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»Darf man so sagen – oder schreiben?«


Beiträge zum Thema

»Löß vs. Löss
Schreib, wie du sprichst!«

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Dieser Beitrag wurde am 29.09.2008 um 17.59 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=204#3963


Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.09.2008 um 23.58 Uhr

Heute mußte ich meiner Enkeltochter, 2.Schuljahr, erklären, daß man zwar [Stüft] sagen kann, aber "Stift" schreiben muß. Ich werde ihr noch mehr solcher Wörter erklären müssen: [Kürsche, Kürche usw.]


Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 26.09.2008 um 20.27 Uhr

Die Schreibweise einerseits nach der Aussprache, andererseits einheitlich regeln zu wollen, kann nicht funktionieren. Jeder spricht anders, jeder hört anders. Nehmen wir das Wort "Fußball". Mehrmals laut vor sich hingesprochen ist schwer zu entscheiden, ob das u nun lang oder kurz klingt. Wohl etwas dazwischen, oder beim einen so, beim anderen anders.
Noch einmal, wenn die Aussprache Richtschnur für das Schreiben ist, entsteht eine Vielzahl regionaler Varianten. Ergebnis ist eine Art Individualorthographie, wie sie wahrscheinlich weit vor Duden üblich gewesen ist und heute in den Schulen fröhliche Urständ feiert. (Eltern von Grundschülern bekommen allen Ernstes von manchen Lehrkräften nahegelegt, ihre Kinder keinesfalls zu Hause in Sachen Orthographie anzuleiten oder gar zu korrigieren. Sie könnten sonst die Lust am Schreiben verlieren.) Jeder schreibt also wie er's hört, und eben jeder anders. Gut, daß wir einander wenigstens mündlich verstehen. Und für die überregionale und zeitlich verschobene Kommunikation gibt es Film, Fernsehen, Telefon, Internet und vielleicht bald schon Pfiffigeres. Wozu denn da überhaupt noch Schrift? Wozu Bücher?


Kommentar von Germanist, verfaßt am 26.09.2008 um 17.27 Uhr

Als Schüler habe ich in Niedersachsen "Löß" mit langem "ö" gelernt. Deshalb vermute ich, daß es in Süddeutschland mit kurzem "ö" gesprochen wird und deshalb der Duden reformiert "Löß" und "Löss" erlaubt.


Kommentar von Paul Westrich, verfaßt am 26.09.2008 um 16.33 Uhr

Lieber Herr Bärlein,

sorry! Ich wollte natürlich schreiben "mir ist die Aussprache mit langem Vokal zwar noch nicht begegnet..."


Kommentar von Urs Bärlein, verfaßt am 26.09.2008 um 16.05 Uhr

"Schließlich wird das ö in Löß kurz gesprochen" (Paul Westrich)

"...mir ist die Aussprache mit kurzem Vokal zwar noch nicht begegnet, auch nicht in meinem früheren Geologie-Studium..." (Paul Westrich)

Wie nun?


Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 26.09.2008 um 15.47 Uhr

Lieber Herr Westrich,

die Sache mit dem Spaß ist mir bekannt. Ein weiteres Beispiel ist "Geschoß", das z.B. in Bayern mit langem "o" gesprochen wird. Mit hinreichendem Enthusiasmus lassen sich sicherlich zahlreiche weitere Beispiele finden, die regional unterschiedlich gesprochen werden.


Kommentar von Paul Westrich, verfaßt am 26.09.2008 um 15.16 Uhr

Lieber Herr Bluhme,

mir ist die Aussprache mit kurzem Vokal zwar noch nicht begegnet, auch nicht in meinem früheren Geologie-Studium, aber angenommen, dies ist tatsächlich der Fall, dann müßten der Duden nach der RSR auch für Spaß zwei Schreibweisen "erlauben": Spass und Spaß, denn in Süddeutschland ist das a in diesem Wort ein kurzer Vokal.


Kommentar von Tobias Bluhme, verfaßt am 26.09.2008 um 14.29 Uhr

Lieber Herr Westrich,

meiner Erfahrung nach wird das "ö" in "Löß" zwar in der Regel kurz gesprochen, je nach Sprecher und dessen Tagesform aber auch häufig lang.


Kommentar von Glasreiniger, verfaßt am 26.09.2008 um 14.28 Uhr

Wer weiß schon, wie man Löß spricht? Das Wort dürfte den meisten zuerst geschrieben begegnen.


Kommentar von Paul Westrich, verfaßt am 26.09.2008 um 14.08 Uhr

In den vergangenen Tagen wurden mir Texte von drei Schülerinnen einer 12. Klasse zur Kontrolle eventueller fachlicher Fehler zugeschickt. (Die Texte werden später als Seminarbeit ausgedruckt und Dritten zugänglich gemacht.) Ich war entsetzt über die Vielzahl von Fehlern sowohl bei der Rechtschreibung (gemäß Reformschreibung) als auch der oft völlig willkürlich erscheinenden Kommasetzung. Da fanden sich u.a. auch solche Schreibungen wie "Beweiß". Interessanterweise war ein von mir vor der RSR verfaßter, in einem Buch zu findender Text unverändert zitiert, denn darin fand sich der Begriff "Lößhohlweg". Im Duden der 22. Auflage finde ich "Lössschicht, auch Löss-Schicht, auch Lößschicht (Geol.)". Wie soll da ein Schüler (pardon oder eine Schülerin) noch durchblicken? Schließlich wird das ö in "Löß" kurz gesprochen.
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