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03.01.2011
Glühlampen und Rechtschreibung
Ruhe als erste Bürgerpflicht
"Endgültig beschlossen und besiegelt wurde das EU-weite Glühbirnenverbot im April 2009. Jahrelange Debatten waren vorausgegangen, alle Argumente waren ausgetauscht, und die Freunde der Glühbirne hatten die Abstimmungen deutlich verloren.
Doch es ist wie bei der Rechtschreibreform: Noch lange nach dem Beschluss lässt sich mit alten Argumenten neue Publicity erzielen." (Dirk Asendorpf in der ZEIT online vom 2.1.2011)
Es ist nicht ganz klar, wie Asendorpf das meint, wahrscheinlich so: Die Freunde der "alten" Rechtschreibung geben keine Ruhe, auch wenn sie die Abstimmungen (welche?) verloren haben. Es sind Querulanten, die sich gegen das Beschlossene und Besiegelte wehren. Wir von der ZEIT oder taz tun so etwas nicht.
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Kommentar von Lyriost, verfaßt am 04.01.2011 um 18.49 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1396#17704
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Bei der "ZEIT" haben sie ganz andre, eher elementare Sorgen: http://www.blogigo.de/gedichte_gedanken/Dringend-noetig/6092/
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 02.12.2013 um 12.08 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1396#24521
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"Glühbirne sagt man nicht, es heißt Glühlampe!"
Diese Richtigstellung hat mich schon zu Schulzeiten in den 60ern nicht sehr beeindruckt. Ähnlich war es ja mit dem Zollstock, den man Gliedermaßstab nennen sollte, was ich schon damals recht lächerlich fand. Glühbirne ist doch ein wunderbares, bildhaftes Wort.
Die Energiesparlampe tut nun zwar ihr übriges, aber mit dem älteren Tabu der Glühbirne hat sie nicht unbedingt zu tun. Gerade las ich in einer aktuellen Aufbauanleitung für einen Herrnhuter Stern:
"Glühlampe (Tropfenlampe) darf 40 W nicht überschreiten."
Tropfenlampe, kennt das jemand? Da will man also auf jeden Fall das Wort Glühbirne vermeiden, sich aber dann doch wieder irgendwie auf die Form beziehen, also wird das Wort Tropfenlampe daraus. Im Gegensatz zur Glühbirne steht die Tropfenlampe in keinem Wörterbuch, obwohl Google immerhin 159000 Fundstellen anzeigt, fast ein Fünftel der Anzahl von Glühbirnenfunden.
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Kommentar von TT, verfaßt am 03.12.2013 um 10.48 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1396#24525
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Na ja, man muß schon zwischen Umgangssprache und Fachsprache unterschieden.
Wenn jemand umgangssprachlich Glühbirne oder Stehlampe sagt, habe ich kein Problem damit. Der Elektriker will aber wohl schon zwischen Lampe und Leuchte unterscheiden. (Die Stehlampe ist eine Leuchte!)
Eine Tropfenlampe hat ganz einfach eine bestimmte Form (damit es in der Leuchte besser aussieht oder besser paßt). Die Tropfenlampe kann technisch als Glühlampe, LED-Lampe, o. ä. realisiert sein. Die Idee, daß nur das Wort Glühbirne vermieden werden sollte, erscheint mir nicht stichhaltig.
Vielleicht noch ein Beispiel: Ich sage auch "Winterreifen wechseln". In der Werkstatt ist aber schon die Unterscheidung Winterreifen vs. Winterräder (=Felge und Reifen komplett, schon fertig montiert) wichtig.
Mein Fazit: Eine präzise Fachsprache hat schon ihren Sinn.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.12.2013 um 12.16 Uhr
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Ich habe natürlich auch nichts gegen Fachsprachen. Nun ist aber die Aufbauanleitung für einen Adventsstern nicht unbedingt an einen Elektriker gerichtet.
Wie gesagt, "Tropfenlampe" ist ein ziemlich unbekanntes Wort, man findet es in keinem Wörterbuch, auch nicht in Online-Wörterbüchern, sondern ausschließlich in Internet-Verkaufsanzeigen, vielleicht noch in Produktbeschreibungen der Hersteller.
Statt "Glühlampe (Tropfenlampe)" wäre also das sehr verbreitete und in allen Wörterbüchern vorhandene Wort "Glühbirne" ebenso kurz und verständlich wie eindeutig gewesen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 03.12.2013 um 13.02 Uhr
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Mir ist die Tropfenlampe schon geläufig, allerdings auch nur aus dem Handel und dessen Anzeigen.
Kurios ist übrigens, daß der prototypische Tropfen jene Form hat, die er eigentlich nur beim Herunterlaufen an einer Fläche oder beim Ablösen vom Honiglöffel usw. annimmt. Der Tropfen, der ungehindert durch die Luft fällt, ist ja kugelförmig (na ja, annähernd, ich weiß schon). Die Erde ist auch nur ein Tropfen (ein Rotationsellipsoid, nicht wahr?).
Ein seither verstorbener Kollege, Indogermanist, erzählte mir einmal, wie er in Schweden eine Glühbirne zu kaufen versuchte. Er übersetzte das Wort buchstäblich ins Schwedische, stieß aber bei der Verkäuferin (blond, hübsch, humorlos) auf vollkommenes Unverständnis und konnte auch durch gestische Hilfen nichts erreichen. Wir machen uns meist nicht klar, wie begrenzt die Metaphern des Alltags sind.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.12.2013 um 18.06 Uhr
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Einen tropfenförmigen Tropfen gibt es wenigstens zeitweise, im Moment des Entstehens, aber wann ist ein Herz herzförmig?
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 03.12.2013 um 20.37 Uhr
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"Glühbirne" ist durchaus nicht eindeutig, außer Tropfenlampen gibt es ja auch Kerzen und Strahler.
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Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 03.12.2013 um 22.17 Uhr
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Hat eine Birne nicht genau die gleiche Form, die man einem Tropfen zuschreibt?
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Kommentar von Bernhard Strowitzki, verfaßt am 05.12.2013 um 12.22 Uhr
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Das ist gerade die Mehrdeutigkeit. Versteht man "Glühbirne", ist die Tropfenform impliziert. Gemeinhin aber versteht man "Glühbirne" als Synonym für "Glühfadenlampe" (oder sogar noch umfassender einschließlich der Kompaktleuchtstoffröhren, propagandistisch auch als "Energiesparlampen" bezeichnet). Dann sind Kerzen, Strahler und andere Sonderformen inbegriffen.
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.12.2013 um 14.01 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1396#24555
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Ein Schweineherz ist immerhin noch herzförmiger als ein Stern sternförmig. Die prototypische Sternform ist ja nur ein Abbildungsfehler.
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Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 06.12.2013 um 02.11 Uhr
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Die ersten Fernrohre, die theoretisch Abbildungsfehler produzieren konnten, wurden zu Beginn des 17. Jhts. gebaut. Wenn die gezackte Sternform von so einem Abbildungsfehler stammt, stellt sich die Frage, welche Bezeichnung hatte diese Form dann zuvor, weil existieren tun Sternformen doch schon wesentlich länger. Oder stammen die Abbildungsfehler aus anderen Ursachen?
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 06.12.2013 um 05.58 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=1396#24557
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Ich hatte früher sehr gute Augen, konnte ohne weiteres Alkor erkennen, aber schon damals habe ich die Sterne bestimmt nicht streng punktförmig gesehen. In der Schule lernt man ja dann, warum das so ist. Eine besonders eingängige Darstellung, auch aus der Vorweihnachtszeit, habe ich hier ergoogelt:
"Wieso haben Sterne Zacken?
In der Weihnachts- und Adventszeit rückt der Himmel näher. Weihnachtssterne leuchten über Christbaumspitzen, strahlen gelb oder weiß ruhig über den Buden der Weihnachtsmärkte und locken den Blick zu den Auslagen der Schaufenster. Ob sechs- oder achtzackig, auf Geschenkpapier oder in Gebäckform, das Fest beschert Sternstunden. Ein Stern mit Zacken ist ein Zeichen, das überall in der Welt verstanden wird. Doch woher stammt es? Noch nie hat ein Astronom solche Art von Strahlen um einen Stern nachgewiesen. Bei den Untersuchungen der Himmelsforscher erweisen sich die Sterne stets als mehr oder weniger runde, leuchtende Gaskugeln gleich unserer Sonne. Aus der Entfernung von Lichtjahren betrachtet sind die Sterne perfekt punktförmig.
Die Antwort: die Sternform ist nicht am Himmel, sondern im Menschen angelegt. Die Linse des Auges ist an ihrem Rand über den ganzen Umfang durch eine Vielzahl von Bändchen aufgehängt. Die äußere Seite der Bändchen ist an einem ringförmigen Muskel angewachsen. Betrachtet man Gegenstände in unterschiedlicher Entfernung, wird durch diesen Muskel die Wölbung und damit die Fokussierkraft der Augenlinse so angepasst, dass ein scharfes Bild auf der Netzhaut entsteht. Dieser Vorgang wird als Akkommodation bezeichnet.
Die Bändchen verformen die Oberfläche der Augenlinse und beeinflussen damit ihre Abbildungsqualität. Um punktförmige Lichtquellen wie Sterne zeigt sich ein Strahlenkranz. Nachts ist der Effekt deutlicher als bei Tageslicht. Die Augenpupille ist im Dunklen auf ihren maximalen Wert von bis zu acht Millimeter geweitet, gegenüber etwa ein bis zwei Millimeter bei hellem Sonnenschein. Da die Falten und Spannungen am Rand der Augenlinse am stärksten ausgeprägt sind, machen sie sich bei der nächtlichen Betrachtung von hellen Sternen besonders bemerkbar.
Dass die Strahlen nicht den Sternen angehören, sondern durch einen Abbildungsfehler im Auge entstehen, kann man sich leicht selbst klarmachen. Geht man in den Weihnachtstagen nach 21 Uhr in eine unbewölkte winterliche Nacht und sucht sich ein dunkles Plätzchen mit Blick nach Südosten, so erkennt man in dieser Himmelsrichtung, noch bevor sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, den blauweiß funkelnden Sirius, den hellsten Fixstern am Firmament. Neigt man nun den Kopf zur Seite, zeigt sich: die Strahlen drehen sich mit. Der Weihnachtsstern im Original."
(Christian Wolter in der Stuttgarter Zeitung 24. 12. 2010)
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