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»Rechtschreibung und -reform«
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Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 16.12.2005 um 16.31 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#440
Kommentar verfaßt von Karin Pfeiffer-Stolz am 16.12.2005 um 15:58 Uhr
Ich habe gegen den Frankfurter "Gruss" protestiert und bekam prompt folgendes zur Antwort:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
da das Zeichen "ß" haeufig in Emails nicht korrekt uebertragen wird, ersetzen wir es gerne durch ein Doppel-s.
Mit freundlichen Gruessen,
T. W. Projektmanager eServices Frankfurter Buchmesse Reineckstraße 3 60313 Frankfurt"
Kommentar verfaßt von Karin Pfeiffer-Stolz am 16.12.2005 um 11:44 Uhr
Eben erhielt ich folgende Botschaft per E-Mail:
"Gruss von der Frankfurter Buchmesse Die Mitarbeiter der Frankfurter Buchmesse wünschen Ihnen frohe Festtage und einen guten Start ins neue Jahr.
Frankfurter Buchmesse Reineckstraße 3"
Na, wenigstens kommt der "Gruss" aus einer "Straße".
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Karsten Bolz
Hofheim
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Dieser Beitrag wurde am 16.12.2005 um 19.30 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#441
Gegen Gruss, aussen usw. sollte man gar nicht so heftig protestieren, die angesprochenen Institutionen könnten es tatsächlich lernen. (Das kann man ja tatsächlich.) Allerdings sollte immer die Fehlerträchtigkeit dieser s-Schreibung sachlich dokumentiert und der Vorteil der Adelungschen Schreibung hervorgehoben werden. Nur so kann diese Marotte ausgelöscht werden.
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Dieser Beitrag wurde am 12.04.2006 um 15.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#613
Beitrag verfaßt von Jürgen Langhans am 11.04.2006 um 21:27 Uhr
Jetzt gibt's zum Einheitschaos auch die passende Musik: http://www.rechtschreibreform-neindanke.de
Beitrag verfaßt von J. Hohenembs am 11.04.2006 um 21:03 Uhr
Ja, es scheint so zu sein, daß es sich beim Wort "Handy" wohl um keinen Anglizismus, zumindest keinen direkten, handelt. Es ging aber einzig um die Aussprache entgegen dem deutschen Lautsystem. Wir schreiben "a", sprechen aber "e". Auch soll nicht krampfhaft jedes Fremdwort unbedingt "deutsch" geschrieben werden. Das Beispiel "Ketschab" für Ketchup war nur zur Verdeutlichung gewählt. Müssen Sie aber tagtäglich Sätze wie den eben gehörten "Weil es macht keinen sinn, dass der desktop fictional auf das icon-level sized wegen der mapping-administration und dem package-input." vernehmen, sehnte sich wohl jeder nach ein bißchen mehr Geschlossenheit in unserer Sprache.
Beitrag verfaßt von Theodor Ickler am 11.04.2006 um 15:44 Uhr
Hohenembs:
»Groß-Klein-Schreibung: Nur die inhaltstragenden substantivisch gebrauchten Bezeichner eines Satzes groß.
den Kürzeren ziehen; seine Schäfchen ins Trockene bringen; des öfteren; im allgemeinen; im zusammenhang mit; im rahmen von; im übrigen; ... [sic!]
Geht man nach der vernünftigen Regel vor, wonach nur die echten Bezeichner, die inhaltstragenden und substantivisch eingesetzten Wörter eines Satzes großzuschreiben sind, dann kann man einerseits korrekterweise das a von "im allgemeinen" nicht großschreiben, anderseits dürfte demnach auch das Z in "im zusammenhang mit" nur klein zu schreiben sein. Hierbei muß man sich auf die unschöne Weise helfen, indem diese Regel nicht auf die Wortart der Substantive angewandt wird. Frage: Warum aber ist das so?
Ist hingegen in eine solche Wortgruppe ein Zeitwort miteingebunden, wie etwa "ziehen" in "den Kürzeren ziehen", dann ist hier tatsächlich von einem Kürzeren die Rede, gleichgültig, ob im übertragenen Sinne oder nicht. Daher ist der Kürzere großzuschreiben, wenn ich das Wort Stäbchen, d.i. der Kürzere, nicht im Zusammenhang erwähne. Frage: Warum aber ist das nicht so?«
– Auf der einen Seite gibt es die üblichen Schreibweisen (mit allmählichen Veränderungen im Lauf der Geschichte), auf der anderen Seite die Theorien dazu, manchmal in eher normative Regeln gefaßt wie beim Duden, manchmal nicht. Die These, gegen die sich Argumente und Beispiele von Hohenembs offenbar richten, besagt, daß in einem Text groß geschrieben wird, wovon die Rede ist, das „thematische Material“. Diese These tritt allerdings in Zusammenhang mit der Anerkennung der Substantivgroßschreibung auf: Zunächst entwickelte sich die deutsche Großschreibung von der „ehrenden“ zur wortartbezogenen – nicht zufällig, denn jene wie diese anerkannten den textsemantischen Vorrang der „Hauptwörter“, der sich auch lesepsychologisch nachweisen läßt. An diesen Vorgang (Luther bis Gottsched) schloß sich, durchaus auf derselben Linie und als weitere Modernisierung im Sinne der Leserfreundlichkeit, die textsemantische Auszeichnung des thematischen Materials an. Sie ist nicht abgeschlossen und kann es auch gar nicht sein, weil das lexikalische Material unaufhaltsam der Grammatikalisierung, d. h. semantischen Rückstufung unterworfen ist. Hierher gehört auch das Aufkommen und Verblassen der Metaphern. Zum Beispiel werden die Wendungen sein Schäfchen ins Trockene bringen, den Kürzeren ziehen oder im Trüben fischen offenbar von vielen immer noch als anschauliche Bilder verstanden und daher oft mit Großbuchstaben geschrieben, während der Duden aufgrund einer falschen Theorie entweder schon für die Metapher als solche Kleinschreibung anordnete oder in Verkennung des Lexikalisierungsgrades überhaupt keine Anschaulichkeit mehr erkannte und auf diesem Wege zur ausschließlichen Kleinschreibung kam. Es muß sozusagen einiges geschehen, damit die Wortartkennzeichnung überspielt werden kann. Bei im Rahmen von ist eigentlich außer der Metaphorisierung gar nichts geschehen. Ein Rahmen ist ein Rahmen. Er hat sogar den (meist verschmolzenen) Artikel bei sich. Warum sollte man ihn klein schreiben? Dasselbe gilt für im Zusammenhang (wo wegen der längst etablierten Abstraktheit des Grundwortes nicht einmal eine nachvollziehbare Metaphorik erkennbar ist). Ein Zusammenhang ist ein Zusammenhang, und genau davon ist im Text dann auch die Rede Bei im übrigen geht es nicht um die Qualität des Übriggebliebenseins, der Resthaftigkeit, sondern um „anderes“. Die Wendung bezieht sich nicht auf etwas, was übrig ist, sondern ist anaphorisch-adverbial zu verstehen, ungefähr wie ansonsten o. ä. Der Unterschied zwischen dem Allgemeinen und der adverbialen Wendung im allgemeinen (= generally) ist schon oft hervorgehoben worden. Über die Rückwärtsgewandtheit von des Öfteren braucht man kein Wort mehr zu verlieren; hier ist die Modernisierung völlig in den Wind geschlagen worden. Zusammenfassend: Die üblichen Schreibweisen lassen sich im allgemeinen sehr gut verteidigen, dagegen möge sich mit der verordneten Dudenregel der Duden selber herumschlagen. Bei allem ist zu bedenken, daß es sich um geschichtliche Prozesse handelt, die zwar als solche nicht widersprüchlich sein können, aber nicht überall schon zu theoretisch konsistenten (d. h. leicht beschreibbaren) Endergebnissen geführt haben.
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Hohenembs:
»Zusammen-, Getrenntschreibung: Grundsätzlich herrscht Getrenntschreibung, außer zur Hervorhebung unterschiedlicher Bedeutungen. "groß schreiben" versus "großschreiben". Frage: Warum muß auch ohne Not [sic! Bezeichner!] zusammengeschrieben werden?«
– Was ist gemeint? Es haben sich Zusammenschreibungen von Wortgruppen entwickelt, wie ich entgegen der herkömmlichen und der reformerischen Auffassung behaupte (Verbzusatzkonstruktionen nicht als Wortbildungen auffassend). Die Orthographie zeichnet das nach. Meistens „muß“ man nicht. Die strikte Unterscheidung großschreiben/groß schreiben findet man in meinem Wörterbuch so wenig wie die Kleinschreibung von im trüben fischen; die Wirklichkeit sieht anders aus.
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Hohenembs:
»Trennregeln: Der Lesefluß darf dadurch nicht gestört werden. Es ist daher am besten, nach Sprechsilben zu trennen, wiewohl ich den geradezu körperlichen Schmerz manches Altphilologen dabei verstehen kann. Die getrennten Teile dürfen aber natürlich dem Wortsinn nicht widersprechen. Icklersches Beispiel: "Frust-ration". Frage: Warum aber darf nicht immer nach Sprechsilben getrennt werden?«
– Der Einwand ist nicht deutlich genug. Worum geht es? Die erste Hauptregel ist die der Trennung nach Wortbestandteilen (zusammengesetzter und präfigierter Wörter). Dann kommen die Sprechsilben. Beim st habe ich „Verhandlungsbereitschaft“ bekundet; dazu gehört nicht viel, allerdings ist es auch nicht gerade nötig. In anderen Fällen geht es gar nicht: lachen, fangen, Hexe.
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Hohenembs:
»Eindeutschung von Fremdwörtern: Alle unbedingt erforderlichen Fremdwörter, insbesondere die Anglizismen, sollten, wenn sie sich schon nicht verhindern lassen, so zumindest getreu dem deutschen Laute geschrieben werden: Händi (Hendi) statt Handy, Ketschap (Ketschab) statt Ketchup, ...«
– Bitte sehr, viel Spaß!
Beitrag verfaßt von J. Hohenembs am 11.04.2006 um 14:57 Uhr
Angesichts der behördlich-schulischen Macht bin ich nun einmal bestrebt, meinen eigenen Standpunkt, so gut wie es nur irgend geht, zu untermauern, um den Argumenten der Reformschreiber in jedem Fall gewachsen zu sein. Dieser Absolutheitsanspruch muß angesichts der Vielschichtigkeit von Sprachen an sich fehlgehen; man sollte aber nicht von vorneherein die Waffen strecken. Auf die neue Rechtschreibung bin ich in meinem Kommentar nicht eingegangen, da ich mich mit diesen Sprachvergewaltigungen in keiner Weise weiter beschäftigen will. Ähnlichkeiten meiner Annahmen mit der neuen Rechtschreibung sind nicht gewollt, eher zufällig. Es ging eben nur darum, die mir seit Jahrzehnten unlogisch erscheinenden, im Sinne von "nicht durchgehaltenen" Schreibweisen der alten Rechtschreibung entweder getrost beseite lassen zu können, oder gute Argumente für deren Klärung zu finden. Das Icklersche Buch "Die sogenannte Rechtschreibreform" u.ä. hat da nur zum Teil geholfen.
Beitrag verfaßt von Bernhard Eversberg am 11.04.2006 um 14:22 Uhr
Bei Heranwachsenden kann man das Sprachgefühl noch nicht zerstören (das für die Schriftsprache), aber seine Herausbildung behindern. Fragt sich, was schlimmer ist.
Beitrag verfaßt von Ursula Morin am 11.04.2006 um 13:22 Uhr
Zum Beitrag von J. Hohenembs: Von der Semantik her unterscheiden sich meiner Meinung nach Redewendungen wie "im Zusammenhang mit" oder "im Rahmen von" grundsätzlich von Floskeln wie "des weiteren" oder "im übrigen". Letztere können ohne weiteres durch andere Wörter wie "außerdem" oder "ansonsten" ersetzt werden. Sie haben also eine ganz andere Funktion im Satz als es bei ersteren der Fall ist, die immer auf das zuvor oder nachher Gesagte verweisen. Ich kann ihnen da jetzt in der Eile leider keine grammatische Begründung liefern, falls es überhaupt eine gibt ...
Auch ich habe mich eigentlich erst beim Lesen der Kommentare von Prof. Ickler zur reformierten Schreibung damit beschäftigt, warum ich schreibe, wie ich schreibe, und weshalb mir die neuen Schreibweisen einfach nicht "über die Tastatur" gehen wollen.
Wenn man sich über die Schreibweisen vor der Reform Gedanken macht - und die von Duden nachgelieferten Regeln mal beiseite läßt - wird man finden, daß fast alles seinen guten Grund hatte und dem Sprachgefühl deutscher Muttersprachler entsprungen ist, das ausgezeichnet zwischen verschiedenen semantischen Einheiten und "Tatsbeständen" zu differenzieren vermochte.
Das besondere Talent der Reformer besteht darin, dieses Sprachgefühl zu zerstören, was bei den jüngeren Leuten recht gut geglückt ist. Ich kann mir nicht recht denken, welche Vorstellung jemand im Kopf hat, der "heute Abend" schreibt - jedenfalls dürfte seine Sprachauffassung empfindlich gestört sein und er wird dann auch Fehler in ähnlichen Zusammenhängen machen.
Beschäftigen Sie sich mal mit dem semantischen Hintergrund der Schreibweisen, Sie werden erstaunt sein, wie gut die "klassische Rechtschreibung" mit der "inneren Logik " unserer Sprache übereinstimmt.
Beitrag verfaßt von J. Hohenembs am 11.04.2006 um 01:41 Uhr
Einheitlichkeit? "Wie ich gerne schriebe, ... wenn es denn die meisten nur auch so täten" oder "Sechs eigene Regeln und die immer noch unbeantworteten Fragen zur alten Rechtschreibung"
1) Groß-Klein-Schreibung: Nur die inhaltstragenden substantivisch gebrauchten Bezeichner eines Satzes groß.
den Kürzeren ziehen; seine Schäfchen ins Trockene bringen; des öfteren; im allgemeinen; im zusammenhang mit; im rahmen von; im übrigen; ... [sic!]
Geht man nach der vernünftigen Regel vor, wonach nur die echten Bezeichner, die inhaltstragenden und substantivisch eingesetzten Wörter eines Satzes großzuschreiben sind, dann kann man einerseits korrekterweise das a von "im allgemeinen" nicht großschreiben, anderseits dürfte demnach auch das Z in "im zusammenhang mit" nur klein zu schreiben sein. Hierbei muß man sich auf die unschöne Weise helfen, indem diese Regel nicht auf die Wortart der Substantive angewandt wird. Frage: Warum aber ist das so?
Ist hingegen in eine solche Wortgruppe ein Zeitwort miteingebunden, wie etwa "ziehen" in "den Kürzeren ziehen", dann ist hier tatsächlich von einem Kürzeren die Rede, gleichgültig, ob im übertragenen Sinne oder nicht. Daher ist der Kürzere großzuschreiben, wenn ich das Wort Stäbchen, d.i. der Kürzere, nicht im Zusammenhang erwähne. Frage: Warum aber ist das nicht so?
2) Zusammen-, Getrenntschreibung: Grundsätzlich herrscht Getrenntschreibung, außer zur Hervorhebung unterschiedlicher Bedeutungen. "groß schreiben" versus "großschreiben". Frage: Warum muß auch ohne Not [sic! Bezeichner!] zusammengeschrieben werden?
3) Trennregeln: Der Lesefluß darf dadurch nicht gestört werden. Es ist daher am besten, nach Sprechsilben zu trennen, wiewohl ich den geradezu körperlichen Schmerz manches Altphilologen dabei verstehen kann. Die getrennten Teile dürfen aber natürlich dem Wortsinn nicht widersprechen. Icklersches Beispiel: "Frust-ration". Frage: Warum aber darf nicht immer nach Sprechsilben getrennt werden?
4) Eindeutschung von Fremdwörtern: Alle unbedingt erforderlichen Fremdwörter, insbesondere die Anglizismen, sollten, wenn sie sich schon nicht verhindern lassen, so zumindest getreu dem deutschen Laute geschrieben werden: Händi (Hendi) statt Handy, Ketschap (Ketschab) statt Ketchup, ...
Zu den heute andauernd erzwungenen Sprüngen im Lautsystem (Codesprüngen) siehe: Dieter E. Zimmer "Deutsch und anders". Es besteht weder irgendein Grund, noch ist es klug oder gar notwendig, "das Portmonnee" genauso wie der Franzose zu schreiben.
Frage: Warum aber muß das Deutsche, und nur das Deutsche, alles in Originalschreibung verwenden, auch wenn es dem Lautsystem widerspricht?
In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, daß bei mir die Deutschtümeleivorwürfe vollkommen ins Leere laufen, denn es gibt auf diesem Erdboden wohl nur wenige, die meine Bewunderung und Begeisterung für die (britisch-)englische Bühnensprache im selben Ausmaße teilen.
5) Eszett (scharfes ß; sz, ß, s, ss)
Das Eszett sollte bei GROSZSCHREIBUNG als "SZ" wiedergegeben werden. Trotz der Dudenanmerkung (aus dem Jahre 1923, wie ich glaube), wonach nur bei ausschließlicher Verwendung von Großbuchstaben der Ersatz von ß durch SZ zulässig ist, weil es einfach nicht anginge, einen Laut durch zwei Buchstaben darzustellen (sch?, ch?), und sonstiger (falscher) Herleitungsversuche, nach denen das Eszett kein sz sei, sondern nur die Ligatur aus langem s und Schluß-s, sollte man sich auf das Richtige besinnen und Eszett durch das darstellen, was es ist: "sz".
Frage: Warum darf ß nicht mit sz wiedergegeben werden?
Dieser Zug ist aber zu meinem Leidwesen bereits längst abgefahren. Die Schweizer haben das Eszett schon vor 70 Jahren stumpfsinnigerweise vollständig durch "ss" ersetzt, obwohl in vielen Fällen ein Ersetzen durch einfaches "s" korrekt gewesen wäre, wenn man diesen Buchstaben schon unbedingt beseitigt wissen will.
6) h-Streichung: Warum wird nicht vernünftigerweise der Bedeutungsvielfalt durch eine Rückkehr zur Th-Schreibung Rechnung getragen? Thor versus Tor, Thau versus Tau. Dieser 1901 begangene Fehler hätte beseitigt werden sollen. Frage: Wie kamen die damals dazu?
Betrachte ich aber die Rechtschreibung, die meine Kinder anzuwenden gezwungen sind, scheint mir das alles unbedeutend. Dennoch seien jene bedankt, die durch ihren großen Einsatz noch größeres Unheil abgewandt haben.
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Kratzbaum
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Dieser Beitrag wurde am 19.04.2006 um 07.45 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#620
Rechtschreibwirklichkeit
In einem Heftchen eines Modeversenders: Spagettiträger/Spaghettiträger - aufwendig - Reißverschluss/Clipverschluß
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA
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Dieser Beitrag wurde am 19.04.2006 um 10.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#622
SZ-Rechtschreibwirklichkeit: Kommas, Bindestriche und Jährige bei einer Zeitung, die halt reformiert herumzuschreiben versucht, so gut sie's eben nur kann (siehe hier):
"Jeden Tag öffnet Eveline von Arx, promovierte Pädagogin zahlreiche Briefe zu diesen oder ähnlichen Fragen."
"Dann wissen 63 Prozent der Zwölfjährigen eigentlich nicht bescheid."
"Es fällt aber auf, dass die Mütter den 11 bis 14-Jährigen deutlich mehr kindliche Eigenschaften zuschreiben, als diese es selbst tun, [...]"
"Die Hälfte aller 13-jährigen Mädchen hat bereits auf den Mund geküsst, [...]. Die Hälfte der 14-Jährigen Mädchen hatte schon einen festen Freund, [...]"
Und hatte in "Jeder vierte denkt, 'aufpassen' sei sicher" nicht "vierte" so à la "jeder Andere" großgeschrieben werden müssen, wenn kein Hauptwort folgt?
Auch noch was zum Inhalt, denn der ist ja auch wichtig: "Wir haben festgestellt, dass wir noch intensiver darauf hinweisen müssen, dass das Kondom als einziges Verhütungsmittel zuverlässig vor Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten schützt." – Come on! Wenn selbst das Condom nur zu 97 oder 98 Prozent "zuverlässig" verhütet, dann soll es "zuverlässig" gegen Viren schützen? Mann, da muß der zuverlässige Journalist doch im Interesse zuverlässiger Information wohl mal nachhaken! Oder denken die SZ-Leute beim Hören genauso wenig mit wie beim Schreiben?
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 23.05.2006 um 20.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#687
Unter der Überschrift Bedeutendster Literaturpreis an Oskar Pastior berichtet die Siebenbürgische Zeitung Online unter anderem:
»Oskar Pastior gilt als herausragender Repräsentant der experimentellen Lyrik. Seit seinem literarischen Debüt vor vierzig Jahren („Offene Worte“, 1965) ist ein umfangreiches literarisches Werk entstanden, das von bemerkenswerten Übersetzungen (Gellu Naum, Francesco Petrarca) flankiert wird. Wie nur bei wenigen Dichterkollegen verlangt Pastiors Kunst von ihrem Schöpfer selbst vorgetragen zu werden. Dieser begnadete Rhapsode, der im Reich der Wörter Sprachräume wortreich durchspringt, der mit einem Augenzwinkern den Schilderwald passiert; dieser in Gestik wie Mimik gleichermaßen ausdrucksstarke Vortragskünstler weiß all den ironischen Pointen, den unsichtbaren Fragezeichen eine Stimme zu verleihen. Manche seiner Gedichte, die aus Wirkungsgründen unbedingt laut zu lesen sind, nennt er „Hörichte“. Analog nannte ihn ein Kritiker einmal einen „Hörsteller“. Etikettierende Zuschreibungen sind ihm regelrecht verdächtig. Nein, er sei kein Nachfahre der Dadaisten, erklärt Pastior im Gespräch. „Ich sehe mich weder als Magier noch als Trapezkünstler und bin auch kein Sprachzertrümmerer.“ Im Gegenteil: „Die Sprache ist klüger als ich selbst.“ Es gehe ihm vielmehr um die Bewahrung der Sprache; und die Rechtschreibreform mache da einiges kaputt.«
(SbZ online, 23. Mai 2006)
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Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 14.08.2006 um 16.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#863
Beitrag geschrieben von Norbert Schäbler am 14.08.2006 um 15:50 Uhr:
"Pygmalion"
Das Diktat der Uni Würzburg (Seminar "Legasthenie und LRS" vom 10.05.2001) ist unseriös. Die Veranstalter sind laut Testbeschreibung an der Fragestellung interessiert, ob die neue Rechtschreibung zu einer Reduzierung der Fehlerzahlen führt. Mit der inneren Überzeugung, daß dem so ist, wird die Untersuchung gestartet.
Ganz klar läßt sich dies belegen anhand der Auswahl der Diktatwörter. In allen diktierten Sätzen geht es um die Groß- und Kleinschreibung. Im Satz 5 wird zusätzlich die Trennung thematisiert. Die übrigen Änderungsbereiche der RSR bleiben nahezu unberührt (wenige Ausnahmen: z.B. irgend jemand contra „irgendjemand“). Die Konzentration auf einen einzigen Rechtschreibfall und dessen Überbetonung ist also augenfällig. Somit verstößt das Diktat eindeutig gegen die didaktische Vorschrift, daß die übermäßige Häufung eines bestimmten Sprachfalles innerhalb eines Diktates zu meiden ist.
Eindeutig ist, daß der Proband, der aufgrund merkwürdiger Auslesekriterien der Gruppe der Neuschreiber zugewiesen wurde, die besseren Chancen hat. Bezüglich der Großschreibung muß er nämlich in keinem Falle nachdenken. Er kann fast ausnahmslos groß schreiben. Altschreiber hingegen müssen sich stets die Frage stellen, ob es sich im speziellen Sprachfall um eine übertragene (verblaßte) oder um eine tatsächlich „dinghafte“ Bedeutung handelt. Außerdem wirkt sich die verwirrende und verschiedentlich fehlerträchtige Einzellizenzierung des vorreformierten Duden nachteilig für den Altschreiber aus. Gerade deshalb sorgt die Reduzierung auf einen einzigen Sprachfall (s.o.) für eine totale Verzerrung des Leistungsbildes.
Abschließend die Schlußfolgerung der Verantwortlichen der Uni Würzburg: „Es lohnt sich also, nach der neuen Rechtschreibung zu schreiben, selbst wenn man sich nicht in diese eingearbeitet hat. Die Fehlerzahl reduziert sich auch ohne explizite Beachtung der neuen Regeln.“
Das erinnert doch alles sehr stark an den König von Kypros: „Pygmalion!“
Beitrag geschrieben von borella am 13.08.2006 um 21:44 Uhr:
Zu 4725, ich schriebe unreformiert:
Satz 1: wie angegeben. Satz 2: Man stand Schlange und Kopf, lief Ski und Eis, sprach Englisch, und wer diät gelebt und hausgehalten hatte, hielt jetzt Hof. Satz 3: Auf gut deutsch heißt das, die libysche Firma hat Pleite gemacht, aber die selbständigen Mitarbeiter konnten ihre Schäfchen ins Trockene bringen. Satz 4: wie angegeben. Satz 5: Auch wer aufs Ganze geht und überschwenglich sein Bestes tut, hat manchmal unrecht, hält es aber gern für rechtens.
Beitrag geschrieben von Karsten Bolz am 13.08.2006 um 14:33 Uhr:
Nach den Regeln von 2006 stimmt die Lösung natürlich nicht mehr.
Beitrag geschrieben von rrbth am 13.08.2006 um 11:14 Uhr:
Das http://www.uni-wuerzburg.de/sopaed1/lenhard/lrs/diktat.htm hab ich grade zufällig gefunden. Abgesehen von der „Schlussfolgerung“, stimmt die Diktatlösung?
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande
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Dieser Beitrag wurde am 15.08.2006 um 00.39 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#864
Herr Schäbler hat recht, die Studie ist nicht seriös. Allerdings formuliert er mit seiner Feststellung, Neuschreiber hätten bessere Chancen, weil sie im Gegensatz zu Altschreibern nicht jedesmal über bestimmte sprachliche Gegebenheiten nachdenken müßten, einen Vorwurf, den Reformer nur als Bestätigung ihres Ansatzes verstehen können. Das ist geradezu Musik in ihren Ohren, denn genau das wollten sie ja: die Chancen tatsächlich oder vermeintlich benachteiligter Schreiber verbessern, indem sie bestimmte, von ihnen für sie als schwierig empfundene Differenzierungen einebnen. Bei Einbeziehung der Getrennt- und Zusammenschreibung wäre das Ergebnis freilich ganz anders ausgefallen, da beißt die Maus keinen Faden ab!
Derweil dürfte die Fehlerrate mit jeder neuen Revision der Reform tatsächlich immer weiter sinken. Denn wenn alles richtig ist, ist nichts mehr falsch. So einfach ist die Rechnung. Und wo niemand mehr ist, der noch genau weiß, was richtig ist, ist ebenfalls nichts mehr falsch.
Übrigens enthält der Test einige handfeste Fehler. Nicht alle Schreibungen, die als korrekt ausgegeben werden, sind bzw. waren tatsächlich regelkonform. So „durfte“ man nach Duden statt Ski auch vor der Reform schon Schi schreiben, und die Schreibung Andere in Satz 1 war selbst nach den Regeln von 1996 nicht korrekt. Jedenfalls braucht man schon ein gerüttelt Maß an Phantasie, um hier § 58 E4 als gegeben anzusehen, nach dem bei besonderer Hervorhebung die Großschreibung gerechtfertigt werden kann. Selbst in diesem Fall wäre hier aber auch die Kleinschreibung richtig.
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 15.08.2006 um 01.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#865
Die Schreibung Schi war und ist eigentlich nur in Österreich üblich. Der Duden unterschlägt das – gewissermaßen aus alter Gewohnheit, weil er diese Variante in früherer Zeit einmal durchsetzen wollte.
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande
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Dieser Beitrag wurde am 15.08.2006 um 09.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#866
Das mag so sein, aber auch andere vor- bzw. unreformierte Wörterbücher haben die Variante Schi (zum Teil sogar als Hauptvariante) ohne regionale Kennzeichnung aufgeführt, so der Ickler, der Mackensen (1982), der Störig (1985) und auch „Knaurs Rechtschreibung“ (1973), der Vorvorgänger des Wahrig, wo unter Schi lediglich angemerkt wird, daß in Bayern und Österreich auch der Plural Schi üblich sei. Es wird in Würzburg so gelaufen sein, wie es weithin üblich ist: Irgend jemand hat in irgendeinem Text die ihm nicht vertraute Schreibung Schi entdeckt und sogleich für reformiert gehalten. Die Verfasser des Diktats haben schlecht recherchiert. Wenn sie schlau gewesen wären, hätten sie einen großen Bogen um das Wort gemacht.
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Bernhard Eversberg
Braunschweig
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Dieser Beitrag wurde am 15.08.2006 um 11.00 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#867
Ein Test ist nicht tauglich zum Bewerten der Reform. Notwendig ist eine Evaluation, die das Schriftgut betrachtet, das im öffentlichen Raum inkl. Medien, in Schulen und Hochschulen, im geschäftlichen Schriftverkehr den Menschen begegnet. Das muß alles unter die Lupe und verglichen werden mit entsprechenden Produkten vor 1996. Eine enorm viel größere Aufgabe also, die von unparteiischen Wissenschaftlern anzupacken wäre. Wer sie zuallererst veranlassen sollte, sind natürlich die Reformer, die sich in der Pflicht fühlen müssen, die Auswirkungen gewissenhaft dokumentieren zu lassen, und die ein Interesse haben sollten, den Erfolg ihrer Maßnahme objektiv bewertet zu sehen. Daß ihnen dies nicht abverlangt wird, ist unbegreiflich.
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Norbert Schäbler
Hösbach
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Dieser Beitrag wurde am 16.08.2006 um 13.20 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#868
Funktionalität
Die in meinem zurückliegenden Beitrag aufgestellte Behauptung, daß sich ein reformierter Schreiber im speziellen Rechtschreibfall „Großschreibung“ leichter tue, war nicht als Lob für die Reformer anzusehen. Im Gegenteil! Bei genauerem Hinschauen wird daraus sogar ein Vorwurf an die Reformbetreiber.
Unwidersprochen ist, daß es sich bei der Großschreibung um einen deutschen Sonderweg handelt. Unwidersprochen ist auch, daß im Bereich der Groß- und Kleinschreibung die häufigsten Verstöße gegen orthographische Regeln unterlaufen (etwa jeder fünfte Rechtschreibfehler geschieht im Bereich der GKS). Und Tatsache ist, daß sich viele Fehler vermeiden ließen, wenn man auf die Großschreibung völlig verzichten würde.
Zu widersprechen ist jedoch der generellen Schlußfolgerung, daß durch den Verzicht auf sachangemessene Großschreibung grundsätzlich eine Besserung im schriftsprachlichen System der deutschen Sprache einträte. Um dies herauszufinden, wäre nämlich eine objektive wissenschaftliche Untersuchung notwendig, welche die Vor- und Nachteile von zwei unterschiedlichen orthographischen Systemen sorgfältig gegeneinander abzuwägen und dabei sowohl die Seite des Schreibers (Sprechers) als auch die Seite des Lesers (Hörers) zu überdenken hätte. Derartige Neutralität – sprich: wissenschaftliches Arbeiten – kann allerdings von den Reformbetreibern nicht erwartet werden. Sie sind ausschließlich „schreiberorientiert“ und bestätigen ihre Kurzsichtigkeit zudem mit gebetsmühlenhaft vorgetragenen Überkreuzvergleichen. Die Dauerhinweise, daß andere Weltsprachen (Englisch, Französisch, Spanisch) mit Versalien sehr sparsam umgehen, zeigen überdeutlich, daß die Reformer nicht einmal Herr im eigenen Hause sind. Jene Suggestion dient ausschließlich dem Zwecke, keinen Zweifel am Erneuerungsdogma aufkommen zu lassen. Daß dies der Sache aber nicht dienlich ist, steht außer Frage, denn es wird verschwiegen, daß Sprachen unterschiedlich strukturiert sind, und es wird gebrandmarkt, daß sich Sprachen durch Sonderheiten, Wesenszüge und individuelle Prägung auszeichnen. Ist das nicht ein erschreckendes Armutszeugnis, das sich die Reformbetreiber selbst ausstellen? Darf denn jemand den Einblick in das Wesen deutscher Sprache verwehren? Müßte es nicht gerade ein Anliegen des Wissenschaftlers sein, diesen Einblick zu gewähren! Welch ideologische Verblendung!!!.
Das Wesen einer Großschreibung, die sich an Grammatik und Sprachintuition ausrichtet, ist zu erkennen an ihrem „inhaltsschwangeren Sinn“. Richtig betriebene Großschreibung ist über das Schema der schnöden Artikelprobe erhaben. Mit richtig gesetzten großen oder kleinen Buchstaben signalisiert der Schreiber dem Leser, was er tatsächlich meint. Verwendet er Versalien, dann gibt er damit schon alleine durch ein optisches Signal zu verstehen, „wovon die Rede ist“ (Def. von T. Ickler). Will sagen: Man sollte die Funktionalität von Zeichen (Versalien, Spatium, Interpunktion, Fugen-S ...) untersuchen, und nicht danach streben, daß die Menschen funktionieren. Ein bißchen mehr Ehrfurcht vor dem Althergebrachten, eine Mäßigung der Regelungswut und die Anerkennung des Individuellen wären wünschenswert!
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Wolfgang Scheuermann
Dilsberg
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Dieser Beitrag wurde am 14.09.2006 um 10.12 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#931
Der Papst bleibt bei der Rechtschreibung Wie schon in seiner Enzyklika ist der Papst auch in seiner Regensburger Vorlesung "Nicht vernunftgemäß handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider" bei der normalen Rechtschreibung geblieben. Etwas anderes müßte auch überraschen, ist doch Vernunft gerade nicht ein Kennzeichen welcher Version der Rechtschreibreform auch immer. Man verkürzt nicht allzu arg, wenn man sagt, daß unter all der Unvernunft, die uns heute wie selbstverständlich zugemutet wird {beliebig herausgegriffen: "Unser Gesundheitswesen ist überkomplex - da setzen wir doch einfach noch eins drauf" - anstelle von Richtern (wie ehedem) können heute nur noch Richter und Richterinnen (oder umgekehrt) darüber wachen, daß jede Frauenbeauftragtenstelle exakt besetzt und genutzt wird - Sado-Macho ist Ausdruck schierer Lebensfreude (sinngemäß ein Politiker), etc.}, auch die Rechtschreibreform sich passend einfügt (zwar ein Fehler, klar, den muß man aber beibehalten aus Staatsräson!).
Professor Ickler hat hier unlängst von dem negativen Bildungsschock berichtet, den das Fernsehen im Urlaub bei seiner Familie und ihm bewirkt habe. Von einem dort verbreiteten Diktat, das vor Jahrzehnten kaum jemandem Schwierigkeiten bereitet haben dürfte ... Ich habe im Gegensatz zu Familie Ickler einen Fernseher zu Hause und schalte ihn ziemlich regelmäßig an (bin also ziemlich abgestumpft und merke das normalerweise nicht einmal). Unlängst sah ich aber eine (erfolgreiche) Kochsendung (!), in der "normale" Menschen in einer Privatwohnung Schränke und Schubladen des Gastgebers aufrissen (und sogar inspizierten, was unter dem Bett lag) - alles verfolgt von der Kamera! Das war auch für mich abgestumpften Menschen zuviel! Warum geht es, so fragte ich mich, offenbar nicht jedem so?
Als kleines Zwischenergebnis meiner Überlegung teile ich hier mit: Wir müssen wohl auf dem Weg zum einheitlichen Menschen schon weit vorangeschritten sein. ("Bei mir kann jeder jederzeit in den Schrank blicken, da findet er nichts grundsätzlich anderes, als er bei sich selbst auch finden könnte. Wir sind doch alle anständige Menschen und halten uns natürlich an die vorgegebenen Regeln! Das ist normal! Wir sind normal! Halt! Da versucht ja jemand in 200m Entfernung, eine Kreuzung zu überqueren, obwohl die Fußgängerampel für ihn rot ist! Drauf aufs Gas! Und dann Hupe: mit voller Kraft!!! Ha, jetzt ist er vor Schreck umgefallen! Gut so! Der wird sich das das nächste Mal überlegen! So ein Leichtsinn! Und ein schlechtes Vorbild für die Kinder!) Wie gesagt: ein Zwischenergebnis. Ein Versuch.
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 02.11.2006 um 19.56 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1048
Der Spiegel scheint ein Korrekturfilter zu verwenden, bei dem kein „so genannt“ mehr eine Chance hat – selbst wenn es richtig ist. Beispiel: Ausgabe 42/2006 (16. 10. 2006), S. 142, Interview mit Günter Nooke.
Spiegel: Halten Sie Russland für eine Demokratie?
Nooke: Ach was. Putin spricht von einer „gelenkten Demokratie“ – ich selbst stamme aus einer von den damaligen Machthabern sogenannten sozialistischen Demokratie. Diese Begriffe sollen doch nur verschleiern, dass es sich nicht um Demokratien handelt.
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Dieser Beitrag wurde am 20.11.2006 um 19.32 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1109
Kommentar von Germanist, verfaßt am 20.11.2006 um 15:38 Uhr
"Sogenannt" kann nicht zur Vermeidung eines Relativsatz dienen und ist daher keine "Variante" von "so genannt": Heute in unserer Zeitung: "die von den Nazis sogenannten Fremdarbeiter".
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Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 30.11.2006 um 10.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1148
Beitrag geschrieben von Kelkin am 30.11.2006 um 10:21 Uhr:
Mal was anderes: Im aktuellen Sprachreport des IDS Mannheim lese ich zum Ersetzen von 'rh' durch 'r', daß aus 'Hämorrhoiden' nun 'Hämorriden' wird. Wo ist das 'o'? Wird aus 'O weh' nun 'Weh'?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA
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Dieser Beitrag wurde am 30.11.2006 um 19.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1151
"Hämorrhoiden": Wenn's schon Schreibung nach der (dann doch vorgeschriebenen) Volksaussprache sein soll, dann doch wohl nicht mit zwei "r"! Hören die da in Mannheim eigentlich richtig hin?
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 25.12.2006 um 07.42 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1224
Jutta Reising von der Presse- und Informationsstelle der Westfaelische [sic] Wilhelms-Universität Münster meint: Geistige Herausforderung hält Hirn auf Trapp
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Wolfram Metz
Den Haag, Niederlande
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Dieser Beitrag wurde am 25.12.2006 um 09.05 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1225
Die Schreibung Trapp ist nicht zu beanstanden. (Ich als Westfale muß das wissen.) Irgendwann werden sich auch die Wörterbuchredaktionen dieser Erkenntnis öffnen:
trapp < Interj. >: lautm. für das Geräusch trappelnder Schritte od. Pferdehufe od. den rhythmischen Gleichklang beim Marschieren.
© 2000 Dudenverlag
Trapp: nur in der Verbindung jmdn. in/auf T. halten [wohl unter Einfluss von > trapp] (ugs. jmdn. nicht zur Ruhe kommen lassen): Regelmäßige sportliche Aktivität hält Herz und Hirn auf T. (Universität Münster, Pressemitteilung v. 31.01.2006).
© 2007/8/9 ?
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 30.12.2006 um 11.34 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1229
Auf Trab kommen und ins Gras beißen
In den nördlichen Regionen Deutschlands werden halt die geschlossenen Vokale in bestimmten Umgebungen offener ausgesprochen als in den südlichen. Im Norden wird man eher ins Grass (nicht in den Schriftsteller!) beißen und – wie vorgeschlagen – auf Trapp kommen, statt auf Trab. Ob nördliche Pferde dann auch in Trapp fallen und ob das Ganze am Ende zu einer nördlichen und einer südlichen Graphie (als vom Duden dann genauestens zu verzeichnenden "Varianten" ) des Deutschen führt, ist derzeit noch nicht auszumachen.
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 02.01.2007 um 16.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1252
Aus »"Letzter Schliff" für ohnehin gute Ausbildung«, Volksstimme.de vom 2. 1. 2007:
Die angehende Rechtsanwaltsfachangestellte Jana Schulze, die in Steutz zuhause ist, war mächtig stolz, den Kolleginnen in Budapest "hilfreiche Unterstützung geben zu können. Dort wurde mehrsprachig gearbeitet. Hauptinhalt meines Praktikums war die Korrektur von deutschen Schriftsätzen in Bezug auf Ausdruck sowie Rechtschreibung / Grammatik. Beispielsweise kann die Kommasetzung zu grundsätzlich verschiedenen Satzaussagen führen." In der Budapester Kanzlei sei es vor allem um wirtschaftsrechtliche Belange für international tätige Klienten gegangen. Darauf angesprochen, erzählte Jana: "Die Ungarn sagen, die deutsche Sprache ist für sie schwierig. Da spielt eine Rechtschreibreform mehr oder weniger eigentlich keine Rolle. Natürlich habe ich darauf geachtet, die aktuellen Regeln zu befolgen", schmunzelt sie.
(Link)
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Reinhard Markner
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 31.01.2007 um 20.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1402
Hassschreibung
Im Vorwort ihrer als Buch erschienenen Kompilation Die Sprache des Hasses. Rechtsextremismus und völkische Esoterik (Stuttgart 2001) schreiben Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle alias Gernot Modery:
„Wir benutzen die neue Rechtschreibung. Da rechte Autoren in der Rechtschreibreform einen Angriff auf die nationale deutsche Identität sehen, behalten wird in Zitaten dieser Autoren die alte Schreibweise bei. Eine Anpassung würde deren politische Absicht verdecken." (S. 7)
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Kratzbaum
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Dieser Beitrag wurde am 15.02.2007 um 09.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1462
Liebe Ingrid, was heißt das denn: die Schulen haben mit der reformierten Schreibung keine Schwierigkeiten mehr? Sie hatten doch nie eine Wahl. Inzwischen ist den meisten Lehrern alles egal, sie halten sich mit Korrekturen zurück. Hören Sie sich nur mal um. Und den Schülern erst recht. Hauptsache, sie bekommen keine Fehler angestrichen. – Interessant finde ich, daß Sie in der Schule vor allem einen Ort sehen, an dem Meinungen ausgetauscht werden. Ob das zu Vorbereitung aufs Erwachsenenleben reicht?
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K. Bochem
Köln
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Dieser Beitrag wurde am 15.02.2007 um 21.37 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1470
Ingrid: Ich finde es gar nicht so schlecht, wenn die Schulen mit der Rechtschreibreform keine Schwierigkeiten mehr haben. Wichtiger ist es doch, dass man in der Schule lernt, seine Meinung zu artikulieren.
Da schließe ich mich Kratzbaums Kommentar ohne Vorbehalte an. Liebe Ingrid, schön wär's ja, wenn es keine Schwierigkeiten gäbe. Nichts anderes wünschen wir uns hier. Vielleicht kann man sich im ersten Schuljahr noch ein bißchen an den Schwierigkeiten vorbeimogeln und sich selbst betrügen. Dennoch - ich wundere mich, wie Sie auf die bloße Behauptung reinfallen und dann noch ein Schlagwort der siebziger Jahre anführen, als sog. fortschrittliche Lehrer meinten, im Deutschunterricht hauptsächlich über Tagespolitik, Plakate und Parteiprogramme diskutieren und "Demos" vorbereiten zu müssen. (Das war die Zeit, als man in dem deutschen Land NRW fürs Abitur Deutsch abwählen konnte.) Abgesehen davon: Hat "artikulieren" nicht auch etwas mit sinn- und adressatengerechtem Schreiben zu tun?
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 17.02.2007 um 14.39 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1479
Hausschreibung und "Hassschreibung"
Der von Reinhard Markner zitierte Satz aus dem Vorwort des Buches von Heller und Maegerle belegt, daß ein paar verbohrte Linke den Deutschen – teils leider mit Erfolg – einreden wollen, die sich gegen die RSR Stellenden seien Rechte oder überhaupt Faschisten. Gegen die RSR sprechen sich seit Jahren Persönlichkeiten des literarischen wie kulturellen Lebens aus, die ohne Zweifel linksorientierte Ansichten vertreten, für die RSR indessen treten Politiker wie Zehetmair und andere eher als rechtsorientiert Geltende ein. Die Haltung zur RSR indessen ist ein Politikum und nicht, wie die Journaille uns einreden möchte, eine aufgeblasene Marginalie. Die Journaille – wie könnte es anders sein – redet so der RSR das Wort. Die Presse dagegen ist (oder wurde von ihren Eignern) umgefallen und entmündigt. Jetzt köchelt sie in Hausschreibung.
Freilich wurde die RSR von einigen revolutionsambitionierten und etwas bornierten Linken angekocht, und Entsprechendes wohnt der Reform selbst auch inne (z.B. Gleichmacherei und Haß auf Bildung). Das bedingt aber keinesfalls, daß deshalb alle Linken auf dieses Machwerk hereinfallen (müssen). Die Haltung zur Deformierung der deutschen Graphie scheidet sich nicht am Kriterium links oder rechts, sondern an der vorhandenen oder fehlenden Sprachsensibilität bzw. ihrer Anerkennung oder Verteufelung. Eine Scheidung also jenseits sozialer, regionaler, politischer, religiöser usw. Strata.
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David Weiers
Königswinter
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Dieser Beitrag wurde am 27.02.2007 um 22.53 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1538
Freilich wurde die RSR von einigen revolutionsambitionierten und etwas bornierten Linken angekocht, und Entsprechendes wohnt der Reform selbst auch inne (z.B. Gleichmacherei und Haß auf Bildung)
"Tief ist der Haß, der in den niederen Herzen dem Schönen gegenüber brennt."
Ach nein, das darf ich ja nicht zitieren, das ist ja von Ernst Jünger (Auf den Marmorklippen). Und der ist natürlich böse. GANZ böse...
Eine Scheidung also jenseits sozialer, regionaler, politischer, religiöser usw. Strata. Ganz meine Meinung. Links wie rechts: in Sachen Kulturfeindlichkeit gibt sich das nichts.
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Kratzbaum
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Dieser Beitrag wurde am 13.03.2007 um 10.09 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1640
Nur eine Kleinigkeit
Erfreulich, daß sich der hochverehrte Herr Prof. Jochems wieder einmal zu Wort meldet. Er beibt seiner Linie treu, die ich nicht eine relativistische, sondern eine liberale nennen möchte. Wenn man aus genügend großer Höhe urteilt, verflüchtigt sich tatsächlich aller Widerspruch. "Schreibt so oder so – Hauptsache, ihr werdet verstanden." (Womit wir ironischerweise in den Niederungen der im Zeichen allgemeiner Verunsicherung weithin befolgten Praxis angekommen wären.) – Aber: Rechtschreibung wird bewertet, ganz besonders und folgenreich in der Schule. Aber auch im bürgerlichen Leben, s. Bewerbungen und dgl. – Solange hier keine "Liberalisierung" in Sicht ist, nützt dem Schreiber alle philosophische Gelassenheit leider gar nichts.
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Kratzbaum
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Dieser Beitrag wurde am 13.03.2007 um 11.43 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1641
Noch einmal: Absicht und Notlösung
Prof. Ickler hat es schon im "Schildbürgerbuch" gesagt: Die Refomer wollten die deutsche Rechtschreibung ursprünglich nicht verbessern, sondern erleichtern. Dieser an sich durchaus diskutable Ansatz führte von Anfang an in die Irre, vor allem weil der zu regelnde Gegenstand nur bruchstückhaft in den Blick geriet und ein Regelwerk von geradezu grandioser Unbrauchbarkeit vorgelegt wurde. Um das zu belegen, genügt die Betrachtung des gegenwärtigen Zustands öffentlichen Schreibens. – Erst später wurde der ebenfalls verhängnisvolle Weg immer neuer und vermehrter Varianten beschritten. Diese aus der Not geborene Übung als neue Freiheit für den Schreibenden zu verkaufen, scheint doch sehr gewagt. Wie schon weiter oben gesagt: die ganze Reform ist nur verständlich im Lichte der Tatsache, daß Rechtschreibung bewertet wird. Die schon oft festgestellte Fixierung auf die Schule und die schülerhafte Herangehensweise ("Fehlervermeidung" als Leitmotiv) sind der Beleg dafür.
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Kratzbaum
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Dieser Beitrag wurde am 25.03.2007 um 09.58 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1685
Irrungen, Wirrungen
Die Komik liegt darin, daß es die Schreibung Marcell (dann eben vom Lateinischen abgeleitet) durchaus gibt (z.B. In Fontanes Jenny Treibel), die Begründung mit dem kurzen Vokal jedoch zu einer Diskriminierung aller Marcels führt. (Arme Franzosen).
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Kratzbaum
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Dieser Beitrag wurde am 06.05.2007 um 23.36 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1803
Zu Herrn Riemers eher pessimistischer Sicht auf mögliche Gerichtsverfahren in Sachen Schule, Fehlerbewertung usw. :
Gerichte sind immer für (positive) Überraschungen gut. Richter müssen nicht mehr von Rechtschreibung verstehen als andere einigermaßen Gebildete. Rechtliche Fragen haben einen anderen Aspekt als z.B. die oft feingesponnenen Erörterungen inhaltlicher Art auf diesen Seiten. Das OVG Lüneburg hat da schon einige Hoffnungen geweckt, da ist noch manches offen. - Ein unrühmliches Gegenbeispiel war das skandalöse Urteil des BVerfG.
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Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 22.06.2007 um 09.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1965
Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 22.06.2007 um 08.29 Uhr
Ein Verbot der deutschen Sprache wird sich erübrigen. Sie erodiert zunehmend und hat ihre Brauchbarkeit ja in den Wissenschaften und im Business schon endgültig eingebüßt. Die Reform verleiht weiteren Schub in die Richtung. Lese selber auch deutsche Belletristik längst nicht mehr mit vergleichbarem Genuß wie englische. Ich sage nur: Oettinger!
Kommentar von Mommsen, verfaßt am 22.06.2007 um 07.48 Uhr
1941 verbietet der Staat die deutsche Schrift, 1996 verbietet der Staat die deutsche Rechtschreibung und 2015 verbietet der Staat die deutsche Sprache.
Kommentar von Germanist, verfaßt am 22.06.2007 um 00.25 Uhr
Prof. Icklers Satz "Die verbotenen Wörter gehen in den Untergrund und überwintern dort" zeigt einen Weg, wie man die Jugend für sie interessieren kann: Das sind die Untergrundwörter, mit denen man im deutschen Rechtschreibwinter Untergrundliteratur schreiben kann.
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Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 29.06.2007 um 14.53 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#1999
Kommentar von Wolfgang Scheuermann, verfaßt am 25.06.2007 um 15.15
Kurz zu Professor Jochems: Professor Borchmeyer würde wahrscheinlich einwenden, er habe seinen Kollegen Ickler auch nicht im Regen stehen lassen. Und viel allgemeiner: Was mich nach dem Schwenk der FAZ zur ZER weiterhin stört: Die Rechtschreibung ist deutlich unheitlicher, dann die ck-Trennungen und natürlich auch "Heyse". Doch hat sich bei mir in den letzten Wochen der Eindruck verstärkt, es sei eine Entwicklung angestoßen, die uns schneller zu vernünftigen Schreibweisen zurückführen könnte, als es vor einem halben Jahr noch zu erhoffen war. Vielleicht erweist sich der Schritt der FAZ sogar noch als richtig: Jetzt, da der wichtigste "Feind" als Projektionsfläche für aggressive Emotionen weggefallen ist und eine Regelhaftigkeit von Schreibweisen für "Lieschen Müller" nicht mehr zu erkennen ist, wird sie eher wieder so schreiben, wie es sich ihr eben erschließt (zumal ein neuer Duden ohnehin zu teuer ist): so gut, wie ihr nun einmal möglich ist. (Und wenn das für Lieschen Müllers Schwestern und Brüder - also für uns alle - tatsächlich zur Leitlinie würde, dann setzte sich selbst Heyse nicht durch.) Als Zeichen für die durch diese Sicht entspannte Haltung: Ich werde ab jetzt erproben, "stattdessen" zu schreiben (wie ich es vor der Reform wahrscheinlich schon oft getan hatte).
Kommentar von Germanist, verfaßt am 25.06.2007 um 13.40 Uhr
Möglicherweise verlagert sich das Beobachtungsgebiet auf firmeneigene Deutschtests, die möglicherweise tolerante Deutschlehrer ersetzen. Laut www.heise.de und www.netzeitung.de von heute vertrauen größere Firmen den Schulnoten nicht und stützen sich lieber auf eigene Tests, auch im Fach Deutsch. Die Ergebnisse sollen zwar einsehbar sein, aber Einsprüche gegen unberechtigte Fehlerwertungen scheinen mir äußerst schwierig. Aber es darf nicht hingenommen werden, daß hier die Beurteilung der Rechtschreibung unkontrollierbar privatisiert wird. Irgendwie müssen diese Test öffentlich nachprüfbar bleiben.
Kommentar von H. J., verfaßt am 25.06.2007 um 13.32 Uhr
Lieber Herr Schäbler, da Sie von Anfang an dabei waren, werden Sie sich gut an die Entwicklung von 1996 bis 1998 erinnern. Die Organisation der verschiedenen Kritikergruppen lag damals in der Hand von Herrn Riebe, die allgemeine Leitung hatte Herr Denk. Herr Riebe hat sich inzwischen selber ins Abseits manövriert (er wurde vom Zugang zu Herrn Drägers "Seiten für Rechtschreibung" mit einem Filter ausgeschlossen) und kämpft inzwischen einen quixotischen Kampf mit Wikipedia. Herr Denk sagte mir nach dem Karlsruher Urteil am Telefon: "Wenn Königsbergs gefallen ist, hat es keinen Sinn, im Westen Ameisenhaufen zu verteidigen." Wie Sie wissen, gingen fast alle Aktionen der ersten zwei Jahre auf seine Initiative zurück. Herrn Dräger gelang es, in Schleswig-Holstein einen erfolgreichen Volksentscheid durchzusetzen. Große Verdienste erwarb er sich dann durch die Einrichtung einer reformkritischen Internetseite. Dort scheint er inzwischen ausgebootet zu sein. Detlef Lindenthal, von dem sich Herr Dräger in Schleswig-Holstein aus politischen Gründen trennen mußte, hat jetzt die Verfügungsgewalt über seine ehemalige Webseite in der Hand. Schon in der Anfangszeit war Herr Ickler unser Wortführer. Mit seinen sprachwissenschaftlichen und allgemeiner gehaltenen Arbeiten sowie mit ausgesprochenem Verhandlungsgeschick sorgte er dafür, daß die Auseinandersetzung mit der Rechtschreibreform nicht zur Ruhe kam. Was "wir" erreicht haben, und das ist doch nicht wenig, verdanken wir ihm. Für ihn war es am bittersten, immer wieder von Politikern und führenden Publizisten enttäuscht zu werden. Da ihn seine Fachkollegen mit der einzigen Ausnahme Herrn Munskes im Stich gelassen haben, sind seine Einflußmöglichkeiten heute sehr reduziert. Für die öffentliche Kritik an der Rechtschreibreform ist nur noch diese Webseite verblieben. Herr Lachenmann hat sich mit ihrer Einrichtung um unsere Sache verdient gemacht, ebenso durch die Gründung der Forschungsgruppe Deutsche Sprache, die Herr Markner geschickt nach außen vertritt. Herr Lachenmann hat in den letzten Jahren mäßigend eingegriffen, wenn die Auseinandersetzung aus dem Ruder zu laufen drohte. Er ist nun genauso enttäuscht wie Herr Ickler. Wir schulden beiden großen Dank.
In bezug auf Ihre "Entmündigung", Herr Schäbler, hilft uns eine Metapher nicht weiter. Mit ihr kann man nämlich nicht vor Gericht ziehen, allenfalls seinen Unmut ausdrücken. Ein anderer symbolträchtiger Augenblick in der Auseinandersetzung war Ihre Kritikerkonferenz in Aschaffenburg, die Frau Rolland bildlich festgehalten hat. Eine Handvoll aufrechter Menschen sitzt da um einen Tisch herum, und Herr Denk schreib Herrn Ickler eine Postkarte. Der Reformerkreis war natürlich auch nicht größer, aber er hatte die Kultuspolitiker aller Parteien auf seiner Seite. So funktioniert die Demokratie, auch wenn wir uns manchmal einen besseren Stil wünschten.
Kommentar von B. Eversberg, verfaßt am 25.06.2007 um 12.20 Uhr
Herr Jochems schaut anscheinend immer nur auf das Ergebnis und findet es dann, "mit etwas mehr Gelassenheit", nicht so schlimm. (Will er die angerichteten, unnötigen Schäden und vor allem Folgeschäden gnädig übersehen?) Es geht hier aber nicht zuletzt auch darum, wie alles zustandekam. Auch ich finde, daß man dazu nicht ganz leger "Schwamm drüber" sagen kann. Kommentar von Norbert Schäbler, verfaßt am 25.06.2007 um 12.07 Uhr
Entmündigung fehlangebracht!
Der Versuch von Herrn Jochems, mit dem er einigen Mitstreitern die Qualifikation für ihren Einsatz gegen die Rechtschreibreform abspricht, ist mehr als fragwürdig. Ein schlüssiges Motiv kann ich dafür nicht erkennen.
Andererseits kann ich meinen Einsatz auf der Seite der Kritiker sehr wohl begründen. Kürzestmöglich zusammengefaßt lautet mein Argument: Von fachlich blind gewordenen Professoren sowie blindwütigen Erneuerern und Politikern lasse ich mich als Demokrat nicht entmündigen.
Kommentar von Helmut Jochems, verfaßt am 25.06.2007 um 11.25 Uhr
Von Herrn Mentrup hören wir gerade wieder, was unsere Rechtschreibreformer eigentlich wollten: die Substantivkleinschreibung und die Aufhebung der Unterscheidungsschreibung "das"/"daß". Als das am Einspruch der Kultusministerkonferenz scheiterte, haben sie vorwiegend an Marginalia herumgebastelt, zwei Phänomene ausgenommen: die Schreibung der Univerbierungen ("Zusammenrückungen") und die typographische Neuverteilung von "ss" und "ß". Burkhard Schaeders Neuregelung der Schreibung von Verbzusatzkonstruktionen und von Verbindungen mit Partizipien ist inzwischen vom Tisch. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat diese Bereiche jetzt besser geregelt als der alte Duden, gleichzeitig jedoch die meisten der entsprechenden Schreibungen von 1996 gültig belassen. Das bringt zwar nicht die früher angestrebte einheitliche Norm zurück, entzieht hier aber wenigstens der hektischen Fehlersuche den Boden. Wer weiterhin wie vor der Reform schreibt, kann in den Zeitungen natürlich "dass", "muss" und "Schluss" nicht übersehen - wenn er in Deuschland oder in Österreich lebt. In der Schweiz ist die Reform jetzt schon fast unsichtbar geworden und wird es noch mehr, falls sich unter der Führung der Schweizer Depeschenagentur dort weitere Rücknahmen unsinniger Reformschreibungen durchsetzen sollten. Wenn überall in den deutschsprachigen Ländern ab 1. August 2007 Nachrichtenagenturen und Zeitungsredaktionen ihre neuen Korrekturprogramme mit einer vernünftigen Auswahl aus Herrn Zehetmairs Varianten in Betrieb nehmen, wird die Duldung der neuen Schreibungen auch außerhalb der Schulen nochmals zunehmen. Dagegen hilft kein Aktionsplan, von dem jetzt immer wieder die Rede ist.
Was haben wir falsch gemacht? Die Frage wäre berechtigt, wenn sich spätestens 1997 eine nicht zu übersehende Gruppe von ernstzunehmenden Fachleuten zusammengetan hätte, um mit einem hieb- und stichfesten Gegenvorschlag in der Hand die Kultusverwaltungen in den drei betroffenen Staaten zur Abkehr von ihrem mißratenen Regelwerk zu bewegen. Dazu ist es aber nicht gekommen, und auch für die Zukunft ist dergleichen nicht zu erwarten. Aus Herrn Icklers scharfsinnigen Untersuchungen wissen wir wenigstens, in wie vielen Fällen das Regelwerk gegen im Deutschen wohletablierte orthographische Gepflogenheiten verstößt. Dazu mußte Herr Ickler freilich zuerst den tatsächlichen Schreibgebrauch vor 1996 ermitteln. Der Duden setzte zu Zeiten seiner Privilegierung nämlich durchaus Normen, die sich keineswegs am Üblichen orientierten. Darum hat man von Herrn Ickler nie die Losung "Zurück zum Duden" gehört.
Im übrigen haben sich die Reformer selber ein Bein gestellt. Ihre "behutsame" Reform liefert den Lesern so sparsam veränderte Schreibungen, daß von einer Analogiewirkung wie sonst in der Rechtschreibung hier keine Rede sein kann. Allenfalls sind Übergeneralisierungen in die Schreibung reformwilliger Zeitgenossen eingedrungen. Die Zeitungen werden freilich demnächst ein einheitliches Bild liefern. Da der Rat für deutsche Rechtschreibung sich an ihnen für die Feststellung der Akzeptanz orientieren will, ist das Ergebnis jetzt schon bekannt: vorläufig kein weiterer Revisionsbedarf.
Noch ein Wort zur Internetpräsenz der Reformkritik. Wer sachliche Information suchte, hat dort vieles finden können. Nicht zu übersehen war jedoch auch der Chor der Mitläufer, der mit der Rechtschreibreform und ihren Betreibern seinen allgemeinen Überdruß verband, und dies in einer Sprache und in einem Ton, die für ein Gespräch unter gebildeten Bürgern unwürdig waren. Gewiß hat sich manch ein Außenstehender sein eigenes Urteil gebildet. Da das Internet aber noch weit davon entfernt ist, die öffentliche Meinung erkennbar zu beeinflussen, ist durch die häufig mangelnde Seriosität unserer Internetbeiträge wohl kein Schaden entstanden.
Zustimmende Ablehnung also? So dialektisch brauchte sich in diesem Falle niemand zu verhalten. Etwas mehr Gelassenheit wäre aber in diesen elf Jahren manchem "Mitstreiter" anzuraten gewesen.
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Helmut Jochems
Kreuztal
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Dieser Beitrag wurde am 05.07.2007 um 16.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2024
Im "Stadtgespräch" des Hessischen Rundfunks am 9. September 2004 fragte die Kultusministerin Karin Wolff provozierend, wo denn die "klassische" Rechtschreibung zu greifen sei, zu der die Kritiker zurückkehren möchten. Unser Herr Krieger antwortete damals ohne Umschweife: "Im Duden von 1991". An dieser Stelle wurde das eigentliche Dilemma des Streits um die deutsche Rechtschreibung sichtbar: Die letzte Version der Dudenorthographie mit ihren komplizierten Möglichkeiten der Ausdrucksdifferenzierung bot dem kompetenten professionellen Schreiber ein hervorragendes Instrumentarium; gewöhnliche Schreiber dagegen kapitulierten vor dem Schwierigkeitsgrad einer Rechtschreibung, die zum beständigen Nachschlagen im "amtlichen" Rechtschreibwörterbuch zwang. Die Rechtschreibreform war der Versuch, durch Vereinfachungen um jeden Preis eine Orthographie zu schaffen, mit der jedermann zurechtkommen könne. Das konnte nicht gutgehen, und inzwischen ist durch beständiges Nachbessern und Zurücknehmen ein Zustand erreicht, der sich kaum von den Verhältnissen vor 1996 unterscheidet. Mit der Neuregelung wurde die Chance vertan, die bewährte deutsche Rechtschreibung von allem überflüssigen Zierat zu befreien und der Schreibgemeinschaft so ein modernes orthographisches Werkzeug an die Hand zu geben. Diese Aufgabe existiert aber weiterhin. Es fragt sich nur, ob der weitere Rückbau des "neuamtlichen Regelwerks 2006" (so Herr Zehetmair in der kürzlichen Pressekonferenz) der richtige Weg ist, oder ob eine neue und diesmal kompetente und ungegängelte Reformkommission die zuletzt übliche Dudenorthographie behutsam sichten und modernisieren sollte. Gewiß wäre die letztere Lösung vorzuziehen, aber dazu ist weder bei den Kultuspolitikern noch bei den Sprachwissenschaftlern die geringste Bereitschaft zu erkennen. Man sollte deshalb Herrn Zehetmairs Rat für deutsche Rechtschreibung gutes Gelingen wünschen bei dem Versuch, nach und nach eine die Extreme meidende Rechtschreibregelung kreieren.
Der entsprechende Wille scheint ja vorhanden zu sein. "Wer Portemonnaie schreibt, der soll's auch richtig schreiben können in einer polyglotten Gesellschaft, der andere soll Geldbeutel schreiben", sagte Herr Zehetmair am 22. Juni. Ähnlich äußerte sich bei derselben Gelegenheit Professor Eichinger zur Schreibung englischer Wörter in deutschen Texten. Selbst die bislang sakrosankten etymologisierenden Schreibungen wie "Gämse" und "behände" könnten bald verschwinden. Dazu Herr Zehetmair: "Wir tabuisieren da nichts." Man überhöre auch nicht sein abschätziges Urteil über die Arbeit der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung: "Die Zwischenphase 1996 bis 2004, bis dann der Rat für deutsche Rechtschreibung eingesetzt wurde, war ja davon geprägt, daß diese ursprünglich vorhandenen zweierlei oder variablen Schreibmöglichkeiten in eine damalige Präferierung gezwängt werden sollten der deutlichen Bevorzugung bis Ausschließlichkeit der Getrenntschreibung." Professor Eichinger fügte präzisierend hinzu, "daß durch die starke Bevorzugung der Getrenntschreibung in der Regelung von 1996 jetzt der Eindruck entstanden ist, da sei etwas Neues gekommen, was eigentlich so neu nicht ist, sondern bloß die alten funktionalen Unterschiede wiederaufnimmt." Von solchen "funktionalen Unterschieden" wollten die Reformer natürlich nichts wissen, weil sie sich ausschließlich an formale Kriterien hielten und so eine Vereinfachung zu erreichen glaubten.
Wenn Rechtschreibregeln im Zweifelsfalle eine Entscheidungshilfe bilden sollen, müssen sie natürlich verständlich sein. Gallmann und Sitta haben schon 1996 in einer gründlichen didaktischen Analyse auf die mangelnde Schultauglichkeit des damals neuen Regelwerks hingewiesen. Professor Eisenberg hat gerade den Versuch unternommen, die aktuelle Version in eine zumindest lesbare Sprachform "umzutexten". Die trockene Pedanterie der Reformer und wahrscheinlich ihrer ministeriellen Aufseher erscheint nun aufgegeben, aber eine für unverbildete Interessierte lesbare Textform liegt immer noch nicht vor. An dieser Stelle ist daran zu erinnern, daß Walter Jungs "Leitfaden" im Leipziger Großen Duden von 1957 in diesem Punkte weiter war. Immerhin wird jetzt besonders deutlich, worauf sich der Rat für deutsche Rechtschreibung künftig konzentrieren müßte - auf das gesamte Kapitel Groß- und Kleinschreibung. Die "Kasuistik" (wie Professor Augst zu sagen pflegte) der Bedeutungsdifferenzierung mit unterschiedlichen Lösungen im Einzelfall ist gewiß nicht rückholbar, schon gar nicht für ein allgemein verbindliches Regelwerk. Unnötige Verwerfungen sollten aber auch hier möglichst bald wieder aufgehoben werden. Die Regelung der deutschen Rechtschreibung ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Die dazu fachlich besonders Qualifizierten sollten sich jetzt in den Dienst der für uns alle wichtigen Sache stellen.
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Verschoben
Berlin
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2007 um 18.14 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2139
Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 02.08.2007 um 18.14 Uhr
Da kommt mir gerade eine Idee: Vielleicht könnte Herr David Konietzko ja einmal versuchen, in möglichst unverfänglichen Worten zu erklären, warum ich daran gehindert bin, mich weiterhin im Zwiebelfischforum zu betätigen. Ich würde so gern weiterhin dort mitmischen, nur ist da leider der diktatorische Sysop davor, den ich einfach menschlich nicht ausstehen kann. Würden Sie, Herr Konietzko, mir vielleicht diesen Gefallen erweisen? (Mein Pseudonym auf spiegel.de ist »thedirtydozen«.)
Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 02.08.2007 um 17.55 Uhr
Die Probleme sind umso schlimmer, als ich nicht einmal die Chance erhalte, meinen Mitdiskutanten begreiflich zu machen, daß meine Beiträge nur unter dem Vorbehalt gelesen werden können, daß Sie unter vorauseilendem Gehorsam unter der Knute der Zensur geschrieben wurden. Somit werden die Inhalte meiner Beiträge grotesk entstellt, und Herr Theurich lacht sich ins Fäustchen. Nicht einmal eine solche Stellungnahme von mir könnte auf forum.spiegel.de erscheinen:
Ich muß Euch leider darauf aufmerksam machen, daß mein Recht auf freie Meinungsäußerung hier derart grotesk beschnitten wird, daß ich eigentlich kaum noch dafür garantieren kann, daß meine Beiträge in etwa dem entsprechen, was ich Euch gerne erzählen würde.
Geht nicht durch. Keine Chance. Zensur! Ich bin heute zum erstenmal soweit gegangen, Herrn Theurich ein A--- zu nennen, das auch wiederholt, und was war seine Reaktion? Mein Account zu sperren. Mehr kommt da einfach nicht. Ich hab wirklich die Schnauze voll von soviel Dünkel und Überheblichkeit. Dieser Sysop sollte dringend ausgetauscht werden, damit er sich endlich seinen Lieblingsthemen zuwenden kann, die sich wahrscheinlich um französischen Wein und französisches Essen drehen würden. Mögen ihm die Froschschenkel im Halse steckenbleiben.
Kommentar von Philip Köster, verfaßt am 02.08.2007 um 16.46 Uhr
Ich betätige mich seit rund zwei Jahren im Spiegel-online-Forum und sehe mich dort seit meinem ersten Tag der Zensur ausgesetzt. Gehe es um meine Ansichten zur Politik, zur Religion oder auch zu unserer Rechtschreibung -- ich werde so lange zensiert, bis es mir endlich gelingt, einen Beitrag zu formulieren, der die Gnade des Sysops findet, erscheinen zu dürfen. Das Ergebnis sind Texte, die kaum noch das ausdrücken, was ich auszudrücken beabsichtige. Das macht alles keinen Spaß mehr. Ich habe E-Mails, Briefe auch an die Spiegel-online-Redaktion geschrieben, ich habe heute sogar dort angerufen, es hilft alles nichts: Kritik an der Rechtschreibung des Spiegel gilt als zensierenswert. Ich habe es in diesem Forum erleben müssen, daß man dort versucht hat, mich als Nazi hinzustellen, weil ich für die normale Rechtschreibung eintrete -- alles das wurde durchgelassen, auch Beleidigungen, die mich auf dem denkbar niedrigsten Niveau attackieren. Meine eigenen, sachlich formulierten Einwände wurden hingegen nicht vom Sysop, Herrn Theurich, durchgelassen.
Ich halte das alles für einen mittleren Skandal. Das führende deutsche Nachrichtenmagazin, das keine Gelegenheit ausläßt, sich als vierte Macht im Staate zu präsentieren, als Sprachrohr der Meinungsfreiheit, unterdrückt ebendiese in seinem eigenen Online-Forum auf so unerträgliche Weise, daß es mich zur Verzweiflung treibt.
Wie kann man ein solch wichtiges Thema wie unsere Rechtschreibung verbieten? Frei nach Goethe will das net in mei Koppes nei. Könnte es überhaupt ein wichtigeres kulturelles Thema geben, und mit welchem Recht hat die Redaktion von Spiegel online beschlossen, dieses Thema zu tabuisieren und zu einem Unthema zu erklären? Mir reicht's. Am liebsten würde ich so langsam gerne Stefan Aust am Telefon sprechen. Vielleicht hat er ja wenigstens eine Erklärung parat.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2007 um 19.06 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2141
Gut, nun ist es hierher verschoben worden, was wohl auch thematisch richtig ist. Dank an die Red. Ich finde es wirklich eine Ungerechtigkeit, die bis zum Himmel stinkt: Niemals würde es mir einfallen, Herrn Theurich vorzuschreiben, was er im Spiegel zu schreiben hat und was nicht. Umgekehrt nimmt er sich allerdings sehr wohl das Recht heraus, bei mir zwischen genehmen und ungenehmen Beiträgen zu unterscheiden. Das ist Selektion. Ich verstehe nicht, wie Herr Theurich überhaupt auf die Idee verfallen kann, eine solche Wertung vorzunehmen. So überragend finde ich seine Artikel denn auch wieder nicht. Er schreibt z. B. über Rockbands, ohne sie zu kennen. Man merkt schon beim Lesen, daß er außer den Beatles von der Popmusik nicht besonders viel mitbekommen hat. Er kaschiert dieses Unwissen durch Wortreichtum, aber das kann es doch wohl wirklich nicht sein.
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David Konietzko
Bad Homburg vor der Höhe
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2007 um 19.20 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2142
Lieber Herr Köster, ich schlage folgende Formulierung vor:
Auf Wunsch von „thedirtydozen“ teile ich folgendes mit: Sein Account wurde gesperrt, weil es zwischen ihm und dem Sysop zu einem Streit über nicht freigeschaltete Beiträge kam.
Sobald Sie Ihre Zustimmung erteilt haben, stelle ich dies ins Zwiebelfisch-Forum.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2007 um 19.31 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2143
Und was mich wirklich bei Herrn Theurich nervt, ist, daß das Recht auf Meinungsfreiheit für ihn eine bloße Vokabel ist, deren Bedeutung allerdings nicht in seinem Hirn fest verankert ist. Von zwei Beiträgen, die ich schreibe, erscheint gerade mal einer, ich verstehe nicht wieso.
[Wir haben hier auch einen Papierkorb, und in dem landen zum Beispiel Beleidigungen. -- Red.]
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2007 um 19.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2144
Ja, lieber Herr Konietzko, das findet so meine Zustimmung. Ich danke Ihnen.
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David Konietzko
Bad Homburg vor der Höhe
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Dieser Beitrag wurde am 02.08.2007 um 23.27 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2145
Lieber Herr Köster, den vereinbarten Text habe ich längst abgeschickt, aber er ist bis jetzt nicht freigeschaltet worden. Das wird wohl nichts mehr.
Heute veröffentlichte jemand den folgenden lesenswerten Beitrag im Spiegel-online-Forum:
Früher nannte ich mich in diesem Forum Kelkin und schrieb traditionell. Nach Löschung meines Kontos meldete ich mich unter dem obigen Namen neu an und gab mich als Reformschreiber aus - siehe da: Auf einmal war das Leben einfach. Keine Anfeindungen mehr, niemand machte mich lächerlich, niemand präsentierte mir den aktuellen GZS-Release als das Evangelium. Dabei beschränkte ich meine Reformschreibung auf äußerliches: Heyse-Eszett, Dreikonsonantenregel, mit Bindestrichen abgetrennte Zahlen. Nebenbei befleißigte ich mich einer etwas jugendgemäßeren Ausdrucksweise. Es hat geklappt. Rund ein halbes Jahr verging, ohne dass - Verzeihung - ohne daß ich mich für die von mir verwendeten Schreibweisen rechtfertigen mußte. Das Forum ist nützlich. Es hat mir gezeigt, daß öffentliche Ausgrenzung dazu beiträgt, die neuen Schreibweisen zu propagieren.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 03.08.2007 um 15.28 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2147
Ja, Herr Konietzko, das war zu befürchten. Ich glaube, ich habe es mir mit Herrn Theurich endgültig verscherzt. Ich bin mir dabei aber überhaupt keiner bösen Absicht bewußt, es nervt einfach nur, ständig Angst haben zu müssen, daß die eigenen, möglicherweise mühevoll ausformulierten Beiträge überhaupt nicht erscheinen.
Bezeichnend finde ich auch den neuerlichen Hinweis des Sysops: Nochmal: Die Rechtschreibreform ist nicht Thema dieser Diskussion.
Natürlich, das ist ja allseits bekannt. Die Erfahrung zeigt aber, daß im ZF-Forum nur sehr selten Sprachliches und Grammatisches diskutiert wird -- den größten Raum der Diskussion nehmen die korrekten Schreibweisen ein. Das war schon immer so. Mir ist auch schleierhaft, wie man über unsere Sprache diskutieren soll, ohne auch einmal ein Wort über unsere Rechtschreibung zu verlieren. Diese Forderung ist doch absurd.
Schön wäre natürlich, wenn der Diskussionsstrang zur Rechtschreibreform wiedereröffnet werden könnte, der sich nach wie vor großen Interesses erfreuen dürfte. Da steht wohl allerdings die Obrigkeit beim Spiegel davor. Ich finde das alles recht erbärmlich . . . Was Herr Theurich da betreibt, ist keine Moderation mehr, sondern Zensur.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 03.08.2007 um 15.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2148
Liebe Red.,
zu Ihrem Hinweis: [Wir haben hier auch einen Papierkorb, und in dem landen zum Beispiel Beleidigungen. -- Red.]
Das ist ja auch völlig in Ordnung, und ich weiß mich hier in kundigen Händen. Ich habe auch überhaupt nichts dagegen, zu gutem Benimm aufgerufen zu werden, wenn ich mich einmal im Ton vergreifen und über die Stränge schlagen sollte. Vielleicht bin ich manchmal ein zu aufbrausender Mensch, und das wäre etwas, an dem ich arbeiten müßte.
Ich bin nicht einmal ein radikaler Verfechter der Meinungsfreiheit -- Moderation ist sinnvoll und auch notwendig. Ich halte nur nichts davon, ganze Themen und wohlbegründete Standpunkte zu tabuisieren. Da fühle ich mich persönlich angegriffen und ausgegrenzt, und wie sollte ich so etwas auch nicht als persönliche Kritik auffassen?
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Karsten Bolz
Hofheim
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Dieser Beitrag wurde am 03.08.2007 um 17.33 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2149
@Philip Köster: Bezeichnend finde ich auch den neuerlichen Hinweis des Sysops: Nochmal: Die Rechtschreibreform ist nicht Thema dieser Diskussion.
Es ist wahrlich bezeichnend, wie im Spiegel-Forum Zensur herrscht. Anfragen an den Sysop, das RSR-Forum wiederzueröffnen, werden gleich gar nicht beantwortet. Die Behauptung, Sprache habe nichts mit Rechtschreibung zu tun, ist schlicht eine Farce. So würgt man unliebsame Beiträge einfach ab. Ich habe für mich beschlossen, an dem Kindertheater dort nicht mehr teilzunehmen.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 03.08.2007 um 18.14 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2150
Herr Bolz, dieser Entschluß ist zu respektieren; ich habe auch schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt, dem Spiegel-Forum endgültig ade zu sagen. Das Niveau dort ist jedenfalls nicht sonderlich beeindruckend; nur hin und wieder konnte ich da tatsächlich etwas dazulernen. Die besten und fachkundigsten Schreiber scheinen sich entnervt und enttäuscht zurückgezogen zu haben.
Meiner Überzeugung nach ist die Rechtschreibreform allerdings ein Jedermannsthema, das uns alle angeht, und die Diskussion darüber sollte nicht auf so – ich sage das keineswegs abwertend – elitäre Zirkel wie etwa die FDS beschränkt bleiben, in denen die Welt noch einigermaßen heile ist und nahezu jeden Tag erstklassige Beiträge geschrieben werden, die ich bald schon nicht mehr Beiträge, sondern Schriften nennen würde. Welchen Sinn hätte es, vor Bekehrten zu predigen? Wenn die Menschen nicht aus freien Stücken zur normalen Rechtschreibung kommen, muß sie eben zu den Menschen kommen.
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 03.08.2007 um 19.29 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2151
Interessant wäre ja auch einmal, Herrn Sicks persönliche Meinung zu hören, dem das Gemetzel in seinem Diskussionsstrang kaum entgangen sein dürfte. Aus sprachlicher Hinsicht ist an seinen Beiträgen nur selten etwas auszusetzen -- daß er etwa einem Herrn Ickler das Wasser nicht reichen kann, ist wenig überraschend und auch nicht verwerflich. Ärgerlich ist jedoch tatsächlich schon der Titel der Buchreihe: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Herr Sick sollte darauf hinweisen, daß das in weiten Teilen Deutschlands in der Tat richtiges Deutsch ist, und für mehr Toleranz werben, statt bloß polarisierend auf das Gelächter derjenigen Norddeutschen zu setzen, die kaum je einmal den Weißwurstäquator überquert haben.
Herr Sick hat mit seinen Büchern wesentlich zur Akzeptanz der NDR beigetragen, der er viel zu unkritisch gegenübersteht. Irgendwo wundert er sich darüber, daß es jetzt lahm gelegt, aber stillgelegt zu heißen habe, wenn ich das so richtig in Erinnerung habe, und sieht darin keinen Anlaß, sich einmal grundsätzliche Gedanken über die Kompetenz oder Inkompetenz der Reformer zu machen -- er nimmt solche Unstimmigkeiten gleichmütig als Marotte hin. Jaja, ihrer Regelungswut zu frönen, das ist wohl wirklich das größte Talent der Deutschen.
Die Richtlinie der Spiegel-Redaktion, unbeirrt und unversöhnlich der Reform in irgendeiner privaten, softwareinduzierten Interpretation zu folgen und Kritikern einen Maulkorb zu verpassen, hat nun dazu geführt, daß im Zwiebelfischforum hauptsächlich Schreib- und Kulturbanausen das Wort führen, während wirklich deutschkundige Menschen sich dort immer seltener blicken lassen. Herr Sick könnte sich einmal fragen, ob das eigentlich wirklich sein ursprüngliches Interesse war.
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Karsten Bolz
Hofheim
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Dieser Beitrag wurde am 06.08.2007 um 17.22 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2162
@Philip Köster ... ich habe auch schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt, dem Spiegel-Forum endgültig ade zu sagen ...
Mit dem Spiegel-Forum wird uns eine Plattform vorgegaukelt, auf der es angeblich demokratisch zugeht. Leider ist das nicht der Fall. Da wird nicht nur moderiert, sondern - nachdem das RSR-Forum geschlossen ist - es werden im Zwiebelfisch-Forum Beiträge unterdrückt, die sich auch nur am Rande mit der Reform beschäftigen. Mit Bezug auf die letzte Sysop-Ermahnung hatte ich eine Antwort dazu einstellen wollen. Diese Antwort sowie ein unverfänglicher Kommentar zu einem ganz anderen Beitrag erschienen nicht. Herr Theo Grunden hat auch bereits zweimal nachgefragt, wieso das Thema Sprache dort nicht in seiner Gesamtheit diskutiert werden darf, bzw. wo die Grenzen seitens der Moderation gezogen werden. Antwort? Keine.
In einem derart pseudodemokratischen Forum habe ich wahrlich keine Lust mehr, mich zu tummeln.
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Charlotte *
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Dieser Beitrag wurde am 06.08.2007 um 18.01 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2163
"- es werden (..) Beiträge unterdrückt ... Diese Antwort sowie ein unverfänglicher Kommentar zu einem ganz anderen Beitrag erschienen nicht"
aus George Orwell, 1984: "Es war nicht schwer, sie unter Kontrolle zu halten. Nur ein paar Agenten der Gedankenpolizei bewegten sich ständig unter ihnen, um falsche Gerüchte zu verbreiten und diejenigen zu notieren und verschwinden zu lassen, die vielleicht gefährlich werden konnten" ...
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Philip Köster
Hamburg
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Dieser Beitrag wurde am 07.08.2007 um 09.15 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#2169
Gestern in der Werbung gesehen: Terrawatt. Das haben bestimmt nicht weniger als zwanzig Menschen korrekturgelesen, dennoch ist niemandem aufgefallen, daß da ein r zuviel steht. Natürlich ist das langweilig und spitzfindig, dauernd auf solche Petitessen aufmerksam zu machen, aber auch an solchen Kleinigkeiten läßt sich die schleichende Analphabetisierung unseres Landes belegen.
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Jan-Martin Wagner
Jena
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Dieser Beitrag wurde am 02.05.2008 um 15.17 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#3263
Der Artikel „30 Jahre Textverarbeitung – Die elektronische Freiheit des Schreibens“ war zwar schon Ende März erschienen, bringt mich jetzt aber auf folgenden Gedanken: Inwiefern spielte es bei der Konzeption der Rechtschreibreform, die ja unter anderem für die nach Diktat schreibenden Sekretärinnen gedacht war, eine Rolle, daß in den 80er Jahren im Büro zumeist noch eine Schreibmaschine verwendet wurde, weswegen nachträgliche Korrekturen aufwendig bzw. unmöglich waren? Daraus ergäbe sich ein weiterer Grund, warum die Rechtschreibreform bereits zum Zeitpunkt ihrer Einführung obsolet war: Die Rechtschreibkorrektur am Computer entbindet einen von der Notwendigkeit, auf Anhieb richtig zu schreiben, wie es bei einer Schreibmaschine ja quasi der Fall ist.
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Christoph Schatte
Poznan
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Dieser Beitrag wurde am 04.05.2008 um 23.07 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#3271
Mit seinem Text „30 Jahre Textverarbeitung – Die elektronische Freiheit des Schreibens“ weist Michael Spehr sich als Verlorener aus. Was hat es (nach 1806 oder 1848) mit "Freiheit des Schreibens" zu tun, wenn man vom Griffel über die Remington auf den Computer umgesattelt ist? Auch der Name "Textverarbeitung" ist im Grunde irreführend, denn "haben ein Gewehr und dann schießen". Gemeint sind schlichte Aufzeichnungsprogramme mit einigen Formatierungsmöglichkeiten etc. Früher mußte man die Feder anders halten und von Fraktur zu Antiqua o.ä. wechseln. Unterstreichen, etwas dicker auftragen usw. konnte man auch. Die Schreibmaschine war hinsichtlich "Formatierung" eher ein Rückschritt.
Noch einmal: Was hat ein Computer und seine Software mit der "Freiheit des Schreibens" zu tun, solange man nicht die allein auf Zeilenträchtigkeit fokussierte Optik eines täglich gelöhnten Blattschreibers hat?
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA
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Dieser Beitrag wurde am 13.08.2008 um 21.17 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#3761
#441 "Gegen Gruss, aussen usw. sollte man gar nicht so heftig protestieren, die angesprochenen Institutionen könnten es tatsächlich lernen." Wirklich? "Pistolenschiessen : Mongolin gewinnt Bronze für Deutschland" "Schiesserei : Als Tatmotiv in Rüsselsheim gilt 'gekränkte Ehre' [/] Schiesserei in der Eisdiele : Zeugen berichten [.../...] Rüsselsheim : Erste Festnahmen nach Eisdielen-Schießerei" "Fussball: 'Die Mini-Sportschau ist eine Alternative' [.../...] Fussball: Diego trifft bei Brasiliens Sieg gegen China" (www.welt.de/ [13.8.08]) Und die Zeitungen rechtfertigen sich damit, daß sie doch, um die Kinder nicht zu verwirren, nicht anders schreiben wollten als es in der Schule gelehrt wird.
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Jan-Martin Wagner
Kiel
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Dieser Beitrag wurde am 03.12.2010 um 18.11 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#7167
Großbritannien: Schulleiter schickte Eltern E-Mail mit 14 Rechtschreibfehlern
Ein Schulleiter in England musste sich offiziell dafür entschuldigen, Eltern eine E-Mail geschickt zu haben, die 14 Rechtschreib- und Grammatikfehler enthielt.
Manche Fehler, vertauschte Buchstaben z.B., scheinen Flüchtigkeitsfehler zu sein. Andere jedoch sind schwerwiegender. Die schlecht geschriebene E-Mail enthält auch eine große Anzahl von falsch gesetzten Apostrophen.
Die Eltern sind entsetzt über diese Flut an Fehlern, gerade weil die Schule Tage zuvor auf korrekte Sprache und Grammatik wert gelegt hatte. Ein Lehrer, der solch eine Mail absendet, sei ihrer Meinung nach einfach nicht vertrauenswürdig.
(www.shortnews.de, 30. November 2010)
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Dieser Beitrag wurde am 08.11.2011 um 12.41 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#8286
Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 11.10.2011 um 15.01 Uhr
Weil ich zufällig darüber stolpere: In Vorarlberg (Österreich) fielen 178 von 200 Bewerbern zum Polizeidienst vorrangig wegen mangelhafter Rechtschreibkenntnisse durch! http://vorarlberg.orf.at/news/stories/2505033 Das wirft weder ein gutes Licht auf die angebliche Einfachheit der reformierten Rechtschreibung noch auf das Niveau der Schulbildung in Österreich. Es läßt aber vermuten, daß dieser Prozentsatz repräsentativ ist, nur bei anderen Aufnahmen wird nicht systematisch überprüft. Erschreckend ist das …
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Hanno Birken-Bertsch
Dreieich
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Dieser Beitrag wurde am 19.09.2014 um 14.26 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#10864
»Ein interessanter Fall passierte in letzter Zeit auch an einer Klinik. Der Herr Professor machte seinem Assistenten die Bemerkung, das Wort 'hühnereigross' schreibe sich mit h. Der Assistent hatte es ohne h geschrieben. Der Assistent erwiderte hierauf, nach der neuen Orthographie schreibe sich Huhn ohne h in der Mitte. Der zweite Assistent wusste auch nicht sicher Bescheid. Nach längerer Diskussion für und wider kamen der Herr Professor und die beiden Assistenten zum Schluss, es habe eben jede 'Provinz' ihre eigene Orthographie und es sei daher wohl möglich, dass das Wort Huhn ohne h geschrieben werde.«
W. Büchler, in: Die Orthographie-Reform in der deutschen Schweiz. Offizielles Protokoll der vom h. Bundesrat einberufenen Konferenz Mittwoch den 24. August 1892 in Bern enthaltend die Reden der Herren Bundesrat Dr. [Karl] Schenk und Prof. Dr. (J[ohann] J[akob I]) Bäbler. Referat von W.[ilhelm] Büchler, Buchdrucker in Bern. Bern: Verlag der Buchdruckerei Michel & Büchler 1892, S. 45.
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Theodor Ickler
Spardorf
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Dieser Beitrag wurde am 01.07.2016 um 06.08 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=60#11419
Eine dpa-Meldung macht auf einen Schreibwettbewerb zum 20. Jahrestag der Rechtschreibreform aufmerksam:
http://www.merkur.de/kultur/20-jahre-rechtschreibreform-schreibwettbewerb-20000-euro-preis-ausgeschrieben-zr-6533264.html
Das beigegebene Foto zeigt Schreiben nach Vorlage, aber nicht in Vereinfachter Ausgangsschrift, sondern in der Schulausgangsschrift der DDR.
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