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»Rechtschreibung und -reform«


Beiträge zum Thema

»Trennung von st
Eine sinnvolle Neuregelung?«

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Dieser Beitrag wurde am 07.05.2008 um 22.30 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=182#3275


Kommentar von Kelkin, verfaßt am 07.05.2008 um 15.45 Uhr

Der wach-ste Fliesenleger wachs-te die näch-sten Flach-steine.
Man trennt immer die Stämme ab (wach-, wachs-, nah-, flach-), dann müsste das auch ohne staatliche Handreichung oder Händeklatschen gehen.


Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 07.05.2008 um 11.02 Uhr

Sie flachs-ten mit flachs-ten Witzen


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 07.05.2008 um 10.59 Uhr

Ein Nachtrag: Läßt man die Trennung von st zu, führt man im Grunde auch Heyse ad absurdum. Nimmt man nämlich den Begriff "Silbentrennung" ernst, muß das s dann ja zur ersten Silbe gehören. Und da das dann auch der Wortstamm ist und kein Kompositum, kollidiert das mit der S-Regel.
Als Folge erhält man Schreibungen wie "Kisste" und "Kloßter". Ein Gebot der Logik...
Aber die Reformbefürworter biegen sich das schon zurecht.


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 07.05.2008 um 10.19 Uhr

Ich möchte Frau Pfeiffer-Stolz zustimmen und meinen Beitrag erweitern. Auch ich sehe das "richtige" st als Lauteinheit an.
Hätten wir in der Antiqua ein langes s (warum hat sich das eigentlich nur im ß erhalten?), wäre das erstens augenfälliger, und zweitens hätte wohl niemand gefordert, das st trennen zu dürfen.

Und wie singen die Kinder? "Es war so finnn-ster und auch so bitterkalt."


Kommentar von Karin Pfeiffer-Stolz, verfaßt am 07.05.2008 um 09.47 Uhr

Manfred Riemer:
„Mich würden Klos-ter, Kis-te und Mus-ter eigentlich gar nicht stören, hier würde ich sogar zugeben, daß sie besser aussehen als nach der traditionellen Trennregel.“

Meinem Gefühl nach – belegen kann ich es nicht – bildet das st in den meisten Fällen eine Klangeinheit, ist also so eine Art „kompakter Laut“, wenn ich das so frei formulieren darf. Trennungen wie „Kis-te“ irritieren mich persönlich sehr wohl. Der Klang, den man beim Lesen immer im Ohr hat, ist bei „Kis“ ein anderer als bei „Ki“. Der Buchstabe „s“ am Silbenende erhält einen Stellenwert, den er nicht hat, wenn das Wort in seiner Ganzheit gesprochen wird. Das kann man ausprobieren, wenn man laut spricht.
Möglicherweise spielt bei der Nichttrennung des st halt doch auch etwas eine Rolle, das noch nicht ausreichend beleuchtet wurde (und vielleicht rational nicht auf Anhieb erkennbar ist). Bei den Superlativen (kleins-te, engs-te, schwächs-te usw.) wird ganz deutlich, wie wichtig es ist, das „st“ als Einheit zu behandeln, also NICHT zu trennen. Dem Lesenden wird dadurch sogleich der Wortstamm kenntlich gemacht.
Während ich dies schreibe, kommt mir der Gedanke, daß gerade folgendes einer der gewichtigsten Gründe für die Nichttrennung sein könnte: der Schreibende will und kann nicht immer in grammatischen Dimensionen denken („Ist das ein Superlativ oder nicht?“), deshalb entwickelte sich allmählich der Brauch, das „st“ halt überhaupt nicht zu trennen, woraus sich dann eine Regel entwickelt. Die Konstruktion einer Ligatur könnte damit erst die Folge einer bereits bestehenden Gewohnheit gewesen sein. Kausale Zusammenhänge sind vielfältig und im nachhinein oft schlecht zu bewerten. Und hinter jeder Ursache steht, denkt man nur genügend lang darüber nach, eine andere. Die Kausalketten werden immer länger.

Für mich ist immer wieder verblüffend, wie wenig wir im Grunde wissen, und wieviel Wissen man sich selbst gelegentlich anmaßt.


Kommentar von R. M., verfaßt am 07.05.2008 um 08.34 Uhr

Gängster?


Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 07.05.2008 um 01.39 Uhr

Mich würden Klos-ter, Kis-te und Mus-ter eigentlich gar nicht stören, hier würde ich sogar zugeben, daß sie besser aussehen als nach der traditionellen Trennregel.
Fens-ter, Förs-ter, Gängs-ter und Pfings-ten gefallen mir schon weniger, könnte ich aber auch noch verkraften.
Ganz abscheulich und unmöglich aber finde ich kleins-te, engs-te, schwächs-te, neus-te usw., aber auch Wörter wie Demons-tration, ...

Daß "trenne nie st" aus Frakturzeiten stammt, ist meiner Meinung nach nur die halbe Wahrheit. Wenn man konsequent nach dieser einfachen Regel trennt, trennt man einfach in den meisten Fällen besser bzw. richtig. (Solche Fälle wie Haus-tür liegen ja wohl eindeutig unter der Gürtellinie.)


Kommentar von Marco Mahlmann, verfaßt am 06.05.2008 um 17.22 Uhr

Uns wurde früher der Merksatz, daß man kein st trennen solle, als Beispiel für Quatsch vorgehalten, da es ja etliche Fälle gebe, bei denen man es sehr wohl trennen könne.

Ich glaube, der Satz stammt aus Frakturzeiten, und da stimmte er auch. Das st mit langem s (ich hatte an anderer Stelle Probleme damit, deshalb lasse ich es hier, es zu setzen) wird nicht getrennt, das mit rundem s, das eigentlich nur ein scheinbares st ist, schon.

Ich spreche beide Fälle auch unterschiedlich. Ich sage "Fen-ster" und "Haus-tür" - obwohl ich Hochdeutsch spreche. Im Schwäbischen wird es mit "Fenschter" und "Hausdür" noch deutlicher.

Ganz absurd wird die Neuregelung dort, wo eine lange Silbe vor dem st steht: "Kloster". Wie wird man denn bei flüchtigem Lesen "Klos-ter" aussprechen?


Kommentar von Kennst Duden?, verfaßt am 06.05.2008 um 17.17 Uhr

Nun, lieber Germanist,

genau daran entzündet sich ja meine "Kritik": Diese Unterscheidung ist nicht morphologisch, sondern rein typographisch, fast schon hätte ich gesagt, typokratisch.

Ich habe nur Hobbywissen vorzuweisen, was die Germanistik angeht, doch von Typographie verstehe ich wohl etwas mehr als der Durchschnitt. Was ist bei der Trennung von "er-ste" bitte morphologisch?


Kommentar von Germanist, verfaßt am 06.05.2008 um 16.30 Uhr

Eine morphologische Trennung (nach Einzelwörtern) ist wesentlich leseverständlicher als eine Sprechsilbentrennung. Soviel Lesekomfort sollte sein, außer die Trennung soll satirisch gemeint sein. In Bewerbungsschreiben kann man damit seinen Bildungsgrad heraushängen lassen.


Kommentar von Kennst Duden? (= Philip Köster), verfaßt am 06.05.2008 um 16.06 Uhr

In der Grundschule haben wir gelernt: "Trenne nie das s vom t, denn es tut den beiden weh."

Es ist erlaubt, diese Regel zu hinterfragen. Vermutlich gab es früher einmal schlicht technische Probleme mit st-Ligaturen. Ich wüßte auch nicht, warum man damit heute noch Grundschüler belästigen sollte.

Wenn moderne Textverarbeitungen neuerdings "Frühs-tück" und "Rinns-tein" (wie etwa Microsoft Word) trennen, ist das nicht unbedingt ein Zeichen eines schlechten Regelwerks, sondern eher schon ein Zeichen schlechter Programmierung. Was sagen denn die Germanis-ten dazu? Ich kann mit "bes-ten", "Kas-te", "Wes-te" und "ers-te" sehr gut leben. Es erfordert ein wenig Umübung, aber das war's.

Viel Gutes läßt sich über diese Reform nicht berichten. Aber diese Neuregelung finde ich zur Ausnahme wirklich sinnvoll.
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 26.05.2008 um 16.16 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=182#3386


Über meinen Gängster mußte ich lachen. Ist wahrscheinlich durch den davorstehenden Förster passiert.

Aber warum schreibt man eigentlich nur Eindeutschungen aus dem Französischen mit Umlaut (Räson, Frisör, Parfüm), und nicht auch aus dem (Pseudo-)Englischen? Händi würde mir z.B. auch gut gefallen.
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Horst Ludwig
St. Peter, MN, USA

Dieser Beitrag wurde am 26.05.2008 um 17.45 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=182#3388


@ #3386: Mir auch. Ich hab's sogar mal öffentlich getan, mußte dann aber lernen, daß "Handy" eben nicht aus dem Englischen kommt. Aber zur eigentlichen Sache: Parfüm benutzen wir schon lange, länger noch als Fotoapparate, während der Goalee bei uns durchs erhöhte Selbstbewußtsein neumodisch daherredender Medien- und anderer gewichtiger Fachleute erst vor kurzem uns zusätzlich zum normalen Torwart ins Tor gestellt wurde, dem sowieso seit einiger Zeit schon der Goalkeeper zur Seite steht.

Natürlich hat es bei der Schreibanpassung nicht geholfen, daß der Einfluß des Englischen erst vor einem halben Jahrhundert stark wurde, als also nach dem Zweiten Weltkrieg der Drang, deutsche Bezeichnungen für neu Eingebürgertes aus dem Ausland zu finden, bei vielen in Verruf geraten war. Daß unsere Kekse vom englischen "cakes" kommen, zeigt aber, daß wir Ihre Frage auch mal auf anderen Wegen angingen (auch wenn Kekse und "cakes" nur noch wenig miteinander zu tun haben). Ich würde der Sache Zeit lassen. Dafür plädiere ich jedenfalls mit der mir eigenen Autorität. Auf keinen Fall jedoch sollte man diese Sachen Duden- und ähnlichen Authoren zur Entscheidung überlassen (zumal ja auch im Englischen das "h" hier "eigentlich falsch" ist).
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Manfred Riemer
Mannheim

Dieser Beitrag wurde am 31.10.2012 um 23.44 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=182#9630


Der Mannheimer Stadtteil Vogelstang liest sich heute im MM (S. 28) wegen der neuerdings erlaubten Trennung von st so: Vogels-
tang.

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Robert Roth
Gau-Algesheim

Dieser Beitrag wurde am 20.04.2013 um 17.30 Uhr eingetragen.
Adresse: http://www.sprachforschung.org/forum/show_comments.php?topic_id=182#10204


Für die texanische Kleinst-adt West...

DIE WELT KOMPAKT

Wollte der Schreiber gar die Trennung s-t vermeiden?
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