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»Rechtschreibung und -reform«
Beiträge zum Thema
»Was taugt das Regelwerk bezüglich …
… der Groß- und Kleinschreibung?«
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Jan-Martin Wagner
Kiel
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Dieser Beitrag wurde am 11.03.2011 um 22.06 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=266#7590
Zur Schreibung von Zahladjektiven
Vor einiger Zeit war ich über eine Werbeüberschrift der Stiftung Warentest (Finanztest) gestolpert: "Das Meiste herausholen". Worauf stützt sich diese reformierte Großschreibung, ist sie wirklich regelkonform?
Hier die relevanten Abschnitte aus dem amtlichen Regelwerk:
§ 57: "Wörter anderer Wortarten schreibt man groß, wenn sie als Substantive gebraucht werden (= Substantivierungen)." "Die folgende Aufgliederung der Großschreibung von Substantivierungen ist nach Wortarten geordnet." § 57 (1): "Substantivierte Adjektive und adjektivisch gebrauchte Partizipien, besonders auch in Verbindung mit Wörtern wie alles, allerlei, etwas, genug, nichts, viel, wenig" "Unbestimmte Zahladjektive (siehe aber auch § 58(5)), zum Beispiel: Den Kometen haben Unzählige (Ungezählte, Zahllose) gesehen. Ich muss noch Verschiedenes erledigen. Er hatte das Ganze rasch wieder vergessen. Der Kongress war als Ganzes ein Erfolg. Das muss jeder Einzelne mit sich selbst ausmachen. Anita war die Einzige, die alles wusste. Alles Übrige besprechen wir morgen. Er gab sein Geld für alles Mögliche aus."
Danach wäre das Meiste in der Tat regelkonform. Es bleibt, das "aber" zu prüfen:
§ 58: "In folgenden Fällen schreibt man Adjektive, Partizipien und Pronomen klein, obwohl sie formale Merkmale der Substantivierung aufweisen." § 58 (5): "die folgenden Zahladjektive mit allen ihren Flexionsformen: viel, wenig; (der, die, das) eine, (der, die, das) andere"
Dies steht der Schreibung das Meiste nicht entgegen, sie ist also in der Tat regelkonform. – Es geht aber noch weiter:
§ 58 E4: "Wenn der Schreibende zum Ausdruck bringen will, dass das Zahladjektiv substantivisch gebraucht ist, kann er es nach § 57(1) auch großschreiben, zum Beispiel: Sie strebte etwas ganz Anderes an. Die Einen sagen dies, die Anderen das. Die Meisten stimmten seiner Meinung zu."
Damit ist die GKS unbestimmer Zahladjektive letztlich völlig freigestellt. (Wie weitreichend sind eigentlich die Konsequenzen dessen? Ist das schon mal jemandem aufgefallen?)
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA
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Dieser Beitrag wurde am 29.10.2011 um 16.26 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=266#8238
"Sommerzeit endet heute Nacht" (newsticker.de, heute): Bisher hatte ich der den Schulkindern vorgeschriebenen eigenartigen Großschreibung von "Nacht" hier eine gewisse Logik angedacht; schließlich schreiben wir den adverbialen Akkusativ "Sonntag" ja auch groß (und ich wurde vor vielen Jahrzehnten von meinem Deutschlehrer darauf aufmerksam gemacht, daß meine hier damals versuchte Kleinschreibung — parallel zum ja ebenfalls adverbialen Genitiv "sonntags" — nicht richtig sei). Aber da ist schon ein Unterschied bei "nacht" a. verglichen mit dem *Namen* Sonntag, und b. bei der adverbialen Erweiterung von "heute" durch "nacht".
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Manfred Riemer
Mannheim
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Dieser Beitrag wurde am 29.10.2011 um 21.13 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=266#8240
Auch der heutige Mannheimer Morgen schreibt in seiner Wochenendbeilage auf der Kinderseite (S. 9): "Heute Nacht ... werden die Uhren von Sommer- auf Winterzeit umgestellt." Das große Adverb tut mir auch immer in den Augen weh, und außerdem läßt der MM die Kinder im unklaren darüber, was eigentlich die normale Zeit ist – eine "Winterzeit" als Uhrzeit gibt es bei uns nicht. Aber es kommt noch besser:
"Ging die Sonne vorher gegen 18 Uhr unter, tut sie es nach der Umstellung schon um 17 Uhr. Vergesst also nicht, eure Uhren umzustellen, sonst seid ihr immer eine Stunde zu spät dran."
Wer vergißt, seine Uhr umzustellen, und sich weiter nach der Sommerzeit richtet, für den macht die Sonne keinen Sprung über den Himmel, sondern für ihn geht sie auch weiterhin gegen 18 Uhr unter. Er kommt also ganz pünktlich zum Sonnenuntergang. Fängt aber Montag morgen um acht die Schule an und seine Uhr zeigt immer noch Sommerzeit, dann ist es in Wirklichkeit erst um sieben, er ist also nicht eine Stunde zu spät, sondern eine Stunde zu früh dran.
Weil wir gerade bei der Urzeit sind – wenige Zeilen darunter schreibt der MM "Neues über Mammuts" (Fettmarkierung von mir):
"Aber auch Menschen, die vor 13000 Jahren die großen Tiere gejagt haben, sollen Schuld am Aussterben gewesen sein. Herausgefunden haben das die Forscher, in dem sie sich Mammut-Stoßzähne genau angeschaut haben."
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