niemanden, der diese Seiten liest oder hier kommentiert (darunter auch Herrn Ickler), erschrecken, wenn er erfährt, daß er in den Augen der hochschuldidaktischen Abteilung der FU Berlin zu einer Minderheit ("Bildungshintergrund (Nicht-Akademiker Familien) [sic!]") gehört, auf die man in der akademischen Lehre besondere Rücksicht nehmen müsse.

Der Autor des Telopolis-Artikels (siehe hier) war einigermaßen verblüfft, um es vorsichtig auszudrücken, und er hebt zu Recht das paternalistische und destruktive Gedankengut der "Diversity"-Verfechter hervor.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.06.2013 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23429

In einem Punkt muß ich mich korrigieren. Ich hatte angenommen, niemand sei so blöd, sich als Frau des Verfahrens zu bezeichnen. Nun, es gibt jede Menge Belege, z. B. diesen von der Heinrich Böll Stiftung:

Bevor sie mehr Europa fordern, müssen die Pro-Europäer sagen, wie die Bürgerinnen und Bürger Herr und Frau des Verfahrens bleiben können.

Es bleibt offen, welche Funktion eine Frau ausübt, wenn sie bei einem Verfahren die Frau ist. Man merkt übrigens den vielen Beispielen bei Google an, wie ganz und gar mechanisch, das Gendern betrieben wird. Es ist wie andressiertes Pfötchengeben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.06.2013 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23415

Die Schweizer "Handelszeitung" berichtet am 11.6.13:

Mehrsprachige SMS sind in der Schweiz «in»

Forscher haben untersucht, welche Sprache und Ausdrücke in mobilen Kurznachrichten verwendet werden. Die Resultate sind überraschend.

Forschende der Unis Zürich und Neuenburg haben untersucht, welche Sprache und Ausdrücke in SMS in der Schweiz verwendet werden. Die Resultate zeigen, dass viele SMS mehrsprachig sind und die Rechtschreibung korrekt ist.
Dies berichten die Forschenden in zwei Artikeln im Fachjournal «Linguisticae Investigationes». Anders als es die Forschenden erwartet hatten, nahmen Anglizismen im SMS-Gebrauch nicht überhand, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) mitteilte.


Man kann leicht nachprüfen, daß die Zeitung wie normale Menschen von Forschern spricht, während die dann zitierten Forschenden aus der Pressemitteilung des Schweizer Nationalfonds stammen. Nur im steuerfinanzierten Paradiesgärtlein der Forschenden kann man sich solche Albernheiten erlauben.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.06.2013 um 08.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23404

Noch zu #23357:

Das Programm der österreichischen Übersetzerinnen Beatrice Fischer und Michaela Wolf: "Leitfaden zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch" ist am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien 2009 entstanden. Der Versuch, bei Gelegenheit von Übersetzungen gleich die ganze Gesellschaft feministisch zu verändern, dürfte an den Auftraggebern scheitern, sobald die Translatorinnen ihr Institut verlassen und mit dem Übersetzen Geld verdienen müssen. Als Vater einer Fachübersetzerin habe ich da ein wenig Einblick.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2013 um 15.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23365

Ich habe mir noch einmal die "Charta der Vielfalt" angesehen. Wenn das Diversity Management das Ziel hat, persönliche Faktoren der Mitarbeiter, vor allem also die sexuelle Orientierung, in erhöhte Produktivität des Unternehmens umzusetzen, werden die Leute um des Unternehmenserfolges willen bald gezwungen sein, all dies schon bei der Bewerbung oder nachträglich offenzulegen. Ich verstehe nicht, wie die Universität Erlangen sich einem solchen Vorstoß anschließen konnte.

Dieser Ansatz, auch die kleinsten und intimsten Unterschiede auszuforschen und offenzulegen, findet zur gleichen Zeit statt wie die Bestrebungen zur völligen Anonymisierung der Persönlichkeitsmerkmale bei Bewerbungen. Aber das ist eben wieder der alte Widerspruch zwischen Leugnung und Hervorhebung der Unterschiede.

Neu ist die unverhüllt ökonomische Begründung in der "Charta".
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2013 um 09.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23360

Nee, Herr Schaefer, war bloß ein Tippfehler, aber ich nehme Ihre Anregung gern auf und lasse es stehen, mal sehen, ob es ähnlichen Erfolg hat wie Freuds Narzißt.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 06.06.2013 um 09.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23359

Es muß unter Männern ganz schön viele Feministinnen geben.

www.sueddeutsche.de

(Siehe auch www.fds-sprachforschung.de/index.php?show=thorheiten&id=188#1060. – Red.)
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 06.06.2013 um 08.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23358

Ist "feminist" schon ein nachweisbares Adjektiv? Ich frage aus Neugier, weil ich derartige Diskussionen bestenfalls mit Abscheu oder Kopfschütteln verfolge und mich im schlimmsten Fall darüber ärgere, daß für so einen Unsinn wahnsinnig viel Geld ausgegeben wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.06.2013 um 05.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23357

Der innere Widerspruch, daß der Geschlechtsunterscheid einerseits als überholtes Konstrukt zu ignorieren, andererseits bei jeder Gelegenheit zu beachten sei, wird überall sichtbar.

Österreichische Übersetzerinnen glauben, sie könnten mit ihren feministen Übersetzungen die Welt verändern:

"Bewusster Umgang mit Sprache!
Sprache ist ein Schlüssel für eine gesellschaftliche Veränderung; mit ihr können feststehende Normen und auch Machtverhältnisse beeinflusst werden. Für Translator_innen ist eine bewusste und kreative Sprachverwendung von grundlegender Bedeutung: Ist ihnen der Einfluss von Sprache bewusst, können sie selbst aktiv und über Kulturen hinweg zu einer Veränderung der Welt beitragen."
(www.uni-graz.at/uedo1www_files_geschlechtergerechtes_formulieren-4.pdf)

Mit der Logik haben sie es nicht, das ist wahrscheinlich eine männliche Kategorie:

„Geschlechtergerechte Sprache verändert unser Denken, denn Sprache ist immer ein Abbild gesellschaftlicher Verhältnisse.“

Das Abbild verändert doch nicht das Original, oder?

Aber nun der Salto mortale:

„Unterschiede zwischen den Geschlechtern dürfen nicht festgeschrieben werden. Dennoch kann ein erster Schritt für eine Veränderung der Gesellschaft die bewusste Verwendung vorherrschender geschlechtsspezifischer Zuschreibungen sein. Um z.B. Frauen eine reale Chance bei der Stellenausschreibung einzuräumen, sollten auch soziale Kompetenzen – bei denen sich Frauen eher angesprochen fühlen – ein wichtiges Kriterium sein:
Teamfähigkeit
Selbstständigkeit
Kommunikationsfähigkeit
Verantwortungsbewusstsein
(...)
Zudem sollten keine stereotypen Eigenschaften verwendet werden, die eher Männern zugeordnet werden:
leistungsorientiert
durchsetzungsfähig
ehrgeizig
konsequent“

Das geht natürlich weit über die „geschlechtergerechte Sprache" hinaus. Auf welche Eigenschaften und Qualifikationen der Mitarbeiter Wert gelegt wird, ist eine unternehmerische Entscheidung.



Die Grüne Jugend Hessen hat erkannt:

"Wird von Politikern, Managern oder Ärzten geschrieben oder gesprochen, sind es Männer und nicht Frauen oder gar Inter- und Transsexuelle, die man damit assoziiert."

Um alle sexuellen Geschmacksrichtungen zu erfassen, will sie den Gender-Star verwenden. Der Gemüsehändler, zu dem ich gleich gehen werde, könnte ein bisexueller Transvestit sein, die Kassiererin im Supermarkt eine masochistische Lesbe usw.. Das ist stets mitzubedenken, weil es eben "keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt", wie auch die Universität Erlangen ausdrücklich behauptet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.06.2013 um 03.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23354

Tilman Krause in der WELT treibt das generische Maskulinum sehr weit: Sibylle Lewitscharoff sei ein klassischer poeta doctus. (4.6.13)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.06.2013 um 18.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23340

"Schon in der Grundschule sollten die Kinder mit einfacher Software wie Scratch programmieren lernen, empfiehlt die Royal Society. Nur so lasse sich vermeiden, dass sich Geschlechterrollen verfestigen: Der Jungsanteil im Abi-Leistungskurs Informatik lag 2011 auf der Insel bei 92,5 Prozent." (spiegel.de 3.6.13)

Originelle Begründung für frühen Informatikunterricht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.06.2013 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23329

Für die Chronologie der Genderei ist es vielleicht nicht ohne Bedeutung, daß das Familienministerium im Laufe von sechs Umbenennungen seit 1953 (mit wechselnder Ein- und Ausgliederung von Abteilungen) im Jahre 1986 (unter Rita Süssmuth) erstmals zwar ausdrücklich Frauen, aber keine Männer im Namen führte. Ich hatte irrigerweise geglaubt, das sei erst unter Claudia Nolte geschehen.

Wie ich sehe, wurde Nolte (heute Crawford) ganz witzig und auch ein bißchen gemein als "Blusenwunder" bezeichnet. Wie schnell so etwas geht, hat sie in einem Interview viele Jahre später erzählt:

"Es wurde ja viel über Ihre Rüschenbluse gespottet. Hat Sie das verletzt?
Crawford: Ach, ich kam damals aus dem Studentenleben, wo man Jeans und T-Shirt trug. Doch dann brauchte ich formelle Kleidung für den Bundestag. Ich bin in den Laden gegangen und habe mich beraten lassen. So kam es zu der Rüschenbluse. Ich habe die Bluse übrigens nur zweimal getragen. Traurig war, wie schnell ich darauf reduziert wurde."
(Ost-Blog)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.06.2013 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23319

Im Vorwort eines schon beiläufig erwähnten Lehrbuchs heißt es:

„Wir wurden gebeten, bei Personenbezeichnungen wie Leser auf die sog. Beidnennung Leserinnen und Leser zu verzichten. Längst haben psycholinguistische Untersuchungen ergeben, dass mit der männlichen Einheitsform auch eine männliche Vorstellung einhergeht, dass also mit Leser eher Männer als Frauen assoziiert werden. Zum 'Ausgleich' haben wir in den Beispielsätzen Frauen überrepräsentiert.“

Nehmen die Verfasserinnen im Ernst an, daß Studentinnen das Buch wegen des generischen Maskulinums beiseitelegen, schlechter verstehen oder negativ bewerten? Darum geht es doch, nicht um irgendwelche kontextfreien Experimente.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.05.2013 um 06.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23307

Noch zu #22074:

Zur Eliminierung der Männer schon aus dem Titel eines Ministeriums gibt es natürlich längst einschlägige Kommentare, zum Beispiel hier:

www.wikimannia.org/Frauenministerium

„Das Frauenministerium wird aufgrund seines vollständigen Namens "Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend" auch "Ministerium für alle außer Männer" oder "Ministerium für alle, die nicht rückwärts einparken können"genannt.“

Aber wenn man die Witzelei beiseite läßt, gibt es schon zu denken, daß die Regierung offenbar nicht für alle Bürger arbeitet. Inzwischen hat man zwar viele Frauenbeauftragte in Gleichstellungsbeauftragte umbenannt, und überhaupt werden manche kämpferischen Unterscheidungen jetzt unter dem Namen Diversity neutralisiert, aber die Schlagseite der gesamten Genderei ist immer noch unverkennbar.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2013 um 16.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23305

Irigaray, in den Sokal-Hoax verwickelt, hat es inzwischen mit der Muttergottes und mit dem "Atem" junger Mädchen:

Die Gestalt der Maria ist in der christlichen Theologie nahezu abwesend, obgleich sie neben Jesus die Mit-Erlöserin der Welt ist. Diese Abwesenheit Marias in den Texten kontrastiert mit ihrer Allgegenwärtigkeit in der Kunst und widerspricht dem Eifer, mit dem das christliche Volk nicht aufhört, sich an sie zu wenden. Luce Irigaray nähert sich dem Mysterium, das Maria darstellt, und der Rolle, die sie in der Inkarnation des Göttlichen für die Menschheit spielt. Wie kann man nicht von der Tatsache berührt werden, dass die Virginität Marias nicht nur eine natürliche sein kann, sondern vor allem eine Virginität des Atems, der Seele sein muss, die sie dazu befähigt, ein anderes Ereignis des Göttlichen zur Welt zu bringen? In diesem Licht hat Luce Irigaray die so reiche Ikonographie der Verkündigung interpretiert, insbesondere das Erwecken und das Teilen des Atems, zu dem der Engel Maria einlädt. Das Schweigen, das Unsichtbare und das Berühren, so wesentlich für die Gestalt Marias, werden nicht als Zeichen einer bloßen Passivität oder Unterwerfung unter einen beliebigen Herrn interpretiert, sondern als Elemente einer weiblichen Präsenz, die imstande ist, in sich das aufzunehmen und zur Welt zu bringen, was noch nicht geschehen ist, sei es auf der menschlichen oder auf der göttlichen Ebene. Dank der Betonung des Atems und der natürlichen wie spirituellen Qualitäten der Frau erscheint Maria als eine Gestalt der Weisheit, gleich denen, die wir in anderen Kulturen finden, eine mögliche Vermittlerin zwischen verschiedenen Traditionen. Maria offenbart sich also als eine gewissermaßen verhüllte Manifestierung der göttlichen Kraft, dessen Trägerin und Verantwortliche eine Frau ist. (Verlagsankündigung zu Irigaray: Das Mysterium Marias. 2011)

Aber erst hier geht es so richtig los:

www.beck-shop.de/fachbuch/leseprobe/9783842487635_Excerpt_001.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2013 um 08.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23299

Vor ein paar Jahren hieß es zu einem „Europäischen didaktischen Programm“:

LeiterInnen des Forschungsgebietes:
Prof. Dr. René Dirven
MitarbeiterInnen des Forschungsgebietes:
Ralph Poerings
Dr. Martin Pütz
Dr. Wim Waumans


Die vier Herren sollten doch wissen, ob sie Männchen oder Weibchen sind.
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 29.05.2013 um 19.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23298

Die KMK stolpert gendertechnisch über die eigenen Beine:

Dem Plenum gehören die für Bildung, Wissenschaft und Kultur zuständigen Minister und Ministerinnen bzw. Senatoren und Senatorinnen der Länder an. Sofern das Kultusressort in einem Land in zwei oder drei verschiedene Ministerien oder Senatsverwaltungen unterteilt ist, können auch mehrere Minister bzw. Senatoren an den Plenarsitzungen teilnehmen. Jedes Land hat aber in der Kultusministerkonferenz nur eine Stimme. Mehrheitsbeschlüsse sind möglich. Für Beschlüsse, die finanzwirksam sind, die Mobilität im Bildungsbereich oder die Kultusministerkonferenz selbst betreffen, ist jedoch Einstimmigkeit der Länder erforderlich. Neben den Ministern kommen die Amtschefs der beteiligten Ministerien ebenfalls zu regelmäßigen Sitzungen zusammen, den Amtschefskonferenzen, um Beschlüsse des Plenums vorzubereiten und solche Angelegenheiten zu erledigen, die keiner Erörterung im Ministerplenum bedürfen. Den Vorsitz in der Amtschefskonferenz führt die Amtschefin bzw. der Amtschef aus dem Land (Ministerium), das den Präsidenten oder die Präsidentin stellt.

(www.kmk.org/wir-ueber-uns.html)
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 10.05.2013 um 19.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23178

Bedeutet das, daß pani Novakova Untergebene von pan Novak ist?

Ich meine, Karl Kraus spielte mit diesem Aphorismus nicht auf Untergebenheit an, sondern eben auf unsere Sprache.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.05.2013 um 15.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23175

Weil Untergebene früher nicht mit "Herr" und "Frau" angesprochen wurden, hieß die Frau des Herrn Müller die Müllerin. Das war eindeutig. (In Tschechien und der Slowakei heißt die Frau von pan Novak pani Novakova.)
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 10.05.2013 um 14.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23173

Die Sprache entscheidet alles, sogar die Frauenfrage. Daß der Name eines Weibes nicht ohne den Artikel bestehen kann, ist ein Argument, das der Gleichberechtigung widerstreitet.
Wenn es in einem Bericht heißt, »Müller« sei für das Wahlrecht der Frauen eingetreten, so kann es sich höchstens um einen Feministen handeln, nicht um eine Frau. Denn selbst die emanzipierteste braucht das Geschlechtswort. (Karl Kraus)
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 09.05.2013 um 20.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23168

Zu #22901:

Die Zukunft gehört offenbar dem "Gender-_", siehe die "Antragssteller_in" in www.perle.uni-kiel.de/de/qualitaetsentwicklung-in-der-lehre/perle-projekte-ss-13 (es wird eine PDF-Datei geladen).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.05.2013 um 16.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23138

Zum 22. Weltkongreß für Philosophie: In Seoul versammelten sich über 2000 Philosophierende (...) (Rolf Elberfeld: Sprache und Sprachen. Eine philosophische Grundorientierung. Freiburg 2012:16)

Anscheinend waren auch Frauen dabei. (2000 Leute, die philosophieren, sind eine beklemmende Vorstellung.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.05.2013 um 07.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23117

Haushaltsvorstand ist nach allgemeiner Definition der- oder diejenige, die den größten finanziellen Beitrag zum Haushalts- bzw. Familieneinkommen leistet. (...) Obwohl dieser nach heutiger Anschauung überholte Begriff immer noch verwendet wird, ist unbestritten, dass „der“ Haushaltsvorstand auch weiblich sein kann. (Wikipedia)

(der oder die ...)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 02.05.2013 um 17.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23110

Franz Kafkas Eltern Hermann Kafka (1852–1931) und Julie Kafka, geborene Löwy (1856–1934) entstammten jüdischen Familien. (Wikipedia)

Das ist nur ein Beispiel: Der Vater wird so gut wie immer zuerst genannt. Eine der seltenen Ausnahmen bei Wikipedia ist der Artikel über Mark Thatcher.

Haben die Feministinnen dagegen auch schon protestiert?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.05.2013 um 06.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23102

Feministen argumentieren gern mit Beispielen wie

Sollte der Praktikant schwanger werden, fällt er unter den Mutterschutz.

Selbst das ist eher eine Frage der Gewohnheit, aber da wir die movierte Personenbezeichnung Praktikantin schon haben, wird man sie hier normalerweise auch verwenden, In anderen Fällen sieht man, daß das grammatische Maskulinum durchaus funktioniert:

Ist der Lehrling schwanger oder zum Bundesheer einberufen worden, gelten strengere Richtlinien. (Kärntner Wirtschaft 65/37, 2010)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.04.2013 um 05.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23067

„Das Thema Gender muss verstärkt in die Lehre integriert werden. Ziel ist es, dass die Lehrinhalte beide Geschlechter ansprechen, Frauen und Männer gleichermaßen interessieren.“ (Die Leiterin des Büros für Gender und Diversity an der Universität Erlangen, uni kurier aktuell 90/2013)
Es geht also nicht nur um Frau und Beruf, sondern ausdrücklich um die Inhalte – ein verfassungswidriger Verstoß gegen die Freiheit von Forschung und Lehre. Daß Wissenschaften ihre eigene Systematik haben, die sich um unterschiedliche Interessen von Männern und Frauen – Autos vs. Puppen? – nicht kümmert, braucht man nicht zu erwähnen, das verstehen diese Leute sowieso nicht. Zum Glück widerlegt der „uni kurier“ mit seinen Forschungsberichten das ganze feministische Unternehmen.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 25.04.2013 um 20.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23065

Nach vier Wochen Zwangsferien dürfen fast 900 000 dänische Schülerinnen und Schüler am Montag wieder zur Schule gehen. Die Regierung beendet die von den Arbeitgebern verordnete Aussperrung der Lehrer mit einem Eilgesetz.
NZZ Online
Es klappt einfach nie. Jetzt hat man wieder die Arbeitgeberinnen und Lehrerinnen vergessen.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 25.04.2013 um 14.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23062

Berliner Provinzposse, aber wohl auch mehr: Die Bezirksvertretung Kreuzberg-Friedrichshain (oder Friedrichshain-Kreuzberg?) hat beschlossen, den Platz vor dem Jüdischen Museum "Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz" zu nennen. Man hätte auch sagen können "Moses-Mendelssohn-und-seine-Frau-Platz".

(Siehe dazu auch hier. – Red.)

Nebenbei: Die AfD bezeichnete sich neulich als "Partei neuen Typs". Da wissen wir doch, wo es herkommt, gell?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2013 um 16.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23050

Auf das generische Maskulinum wurde bewusst verzichtet, weil alle Experimente zeigen, dass es sich auf die mentale Repräsentation von Frauen negativ auswirkt und zu Assoziationen mit dem männlichen Geschlecht führt. Bei Studenten und Autoren denken wir hauptsächlich an männliche Vertreter. Die Frauen bleiben unsichtbar, auch mental. (Hilke Elsen: Wortschatzanalyse. Tübingen 2013:XI)

Auch im Jahre 2013 können manche Leute nicht einfach tun, was sie für richtig halten, sondern müssen dazu noch den Zeigefinger heben. ("Mental unsichtbar" ist auch hübsch gesagt.)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 22.04.2013 um 13.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23049

Das griechische Originalwort "Theotokos" (wörtlich "Gottesgebärerin"), das auf dem Konzil von Ephesos 431 als Ehrentitel festgelegt wurde, scheint männlich zu sein, ist aber ein Femininum. Griechisch war damals Welt-Umgangssprache und man hatte keinerlei Probleme mit femininen Wörtern mit maskulinen Endungen.

Im übrigen ist ein wesentlicher Unterschied zwischen protestantischen und katholischen deutschen Bibeln der Buchstabe "s" im Römerbrief 16, Vers 6: Protestantisch heißt es "Junia", katholisch "Junias". Giechisch steht nur der Akkusativ "Junian"; der weibliche Name "Junia" war sehr häufig, der männliche Name "Junias" absolut ungebräuchlich; aber es durfte amtlich keine weiblichen Apostel geben; peinlich genug gab es "Jüngerinnen", z.B. Maria aus Magdala, welcher der Auferstandene zuerst erschien war, eher als dem Petrus.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 22.04.2013 um 11.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23048

Im SPIEGEL von heute kommt ein Artikel von Ralf Neukirch zu dem Thema, dazu eine Karikatur mit der Unterzeile "Gender ist schuld!!".

Man sieht drei Kardinäle die Köpfe zusammenstecken. Sie tuscheln:
"Kardinälinnen, Erzbischöfinnen, Eminenzinnen, Exelenzinnen [sic] – wenn sich das nicht so schrecklich anhören würde, ...
... könnte man sich das ja noch mal überlegen mit den Frauen in der Kirche!"
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.04.2013 um 06.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23047

Doof finde ich auch „Lesbierinnen“ – seit wann gibts Lesbier? (www.utescheub.de/docs/Spraechinnen.pdf)

Ein schwieriger Fall. Die Motion erklärt sich dadurch, daß es sehr wohl Lesbier gibt und gab. Aber nur die Frauen von Lesbos sind dank Sappho zu der Ehre gekommen, stellvertretend für die gleichgeschlechtliche Orientierung genannt zu werden.

Eigentlich braucht man auch die Gebärerin nicht zu markieren, aber wenn man die Mütter einfach Gebärer nennen würde, gäbe es ein schönes feministisches Geschrei.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.04.2013 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23024

Spanisch: senorito (mit Tilde auf dem n), junger Herr, Geck;
Italienisch: signorino;
Tschechisch: panacek (mit Hatschek auf dem c) (von pan, Herr);
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2013 um 05.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23020

Ohne Fachsprache zu sein, entwickelt sich durch den Wahn der politischen Korrektheit eine bürokratische Sondersprache. Das ist das Gegenteil von "Sprachkultur" (gerade auch im Sinne der tschechischen Sprachwissenschaft, die das Schlagwort seinerzeit aufgebracht hat). Mit ermüdender Gleichförmigkeit werden alle einschlägigen Texte vollkommen mechanisch auf diese Form getrimmt:

Der Vergleich verschiedener von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern gebotenen Übersetzungen ermöglicht die Einsicht, dass jede Übersetzung von vielfältigen Bedingungen abhängig ist. (Aus einem Griechisch-Lehrplan)

Sogar beim stillen Lesen verfällt man unwillkürlich in jenes Leiern, das wir von entsprechenden Vorträgen im Ohr haben.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 17.04.2013 um 23.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23019

Au revoir „Mademoiselle“

Über Gleichberechtigung in der Sprache

"Liebe SchülerInnen .. ." Viele Briefe von Schulen an ihre Schüler
fangen oft ganz selbstverständlich mit dem berühmt-berüchtigten Binnen-I an, was nicht selten die Lesbarkeit des Textes stark beeinträchtigt. Doch die Gleichberechtigung steht um jeden Preis im Vordergrund - so auch in der Sprache.

Ebenso besingen wir in unserer Bundeshymne mittlerweile nicht nur die großen Söhne, sondern auch die Töchter- obwohl es vielen Menschen schlicht egal ist, was denn da nun eigentlich gesungen wird.

Vor einem Jahr wurde bereits der Begriff „Mademoiselle" in Frankreich offiziell von der Schriftsprache verabschiedet - bei Männern gebe es diese „Verkleinerungsform" ja auch nicht.
Außerdem soll keine Frau gezwungen sein, so viel von ihrem Privatleben preiszugeben, hieß es in der Begründung.
Hier stellt sich nun die Frage, ob es sinnvoll ist, alte Begriffe mit Zwang abzuschaffen. In Österreich gibt es den Begriff „ Fräulein“ schon lange nicht mehr, obwohl der seinen Charme durchaus
nicht verloren hat. Die meisten wollen in unserer auf Jugendlichkeit fokussierten Gesellschaft bis zu einem Alter von etwa 25 ohnehin nicht als „Frau" angesprochen werden, da sie dies als unpassend empfinden und sich nicht wohl dabei fühlen. Heute ist es aber keine Seltenheit mehr, nicht verheiratet zu sein, daher kann ein „Mademoiselle" oder „Fräulein“ nicht wirklich diskriminierend sein.
Die meisten Jugendlichen kümmern sich schlicht nicht ums Binnen-I oder ob unsere Hymne auch die Töchter beinhaltet. Auch die Verwendung von „Fräulein“ oder „Mademoiselle“, „Miss“ oder „Signorita“ ist ihnen gänzlich egal. Sie sind der Meinung, dass es genug wichtigere Dinge gibt, mit denen man sich beschäftigen muss: So sollten die wirklich diskriminierenden Tatsachen abgeschafft werden: etwa die unterschiedlichen Gehälter angleichen oder die Karenzzeiten ändern. Dasselbe gilt für alle anderen gesellschaftlichen Bereiche, in denen Frauen noch immer diskriminiert werden, etwa in der Kirche.
Erst dann kann man sich den Kopf zerbrechen, wie politisch korrekt unsere Sprache sein sollte.
Sarah Lehner (Kommentar in Der Standard Wien vom 13.2.2013).


Ich fände den Titel "Adieu Mademoiselle" treffender.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 17.04.2013 um 21.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23016

Die Wörter "Weib" und "Fräulein" sind veraltet und sollten in neuen Texten nicht mehr verwendet werden. Das Wort "Mädchen" sollte nur noch bis zur Pubertät angewendet werden, ab dann wird im Polizeideutsch "Frau" verwendet.
"Synesis" bedeutet "Verstand", und es würde dem Ansehen des Schulfachs Deutsch schaden, wenn dort nicht nach Verstand, sondern nur nach Vorschrift geschrieben werden dürfte. Sapere aude! Wage es ,den Verstand zu gebrauchen! (Horaz).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2013 um 18.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23014

Eduard Engel hat den Typus gleich zu Beginn, im Kapitel "Sprachschulmeisterei", ein für allemal abgefertigt. Es fehlt auch nicht das Beispiel, "das Fräulein müsse seinen, nicht ihren Hut aufsetzen". (S. 50)

Wenn man das gelesen hat, ermüdet einen die Sprachmeisterei der Heutigen ganz entsetzlich.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 17.04.2013 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23012

Leuten wie Schmachthagen geht eben das Gefühl für wirklich gesprochene und von guten Sprechern auch geschriebene Sprache ab. Sie müssen vorzeigen, daß sie was durch und durch verstanden haben, wie sie meinen, und die andern eben nicht, und deshalb nehmen sie jede Gelegenheit wahr, andern vorzuschreiben. Das ist es, was sie wirklich bewegt, nicht genaue Beobachtung der Wirklichkeit. Sie wollen gar nicht helfen; sie wollen bestimmen. Denn das beglückt sie, diese 1984er, und erfüllt sie mit Selbstachtung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2013 um 14.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23011

Danke für die schönen Beispiele! Auch bei Goethe wimmelt es von Übergängen zum natürlichen Geschlecht, das war früher schriftsprachlich wohl noch üblicher als heute. Je weiter man sich im Text von der neutralen Erstnennung entfernt, desto mehr setzt sich das natürliche Geschlecht durch. Die Grammatiken behandeln es unter Constructio ad sensum oder "Synesis" (so Blatz II, S. 49f.).
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 17.04.2013 um 13.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23010

Zu Mädchen, Fräulein und Weib ein paar Zufallsfunde:

Mädchen:
1) Aus dem Briefwechsel zwischen dem Dichter Heinrich Christian Boie (1744-1806) und Luise Meijer:
Luise Meijer, 6. Juli 1779: „Ein Mädchen sich zu wünschen, die nie geliebt, die ihre ganze unbefangene Seele gibt, ist romanhaft. ... um dir ein Mädchen vorzuschlagen, die ich gar nicht kennte“. – Luise Meijer, 9. Dezember 1781: „Nun fällt es dem Mädchen ein, daß ihr Geliebter ein Atheist, Deist, der Himmel weiß was ist“. – Luise Meijer, 5. Juli 1784: „Er hatte ja in Hannover ein Mädchen, ist die ihm etwa untreu geworden?“
2) E. T. A. Hoffmann, Die Serapions-Brüder, hier die Erzählung ‚Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde’: „mit einem Mädchen, die er früher geliebt“.
3) Der Zeichner und Maler Ludwig Richter, Lebenserinnerungen, Kap. 6: „von einem armen Mütterchen, welche ... ihre Kirchenlieder auswendig mitsang“.
4) Joseph von Eichendorff, Ahnung und Gegenwart, I, Kap. 5: „Der Ritter hatte ein junges Töchterlein, die machte ihm viel Kummer“.
5) Wilhelm von Kügelgen, Bürgerleben. Briefe an den Bruder Gerhard 1840-1867 (23. März 1847): „In diesem jungen Mädchen, die weder schön noch geistreich ist".
6) Herbert Eulenberg (1876-1949), ‚Wir Zugvögel’: „Das Mädchen war von ihrer neuen Pflegemutter, ... stets ‚Mala’ gerufen worden.“

„die Fräulein“
1) J. G. Herder, Italienische Reise, 7. August 1788: „Die Frl. Waldner hat mich auch zum Frühstück geladen“.
2) Noch einmal W. v. Kügelgen, 6. Dezember 1865: „eine Fräulein Röckel“.
3) Bettina von Arnim an ihren Mann Achim von Arnim im Oktober 1823: „Von Goethe heißt es hier allgemein, daß er die Fräulein Levetzow heuraten wolle, daß ihre Mutter damit einverstanden sei, das junge 18jährige Mädchen sträubt sich.“
4) Ludwig Richter, Lebenserinnerungen: „Sie war eine Fräulein Oppermann.“
5) Der Altphilologe Friedrich Creuzer an Karoline von Günderode, 12. März 1806: „Du fragst mich was Du machen solltest wegen der Briefe des jungen Fräulein, die sich Dir anvertraut?“
6) Nicolaus Lenau, Einleitung zu seinen Werken, in der die Anekdote von einer bayerischen Zofe berichtet wird: „Je, Sie sind g’wiß der Herr von Lenau, auf den die gnädig’ Frau und die gnädig’ Fräulein schon so lang’ warten!“
7) Jacob Burckhardt (1818–1897) in einem Brief: „Indem ich Sie bitte, mich Ihrer werten Fräulein Schwester und Ihrem Herrn Vater bestens zu empfehlen“.
8) Theodor Fontane, Briefe aus den 1890er Jahren: „Fräulein v. Bülow, an die ich das Rohr-Kapitel schickte“.
9) Josef Hofmiller, Brief von 1895: „Ich glaube, Deine Frl. Schwester macht momentan ihr Staatsexamen.“

Weib:
Theodor Storm, Gedicht ‚Nur heute ist‘, Vers 2: „Hast du ein Weib, so nimm sie in den Arm“.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2013 um 07.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#23009

Schulmeister Peter Schmachthagen bestand kürzlich im Hamburger Abendblatt nicht nur auf der dudengerechten Verwendung der Kasus bei den Präpositionen wegen, statt usw., sondern auch auf der Beibehaltung des grammatischen Geschlechts gegenüber dem natürlichen:

Immer wieder werden das natürliche und das grammatische Geschlecht verwechselt, auch in seriösen Publikationen, wobei wir das eigene Glashaus gar nicht ausnehmen wollen. Das Mädchen entkam. Die Polizei fing „sie“ wieder ein. Nein, ohne den großen Fahndungserfolg unserer Beamten schmälern zu wollen, sei der Hinweis gestattet, dass nicht „sie“, sondern „es“ geschnappt worden ist. Übrigens ist auch Klein Fritzchen sächlich, nämlich das kleine Fritzchen. Und wenn sich der Hosenmatz noch so sehr in Positur wirft – grammatisch bleibt Klein Fritzchen ein „es“ und kein „er“. (Hamburger Abendblatt 26.3.13)

Eine weltfremde Norm, wie man aus den wissenschaftlichen Grammatiken lernen könnte. In manchen Fällen würde das Neutrum geradezu stören:

Selbst das konservative katholische Freifräulein von Droste-Hülshoff darf 'Am Turme', an einem Ort, von wo aus sie [es?] die Welt sieht, ohne von ihr gesehen zu werden, die Haare lösen und sich der Phantasie einer ungehemmten Leidenschaftlichkeit hingeben. (Heinz Schlaffer: Die kurze Geschichte der deutschen Literatur. München 2002:129)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 05.04.2013 um 04.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22926

Gemach, es handelt sich um ein »gewöhnliches« Binnen-I, das nur durch die Silbentrennung (im Originalabdruck) zum Kuriosum wird.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 04.04.2013 um 22.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22925

Als "Bürger-Außenkriege" können höchstens solche vom Typ "Deutsche Befreiungskriege" (gegen Napoleon) infrage kommen, die (am Anfang) ohne staatliche Leitung stattfanden.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 04.04.2013 um 19.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22924

Ich kann mir das Kalauern nicht verkneifen: Im Gegensatz zu den Außenkriegen, die die USA seit ihrer Gründung gegen fast alle Staaten der Welt geführt haben, war 1861-65 ja tatsächlich ein Innenkrieg.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2013 um 16.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22923

Am 9. April 1865 ging der sogenannte "Sezessionskrieg", der Bürger-Innenkrieg (!) zwischen den Nord- und den Südstaaten der USA, mit einem Sieg des Nordens zu Ende. (www.sozialismus.net/zeitung/mr20/schwarze-usa.html)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.04.2013 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22922

Volksetymologisch an Amme angelehnt, daher überhaupt erst der Glottisschlag und die Trennung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.04.2013 um 21.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22905

Das Wort Hebamme wird sehr oft, ich glaube sogar meistens, ohne den Glottisschlag gesprochen, daher habe ich es als eines der seltenen Beispiele in Erinnerung, die man mit demselben Recht He- bamme trennen dürfte, wie man nach der "Reform" auch he- rum trennt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.04.2013 um 09.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22904

Stichwort "Hebamme" bei Wikipedia:

"Die in Deutschland benutzte Bezeichnung Entbindungshelfer(in) oder -pfleger(in) wird in Österreich als „zu eng“ beurteilt, weil sie „die sehr wesentlichen Aufgaben der Hebamme in der pränatalen Beratung und Betreuung und in der postpartalen Versorgung von Mutter und Kind nicht berücksichtigt“ (S.20 Erl.RV)."

Darum wird in Österreich auch der Mann als "Hebamme" bezeichnet.

Die Begründung ist allerdings nicht überzeugend. Die Bezeichnung muß und kann nicht die gesamte Tätigkeit abdecken. Mit ähnlichen Argumenten ist die Hauswirtschaftlerin zur einigermaßen absurden "Ökotrophologin" geworden, der man immerhin eine wohltuende Unverständlichkeit bescheinigen kann.

Briefmarken werden auch auf Postkarten und Päckchen geklebt, weshalb sie eine Zeitlang "Postwertzeichen" heißen sollten. Immer derselbe Irrtum.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 01.04.2013 um 00.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22902

DTS-Meldung vom 31.03.2013: "BND: Jeder dritte Geheimdienstler ist eine Frau".
 
 

Kommentar von Michael Krutzke, verfaßt am 31.03.2013 um 09.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22901

Ach das Binnen-I ... Das politisch-korrekte Korrekturprogramm lehnt es mit Recht ab, wie ich gelernt habe (hat aber leider das einzig Gerechte noch nicht verinnerlicht). Die grün-jugendliche Speerspitze der Gendergerechtigkeitsbewegung hat es nämlich längst auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt. Es stößt zwar Lesende immer wieder auf Männlein und Weiblein, schließt aber tragischerweise all die aus, die weder das eine noch das andere sind. Deshalb hat man/frau/wedernoch (jeweils grünjugendlich) das "Gender-Gap" eingeführt, und zwar als "Stolperstein": Leser_innen usw. Das war für mich sehr erhellend, weil ich Wochen zuvor über die Anrede "Liebe Kund_innen" in einem Brief – tatsächlich! – gestolpert war und ratlos davor saß. Man darf sich schon auf wahrhaft geschlechtergerechte Quotenregelungen freuen ...

Tja, das kann lustig werden, sofern man genügend erheiternde Substanzen in Form bunter Pillen, in einem Pfeifchen oder eben in hartem Kau-Tobak zur Hand hat. 
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.03.2013 um 06.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22899

In den amtlichen Ratgebern für eine bürgernahe Verwaltungssprache nehmen heute die Anweisungen zur "sprachlichen Gleichbehandlung von Frauen und Männern" eine großen Raum ein. In den achtziger Jahren, als ich an mehreren Tagungen zur Verwaltungssprache teilnahm, war davon noch keine Rede. Die starken Annahmen der feministischen Linguistik werden in den neuen Broschüren und im Handbuch der Rechtsförmlichkeit als Tatsachen dekretiert, ähnlich wie die Außenseiter-Thesen der Rechtschreibreformer.
Da nun aber das Gendern in offenkundigem Widerspruch zur Lesbarkeit steht, mühen sich die Ratgeber (z. B. vom Bundesverwaltungsamt) über viele Seiten mit Vorschlägen ab, die Vermeidungsformen ihrerseits zu vermeiden. Sie sprechen auch die Hoffnung aus, daß die Sprachgemeinschft in Zukunft Wege finden werde, aus diesem Zwiespalt herauszukommen. Wenn man nicht wüßte, durch welche Anfangs-Unwahrheit dieser Ausnahmezustand hervorgebracht worden ist, könnte man sich wundern, was mit den Deutschen los ist.

Und noch etwas: Wenn eine Mode überholt ist und allgemein belächelt wird, dann ist für die Verwaltung die rechte Zeit gekommen, sie mit aller Macht durchzusetzen ...
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 30.03.2013 um 22.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22898

Auch für die Mainzelmännchen läßt sich offenbar kein feminines Pendant finden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2013 um 17.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22897

Anscheinend ist den Genderern bisher entgangen, daß Unternehmen, die Autos herstellen, Autohersteller sind. Nach femininen Formen kann man da lange suchen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.03.2013 um 08.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22891

Die Verfasser der Straßenverkehrsordnung berufen sich auf das "Handbuch der Rechtsförmlichkeit", als sei es das heilige Evangelium, vergessen aber, daß dort auch steht:

"Die Formulierung sollte nicht zu sehr vom allgemeinen Sprachgebrauch abweichen." (Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.03.2013 um 12.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22887

Bei zusammengesetzten Substantivierungen gehen üblicherweise die Präpositionen verloren. Folglich wird z.B. aus "Zu-Fuß-Gehenden" bald "Fußgehende" werden.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 29.03.2013 um 10.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22883

Der Bürgersteig muß unbedingt in Bürger-/Bürgerinnen- oder BürgerInnensteig oder noch besser in "Zu-Fuß-Gehende-Steig " umbenannt werden.
[Bemerkenswert ist, daß das Rechtschreibprogramm das Binnen-I beanstandet].
In der Schweiz habe ich schon vor Jahren von den Fahrzeuglenkenden gehört.
Na ja, die haben vielleicht ein Schuldgefühl beim generischen Maskulinum, schließlich hatten sie den Frauen lange Zeit das Wahlrecht abgesprochen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2013 um 09.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22882

Franziskus küsst Knackis die Füße (BILD 29.3.13)

Es waren auch zwei Mädchen dabei, wie könnte man das ausdrücken?

Übrigens schreibt BILD auch:

Harter Tobak aus dem Mund eines Papstes

Ich bin kein Raucher, aber ich glaube, beim Tabak kommt es eher auf die Stärke als die Härte an ...
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.03.2013 um 08.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22881

Wenn eine Frau für das Bürgermeisteramt kandidiert, ist sie dann eine Bürgermeisterinkandidatin / Bürgermeisterin-Kandidatin? Streng logisch kann eine Frau nicht Bürgermeister, sondern nur Bürgermeisterin sein. Das Beispiel ist erweiterbar, z.B. Beamtinnen-Anwärterin usw.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 29.03.2013 um 08.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22880

Zur Schreibung Anderer:

Schon in der geltenden Fassung des § 1 Abs. 2 StVO findet sich die Großschreibung:

»Jeder Verkehrsteilnehmer hat sich so zu verhalten, daß kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.«

Während man hier aber noch argumentieren kann, daß die Kleinschreibung die Lesart »andere Verkehrsteilnehmer« nahelegen würde, wohingegen auch Personen gemeint sind, die nicht am Verkehr teilnehmen, ist ein solches Mißverständnis bei der Neufassung nicht möglich, so daß die Großschreibung unbegründet erscheint:

»Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.«

(Ob wohl das fehlende Komma nach »teilnimmt« im Bundesgesetzblatt noch ergänzt wird?)
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 29.03.2013 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22879

Ojemine, wie kann man sich so eine Lektüre antun? Aber vielen Dank für die Darlegung der Jämmerlichkeit.

Jan Fleischhauer hat bei Spiegel Online das Thema amüsant aufbereitet:

www.spiegel.de/politik/deutschland/neue-geschlechtsneutrale-stvo-dummdeutsch-im-strassenverkehr-a-891487.html

Mich erleichtert der Spott, der sich über die Maßnahme ergießt. Fleischhauer hat auch das Vorhaben aufgegriffen, in Hannover die Fußgängerzone in Flaniermeile umzubenennen (weil Fußgänger männlich ist). Bei diesem Kommentar eines Lesers mußte ich lachen:

Liebe Bürgermeister, Bürgerinnenmeister, Bürgermeisterinnen und Bürgerinnenmeisterinnen von Hannover, nennt doch den Zebrastreifen Fußgänger- und Fußgängerinnenüberweg ... ja, für so blöde halte ich Euch!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.03.2013 um 06.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22878

Ich habe inzwischen die ganze Neufassung gelesen und fasse zusammen:

Die neue Straßenverkehrsordnung versucht sowohl dem Gender mainstreaming als auch der Rechtschreibreform gerecht zu werden, was bedenklich genug wäre, da beide Unternehmungen auf wissenschaftlich unhaltbaren Annahmen über die Sprache beruhen. Aber auch die Ausführung ist äußerst fehler- und lückenhaft.

§ 1: Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer (...) geschädigt wird.

Ein Komma fehlt, die Großschreibung von Anderer ist unbegründet, ebenso in Gefährdung Anderer usw.

Das generische Maskulinum ist stehen geblieben in Verkehrsteilnehmer, der zu Überholende usw., außerdem in den Erläuterungen der Verkehrszeichen: Fußgänger, Verkehrsteilnehmer, Bewohner usw.

Die Existenz und Brauchbarkeit des generischen Maskulinums wird also in Wirklichkeit nicht bestritten, weshalb die punktuelle Änderung in unübliche Vermeidungsformen nicht zu rechtfertigen ist. Solche Vermeidungsformen wie zu den zu Fuß Gehenden und zu den Rad Fahrenden machen den Text schwer lesbar und vergrößern den Abstand zur deutschen Allgemeinsprache.

Das generische Maskulinum wird auch im pronominalen Bereich anerkannt: Wer überholt, darf denjenigen (!), der überholt wird, nicht behindern.

Ebenso bleibt es in den Überschriften erhalten, nicht jedoch im laufenden Text: § 25 Fußgänger usw.

Die Verfasser scheinen auch nicht zu wissen, daß die 1996 verordnete Getrenntschreibung erweiterter Partizipien (Rad fahrend) bereits 2004 durch die Wiederzulassung der sprachgerechten Zusammenschreibung ergänzt wurde. Immerhin verwenden sie platzsparend, das der herkommlichen Regelung entspricht.

Grammatisch bedenklich ist Gefährdung anderer am Verkehr Teilnehmenden. Hier ist heute die starke Deklination üblich, also anderer Teilnehmender.

Grammatisch falsch ist den Fahrenden von Krankenfahrstühlen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.03.2013 um 18.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22877

Weil das Partizip Präsens geschlechtsneutral ist, steht ihm eine große Blütezeit bevor. Später wird man diese Jahre daran erkennen.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.03.2013 um 16.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22876

Mit dem ü ist der Autorin wohl ein Fehler unterlaufen. Jedenfalls heißt es im Verordnungstext (http://dipbt.bundestag.de/dip21/brd/2012/0428-12.pdf): »Mit Fahrrädern muss einzeln hintereinander gefahren werden« (§ 2 Abs. 4); »Wer ein Fahrrad […] fährt« (§ 23 Abs. 3); »wer […] mit einem Fahrrad fährt« (§ 49 Abs. 4 Nr. 7).

Für grammatisch falsch halte ich die »Fahrenden von Krankenfahrstühlen oder Rollstühlen« (§ 26 Abs. 1).

Weitere Versäumnisse:

In § 18 Abs. 5 Nr. 3 Buchst. c haben die Novelleure das Wort »Rollstuhlfahrer« übersehen. Zu kritisieren ist auch das in Anlage 3 gleich zweimal verwendete Kompositum »Rollstuhlfahrersinnbild«.

In § 39 Abs. 7 steht unter dem Zu-Fuß-Gehenden-Sinnbild das Wort »Fußgänger« und unter dem Reitenden-Sinnbild das Wort »Reiter«.

Ebenfalls revisionsbedürftig sind die »Bewohner mit Parkausweis« und – nicht zu vergessen – das »Andreaskreuz«.

In der Begründung zu der Verordnung wird unbekümmert von »Inline-Skatern« gesprochen.

Usw. usf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2013 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22875

Nein, lieber Herr Wrase, das war schon immer so. Ich glaube, zur Unterscheidung vom Fahrzeughalter gab und gibt es den Fahrzeugführer, auch bei Fahrrädern.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 28.03.2013 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22874

Aus Radfahrern werden Rad Fahrende, oder es heißt: wer ein Fahrrad führt. Wieso führt? Es heißt doch nicht die Rad Führenden. Ist das bei Auto auch so: die Auto Fahrenden, aber wer ein Auto führt? Das mit dem ü ist vielleicht doch ein Aprilscherz.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.03.2013 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22873

Rufen wir die Frauen auf? Dies ist doch kein Männerverein.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 28.03.2013 um 08.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22872

Nachdem das Interrogativpronomen "wer" als maskulin erkannt worden ist und tatsächlich auch so dekliniert und im Satzgefüge so behandelt wird, besteht dringender Bedarf an einen zusätzlichen femininen Fragepronomen einschließlich der Zusammensetzungen wie "irgendwer" usw. Hier muß das indogermanische Erbe als veraltet überwunden werden, und die Deutschen könnten darin den übrigen indogermanischen Sprachen als Vorbild vorangehen. Rufen wir die Frauen zu einem Ideenwettbewerb auf!
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.03.2013 um 08.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22871

Es besteht allerdings noch erheblicher Nachbesserungsbedarf. Noch ist der Kampf gegen die Diskriminierung von Frauen nicht gewonnen:

Beim Überholen muss ein ausreichender Seitenabstand zu anderen Verkehrsteilnehmern, insbesondere zu den zu Fuß Gehenden und zu den Rad Fahrenden, eingehalten werden. (§ 5 Abs. 4)

Wer seine Absicht, nach links abzubiegen, ankündigt und sich eingeordnet hat, ist rechts zu überholen. (§ 5 Abs. 7)

Die Zeichen und Weisungen der Polizeibeamten sind zu befolgen. (§ 36 Abs. 1)

Kraftomnibusse ohne Anhänger oder mit Gepäckanhänger (§ 18 Abs. 5 Nr. 1 Buchst. c)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2013 um 06.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22870

Wo das Stichwort "Geschlechtergerechtigkeit" fällt, haben Verstand und Wissenschaft ihr Recht verloren. Hinzu kommt noch eine Folge, die in harmloser Form schon bei Postwertzeichen, Fernsprecher, Lichtzeichenanlage zu beobachten war: Texte, die sich nicht auf dem Markt behaupten müssen, sondern verordnet werden, entfernen sich immer weiter von der Sprache gewöhnlicher Menschen. Bei jenen umständlichen Wörtern waren es im Grund gleichgültige Konventionen, aber beim Gendern steht die Moral-Rhetorik dahinter, und so ist leider anzunehmen, daß der Unsinn noch eine Weile weitergeht. Wer wagt dagegen aufzubegehren? Das ist wie bei der Rechtschreibreform: Sie war als Unsinn erkannt, aber im Namen der Schüler konnte man doch nicht mehr dagegen sein.
 
 

Kommentar von Peter Küsel, verfaßt am 27.03.2013 um 22.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22868

Der Süddeutschen Zeitung zufolge tritt am 1. April eine neue, geschlechtergerecht formulierte Straßenverkehrsordnung in Kraft, in der es keine Fußgänger oder Rollstuhlfahrer mehr gibt, sondern nur noch "zu Fuß Gehende" und "Fahrende von Rollstühlen":

http://sz.de/1.1634273
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2013 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22854

Ich verwende im folgenden stets die weibliche Form, wenn ich von Personen unbestimmten Geschlechts spreche. Die Männer sind natürlich immer mitgemeint. (Über Paul und Patricia Churchland.) Die Churchlands sind ebenfalls Philosophieprofessorinnen in Kalifornien, und zwar an der Universität San Diego. (Christopher von Bülow: „Chinesische Zimmer, Turnhallen und Gehirne“ 1990)

Man stelle sich vor. Jemand bestellt ein vegetarisches Gericht. Der Kellner bringt es. Der Gast schimpft los: "Wo ist denn das Fleisch? Wenn ich 'vegetarisch' sage, ist Fleisch natürlich immer mitgemeint."
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 19.03.2013 um 00.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22824

...aber die erratisch abwechselnden Personenbezeichnungen fördern den Lesefluß nicht.

Das erinnert mich an einen Radiobeitrag über eine Frankfurter Modellschule, den ich vor längerer Zeit gehört habe. Die Schulleiterin erläuterte das Konzept des "selbstbestimmten Lernens" und sprach dabei mit routinierter Eloquenz von Lehrern, Lehrerinnen, Lehrkräften, Schülern und Schülerinnen. Es dauerte eine Weile bis klar wurde, daß keine einzige der Aussagen geschlechtsbezogen war, sondern daß die willkürliche Mischung der Begriffe nur der "Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit" geschuldet war.

Die Schulleiterin vollzog diese Sprechweise routiniert und flüssig (ja geradezu virtuos). Diese permanente Demonstration ihrer guten Gesinnung geht natürlich auf Kosten des Hörers, der in jedem zweiten Satz stutzt und sich fragen muß, ob nun tatsächlich nur Mädchen bzw. Frauen gemeint sind oder ob die Aussage generell gelten soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.03.2013 um 14.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22823

Wir werden bei Personenbezeichnungen keine Wortschöpfungen wie LehrerInnen o. Ä. einführen. Vielmehr wird aus Gründen des Leseflusses immer nur ein Geschlecht, mal in der weiblichen, mal in der männlichen Form benutzt. Das jeweils andere Geschlecht ist dann vom Leser immer mitzudenken. Die Reihenfolge ist erratisch.

Der Verzicht auf jene Wortgebilde ist zu loben, aber die erratisch abwechselnden Personenbezeichnungen – als ob es im Deutschen ein generisches Femininum gäbe – fördern den Lesefluß nicht. Warum schreiben die Leute nicht einfach so, wie es im Deutschen üblich ist? Das scheint aber nicht mehr möglich zu sein. (Wer hätte früher je von sich selbst behauptet, er schreibe „erratisch“?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.03.2013 um 09.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22763

Ergänzend zu #19159:

Andreas Unterberger (der uns früher bei der "Presse" im Kampf gegen die Rechtschreibreform unterstützt hat) teilt eine Beobachtung mit, die wahrscheinlich nicht so gern wahrgenommen wird:
»Ich konnte in den letzten Wochen wieder an einer ganzen Reihe exzellenter, hintergründiger Vorträge und Diskussionen zu wirtschaftlich und außenpolitisch interessanten Themen teilnehmen. Viele Interessierte kamen, hörten zu und lernten dabei viel.
Nur eine Gruppe kam nicht: die Frauen. Obwohl fast alle Veranstaltungen, bei denen ich zuhörte (oder auch mitdiskutierte) frei und gratis zugänglich waren, war ihr Anteil durchwegs kleiner als 20 Prozent, meist sogar unter 10 Prozent. Gleichgültig, ob es um die Energiezukunft, um die Lage der europäischen Industrie, um die neuen Korruptionsgesetze, um die Zukunft der EU, um Ideen für die Schaffung von mehr Unternehmergeist, um die sogenannten Targetsalden der EZB (die von manchen Experten ja als brandgefährlich eingestuft werden), um den Nahen Osten oder den Balkan gegangen ist.
Warum die Frauen nicht gekommen sind, kann man zwar nicht objektiv belegen. Aber umso eindeutiger kann man festhalten, dass man ohne ununterbrochen aktualisiertes Wissen um diese ständig neuen Entwicklungen auch nicht imstande sein kann, eine Führungsposition in Politik oder Wirtschaft auszuüben. Ob das nun ein Aufsichtsratsjob, eine Vorstandsmitgliedschaft, ein Botschafterposten oder eine Abgeordneten- und Ministerfunktion ist. Daher ist das modische Gerede, dass Frauen in diesen Bereichen unterrepräsentiert wären, völlig absurd. Ihr Anteil ist überall größer als offensichtlich ihr Interesse.
Natürlich werden jetzt einige sagen: Aber viele Frauen müssen sich ja um die Kinder kümmern. Das ist für diese Frauen in der Tat ein ernstes und voll zu respektierendes Hindernis. Wobei freilich offen bleibt, wie man ohne ausreichend Zeit zum Sammeln von Hintergrundinformationen dann plötzlich ein guter Aufsichtsrat sein will.«

Frauen beteiligen und engagieren sich sehr wohl in großem Umfang, aber man muß sicher genauer hinsehen, in welchen Bereichen sie das tun, bevor man flächendeckend Quoten einführt.

Wir erinnern uns noch, daß die Rechtschreibreform praktisch nur von Männern ausgedacht und durchgedrückt wurde, auch in der Zwischenstaatlichen Kommission und im Rechtschreibrat sagen die wenigen Frauen kein Wort. Erst im letzten Stadium der Durchsetzung stiegen Kultusministerinnen zu.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.03.2013 um 12.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22759

O je! Jetzt hat sich der Bundespräsident dazu verleiten lassen, in der Sexismusdiskussion, die sich kurioserweise den Wüstling Brüderle als Aufhänger gesucht hat, zur Mäßigung aufzurufen. Aber einen gemäßigten "Aufschrei" kann sich keiner vorstellen. Deshalb geht es nun erst richtig los: Gauck ist ja noch viel schlimmer als Brüderle!

(Die AufschreierInnen haben gleich bemerkt, daß Furor mit Furie zusammenhängt und Gauck also die Frauenrechtlerinnen allesamt hysterisch findet (obwohl er es so offen nicht gesagt hat, der Schlingel!). Näheres in den Foren von FOCUS, SZ usw.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.02.2013 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22710

In Lehrerzeitschriften und ähnlichen Zusammenhängen wird schon mal das generische Maskulinum verwendet, wenn es um Lehrer geht, aber so gut wie niemals bei den Schülerinnen und Schülern, das ist tief verinnerlicht:

Im Ganzen ist dieses Werk für die Hand des Lehrers überaus nützlich, für die Hand von Schülerinnen und Schülern – wie bei einem wissenschaftlichen Forschungsüberblick nicht anders möglich – ist es dagegen weniger geeignet.(...)
Für die Schülerinnen und Schülern bietet dieses Buch auf Grund seiner Sprache sicherlich Schwierigkeiten. Diese Schwierigkeiten liegen nicht in einer überbordenden Fachterminologie, sondern in einer Diktion, die in ihrer leisen, vorsichtigen und zugleich poetischen Diktion heute fremd anmutet und die meisten Schülerinnen und Schüler mangels einer heute so gewünschten Plakativität abschrecken dürfte. Wer sich jedoch als Lehrer oder Lehrerin mit der Odyssee befasst, sollte sich mit diesem Buch auseinandersetzen, um zu verstehen, wie dieses Epos zu dem geworden ist, was wir vor uns haben.
(Aus Pegasus, der Onlinezeitschrift des Altphilologenverbandes)



Das ist heute deutsche Normalprosa (allerdings nicht in Zeitungen und nicht bei Schriftstellern). Sie wird späteren Philologen eine harte Nuß sein, müssen sie doch irgendwie die Neurotisierung einer ganzen Generation zu verstehen suchen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.02.2013 um 13.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22569

Es wäre nicht zweckmäßig, wenn eine Bauherrin sich gegenüber den Handwerkern als Baufrau bezeichnen würde. In Bauherr(in) steckt noch die frühere Bedeutung als Herr(in) über die Bauabwicklung und nicht nur eine Anrede.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 07.02.2013 um 12.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22568

Was wird aus dem deftigen Fluch Herrgott nochmal!, wenn dem Herrgott sein Genus abgesprochen wird?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.02.2013 um 11.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22567

Ein Hund hat einen Herrn, manche sagen auch Herrchen und Frauchen, aber eine Frau hat er nicht.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 07.02.2013 um 10.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22566

Mein Vorschlag an Frau Klöckner, als Pendant-Homonym doch wenigstens Schirmdame zu wählen, fand kein Gehör.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2013 um 09.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22564

Die Politikerin, Weinkönigin usw. Julia Klöckner nennt sich, wie im Forum erwähnt, beharrlich Schirmfrau – z. B. der Aktion Niere –, weil sie nicht weiß, daß Frau keineswegs das symmetrische Gegenstück zu Herr ist. Neben anderem gilt zum Beispiel, daß man zwar Herr des Verfahres, aber nicht Frau des Verfahrens sein kann.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2013 um 06.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22562

Der Uni-Kurier der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat laut Impressum eine Herausgeberin, nämlich die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. So bekommen auch weibliche Universitäten ihre gerechte Chance. Finde ich gut.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.01.2013 um 07.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22435

Sie verliert das Spiel gegen ihre erst 19 Jahre alte Landsfrau Sloane Stephens. (sueddeutsche.de 23.1.13)

Der Protest vieler Feministen gegen Landsmännin ist unbegründet, weil die Ableitung Männin rein historisch ist und im heutigen Deutsch nicht vorkommt. Wie bekannt, ist auch das ersatzweise vorgeschlagene -frau eine Ableitung von der maskulinen Form, nur noch älter und stärker verdunkelt.

Aber wenn nun Landsfrau sich durchsetzen sollte, was bei der Willfährigkeit der Medien durchaus möglich scheint, ist es auch kein Schaden, freilich auch kein Gewinn, sondern einfach: egal. (Beachten Sie bitte meinen eleganten Doppelpunkt!)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2013 um 16.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22412

Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder der GfE ... (Gesellschaft für Entwicklungsbiologie)

Unterschrift: Renate Renkawitz-Pohl, Professorin an der Philipps-Universität Marburg

Man sollte es nicht für möglich halten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.01.2013 um 16.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22411

A child sees her father roaring and prowling like a lion, and might run away, but she doesn't act as though she thinks her father is actually a lion. If she believed that, she would be terrified. Usw.

Das ist der Stil psychologischer Abhandlungen aus den USA heute: Versuchspersonen und sonstige Subjekte sind grundsätzlich weiblich, wenn nicht ausdrücklich etwas anderes erforderlich ist. Sobald das generische Femininum sich durchgesetzt haben wird, dürfte es einen Maskulinismus geben, der sich dagegen wehrt, bloß mitgemeint zu sein. Und was werden die Frauen bis dahin erreicht haben?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.12.2012 um 08.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22220

Wer seine Haare bedecken möchte, soll das tun, und als Frau darf sie das sogar in einer Kirche. (Jan Philipp Reemtsma)

Das geht einfacher und sprachrichtiger:

Wer seine Haare bedecken möchte, soll das tun, und als Frau darf man das sogar in einer Kirche.

Die Beflissenheit ist auch nicht konsequent genug: ihre Haare wäre zu erwarten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.12.2012 um 05.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22193

Der Tagesspiegel ist mit Recht gezwungen worden, folgende Richtigstellung abzudrucken:
Das Bundesfamilienministerium legt Wert auf die Feststellung, dass Bundesministerin Kristina Schröder in der Kolumne von Harald Martenstein in der Sonntagsausgabe vom 23. Dezember falsch zitiert worden ist. In der Kolumne heißt es: „Die Familienministerin Kristina Schröder, CDU, hat kurz vorm Fest angeregt, dass wir Deutschen in Zukunft nicht mehr ,der Gott‘ sagen, sondern ,das Gott‘, aus Gründen der politischen Korrektheit. Sie selber hält es in ihrem familiären Umfeld jedenfalls so.“
Das Ministerium teilte dazu mit:
„Das ist falsch. Weder hat sie das ,angeregt‘, noch hält sie es ,aus Gründen der politischen Korrektheit‘ so und schon gar nicht in ihrem familiären Umfeld.
Richtig ist: Kristina Schröder hat im Interview mit der ,Zeit‘ auf die Frage ,Wie erklärt man einem kleinen Mädchen, dass alle zu DEM lieben Gott beten, nicht zu DER Gott?‘ wörtlich geantwortet: ,Ganz einfach: Für eins musste man sich entscheiden. Aber der Artikel hat nichts zu bedeuten. Man könnte auch sagen: Das liebe Gott.‘“


Das germanische Wort ist in der christlichen Tradition teils zum Eigennamen Gott geworden und, soweit ich es verstehe, deutlich männlich (Stichwort Kinderglaube), teils Bestandteil einer Kennzeichnung wie der liebe Gott. Im Deutschen kann man sich, wie die Ministerin erkannt hat, um den Artikel und damit auch eine Genus-Entscheidung nicht drücken. Über das generische Maskulinum ist schon genug gesagt worden, es gibt aber auch das Neutrum als Default-Genus. So können wir auf eine Person zeigen, deren Personhaftigkeit und sogar Geschlecht eindeutig erkennbar sind und fragen: Wer ist denn DAS?
Die Juden vermeiden die direkte Verwendung eines Gottesnamens, das ist vielleicht am gescheitesten. Die Bibel in gerechter Sprache bemüht sich, mit ihren wechselnden Bezeichnungen das immerhin doch patriarchalische Gottesbild zu entsorgen, theologisch richtig, aber philologisch am falschen Ort.
Frau Schröder hat in der denkbar harmlosesten Form den Standpunkt der Theologie artikuliert. Wenn viele jetzt über sie herfallen, dann wahrscheinlich aus anderen Gründen als den vorgegebenen. Manche schwätzen aber auch einfach drauflos, wie Martenstein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2012 um 12.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22184

In der WELT schreibt Andrea Seibel (die uns übrigens vor Jahren mal geholfen hat) anläßlich des absurden Streits um Kristina Schröder:
Das unselige Gender-Mainstreaming, jene Infragestellung jeglicher, auch biologischer, Unterschiede zwischen Mann und Frau, ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen!
Damit ist, wie gesagt, nur die eine Hälfte der feministischen Thesen zitiert. Der Widerspruch besteht darin, daß der Geschlechtsunterschied nicht nur geleugnet wird, sondern bei jeder politischen Entscheidung berücksichtigt werden soll.

Zur Sache noch: Da Schröder nur ausgesprochen hat, was alle Theologen glauben, nämlich daß der Begriff des biologischen Geschlechts auf Gott nicht anwendbar ist, sollte man erwarten, daß sie wie ein Mann aufstehen und ihr beispringen. Warum tun sie das nicht? Wie kann es denn sein, daß viele Leute nun so tun, als habe Schröder etwas ungeheuer Skandalöses getan? Das fragt sie sich wahrscheinlich auch. Vielleicht war und ist sie als Ministerin überfordert, das kann ich nicht beurteilen, aber daß sie wegen dieser unschuldigen, geradezu banalen Äußerung in einem Zeitungsinterview zur Belastung für Merkels Regierung wird, ist haarsträubend. Haderthauer, Geis und solche Leute haben ihre großen Auftritte, andere werden sich anschließen und die günstige Gelegenheit wahrnehmen. Aber die Medien sind auch schuld an diesem kommunikativen Desaster.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2012 um 10.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22135

Je mehr Gleichstellung der Geschlechter und Gleichheit in der Schulbildung, desto mehr ebnet sich der Unterschied in den mathematischen Schulleistungen ein. (Jungen sind wohl eher ungewöhnlich gut oder ungewöhnlich schlecht.) Die sprachliche Überlegenheit der Mädchen, meist an der Lesefähigkeit gemessen, tritt dann aber um so deutlicher hervor (siehe hier).

Beim Lesen kam mir der Gedanke wieder in den Sinn, daß die Rechtschreibreform, da ausschließlich von Männern betrieben, möglicherweise ein typischer Dumme-Jungen-Streich gewesen sein könnte. Das Motiv (den Vorsprung der Mädchen zunichte zu machen) war ihnen womöglich selbst nicht bewußt.

Bei der Behandlung der Fremdwörter haben wir das entsprechende Motiv einwandfrei identifiziert: Niemand soll sich mehr auszeichnen können. Die Letzten werden dann sogar die Ersten sein. Bisherige Dummschreibungen werden zur Norm.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 05.12.2012 um 23.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22077

Auf die Anfrage "Fehlt da nicht jemand?" hier (#22074) wird von der Leyens Ministerium sicher bald heißen: "Bundesministerium für Familie, Senioren, Seniorinnen, Frauen und Jugend."
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 05.12.2012 um 21.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22076

Ist es nicht beruhigend zu wissen, daß diese Ministerium immerhin erkannt hat, daß "es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2012 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22074

Man sollte meinen, daß die Bundesregierung für alle Bürger arbeitet, aber von der Leyens Ministerium heißt: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. – Fehlt da nicht jemand?

Auf der Website stellt dieses Ministerium hochamtlich die uns bereits bekannte These auf:

Gender Mainstreaming
bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt.

(www.gender-mainstreaming.net)

Man sollte von der Leyen einmal zur Rede stellen, ob sie das wirklich und buchstäblich so meint.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 30.11.2012 um 08.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22033

Ein namhafter Betrag ist ein hoher, jedenfalls ansehnlicher Betrag (vgl. DWDS, Duden, auch schon DWB). Name hier wohl im Sinne von Bedeutung: ein bedeutender Betrag.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 29.11.2012 um 23.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#22026

Mal ein Versuch mit dem generischen Femininum:

Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach, eine der bedeutendsten Hüterinnen von Kafka-Autographen, hat bereits von einem privaten Mäzen die Zusage für einen sehr namhaften Betrag erhalten; ...
(FAZ, 28.11.12)

Nebenbei: Was ist ein namhafter Betrag?
 
 

Kommentar von Chr. Schaefer, verfaßt am 22.11.2012 um 00.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21961

Unter dem Titel "The Most Complicated Words in English: 'He,' 'She,' and 'They'" (siehe hier) schlägt sich eine Kolumnistin des Magazins "The Atlantic" mit dem Problem des generischen Maskulinums im Englischen herum, kommt aber zu keinem Ergebnis.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.11.2012 um 10.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21948

Die Endung -er kann nicht für Männlichkeit herhalten, dann dürfte es nicht Mutter, Schwester, Tochter heißen.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 20.11.2012 um 10.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21947

Ich versuche mal, das ins Absurde zu steigern: Alle solche Gruppen explizit zu berücksichtigen, wäre natürlich erst der Anfang, denn wo blieben dabei die individuell unterschiedlichen Merkmale? Ich will als Individuum mit meinen persönlichen Besonderheiten und Befindlichkeiten wahrgenommen und geschützt werden!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.11.2012 um 09.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21945

Als ich las:

„Das Bündnis fordert, die Persönlichkeitsrechte von Kindern als neuen Artikel 2a in die Verfassung zu schreiben. Politiker müssten dann bei jeder Entscheidung dem Kindeswohl Vorrang geben.“ (17.11.12)

– dachte ich, das ist doch genau der Platz, den bisher das Gender-Mainstreaming eingenommen hat! Und ich kam mir etwas futuristisch-satirisch vor, als ich hier ein Kinder-Mainstreaming kommen sah. Aber nun sehe ich, daß die SPD-Fraktion schon 2011 ausdrücklich ein "Kinderrechte-Mainstreaming" gefordert hat (BT-Drucksache 17/6920).

Natürlich wird es auch ein Senioren-Mainstreaming geben müssen usw. Am Ende wird die Forderung stehen, bei jeder politischen Entscheidung auf Frauen, Homosexuelle, Kinder, alte Leute, Behinderte, Muslime, Katholiken – kurz: auf die ganze Bevölkerung Rücksicht zu nehmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2012 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21941

Meiner Eigenschaft, immer und unmittelbar als Frau identifizierbar zu sein, kommt hohe Visibilität zu. (Senta Trömel-Plötz: Frauensprache. Frankfurt 1982:61)

(= Ich bin leicht als Frau zu erkennen.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2012 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21939

Übrigens spricht Pober in ihrem Buch durchgehend von der "Sichtbarmachung" der Frau usw., womit sie die Befangenheit im Schriftlichen beweist, auf die ich schon in anderem Zusammenhang hingewiesen habe.

Zum Inhalt: Pober scheint mir einige Jahrzehnte zu spät zu kommen. Das haben wir doch damals alles schon einmal gelesen, allerdings ohne die typographischen Mätzchen, die nun außer dem Inhalt dafür sorgen, daß kein Mensch den Wälzer lesen wird.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2012 um 15.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21938

Die im Diskussionsforum erwähnte Feministin Maria Pober ist in Wien zuerst Maga. phil. und später Drin. phil. geworden. Wie löst man die zweite Abkürzung eigentlich auf?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 18.11.2012 um 12.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21937

Betr.: Menschenrechte für Kinder.
Was nicht in der Bibel und den Zehn Geboten steht, gehört anscheinend nicht zum "Christlichen Abendland", sondern eher zum Zeitalter der "Aufklärung", und die ist in manchen Punkten heute noch umstritten, besonders in den USA, wo man sich über das "Alte Europa" lustig macht (historisch ist das ein ganz anderes Zeitalter).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2012 um 07.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21935

„Kinder müssen draußen bleiben“ – so kommentiert das Neue Deutschland den Vorstoß von Unicef und anderen, „Kinderrechte“ ins Grundgesetz aufzunehmen. Die Vorschläge sind streckenweise so formuliert, daß ein „Kinder-Mainstreaming“ bevorzustehen scheint. Schon melden sich Beschneidungsgegner, die ein neues Instrument für die Durchsetzung ihrer Ansichten kommen sehen. Eine Funktionärin wendet sich gegen den Vorwurf der Aufblähung des GG mit dem Argument, das habe man doch bisher auch schon so gehalten, etwa mit Zusätzen über die Gleichberechtigung der Frauen. Eben.
Neue Grundgesetzartikel kosten nichts und tun keinem weh, im Gegensatz zu einem Familienlastenausgleich.
Die Kritik wird wohl nichts nutzen. Gegen das Gute kann man auf die Dauer nicht kämpfen. Wenn es im Bundestag nicht klappt, macht man es eben über die EU und „setzt um“, was dort beschlossen ist, wie bei der Frauenquote.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 15.11.2012 um 09.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21923

Unterirdisch, in der Tat. „Ihr tötet Kinder und Föten und ich zerquetsch euch die Klöten.“ Man fragt sich, warum die Dichter aufs Flötenlöten und Krötentröten verzichtet haben. Steht doch auch alles in Steputats Reimlexikon.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.11.2012 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21921

Jetzt mal was Unterirdisches (wie man heute gern sagt). Von meinen Töchtern habe ich schon vor Jahren gelernt, daß Rapper Texte vortragen, denen man dieses Prädikat kaum verweigern kann. Ein bekannter Journalist und Musikwissenschaftler belehrte mich dann, Eminem sei der Mozart unserer Zeit.

Nun, gerade lesen wir von einer interessanten Strafanzeige gegen Xavier Naidoo und seinen Kollegen, u. a. wegen "Homophobie". Es geht um einen Text gegen Kinderschänder und -mörder. Ich habe den Text gelesen, dessen einschlägige Stelle der FOCUS so zitiert:

Warum liebst du keine Mö**, weil jeder Mensch doch aus einer ist?

(Wir haben gelernt "Inter faeces et urinam nascimur", sind also mit dem Sachverhalt vertraut.)

Wie es scheint, gründet sich der Vorwurf darauf, daß Männer zum heterosexuellen Geschlechtsverkehr aufgefordert werden. Der homosexuelle hätte als gleichwertig ebenfalls erwähnt werden müssen. Oder verstehe ich das nicht richtig?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.11.2012 um 00.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21917

@Herrn Achenbach: Danke für den Hinweis. Mit vorgesetztem Artikel würde klarer, daß das Verb "sein" in den romanischen Sprachen ein Substantiv mit der Bedeutung "Wesen" ist. (Ohne Artikel kann es auch "menschlich sein" in direkter und in übertragener Bedeutung meinen.) Wieder was gelernt.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 14.11.2012 um 19.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21913

Die romanischen Sprachen behelfen sich doch genauso wie das Englische:

être humain, essere humano, ser humano.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 14.11.2012 um 13.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21910

Die romanischen Sprachen haben immer noch kein eigenes Wort für Mensch, sodaß die Übersetzung "Eine Frau ist ein Mensch" doppeldeutig wird. Sie können sich nicht einfach auf die alten Römer berufen, denn die alten Griechen waren lange vorher schon weiter. Hier besteht wirklich Nachholbedarf, weil es langsam peinlich wird. (Die Engländer behelfen sich z.B. mit "human being".)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.11.2012 um 18.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21909

Dabei fällt mir ein, Großbritannien und Nordirland müßten doch eigentlich zur Zeit anstatt UK UQ heißen, so wie auch die Nationalhymne sich jeweils an die aktuelle Gegebenheit anpaßt ("God save the K/Q").
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.11.2012 um 11.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21908

Frauen in der Sprache "sichtbar" machen (statt hörbar) – dieser schriftverführte Fehler ist in der ganzen Welt verbreitet. Gerade sehe ich „Sexismo lingüístico y visibilidad de la mujer“ (von Ignacio Bosque, Mitglied der Königl. Span. Akademie, 2012).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.10.2012 um 07.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21791

Taylor Swift ist eine der gegenwärtig erfolgreichsten weiblichen Popsängerinnen. (SZ 27.10.12)
= Taylor Swift ist eine der erfolgreichsten Popsängerinnen.
Das eingeschobene gegenwärtig wirkt pedantisch; wenn es sein muß, könnte man an einer besser passenden Stelle heute, zur Zeit oder der Gegenwart einfügen.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 18.10.2012 um 22.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21739

Dazu noch dies: "Harald Eia: Das Gleichstellungs-Paradox (1)", Video mit deutschen Untertiteln, www.youtube.com/watch?v=mguctw0i-rk
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 14.10.2012 um 13.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21693

Zum Hinweis von Herrn Küsel: Die Schweden scheinen nicht mitbekommen zu haben, daß man in ihrem Nachbarland erfreulicherweise aufgewacht ist – siehe hier.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2012 um 08.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21691

Wer es noch einmal amtlich und sehr deutlich lesen will:

www.gender-mainstreaming.net/gm/Wissensnetz/ziele,did=16586.html

Immerhin kann die neue Mode dazu beitragen, die Fixierung auf Gender zu verdrängen. Man wird eher die Frauenbeauftragten umfunktionieren als sie neben den Diversitybüros beizubehalten. Die Uni Erlangen tut es schon und hat ihr Büro entsprechend umbenannt. Andere Wege zur Besinnung sind ja praktisch nicht möglich.

Bei Berufungsverfahren zum Beispiel (ich kann es nur wiederholen) saß bisher die Frauenbeauftragte stumm dabei, dann die Gleichstellungsbeauftragte, nun die Diversitybeauftragte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.10.2012 um 05.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21686

In einem Beitrag zu den Mitteilungen des Germanistenverbandes (1/2011) schreiben die Schweizer Rechtschreibräte Schmellentin und Lindauer entweder so:

Wenn die Lernenden von den Korrekturen der Lehrenden profitieren sollen, müssen die Korrekturen einsichtig und übersichtlich gemacht werden.

oder sie verwenden das nicht zugelassene Binnen-I, oder – am häufigsten – sie verdoppeln:

Dafür werden Fachbegriffe verwendet und entsprechend schwer verständlich können Regelformulierungen für Schüler und Schülerinnen sein. Regeln für Schüler und Schülerinnen sollen sich jedoch nicht so sehr an das Gebot der Kürze halten, sondern sollen möglichst in schülergerechter, einfacher Sprache formuliert und auf die Verstehensmöglichkeiten der Schüler und Schülerinnen zugeschnitten sein.

So werden auf 14 Seiten die Schülerinnen 43mal ausdrücklich erwähnt, damit auch der Letzte begreift, daß es sie gibt.

Solche Texte schnurren so mechanisch ab, daß man den Inhalt gar nicht mehr richtig aufnehmen kann. Er ist allerdings ebenso vorhersehbar wie die Form. Das Zitierte ist in seiner Banalität und tautologischen Breite ein gutes Beispiel.
 
 

Kommentar von Peter Küsel, verfaßt am 09.10.2012 um 12.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21660

Zur Entwicklung in Schweden (#20244) vgl. auch diesen Bericht aus der Zeit vom 24. 08. 2012:

Sei, was du willst
Egalia ist die umstrittenste Vorschule Schwedens. Ihr Ziel: Eine geschlechtsneutrale Erziehung


(www.zeit.de/2012/34/C-Schule-Kindergarten-Schweden/komplettansicht)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2012 um 10.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21659

Welche praktischen Folgerungen aus der Charta beispielsweise an unserer Universität gezogen werden sollen, ist mir nicht klar. Wenn man einige der angegebenen Parameter kombiniert, könnte daraus folgen, daß es eine besondere Hochschuldidaktik für die ältere, behinderte, lesbische Katholikin aus Äthiopien geben soll. Nur so kann das "Potenzial", das in diesen Merkmalen liegt, nutzbringend (!) aktiviert werden. Die "Förderung" der Diversität scheint aber andererseits darauf hinauszulaufen, alle diese Unterschiede schließlich aufzuheben: "Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig (!) von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität."
Vielleicht darf man solche Texte aber gar nicht wörtlich zu verstehen versuchen, sondern soll sich mit der Ballung wohlmeinender Absichtserklärung in eine weltumarmende Stimmung bringen lassen.
Jedenfalls ist es weder für den Universitätspräsidenten noch für andere aktive Mitarbeiter ratsam, Zweifel an diesem Projekt zu äußern. Tatsächlich verhalten sich auch alle ganz still. Es handelt sich schließlich um eine "zentrale" Aufgabe der Universität, in Zukunft vielleicht sogar um die einzige ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.10.2012 um 07.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21658

»Vorbildliche Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass Sie auch die Dimensionen „sexuelle Orientierung“ (SOI) im Diversity Management aktiv bearbeiten. Dies potenziert Vorteile wie Innovationskraft, Motivation und die Attraktivität als Arbeitgeber.
Andere Unternehmen verweilen auf dem Level, dass sexuelle Orientierung reine „Privatsache“ sei oder als Dimension für das Unternehmen nicht relevant ist.
Wie genau kann ein Unternehmen ALLE Vorteile von Diversity realisieren und
sexuelle Orientierung zu einer produktiven Dimension aktivieren? In diesem
interaktiven Workshop erfahren Sie hierzu Hintergründe, bekommen Checklisten an die Hand und lernen, wie Bedenken bzw. Widerstände zum Thema in produktive Energie umgesetzt werden können.« (Charta der Vielfalt)

»Die Charta im Wortlaut
Die Vielfalt der modernen Gesellschaft, beeinflusst durch die Globalisierung und den demografischen Wandel, prägt das Wirtschaftsleben in Deutschland. Wir können wirtschaftlich nur erfolgreich sein, wenn wir die vorhandene Vielfalt erkennen und nutzen. Das betrifft die Vielfalt in unserer Belegschaft und die vielfältigen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden sowie unserer Geschäftspartner.
Die Vielfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Talenten eröffnet Chancen für innovative und kreative Lösungen.
Die Umsetzung der „Charta der Vielfalt“ in unserer Organisation hat zum Ziel, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität. Die Anerkennung und Förderung dieser vielfältigen Potenziale schafft wirtschaftliche Vorteile für unsere Organisation.
Wir schaffen ein Klima der Akzeptanz und des gegenseitigen Vertrauens. Dieses hat positive Auswirkungen auf unser Ansehen bei Geschäftspartnern, Verbraucherinnen und Verbrauchern sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern der Welt.
Im Rahmen dieser Charta werden wir
1. eine Organisationskultur pflegen, die von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung jeder und jedes Einzelnen geprägt ist. Wir schaffen die Voraussetzungen dafür, dass Vorgesetzte wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Werte erkennen, teilen und leben. Dabei kommt den Führungskräften bzw. Vorgesetzten eine besondere Verpflichtung zu.
2. unsere Personalprozesse überprüfen und sicherstellen, dass diese den vielfältigen Fähigkeiten und Talenten aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserem Leistungsanspruch gerecht werden.
3. die Vielfalt der Gesellschaft innerhalb und außerhalb der Organisation anerkennen, die darin liegenden Potenziale wertschätzen und für das Unternehmen oder die Institution gewinnbringend einsetzen.
4. die Umsetzung der Charta zum Thema des internen und externen Dialogs machen.
5. über unsere Aktivitäten und den Fortschritt bei der Förderung der Vielfalt und Wertschätzung jährlich öffentlich Auskunft geben.
6. unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Diversity informieren und sie bei der Umsetzung der Charta einbeziehen.
Wir sind überzeugt: Gelebte Vielfalt und Wertschätzung dieser Vielfalt hat eine positive Auswirkung auf die Gesellschaft in Deutschland.«
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 03.10.2012 um 15.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21640

Vermutlich stand im Text ursprünglich jede/r Absolvent/in oder so etwas, und Jürgen Kaube hat das dann rausgestrichen. Merkwürdigerweise sind einige gesperrte Wörter stehen geblieben, was in einem heutigen Zeitungstext höchst ungewöhnlich aussieht (vor hundert Jahren wäre es ganz normal gewesen).
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.10.2012 um 13.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21639

Aus "Das leere Versprechen der universitären Kompetenzenprüfung" (FAZ, 2.10.12):

Am Ende jeder Lehrveranstaltung wird jedem Studierenden mittels einer Prüfung bescheinigt, er habe in dem Modul neben dem Fachwissen auch die überfachlichen Kompetenzen erworben, ...
Bei einem sechssemestrigen Studiengang mit dreißig Modulen hat ein Studierender mithin regelmäßig, aber auch mindestens, dreißig Kompetenzprüfungen zu absolvieren, ...
..., das heißt, der Studierende wird in die Lage versetzt, später im Beruf kompetent handeln zu können.

Was ist nun hier der Vorteil des Wortes Studierender gegenüber Student?
Wie man ständig im gleichen Text sieht, geht es sowieso nicht ohne das generische Maskulinum:

... wird jedem Absolventen bescheinigt, er habe ...
... keiner der Verantwortlichen ...
... der studentische Absolvent ...
... der Kandidat einer Modulprüfung scheitert so gut wie nie an dem Befund, der Kandidat habe etwa keine Sozialkompetenz erworben oder ihm fehle die personale Kompetenz und d e s w e g e n sei das Modul nicht bestanden.

Gottseidank verzichtet der Autor auf Absolvierende, Kandidierende, Vertretende, allerdings nicht auf Hochschullehrende.

Ansonsten ein recht aufschlußreicher Artikel über das modische Kompetenzgetue.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.09.2012 um 12.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21519

Wie gesagt, an der Erlanger Universität ist das Amt der Frauenbeauftragten inzwischen ausgebaut worden. ("Der neue Arbeitsauftrag hinsichtlich Diversity Management bedingt eine Umbenennung des bisherigen Büros der Frauenbeauftragten zum Büro für Gender und Diversity. ")
Vergnügungssüchtige können diverse Texte von der Website herunterladen.

Die Texte sind zum Teil etwas sonderbar geschrieben: Der Familienservice der Erlanger Universität zum Beispiel hilft „in Studium bedingten Notfallsituationen“. Man wird "herzlich Willkommen" geheißen usw.

Wie auf vielen ähnlichen Netzseiten, die fast wörtlich übereinstimmen, versucht man sexuelle Belästigung zu definieren. Da kehrt die Behauptung wieder: "Sexuelle Belästigung ist stets einseitiges Verhalten, das sich grundlegend von Flirts oder Komplimenten unterscheidet " usw. Als Beispiele werden angeführt:
"taxierende Blicke - Annäherungsversuche" u. a.
Ich finde, daß es sich gerade nicht um eine "grundlegende" Unterscheidung handelt, daß vielmehr gerade hier eine kaum definierbare Übergangszone verläuft. Irgendein "Annäherungsversuch" muß ja stattfinden, sonst klappt das nie. Wie haben Sie Ihre Frau kennengelernt? Was hat Christian Wulff getan, bis Bettina merkte: „Der will doch was von dir“?

Zum Allgemeinen: Die Ausdrücke "Gender" und sogar "Diversity" werden wohl auch aus Ängstlichkeit beibehalten, weil man fürchtet, etwas falsch zu machen oder den jederzeit als vorbildlich verehrten amerikanischen Ansatz zu verfehlen. Verschiedenheit soll also ausgebaut werden:

"Bei den Unterschieden handelt es sich zum einen um die äußerlich wahrnehmbaren Unterschiede, von denen die wichtigsten Geschlecht, Ethnie, Alter und Behinderung sind, zum anderen um subjektive Unterschiede wie die sexuelle Orientierung, Religion und Lebensstil." (Wiki Diversity Management)

Das sind sieben Unterschiede, aber es sind noch mehr denkbar: Körpergröße, Händigkeit usw. - Die Suche nach Unterschieden wird selbst zu einer "Querschnittsaufgabe". Es geht darum, den Begriff "Mensch" als ideologisch zu entlarven, weil er eine Gemeinsamkeit vorspiegelt, die es nicht gibt, friedliches Zusammenleben, wo Kampf herrscht oder herrschen sollte.

Haben Sie bisher übersehen, daß Ihre Kollegin dunkelhäutig und katholisch ist? Es wird höchste Zeit, daß Sie sich das ständig bewußt machen!

Übertreibe ich? Keineswegs:

"Dieser neue Gender- und Diversity-Ansatz stellt einen ganzheitlichen Prozess dar, der die Unterschiedlichkeit aller Universitätsangehörigen als Chance und Potenzial für die Universität versteht und der in Zukunft von dem Büro für Gender und Diversity verantwortlich begleitet wird." (Uni Erlangen, Hervorhebung im Original)

Man hat den Unternehmen vorgeworfen, Diversity in den Dienst der Ertragssteigerung zu stellen, aber die Universitäten machen es genauso, indem sie eine Steigerung der wissenschaftlichen Leistung in Aussicht stellen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.09.2012 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21432

Die Vorgeschichte von Redings Vorstoß zeigt, was wirklich gemeint ist: Nicht die wirtschaftliche Leistungskraft der Unternehmen soll durch den höheren Frauenanteil erhöht werden, sondern geplant sind Beschränkungen bei der Auftragsvergabe, falls der Frauenanteil eines Unternehmensvorstandes nicht den Vorgaben der EU entspricht. Das ist ähnlich wie bei den Umweltvorgaben (Nachhaltigkeit als Voraussetzung für die Teilnahme am Wettbewerb). Die Frauenquote, die Reding für die Unternehmen durchsetzen will, soll also die Erfüllung der Gleichstellungsforderung ermöglichen, die sie bereits durchgesetzt hat. Ein selbstreferentielles System, das allenfalls von außen aufgebrochen werden kann, dann allerdings vielleicht mit großer Wucht. Man kann den eigenen Markt ja auch mit Importrestriktionen schützen, aber nur, solange er groß genug ist, dem Rest der Welt standzuhalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.09.2012 um 04.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21401

Getrud Höhler schreibt in ihrem enthemmten Buch über Merkel:

Den Posten strebt sie in der männlichen Form an: „Stellvertretender Regierungssprecher“, schreibt sie. Zufall? Bei Merkel kaum.

Die generisch-maskuline Form war in der DDR bei weitem die üblichste, das sollte eine Literaturprofessorin eigentlich wissen.

 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2012 um 04.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21372

Die Europäische Kommission macht Ernst in Sachen Frauenquote - zumindest in Aufsichtsräten. Justizkommissarin Viviane Reding plant bereits für den Herbst eine Richtlinie, die die 27 EU-Staaten zur Einführung einer gesetzlichen Regelung verpflichtet. Dann wird als bindendes Ziel ausgegeben, dass "40 Prozent aller Aufsichtsräte dem unterrepräsentierten Geschlecht angehören müssen. Dieses Ziel gilt für börsennotierte Unternehmen und muss bis 1. Januar 2020 umgesetzt werden", heißt es in dem Entwurf, wie die "Welt am Sonntag" berichtet. "Wenn die Länder Europas international wettbewerbsfähig bleiben wollen, dann geht das nicht ohne Frauen an der Spitze", sagte Reding zu den Plänen. (ARD 2.9.12)

Erstaunlich finde ich, daß die Kommissarin diesen Schritt nicht mit der längst vorgeschriebenen Gleichstellung begründet, sondern mit dem vorausgesagten wirtschaftlichen Erfolg. Das wäre ein empirisch überprüfbarer Zusammenhang. Ziemlich riskant. Allerdings kann die EU darauf hoffen, daß der Erfolg niemals untersucht werden wird. (Wir kennen das von der Rechtschreibreform und den Schul- und Hochschulreformen).

Man sieht übrigens, wie weit solche Entscheidungen von jeder Mitwirkung des Volks entfernt sind. Wir wählen zwar formal immer noch irgend etwas, aber ganz gewiß keine EU-Kommissare.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 28.08.2012 um 00.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21340

Unter einem Rangierenden stelle ich mir am ehesten jemand vor, der am Steuerpult seiner Modelleisenbahn sitzt und mit seinen Zügen Rangierfahrten durchführt.

In der Wirklichkeit gibt es keinen einzelnen Rangierenden! Am Rangieren sind zumindest 3 Aufgaben beteiligt: Rangierfahrten planen und Fahrstraßen stellen, Führen der Verschublok(s) und zugehörige Kupplungs- und Entkupplungstätigkeiten, um Züge zu zerlegen und neue zusammenzustellen.

 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 27.08.2012 um 23.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21339

Die Frage ist auch, wie nennt man einen Rangierenden, wenn er gerade nicht rangiert, ist er dann ein Nicht-Rangierender, ein im Moment beschäftigungsloser Rangierender, ein Rangierender zwischen Rangierfahrten oder gar einfach ein Rangierer?
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 27.08.2012 um 23.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21336

In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, dürfen Frauen mit einem Führerschein ein Auto fahren?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.08.2012 um 19.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21335

Für Triebfahrzeugführende gilt ab dem 14.12.2003 die Departementsverordnung des UVEK über die Zulassung zum Führen von Triebfahrzeugen der Eisenbahn VTE (SR 742.141.21.). Triebfahrzeugführende im Sinne der Verordnung sind Lokomotivführende, Strassenbahnführende sowie Zugbegleitende und Rangierende. Das BAV stellt für diese Kategorien Führerausweise aus.
(www.bav.admin.ch/glossar/index.html?lang=de&action=id&id=133)

Conducteurs de véhicules moteurs
Les conducteurs de véhicules moteurs sont soumis dès le 14.12.2003 à l’ordonnance du DETEC sur l’admission des conducteurs de véhicules moteurs des chemins de fer (OCVM ; RS 742.141.21). Au sens de cette ordonnance, il s’agit des conducteurs de locomotives, de tramways, ainsi que du personnel des trains et de la manœuvre. L’OFT délivre des permis de conduire pour ces catégories de personnel.
(ebd.)

Es ist also die deutschsprachige Schweiz, die sich das ausgedacht hat.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 27.08.2012 um 12.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21333

Im Wikipedia-Artikel Triebfahrzeugführer (vulgo: Lokomotivführer) gibt es am Ende einen Verweis auf den Artikel zu demselben Beruf in der Schweiz: Triebfahrzeugführende.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.08.2012 um 09.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21239

Wie ich sehe, lassen sich griechische Buchstaben nicht einfügen; bitte um Entschuldigung für den Zahlensalat. Meine Beispiele lauteten "i Nissos, i Seriphos, i Naxos, i Chios".

(Die Redaktion kann es reparieren – wenn sie möchte.)
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 09.08.2012 um 09.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21238

Schliemanns Fremdsprachgenie wird vielleicht übertrieben, aber den Artikel der Pelopsinsel kann er doch nicht übersehen haben. Überhört eigentlich auch nicht; Inseln sind schließlich trotz maskuliner Endungen auch im Neugriechischen weiblich: η Νήσος, η Σέριφος, η Νάξος, η Χίος etc. Und es war ja nicht nur Schliemann, der vom Peloponnes sprach. Seltsam.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.08.2012 um 07.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21234

Schliemann wird immer wieder als Genie des Fremdsprachenlernens angeführt, man findet aber wenig über den wirklichen Grad der Beherrschung. Da er sich die Sprachen meist aus Büchern (vor allem durch zweisprachige Textausgaben, was ich übrigens auch sehr gut finde und gern praktiziere) aneignete, litt wohl die Phonetik unter Vernachlässigung. Irgendwo habe ich gelesen, daß sein Englisch praktisch nicht zu verstehen war, kann aber die Stelle nicht mehr finden.

Damit will ich dem großen Mann aber nicht am Zeug flicken. Lesefertigkeit ist an sich auch schon ein achtenswertes Ziel und wäre in der Schule stärker zu fördern, statt daß man sehr viel Zeit auf eine Kommunikationsfähigkeit verwendet, die allenfalls in einer oder anderthalb Sprachen erreicht werden kann, wenn man nicht gleich im Ausland ist.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.08.2012 um 20.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21232

Griech. "hä näsos" = die Insel. "hä peloponnäsos" = die Insel des Pelops, die Peloponnes (so in meinem alten Griechischwörterbuch). Möglicherweise haben sich Übersetzer von der scheinbar maskulinen Endung "-os" täuschen lassen. Aber Herr Schliemann konnte Altgriechisch.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 08.08.2012 um 18.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21231

Ich erinnere mich, daß in meiner Schulzeit von dem Peloponnes gesprochen wurde. Heute weist man sich gern mit der ostentativen Erwähnung der Peloponnes als Griechenlandkenner aus. Ich frage mich, warum Schliemann von dem Peloponnes gesprochen hat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2012 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21229

... die dazu noch he parthénos ist ...
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.08.2012 um 13.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21228

Ein wichtiges Beispiel für die griechische Verwendung der männlichen Substantivform mit weiblichem Artikel für weibliche Personen ist der im Konzil von Ephesos 431 festgelegte Titel "hä theotokos" = die Gottesgebärerin für die Mutter Jesu (ins Slawische wörtlich übernommen als "bogorodica") und ähnliche Formen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2012 um 12.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21227

Dagegen spricht einmal, daß der Akzent bei moviertem "apostole" verschieden wäre, zum anderen, daß Substantive auf -os ("he hippos" usw.) ohne weiteres feminin sein können und den Griechen daran nichts aufgefallen zu sein scheint. Allerdings gibt es aristophanische Scherze darüber, die Jacob Wackernagel in seinen Vorlesungen über Syntax genauer bespricht.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.08.2012 um 12.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21226

Das Problem bei "apostolos" = Gesandter, Reisender, Bote ist wohl, daß in der Originalsprache die weibliche Form "apostolä" schon für Absendung, Abreise, Abfahrt belegt ist. Die neutrale Form "apostolon" existiert in "apostolon ploion" = Frachtschiff.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.08.2012 um 10.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21225

Der Fan ist auch nur maskulin. Ich bin mit einem verheiratet, ist aber eindeutig weiblich. Bisher war uns beiden nichts aufgefallen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 08.08.2012 um 06.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21224

Das "Fehlen" von Apostelin im Rechtschreibduden ist nur deshalb erwähnenswert, weil die Redaktion sonst ganz mechanisch die weibliche Form hinzugefügt hat. Es gibt nur wenige Ausnahmen, und man kann sich die Frage stellen, warum sie von dieser politisch korrekten Maßnahme verschont geblieben sind.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 08.08.2012 um 00.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21222

In der Originalsprache kann "angelos" männlich oder weiblich sein, d.h. männlichen oder weiblichen Artikel haben.
In der Originalsprache ist "hagion pneuma" = heiliger Geist sächlich.
Bei der Übersetzung ins Lateinische sind also schon Verfälschungen vorgenommen worden. Kein Wunder, daß die lateinische Bibel jahrhundertelang amtlich vorgeschrieben war und niemand Griechisch lernen sollte.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 07.08.2012 um 23.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21221

Frau Wölfin ist sicher auch keine Engelin.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 07.08.2012 um 22.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21220

Fehlt noch, daß die Ehefrau des Herrn Wolf "Frau Wölfin" zu nennen ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.08.2012 um 18.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21219

Wenn es ein Wörterbuch gibt, in dem die Apostelin nicht fehlen darf, dann ist es das Große Wörterbuch der deutschen Sprache von Duden. Erwartungsgemäß findet man sie dort auch.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.08.2012 um 15.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21218

An dem Namen "Junias" für die Apostolin Junia (Römerbrief 16, 7) hält nur noch die lateinische Kirche fest.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 07.08.2012 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21217

Bei Apostel hat der Duden keine weibliche Form beigefügt. Dabei gibt es durchaus Apostelinnen, die man zum Beispiel bei Wikipedia unter Apostel finden kann.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 05.07.2012 um 12.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#21008

Finde gerade bei peak-oil.com die Formulierung "Rob Hopkins, der Hebammrich der Transition-Town-Kultur,(...)" mit maskulinem Motionssuffix.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 29.06.2012 um 16.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20956

Die Schwächen (...) summieren sich zu einem Desaster, von dem man nur hoffen kann, dass es jede und jeden, die oder der es künftig besser machen will, wenigstens eines Besseren belehrt. (SZ 29.6.12 über eine Proust-Verfilmung)

Die Karikatur eines deutschen Satzes, dank Political correctness
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 26.06.2012 um 22.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20944

Ach Gott, na einem nicht am Rosenmontag Geborenen wird man's wohl verzeihen, ich habe das einfach nach Gehör geschrieben. Immerhin, die Verbindung zu Narren stimmt.

Und nun weiß ich endlich auch, wie dieser Marsch richtig heißt. Bei dem hat mein Gehör bisher völlig versagt, nie und nimmer hätte ich den mit dem Wort Narr in Verbindung gebracht. (Eher dachte ich dabei daran, was wohl die besten Soßenpilze sind: Na Hallimasch!)
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 26.06.2012 um 18.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20943

A propos: Die Narrhalesen (so heißt es wohl genau) sind eine Mainzer Erfindung, passend zum Narrhalla-Marsch. Mainz liegt zwar auch am Rhein, ist aber von Köln Welten entfernt. In Köln begnügt man sich üblicherweise mit den "Närrinnen und Narren", nur bei Köbes Underground heißt es ganz gerne auch mal "Leev Jeckinnen un Jacken".
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 26.06.2012 um 18.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20942

Wie schnell man doch zum Advocatus diaboli wird (oder muß man heute sagen "Advocata Diabolae"? Aber der Teufel ist ja böse, also männlich...). Daß die Suffixe -in und -rich gleichrangig sind, hat ja niemand behauptet. Außer Enterich und Gänserich gibt es überhaupt kaum ein Wort, bei dem regelmäßig -rich als Motionssuffix Verwendung findet. Es ist aber eine Besonderheit der deutschen Sprache, daß es überhaupt einen Ansatz zu einem maskulinen Motionssuffix gibt. Sprachgeschichtlich könnte sich das leicht ausweiten.
Die Frage, ob das Anhängen von -in die Bedeutung auf eine Teilmenge einschränkt, ist eine semantische und hat mit der Wortbildung wenig zu tun. Wortbildung ist eine formale, weitgehend sinnfreie Angelegenheit. Ein Motionssuffix verwandelt ein Maskulinum in ein Femininum (oder umgekehrt, s. oben), weiter nichts. Auch etymologisch zusammengesetzte Suffixe, wie -erin es wäre, sind sprachlogisch kein Problem. Bei teilhaftig denken wir gewöhnlich nicht an teilhaft, und die berüchtigten Habseligkeiten haben nichts mit selig zu tun, und auch nicht damit, daß "man auch mit Wenigem zufrieden sein kann", wie einmal eine Jury meinte.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 25.06.2012 um 11.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20940

Solche Germanisten könnten doch auch mal untersuchen, inwieweit die Werbung einer Metzgerei für ihre guten Bratwürste und Schnitzel die vielen Vegetarier oder Hungerkünstler ausgrenzt. Ausgrenzend ist als weiteres Beispiel natürlich auch die bevorzugt an den Hausherrn geschickte Werbung von Weingütern, was suggeriert, daß nur er der Weinkenner und im Besitz des nötigen Geldes ist, um die edlen Tropfen zu erwerben.
Könnte dieser Wissenschaftler nicht eine Korrektheitsmaschine entwickeln, durch die man alle Texte erst einmal durchnudelt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.06.2012 um 10.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20939

Die Germanistik wird aber jetzt so richtig relevant:

www.scilogs.de/.../special-woman-sucht-kreditgeber

Immer größere "polyamore" Scheren in immer kleineren Köpfen – das braucht unser Land!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.06.2012 um 22.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20938

bzw. die Rheinländer (siehe hier)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 24.06.2012 um 21.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20937

Kann man wirklich sagen, daß die Suffixe -rich und -in sich auch nur ansatzweise entsprechen? Ich kenne kein Wort auf -rich, welches auch auf -in lauten kann. Die einzige echte solche Paarbildung haben auch wieder die Kölner erfunden: Närrinnen und Narrelesen.
 
 

Kommentar von Christof Schardt, verfaßt am 24.06.2012 um 19.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20936

Rein grammatisch-logisch könnten wir aber auch die Täterin als Grundform ansehen und eine verkürzte Ableitung für speziell männliche Täterinnen bereithalten.

Genau das geht nicht. Täter und Täterin sind nicht im Sinne von Grundform und Ableitung austauschbar. Die Bildung des einen aus dem anderen Ausdruck durch Zufügung des Suffixes -in ist eine Spezialisierung, schränkt also den allgemeineren Ausdruck auf eine Untermenge ein.
So ist es von der Sprachlogik her angelegt und so wird es auch allgemein verstanden. Eine Umdeutung als "generisches Femininum" ist von der Sprachlogik nicht möglich.
Generische Feminina (sofern man es als femininen Ausdruck der männliche und weibliche Personen gleichermaßen meint betrachtet) gibt es natürlich jede Menge: Person, Frohnatur, Witzfigur, Koryphäe, Kapazität, Erscheinung, Gestalt...
 
 

Kommentar von Der Spiegel Nr. 20, 14. Mai 2012, verfaßt am 24.06.2012 um 17.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20935

Griechenland, die Unterzeichnerin

Die EU-Beamten stellen sich darauf ein, dass die Griechen ihren Verpflichtungen in der EU dann zumindest zeitweise nicht mehr nachkommen könnten. Beispielsweise kontrolliert das Land als Unterzeichnerin des Schengen-Abkommens Außengrenzen der EU.

(Seite 30, mittlere Spalte unten)
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 23.06.2012 um 12.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20932

Es stimmt, unser Motionssuffix -in (dem nur ein ansatzweise vorhandenes -rich entspricht) schafft zusätzliche Asymmetrie und verschärft zugleich das Problem, weil die Frauen eine Extrawurst gebraten bekommen – der Täter kann beliebiges Geschlecht haben, die Täterin ist speziell weiblich, der Täterich hat sich bislang nicht durchgesetzt. Eine symmetrische und gerechte Lösung wäre natürlich ein Genus commune (Täterä!!). Rein grammatisch-logisch könnten wir aber auch die Täterin als Grundform ansehen und eine verkürzte Ableitung für speziell männliche Täterinnen bereithalten. Ähnliche Morphematik haben wir ja bei keiner ~ keine ~ kein oder schneiden ~ Schneid, wo wir (ohne wirkliche Rechtfertigung) die längere Form als Grundform ansehen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.06.2012 um 01.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20929

Wo im Englischen nur die gleiche Logik wie mit Rechts- oder Linksverkehr zutrifft, ist im Deutschen die Symmetrie wesentlich stärker gestört: Wir haben die "-innen". Daher ist das generische Femininum im heutigen Deutsch einfach unmöglich. Wer es trotzdem damit versucht, beeinträchtigt nicht nur wie im Englischen die Freude am Lesen, sondern verunstaltet einen Text bis zur absoluten Lächerlichkeit.

Im Englischen entspricht die jetzige Beeinträchtigung genau dem Chaos, welches entstünde, wenn man die Entscheidung, ob rechts oder links gefahren wird, jeder einzelnen Stadt überließe. Und komplett aufs generische Femininum umzusteigen, wäre noch viel unsinniger als in Großbritannien auf Rechtsverkehr umzusteigen, denn wenn er einmal geschafft ist, brächte er wenigstens den Vorteil geringerer Anpassungsprobleme zur übrigen Welt. Hat sich das generische Femininum aber einmal durchgesetzt, dann haben Englischsprechende nach all der Mühe exakt das gleiche wie vorher.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 22.06.2012 um 21.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20926

Die Frage ist zu stellen, was genau die Freude am Lesen beeinträchtigt. Rein logisch ist ein generisches Femininum dem Maskulinum gleichwertig, so wie Linksverkehr und Rechtsverkehr. Die Entscheidung zwischen beiden ist letztlich willkürlich und von historischen Zufälligkeiten bestimmt (im Verkehrswesen der Einflußbereich Napoleons!). Es spricht einiges dafür, daß das generische Maskulinum etwas mit unserem patriarchalen Erbe zu tun hat, weil der Mensch an sich ja zuerst, weil männisch, ein Mann ist. (Man könnte schon wieder ganze Aufsätze dazu schreiben: Im modernen, "korrekten" Englisch bevorzugt man den Ausdruck "human being" gegenüber "man" für "Mensch" – was in den deutschen Fassungen amerikanischer Fernsehserien regelmäßig so schwachsinnige Sätze ergibt wie "Ich bin ein menschliches Wesen" –, aber die Unterscheidung homo ~ vir und anthropos ~ aner hat die alten Römer und Griechen auch nicht vom brutalen Patriarchat abgehalten.)
Als Provokation gelegentlich mal ein generisches Femininum zu gebrauchen, hat ja durchaus seinen Reiz. Als Dauergebrauch ist es aber natürlich eine Ersatzhandlung. Anstatt an den tatsächlichen Verhältnissen etwas zu ändern, ändert man das Reden darüber. Immerhin nachvollziehbar ist die Hoffnung, daß dies dialektisch auf die wirklichen Gesellschaftsverhältnisse zurückwirken möge. Was es so unappetitlich macht, ist das Mißverständnis, eine rein innergrammatische Regel im Drei-Genera-System sei ein getreues (mathematisch gesagt: homöomorphes) Spiegelbild der zweigeschlechtlichen Lebewelt. Die tatsächlich vorhandenen, hochkomplexen Beziehungen zwischen diesen beiden Welten nicht zu sehen, zeugt von mangelndem Verständnis davon, wie Sprache funktioniert. Eine schlechte Voraussetzung dafür, an ihr herumzumanipulieren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.06.2012 um 16.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20917

Aus einem psychologischen Aufsatz:

Consider the problem of a fielder trying to catch a ball coming down in front of her. The final destination of the ball will be complexly determined by its initial velocity, its spin, the effects of wind all along its path, and other causal factors. But rather than needing to perceive all these characteristics, reflect or model the world, and compute an interception point to aim at (with screw displacements or anything else), the fielder can use a simple heuristic: fixate on the ball and adjust her speed while running toward it so that her angle of gaze – the angle between the ball and the ground from her eye – remains constant (McLeod & Dienes 1996). By employing this simple gaze heuristic, the fielder will catch the ball while running.

Hier ist also, wie heute üblich, von vornherein ein generisches Femininum gesetzt. Der Aufsatz, auf den verwiesen wird, ist hier zu finden:

www.lifesci.sussex.ac.uk/home/Zoltan_Dienes/McLeod%20&%20Dienes%201996.pdf

Darin steht – durchaus erwartungsgemäß – zur Versuchsanordnung:

Six skillful ball catchers participated. All were male.

Der Sachverhalt selbst ist ja hochinteressant, aber die sklavische Befolgung der politischen Korrektheit beeinträchtigt die Freude am Lesen.
 
 

Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 19.06.2012 um 08.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20902

In jungen Jahren in der alten BRD hatte ich ein Buch mit dem Titel "Sexismus in der Werbung". Geborgt von einem Linken, der heute Arzt ist. Mit gelbem Einband (März-Verlag?) und einer Menge betroffen machender Beispiele, wie demütigend sexistisch manche Werbung ist, vor allem auf Kosten der Frau.

Heute, wo einem die aufgedunsene Geilheit, längst nicht gendermäßig maingestreamt, schon beim Flanieren in der Stadt ins Auge springt, hört man von solchem Gedöns nichts mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.06.2012 um 08.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20901

Die SZ vom 19.6.12 berichtet auf der ersten Seite von Versuchen, die geschlechtergerechte Sprache auf sexuelle Zwischenformen auszudehnen. Eine Seiten später schildert sie in leuchtenden Farben, wie herrlich unbefangen es in modernen Swinger-Clubs zugehe, wo man endlich Sex und Liebe getrennt habe usw. Stutzig machen nur die Eintrittspreise: 100 Euro für Männer und 20 Euro für Frauen. Also handelt es sich doch nur wieder um eine Variante des herkömmlichen Bordells: Geile Männer kaufen sich Frauenkörper. Komischerweise protestiert niemand gegen diese Ungleichbehandlung. (Wie sollte das auch gehen? Die Frauen können ja nicht verlangen, mehr bezahlen zu müssen oder billiger verkauft zu werden...)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.06.2012 um 14.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20870

Wenn man unbedingt politisch korrekt sein will und dafür sogar die Lesbarkeit zu opfern bereit ist – bitte sehr!

Folglich ist es angesichts des drohenden Lehrer(innen)mangels auch nur konsequent, wenn ein(e) Ingenieur(in) zwei Stunden wöchentlich Physik- oder Mathematikunterricht erteilt (...)

wie wenig selbst die Lehrer(innen)ausbildner(innen) ihrer eigenen Arbeit trauen (...)

Der/ Die Lehrer(in) in der Schule möge jede(n) Schüler(in) dort abholen, wo er / sie gerade steht, jedem [?] nach seinen [?] Möglichkeiten individuelle Förderung zu Teil werden lassen und die Heterogenität der Schüler(innen)schaft als Chance begreifen.
(http://didaktik-der-mathematik.de/pdf/gdm-mitteilungen-87.pdf)

(Ich habe die Stellen angemerkt, an denen es noch hapert.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 30.05.2012 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20811

Nachdem ich gestern einen munteren, wenn auch theologisch fragwürdigen Gastbeitrag von Präses Annette Kurschus in der Süddeutschen Zeitung gelesen hatte, interessiert mich die sprachliche Behandlung des lateinischen Titels.
Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus ... (Der Westen 30.5.12, ebenso andere Zeitungen)

Wiki schreibt dudenkonform: "Präses (lateinisch, eigentlich „vor etwas sitzend“; Mehrzahl Präsides, Präsiden) ist der Titel von leitenden (geistlichen) Personen. Er kann gleichermaßen für eine weibliche und eine männliche Person gebraucht werden."

Das ist offensichtlich schwierig, manche versuchen es mit Präsessen, Präsessinnen. Eine Diskussion, die diesem Unbehagen entspringt, findet man hier.

(Präser/Präse kommen natürlich nicht in Frage. Vielleicht sollte man allgemein mehr deutsche Titel verwenden.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.05.2012 um 06.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20648

Als ich 11 oder 12 Jahre alt war, fragte mich der Vater eines Schulfreundes einmal, ob ich auch Geschwister hätte. Ich antwortete: "Nein, nur zwei Brüder."
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 07.05.2012 um 00.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20647

Eine Art generisches Femininum ist Geschwister, wobei allerdings die Ableitung von Schwester wegen des Vokalwechsels nicht ins Auge fällt. Das Wort ist ja schon im Althochdeutschen entstanden. Gott sei Dank heißt es Geschwister und nicht Geschwestern, sonst könnten wir auch dieses Wort nicht mehr unverkrampft gebrauchen.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 25.04.2012 um 10.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20552

Wären das alles handfeste Tatsachen, dann hätte sich in den vergangenen Jahrhunderten oder zumindest im letzten Jahrhundert sicher eine deutsche Bezeichnung (oder Fremdwort nach üblichem Muster) dafür gefunden. Daß sie nicht existiert, heißt für mich, daß alles eine Chimäre ist.
Vor 20 Jahren hätte ich eine solche Meldung übrigens für einen Aprilscherz gehalten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.04.2012 um 06.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20551

Der Rektor der Erlanger Universität lädt zu einem Vortrag einer Physikerin und Leibniz-Preisträgerin ein. Den würde ich ja gern hören, aber dazu müßte ich mich beim "Büro für Gender und Diversity" anmelden, und das kann keiner von mir erwarten.

flyer_emmy_noether2012.pdf

(Zu manchen gegenderten Veranstaltungen dieser Art wird ausdrücklich vermerkt, auch Männer dürften kommen. Angesichts der Neuerung "Diversity" sollte man hinzufügen "heterosexuelle Männer".)

Die Universität Erlangen hat sich ja ganz allgemein dazu bekannt, daß es an der Universität keine "geschlechtsneutrale Wirklichkeit" gibt (siehe hier). So scheint es nur konsequent, die gesamte Wissenschaft nach den sexuellen Orientierungen ihrer Verteter zu organisieren.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 24.04.2012 um 15.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20545

PS:
Verzeichnet sind drei Stichwörter: Taliban, Talibankämpfer, Talibankämpferin. Eine Sie ist also auch dabei. Trotzdem wirkt Talibankämpfer wie ein Ersatzwort für die Lücke Talib, denn letzteres ist ja wohl häufiger in Gebrauch. Vielleicht hat man sich für Talibankämpfer entschieden, weil sich dann die weibliche Form plausibler anhört als bei Taliba.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 24.04.2012 um 15.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20544

Der Duden verzeichnet merkwürdigerweise nur den Plural Taliban. Vielleicht liegt es daran, daß man sich beim Singular Talib hätte entscheiden müssen, ob man die weibliche Taliba hinzufügen oder weglassen soll.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.04.2012 um 06.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20465

Engholms gedankenloses Gerede ist im Bundestagsprotokoll tatsächlich so dokumentiert, dazu "Heiterkeit" bei der Opposition (die es heute, zwanzig Jahre später, wahrscheinlich gar nicht mehr bemerken würde). Sonst gibt es kaum Belege, aber sehr viele für die gleichartige Formulierung "einer Sache Herr oder Frau werden".
 
 

Kommentar von Roger Herter, verfaßt am 18.04.2012 um 05.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20464

Aus einem Notizheft mit beiläufigen Sprachbeobachtungen vom September 1991:

Im "Dementi" [einem inzwischen eingestellten Blatt] finden sich wieder einmal die Mitgliederinnen, sie sterben nicht aus! Und der Schwachsinn geht weiter: Renée Zucker spricht in der "Rowohlt-Revue" Nr. 30 von Idolinnen...

[Das Schweizer] Radio DRS bemüht ja schon länger bei jeder Gelegenheit die Gästin, hingegen schwankt man noch zwischen der Flüchtlingsfrau und der Flüchtlingin.
(Bekanntlich hat man mittlerweile dafür die Flüchtende erfunden)

Der Eintrag schließt mit einem Zitat von Björn Engholm, dem damaligen SPD-Vorsitzenden ("Hallo", 18.9.1991):

"Unser Volk hat ein Recht auf die ungeschminkte Wahrheit über die Lage der Staatsfinanzen und alle Anforderungen, die auf uns zukommen und wie wir diesen Anforderungen Herr und Frau werden."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.04.2012 um 12.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20455

Wenn man das grammatische Geschlecht als biologisches deutet, kommt man zu einer Personifizierung oder Allegorese, also zum Beispiel früher Frau Grammatica. Davon heute noch ein Rest in Ausdrücken wie: kognitive Psychologie als Ansprechpartnerin der Fremdsprachendidaktik.

Um 1985 brachte die Firma Schneider einen Computer auf den Markt, der Joyce hieß, zunächst feminin wie eine Frau dieses Vornamens. Soweit ich weiß, wurde das Genus bald darauf an andere Computer angeglichen, also maskulin wie der Nachname des Iren.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.04.2012 um 06.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20416

Ein früher Beleg für Mitgliederinnen ist mir bei Marianne Grabrucker („Vater Staat hat keine Muttersprache“. Frankfurt 1993) begegnet. Die Richterin Grabrucker hat in einem anderen Buch berichtet, wie sie ihre Tochter sozusagen geschlechtsneutral zu erziehen versuchte. (Dazu hat sie sich für drei Jahre beurlauben lassen, während ihr Mann weiterarbeitete, allerdings dann auch in dem Bericht kaum noch vorkommt - ein pragmatischer Widerspruch. Was aus der Tochter geworden ist, konnte ich nicht herausfinden.)

In der Zeitschrift Zielsprache Deutsch 1988,1 schrieb die Deutschdidaktikerin Sigrid Luchtenberg Spreche/r/n/innen. Man sollte es nicht für möglich halten.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.04.2012 um 17.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20377

Die Ausweitung der zusätzlichen -innen-Bezeichnungen auf vergangene Jahrhunderte oder Jahrtausende ist absolut ausbaufähig und könnte etwas Pep in den Geschichtsunterricht bringen (grins).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.04.2012 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20373

Nur sollte man, wie es sich für einen gerecht Urteilenden geziemt, beide Seiten betrachten und hören. Die gescheiten alten Römerinnen und Römer haben es audiatur et altera pars genannt.
(Die Presse 5.4.12 zum Fall Grass)

Zweifellos haben das die gescheiten alten Römerinnen auch manchmal gesagt, aber bei welcher von ihnen hat der Journalist es gelesen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2012 um 17.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20308

Man kann es ermüdend finden, schon wieder einen Film präsentiert zu bekommen, der sich mit dem weiblichen Prozess des Alterns befasst. (Berliner Morgenpost 28.3.12 über den Fernsehfilm „Halbe Hundert“)

Das müßte dann doch eine Prozesse sein?

Übrigens gehört dieser ARD-Film, in dem sich alternde Frauen holen, was sie brauchen, "notfalls von einem Callboy", ebenso wie demnächst die regelmäßige Sendung, die ZDF dem "Philosophen" Precht schenkt, zu dem, wofür ich als Nichtfernseher Gebühren zahlen soll. Mir ist schon jetzt ganz übel.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 19.03.2012 um 22.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20265

Rostock immer noch als Stadt in »Ostdeutschland« aufzufassen ist auch eine Verirrung.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.03.2012 um 22.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20264

Danke, Herr Metz, genau das meinte ich.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 19.03.2012 um 21.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20262

Sie meinen vermutlich das gemeinsame Interview von ARD und ZDF. Bettina Schausten fragte: »Und nun stehen an der Spitze zwei ostdeutsche Protestanten. Was bedeutet das für dieses Land?« – Antwort der Kanzlerin: »Ja, es ist so, wie schon oft auch andere Herkünfte an der Spitze standen. Also ich sag mal, es ist auf eine Art schon auch interessant, und ich glaube, daß weltweit schon gesagt wird, die deutsche Einheit ist gelingbar und gelungen, auch in der Personalzusammensetzung, und da können wir auch ein Stück stolz drauf sein. Aber ich glaube, auch jeder von uns, Joachim Gauck und ich, haben natürlich uns das auch erarbeitet als Bürgerinnen und Bürger eines vereinten Deutschlands mit ganz unterschiedlichen, teilweise auch gemeinsamen Erfahrungen und Eigenschaften. Und insofern, ja, kann ich nur sagen, die Ostdeutschen sind in dieser Art und Weise angekommen, und trotzdem bleibt bei der deutschen Einheit noch einiges zu tun.«
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 19.03.2012 um 16.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20260

Leider finde ich kein vollständiges Video oder den Wortlaut des Interviews, das Merkel der ARD kurz nach der Wahl Gaucks gab. Es ging u. a. darum, daß die beiden höchsten Staatsämter nun mit Personen aus der ehemaligen DDR besetzt sind. Ich kann es nicht mehr genau wiederholen, aber sie sagte etwas in der Art:

Gauck und ich, wir sind Bürgerinnen und Bürger, die ...

Gut, es war nur ein Interview, niemandem geht sofort alles druckreif über die Lippen. Aber gerade da sieht man, wie sich bestimmte Floskeln eingebrannt haben. Hauptsache PC, Sinn und Einfachheit wären Luxus.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 17.03.2012 um 08.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20254

Das politisch korrekte, zum Teil sogar vorgeschriebene Gendern ist in der deutschen Sprachgemeinschaft nicht wirklich lebendig. Schon in der Werbung wird es verweigert, im Gegensatz zu den Stellenausschreibungen, die eben dadurch zusammen mit amtlichen Texten das Stigma der bürokratischen Sondersprache tragen und damit der ursprünglichen Absicht entgegenwirken.

Man kann vorschreiben, daß die Kunden "Ihre Ärztin oder Ihren Arzt bzw. Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker" fragen sollen. Aber wenn man nach entsprechenden Formulierungen beispielsweise mit Autohändler sucht, wird man kaum fündig werden.

Ich vertraue daher auf die Abwehrkräfte der normalen Sprecher.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 16.03.2012 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20253

Google weist für "Damenmannschaft" 1.150.000 Ergebnisse nach, für "Frauenmannschaft" immerhin 491.000, für "Mädchenmannschaft" 388.000. Die Wörter "Frauen" und "Mannschaft" bringen es zusammen auf über 14 Millionen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.03.2012 um 09.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20252

Wie verbringst Du die letzten Tage als Otto Normalbürger? (Frage der NZ an ihre bisherige Redakteurin Daniela Schadt, 16.3.12)
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.03.2012 um 21.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20250

Lieber Germanist,

ich frage mich gerade, ob es nicht für alle Fälle ganz nützlich sein könnte, und ob Sie nicht vielleicht dazu zu bewegen wären, in Ihre schöne Liste der nordischen Geschlechtspronomina noch das schwedische Wort für Geschlechtsverkehr mit aufzunehmen.
 
 

Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 15.03.2012 um 18.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20249

Ein sympathischer Nachbar aus Kindertagen gab manchmal nach einigen Bieren den Spruch zum Besten: "Dreißigdausend Mann im Stadion – un aich kroach de Ball gehjen Kopp." – Der Mann als Maßeinheit, plural- und geschlechtslos.

(Die Schreibung ist dem sehr genauen und umfangreichen Wörterbuch: "Katzewädder Platt – Die Sprache unseres Dorfes", Hrsg. Katzenfurter Verein für Heimatgeschichte, entlehnt.)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.03.2012 um 18.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20248

Schwedisch: er – sie: han – hon;
Dänisch: er – sie: han – hun;
Norwegisch: er – sie: han – hun, er + sie: den;
Isländisch: er – sie: hann – hun;
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 15.03.2012 um 17.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20246

Ich mag diese defensive Haltung zum generischen Maskulinum nicht besonders. "Frauen sind jeweils mitgemeint" provoziert immer die nicht unberechtigte Entgegnung "warum werden sie dann nicht mitgenannt?" Besser und richtiger ist es, festzustellen, daß das generische Maskulinum Personen jedweden Geschlechts umfaßt: Männer, Frauen, Transsexuelle, Hermaphroditen, auch Geschlechtslose, falls es das gibt, und alles, was man sich sonst vorstellen kann. Das gM ist somit viel fortschrittlicher, gerechter und eleganter als die plumpe Mann-Frau-Dichotomie.

Zum Thema Schweden hörte ich jetzt (es ging wohl um einen Bericht der SZ), daß man ein neues Pronomen erfunden hat. "er" und "sie" heißt wohl (ich kann kein Schwedisch) "en" und "hon", woraus man das "geschlechtsneutrale" "hen" konstruiert hat. Also etwa: Peter ist jetzt sieben Jahre. Ersie geht jetzt in die Schule.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.03.2012 um 13.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20244

Thomas Steinfeld, ein hervorragender Kenner Schwedens, gibt in der Süddeutschen Zeitung Einblick in die sehr entschlossene Gleichstellungspolitik dortzulande:

www.sueddeutsche.de

Mir fiel bei der Lektüre ein, was mir ein deutscher Professor erzählte, der vor ungefähr 50 Jahren Gastdozent an einer schwedischen Universität war. Im Fahrstuhl eröffnete ihm eine ebenso hübsche wie ihm völlig unbekannte Studentin so sachlich, als wenn sie um ein Heftpflaster bäte, sie habe heute morgen noch keinen Geschlechtsverkehr gehabt. Beim nächsten Halt suchte er eher abgetörnt das Weite. Das ist aber, wie gesagt, schon lange her.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 14.03.2012 um 10.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20236

[reflexhafter] Feminismus fatal: Peinlicher Versprecher
Linken-Chef spricht von „Wahlmännerinnen“

Lustiger Versprecher von Partei-Chef Klaus Ernst bei der Präsentation von Beate Klarsfeld als Kandidatin für die Bundesversammlung! Er gehe davon aus, sagte Ernst mit Blick auf Joachim Gauck, dass Klarsfeld eine echte Alternative für die „Wahlmännerinnen und…“ in der Bundesversammlung sei.

Lautes Gelächter in der Parteizentrale - hatte Ernst gerade tatsächlich von „Wahlmännerinnen“ statt Wahlfrauen gesprochen? Hatte er! Immerhin: Ernst konnte über seinen Versprecher selbst am lautesten lachen, ehe er sich korrigierte. Allerdings ist der Co-Vorsitzende der Linken – in Teilen der Partei eigentlich als Macho verschrien- ein „Wiederholungstäter“ in der Frage nach der richtigen Anrede: Erst kürzlich hatte er sich in einer Ansprache an die „Mitgliederinnen und Mitglieder“ seiner Partei gewandt…

Aus: www.express.de
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 13.03.2012 um 20.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20234

Wenn es mal ganz schnell gehen muß, weil sonst die Werbung zuviel kostet, wird auch ohne weiteres ganz selbstverständlich das generische Maskulinum benutzt. Jedenfalls habe ich noch nie gehört, daß ich auch meine Ärztin oder Apothekerin fragen darf.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.03.2012 um 16.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20233

Wenn man geeignete Stichwörter eingibt, findet man Hunderte von Stellen wie diese:

Wenn im vorliegenden Kapitel die männliche Form gebraucht wird, also von „dem Dozenten“ oder „dem Leser“ die Rede ist, so geschieht dies lediglich der Einfachheit halber.

Soweit in den Texten nur die männliche Form gebraucht wird, geschieht dies zur besseren Verständlichkeit der Inhalte. Weibliche und männliche Personen sind damit gleichermaßen angesprochen.

Soweit in dieser Satzung bei der Bezeichnung von Ämtern und Satzungselementen die männliche Form gebraucht wird, sind Männer und Frauen in gleicher Weise angesprochen. Die Verwendung der männlichen Bezeichnung dient allein der Vereinfachung und der Lesbarkeit der Satzung und soll nicht als Benachteiligung oder Diskriminierung der Frauen verstanden werden.

Hinweis: Dort wo im Text die männliche Form gebraucht wird, gilt gegebenenfalls die weibliche Form ebenso. Es soll ausschließlich der besseren Lesbarkeit dienen.




Es ist regelmäßig impliziert:
1. Das generische Maskulinum funktioniert (noch).
2. Das generische Maskulinum ist einfacher und verständlicher.
Mehr brauchen wir gar nicht zu wissen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.03.2012 um 09.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20229

Verzeichnis der Autoreninnen und Autoren (Kölner Beiträge zur Sprachidaktik 5, 2007)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.02.2012 um 18.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20138

Gestern hörte ich im Radio, daß Deutschland zusammen mit den Niederlanden das Schlußlicht bildet, und zwar beim Anteil von Frauen in Führungspositionen. Vorbildlich dagegen Bulgarien. Bevor nun alle nach Bulgarien aufbrechen, sollte man aber auch andere Daten betrachten, z. B. das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner oder den Korruptionsindex. Gut ist Schweden: viele Frauen, viel Geld und wenig Korruption.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 15.02.2012 um 12.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20081

Meine Enkeltochter hat sich mal über den Nammen "Herrmann" amüsiert: Sie sagte, das ist doch doppelt, Herr Mann. Dann habe ich nachgesehen, daß es von althochdeutsch "herimann" kommt und Heerführer bedetutet. Also ist die Schreibweise "Hermann" richtiger.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 15.02.2012 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20080

Gerade fällt mir ein Schnipsel ins Auge, den ich einmal fürs Kabarett geschrieben habe. Vielleicht macht er Ihnen Spaß. Er ist allerdings mindestens zwanzig Jahre alt und gehört eigentlich vorgetragen.

Ich muß mich kurz bei den Damen entschuldigen und mich ausschließlich an die Männer wenden. Männer! Ganz unter uns: hört endlich auf, vor den obstinaten Weibern rumzukriechen!
Doch, das tut ihr! Bildet euch bloß nichts darauf ein, daß ihr ihnen nicht mehr aus dem Mantel helft! Wer einer Frau heute den Mantel aufhängen will, der muß sich den ja erst mit Fußtritten und Handkantenschlägen erkämpfen. Man kommt ja gar nicht mehr hinter die Frau! Also steht ihr daneben und wartet stundenlang, bis sie sich allein aus ihrem Täschchen-Rucksäckchen-Schirmchen-Jäckchen rausgewurstelt hat. Das ist würdelos!
Vor allem, wenn ihr gleichzeitig zuguckt, wie sie uns unsere Sprache nehmen. Das tun sie nämlich! Denkt an die sprachliche Entwurzeltheit der Indianer – wollt ihr alle halbblind und faltig an der Flasche enden? Merkt Ihr nicht, daß es kaum noch maskuline Wörter gibt? Bürger zum Beispiel gibt’s nicht mehr – die heißen jetzt Bürger-groß-Innen. Aus Lesern sind Leser-groß-Innen geworden, aus Autofahrern Autofahrer-Innen! Früher durfte man noch draußen fahren. Ich sage euch: der Feminismus ist nach wie vor ernstzunehmen, und mehr denn je gehört das Wort Mann auf die rote Liste gefährdeter Wortarten! Es stirbt aus! Es kann ja schon jetzt keine Rede mehr davon sein, daß man sich durchsetzen kann: frau setzt sich durch! Die Emanzen werden sich demnächst noch Efrauzen nennen, die werden nicht eher ruhen, als bis der letzte Mohikaner zum großen Fraunitou betet! Irgendwann werdet ihr nicht einmal mehr Manta fahren können – nur noch Frauta! Oder stellt euch mal vor: Europacup, und dann Bayern München gegen Frauchester United!
Demnächst werden sie noch Herrmann den Cherusker in Herrfrau umbenennen. Oder in Fraumann. Oder Fraufrau. Fraufrau die Cheruskerin!! Nicht zum Aushalten.
Dagegen müssen wir angehen: nicht kastrieren, die Sprache, sondern im Gegenteil: vermännlichen, ja, mehr noch: verherrlichen! Also statt Mann generell Herr einführen!
Mannschaft – das klingt ja noch harmlos, aber Herrschaft – da steckt Pfeffer drin! Also ab sofort keine Mandarinen mehr, sondern: „Fräulein, gehm Se mal n Pfund HERRdarinen, aber zackzack! Männer, laßt uns wieder HERREN sein, HERREN, die entschlossen in die Saiten ihrer HERRdolinen greifen! HERRometer nochmal – HERRmann, der CheruskHERR! Oder nein, nicht HERRmann – HERRHERR! HERRHERR! HERRHERR! HERRRRRRRR!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2012 um 10.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20079

Ja, die Berücksichtigung des grammatischen Geschlechts ist weithin üblich, also etwa "die Universität ist unsere Partnerin" usw., aber im vorliegenden Fall ist es wohl doch etwas anders. Mit dem Neutrum "Netzwerk" geht etwas ja ohnehin nicht. Die beiden Verfasserinnen reagieren, wie mir scheint, allergisch auf grammatisch maskuline Formen jeder Art und bringen reflexhaft ihren feministischen Schnörkel an. Österreich und da wieder die Universität Linz sind offenbar besonders eifrig.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 15.02.2012 um 09.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20078

Genau das hatte ich im Kommentar zu "Die Zeuge und der Pfarrerin" (siehe hier) gemeint. Mir erschien die Sexualisierung von Institutionen schon immer befremdlich. Schrieben Sie damals nicht, lieber Prof. Ickler, daß das schon seit langem und auch außerhalb des Deutschen üblich sei?

Es wird interessant, wie sich die beiden Frauen "Verfassenden" nennen werden, wenn sie mal mit der Studie fertig sind. Wahrscheinlich dann auch VerfasserInnen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.02.2012 um 09.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20077

Studie zum Projekt „EasyWeb“

Verfassende:
Matausch, Kerstin
Peböck, Birgit

ProjektpartnerInnnen:
Kompetenznetzwerk Informationstechnologie
Universität Linz, Institut Integriert Studieren
Lebenshilfe Oberösterreich
ARCUS Sozialnetzwerk


Auch Institutionen werden also sexualisiert. Und die beiden Verfasserinnen scheinen sich nicht sicher zu sein, welches Geschlecht sie haben.
 
 

Kommentar von Karl Hainbuch, verfaßt am 07.02.2012 um 19.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20015

Lieblingsplural, Lieblingsplural zum Zweiten, zum Dritten und zum Letzten, heißen die vier Aufsätze von Robert Gernhardt, die 1988/89 in der Titanic erschienen sind und in den Sammelband "Über alles" aufgenommen wurden.

Ein Thema, das Robert Gernhardt sehr lag und ihn zu humoristischen Höchstleistungen geführt hat. Einfach köstlich. Interessant: Ein Kieler Frauenministerium spielt eine treibende Rolle, darin eine Frau Erdsieck-Rave, von der, wenn ich mich recht entsinne, auch auf diesen Seiten schon die Rede gewesen ist.

Aus der Folge: "Lieblingsplural zum Zweiten" noch ein schönes Fundstück aus einem Informationsblatt der Fachschaftsräteversammlung (FSRV) – auch ein Fundstück – der Universität Göttingen: Informationsveranstaltung für Erstsemester/Innen.
 
 

Kommentar von Erich Virch, verfaßt am 07.02.2012 um 11.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20013

Nur aus Neugier: was will die Dame sagen? Der labernde Woody Allen sei nicht komisch? Das träfe zu: Woody Allen, Hornbrillen und hohles Geschwätz waren per se noch nie zum Lachen.

Was nicht heißt, daß Anke Engelke „schlecht frisiert, mit einem Hundeblick hinter einer schwarzen Hornbrille, sentimental, melancholisch, ununterbrochen von ihren psychischen Problemen labernd“ keine krachende Parodie auf eine drollige Wissenschaftlerin liefern könnte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.02.2012 um 17.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#20010

Helga M. Epp (Hrsg.): Gender Studies: Interdisziplinäre Ansichten 1. Freiburg im Breisgau 2004.
Darin schreibt Helga Kotthoff sehr ernst über weibliche Scherzkommunikation.
„Ja, von einem weiblichen Woody Allen sind wir noch immer weit entfernt. Als ältere Frau, schlecht frisiert, mit einem Hundeblick hinter einer schwarzen Hornbrille, sentimental, melancholisch, ununterbrochen von ihren psychischen Problemen labernd, wäre, wie Gerda Wurzenberger im NZZ-Folio (2002) schreibt, eine komische Anti-Heldin nicht akzeptabel.“ (Kotthoff)
Warum sollte eine Komikerin ausgerechnet in dieser männlichen Charakterisierung auftreten? Und warum sollte sie nicht akzeptabel sein, wenn sie sich etwas Entsprechendes ausdächte? Ist der Versuch gemacht worden?
„Wir finden bei den TV-Komikerinnen im Prinzip die gleichen Komisierungsverfahren wie bei den Kollegen (Hape Kerkeling, Gerhard Polt etc.).“
Ist denn nicht bedacht, daß dahinter jeweils ganze Mannschaften von Pointenschreibern arbeiten? Das fragt man sich bei den anschließenden Beispielanalysen. Stammen die "weiblichen" Pointen und Scherze vielleicht gar von Männern?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 27.01.2012 um 12.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19970

Das vom Bundesjustizministerium herausgegebene »Handbuch der Rechtsförmlichkeit« enthält einen interessanten Abschnitt über die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern in Rechtsvorschriften: http://hdr.bmj.de/page_b.1.html. Die Ausführungen sind sehr differenziert, und ich habe bisher erst einen Teil lesen können, aber unter Randnummer 112 heißt es:

»In Vorschriftentexten darf die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern jedoch nicht auf Kosten der Verständlichkeit oder der Klarheit gehen. Daher gelten für Rechtstexte folgende Grundsätze:

– Die Personenbezeichnung muss eindeutig sein (nicht: „der Käufer und/oder die Käuferin“).
– Der Text muss so formuliert sein, dass er auch dann verständlich ist, wenn er vorgelesen wird.
– Der Text muss übersichtlich bleiben.
– Die Formulierung sollte nicht zu sehr vom allgemeinen Sprachgebrauch abweichen.«

Die von mir im Diskussionsforum (siehe hier) einmal zitierten Formulierungen aus dem Saarländischen Polizeigesetz verstoßen gegen mindestens drei dieser vier Vorgaben: sie sind unverständlich, unübersichtlich und unüblich.
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 27.01.2012 um 10.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19969

Allein schon die Unterstellung, man könne mit dem Verzicht auf die (rein ideologisch motivierte) Umständlichkeit womöglich jemanden verletzen, verrät ein verkrüppeltes Denken.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2012 um 08.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19967

„Dieser Text ist nur in männlicher Sprache geschrieben.
Zum Beispiel steht im Text nur das Wort Mitarbeiter.
Das Wort Mitarbeiterinnen steht nicht im Text.
Mitarbeiter können aber auch Frauen sein.
Wir wollen mit dieser Sprache niemanden verletzen.
Frauen sind uns genauso wichtig.
Wir machen das so, damit man den Text besser lesen kann.“
(Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen – Erklärt in Leichter Sprache)

Der Begriff der „männlichen Sprache“ mag hingenommen werden, weil den Lesern nicht zuzumuten ist, zwischen Genus und Sexus zu unterscheiden. Interessant ist etwas anderes: Das Ministerium gesteht ausdrücklich zu, daß 1. der feministische Sprachgebrauch die Texte schwerverständlich macht und daß 2. das generische Maskulinum funktionieren kann. Mehr wollten wir nicht wissen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.01.2012 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19917

Welche Fragen darf ich meinen Lehrenden stellen? Wie spreche ich am besten meine KommilitonInnen an? (http://kodes.uni-kassel.de/interkomfach)

Auch die sehr guten persönlichen Verhältnisse zwischen meinen Lehrenden und mir sprachen für ein weiteres Studium in Lüneburg. (www.leuphana.de)

(und viele ähnliche Beispiele)

Aus diesem Schwachsinn folgt dann ein gleichsam rückgebildeter Singular:mein Lehrender. Sehen Sie bitte selbst unter Google nach.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 06.01.2012 um 14.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19819

Politische Korrektheit mal andersherum, oder wie Jeanne d'Arc zum Jean d'Arc wurde

Angesichts dieser wahrlich fabelhaften Neuinterpretation fällt der kleine Tippfehler in der Jahreszahl nicht weiter auf:

Die junge Frau, die im Mai 1929 in nur zehn Tagen vollbrachte, was eine ganze Armee zuvor sechs Monate lang vergeblich versucht hatte – die Stadt Orléans aus der Hand der Engländer zu befreien –, war und ist für viele Gruppen Vorbild und Projektionsfläche, die unterschiedlicher kaum sein könnten [...]

Na klar, und weil die Frauenbewegung sich an der Jeanne schon abgearbeitet hat, muß nun der Jean her.

Während Historiker wie Walter Rost behaupten, Jeanne sei in Wahrheit schlicht ein Mann und alle anderslautenden Berichte nichts als Kriegslist gewesen, wird immer wieder auch darüber spekuliert, ob sie intersexuell oder transgender gewesen sein könnte: Also kein biologisch eindeutiges Geschlecht beziehungsweise eine männliche Identität hatte. So argumentieren etwa die Aktivistin Leslie Feinberg und auch die transsexuelle Autorin Joan Roughgarden.

Die US-Biologin Roughgarden beschreibt Johanna in ihrem aufsehenerregendem Werk [»]Evolution's Rainbow[«] als Transgender-Person mit männlicher Identität, die sich bis zu ihrem grausamen Tod weigerte, ihre Männerkleidung abzulegen. Und die so überzeugend maskulin autrat, dass ihre Henker die Kohlen von ihrer nackten Leiche schoben um den Menschen ihre Weiblichkeit zu beweisen.

Warum nur druckt die "Süddeutsche" diesen Blödsinn (vgl. hier)? Muß man in Deutschland den Geburtstag der französischen Nationalheiligen begehen?

Da ist also noch viel zu publizieren, wenn man historische Persönlichkeiten auf ihre Transgendertauglichkeit (oder doch zumindest Metrosexualität) hin untersucht. Schade um's Papier!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.01.2012 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19805

Wir haben schon gesehen, daß das Gender mainstreaming zu ganz entgegengesetzten Folgerungen führen kann. Eine besondere Blüte war der zum Gender-Park erklärte Schubert-Park in Wien: Bolzplatz für die Buben, Volleyball-Platzfür die Mädchen.

Der Grundwiderspruch steckt schon im ersten Satz einer gutgemeinten GEW-Broschüre:

„Kinder und Jugendliche brauchen eine geschlechtergerechte Schule, damit sie sich als Individuen entfalten können und nicht als das typische Mädchen, der typische Junge gesehen werden.“

(Eine_Schule_fuer_Jungen_und_Maedchen.pdf)

Die Geschlechter sollen unterschiedlich behandelt werden, zugleich aber soll es das typisch Weibliche und Männliche nicht geben, sondern nur Individuen. Wieso geschlechtergerecht und nicht individuengerecht? Was kann man vorab über das dem Geschlecht Angemessene befinden, wenn es nur Individuen und keine typischen Mädchen und Jungen gibt? Man kann nicht Geschlecht dissimulieren und zugleich "Frauen sichtbar machen".

Das setzt sich dann fort. Im zweiten Teil werden verschiedene Unterrichtsmodelle kritisch besprochen, aber ohne jede empirische Wirkungskontrolle, rein spekulativ.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2012 um 10.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19798

Wer die Studierendinnen für einen bloßen satirischen Einfall gehalten hat, muß sich eines Besseren belehren lassen. Google findet viele ernstgemeinte Belege.
 
 

Kommentar von Peter Küsel, verfaßt am 23.12.2011 um 15.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19774

In diesem Zeitungsbericht aus Dortmund werden Professoren zwar als 'Lehrende' bezeichnet, 'Studierende' aber als Studenten – offenbar deshalb, weil die Professoren hier die Guten sind und die Studenten die Bösen: www.derwesten.de.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 20.12.2011 um 20.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19765

Glückliches Volk der Bienen

die Biene (alle Familienmitglieder)
die Arbeiterin (keine Honigsammelnde/kein -r)
die Drohne (obwohl männlich)
die Königin

Der (deutsche) Mensch sollte sich das Genus zueigen machen. Sprachfeminismus wäre obsolet.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2011 um 16.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19764

HochschülerInnenschaft a. d. Universität für Musik und darstellende Kunst Wien:
Kontaktaufnahme mit Studierendenvertretenden anderer Universitäten und Institute für das Kultur- und Sprachtandem



Im letzteren Fall sind es oft die Stimmen der Studierendenvertretenden die den Ausschlag in die eine oder die andere Richtung geben.
(Fachhochschule Regensburg)

Während letztere Frage zu guter Lehre und gutem Studium Gegenstand der mündlichen Interviews mit Studiendelegierten, Professoren/-innen, Studierendenvertretenden und Mittelbauvertretenden war, sollen für die Beantwortung der ersten Frage nach der aktuellen Qualität von Lehre und Studium zwei Datenquellen ausgewertet werden.
Den Studierendenvertretenden (15 Personen), Mittelbauvertretenden (acht Personen) und Senior Scientists (acht Personen) wurde bei den Gruppengesprächen die Frage nach dem Reformbedarf in der Lehre an der ETH Zürich gestellt.
(ETH Zürich)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2011 um 13.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19763

Leider kein Witz! Googeln Sie mal unter "Studierendenvertretende"!
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 20.12.2011 um 11.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19762

Die da mitmachen sind natürlich die Studierendenvertretenden.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.12.2011 um 10.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19761

Die „Studierendenvertretung“ der Universität Erlangen heißt wirklich so, es steht auf Emailleschildern usw. – man glaubt es kaum. Wie soll man jungen Menschen, die da mitmachen oder es hinnehmen, Sprachwissenschaft beibringen?
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 13.12.2011 um 13.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19713

Wie schön, daß wenigstens im Heimatland der Politischen Korrektheit sich noch einige dem Humbug widersetzen. So möchte Morgan Freeman im Interview von der "Süddeutschen" nicht als "Afroamerikaner" (African American) bezeichnet werden:

[Süddeutsche:] Im Jahr 2011 wundert sich darüber niemand, aber als Sie Mitte der Fünfzigerjahre davon träumten, Schauspieler zu werden, war es undenkbar, dass ein Afroamerikaner der Star eines Films sein könnte, der wochenlang die Kinohitparade anführt.

[Freeman:] Nennen Sie mich bitte nicht Afroamerikaner, ich bin Amerikaner.

[Süddeutsche:] Sie sehen da keinen Unterschied?

[Freeman:] Ich denke, dass die Schwarzen in Amerika es sich zu leicht machen, wenn sie den Weißen die Schuld an ihrer schlechten Lage geben. Vieles hängt im Leben davon ab, wie viel du selbst wagst. Amerika zelebriert noch immer den »Black History Month«. So ein Quatsch! Es gibt keine schwarze Geschichte, es gibt nur die eine amerikanische Geschichte.

Quelle: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/36724
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.11.2011 um 09.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19604

Was haben wir uns nicht alles anhören müssen! Wir, das sind die ganz normalen Lehrerinnen und Lehrer, die in ganz normalen Schulen in der Regel gern arbeiten, wir als Schulleiterinnen und Schulleiter, die wir systematisch, engagiert und manchmal zähneknirschend die öffentlichen Schulen weiterentwickeln, auch wir Bildungspolitikerinnen und Bildungspolitiker, die auf Qualitätsentwicklung und Lernstandards setzen. (Gabriele Behler ZEIT 23.9.2010 )

Man sieht hier, wie die umständlichen feministisch-korrekten Formulierungen den Gesamteindruck schwächen.

Was wir von der ehemaligen Kultusministerin Behler zu halten haben, ging sehr schön aus ihrer Verlautbarung als KMK-Präsidentin 1998 hervor:

„Kein Stopp der neuen Rechtschreibung in den anderen Ländern
Die Präsidentin der KMK, Ministerin Gabriele Behler (Nordrhein-Westfalen), erklärt zum Volksentscheid in Schleswig-Holstein:Die Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein, die sich am Volksentscheid über die neue Rechtschreibung beteiligen, sollen wissen, dass die Kultusministerkonferenz und die anderen Länder die Neuregelung der Rechtschreibung nicht stoppen werden. Dies gilt auch dann, wenn der Volksentscheid in Schleswig-Holstein zum Ergebnis hat, dass die Kinder dort wieder nach den alten Regeln lernen müssen. Der Volksentscheid hat keine bindende Wirkung für die anderen Länder, wie dies auch das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil am 14.07.1998 bestätigt hat.
Die neue Rechtschreibung ist seit dem 01.08.1998 die amtliche Grundlage des Unterrichts in den Schulen in Deutschland. Die überwiegende Zahl der Schulkinder lernt zum Teil seit mehreren Schuljahren die neuen Regeln, auch in Schleswig-Holstein. Alle Erfahrungen, die wir haben, bestätigen, dass Schülerinnen und Schüler gut mit der neuen Rechtschreibung zurechtkommen, weil die neuen Regeln einfacher und plausibler sind. Für die Schulkinder, ihre Eltern und Lehrer wäre es deshalb pädagogisch unverantwortlich, wenn man ihnen in Schleswig-Holstein einen Rückschritt zu den alten Regeln zumuten und sie damit von der Entwicklung im gesamten deutschen Sprachraum abkoppeln würde. Dies sollten die Bürgerinnen und Bürger bedenken, wenn sie sich am Sonntag am Volksentscheid beteiligen.“

Was von diesen Drohungen nach zwei Revisionen und vielen negativen Erfahrungen übrig geblieben ist, könnte man sie mal fragen. Aber das interessiert ja niemanden mehr, sowenig wie die anderen Verlautbarungen der damals Verantwortlichen.

Noch zur feministischen Redeweise:

Rowling ist unter den Schriftstellern der Weltgeschichte die erste, die mit ihren Werken eine Milliarde US-Dollar verdiente. (Wiki über J. K. Rowling)

Offensichtlich ein Versuch, sich aus der Schwierigkeit herauszuwinden, die mit der Verpönung des generischen Maskulinums entstanden ist.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.10.2011 um 12.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19405

Nicht jede(r), der/die backt, ist ein(e) Bäcker(in). Umgekehrt gibt es Momente, in denen ein(e) Bäcker(in) kein(e) Backende(r) ist; jedenfalls wäre ihm/ihr das zu wünschen.

Das Leipziger Intelligenz-Blatt auf das Jahr 1767 hilft beim Verstehen des Unterschieds: http://books.google.de.
 
 

Kommentar von ppc, verfaßt am 20.10.2011 um 11.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19404

Politisch korrekter Handel:

Liebe Sklavenhändler, liebe Sklavenhändlerinnen, liebe Sklavinnenhändler und liebe Sklavinnenhändlerinnen!
 
 

Kommentar von Alexander Glück, verfaßt am 20.10.2011 um 08.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19400

Geschlechterstereotypien werden gerade durch solche Tagungsbetreiberinnen zementiert, die ständig glauben, den Kindern und der Gesellschaft solche Verhaltensmuster unterstellen und austreiben zu müssen.

Übrigens ist mir schon zu Studienzeiten aufgefallen, daß beileibe nicht jeder Student gerade am Studieren ist, daher halte ich den Begriff "Studierender" für sachlich sehr eingeengt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2011 um 18.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19398

Das Partizip I wird – sprachwidrig genug – von den politisch Korrekten hergenommen, um das generische Maskulinum zu vermeiden, aber natürlich nur im Plural! Also: die Studierenden und ihre Lehrenden. Im vorliegenden Falle steht aber nun gerade wieder der Singular und damit das lästige männliche Genus. Salto mortale!
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.10.2011 um 18.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19397

Eigentlich soll das Partizip Präsens beschreiben, was der Handelnde gerade "am Tun ist". Für bereits fertige Handlungen ist das Partizip Perfekt zuständig. Nur weil das Partizip Perfekt in der deutschen Sprache meist passiv und nur ausnahmsweise aktiv ist (slawische Sprachen haben auch ein Partizip Perfekt Aktiv), kann doch nicht das Partizip Präsens dafür hergenommen werden.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 19.10.2011 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19395

Vor allem der Aufstellende ist das Sahnehäubchen. Realsatire!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2011 um 16.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19394

In Texten über Sprachvereinfachung wird oft eine Bestimmung des NRW-Justizministeriums angeführt – aber nicht als Beispiel verkorkster Prosa, sondern wegen des Inhalts:

„Bei unklaren oder mehrdeutigen Klauseln gilt im Zweifel das Prinzip der den Verbraucherinnen und Verbrauchern günstigen Auslegung, da der Aufstellende solcher Bedingungen sich klarer hätte ausdrücken können und müssen.“

Alle diese Stellen scheinen aber auf dieselbe Quelle zurückzugehen, nämlich den Sprachberater Günter Zimmermann. Als ich nachprüfen wollte, ob das Ministerium sich tatsächlich den "Aufstellenden solcher Bedingungen" abgebrochen hat, stieß ich dort auf eine zwar politisch korrekte, aber doch weniger groteske Formulierung:

„Bei unklaren oder mehrdeutigen Klauseln gilt im Zweifel das Prinzip der den Verbraucherinnen und Verbrauchern günstigen Auslegung, da die Aufstellerin oder der Aufsteller solcher Bedingungen sich klarer hätte ausdrücken können und müssen.“
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.10.2011 um 09.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19335

Warum die "Veranstaltenden" (!) der Erlanger Tagung das Anöden fürchten, geht schon aus der Ankündigung hervor, die unwiderstehlichen Gähnreiz auslöst:

Geschlechterstereotypen werden auch in Unterricht und Erziehung gewollt oder ungewollt transportiert. Von Jungen erwarten wir eher Stärke und Unkonzentriertheit, von Mädchen eher Fleiß und Angepasstheit. Diese Problematik wird in Lehrerinnen- und Lehrerfortbildungen bereits lange thematisiert. Die FAU möchte die vorliegenden Konzepte aufarbeiten und diskutieren. Renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler legen die Problematik anhand aktueller Forschungen dar und setzen Lösungen in Arbeitskreisen mit den Tagungsteilnehmenden für die schulische Praxis um. Für eine weitere gemeinsame und wissenschaftlich fundierte Weiterentwicklung der Lehrerinnen- und Lehrerfortbildungen werden auf dieser Tagung die Eckpfeiler eines genderkompetenten Lehrens und Lernens gesetzt und für die pädagogische Praxis greifbar gemacht. Diese Tagung bildet den Auftakt einer Tagungsreihe.

Wer Eckpfeiler greifbar machen will, hat bestimmt nichts zu sagen. Die weithin unbekannten Vortragenden (nur Frauen) kennen einander natürlich gut, deshalb heißen sie "renommiert".
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 10.10.2011 um 14.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19333

Das Wort "Diversity" sagt noch gar nichts aus, weil es nur ein Oberbegriff ist, der spezifiziert werden muß. Es ist ein schönes Beispiel dafür, warum Naturwissenschftler und Techniker die Soziologen nicht verstehen und umgekehrt. Was Diversity auch ist, konnte man zu Zeiten der DDR auf dem Torfhaus im Harz besichtigen: Zwei 10m-Parabolspiegel übereinander für die 2-GHz-Überreichweiten-Richtfunkübertragung nach und von West-Berlin, also zwei parallele Richtfunkstrecken, von denen bei atmosphärischen Störungen fast immer nur eine betroffen war und automatisch die bessere ausgewählt wurde.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 10.10.2011 um 14.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19331

Und was bleibt, wenn man diese Projektbeschreibung in einfaches Deutsch bringt? Nur lauwarme Luft.

Wenn man ein soziologisches Konstrukt avant la lettre erforscht, dann liest man natürlich aus einer Sache genau das heraus, was man zuvor hineinlesen mußte. Natürlich gibt es immer Phänomene, lange bevor es Begriffe dafür gibt. Aber eine Theorie nur auf die Indizien aufzubauen, die man zuvor selbst ausgestreut hat (um mal zu sehen, ob es solche Indizien da überhaupt geben kann), ist wissenschaftlich dann doch mehr als fragwürdig. Es ist eben keine Wissenschaft, sondern nur eine Mode. Und die wechselt bekanntlich sehr schnell.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2011 um 12.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19329

Es ist dringend zu empfehlen, jedem akademischen Projekt den Hinweis beizufügen, daß es genderrelevant ist. Das bringt Pluspunkte, wie vor Jahren "interdisziplinär" und immer noch "interkulturell" (aber das ist schon auf dem absteigenden Ast). Als ich noch im Dienst war, wurde ich auch alljährlich aufgefordert, genderrelevante Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekte aufzulisten. Mir ist nie was eingefallen.
Schon die Verwaltung der Genderrelevanz schafft unzählige Arbeitsplätze, vor allem für Frauen.

Überflüssig zu sagen, daß ich kein Frauenfeind bin, das könnte ich mir gar nicht leisten – seit bald 40 Jahren zu Hause ausschließlich unter dieser fabelhaften Spezies lebend ...
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 10.10.2011 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19328

Bis zum heutigen Tage weiß ich nicht so ganz genau, was „Gender“ eigentlich zu bedeuten hat. Es hat wohl etwas mit dem angeblich möglichen „freien Wählen“ des Geschlechtes oder der Identität zu tun. Eine Randgruppe der Gesellschaft wird also zur Mehrheit gemacht. In diesem Zusammenhang ist mir nicht klar, wieso dann überhaupt noch eine „Frauenquote“ bei der Besetzung von Posten oder die Berücksichtigung des weiblichen Geschlechtes in der Sprache erstrebt wird. Es müßten dann doch auch die „Vielfältigen“ mit einer Quote und selbstverständlich auch in der Sprache berücksichtigt werden Mit den „Studierenden“ (natürlich nur im Plural) und dem „Elter“ hat man schon eine geschlechtslose Form gefunden, aber wie ist es mit den „lieben Mitbürgerinnen und Mitbürgern“, die von unseren Politikern ständig im Munde geführt werden? Wie verhält es sich mit Großvater, Großmutter, Schwester und Bruder?

Nach der Logik der Experten (die wirklich nur „so genannte“ sind) müßten also zur Anpassung der Sprache an die gewünschte Wirklichkeit – die nicht der Realität entspricht – ganz neue Begriffe geschöpft werden. Womöglich gibt sich sogar ein Universitätsinstitut dazu her? Wenn mir Formulierungen wie „Gebrüderwesen“ (statt Bruder oder Schwester), „einwohnendes Leben“ (statt Einwohner und Einwohnerin, da diese männlich oder weiblich sind) durch den Kopf gehen, so kommen sie mir absurd und albern vor. Aber gibt es Absurditäten, die nicht „wissenschaftlich“ erforscht und vorangetrieben werden?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2011 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19327

Diese Leute würden Sie augenblicklich belehren, daß Gender nicht Geschlecht und Diversity nicht Vielfalt heißt und daß diese englischen Ausdrücke schlechterdings in keine andere Sprache, schon gar nicht in das arme Deutsche, übersetzt werden können und dürfen. (Ich erfinde nichts, es steht alles so auch auf den Seiten der Bundesregierung.)
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 10.10.2011 um 10.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19326

Ein "Büro für Gender und Diversity" kann es in Deutschland nur an einer Universität geben. Bei einer Behörde müßte der Titel nämlich noch länger und unverständlicher sein.

Wenn man dieses Monstrum übrigens übersetzt, wird schon klar, daß ein sehr kleiner Ventilator hier nur lauwarme Luft verteilt. Was bitte soll denn ein "Büro für Geschlecht und Vielfalt" sein? Das Geschlecht erschließt sich einem noch relativ leicht, aber was ist denn bitte die Vielfalt?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 10.10.2011 um 10.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19325

Im Januar 2012 findet an der Uni Erlangen eine Gender-Tagung statt, die erste einer geplanten Reihe. Organisiert wird es vom "Büro für Gender und Diversity". Die "Tagungsteilnehmenden" sind u. a. zu einem Workshop eingeladen, das den aufschlußreichen Titel trägt: "Wie bringt man Gender in den Unterricht ohne die Schülerinnen und Schüler 'anzuöden'?"

Die Schüler sind immer zuerst angeödet, später die übrige Gesellschaft. Anders wird man das Thema wohl nicht los.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 10.10.2011 um 10.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19324

Im Duden gibt es die Nurhausfrau, aber keinen Nurhausmann. Für diesen findet Google zwar noch keine Belege, aber das hat den Duden ja auch sonst nicht gestört. Von der Sache her wäre der Begriff im Sinne der Parität nötig, denn der Gedanke "Er ist nur Hausmann" drängt sich im gegebenen Fall mindestens so heftig auf wie "Sie ist nur Hausfrau".

Aus dem Blickwinkel der politischen Korrektheit sieht es jedoch anders aus. Eine Nurhausfrau ist als Ausdruck des gesellschaftlichen Skandals zu verstehen, daß es Frauen in der Arbeitswelt schwerer haben. Der Hausmann dagegen ist eine rundum erfreuliche Sache, er erfüllt die Idealvorstellung des Feminismus. Feministinnen haben für Hausmänner nur Lobpreis übrig, die Formulierung "nur Hausmann" ist daher unsinnig, und folglich taucht der Nurhausmann im feministisch korrekten Duden nicht auf.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 08.10.2011 um 18.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19315

Lieber Herr Höher, so ganz bierernst habe ich das mit dem "nehmen" nicht gemeint. (Sie wahrscheinlich auch nicht.) Im DWDS konnte ich feststellen, daß die Landsmännin doch schon weit zurückreicht. Ich habe das Wort, wie schon gesagt, nie als seltsam empfunden, da es mir geläufig war. In dieser Kombination hörte ich auch nicht die "Männin" heraus, die die Verfechter der geschlechtergerechten Sprache unbedingt tilgen möchten.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 08.10.2011 um 13.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19310

Die Herkunft der "Ombudsfrau" aus dem Englischen bezweifle ich. Denn dort heißt das schlicht "Parliamentary Commissioner".

Der Paul gibt als Erstbeleg für die weibliche Form übrigens "Die Zeit" Nr. 15 von 1991 an. Das DWDS-Korpus gibt hingegen schon die Nr. 24 vom 10.6.1988 an (www.dwds.de). Im Jahr 1966 schrieb die Zeitung übrigens noch die schwedische Fassung "Ombudsman" (www.dwds.de).

Die Oxford Dictionaries (http://oxforddictionaries.com) fragen bei "ombudswoman" übrigens "Did you mean ombudsman/ombudsmen?", was nahelegt, daß der Begriff im Englischen seltener gebraucht wird.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 08.10.2011 um 13.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19309

Ich nehme niemandem die "Ländsmännin" (wie käme ich auch dazu!), verwende es jedoch selber nicht und finde es (vielleicht deshalb) albern. Regelrecht auf geschlechtergerechte Einigkeit getrimmt finde ich hingegen die "Landsfrau" in diesem Kontext.

Die Engländer zeigen sehr schön, wie man das Ganze klar und einfach zugleich ausdrücken kann:

The Liberian president, Ellen Johnson Sirleaf, and Leymah Gbowee, a social worker turned peace campaigner from the same country, will share the 10m kronor (£950,000) prize with Tawakkul Karman, a journalist and pro-democracy activist in Yemen who has been a leading figure in the protests against President Ali Abdullah Saleh since January.

Quelle: www.guardian.co.uk

Wer Shakespeare kennt, weiß freilich, daß der Begriff "countryman" natürlich in der englischen Sprache existiert ("Friends, Romans, countrymen, lend me your ears [...]"), er hat nur – genau wie im Deutschen – eine andere Bedeutung als das (in Deutschland von Helmut Kohl damals so überstrapazierte) "Mitbürgerinnen und Mitbürger". In Großbritannien sind Waliser, Engländer und Schotten britische Bürger (untereinander dann gerne "Mitbürger"), aber niemals "Landsmänner" ("countrymen"). Gleiches könnte man wohl von einem Bayern und einem Franken sagen. Schaut man sich die Biographien der beiden liberianischen Preisträgerinnen an, sieht man jedoch, daß auch der Begriff "Landsmännin" eigentlich nicht paßt.

Ich bin mir nun sehr sicher, daß ursprünglich die "Landsmännin" in dem Artikel stand. Und zwar einfach, um die doppelte Liberianerin zu vermeiden und zugleich feuilletonistischer zu schreiben. Geschlechtergerecht wurde dann die "Landsmännin" durch die "Landsfrau" ersetzt.

Das war jetzt viel Lärmen um dieses Nichts von Artikelchen. Es sollte stilistisch elegant sein und ging doch eigentlich nur schief.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 08.10.2011 um 13.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19308

Laut Rechtschreibduden bedeutet Landsfrau »so viel wie« Landsmännin. Worin mag nach Ansicht der Redaktion der Unterschied liegen?

Übrigens verweist das Universalwörterbuch von Duden unter dem Stichwort »Ombudsmann« auf das schwedische »ombudsman«, während der Rechtschreibduden »Ombudsfrau« für ein englisch-deutsches Gebilde hält. Wieso englisch? Hat jemand eine Idee?
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 08.10.2011 um 12.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19307

Die Landsmännin lasse ich mir nun keineswegs "nehmen", ist sie mir als Tochter ostdeutscher Eltern aufgrund des früher noch vorhandenen "landsmannschaftlichen" Zusammenhalts seit Kindestagen vertraut. Landsfrau? Damals unmöglich.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2011 um 18.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19306

Duden hat Staatsmännin gar nicht mehr, nur Staatsfrau, was zweifellos nicht der Wirklichkeit entspricht. Wiki führt staatsfraulich an, aber das wird fast immer irgendwie ironisch oder sprachspielerisch gebraucht. Auch Joschka Fischer hat es an der angegebenen Stelle nicht als normale Wort verwendet, sondern als Appell an Angela Merkel.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2011 um 18.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19305

Sehe gerade, daß das Ganze schon mal erörtert worden ist, allerdings im Diskussionsforum.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.10.2011 um 16.54 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19303

Landsmännin ist schon in Ordnung, so hat man das früher oft gemacht. Vgl. Grimms Wörterbuch.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 07.10.2011 um 16.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19302

Mit der diesjährigen Entscheidung zur Vergabe des Friedensnobelpreises hat die FAZ sprachlich ihre liebe Not. Zwei Liberianerinnen und eine Jemenitin teilen sich den Preis.

www.faz.net

Um das stilistisch nun möglichst elegant zu gestalten, werden die beiden Liberianerinnen deshalb zu "Landsfrauen". Auf dieses alberne Wort hätte man durch eine andere Formulierung verzichten können und ich hätte nicht immer das Bild der "Landfrauen" vor Augen.

Bislang war übrigen viel häufiger das ebenso alberne Wort "Landsmännin" zu lesen. Ist das nun geschlechtergerechter Sprachwandel?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 17.09.2011 um 13.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19234

Mannheimer Morgen, 17.9.2011, Seite 6:

Urteil: Personalleiterin erhält 13000 Euro Entschädigung

Bewerberin diskriminiert

Karlsruhe. Wegen einer diskriminierenden Stellenanzeige hat das Oberlandesgericht Karlsruhe einer abgelehnten Bewerberin eine Entschädigung von rund 13000 Euro zugesprochen. Die als Personalleiterin tätige Frau hatte sich auf eine Anzeige "Geschäftsführer gesucht" beworben. Als ihre Bewerbung nicht berücksichtigt wurde, forderte sie Entschädigung wegen geschlechtsbezogener Benachteiligung.
Das OLG gab ihr recht: Der Begriff "Geschäftsführer" sei eindeutig männlich und werde weder durch den Zusatz "/in" noch eine Ergänzung "m/w" erweitert, teilte das Gericht gestern mit. Deshalb habe die Bewerberin Anspruch auf Entschädigung nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Angemessen sei der Betrag eines Monatsgehalts, hier also rund 13000 Euro. Der Betrag müsse auch abschreckende Wirkung haben, um Arbeitgeber künftig von ähnlichen Verstößen abzuhalten. dpa

Oberlandesgericht Karlsruhe Aktenzeichen 17 U 99 /10
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.09.2011 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19203

Die Arbeit wird als überdurchschnittliche Leistung mit „sehr gut“ bewertet, wenn (...)
- der Aufriss der Arbeit zeigt, dass die Verfassenden das in der Literatur Gefundene eigenständig neu organisiert haben,
- aus der Arbeit die Fähigkeit der Verfassenden hervorgeht, in anderen Zusammenhängen Geschehenes sachgemäß in neue, durch die Themenstellung vorgegebene Bezüge zu übertragen,
- die Verfassenden die Fähigkeit gezeigt haben, selbständig eigene Lösungen und Lösungsansätze zu Problem zu finden, die das Thema stellt.
(Uni Gießen, Abteilung Allgemeine Pädagogik Lehrstuhl Prof. Dr. Ingrid Miethe)

Da die Sprachverhunzenden im Schonraum Universität ihre Texte nicht verkaufen müssen, sondern im Gegenteil damit Herrschaft ausüben, können sie sich nach Belieben austoben.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 05.09.2011 um 08.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19202

Dem entspricht:

... die Herausgebenden stellen die grundsätzliche "Machbarkeit einer 'Quellenkunde' ... selbst zur Diskussion ...
Die Herausgebenden erörtern auch die Frage der Repräsentativität ...
Der Meinung der Herausgebenden, Bittgesuche seien aufgrund ihrer Mündlichkeit generell eher selten erhalten, ist gerade mit dem Argument der Verschriftlichung und des "Verwaltungsablaufes" ... entgegenzutreten ...
Zu Recht halten die Herausgebenden fest, dass die gewählte Schematisierung ... die Leserschaft mit der Frage nach einem gemeinsamen Nenner entlässt ...

Aus einer Rezension in sehepunkte – Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften

www.sehepunkte.de/2011/01/17892.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.09.2011 um 16.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19201

Wie ich gerade sehe, reden viele Herausgeber ihr Publikum mit Liebe Lesende an.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 28.08.2011 um 12.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19181

Noch eine Nagerin:
Eine einzige Rättin bringt es in der freien Wildbahn mit Kindern und Kindeskindern auf bis zu 500 Nachkommen pro Jahr.
(FASZ, 28.8.11, S. 58)

Trotz Günter Grass hat es die Rättin noch nicht in den Duden geschafft. In die FAZ schon. Ob wir es demnächst auch mit Mäusinnen und Spinninnen zu tun bekommen? Nachtigallin, ick hör dir trapsen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2011 um 05.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19160

Daß in der amerikanischen psychologischen Literatur alle Versuchspersonen usw. grundsätzlich weiblich zu sein haben, wurde schon erwähnt: Introspection is the process by which someone comes to form beliefs about her own mental states. Usw.
Aber auch Tiere werden neuerdings davon erfaßt: When a bee returns to the hive after collecting pollen, she deposits a drop of wax-coated honey. (Die Weiblichkeit der Arbeitsbienen steht übrigens sehr in Frage ...)
Oder eben so: “If the pigeon wants food, and (s)he believes that pecking the key will contribute to bringing about food, then ceteris paribus (s)he pecks the key.” (Behavior and Philosophy 26, 1998:49)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2011 um 05.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19159

"Frauen und Männer werden unter der grammatisch männlichen Namensform zusammengefasst. Beispiele: Die Studenten protestieren. Die Parteimitglieder stimmen ab. Die Schülervertreter treffen sich. Frauen sind hier sprachlich inbegriffen, doch laut verschiedener wissenschaftlicher Studien werden sie effektiv weniger wahrgenommen." (Goethe-Institut Okt. 2006)

Die Politische Korrektheit reagiert mechanisch auf das Suffix "-er", daher die bekannte Verirrung mit den "Mitgliederinnen". Gut möglich, daß man sich das typische Parteimitglied als männlich vorstellt, trotz grammatisch neutralem Genus. Das typische Parteimitglied ist ja auch in Wirklichkeit männlich (SPD 69 %, CDU 75 % Männer).

Während die These von der linguistischen Relativität und der Beeinflussung des Denkens durch die Sprache in der Wissenschaft noch diskutiert wird, haben unzählige politische Gremien längst beschlossen, sie für wahr zu halten, und einschneidende Maßnahmen darauf gegründet. Das sind wir gewohnt, aber richtig ärgerlich wird es, wenn auch Wissenschaftler, sogar Sprachwissenschaftler sich freudig diesen Maßnahmen unterwerfen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.08.2011 um 05.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19158

Es ist versehentlich in die falsche Rubrik geraten, eine weitere Folge der hirnzersetzenden Wirkung von Sonne und Wind.
Irgendwo haben wir schon einmal die gastronomische Sonderbedeutung der Präposition "an" besprochen ...
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 20.08.2011 um 18.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19157

Ich weiß nicht, — bei Präpositionen lasse ich Muttersprachlern ihren Lauf, besonders denen in rustikalen Gaststätten rede ich nicht rein. Weiß ich doch: Wenn jemand mit mir kämpft, weiß ich nie genau, auf wessen Seite der ist. Und für engl. "on" gibt's wenigstens sechs doch ziemlich verschiedene Bedeutungen, die zunächst wirklich wenig gemeinsam haben. Wenn da auf Juist "an" sowas wie "neben" bedeutet, ach, wen stört's? Mit Vertrauen bestellen kann man's wohl schon, was da rustikal angeboten steht. Denn da ist sicher auch für Hochdeutsche nichts versprochen, was letztlich auf dem Teller nicht eingehalten wird.
Aber was hat das alles mit Politischer Korrektheit zu tun?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2011 um 17.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19156

Eine rustikale Gaststätte auf Juist bietet an:

Schweineschnitzel an Pommes frites
Wolfsbarsch an zerlassener Butter
Labskaus an Rote Bete


usw.

Man scheint da etwas mißverstanden zu haben.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 20.08.2011 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19155

Auch die Konchyliologin durfte nicht fehlen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 20.08.2011 um 08.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19154

Duden verzeichnet Psephologin, was unmöglich auf irgendeiner Belegstelle beruhen kann.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 19.08.2011 um 16.29 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19151

Der Artikel "Halbstarker" in wikipedia ist ganz brauchbar, er geht aber zu wenig auf die Wertvorstellungen der damaligen Elterngeneration ein, von deren Obrigkeitsgläubigkeit und Autoritätsanspruch der heutige Zustand nur noch ein ganz schwacher Abglanz ist. Ich bin Zeitzeuge. In anderen Sprachen und damit Kulturen findet man keinen entsprechend herabsetzenden Begriff.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 19.08.2011 um 13.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19150

In digitalisierte Texten können inzwischen natürlich noch frühere Belege gefunden werden. »Zwei Drittel des Buches sind der sexuellen Seelenstocherei des empfindsamen Halbstarken gewidmet, aber seine Regungen gegen seine und seiner Mutter materielle Not werden mit wenigen Zeilen abgetan.« (Die Neue Zeit 1883, S. 664)
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 19.08.2011 um 13.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19149

Vielen Dank, Herr Bärlein. Wenn ich noch die Erinnerungen von Herrn Ludwig dazuzähle, ist der tatsächlich negative Ausdruck dann wohl ganz allgemein auf (männliche) Jugendliche übertragen worden.

Aber waren denn die jungen Frauen, die bei Konzerten von Elvis (den hatten wir hier ja auch schon mal!), den Beatles oder gar den Rolling Stones (Waldbühne 1965!) kreischten und randalierten, auch noch "Backfische"?
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 19.08.2011 um 12.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19148

Ich hatte das Heft gerade zur Hand:

«Unter diesem Namen firmierte die widerspenstige Jugend der fünfziger Jahre in Deutschland, das Wort selbst ist indes älter. Hermann Popert verwendete es 1905 in seinem patriotischen Roman Helmut Harringa für "junge Kerle, mit schmierigen Mützen über den fahlen Gesichtern". "Der 'Halbstarke' ist der 'verkommene' junge Mensch. Verkommen heißt falsch kommen; der Verkommene ist falsch in das Leben hinein gekommen; er ist auf den falschen Weg geraten, und wohin ihn dieser Weg auch führt, er bringt ihn immer an ein falsches Ziel", heißt es 1912 in der broschierten Mahnschrift Der Halbstarke des Hamburger Pastors Clemens Schulten.
Im Zusammenhang mit den Protesten vom 17. Juni 1953 tauchte das Wort in den DDR-Medien wieder auf, 1955 gelangte es erstmals in Küppers Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Offenkundig als Herabwürdigung gemeint, veränderte der Begriff durch Schlager und Film seine Semantik und wurde schließlich von den Jugendlichen zur Selbstbezeichnung akzeptiert. Im Sommer 1956 tauchten in einem Jugendwohnheim in Braunschweig Handzettel auf: "Am Sonnabend abends um 8 Uhr Halbstarkentreffen. Münzstraße. Gummiknüppel sind mitzubringen. Die Panther." Zwar deuteten die eilig eingeleiteten Nachforschungen auf einen minderjährigen Einzeltäter, doch für die Begriffsgeschichte hat die Quelle Indizienwert.» (Merkur 710, S. 631)
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 19.08.2011 um 12.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19147

Mrozeks Beitrag kenne ich nicht. Ich weiß nur, daß der Teenager in zahlreichen Schlagern der späteren Fünfziger vorkam: Teenager-Melodie, Wenn Teenager träumen, das klang frisch und knackig. Der Wandel im Wortschatz des deutschen Schlagers zwischen 1950 und 1960 wäre eine Untersuchung wert.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 19.08.2011 um 11.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19146

Bodo Mrozek soll in seinem Beitrag "Halbstark! Zur Urgeschichte der Popkultur" Hinweise zur Bedeutungsgeschichte des Wortes geben, in: Merkur. Deutsche Zeitschrift für Europäisches Denken. 62. Jg. (2008), S. 630–635. Leider stellt der "Merkur" den Text nicht kostenlos zur Verfügung.

Kennt jemand den Text?
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 19.08.2011 um 04.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19145

"Gab es daher noch eine Bezeichnung für junge Männer, die nicht aufbegehrten, die nicht 'geltungsbedürftig' waren?": Ja. Ich war damals einer von denen, "die nicht aufbegehrten, die nicht 'geltungsbedürftig' waren", und trotzdem wurde ich als Halbstarker bezeichnet. Viele dachten da bei einem Halbstarken also offenbar nicht an ein "deutsches Pendant zu Marlon Brando".
Ich erinnere mich übrigens noch genau daran, daß mir die Bezeichnung "Backfisch" erklärt werden mußte, weil ich sie nicht auf Anhieb verstand.

"A teenie bopper can be defined as a young girl between the ages of 14–17." Auch wenn das Alter der jungen Leute zwischen 17 (manchmal schon 16) und 19 mit Zahlen mit der Endung "-teen" angegeben wird, spricht man hier von ihnen schon eher als "young adults" und nicht als "teenager". Teenager machen sich und der Gesellschaft mehr mit ihrer Pubertät zu schaffen.
Wie mir die Bezeichnung aus dem Deutschen geläufig ist, ist damit nach wie vor ein weiblicher "Teenager" gemeint. Normalerweise benutzt man nämlich für das, was mit deutsch "Teenager" ach so objektiv gemeint sein soll (spätere Duden), die Bezeichnung "Jugendliche". Teenagerin! So à la "Gästin" in *Andorra*!
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.08.2011 um 03.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19144

Unsere Eltern waren besorgt, daß wir Halbstarke oder Rowdies werden könnten. Das war in den 50er Jahren. An Teenager kann ich mich aus jener Zeit nicht erinnern.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 19.08.2011 um 00.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19141

Nachtragsfrage:

Beim Backfisch habe ich etwa Romy Schneider in jungen Jahren im Kopf ("Mädchen in Uniform" hieß der Film wohl), und beim Halbstarken muß ich tatsächlich an den jungen aufbegehrenden Horst Buchholz denken. So als deutsches Pendant zu Marlon Brando. Gab es daher noch eine Bezeichnung für junge Männer, die nicht aufbegehrten, die nicht "geltungsbedürftig" waren?
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 19.08.2011 um 00.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19140

Stimmt es eigentlich, daß der grammatisch maskuline Backfisch nur immer weibliche Personen bezeichnet(e)? (Anmerkung: Ich habe den Paul in der 9. Auflage zur Hand, der den Hinweis hat, daß der Backfisch seit "dem 16. Jh. stud. ›unreife Studenten‹ wohl mit Anklang an baccalaureus" bezeichnete und "heute veralt. ›junges Mädchen‹" meint. Mit der schönen Erklärung "(weil man zum Backen die kleineren, sich nicht zum Sieden eignenden Fische nahm)".

Als männliches Pendant spukt mir im Kopf dazu der "Halbstarke" herum. Das war vor meiner Zeit, aber gab es da nicht einen Film mit Horst Buchholz? Der Paul gibt zum Lemma "Halbstarker" an: "›geltungsbedürftiger Halbwüchsiger‹ (Hamburg um 1900; FAZ 17.9.56); vgl. CSchultz, Die Halbstarken 1912".

Falls das stimmt, daß der "Backfisch" sich nur auf Mädchen und der "Halbstarke" sich nur auf Jungen bezog, könnte es zugleich eine Erklärung dafür sein, daß der englische "Teenager" sich hier seit den 60er Jahren durchgesetzt hat. Plötzlich paßte ein Wort für beide Geschlechter, und womöglich konnten die Jugendlichen sich in der Ära des Rock 'n' Roll auch eher mit einem englischen Wort anfreunden.
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 18.08.2011 um 23.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19139

In der Tat, warum wirkt wohl Teenagerin auf manche so albern, ja anstößig?

Zunächst einmal ist die Verwendung von Teenagerin hier nicht nur überflüssig, sondern auch irreführend, denn es könnte sich ja um eine 13jährige oder um eine 19jährige handeln, was einen himmelweiten Unterschied ausmacht.

Manche empfinden auch die umstandslose Verbindung eines (in der Ursprungssprache geschlechtslosen) Fremdworts mit einem deutschen (Geschlechts-)Suffix als ausgesprochen häßlich – ebenso Bildungen wie downgeloadet (die der Duden in seiner unermeßlichen Weisheit als die einzig richtige ausgibt).

Andere, so Peter Eisenberg in seiner Dudenpreisrede, sehen darin einen Beweis, daß die Anglizismenflut das Deutsche in seiner Substanz nicht gefährde. Schließlich scheinen deutsche Grammatik, Syntax, Flexion diese äußeren (rein lexikalischen) Einflüsse unbeschadet zu überstehen.

Daraus spricht nach meinem Eindruck ein merkwürdiges Vorurteil vor allem von Linguisten, wonach der Grammatik eine höhere Dignität zukommt als dem bloßen Wortschatz. Danach sei das Verhältnis zwischen Wort (als willkürliche Lautfolge) und Bedeutung rein konventionell, ja willkürlich; die Grammatik sei dagegen von geradezu naturgesetzlichen Regeln bestimmt, was dem Forschungsdrang des Systematikers natürlich entgegenkommt.

Bei Teenager kommt noch etwas anderes hinzu: Zumindest früher verstand man im Deutschen unter einem Teenager nur ein junges Mädchen (so auch der Duden 1961). Aus meiner Jugend sind mir die Empfehlungen, doch lieber das altbewährte deutsche Wort Backfisch zu benutzen, noch gut in Erinnerung.

Mit zunehmender Verbreitung von Englischkenntnissen scheint sich dieses Verständnis des Worts aber geändert zu haben. Jedenfalls versteht schon der Duden 1980 unter Teenager sowohl Mädchen wie Jungen.

Entspricht das aber heutzutage wirklich dem allgemeinen Sprachgebrauch?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2011 um 07.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19136

Zu Boetticher noch ein Nachtrag: Es ist interessant, wie die Zeitungen durch fortwährenden Gebrauch der Wörter die Minderjährige, Schulmädchen-Affäre usw. einer legalen Beziehung doch noch den Schein des Verbotenen, zumindest Anrüchigen zu geben versuchen. In der Süddeutschen Zeitung stellte ein Psychologieprofessor, dessen Namen ich gleich wieder vergessen habe, eine besonders törichte Ferndiagnose, die naturgemäß auch den Narzissmus nicht ausließ. Boetticher ist also Narzisst. Das ist auch Julian Assange, wie man weiß, und, wie schon erwähnt, der norwegische Massenmörder. Charlotte Roche (bzw. die Heldin ihres neuen Feuchtbuches) ist ebenfalls eine narzisstische Persönlichkeit. Das schreibt wenigstens die Zeitung, folglich wird es wohl stimmen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.08.2011 um 06.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19134

v. Boetticher soll durch Jost de Jager abgelöst werden, der endlich auch Ministerpräsident werden will. Zur Erinnerung: de Jager war 1998 gegen die Rechtschreibreform und für Durchsetzung des Volksentscheids. Dann wurde er durch seine Parteioberen (Volker Rühe) umgedreht und stimmte wie alle anderen für die RSR.
 
 

Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 16.08.2011 um 16.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19131

Putzig, daß Frau v. Braun, diese Feministin, im Interview dann sagt: "Auf der Konferenz sprechen Religionswissenschaftler, Kulturwissenschaftler, Islamwissenschaftler, aber eben auch christliche Theologen". Eine rein männliche Konferenz?

Rein botanisch gesehen, ist der Samen (lateinisch semen) übrigens geschlechtslos. Es handelt sich um ein Ruhestadium des Sporophyten-Embryos, der aus der Verschmelzung von männlichem Pollen und weiblicher Eizelle hervorgeht.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.08.2011 um 07.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#19130

Warum kommt mir Teenagerin besonders albern vor?
(Heute in den Medien. Es geht um die Affäre des Politikers von Boetticher mit einer 16jährigen. Übrigens zeigt das Interview mit unserem Erlanger Philosophen Rudolf Kötter wieder einmal, daß es hier gar keine Experten geben kann. Philosophische Ethik ist Quatsch, "angewandte Ethik" ist Quadratquatsch, siehe www.welt.de.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.07.2011 um 17.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18976

Die Feministin Christina von Braun sagte mal im Gespräch mit Alan Posener:

"Es geht in erster Linie um Geschlechterbilder in den Wissensformationen. Warum sind alle National-Allegorien weiblich? Der individuelle Brite oder Deutsche ist zwar männlich – John Bull, der deutsche Michel und so weiter – aber der National-Körper wird immer weiblich gedacht: Britannia, Germania, Marianne. Gilt übrigens für alle Gemeinschaftskörper, selbst die Fußballmannschaft ist weiblich. Es geht dann auch darum, wie solche Kategorien in die Wissenschaft einwandern und mächtig werden, warum die Universität ‚alma mater’ heißt und sich das Seminar von ‚semen’, dem männlichen Samen, ableitet.  Geschlechterbilder waren sehr wirkmächtig bei der Herausbildung wissenschaftlicher Paradigmen."

(http://starke-meinungen.de)

Das ist recht lustig. Das Seminar heißt so, weil es ein Pflanzstätte der Bildung ist, und das kommt tatsächlich vom "Samen", aber nicht vom männlichen (der dem Pollen entspricht), sondern vom weiblichen, sozusagen.
 
 

Kommentar von B.Janas, verfaßt am 04.07.2011 um 16.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18954

Das Wort "Mannschaft" ist dagegen bisher bei der Frauen-WM unbeanstandet geblieben, soweit ich sehe. Ist es, weil der Mann darin schon ganz verblaßt ist und als solcher nicht mehr auffällt? Komisch auch, daß man "Team" noch nicht für solche Fälle übernommen hat.
Und warum wird Fußball von Frauen, Tennis dagegen von Damen gespielt, die sich auch in anderen Sportarten mehr tummeln als die Frauen?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.07.2011 um 14.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18952

Vielleicht fällt ja den Mitfrauen auch bald noch ein passenderes Suffix ein als ausgerechnet -schaft.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 04.07.2011 um 14.07 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18951

Das ist vielleicht politisch "korrekt", aber sprachlich und anatomisch?
 
 

Kommentar von Frauenversteher, verfaßt am 04.07.2011 um 13.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18950

Der Verein "Lebendiges Lesben Leben e.V. Frankfurt" schreibt auf seiner Webseite sprachlich-politisch-anatomisch höchst korrekt:

"Eine zusätzliche Förderung/Unterstützung durch Mitfrauenbeiträge und Spenden ist daher unabdingbar."

www.lll-frankfurt.de

Google liefert auch einige Belege für Mitfrauschaft.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.07.2011 um 10.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18946

Derselbe Landrat verkündete, um seinem nichtigen Geschwätz mehr Gewicht zu geben, mitten drin plötzlich die These, das wichtigste an der Erziehung sei es, ein zweites Auschwitz zu verhindern. Ich war wohl nicht der einzige Zuhörer, der dies als unangemessen empfand.

Ich erwähne das aber nur, um an das Vorbild, den bekannten Satz von Adorno zu erinnern:
Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an die Erziehung.
Was für ein verkorkstes Deutsch! Ganz abgesehen von der unsinnigen pädagogischen Überhebung. Man sollte Erziehungsziele nur verkünden, wenn man sie auch erreichen kann, sonst macht man sich lächerlich.
Zum Sprachlichen vgl.: Der Lehrer verlangt, daß Abschreiben nicht sei. – Komisch, nicht wahr?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.07.2011 um 12.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18936

... den Schülern und Schülern ...
(aus der – naturgemäß furchtbaren – Abituransprache eines Lokalpolitikers)
Damit ist den Forderungen der politischen Korrektheit Genüge getan.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.06.2011 um 12.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18886

Zum 80. Geburtstag von Hans Maier schreibt die KNA:

"Die Rechtschreibung zum Gegenstand regierungsamtlichen Handelns zu machen, wäre ihm nie in den Sinn gekommen."

Als Kultusminister hat Maier 1973 mitbeschlossen, eine Rechtschreibreform auf der Grundlage der Wiesbadener Empfehlungen durchzuführen.

Später waren andere Töne zu vernehmen, aber kein ausdrücklicher Widerruf.

Andere Verdienste des bedeutenden Mannes stehen hier nicht zur Diskussion.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 08.06.2011 um 07.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18819

Bei Google gibt es Studierendensekretariat inzwischen mindestens viermal so oft wie das normalsprachliche Studentensekretariat.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.04.2011 um 12.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18416

Nichts wirkt so zerreißend, nichts hinterlässt so tiefe Wunden wie ein Bruderkampf zwischen Schwesterparteien.
(aus Hans Maiers Autobiographie, Verlag C. H. Beck 2011)

Das Buch ist in Reformschreibung gedruckt, allerdings fast nur "Heyse". Maier war mitverantwortllich für die Rechtschreibreform, will heute darauf nicht mehr angesprochen werden. Ob er in seiner Autobiographie darauf eingeht, weiß ich noch nicht, nehme es auch nicht an.
Hübsch ist noch diese Stelle: "Bischof Kunst erzählte mir eines Tages, wie er Strauß in der Kuba-Krise 1962 in Bonn handlungsunfähig in einem Gebüsch liegen sah."
 
 

Kommentar von Peter Küsel, verfaßt am 28.03.2011 um 21.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18389

Winfried Kretschmann kann Geschichte schreiben und der erste grüne Ministerpräsident werden.

Nicht einmal die Grünen können es auf ihrer Website anders ausdrücken. (...) und die erste Ministerpräsidentin oder der erste Ministerpräsident werden haut irgendwie nicht hin.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2011 um 11.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18371

Der erwähnte junge Mann von der Linken, der genau weiß, was Frauen wünschen, schrieb u.a.:
»Es ist einfach nicht zu fassen! Dasselbe Kultusministerium, das alljährlich Abiturientinnen mit Kooperationsschreiben (zusammen mit Wirtschaft und Wissenschaft verfasst), in denen die jungen Frauen gebeten werden, ein technisch-mathematisches Fach zu studieren, geradezu bombardiert, lässt ein Schulbuch zu, das – welch Wunder: neun der zehn Autoren sind Männer – vor männlichem Technikverständnis nur so strotzt. „Schneller, höher, weiter, exponentiell beschleunigend“, so oder so ähnlich könnte man Einführung, Aufgaben und Bilder zusammenfassend beschreiben.
„Was mischt sich der Germanist und Politologe in die Mathematik ein? Das ist doch gar nicht sein Metier?“ Könnte man meinen. Man könnte aber auch meinen, dass die hier abgehandelte Frage eine universell pädagogisch-psychologische sei. Dann müsste man mir als Lehramtsstudenten durchaus Kompetenzen zuschreiben. Und als solcher gebe ich die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Pädagogik wieder, wenn ich hier behaupte: Männer und Frauen sehen in Technik zwei verschiedene Dinge. Für die meisten durchschnittlich sozialisierten, an Technik interessierten Männer ist Technik faszinierender Selbstzweck, für die meisten durchschnittlich sozialisierten, an Technik interessierten Frauen ist Technik ein Mittel der Lebensgestaltung und Alltagsbewältigung. Das Kultusministerium konterkariert also mit einem Buch à la „schneller, höher, weiter, exponentiell beschleunigend“ die eigenen Bemühungen, da junge Frauen mit derartigen Lehrmitteln systematisch von Technik und Mathematik ferngehalten werden.«
(linksjugendbbcw.wordpress.com/2010/09/15/)

Zufällig bin ich darauf gestoßen, woher er es hat:

"Ist e=mc² eine geschlechtsspezifische Gleichung? Vielleicht. Stellen wir die Hypothese auf, dass sie es insofern ist, als sie die Lichtgeschwindigkeit gegenüber anderen Geschwindigkeiten, die für uns elementar notwendig sind, vorzieht. Was in meinen Augen den möglicherweise geschlechtsspezifischen Charakter der Gleichung anzuzeigen scheint, ist nicht unmittelbar ihre Verwendung in Kernwaffen, sondern vielmehr die Bevorzugung dessen, was am schnellsten ist..." (Luce Irigaray, zit. nach Sokal/Bricmont: Eleganter Unsinn, S. 130)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.03.2011 um 12.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18350

Die Aussagen der Wissenschaftler werfen auch einen neuen Blick auf die Schwesterreaktoren im spanischen Santa Maria de Garoña und im schwedischen Okarsham, die noch früher ans Netz gingen als Block 1 in Fukushima Daiichi.

und ähnliche Meldungen ...

Wieso "Schwestern"? Reaktoren sind doch männlich! Das ist politisch nicht korrekt!
 
 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 04.03.2011 um 20.52 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18272

Kauffraulich ist natürlich völlig unmöglich. Es kann doch nur kauffrauisch heißen, auch wenn Google nachfragt: "Meinten Sie: kaufrausch".

So auch Frau Prof. Dr. Susanne Schmidt-Knaebel hier (PDF-Datei).

Der Aufsatz ist ja ganz vergnüglich zu lesen, aber offenbar todernst gemeint.

An einer Stelle zitiert sie:

"Die englische Königin Elisabeth II. traf zu einem Staatsbesuch in China ein.
Es ist das erstemal, daß ein britischer Monarch das asiatische Land besucht."

Sie sagt dazu: "Eine Form 'Monarchin' stünde, wie gesagt, problemlos zur Verfügung."

Daß eine Germanistik-Professorin die Zweideutigkeit, die dadurch entstünde, nicht erkennt, ist einigermaßen enttäuschend.



Vgl. noch: Erstmals seit der irischen Unabhängigkeit im Jahr 1921 wird ein britischer Monarch die Republik besuchen. (SZ 5.3.11)
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 04.03.2011 um 19.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18271

Es können auch Männer kauffraulich und Frauen kaufmännisch handeln!
 
 

Kommentar von Wiki, verfaßt am 04.03.2011 um 19.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18270

Zimmerer oder Zimmermann , weibliche Bez. Zimmerin

Zimmerer / Zimmerin ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO).
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 04.03.2011 um 18.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18269

"Kauffraulich" finde ich sehr, sehr seltsam. Da schimmert noch viel "Frauliches" durch, sozusagen das Gegenstück zu einem gedachten "kaufmännlich". - Und wie wird ein weiblicher Zimmermann genannt? "Zimmerfrau" ist doch wohl schon vergeben.
Und was ist mit einem geschlechtergerechten Hanswurst?
 
 

Kommentar von E. Zink, verfaßt am 04.03.2011 um 17.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18268

Ja mei, da hätt' man selber drauf kommen sollen; danke. Dann ist wohl auch anzunehmen, die Könnerin erledige eine Sache nicht etwa fachmännisch, sondern – als wahre Fachfrau – natürlich fachfraulich. Google wird's gewiß bestätigen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2011 um 15.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18267

"Kauffraulich" ist schon weit verbreitet, hier auch ganz offiziell zu lesen:

www.saarland.de/.../arbeitschancen_durch_europa.pdf

Leider ist "käuflich" schon anderweitig vergeben.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 04.03.2011 um 15.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18266

Dank sei unseren Hampelfrauen, daß sie so vieles klar erkennen.
 
 

Kommentar von E. Zink, verfaßt am 04.03.2011 um 15.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18265

Der Kaufmann ist kaufmännisch tätig. Aber die Kauffrau?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2011 um 12.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18264

"Die Soziologin Luise F. Pusch, Begründerin einer feminis­tischen Sprachkritik, spricht zum Thema 'Die Frau ist nicht der Rede wert?!' Iris-Patricia Laudacher bringt ihr Anliegen so auf den Punkt: 'Ihr haben wir es zu verdanken, dass wir heute von Kauffrauen sprechen und nicht nur von Kaufmännern.'"

www.teckbote.de

Wenn ich mich recht erinnere, haben wir "Kaufleute" gesagt ...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 04.03.2011 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18262

Zum "Führenden" (s. den Eintrag von Herrn Metz im Diskussionsforum): Das ist mehr als ein Flüchtigkeitsfehler. Man bildet zuerst "die Führenden", um "dem Führer" auszuweichen, und dann gleichsam als Rückbildung den Singular dazu, und im Eifer der Korrektheit übersieht man, daß der Vorteil des Plurals wieder weggefallen ist. Gestern las ich in diesem Sinne "der Studierende", als vermeintliche Vermeidung des maskulin belasteten "Student" gewiß ebenso aus dem Plural zu erklären. Zum jedem Plural gehört eben ein Singular, mag er noch so böse sein; das Sprachsystem fordert seinen Tribut.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 02.03.2011 um 09.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18245

Laut Europäischem Gerichtshof dürfen Versicherungsbeiträge für Männer und Frauen nicht verschieden sein. Frauen beziehen allerdings über fünf Jahre länger Rente als Männer. Das Renteneintrittsalter kann man angleichen, muß es wohl sogar. Das Problem ist die höhere Lebenserwartung der Frauen. Was kann man dagegen tun, um auch hier Gleichheit herzustellen?
 
 

Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 01.03.2011 um 12.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18240

Der Jemand

"Als jemand, der selbst vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich."

(Forschungsministerin Annette Schavan, zitiert nach Spiegel)

Wie würde das wohl "korrekt" heißen? "Als eine, die ..."? Oder, à la taz, "Als jefraud, die..."?
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 15.02.2011 um 12.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18037

Das ist skandalös, denn bei Google findet man keine Spagatprofessorinnen, aber Schrumpfgermaninnen. Zum Beispiel nennen sich eine Office-Anwenderin und eine eBay-Nutzerin so. Es gibt sogar einen Beleg aus einem SPIEGEL Special vom August 2006 über das Altern, der Artikel handelt vom Rassenwahn der NS-Zeit. Das Zitat stammt aus dieser dunklen Epoche:

Welchen Widerhall die Arbeit dieser Experten im Volke fand, illustriert eine im August 1934 veröffentlichte Heiratsanzeige aus dem "Völkischen Beobachter": "SA-Scharführer, Anfang 30, blonder Vollgermane, kernig und erbgesund, sucht auf diesem Wege die Mutter seiner kommenden Kinder und Wahrerin seines Hortes. Selbe muß Garantin rassischer Vollwertigkeit kommender Geschlechter sein. Stattliche Blondine bevorzugt, nachgedunkelte Schrumpfgermanin unerwünscht."
 
 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 15.02.2011 um 09.01 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18035

... aber die Schrumpfgermanin fehlt!
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 15.02.2011 um 03.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#18034

Der Rechtschreibduden hat dem Spagatprofessor eine Spagatprofessorin hinzugesellt.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 07.02.2011 um 20.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17982

Für "wer" gibt es in Altgriechisch, Lateinisch, Gemeinslawisch, Germanisch nur eine für alle Geschlechter gleiche Form. Für manche sprachlichen Erscheinungen ist einfach unsere indogermanische Ausgangssprache verantwortlich.

Auch malerisch, dichterisch, künstlerisch, poetisch, kriegerisch sind von männlichen Tätigkeitsbezeichnungen abgeleitet. Auch das sind wohl sehr alte Wörter.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2011 um 18.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17980

wer klingt nicht nur männlich, sondern entlarvt sich auch bei pronominaler Weiterführung unerbittlich als männlich. Da wartet also noch viel Arbeit.
Obwohl in besagter Volkshochschule Kursleitende die Kurse leiten, wird es schwierig, wenn die Kundinnen fragen: Wo ist denn die Kursleitende? Es könnte sich ein männlicher Kursleitender in diesen sprachlichen Porzellanladen verirrt haben. Den Damen ist übrigens entgangen, daß in zeichnerisch ein Mann steckt. Es muß zeichnerisch oder zeichnerinnisch heißen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2011 um 17.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17978

Nach längerer Zeit wieder mal die Stellenanzeigen in der Wochenendausgabe der SZ durchgesehen. Ich war etwas überrascht, daß ganz überwiegend nun die maskuline Form mit nachgestelltem (m/w) herrscht. Das ist eigentlich eine Bestätigung des generischen Maskulinums. Wenn es grundsätzlich nicht funktionierte, wie die Feministen behaupten, wäre es auch mit dem Zusatz nicht möglich.
 
 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 07.02.2011 um 17.40 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17977

Ist es nicht auch merkwürdig, daß in unserer Gesellschaft jedem Menschen unterstellt wird, er wolle, sobald er den Mund auf oder sich ans Schreiben macht, alle beleidigen, die man beleidigen kann. So daß es von allen möglichen Seiten Handreichungen gibt, wie man das tun kann, ohne daß die Beleidigten das merken oder nachweisen können. Wenn das nicht Beihilfe zur Diskriminierung ist!
Wer von Negern, Zigeunern oder WasauchimmerInnen nichts Schlechtes sagen will, kann das auch ohne solche Verrenkungen ganz unmißverständlich tun.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 07.02.2011 um 17.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17976

Dumm nur, daß eine Teilnehmerliste keineswegs eine Liste für Teilnehmer zu sein braucht und daß in einer »Liste für Teilnehmende« alles mögliche stehen kann. Und klingt wer nicht auch irgendwie arg männlich?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.02.2011 um 16.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17974

Aus dem Gender-Projekt des Volkshochschulverbandes Mecklenburg-Vorpommern e. V. (Erstellt von Dr. Marion Buhl und Dr. Birgit Gabler 2004)

Umformulierungsvorschläge:

leserfreundlich – lesefreundlich
Teilnehmerliste – Liste für Teilnehmende
Wen man alles fragen muss ... – Wer alles gefragt werden muss ...

 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 02.02.2011 um 13.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17940

Der Bilderteil der österreichischen Broschüre illustriert sehr schön, daß es gar nicht um diskriminierende Darstellungen geht, sondern um den diskriminierenden Blick auf sie. Es ist der eigene.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.02.2011 um 14.44 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17934

Kommunistinnen und Kommunisten: Einige weibliche Kommunisten haben sich durch besondere Menschenverachtung hervorgetan. Ohne verallgemeinern zu wollen: Auch bei den Nazis gab es einige besonders fanatisierte Frauen. Es erinnert an Schillers "Glocke".
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 01.02.2011 um 14.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17933

Ich warte auf den Augenblick, wo Guido Knopp in seiner "History" verkündet, daß 1933 die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten an die Macht kamen.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 01.02.2011 um 12.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17932

In der Tagespresse liest man bei Gewalttaten regelmäßig vom Täter, der gesucht wird, auch wenn nicht auszuschließen ist, daß dieser weiblich war. Ein entsprechender Brief an die Redaktion, das habe ich mitunter durchexerziert, findet weder Antwort und schon gar nicht Erwähnung in der Leserspalte.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 01.02.2011 um 11.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17931

Wer von den Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan spricht, der muß konsequenterweise auch von deren Feindinnen und Feinden sprechen, und man darf sich wohl Gedanken darüber machen, ob in diesem Krieg auch immer alles schön sportlich-fair zugeht, also Panzerfahrerinnen gegen Panzerfahrerinnen usw. Man sieht, wie solcher Sprachgebrauch schnell ins Lächerliche und Absurde führen kann. In bestimmten Zusammenhängen, z. B. bei einer Armee im Krieg, ist einfach die Nennung einzelner Geschlechter völlig fehl am Platz. In Afghanistan kämpfen unsere Soldaten, da gehen keine Soldatinnen und Soldaten zum Truppenball.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 01.02.2011 um 11.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17930

Ja, wie es auch B. Janas schreibt: Bei den Verbrechern, Mördern, Drogenhändlern werden die Weltverbesserinnen nicht so gerne mitgenannt und von den Weltverbessereren aus Höflichkeit nicht erwähnt, was nach der Logik der Weltverbesserer, Weltverbesserinnen und gegenderten WeltverbesserInnen doch auch schon wieder stereotyp sein müßte.
Was nun nichts mit der Sprache zu tun hat, aber lustig ist: In dem Leitfaden dienen zwei fast identische Bilder, nämlich jeweils einer jungen pflegenden Frau, einmal als positives Beispiel (junge Leute sind nicht nur auf Vergnügen aus) und einmal als negatives (nur Frauen sind in Pflegeberufen tätig).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.02.2011 um 08.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17927

Wie die bewußte Abkehr von der als "männlich" diffamierten Objektivität funktioniert, läßt sich auch am Leitfaden studieren:

„Unterschiede werden aber nicht wertfrei festgestellt, sondern durch eine Mehrheit bewertet, die festlegt, was als gesellschaftliche Norm zu gelten hat. Von Diskriminierung betroffen sind all jene Gruppen, die diesen dominanten Leitbildern nicht entsprechen.“

„Sexistische Sprache hat als Ausgangspunkt Frauen als unterdrückte 'Minderheit', die aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit sozialen Diskriminierungen ausgesetzt sind. Sexistische Sprache ist eine Sprache, die Frauen und ihre Leistungen ignoriert, sie in traditionellen Rollen verbunden mit sogenannten weiblichen Eigenschaften darstellt und / oder sie ausschließt.“

Die Verfasserinnen des Leitfadens wissen, daß sie mogeln, die Anführungszeichen beweisen es. Aber so geht die neue Logik: Wer verfolgt ist, gehört zur Minderheit, mag er auch zahlenmäßig die Mehrheit stellen. Ähnlich war das schon vor Jahrzehnten: Gewalt war definitionsgemäß mit Männlichkeit verbunden; wer also gewalttätig ist, mag biologisch eine Frau sein, gendermäßig ist er ein Mann. Wegen dieses Nutzens kann man auch audf den Begriff "Gender" nicht verzichten.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 31.01.2011 um 23.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17926

Dem Partizip Präsens steht wohl eine große Zukunft bevor, denn von ihm abgeleitete substantivierte Adjektive sind bei starker Beugung geschlechtsneutral. Leider gibt es kein passives Partizip Präsens. Beim Ersatz von Berufsbezeichnungen ist Phantasie gefragt.
 
 

Kommentar von B Janas, verfaßt am 31.01.2011 um 21.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17925

Nein, man schreibt und redet ungerührt und kommentarlos, wie man das normal und gut und richtig findet. Wenn genügend viele sich das trauen - und es kostet doch weder Kopf noch Kragen! - dann werden sie schon erlahmen oder im Sumpf der Inkorrektheit versacken, diese Besserwisserinnen und -wisser.
Nun ja, hier und da mag Honorar oder Job gefährdet sein. Dann kreativ werden und unanstößige Formulierungen finden, z.B. statt "Wählerinnen und Wähler" simpler "alle, die zur Wahl gehen". Ab und an kann's auch amüsant sein, konform zu formulieren: "Säuferinnen und Säufer", "Delinquentinnen und -quenten".
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 31.01.2011 um 18.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17924

Für gesellschaftliche Mißstände ist immer irgendeine Gruppe mit verantwortlich. Analog zu "Überalterung" könnte man "niedrige Geburtenrate" zurückweisen:

Dieser Begriff impliziert ein unaufhaltsames Verderben ... Er diskriminiert kinderlose Menschen. Eine „niedrige Geburtenrate“ heißt automatisch, dass Kinderlosigkeit etwas Falsches ist, das man so nicht hinnehmen kann. Der Begriff ist gleich gebildet wie „niedrige Produktivität“ und stellt Kinderlosigkeit als mangelnde Leistung dar, die man bekämpfen muss, um den Fortbestand der Gesellschaft zu retten.

Wenn man vom Feinstaub redet, diskriminiert man Autofahrer. Wenn man das Wirtschaftswachstum gering nennt, diskriminiert man sparsame Menschen. Man schreibt am besten gar nichts mehr.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2011 um 17.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17922

Der Leitfaden treibt die Ideologie ins Wahnhafte. Den letzten Teil mit den Bildern sollte man sich ansehen, kratzbaum hat schon darauf hingewiesen.

Im Textteil werden verurteilt: Milchmädchenrechnung, Schihaserl.

Was die Milchmädchen betrifft, so übertreffen sie noch die Mohren an Obsoletheit. Wer soll denn mit diesem Ausdruck herabgesetzt werden?
Das Schihaserl ist für die österreichischen Alpen ganz unentbehrlich, ich protestiere gegen seine Ausrottung!

... nicht nur die Bälle, auch die Frauen liegen dem Stürmer zu Füßen. Der Leitfaden kommentiert säuerlich: "Frauen liegen den Männern wie Objekte (Bälle) zu Füßen."
Nicht doch! Normalerweise liegen wir Männer den Frauen zu Füßen, und keine regt sich drüber auf. Ist ja auch was Schönes, diese Verehrung, in welcher Konstellation auch immer.

"Keine Neutralisierung durch Passivkonstruktionen:
Frau wurde Opfer von Gewalttat.
Der Ehemann tötete die Frau."

Das finden wir ja auch täglich in der Zeitung, aber manchmal ist eben der Täter nicht gleich bekannt, dann braucht man das Passiv. Wir wäre es übrigens zur Abwechslung mal mit Frau tötet Ehemann? Undenkbar? Hab ich aber auch schon gelesen, Nur im Leitfaden sind die Männer böse, die Frauen gut.

Der Islam ist auch gut, deshalb soll die Presse nicht von Geiseln Gottes schreiben. Das soll sie wirklich nicht, schon aus orthographischen Gründen.

"Diskriminierende Handlungen liegen vor,
- wenn mit Menschen, die im Rollstuhl sitzen, nicht auf gleicher Höhe sondern im Stehen kommuniziert wird.
- wenn Frauen in Frisiersalons für den gleichen Haarschnitt einen wesentlich höheren Preis als Männer bezahlen."

Das Leben wird kompliziert. Aber vielleicht wollen manche Rollstuhlfahrer das gar nicht, daß man vor ihnen in die Hocke geht wie vor einem Kinderwagen? Über die Preisgestaltung der Friseurbetriebe mögen andere urteilen. Daß sich ein österreichisches Ministerium damit beschäftigen zu müssen glaubt, ist erstaunlich.

Im Glossar dann wieder die schon bekannte Definition:

"Gender Mainstreaming bedeutet, dass bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig berücksichtigt werden, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt."

Wenn das so ist, sind auch die Köpfe von Männern und Frauen möglicherweise verschieden und müssen zu unterschiedlichen Preisen frisiert werden.

Außer Gender wird auch wieder Diversity nicht übersetzt, es sind zwei unendlich kostbare Wörter, die unbedingt in der Originalsprache belassen werden müssen.

Kurzum: Wer nach dem Leitfaden lebt, wird ein Heiliger!

 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 31.01.2011 um 11.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17919

Mir ist an dem Text vor allem aufgefallen, daß ganz normale, unvermeidliche Begriffe gebrandmarkt werden. So heißt es auf Seite 18 über "Vergreisung" und "Überalterung":

Diese Begriffe implizieren ein unaufhaltsames Verderben.

Danach ausführlicher zu "Überalterung":

Das Wort „Überalterung“ diskriminiert ältere Menschen. Eine „Über-Alterung“ heißt automatisch, dass das Älterwerden etwas Unnormales ist, das man so nicht hinnehmen kann. Der Begriff ist gleich gebildet wie „Überwucherung“ und stellt das Alter als ein Wildwachstum der Natur dar, gegen das man ankämpfen muss, um die Kultur zu retten.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 31.01.2011 um 11.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17918

Mir fallen in diesem "Leitfaden" die Wörter Prüfling und Sträfling auf. Einige, z. B. Lehrling, könnte man noch ergänzen. Es sind alles männliche Wörter, für die es im Gegensatz zu den mit -in(nen) erweiterbaren keine weibliche Form gibt. Deshalb wird die männliche Form sogar von den Antidiskriminierungsfanatikern wie selbstverständlich auch auf weibliche Personen angewandt, bzw. es wird nicht differenziert. Wieso geht das nicht genauso bei Lehrern, Schülern usw.?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 31.01.2011 um 10.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17916

Auch in diesem Text fällt wieder auf, wie stark die "Lesben" berücksichtigt sind. Da es traditionelle Galanterie so will, daß Frauen zuerst genannt werden, rücken die Lesben jeweils vor die "Schwulen", also die homosexuellen Männer, obwohl es ja diese waren,die in der Vergangenheit hauptsächlich unter Diskriminierung leiden mußten. Aber die feministische Durchdringung der Politik ging eben vor allem von Feministinnen aus, bei denen wiederum die lesbischen das große Wort führen. So kam es zu dieser verzerrten Darstellung. Der Minister ist sich nicht zu schade, gegen läppische Details eines undiffernzierten Bildes anzukämpfen, das sich manche Leute von lesbischen Frauen machen mögen. Hier sind die Proportionen verrutscht, um das mindeste zu sagen..
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 30.01.2011 um 19.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17914

Ist es einer Universität noch angemessen, solchen Quark zu verzapfen? Gibt es demnächst auch die vegetariergerechte Forschung? In Österreich treibt dieser Unsinn ebenfalls tolle Blüten, wie hier zu sehen: broschuerenservice.bmask.gv.at/PubAttachments/leitfaden_diskrim_2010_web01.pdf
Oder hatten wir das hier schon?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.01.2011 um 10.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17903

Von der Gender-Seite der Universität Erlangen:

"Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg setzt sich das Ziel, Gleichstellung auf allen Ebenen und in allen Bereichen der Universität durch die Einbeziehung der Gender-Perspektive, einer geschlechtersensiblen Sichtweise, dauerhaft in jegliches universitäre Handeln zu etablieren. Da es in den wenigsten  Bereichen der Universität eine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt, wird darauf hingewirkt, bei allen relevanten Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern zu berücksichtigen. Die Berücksichtigung der Geschlechterperspektive wird so zu einem wesentlichen Entscheidungskriterium bei allen Prozessen."

(Nur die Wissenschaft ist geschlechtsneutral, aber die ist ja an gegenderten Institutionen wie der Universität nicht so wichtig. Die „unterschiedlichen Interessen von Frauen und Männern“ werden einfach behauptet und verewigt, wie ein Naturgesetz. Wo bleiben die gemeinsamen Interessen? Gerade weil sie gemeinsame Interessen haben, sollen doch mehr Frauen in Berufe, wo bisher mehr Männer waren. Sind die Aufzucht von Kindern, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie keine gemeinsamen Interessen? Was soll dieses ausschließliche Betonen des Gegensatzes, als ob es sich um eine Erbfeindschaft handelte?)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2011 um 15.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17899

Jener junge Mann von der PDS, um den wir uns kürzlich Sorgen gemacht haben, erinnerte mich an die Feministinnen, die auch die herrschende Wissenschaftsauffassung für sexistisch verseucht hielten und z. B. erklärten:

„Feministische Wissenschaft ist parteiliche Wissenschaft und stellt den herrschenden akademischen Betrieb radikal in Frage. Sie setzt dem von Männern gestellten Objektivitätspostulat kein neues weibliches entgegen. Sie entthront die Kategorie der Objektivität ganz generell.“ (...) „Daraus folgt jedoch nicht, daß ein Wissenschaftler männlicher Provenienz (?) keinen feministischen Ansatz vertreten könne, wohl aber, daß das erwähnte geschlechtsspezifische Erkenntnisinteresse zum Gegenstand der Reflexion gemacht und die Erfahrungen von Frauen ernst genommen werden müssen.“ (Renate Möhrmann 1982)

Unter Frauen soll, bloß weil sie Frauen sind, eitel Harmonie herrschen:

„Es ist vielleicht mehr eine Wunschvorstellung als Realität und deshalb wichtiger als alle empirischen Beobachtungen: Im Idealfall, stelle ich mir vor, ist Frauensprache eine Art von Kommunikation unter Frauen, wo wir uns einander verbunden und miteinander verbunden fühlen, ohne uns lang zu kennen, ohne vorausgehende Prüfung der Charaktere, über Nationalität, Rasse, Alter und Klassen hinweg, weil wir zuallererst Frauen sind, bewußt uns als Frauen erleben mit demselben Anliegen, uns gegen unsere Unterdrückung zu wehren. Im Idealfall ist Frauensprache unterstützender Dialog, Offenheit, Kreditgeben, Akzeptieren, Verstehen (...).“ (Senta Trömel-Plötz 1982)

Luise Pusch stellt fest, daß Trömel-Plötz als Pionierinnenleistung zwei Bestsellerinnen vorlegte: www.frauensprache.com/rezension_pusch.htm. Sie nimmt ihrer Freundin „Senta“ allerdings ein wenig übel, daß diese nicht nach einer Partnerin sucht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2011 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17898

zu Argonaftis, #17894:
Es ist schon so lange her, daß ich mich nicht direkt erinnern kann. Aber Ulbricht war ja Sachse, daher kann er keinesfalls "Jenosse" gesagt haben, sondern nur "Genosse". Das J statt G benutzen die Berliner und andere "Preußen".
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2011 um 14.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17897

Bei manchen ist nicht mal das und hörbar, z. B. bei Müntefering klingt es immer "Liebe Genossen Genossen", und ich wüßte nicht, ob ich nun beim ersten oder beim zweiten Wort einen Apostroph setzen sollte.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.01.2011 um 12.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17896

Zu den Volksgenossen und Volksgenossinnen darf ich an einen früheren Hiweis auf das Dritte Reich erinnern:
www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=780#16278.

Übrigens muß man "Genossen" und "Genossinnen" genau gleich aussprechen (also mit Verschleifung des Motionssuffixes), um den Ton heutiger Politiker zu treffen.
 
 

Kommentar von Heinz Erich Stiene, verfaßt am 27.01.2011 um 11.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17895

Bei den Genossinnen und Genossen oder den Hörerinnen und Hörern ist die Wahrnehmung heute wohl so wie bei der Rechtschreibung. Wenn man früher solches hörte oder las oder in einem Text auf „überschwänglich“ stieß, dachte man sich nicht viel dabei. Die Empfindlichkeit stellt sich in dem Augenblick ein, wo hirnferne Ideologen sich daranmachen, die Sprache totalitär nach ihrem Katechismus zurechtzuhämmern.
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 27.01.2011 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17894

Die Linie läßt sich weiterverfolgen. Vor Jahrzehnten gab es eine parodierende Hörfunksendung, die stets begann: Liebe Jenossen und Jenossinnen!
Vermutlich unter Bezug auf Ulbricht.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 27.01.2011 um 10.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17893

zum totalitären Anspruch:
Die Doppelnennungen mit "-innen" habe ich immer für ein Produkt der letzten Jahre gehalten, etwa seit A. Schwarzer, aber kürzlich hörte ich im Auszug einer Hitlerrede auch schon "Liebe Volksgenossen und Volksgenossinnen". Oder liegt es daran, daß der auch Österreicher war?
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.01.2011 um 22.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17892

Je weiter sich duale männliche und weibliche Berufsbezeichnungen ausbreiten, desto mehr fällt das einzige Gebiet auf, in welchem weibliche Berufe von Amts wegen absolut verboten sind. Das halte ich für eine positive Nebenwirkung.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 26.01.2011 um 16.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17889

Die Männerfeindlichkeit der Lesbierinnen kommt bei heterosexuellen Frauen schon deshalb nicht gut an, weil sie spüren, daß sie selbst eigentlich noch mehr verachtet werden – dafür, daß sie sich mit Männern abgeben. Interessante, wenngleich reichlich manieriert geschriebene Einblicke in dieses Milieu in den siebziger Jahren bietet Terry Castles autobiographische Novelle The Professor (2010).
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2011 um 14.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17888

Schon im Begriff Mainstreaming steckt ein totaler, ja totalitärer Anspruch. Die Bundesregierung behauptet denn auch ganz amtlich, daß es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt. Niemand widerspricht.
In die unzumutbar verkürzten und verschulten Studiengänge ist ohnehin ein Anteil "Schlüsselqualifikationen" hineingezwängt. Bisher mogelt man sich durch mit rhetorischen Veranstaltungen im weitesten Sinne. Genderstudien dürfen dabeisein, müssen aber noch nicht. Wenn aber Gendersensibilisierung wirklich so wichtig ist, muß dieser Teil vom Kindergarten bis zum Berufsabschluß und darüber hinaus verbindlich eingeführt werden. Wie seinerzeit ML in der DDR und heute noch Religions- oder Ethikunterricht in den meisten Bundesländern.
Der Zwang wird zu Überdruß und Widerstand führen, und daran wird vielleicht der Feminismus eher scheitern als an seiner sachlichen Unbedarftheit.

Übrigens heißt es zwar offiziell, Gender sei nicht dasselbe wie Sexus, sondern ein Konstrukt und eine gesellschaftliche Zuschreibung, aber die Genderpraxis straft diese Behauptung Lügen. Es geht stets um handfeste biologische Geschlechtlichkeit. Das schaufelschwingende Mädchen auf dem Baustellenschild mit Pferdeschwanz und Rock ist kein Konstrukt, und auch unsere Frauenbeauftragten kümmern sich nicht um die Interessen von Konstrukten, sondern um Mutterschutz und Familienzeiten usw. – glücklicherweise.
Ich selbst bin auch nicht mit einer Person verheiratet, der die Gesellschaft bestimmte Genderqualitäten zuschreibt, und meine entzückenden Töchter hat diese Person vor meinen Augen in sehr handgreiflicher Weise zur Welt gebracht, wir brauchten da nichts weiter zu "konstruieren".

Sowohl die feministische Linguistik als auch die EU-Genderpolitik ist unter maßgeblichem Einfluß von lesbisch orientierten Frauen zustandegekommen, oft mit einem männerfeindlichen Zungenschlag, den viele Frauen nicht ausstehen können. In erstaunlich vielen Gender-Papieren wird denn auch auf die Interessen von Lesbierinnen hingewiesen – als wenn hier eine unterdrückte Spezies zu rehabilitieren wäre. (Über die Forderung, neben den NS-verfolgten männlichen Homosexuellen auch die nicht verfolgten Lesbierinnen mit einem Mahnmal zu ehren, haben wir ja schon anderswo gesprochen.)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.01.2011 um 13.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17887

Von meinen Enkeltöchtern weiß ich, daß fußballspielende Mädchen von anderen Mädchen Bewunderung erhalten, besonders solche, die sich trauen, mit Jungens zusammen zu spielen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 26.01.2011 um 10.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17886

Ich hatte beiläufig vorgeschlagen, Gender mainstreaming als "Durchsexualisierung" zu übersetzen, und meist stimmt das. In Wien und anderswo sollten schon Piktogramme (wie auf Ampeln, Fluchtwegmarkierungen, Bauarbeiten-Warnschildern) durch eindeutig weibliche Varianten ergänzt werden:
diestandard.at/2695627?_slideNumber=3.
Natürlich sind Bauarbeiterinnen selten zu sehen, außerdem sind Rock und Pferdeschwanz bei solchen Arbeiten nicht optimal, auch wenn sie niedlich aussehen. In manchen Berufen sind offene Haare, lose Kleidung oder Fingerringe lebensgefährlich und daher verboten.
Es gibt schon Fahrradwegschilder mit Damenfahrrädern, obwohl diese weniger prägnant aussehen. Zeigen andererseits die Fußwegschilder einen Mann mit Kind an der Hand, denkt heute jeder gleich das Schlimmste.

Bei den Toiletten wird die Paradoxie noch auffälliger. Manche fordern Einheitstoiletten, also gerade das Gegenteil der "Sichtbarmachung" der Unterschiede. Gestern sah ich nacheinander einen Schäferhund und eine Schäferhündin pinkeln. Der Rüde brauchte seinen Baum, die Hündin konnte damit nichts anfangen und tat's auf ihre Weise. Sie wissen nichts von sozialer Zuschreibung des Geschlechts.
Ich selbst möchte auf die bekannten Urinale in öffentlichen Häusern nicht verzichten, will mir aber dabei auch nicht von Frauen zusehen lassen (die sicher auch keinen Wert darauf legen). Richtig ist die Forderung nach mehr Frauenklos, denn tatsächlich bilden sich in Theatern usw. regelmäßig Schlangen bei denen da drüben, nicht bei uns. Aber dazu braucht man keine Genderforschung. Auch nicht für das ausgiebig diskutierte Problem, wohin man mit andersgeschlechtigen Kleinkindern gehen soll. Wickeln konnte ich meine Töchter, wenn überhaupt, nur auf der Damentoilette. Später bin ich mit ihnen die Herrentoilette gegangen, solange sie noch nicht allein wollten. Weltbewegend war das nicht, man muß einfach praktisch denken.

In Wien gibt es einen Genderpark:
"In Wien-Währing ist der neu gestaltete Schubertpark wieder eröffnet worden. Das Besondere: Er ist einer der ersten Gender-Parks in Wien: Das heißt: Er ist auch auf die Bedürfnisse von Mädchen ausgerichtet. ...
Zwei Sportplätze - einer für Burschen zum Fussballspielen (!), einer für Mädchen zum Volleyballspielen - sind das Herz des neu gestalteten Schubertparks."
Das ist aber wieder das alte Klischee: Jungen spielen Fußball, Mädchen Volleyball.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2011 um 15.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17885

Zwei Anmerkungen:

Die Sache mit den österreichischen Meisterinnen hatten wir schon mal:
www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=693

Die Verwechslung zwischen Storm und Fontane könnte auf des letzteren bekannte Verse über den "letzten dunklen Punkt" zurückgehen.
 
 

Kommentar von B Janas, verfaßt am 25.01.2011 um 14.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17884

T. Fontane läßt wissen, daß nicht er, sondern T. Storm Urheber des von mir zitierten Diktums sei. Ob er ihm beipflichte, steht wohl außer Frage, dennoch ein bedauerndes "Sorry" für den lapsus memoriae.
 
 

Kommentar von B Janas, verfaßt am 25.01.2011 um 11.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17883

Wikipedia unter "Arrow-Theorem":
"Das von dem Ökonom und Nobelpreisträger Kenneth Arrow formulierte und nach ihm benannte Arrow-Theorem (auch Arrow-Paradoxon oder Allgemeines Unmöglichkeitstheorem genannt) weist nach, dass es unmöglich ist, aus den Präferenzen der Individuen einer Gruppe immer eine eindeutige Präferenz der Gruppe abzuleiten, wenn diese Ableitung gleichzeitig noch einige anscheinend naheliegende ethische und methodische Bedingungen erfüllen soll."

Es ergeben sich mithin im demokratischen Prozeß unvermeidlich Widersprüche.
Das haben noch nicht alle Demokraten verinnerlicht. Oft könnte freilich Fontane helfen: "Der eine fragt, was kommt danach, der andere fragt nur, ist es recht? ..."
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 25.01.2011 um 10.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17882

Das österreichische Ministerium gibt Anleitungen zur geschlechtsgerechten Schreibung: http://www.bmukk.gv.at/medienpool/7108/gender_formulieren_2010.pdf

Gleich der erste Beispieltext verwirrt mich: „Schülerinnen und Schüler suchten ihre Meister und Meisterinnen auf Schibrettern.“
Suchten also die Schülerinnen ihren Meister und die Schüler ihre Meisterin? Wie hat man sich das vorzustellen?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.01.2011 um 06.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17881

Zum Beispiel die damalige österreichische Kultusministerin Elisabeth Gehrer hat in einem Rundschreiben angeordnet, daß die Sprache aller amtlichen Texte im feministischen Sinne umzugestalten sei, und ausdrücklich verboten, das generische Maskulinum mit dem Zusatz, es gelte für beide Geschlechter, zu verwenden.
Gehrer dürfte wissen, daß die sprachwissenschafltichen Voraussetzungen dieser Sprachlenkungsmaßnahme falsch sind, aber selbst sie konnte sich der Eigendynamik der politischen Linientreue (PC) nicht entziehen, und so geht das überall, auch bei der Rechtschreibreform.

Es kommt zu Erlassen, Richtlinien, Gesetzen, auf europäischer Ebene in höchst undurchsichtiger Weise zu Beschlüssen (wie über das Gender mainstreaming, ohne jede parlamentarische Auseinandersetzung, einfach durch Lobbyarbeit von Lissy Gröner und Gesinnungsgenossinnen), und dann fragt niemand mehr nach den sachlichen Grundlagen.

Ich habe in einer anderen Spalte schon Brechts Gesang vom Einverständnis zitiert. Es gibt solche Sprüche und solche Charaktere. Zum Beispiel das bekannte Wort von Peter Weiss:
„Die Richtlinien des Sozialismus enthalten für mich die gültige Wahrheit.“
Wie können Richtlinien eine gültige Wahrheit enthalten? Das haben wir uns auch beim Rechtschreib-Erlaß oft gefragt.
"Ich werde der neuen Norm folgen, weil sie die Norm ist." Diesen Satz eines der erfolgreichsten Schulbuchverfassers habe ich oft zitiert.
Das sind natürlich alles Fälle für den Psychologen, unter anderem.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2011 um 18.46 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17880

Hier mal etwas Amüsantes, von einem jungen linken Frauenversteher:

linksjugendbbcw.wordpress.com/2010/09/15/

Übrigens waren viele Äußerungen von Feministinnen der 70er und 80er Jahre durchaus sehr ähnlich. Um das angeblich typisch weibliche Wissenschaftsverständnis ist es seither sehr still geworden. Man will den Frauen ja nicht alle Chancen nehmen. An der Uni mag es angehen, aber wer wird eine Person mit spezifisch weiblichem Technikverständnis einstellen? Die Hochschulen sind inzwischen zu "gendered institutions" geworden, aber gegenderte Flugzeuge usw. wollen wir doch lieber nicht benutzen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.01.2011 um 18.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17879

Als Lyrik geht vieles durch, an der Prosa zeigt sich, ob jemand etwas zu sagen hat und es auch wirklich sagen kann. Das war der Gesichtspunkt, unter dem ich beschlossen habe, Cotten nicht zu lesen.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 19.01.2011 um 22.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17854

Was jetzt kommt ist böse und gemein, aber dennoch meine ganz persönliche Meinung:

Wenn bei einer Ann Cotten Iris Radisch in der "Zeit" auf die dämliche Idee kommt, Lyriker wie Nico Bleutge als "Flugtier" und die in Iowa geborene Ann Cotten als "Jeanne d’Arc" zu bezeichnen, dann werde ich "Jeannes" Gedichte niemals lesen.

http://www.zeit.de/2010/38/L-B-Cotten

Alle diese Autoren, die so künstlich hochgejubelt wurden, waren nach kurzer Zeit (wie hieß noch mal die junge Dame, die im letzten Jahr ihren Roman zusammenplagiiert hatte?) wieder in der Versenkung verschwunden. Hinzu kommt, daß noch kein Buch in Reformschrieb es wirklich wert war, von mir gelesen zu werden.

Außerdem könnte ich jetzt noch giftig mutmaßen, daß bei Ann Cotten womöglich die österreichische Gender-Mainstreaming-Gehirnwäsche schon erfolgreich war. Aber nein, das lasse ich dann doch lieber...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.01.2011 um 18.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17850

Ebenfalls aus Österreich stammt das folgende, allerdings in Deutschland verlegte Buch:
Franz Josef Czernin/Thomas Eder: Zur Metapher. München 2007.
Der Band wurde mit Unterstützung des österr. Kultusministeriums gedruckt. Ein Aufsatz von Marga Reimer/Elisabeth Camp ist von Ann Cotten aus dem Englischen übersetzt und verwendet nur das generische Femininum: die intendierte Sprecherinnenbedeutung, die Sprecherinbedeutung (das ist die Übersetzung von Grice' speaker meaning). Es gibt überhaupt nur Philosophinnen usw.

Suhrkamp veröffentlicht Cotten in Reformschreibung. Sie wird weithin als literarisches Wunderkind gehandelt. Eine Leseprobe aus „Florida-Räume“ macht mir aber keinen Appetit auf weitere Beschäftigung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2011 um 12.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17842

Pardon, nun noch einmal korrekt: Nirgendwo wird das Gender Mainstreaming so rabiat durchgesetzt wie in österreichischen Institutionen.
(Die Chinesen sind die größten Teetrinker, nicht wahr?)
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 18.01.2011 um 08.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17841

Das Geschlecht eines Menschen erkennt man üblicherweise an seinem Vornamen. Mehrfachredundante, künstlich erfundene Angaben wie: Univ.Prof.in Mag.a Dr.in Vorname Nachname fallen im freien Umgang dem Bestreben der Sprache zum Opfer, möglichst effizient zu sein und Unnötiges wegzulassen, ganz abgesehen vom Binnenpunkt.
Interessant auch, daß gleich im zweiten Pro-Gender-Beitrag (Dr. Sepp Hochreiter) von Biologen und Medizinern die Rede ist!
Die Hauptfrage, die ich eigentlich noch nie beantwortet bekam, ist doch, welchen Nutzen bringt die künstliche flächendeckende Einführung der typischen Wortungeheuer dem Durchschnittsleser? Ich empfinde diese Dinge nur störend und als Lesestolpersteine.
Die Verallgemeinerung, „die Österreicher sind die rabiatesten Mainstreamer“, halte ich übrigens für nicht zulässig.
 
 

Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 18.01.2011 um 08.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17840

Aus der ersten von Ickler genannten Quelle:

«Dr.in Waltraud Ernst, M.A.:

Ich unterrichte die internationale, interdisziplinäre LVA "Biology, Ethics, and Gender" im Modul "Ethics and Gender Studies" für die Naturwissenschaften. Es ist immer wieder sehr aufregend zu erleben, wie Studierende mit ihrem Alltagverständnis von Geschlecht - auch ihres "eigenen" - in die Lehrveranstaltung kommen und sich zum Teil doch sehr offen mit den
wissenschaftlichen Analysen und Theorien konfrontieren lassen und am Ende des Semesters nach viel Lektüre und vielen Diskussionen ein neues Verständnis von den vielfältigen Möglichkeiten Geschlecht zu verstehen erarbeitet haben - und ein Bewußtsein davon, dass dieses Verständnis sich im Laufe der Geschichte verändert hat und nach wie vor veränderbar ist - im Zusammenhang von wissenschaftlichen Theorien, politischen und
ökonomischen Interessen und gesellschaftlichen Bewegungen.»

* So sollte jeder Text anfangen: "Ich".

* "Sehr aufregend" und "sehr offen". Zumindest zum Teil doch.

* Wer geglaubt hat, er habe ein eigenes Geschlecht, wird mit Gänsefüßchen beworfen.

* "Wissenschaftliche Analysen und Theorien", "wissenschaftlichen Theorien", im Unterschied zu den nichtwissenschaftlichen.

* Die Diskussionen in der "internationale[n], interdisziplinäre[n] LVA 'Biology, Ethics, and
Gender' im Modul 'Ethics and Gender Studies' " wurden mit den Linzer Studenten sicherlich auf englisch geführt.

* Hatte eine(r) der Teilnehmer(innen) keine Verwendung für ihr(sein)en Schein?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.01.2011 um 06.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17839

Wie gesagt, die Österreicher sind die rabiatesten Mainstreamer. Es grenzt schon an Gehirnwäsche, wie z. B. an der Universität Linz die Leute umerzogen werden sollen. Es gibt auch opportunistische Bekenntnisse, die sich recht gruselig lesen:
stimmen%20aus%20den%20fakult%C3%A4ten.pdf
oeh%20artikel.pdf
GeschlechtergerechtinSpracheundBild_ger.pdf
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 16.01.2011 um 15.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17833

Meine kleine Hoffnung bezog sich auch nicht auf die Grünen. Die haben ihre Leute fest an der Leine. Einen kleinen, aber nachhaltigen Eindruck habe ich bekommen, als der damaligen Grünen-Abgeordnete Gerald Häfner im Bundestag gegen die Rechtschreibreform sprechen wollte und auf Beschluß des Fraktionsvorstandes nicht durfte. Er durfte dann auf Antrag der FDP (!) sprechen und hat die beste aller Reden in jener Debatte gehalten. Für die Grünen sprach ein völlig ahnungsloser Außenpolitker, an dessen Namen ich mich nicht erinnern kann und will.

Im bayerischen Landtag hat sich nach Zehetmairs famoser Regierungserklärung die Grünen-Abgeordente ebenfalls nicht übertreffen lassen in ihrer Folgsamkeit gegenüber der CSU-Staatsregierung. Die Durchsetzung der Rechtschreibreform konnte ihr gar nicht schnell genug gehen.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 16.01.2011 um 13.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17832

Ähnlich wie Herr Bärlein bin auch ich skeptisch. Vor allem wenn ich mir noch einmal den ursprünglichen Kontext des Aufsatzes ansehe. Er steht in der Novemberausgabe (2007) des grünen Magazins "krass" und ist dort (leider nur) der Contra-Teil zu Josefine Pauls Pro-Text "Möglichkeiten der geschlechtergerechten Sprache nutzen!" Damit es schön politisch korrekt ausgewogen ist, wurde im Heft dem an erster Stelle (!) stehenden Text für geschlechtergerechte Sprachverhunzung einfach noch einer dagegen nachgestellt. Hilfreich ist natürlich, daß Frau Münstermann ihren Text noch einmal mitgeteilt hat, aber womöglich findet sich auch der andere Text noch im Internet.

krass_november_2007i.pdf
 
 

Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 16.01.2011 um 12.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17831

Der Text von Katharina Münstermann gefällt mir auch. Nur gibt er wenig Anlaß zur Hoffnung. Eingestellt wurde er im November 2007, und bis heute ist er ohne Kommentar geblieben. Unter den gegebenen Umständen bedeutet das günstigstenfalls, daß sich kein Grüner getraut hat, ihm öffentlich zuzustimmen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 15.01.2011 um 23.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17830

Siehe auch Anthony Daniels über die Ersetzung von "mankind" durch "humankind":
pajamasmedia.com/blog/censorship-by-language-reform/?singlepage=true
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 15.01.2011 um 22.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17829

Zu 17824 (H. Ickler)
Ich hatte mein Berufsleben lang das Glück, durchweg wirklich gute Schreibdamen, die nach Diktat schrieben, gehabt zu haben. Nicht selten kam es vor, daß eine fragte: wollen Sie das wirklich so schreiben?
"Dort auch eine besonders absurde Schreibweise:
des/der Anwa(ä)ltes(in)" (Zitat Ickler).

Wie soll das eigentlich funktionieren, wenn so ein Schmarrn von der armen Sekretärin flott heruntergeschrieben werden soll?
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 15.01.2011 um 21.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17828

Zu engl. "their" zur Vermeidung von "his" oder "his or her" oder "her or his": Ich bemerke, daß "their" den meisten, auch akademischen Sprechern ohne jede Schwierigkeit von den Lippen geht. Das hat also nichts mehr mit bewußter PC zu tun (meine ich jedenfalls), sondern ist ein Zeichen, daß da kein Gefühl mehr für einen grammatischen Singular die Wortwahl beeinflußt. Da ist bei diesen Sprechern also eher ein Gefühl für den eigentlichen Numerus verloren gegangen, als daß da bewußt noch etwas geschlechtsspezifisch verändert ausgedrückt werden soll. Bei Wörterbüchern (#17819) ist das natürlich anders; die merzen jedes "his" lt. Programm um.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2011 um 17.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17824

Bei Lesen unseres Erlanger "Uni-Kuriers" mit seinen bemüht feministischen Verrenkungen fällt mir wieder mal auf, daß es längst nicht mehr um die Rechte der Frauen geht, sondern nur noch um das Bekunden von Konformität, eben "Korrektheit" um ihrer selbst willen.
Ähnliches beobachtete die Germanistikstudentin Katharina Münstermann in einem bemerkenswert gescheiten Beitrag ihres grünen Parteiblattes:

www.gruene-jugend-ge.de

Dort auch eine besonders absurde Schreibweise:
des/der Anwa(ä)ltes(in)

Es gibt noch Hoffnung.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 15.01.2011 um 14.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17819

In den Wörterbüchern scheint dieser Gebrauch jedenfalls längst üblich zu sein:

Oxford Dictionaries Online (http://oxforddictionaries.com), self-starter: »a person who is sufficiently motivated or ambitious to work on their own initiative without needing direction.«

Oxford Advanced Learner’s Dictionary (7. Auflage, 2005), writer: »(with an adjective) a person who forms letters in a particular way when they are writing: a messy writer«

Ebenfalls im OALD von 2005 unter dem Stichwort »self-starter«: »a person who is able to work on their own and make their own decisions without needing anyone to tell them what to do«
Dagegen in der 4. Auflage von 1989 noch: »a person showing initiative and not needing others to make him work«

Cobuild English Dictionary (1995), ghost: »If someone does not stand or does not have a ghost of a chance of doing something, they have very little chance of succeeding in it«
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 15.01.2011 um 12.19 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17816

Über "their" als englische Umgehungsstrategie hatten wir schon gesprochen, aber ich habe eine Frage an die Kenner: In Fachtexten finde ich öfter so etwas:
A person is seated, hardly moving their body, looking at a computer screen.
Anyone who refuses to accept the need to alter their behaviour and ‘go green’ is depicted as greedy and irresponsible.

Ist dies in Zeitungen auch üblich? Und gibt es wiederum Unterschiede zwischen USA und GB?
 
 

Kommentar von Argonaftis, verfaßt am 12.01.2011 um 18.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17776

"Mit den Wölfen/Wölfinnen heulen". Heulen Wölfinnen überhaupt?
"Wenn der Hahn/die Henne kräht – äh – auf dem Mist...".
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 12.01.2011 um 11.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17771

Herr Riemer meinte folgendes:

Ein treffenderes Beispiel für das Sprichwort, die Ziege/den Bock zum/zur GärtnerIn zu machen ...

Das sollte man natürlich dann eleganter ausdrücken:

Ein treffenderes Beispiel für die Ziege/den Bock als GärtnerIn ...
Ein treffenderes Beispiel für die/den Ziege/nbock als GärtnerIn ...
Ein treffenderes Beispiel für Ziegen oder Böcke als GärtnerInnen...
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 12.01.2011 um 09.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17769

Wie schon bemerkt: In englischen Texten aus den USA ist der Zwang zum generalisierten Femininum inzwischen durchgehend zu beobachten, auch Versuchstiere sind, wie alle Menschen, grundsätzlich weiblich. Irre ich mich, oder ist das in britischen Texten nicht der Fall?
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 05.01.2011 um 14.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17714

Ein treffenderes Beispiel für das Sprichwort, den Bock zum Gärtner zu machen, läßt sich schwer finden. Da schreibt jemand in einem derart schauderhaften, unverständlichen Deutsch ausgerechnet darüber, wie man Texte verständlicher schreiben und besser verstehen kann. Auf ein Wort wie Text-LeserIn-Interaktion, auch ohne das dämliche Binnen-I noch ein echter Lese-Widerhaken, muß man erstmal kommen! Hätte der Verfasser dafür schlicht Lesen, außerdem Schüler statt RezipientInnen geschrieben, wäre ihm die Trivialität seines Textes vielleicht selbst aufgefallen.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 05.01.2011 um 12.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17713

Ich war einmal der Meinung, der Begriff ‚sinnerfassend lesen‘ sei tautologisch.
Angesichts solcher Beispiele bekommt er für mich aber eine neue Bedeutung.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.01.2011 um 09.58 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17711

Noch ein Beleg aus Österreich:

Allerdings sind es nicht nur die SchulbuchautorInnen alleine, denen die Aufgabe zufällt, die Text-LeserIn-Interaktion positiv zu beeinflussen. Ein Text kann auch dann für RezipientInnen verständlicher werden, wenn sie gelernt haben, damit umzugehen. (Erziehung & Unterricht 2008)

(Der Inhalt ist natürlich auch umwerfend.)
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 01.01.2011 um 21.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17668

Schon bei der Einführung von "Kauffrau" ging's doch eigentlich daneben. Wenn meine Tochter Ärztin werden will, o.k., das liegt mir nicht quer; aber bei "Kauffrau" hätte ich's schon lieber, wenn eine dazu begabte Dame Kaufmann werden wollte. Im Plural sind derartige Fachleute sowieso "-leute" und nicht "-männer". Bei Berufsbezeichnungen anzunehmen, daß das unbetonte "-mann", engl. "man" ausdrücklich Frauen ausschließt, zeugt eben von geistigen Verrenkungen, die nichts mit Professionalität zu tun haben. Da besonders den "Mann" herauskehren zu wollen, wohl mit anderen Geschlechtsteilen, durschnittlich größerer Statur, tieferer Stimme und allem, was sonst noch dazugehört, und sei's auch aus Tradition, ist doch pervers. Wenn ich in einem Unfall verletzt worden bin, schreie ich nach einem Arzt, und dann will ich nicht hören, ob's auch eine Ärztin sein darf! Arzt ist, wer mich ärztlich behandeln kann und dazu das nötige Studium hinter sich hat. Sollte meine Tochter den Ärztinnenberuf anstreben wollen, dann hat sie eben den falschen Beruf im Sinn, und ich rede ihr das aus, bevor ich Geld an sowas verschwende; schließlich habe ich als Normalbürger ja auch was dazu zu sagen! Und das hat nichts mit späterer Spezialisierung zu tun, die eigentlich erst das Geld bringt, wie ich lese.

Zu Herrn Strassers Wildwest-Erlebnis: Es gibt hier (gesetzlich sogar besonders geförderte) Firmen, die nur Frauen anstellen. Andere derartige "Minderheitenfirmen" stellen nur Afro-Amerikaner an. Kürzlich benutzte im Radio jemand für letztere endlich die berichtigende Bezeichnung "black African Americans"! — Und auf Herrn Strassers Reise wurden die Fahrer der Autos einzeln auf die zu erwartenden Schwierigkeiten hingewiesen, so daß sie nicht so nahe hintereinander durch die Verengung fuhren und nicht noch größere Gefahren für die Arbeiterinnen schufen, als da sowieso schon normalerweise für jeden an so einer Baustelle herrschen. Das bei uns hier im Mittleren Westen wohl männlich konzipierte Schild mit "FINES DOUBLE IN WORK ZONES" veranlaßt ja nicht unbedingt jeden Fahrer, den erforderlichen Abstand zu halten. Aber die Bitte "GIVE THEM A BRAKE" unter dem "WORKMEN AHEAD"-Schild spricht auch uns hier an, vernünftig zu fahren. Ich jedenfalls habe noch kein Beet bekommen, weil ich an einer Baustelle zu schnell gefahren bin, — wo ich doch sonst immer nach Gefühl fahre und deshalb manchmal offiziell aufgefordert werde, "die Gesetze, die wir uns selbst geben" (ich spreche Englisch mit starkem Akzent), auch zu befolgen.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 01.01.2011 um 20.03 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17667

Ich erinnere mich an eine Situation in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Irgendwo im Westen der USA gab es eine Straßenbaustelle. Über ein oranges Schild, auf dem aufgedruckt stand: WORKMEN AHEAD, war mit einer Schnur ein kleines Ergänzungsschild vorgehängt, auf dem stand WOMAN, also WORKWOMEN AHEAD.
Auf der Baustelle waren dann wirklich nur Frauen beschäftigt, was wohl auf dem Schild gestanden wäre, wenn Männer und Frauen dort gearbeitet hätten?
Außerdem wurde jedes Auto einzeln angehalten zwecks mündlicher Einweisung, welche Art von Unannehmlichkeit zu erwarten ist.
Beides versetzte mich damals in Erstaunen.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 01.01.2011 um 19.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17666

KameramännerInnen
Las ich kürzlich irgendwo. Google bestätigt den Ausdruck ebenfalls.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.01.2011 um 12.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17663

Im Deutschen gibt es kein generisches Femininum. Wer es trotzdem einführt, gleichsam als "affirmative action", nimmt in Kauf, mißverstanden zu werden oder sich lächerlich zu machen. In einem keineswegs schlechten Aufsatz lese ich:
Die Konzeptualistinnen (und speziell: Lakoff) tendieren dazu, Konzepte als Repräsentationen zu beschreiben, die im menschlichen Gehirn materielle Grundlagen haben. George Lakoff wird sich bedanken!
Shakespeare wird ausdrücklich zu den Dichterinnen gerechnet usw.
Wer so komisch schreibt, sollte sich fragen, ob er in zwanzig Jahren noch ohne peinliche Gefühle in seinen eigenen Schriften wird stöbern können. (Bezeichnenderweise handelt es sich um einen Österreicher. In Österreich wird der Sprachfeminismus bei weitem radikaler gepflegt als irgendwo anders.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.12.2010 um 06.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17562

Das Referat Genderforschung an der Universität Wien hat eine Broschüre herausgebracht, die aus unerfindlichen Gründen englisch betitelt ist:
"Gender, Science and Technology". Hg. von Marlen Bidwell-Steiner, Maria Katharina Wiedlack. 2009.

Darin findet man eine neue Schreibweise für abgekürzte Titel:
die Biologin und Zoologin Prof.in Dr.in Sigrid Schmitz (das "in" jeweils hochgestellt!)

Die Verfasserinnen schreiben:

Mit Hilfe der Bild gebenden Verfahren der Computertomographie werden Daten in Bilder umgesetzt.

Ich analysiere im Folgenden mit dem methodischen Instrumentarium der Genderforschung das Fassetten reiche Netzwerk zu Geschlecht und Gehirn.

In einer Gesellschaft, die von Geschlechterkonstruktionen weit reichend und tief greifend geprägt ist ...

... inwieweit die gemessenen Phänomene auf eine biologische Determination zurück zu führen sind ...

... dass sich die Raumorientierung aus einer Vielzahl von Strategien zusammen setzt ...


usw.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.11.2010 um 13.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17294

Ach, damit meine ich bloß, die Aufmerksamkeit auf das Phänomen selbst zu lenken und damit den Eindruck zu erwecken, daß überhaupt ein Problem vorliegt.
Es ist ja unbestreitbar, daß Millionen Menschen, auch Frauen, Sätze gebraucht haben wie "Wer hat denn hier seinen Lippenstift liegenlassen?", ohne auf den Gedanken zu kommen, Lippenstifte seien Männern vorbehalten. Erst wenn man darauf hinweist, daß die Wiederaufnahme mit einem maskulinen Pronomen geschieht, drehen manche durch.

In Diskussionen mit Feministinnen zieht man immer den kürzeren (bzw. nach Augst: den Kürzeren). Notfalls verdächtigen sie die ganze Logik als typisch männlich. (Ich übertreibe nicht! Belege in meinem Fachsprachenbuch.) Das einzige, was Feministinnen zur Zeit zu fürchten haben und auch tatsächlich fürchten, ist der allgemeine Überdruß am Thema. (Und an den Auswüchsen, den widerwärtigen Texten wie der zitierten Geschäftsordnung des Berliner Senats.)
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 18.11.2010 um 19.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17231

Jede sprachliche Neutralisation (wie man das nennt) bricht zusammen, sobald man die Aufmerksamkeit darauf lenkt.

Lieber Herr Ickler, was genau meinen Sie hier mit "die Aufmerksamkeit darauf lenken"?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.11.2010 um 18.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17228

Die tatsächliche Gleichstellung von Männern und Frauen wird durch die Sprache weder behindert noch gefördert. Daß es sich anders verhalte, müßte erst noch bewiesen werden. So hat die Frauenemanzipation lange vor dem Sprachfeminismus begonnen und ihren unaufhaltsamen Lauf genommen. Auch im Vergleich verschiedener Länder läßt sich kein Unterschied feststellen, der auf die verschiedene Sprachnormierung zurückgeführt werden könnte.
Frauen und Männer stehen sprachlich in einer sog. "inklusiven Opposition", wie Tag und Nacht und vieles andere. Man sagt also einerseits, daß Tag und Nacht sich (sprichwörtlich) unterscheiden und geradezu einen diametralen Gegensatz bilden, andererseits schließt Tag auch die Nacht ein: drei Tage sind dreimal 24 Stunden. Ebenso sind drei Mann drei Personen, Frauen eingeschlossen usw. (im Englischen noch deutlicher).

Jede sprachliche Neutralisation (wie man das nennt) bricht zusammen, sobald man die Aufmerksamkeit darauf lenkt. Daran kranken manche Experimente, die beweisen sollten, daß man bei maskulinen Formen bevorzugt an Männer denkt und Frauen "unsichtbar" werden.
Trotzdem kann ein wahrer Kern darinstecken. Der Mann könnte sozusagen der Normalfall von "Mensch" sein, die Frau das Besondere. Strukturalistisch: Mann ist das unmarkierte Glied der Opposition, Frau das markierte. Es gibt Schnecken mit und ohne Haus, aber die mit Haus sind der unmarkierte Fall. Darum sagen wir "Schneckengewinde" usw., und Kinder würden eine Schnecke immer nur mit Haus malen. Man baut einen Schneemann und nur selten eine Schneefrau. (In Berlin habe ich mal eine Schneefrau gebaut; sofort beschwerten sich die Nachbarn ... Dabei stand sie hinter dem Haus im Garten [Friedrichrodaer Straße, falls Sie die kennen]).

Mit Benachteiligung hat das nichts zu tun. Die patriarchalische Gesellschaft ist gewiß zu kritisieren, aber sie ist nicht von der Sprache hervorgebracht und wird nicht durch eine Änderung der Sprache abgeschafft. Insofern ist die feministische Umgestaltung der Sprache ein teurer Spaß und ganz vergeblich, sogar schädlich. Man sollte lieber etwas für die Frauen tun.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 14.11.2010 um 13.00 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17165

Peter Bickelmann: Die LernerInnen-Kultur im kulturkontrastiven Grammatikunterricht Deutsch als Fremdsprache in Thailand (Beitrag in einem Sammelband von Lutz Götze u.a., Frankfurt 2009)

Bei Google gibt es keine weiteren Belege für LernerInnen-Kultur, es ist ein echtes Hapax legomenon.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 08.11.2010 um 22.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17064

Obwohl die Verfassung von Berlin nach wie vor nur den Regierenden Bürgermeister kennt, gibt es allerdings eine Geschäftsordnung des Senats, die von Sätzen wie dem folgenden strotzt:

An den Sitzungen nehmen außer den Senatsmitgliedern regelmäßig der/die Chef/-in der Senatskanzlei, der/die Bevollmächtigte des Landes Berlin beim Bund, der/die im Geschäftsbereich des Regierenden Bürgermeisters/der Regierenden Bürgermeisterin für Kultur zuständige Staatssekretär/-in, der/die Leiter/-in des Presse- und Informationsamtes und der/die für die Politische Koordination zuständige Abteilungsleiter/-in der Senatskanzlei sowie die von dem Regierenden Bürgermeister/von der Regierenden Bürgermeisterin bestimmten Schriftführer/-innen teil.

Also dann, meinetwegen, Frau Bürger/-innenmeister/-innenkandidatin.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.11.2010 um 17.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#17048

"Ich bin bereit, ich kandidiere für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin von Berlin", sagte die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag unter dem Jubel von 900 Parteifreunden und Gästen gestern Abend in Berlin.
(Mannheimer Morgen, 6.11.2010, Seite 1)

Was soll man nur zu einem "Kandidaten" sagen, der für ein Amt zu kandidieren glaubt, das es überhaupt nicht gibt?
(Siehe die Verfassung von Berlin, Artikel 55 bis 58.)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.10.2010 um 09.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#16938

Als Lehrer/in müssen Sie einfach wissen, wie man das Wort "E-Mail" schreibt. Selbst gestandene Deutschlehrer/innen, Professor/innen und Journalist/innen scheitern jedoch auch heute noch regelmäßig an der Schreibung des Wortes "E-Mail". (Lehrerfreund)

Warum soll man sich über die Schreibweise von E-Mail Gedanken machen, wenn man gleichzeitig so verkorkste Texte hervorbringt?
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 23.09.2010 um 16.39 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#16826

Da möchte ich vermuten, daß der Redakteur zuerst »Kita« geschrieben und dann das neudeutsche Modewort durch ein altdeutsches ersetzt hat, ohne den Artikel anzupassen.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 23.09.2010 um 15.56 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#16825

Ein Fall (der Femininisierung?) auf alle Fälle: "Statt in der Kindergarten mal schnell per Bahn nach Berlin: Ein kleiner Junge aus Neubrandenburg hat am Mittwoch seinen Eltern einen gehörigen Schrecken eingejagt." (Bild.de, Newsticker [wahrscheinlich also dpa], heute; und auf der Tastatur ist r nun doch wirklich ziemlich weit von n entfernt.)
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 22.09.2010 um 20.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#16824

Merkwürdigerweise hat sich noch keine Feministin über den amtlichen Begriff "herrenlos" aufgeregt. Amtlich ist es z.B. immer noch "herrenlose Damenbekleidung", wenn eine Frau ein Kleidungsstück irgendwo liegenläßt. Ein Schuft sei, wer Schlechtes dabei denkt.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.05.2010 um 10.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#16213

Georg W. Bertram u. a.: In der Welt der Sprache. Frankfurt 2008 (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft).

Ich habe das über 300 Seiten starke Buch nur durchgeblättert, verspreche mir aber so wenig Belehrung davon, daß ich es nicht lesen werde (schwere Suhrkamp-Prosa ...). Mir fiel bloß die penetrante feministische Korrektheit auf:
Sprecherinnen und Sprecher fertigen für ihre Zuhörerinnen und Zuhörer Darstellungen ihrer Ideen und Gedanken an. (12)
mit Sprechern und Interpretinnen (16)
Die Fähigkeit der Interpretin, den Sprecher zu verstehen ... (266)
Die einzige Chance für die radikale Interpretin ist ... (279)

Da es im Deutschen kein generisches Femininum gibt, weisen diese Sätze ständig auf das Geschlecht unbestimmter Personen hin. Das lenkt vom Inhalt ab, der aber – erwartungsgemäß – auch nicht berückend zu sein scheint. Die Rechtschreibung ist natürlich auch reformiert.

In der Reihe stw sind ja auch ganz gute Sachen erschienen, aber ungefähr die Hälfte findet man dann bald in Ramschkästen und würde sie nicht einmal geschenkt haben wollen.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.03.2010 um 15.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#15801

Aus einer Einführung in die historische Sprachwissenschaft (2006):

„In Äußerungen mit der Inchoativkopula wie sie wird Ärztin stecken zwei wichtige Annahmen: Erstens ist die Sprecherin noch nicht Ärztin, sie wird es erst in der Zukunft. Zweitens wird eine Intention der Sprecherin geäußert.“

Dieses Versehen wäre wohl nicht unterlaufen, wenn sich die Verfasserin nicht entschlossen hätten, in den Beispielsätzen Frauen „überrepräsentiert“ auftreten zu lassen, um dem Wunsch des Verlags zu genügen, auf Beidnennungen zu verzichten. (Vorwort)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.02.2010 um 09.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#15684

Das Staatsministerium hat bereits zu Schuljahresbeginn durch eine repräsentative Umfrage Daten eingeholt, um zu analysieren, wie sich die konkrete Stundenplansituation der Schülerinnen und Schüler der Oberstufe darstellt. Wie inzwischen auch die amtlichen Schuldaten bestätigen, hatte sich dabei gezeigt, dass fast die Hälfte der Schülerinnen und Schüler mehr Fachkurse gewählt hatten als erforderlich. Die damit verbundene zeitliche Beanspruchung empfinden Schülerinnen und Schüler als belastend. Um hier Entlastung zu schaffen, hat das Staatsministerium unmittelbar reagiert: Es ist sichergestellt, dass jede Schülerin und jeder Schüler seinen individuellen Stundenplan unter spezifischer Beratung (Oberstufenkoordinator) auf konkrete Entlastungsmöglichkeiten überprüfen lassen kann; dies wird den Schülern durch eine Ausnahmeregelung ermöglicht, die es erlaubt, zusätzlich besuchte Fachkurse ohne Nachteil zu verlassen oder ggf. eine Umwahl vorzunehmen.
(Aus einem Rundschreiben des bayerischen Schulministeriums Februar 2010)
(Die Schülerinnen werden im gesamten Text 13mal erwähnt, die Schüler ungefähr doppelt so oft. An manchen Stellen wurde es den Ministerialbeamten wohl selbst zu blöd. Mit den Pronomina bzw. Possessivartikeln klappt es ja auch nicht so ganz.)

Das Schreiben ist einer jener zahlreichen Texte, mit denen sich das Ministerium selbst feiert: Wir haben alles richtig gemacht und werden es in Zukunft noch richtiger machen. Bayern ist das Paradies, leider wissen das nicht alle seine Bewohner.

Mit der Rechtschreibreform ist genauso: Wir beherrschen sie zwar nicht, setzen sie aber durch.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 25.11.2009 um 17.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#15319

Vielleicht habe ich die folgende Stelle schon einmal vorgeführt:

"frau Indefinitpronomen; oft hum; verwendet anstelle von man, wenn man sich ausdrücklich (auch) auf Frauen, nicht (nur) auf Männer bezieht: Das sollte man / frau inzwischen verstanden haben; Wenn frau ihr erstes Kind bekommt ...
(Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache)

Ich halte solche Einträge für falsch und gefährlich, gerade im Bereich Deutsch als Fremdsprache. Ein Ausländer, der solches Kauderwelsch schreibt oder spricht, blamiert sich doch nur. Die anderen Wörterbücher aus dem Hause Langenscheidt/Duden drücken sich vorsichtiger aus.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.10.2009 um 23.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#15077

Wir haben ja im Deutschen drei grammatische Geschlechter, trotzdem macht das sächliche Pronomen beim Deklinieren Anleihen beim männlichen. Auch das ist wohl eine Variante des generischen Maskulinums. Bisher hat sich meines Wissens noch niemand daran gestört, daß man über ein Kind (egal, ob Mädchen oder Junge), also über es sagt, man gedenke seiner oder man schenke ihm etwas.
Aber ich sehe schon den Tag kommen, an dem den PC-Besessenen auch dafür eine "Verbesserung" einfällt.
 
 

Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 06.10.2009 um 13.48 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#15072

Die Politische Korrektheit bringt einen tatsächlich von Lachen zum Weinen und wieder zurück. Wohlgemerkt "einen", womit auch 'eine' gemeint ist.
"Wer hat hier seinen Lippenstift liegen lassen?" Wer sich daran glaubt stören zu müssen, weiß offenbar nicht, daß das Possessivadjektiv sein eben nicht nur zu er und es gehört, sondern auch zu man. Die Engländer lösen das "Problem" durch your, their und one's, wobei one genau 'dem einen' (also auch 'der einen') entspricht .

Damit mein Beitrag nicht so dröge wird und wirkt, hier noch der Name eines Unterverzeichnisses der Internetpräsenz der Universität Düsseldorf, Institut für Sinnesökologie: www.biologie.uni-duesseldorf.de
Nicht auszudenken, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch noch durch einen Freundes- und Unterstützerkreis verstärkt würden ... ;-)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.10.2009 um 12.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#15071

Es gibt unzählige sprachwissenschaftliche Arbeiten, in denen Sätze wie "Wer hat hier seinen Lippenstift liegen lassen?" als nicht geschlechtergerecht, im freundlichsten Falle als Kalauer bezeichnet werden. Es handelt sich aber nach wie vor um die normale deutsche Sprache, und wer bei Google etwa "seinen Lippenstift" eingibt, wird hinreichend Texte von Frauen finden, die ganz unbefangen davon sprechen, wo "man seinen Lippenstift" kauft usw. Natürlich würde "Wo kauft man ihren Lippenstift?" auch etwas ganz anderes bedeuten. All diese Frauen sind offenbar dumm genug, ihre Diskriminierung gar nicht zu bemerken und auch noch selbst voranzutreiben.
Das Ganze zeigt, wie sich die Sprachwissenschaft ins Abseits manövriert hat, ebenso wie mit der Rechtschreibreform.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 15.06.2009 um 12.15 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14625

Die Politiker scheinen mir emotionslos runterzurattern, was ihnen von ihren Beratern als vorteilhaft eingeflüstert wurde, und dazu zählt eben das "Bürgerinnen und Bürger". Steinmeier hat gestern wie viele andere auf dem SPD-Parteitag das "Genossinnen und Genossen" zu so etwas wie "Genossinugenoßn" vernuschelt. Viele Redner haben die weibliche Form an anderer Stelle auch weggelassen – sie müssen wohl selbst daran denken, um sie zu nennen.
Steinmeier selbst ist nun einmal kein Wonneproppen, und es ist ihm nach meinem Empfinden gut gelungen, seine dröge Erscheinung zu bekämpfen und nunmehr deutlich lebhafter zu wirken.

Man sieht entweder fern, oder man läßt es. Deshalb ist es kaum möglich, beide Seiten in bezug auf die Wahrnehmung der Personen zu beurteilen. Grundsätzlich kann man aber wohl sagen, daß jedes Medium in einer bestimmten Weise Leute darstellt; manche sind telegener als andere, das eine Medium kommt dem einen stärker zugute als dem anderen.
Eine Attacke auf das gebührenfinanzierte Fernsehen mag reiten, wer will; ich halte jedenfalls einen ausführlichen Live-Bericht von einem Parteitag auf Phoenix für weitaus sehenswerter als Filmchen über aus Abwasserschächten gerettete Leguane in Wisconsin oder über die neue Tätowierung eines Pop-Sternchens, wie sie die Privatsender in ihren "News" zeigen – ganz zu schweigen von den nervtötenden Werbeunterbrechungen alle paar Minuten.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 13.06.2009 um 17.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14616

Im Radio habe ich heute wieder so viele Politiker gehört, die irgend etwas mit uns "Menschen" machen wollen (auf uns zugehen zum Beispiel), daß ich mir wie der Angehörige einer fremden Spezies vorkam, die von den Politikern aus einiger Ferne betrachtet wird. Aber dann kam mir der Gedanke, daß dieser Ausdruck nur darum so beliebt sein könnte, weil man das ewige "Bürgerinnen und Bürger" satt hat.

Am unpassendsten finde ich es aus Herrn Steinmeiers Mund, ich weiß selbst nicht warum, vielleicht weil er so durchschnittlich wirkt, daß nicht einmal ein gewisses Pathos das Allerweltswort adelt ...

Noch ein Nebengedanke: Ich habe ja als Fernsehverweigerer noch keinen unserer Spitzenpolitker je in Aktion gesehen, sondern kenne sie nur aus dem Radio und aus der Zeitung. Macht das eigentlich einen Unterschied, was das politische Urteil und das Gefühl fü die politische Stimmungslage betrifft? (Und die Wahlentscheidung?) Und wenn nicht - was besagt das dann über die "Grundversorgung" durch gebührenfinanziertes Fernsehen? Hat man das je untersucht?
 
 

Kommentar von Michael Krutzke, verfaßt am 01.04.2009 um 09.47 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14223

Selbst hartgesottene Weltverbesserer dürften Mühe haben, die von ihnen als diskriminierungsfrei angesehenen Texte holperfrei zu lesen, wenn stets beide Geschlechter genannt werden. Gestern meldet welt.de, die EU-Parlamentsverwaltung habe eine 16seitige Broschüre "Geschlechtergerechter Sprachgebrauch beim Europäischen Parlament" vorgelegt. Immerhin empfehlen die Experten und Expertinnen, die Verwendung geschlechtergerechter Wendungen dürfe nicht auf Kosten der Verständlichkeit oder der Klarheit gehen. Aha! Deshalb sollten Formulierungen wie "Fahrer(in)" durch "fahrendes Personal" ersetzt werden. Beim ebenfalls empfohlenen "Flugpersonal statt Flugbegleiter" tut sich aber ein Problem auf. Das geschlechterungerechte Pfuiwort "Flugbegleiter" weist meines Wissens auf jenes Personal hin, das in der zivilen Luftfahrt dereinst ausschließlich weiblich war und Stewardess genannt wurde. Bisher waren Flugbegleiter für mich ein Teil des fliegenden Personals, das durch Piloten und Pilotinnen (einschließlich der antidiskriminierungshalber auch zu erwähnenden Co-PilotInnen) dann vervollständigt wurde. Wie war das also mit der Klarheit? Aber wahrscheinlich gibt es eine EU-Parlamentsrichtlinie, in der zwischen (mit-) fliegendem und aktiv fliegendem Personal unterschieden wird, so daß Eingeweihte stolperfrei verstehen, was gemeint ist ... Gut, daß es auf dieser Welt noch echte Probleme, krisenfeste Themen und die zu ihrer Bearbeitung notwendigen Jobs gibt.
 
 

Kommentar von Robert Roth, verfaßt am 30.03.2009 um 20.57 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14207

Rudolf Wachter hat das in seinem Vortrag am 17.1.2009 in Köthen/Anhalt (2. Jahrestag der Gründung der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft) sehr treffend formuliert:
Wenn ich lese, möchte ich von der Orthographie möglichst nichts merken, sondern mich ganz auf den Textinhalt konzentrieren können.

So kumuliert der Neuschrieb als Ärgernis (häufiger Lese-Neubeginn eines Satzes zum Verständnis) mit dem Gender-Unsinn zur Groteske.

Die politische Forderung, die (Gesetzes-)Sprache solle einfach und jedem verständlich sein ist fürwahr ein Hohn !

Und mit dem Querlesen, das ich einmal einigermaßen beherrschte, ist es allemal vorbei.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 30.03.2009 um 18.55 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14206

Ausgleich der Arbeitgeberaufwendungen nach dem Aufwendungsausgleichsgesetz (AAG)

§ 3 Vorsitzende und deren Stellvertreterinnen und Stellvertreter

(1) In der Vertreterversammlung und im Vorstand übt das Amt der oder des Vorsitzenden in Ausgleichsangelegenheiten die Vertreterin oder der Vertreter der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aus, die oder der den Vorsitz oder den stellvertretenden Vorsitz in der Vertreterversammlung oder im Vorstand innehat, soweit die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nichts anderes beschließen (§ 12 Abs. 1 Satz 1 Selbstverwaltungsgesetz).

(2) Die Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen in der Vertreterversammlung und im Vorstand wählen jeweils aus ihrer Mitte diejenige oder denjenigen, die das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden oder der das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden in Ausgleichsangelegenheiten ausübt.

(usw., man fragt sich wirklich, ob die noch ganz dicht sind)
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2009 um 12.50 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14191

Man muß immer wieder darauf hinweisen, daß die beschwerliche politisch korrekte Redeweise nur in Texten zu finden ist, die sich nicht auf dem freien Markt behaupten müssen, sondern einem begrenzten Publikum gewissermaßen zwangsweise aufs Auge gedrückt werden. Es sind Verwaltungstexte und dann eben die Masse der Fachliteratur, deren Anschaffung für Bibliotheken unumgänglich ist. Auch die prohibitiven Preise vieler dieser Bücher und vor allem Zeitschriften schließen ja schon aus, daß sie in einem normalen Wettbewerb bestehen könnten.
Auch im Internet spielen sich die Orgien der politischen Korrektheit vor allem auf den Seiten der Ministerien, Parteien, Gewerkschaften usw. ab.
Hochschulwechslerinnen und Hochschulwechsler bzw. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger usw. - das ist eine Sackgasse der Sprach-"Entwicklung" (dieses Wort hier transitiv verstanden); es kann doch so nicht weitergehen.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 28.03.2009 um 11.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14189

Auf die Frage, ob es Bacheloress heißen müsse, hat ein Spaßvogel bei WikiAnswers geantwortet, daß die richtige Bezeichnung Spinster sei.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 28.03.2009 um 09.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14188

Wenn die Grammatik für alle da ist, wozu brauchen wir dann eine spezielle Frauengrammatik?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2009 um 09.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14187

Ohne Eiertänze (womit übrigens keine tanzenden Eier gemeint sind) geht es nicht, wenn man politisch korrekt bleiben will. Der schon mehrmals erwähnte Germanist und Rechtschreibreformer Richard Schrodt führt folgenden auf:

"Das Lern- und Lehrziel ist ganz einfach, unsere Sprache besser zu verstehen, etwa so, wie eine Botanikerin eine Pflanze besser „verstehen“ kann als eine Nicht-Botanikerin. Außerdem ist es angesichts von Fehlerkorrekturen sicher nützlich zu wissen, ob man wirklich einen Sprachfehler vor sich hat und welche Argumente ins Feld geführt werden können.
Eine kleine Anmerkung zu den Botanikerinnen: Leider sind die Möglichkeiten, geschlechtsunspezifische Ausdrücke zu verwenden, durch den deutschen Sprachbau recht eingeschränkt und zudem manchmal – ich gestehe es – ein wenig lästig. Daher werde ich in meinen Texten ein wenig experimentieren – etwa mit dem „feministischen I“ (GrammatikerInnen) und ähnlichen Formen. Die deutsche Grammatik soll natürlich für alle da sein – für jung und alt, für arm und reich und natürlich auch für Mann und Frau. Grammatiker und Grammatikerinnen – das ist aber doch ein ungelenker Ausdruck (und man müsste ja auch fragen, wer kommt zuerst). Daher verstehe ich immer, wenn ich von Grammatikerinnen schreibe, auch die Grammatiker, und umgekehrt, und auch in anderen Fällen."
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 28.03.2009 um 06.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14185

Herr Mahlmann hat mir mit seinem Hinweis das ganze Wochenende verdorben. Ich habe das Unglaubliche bei Google eingegeben und u. a. gefunden:

Claudia Dittmar hat in Halle und Essex studiert und wurde „Magistra Artia“. Das steht auf der Internetseite der Universität Halle-Wittenberg!

Die HAW (Hochschule für Angewandte Wissenschaften) Hamburg führt eine Barbara Guilliard als Magistra Artia (Schwerpunkt Psychologie).

Eine Stefanie Berg, die katholische Theologie (offenbar ohne Latein) studiert hat, nennt sich ebenfalls Magistra Artia.

Auch an der FU Berlin und an der TU Chemnitz kann man Magistra Artia werden.

Usw.

Es gibt über 1 Mill. Lateinlerner an unseren Gymnasien. Der Befund bestätigt meine These, daß von keinem Fach so wenig hängenbleibt wie von Latein. Sonst müßte doch bei solchen zum Teil ja offiziellen Interneteinträgen sich irgendwo jemand finden, der die Notbremse zieht.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 27.03.2009 um 19.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14184

Auch dem neuen Bologneser MA (der Master of Arts wird nur ohne geriebenen Hartkäse serviert) kann ein weibliches Pendant zur Seite gestellt werden: die Mistress of Arts.

Für die etwas schlüpfrige Nebenbedeutung könnte man die Graduierte nicht verantwortlich machen. Zugleich hätte sie – Englischkenntnisse über BSE-Niveau vorausgesetzt – ein interessantes Gesprächsthema für akademische Veranstaltungen. Das sollte allerdings – vorzugsweise mit englischen, oder noch besser amerikanischen Kollegen – in der neuen Wissenschaftssprache geführt werden: "Hello, I'm the mistress of Professor XY." Wie schnell wäre dann auch der eigentliche Grund des geselligen Beisammenseins vergessen!
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 27.03.2009 um 19.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14183

Wenn Friseur und Friseuse, dann auch Chauffeur und Chauffeuse, Ingenieur und Ingenieuse, Konstrukteur und Konstrukteuse, Amateur und Amateuse usw, auch mit "ö" statt "eu". Da muß doch notfalls auch mit Gewalt ein System reinzukriegen sein. Und wenn die Wirklichkeit nicht der Theorie entspricht, umso schlimmer für die Wirklichkeit.
 
 

Kommentar von Oliver Höher, verfaßt am 27.03.2009 um 19.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14182

Und wie wäre es mit Bachelora Artia? Gute Freunde dürften sie dann Lora nennen.
 
 

Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 27.03.2009 um 17.41 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14181

Ist eigentlich bedacht worden, wie sich die neue Bezeichnung "Bachelor" (und auch "Master") feministisch gendern läßt? "Bachelorin"?

Ich dachte, das heißt dann Bachelorette?
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 27.03.2009 um 17.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14180

Was sie sich auch ausdenken mögen, bekloppter als das unfaßbar oft genannte "Magistra Artia" kann's nicht sein.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2009 um 16.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14179

Ist eigentlich bedacht worden, wie sich die neue Bezeichnung "Bachelor" (und auch "Master") feministisch gendern läßt? "Bachelorin"? Oder haben wir hier einen ersten Rückschlag der Geschlechtergeschlechtigkeit, äh, -gerechtigkeit zu verkraften?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 27.03.2009 um 15.25 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14177

Wer mal richtig in politischer Korrektheit baden will, sollte sich bei der Österreichischen Hochschülerinnnen- und Hochschülerschaft umsehen. Die fordert u. a. die Studienbeitragsbefreiung für Studienbeihilfenbezieherinnen und -bezieher. Das Aussprechen solcher Gebilde verschafft viel Zeit zum Nachdenken, was man eigentlich sagen will.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 09.03.2009 um 14.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#14037

zu Herrn Schmitt, 1040#12909:

Eine Teenagerin kann man heute auch im Mannheimer Morgen bestaunen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.01.2009 um 02.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#13695

Um etwas Abwechslung in die vielen Kindergartenpädagogen/innen, Absolventen/innen, Vertreter/innen, Experten/innen u.a. auf der Seite
http://www.pressemeldungen.at/bildungberufe/7747159a2412fc85f.html
zu bekommen, hat man dort noch eine ganz neue Idee:

"Eine Pädagogin (2% männlich) trägt für 25 Kinder pro Gruppe die Verantwortung ..."
 
 

Kommentar von Robert Roth, verfaßt am 27.12.2008 um 13.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#13651

Bürgerinsteig oder Bürgerinnensteig ? Und erst die Trennung mit dem Hackmesser! Das kann ja lustig werden.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 18.10.2008 um 13.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#13297

T-Online unternahm vor wenigen Tagen endlich etwas gegen die Benachteiligung des männlichen Geschlechtes in der Grammatik:
"David ist ein Halbwaise aus Malawi."
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 18.10.2008 um 00.18 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#13296

Also gibt es sie doch noch, die maskuline Form für den Berufler ganz allgemein, hier also "der Vizepräsident": "Nach einem in Alaska veröffentlichten Untersuchungsbericht hat die republikanische Vizepräsidenten-Kandidatin Sarah Palin ihr Amt als Gouverneurin des Staates missbraucht." (Welt.de, 11.10.08)
Aber wenn man an sich dann doch nur politisch herumkorrigiert, kommt eben nur Durcheinander heraus: "Sowohl die „Washington Post“ als auch das britische Blatt führten auch die nach ihrer Meinung „unverantwortliche“ Nominierung von Sarah Palin als Kandidatin für das Amt der Vizepräsidenten als Begründung für ihre Entscheidung an." (Welt.de, "Witz-Duell", 17.10.08) Für so viele Vizepräsidentenämter kandidiert sie nun doch nicht. (Und ob sie für das in Frage stehende Vizepräsidentenamt infrage kommt, das wird sich in ein paar Wochen herausstellen.)
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 20.08.2008 um 13.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12914

Wie RA Oliver Tolmein nicht müde wird zu betonen, verletzt die gängige Unterscheidung in Männlein und Weiblein die Rechte der Hermaphroditen. (Das ist, nebenbei bemerkt, durchaus nicht abwegig.) Es wäre also im Sinne der inklusiven Sprache eigentlich geboten, auch diese explizit anzusprechen. Von der Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Zwitter“ muß allerdings abgeraten werden.
 
 

Kommentar von Ballistol, verfaßt am 20.08.2008 um 08.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12912

An der Uni traf ich jede Menge "Studierende", die gar nicht am Studieren waren.
 
 

Kommentar von Constanza Kleinpeter, verfaßt am 20.08.2008 um 02.19 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12911

Eigentlich bin ich eher feministisch und "links" eingestellt, aber die feministische Sprachregelung geht mir mächtig auf den Senkel. Ich kann als Deutschlehrerin für Ausländer (ausländische MitbürgeriInnen, ha, ha!) und Nutzerin der Lehrbuches "Optimal" von Langenscheidt ein Lied davon singen! "Freiburg/Fribourg ist offiziell eine zweisprachige Stadt. Es gibt fast 35 000 Einwohner und Einwohnerinnen." So heißt es in schönstem Parteichinesisch. Und an anderer Stelle: "Viele Studenten und Studentinnen finden, Freiburg ist eine spannende Stadt – klein, international, offen."
Na ja, auch die Texte sind zum Weglaufen... Ein anderes Thema.
 
 

Kommentar von Peter Schmitt, verfaßt am 19.08.2008 um 12.17 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12909

Kürzlich in Interviews gehört:
"eine weibliche Teilnehmerin" und "die Teenagerin".
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 14.08.2008 um 17.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12904

"Wie verbinden sich das kreative und das erotische Moment in der Beziehung der beiden Schriftsteller?" (www.faz.net/s/homepage.html, 14.8.08) Wie würde frau dieses *pc*-Problem lösen? Es handelt sich um Ingeborg Bachmann und Paul Celan in einem durchaus anspruchsvollen Artikel.
 
 

Kommentar von Ronald, verfaßt am 14.08.2008 um 12.13 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12902

Ich erhielt heute mein Schreiben über die "Zuteilung der Identifikationsnummer nach § 139b Abgabenordnung (AO)" und finde in der Anrede "Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr,". Ist es für das Bundeszentralamt für Steuern ein zu großer Aufwand, die Schreiben so zu personalisieren, daß man in der Überschrift direkt angesprochen oder wenigstens auf das Geschlecht Bezug genommen wird?

Die notwendigen Daten sind ja bei diesem Amt vorhanden, schön geteilt nach Kennziffern. Aber nein – vermutlich dachten sich die Programmierer, man kann ja nie wissen, ob trotz des Geschlechts Mehrdeutigkeiten vorliegen können. Also spricht man mal beide Möglichkeiten an...

Politische Korrektheit läßt grüßen.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 10.08.2008 um 16.20 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12894

Na, wer sagt's denn:
"Zahlreiche Männer und Frauen sind weit nach dem 18. Geburtstag noch Jungfrauen." (Die Welt.de, 10.8.08, 12:17 Uhr)
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 10.08.2008 um 00.45 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12890

Interessant übrigens, daß der deutsche Fiskus Fisimatenten wie sexuelle political correctness ganz weit hinten hat. Da er allein auf die Groschen (oder wie die heute poltisch korrekt heißen) fixiert ist, gibt es für ihn nur Steuerzahler (und keine ~innen), weil den Strafverfolgungsbehörden jede Berücksichtigung des Geschlechts untersagt ist. "Und das ist gut so" (wie der Herrscher einer Urbs in nicht ganz entferntem Kontext verlauten ließ).

Daraus folgt nicht, daß es Journalisten untersagt ist, das Genus dieses und jenes Wörtchen in Ansehung zu haben.
 
 

Kommentar von Jan-Martin Wagner, verfaßt am 07.08.2008 um 11.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12881

Der Voraus ist in § 1932 BGB definiert, siehe z. B. hier: http://dejure.org/gesetze/BGB/1932.html
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 07.08.2008 um 07.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12876

Einen rechtlich relevanten Unterschied habe ich seinerzeit, als ich einen ersten Blick auf die Auswirkungen warf, nur beim "Voraus" wahrgenommen (ein erbrechtlicher Begriff, der nun mit der adverbialen Floskel zusammenfällt, s. z. B. (§ 248, § 547 des BGB). Es mag aber noch weiteres geben. Ärgerlich ist natürlich, daß die eifrig umgeschriebenen Texte, z. B. eben das BGB in der dtv-Ausgab, 52. Auflage, inzwischen zweimal überholt sind und eigentlich wieder neu bearbeitet werden müßten. Ich kann im Augenblick nicht sagen, ob das geschehen ist. Die Reform wird ja sicher auch noch einmal geändert.
 
 

Kommentar von corvix, verfaßt am 06.08.2008 um 19.36 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12875

Vorwort. Hervorragend, lieber Herr Ickler, daß Sie den kampf gegen unsinnsbeschlüsse (hier: die rechtschreib-deform) und sprachliche wermutstropfen (»jede und jeder«) immer noch fortführen!

Zum thema. Man zählt beispielsweise in behördlichen durchführungsverordnungen zu schriftlichen schulabschlußprüfungen auf sechs seiten insgesamt 45 (i. w.: fünfundvierzig) mal das placebo "Schülerinnen und Schüler" in unterschiedlicher fallsetzung und mit unterschiedlichen präpositionen. Es ist kaum vorstellbar, wie sich das liest; aber die kultusbürokratie will davon offenbar nicht lassen.

Wie könnten praktikable lösungen aussehen, wenn beide geschlechter »rituell« erwähnt bleiben sollen? Vor mir liegt eine meinungsumfrage einer norddeutschen sparkasse. Die kundenhinweise über zweck und handhabung des fragebogens schließen mit diesem satz:

»Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird auf die geschlechtsneutrale Differenzierung, z. B. Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für beide Geschlechter.«

Ein anfang. Mir macht er mut.
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 06.08.2008 um 19.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12874

Angesichts des Schreibens der Justizministerin, das Herr Prof. Ickler uns hier zur Kenntnis gebracht hat, möchte ich mal "ganz dumm" fragen: Durfte sie das denn einfach so per Ukas anordnen? ("In Abstimmung mit mir etc."). Hätte es dazu nicht eines Rechtschreibgesetzes bedurft? Und ist es wirklich so sicher, daß sich – von so (kreuz)dämlichen Beispielen wie der "Schifffahrt" ganz abgesehen – durch die Umformulierung tatsächlich an keiner Stelle rechtliche Unterschiede auftun?
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.08.2008 um 06.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12862

Das Umschreiben der Gesetzestexte hat seinerzeit die Bundesjustizministerin angeordnet. Überflüssig zu sagen, daß inzwischen alles wieder "falsch" ist. Hier noch einmal das Schreiben der Ministerin:

Bundesministerium der Justiz Berlin, den 28. September 1999

Geschäftszeichen IV B 1-6103/2-40220/99


Bundeskanzleramt
Bundesministerien
Deutscher Bundestag
Bundesrat
Bundesrechnungshof



Betr.: Einführung der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung
hier: Normsprache
Bezug: Rundschreiben des BMI vom 7. Juni 1999
- O1-131 212-1/10-


Mit dem Rundschreiben des BMI vom 7. Juni 1999 ist in Abstimmung mit mir darauf hingewiesen worden, dass die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung auch in der Normsprache umzusetzen ist.

Bei der Abfassung von Änderungsgesetzen oder -verordnungen sowie der Vorbereitung der Verkündung solcher Normen ist es wiederholt zu Unklarheiten und Schwierigkeiten hinsichtlich der Schreibweise von Worten in den Bezeichnungen solcher Gesetze oder Verordnungen gekommen, die vor dem 1. August 1999 (Stichtag für die Einführung der Neuregelung) verkündet, nunmehr aber in neuen Vorschriften oder der Bezeichnung von Änderungsgesetzen oder -verordnungen zitiert werden sollen.

Auch in diesen Fällen ist künftig wegen der Einheitlichkeit der Normsprache die Schreibung nach der geänderten Rechtschreibung zu beachten, unabhängig davon, dass bestimmte Worte in der Vergangenheit anders geschrieben worden sind.

So ist es nunmehr bei dem Zitieren von Gesetzen oder Verordnungen erforderlich, z. B. statt der Schreibung „Strafprozeßordnung“ immer die Schreibung „Strafprozessordnung“ oder statt der Schreibung „Küstenschiffahrt“ immer die Schreibung „Küstenschifffahrt“ zu verwenden.

Das Beachten der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung gilt auch, wenn in der Bezeichnung einer Verordnung oder in einer Verordnungsvorschrift auf die Bezeichnung, eine einzelnen Vorschrift oder ein einzelnes Wort eines Gesetzes Bezug genommen wird, das vor dem 1. August 1999 verkündet worden ist.

Die in der Bezeichnung eines Gesetzes oder einer Verordnung oder in den Normen verwandten Wörter sowie die Gesetzes- oder Verordnungsbezeichnungen selber sind keine Eigennamen, so dass die für Eigennamen geltende Regel des Beibehaltens der bisherigen Schreibung nicht gilt.

Die Änderung der Schreibung eines Wortes stellt nur eine Anpassung an die geänderten Rechtschreibregeln dar, ohne eine Änderung der Wortbedeutung zur Folge zu haben. Daher sind rechtliche Konsequenzen durch [!] die neue Schreibung nicht verbunden.

Die vorstehenden Ausführungen sind auch zu beachten, wenn ein Gesetz oder eine Verordnung im Entwurf vor dem 1. August 1999 erstellt worden ist, aber erst jetzt zur Verkündung ansteht, eine Ausnahme kann lediglich bei völkerrechtlichen Vereinbarungen gemacht werden, die vor dem 1. August 1999 unterzeichnet worden sind.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dieses Schreiben allen Mitarbeitern, die mit dem Erstellen von Entwürfen zu Gesetzen oder Rechtsverordnungen beauftragt sind, zur Kenntnis geben können.

Im Auftrag

(Freytag)
 
 

Kommentar von Christoph Schatte, verfaßt am 05.08.2008 um 01.00 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12861

Der Beitrag von Frau Rominte van Thiel macht deutlich, daß Quellenbewußtsein auch den Lehrenden weitgehend abhandengekommen ist und somit auch seine Reste über den Jordan gehen.

Die heutigen deutschen "Politiker", wer immer solche auch sein mögen, an der einen oder anderen Krankheit leiden, so auf "a" beginnen. Die einen haben den Namen der Krankheit vergessen, die anderen den Namen der ihnen gestellten Diagnose. Die Namen des Vergessenen lauten Alzheimer und Amnesie!

Kürzer wollt mir´s nicht gelingen.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 04.08.2008 um 00.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12858

Der VW, der BMW, stimmt, aber es gibt auch die BMW, die Harley-Davidson, ...
Anscheinend sind Oldtimerinnen entweder Französinnen oder sie haben zwei Räder weniger.
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 03.08.2008 um 22.12 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12856

"Und wieso ist ein altes Auto unbedingt immer männlich?" (#12853) — Naja, bei "-er" ist schlecht ein anderes Geschlecht drin (wenn's auch möglich wäre; auch dafür gäb's ja das Muster). Aber ansonsten sind eben alle Auto(marken)bezeichnungen bei uns maskulin: nicht nur der klar sowieso geschlechtsbedingte VW, sondern auch der (ursprünglich doch nach einer Frau benannte) Mercedes sowie der Lexus/Opel/Deux Chevaux usw. Merke jedoch: "die Ente", — welches jedoch eine Kosebezeichnung ist, wie wir's auch im Amerikanischen haben, wo wir "Fill'r [= her] up" sagten, als man noch nicht den Tank selbst auffüllte, um Kosten zu sparen.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 03.08.2008 um 21.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12855

Französische Autos sind jedenfalls weiblich, auch im Alter.
 
 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.08.2008 um 20.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12853

"Veranstaltung mit Tradition"
(Beilage zum Mannheimer Morgen vom 30. Juli 2008)

Die Traditionslandesgruppe im Allgemeinen Schnauferl Club e.V. und das Automuseum Dr. Carl Benz veranstalten vom 1. bis 3. August 2008 die zwölfte Bertha-Benz-Fahrt. Ich heiße alle aus nah und fern angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die Zuschauerinnen und Zuschauer in der Quadratestadt herzlich willkommen. 2008 liegt es 120 Jahre zurück, dass Bertha Benz mit ihren Söhnen von Mannheim nach Pforzheim und wieder zurück fuhr. Mit großer Freude habe ich die Schirmherrschaft für die Bertha Benz Fahrt 2008 übernommen, die in Erinnerung an diese erste Fernfahrt mit einem Automobil im zweijährigen Rhythmus durchgeführt wird und auch in diesem Jahr wieder in der Geburtsstadt des Automobils hier auf den Planken startet. Wie schon in den vergangenen Jahren werden auch 2008 wieder rund 125 Oldtimer erwartet, deren Fahrerinnen und Fahrer auf der 110 Kilometer langen historischen Strecke auf den Spuren von Bertha Benz unterwegs sind.
Ich danke den Organisatoren sowie allen Helferinnen und Helfern, die erneut zum Gelingen dieser traditionsreichen Veranstaltung beitragen. Den Besucherinnen und Besuchern wünsche ich unterhaltsame Stunden entlang der Strecke, den Fahrerinnen und Fahrern eine vergnügliche und vor allem reibungslose Fahrt auf der historischen Route.

Dr. Peter Kurz
OB Mannheim

–––––––
Die Hervorhebungen (fett und kursiv) sind von mir.
Da hat unser Herr Oberbürgerinnen- und -bürgermeister doch glatt die Organisatorinnen vergessen! Und wieso ist ein altes Auto unbedingt immer männlich? Waren nicht auch wenigstens ein paar Oldtimerinnen mit dabei?
 
 

Kommentar von Karsten Bolz, verfaßt am 03.08.2008 um 19.37 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12850

Was mag nur ein Spurr sein?
Tja, liebe(r) WL, Sie müssen den Spurr nun auch noch mit kurzem u sprechen, denn eine Konsonantenverdoppelung (rr) zieht ja solche nach bzw. vor sich. Was allerdings ein Spurr ist, weiß ich auch nicht.
 
 

Kommentar von Arno Pielenz, verfaßt am 03.08.2008 um 10.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12844

Durch das Hinzufügen weiblicher Endungen an (grammatisch) männliche Gattungsbezeichnungen wird nicht einmal eine sprachliche Gleichberechtigung erzeugt - denn: Wo bleiben die grammatischen Rechte der Männer? Wo die männlichen Figuren, Gestalten, Persönlichkeiten oder Personen? Ich fordere die Einführung etwa des Personerichs (oder Personers? oder Persers?), des Figurerichs (Figurers) usw. Na, den NeusprecherfinderInnen wird schon was einfallen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 03.08.2008 um 08.40 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12842

Zugegeben, die Beispiele von Herrn Metz aus dem Saarländischen Polizeigesetz sind eindrucksvoll. Aber auch umwerfend lächerlich. Ich vermute, es stellt sich eine Art Gleichgewicht ein. An manchen randständigen Gesetzen tobt sich eine Gleichstellungsschamanin aus. Irgendwo muß man sie ja ackern lassen. Die Rückmeldung, daß das Ergebnis höchst dämlich ist, wird aber nicht ausbleiben. Hingegen werden sich die Feiern über den Etappensieg der Gerechtigkeit bescheiden ausnehmen. Wenn solche Umwandlungsversuche zu stark um sich greifen, werden die Stimmen unüberhörbar, die da sagen: "Jetzt reicht's! Hört auf mit dem Schwachsinn, das ist doch nur noch blamabel und belästigt jeden Leser." Somit gehe ich davon aus, daß etwa das Grundgesetz oder das Bürgerliche Gesetzbuch verschont bleiben werden.

§ 830 (2) BGB
Anstifterinnen und Anstifter sowie Gehilfinnen und Gehilfen stehen Mittäterinnen und Mittätern gleich.


Kann ich mir kaum vorstellen. Schwachsinn kann sich eine Weile in begrenztem Umfang halten, Schwachsinn kann sich aber nicht auf Dauer vollständig durchsetzen.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 03.08.2008 um 08.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12841

Zu den Gesetzestexten:
Man könnte doch neue Gesetzbücher so gestalten wie die neueren Wörterbücher. Zufügungen aus Gründen Politischer Korrektheit werden in roter Farbe gehalten und - wo besonders unübersichtlich - können die bisherigen Texte als Erklärung in einen separaten Kasten gesetzt werden.
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.08.2008 um 02.51 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12839

Übrigens …

Wenn ich, wie vorgestern, bei meiner Hausärztin war, sage ich hinterher: »Ich war beim Arzt«, ich sage nicht: »Ich war bei der Ärztin«. Für meine Berichterstattung kommt es nämlich nicht darauf an, ob diese Institution im konkreten Fall zufällig männlichen oder weiblichen Geschlechts ist. Warum sollte das meinen Gesprächspartner auch interessieren? Er (oder sie!) wird sich allenfalls nach meinem Befinden erkundigen und mir eventuell gute Besserung (»progressiv«: Gute Besserung) wünschen. Was ist daran so schwer zu verstehen oder zu akzeptieren?
 
 

Kommentar von Wolfram Metz, verfaßt am 03.08.2008 um 02.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12838

Wolfgang Wrase (#12808): Es leuchtet unmittelbar ein, daß das BGB niemals politisch korrekt sein wird.

Ich fürchte, ich muß Herrn Wrase widersprechen. Nichts ist so dämlich, daß der Gesetzgeber (und/oder die Gesetzgeberin) nicht doch schwach werden könnte. Siehe hier.
 
 

Kommentar von Christian H., verfaßt am 03.08.2008 um 00.23 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12837

Nach Ansicht des Mainzer Rechtsphilosophen Uwe Volkmann haben wir es hier mit einem Fall von nur mehr symbolischem Recht zu tun: mit einer eigenen Sorte von Regelungen, die der Gesetzgeber eigentlich bloß noch erläßt, um irgendein gesellschaftliches Unbehagen zu zerstreuen bzw. kleine, aber lästige Gruppierungen, die es thematisieren, ruhigzustellen. Die Rechtschreibreform selbst gehört zwar nicht zu den Beispielen, die Volkmann anführt, aber seine Beschreibung trifft auch auf die Reform zu: "der Gesetzgeber", schreibt er, "demonstriert seine lauteren Absichten: Mag das Gesetz selbst auch nicht viel helfen, so war es doch wenigstens gut gemeint". Volkmann weist auf den hauptsächlich rituellen Zweck hin, den solche Gesetzgebungen haben, und bezeichnet sie deshalb zusammenfassend als "demokratisches Schamanentum".

Link
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 02.08.2008 um 17.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12818

Ich halte es nicht einmal für gänzlich ausgeschlossen, daß die von Herrn Wrase entdeckten "Lücken" in unseren Gesetzestexten auch noch geschlossen werden.
Ein Staat, der sich nicht scheut, den Irrsinn Rechtschreibreform durchzupeitschen, läßt sich von Ideologen der entsprechenden Couleur vielleicht auch überzeugen, daß z. B. auch das Grundgesetz der Überarbeitung bedarf.
So heißt es in Art. 5: Jeder hat das Recht ..., in Art. 7: ...Kein Lehrer ...; in Art. 13 ist von drei Richtern und einem einzelnen Richter die Rede, in Art. 16 steht: Kein Deutscher ...
Übrigens ist die Fassung, die man beim Bundestag herunterladen kann, in Reformschreibung abgeändert, auch die Artikel, die inhaltlich nicht geändert oder ergänzt wurden. Warum eigentlich? Hat der Bundestag jemals beschlossen, daß Gesetze in dieser Hinsicht "umgeschrieben" werden müssen?
 
 

Kommentar von Horst Ludwig, verfaßt am 02.08.2008 um 03.01 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12812

Zu "der Ritter und die Ritterin" müssen Sie unbedingt und zum Wochenende Georg Kreislers "Opernboogie" lesen (www.gkif.de/texte/liedtexte/143.doc). Und wenn Sie ihn sich auch zu Gehör bringen können, ist's noch besser.
 
 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 01.08.2008 um 22.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12811

Aber meine Enkeltochter war sehr stolz darauf, daß sie mit 6 Jahren bei den Ritterspielen auf Schloß Kaltenberg eine Urkunde über die Ernennung zur Ritterin bekommen hat.
 
 

Kommentar von Matthias Künzer, verfaßt am 01.08.2008 um 20.43 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12810

Google:

32 Fundstellen für "Verbrecher und Verbrecherinnen".
13 800 Fundstellen für "Helden und Heldinnen".
20 Fundstellen für "Nationalsozialisten und Nationalsozialistinnen".
26800 Fundstellen für "Juden und Jüdinnen".

Im Sinne von Herrn Mahlmann lasse ich die Zahlen für sich sprechen.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 01.08.2008 um 20.06 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12809

Hier noch ein Bonbon aus dem BGB:

§ 830 (2)
Anstifter und Gehilfen stehen Mittätern gleich.
 
 

Kommentar von Wolfgang Wrase, verfaßt am 01.08.2008 um 19.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12808

Der feministische Sprachzwang stößt an natürliche Grenzen schon dort, wo hochamtlich Texte verfaßt werden. Betrachten wir einen Paragraphen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch:

§ 407 Rechtshandlungen gegenüber dem bisherigen Gläubiger

(1) Der neue Gläubiger muss eine Leistung, die der Schuldner nach der Abtretung an den bisherigen Gläubiger bewirkt, sowie jedes Rechtsgeschäft, das nach der Abtretung zwischen dem Schuldner und dem bisherigen Gläubiger in Ansehung der Forderung vorgenommen wird, gegen sich gelten lassen, es sei denn, dass der Schuldner die Abtretung bei der Leistung oder der Vornahme des Rechtsgeschäfts kennt.
(2) Ist in einem nach der Abtretung zwischen dem Schuldner und dem bisherigen Gläubiger anhängig gewordenen Rechtsstreit ein rechtskräftiges Urteil über die Forderung ergangen, so muss der neue Gläubiger das Urteil gegen sich gelten lassen, es sei denn, dass der Schuldner die Abtretung bei dem Eintritt der Rechtshängigkeit gekannt hat.

Es leuchtet unmittelbar ein, daß das BGB niemals politisch korrekt sein wird.
 
 

Kommentar von R. M., verfaßt am 01.08.2008 um 16.22 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12807

Weil die Sprache ja bekanntlich (siehe das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1998) staatseigen ist, sickert die offizielle Terminologie auch in die Medien ein. NZZ Online meldet gerade unter Verwendung von Material der Agenturen SDA und AP: „Den meisten Schweizerinnen und Schweizern blieb die Beobachtung dieses Naturereignisses [einer partiellen Sonnenfinsternis] jedoch verwehrt.“
 
 

Kommentar von Hans-Jürgen Martin, verfaßt am 01.08.2008 um 16.07 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12806

Das Gender-Mainstreaming hat noch eine weitere Spielkarte: Neben den "Bewerberinnen" und "Bewerbern" und den "BewerberInnen" (das große "I" wird von einigen Feministinnen besonders laut gesprochen, auf daß es gehört werde) macht sich neuerdings ein anderer politisch korrekter Trend bemerkbar: Partizipen, die die verräterischen pseudomännlichen Endungen ersetzen, weil sie ja "geschlechtsneutral" sind. Ein Beispiel zum Kopfschütteln:

In meinem beruflichen Umfeld sprach und spricht man von "Dozenten" und "Teilnehmern", und jene, die die natürlichen Geschlechter nicht von den gramnmatischen trennen können (oder wollen), sprechen und schreiben zusätzlich "und Dozentinnen" bzw. "und Teilnehmerinnen". (Anmerkung: Diese Begriffe sollen uns von den "Lehrern" und "Schülern" des Ersten Bildungsweges unterscheiden.) Neuerdings nun hört und liest man stattdessen: "die Lehrenden" und "die Teilnehmenden" - und das ist durchaus ernstgemeint!

Zunächst habe ich mich gefragt, warum wir denn nun wieder beim "Lehren" statt "Dozieren" sind, ich will aber nicht ausschließen, daß selbst den PropaganistInnen die "Dozierenden" zu blöde in den Ohren klangen - nun gut. Dann fragte ich mich, ob die "Lehrenden" und "Teilnehmenden" ihrer Tätigkeit gerade im Moment, zur Zeit oder auch nur ganz grundsätzlich nachgehen müssen, um solche zu sein. Die Antwort erfuhr ich bald, als ich von den "ehemals Lehrenden" und "ehemals Teilnehmenden" hörte. An dieser Stelle wurde mir klar, daß die politisch Korrekten wirklich die sprachlich Unkorrekten sind: Die, die gelehrt haben, sind doch wohl die "gelehrt Habenden" (oder etwa - im Partizp Perfekt - die Gelehrten? ;-))!
 
 

Kommentar von Charlotte, verfaßt am 01.08.2008 um 14.10 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12804

Noch eine Kuriosität:
Liebe ProjekmitgliederInnen .. (kein Witz, stand auf einer Einladung ..)
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 01.08.2008 um 13.09 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12803

Danke für die Antwort, Frau van Thiel. Daß die weiblichen Endungen sogar als Zurückweisung, ja als zweitklassig aufgefaßt werden, finde ich schon bemerkenswert.

Man könnte jetzt auch Wortklauberei betreiben. Es wird ja immer behauptet, das Mitnennen der weiblichen Endung mache den Ausdruck geschlechtsneutral. Wird er dadurch nicht eher "geschlechtsausgewogen", während der einfache Begriff tatsächlich "geschlechtsneutral" ist, weil er das gar nicht thematisiert?

Daß das ganze seltsame Blüten treibt, muß man schon sagen. Bald schreiben die Universitäten sicher "Lehrstühle und Lehrstühlinnen" aus.
 
 

Kommentar von WL, verfaßt am 01.08.2008 um 12.14 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12802

Stutzig werde ich immer beim Autofahren, wenn ich vor „Spurrinnen“ gewarnt werde. Was mag nur ein Spurr sein?
 
 

Kommentar von Rominte van Thiel, verfaßt am 01.08.2008 um 12.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12801

Lieber Herr Mahlmann, um Ihre Frage zu beantworten:
Mich stört diese angeblich geschlechtergerechte Sprache ganz gewaltig. Ja, ich fühle mich dadurch sogar in gewisser Weise auf den Arm genommen, denn wenn jetzt expressis verbis von den Bürgerinnen und Wählerinnen die Rede ist, suggeriert mir das, daß ich offenbar vor dieser wunderbaren Zeit der geregelten Sprache weder Bürger- noch Wahlrecht besaß, wovon ich doch so selbstverständlich ausgegangen war.
 
 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 01.08.2008 um 11.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12800

Die angeblich geschlechtergerechte Sprache hat noch keiner einzigen Frau zu einer Stelle oder sonst zu einem greifbaren Vorteil verholfen. Das möchte ich jetzt einfach mal behaupten, ohne es beweisen zu können. Die Gegenseite müßte ja beweisen, daß das milliardenteure Gender mainstreaming irgendeinen Nutzen erbracht hat. Beschäftigung natürlich, das zählt aber wohl nicht.
Und noch einmal: Welchen Nutzen hat die RSR gebracht (außer Geld für die Betreiber)? Welchen Nutzen hat die flächendeckende Durchsetzung der "Vereinfachten Ausgangsschrift" gebracht (außer Zusatzeinkommen für ihre Durchsetzer)?
Warum läßt sich der Steuerzahler diese Spielchen gefallen?
 
 

Kommentar von Michael Krutzke, verfaßt am 01.08.2008 um 11.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12799

Eine geschlechtsneutrale und somit diskriminierungsfreie Stellenausschreibung ist ja schon verbindlich. Verstöße werden nach dem AGG geahndet. Da haben wir übrigens einen Bereich, in dem der deutsche Reflex, in allen möglichen und unmöglichen Fällen englische Wörter zu benutzen, mal segensreich sein kann. Sucht ein Unternehmen beispielsweise "Consultants", müßte sich das (m/w) erübrigen. Bei "Supportern" hingegen könnte es anders aussehen, weil eine sich ausgeschlossen fühlende, mögliche "Supporterin" vielleicht klagen würde. Ein Sprachwissenschaftler (oder eine Fachkollegin) dürfte dann sicher ein Gutachten erstellen, inwiefern eine Eindeutschung des Wortes Supporter bereits erfolgt, somit eine weibliche Form verfügbar und also zu verwenden ist.

Es würde mich nicht überraschen, wenn in naher Zukunft die Geschlechtsneutralität auch in Firmenveröffentlichungen, Schreiben an Kunden usw. gesetzlich vorgeschrieben wird. Es ist ja nicht anzunehmen, daß die fleißigen Staatssekretäre und Staatssekretärinnen und die diversen Berater- und Beraterinnenstäbe sich mit dem Erreichten zufriedengeben. Die haben neben einer Mission ja auch ein Interesse an einem geregelten Einkommen.

Nebenbei: Als Vater einer Tochter bin ich sehr wohl daran interessiert, daß Diskriminierungen von Frauen unterbunden werden – notfalls auch gesetzlich. Alles Sinnvolle ist mir da willkommen. Hohle politische Korrektheit hingegen ist schlichter Unsinn und wirkt einem durchaus begrüßenswerten Grundanliegen entgegen.
 
 

Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 01.08.2008 um 10.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12798

Ich bin noch immer der Hoffnung, daß diese (scheinbar) feministische Sprache nur eine Mode ist, die eben auch wieder verschwindet.

Leider sind unter den Diskutanten hier recht wenig Damen, wenn ich es richtig überblicke. Ich frage mich, wie sie diesen Sprachstil empfinden und ob sie ihn auch anwenden.
In meinem Bekanntenkreis beobachte ich, daß kaum eine Frau so spricht. In den Medien sind es tatsächlich fast ausschließlich Männer, die es tun. Ich vermute, ihnen ist es im Grunde egal, sie wollen nur nicht cheauvinistisch wirken und scheuen die Debatte mit Leuten wie Alice Schwarzer.

Richtig albern finde ich es allerdings, daß junge Damen Wert darauf legen, im Ausland "Miss", "Mademoiselle" und "Signorina" genannt zu werden, sich das "Fräulein" aber verbitten.
 
 

Kommentar von Hainbuchenstab, verfaßt am 01.08.2008 um 09.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12796

Ich habe es mit eigenen Augen gesehen: JedeR StudentIn. (ca. 1990)
 
 

Kommentar von Otto, verfaßt am 31.07.2008 um 22.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12794

Studenten sind ja inzwischen weitgehend durch Studierende ersetzt worden, die aber dann doch häufig ganz einfach von Professoren unterrichtet werden. Darin zeigt sich, wie blind und unüberlegt sinnlose von der "Obrigkeit" eingeführte Sprachregelungen befolgt werden.
 
 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 31.07.2008 um 20.33 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12792

Häufig kommen in so penetrant korrekt gehaltenen Texten dann doch (versehentlich) "Fehler" vor. Die wirken dann auf den Leser um so auffälliger. Leider hab ich kein besonders gutes Beispiel, es stammt aus einem Erlaß des Hrn. Blüml im Wiener Stadtschulrat:

(...) darauf zu achten, dass sich an jeder Schule zumindest ein/e ausgebildete/r Legasthenikerbetreuer/in befindet bzw. allenfalls (...)
http://www.wien.gv.at/ssr/erlass/erl02/240.120.0018-kanz2.2002.htm

Abgesehen davon, daß in diesem Fall die Endungen störend wechseln, geht es nur um Betreuerinnen und Betreuer. Die Legastheniker selbst dürfen öffenbar nur männlich sein, da Legasthenikerinnen scheinbar ausgenommen sind.
 
 

Kommentar von jms, verfaßt am 31.07.2008 um 19.28 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1040#12789

Die feministische Sprachverhunzung – in Behördenveröffentlichungen besonders gepflegt – errinnert irgendwie an wissenschaftliche Publikationen der DDR. Dort war immer ein obligatorisches Bekenntnis zu den Errungenschaften des Marxismus/Leninismus vorangestellt. Wie gnadenlos die politische Korrektheit in der wiedervereinten BRD zuschlägt, mußte als prominentestes Opfer Eva Herman erleben. Der klassischen Rechtschreibung ist es im Grunde nicht anders ergangen – nur war hier nicht der Feminismus, sondern eine Ideologie verantwortlich, die man vielleicht Pädagogismus nennen könnte. Es gibt auch noch andere subtile oder auch weniger subtile Formen der politischen Korrektheit, die einem die Lebensfreude vergällen. Das geistige Klima in Deutschland ist wieder einmal beängstigend.
 
 

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