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19.07.2005
 

»Von Herzen links«
Frau Nahles vom SPD-Milchmädchenflügel

Kapitalismuskritik 2005: Für die »Wortführerin der SPD-Linken« (Focus online) bedeutet das auch den Schulterschluß mit den Großkonzernen Bertelsmann und Holtzbrinck.

Andrea Nahles (35 und – ausgerechnet – Germanistin) tritt in Ihrer Kolumne für Focus (Burda-Konzern) dafür ein, den Widerstand der unabhängigen Verlage, die zu Hunderten gegen die Rechtschreibreform protestiert haben und protestieren, zu brechen.

Sie tritt natürlich nicht wissentlich dafür ein. Sie weiß vermutlich gar nicht, worum es geht. Sie weiß nur soviel, daß sie »statt Du mit Großbuchstabe jetzt alles klein« schreiben »muss«. Und daß die deutsche Rechtschreibung dank der Reform jetzt »hundert Regeln weniger als früher« habe. Die Kandidatin für den stellvertretenden Parteivorsitz der SPD ist um ihren Sachverstand nicht eben zu beneiden.




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Kommentare zu »Frau Nahles vom SPD-Milchmädchenflügel«
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Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 21.09.2018 um 07.49 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#2011

Aus gegebenem Anlaß könnte man noch einmal an frühere Leistungen von Frau Nahles erinnern, wie hier dokumentiert.


 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 24.12.2013 um 13.35 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#1223

Ich betrachte Sprache als Verständigungsmittel, und deshalb sollte geschriebene Sprache für den Leser möglichst durch einmaliges Lesen verständlich sein und nicht erst nach mehrmaligem Lesen. Wenn es der Verständlichkeit dient (und somit auch der Wahrheitsfindung), darf meiner Meinung nach auch entgegen irgendwelcher Rechtschreibregeln geschrieben werden, weil die ja dauernd geändert werden. Wenn viele so schreiben, kann oder sollte das zur neuen Regel werden. Sapere aude, wage es, den Verstand zu gebrauchen.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2013 um 13.59 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#1222

Über die zwei Bedeutungen der Wortverbindung kann natürlich gar kein Zweifel sein; sie werden auch durch die Betonung unterschieden, die man freilich nicht lesen kann. Ich behaupte nur, daß die Verbzusatzkonstruktion (und nur um die geht es) sowohl getrennt als auch zusammengeschrieben so oft vorkommt, daß es unrealistisch wäre, die Zusammenschreibung als allein richtig vorzuschreiben.
Aber was rede ich! Es ist nach Jahren wieder mal dieselbe Diskussion, die ich mit meinem Wörterbuch (d. h. mit den kleinen Rundbogen zur Kennzeichnung fakultativer Zusammenschreibung von Verbzusatzkonstruktionen) entfacht hatte. Es gibt auch keine neuen Argumente. Nicht jede Bedeutungsunterscheidung kann und muß durch die GZS zum Ausdruck gebracht zu werden. Sobald man über den bekannten Kernbestand der Verbzusätze hinausgeht, wäre es schikanös, eine der beiden tatsächlich seit langem praktizierten Schreibweisen als allein richtig vorzuschreiben. Endloses Nachschlagen wäre die Folge. Und der Gewinn wäre nicht der Rede wert oder gar nicht zu erkennen.

Man muß lange überlegen, um einen Satz zu konstruieren, in dem davon kommen mißverstanden werden könnte. Deshalb lesen wir normalerweise selbst dann über die Getrenntschreibung hinweg, wenn wir persönlich Zusammenschreibung vorziehen und praktizieren.

In Rechtschreibprogramme kann man ohne weiteres jeweils eine Variante als allein gültige (alleingültige?) einbauen, aber vom menschlichen Schreiber kann man so etwas nicht verlangen – ohne den berechtigten Ruf nach einer Rechtschreibreform auszulösen.

 

Kommentar von Manfred Riemer, verfaßt am 23.12.2013 um 13.26 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#1221

Es gibt zwei Bedeutungen von davon:
– von da (hier)her: davon kommen = die Wirkung von etwas sein
– von da (hin)weg: davonkommen = entkommen

Im ersten Fall wird der Ort (da) bzw. die Ursache entweder explizit mitgenannt oder als bekannt vorausgesetzt, im zweiten Fall ist der Ort egal, es geht nur um die Flucht, das Entkommen.
So würde ich es jedenfalls unterscheiden und schreiben, aber es mag schon sein, daß es oft auch anders gesehen wird.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 23.12.2013 um 12.42 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#1220

Wirklich? Ich zweifle nicht an Ihrer Aufrichtigkeit, aber wir sind ja alle ziemlich empfindlich und überempfindlich geworden und bilden uns manchmal etwas ein. Wenn man die Aufmerksamkeit auf etwas richtet, was normalerweise ohne besondere Aufmerksamkeit geschieht und wahrgenommen wird, hört man das Gras wachsen.

In der That, meine geduldigen Freunde, ich will es euch sagen, was ich da unten wollte, hier in dieser späten Vorrede, welche leicht hätte ein Nachruf, eine Leichenrede werden können: denn ich bin zurück gekommen und – ich bin davon gekommen.

Wetten, daß wir alle schon hundertmal solche und ähnliche Texte gelesen haben, ohne im geringsten zu stutzen? An meinem Beispiel sehen Sie natürlich gleich, daß der Text 19. Jahrhundert ist, aber auch aus dem 20. Jahrhundert könnte man tausend Stellen beibringen. Googeln Sie mal nach beiden Schreibweisen.

 

Kommentar von stefan strasser, verfaßt am 23.12.2013 um 10.05 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#1219

Bei mir bewirkte die Getrenntschreibung ein zweimaliges Lesen, ob ich den gemeinten Sinn beim ersten Mal eventuell falsch verstanden habe.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2013 um 18.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#1218

In der Verbindung Das kommt davon (Dat kommt von dat!) wird es ja auch anders betont, und hier würde niemand auf Zusammenschreibung tippen. Die von mir vertretene, empirisch belegte fakultative Getrennt- und Zusammenschreibung bezieht sich natürlich nur auf die Verbzusatzkonstruktion.

 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 22.12.2013 um 15.04 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#1217

Noch eine Faustregel: Wenn das Subjekt eine Person ist, würde ich "davonkommen" schreiben, wenn das Subjekt eine Sache ist, würde ich "davon kommen" schreiben. Es sind zwei ganz verschiedene Bedeutungen.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 22.12.2013 um 05.45 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#1216

Ausdrückliche Absicht war es nicht, ein Versehen aber auch nicht. Man kann es so oder so schreiben. Diese Intuition (bzw. Leseerfahrung) ist ja auch in meinem Wörterbuch festgehalten.

 

Kommentar von Klaus Achenbach, verfaßt am 21.12.2013 um 18.31 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#1215

Ist die Getrenntschreibung "davon gekommen" Absicht? Ich hätte ja zusammengeschrieben.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 18.12.2013 um 18.16 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#1214

Sind wir noch einmal davon gekommen? Nahles hätte ja auch Bundesbildungsministerin werden können. Aber ihre ersten Äußerungen als Arbeitsministerin sind auch nicht ohne:

"Wir müssen Vollzeit neu definieren. Mit dem Anwesenheitswahn muss Schluss sein, denn Familien brauchen auch Zeit", sagte Nahles der "Bild"-Zeitung. Wenn in Betrieben stärker teamorientiert gearbeitet werde, könne man sich selbst in Spitzenjobs gegenseitig vertreten. "Dann ist es möglich, dass Papa oder Mama auch mal nachmittags nach Hause gehen, wenn sie das Krippenspiel ihres Kindes anschauen wollen", sagte Nahles. (General-Anzeiger 18.12.13)

Betriebswirtschaft kann sie also auch. Anwesenheitswahn hätte Wort des Jahres werden sollen. Und die Rede von Papa, Mama, Krippenspiel deutet auf eine Fortsetzung ihres früheren Geplappers hin. Wenn sie sich nach Steinbrückscher Art nicht verbiegen lassen will, könnte es ihrer Partei peinlich werden.

 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 05.12.2012 um 13.34 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#996

Das Wort "sogenannt" mit der Bedeutung "angeblich" wird wieder benötigt: "Der sogenannte Rechtsstaat Bayern".

 

Kommentar von Germanist, verfaßt am 29.11.2012 um 18.36 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#994

spiegel.de 29.11.12: "Der BMW SUV X5 gehört zu den meist gestohlenen Autos."

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 19.11.2012 um 08.30 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#992

Argumente, auch die besten, sind machtlos gegen Interessen. (Das Sein bestimmt das Bewußtsein.)
Ich vermute, daß flächendeckende Fremdbetreuung auch die Möglichkeit eines Vergleichs unterbinden soll (wie bei der Rechtschreibreform). Nicht auszudenken, wenn sich Familienerziehung als die bessere Option herausstellen sollte! (Ich spreche rein hypothetisch, wie gesagt.)

Man stellt auch unfairerweise die ideale Kita (die es nicht gibt) der gar nicht idealen Migrantenfamilie gegenüber (die es gibt).

 

Kommentar von Gassenreh, Jakob, verfaßt am 18.11.2012 um 16.53 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#991

Das Betreuungsgeld nützt der Sprach- und der kognitiven Entwicklung.
Denn ein bezüglich der sehr frühen Krippenaufbewahrung nicht ausreichend beachtetes Problem (neben Stresshormonausschüttung und damit reduzierter Neurogenese, sowie Mangel an Langsamen-Wellen-Schlaf und damit verminderter Wachstumshormonproduktion) ist die mögliche Störung bzw. Verzögerung der frühkindlichen Sprachentwicklung mit der Folge von Lese- und Rechtschreibstörungen und letztlich ungünstiger kognitiver Entwicklung.
Für unsere Zukunft ist es unsinnig, die jungen Mütter für momentan scheinbar dringend benötigte Arbeitskräfte (und um, parteipolitisch gewollt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu dokumentieren) aus der Familie zu entfernen und dadurch die wichtigste Resource, welche unser Volk besitzt, nur ungenügend sprachlich und kognitiv entwickelt zu ernten. (Siehe Ärztereport der Barmer Ersatzkasse vom Januar 2012 mit bereits jetzt schon ca. 40% sprachgestörten Kindern im Alter von 5-6 Jahren [Gründe: Zunahme Tagesmütter; enorme Lärmpegel in Kitas]; logopädische Behandlungskosten etwa 1 Milliarde Euro).

Bereits ab der 20. Gestationswoche hört der Foet im Mutterleib die Mutterstimme und ist nach der Geburt massiv darauf fixiert, sodass eine längere (max. bis zu 3 Jahren) dyadenspezifische Beziehung zwischen diesen beiden Personen notwendig ist, zumal in diesem Zeitraum zumindest zwei kürzere Phasen besonders begierigem Sprechlernen des Kleinkindes individuell verschieden auftreten (siehe Buch: „Vergewaltigung der menschlichen Identität; über die Irrtümer der Gender-Ideologie“).

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 09.11.2012 um 10.27 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#990

In der Süddeutschen Zeitung, die sich besonders auf das Betreuungsgeld eingeschossen hat, lese ich das nachgereichte Argument, das Betreuungsgeld fehle dann den dringend notwendigen Kindertagesstätten. Aha!
In Bayern droht die Koalition an den Studiengebühren zu zerbrechen: Die CSU, die sie mit großem Trara eingeführt hat, will sie mit einem ebensolchen wieder abschaffen, die FDP hält daran fest, weil es so im Koalititonsvertrag steht.
Die Uni-Präsidenten argumentieren, die Studiengebühren dienten längst der Grundfinanzierung und seien keineswegs nur ein netter Zuschuß. Sie verlangen vollen Ersatz bei Abschaffung. Das haben wir uns damals auch schon so gedacht.

 

Kommentar von Marco Niemz, verfaßt am 09.11.2012 um 05.32 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#989

Das fürchte ich allerdings auch. Es ist ja eine Illusion, von der Unabhängigkeit des Bundesverfassungsgerichtes auszugehen. Aber erst mal die nächste Bundestagswahl abwarten.

 

Kommentar von R. M., verfaßt am 08.11.2012 um 23.53 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#988

Daß eine Argumentation offenkundig absurd ist, heißt noch lange nicht, daß sie keine Aussichten hat, in Karlsruhe dankbar aufgegriffen zu werden.

 

Kommentar von Marco Niemz, verfaßt am 08.11.2012 um 19.38 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#987

Da könnte man genauso gut (und mit vermutlich noch größeren Chancen) eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht einreichen, weil "der Staat mit der üppigen Finanzierung der Kindertagesstätten in die Wahlfreiheit der Familien eingreift, indem er die staatliche Kleinkinderverwahrung beziehungsweise die Entfremdung der Kinder von ihren Eltern finanziell einseitig belohnt und somit seine gebotene Neutralität verletzt“. Nahles' Argumentation ist absurd, aber was soll man von dieser Frau schon anderes erwarten.

Nur nebenbei: Ich war der Autor des von Mika Sander vor sieben Jahren zitierten Kommentars zum Focus-Artikel von Andrea Nahles. Nicht alles darin entsprach den Regeln der Rechtschreibreform von 1998, aber ein wenig Polemik durfte in diesem Zusammenhang ja sicherlich sein.

 

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 05.11.2012 um 15.37 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#986

„Wir werden das Betreuungsgeld verhindern. Sollte es tatsächlich verabschiedet werden, wird die SPD eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht einreichen, weil der Staat mit dem Betreuungsgeld in die Wahlfreiheit der Familien eingreift, indem er das Fernbleiben aus der Kita einseitig finanziell belohnt und somit seine gebotene Neutralität verletzt“, sagte Nahles.



Das ist eine sonderbare Argumentation. Ich selbst habe zum Betreuungsgeld keine Meinung, möchte nur daran erinnern, daß der Staat die Fremdbetreuung von Kindern stark subventioniert, teils direkt durch den Unterhalt von Kindertagesstätten, teils durch Absetzbarkeit von Betreuungskosten bei der Steuer. Das dürfte wesentlich mehr ausmachen als das Betreuungsgeld. Die Frage, was hier "einseitig belohnt" wird, muß noch einmal neu gestellt werden.

Sprachlich ist noch interessant, was das Wort Herdprämie suggeriert, das sich soeben auch die ZEIT zu eigen gemacht hat. Man könnte meinen, die Regierungsparteien wollten die Frauen aus der Berufstätigkeit an den "Herd" zurückholen. Das kann ich nicht glauben.

 

Kommentar von www.swr.de, 11.05.2007, 16.43 Uhr, verfaßt am 11.05.2007 um 21.02 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#579

Andrea Nahles soll SPD-Vize werden

Die rheinland-pfälzische SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Nahles soll in die engste Führungsriege ihrer Partei aufsteigen. Aus SPD-Kreisen verlautete jetzt, SPD-Chef Kurt Beck sähe die dem linken Flügel angehörende Nahles gerne als Partei-Vize.

Außer der SPD-Linken aus Mayen soll Außenminister Frank-Walter Steinmeier in das Führungsgremium einziehen. Für einen wichtigen Posten für Nahles hatte sich Beck schon frühzeitig ausgesprochen.

 

Kommentar von BILD, verfaßt am 15.08.2005 um 17.21 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#166

»Verlierer: Andrea Nahles

Die Bundestagsabgeordnete Andrea Nahles (35) kämpft in ihrer Kolumne „Von Herzen links“ (Focus.de) für die Schlechtschreibreform, wettert gegen Verlage, die klassisch schreiben. Doch die studierte Literaturwissenschaftlerin macht in ihrer Streitschrift für die vermeintlich leichteren Regeln selbst schwere Fehler: Statt ,dass‘ schreibt sie zum Beispiel mehrmals ,das‘.

BILD meint: Wer im Glashaus sitzt ...«


( BILD, 15.8.05 )

 

Kommentar von Mika Sander, verfaßt am 01.08.2005 um 22.48 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#150

Die sich so vehement für die Reform einsetzende Germanistin Andrea Nahles von der SPD scheint in der Tat ein nicht unerhebliches Rechtschreibproblem zu haben. Obwohl sie auf ihren "100-Regeln-mehr"-Blog hin von einem halben Dutzend Kommentatoren auf ihre fehlerhafte das/dass/daß-Schreibung hingewiesen wurde, scheint sie das Übel nicht in den Griff zu bekommen, wie ihr letzter Beitrag zeigt:

"Was ist dein zentrales Thema in der Politik und warum?

Das jeder Mensch frei ist und das jeder Mensch unabhängig von seiner sozialen Herkunft die eigenen Fähigkeiten voll entfalten kann, das sind meine wichtisten Ziele. Mir wurde schon früh bewußt, das Freiheit und gleiche Lebenschancen für alle nicht vom Himmel fallen. Dazu braucht es Menschen, die zusammen halten."

Frau Nahles demonstriert beeindruckend, daß gegen individuelle orthographische Leistungsschwäche offenbar auch die Reform kein Heilmittel ist – ihre eigenen Fähigkeiten wurden dadurch jedenfalls noch nicht recht entfaltet.

Die Chuzpe der gerade promovierenden Literaturwissenschaftlerin Nahles, sich zur Reform überhaupt nur zu äußern, ist schon erstaunlich. Aber zu gerne würde ich einmal einen Blick in Schriftstücke werfen, die von den Kultusministern persönlich – nicht von ihren Sekretärinnen – verfaßt wurden…

http://blog.focus.msn.de/nahles/archives/47#more-47


 

Kommentar von Mika Sander, verfaßt am 22.07.2005 um 21.11 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#147

Irgendwo wurde hier vor einigen Tagen nach einem Text gefragt, der die Neuschreibung in ihrer schönsten Absurdität darstellt. Ich füge deshalb (hoffentlich erlaubtermaßen) einen Text ein, den ein Focus-Leser als Antwort auf Frau Nahles' Artikel geschrieben hat:


"Es tut mir Leid, dass die Aufsehen erregende, aufwändige und im Allgemeinen nicht geliebte so genannte Augst`sche Recht-Schreib-Reform hier zu Lande mithilfe der Kultus-Minister und einer Hand voll weit gehend selbst ernannter Sprach-Reformer mit weit reichenden Folgen vor Längerem im Wesentlichen eingeführt wurde und dies, ohne ein Mal politisch ernsthaft infrage gestellt worden zu sein und ohne dass man sich wirklich mit der nahe liegenden Frage auseinander gesetzt hätte, ob sie uns wohl auch wirtschaftlich wohl tut. So wenig viel versprechend der geheim gehaltene Beginn war, so viel wohl bedachte Kritik folgte. Ein Ergebnis hoch stehender, hoch entwickelter und wohl überlegter Sprach-Forschung war das nicht und die Vernunft ging dabei Pleite und Konkurs. Man sollte Acht geben, zu wie viel Unsinn diese wichtig tuenden, von einem wohl bekannten Medien-Konzern dirigierten nicht selbstständigen Tollpatsche noch im Stande sind, die sich nicht im Klaren darüber sind, welchen gräulichen Unsinn sie verschuldet haben. Wird man dem endlich Halt machen oder wird die übereilt fertig gestellte deplatzierte Reform eine Zeit lang weiter bestehen? Was für eine Ekel und Furcht erregende Obrigkeits-Gläubigkeit und Beamten-Hörigkeit sich hier zu Lande rechts wie links zurzeit mal wieder zeigt. Deutsch zu schreiben, wird zum Witz.

Marco Niemz am 21. Juli 2005 - 19:47 "


 

Kommentar von Sigmar Salzburg, verfaßt am 22.07.2005 um 17.18 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#146

Der Schuß von Frau Nahles ging nach hinten los, und sie hat nun „derzeit fast keine Lust mehr auf diesen Blog".
Wie gut aber, daß es endlich mal einen deutschen Sänger gibt, der die Freiheit der neuen Rechtschreibung zu schätzen weiß und nebenbei auch gleich ein bißchen Reklame für die Medien, Duden und Reader's Digest machen darf.


 

Kommentar von Mika Sander, verfaßt am 20.07.2005 um 21.08 Uhr  
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#143

Zitat aus dem Artikel der Literaturwissenschaftlerin Andrea Nahles:

"Nicht die Tatsache, das 1,3 Millionen Kinder in Sozialhilfe leben, das wir immer noch zu wenig Kinderbetreuungsmöglichkeiten haben oder der braune Sumpf in Deutschland nicht auszutrocknen ist.... Nein, es geht um einige "ß" oder "sss" oder was auch immer."

Daß sie in der Tat nicht weiß, um was es geht, hat Frau Nahles in ihrem Beitrag praktisch-orthographisch durchaus überzeugend demonstriert - ihres koketten Schlußsatzes ("Für etwaige Rechtschreibfehler bitte ich schon im Voraus um Verzeihung") hätte es da gar nicht bedurft.

"Aber es ärgert mich noch mehr, wenn Herausgeber deutscher Zeitungen und einige Länderchefs gemeinsame Vereinbarungen und Gesetze mit einem Federstrich vom Tisch fegen wollen".

Daß Frau Nahles den Erlaß der KMK für ein Gesetz hält, hat vielleicht mit ihrem Staatsverständnis zu tun.

Beeindruckend allerdings, welchen Riesenkübel geballter Wut Frau Nahles übergeschüttet kriegt in den Kommentaren großenteils überraschend sachkundiger Focus-Leser. Sie könnte einem schon fast wieder leid tun.

 

Kommentar von Walter Lachenmann, verfaßt am 19.07.2005 um 21.55 Uhr   Mail an
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=69#142

E-Post an Frau Nahles:

Liebe Frau Nahles,

"von Herzen links" zu sein, ist eine sympathische Sache, es verpflichtet aber auch. Nämlich dazu, sich intellektuell und gesellschaftspolitisch verantwortungsvoller zu verhalten, als die anderen, die dies nicht sind. Dazu gehört, daß man sich über ein Thema, zu dem man sich als politischer Mensch äußert, so gründlich wie möglich kundig macht.

Ihr heutiger Beitrag zur Rechtschreibreform läßt davon herzlich wenig erkennen. Zum einen ist es nicht gerade sachlich, wenn Sie behaupten, die Rechtschreibreform brächte die Gemüter der Deutschen "so richtig in Wallung". Wo haben Sie denn das beobachtet? Glauben Sie tatsächlich, daß bei den täglichen (auch noch "aufgeregten") Gesprächen in den Betriebskantinen, den öffentlichen Verkehrsmitteln oder wo sonst die Menschen miteinander reden, die Rechtschreibreform auch nur die geringste Rolle spielt? Daß darüber mehr diskutiert würde, als darüber "das wir immer noch zu wenig Kinderbetreuungsmöglichkeiten haben oder der braune Sumpf in Deutschland nicht auszutrocknen ist" (es müßte, wie auch gleich später, selbstverständlich "daß" oder meinetwegen auch "dass" heißen, aber Rechtschreibung hat für Sie ja nach eigenem Bekunden keinen hohen Stellenwert, warum sollten ausgerechnet Sie als Literaturwissenschaftlerin diesen seit der Reform immer häufiger auftretenden Fehler NICHT machen.)

Die Rechtschreibreform ist aus keinem anderen Grunde jetzt wieder in die Diskussion geraten, als dem, daß sie von Grund auf verfehlt und mißlungen ist. Sie, liebe Frau Nahles, deklamieren wie ein getreuer Vasalle seiner geliebten linken Partei – die diese Parole nun einmal ausgegeben hat - ungeprüft die Behauptungen derer nach, die diese Reform sich ausgedacht haben und derer, die sich, ohne sie jemals ernsthaft auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen, politisch durchgesetzt haben und jetzt auf keinen Fall zugeben wollen, daß dies ein Fehler war und das genaue Gegenteil von dem bewirkt hat als möglicherweise tatsächlich beabsichtigt war. Ob es nun die tägliche Zeitung ist oder irgendwelche Werbedrucksachen, Verlautbarungen, Schriftstücke aller Art: Vor der Reform las man niemals derart absurde Schreibungen, die vielfach aus falscher Interpretation dessen entstehen, was man für die neue Rechtschreibung hält (deren Regeln in Wirklichkeit niemand begreifen oder gar erlernen kann, auch bei bestem Willen: es geht nicht nur um Dir und dir oder Kuß und Kuss).

Wenn Sie Ihre politische Verantwortung ernstnehmen und Ihre persönliche Integrität nicht einer kritiklosen Parteitreue hingeben wollen, dann befassen Sie sich doch bitte, bevor Sie sich dazu wieder öffentlich äußern, wirklich ernsthaft mit diesem Thema. Die Möglichkeit hierzu haben Sie zum Beispiel auf der Seite www.sprachforschung.org oder, noch besser, indem Sie ein Gespräch mit jemandem von der Kritikerseite, etwa von der Forschungsgruppe Deutsche Sprache, suchen.

Von jüngeren Menschen, die sich der Politik verschreiben, und erst recht solchen, die wie Sie "von Herzen links" sind, erwartet man eigentlich eine frische, intellektuell uneingetrübte und unbefangene Neugier im Umgang mit den tagesaktuellen Themen. Das Nachbeten der Parteiparolen sollten Sie ihren älteren Kolleginnen und Kollegen überlassen, deren Fähigkeit zu eigenständigem Denken durch die Friktionen einer langen Politikerexistenz wohl zwangsläufig starke Verschleißerscheinungen aufweist.
Walter Lachenmann am 19. Juli 2005 - 19:30

 

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